1897 / 138 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

Der Amtsgerichts Rath König in Schweidnitz ist zum Vorfitzenden der Schiedsgerichte der Arbeiterversicherung in Striegau ernannt worden.

erlin, den 11. Juni 1897. Der Minister für Handel und Gewerbe. In Vertretung: Lohmann.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗-Angelegenheiten.

Dem Ober⸗Bibliothekar an der Königlichen Universitäts⸗ Bibliothek zu Bonn Br. Hermann Rau ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Haus der Abgeordneten.

Bei dem Hause der Abgeordneten ist der bisherige Univerfitäts- Bibliothekar Dr. Wolfstieg als Bibliothekar, und der bisherige Bureau⸗-Hilfsarbeiter Reckmann als Kanzlei⸗Sekretär angestellt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Ges⸗Samml. S. 153) bringe ich hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß das im laufenden Steuerjahre kom mu nal⸗ abgabepflichtige Reineinkommen aus dem Betriebs⸗ jahre 1896 bei der Sstpreußischen Südbahn auf 1170 000 ½ festgestellt worden ist.

Berlin, den 12. Juni 1897.

Der Königliche .

Rosbe.

Bekanntmachung.

In Gemäßheit des 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetz Samml. S. 1652) wird . zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das im laufenden Steuer⸗ jahre kom munalabgabepflichtige Reineinkommen

der Cronberger Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1896 auf 30 144 M0 festgestellt worden ist. Frankfurt a. M., den 13. Juni 1897. Der Königliche w

Som bart.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz · Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:

I) der Allerhöchste Erlaß vom 12. April 1897, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die Don dem Kreise Samter neu erbaute und von ihm oder der Provinz 3 zu unterhaltende Chaussee ven dem Bahnhofe Kazmierz der

isenbahnlinie Meseritz=Posen nach Mlodasko zum Anschluß an die Posen · Schweriner Provinzialchaussee, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Posen Nr. 20 S. 197 ausgegeben am 18. Mai 1897;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 10. Mai 1897, betreffend die Herabfetzung des Zinsfußes der von dem Kreise Soldin auf Grund des Allerhöchsten Privllegiums vom 15. Juni 1881 ausgegebenen Anleihe⸗ scheine von 4 auf 34 oo, durch das Amtsblatt der Königlichen ö , Frankfurt a. O. Nr. 22 S. 177, ausgegeben am Juni 1897.

Angekommen: Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister der . Unterrichts- und Medizinal-⸗Angelegenheiten D. Dr. osse, aus dem Harz.

Abgereist:

Seine Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Prä⸗ rr, Relchsbank⸗Direktoriums Dr. Koch, dienstlich nach esien.

Aichtamtliches.

Dentsches Reich. Preußen. Berlin, 15. Juni.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten begaben Sich heute, am Todestage weiland Seiner Majestät des Kaisers Friedrich, Morgens gegen 3 Uhr nach dem Mausoleum bei der Friedenskirche zu Potsdam. Von ig Uhr an nahmen Seine Majestät der Kaiser und König im Neuen Palais den Vortrag des Chefs des Militärkabineis, Generals von Hahnke, und hierauf die Marine⸗Vorträge entgegen. Um 125 / Uhr empfingen Seine Majestät den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe und den Finanz-Minister Dr. von Miquel.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, ist gestern Abend hier eingetroffen. Morgen Vormittag um i Uhr wird Seine Königliche Hoheit als Herrenmeister des ö in r fene. Palais ein Ordens⸗Kapitel abhalten.

Die vereinigten Ausschüsse des Bun desr aths für 9 und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten usschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Elsaß Lothringen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Am 13. d. M. ied nach längerem von 40 Jah * 3

Wirkliche

Leiden im Alter ath im Auswärtigen Amt, Der Ver⸗

ren der vortragende

Legations⸗Rath Sonnenschein,

storbene trat nach bestandener großer juristischer Staats⸗

prüfung 1886 als

missar nach den Marshall-⸗Inseln entsandt. Auswärtige Amt zurückberufen,

die Stelle Amt und i tions⸗Rath

1885 in

; das Auswärtige Amt ein und wurde Vize⸗Konsul nach Apia und 1883 als Kom⸗ 1890 in das l wurde ihm im Februar 1891 eines 2 Hilfsarbeiters im Auswärtigen m Mai desselben Jahres der Charakter als Lega⸗ verliehen. Kurz darauf erfolgte seine Ernennung

zum Oberrichter bei dem Gouvernement fuͤr Deutsch⸗Ostafrika und im April 18354 seine Beförderung zum Wirklichen Lega—⸗

tions⸗Rath

und vortragenden Rath im Auswärtigen Amt,

In seiner zwölfjährigen Tat gt im Dienste des Aus⸗

wärtigen Amts hat sich der so im Inlande wie im Auslande durch stete Gewissenhaftigkeit vortragender

gehörte er

rüh Heimgegangene sowohl d flichttreue und sowie gute Leistungen wohl bewährt. Als ath, wie vorher als ständiger Hilfsarbeiter,

der Kolonial⸗ Abtheilung des Auswärtigen Amts

an, wo er infolge seiner in der Suͤdsee und in Ost⸗Afrika ge⸗ sammelten Erfahrungen ersprießliche Dienste geleistet hat. Ein ehrendes Andenken wird ihm im Auswärtigen Amt stets be⸗

wahrt bleib

Kiel,

en.

15. Juni. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin

Heinrich ist heute von hier nach Bremen abgereist und wird sich von dort an Bord eines Lloyddampfers zur Theilnahme an den Jubiläumsfeierlichkeiten nach England begeben.

