1897 / 174 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Königliche Technische Hochschule zu Aachen. Vorlesungen und Uebungen im Winter⸗Semester 1897 / 93.

Beginn der IQnmatrikulationen am 1. Oktober, der Vorlesungen am 11. Oktober.

Abtheilung für Architektur. Professoren: Damert: Architektur der Renaissance; Landwirthschaftliche Baukunst; Geschichte der Baukunst und Formenlehre ene Kurs. Henrici: Bürgerliche Baukunst J. und II. Kurs; Einrichtung und Entwerfen öffentlicher Gebäude u. Anstalten; Ornamentik; Freihandzeichnen. Reiff: 5 uren. u. Landschaftszeichnen und Aqugrellmalen. Schmid:

gemeine Kunstgeschichte; Ausgewählte Gebiete der Kunstgeschichte. Schupmann: Formenlehre der Baukunst J. bis IV. Kurs. Dozenten: Frentzen: Detaillieren von Gebäͤudetheilen J. und II. Kurs; Formale Ausbildung der Ingenieurbauten: Architektur größerer Ge⸗ bäude. Krauß: Bossieren und Modellieren. Privatdozent Buchkremer: Künstlerische Perspektive; Kunstgewerbe lchristliche und Profankunst); Kunstgewerbliches Kollcquium.

Abtheilung für Bauingenieurwesen. Professoren: Bräuler: Eisendahnbau; Tunnelbau. Heinzerling: Höhere Baukonstruktionen mit mathematischer Begründung; Brückenbau J. und II. Kurs; Technische Formenlehre in ihrer Anwendung auf Brückenbau, Hochbau und Maschinenbau mit besonderer Berücksichti⸗ gung ihrer Eisenkonstruktionen. Holz: Baumaterialienlehre; Wasserversorgung der Städte; Encyklopaͤdie des Bauingenieurwesens; Wasserkraftausnutzung. Intz e: Baukonstruktion; Wasserbau J. und II. Kurs. Werner: Praktische Geometrie; Geodätisches Praktikum L und II; Ausgewählte Kapitel der Geodäsie; Eisenbahn⸗Tracieren.

Abtheilung für Maschineningenieurwesen. Professoren: Grotrian: Theorie der Elektrizität und des Magnetismus; Elektro⸗ technit II; Elektrotechnisches Praktikum: a. für Maschineningenieure, b. für Elektrotechniker. Herrmann: Mechanische Technologie J. und II. Kurs; Fabrikanlagen und Werkzeugmaschinen. Köchy: Lokomotivbau II; Eisenbahnmaschinenbau; Maschinenelemente. Lüders: Maschinenkunde (für Berg⸗ und Hütteningenieure) J. und II. Kurs. Lyn en: Maschinenbau; Maschinenkonstruieren (für Maschineningenieure und Elektrotechniker) mit besonderer Berück⸗ sichtigung des Baues elektrischer Maschinen. Pinzger: Theoretische Maschinenlehre II; Kinematik. N. N.: Arbeiten im maschinen⸗ technischen Laboratorium. Dojent Vater; Encyelopädische Maschinenlehre; Maschinenzeichnen; Heizung und Lüftung der Gebäude.

