1897 / 142 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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für alle Bahnen im Mai 1897

aus dem Per⸗ sonenverkehre 33 902 194 5 000 01 S4 142 - 14.26

aus dem Güter⸗ verkehre 76 271 057 44262 698 1 8884 73 4 4,02

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für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April —31. März in der Zeit vom 1. April bis Ende Mai 1897

aus dem Per⸗ sonenverkehre 57 895 104 1795 562 1717 4 7⁊ aus dem Güter⸗ verkehre .. 130500705 6365 703 3 81 4 117 4 318 für die Bahnen mit dem . 1. Januar 31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Mai 1897 aus dem Per⸗ sonenverkehre 22 281 286 11 681 3776— 31 0,381 aus dem Güter⸗ verkehre . 51 405 076 42 881 799] S579 4 407 4 498 Im Jahre 1896 fiel das Pfingstfest in den Mai, im Jahre 1897 in den Juni.

Eröffnet wurden: am 1. Mai Crampas · Sahnitz 174 km Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Stettin), Groitzschen— amburg 33,70 Km (Königliche Eisenbahn⸗Direktign in Erfurt),

Kohlmühle —Hohnstein 12,10 km (Königlich sächsische Staats⸗ eisenbahnen), die Verbindungsbahn von Untertürkheim nach der Remsbahn 2.36 Km (Königlich württembergische Staats⸗ eisenbahnen) und Kummersdorf Jüterbog 23 01 km Militãr⸗ Eisenbahn); am 2. Mai Wal dheim Kriebethal 302 km (Königlich, sächsische Staatseisenbahnen); am 15. Mai n, ,, , 2,37 km und Wemmetsweiler⸗= ebach 17.38 km , (Königliche Eisenbahn⸗-Direktion in St. Johann bei Saarbrücken) und Oldesloe Sirksrade 1827 Rm (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion in Altona); am 17. Mai Gau⸗Sdernheim = Osthofen 18,75 km (Königlich preußische und Großherzoglich hessische Eisenbahn⸗-Direktion in Mainz).

Der Königliche Gesandte in Karlsruhe, Wirkliche Geheime Rath von Eisendecher hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.

Der Kaiserliche Minister⸗Resident in Caräcas, Gesandte Graf von 24 einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. aͤhrend der Abwesenheit desselben fungiert der dorthin entsandte Legations⸗Sekretär von Prollius als Geschäftsträger.

Der Kaiserlich chinesische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Shu⸗King⸗Chen ist von Rußland nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgische Ober⸗Zolldirektor Kunckel ist hier eingetroffen.

Bielefeld, 18. Juni. Die Rede, welche Seine Majestät der Kaiser Ünd König heute bei der Entgegen⸗ nahme des Ehrentrunkes in der Veste auf dem Sparenberge hieit, hatte, nach dem ‚W. T. B.“, folgenden Wortlaut:

Auf geweihtem Boden stehend, geweiht durch den Fuß eines der gewaltigsten Meiner Vorfahren, wie ihn schon zu seinen Lebzeiten und zwar zuerst seine Feinde den Großen Kurfürsten nannten, ergreife Ich den Mir von der Stadt gebotenen Pokal, gefüllt mit deutschem Wein. Gleichwie er auf seinen Zügen nach dem Westen rastend bier oben auf dem Sparenberge Rath pflog und mit seinem Adlerblick vorausschauend die Entschlüsse faßte, welche die wehrhaften Brandenburger in ruhm⸗ volle Thaten umsetzen sollten, dabei auch bedacht war auf den Schutz und die Hebung der Linnenindustrie des Ravensberger Ländchens, so habe auch Ich Mir Rath, Muth und Zuversicht geholt, freilich zu einem anderen Kampfe als den mit Waffen. Mit staunender Bewunderung habe Ich die überwältigenden Leistungen und Erfolge jenes gottbegnadeten, von Gott uns gesandten Mannes gesehen. Soweit der Blick reicht und noch darũder hinaus im deutschen Vaterlande spürt man den Segen dieses wahrbaften Jüngers unseres Herrn. Tief durchdrurgen von dem siegreichen Erfolge evangelischer Liebesthätigkeit, die gerade auf west⸗ fälischem Boden und in Bielefelds Mauern so herrliche Früchte gezeitigt hat, erhebe Ich den Pokal in der Hoffnung, daß Westfalens Söhne nicht jurückstehen werden mit ihrer Hilfe zur Unterstützung in der Ausführung Meines Programms. Schttz der nationalen Arbeit aller produktiven Stände, Kräftigung eineß gesunden Mittelstandes, räcksichtslose Niederwerfung jedes Umsturzes und die schwerste Strafe dem, der sich untersteht, einen Nebenmenschen, der arbeiten will, an freiwilliger Arbeit zu hindern. Ich trinke auf die westfälische Treue, welche fester steht als die alten, ehrwürdigen Steine der Sparenburg, und auf das Blühen und Gedeihen der Stadt und der Bürger Bielefelds.