Cronberg, 14.

Juni. Seine Majestät der König

von Dänemark stattete heute Ihrer Majestät der Kaiserin

Friedrich

einen Besuch ab und nahm an dem Diner theil. Sach sen.

Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Nachmittag von Sibyllenort in Leipzig eingetroffen.

Sessen.

Die Erste Kammer hat gestern den Antrag auf Pro⸗

roagation

treffend die

prozentig

des Finanzgesetzes sowie die Vorlage, be⸗ Kündigung und Umwandlung vier⸗ er Staats⸗-Anleihen, angenommen.

Oe fterreich⸗ Ungarn.

In einer am Sonntag in Hortschitz (Böhmen) vor

seinen Wählern gehaltenen Rede führte, dem,

folge, der Dr.

für die für die so hätten

Kramarz überaus bedeutungsvoll für Zukunft Bbstruktion mit Konzessionen

e W. T. B.“ zu⸗ Zweite Vize⸗Präfident des Abgeordnetenhauses aus, daß der gegenwärtige Zeitpunkt Desterreich und enischeidend des Landes sei. Sollten die Deutschen r belohnt werden, alle sozialen und nationalen Parteien einen

scharf vorgeschriebenen Weg. Darin liege das Problem

der Zukunft des Abgeordnetenhauses. „Die Czechen waren

weiter: bereit; viel Härten der

Redner sagte dann immer zum Friedensschlusse leicht lafsen sich durch kleine Abaͤnderungen die strengen Durchführung des Prinzips der Gleich⸗

berechtigung beider Landessprachen mildern, aber vom Prinzip

darf nichts nachgelassen werden.

Deutschen, männischen,

sondern Elemente, nationalen

der Versöhnung handlungen

: Fraglich ist jedoch, ob die bei denen gegenwärtig nicht die mäßigen, staats⸗ weitblickenden Elemente die Führung haben, denen die Czechen aus Gründen nicht verhandeln können, zur Die Czechen sind zu Ver⸗ Verständigung bereit, werden

mit

Ehre

sind. eine

bereit über

aber an keiner Verhandlung theilnehmen, welche die Auf⸗

hebung ode nung zur

egenwärtigen Obstruktisn nachgiebt,

iderstand

r auch nur die Suspension der Sprachenverord⸗ Voraussetzung hätte. Wenn die Regierung der muß sie sich auf den der Czechen gefaßt machen, der nicht geringer sein

wird als der Widerstand der Deutschen.“ Verschiedene Wiener Blätter von heute Morgen melden

aus Teplitz, etwa 509 letzterem Or sei, wobei

worden wären. In der

daß es am Sonntag, bei einem Ausfluge, welchen Sokolisten nach Karbitz unternahmen, in t zu einer Schlägerei mit den Deutschen gekommen auf beiden Seiten einige Personen verwundet

gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗

hauses brachte der Handels⸗-Minister von Daniel einen Gesetzentwurf über eine Eisenbahn-Investitions-Anleihe

ein, welch

gleichung der

e 123 008 896 Gulden betragen und zur Be⸗ schwebenden Schulden der Staatsbahnen,

fowie zur Deckung des Inyestitions⸗Bedarfs auf zehn Jahre

dienen soll. dann eine meinden ein,

Der Finanz-Minister von Lukacs reichte so⸗ Vorlage über die Steuerfreiheit der Ge⸗ für ihre Hypotheken und Obligationen

worauf der Minister⸗-Präsident Baron Banffy dem

Hause die Schlußabrechnung aus dem Jahre 1896 und einen Bericht über erforderlich gewesene Mehrausgaben im ersten

Quartal des Jahres 1897

hierauf in ungarisch

unterbreitete. Das Haus trat die Verhandlung über die Vorlage, betreffend die en Militärbikdungsanstalten, ein. Der

Gesetzentwurf wurde angenommen.

Frankreich.

Der Großfürst Sergius von Rußland stattete

gestern dem

Präsidenten Faure einen Besuch ab und beglück⸗

wünschte ihn zu dem günstigen Ausgange des gegen ihn ver⸗ übten Anschlags. Sämmtliche in Parls anwesenden Botschafter

und Gesandten sowie

zeichneten si Eine w erfolgt.

esetzt. 6

an.

Die Nachforschungen nach wurden die ganze Nacht hindurch und

Polizei ⸗Agenten stellten Nachfo und bei den Vermiethern möblierter Zimmer Der Minister des Innern Barthou wird für

ö zahlreiche Senatoren und Deputirte ch in die im Elysee ausliegenden Listen ein.

eitere Verhaftung ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, nicht dem Urheber des Attentats . früh fort⸗

ungen in den

den bei dem Vorfall von der Volkamenge schwer verletzten Polizei⸗Agenten die Verleihung einer Medaille beantragen.

