2 2 6 5 ——
Italien.
30. Juni, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfeltur in Livorno: Ausbesserung und Befestigung des Hafendelches in Venedig. Voranschlag 688 500 Fr. Vor lãufige Kautlon 30 000 Fr. Endgültige Kaution 100ᷣ00.
Portugal.
30. Juni, 12 Uhr. Königlich portugiesische Eisenbahngesellschaft in Lissabon: Lieferung verschledener Holjarten (Harztanne, Pappel, Buche, Esche, Nußbaum ꝛe2. Näheres in den Bureaux der Gesell⸗ schaft in Paris, Rue de Chateaudun 28.
Rumänien.
26. Juni. Kriegs. Ministerium in. Bu karest; Bau von zwei 8 und eines Lazareths für die Truppen in der Kaserne in orohoi. Voranschlag 2656 000 Fr.
28. Juni. Stadtverwaltung in Roman: Vergebung der Pflasterarbeiten für verschiedene Straßen der Stadt, auf einer Fläche von 22 000 qm, Lieferung von 14160 m Steineinfassung für die Trottoirs.
28. Juni. Kriegs Ministerium in Bukarest: Bau eines Hauses für die Verwaltung und von 2 Häusern mit Küche und Speise⸗ saal für die Truppen in der Kaserne von Küstendje. Voranschlag 268 000 Fr.
3. Juli. Stadtverwaltung in Plossti: Errichtung von Trottoirs in Asphalt auf einer Fläche von 18000 m.
2. August. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Bukarest: Bau der Eisenbahnwerkstätten in Jassy, zwischen den Straßen Nicolina und Frumoasa. Voranschlag 722 811 Fres.
Norwegen.
23. Juni, 23 Uhr. Eisenbahnverwaltung in Christiania, Jern banetorvet sso: Lieferung von 6398 m Tuch für Uniformen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Pfälzischen Eisenbabnen beförderten im Mai d. J. S833 207 (- 2256 Personen, 423 100 430 ( 29 602 540) kg Gũter und 137 541 800 ( 14585 700) kg Kohlen. Die Gesammteinnahme betrug 2057 999 09 (4 40 732,835 6 In den verflofsenen fünf Monaten des laufenden Jahres wurden 3702 896 ( 288 093) Per. fonen, 2 005 306785 CK 95 167 765) kg Güter und 705 637 390 ( 41186310) kg Kohlen befördert. Die Gesammteinnahme der letzten fünf Monate stellt sich auf 9 80s 668,20 (4 196 437, B) M
— Auf den Königlich württembergischen Staats⸗ eisenbabnen wurden im Mai d. J. befördert: 2278517 (im Mai 1898 2270775) Personen und 585 840 (in Mai v. J. 564 134) t Güter. Die Einnahmen betrugen 3 5285 200 ( — 109 042) Vom J. April bis ult. Mai beliefen sich die Einnahmen auf 7 047 400 (4 30 642) A
Bremen, 17. Juni. (W. T. B.) Nor ddeutscher Lloyd. D. „Saale, 15. Juni 12 Mtgs. v. New ⸗ Jork via Plymouth n. d. Wefer abgeg. ‚Ha vel“, v. New. Jork kommend, 18. Juni 4 Mrgs. in Plymouth angek. und 5 Mrgs. Reise n. Bremen fortges. „Weimar“, n. Auffralien best, 16. Juni 1 Nm. in Neapel angek. „Halle“ 16. Juni 2 Nm. Reise v. Antwerpen n. Southampton fortgesetzt. .
Hamburg, 16. Juni. (W. T. B) Hamburg⸗ Amerika⸗ Linie. D. ‚Pboenicia“, von New⸗Jork kommend, hat gestern Abend 7 Uhr Seilly passiert. D. Croatia“, von Hamburg kommend, ist heute in St. Thomas angekommen.
— JI7. Juni. (W. T. B.) D. . Colum bia“, von New-⸗Vork kommend, hat heute Morgen 5 Uhr 10 Min. Lizard passiert,
London, 16. Juni. W. T. B. Castle⸗-Linie. D. Garth Castle' ist Dienstag auf der Ausreise in der Delggoa-Bai an⸗ gekommen. D. .Hawarden Castle' ist heute auf der Auzreise in Kapstadt eingetroffen.
Theater und Musik.
Im Neuen Königlichen Dpern⸗Theater gelangt am Freitag Ambroise Thomas! Oper Mignon“ unter Kapell= meister Wolfram's Leitung zur. Aufführung. Die Hesetzung ifi nachstehende: Wilhelm Meister: Herr Pbilipp; Philine: Fräulein Dietrich; Lasrtes;: Herr. Schmidt; Lothario: Derr Stammer; Mignon: Fräulein Krainz; Friedrich: Herr Alma. — Im Garten findet von Nachmittags 6 Uhr an großes Militãr⸗ kon ert, ausgeführt vom Musilkorps des 2. Garde⸗Regiments z. F., unter Leifung des Königlichen Mustkdirigenten Herrn Graf statt. — Die am Bienstag, den 22. Juni, zum ersten Mal in Scene gehende Oper .Die Boheme“ von Puccini ist mit den Damen Derzog, Dietrich, den Herren Naval und Hoffmann in den Hauptrollen besetzt Sämmtliche Dekoratignen und Kostüme sind neu Aang fertigt. Die Oper erscheint zum ersten Mal in Berlin in deutscher Sprache.