Köln, 18. Juni. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen, wie „W. T. B.“ berichtet, mittels Sonderzuges heute 61 um 5 Uhr 46 Minuten ur Feier der Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm en Großen hier ein und wurden am Bahnhofe von dem Ober⸗ Präsidenten Nasse, dem Gouverneur von Köln, General der Infanterie Freiherrn von Wilczeck, dem Ober⸗Bürgermeister Becker und dem Polizei⸗Präsidenten von König empfangen. Rachdem Ihre Masestäten die Anwesenden begrüßt hatten, schritt Seine Majestät der Kaiser die am Bahnhof aufgestellte Ehren⸗Kompagnie ab. Darauf begaben Sich Ihre Majestäten an den Wagen Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, welche um 5 52 Minuten ö eingetroffen war. Die Allerhöchsten Herrschaften unterhielten Sich einige Zeit am Wagen. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich setzte hierauf die Reise nach England über Hoek van Holland fort. Sodann erfolgte unter dem Geläut der Glocken und den enthusiastischen Kundgebungen der zahlreichen Volksmenge

die Fahrt nach dem Denkmalsp am Kaiser Wilhelm⸗ Ring. G6 Uhr trafen Majestaͤten in dem Kai 25 am Denkmalsplatze ein, wo Seine Königliche Hoheit der bgroßherzog von Baden, Seine Durchlaucht der

rinz Friedrich von Sachsen⸗Meiningen, der Reichskanzler

ürst zu 5 der Staatssekretãr des Reichsamts des Innern, Staats⸗-Minister Dr. von Boetticher, die Staats⸗ Minister Thielen, Schönstedt, * von der Recke, Brefeld und von Goßler, der General⸗Dberst . von Los u. A. sich bereits eingefunden hatten. Die Feier begann mit einer von den verelnigten Männer⸗Gesangvereinen vorgetragenen ir Hierauf hielt, der Köln. Ztg. zufolge, der Vor⸗

zende des Denkmal⸗Ausschusses, Ober-Bürgermeister Becker folgende Ansprache:

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König! Aller⸗ durchlauchtigfte Kalferin und Königin! Eure Kaiserlichen und König⸗ lichen Majeftãten haben dem nationalen Gedenktage, welchen Kölns Bärgerschaft beute begeht, durch Allerhöchstibre huldvolle Theil nahme erst die rechte Weibe gegeben. Inniger, ehrfurchtẽ voller Dank sei daher das Erste, was ich Euren Majeftäten in dieser Feierstunde namens des Denkmal Comités und der gesammten. Bürgerschaft unterthänligst zum Ausdruck bringe. Das Der kmal, welches der Enthüllung harrt, ist einem Erha benen Herrscher gewidmet, dessen Andenken allen Deutschen unver- geßllich bleiben wird. und dem auch die Stadt Köln reiche Gnaden ver⸗ dankt Unwilllarlich zieht jetzt noch einmal sein wunderbares Leben, das zugleich die Entwickelung Preußens und Deutschlands bedeutet, vor Uunserer Seele vorüber. Welche Wandlungen! Welcher Segen durch Gortes Fügung! Die Flucht noch Memel und die Kaiser⸗ Proklamation in Versailles! Als Preußen tief darniederlag, trat Prinz Wilhelm in den Dienst des Vaterlandes und lernte Noth und Üünglück, aber auch die unbesirgbare Kraft eines Volka kennen, das alles setzt an seine Selbständigkeit und nationale Ehre. Jene eiserne Zeit hat einen entscheidenden Einfluß auf den Charakter und die Anschauungen König Wilhelm's aus- geübt. Erst spät kam er zur Regierung, und seine größten FThaten hat er in einem Alter vollbracht, in welchem andere Menschen ihr Leben zu beschließen pflegen. Die ersten sieben Regie⸗ rungsjahre wurden dem Könige durch einen heftigen Gegensatz mit der Volksvertretung und einem großen Theile des preußischen Volkes er- schwert, gegen deren Willen er mit schwerem Herien, aber fester Hand die Heerctzorganisation durchzuführen wußte. Nachdem er dann aber in gewaltigen Kämpfen und glänzenden Siegen die nothwendige Er⸗ weilerung des preußischen Staats, den Wiedererwerb früber deutschen Landes, die endliche Einigung Deutschlands und die Errichtung des erblichen deutschen kalen m unter dem Scepter der Hohenzollern errungen hatte, lieb es ibm beschieden, getragen von der Liebe des anzen deutschen Volks, noch 17 an köstlicher Aussaat und berrlichen

rüchten reiche Jahre, als Friedensfürst seines Kaiserlichen Amts iu walten. Und als er mit 51 Jahren seinem treuen Volke aber noch immer zu früh dahinschied, hinterließ er ein im Innern und nach Außen gefeftigtes Deutsches Reich und ein glückliches, vorwärts strebendes Volk. Handel und Wandel hatten sich mächtig entwickelt, Kunst und Wissenschaft blübten, und der deutsche Name war wieder in der ganzen Weit zu Ehren gebracht. Es war die größte Zeit, welche Dentschland je erlebt hat! Kaum war deshalb die ergreifende, die Welt erfüllende Todesklage verhallt, da erhob sich überall in Deutschland der Drang, in künstlerischer Verklärung zur Erscheinung zu bringen, wie innig und freu das deutsche Volk Kaiser Wilbelm den Großen liebt und verehrt, waß es diesem Vater des Vaterlandes schuldet, Und so entftand auch bier. auf derselben Stelle, an welcher Kaiser Wilhelm J. bei feiner letzten Anwesenheit von Kölns Jugend begrüßt worden ist, dieses Reiterstandbild, welches ihm Kölns Bürgerschaft in einmũthiger Begeisterung als ein dauerndes, sichtbares Zeichen ihrer dankbaren Huldigung errichtet hat. Allen denen, welche zum Gelingen des roßen Werks beigetragen haben, vor Allen dem Schöpfer desselben, e Tan. Anders, ahh heute herzlicher, warmer Dank. Alle künftigen Geschlechter aber mögen in dem erhabenen Vorbild eine ernfte und ständige Mahnung finden, demselben nachzueifern in schlichter Gottesfurcht und Treue, in Gewissenbaftigkeit und in ganzer Hingebung an das Vaterland. Das walte Gott! Eure Kaiserlichen, Königlichen Majestäten bitte ich nunmehr unterthänigft, die Enthüllung des Denkmals Allergnädigst befehlen zu wollen.

