1897 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Oldenburg.

(H) Zur Feier des heutigen Tages, an welchem Seine Königliche Hoheit der Großherzog sein 70. Lebensjahr vollendet, prangt die Stadt Oldenburg in vollem Flaggenschmuck. Wenngleich auf Höchsten Wunsch größere Festlichkeiten unterblieben sind, so hatten doch die Bürger der Stadt in Gemeinschaft mit mehreren Vereinen die Genehmigung erhalten, am Vorabend des Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit in Rastedt, wo Höchstderselbe mit den Erbgroßherzoglichen Herrschaften zur ö. residiert, einen Fackelzug darzubringen, um ihrer innigen

erehrung für den Großherzog, Höchstwelcher heute auf eine . als 4jährige Regierungszeit zurückblickt, Ausdruck zu geben.

Reuß ä. L. Ihre Durchlauchten der Erbprinz und die Prin⸗ zessinnen sind am 6. d. M. von Schloß Ida⸗Waldhaus nach Greiz zurückgekehrt.

Schaumburg⸗Lippe.

Die „Schaumburg-Lippische Landeszeitung“ theilt mit, daß das zur Entscheidung der Frage der Thronfolge im Fürsten⸗ thum Lippe eingesetzte Schiedsgericht die Änsprüche des Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld anerkannt habe. Der Spruch des Schiedsgerichts werde dem Grafen heute zu⸗ gestellt werden.

Oe fterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser ist gestern Abend von Ischl nach Wien

abgereist. . Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski wird sich in den nächsten Tagen nach Frankreich begeben, um seine dort weilende Gemahlin abzu⸗ holen und auf der Rückreise zu begleiten.

Der bulgarische Minister-Präsident Stoilow ist von Wien nach Italien abgereist und der Kriegs-Minister Iwanow nach Sofia zurückgekehrt.

Im ungarischen Unterhause brachte gestern der Abg. Hentaller eine Interpellation ein über die Zoll—⸗ maßnahmen der Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika, welche Ergänzungszölle einführten und auch den ungarischen Zucker differentiell behandelten. Der Interpellant fragte an, ob die ungarische Regierung geneigt sei, dagegen zu protestieren, und was sie zu thun gedenke, falls die amerikanischen Zölle trotz der Proteste ins Leben treten sollten. Der Abg. Johann Hock interpellierte über die Bewegung der Landarbeiter und beschuldigte die Regierung, daß sie dieser Bewegung mit verschränkten Armen gegenüberstehe und die Landwirthschaft den Agitatoren ausliefere. Der Ackerbau⸗Minister Daranyi beantwortete die Interpellation nicht sofort meritorisch, wies jedoch darauf hin, daß es durch Vorkehrungen der Regierung 66 sei, einen allgemeinen Ausstand zu verhindern, ohne Blut vergossen worden sei. Die Landwirthe wüßten dies und zollten der Regierung Dank dafür.

Frankreich.

DieV Deputirtenkammer bewilligte gestern einen Kredit von 7 Millionen Francs für die Opfer der jüngsten elementaren Ereignisse in Frankreich, Algier und Guadeloupe.

Nach dem Programm für die

; 'gramm für die diesjährigen Flotten— ma növer werden die Streitkräfte in der Nordsee aus dem

Nord-Geschwader, der mobilen Vertheidigung der vier ersten Küstenbezirke (Arrondissements) und den beiden Kreuzern „Sfayy und „Tage“ be—⸗ stehen, welche zu diesem Zweck in Toulon in Dienst gestellt sind. Es sollen zwei Divisionen in der Nordsee ge— bildet werden, welche zunächst Schießübungen, Fahrt- und taktische Uebungen im Geschwader, sowie Angriffe mit Torpedobooten zur Ausführung bringen. Später finden Aufklärungsübungen auf hoher See statt, und den Schluß bildet ein großes Manöver mit einem Scheinangriff unter Mitwirkung der Torpedoboote des 3. und 4. Küsten⸗ bezirks, welches vor Quiberon abgehalten werden wird. Die Streitkräfte für die Manöver im Mittelmeer sind aus dem aktiven Mittelmeer-Geschwader, dem Mittelmeer⸗ Reserve-Geschwader sowie den Torpedobooten des 5. Küsten⸗ bezirks und der Insel Corsica nebst drei besonders in Dienst gestellten Hochsee⸗Torpedobooten zusammengesetzt. Während des ersten Abschnitts der Uebungen müssen sämmtliche Schiffe in Gefechtsbereitschaft bleiben. Die Manöver entsprechen im allgemeinen denen des Nordsee⸗Geschwaders; den Haupttheil bildet aber ein Angriff des aktiven Mittel— meer⸗Geschwaders gegen die von dem Reserve⸗Geschwader vertheidigte Küste, wobei elektrische Scheinwerfer und leichte Fahrzeuge zur umfangreichen Verwendung gelangen sollen Die Manöver schließen am 31. Juli, an welchem Tage auch die einberufenen Reservisten entlassen werden; eine zwei⸗ tägige Unterbrechung der Manöver findet aus Anlaß des Nationalfestes am 14. Juli statt, welches die Geschwader der Vordsee in Brest und Cherbourg, die des Mittelmeeres in Toulon feiern werden.

Rußland.

Der König von Siam ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Moskau eingetroffen und von dem General— Gouverneur, Großfürsten Sergius und den Spitzen der Be⸗ hörden empfangen worden. Der Großfürst geleitete den König nach dem Kreml⸗Palais, wo dieser abstieg. Abends fand zu Ehren des Königs bei dem Großfürsten Sergius ein Galadiner statt. Heute veranstaltet die Munizipalität einen Rout.

Heute ist ein Gesetz vollzogen worden, durch welches für die Anlage von besonderen Abmiralitätsbafsins und zum Bau von Hellings für Kriegeschiffe im Hafen von Reval 530 0090 Rbl. bewilligt werden.

Italien. Die Wahl prüfungs kommission der Deputirten— kammer hat die Wahl Cipriani's für ungültig erklärt, da derselbe nicht wählbar sei.

Portugal.

In der Deputirtenkammer erklärte gestern, wie W. T. B.“ berichtet, der Marine⸗Minister de Barros Gomes in Beantwortung einer Anfrage des Führers der Majorität, daß kein Syndikat für die Verwaltung von Lourengo Marques bestehe.