Sie Firekfion des Berliner Theaters hat eine Abonnements⸗ einrichtung getroffen, die den Besuchern der Freitags · Aufführungen diefer Bühne willkommen sein dürfte. Es werden für die nächste Spielzeit neben den gaajen Abonnements (für 40 Vorstellungen) auch Halbe für nur 20 Freitags-Vorste lungen, ausgegeben. Das Bureau des Theaters ertheilt nähere Auskunft und versendet auf Wunsch die
Abonnementsbedingungen sowohl für das Berliner als auch für das Goethe · Theater.
Die General⸗Intendantur der Königlichen Schau⸗
iele und das Perfonal des Königlichen Schauspiels
ließen je einen Lorbeerkranz mit Widmungsschleifen am Sarge von Charlotte Wolter in Wien niederlegen.
Mannigfaltiges.
Im Monat Mai wurden in Berlin 11 Proben von ver⸗ schiedenen Gebrauchsgegenständen auf die verwendeten Farben und sonstigen Stoffe amtlich untersucht und dabei ein Haarfärbe⸗ mittel, weil kupferhaltig, beanstandet. — Von 197 Proben von Rahrungsmitteln wurden 35 beanstandet; darunter von 20 Milch- proben 7, theils weil 8 theils weil mehr oder weniger ent⸗ rahmt; von 20 Elerproben 3 als verdorben; von 18 in der Schmelz kontrole vorgeprüften Butterproben 16, welche sich tbeils als reine Margarine, theils als Mischbutter erwiesen; von 20 Chokoladeproben 3, weil entweder stark mehlhaltig oder unter 10 v. H. Kalao= maffe enthaltend; von 5 Theeproben 3 grünen Thees, der durch mine⸗ ralische Stoffe zu ungefähr 2 v. H. l. war; von 10 Proben Medizinal Ungarwein 2, weil künstlich gezuckerte Liqueurweine; eine Maljbierprobe erwies sich als gehaltsarm und mit Saccharin ver- füßt; von 15 Proben denaturierten Spiritus endlich erwiesen sich 4 als zu arm an Alkohol. Die Milchkontrole erstreckte sich auf 1163 Geschäfte und führte in 58 Fällen zur Beanstandung, die Butter kontrole auf 342 Geschäfte mit 47 Beanstandungen.
Die jüngste Sitzung der Deutschen Gesellschaft von en,. der Photographie gestaltete sich dadurch zu einer efonders interefsanten, daß im Anschluß an die Vorführung einer Aether Sauerstoff, Lampe durch Herrn Jens Lützen sich eine lebhafte Siskusfion über die Gefährlichkeit bezw. Nichtgefährlichkeit folcher Lampen im Hinblick auf das Pariser Brandunglück entwickelte. Wie bekannt, ist die Ursache jener Bazar⸗ Katastrophe in dem Gebrauch einer Aether, Sauerstoff Lampe bei den Projektionen des Kinematographen zu suchen; infolge dessen hat sich die Ansicht verbreitet, als sei mit dem Kinemato raphen überhaupt eine besondere Feuersgefahr verbunden. Herr Direktor Schultz Sencke übernahm es daher, die nöthigen Erklärungen über die in Paris zur Anwendung gebrachte Lampe zu geben, und wies darauf bin, daß nur das unvorsichtige Umgehen mit dem leicht entzündlichen Lether, wie dies auch aus den Zeitungsberichten zu ersehen gewesen, die Katastrophe hervorgerufen haben könne,. Bei dem Gebrauch von Aesher fei die Kenntniß einer bestimmten Eigenschaft Vorbedingung, um der Gefahr vorzubeugen; Aetherdampf sei schwerer als Luft, und es beruhe bei einem unvorsichtigen Ausströmen solchen Dampfes die Ge— fahr darin, daß der Aetherdampf sich in einer breiten Schicht über dem Boden ablagere. Man könne diese Eigenschaft des Aetherdampfes sehr gut beobachten, wenn man eine halb mit Aether gefüllte Flasche öffne und, sie gegen das Licht haltend, neige; dann erkenne man den Aetherdampf an ken von ihm in der Luft gebildeten Schnüren und bemerke, daß derselbe förmlich wie Wasser von der Mündung der Oeffnung herab⸗ fließe. Habe sich nun auf dem Boden eines Raumes der Aether ausgebreitet, so könne es dahin kommen, daß die Aetherschicht bis zu einer, wenn auch ent⸗ fernten Flamme vordringe, wodurch eine Entzündung erfolgen und mit einem Mal der ganze Raum in Flammen stehen würde. Anderer⸗ seits könne nach Bildung einer solchen Aetherschicht durch die Be⸗ wegung von Personen in dem Raum eine Mischung von Luft und Aerherdampf statifinden, was zu heftigen Expplosionen führen könne. Die Hauptbedingung bei dem Gebrauch von Aeiher sei also die, ihn vor einein unbeabsichtigten Ausströmen zu hüten. Wenn dies aber geschehen, so sei auch fär eine gründliche Lüftung zu sorgen, bevor man mit Licht in die Nahe komme. Uebrigens sel der Gebrauch von Aether. Sauerstoff Lampen zu Projektionszwecken nur dort und in dem Fall nöthig und üblich. wo kein Leuchtgas oder elektrisches Licht zur Verfügung stehe. — Einen weiteren Punkt der Tagesordnung bildete die Vorlage eines neuen Negativ. Papiers, welches für Amateure einen großen Fortschritt bedeutet, da durch den Gebrauch desselben die so 1 durch ihr Gewicht die Reise erschwerenden Glasplatten in Wegfall ommen.
