1897 / 164 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Die 6 ten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren . dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die inner⸗ halb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt. —— * . * 2 * e mn 3 83

nleihescheine olgt n or er der Zivil vrozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs Gesetzblatt S. 83) beziehungsweise nach 5 20 des Ausführungsgesetzes zur Deutschen m mn mn. vom 24. März 1879 (Gesetz⸗ Sammlung S. 281).

Zinsscheine können weder e ,. noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der den, Verjährungsfrist bei dem 6 an meldet und den stattgehabten 4 der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ab⸗ lauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum 1. Oktober 1907 ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. . .

Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadt- Hauptkafse zu Ingwrazlaw gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreihe beigedruckten n z 3

Beim Verlust der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen n, . an den Inhaber des Anleihescheins, sofern dessen

orzeigung rechtzeitig geschehen ist. . ur Sicherung der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift und unter Beidrückung des Stadtsiegels ertheilt.

Inowrazlaw, den.. ten 189.

Der Magistrat. (Stadtsiegel.) (Eigenhändige Unterschriften des Magistrats. Dirigenten und eines anderen Magistratsmitgliedes.)

Provinz Posen. Regierungsbezirk Bromberg. Zins schein Reihe zum Anleihescheine der Stadt Inowrazlaw, Buchstabe N über Mark zu .. Prozent Zinsen über

. Pfennig

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom ab die Zinsen des vorgenannten Anleihescheins für das Halbjahr vom . ten bis ten mit Marl Pf. bei der Stadt ⸗Hauptkasse zu Inowrazlaw.

Inowrazlaw, den .. ten .

Der Magistrat. (Siegel.) (Falsimile der Unterschriften des Magistrats⸗Dirigenten und eines anderen Magistratsmitgliedes.) (Eigenhändige Unterschrift des Kontrolbeamten.)

. Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Provinz Posen. Regierungsbezirk Bromberg. Anweisung

zu dem Anleihescheine der Stadt Inowrazlaw,

Buchstabe

zu dem obigen Anleihescheine die. zehn Jahre vom bis. bei der Stadt⸗Hauptkasse zu Inowrazlaw, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Wider⸗ spruch erhoben wird.

Inowrazlaw, den . 189.

Der Magistrat. (Siegel.) (Faksimile der Unterschriften des Magistrats. Dirigenten und eines anderen Magistratsmitgliedes.) (Eigenhändige Unterschrift des Kontrolbeamten.)

Anmerkung. Bie Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

.. ier Zinsschein. ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Oberförster Hartog in Johannisburg, Oberförsterei Wolfsbruch, ist auf die Oberförsterstelle Kudippen, Reg.⸗Bez. Königsberg, versetzt worden.

Die Forst⸗Assessoren Otto Bringmann und Reuleaux sind zu Königlichen Oberförstern ernannt.

Dem Oberförster Bringmann ist die Oberförsterstelle Wolfsbruch, mit dem Amtssitz in Johannisburg, Reg.⸗Bez. Gumbinnen, und

dem Oberförster Reuleaux die Oberförsterstelle Dens⸗ berg, mit dem Amtssitz in Schönstein, Reg.Bez. Cassel, ver⸗ liehen worden.

Die Oberförsterstelle Obereimer im Regierungs— bezirk Arnsberg ist zum 1. Oktober d. J. anderweit zu besetzen.

Forst⸗Akademie Eberswalde. Winter⸗Semester 1897/98.

Land⸗Forstmeister Dr. Danckelmann: Waldbau. Forstliche Zeit⸗ und Streitfragen. Forstliche Exkursionen. ö.

Forstmeister Zeising: Forstpolitik. Forstliche Exkursionen.

Forstmeister Dr. Kienitz: Verhalten der Waldbäume. Forst⸗ liche Exkursionen. ö

Forstmeister, Professor Dr. Schwappach: Holzmeßkunde. dora e gt und Forftstatistik. Ferstliche Exkursionen. tur berförster Dr. Möller: Forstbenutzung. Forftliche Ex⸗ ursionen.

orst⸗Assessor Las peyres: Methoden der Fersteinrichtung.

Forstliches Repetitorium. .

Professor Dr. Schubert: Mathematische Grundlagen der Forst⸗ wissenschaft (Holzmeßkunde und Waldwerthrechnung). Uebungk— aufgaben in der Mathematik. ;

Professor Dr. Müttrich: Meteorologie und Klimalehre. Mechanik. Grundzüge der Differential⸗ und ,

Geheimer Regierungs Rath, Professor Dr. Remels: Allge⸗ meine und anorganische Chemie. Chemisches und mineralogisches Praktikum. . .

r e. Dr. Ramann: Bodenkundliches Praktikum.

Professor Or. Schwarz: Allgemeine Botanik mit Praktikum.

Geheimer Regierungs Rath, Professor Dr. AItum: Wirbel thiere. Zoologisches Praktikum. Zoologische Exkursionen.

Professor Dr. Eck stein; Fischzucht.

Amtsgerichts. Rath Dr. Dickel: Bürgerliches Recht 1: Sachen⸗ recht. Mit Räcksicht auf das Bürgerliche Gesetzbuch. Repetitorium in Rechtskunde.

Landes Oekonomie Rath Dr. Freiherr von Canstein: Land⸗ wirthschaft J. (Acker und Wiesenbau.) ; .

Pr. Heidemann: Erste Hilfeleistung in Unglücksfällen.

Das Winter Semester beginnt Freitag, den 15. Oktober 1897, und endet Sonnabend, den 26. März 1898.

Meldungen sind baldmöglichst unter Beifügung der Zeugnisse über Schulbildung, forstliche Lehrzeit, Führung, über den . der erforderlichen Subsistenzmittel, sowie unter Angabe des ilitãr⸗ verhältnisses an den Unterzeichneten zu richten.

Eberswalde, den 9. Juli 1897. . Der Direktor der Forst⸗Akademie. Danckelmann.

Aichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Juli.

