Be). Striegau, — letzteren beiden mit der Erlaubniß zum Tragen ihrer big · herigen Uniform, Dr. Reich, Assist. Art 1. Kl. der Landw. 1. Auf. gebolsg vom Landw. Bezirk Oels; den Stabsärzten der Landw. 2. Auf- gebotg: Dr. Schulte vom Landw. Bezirk Soest, Dr. Feld hau sen vom Landw. Bezirk 1 Braunschweig, Dr. Str be vom Landw. Bentrk Lörrach, Dr. Saatz, Afsist. Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebot vom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Schuchardt, Assist. Arjt 1 Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bejirk Halle a. S., — der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär Verwaltung.
Durch Verfügung des Kriegs M iniste rium s. 5. Juni. Grube, Intend. Sekretariats. Assist. von der Intend. des TV. Armee- Korps, zum Intend. Sekretär, Mom mert, Intend. Bureaudiätar bon der Intend. des VI. Armee-Korps, zum Intend. Sekretariats« Assist, — ernannt.
9. Juni. Neiß, Rechnungs. Rath, Geheimer Kalkulater bei der Naturaktontrole des Kriegs Ministeriums, auf seinen Antrag zum 1. Oktober 1897 mit Pension in den Rubestand versetzt.
16. Juni, Lem hoefer, Ober Roßarzt vom 2. Großberzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18, auf seinen Antrag zum 1. Oktober d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt.
18. Juni. Weinhold, Ober⸗Rofarzt vom Drag. Regt. von Bredow 1. Schles.) Nr. 4, auf seinen Antrag jum 1. Jult d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt.
19. Fu ni. Nothnagel, Roßarzt von der Militär. Lebrschmiede in Frankfurt a. M., zum Hannev. Hus. Regt. Nr. 15, Woite, Roß⸗ arzt vom 1. Hess. Hus. Regt. Nr. 13, zur Lehrschmiede in Frankfurt a. M. — versetzt. Kutzner, Roßarzt vom Oldenburg. Drag. Regt. Vr. 19, zum 2. Großberzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. I8, Müller, Roßarzt vom Feld⸗Art Regt. Nr. 33, zum Aldenburg. Drag. Regt. Nr. 19, — versetzt. Ries, Schneider, Unterärzte der Res., zu Roßärzten des Beurlaubtenstandes eruannt.
22. Funi. Dr. Brill, Gerichts. Referendar, zum Intend. Referendar bei der Intend. VIII. Armee-Korps ernannt.
26. Juni. Lueck, Schmitz, Intend. Referendarien bei den Intendanturen des III. bezw. XVII. Armee Korps, zu überzäbl. Intend. Assessoren ernannt.
Königlich Bayerische Armee.
Offiziere, PorteveeFäbnriche ꝛ. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 25. Juni. Kneußl, Hauptm. vom 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bavern, zum Komp. Chef im 2. Jäger Bat. ernannt. Steinbauer, Pr. Lt. A la suite des 1. Inf. Regts. König, Steinle, Schubert, Pr. Lts. à la suite des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Desterreich — zum 1. August d. J. von der Funktion als Erzieher bezw. Adjutanten am Kadetten Korps zu entheben und in ibre Truppen⸗ theile zu versetzen. Roth, Pr. Lt. des 9. Inf. Regts. Wrede, v. Parseval, * Lt. des 21. Inf. Regts., Lochner, Sec. Lt. des 4. Inf. Regts. König Wilbelm von Württemberg, — unter Stellung a la suite ihrer Truppentheile, zum 12. September d. Is. zu Erziehern am Kadetten⸗Koips zu ernennen. Braun, Pr. Lt. des 1. Chev. Regts. Kaiser Nikolaus von Rußland, zum 23. September d. Is. vom Kommando als Insp. Offizier an der Kriegsschule zu entbeben. Frhr. v. u. zu Guttenberg, Pr. Lt. des 1. len, m . Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, zum 23. September d. Is. zu dieser Funktion zu kommandieren.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 25. Juni. Koch, Hauptm. und Komp. Chef vom 2. Jäger⸗Bat., unter Ver⸗ leihung des Charakters als Major, mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. Brey, Ritim. à Ja suite des 4. Che. Regts. König, mit der ge—⸗ setzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen zur Disp. gestellt. v. Stetten, Pr. Lt. à la suite des 4. Chev. Regts. König. unter Verleibung des Charakters als Rittm., mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.
28. Juni. Graf v. Holnstein aus Bavern, Port. Fähnr. vom 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, zur Res. beurlaubt.
Im Beurlaubtenstande. 30. Juni. Zumwinkel, Pr. Lt. von der Res. des 9. Inf. Regts. Wrede, Popp, Sek. Lt. von der Res. des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold, Hezel, Sec. Lt. von der Res. des 1. Fuß⸗Art. Regts. vakant Bothmer; von der Landw. 1. Aufgebots: Bruckmann L München) Rittm. von der Kavf, Bilfinger (Augsburg), Hauptm. von der Fuß⸗Arttß, — beiden mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, Däumling, Heffner ( München), Loehr (Nürnberg), Pr. Lts. von der Inf., letzterem mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Ab⸗
Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots,
Dr. Schmidt (II München), Assist. Arzt 1. Kl. der Res. zum Stabsarzt, Dr. Brunner (Weilheim, Lemvp, Schäfer (JL München), Dr. Korth, Schmeck (Augsburg), Pröll (Ingol⸗ stadt), Dr. Govpelt (Gunzenhausen), Dr. Dorn (Nürnberg), Dr. Lips (Erlangen), Dr. Schultz, Dr. Somm er (Aschaffenburg), Dr. Pracht, Dr. Dommasch, Dr. Rauten berg, Dr. Petersen (Hoh, Assist. Aerzte 2. Kl. in der Res., zu Assist. Aerzten 1. Kl., — befördert. Dr. Picard, Dr. Leicht (L München), Gab (11 München), Dr. Gnant (Augsburg). Dr. Dauber (Würzburg), Pühler, Dr. Franzen (Hof), Dr. Schönfeld (Ludwigshafen), Assist. Aerite 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, Dr. Thiel (Würzburg), Assist. Arzt 2. Kl. in der Landw. 2. Aufgebots, — zu Assist. Aerzten 1. Kl. befördert. . ;
30. Juni. Dr. Aßmann (Hof), Assist. Arzt 1. KJ. von der Landw. 1. Aufgebots, Dr. Koch (schaffenburg), Assist. Arzt 1. Kl. von der Landw. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
29. Juni. Oberndorfer, geprüfter Rechtspraktikant und Sec. Lt. der Res. des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Desterreich, zum überzähl. Assessor bei der Intend. II. Armee⸗Korps ernannt.