Die Mitalieder der ‚Deutschen Gesellschaft für volks⸗ thümliche Naturkunde“ unternahmen am Sonntag, den 13. d. M., mit ihren Damen einen Ausflug zur Besichtigung der Riesel⸗ feldanlagen bei Blankenburg. Stadt. Bauinspektor Adams in Gemeinschaft mit dem Administrator Spinola und dem Obergärtner Mende haften dabei die Führung übernommen. Die in ihrer Art mustergültigen Anlagen mit ihrer üppigen Vegetation erregten das Erftaunen der Befucher. Viel Interesse fanden auch die Versucht⸗· Station dez Gartenbau ⸗ Vereins sowie der Spaliergarten mit seinen grohen Früh Erdbeeren. — Am nächsten Sonntag findet ine botanische Exkursion über Potsdam nach Baumgartenbrück und Werder, unter Führung des Professors Dr. P. Ascherson, und am Sonntag, den 25. d. M., eine Erklärung des neuen Vogelhauses im Zoologischen Garten darch Herrn Direktor Dr. Heck, sowie des neuen Raubtkictbauses und einiger anderen Partien des Gartens durch Herrn Rustos P. Patschie statt. Näberes ist durch den Ersten Schriftfübrer, Bberlehter Dr. W. Greif, Köpnickerstraße 142, zu erfahren.
Wetterbericht vom 17. Juni. r Morgens.
8 Uh
Stationen.
u. d. Meeres sp red. in Millim
Wind.
Wetter.
ho C. — 40R.
Us 2 d
s
Temperatur in o Cel
Belmullet .. Aberdeen
Fhristiansund Kopenhagen.
Stockholm Daparanda. t. Petersbg Moskau.. Cork, Queens⸗ . Cherbourg. , ö mburg .. winemünde Neufahrwasser Memel ...
Bar. auf 0 Gr.
83 dei
WNW WW OSO
2 bedeckt S wolkig 2 Regen
WSW A4pedeckt
888
W
2 bedeckt
still heiter
2 halb bed.
WSW l bedeckt
NW W
K,
ünster ... Karlsruhe. Wiesbaden. München .. Chemnitz .. Berlin .. Wien ... Breslau ...
BM W 3 wolkig
3 halh bed. wolkig 4 bedeckt halb bed. bedeckt wolkig heiter halb bed. bedeckt Regen halb bed. bedeckt Regen 3. 3 wolkig 2 bedeckt
5 d Aix .. H . * 7 9
3 bedeckt
still wolkig L heiter
Cessing Theater. Ferenczy ⸗Ensembles.
Uebersicht der Witterung. Freitag: Das gestern in der Nordsee erschienens Minimum ist um wenig nordostwärts nach der nördlichen Nord- fee fortgeschritten und beherrscht Skandinavien und das Nordfeegebiet, während sich ein Hochdruckgebiet vom Ozean nach den Alpen bin zungenförmig aus— breitet, eine andere Depression liegt über Nord⸗ Rußland. In Deutschland ist das Wetter kübl und wolkig, stellenweise regnerisch bei südlichen, an der Rordfee frischen Winden, fast überall ist Regen ge— fallen, im Süden fanden Gewitter statt. Deutsche Seewarte.
3 Akten von Owen Hall. Anfang 78 Uhr
50. Aufführung. Die Geisha. erhält ein Souvenir.
Sonntag: Die Geisha.
Theater.
Känigliche Schauspiele. Freitag: Neuts Opern. Theater. 14. Vorstellung. Mignon. Oper in JZ Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe'schen Romans . Wilhelm Meister's ehr⸗ jahre von Michel Carrs und Jules Barbier, deutsch don Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglieni. Dirigent: Kapellmeister Wolfram. Anfang 77 Uhr.
Sonnabend: 15. Vorstellung. Tannhäuser und der Säugerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard agner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.
Sonntag:? 16. Vorstellung. Carmen. Dper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovie Halsvy, nach einer Novelle des Prosper Mörimse. Tanz von Emil Graeb. . Herr de Souza, als Gast.) Anfang 7 .
Gerliner Theater. Freitag (0. Abonnements Vorstellung): Rora. Anfang 78 Uhr.
Sonnabend: Die Maschinenbauer.
Sonntag: Die Maschinenbauer.
Freitag: in 3 Akten von Lon Gandillot.
spiel von Guy de Mauypafsant E. v. Bukowicz. Anfang 74 Uhr.
— Vorher: Musotte (II. Akt).
Neues Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. und Y. Potter, deutsch von
73 Uhr.
ava Nitsche. e n= Abends 53 Uhr:
Romantisch.
Die Geisha, oder:
apanische Theehaus⸗Geschichte. 3 ⸗ Mußstk von Sidney Jones.
Deutsch von C. Pt. Roehr und Julius Freund.
Sonnabend: Gast viel des Ferenezy⸗⸗ Ensembles.
Gaftspiel des Ferenczo ⸗ Ensembles.
Residem · Thealer. Direttion: Sigmund Lauten · burg. Abschieds⸗Cyelus der Direktion Lautenhurg. burg a. Neu einstudiert: Der Unteryrä fekt. Le Souspréfet de Chateau-Buzard. Schwank Deutsch von Max
Schönau. — Vorher: Musotte (II. Akt). Schau⸗
Sonnabend und folgende Tage: Der Unterprãfekt.
Schiff hauerdamm 4 a. / 5. Freitag: Triloy. Schaufviel in 4 Akten nach George du Maurier Gmanuel Lederer. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg.
Sonnabend und folgende Tage: Trilby.
Schiller Theater. Freitag. Abendz 38 Uhr: Bürgerlich und
Der Wassersturz im Victoriapark soll nach neu . August 3 Be
stimmung in der vom 1. Juli bis 15. don 9— 12 Ubr und Nachmittags von 3—8 Uhr, und vom 16. ugust bis zum Schlusse der Saison Vormittags von 9— 12 Uhr und Nachmittags von 2 — 7 Uhr funktionieren.