Aus Utne vom 14. Juli berichtet W. T. B.“

Das Befinden Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist befriedigend; die Nacht war gut. Um 10 Uhr Vormittags wurde an Bord der Yacht „Hohenzollern“ ein Trauergoktesdienst für den verunglückten Lieutenant zur See von Hahnke gehalten. Um 12169 Uhr lichtete die „Hohen⸗ zollern“ die Anker und trat die Fahrt nach Bergen an.

Ein Telegramm aus Bergen von heute Morgen meldet:

Seine Majestät der Kaiser und König sind gestern Abend hier eingetroffen. Das Wetter ist prachtvoll.

Der hiesige Großherzoglich mecklenburgische Gesandte von Oertzen hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen.

Der hiesige Königlich rumänische Gesandte A. Beldi⸗ man ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Elberfeld, 15. Juli. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold ist gestern Abend hier ein⸗ etroffen und von dem Vize⸗Präsidenten des Staats⸗

inisteriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und dem Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen sowie von dem Ober⸗Bürgermeister, Geheimen Regierungs⸗Rath Jaeger am Bahnhof empfangen worden. Die hiesige Buͤrgerschaft be⸗ reitete dem Prinzen wiederholt begeisterte Kundgebungen.

Reuß ä. L.

Seine Durchlaucht der Fürst ist am 13. d. M. zum Gebrauch eines Seebades von Greiz abgereist.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser und die Kaiserin begeben sich heute Mittag von Wien zu längerem Aufenthalt nach Ischl.

Der König und die Königin von Dänemark sind gestern von Gmunden nach Kopenhagen abgereist.

Wie das „Prager Abendblatt“ meldet, hat der Statthalter Graf von Coudenhove das Ausstellungs⸗Comits in Boden⸗ bach benachrichtigt, daz er unter den gegebenen Umständen der Einladung, nach Bodenbach zu kommen, um die Eröffnung der Ausstellung vorzunehmen, nicht Folge leisten könne.

In der eitrigen Sitzung des Gratzer Gemeinde⸗ raths erklärte der Bürgermeister: das Präsidium des Gemeinde⸗ raths sei infolge der gesetzlichen Bestimmungen nicht in der Lage, die Geschäfte in dem übertragenen Wirkungskreise einzu⸗ stellen. Der Gemeinderath nahm sodann zwei die Vorfälle in Eger betreffende Resolutionen an.

Wie die Budapester Blätter übereinstimmend melden, wird die Regierung beantragen, die Dauer der Sitzungen des ungarischen Unterhauses bis um 4 Uhr Nachmittags zu verlängern, um dadurch der Obstruktion der äußersten Linken gegen die Zuckerprämienvorlage zu begegnen.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Zivil-Lord der Admiralität Austen Chamberlain bei Be⸗ , der zweiten Lesung der Bill, betreffend die Marinebauten, daß dieselbe eine Erweiterung des Hafens von Dover bezwecke, nach deren Vollendung der eingeschlossene Hafenraum eine Fläche von 619 Acres bilden und zur Aufnahme von 20 Schlachtschiffen und mehreren kleineren Fahrzeugen geeignet sein werde. Der Voranschlag beziffere die Kosten auf 3 Millionen Pfund Sterling. Die Bill erstrebe ferner eine Vergrößerung der Marinewerften in Hongkong und die Errichtung eines Wellen⸗ brechers an der Nordseite des Hafens von Gibraltar, durch welchen der Hafen absolute Sicherheit und einen größeren Flächenraum gewinnen werde. Auch mehrere andere, unter⸗

eordnete Bauten in verschiedenen englischen Häfen und in olombo würden in der Bill verlangt. Für das laufende Finanz⸗ jahr betrage r, , Voranschlag 3 300 000 Pfund Sterling, von denen 200 000 Pfund für die Bauten in Dover und

Geng long vorgesehen seien. Angesichts der bereits bewilligten ummen sei in diesem Finanzjahre die Ermächtigung zur Auf⸗ nahme weiterer Gelder für die Durchführung der Entwürfe unnöthig. Das Haus genehmigte die zweite Lesung der Bill ohne Abstimmung.

Frankreich.

Aus Anlaß des Nationalfestes herrschte gestern in Paris eine lebhafte Bewegung. Vormittags fanden die her⸗ kömmlichen Kundgebungen vor den Statuen von Straßburg, der Jeanne d Are und von Gambetta statt, ohne daß ein Zwischenfall vorkam. Der Parade, welche Nachmittags in Longchamps stattfand, wohnte der Präsident Faure mit den Spitzen der Behörden bei. Der Präsident wurde auf der Fahrt nach und von dem Paradefelde, wie auf letzterem selbst von der zahlreichen Menge lebhaft begrüßt. Bei der Rückfahrt nach dem Elysée gelang es einem Manne, trotz der außergewöhnlich großen polizei⸗ lichen Vorsichtsmaßregeln, an den Wagen des Präsidenten heranzudringen und ein Bittgesuch hineinzuwerfen. Der Mann wurde verhaftet. Er erklärte, er sei ein ausgedienter Soldat und befinde sich in größter Noth. Auch in den Provinzial⸗ städten wurden Paraden abgehalten, welchen überall große Zuschauermengen beiwohnten.

Italien.

Die Deputirtenkammer beendete gestern die Be⸗ rathungen des Budgets und von neun dringenden Vor— lagen, darunter diejenigen, betreffend Maßnahmen gegen die Zitronen⸗ und Orangen⸗Krise, Maßregeln zu Gunsten Sar⸗ diniens sowie betreffend Hafenarbeiten in Genua, und be— schloß, da die zur definitiven Abstimmung über einige Vor— lagen erforderliche gesetzliche Zahl von Deputirten nicht an⸗ wesend war, heute noch eine Sitzung abzuhalten und sich sodann zu vertagen. 2.