Auf ein Zeichen Seiner Majestät des Kaisens fiel alsdann unter dem Salut der Festungsgeschütze die Hülle. Nach dem Gesang des Chorals, Nun danket Alle Gott brachte der Ober⸗ Bürgermeister Becker das Hoch auf Ihre Majestäten aus, in welches die Anwesenden enthusiastisch einstimmten, während die Musik die Nationalhymne intonierte, welche von den An⸗ wesenden mügesungen wurde. Nach einem Rundgang der Majestäten um das Denkmal nahm Seine Masestät der e, den Vorbeimarsch der Truppen der Garnison ab. Das Denkmal trägt die Inschrift: „Wilhelm, dem Siegreichen, erstem Kaiser des neuerstandenen Deutschen Reiches die dankbare Stadt Köln“; auf der entgegengesetzten Seite stehen die Worte: „Fest steht und treu die Wacht am Rhein“.

Gegen 7 Ühr war der Enthüllungsakt beendet, Ihre Majestälen fuhren sodann nach dem Bahnhof zurück, wo Allerhöͤchstdieselben kurze Zeit verweilten, und begaben Sich von dort zu dem von den städtischen Körperschaften im Gürzenich veranstalteten Festmahl. Bei der Ankunft im Gürzenich wurden Ihre Majestäten von dem Ober⸗Bürgermeister Becker und der Empfangskommission begrüßt. Fanfaren ertönten, bis Allerhöchstditselben den Saal betreten hatten, worauf der Chor des Konservatoriums das Domine, salxum fac regem“ zum Vortrag brachte. Nachdem Sich Ihre Majestaͤten na die Spitzen der Behörden hatten vorstellen lassen und Sich in das von dem Maler Passavanti angefertigte „Goldene Buch der Stadt Köln“ als Erste eingetragen hatten, nahm das Gastmahl seinen Anfang. Ihre Majestäten hatten in der Mitte der Längsseite der Tafel, Platz genommen; rechts von Seiner Majestät dem Kaiser saß Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, links von Ihrer Majestät der Raiserin Seine Durchlaucht der Prinz Friedrich von Sachsen⸗Meiningen; Ihren Majestäten gegen⸗ über saß der Ober⸗Bürgermeister Becker, rechts von diesem der Neichskanzler Fürst zu Hohenlohe un) links der General⸗ Oberst Freiherr von Los. In dem Trinkspruch, welchen der Ober⸗Büurgermeister Becker auf Ihre Majestãten ausbrachte, sprach derselbe den Dank der Stadt Köln für die Ehre des Aller⸗ höchsten Besuches sowie die Gefühle der Treue und innigen Liebe aus, welche die Bevölkerung unwandelbar beseelten, und die am heutigen Tage, der dem Gedenken des ersten deutschen Kaisers, dem ruhmreichen Schöpfer unserer deutschen Gegenwart geweiht sei, in besonderem Maße hervorträten. Der Ober⸗ Bürgermeister gab der Hoffnun Ausdruck, daß Ihre Majestäten auch bei der demnächst Ian r e en Enthüllung der Denkmäler für weiland Ihre Majestäten die Kaiserin Augussa und den Kaiser Friedrich die Stadt mit Ihrer Gegen⸗ wart beehren würden, und schloß mit einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät, den Hüter des Friesens, den Förderer der Wohlfahrt, des Ansehens und der Macht unseres preußischen und deulschen Vaterlandes, sowie auf Ihre Majestät die Kaiserin als Vorbild echter , und treuer Nãchsten⸗ liebe. Begeistert stimmten die Anwesenden ein.

Seine Majestät der Kaiser und König erwiderte hierauf, dem, W. T. B.“ zufolge, mit nachstehender Rede:

Tag der Grinnerung, weihevollen Gedenkens. Wiederum bat eine preußische Stadt dem großen Kaiser ein Denkmal gesetzt. Seitdem er uns durch Gottes Rathschluß entführt wurde, erhebt sich aller Orten im Vaterlande in kleinen und großen Städten das Standbild des verewigten Herrn. Jüngst noch in der Ostmark war Ich Zeuge des Patriotismus der Liegnitzer, als der Grundstein zu einem Denkmal des Allerhöchsten Herrn gelegt wurde im Glorien, schein der hundertjährigen Feier Meines geliebten Königs- Grenadier. Regiments, und heute fällt im alten Köln die Hülle von den wohl. bekannten Zügen, die in ernster Mahnung zu uns reden. Wohl entsinne Ich Mich des herrlichen Tages, an dem Mein Höchst. seliger Großvater und die herrliche Gestalt Meines Vaterz in Köln unter Ihnen wandelten und an diesem Ort empfangen wurden vom Jubel der Bürgerschaft über die Befreiung der Stadt von lästigen Banden, die sich nun ungehindert ausbreiten konnte, und sehe heute die Folgen dessen, was Mein Großvater für Köln gethan hät. Nach menschlicher Berechnung hätte an dem heutigen Tage Mein seliger Vater hier stehen können und Ihnen in noch viel beredterer Weise den Dank für das, was Sie gethan, aussprechen. Die Vor— sehung hat es anders gewollt, und so ist Mir das Amt überkommen. Ich spreche Meinen herzlichsten und tiefgefühltesten Dank aus und den der Kaiserin für den wunderschönen, zu Herzen gehenden Empfang, den die alte Stadt mit ihrer treuen patriotischen Bürgerschaft Uns bereitet hat. Ich spreche Ihnen Meinen Glück wunsch aus, daß sich die Stadt in der Zit, seitdem Ich sie zuletzt gesehen, in bewunderungswürdiger Weise entwickelt und entfaltet hat, ein Zeichen des Segens des Friedens, den Mein Großvater unt erhalten hat.