Im Hause Spandauer Brücke Nr. 16 entstand gestern in. folge der Entzündung von Stroh durch eine Lichtflamme ein starkeg . 22 wobei ein Mann und seine zwei kleinen Kinder im Qualm
ickten.
Elberfeld, 17. Juni. Wie die Elberfelder Zeitung“ meldet brach in der vergangenen Nacht in einer Tischlerwerkftatt in der Gerberstraße Feuer aus. Infolge falscher Meldung traf die Feuer. — ein. Zwei Personen sollen verbrannt, eine soll schwer verletzt sein.
Wörishofen. Aus Wöriehofen meldet W. T. B.“ das heute früh, nach längerer Krankheit erfolgte Ableben des Prälaten Kneipp. Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stefansried bei Otto— beuren im baverischen Regierungsbezirk Schwaben geboren, erlernte junächst die Weberei und studierte später in Dillingen und München Theologie, empfing 1852 die Priesterweibe und wurde 1865 Kaplan, 1881 Pfarrer in Wörishofen bei Türkheim und nach seinem Besuch in Rom vom Papst zum Geheimkämmerer ernannt. Seit 1848 beschãftigte er sich mit der Wasserkur, welche er mit einigen von den e, . ab. weichenden Mitteln ausstattete und in ein vollständiges System brachte. Das vorher kaum bekannte Wörishofen hat sich durch die wachsende Schaar seiner Anhänger der Naturheilmethode zu einem blühenden Kurort entwickelt, der von Leidenden aller Länder aufgesucht wird. Pfarrer Kneipp wirkte für die Verbreitung seiner Heilmethode nicht nur durch das Wort, indem er verschiedene Reisen unter⸗ nahm, um in seiner urwüchsigen Art Vorträge darüber zu halten, sondern auch durch die Schrift. Die weiteste Verbreitung haben folgende seiner Werke erlangt: Meine Wasserkur“ (1887, 56. Auflage 1895), So sollt ihr leben 1890, 21. Auflage 1895), Kinderrflege. (1891, 10 Auflage 1895). . Ratbgeber für Kranke und Gesunden (1891, 109. Auflage 1895), Mein Testament für Gesunde und Kranke“ (5. Auflage 1836), Wasser thut 's freilich (1895). — Die Beerdigung sell am Montag Vormittag stattfinden.
Paris, 16. Juni. Auf der Place de la Concorde ist beute Abend vor der Statue der Stadt Straßburg eine Bombe explo— diert. Es wurde jedoch niemand verletzt, auch kein Schaden an⸗ gerichtet. Die Explosion erfolgte, wie W. T. B. berichtet, während eines heftigen Gewitterregens; der Platz war fast menschenleer, und selbst die Schutzleute hatten sich unter die Arkaden des nahe gelegenen Marine ⸗Ministeriums geflüchtet. An der Ecke der Place de la Concorde und der Rue de Rivoli wurden einige Blut. spuren wahrgenommen. Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß es sich um eine Kundzebung hantzelt, bei der es nicht auf die Töoödtung einer Person abgesehen war. Nach den ersten Feststellungen war der Behälter, in welchem sich die Explosionsmasse befand, eine Art Koch⸗ topf. Die aus demselben geschleuderten Geschosse beschädigten nur die Balustrade, welche den Platz umgiebt, in unbedeutender Weise. Eisenstücke wurden am gf der Mauer des Tuilerien⸗Gartens auf⸗ gefunden. Der Polizei- Präfekt Lopine hat die Untersuchung eröffnet;
zwei Personen wurden verhaftet. Bei den Salzwerken in Giraud in
Marseille. 17. Juni. der Nähe von Arles kam es, wie W. T. B.. meldet, zu einem italienischen
Zusammenstoß zwischen französischen und e Arbeitern. Zwei Franzosen sollen dabei getödtet worden sein.
Bukarest, 16. Juni. Durch die in den letzten vier Wocken niedergegangenen Wolkenbrüche hat die Landwirthschaft, wie dem W. T. B.“ mitgetheilt wird, großen Schaden erlitten. Die Ge⸗ wässer hatten eine Höhe erreicht, wie seit dreißig Jahren nicht, so daß der Bahnverkehr eine kurze Unterbrechung erfuhr. Zwischen Feiesci und Cernavoda bildete die angeschwollene Donau einen 14 km breiten See. Der Damm, welcher die beiden Donaubrücken zwischen Fetesei und Cernavoda verbindet, war mehrere Tage lang den von orkanartigen Winden gepeitschten Wogen ausgesetzt, hat aber Stand gehalten. Die Expreßzüge verkehren wieder bei voller Sicherheit. Von der Direktion der rumänischen Eisen⸗ bahnen find Maßregeln getroffen worden, damit in Zukunft auch bei Unwetter, wie es jängst geherrscht hat, der Verkehr nicht unter— brechen werde.
Kalkutta, 16. Juni. Die nunmehr aus der Provinz Afsam eingegangenen näheren Nachrichten über das Erdbeben geben ein Bild der entsetzlichen Verb eerungen, die durch dasselbe hervor⸗ Jerufen wurden. In Shillong wurde alles dem Erdboden gleich gemacht, und viele Menschen wurden getödtet, Auch in Gauhati wurden große Verwüstungen angerichtet. Die Straßen zeigen klaffende Lücken, und die Eisenbahn ist völlig verschwunden. Aehnliche Ver⸗ Feerungen und Menschenverlufte werden auch aus anderen Orten gemeldet, manche sind von jeder Verbindung abgeschnitten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)
Theater des Westens. (Kantstr. 12. Bahr hof Zoclogischer Garten) Opern. Vorstellung unter Direktion von Heinrich Morwitz. Freitag: Der Wildschütz. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. Anfang 73 Uhr.