Belgien.

Im Senat brachte gestern bei der Berathung des Budgets des Auswärtigen der Senator Des camps einen Antrag ein, welcher besagt, daß der Senat mit Genug⸗ thuung die auf Herbeiführung schiedsrichterlicher Entscheidungen gerichteten Bestrebungen der Regierung anerkenne und hoffe, daß die Regierung die Bildung eines internationalen Gerichts⸗ hofes fördern werde, welcher die Jurisdiktion über die kleinen Staaten haben solle. Der Minister des Auswärtigen de Favereau erklärte sich mit diesem Antrage einverstanden, welcher mit großer Majorität angenommen wurde. In der Repräsentantenkammer äußerte gestern bei der Be⸗ sprechung einer Interpellation über den Ausstand der Bergarbeiter im Borinage der 36 Brenes: wenn die Regierung nicht zu Gunsten der Arbeiter einschreite, so könne er den Arbeitern eine ruhige Haltung nicht mehr empfehlen; er müsse ihnen im Gegentheil von der Tribüne der Kammer aus zurufen, so lange Widerstand zu leisten, bis sie Genugthuung erhalten hätten. Wenn sie die von den Gruben⸗Direktoren angeschla⸗ gene Grubenordnung annähmen, so würden sie keine Männer mehr, sondern schlimmer als Sklaven sein. Der Sozialist Defuisseaux erklärte, die Regierung habe es jetzt in der Hand, ihre angebliche Fürsorge für das Wohl der Arbeiter zu bekunden. Der Minister der öffentlichen Ar⸗ beiten Nyssens wiederholte, die Regierung werde nicht einschreiten. Die Sozialdemokraten brachten darauf eine Tagesordnung ein, worin sie die Regierung aufforderten, die Arbeitskammer der Provinz Hennegau zusammenzuberufen, damit diese schiedsrichterlich die Sache entscheide. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.

Türkei.

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.Bureau“ meldet aus Kon⸗ stantinopel, daß die Antwort der Pforte auf die letzte Vorstellung der Botschafter keine endgültige Entscheidung bringe, sondern nur besage, daß die Pforte über ihr weiteres Verhalten noch nicht schluͤssig sei.

Dasselbe Bureau meldet weiter, daß die Pforte durch ihre Botschafter eine Zirkular-Depesche an die Mächte gerichtet habe, worin sie erkläre, aus militärischen Rücksichten auf der Peneios-Grenzlinie bestehen zu müssen. Inzwischen seien die Sitzungen für die Friedensverhandlungen sistiert.

Dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge hat die russische Regierung ein Rundschreiben an die Mächte erlassen, worin sie denselben vorschlägt, Schritte zur Beschleunigung des Friedensschlusses zu thun.

Nach einer Meldung des „Standard“ hat der Minister— rath am Montag einen Bericht ausgearbeitet, worin angesichts der Unmöglichkeit, über die Friedensbedingungen durch die Ver— mittelung Europas mit Griechenland einig zu werden, empfohlen wird, nach Verlauf einer Woche die Feindseligkeiten wieder aufzunehmen.

Der Kommandeur der türkischen Flotte in den Dardanellen ist beauftragt worden, einen Theil des Geschwaders zum eventuellen Auslaufen nach Kreta bereit zu halten.

Griechenland.

Die „Times“ meldet aus Athen: es seien dort Berichte eingegangen, daß die Türken große Truppenkörper in Do m oko konzentrierten und daß verschiedene Bataillone von Larissa und anderen Orten her dort eingetroffen seien. In Velestino würden in Eile Befestigungswerke angelegt.

Der „Agence Havas“ zufolge ist der Zwischenfall anläßlich der Schlägerei russischer Matrosen mit Einwohnern im Piräus erledigt; ein griechisches Schiff habe das russische Panzerschiff salutiert, auch habe der Minister-⸗Präsident Ralli dem Kom⸗ , des russischen Schiffes sein Bedauern ausdrücken assen.

Serbien.

Die Skupschtina wird, wie ‚W. T. B.“ erfährt, nicht von dem König mit einer Thronrede eröffnet werden, sondern durch einen Ukas, welcher den Minister-Präsidenten zur Er⸗ öffnung bevollmächtigt.

Die Infanterie des Heeres bestand bisher aus 6 Re— gimentern zu 2 Bataillonen und 14 unabhängigen Bataillonen (darunter 5 Garde⸗Bataillone). Jetzt sind 9 der letzteren (darunter 1 Garde⸗Bataillon) in Regimenter umgewandelt worden, sodaß nunmehr 14 Linien⸗Regimenter zu 2 Ba⸗ taillonen, 1 Garde⸗Regiment zu 2 Bataillonen, 1 unabhängiges Linien⸗Bataillon (Nr. 2) und 4 unabhängige Garde⸗Bataillone (Nr. Z bis 5) bestehen.

Bulgarien.

Der Fürst Ferdinand reist heute von Paris nach Rom ab. Die Fürstin wird, der „Wiener Ztg.“ zufolge, den Fürsten nicht nach Rom begleiten, sondern sich von eri zu kurzem Aufenthalt nach Wien und von dort nach Szent— . in Ungarn begeben, wo die Kinder des Fürstenpaares weilen.

Amerika.

Der Senat hat, wie W. T. B.“ aus Washing ton meldet, die Tarif⸗Bill mit 38 gegen 28 Stimmen ange—⸗ nommen. Vorher hatte derselbe alle dazu gestellten Abände⸗ rungsanträge abgelehnt, bis auf einen, welcher bestimmt, daß der Tarif an dem Tage in Kraft treten solle, an welchem er endgültig vom Kongreß genehmigt sei. Später ernannte der Senat fünf republikanische und drei demokratische Delegirte . 9. Berathungen mit den Delegirten des Repräsentanten⸗

auses.

In seiner Botschaft über die Währungsfrage wird der Präsident Mac Kinley die Ermaͤchtigung nachsuchen, einen Ausschuß von neun Mitgliedern ar Prüfung der Frage zu ernennen; der Präsident wird lediglich die Aufmerksamkeit auf die Nothwendigkeit einer Reform der Gesetze über die Währung und der Bankgesetzgebung lenken, ohne den Weg für diese Reform anzugeben.