30. Juni. Brachinger (Hof). Veterinär 1. Kl. von der Landw. 1. Aufgebots, Buchner (L München), Utz (Passau), Ober⸗ Apotheker von der Landw. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Durch Verfügung des General⸗Kommandos J. Armee Korps. Wildt, Zahlmstr. vom 16. Inf. Regt. Großherzog Fer⸗ dinand von Toskana, zum 1. Inf. Regt. König, Dreselly, Zahlmstr. vom 1. Inf. Regt. König, zum 2. Inf. Regt. Kronprinz, Schneider, Zahlmstr. vom 1. Fuß-Art. Regt. vakant Bothmer, zum 16. Inf. Regt. Großherzog Ferdinand von Toskana, — versetzt.
Kaiserliche Marine.
Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver— setzungen z. Helgoland, ag Bord S. M. JH. . Hohen zollern *, 25. Juni, Bredow, Korv. Kapitän, von der Stellung als Mitglied der ,, , . entbunden.
Kiel, an Bord S. M. Hohenzollern‘, 30. Juni. v. Arnim, Kontre Admiral und Inspekteur der 1. Marine⸗Insp., rückt in Abänderung der Allerböchsten Kabinets. Ordre vom 15. Juni d. J. bereits mit dem 16. Juni 1897, Büch sel, überzähliger Kontre⸗ Admiral und Direktor des Marine Departements im Reichs. Marineamt, rückt mit dem 1. August d. IJ. — in eine offene Etatsstelle ein. v. Holtzendorff, Sch eder, Korv. Kapitäns mit Oberst⸗Lieutenants- rang, kommandiert zum Stabe des Ober- Kommandos der Marine, zu Kapitäns zur See befördert.
beim), 8 Kl.,
Kiel, an Bord S. M. J. ‚Hobenzollern‘, 1. Juli. Trupp el, Korv. Kapitän mit Oberst Leutenantsrang, unter Bela ffung in dem Kommando beim Stabe des Ober Kommandos der Marine, lum Kommandanten eines Panzerschiffes 4. Klasse der Res. Div. der Oftsee, Ehrlich, Korv. Kapitän, zum Kommandanten des Stamm. schiffes der Res. Div. von Panzerschiffen 4. Klasse der Nordsee, — ernannt.
Aichtamtliches
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. Juli.
Ueber die Reise Seiner Majestät des Kaisers und Königs liegen folgende Meldungen des W. T. B.“ vor:
Die Yacht „Hohenzollern mit Seiner Majestät dem Kaiser an Bord passierte am Montag Abend zwischen 6 Uhr und 8 Uhr, längs der schwedischen Kuͤste fahrend, den Sund und 6 während der Nacht bei der Insel Anholt vor Anker. Am Dienstag wurde die Fahrt bei günstigem Wetter fortgesetzt und gegen 2 Uhr auf der Rhede von Göteborg vor Anker ge⸗ gangen. Da die Witterungsberichte von gestern Abend für eine Weiterreise nicht günstig waren, verblieb die Yacht Hohenzollern“ in der vergangenen Nacht bei Göteborg vor Anker und ist über die Weiterreise noch kein Beschluß ge⸗ faßt. An Bord war Alles wohl.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen und erwiderten gestern bald nach der Ankunft in Tegernsee den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Herzogs und der . ogin Karl Theodor in Bayern sowie der Prinzessinnen Töchter.
Potsdam, 6. Juli. Graf Schuwalow ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit seiner Familie heute Abend mittels Sonderzuges von der Wildparkstation über Charlottenburg und Berlin nach seinen Besitzungen in Rußland abgereist. Das Befinden des Grafen ist ein gutes.
Defsterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser traf gestern Nachmittag von Ischl in Gmunden ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem König von Dänemark empfangen. Nach herzlicher Begrüßung begaben sich Ihre Majestäten unter lebhaften Huldigungen des Publikums nach dem Schlosse des Herzogs von Cumber— land, woselbst die Königin von Dänemark, die Königin und die Prinzessin Marie von Hannover sowie der Herzog und die Herzogin von Cumberland den Kaiser begrüßten. Bei der Ruͤckfahrt nach dem Bahnhofe waren die Monarchen wiederum Gegenstand lebhafter Ovationen.
Die Erzherzogin Äuguste, geborene Prinzessin von Bayern, Gemahlin des Erzherzogs Joseph Au gust, ist am 5. d. M. in Kistapolcsany von einer Erzherzogin glücklich entbunden worden.
Die Wiener Blätter melden aus Eger, daß die Bezirks⸗ hauptmannschaft den für den 11. Juli einberufenen deutschen Volkstag in Eger untersagt habe, da derselbe nicht als eine auf geladene Gäste beschränkte Versammlung angesehen werden könne. Der Volkstag habe vielmehr mit Rücksicht auf den beabsichtigten Massenzuzug einen ausgesprochenen demonstrativen Charakter, durch welchen die öffentliche Sicherheit gefährdet werden könnte. Der Bürgermeister sei angewiesen, die Aufforderung an die Ge⸗ ladenen, jedenfalls nach Eger zu kommen, zu widerrufen. Jedem Versuche, das Verbot zu umgehen oder gegen dasselbe oͤffentlich zu demonstrieren, werde nachdrücklich entgegengetreten werden. — Die Blätter melden weiter: die Gemeinde⸗ vertretungen von Karlsbad, Hohenfurt, Gabel, Böhmisch-Leipa und Bodenbach hätten die Einsiellung der Arbeiten in dem ihnen von der Regierung übertragenen Wirkungskreise beschlossen. .