Abtheilung für Bergbau und Hüttenkunde, für Chemie und Elektrochemie. Professoren: Arzruni: Krystallo⸗ graphie und Mineralogie mit Demonstrationen; Uebungen im Be⸗ stimmen der Mineralien; Anleitung zu selbständigen Arbeiten auf dem Gebiete der Krystallographie, Mineralogie und Petrographie. Bredt: Chemie des Benzols und des Pynins; Organisches Praktikum. Anleitung zu selbständigen Arbeiten auf dem Gebiete der organischen Chemie. Classen: Allgemeine und anorganische Experimental · Chemie; . Experimental Chemie enc. Kurs; Anorganisches Praktikum; Praktikum für qualitative und quantitative Analyse. Spezielle analytifsche Methoden: Quantitative Analyse durch Elektrolvse, Maßanalyse, Gasanalyse, Spektralanalyse. Darstellung anorganischer Präparate. Ausführung selbständiger wissenschaftlicher Arbeiten auf den Gebieten der analytischen und anorganischen Chemie; Elektrochemisches Praktikum: Darstellung von Chemikalien mittels Elektrolyse, Galvanoplastik u. s. w.; Ausführung selbständiger wissen⸗ schaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Elektrochemie. Dürre: Eisenhüttenkande; Entwerfen von Hüttenanlagen; Hüttenmännische Probierkunst; Anleitung zu metallurgischen Versuchen. Holz— apfel: Lagerstättenlehre; Paläontologie; Paläontologische und geologische Uebungen; Elemente der Mineralogie und Geologie. Schulz: Bergbaukunde; Aufbereitungskunde; Entwerfen bergmännischer und Aufbereitungs⸗Anlagen; Bergrecht. Stahlschmidt: Tech⸗ nische Chemie; Entwerfen von chemischen Fabrikanlagen; Chemisch⸗ technisches Praktikum. Dozenten; Fenner: Markscheiden und Feldmessen; Markscheiderische Zeichen⸗ Uebungen: Uebungen im Mark⸗ scheiden und Feldmessen. Wieler: Allgemeine Botanik; Mikro—⸗ skopische botanische Uebungen; Anleitung zu selbftändigen botanischen Arbeiten. N. N.: Metallhüttenkunde; Löthrohrprobierkunft. Privatdozenten: Dannenberg: Allgemeine Geologie; Ausgewählte Kapitel aus der Geologie. Rau: Chemische Technologie der Brenn⸗ stoffe J; Entwerfen von industriellen Feuerungsanlagen.

Abtheilung für allgemeine Wissenschaften, ins besondere für Mathematik und Naturwissenschaften. Professoren: van der Borght: National Oekonomie 1; Eneyklopädie der Rechtswissenschaften nebft Grundzügen des Zivil- und Staats⸗ rechts; Ausgewählte Kapitel aus dem Gewerberecht; Ueber die deutsche Arbeiterversicherung. Jürgens: Höhere Mathematik 1 mit Uebungen; Ausgewählte Kapitel aus der höheren Mathematik. Kötter: Darstellende Geometrie; Graphische Statik. von Man⸗ goldt: Höhere Mathematik II mit Uebungen; Ausgewählte Kapitel aus der Elementar · Mathematik; Mathematisches Seminar. Ritter; Mechanik J. und II. Kurs. Wüllner: Experimental⸗Physik J. Theil; Physik in mathematischer und experimenteller Behandlunge⸗ weise. Ausgewählte Theile; Uebungen im physikalischen Laboratorium: a. für Elektrotechniker und Chemiker, b. für Physiker. Dozenten: Wien: Mechanische Wärmetheorie; Phrsikalische Technik; Exveri⸗ mental. Physik ene. Kurs. Storp; Gewerbe hygiene. Polixa: Praktische Telegraphie und Fernsprechwesen. Außerdem: Hasen⸗ cle ver: Kaufmännische Buchführung für Techniker. Müller: Die erste Hilfeleistung bei plötzlichen Unglücksfällen, mit Uebungen. Liven: Bakteriologisches Praktikum.

Programme werden auf Ersuchen vom Sekretariat übersandt.

Aachen, den 22. Juli 1897.

Der Rektor. Intze.

Angekommen:

der Ministerial⸗-Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Ober⸗Baudirektor Schroeder, aus Thüringen.

Aichtamtliches Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, N. Juli.

Während des Vierteljahres vom 1. April bis 30. Juni 1897 haben 7309 Schiffe (gegen 5188 Schiffe in dem⸗ selben Vierteljahr 1896 mit einem Netto⸗Raumgehalt von 589 210 Registertons (1895: 400 847 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elbloots⸗ geldes, an Gebühren 286 019 M 896. X21 904 S ent⸗ richtet. Davon entfielen auf den Monat Juni 2513 Schiffe (1896. 200 Schiffe) mit 212 975 Registertons (18965: 148 437 Registertons5) und 100 083 S (I S696: 82 355 46) Gebũhren.

Der Kaiserliche Botschafter in Paris Graf zu Münster

at einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub 2

ährend der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungiert

der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft, Legations⸗-Rath von Müller als Geschäftsträger.

Der Kaiserliche Gesandte in Lissabon. Wirkliche Geheime Rath von Derenthall hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Kaiserlichen Gesandtschaft, Freiherr von Heintze⸗Weißen⸗ rode als Geschäftsführer.