Der New⸗Hßork Herald“ meldet aus Washington, daß die Kriegsschiffe „San Francisco“ und „Raleigh“ nach Tanger beordert seien, um für den Angriff auf einen Bürger der , Staaten Genugthuung zu fordern.

io de Janeiro vom heutigen Tage meldet „W. T. B.“, daß die Regierungstruppen Canudos ge⸗ en, hätten; die Banden Conselheiro's seien vernichtet worden.

Der „Times“ zufolge ist gestern in Buenos Aires die Nachricht eingegangen, daß die Aufständischen von

Uruguay in der Nähe von Rio Negro im Distrikt Cerro⸗ Largo ständen. Die Friedens verhandlungen seien augen⸗

scheinlich gescheitert. Afien.

Das „Reuter sche Bureau“ erfährt aus Kalkutta, daß es infolge der getroffenen militärischen Vorkehrungen gelungen sei, den Pöbel in der Nacht zu gestern von Ruhestörungen ab⸗ zuhalten; auch gestern sei alles ruhig geblieben.

Nr. 27 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundbeitsamts“ vom 7. Juli hat folgenden Inhalt: Personal= nachricht. Bemerkung zur Krankenhaus⸗Statistik. Gesundheits. stand und Gang der Volkekrankheiten. Sterbefälle im Mal. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Sanitätsbericht des ober⸗ schlesischen Knappschafts. Vereins, 1895. Medizinalstatistische Mit= theilungen aus Norwegen, 1893. Gesetzgebung u. s. w. (Preußen. Berlin.) Ansteckende Krankbeiten. Reg.⸗Bez. Marienwerder.) Mineralwasserfabriken. (Reg. Bez. Bromberg.) BVBiehseuchen. (Bayern, Nürnberg.) Desinfektion. (Sachsen.) Vieheinfuhr. (Baden. ) Gebühren der Sanitätsbeamten. (Mecklenburg Schwerin.) Tuberkulin. (Anhalt.) Viehseuchen. (Oesterreich. Kärnten.) Hebammenweseg. (Großbritannien.) Tollwuth. (Norwegen.) Hornvieh. (Portugal.) Seesanitätsdienst. Gang der Thier⸗ seuchen im Deutschen Reiche, Juni. Desgl. in Frankreich, 1. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Oester⸗ reich, Schweiz, Schweden. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen,. Kongressen u. s. w. (Preußen.) Fleisch.« und Fleischbeschau. (Belgien.) 2. internationale Konferenz für Eisenbahn, und Schiffahrtshygiene Vermischtes. (Sachsen. Dresden.) leischbeschau, 1894/95. Desterreich) Pellagra. (Vereinigte

taaten von Amerika.) Jahresbericht des Gesundheitsamts zu Wilmington, 1896. (Uruguay.) Gesundheitsverhältnisse 2c, 1895. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Mai. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Deggl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken häusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung.

Das dritte Vierteljahrsheft (7. 9. Heft) 47. Jahrgangs 1897 der Zeitschrift für Bauwesen“ (herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; Schriftleiter: Otto Sarrazin und Oskar Hoß— feld) hat folgenden Inhalt: Zentralbau oder Langhaus? Eine Er⸗— örterung der Schallverhältnisse in Kirchen, von A. Sturmhoefel, Stadt⸗Baurath a. D.; Die Kirche und der Kreuzgang des ehemaligen Cistercienserklosters in Pforta, vom Bauinspektor Leidich in Königs⸗ berg O- Pr. (Schluß folgt; Die neue Rathsapotheke in Bremen, vom Dom- Baumeister E. Ehrhardt in Bremen; Das Kaiser Wilhelm⸗ Denkmal an der Westfälischen Pforte; Die Kuüchenanlage im Reichs- tagshause in Berlin, vom Regierungs- Baumeister P. Wittig in Berlin; Die Regulierung der Weichselmündung: a. die Maschinen⸗ anlagen der Schiffsschleufe bei Einlage, vom Bauinspektor Albert Rudolph in Münster in Westfalen; b. die Dampffähranstalt bei Schiewenhorst, vom Regierungs- und Baurath, Rheinstrom-Bau⸗ direktor Müller in Koblenz und Bauinspektor Rudolph in Münster in Westfalen; Der Bau des Kaiser Wilhelm⸗Kanals, vom Geheimen Baurath Fülscher in Berlin (Fortsetzung); Uferdeckungen durch Binsen, Rohr, Schilf und Weiten, vom Regierungs⸗ und Bauragth Gerhardt in Königsberg i. Pr.; Die Veränderung der Geschwindigkeit im Quer- schnitt eines Stromes, insbesondere bei Behinderung an der Oberfläche und bei Eisstand, vom Wasserbau⸗ Inspektor Jasmund in Koblenz (Fortsetzung); Statistische Nachweisungen, betreffend die im Jahre 1894 vollendeten Hochbauten der preußischen Staats n . verwaltung; Statistische Nachweisungen, betreffend die im Jahre 1895 unter Mitwirkung der Staatsbaubeamten vollendeten Hochbauten.

Arbeiterbewegung.

Aus Kiel wird der Köln. Ztg.“ telegraphiert: Nachdem die Direktion der Kieler Schiffswerft die Forderungen der aus— ständigen Gießerei ⸗Arbeiter bewilligt hat, wurde gestern die Arbeit wieder aufgenommen. (Vgl. Nr. 153 d. Bl.)

In Erfurt sand, wie die Geraer Ztg.“ berichtet, am Montag eine Maurerversammlung statt, in welcher Bericht erstattet wurde über die Verhandlungen des Arbeitgeber und Arbeitnehmer ⸗Ausschuffes, die am Sonnabend stattgefunden haben; hiernach sollte der Ausstand beendet sein, wenn die Meister von jetzt ab 38 Minimalstundenlohn und vom 1. April 1393 ab 40 Minimalstundenlohn bewilligten. Die letztere Forderung hat die Versammlung des Arbeitgeberbundes gestrichen, mithin nur den 38 Stundenlohn bewilligt. Die Maurerversammlung beschloß nun, an den Beschlüssen der beiden Aus= schüsse festzuhalten und somit den Ausstand fortzusetzen.