Dem Fremdenblatt.“ zufolge bestätigt sich die Meldung, daß die Trientiner Abgeordneten dem Minister-Prä— sidenten Grafen Badeni einen neuen Autonomie⸗Ent⸗ wurf überreicht haben. Graf Badeni habe darauf die Zusage ertheilt, daß er im Laufe des Juli oder August zwei der einflußreichsten italienischen Abgeordneten zur Besprechung des Entwurfs nach Wien berufen werde.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause führte gestern der Premier-Minister Lord Salisbury im Anschluß an Bemerkungen, welche Baron Connemara über die Friedensverhandlungen in Konstantinopel gemacht hatte, aus: Baron Connemara habe durch seinen Hinweis auf die schnellere Erledigung der Arbeiten auf dem Berliner Kongreß vom Jahre 1878 Inter⸗ essantes in Erinnerung gebracht. Damals habe Fürst Bismarck den Vorsitz geführt; würde Fürst Bismarck jetzt den Vorsitz führen, so würde das Ergebniß ein anderes sein. Die Lage sei aber damals eine ganz andere gewesen; ein mächtiges russisches Heer habe einen Steinwurf weit von Kon— stantinopel gestanden, und jede Andeutung des Fürsten Bis⸗ marck, daß ein Fehlschlagen der Konferenz eine Bewegung des russischen Heeres bewirken könnte, habe auf die fürkischen Delegirten ihre Wirkung ausgeübt. Die Schuld an der Ver⸗ zögerung der jetzigen Friedensverhandlungen trage lediglich die Türkei. Soweit die Mächte in Betracht kämen, könne es keine Verzögerung geben; es herrsche unter ihnen Ueber⸗ einstimmung, und ihm, Redner, sei nicht bekannt, daß die Ansichten der Mächte über irgend einen Punkt aus⸗ einandergingen. Er wolle nicht behaupten, daß über jede Einzelheit Uebereinstimmung herrsche; es bestehe aber nicht der 6 Zweifel, daß, wenn die Frage des Friedens⸗ chlusses den Mächten überlassen wäre, sie in sehr kurzer Frist gelöst sein würde. Der Verzug komme von Konstantinopel; die Handlungsweise der türkischen Regierung sei stets durch große Bedächtigkeit gekennzeichnet gewesen; die Bedächtigkeit, mit der jetzt von der Türkei verfahren werde, sei aber üͤber⸗ trieben. Er wolle die Ansicht des Barons Connemara, daß die Verzögerung geeignet sei, große Nachtheile zu schaffen, und daß selbst Gefahr mit dieser Verzögerung ver⸗ bunden sei, nicht bestreiten, obwohl er hoffe, daß zu einer solchen Befürchtung kein unmittelbarer Grund vorliege. Die großen Fragen, um die es sich bei den Unterhandlungen handele, seien die Festsetzung der Grenze und der Kriegsentschaͤdigung
sowie die Kapitulationen. Die britische Regierung habe von der Ansicht der türkischen Regierung über irgend eine dieser Fragen keine Kennmiß; sie kenne aber die Ansicht der Groß⸗ mãächte, die, wie er glaube, alle absolut darin einig seien, gegen⸗ wärtig irgendwie eine Lösung herbeizuführen. Die Frage, ob sie zu ihrem Ziele gelangen würden, gehöre eher in das Gebiet der Weissagung als in das Gebiet politischer Speku⸗ lation. Baron Connemara möge erwägen, wie sehr die Situation des Jahres 1878 v—on der jetzigen verschieden gewesen sei. In dem Verhältniß, wie die jetzige Lage der⸗ jenigen von 1878 analoger gestaltet werden könne, würde die Hoffnung auf eine frühe und befriedigende Lösung steigen. Lord Kimberley erwiderte: das einzige Befrie⸗ digende sei die Einstimmigkeit der Mächte; er hoffe, dieselben würden sich bald entschließen, den genügenden Druck auf die Pforte auszuüben, um deren Obstruktion zu beseitigen. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte Lord Salisbury: er habe eine Depesche der Flüchtlinge aus Kandia, von welcher die e ng, gesprochen hätten, noch nicht erhalten, aber er habe
itgefühl mit der Lage der Bewohner Kretas beider Bekennt— nisse, die infolge diplomatischer Schwierigkeiten, sür welche die Mächte nicht verantwortlich seien, unter Zuständen litten, welche fast der Anarchie gleich kämen.
Der parlamentarische Ausschuß zur Untersuchung des Einfalls Jameson's in Transvaal hielt gestern eine geheime Sitzung ab, um den Entwurf des von dem Vor⸗ sitzenden Jackson vorgelegten Berichts zu berathen. Labouchère soll einen Bericht der Minorität eingebracht haben. Die Be⸗ rathung wurde nicht zu Ende geführt und die nächste Sitzung auf Freitag anberaumt.
Frankreich.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, der Minister des Innern Barthou er⸗ mächtigt, in der Deputirtenkammer einen neuen Kredit von einer Million Franken zur Unterstützung der Opfer der Ueberschwemmungen einzubringen. Der Kolonial— Minister Lebon theilte mit, daß der General Gallieni am 3. d. M. in Tamatave nn,, sei, nachdem er eine Rundreise um die ganze Insel Madagaskar ausgeführt habe.