Anläßlich der Feier des französischen Nationalfestes empfing estern der französische Botschafter Billot die Mitglieder der e n Kolonie in Rom. Der 8a brachte einen Trinkspruch aus, worin er, dem W. T. B. zufolge, zunächst an dasjenige erinnerte, was er gelegentlich des Neujahrsempfanges über die Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich und Italien gesagt habe, und dann fortfuhr: er habe dem, was er damals gesagt, nichts hinzuzufügen und auch nichts davon zurückzunehmen. Das Annäherungswerk nehme einen normalen Fortgang; er habe das Vertrauen, daß man zu dem Ziele gelangen werde, welches Alle vor Augen hätten.

Türkei.

Das Wiener „Telegr.⸗Corresp⸗ Bureau“ berichtet aus Konstantinopel: es verlaute daselbst, daß in sämmtlichen Antworten der Souveräne der Großmächte dem Sultan ernst⸗ lich angerathen werde, in der Grenzfrage nachzugeben. Der Kaiser von Rußland solle in seiner Antwort mit Repressalien in Klein⸗-Asien gedroht haben, wenn Thessalien nicht geräumt werde. Der Sultan habe geantwortet: er werde suchen, die Fürsprache des Kaisers von Rußland zu berücksichtigen; er lehne aber die Verantwortung für die Folgen des Eindrucks ab, den die gänzliche Preisgibung Theffallens auf das Volk und das Heer machen werde. Es sei noch nicht bekannt, welche Entscheidung der vorgestrige außerordentliche Ministerrath getroffen habe. Die Opposition des Hofes und der Minister scheine fortzudauern. Eine Erregung der Volke— massen lasse sich nicht feststellen; nur Offiziere, Beamte und die Geistlichkeit sprächen gegen die Preisgebung Thessaliens. Man nehme an, daß die Bewegung künstlich genährt werde.

Nach einer Meldung des „Standard“ aus Konstantinopel hat der Ministerrath mit Genehmigung des Sultans eingewilligt, die türkische Kriegsentschädigungs-Forderung von acht auf sechs Millionen Pfund zu ermäßigen. Demselben Blatte zufolge hat der Sultan ein Irade erlassen, in welchem es heißt, der Sultan sei überzeugt, daß die Be⸗ strebungen der Mächte lediglich auf Erhaltung des . in Europa gerichtet seien; der Sultan befehle daher den Ministern, die Friedensverhandlungen, wenn möglich, abzu⸗ schließen und die Friedenspräliminarien zu unterzeichnen.

Wie der „Times“ aus Konstantinopel von gestern ge⸗ meldet wird, haben die Botschafter nach ihrer Versammlung vom 13. d. M. Tewfik Pascha mündlich auffordern lassen, der Konferenz der Botschafter, welche heute stattfinden soll, beizuwohnen und eine ausdrückliche Erklärung darüber abzu⸗ geben, ob die Pforte einwillige oder ob sie es ablehne, in . von den Mächten vorgeschlagenen Grundlage zu ver—

andeln.

Aus Kanea berichtet die „Agence Havas“, daß gegen⸗ wärtig zahlreiche Aufständische dorthin kämen, um Lebensmittel zum Verkauf zu bringen. Die Mohamedaner . sie daran zu verhindern und sagten, es seien Erzeugnisse, die von den verlassenen Besitzungen der Mohamedaner gestohlen worden seien. In Kaneg herrsche große Erregung.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Athen vom gestrigen Tage bestätigt sich die von dem genannten Blatte gebrachte und gestern mitgetheilte Nachricht nicht, daß britische Soldaten bei Kandia in einem Kampf mit Baschibozuks gefallen seien.

Rumänien.

Der Fürst von Hohenzollern ist gestern früh in Sinaia eingetroffen.

Amerika.

Das „Rꝛuter'sche Bureau“ meldet aus Washington, daß der Ausschuß des Senats für auswärtige Beziehungen den Bericht über eine Resolution genehmigt habe, welche die Ratifikation des Vertrages, betreffend die Annexion Hawaiis, empfehle.

Aus Havanna wird berichtet: der General Wenyler habe die im Gefängniß von Trinidad internierten politischen Ge⸗ fangenen freigelassen. General Weyler sei in Cienfuegos ein⸗ getroffen.

Arbeiterbewegung.

In Neustadt a. Hdt., wo ein Maurer aus stand ausge— brochen war, ist es, wie der Rhein. Westf. Ztg. geschrieben wird, durch Vermittelung des Gewerbegerichtes gelungen, eine Einigung herbeizuführen. Die 10stuũndige Arbeitszeit, welche die Arbeiter forderten, wurde nicht bewilligt; dagegen gelang es, eine Erhöhung des Arbeitslohns um 2 für die Stunde durchzusetzen. Die Arbeit ist am Montag wieder aufgenemmen worden. .

Auf Bu dapest meldet W. T. B.:. Der Handels Miniftler habe an des Magistrat einen Erlaß gerichtet, in welchem ausgeführt werde, daß die Ausstandsbewegung der Ziegelarbeiter darauf zurüchjuufübren sei, daß die Arbeitgeber zum un— erlaubten Schaden der Arbeiter auf ihren Gtablissement: Einrichtungen unterhielten, welche gesetzlich untersagt seien, und daß die Gewerbebehörden dagegen nicht energisch und streng vorgegangen seien. Solche Einrichtungen seien Lohnabzäge für kreditierte Lebensmittel und erjwungene Spareinlagen. Der Minister spreche sein Bedauern darüber aus, daß diese Gesetzwidrig⸗ keiten erst durch die Arbeitseinstellung an das Tageslicht gekommen seien. Ferner wird berichtet; Der Ausstand der Ziegelarbeiter nähert sich seinem Ende; in Altofen ist die Arbeit wieder auf= genommen, in Steinbruch hält dagegen der Ausstand noch an.