Aus Hanau wird der „Frkf. Ztg. geschrieben: Die Besitzer von Diamantschleifereien haben nunmehr den ausständigen Arbeitern mitgetheilt, daß sie zu Unterhandlungen bereit sind. Darauf haben diese beschlossen, daß der an die Ausstandskommission ergangenen Einladung, am gestrigen Mittwoch mit den Vertretern der Arbeit⸗ geber zusammenzukommen, Folge zu leisten sei.

In Wilhelmshaven sind, wie der Vorwärts“ mittheilt, die Töpfer in den Ausstand eingetreten; es handelt sich um die Arbeits- und Lohnverhältnisse. .

In Nürnberg haben nach demselben Blatt die Schuh⸗ machergehilfen, die bei Innungsmeistern in Arbeit stehen, die Arbeit niedergelegt, weil die Innung angeblich den bisher gemein⸗ schaftlich verwalteten Arbeitsnachweis gegenüber den der Organisation angehörigen Arbeitern aufgehoben haben soll.

Hier in Berlin haben, wie die Blätter melden, die Maurer nun auch, wie vorher bereits in Charlottenburg (vgl. Nr. 157 d. Bl.), die Wiederaufnahme des Ausstandes zur Aufrechterhaltung des Stundenlohnes von 60 beschlossen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Arbeiterversicherung.

Bei der Invaliditäts- und Alters, Bersicherungs⸗ anstalt Berlin sind im Laufe des Vierteljahres April / Juni 1897 102 Anträge auf Gewährung von Altersrenten eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. April 1897 lagen noch 26 Anträge vor, hin⸗ sichtlich deren die Entscheidung noch ausstand. Von diesen 127 An⸗ trägen sind 77 genehmigt, 2 abgelehnt, 2 anderweit erledigt und 18 unerledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen worden. Bis zum 30. Juni 1897 waren insgesammt 3509 Altersrenten bewilligt. Von den Empfängern derselben sind 8566 durch Tod auß— geschieden, 76 aus anderen Gründen, zusammen 932, sodaß am 1. Juli 1897 noch 2577 Altersrenten⸗ Empfänger vorhanden waren. Innerhalb des gleichen Vierteljahres sind ferner 498 Anträge auf Gewährung von Invalidenrenten eingegangen, während 202 unerledigt aus dem Vorvierteljahre übernommen wurden. Ven diesen 760 Invalidenrenten Antraͤgen wurden 327 bewilligt, 140 ab⸗ gelehnt, 28 anderweit erledigt, 205 unerledigt auf das folgende Quartal übernommen. Bis zum 30. Juni d. J. sind an Invallden⸗

überhaupt 4072 bewilligt worden. Ausgeschieden sind inzwischen 12165, aus anderen Gründen 94, jusammen 1309 Empfänger. Mithin waren am 1. Juli 1897 noch 2 63 Invalidenrent en ˖ Empfänger

den. 3 vorbeg der Hanseatischen Invaliditäts, und Alters⸗ Verficherungsanstalt sind J. an Anträgen auf Gewährung von Renten eingegangen; a. Alters rent en; im Laufe des Jahres 1891 sios, 1892 464, 1893 381, 1894 353, 1895 354, 1896 351 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1897 175, intgesammt 3123; pb. Fn validen renten: im Laufe des Jahres 1892 181, 1893 301, 1854 550, 1895 895, 1896 948 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1897 552, insgesammt 3427; mithin sind seit Beginn des Jahres 1891 bei der Hansegtischen Versicherungeanstalt an Renten⸗ anträgen 6550 eingegangen. Von den Anträgen auf Altersrente entfallen auf das Gebiet der freien und Hansestadt Lübeck 531, Bremen 664, Hamburg 1928 und ven den auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübeck 379, Bremen 1075, Hamburg 1973. Von den Anträgen auf Altersrente sind bis Ende Juni 1897 3086 erledigt wor den, und zwar 2682 durch Rentengewährung, 369 durch Ablehnung und 45 auf sonstige Weise. Von den Altersrenten⸗ Empfängern sind inzwischen 715 ausgeschieden, von diesen sind 675 perftorben. Von den Anträgen auf Invaliden xente sind bis Ende Juni 1897 3296 erledigt worden, und zwar 2437 durch Renten Jewährung, 7654 durch Ablehnung und 105 auf sonstige Weise. Von den Invalidenrenten⸗Empfäng ern sind inzwischen 702 ausgeschieden, pon diefen sind 653 verstorben. Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sich die noch im Bezuge der Rente befindlichen Personen folgendermaßen; Lübeck 335 Altersrenten, 211 Invalidenrenten, Bremen 424 Altersrenten, 623 Invalidenrenten, Hamburg 1208 Altersrenten, 901 Invalidenrenten. Die Jahressumme der bis jetzt ewährten Renten macht insgesammt 744 602,70 4M aus, von welchein Here. 196 798,00 S für die inzwischen ausgeschiedenen Renten⸗ empfänger abzusetzen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich diefe 519 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 328 Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 2140, Handel und Verkehr 1062, sonstige Berufsarten 418, Dienstboten ze. 1171 Rentenempfänger. 1I. Anträge auf Rückerstattung der Beiträge sind eingegangen: a. Anträge gemäß 5 30 des Invalidität und Altersversicherungs gesetzes: im Laufe des Jahres 1895 425, 1896 25302 und in der 35 vom 1. Januar bis 30. Juni 1897 1554, insgesammt 4281; b. Anträge gemäß § 31 des Gesetzes; im Laufe des Jahres 1895 83, 1896 377 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1897 321, insgesammt 781. Anträge auf Rückerstattung der Beiträge überhaupt sind demnach 5062 einge⸗ gangen. Von diesen 5062 Anträgen entfallen auf das Gebiet von Lübeck 375. Bremen 1249, Hamburg 3438. Devon sind erledigt durch Rückzahlung 4229, durch Ablehnung 435, auf sonstige Weise hö, jusammen 4719, mithin unerledigt 343. III. Am 1. Juni d. J. waren auf Kosten der Hanseatischen Versicherungsanstalt (zum theil mit Zuschuß von Krankenkassen) in Heilstätten für Lungen kranke, in sonstigen Kurorten und in Kran kenhäusern untergebracht 213 Versicherte; neu aufgenommen wurden im Laufe des Monats Juni 54: das sind zusammen 267 Versicherte. Von diesen murden im Laufe des Monats Juni 75 Versicherte entlassen; mithin befanden sich am Schlusse des Monats in Heil— behandlung 192 Versicherte, und zwar aus dem Gebiet von Lübeck 19, Bremen 49, Hamburg 124. Außerdem mußten im Laufe des Monats 53 Anträge als ungeeignet abgelehnt werden.