In der Deputirtenkammer erstattete gestern der De⸗ putirte Krantz den Bericht der Kommission über die Kredit⸗ vorlage von 500 000 Francs für die Reise des Präsi⸗ denten Faure nach Rußland und beantragte die Dring⸗ lichkeit sowie die unverzügliche Berathung der Vorlage, welche auch von der Kammer beschlossen wurde. Der sozialistische Deputirte Dejeante bekämpfte den Antrag, indem er aus⸗ führte: es wäre besser, daß das Geld Frankreichs zur Linderung des Arbeiterelends angewendet würde. Der Präsident Brisson betonte demgegenüber, daß von einer Ver⸗ schwendung nicht die Rede sein könne, wenn es sich darum handele, aus Rücksichten der Artigkeit und Höflichkeit einen Besuch abzustatten. Der Deputirte Reno u (Sozialist) begründete hierauf unter lebhaftem Widerspruch des Hauses einen Antrag, welcher den Kredit zur Unter—⸗ stützung der Opfer der Arbeitslosen verwendet wissen wollte. Der Deputirte Faberot unterstützte den Antrag. Der Präsident Brisson unterbrach den Redner, indem er darauf hinwies, daß der Besuch des Kaisers von Rußland in Frankreich ein Besuch der Höflichkeit und Freundschaft ge⸗ wesen sei, über den Frankreich glücklich und stolz sei. Hierauf wurde der Antrag Renou ohne Stimmzählung abgelehnt und der Kredit mit 447 gegen 29 Stimmen bewilligt. Die Wahl des Deputirten für Brest, Abbs Gayraud, wurde nach leb⸗ hafter Debatte mit 348 gegen 76 Stimmen für ungültig erklärt, weil dabei klerikale Umtriebe vorgekommen seien.
Im Senat erstattete der Senator Millaud den Bericht über die Vorlage, betreffend den Kredit für die Reise des Präsidenten Faure nach Rußland. Das Haus beschloß die Dringlichkeit für die Vorlage und die sofortige Berathung der⸗ selben. Der Senator Lareintmy erklärte den geforderten Kredit für ungenügend und beantragte, denselben auf eine Million zu erhöhen. Der Minister des Auswärtigen Hanotaux erwiderte: Frankreich sei in würdiger Weise verfahren, als der Kaiser von Rußland nach Frankreich gekommen sei, und der Präsident Faure werde verstehen, in Rußland würdig aufzutreten. Der Senat lehnte den Abänderungsantrag Lareinty ab und ge⸗ nehmigte mit sämmtlichen abgegebenen 253 Stimmen den beantragten Kredit von 500 000 Francs.
Rußland.
Der König von Siam ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend von Peterhof nach Moskau abgereist; der Kaiser Nikolaus und die Großfürsten geleiteten den König nach dem Bahnhofe.
Italien.
Der König empfing, wie ‚W. T. B.“ aus Rom be⸗ richtet, gestern Nachmittag den russischen Botschafter Vlan⸗ gali in feierlicher Audienz behufs Entgegennahme seines Abberufungsschreibens und drückte demselben mit warmen Worten sein Bedauern über dessen Scheiden aus. Vlangali wird sich am Donnerstag nach Gastein begeben.
Der Senat genehmigte gestern die außerordentlichen
Ausgaben des Armeebudgets für das Jahr 1897,98. Vor der Abstimmung ersuchte der frühere Chef des Generalstabes Primerano den Kriegs-Minister, auf Grund der Vorschläge der Kommission, welche mehrere Jahre über die Frage der Landes⸗ vertheidigung berathen habe, und unter Berücksichtigung des bereits Geschehenen eine Vorlage einzubringen, in welcher das, was noch zu geschehen habe, annähernd angegeben und die dafür nöthigen Ausgaben sowie die Rechnungsjahre, auf welche diese Ausgaben vertheilt werden sollten, aufgeführt würden. Der Kriegs-Minister, General Pelloux erwiderte: ein derartiges Programm bestehe bereits und sei in der Ausführung begriffen. Die Verschiedenheit der Höhe der in jedem Jahre geforderten Summen komme daher, daß die nöthigen Beträge in jedem Jahre beantragt würden; er werde es vom nächsten November ab vorziehen, die für eine fünfjährige Periode nöthigen Summen zu beantragen, und in der Be⸗ gründung des entsprechenden Antrages das darlegen, was über den Stand dieser wichtigen Frage darzulegen möglich sei. Auf eine Anfrage des Senators Paterno erwiderte der Minister⸗ Präfident di Rudini, er habe keinerlei Meldung darüber, daß in Konstantinopel Pestfälle vorgekommen seien. Die Deputirten Randaccio, Pais, Toaldi und Luporini haben in der Deputirten kamm er beantragt, den Kriegs-Minister zu befragen, was er angesichts der von dem Prinzen e rg von Orléans erhobenen Beschuldigungen gegen italienische Offiziere, welche Gefangene Menelik's gewesen seien, zu thun gedenke.
geber von Hartlepool und Sunderland,
Türkei.
Gestern fand, wie das Wiener Telegr⸗Korresp.- Bureau“ meldet, in Konstantinopel eine außerordentliche Sitzung des Ministerraths statt. —
Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz“ ist die energische Durchführung der angeordneten Entwaffnung und Heimsen dung der bei dem Korps in Epirus befindlichen albanesischen Freiwilligen neuerdings verfügt worden.
Aus Kane a berichtet die Agence Havas“, daß die Auf⸗ ständischen gestern Vormittag auf ein österreichisch⸗italienisches Detachement, welches einen Marsch an der Küste nach Pla⸗ tania zu gemacht habe, geschossen hätten. Die Truppe habe, ohne das Feuer zu erwidern, ihren Marsch fortgesetzt und sei auch, ohne weiteren Zwischenfällen zu begegnen, wieder zurück⸗
ekehrt. Der Major Soubachi habe sodann einen Par⸗ amentãr abgeschickt, um Aufklärungen von den Aufständischen zu. verlangen. Diese hätten erwidert, daß sie von dem Uebungsmarsch der europäischen Truppe keine Kenntniß gehabt, weil sie in Abwesenheit ihres Führers den sie davon benachrichtigenden Brief nicht erbrochen hätten. Als sie am Morgen die Truppe bemerkt, hätten sie geglaubt, eine türkische Fahne zu erkennen, und lediglich in der Absicht ge⸗ schossen, um dem Lager von Alikianu den Anmarsch zu sig— nalisieren. Sie sprächen über den Irrthum ihr Bedauern aus.