Aus Brüfsel wird der Köln. Itg. unter dem 14. d. N. über den Bergarbeiterausstand im Borinage telegraphiert: Die am Dienstag abgehaltenen Versammlungen der Ausständigen hatten weniger pre als die früheren. Der Gauverband hat die Zusammenberufung der Arbeiterkammern der betheiligten Kreise ber langt; er haf ferner die Geubenverwaltungen abermalt um die Abschaffung der angefehtenen Grubenordnungen (e beten, jedoch allem Anschein nach ohne Erfolg, da die Ver. waltungen auf ihrem Rechte zu bestehen n n. sind. Die Noth unter den Ausständigen ist groß. innen einige Tage wird auch der Kohlenmangel wohl fühlbarer, dem bis . durch Abräumen ber Lagervorräthe und Jufuhren autz Lem Mittel. becken und Charleroi abgeholfen werden fonnte. Die Zechen die et

Nachbarreviere kommen denen des Borinage auch dadurch ju Hilfe, daß kt deren vertragsmäßige Lieferungen ausführen.

us Glasgow wird der Financial Times“ berichtet, daß J 000Mechantiker auf den dortigen Werften ausständig sind.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Gewerbeanfsicht und Arbeiterverhältnisse in Berlin Charlottenburg im Jahre 1896.

Den sorben im Verlage von W. T. Bruer hierselbft erschienenen Jahres berichten der Königlich preußischen Regierungs- und Gewerbe- Räthe für 1896. entnehmen wir folgende Mittheilungen des Re⸗ gierungs und Gewerbe Raths Dr, Syrenger über die Thätigkeit und rie Beobachtungen der Gewerbe Aufsichtsbeamten des Bezirks Berlin⸗ Gbarlott⸗nburg im vergangenen Jahre.

Die 7 Beamten, der Regierungs⸗ und Gewerbe⸗Rath, 3 Ge⸗ werbe⸗Inspektoren und 3 AÄssistenten, führten jusammen in 26298 Fa—⸗ brikanlagen und Werkstätten 3546 Revisionen gegen 3084 im Ver⸗ jahre aus. Von den Revisionen wurden 56 während der Racht, 233 an Sonn und Feiertagen vorgenommen. 2215 Anlagen wurden ein⸗ mal, 260 zweimal und 154 drei und mehrmal besichtigt. Die Zabl der in ihnen beschäftigten Arbeiter belief sich auf 77577. Eine sehr wesentliche Hilfe, namentlich bei der Ueberwachung derjenigen Betriebe, die Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter beschäftigen, baben die Gewer be⸗Aufsichtsbeamten an den Beamten der Polizeibehörde, welche sämmtlich e Fabriken monatlich mindestens einmal revidierten. Die Bäckereien wurden von den Polizeibeamten während des Halb- jahres vom 1. Juli bis 31. Dezember je dreimal revidiert.

Der Verkehr zwischen den Gewerhe ⸗Aufsichtsbeamten und den Beauftragten der Berufsgenossenschaften ist zwar noch kein besonders lebhafter, hat erfreulicherweise aber zugenommen. In einem Fall wurde der Berichterstatter von dem Vorstande der „Orts⸗ krankenkasse der Maschinenbauer und verwandten Gewerbe“ um Revision eines Betriebes ersucht, in dem auffallend viele Arbeiter verletzt wurden. Der Vorstand ließ sich bereit finden, über besondere Erkrankungen und namentlich über solche, die auf die Eigenart der Betriebe zurückjuführen sind, regelmäßig Mittheilung ju machen. Auch andere Kran kenkassen haben diesen Weg schon eingeschlagen.

Das Verhältniß der. Gewerbe Autsichtsbeamten zu den Ge- werbeunternebmern ist, wie im Vorjahre, im Großen und Ganzen zufriedenstellend gewesen. Je länger die Beamten in ihren Bezirken wirken und bekannt werden, um so mehr gewinnen sie das Bertrauen der Unternehmer. Freilich giebt es auch Fabrikanten, die freundlichem Zuspruch der Gewerbe⸗Aufsicktsbeamten Widerstand ent⸗ gegensetzen und erst mit Hilfe der Polizeibehörde und der Gerichte zur Erfüllung ihrer Pflicht angehalten werden müssen. Eine schwierige Stellung haben die Gewerbe- Aufsichtsbeamten noch Bäckerei⸗ besitzern gegenüber. Im Verkehr mit ibnen bedurfte es in manchen Faͤllen großer Ruhe und Besonnenheit. Der Verkehr zwischen den Arbeitern und den Gewerbe⸗-Aufsichtsbeamten bat im Laufe des Zahres wohl etwas zugenommen, ist aber immer noch gering. Es ist auch vorgekommen, daß Vertrauensmänner der einen oder der anderen Arbeiterorganisation Beschwerden übermittelten. Diese sind selbstverständlich, wie alle Klagen über Mißstände, die auf irgend einem Wege zur Kenntniß der Beamten kommen, pflichtgemäß untersucht worden. Nähere, auf Vertrauen gegründete Beziehungen bat dies aber nicht zur Folge gebabt, weil dem in solchen Fällen mehr⸗ fach gestellten Verlangen um Benachrichtigung über das Veranlaßte nicht nachgekommen werden konnte. Die lediglich für Arbeiter be⸗ ftimmten Sprechstunden an den Sonntagen und an je einem Abend in der Woche sind nie benutzt worden. Die wenigen Arbeiter, die mit den Beamten in vpersönlichen Verkehr traten, suchten diese in der Mittagszeit auf. Meist zogen jedoch die Beschwerdeführer vor, ihr An⸗ liegen schriftlich vorzubringen. Der Umstand, daß die Schreiben häufiger nicht anonym, sondern mit Namensunterschrift versehen ein⸗ gehen, scheint darauf hinzudeuten, daß das Vertrauen zu den Gewerbe⸗ Aufsichtsbeamten zunimmt.