Krankenhäuser für Inpalidenrentenempfänger re.

In der richtigen Erk enniniß der Thatsache, daß eine zweckmäßige Behandlung von Kranken, die mit ernsteren und langwierigen Leiden behaftet sind, im Rah men eines großen, der ferischreitenden Ent— wickelung der Wissenschaft entsprechenden Krankenbauses ungleich leichter zu erreichen ist, als in der Privatpflege, gedenkt die In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherungsanstalt Ler Provinz Schlesien ein großes Krankenhaus in Breslau mit einem Kostenaufwand von 601 000 S zu errichten. Das Krankenhaus soll den Zweck haben: I) durch die ärztliche Beobachtung der Rentenantragsteller im Kranken⸗ hause zuverlässig festzustellen ob wirklich schon dauernde Erwerbe— unfähigkeit im Sinne des Gesetzes vorliegt, 2) durch die ärztliche Beobachtung der Personen, welche die Uebernahme des Heilverfahrens beantragt haben, festzustellen, ob die Voraussetzungen für die Ueber⸗ nahme des Heilverfahrens vorliegen, und 3) in den Fallen, in denen die Uebernahme des Heilverfahrens beschlossen worden ist, das Heil verfahren selbst durchluführen.

Ausbreitung der Taubstummenbildung.

Soweit es ermittelt ist, befinden sich, der . Sozialen Korr. zu— solge, zur Zeit auf der Erde 474 Taubstummenschulen, in denen 32483 Gebörkranke von 3855 vollbeschäftigten Lehrpersonen unter⸗ richtet werden. Es sind in Afrika 5 Anstalten mit 14 Lehrern und 72 Zöglingen, in Asien 5 Anstalten mit 11 Lehrern und 198 Zös— lingen, in Australien 4 Anstalten mit 24 Lehrern und 160 Zöglingen, in Amerika 103 Anstalten mit 1130 Lehrern und 19201 Zög— lingen, in Europa 357 Anstalten mit 2676 Lehrern und 21 855 Zöglingen. Von den europä ischen Ländern hat Belgien 3 Anstalten mit 60 Lehrern und 475 Zöglingen, Dänemark 5 An— stalten mit 5 Lehrern and 362 Zöglingen, Deut schland 97 An—⸗ stalten mit 80s Lehrern und 6278 Zöglingen, Frankreich 70 Anstalten mit 604 Lehrern und 4811 Zöglingen, Großbritannien 45 Anstalten mit 336 Lehrern und 3625 Zöglingen, Holland 3 Anstalten mit 58 Lehrern und 464 Zöglingen, Italien 51 Anstalten mit 242 Lehrern und 2138

öglingen, . 1 Anstalt mit 3 Lehrern und 23 Zöglingen, Norwegen 5 Anstalten mit 44 Lehrern und 304 Zöglingen, Oesterreich⸗ Ungarn 31 Anstalten mit 230 Lehrern und 1817 Zöalingen, Portugal 3 Anstalten mit 6 Lehre rn und 29 Zöglingen, Rumänien 1 Anstalt mit 3 Lehrern und 40 Zöglingen, Rußland 12 Anstalten mit 129 Lehrern und 797 Zöglingen, Spanien 2 Anstalten mit 14 Lehrern und 222 Zöglingen, Schweden 9 Anstalten mit 96 Lehrern und 543 8. en, Schweiz 17 Anstalten mit 82 Lehrern und 567 Zöglingen.

eutschland nimmt sonach in dieser Aufstellung den ersten Platz ein.

Ein internationaler Kongreß für Genossenschafts⸗ wesen, einberufen von dem Vorsitzenden des Cemités, dem bekannten niederländischen Großindustriellen van Marken, wird vom 14. bis 17. September 1897 in dessen Vaterstadt Del ft, im sogenannten Gemeindehause (La Communau tèé), statffinden. Als bemerkenswerthe ragen, über die Vertreter aus fast allen Ländern berichten, kommen n. Betracht: J. die Gewinnbethei ligung, II. die Genossenschaftsgesetz , gebung in den verschiedenen Ländern, ihre Wirkung und ihre gemein samen Grundzüge, JII. die ländlichen Genossenschaften und ihre Ein— richtungen, insbesondere ibre Zentralisation und Dezentralisation, JV. die Errichtung eines all gemeinen Genossenschaftsbureaus für die internationalen Beziehungen und von Genossenschaftsbörsen in den einzelnen Ländern zur Regelung der nationalen Beziehungen unter sich.

Kunst und Wissenschaft.

Aus Düsseldorf wird berichtet: Der Plan der künstlerischen Ausschmäckung des Schloffes Burg a. d. Wupper ist seiner erwirklichung um ein gutes Stück nähergerückt, nachdem der um die flege der monumentalen Kunst sehr verdienke Kunstperein für die ETheinlande und Westf alen sich bereit erklärt hatz für die Herstellung eines friegartigen Cyclus von historischen Wandgemälden in dem großen ittersaale des genannten Schlosses Sorge ju tragen. In der am 4. d. M. abgehaltenen Ausschußsitzung des Vereins sind zu diesem Zweck zo 000 M und ferner 065 Æ gur, Eröffnung eines Wettbewerbes unter den in Düsseldorf ansäffigen Künstlern bewilligt worden. Die