Sonnabend: Carmen.
Sonntag: Der Trompeter von Säkkingen.
Jeder Besucher . . w
Gaftspiel des Eine Dyperette in
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Gräfin Magdalene Kielmansegg mit Hrn. Hauptni. Werner von Voigts⸗Rbetz (Naum— S. — Gera). — Frl. Elisabeth von Hanenfeldt mit Hrn. Lieut. d. R. Friedrich Baron hon Buhl gen. Schimmelvenning v. d. Ove auf Zechern (Grunenfeld, Ostyr). — Hedwig Barnewitz mit Hrn. Fabrikbes. u. ; Hans Hahn (Gro Lichterfelde = Schwedt a. O I. Borothea Thurn mit Hrn. Sec -Lieut. Sr sorawe (Breslau). — Frl. Glse Röhricht mi Hrn. Referendar u. Sec. Lieut. d. R. Karl Hoch Liegnitz Breslau). ö. Gestorben: Frau Gräfin Sophie von Pourtal⸗· geb. von Thilelau Berlin). — Hr. Zoll Direkter u. Prem. Leut. d. R. Franz Scheffler (Kamerun
Deulsch von
Verantwortlicher Redakteur: Si em enrot h in Berlin.
Verlag der Gypedition (Scholn) in Berlin.
Druck der Norbdeutschen Buchdruckerei und Verlazt Anstalt Berlin 8äw., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).
Anfan
Erste Beilage
3
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger
M 140. Berlin, Donnerstag, den 7. Juni
Berichte von deutschen Fruchtmãrkten.
Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach über⸗ schlãglicher Schãtzung verkauft Doppel ⸗
Qualitãt mittel an J
Am vorigen
; Durch aer. Markttage
kaufte Ver ⸗ schuttte⸗
preis Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner Menge kauft⸗ fir werth
. pg . f ñ Deyvel 1Doppel⸗ nie⸗ . nie⸗ i oppel⸗ drigster ster drigster zentner 86 zentner / Preis
2 * unbekannt)
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Stargard. — 1540 Bromberg... — — Ratibor 3 14,40 15, 95 Limburg — 1753 Aachen. 15,50 ö. —
Dinkelsbühl. — 170 Schweinfurt. 15,50 15,75 Breslau ; 1400 14,60
1550 12. 6. ib, s 1d 6 15335 1265. 1842 lis 62 1834 9. 6. 1600 16 00
. HJ nis 8.6. is oo 1600 ; ᷓ . i525 1570 ᷣ ; . 2
Roggen. 1129 1129 ir 1136 id 3 16 3 ü 1 IJ 1160 iz 15 133 13565 125 iz 35 11.55 1335 1336 Il sõs Ii
Ger st e. 12,90 13,801
Hafer. 13,00 1z, o 13,20 13,60 liga 1440 13,650 13, 80 12,90 13,00 13,20 13,40
14,89 14,89 13,25 13, 25 165,20 15,360 14.225 14,25 13,590 13,50 13,30 13,40
rankfurt a. O.. 10,90 targard. ; — , 6 Bromberg .
Ratibor.
11360 12. 6. 10 655 14.6. 10, 54 126. 1329 89. 6.
1412 88.
8 11 2 —
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** 72727212 — — — — O 0 N —
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. Dinkelsbühl . 1400 Schweinfurt. 13,75
Braunschweig . — Breslau 12, 10
12,80 1420 12,80 12, S 12570 13,00
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Bemerkungen.
Stolp 16. Juni: keine Zufuhr. Die verkaufte Pienge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.
schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Ein liegender Strich . in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ift; ein p
Punkt (.) in den letzten sechs alten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Der Durch⸗
Sommer 13 eine elfstündige Arbeitszeit haben. Auf die übrigen Industriezweige vertheilen sich die Betriebe mit elf⸗, zehneinhalb ⸗ und zehnstündiger . . folgt. i. . . 34 unden Stunder S
betrugen in Preußen im Mai 1397: für 1000 kg Weizen 166 . . in . . im April 1897 154) S, Roggen 115 (16) „, Gerste 126 (126) M, von den Som · Win Som. Win Som Win⸗ afer 130 (128) 6, Kocherbsen 205 Loß) , Speisebohnen 264 mer ler mer ter mer ter ab) , Linsen 406 (408) 6, CEfkartoffeln 48,95 (47,1). c, 14 Eisengießereien .. 1 1 5 6 6 6 sichtstroß 6M re h) , Hen sg 5 (36) , Findflei8sch in Greß. 10 Radek. und Metal. handel 1631 (1035) é; für 1 kg Rindfleisch von der Keule im waarenfabriken . 1 Kleinhandel 133 (1354 4, vom Bauch 113 (113) . Schweinefleisch 54 Maschinenfabriken . 5 28 (i127) 3, Kalbfleisch 123 (123) , Hammelfleisch 125 (123 , 29 Spinnereien ... 22 inländischer geräucherter Speck 146 (146) , Eßbutter 219 (225) J, 48 Webereien. .. . 21 inländisches Schweineschmalz 159 150) 3, Welzenmehl 29 (29) 3, 163 Strumpffabriken . 4 Roggenmehl 23 (23) 4, für 1 Schock Eier 277 (294) 5. 19 Trikotwaaren⸗
5573 27 Handschuhfabriken . 18 21 Färbereien... 6
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens- und Futtermittel
ö
— 2286 0 —
C MN t- — . —
— 20d CMO
— —
—
Die Arbeitszeit und die Sonntagsarbeit in der Industrie des Königreichs Sachsen.