Nachdem der hiefige Kaiserlich japanische Gesandte Vicomte Ao ki Berlin verlassen hat, werden die Geschäfte der Gesandtschaft bis auf weiteres durch den Ersten Legations—⸗ Sekretär Tsunejiro Miyaoka als interimistischen Geschäfts⸗ träger wahrgenommen.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant von Krosigk, am 25. Juli in Jalta angekommen; S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brussatis, ist am 26. Juli in Chefoo angekommen und be⸗ absichtigt am 28. Juli nach Taku in See zu gehen.

Bayern.

Ueber den gestrigen Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin in München liegt noch folgender Bericht des „W. T. B.“ vor: Um 2 Uhr fand in der Königlichen Residenz große Hoftafel statt, bei welcher Ihre Majestät die Kaiserin zwischen Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinz⸗Regenten und dem Prinzen Ludwig saß; an der Tafel nahmen ferner alle zur Zeit in München weilenden Mitglieder des Königlichen Hauses, der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, der preußische Gesandte Graf von Monts, der Minister des König⸗ lichen Hauses und des Aeußern Freiherr von Crailsheim und die obersten Hofchargen theil. Im Verlauf der Tafel brachte Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent einen Trink—⸗ spruch auf Ihre Majestät die Kaiserin aus. Um 11 Uhr verließ die Kaiserin die Residenz und unternahm mit der Prinzessin Ludwig eine Fahrt durch die Stadt, bei welcher auch die Krankenpflegerinnen⸗Anstalt und die Heil⸗ anstalt des bayerischen Frauen⸗Vereins vom Rothen Kreuz besucht wurden. Später stattete Allerhöchstdieselbe den ö. Zeit in München weilenden Prinzessinnen des Königlichen Hauses sowie dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich von Hohenzollern Besuche ab. Vor der Abreise Ihrer Majestät nach Tegernsee, welche um 6 Uhr mittels Sonderzugs er⸗ folgte, nahmen der Prinz⸗Regent und der Prinz Ludwig auf dem Bahnhofe herzlichen Abschied von Ihrer Majestät. Zur Verabschie⸗ dung waren daselbst auch der preußische Gesandte Graf von Monts sowie die Mitglieder der Gesandtschaft erschienen. Vor dem Bahnhof hatte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge angesammelt, welche sowohl die Kaiserin, wie auch den Prinz Regenten und den Prinzen Ludwig mit leb⸗ haften Kundgebungen und Hochrufen begrüßte.

Württemberg. Ihre Majestät die Königin hat sich am Sonnabend von Bayreuth nach Berchtesgaden begeben, wo Allerhöchst—⸗ dieselbe einige Zeit zur Kur zu verweilen gedenkt.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Coburg beschäftigte sich in seiner gestrigen . zunächst mit dem Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Besteuerung des Gewerbe⸗ betriebes im Umherziehen und die Gebühren für Ausfertigung und Ausdehnung von Wander⸗ gewerbescheinen. Der Entwurf wurde in der von der Kommission vorgeschlagenen Fassung angenommen, wonach die Gewerbeabgabe nicht mit der Geltung für das ganze Staats⸗ gebiet, sondern für das Herzogthum Coburg od er das ganze Staatsgebiet erhoben werden soll. Die Vorlage, betreffend die Zuschüsse der Staatskasse zur Aufbesserung des Gehalts der Geistlichen wurde, dem Antrage der Kommission gemäß, abgelehnt, und die Regierung ersucht, dem Landtage einen neuen Gesetzentwurf vorzulegen.

Anhalt. Ihre Hoheit die Herzogin ist am 24 d. M., von Stockholm kommend, wieder in Dessau eingetroffen.

El saß⸗Lothringen.

Seine Majestät der Kaiser und König haben für die Hagelbeschädigten im Elsaß ein Gnadengeschenk von 10 0090 sC aus der Allerhöchsten Schatulle bewilligt.