Die Zahl der in Fabriken beschäftigten Kinder unter 14 Jahren ist von 13 im Vorjahr auf 16 gefliegen. Von ihnen waren 5. in der Textilindustrie, 3 in der Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe, 5 in der Bekleidungsindustrie, 3 in den polygraphischen Gewerben und 3 in anderen Gewerben thätig. An jugendlichen Arbeitern von 14 bis 16 Jahren wurden in 2497 Fabriken 5612 männliche und 2795 weib⸗ liche, zusammen 8407 gezählt; das sind 302 mehr als im Jahre 1895 und 5,1 0 sämmtlicher Fabrikarbeiter. Die Zahl der männlichen jugend⸗ lichen Arbeiter hat gegen das Vorjahr um 8b8 zugenommen, die Zahl der Mädchen jwischen 14 bis 16 Jahren dagegen um 556 sich ver— mindert. Die sehr gut beschäftigte Metallindustrie bat den größten Zuwachs an jugendlichen Arbeitern aufzuweisen; die Industrie für Be—⸗ kleidung und Reinigung zeigt einen erheblichen ,,,. in der Zahl, dafür aber eine Zunahme der erwachsenen Arbeiterinnen. Zu⸗— widerhandlungen gegen die zum Schutze der jugendlichen Arbeiter erlassenen Bestimmungen der Gewerbeordnung sind in 224 Anlagen festgestellt. Die Mehrzahl der Verfehlungen (188) betraf die Form⸗ vorschriften. In 4 Fällen wurde festgestellt, daß Kinder, in 6 Fällen, daß jugendliche Arbeiter länger als zulässig beschäftigt worden sind. 4 Gewerbeunternehmer wurden zur Rechenschaft gezogen, weil sie jugendliche Arbeiter in den Nachtstunden arbeiten ließen, und 29, weil sie die Pausen nicht richtig inne hielten. Aus nahm en von den Be⸗ stimmungen des 5 139 Absatz 1 der Gewerbeordnung sind nicht beantragt worden, wohl aber ist in 84 Fällen auf Grund des § 139 Absatz 2 eine von der üblichen abweichende Regelung der Pausen gestattet worden. Die Erlaubniß wurde ertheilt, wenn die jugendlichen Arbeiter wegen zu n. Entfernung ihre elterlichen Wohnungen über Mittag ohnehin nicht aufsuchen konnten, und wenn eine Abkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden und weniger zugestanden wurde.

Die Zahl der Anlagen, in denen Arbeiterinnen über 16 Jahre beschäftigt wurden, ist im Berichtsjahre um 133, das heißt von 2049 im Jahre 1895 auf 2182 gestiegen; die Zahl der Arbeiterinnen hat sich hauptsächlich in den Bekleidungs⸗ und Reinigungt⸗ gewerben, der Papier und Lederindustrie, sowie in der Textil- industrie erhöht und um 1639 zugenommen, da 1895 nur 37 416, 1896 aber 38 955 Arbeiterinnen in Arbeit standen. Von diesen waren 16360 oder 420,½ unter 21, 22 595 oder b8 S über 21 Jahre. Die Zunahme ketrifft überwiegend Arbeiterinnen über 21 Jahre, denn von dem Mehr von 16539 Arbeiterinnen hatten nur 39 das Alter von 21 Jahren noch nicht erreicht. Von den im Laufe des Jahres ermittelten Zuwiderhandlungen gegen die gesetzlichen Bestimmungen bezogen sich 40 auf die Bestim⸗ mungen über die Beschäftigung der Arbeiterinnen an Sonnabenden und den Vorabenden der Festtage, 18 auf die Dauer der Arbeit, 13 auf unerlaubte Abkürzung der Mittagspausen, 7 auf Nachtarbeit. Ueberarbeit wurde 30 Betrieben, die ein dringendes Bedürfniß nachwiesen, gestattet; 23 Anträge wurden abgewiesen. Die Zahl der Arbeiterinnen, für die Ueberarbeit gestattet wurde, betrug 1778. Eine auffallende Erscheinung der letzten Jahre ist die Heranziehung von Arbeiterinnen zu Arbeiten, die früher Männern vorbehalten waren. Eg werden jetzt in der Metallwaaren⸗Industrie Arbeiterinnen in zunehmender Zahl mit dem il e e len kleinerer Massen⸗ artikel, mit dem Fertigstellen von Glocken für elektrische Klingel anlagen, mit dem Zusammenstellen von Schalenhaltern für Be⸗ leuchtunge körper u. s. w. beschäftigt. Die Arbeiten sind leicht und der weiblichen Arbeitskraft angemessen. Wenig angemessen ist aber

die Verwendung von Arbeiterinnen zum Bedienen der Maschinen,

welche zum Gewindeschneiden für größere eiserne Fagonstücke be⸗ nutzt werden.

Infolge des guten Geschäftzganges der Industrie ist die Zahl der erwachsenen männlichen Arbeiter im Berichtsjahre um 10175. d. h. auf 114 879 gestiegen. Die Zahl der in den 1669 Bäckereien h n. Arbeiter ist in dieser Angabe nicht mit berücksichtigt. Als Grläukerung für die Entwickelung der Berliner Industrie 6 den beiden letzten Jahren sei folgende Taballe mitgetheilt. Es wurden beschäftigt:

1896 1894 Industrie der Steine und Erden . 2 695 2231 16874 14239 s. w. 42 273 30 262 strie 2169 1218 chtstoffe, Fette, Dele n. s. w. 4388 3 840 ö 3 882 3779 nne . 9153 7202 ol⸗ und Schnittstoffe .. . 13608 11 831 abrungs⸗ und Genußmittel .. 7049 6 595 Bekleidung und Reinigung 3 532 3 321 PVolvgraphische Gewerbe 7 434 9 456 Verschie dene Gewerbe . 1824 957 114879 104704 943931 Die 114879 Arbeiter waren auf 4933 Fabriken vertheilt, deren Zahl gegen 1895 um 163 gestiegen ift. Die regelmäßige Arbeitsjeit beträgt in seltenen Fällen mehr als 10 Stunden, in vielen Anlagen aber weniger. In Nachtschichten arbeiten ungefähr 2130 oder 1,ů8 * sämmtlicher Arbeiter in 131 Anlagen. An Sonn und Festtagen waren mit gesetzlich erlaubten Arbeiten in 165 Anlagen 1726 Arbeiter (1,47 9) gegen 1445 Arbeiter (1,38 ) im Vorjahre beschäftigt. Auf Grund des § 105f der Gewerbeordnung gestattete die Orts- Polizeibehörde einer Wäschefabrik, einer Trägerwellblechfabrik und 2 Druckereien ausnahmsweise Sonntagsarbeit.