Die Jahresberichte der Königlich sächsischen Gewerbe⸗Inspektoren ür 1896 enthalten über die werktägige Arbeitszeit und Die Arbeitspaufen, sowie über die Sonntag sarbeit in der In— dustrie eine Reihe eingehender Mittheilungen, die ein besonderes
Interesse verdienen. ö. . Was zunächst die regelmäßige tägliche Arbeits zeit und die für die erwachsenen Arbeiter vorgesehenen Pausen, wie sie nach 5 1346 Nr. 1 der Gewerbeordnung in den Arbeits ordnungen anzugeben sind, so hat im besenderen der Berichterstatter für den zweiten Inspektionsbezirk, Chemnitz, sich der dankens⸗ werthen Aufgabe unterzogen, auf Grund der Arbeitsord— nungen von 463 Betrieben eine genaue Uchersicht über die in den verschiedenen Industriezweigen bestehenden Verhältnisse zu geben. Von diefen 405 Betrieben waren 103 Strumpffabriken, 4 Maschinenfabriken, 48 Webereien, 29 Spinnereien u. dgl., 27 Hand⸗ huhfabriken, 21 Färbereien u. dgl., 20 Appreturanstalten, 20 Zigarren⸗ sabriken, 18 Tritotwaarenfabrsken, 15 Nadel. und Metallwaren ⸗ sabriken, 14 Eifengießereien, 14 Ziegeleien, 6 Spielwaarenfabriken, Buchbruchereien u. dgl., 4 Schühwagren. und 4 apierfahr ken. Ja sämmtlichen 403 Betrieben schwankte die regelmäßige tägliche Arbeitsdauer zwischen gz und 16 Stunden im So mmer und 9 und Stunden im Winter. Dabei ist aber nachdrücklich hervor⸗ luheben, daß eine Arbeitszeit von mehr als 12 Stunden nur in 10 Ziegeleien und auch hier nur im Winter vorkam. Die Arbeitsdaüer betrug 13 Stunden in 45 Betrieben im Sommer und in 36 Betrieben im Winter, wobon allein 26 bzw. 25 auf die 1l063 Strumpffabriken entflelen. Die übrigen Betriebe mit jwölf⸗ stündiger Ärbeit vertheslen fich auf die verschiedenartigsten. Industrie⸗ iweige, bilden aber überall die Ausnahme. Eine zwölfstündige Arbeits- dauer wurde überhaupt nicht erreicht in den Appreturanstalten, den Papierfabriten, den Spielwaarenfabriken, den i Chrrenf ft z cen, den chuhwaarenfabriken und den Buchdruckereien. Eine elfstündige Cb fit gra ner hatten von sämmtlichen (03 Betrieben im Sommer 6, im Winter 137, eine jehneinhalbstündige im Sommer 193 im 6 108, eine zehn stündige im Sommer 86, im Winter . Unter 10 Stunden arbeiteten im Sommer nur 3 und e. Winter nur 4 Betriebe, die Regel bildet mithin im Sommer 1 im Winter eine Arbeitödauer von 109 bis 11 Stunden. Ueber r enn stindige Arbeitsdauer kommen weder im Sommer noch *. inter hinaus die 5 Buchdruckeresen und die 4 Papiersabriken, e im Winter die 20 Zigarrenfabriken, während von letzteren im
O DCG Q — CM M— C O CMO M 0
20 Appreturfabriken . 2 6 Spielwaarenfabriken 4 4 Tuchfabriken... 3 I : . — Waß den Beginn und das Ende der regelmäßigen Ar— beitszeit anbelangt, so ift ersterer im Sommer auf 6 Ühr fest⸗ gesetzt bei 333 und im Winter auf? Uhr bei 244 bon 405 Be⸗ frieben. Vor 6 Uhr beginnen im Sommer nur 12 Ziegeleien und 1 Spielwaarenfabrik, nach 6 Uhr im Ganzen 57 Betriebe der ver⸗ schiedensten Branche. Im Winter beginnen vor 7 Uhr 149 Be⸗ triebe gleichfalls der verschiedensten Branchen, nach 7 Ubr überhaupt keine Betriebe. Beendigt wird die Arbeit im Sommer in 159 Betrieben um 6 Uhr, in 14 um 6t, in 16 um 6t, in 197 um 7 Uhr, und nur in 17 Betrieben wird im Sommer bis nach 7 ÜUhr gearbeitet, worunter sich 11 Ziegeleien befinden. Im Winter endet die Arbeit bei 55 Betrieben um 6 Uhr, bei 17 um 67, bei 20 um 64, bei 207 um 7 Uhr, während bis nach 7 Uhr in 97 Betrieben gearbeitet wird. Für die Montage ist der Beginn der regelmäßigen Arbeit zum theil um eine Stunde später angesetzt, als an den übrigen Wochentagen, und des Sonnabends wird im Sommer und Winter in 1 Spinnerei schon um 2 Uhr, in 1 Weberei und 2 Maschinenfabriken um 4 Uhr, in 1 Appreturanstalt um 4 Uhr , ,, gemacht. Um 5 Uhr schließen des Sonnabends im ommer 38, im Winter 366, um 56 Uhr 38 bezw. 33, um 6 Uhr 15 bejw. 14 und um 64 Uhr im Sommer und Winter 11 Betriebe. Die Paufen betragen für die erwachsenen Arbeiter des Mittags in 370 Betrieben im Sommer und in 316 Betrieben jm Winter J Stunde, in 35 bzw. 31 Betrieben 141 Stunde, in 3 Betrieben (Sommer und Winter) 1 Stunde 29 Minuten, in 44 bzw. 41 Betrieben 15 Stunde und in 1 Betrieb (Sommer und Winter) 2 Stunden. Eine Vormittage pause von Stunde weisen im Sommer 2655, im Winter 233 Betriebe auf, eine Pause von 20 bis S Minuten 67 bejw. 75 Betriebe, eine Pause von * Stunde I9 biw. 41 Betriebe, und keine Vormittags pause haben im Sommer ud Winter 144 Betriebe. Ohne Nachmittagspause sind 77 Be= triebe, in 1 Betrieb beträgt sie 10 Minuten, in 66 im Sommer und 64 Betrieben im Winker J Stunde, in 65 bezw. 74 Betrieben 26 Minuten und in 197 biw, 177 Betrieben 3 Stunde, . Bie vorstehend nachgewiesene regelmäßige Arbeitsdauer dürfte nach dem Bericht nur bei der mit reichlichen Auftragen versehenen Maschinenindustrie und der Industrie der Metall verarbeitung zeitweise durch Ueberstunden überschritten worden sein.