Die Röhre, war, wurde

von dem Direktor des Laboratoriums untersucht wurde.

stellte fest, irgend ein Umgebung

welche vorgestern am Thatort aufgefunden worden nach dem städtischen Laboratorium gebracht, 3 fr

ieser daß die Röhre nur Jagdpulver enthalten habe; Geschoß wurde weder in der Röhre noch in der des Ortes, an welchem das Attentat geschah, auf⸗

eflinden. Die Röhre ist aus Blei angefertigt und hat H re von etwa 25 em. Der Boden war mit vollgepfropft; hierdurch wurde der starte Knall und der starke Rauch hervorgerufen. Gestern früh wurde an dem Orte des Attentatz eine zweite Röhre gefunden, welche der explodierten ahnlich ist. Dieselbe enthielt Pulver bester Qualitãt und 1 projektile. Der Direktor des Laboratoriums ist der Meinung, daß dieser Behälter bei der Explosion großes Unheil hätte anrichten können, wenn die Projektile aus demselben hori⸗ 86 anstatt vertikal herausgeflogen wären, Diese zweite öhre dürfte erst während der Nacht zum Montag nieder- gelegt worden sein, da in dem Gebüsch bei der Kaskade trotz sorgfältiger Durchsuchuug am Sonntag nichts gefunden worden war! Auf der Präfektur vermuthet man, daß der Urheber des Attentats dieselbe Person sei, welche zur Zeit des Besuchen des Kaisers von Rußland geladene Röhren auf der Place de la Concorde niederlegte.

Die Deputirtenkammer nahm gestern den Artikel des Gesetzes, betreffend die Bank von Frankreich, an wonach das Privileg der Bank bis zum Jahre 19835 verlängert wird. Bei der Berathung des Artikels 2 brachte der Deputirte Rouanet (Sozialist) einen Antrag ein, welcher von der Mitgliedschaft des Verwaltungsratht der Bank von Frankreich alle Personen ausgeschlossen wissen wollte, die Uunbesoldete oder besoldete Stellungen für eine auswärtige Regierung bekleiden. Rouanet berief sich dabei auf einen den österreichisch⸗ungarischen General⸗Konsul in Paris betreffenden Fall. Der Antrag wurde, dem Ver⸗ langen des Finanz Ministers Coch er y entsprechend, mit 301 gegen 202 Stimmen abgelehnt.

Italien.

Dem „Messagero“ wird aus Florenz gemeldet, daß der Prinz und die Prinzessin von Neapel heute von dort nach London abreisen würden. Höchstdieselben würden über Paris reisen, wo sie Aufenthalt zu nehmen gedächten.

Eine Anzahl höherer Staatsbeamten veranstaltete gestern Abend in Neapel ein Bankett zu Ehren des Minister⸗ 1. di Rudini. An demselben nahmen der Finanz—

inister Branca, der Unterrichts Minister Gianturco, fechs Unter⸗Stgatssekretäre sowie 70 Senatoren und Deputirte theil. Der Minister⸗Präsident di Rudini hielt eine sehr beifãllig aufgenommene Rede, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, seinen Amtsgenossen für die Sympathiekundgebung dankte und betonte, die Regierung wünsche den auswärtigen und den Ko⸗ lonial⸗Fragen eine äͤußerst friedliche Politik zu verfolgen, die ihr heath für die Reformen in der Verwaltung Sorge zu tragen.

er Minister⸗Präsident wies auf die wirthschaftliche Erholung des Landes hin, sprach sich höchst anerkennend uͤber das aus, was der Marine⸗Minister Brin für die Marine gethan habe, und bemerkte, die Persõnlichkeit des Ministers des Auswärtigen Visconti Venosta sei eine sichere Garantie für die Befolgung einer klugen auswärtigen Politik. Der Minister⸗Präsident schloß mit einem Hoch auf den König sowie auf den Prinzen und die Prinzessin von Neapel, welches lebhaften Wider⸗ hall fand.

Schweiz.

Der Bundesrath erörterte in seiner gestrigen Sitzung die Stellung des Simplon⸗-Tunnels für den Fall eines Eisen⸗ bahnrückkaufs und ertheilte seine Zustimmung zur Aufnahme eines von der Waadtländer Deputation im Nationalrath und im Stände⸗ rath beantragten Zusatzartikels, nach welchem der Bund im . des Rückkaufs der Jura⸗Simplonbahn die Rechte und Ver bindlichkeiten der Gesellschaft, wie sie im internationalen Simplonvertrag festgestellt seien, übernimmt. Ueber diesen Antrag hat zunächst die Kommission des Ständeraths zu entscheiden. Ueber die Eingabe der Berner Regierung, be⸗ treffend die Wiederherstellung der alten Konzessionsklausel über die Rückvergütung der Aufwendungen, zum mindesten des Anlagekapitals, im Falle eines Rückkaufs, haben, wie ‚W. T. B. meldet, im Bundesrath noch keinerlei Erörterungen statt⸗ gefunden.

Türkei.

Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, daß die Admirale auf Ersuchen der Aufständischen in Akrotiri die ö Märsche in die Umgegend von Kanea verschoben ãtten.

Amerika.

Der Senat lehnte, wie ‚W. T. B.“ aus Washington berichtet, in seiner gestrigen Sitzung den Antrag ab, den Differenzialzoll für Zucker iu der Tarif⸗Bill we ulassen.

Dem Senat wird, nach einer weiteren Meldung des „W. T. B.“ binnen kurzem ein Vertrag vorgelegt werden, welcher die Annexion von Hawaii vorsieht, ohne über die künftige Regierungsform 2 zu treffen; die Erledigung dieser Frage solle den Vereinigten Staaten überlassen bleiben. Die Vereinigten Staaten würden die hawaiische Staatsschuld übernehmen und sich dafür Kronländereien und andere Be— sitzungen sichern.

ie Schluß⸗Ratifikationen des venezolanischen Grenzvertrages sind gestern in Washington ausgetauscht worden. Afrika.