Der „Standard“ meldet: den Konsuln in Kanea sei Mittheilung davon gemacht worden, daß achtzig Kreter aus den untersten Schichten der christlichen Bevölkerung von Griechenland herübergekommen seien, um die kürzlich seitens der Aufständischen zwischen Kanea und den inneren Distrikten angebahnte Verständigung zu hintertreiben. Die Marine— behörden seien gewarnt worden.
Griechenland.
Die Times“ berichtet aus Athen vom gestrigen Tage, daß die Besetzung von Kalambaka seitens der türkischen Truppen nicht als Verletzung des Waffenstillstandes betrachtet werden könne, da der Ort innerhalb des türkischen Rayons liege. Die Bewohner hätten hiervon jedoch keine Kenntniß gehabt und daher den Türken Widerstand geleistet.
Amerika.
Der Senat hat, einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington zufolge, gestern einstimmig beschlossen, heute vor der Vertagung über die Tarif⸗Bill abzustimmen.
Aus Havanna wird gemeldet: der General Weyler habe einen Aufruf veröffentlicht, worin allen Aufständischen, die sich unterwürfen, volle Amnestie zugesichert und denselben Unterstützung durch Austheilung von Lebensmitteln sowie durch Zuweisung von Arbeit angeboten werde.
Aus Rio de Janeiro meldet „W. T. B.“: Offiziell wird berichtet, daß der General Arthur Oscar Canudos be⸗ lagere und seit dem 27. Juni ein Artilleriefeuer gegen die Banden unter Conselheiro unterhalte, nachdem er zuvor die beherrschenden Stellungen besetzt habe. Die unter General Savaget stehende Truppenabtheilung habe den Marsch durch den Staat Sergipe ausgeführt und sich mit der Hauptmacht des Generals Oscar am 28. Juni vereinigt. Binnen kurzem werde der enischeidende Kampf stattfinden; der Sieg der Regierungstruppen sei sicher.
Asien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Kalkutta von gestern Abend: gerüchtweise verlaute daselbst, daß alle Arbeiter der stromauf gelegenen Mühlenwerke die Arbeit verlassen hätten und daß Trupps derselben, im Ganzen in der Stärke von 8000 Mann, unterwegs seien, um die Aufrührer zu ver⸗ stärken. In Kalkutta gehe außerdem das Gerücht, daß die Truppen in Barrackpur Befehl erhalten hätten, diesen Banden den Weg abzuschneiden. Es sei zur Zeit alles ruhig, obgleich sich die ganze Stadt in einem Zustand der höchsten Spannung befinde.
Afrika.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Kairo gemeldet, daß Kitchener Pascha sich gestern Abend nach Ober⸗ Egypten begeben habe.
Die „Times“ erfährt aus Kapstadt, daß die Erhebung der Eingeborenen in Gasaland eine sehr beunruhigende Gestalt angenommen habe. Der Gouverneur von Mo— zambique habe sich persönlich an die Spitze der Expedition gestellt, welche zur Unterdrückung des Aufstandes abgegangen sei.
Arbeiterbewegung.
Aus Bochum schreibt man der Rb. Westf. Ztg.“: Nachdem der Maurerausstand beendet ist, wollen nunmehr auch die Zimmerer in den Ausstand eintreten. Ein Theil von ibnen hat die von dem Vorstande der gewerkschaftlichen Organisation auf— gestellten Forderungen den Meistern und Unternehmern ein— gereicht, welche sich den Forderungen gegenüber größtentheils ab— lebnend verhalten. Nur einige sind bereit, für die Arbeitsstunde 2 3 mehr zu zahlen, andere wollen mehr zahlen, aber nicht unter dem Zeichen des Zwanges; daraufhin sind viele Aufkündigungen erfolgt.
In Braunschweig sind, einer Mittheilung des Vorwärts“ jufelge, die Top fer in den Ausstand getreten, weil die Meister den jetzt gültigen Lohntarif zum 1. August gekündigt haben.
In Cbarlottenburg bei Berlin sind, wie die Berliner Volksztg ' berichtet, die Maurer nach kaum beendetem vierzehn. tägigen Lohnkampfe aufs neue in den Ausstand eingetreten, weil die Mehrzabl. der Arbeitgeber die Bewilligung des 50 Pfennig Stunde nlobhnes wieder rückgängig gemacht hat. Auch in Berlin haben in den letzten Tagen verschiedene Bauunternehmer an ihre Arbeiter die Aufforderung gerichtet, auf die während des Aus— standes zugestandene Lohnerhöhung zu verzichten und zu den alten Bedingungen — 55 A Stundenlohn bei neunftündiger Arbeitszeit — die Arbeit fortzusetzen.
Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ zum Ausstande der belgischen Koblenarbeiter vom . Tage telegraphiert: Der Ausstand im Borinage dauert fort, da die Grubenbesitzer sich geweigert haben, auf die Forderungen der Arbeiter irgend welche Ant⸗ wert zu ertheilen, was von den Leuten als eine Ablehnung aus— gelegt wird.
Aus London meldet W. T. B. zum Augsstand der englischen Maschinenbauer: Von den Werkführern wurde 6 250 /9 der in den Maschinen bauwerkstätten am Clyde beschäftigten rbeiter auf den nächsten Dienstag gekündigt. Es werden von dieser Maßregel ungefähr S600 Mann betroffen. Aehnliche Kündigungen von 250ͤ0 der Arbeiter sind von den Vereinigungen der Ärbeit⸗ von Greenock, Neweaftle, danchester und anderen Industrie Zentren angehörigen Firmen erfolgt. an erwartet, daß in jedem einzelnen Fall auch die übrigen 75 5/o
Arbeiter nach Ablauf der Woche die Arbeit niederlegen werden.