In vielen Bäckereien werden die Bestimmungen über die Sonntagsruhe nach Ansicht des Berichterstatters ebenso über⸗ treten, wie ein gestandenermaßen die Bundesrathsverordnung vom 4. März 1896. Eine Feststellung der Uebertretungen nament- lich der letzteren Art ist für die Aufsichtsbeamten aber außer⸗ ordentlich schwierig. Der Beamte, welcher natürlich nicht vom Beginn der Arbeit bis zum Ende derselben an der Arbeits stätte anwesend sein, auch in der Nacht schwer Zutritt zu den Arbeitsräumen erhalten kann, weil die Häuser ver⸗ schlossen sind, kann sich aur auf die Auskunft verlassen, welche er auf Befragen vom Arbeitgeber und von den Gesellen erhält. Die Gesellen aber scheuen sich, so lange sie eine erträgliche Arbeitsstelle haben, die Wahrheit zu sagen, wenn sie den Meister belasten würde. Jedenfalls mögen sie bei einem eingeleiteten Strafverfahren nicht als Zeugen vor Gericht auftreten, weil eine dem Arbeitgeber ungünstige Aussage wohl in den meisten Fällen die Entlassung zur Folge haben würde. Ebensowenig gelingt es, die richtige Führung der Kalendertafeln zu kontrolieren, trotzdem den Beamten bekannt ist, daß dieselben nicht immer, wenn es nöthig ist, durchlocht werden. Wie schwer es ist, selbst die Sonntagsarbeit in denjenigen Betrieben zu kontrolieren, welche außer Bäcker auch Konditorwaaren hersteklen, und auf welche Weise man die revidierenden Beamten zu täuschen sucht, gebt aus dem Berichte eines der Gewerbe⸗Inspektoren hervor. Dieser schreibt: „Der Bäckereibetrieb soll Sonntags von spätesteng früh 8 Uhr an ruhen, Konditorwaaren dürfen von Konditoren noch bis 12 Uhr Mittags bergestellt werden. Es soll. nun vorkommen, daß sich verdienstlustige Bächergesellen, die zugleich Konditorwaaren herzustellen verstehen, um 8 Uhr Morgens mit Konditormütze und Schürze bekleiden und dem revidierenden Beamten auf die Weise als Konditorgehilfen entgegentreten..

Ginem der Gewerbe⸗Inspektoren ist bei Durchsicht der neu ein— gereichten Arbeit sordnungen die gegen früher große Zahl von Strafbestimmungen aufgefallen. Die Neigung zur Aufnahme solcher scheint im Wachsen begriffen zu sein. Trotzdem sind den Beamten Klagen über Härten in der w von Strafen nicht bekannt geworden. Die Abneigung der Fabrikanten gegen die Arbeiter aus schüsse scheint ebenfalls zuzunehmen; wo solche noch bestehen, treten sie selten oder garnicht in Funktion, werden aber beibehalten, weil es bei Abänderung der Arbeitsordnungen bequemer ist, mit dem ö zu verhandeln, als die ganze Arbeiterschaft zu be⸗ ragen.

Die Zahl der Un fälle hat in auffallender Weise zugenommen. Sie ist von 5010 im Jahre 1895 auf 6260 im Berichtsjahre, also um 1253 gestiegen. Von diesen hatten 111 eine Erwerbsunfähigkeit von mehr als 13 Wochen, 15 den Tod zur Folge. Die Zunahme, die in keinem Verhältniß zur Vermehrung der Industriearbeiter steht,

dürfte nicht nur auf den Umstand, daß jetzt selbst die geringfügigften

Verletzungen angemeldet werden, sondern zweifellos auch auf die in den meisten Industriezweigen, namentlich in den großen Werkstätten der Eisen. und Metall⸗Industrie, dn, . Thätigkeit zurück⸗ zuführen sein. Aus dem Mangel an chutzvorrichtungen läßt sich die starke Zunahme der Unfälle nicht erklären, denn sämmtliche Gewerbe. Inspektoren berichten, daß der Zustand der Fa⸗ briken in dieser Beziehung meist zufriedenstellend sei. Es ist die er⸗ freuliche Wahrnehmung gemacht, daß Werkzeugmaschinen, Trans missionen u. s. w. jetzt schon in zahlreichen Fällen mit Schutzvorrich⸗ tungen versehen von den Fabrikanten geliefert werden. Beklagenswerth dagegen ist, daß immer noch ungeeignete, z. B. jugendliche Arbeiter mit Arbeiten betraut werden, welche, wie das Bedienen und Schmieren von Kraftmaschinen, das Riemenauflegen u. s. w. Umsicht und größere Erfahrung erfordern. Namentlich herrscht nech vielfach eine gewisse Sorglosigkeit hinsichtlich der Sicherung des Dampfkesselbetriebes. Obwohl die Staatsanwaltschaft von allen Unfällen Kenntniß erhält, deren Ursache ein schuldbares Verhalten der Unternehmer oder ihrer Vertreter sein könnte, sind dennoch verhältnißmäßig nur wenige Verurtheilungen bekannt geworden. Dies läßt den Schluß zu, daß sich die Arbeitgeber ihrer Pflicht, die Arbeiter nach Möglichkeit gegen Unfälle zu schützen, im Großen und Ganzen bewußt sind, und k die Thätigkeit der Gewerbe ⸗Aufsichtsbeamten und der Organe der Berufsgenossenschaften in dieser Richtung keine vergebliche gewesen ist. Die Einführung des elektrischen Antriebes für Maschinen ist im Interesse des Schutzes der Arbeiter gegen Unfallgefahr von großem Nutzen. Im Berichtsjahre sind in dieser Beziehung erstaunliche Fortschritte gemacht worden. Die Zahl der Motoren, für deren Betrieb z. B. die „Berliner Elektri⸗ zitätswerke“ Kraft abgeben, ist von 928 mit 3384 Pferdestärken im . auf 1698 mit 611055 Pferdestärken im Jahre 1896 gestiegen. Diese schnelle Entwickelung eröffnet die Aussicht auf eine gänzliche Umwälzung in der Kraftbeschaffung für das Berliner Kleingewerbe. Zum Schutze der Arbeiter bei Feuersgefahr ist in mehreren An⸗ '. die Beschaffung von Nothtreppen und Nothleitern veranlaßt worden.