Aus Vryburg (Betschuanaland) meldet das „Reuter sche Bureau“ vom gestrigen Tage, daß das Lager der Polizei⸗ mannschaften am Mashowing⸗Flusse von 500 Eingeborenen angegriffen worden sei. Sechs Polizeisoldaten seien getödtet worden. Das Lager befinde sich in derselben Gegend, in der im Januar d. J. ein Aufstand ausgebrochen sei. Man nehme an, daß die Eingeborenen heimlich von den „Langen Bergen hergekommen seien. Hundert Freiwillige feen aufgeboten worden, um sofort dorthin abzugehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Nach amtlicher Feststellung des Resultatg der am 108. M. im 3. Königsberger Wahlkreis (Stadt Königsberg) vorgenommenen ür ger wohl zum Reichstage betrug die Gesammtzahl der abgegebenen gültigen Stimmen 133. Davon erhielt Rechtsanwalt Haas e⸗Königsberg (Sozial⸗ demokrath 11 914 Stimmen, Gutsbe siß er Papendick⸗Dahlheim ffreisinnige Volkspartei) Sbos, Rechtsanwalt Krause⸗Berlin (nationalliberalh 1950 und Glasermeister Störner⸗Könige berg ffofiale Reformpartei) 2161 Stimmen. Der Kandidat der sozialdemokratischen Partei, Nechlganwali Haase⸗ Königs⸗ berg, ist daher gewahlt.

Bei der am 9. d. M. im 2. Wiesbadener Wahl⸗ treise Wiesbaden Rüdesheim) vorgenommenen Ersatzwahl um . chs tag wurden nach amtlicher Feststellung 20570 Stim⸗ azg geben Hiervon erhielt Landwirth Winterm ener sfreis Volksp.) 6761 St. von Fugger Sentr) 554 St. Ir. Quar g (Soz) 5207 St und Siadtrath Bartling (nl) St. Es ist somit eine Stichwahl. zwischen Winter⸗ meyer und von Fugger erforderlich, die auf den 23. d. M.

scigesetzt ist.

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36. Sauptversammlung des Bereins deutscher Ingenieure in Cassel.