An dem Postament des Denkmals sah Ich die beiden Figuren: Köln mit dem Oelzweige in der Hand, das Bild des Friedens, in dem der Gewerbefleiß des Bürgers unter dem Schutze des Monarchen sich entwickelt. Auf der anderen Seite: der Meergott mit dem Dreizack in der Hand, ein Zeichen dafür, daß, seitdem unser großer Kaiser unser Reich von neuem zusammengeschmiedet, wir auch andere Aufgaben auf der Welt haben: Deutsche aller Orten, für die wir zu sorgen, deutsche Ehre, die wir auch im Ausland aufrecht zu erhalten haben. Der Dreizack gehört in unsere Fauft, und Ich denke, die Kölner Bürgerschaft ist eine von denen, die dies am besten verstehen. So ist es Mein Wunsch, daß Gott es Mir verleihen möge, in den Bahnen Meines Großvaters zu wandeln, der Welt den Frieden zu erhalten, der ja erst existiert, seitdem das Deutsche Reich wieder da ist, desgleichen aber nach außen die Ehre des Reichs in jeder Weise hoch⸗= halten zu können, unserer vaterländischen Arbeit und der Industrie der produzierenden Stände die Absatzgebiete zu sichern und zu erhalten, die wir brauchen. In dieser Gesinnung erhebe Ich Mein Glas und trinke auf das Wohl, Gedeihen und Vorwärtskommen von Köln und seiner Bürgerschaft. Alaaf Köln!

Die Rede wurde mit begeistertem Beifall aufgenommen.

Nach dem Festmahl fuhren Ihre Majestäten nach der Rheinschiffbrücke, wo Allerhöchstdieselben das Kaiserboot „Dver⸗ stolz“ bestiegen, um die großartige, mit Feuerwerk verbundene Beleuchtung der beiden Rheinufer und des Domes in Augen— schein zu nehmen. Nach einer sich hieran schließenden Rund— fahrt durch die festlich beleuchteten Straßen der Stadt erfolgte . gie. Uhr die Abreise Ihrer Majestäten nach Schloß

rühl.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Im Wiener Gemeinderath wurde gestern ein Schreiben des fortschrittlichen Parteiverbandes mitgetheilt wonach die Liberalen bis zur Erledigung des Rekurses an die Statthalterei wegen Nichtbeachtung der Geschäftsordnung durch den Bürgermeister den Sitzungen fernbleiben werden. Unter den Interpellationen befand sich eine ven Mittler (liberal) eingebrachte, welche anfragte, weshalb die Zulassung der Deputation in Sachen der Sprachen⸗ derordnungen zu der Audienz bei dem Kaiser noch nicht er— wirkt sei. Der ar n ger Dr. Lueger erwiderte, er werde die Erledigung des Gesuches betreiben.

Das ungarische Unterhaus hat gestern die Vorlage, betreffend die Landwehr⸗Erziehüngs und DOffiziers-Bildungs—⸗ anstalten, in britter Lesung angenommen.

Großbritannien und Irland.

Der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen sind gestern Abend von London nach Windsor abgereist.

Der Militär-Attachs bei der deutschen Botschaft von Oppell begab sich gestern nach dem Lager von Alder⸗ shot, um den First Royal Dragoons einen ihnen von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser gestifteten Lorbeerkranz zu überreichen. In einer dabei gehaltenen Ansprache an die Offiziere und Mannschaften führte er, dem „W. T. B.“ zufolge, aus: diese Gabe bilde einen neuen Beweis des Interesses, das Seine Majestät der Kaiser an Seinem englischen Regiment nehme, dessen tapferes Ver— halten bei Haterlos, wo deutsche und englische Soldaten Seite an Seite fochten, mit unauslöschlichen Lettern in die Annalen der Geschichte e , . sei.

Das Oberhaus beschloß gestern, am Sonntag den Dankgottesdienst in der Westminsterabtei, welcher aus Anlaß des Jubiläums der Königin abgehalten wird, in corpore bei⸗ zuwohnen. . . .

Die Mitglieder des „Imperial Institute“ gaben geñlern Abend zu Ehren der Premier-Minister der britischen Kolonien ein glaͤnzend verlaufenes Ti hl bei welchem der Prinz von Wales den Vorsit führ. Von hervorragenden Peisönlichkeiten waren Lord Salit⸗ bury, Chamberlain und Lord Rosebery anwesend, . Prinz von Wales hrachte einen Trinkspruch⸗ die Premier⸗Minister der Kolonien aus, worin er . hob, daß Großbritannien jetzt 63 Kolonien habe gegen —è 4 Zeit der Thronbesteigung der Königin Victoria; ott 2 setzte der . hinzu, daß der Friede noch lange 9— möge; doch würden, wenn die nationale i e bedroht wer fie alle sich zusammenschließen, um das Bestehende zu erhale⸗ und die Integrität des britischen Reichs zu bewahren.

ö Der Prinz von Neapel siattete gestern Nach wie „W. T. B.“ meldet, dem Praͤsidenten Faure eine? *

such ab. Cine Kompagnie Infanterie erwies dem

Verehrter Herr Ober ⸗Bürgermeister! Der heutige Tag ist ö.

militärischen Ehrenbezeugungen. Die Unterredung des Prinzen mit dem Präsidenten währte gegen 11 Stunde. Der Prä⸗

ent Faure erwiderte alsbald den Besuch des Prinzen von Neapel in dessen Hotel. Später empfing der Präsident den Erbprinzen von Montenegro.

Der Prinz und die Prinzessin von Neapel haben heute früh 9 ahr ihre Reise nach London fortgesetzt.