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1897.
Im allgemeinen ergeben die Berichte aus den übrigen Insveltions⸗ bezirken, soweit sie sich darüber äußern, ein ähnliches Bild. Im Bezirk Dresden bestebt eine einbeitliche Regelung der Arbeits · zeit in keinem Industriejweige, doch dürfte in allgemeinen eine zebnstündige Arbeitszeit überwiegen. Im Bezirk Zwickau ist die Arbeitszeit im Berichtsjahr in den Naschinen · und Dampfkesselfabriken eine über die regelmäßige hinaus gebende gewesen, auch öfter Nachtarbeit nothwendig geworden. Ebenso kamen in den Färbereien und Appreturanstalten, Kammgarnspinne⸗ reien und Schneldemüblen häufig Ucberstunden vor. Auch im Leip- ziger Bezirk dürften die Verbältnisse nicht wesentlich anders liegen, vielleicht kommt hier eine kürzere als zebnstündige Dauer etwas bäufiger vor. Ueberarbeit von J bis 2 Stunden infolge überhäufter Aufträge wurde in den Maschinenfabriken vielfach nöthig, Nachtarbeit der erwachsenen männlichen Arbeiter in einzelnen Betriebs⸗ abtheilungen einer Kammgarnspinnerei, einer Baumwollspinnerei und einer Chromopapierfabrik erforderlich. Im Bezirk Bautzen scheint eine 11 stündige Arbeitszeit die Regel zu sein, im Maschinenbau und in der Textilin dustrie kamen mehrfach Ueberstunden dor, eine Vermehrung der geringen Nachtarbeit hat nicht stattgefunden. Im Bezirk Meißen ist eine längere als 19⸗ bis 11 stündige regel⸗ mäßige Arbeitszeit der männlichen Arbeiter nur in einzelnen Ziegeleien mit Handbetrieb und in kleineren Getreidemühlen festgehalten worden. Im Bezirk Plauen i. V. ist nach wie vor die Arbeitszeit für die erwachsenen männlichen Arbeiter eine elfstündige, in einzelnen Fabriken auch zwölfstündige. Von den revidierten . Werkstattbetrieben hatten 38,5 0 eine elfstündige, 2320/0 eine kürzere und 17,3 9½ eine längere Arbeinszeit. Täglich 12 Stunden wurde in den Werkstätten der Musikinstrumentenbranche, theilweise noch länger in den Fleischerei⸗ betrieben gearbeitet. Im Bezirk Freiberg ist in den wichtigsten Jndustriezweigen eine regelmäßige Arbeitszeit von zehn bis elf Stunden üblich. Einzelne Maschinenfabriken haben im Berichtsjahre eine sehr erbebliche Anzabl von Ueber stunden nöthig gehabt. Die gleiche Dauer hatte die regelmäßige tägliche Arbeit im Bezirk Annaberg; im Bezirk Aue betrug sie in der Regel 11 Stunden; im Beirk Wurzen sind Veränderungen nicht einge⸗ treten; im Bezirk Döbeln ist trotz regen Geschäftsganges in einer Anzahl von Stublfabriken die Arbeitszeit von 11 auf 10 Stunden berabgesetzt worden; im Bezirk Zittau endlich bildete wie bisher die zebn⸗ bis elfstündige Arbeitszeit die Regel. Nachtarbeit findet in ge—⸗ ringem Umfange ftatt, bisher nur in 15 Betrieben mit 61 Arbeitern, zu denen im Berichtsjabr 2 Betriebe mit zusammen 9 Arbeitern binzugetreten sind. — Auch bezüglich des Beginns und des Endes der Arbeit sowie der Pausen für die erwachsenen Arbeiter sind im allge⸗ meinen Abweichungen von erheblicher Bedeutung zwischen den Bezirken nicht wahrnehmbar. Was die Sonntags arbeit anbelangt, so lassen zwar die Be⸗ richte erkennen, daß vielfach noch Verstöße gegen die einschlägigen Vorschriften der Gewerbeordnung vorkommen, jedoch ist ebenso er⸗ sichtlich, daß die Gewerbetreibenden wie die Ortzpolizeibehörden mehr und mehr Verständniß für die gesetzlichen Bestimmungen gewinnen und den Willen zeigen, ihnen nachzukommen. Die aus der Sache selbst entspringenden Schwierigkeiten sind, wie die Berichte ausdrück⸗ lich anerkennen, nicht unbedeutend und können erst mit der Zeit über wunden werden. Das Gesammtbild, welches die gerade in dieser Be⸗ ziehung meist sehr eingehenden Berichte geben, kann nur als ein recht günstiges bezeichnet werden und läßt die Durchführung der Sonntags ⸗ ruhe für die Arbeiter im allgemeinen als vollständig gesichert erscheinen. Auch von der Bewilligung von Ausnahmen von dem Verbot der Sonntags⸗ arbeit machen die unteren