Cassel, 14. Juni. Der Vorsitzende des Vereins, Kommerzien⸗ Fgatb Kuhn-⸗ Stuttgart eröffnete die beutige erste Sitzung Morgens 3 übr im Saale der Loge zur Eintracht und Standhaftigkeit. Die Föniglichen Behörden waren vertreten durch den Ober · Prãsidenten Magdeburg, den Regierungs. Präsidenten Grafen Clairon d' Hhausson⸗· pille, den Eisenbahndirektions Präsidenten Ulrich und den Pol izei⸗ Prãsidenten Grafen Königsdorff, die Stadt durch den Ober · Bũrgermeister Vesterburg, den Bůrgermeister Jochmus und den Vize ⸗Büůrgermeister Hr. Endemann, Die Handelskammer durch ihren Vorsitzenden, FRommerzien⸗Rath Pfeiffer. Aus dem vom Vereins. Direktor Th. Peters · Berlin erftatteten Geschäftsbericht für das verflofsene Jahr ist bervorzuheben, daß der Verein sich in derselben erfreulichen Weise wie bisber weiter entwickelt bat; er zählt nunmehr über 11 600 Mit lieder. Zu feinen 36 Ventrkspereinen ist ein 37 ter, der Dresdener, irn getrcren. Die Auflage der Zeitschrift beträgt 13 500. Ein wichtiges Ereigniß im Leben des Vereins war die Vollendung eines eigenen Hauses an hervorragender Stelle in Berlin, daß ver einigen Tagen, am 11. d. M. eingeweiht worden (s. den Bericht in Rre 136 d. Bl) Die von dem Verein gegründete Hilfskasse für deutsche Ingenteure bat in den kurzen Jahren ihres Bestehens ein Kapital von ca. 30 000 angesammelt. ꝛ⸗ . Nach einer kurzen Pause sprach dann Direktor Rievpel Nürn⸗ berg ber die Thalbrücke bei Müngsten?; seine Ausführungen ind nachstehend im Auszuge wiedergegeben: Die beiden aufstrebenden dur en, Solingen und Remscheid, deren kürzeste Bahn⸗ Dderbindung bei nur 8 Km Luftlinienentfernung bisher 44 km Länge hatte, fühlten für ihre lebhaften wirthschaftlichen Wechselbeʒiehungen schon längst das Bedürfniß nach einem kürzeren Schienenweg. Die ganz außer gewöhnlichen Schwierigkeiten in der Bodengestaltung, die insbef ondere durch das zwischen beiden Staͤdten liegende, rd. 110 m tief und scharf einge⸗ . Wuppertbal gegeben waren, verhinderten trotz aller An⸗ trengungen der Betheiligten lange die Ausführung dieses Bahnhaues. Im Jahre 1890 wurden nach einem Projekt der Königlichen Eisen: dahn⸗ Direktion Elkerfeld von dem preußischen Landtage die Mittel genehmigt, und etwa ein Jahr später von der genannten Bahnver · waltung? drei größere deutsche Brückenbaufirmen Harkort in Duis⸗ burg, Gutehoffnungshütte in Oberhausen und Maschinenbau. L. G. Nürnberg aufgefordert, im Einvernebmen mit ihr Projekte für den großen Wupperthalübergang zu bearbeiten und dafür Angebote einzureichen. Das Projekt der letztgenannten Firma, das nach dem Entwurf ihres Direktors, A. Rieppel, die Thalsoble mit einer Bogenbrücke von 170 m Weite und die Thalwände mit sogenannten Gerüstbrücken überspannt, wurde angengmmen und durch die Anbieterin in den Jahren 1894 bis 1897 zur Ausführung gebracht. Bei der oßen Döbe von 107 m der Brückenoberkante über dem C dern g serspiegel mußte das Mittelfeld, der Bogen, ver⸗ mittels Rückankerung in die felsigen Thalwände von beiden Seiten als Konsolen frei vorkragend gebaut werden. Zu diesem Forbau bediente man sich mächtiger, elektrisch angetriebener Srehkrahne, die sich auf der Sberkante der Konstruktion hewegten. Der Zusammenschluß der beiden Konsolen zum Bogen in der Hitte erfolgte genau nach den gemachten Vorausetzungen und war in der 3. Märjwoche dieses Jahres. Die Köni liche Eisenbahn⸗ Direktion Elberfeld gab daraufhin am 22. März d. J., dem deutschen Jubeltage, den fämmtlichen Bauleuten ein Richtfest. Bis heute sind die verbliebenen Arbeiten soweit gefördert, daß Ende dieses Monats die Probebelastung der Brücke und bald darauf die Eröffnung der Bahn erfolgen kann. Erwähnenswerth ist, daß zum Bau der Brücke, neben vielen anderen Einrichtungen, eine eigene Bergbahn mit Seil⸗ betrieb in einer größten Steigung von 57 v. H. (gleich der Pilatus⸗ bahn) hatte errichtet werden müffen, um die auf der Solinger Seite ankommenden Baumaterialien zu den einzelnen Arbeitsstellen zu ver⸗ bringen. Die Gesammtkosten der rd. 10 Rm langen Bahnlinie be⸗ fragen ohne Grunderwerb 5 650 O90 e, wodon 2 7600 000 M auf die Müngster Thalbrücke treffen. Die Grunderwerb kosten beziffern sich zuf 1 600 000 , wovon je die Hälfte auf Remscheid und Solingen frifft; für Solingen hat jedoch die Königliche Gisenbahn · Direktion 60 000 S bernommen. Die Bahnlinie Remscheid Solingen mit der Müngstener Thalbrücke, dem großartigsten deutschen Brückenbau⸗ verk, wird reichen Segen für das schöne und industriereiche bergische . im besonderen und für unser deutsches Vaterland im allgemeinen ringen. . . Der Ober⸗Ingenieur Müller ⸗Cassel berichtete hierauf über die hessisch? Industr ie‘. Wie alle Industrien, so stwa führte der siedner aus, ist auch die hessische aus häuslichen Gewerbebetrieben hervorgegangen. Insbesondere gilt dies von der Textilinzustrie; auch heute noch find häusliche Betriebe, mit Spinnrad und Handwebstuhl arbeitend, in den meisten ländlichen Bezsrken Hessens anzutreffen. Davon abgesehen, beschränkt, sich die nordhessische Textil⸗ induftrie auf 51 Großbetriebe mit rund 3060 Arbeitern. Auch die Papierindustrie Hessent ist schon sehr alt, und zwar war sie in früheren Zeiten durch die Natur des Landes sehr be ˖ gänstigt. Dies fällt nicht mehr so ins Gewicht, seit neuerdings der Maschinenbetrieb sich sehr vervollkommnet hat und ju den Hadern der Dolischliff als Rohmaterial hinzugetreten ist. Die heutige Papier⸗ industrie konzentriert sich auf einige größere Fabriken in Cassel und seiner Umgebung. Gbenso alt wie bedeutend ist die hessische Thon⸗ industrie. Ein ganz hervorragender Thon findet sich in der Umgebung der kleinen Stadt Groß - Almerode; die daraus hergestellten Gegen⸗ stände haben sich Weltruf erworben. Ferner weist die Umgegend Cassels eine ganze Anzahl Ringofen · Ziegeleien mit Maschinenbetrieb auf. Der Bergbau Hessens ist wenig bedeutend. Der hervorragendste Jweig ist die Braunkohlengewinnung, die auch zur Entstehung einiger Briquettfabriken Veranlassung gegeben hat. Der Erzbergbau ist fan nenmengrwerth, Daß unter folchen Umständen der Boden für die Entwickelung der Metallindustrie nicht gin war, liegt auf der Hand. Unter den nicht zahlreichen Werken dieses Gebiets sind aber dennoch einige, die besondere Beachtung verdienen: se vor allem die Lokomotivfabrik von Henschel u. Sohn, die jährlich bis zu 0h Lokomotiven fertig zu stellen vermag; die Aktiengesell⸗ schaft für Federstablindustrie, die sich mit der Fabrikation von Uhr und reibfederstahl, Fahrradtheilen, Korsert federn, u. dgl. befaßt; die Attlengesellschaft vorm. Beck u. Henkel, deren Besonderheit die Einrichtung öffentlicher ,, d. ist. Neben diesen und manchen anderen Betrieben des Großmaschinenbaues, Waggon sabriken Werken der FGolfindustrie, ist auch das Gebiet der Feinmechanik in Cassel in beachten gwerther Weise vertreten. Schließllch ist noch zu erwähnen, daß Cassel für einen nn, Induftriezweig, den der pharmg. zeutischen Bedarfsgegenstäͤnde, als bedeutendster Erjeugungsort nicht allein Deutschlands, sondern sogar der ganzen Welt, bezeichnet werden darf.

ir. 28 deg ‚Centralblatts für das Deutsche Reich“, herauzgegeben im Reichgamt deg. Innern. vom 41. Juni, hai 3 Inhalt: D Doll, und Steuer ⸗Wesen; Verwendung von

Thecbizttern und Wegebreitblättern bei der Herstellung von Taback⸗

fabrikaten. Y) Bank. Wesen:; Status der deutschen Notenbanken Ende Mai 1597. = 3) Kon suat.Wesen: Ernennung; Ermächtigungen zur Vornahme von Jivilftands⸗Akten; Einziehung einer Konsular⸗ Agentur. ) Polijei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Arbeiterbewegung.