Der „Petit Temps“ meldet, die Anwesenheit des Krieg s⸗ Ministers sowie des Generals Saussier in Epinal und Toul hänge mit der Zweitheilung des VI. Armee ⸗Korps zusammen.

Einer Meldung des „Eclair“ zufolge hat der Marine⸗ Minist er die Bildung eines militärischen Korps der Ärsenal-Abtheilung beschlossen, welches im Kriegsfalle mobilisiert werden würde.

Rußland. .

Nach dem 961 . Bulletin ist, wie W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, das Befinden der Faiserin ein vorzügliches; die Kräfte nehmen schnell wieder zu, und Allerhöchstdieselbe besindet sich auf dem Wege voll⸗ ständiger Genesung. Die Entwickelung der neugeborenen re rern Tatjana Nikolajew naist durchaus zufrieden⸗ stellend.

Italien.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung des Budgets des Ministeriums des Innern fort. Der . di Rudini vertheidigte die innere Politik der Regierung, erläuterte die Reformen, die er bei der römischen Polizei einzuführen gedenke, und trat für das Verhalten der Regierung in der Angelegenheit, betreffend den im Ge⸗ faͤngniß plötzlich verstorbenen Anarchisten Frezzi, ein. Der Minister⸗Präfident berührte sodann auch das Verbot der Abhaltung des republikanischen Kongresses und erklärte, er habe dieses Verbot erlassen, weil der Kongreß die Organisation der Kräfte der Republikaner gegen die bestehenden Ein⸗

richtungen beabsichtige. Schweiz. Der Ständerath setzte gestern die Erörterung über die ig des Eintritts in die Verhandlungen über die Vorlage, etreffend den Rückkauf der Eisenbahnen, fort und beschloß mit 26 gegen 17 Stimmen, in die Berathung der einzelnen Artikel einzutreten.

Griechenland.

Wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet, hat die griechische Regierung ein Schreiben an die Vertreter der Mächte gerichtet, worin gegen die Verletzungen der neutralen Zone seitens der Türken, gegen die in Thessalien begangenen Plünderungen und die sonsligen Ausschreitungen türkischer Soldaten, . dagegen Protest erhoben wird, daß ein Druck auf die Bewohner Thessaliens ausgeübt werde, um sie zur Unterzeichnung von Petitionen zu veranlassen, in denen die Annexion Thessaliens verlangt werde.

Schweden und Norwegen.

Der Zollausschuß des Storthing beantragte gestern, wie W. T. B.“ aus Christiania meldet, die Ermächtigun für die Regierung, denjenigen Nationen gegenüber Maximal⸗ säͤtze in Anwendung zu bringen, welche Norwegen ungünstiger als andere Staaten behandelten.

Amerika.

Aus Washing ton meldet W. T. B.“, daß der Staats⸗ sekretär Sherman, wegen der Annexion Hawaiis befragt, er⸗ klärt habe: er sei im Prinzip dagegen, daß die Ver⸗ einigten Staaten weit entfernt gelegene Länder erwürben, betrachte jedoch die Lage in Hawaii der Ansprüche Japans wegen als eine Ausnahme. Davis, der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, erklärte: es würden keinerlei Anstrengungen gemacht, in dieser Session über den Vertrag mit Hawaii noch eine endgültige Entschließung herbeizuführen, jedoch werde dem Senat Bericht über denselben erstattet werden.

Afrika.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Prätzo ria be⸗ richtet, daß die Antwort der Regierung der Südafri⸗ kanischen Republik auf die Depeschen Chamberlain s gestern öffentlich im Volksraad verlesen worden sei. Dieselbe sei sehr entgegenkommend gehalten und äußere das Verlangen der Republik nach Frieden. Sie fordere für gewisse Streit⸗ punkte ein Schiedsgericht unter Hinweis auf Präzedenzfälle für dieses Vorgehen. Die Antwort habe einen günstigen Ein⸗ druck hervorgerufen.

Die „Times“ meldet aus Kapstadt: Der vom Volksraad des Oranje⸗Freistaates ratifizierte Vertrag, betreffend die Bundesvereinigung mit der Südafrikanischen Re⸗ publik, sieht die Einrichtung eines Bundesraths vor, dessen 10 Mitglieder zu gleichen Theilen von den Präsidenten der beiden Staaten gewaͤhlt werden. Der Bundesrath wird ieh tagen und zwar abwechselnd in Bloemfontein und

rãtoria.

Arbeiterbewegung.

In Solingen beschloß, wie der Vorwärts“ erfährt, der Gabelschleiferperein (gl. Nr. 128 d. Bl., nachdem die Gültig⸗ leit des von den Fabrikanten, gekündigten Preisverzeichnisses am 156. Juni abgelaufen ist, die jetzigen ga vollständig aufrecht zu er⸗ halten und den Fabrikanten, die diese Preise nicht zahlen, sofort den Ausstand zu erklären.

Der Ausstand der Maurer in Bochum (vgl. Nr. 132 d. BI.)

1 demselben Blatt zufolge am Dlenstag für beendet erklärt worden.

Hei zehn Unternehmern sind die Forderungen (Zehnstundentag und 3 Stundenlohn) durchgesetzt worden. Die übrigen ließen eine ohnerhöhung eintreten.