Verwaltungsbehörden nur einen mäßigen, den Zwecken des Gesetzes entsprechenden Gebrauch. Gesuche um und Be⸗ willigungen von Ausnahmen im Sinne des § 1050, letzter Absatz, sind im Berichtsjahr im Königreich Sachsen nur in ganz verschwin⸗ dender Zahl vorgekommen, in vielen Bezirken überhaupt nicht. Be— willigungen auf Grund des § 106 sind in den verschiedenen Bezirken in sehr verschiedener Zahl erfolgt. So werden derartige Be⸗ willigungen im Bezirk Bresden für zusammen 159 Sonntage (Fälle) ohne Angabe der Betriebe erwähnt, im Bezirk Zwickau ebenso für 269 Sonntage, im Bezirk Plauen für 154 Sonntage in 93 Be⸗ trieben, im Bezirk Annaberg für 99 Sonntage in 29 Betrieben, im Bezirk Aue für 55 Sonntage in 26 Betrieben, im Bezirk Freiberg für 40 Sonntage, im Bezirk Döbeln für 35 Sonntage in 21 Be trieben, im Bezirk Wurzen für 39 Sonn und Festtage in 16 Betrieben, im Bezirk Zittau für 24 Sonntage in 14 Betrieben, im Beiirk Bautzen für 13 Fälle in 5 Betrieben, im Bezirk Leipzig in 12 Fällen und im Bezirk Chemnitz in 5. Fällen. Die Zahl der bewilligten Arbeits stunden schwankt von 6 bis 24, hält sich aber in der Regel zwischen 6 und 12 Stunden, und die an der Sonntagsarbeit betheiligten Arbeiter repräsentieren häufig nur einen . kleinen Theil der Arbeiterschaft der betreffenden Betriebe und immer einen unbe⸗ deutenden Bruchtheil der Arbeiterschaft des Bezirks. Auch ist beachtens-= werth, daß für manche Bezirke ausdrücklich bezeugt wird, daß trotz des im allgemeinen lebhaften Geschäftsganges die Zahl der Gesuche um Be- willigung von Ausnahmen gegen früher zurückgegangen ist und namentlich auch die Zahl der zur Sonntagearbeit herangezogenen Arbeiter abge⸗ nommen hat. Der Hauptgrund für die Gesuche um Bewilligung von Ausnahmen von dem Verbot der Sonntagsarbeit bildet überall die Gefahr unverhältnißmäßigen Schadens für den Betrieb bei nicht recht zeitiger Fertigstellung der Arbeiten, ohne daß das Bedürfniß der Mehrarbeit, d. b. die Nothlage, rechtzeitig vorauszusehen gewesen war. Es liegt auf der Hand, daß das Maß weiser Voraussicht bei den ver schiedenen Betriebsleitungen ein verschiedenes und auf die Häufigkeit der eintretenden Nothfälle von Einfluß sein kann. Daß dieses Maß aber in erfreulichem Zunehmen begriffen ist, dürfte für die sächsische Industrie nach den Berichten als sicher anzunehmen sein. Von einem Eingehen auf die besonderen Verhältnisse der weib⸗ lichen und jugendlichen Arbeiter muß mit Rücksicht auf den ver⸗ fügbaren Raum hier abgesehen werden. Dat, was die Berichte darüber sagen, widerspricht in keiner Weise dem, was über die Arbeits- zeit der erwachsenen männlichen Arbeiter sich ergeben hat, nämlich die Thatsache, daß auch nach dieser Richtung hin die Arbeiterschutzgesetze zur vollen, praktischen Durchführung gelangt sind und die Gesammt⸗ lage der arbeitenden Klassen beträchtlich gehoben haben.
Die Weinbaubetriebe Württembergs nach der land⸗ wirthschaftlichen Betriebsstatistik vom 14. Juni 18895.
Während die Weinbauflächen und Weinerträge Württem ⸗ bergs von 1827 an regelmäßig jährlich erhoben und veröffentlicht worden sind, hat eine Zählung der Weingärtner früher nie statt-⸗ gefunden. In der 3. Auflage von Memminger'z Beschreibung von Württemberg vom Jahre 1841 findet sich folgende Be⸗ merkung: „Während die Fläche der Weinberge im gend nach dem Steuer⸗Kataster 77 579 und 1 der speziellen Auf⸗ nahme der Herbstergebnisse 84759 Morgen, mithin nur 141 0 der gesammten ertragsfähigen Fläche des Landes beträgt, läßt sich die Zahl der weinbauenden Bevölkerung in 600 Gemeinden wenigstens zu is 000 Familien oder 1157 G der sämmtlichen mit Landbau beschäftigten Familien annebmen, sodaß die gleiche Fläche zehnmal mehr Familien mit dem Weinbau als mit dem Ackerbau be⸗ schäftigt. Die dort erstmals gegebene Schätzung der Weingãärtnerzahl kann nunmehr mit Ziffern aus der are e f , Betriebg-⸗
statistit vom 14. Juni 1895 verglichen werden, welche