Runft und Wifsfenschaft. Große Berliner Kunstausstellung. I. *)
L. K. — Die Düsseldorfer Künstlerschaft hat in den miteinander verbundenen Sälen 7, 40 und 44 ihre für die diesjährige Ausstellung bestimmten Werke untergebracht: eine stattliche Zahl von Bildern, die die Stellung der rheinischen Kunststadt würdig und ohne Bevorzugung einzelner Partei⸗ richtungen repräsentiert. Die religiöse Malerei Nord⸗ deutschlands zählt Eduard von Gebhardt zu ihren Hauptmeistern; das kleine, diesmal ausgestellte Bild Die Jünger von Emmaus“ darf indessen nicht zu den Arbeiten gerechnet werden, die des Meisters Stellung in der zeitgenössischen Kunst bestimmen. Er hat den Moment der evangelischen Erzählung gewählt, in dem Christus nach der Auferstehung vor den Augen der beiden Jünger in Emmaus, wo er bei . zu Gast war, plötzlich verschwunden ist. Voll Staunen und innerer Erregung blicken die beiden dem Ent⸗ schwundenen nach; die Erkenntniß, daß der Auferstandene ihr Gast gewesen, spricht aus ihren Zügen; zur Thüre des Gemachs tritt mit einem Licht die alte Schaffnerin herein. Trachten und Hausrath sind, wie bei den biblischen Darstellungen Gebhardt's fast stets, der deutschen Renaissance entlehnt und mit einer beinahe aufdringlichen Liebe behandelt. Den grünen Kachelofen, das weiße Tafellinnen, auf dem das saubere Speisegeräth prangt, könnte kein Stilllebenmaler sorg— fältiger durchführen. Freilich bekundet Gebhardt auch darin seine archaisierende Neigung, daß er das Ganze nicht einheit— lich zusammenstimmt, vielmehr es bei der sauberen Einzel— behandlung bewenden läßt. Der Hintergrund hat nicht die rechte Tiefe, die Gestalt der Magd löst sich nicht plastisch genug los, und die Lichtführung verräth einige Unbeholfenheit. Von maeisterhafter Eindringlich⸗ keit ist aber der Ausdruck der Bestürzung in den Köpfen der beiden Jünger: mit aufgerissenen Augen starrt der ältere ins Leere, Furcht und Begluͤckung malt sich in den Zügen seines jüngeren Genossen. Diese fein empfundene Seelenmalerei ver— söhnt mit den Schwächen des Bildes und verräth den modernen Meister im alterthümelnden Gewande. Willy Spatz, der wohl von Gebhardt nicht ganz unbeeinflußt geblieben ist, aber dennoch sich eine eigne Art zu sehen bewahrt hat, zeigt in seinen religiösen Bildern ein Streben nach ernstem Ton, der sich namentlich in der sparsamen Benutzung von Lokalfarben bekundet, während die emailglatten Gesichter durch ihren liebenswürdigen, innigen Ausdruck fesseln. Seine Kunst geht nicht ins Große, bringt aber eine Fülle tiefempfundener Einzel— heiten, die namentlich den „Engelskuß“ (1379) zu einem fein— sinnigen Kunstwerk stempeln. Auch die Harfenspielerin (1378), die den Klängen ihres Instruments lauscht, zählt zu den besseren Arbeiten seiner Hand, wenngleich die Originalität seiner früheren Bilder, namentlich der „Anbetung der Hirten“ und der „Ruhe auf der Flucht“, die zuerst die Aufmerksamkeit auf den jungen Künstler lenkten, einer etwas eintönigen Süßlichkeit allmählich zu weichen beginnt. Einen schroffen Gegensatz zu Spatz bildet Robert Böninger, der den Ringkampf Abraham's mit dem Engel (185) in harten akademischen Formen und mit einer bizarren, aber keineswegs vornehmen Farbengebung gemalt hat. Auch Arthur Kampf, auf den nach seinen Erstlingsarbeiten so große Hoffnungen gesetzt wurden, hat sich, wie das anspruchsvolle Historienbild des Rückzugs der Franzosen i. J. 1813 (750) zeigt, mehr und mehr in eine derbe, dekorative Malart hineingearbeitet, aus der nur noch das Geschick, nicht aber künstlerische Ueberlegung hervor— leuchtet. Die Genremalerei Düsseldorfs, die so lange eine führende Rolle in Deutschland spielte, tritt mehr und mehr zurück. Frei wandeln noch einige Düsseldorfer, wie Brütt (228), Seyppel (1345), Philippi (1134) und Funk (472) in den Bahnen Vautier's und Bokelmann's, aber den Ton geben doch auch auf diesem Gebiet die moderner Gesonnenen an. Klein⸗ Chevalier schildert eine Spielergesellschaft in einem eleganten Kasino zu Ostende (789) beim Morgengrauen, modern im Motiv und gewollt modern auch in der Technik, die indeß noch sehr der Ausbildung bedarf, um nicht als schüler— hafte Nachahmung skandinavischer und französischer Vor⸗ bilder zu erscheinen. Es ist schlimm für ein Bild, wenn durch das Raffinement der Malweise die innerliche Unfertigkeit und der Mangel wirklich feinen Blicks hindurchschimmert. Das gilt auch von dem Damenbildniß desselben Malers, wie von Massau's Frühstücksscene in der Tracht des siebzehnten Jahr⸗ hunderts (987), die dazu noch eine große Aengstlichkeit in der Behandlung des an sich interessanten Lichtproblems verräth. Neuenborn's Interieur (1073) kann trotz seiner modernen Allüren ebenso wenig als Arbeit eines fertigen Künstlers gelten, während F. Schnitzer (1290) derb zugreift und im Geschmack Gussow's ein lustiges Stück Volksleben mit über⸗ zeugender Treue und Humor festzuhalten versteht.