Die Nr. 13 des „Gesetzblatts für Elsaß-Lothringen“ vom 26. Juli veröffentlicht das Gesetz, betreffend das Vermögen der Ortschaften, sowie das Vermogen, welches mehrere Gemeinden oder Ortschaften in ungetheilter Gemeinschaft be⸗ sitzen, und das Gesetz, betreffend den Geschäfts betrieb der öffentlichen Vorschußkassen.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Un terhauses theilte der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain mit, daß die Depesche der Regierung der Südafrikanischen Republik vom 7. Mai d. J, welche die Einsetzung eines Schiedsgerichts zur Beilegung der Streitfragen zwischen Großbritannien und Trans vaal in Vorschlag bringe, zur Zeit von der britischen Regie⸗ rung erwogen werde; er könne daher über die Antwort, welche im uͤblichen Geschäftsverlauf erfolgen werde, noch keine Aus⸗ kunft geben. Er könne jedoch hinzufügen, daß, da die Re⸗ gierung von Transvaal das Einwanderungsgesetz aufgehoben und eine Abänderung der Ausweisungsakte beschlossen habe, damit die dringlichsten sirittigen Fragen erledigt seien. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Curzon, daß der Clayton⸗Bulwer⸗Vertrag keine Ver⸗ pflichtungen glands und der Vereinigten Staaten betr.

awaiis enthalte. Ueber die kretische Frage bemerkte Curzon, schewad Pascha sei vom Sultan nach der Insel gesandt worden, um den bisherigen militärischen Befehlshaber zu ersetzen. Er