beiden nächftgroßen Räume des Schlosfes Burg a. d. Wupper sind die Kapelle und die sogenannte Kemenate. Die Kosten für die Aus⸗ schmückung der Kapelle wird der Staat übernehmen; den Gegenstand der Malereien sollen hier die . des bergischen Landes bilden, insbesondere die Sagen vom heiligen Suitbertus. Zur Ausmalung der Kapelle ist der Maler Willy Spatz in Aussicht ge—⸗ nommen. Die Kemenate wird mehr genreartige Darstellungen aus dem Frauenleben des Mittelalters erhalten. Die Aus⸗ schmückung dieses sowie der übrigen kleineren Räume besorgt der Verein zur Erhaltung des 8e f. Burg a. d. Wupper. Letzteres wird, abgesehen von dem historischen Interesse und der naturschönen Lage, auf diese Weise auch zu einer Sehenswürdigkeit in künstlerischer Beziebung. Die Ausführung der projektierten Wandmalereien im Kreistagsgebäude zu Burtscheid⸗Aachen ist dem Professor Arthur Kampf auf Grund der von demselben eingereichten Skizzen definitiv übertragen worden. Den Inhalt seiner Entwürfe bilden Darstellungen aus der Industrie, Landwirthschaft, Schule, Alters— und Invalidenversorgung. Die Verhandlungen wegen Herstellung eines malerischen Schmucks für die Aula des Real— gymnasiums zu Duisburg sind dem Abschluß nahe. Für die Ausführung ist der Maler Ludwig Keller in Aussicht genommen. Für Erwerbung von Kunstwerken wurden in der Ausschußsitzung des Vereins insgesammt 45 000 MS verausgabt, darurter 38 5935 für Oelgemälde, welche in der am 26. d. M. stattfindenden General⸗ versammlung unter die Mitglieder des Vereins verloost werden sollen. Als Vereinsgabe erhält in diesem Jahre jedes Mitglied eine große Pracht⸗ mappe mit einer Anzahl von Heliogravuren nach Meisterwerken der Düsseldorfer Galerie. Das die Decke der Mappe zierende große Ornament ist vom Professor Adolf Schill entworfen.

Die Gründung eines kunsthistorischen Instituts in Florenz ist schon seit längerer Zeit der Gegenstand ernster Erwägung und eifrigen Bemühens bei einer Reihe von Sachverständigen, Männern der Wissenschaft und Freunden der Kunst. Liegt es doch nahe genug, im Hinblick auf das archäologische Institut in Rom und Athen oder auf die jüngeren Arstalten für Geschichtsforschung einen ähnlichen Mittelpunkt für die Förderung kunsthistorischer Studien zu schaffen, zumal da die Kunstgeschichte sich mittlerweile jenen älteren verwandten Wissenschasten durchaus ebenbürtig er— wiesen bat und zugleich mit dem geistigen Leben der Neuzeit in engster Beziehung steht. Es erscheint sogar als Pflicht ihrer be— rufenen Vertreter, dafür Serge zu tragen, daß die Pflege, die den Nachbarinnen bereits in so hohem Maße ersprießlich geworden, auch ihr zu theil werde. Wer die gemeinsamen Fortschritte der historischen Erkenntniß einigermaßen überblickt, wird nicht im Unklaren sein, wie stark der befruchtende Einfluß der kunstgeschichtlichen Gesichts⸗ vunkte sich geltend macht. Immer fühlbarer wächst das mederne Bedürfniß nach innigerer Verbindung unseres Denkens mit dem An. schauungskreise der bildenden Kunst, und immer deutlicher stellt sich die Wichtigkeit ihrer Geschichte in der Gesammtheit der allgemeinen Kultur, also auch für das Verständniß der Vergangenheit wie der Gegenwart heraus. Nirgends aber besitzen wir ein so glücklich er⸗ haltenes, so vollständig in sich abgerundetes Beispiel ununter— brochenen Wachsthums und natürlichen Zusammenhangs für die eschichtliche Entwickelung der Kunst wie in Toscana, wo die hig rn des Mittelalters und der Renaissance bis an die Schwelle der Neuzeit in geschlossener Reihe, wie die Glieder einer Kette, in einander greifen. Hier eröffnet sich ein unvergleichlich lehrreicher Einblick in die Bedingungen eines gesunden Kunstlebens überhaupt, der nicht verfehlen kann, das Auge des vorurtheilsfreien Beobachters auch für die Bedürfnisse des nämlichen Gedeihens in der eigenen Heimath zu schärfen. So wird das beabsichtigte Institut am Mittelpunkt der italienischen Kunstwelt und das ist für die ge—⸗ schichtliche Betrachtung zweifellos Florenz nicht in Gefahr sein, nur einer kurzsichtigen Beschränkung auf Spezialstudien zu dienen, sondern durch heilsame Vertiefung in eine einheitliche, durchaus volkstbüm⸗ liche Kultur vielmehr der allgemeinen Einsicht in das Wesen und die Gesetze künstlerischen Schaffens zu gute kommen. Es kann somit nicht verfehlen, auch in den eigensten Angelegenheiten der deutschen und jeder anderen mit ihr bei diesem Studium ver— bundenen Nation zum Nutzen zu gereichen. An der Gründung des Florentiner Instituts 6 also Alle interessiert, die Italien seiner Kunstschätze wegen besuchen. In fester Zuversicht auf diese Tragweite des ausgesprochenen Gedankens haben neuerdings die kunsthistorischem Kongresse von Nürnberg 1893 und Köln 1894 dahin gewirkt, die Gründung einer solchen Anstalt in Florenz allen Ernstes in Angriff zu nehmen. Sie haben einen Ausschuß von Fachmännern gewählt, sachkundige Freunde und Gönner des Unternehmens in allen an der Kunstwissenschaft theilnehmenden Nachbarländern hinzu gewonnen und eine internationale Kommission mit der Durchführung des Beschlusses betraut. . ;