In Erfurt beabfichtigen, wie der Deutsche.; meldet, die Dach decker in einen Ausstand einzutreten. Sie erstreben 5 3 Lohn mehr pro Stunde, bei Thurmarbeit einen Aufschlag von 265 3 pro Tag und Fei UÜeberlandarbeit 50 3 Meilengeld. :

In Stettin ist, wie die Köln. Ztg.. erfãbrt, der Ausstand der Stein setzer wgl. Nr. 133 d. Bl) beendet, obne Erfolg gebabt zu haben; die Ausständischen haben die Arbeit zu den alten Bedin⸗ gungen wieder aufgenommen. .

Aus Weißen feisß wird der „Geraer Ztg. über die Lohn⸗ bewegung unter den Bergarbeitern in dem Kohlenbenrke Teuchern bis Fbheiffen (ogl. Nr. 128 d. Bl.) berichtet: Die Lohnbewegung nimmt immer weitere Ausdehnung an. Die Forderungen der Bergarbeiter sind nunmehr auf allen Bergwerken den Ver⸗ waltungen vorgelegt worden; aber Überall wurden sie ab⸗ gewiesen. Zu den Forderungen gehören: 1) Anerkennung der Arbeitercässchüsse, 2 Einrichtung don Badeanstalten auf den Gruben, 3) Unterlafsung von Beftrafungen. Auf einer Versammlung in Luckenau wurde beschlossen. sämmtliche Forderungen aufrecht zu erhalten und ihre Erfüllung widrigenfalls durch einen usftand zu er⸗ zwingen.

Der Ausftand der Maurer Berlins wal. Nr. 136 d. Bl), der laut Beschluß der letzten großen Versammlung gestern in Berlin und Umgegend beginnen sollte, hat bis jezt, der Volks. Ztg. zufolge, noch keinen bedeutenden Umfang angenommen. Ein Theil der Bau⸗ unternehmer, bei denen die Arbeiter am Sonnabend wegen Lohn⸗ erböhung vorstellig wurden, bat Konzessionen gemacht, infolge⸗ dessen t die Arbeitsniederlegung unterblieben. Nur von einigen Bauten ist es bis zur Stunde bekannt, daß die Forderungen; 60 * Tohn bei neunstündiger Arbeitszeit, bewilligt sind. Im Westen wo zur Zeit die Baulust ungemein rege sich bethätigt, ruht die Arbeit auf manchen Bauten vollständig; neben den Maurern sind auch die Zimmerer und die Hilfsarbeiter in die Bewegung ein⸗ getreten. Die erste Versammlung, in der ein Bericht über den Umfang der Lohnbewegung gegeben wird, findet heute Abend statt. -Die Mechaniker, Qreber, Gürtler, Schleifer und Mafchinenschlofser der Firma Dr. Hermann Rohrbeck, Johannisstraße 2, Bauanstalt für Des infektoren, befinden sich, wie der Vorw. mittheilt, seit Sonnabend wegen TZohnreduzierung im Ausstand.

Die Schreiner und Holjarbeiter Münchens sind, den Münch. Nenest. Nachr. zufolge, in eine Lohn bewegung eingetreten. In einer am Sonntag Vormittag abgehaltenen, sehr stark besuchten Verfammlung von Arbeitern beider Kategorien wurde beschlossen, an den den Schreiner und Zimmer meistern unterbreiteten, von diesen nicht angenommenen Forderungen (oz stũndiger Arbeits heit doo /o Zu⸗ schlag für Ueberstunden fentiuhalten, in 14 Tagen wieder eine öffentliche Versammlung für Schreiner und Holzbearbeitung maschinisten einzuberufen und die Schreiner und Zimmermeister zur Einberufung oder im Falle der Nicht⸗

einer Meisterversammlung zu veranlassen, . um die Forderungen be⸗

gewährung selbst eine solche einzuberufen, rathen zu lassen. J K

In Leipzig hielten, wie die pz Ztg. mittheilt, die Buch⸗ druckereimaschinenmeister am Freitag eine von etwa 120 Per⸗ fonen besuchte Versammlung ab, in welcher über die Ende Mai in Berlin statigehabten Verhandlungen des Tarifausschusses berichtet wurde. Is wurde eine Resolution angenommen, in welcher die Versammlung ihre Mißbilligung darüber augsprach, daß bei diesen Verhandlungen die sich auf die Regelung der Arbeitszeit der Maschinenmeister be ziehenden Tarifbestimmungen nicht nach dem Vorschlage der Leipziger Gehilfenschaft abgeändert worden seien und daß namenllich die Ferien⸗ flausel beibehalten worden sei, ferner darüber, daß in mehreren Fabriken an Stelle der tarifmäßigen Ferienzeit eine Geldentschädigung gewährt werde. Vie Verfammelten verpflichteten sich gleichzeitig, auf die Ferienklausel nicht einzugehen und sich mit den Arbeitgebern in diesem Punkt in keinerlei Unterhandlungen einzulassen.

In Zwickau haben die Steinarbeiter (oz. Nr. 131 d. Bl.) demselben Blatte zufolge einen Lokalzuschlag von 15 0n für Arbeiten mit harten Steinen erzielt.