In Lucken walde sind, wie dem „Vorw. eine Privatdepesche meldet, in der Tischle rel von Neumann Lohndifferenzen ausgebrochen. z Auf fünf Ziegeleien in Deetz a. H. in der Provinz Branden * it, wie datselbe Blatt berichtet, am 8. Juni von unorganisierten ] 5 eitern die Arbeit eingestellt worden, weil shnen eine , auf gi Zulage pro Taufend nicht bewilllgt wurde. Im Laufe der Woche 6 i sich die Arbeiter zweser anderen Ziegeleien in Deetz dem Aue⸗ 2 Die Ofenarbeiter betheillgen sich nicht an der Be⸗ In Berlin treten, durch den Ausstand der Maurer veranlaßt, 8. Bolts · tg.: zufolge, auch die Staaker, eine besondere

. unter den Bauarbeitern, in eine Bewegung ein. In der ö öffentlichen Verfammlung der Branche wurde hervorgehoben, zum Schutze der Staaker auf den Bauten so gut

wie garnichts geschehen sei. Durch die Zwischenunternehmer werde der Arbeiter sehr oft noch um den geringen Lohn gebracht. Die Arbeitszeit betrage meist lo Stunden und der Stundenlohn 25 bis bo 3, oft zahle der Unternehmer ganz nach Belieben, da die Orga⸗ nisatlon zu schwach sei, um einen gewissen Lohnsatz festzuhalten.

In Schweinfurt ist der Ausstand in der Kugelfabrik von . (vgl. Nr. 141 d. Bl), dem ‚Vorw.“ zufolge, bereits wieder eigelegt.

Kunst und Wissenschaft.

Die Inventarisierung der geschichtlichen Denkmäler, über deren Stand zuletzt in der Nummer 89 des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers! vom 1. April 1895 eine Uebersicht gegeben wurde, ist andauernd in erfreulichem Fortschreiten begriffen. Es sind inzwischen im Druck erschienen: L Königreich Preußen:

Provinz Ostpreußen: von dem Werke: „Die Bau⸗ und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen“, im Auftrage des Ostpreußischen Provinzial⸗Landtages bearbeitet von Adolf Boetticher: Heft 5: Littauen“, Heft 5: „Masuren“.

Provinz Westpreußen: von dem Werke: „Die Bau⸗ und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen“, herausgegeben von der Provinz, bearbeitet vom Landes⸗Bauinspektor Heise: Heft 10: „Löbau“.

Provinz Posen: von dem Werke: Verzeichniß der Kunstdenkmäler der Provinz Posen“: Band III: „Die Land⸗ kreise des Regierungsbezirks Posen“. Band II: „Der Stadt⸗ kreis Posen .

Provinz Westfalen: von dem Werke: „Die Bau⸗ und Kunsidenkmäler von Westfalen“, herausgegeben vom Provinzial⸗ Verbande der Provinz Westfalen, bearbeitet von A. Ludorff, Provinzial⸗Bauinspektor und Konservator: „Stadtkreis Dort⸗ mund“, „Landkreis Dortmund“, Kreis Hörde“.

Rheinprovinz: von dem Werke: „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“, im Auftrage des Provinzial-Verbandes herausgegeben von Paul Clemen: Band 2 Heft II: „Stadt Duisburg und Kreise Mülheim a. R. und Ruhrort“. Heft II: „Stadt und Kreis Essen“. Band 3 Heft I: „Stadt und Kreis Düsseldorf“. Heft II: Städte Barmen, Elber⸗ feld, Remscheid und Kreise Lennep, Mettmann und Solingen“. Heft II: „Kreis Neuß“.

Hohenzollernsche Lande: das Werk: „Die Bau⸗ und Kunstdenkmäler in den Hohenzollernschen Landen“, im Auftrage des Hohenzollernschen Landes⸗ ausschusses bearbeitet von Dr. Karl Theodor Ziegeler, Fürstlich Hohenzollernschem Hofrath, und Wilhelm Friedrich Laur,

Architekt. Königreich Bayern.

Von dem Werke: „Die Baudenkmale in der Pfalz“, herausgegehen von der pfälzischen Kreisgesellschaft des haye— rischen Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereins: 3. Band, 4. Band, J. und II. Lieferung, 5. Band, J. bis V. Lieferung.

Ferner: von dem Werke; „Die Kunstdenkmale des Königreichs Bayern vom 11. bis zum Ende des 18. Jahr⸗ hunderts“, beschrieben und aufgenommen im Auftrage des Königlichen Staats-Ministeriums des Innern ꝛc., bearbeitet von G. von Bezold und Dr. B. Riehl: Lieferung 3 bis 16.

Königreich Sachsen.

Von dem Werke: „Beschreibende Darstellung der älteren Bau⸗ und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“, auf Staatskosten herausgegeben vom Königlich. sächsischen Alter⸗ thums-Verein: XVI. Heft: Amte hauptmannschaft Leipzig, XVII. und XVIII. Heft: Stadt Leipzig, bearbeitet von Cornelius Gurlitt.

Königreich Württemberg: . Von dem Werke: „Die Kunst- und Alterthumsdenkmale im Königreich Württemberg“, im Auftrage des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens bearbeitet von Dr. E. Paulus, Text: Lieferung 11 bis 15. Großherzogthum Baden:

Von dem Werke: „Die Kunstdenkmäler des Großherzog—⸗ thums Baden, beschreibende Statistik“, im Auftrage des Groß⸗ herzoglichen Ministeriums der Justiz, des Kultus und des Unkerrichts herausgegeben von Professor Dr. Kraus, Bau⸗ Direktor, Professor Hr. Durm und Geheimem Hofrath Dr. Wagner: Band III, Band TV, 1. Abtheilung.

Großherzogthum Hessen.

Von dem Werke: „Die Kunstdenkmäler des Großherzog⸗ thums Hessen“, Inventarisierung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik. Malerei und des Kunst⸗ gewerbes bis zum Schluß des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Oberhessen, Kreis Friedeberg, bearbeitet von Dr. R. Adamy.

Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin.

Von dem Werke: „Die Kunst⸗ und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg⸗Schwerin“, herausgegeben von Dr. 8, I. Band; Die e, , e,. Rostock, Ribnitz, Sülze, Marlow, Tessin, Laage, Gnoien, Dargun und Neukalen.