Das kunsthistorische Institut in Florenz soll die Aufgabe haben, allen Kunftforschern und Kunstfreunden, die sich eingehend mit der geschichtlichen Entwickelung auf italienischem Boden vertraut machen wollen, möglichste Förderung ihrer Studien zu gewähren, indem es vor allen Dingen Arbeitsräume mit beguemer Benutzbarkeit der ein— schlägigen Fachliteratur und des erforderlichen Abbildun gsmaterigls zur Verfügung stellt. Es soll also eine möglichst vollständige Samm⸗ lung photograpbischer Aufnahmen und sonstiger zur Vergleichung brauchbarer Publikationen italienischer Gemälde, Bildwerke, Bauten, hesonders auch Faksimile⸗Reprodultionen von Zeichnungen und Bilder handschriften enthalten, sowie eine umfassende Bibliothek der inter⸗ nationalen Fachliteratur und ihrer Hilfswissenschaften (wie z. B. der italienischen Lokalgeschichte u. s. w.), denen sich die Kunst— geschichte der übrigen Länder Europas um so nothwendiger an reihen muß, je weiter die Bedeutung, welche die italienische Kunst jahrhundertelang im Kreise dieser Kulturvölker behauptet hat, sich aut⸗ dehnt. In seinen Arbeitsräumen will es, außer diesen Erfordernissen italienischer Forschung, im weitesten Sinn auch eine Stätte geistiger Sammlung und ungestörter Vertiefung mitten in den Streifzügen der Denkmãälerstudien darbieten: eine Heimstätte, die dem längst bewanderten Gelehrten nicht minder willkommen sein wird als dem neuen An—Q— kömmling oder dem kunstsinnigen Gaste. An die Spitze dieses Insti⸗ tuts soll ein Kunsthistoriker treten, der als geschäftsführender Direktor die Sammlungen verwaltet und die Bemsihungen aller Benutzer zu unterstützen sowie besonders den jüngeren Fachgenossen und Studierenden als n, Berather zur Seite zu stehen vermag.

Die bisherige Thätigkeit der Jastitutionskommission hat infolge äußerer Schwierlgkeiten leider noch lange nicht das ausreichende Kapital ergeben, um den Gesammtplan in seinem vollen Umfange schon jetzt verwirklichen zu können. Nichtsdestoweniger ist der ge— schäftsführende Ausschuß entschlossen, sobald wie irgend thunlich die Ausführung an Ort und Stelle in Angriff zu nehmen, sei es auch vorerst in bescheidenem Maßstab, um später sodann, je nach dem Zuwachs der erforderlichen Mittel, Schritt für Schritt bis zum endgültigen Abschluß des Ganzen vorzurücken. Erst dann, nachdem das Institut zur Thatsache geworden ist und seine Organisation allseitig ausgebildet hat, soll auch an die Staatsregierungen die Bit: um Subvention gerichtet werden, um den ferneren Bestanz der Anstalt und die Lebensstellung ibrer Beamten zu sichern. Um baldigst den wünschens⸗ werthen Anfang für die Thätigkeit des Florentiner Instituts zu ermöglichen und zugleich den bisherigen Stiftern, Gönnern und Vertretern der Idee für das ernstliche und einmüthige Vorgehen Bürgschaft zu leisten, ist die bevollmächtigte Kommission im August 1896 zur Wahl des Ersten Direttors geschritten und hat auf dem Kongreß zu Budapest als Ergebniß die Wahl des Professors Dr. Heinrich Brockhaus in Leipriig zum Direktor des Florentiner Instituts proklamiert. Prof. Brockhaus gedenkt im nächsten Herbst seine Stelle anzutreten, um die Anstalt zunächst in provisorischer Form zu eröffnen. Bei diesem Vorgehen rechnet die Kommissten auf bereitwillige Unterstützung weitester Kreise von Gebildeten, die den Werth eines derartigen Unternehmens zu schätzen wissen. Zu gedeihlichem Betriebe des Instituts sind schon für den Anfang

2 Jahreseinnahmen nötbig, als bisher dank den bereits ge⸗ zeichneten Beträgen lin der Höhe von ungefähr 15 000 4) zur Verfügung flehen würden. Außer einmaligen Zuwendungen, größeren wie kleineren Beiträgen zum Kapital sind auch jährliche Zuschüsse sehr willkommen. Schenkungen von Studienmaterial jeder Art, kunsthistorischer Werke, Zeitschriften, Kataloge öffentlicher und privater Sammlungen, Denkmälerpublikationen, Pbotographien, Licht- drucke u. s. w., wie alle Hilfsbücher, die den bezeichneten Zwecken der Anstalt dienen können, werden stets dankbar entgegengenommen. Geldbeiträge sind an das Bankbaug von Mendelssohn u. Co. in Berlin, Geschenke von Büchern und Studienmaterial an die Verlags- buchbandlung von E. A. Seemann in Leipzig zu richten. Ueber die eingelaufenen Gaben wie den Fortgang der Sache wird in der „Kunst⸗ chronik Bericht erstattet. . ö