Kunst und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung. H. *)

LKK. Der Saal IV hält die Schritte des nach Be⸗ deutsamem umherspähenden Ausstellungswanderers nicht lange auf. Ein absonderliches großes Bild von Franz Guil ler y⸗ München, „Zerstörte Träume“ genannt, reizt vielleicht anfangs durch feinen Gegenstand: ein junger Dichter ist bei der Studier⸗ lampe entschlummert und im Halbdunkel des hohen Raumes treiben phaniastische Traumgestalten ihren Spuk, während der Tod grinsend an den Schreibtisch herantritt; aber künstlerisch bleibt diese Vision ohne jede tiefere irkung, sie erinnert an die Aus⸗ geburten der Phantasie eines Antoine Wiertz, ohne doch deren koloristische Kraft und Energie der Charakteristik zu besitzen. Kari Röchling führt eine Epijode aus dem Kampfe bei Le Bourget vor, in dem die Garde⸗Pioniere eine Mauer stürmen: eine Hhpische Kriegsillustration ohne besondere malerische Quali⸗ täten. Illu stationsgrhrag⸗ trägt auch die flotte Gouache von Georg Koch, der die , einer Jagd Kaiser Wil⸗ lelm's *I. bel Königswusterhausen schildert. lurz zugegriffen, ohne viel lin iin Nachdenken und doch freundlich und frisch in der Wirkung; die bunte Gestaltenmenge und der kühle Herbstton; der Landschaft sind hübsch zusammen⸗ gestimmi. In die ernste Gleischerwelt des standinavischen Rordens fuhrt uns Carl Saltzmann's große Vedute des Buarbra bel Odde im Hardangergebiet, dem nur die einheit⸗ liche Stimmung zu voller Wirkung mangelt; die Einzelheiten stehen zu scharf und unvermittelt neben einander; Seestücke eignen fich für die Begabung des Malers zweifellos besser. Trotz der etwas altmodischen Malweise wirkt Ecken brech er's Ese⸗Flord bei Balholm mit seinen mächtig ragenden Felsen und dem klaren Wasserspiegel stärker als das anspruchsvollere Bild Saltzmann's. ans Bohrdt. hat die (letzte Einsegelung des Schul chiffs Niobe“ (181) mit geschickten Licht und Farbeneffelten ausgestattet, die sich freilich von den aus seinen älteren Bildern schon bekannten nicht weit entfernen. .

Unter den Landschaften des Saales sei noch Hans Herrmann's unscheinbare Kanalvedute bei Dordrecht ge⸗ nannt, die viel Feinheit in der . besitzt, während

.

Alfred Scherres' stürmischer Herbstabend und Flickel' s Waldeinsamkeit (Motiv aus dem Hard) bei der hergebrachten 6 verharren und den Besucher durchaus gleichgültig assen.

) S. Nr. 122 des R. u. St. A.“ vom 26. Mai.

Unter den Bildnissen des Saales lockt begreislicherweise eine braun untermalie Porträtstudie der Frau Margarethe von Poschinger, von der Hand Franz von Lenbach s, mit sener nur ihm erlaubten virtuosen Flüchtigkeit aus wenigen Strichen und Farbtupfen zusammengeseßt, durch den Charme und die Lebendigkeit des Ausdruckes am meisten das Auge, während das Frauenporträt von Georg Meyn trotz des liebenswardigen Ausdrucks und der geschi Stoffwiedergabe durch die viel zu harte Beleuchtung und kleinliche Modellierung ebenso abstößt, wie das absichtlich posierte Schauspielerportrãt Otto Sommerstorff s, dem eine feiner ab⸗ wãgende koloristische Haltung durchaus mangelt. Rudolf von Voigtländer hat in seinem Charakterkopf des Pro⸗ fessors Weyerstraß die Süßlichkeit, die sonst seinen Portrãts lauch einigen diesmal in anderen Sälen ausgestellten Gelehrten⸗ bildnissen) anhaftet, geschickt vermieden, wãhrend Konrad Kiesel in seinem früheren Fahrwasser geblieben ist. Zwei Bildnisse von Ne lson und Trieb sch vermögen kein besonderes Interesse zu wecken. ; . .

Auch den fünften Saal füllen fast ausschließlich Porträts und Landschaften. Aus der Bevorzugung dieser beiden Gebiete spricht die Thatsache, daß die Kunst mehr als je nach Brot geht. Aufträge zu Bildnissen verführen oft auch Talente, deren Richtung in ganz andere Regionen weist, zu begreiflicherweise unzulänglichen Versuchen; bei Land⸗ schaften aber darf der Maler am ehesten auf Abnehmer rechnen, wenn sie einen möglichst indifferenten, den Be⸗ sitzer zu nichts verpflichtenden Wandschmuck bilden. Diesen Standpunkt ' bekunden die Veduten von Ernst Körner, 1 Dischler, Carl Ludwig und Konrad

ielitz, während Normann in seiner „Sommernacht in den Lofoten“ sich schon ein höheres Ziel gesteckt hat. Freilich fehlt der flimmrigen Luft, die er durch pointillierende Technik zu erzielen versucht, noch immer die überzeugende Durchsichtigkeit, während die in phantastischem Roth leuchtenden Felsen doch beweisen, daß keine dun tige Atmosphäre über der norwegischen Inselgruppe liegt. Sehr stimmungsvoll und klar hat ein jüngerer Berliner Maler, Caesar Grünert den Reiz eines herbst⸗ lichen Mondaufgangs am Wasser geschildert; auch Carl Holz⸗ apfel's „Herbsttag im Altenkande“ verräth die treff⸗ liche Schulung der Weimarer Akademie in seiner efunden und soliden Technik. Etwas aufdringlich hart wirken 6 von Oskar Frenzel gemalten Kühe am Wasser, und die gutbesbachtete Haltung der Thiere, die exakte Zeichnung nen c kaum für diesen koloristischen Mangel. Willy

amm acher hat eine große, pastos gemalte Schilderung der strudelnden Gletscherwasser im Grindelwald ausgestellt, die mehr noch als seine Strandbilder von hervorragendem Talent Zeugniß ablegt. Die scharfe, klare Morgenluft auf See FEmmt 'in einem Bilde von Carl Schön zu gelungenem Ausdruck.