II. Uebrige deutsche Staaten:

Von dem Werke: „Die Bau⸗ und Kunstdenkmäler Thüringens“, bearbeitet von Professor Dr. Lehfeldt: Heft 21: Amtsgerichtsbezirk Altenburg (Sachsen⸗Altenburg), Heft 22: 1 Schmölln und Ronneburg (desgl.), Heft 23: Amtsgerichtsbezirk Gera und Hohenleuben e, Ti u ö von dem Werke: „Anhalts Bau⸗ und Kunstdenkmäler vom Kunsthistoriker Professor Dr. phil. Büttner in Dessau: Lieferung 7 bis 11; von dem Werke: „Die Bau⸗ und Kunst⸗ denkmäler des ee n, Braunschweig“, herausgegeben von der Herzoglichen Baudirektion: Band 1: „Kreis Helmstedt“.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Rußland.

ich Ueber den Saatenstand gehen uns aus Moskau folgende Nach⸗ richten zu:

Das Wintergetreide steht infolge anhaltender Dürre im allgemeinen nicht befriedigend in den Gouvernements Rjasan, Tambon, Pensa, Simbirsk und Kasan; auch aus Tula, Kaluga und Woronesch liegen ungünstige Nachrichten vor. Im Südosten, vornehmlich in Samara, wo die Wintersaaten noch nicht besonders gut durch den Winter gekommen waren, haben sie sich infolge reichlicher Niederschläge und warmer Witterung inzwischen wesentlich erholt. Eine Ausnahme macht Roggen, dessen Anbau sich dort nicht mehr lohnt. Die Aussaatfläche in dem gedachten Gouvernement hat sich im allgemeinen nicht un= ee lig verringert. .

Bedeutend besser stehen, besonders im Süden, Südosten und an der . die Sommersaaten. Ueber die einzelnen Fruchtarten läßt

noch nichts sagen. ö. Die Heuernte verspricht ziemlich allgemein eine gute zu werden.

Saatenstand in Sün⸗Italien.

Nachrichten aus Neapel jmufolge ist der Stand der Saaten in Süd⸗Italien und Sizilien im allgemeinen günstig, sodaß man auf eine gute Ernte rechnen kann.

Besonders reich scheint die Haferernte ausfallen zu wollen. Der Deuschnitt hat einen guten Ertrag ergeben. Eine wirkliche Klage ist nur betreffs der Kartoffelernte in der Provinz Neapel laut geworden. Hier soll das Auftreten der Peronospera den Feldern bedeutenden Schaden zugefügt haben. Ferner sollen in den Provinjen Benevento und Bari Hagelschläge strichweise Verluste gebracht haben.

Saatenstand in Dänemark.

Infolge der günstigen Witterungsverhältnisse der letzten Wochen baben sich die Saaten vortrefflich entwickelt. Ihr Stand wird durch⸗ schnittlich als ein sehr guter bezeichnet. Auch die Wiesen und Klee—⸗ felder versprechen eine reiche Ernte, die bereits in einzelnen Landes- theilen ihren Anfang genommen hat.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Als letzte Abonnements, Vorstellung vor den Ferien, welche zu⸗ leich den Herren Kraußnedk und Lr. Pohl, die in der nächsten Spielzeit dem Königlichen Schauspielhause angehören werden, Ge- legenheit geben sollte, sich in wirksamen Rollen zu verabschieden, fand geftern eine Aufführung von Ibfen's Schauspiel Nora statt, in welcher herr Kraußneck den Helmer, Herr Dr. Pohl den Günther spielte. Die genannten Daisteller sind in diesen Aufgaben, welche ihrer beiderseitigen Veranlagung durchaus entsprechen, dem hiesi gen Publikum schon bekannt. Auch gestern fehlte es den scheidenden Künstlern an Beifall nicht und ebensowenig an wohl⸗ verdienten Lorbeerkränzen. Frau Prasch⸗Grevenberg spielte, wie schon früher, die Titelrolle mit eindringendem Verständnlß. Hervorzuheben ist ferner Herr Bassermann, der die Rolle des Dr. Rank zu einer Cbarakterstudie von höchst sesselnder Zeichnung herausgearbeitet hatte. Im übrigen ist über die Aufführung Neues nicht zu berichten.

Theater des Westens.