Der geschäitsführende Ausschuß besteht aus den Herren: Dr. August Schmarsow, Professor der Kunstgeschichte und Direktor des en e tee e- Instituts an der Universität Leipzig, Vorsitzender. Ad. Bayersdorfer, Konservator der Pinakothek, München. Dr. Fr. X. Krauß, Geheimer Hofrath, Professor an der Universttät Freiburg i. Br. Dr. Henry Thode, Professor an der Universität Heidelberg. Dr. Max Georg Zimmermann, Professor, Grunewald bei Berlin. Dr. Heinrich Brockhaus, außerordentlicher Professor an der Universität Leipzig, erwäblter Direktor des Kunsthistorischen Instituts in Florenz, Lr. jur. A. Wach, Geheimer Rath, Professor an der Universität Leipzig, Rechts⸗ konsulent des geschäftsführenden Ausschusseg. Außer den Genannten ge⸗ hören der Kom mission folgende Herren an: G. von Bezold, Direktor des Germanischen Museums in Nürnberg. H. Boesch, Direktor, Germanisches Museum, Nürnberg. Dr. P. Clemen, Privatdozent und Provinzial⸗ Konservator der Rheinlande, Bonn. Professor Sidney Colvin, Dir. of the Print Department British Museum, London. Dr. L. Dietrichson, Professor an der Universität Christiania. Dr. B. Haendcke, Professor an der Universität Königsberg. Dr. C. Hofstede de Groot, Direktor, Rijksmuseum, Amsterdam. Professor Henry Hymans, Bibliothéque Royale, Brüssel. Graf Lganckoronski, Wien. Dr. C. von Lätzow, Geheimer Hofrath, Professor der Kaiserlichen Akademie, Wien. F. von Marcuard, Florenz. Dr. J. Neu⸗ wirth, Professor an der Universität Prag. Dr. A. von Oechel⸗ häuser, Professor an der Techniscken Hochschule, Karlsruhe. Dr. H. Semper, Professor an der Universität InnSbruck. Dr. R. Vischer, Professor an der Universttät Göttingen. Dr. Ch. Waldstein, Pro⸗ sessor an der Universität Cambridge, England. Dr. H. Weizsaͤcker, Direkter des Städel'schen Instituts, Frankfurt a. M.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Nr. 6 des JI. Jahrgangs der Nachrichten vom Deut schen Landwirthschaftsrath“ vom 8. Juli hat folgenden Inhalt: Tagesordnung für die Sitzung des Ständigen Ausschusses am 9. und 10. Juli d. J. Zur Lebensversicherung. Der definitive Börsen⸗ ausschuß. Gutachten über das Färben der Wurst. Erhebungen des Deutschen Landwirthschaftsraths über Schlachtviebversicherung, Viehmarktkassen, Agentenwesen, Schlußscheine und Schlachtvieh⸗ tranöport. Verhandlungsgegenstände und Beschlüsse der deutschen landwirthschaftlichen Zentral⸗Vertretungen seit dem 1. Oktober 1896 FFortsezung und Schluß): Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch (Leibgedingsvertrag, Festsetzung des Ertragswerthes von Liegenschaften, Unschädlichkeitserzeugniß, Anlage von Mündel⸗ geldern in Hppothekenforderungen); Zur Abänderung des Unfall⸗ versicherungsgesetzes; Unfallverhütungs-⸗Vorschriften fär landwirth⸗ schaftliche Betriebe; Haftpflicht⸗Versicherung; Grundsteuer; Dünge⸗ mittel“, Fettermittel⸗ und Sämereien Gesetz; Branntweinsteuer; Gartenbau; Vertilgung der Feldmäuse; Nahrungemittelkontrole; Wurstfärben; Molkereiwesen; Zur Hebung der Viehzucht; Prämiierung von Thieren; Gründung von Herdbuchazesellschaften; Remonteprovinz; Kälbersterben; Behandlung finnischen Fleisches; Freibänke; Fleisch⸗ beschau; Taxen für thierärztliche Dienstleistungen; Statistik der Schlacht- und Viebhöfe; Verbot des Führens wilder Thiere auf öffentlichen Landstraßen; Polizeiverordnung über landw. Maschinen; Hopfenbau; Torfstreu⸗Gewinnung; Ermittelung der Getreidegewichte; Abänderung der Vergleichsämter und Schiedsgerichte; Maß⸗ und Gewichtswesen; Zentralstelle für Tarifwesen; Zur Frage der landw.

Schlächtereigenossenschaften; Obstbaugenossenschaften; Errichtung von

Saatgutmärkten; Samenkontrolstation; Rindviehschauordnung; Ein⸗ fuhr tussischer Pferde; Reichsgesetzentwurf, betr. Vertilgung der Mai⸗ käfer; Anlage von Stauweihern und Sammelstationen; Gutachten über landw. Rechtsfragen. Nachträge zu den bereits aufgeführten Verhandlungsgegenständen und Beschlüssen: Gesetzliche Vertretung der Landwirthschaft; Die ländlichen Arbeiterverhältnisse; Grundbuch wesen; Viehversicherungswesen; Hagelversicherungswesen; Reform des Viehhandels; Bekämpfung der Rothlaufseuche; Staffeltarife; Tarife auf dem Dortmund⸗Ems Kanal; Sonstige Tarife; Bäuerliches Erb⸗ recht; Kreditwesen; Getreidelagerhäuser; Bekämpfung der Tuberkulose; Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche; Preisnotierung für landw. Produkte; Landwirthschaftliches Unterrichtswesen. Berichtigungen. Gesetzliche Vertretung der Landwirthschaft. Aus Oesterreich.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundeitsamts“ Nr. 27 vom 7. Juli.

Pest.

Arabien In Dijeddah wurden am 10. Juni 6 Todesfälle an Pest in verschiedenen Stadtvierteln, besonders bei Hadramauti fest. gestellt, vem 11. bis 16. Juni an den einzelnen Tagen 3, 1, 4, 3, 3 und 3 Todesfälle.

Britisch-Ostindien. In der Stadt Bombay wurden der Bombay Government Gazette“ zufolge in den 4 Wochen vom 19. Mai bis 15. Juni 56, 34, 34, 26 Todesfälle an Pest festgestellt.

Macao ꝛc. Einer Mittheilung aus Hongkong vom 25. Mai zufolge hat die Seuche in Macao einen epidemischen Charakter bie her nicht angenommen. Auch in den beiden Nachbarorten von Canton scheinen nur zerstreute Fälle vorzukommen. .

Japan. In der Zeit vom 13. April bis 5. Mai wurden in der Präfektur Taipefu und zwar in Kilung Sinchu., und einigen kleineren Ortschaften (Nordformosa) 10 Erkrankungen und 14 Todesfälle bei. Chinesen, außerdem je 2 ver- dächtige Erkrankungen und je 1 verdächtiger Todesfall bei Japanern und Ehinesen festgestellt, ferner in der Präfektur Taichn und zwar in Lokkang (Mittelformosa) 1 Erkrankung und 1 Todesfall unter der chinesischen Bevölkerung, endlich in der Präfeftur Tainanfu und zwar in der gleichnamigen Stadt ( Sũdsormosa) 6 Erkrankungen (4 Todes⸗ fälle] bei Japanern und 163 (109) bei Chinesen, insgesammt auf der Insel Formosa einschließlich der verdächtigen Fälle 184 Erkrankungen und 136 Todesfälle.

Aus den

Cholera.

Frankreich. Vom 20. bis 26. Juni ist in Paris nach dem „Bulletin hebdomadaire de statistique muniecipale“ 1 Er- krankung an „Cholera“ gemeldet worden.

Britisch-⸗Ostindien. Kalkutta. Vom 25. bis 29. Mai starben 39 Personen an Cholera, 9 an Pocken und 165 an Fiebern.

Gelbfieber.

In Rio de Janeiro wurden vom 2. bis 8. Mai 2 1 festgeflellt, in Colon (Columbien) bis zum 25. Mai 3 Todesfälle und täglich 5 bis 6 Neuerkrankungen, in Panama bis zum 24. Mai etwa 8 Erkrankungen, darunter ungefähr 76 0ͥ0 mit tödtlichem Ver⸗ lauf. Auf dem von Panama abge ng Dampfer Colon“ ereigneten fich einer Mittheilung vom 29. Mal zufolge auf der Ueberfahrt nach