Zwei Halbfiguren von Lenbach eröffnen auch in diesem Saale den stattlichen Reigen der Bildnisse: der Bildhauer Reinhold Begas in nachdenklicher, wenig dem Wesen des Meisters entsprechender Haltung auf einem Sessel, und ein jugendliches vornehmes Herrenporträt, das bereits von früheren Ausstellungen bei Schulte bekannt ist. Eine sehr frische und beste Hoffnungen weckende Arbeit ist das große Porträt einer Malerin von Max Buri⸗München. Vor dem großen, eben begonnenen Bilde sitzt die Künstlerin, deren dunkle Gestalt sich wirkungsvoll von der weißen Leinwand abhebt. Aus bem etwas befremdenden Aufbau des Ganzen spricht aber keine Effekthascherei, die Durchführung im einzelnen läßt vielmehr einen ernsten und mit allem Technischen wohl ver⸗ trauten, zielsicheren Künstler erkennen, dessen Name sicherlich nicht lange unbekannt bleiben wird. Ein anderer Münchener Maler, Walther Thor, ist bei dem Versuch, Leibl's Mal⸗ weise nachzuahmen, der unverkennbar aus seinem Bildniß einer Oberinnthalerin spricht, nicht besonders . ewesen, auch das Frauenporträt von Jeanna auck läßt noch die Befangenheit einer nach ernsten Zielen strebenden Anfängerin erkennen, während Bering? s scharf charakteristisches Herren⸗ bildniß sich als Arbeit eines gewandten Routiniers kenn⸗ zeichnet. Nicht vorübergehen wollen wir auch an dem lebendig aufgefaßten Damenbildniß von . Wobring, das uns mit einem erfreulichen jüngeren Talent bekannt macht.

Die Jury für das in Aachen zu errichtende Denkmal Kaifer Wilhelm's J. vertheilte, wie . W. T. B. meldet, die ausgesetzten drei Preise von je 3000 M an den Professor Maison⸗ München, den Professor Schaper Berlin und den Bildhauer Flemens Buscher⸗Düsseldorf.

Literatur.

Das Wappenrecht. Historische d stellung der im Wappenwesen geltenden Rechts sãtze. deutschen Privatrecht. Bon Dr. jur. F. Hauptmann. 583 S. Mit 2 Farbendrucktafeln und 104 Tert. Illuftrationen, Bonn, Verlag von P et en 1895. Die vorstehend angezeigte, dem Professor Dr. Richard Schröder in Heidelberg gewidmete Arbeit macht zum ersten Male das Wappenrecht zum Gegenstand einer umfassenden Unter suchung. Der Verfasser betont in der Vorrede, daß das Wappen recht im Zusammenhang mit den in neuerer Zeit mannig—⸗ fach gesetzlich zur Anerkennung gelangten Rechten an den sogenannten immateriellen Gütern insofern eine erhöhte Bedeutung gewonnen habe, als im Wappenrecht die deutschrechtliche Auffassung eines Rechts am 3 felbst stets in Uebung geblieben ist, ja sogar ungeachtet der ablehnenden Haltung der Romanisten mehrfach in gewissem Grade gefetzlichen Schutz gefunden hat. Das weitschichtige Material für seins Arbeit hat Pr. Hauptmann aus den verschiedensten Quellen: aus heraldischen Schriften, Siegelwerken, älteren und neueren Urkunden⸗ sammlungen u. s. w. mit großem Fleiß zusammengetragen. Der Stoff ist in einen öffentlich⸗ und in einen privatrechtlichen Theil sberfichtlich gesondert. Der erste Theil behandelt die Lehre von der Wappenfähigkeit, der zweite Theil das Recht an den einzelnen Wappen. In den Text sind zahlreiche historische Belegstellen und gut ausgeführte Abbildungen aufgenommen. Die übrigen bemerkens⸗ werlhen urkundlichen Belege sind in einem Anhang zusammengestellt. Unter den beim Wappenrecht auftauchenden a a. Rechtsfragen, über welche sich das Werk näher verbreitet, interessiert besonders die, auch für die Auslegung des 8 360 Ziffer 8 des Strafgesetz⸗ buchs in Betracht kommende Frage: ob, es nach beutigem Recht Personen nichtadeligen Standes freisteht, nach Belieben ein Wappen anzunehmen. Dr. Hauptmann bestreitet eine dahin gehende Befugniß. Seine Gründe erscheinen jwar nicht überall zwingend, Immerhin qicht er aber für feine Ünsicht eine Reihe beachten gwert ber Gesichtspunkte. Die Hauptmann'sche Arbeit wird jedenfalls den , . in Fragen aus dem Wappenrecht wesentliche Dienste eiften. Aber auch die Juristen werden, wie der Verfasser zutreffend meint, überrascht sein von der reichen Ausgestaltung des Wappenrechts, von dem die Handbücher nur wenige knappe, umnzusammenhãangende Sätze zu bringen pflegen.

und dogmatische Dar⸗ Ein Beitrag zum