Auch der Erforschung und Verbesserung der , . Ver⸗ hältnifse in den gewerblichen Anlagen ist wiederum besondere Auf- merksamkeit zugewendet worden. Von vollständiger Aufzählung dessen, waz in Einzelfällen veranlaßt worden ist, muß hier abgesehen werden. Es sei nur hervorgehoben, daß die Sorge für augreichenden Luftraum und Luftwechsel, für Beseitigung von Staub und üblen Exhalationen aus den Arbeitsräumen, für , . von Waschgelegenheit und für ausreichende reinliche Bedürfnißanstalten obenan stand.

Die Besserung der wirthschaftlichen Lage, über die 6 im Vor⸗ jahre berichtet worden ist, hat im Berichtsjabre angehalten. Der , , der Industrie im Aussichtsbezirk ist ein sast allge⸗ meiner. Insbesondere gilt dies von der Eisengießerei und dem Ma—⸗ schinenbau, von der Bronzewaaren⸗ und der Luxuspapier⸗Industrie, von der Möbeltischlerei, der Pianofabrikation, der Herstellung von Zuckerwaaren und von pußfedern. Auch die Druckerelen waren gut beschäftigt. An Arbeitsgelegenheit hat es nicht fehl und größere Arbeittzlosigkeit war, wenigstens für Industriearbelter, nicht vorbanden. Nur die Handweberei geht stetig zurück. Im Jahre 1895 waren noch etwa h Stühle, im Jahre 1896 dagegen nur noch etwa 3000 Stühle besetzt. Zu Anfang deg Jahres bot die Gewerbeausstellung vielen Arbeijern lohnende Beschaäftigung.

Die Löhne sind nicht zurückgegangen, in manchen Industrie—⸗ jweigen dagegen, in denen Mangel an brauchbaren Arbeitern war, ge⸗ tiegen. In der Konfektionsindustrie wurden die anerkanntermaßen ehr niedrigen Löhne der melsten Konsektiongarbelter während des Autzstandetz im Februar etwag aufgebessert, gingen aber sebr bald wieder 13 r. Niveau zurck.

Die Außführung von Wobhlfahrtseinrichtun gen, von be⸗ sonderen Spelse⸗ und Ankleiderdumen, von Badeelnrichtungen u. s. w.

stößt in Berlin und en angesichts der hoben Grundstũckt-⸗ und Mietbepreise auf besondere Schwierigkeiten. Um so anerkenneng⸗ werther ist es, wenn biesige Fabrikanten dergleichen Einrichtungen dennoch treffen. In dieser Beziehung bat die Firma Beringer in Charlottenburg mit großen Kosten Hervorragendes gelerstet, indem sie ju Anfang des Jabres sehr zweckmäßige Umkleide; Wasch⸗, Bade⸗ und Speiseräume eingerichtet hat.

Kun st und Wissenschaft.

Am 10. Juli bat im Senatssaal der Universität zu Marburg die Begründung der Historischen Kemmission für He(lsen und Waldeck“ stattgefunden. Der Münchener Allgem. Ztg. wird darüber berichtet: Der Einladung des provisorischen Ausschusses waren einige dreißig Geschichtsfreunde aus allen Theilen des Hessenlandes gefolgt, darunter die Herren Ober Tonsistorial⸗ Rath Rohde und Landesbank Rath Freiberr Wolff von Gudenberg aus Cassel, Ober Bürgermeister Gebeschuß aus Hanau und Antoni aus Fulda, Geheimer Hofrath, Profefsor Dr. Oncken und Professor Dr. Höhlbaum aus Gießen, Felix von Gilsa zu Gilsa, Sanitäts- Rath Dr. Schneider aus Fulda. Zablreiche Andere batten ihr Ausbleiben entschuldigt, jedoch zugleich ihre volle Zustimmung zum Werke erklärt. Profesfor Freiherr von der Ropp eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, welche Zweck und 36 der bistorischen Kommission darlegte, und konstatierte, daß den Be⸗ strebungen der Kommission sich bereits eine lebhafte Theilnahme zuge⸗ wandt babe. Die Zabl der Mitglieder belaufe sich auf über 59 und auch die Zahl der Stifter und Patrone mehre sich in erfreulicher Weise, . Behörden und Körperschaften bisher noch nicht angegangen seien, weil der vrovisorische Ausschuß dies bis nach Kenstituierung der Kommissien verschieben zu müssen geglaubt habe. Als Stifter seien der Kommission beigetreten die Herren Bierbrauereibesitzer Sumpf in Cassel und Prof. Dr. S. von Sybel in Marburg, ferner als Patrone die Direktion der Königlich preußischen Staats ⸗Archive mit einem jähr⸗ lichen Zuschuß von 1000 M , die Fürstlich waldeckische Landesregie⸗ rung, das Königliche Konsistorium in Cassel, der oberhessische Geschichtsverein in Gießen, die Herren Obervorsteher und Kammer⸗ herr Freiherr Hugo von Dörnberg auf Hausen, Vize ⸗Bürgermeister Heraeus in Hanau, Brauereibesitzer H. Bopp, Rittmeister Freiherr von Pappenheim und. Archiv Rath Pr. Reimer in Marburg. Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde babe der Kommission für das laufende Jahr 500 Æ bewilligt. Weitere Beitritte seien in bestimmte Aussicht gestellt, sodaß die Kommission mit Zuversicht der Zukunft entgegensehen könne. Der Vortragende schloß mit dem Antrage, die Kommission für begründet zu erklären, und stellte so⸗ dann, nachdem der Antrag angenommen, die Liste der Stifter, Patrone und Mitglieder fest. An diese Mittheilungen schloß sich die Vorlegung und Besprechung der Statuten, welche nach längerer Debatte mit einigen Aenderungen angenommen wurden. Bei der hierauf vorge⸗ nommenen Vorstandswahl wurden gewählt die Herren Professor von Below, Freiherr H. von Dörnberg, Ober⸗Bürgermeister Gebeschuß, F. von Gilsa, . Heraeus, Bibliothekar Dr. Kochendörffer, Archiv⸗Rath Reimer, Professor Freiberr v. d. Ropp, Professor Schroeder, Professor Wenck, Ober⸗Büͤrgermeister Wester⸗ burg. Die Direktion der Staats⸗Archive delegierte in den Vorstand . Archiv Rath Koennecke, der Hanauer Geschichtsverein die Herren