Auch die Porträtmaler Düsseldorfs entfernen sich mehr und mehr von der süßlichen Schablone der älteren Richtung, wie sie Carl Sohn vertritt, zu Gunsten einer keck natura— listischen Wiedergabe der dargestellten Persönlichkeit. Ludwig Keller und Otto Heichert, der ein größeres Familien porträt als Pfarridyll bezeichnet, schießen dabei hie und da etwas über das Ziel hinaus, während ein Damenbildniß von Adolf Heller (608) als ansprechende Leistung gelten darf. Unter den Porträts von Lutz fallen uns nament⸗ lich die frohblickenden und energischen Züge des Landschaftsmalers geinrich Hermanns auf, dessen Leistungen ebenso sehr, wie sein Bildniß berechtigtes Interesse wecken. Zählt doch ein „sonniger Herbstmorgen in Amsterdam“ (631) zu den frischesten Landschaften der Aus⸗ stellung. Mit großer Sicherheit sind die Tonwerthe der herbst— lichen Stimmung getroffen, und eine durchweg fesselnde Art des Vor⸗ trags giebt dem an sich ja schon etwas trivialen Motiv, das aus zahllosen Bildern von Hollandschwärmern bekannt ist, neues Leben. Auch die kleine, flott gemalte Seelandschaft des jungen Künstlers (632) unterscheidet sich in vortheilhafter Weise von dem als Gegenstück dazu aufgehängten eingeschneiten Dorf des beliebten Olof Jernberg und den etwas kleinlichen Arbeiten Adolf Schweitzer's im Saal VII der Ausstellung. Neben Hermanns sind besonders Heinrich Heimes mit seiner „Rückkehr eines Fischerbootes“ (6909) und Fritz von Wille, der im Sinne der Schotten und Walter Leistikom s die Land⸗ schaft (1578) stilisiert, hervorzuheben. Aber auch sonst bietet die Düsseldorfer Abtheilung auf diesem Gebiet manches Achtungswerthe, wie eine frische ee, d,. von gern (579), die zahlreichen holländischen Veduten von
etersen-Angeln, die Seestüͤcke von Dücker, groß—⸗
) S. die Nrn. 122, 138 und 154 des R. u. St. Anz.“
. und modern gemalte flandrische Motive von ugen Kampf, einem Bruder des Historienmalers, wie die zierlichen Herbstbilder von Otto (1109) und Liese⸗ gang (Mech, neben denen natürlich auch die beiden Brüder Achenbach mit je einem ihrer typischen Bilder nicht un⸗ erwähnt bleiben durfen.
Die Düsseldorfer Schule darf mit ihrer diesjährigen Ver⸗ tretung wohl zufrieden sein, wenngleich sich nach der Lage der Verhältnisse ihr Vorrang im Norden Deutschlands, namentlich auch seit dem Auftreten der Schule von Worpswede, kaum mehr behaupten läßt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Ungarn.
Aus Budapest wird der Wiener Ztg. telegraphisch gemeldet: Nach den bei dem ungarischen Ackerbau. Ministerium eingelangten Berichten waren auch in der zweiten Hälfte des Monats Juni häufige Gußregen zu verzeichnen, welche jedoch eber einen örtlichen Charakter zeigten. Stellenweise aber kam es infolge bedeutender Niederschläge zu Ueberschwemmungen, so in der Siebenbürger Gegend und im Torontaler Komitat. Am 1. Juli gingen in den westlichen Landestheilen und theilweise in Ober⸗Ungarn, namentlich in den Komitaten Preßburg, Gran, Neutra, Nograd. Pest, Heves, Gömör, Zips, Borsod, Bars, Hont, Trenesin und Sohl, große Gewitterregen und Hagelschläge, stellenweise Wolkenbrüche nieder, welche besonders in den Komitaten Gömör, Borsod, Nograd und Oedenburg 50 bis 60 o, Schaden in Obst⸗ und Weingärten anrichteten. Das Wetter, das einen gewitter⸗ artigen Charakter aufwies, hat wobl die Luft im allgemeinen abge⸗ küblt, doch herrscht an manchen Punkten eine drückende Hitze, bauptsächlich im Alföld, wo das Getreide zu plötzlich reifte. An vielen Orten litt hauptsächlich der Weizen unter der großen Hitze, von welchem größere Mengen schwachkörniger sein werden, als man annahm. Stellenweise ist ganz kleinkörniger Weizen schlechter Qualität gewachsen, meistens aber nur in den gelagerten und rost⸗ fleckigen Saaten, und nur mit seltenen Ausnahmen in den besser stehenden. Auch Brand ist vorhanden, wenn auch nur sporadisch. Der durch diesen verursachte Schaden ist aber un⸗ bedeutend gegenüber dem durch vielen Regen, Rost und Hitze ver⸗ ursachten. Außer dem Weizen, welcher an mehreren Stellen in der That qualitativ stark zurückgegangen ist, ist auch Roggen und Gerste plötzlich gereift und theilweise gedrückten Kernes. Roggen wurde aber schon zum großen Theil im Alföld noch vor der Hitze vom 1. Juli geschnitten, während der Gerfstenschnitt mit dem des Weizens meistenz jzusammenfällt. Nur selten wird gemeldet, daß infolge der Ueberreife der Kern ausgefallen wäre. Am bhbesten stehen die Saaten rechts und zum theil auch links von der Donau, am schwächsten im Theiß und Maros⸗Winkel und tbeilweise in Sieben bürgen. Trotz der vielen Elementar⸗Ereignisse ist in einzelnen Gegenden, beziehungsweise Komitaten und Bezirken, auch Weizen von ganz guter Qualität gewachsen, welcher auch die beste Gewichtseinheit erreicht. So wird es ziemlich viel 78 80pfündigen Weizen und 72,76 pfündigen Roggen geben, aber auch Weizen und Roggen von niedrigstem Gewicht und geringfter Qualität. In dem letzten