Am Donnerstag ging Bizet's „Carmen in einer Aufführung in Scene, die nicht als wohlgelungen bezeichnet werden kann, wie die bisherigen Neueinstudierungen ein Umstan , der hauptsächlich der Besetzung der Titelpartie zuzuschreiben ist. Frau Schuster⸗Wirth ist, so sehr man sie in, anderen Aufgaben schätzen gelernt hat, für das heißblütige Zigeunerkind weder im esang noch im Spiel die geeignete Vertreterin; weder das Leichtfertig⸗ frivole m. das Abergläubisch⸗fatalistische in Carmen's Natur kam zum rechten Ausdruck, an ihre Stelle traten harmlose Schelmerei und Sentimentalität: zwei Eigenschaften, die diesem weiblichen Dämon durchaus fern liegen. Ueber alles Erwarten gut war hingegen Herr Thate als Don Joss. Er hatte seine Aufgabe mustkalisch durchaus richtig erfaßt und führte sie, von einiger Aengstlichkeit in den Einsätzen abgesehen, mit angenehmer Stimme und angemessenem Augdruck durch. Auch das Spiel dürfte, sobald der Sänger in den nächsten Aufführungen des Werkes mehr Sicherheit erlangt haben wird, dramatisch bewegter werden. Als Es⸗ camillo war der stimmgewaltige Herr Keller leider durch eine störende Indisposition an der Entfaltung seiner Mittel behin⸗ dert, das Auge konnte sich aber wenigstens an seiner stattlichen Erscheinung erfreuen, In ganz unrichtiger Tonart erklang leider sein Gesang hinter der Scene, doch ist wohl der Umstand daran schuld, daß das fast unter dem Bühnenpodium befindliche Orchester von seinem Standpunkt aus nicht zu hören war. Fräulein Kahler paßte mit ihrer großen ber enten; nicht für die Mieaela; ihre Stimme dagegen klang sehr schön, nur machte sich eine eigenthüm⸗ liche Neigung, daz Tempo zu überhasten, bemerkbar. Hier wäre gewiß Fräulein Triebel weit besser am Platze. Zu loben waren die Leistungen der Damen Sedele (Mercedes) und Grohmann (Frasquita) sowie des Herrn George (Zuniga). Herr Kapellmeister Wolfheim leitete das Ganze mit großem Geschick und anerkennenswerther Prä—⸗ zision im Rhythmus. Das feine Zwischenspiel zwischen dem zweiten und dritten Akt wurde durch die unreine Stimmung der Blasinstru⸗ mente beeinträchtigt; sehr gut gelang dagegen die den letzten Aufzug einleitende Balletmusik, welche bei geschloßenem Vorhang zu Gehör gebracht wurde und dem Dirigenten lebhaften Beifall eintrug.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater geht morgen Bizet's „Carmen“ in Scene. Als Escamillo gastiert Herr de Souza. Am Montag wird Ambroise Thomas' Oper „Mignon“ gegeben. Im Garten findet morgen von 4 Uhr, am Montag von 6 Uhr Nach—⸗ mittags an großes Militärkonzert statl.

Das Berliner Theater wird den Spielplan bis zum Saison⸗ schluß, am 30. Juni, noch möglichst abwechselungsreich gestalten. Morgen und am Montag, den 28. 8. M., finden die letzten Auf⸗ führungen der Maschinenbauer“ statt. Am nächsten Montag geht König Heinrich! zum 170, Male und am Dienstag „Kaiser Heinrich“ in Scene, am Mittwoch ‚Faust“ (Anfang 7 Uhr). Am Donnerstag und Sonnabend wird Renaissancen gegeben. Am Freitag findet die Erstaufführung von Anzengruber's Bauernkomödie „'s Jungfern⸗ gift' statt, welche am Sonntag wiederholt wird.

Die Operette ‚Die Geisha“ wird auch in der laufenden Woche im Lessing⸗Theater allabendlich zur Aufführung gelangen.

Im Schiller⸗Theater ist der Spielplan für nächste Woche, die letzte vor den Ferien, folgendermaßen festgesetzt: Morgen. Madame Bonivard; Montag: zum ersten Mal „Vie richtige Ergänzung“ von W. Streit, hierauf „Durchs Ohr?; Dienstag: „Bürgerlich und Romantisch ; Mittwoch; Eine 4, ,, Donnerstag: Das Stiftungefestz; Freitag: . Mit Vergnügen; Sonnabend: Onkel Braͤsigs; Sonntag, den 27. d. M.: .Der Millionenbauer “).

Morgen findet im Theater des Westens die vorläufig letzte Aufführung des ‚Trompeters von Säkkingen' statt. Am Montag kommt als erste klassische Oper „Fidelio“ mit Margarethe Kahler in der Titelrartie zur Aufführung. Am Dienstag beginnt dann Heinrich Boetel sein Gastspiel als Manrieo im „Troubadour“. Der Gast wird nur an sechs Abenzen auftreten, da bei der kurzen Opernsaison möglichst viel Abwechselung geboten werden soll. Mit ihm debütiert raͤulein Leonore Better vom Landes⸗Theater in Prag, während der Bariton Herr Otcar von Lauppert, welcher bereits früber dem Morwitz'schen Opern. Ensemble angehörte, den Grafen Luna singt. Injwischen sind die Arbeiten zur Vergrößerung des Orchesters so weit gediehen, daß dasselbe bis Dienstag Abend fertig werden dürfte.

Mannigfaltiges.

Das Königliche Polizei-⸗Präsidium theilt mit, daß die Grundstücke, in welchen 6 die Bureaux der , 49 und 54 befinden, jetzt infolge Umnumerierung der Manteuffelstraße die Hausnummern 167 bezw. 66 führen.

Der Magistrat hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, behufs Vereinigung der Grünthaler⸗ und Völkerstraße die Genehmi⸗ gung der Stadtverordneten Versammlung zum Erwerb des zwischen den beiden Straßen sich hinziehenden, von der Eisenbahnverwaltung enn benutzten Landstreifens nachzusuchen. Der Fischerei⸗ Verein für die Provinz Brandenburg hatte, gestützt darauf, daß der Verein bestrebt ist, nicht nur die een und Gewässer der Provinz Brandenburg und die Wasserläufe Berlins mit Fischbrut zu bevölkern, sondern auch die Oder und die Elbe, von denen Berlin ebenfalls mit Fischen versorgt wird, an den Magistrat den Antrag gestellt, ihm noch in diesem Jahre eine Beihilfe von o00 gs aug städtischen Mitteln zu gewähren. Das Kollegium hat mit Rücksicht darauf, daß der Etat für das laufende Etatsjahr ab⸗ ye clen ist, den Antrag abgelehnt und beschlossen, die vom Verein er f n Summe von 500 M in den Etat des näͤchsten Etats jahres einzustellen.

Der Deutsche Verein a Förderung der Luft-

schiffahrt hat neuerdings in seine e n. als Mittel zur Förderung seiner Aufgabe auch die Veranstaltung von Ballonfahrten

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