anitäts-⸗Rath Dr. Eisenach und Professor Suchier. Die Vertreter der Vereine in Cassel, Gießen und Fulda behielten sich die Ernennung ihrer Delegirten vor. Zum Schluß wurde der nächste Arbeitsplan besprochen und beschlossen, zu beginnen mit der Bearbeitung der Regesten der Landgrafen von Hessen bis auf Philipp den Greß⸗ müthigen, der hessischen und waldeckischen Chreniken des 14. bis 16. Jahrhunderts, der hessischen Landtagsakten und der Heraus abe eines Fuldaer Urkundenbuches, sowie eines historischen Orts- exikons für Hessen und Waldeck. Die Versammelten trennten sich unter allseitigen lebhaften Wünschen für das Gedeihen und die erfolgreiche fruchtbare Wirksamkeit der neu gebildeten „Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Der gewählte Vorfstand hielt alsbald nach Schluß der Versammlung eine Sitzung ab und wählte den Professor v. d. Ropp zum Vorsitzenden, Professor Höhl⸗ baum (Gießen) zum stellvertretenden Vorsißzenden. Zum Schrift führer wurde Bibliothekar Dr. Scherer (Cassel), zum Schatzmeister Archiv⸗Rath Dr. Koennecke, zu seinem Stellvertreter Professor Wenck gewählt.

Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien hat den Direktor des Astrophysikalischen Observatorlums in Potsdam, ö. Dr. H. C. Vogel, den Direktor des Meteorologischen

nstituts in Berlin, Professor Dr. W. von Bezold und den Pro⸗ sessor der Anatomie an der Universität in Heidelberg Dr. Karl Gegen bauer zu korrespondierenden Mitgliedern ihrer mathematisch⸗ naturwissenschaftlichen Klasse gewählt, und diese Wahlen sind von Seiner Majestät dem Kaifer Franz Joseph bestätigt worden.

In Sparta sind, wie der M. Allg. Ztg.“ berichtet wird, im Hause des Chrestos Grillas in einer Tiefs von 14 m unter dem ußboden zwei große Mosaiken aus alter Zeit und von vorzüg⸗ icher Erhaltung aufgefunden worden. Das eine von ihnen stellt Orpheus dar, wie er, die Leier spielend, die ihn umgebenden wilden Thiere zähmt; auf dem anderen sind Blumengewinde in schönem Farbenschmuck zu sehen. Wenige Meter von diesem Hause hat man 3 ö Mosaik entdeckt, das den Raub der Europa zum Gegen⸗ and hat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundeitsamts“ Nr. 28 vom 14. Juli.

Pest.

Arabien. Einer Mittheilung vom 28. Juni zufolge wurden in Djeddah vom 15. bis 20. Juni 14, vom 21. bis 27. Juni 13 Todes⸗ 3 festgestellt. Vom H. bis 27. Juni sind im Ganzen 51 Todes- fälle zur Anzeige gekommen; die durchschnittliche Zabl der Todesfälle betrug täglich 2; schwerere Fälle waren selten. Im Lazareth von El Tor wurden 2 Erkrankungen unter den in Djeddah eingeschifften Pilgern an Bord des egvptischen Dampfers Schibbin festgestellt.

Cholera.

Britisch⸗Ostindien. Kalkutta. Vom 30. Mai bis 5. Juni

irren 29 Personen an Cholera, 2 an Pocken und 129 an

ie bern. Gelbfieber.

An Bord des am 27. Mai auf der Fahrt von Rio de Janeiro nach Savannah in Blackbeard Island eingelaufenen Schiffes „Partbenope' wurden 2 Erkrankungen festgestellt; ferner ereignete sich nach einer Mittbeilung vom 12. Juni 1 Todesfall auf dem von Colon in der Quarantänestation Staten Island eingetroffenen Dampfer Advance.

Zur Anzeige gelangten nach den „Public health reports weiter: in Ro de Janeiro voin 5. bi 15. Mal 3 Todesfalle in Babia dom 13. bis 19. Mat 5 Erkrankungen (3 Todesfälle), in Paꝛnnama vom 25. Mai bis 3. Juni ungefähr 20 Erkrankungen (19, auf Cuba in Davanna vom 4. bis 10. Juni bei ewa 130 Neuerkrankungen 37 Todeg- sälle ausschließlich im Militär-Dospital, in Cardenag vom 30. Mai bis 5. Juni Rund in Sagua la Grande in derselben Zeit 24 Er⸗ krankungen, in ent n vom 23. Mai bis 5. Juni 84 Erkrankungen und 6 Todesfälle, in Manzanillo vom 19. bis 31. Mai 1 Todesfall.

Verschiedene Krankbeiten.

Pocken: Madrid. NewYork je 3. Warschau 4 Todesfälle; München 2, Paris 6, St. Petersburg 7 Erkrankungen:; Rückfalls— fieber: Moßkan 38 Todesfälle; Genickstarre: Moskau . Nem—= Vork 3 Todesfälle; Influenza: Berlin 3, London 4 Todeg. sälle. Mehr als ein Jebntel aller Gestorbenen starben an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtgorte 1881 80: l, 0 C): in Vagen Grkrankungen wurden gemeldet in