Aus- weise wurde nachgewiesen, daß die mit Weizen bebaute Fläche bei⸗ läufig 5 5l5 000 Katastraljoch betragen mag, ohne Abzug der Elementarschäden. Da aber im laufenden Jahre der Winteranbau an vielen Orten vollständig ju Grunde gegangen ist — aus den Be⸗ richten der ständigen landwirthschaftlichen Referenten geht bervor, daß der Schaden wenigstens 5 υ beträgt —, wird die mit Weizen bebaute Fläche um nahezu 280 000 Katastral⸗ joch geringer veranschlagt. Daher werden beiläufig nur 5 200 000 Kataftraljoch abgeerntet, und ist ver Katastraljoch ein Ertrag von 6 bis 67 Meterzentner zu erhoffen, insgesammt also 3235 Millionen Meterzentner. Die zu erwartende Weizenernte ist daher gegenüber dem Bericht vom 15. Juni um mehr als 12000090 Meterzentner, respektive im Verlauf eines Monats, um beiläufig 1ẽ700 000 Katastraljoch geringer geworden. Im Vergleich mit dem Vorjahre ist daher der Ertrag um 5 Millionen, im Vergleich zu einer regelmäßigen Mittelernte um nahezu 75 Millionen Meterzentner geringer geworden. Das mit Roggen bebaute Areal wurde auf 18400090 Kataftraljoch geschätzt; da aber der durch Elementar⸗ ereignisse verursachte Schaden mindestens 5 90 beträgt, kann die abgeerntete und noch abzuerntende Fläche höchstens auf 1750009 Katastraljoch veranschlagt werden. Der zu erwartende Ertrag beträgt per Katastraljoch 65 bis 7 Meterjentner, daher der gesammte zu erhoffende Ertrag 11 bis 12 Millionen Meter⸗ zentner. Die Ertragsaussichten sind demnach gegenüber dem letzten Ausweise um beiläufig 400 900 Meterzentner gesunken, im Verhält—⸗ nisse zu einer regelmäßigen Mittelernte um 2 Millionen, d. i. 14 00. Der Ertrag der Roggenernte ist daher, wenn auch etwas besser als der der Weizenernte, kaum einer kleinen Mittelernte entsprechend. Die mit Wintergerste bebaute Fläche ist alljährlich eine geringe, ebenso auch in diesem Jahre. Im Alföld wurde dieselbe schon ge⸗ erntet und gab einen zufriedenstellenden Ertrag. Die im Jahre 1857 mit So mmergerste bebaute Fläche wurde auf 1787 000 Katastral-⸗ jcch cat. Da man aber dieselbe in der schlechten Frühjahrsaison nicht überall anbauen konnte und infolge vielen Regens und Hochwassers viel zu Grunde ging, ist die mit Gerste bebaute Fläche wenigstens um 1090, geringer als im Jahre 1896. Nach amtlicher Berechnung dürften 1600000 Katastraljoch zur Ernte gelangen und der zu erwartende Ertrag ver Katastraljoch 65 bis 7 Meterzentner betragen. Das Gesammtresultat dürfte mithin anrähernd 10 bis 11 Millionen Meter⸗ zentner ergeben. Daher ist auch der Gerstenertrag um beiläufig 200 9000 Meterzentner gesunken. Infolge der großen Hitze reift die Gerste sehr schnell, sie ist stellenweise infolge der Hitze kleinkörniger und wird demzufolge an mehreren Orten leichteren Gewichts sein alt im Vorjahre. Unter allen Getreidearten steht Hafer verhältniß⸗ mäßig noch am besten und hat sogar im Verlauf der letzten zwei Wochen eine geringe Besserung aufjuweisen. Auch die mit Hafer bebaute Fläche ist nicht von solchem Umfang wie im Vorjahre, da der Hafer infolge der vielen Regen nicht angebaut werden konnte oder nicht emporkeimte. Die bebaute Fläche betrug im Jahre 1896 1 685 000 Katastral⸗ joch, in diesem Jahre ist sie um wenigstens 10,00, d. i. 168 000 Katastraljoch, geringer. Der zu erwartende Ertrag ist ver Katastraljoch 66 bis 7 Meterzentner, daher insgesammt ungefähr 10 Millionen Meterzentner. Das vorjährige Resultat war etwas besser; die Differenz ist eine Folge der geringeren Anbaufläche. An den meisten Orten läßt sich eine gute Qualität erwarten. Raps wurde zum großen Theil schon geschnitten, das Resultat ist sehr ver⸗ schieden, im Alföld zum überwiegenden Theil mittel, in der oberen Theiß Gegend kleinmittel, stellenweise schlecht, rechts und links der Donau mittel. Mais wurde im Durchschnitt um 10 bis 15 00σ weniger gebaut als im Vorjahre und hat sich zum großen Theil gut entwickelt. Futterr üben haben sich sehr gut entwickelt, Zuckerrüben steben auch gut, beide versprechen einen guten Mittelertrag. Kartoffeln lassen in folge stellenweise großen Schadens einen geringeren Ertrag erwarten. Die Wiesen ergaben quantitativ einen sebr guten, qualitativ einen theils guten, theils schwachen und schlechten Ertrag. Grum met verspricht zum großen Theil einen guten Ertrag. In den Weingärten ist Peronospora in großem Maßstabe aufgetreten, die Ertragsaussichten haben sich daher verringert, sind jedoch, wo man fleißig 8e anwandte, befriedigend, stellenweise vorzüzlich.
Gesundheitswesen, Thierkraukheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Obwohl die hohe Temperatur der Luft, die während der Woche vom 20. bis 26. Juni in Berlin vorberrschte, einen ungünstigen Einfluß auf den Gesundheitsstand dadurch ausübte, daß akuie Darm krankheiten, insbesondere Brechdurchfälle bei kleinen Kindern, in sebtr großer Zahl zum Vorschein kamen, ist die Zabl der durch diese
Krankheitsformen bedingten Sterbefälle keine größere geworden, sondern