(Redner) habe nicht gehört, daß Dschewad Pascha Vorräth oder Munition mit sig geführt habe. Man könne von ö. erwarten, daß er, wie seine Vorgänger, bei den von den Admiralen getroffenen Maßregeln mitwirken werde. Die britische Regierung habe keine Bestätigung der Gerüchte über eine voraussichtliche Entsendung von mehreren tüͤrkischen Bataillonen nach Kreta erhalten, sie habe auch die Pforte bereits früher davon verständigt, daß ein solcher Schritt un— zulässig sei. Hierauf gelangte die von Stanhope in der Sitzung vom 19. D. M. angekündigte Resolution s. Nr. 168 d. BI.) zur Berathung. Der Sprecher des 86. entschied, daß der Antrag Stanhope s sich nicht in zwei Resolutionen trennen lasse. Stan hope beantragte hier⸗ auf eine einzige Resolution, welche dem Bedauern Ausdruck verleihen solle sowohl über die ungenügende Thätigkeit, als auch über den Bericht des Ausschusses zur Untersuchung des Einfalls Jameson's in Trans vaal, besonders aber darüber, daß der Ausschuß keine gegen Rhodes zu ergreifenden Maßnahmen vor⸗ geschlagen und dem Hause nicht sofort Bericht erstattet habe über die Weigerung Hawksley's, dem Befehl des Ausschusses, gewisse Depeschen vorzulegen, welche er bereits im Jahre 1896 dem Kolonial⸗Minister Chamberlain unterbreitet gehabt habe, Folge zu leisten. Die Resolution beantragt schließlich, Hawksley vor das Haus zu laden und ihm aufzugeben, die erwähnten Depeschen demselben vorzulegen. In seiner Begründung sagte Stanhope, er sei sich nicht bewußt, daß durch die Trennung seiner Resolution irgend welche Schwierigkeit entstehen könne; er glaube, daß eine solche Trennung mit der Gepflogen— heit des Hauses übereingestimmt haben würde; er beuge sich jedoch der Entscheidung des Sprechers, daß, weil die Re— gierung darauf bestehe, sein Antrag in eine Resolution zu⸗ sammengefaßt werden müsse. Er bedauere aber, daß die Regierung darauf bestanden habe. Bei einem gewissen Theil der Presse und in anderen einflußreichen Kreisen habe sich das Bestreben bemerkbar gemacht, die Untersuchung zu unter— drücken, aber außerhalb des Hauses bestehe das Ver⸗ langen, der Sache auf den Grund zu gehen. Das Vorgehen des Staatssekretärs für die Kolonien sei rasch, wirkungsvoll und muthig gewesen, sobald die Nachricht von dem Einfall Jameson's nach England gelangt sei, und dieses Vorgehen habe auch eine Zeit der Beruhigung herbeigeführt. In Bezug auf den Bericht des Ausschusses halte er es für wichtig, darauf hinzuweisen, daß der erste und hervorragendste Gegenstand der Untersuchung nicht so sehr die Umstände des Einfalls, als vielmehr die Frage der Befähigung der Chartered Company zur Ausführung der Kaiserlichen Re— gierungspflichten gewesen sei. Chamberlain sollte sich bestimmt darüber erklaren, ob er meine, daß die Gesellschaft im stande sei, für sich selbst einzustehen. Der Bericht des Ausschusses be— weise, daß die Chartered Company sich eine fortgesetzte Miß— wirthschaft habe zu Schulden kommen lassen. In dem von ihr verwalteten Gebiet bestehe thatsächlich das Sklavereisystem; es habe eine ungerechtfertigte Beschlagnahme von Vieh statt— gefunden und eine unglückliche Bevölkerung sei mit Maxim⸗ Kanonen niedergemacht worden. Redner richtete sodann die Frage an den Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain, ob derselbe mit Rhodes in Unterhandlungen zum Zweck der unveränderten Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Freibriefs der Gesellschaft eingetreten sei; er fragte ferner, welche Garantien er in Bezug auf die künftige Verwaltung der gegenwärtig der Chartered Company unterstehenden Gebiete geben wolle, sodaß Skandale, wie die in Martin's Bericht mitgetheilten, nicht mehr möglich seien. Der Bericht des Ausschusses, fuhr Stanhope fort, habe Rhodes als Staats— mann auf das Schärfste verurtheilt; es sei die Pflicht der Re— gierung, ihre Mißbilligung des Verhaltens Rhodes kund— zugeben und auf alle Fälle dafür zu sorgen, daß sein Name aus der Liste der Mitglieder des Geheimen Raths gestrichen werde; wenn übrigens Rhodes Straflosigkeit zuerkannt werde, da er als Patriot gehandelt habe, so sollte doch Beit sich den Folgen seiner Handlungen nicht entziehen können Was die nicht zur Vorlage gebrachten Telegramme betreffe, so frage er, ob noch eine Korrespondenz stattgefunden habe, nachdem der Staatssekretär für die Kolonien die Depeschen Hawksley zurückgegeben habe, und wenn dem so sei, warum die Korrespon⸗ denz dem Ausschusse nicht vorgelegt worden sei. Solange diese Telegramme nicht zur Vorlage gebracht würden, werde ein Verdacht der schwersten Art weiterbestehen. Die Oeffentlichkeit werde die Empfindung haben, daß irgend jemand beschützt werden, irgend ein Skandal vertuscht werden solle. Die Pflicht des Kolonialamts sei, eine möglichst umfassende Untersuchung zu betreiben, die Schuldigen zu bestrafen, den aus der schlechten Verwaltung entstandenen Beschwerden abzuhelfen und Bürg— schaften zu schaffen, daß die üble Verwaltung nicht in un, fortdauere. Die Autorität und die Würde des Parlaments müßten gewahrt werden. Er hoffe, das Haus werde einer richtigeren Anschauung über die ihm obliegenden Pflichten huldigen als der Ausschuß und werde seinen Antrag unter— stützen. Nach Stanhope sprach Norton zur Unterstützung des Antrages. Darauf ergriff LabouchEre unter laufem Ge— lächter das Wort. Derselbe äußerte seine Ueberraschung über die Verschwörung beider Seiten des Hauses zu schweigen. Sir W. Harchurt unterbrach ihn durch den Zuruf: „Warten Sie eine Minute!“ Labouchere entgegnete, er habe gewartet, ob wohl die Führer beider Seiten des Hauses bereit seien, Stanhope's Rede zu beantworten. Der Bericht des Untersuchungsausschusses habe zugegeben, daß Rhodes an dem Einfalle in hohem Grade schuldig sei: schuldig nicht nur der Verschwörung gegen die Regierung eines befreundeten Staates, sondern er habe auch mit der größten Treulosigkeit gegen Chamberlain, gegen die Direktoren der Chartered Com⸗ pany und selbst gegen diejenigen gehandelt, welche mit ihm bei dem Einfall betheiligt gewesen seien. Er (Redner) stehe im allgemeinen auf Seiten der Revolutionspartei, wünsch

jedoch, daß die Umwälzungen zu gunsten der Rechte der Bevölkerung und nicht zum Vorthelle gewisser Kapitalisten geschähen. Obgleich Rhodes betheuert habe, er fei nach England gekommen, um über alles freimüthige Aus= kunft zu geben, habe er doch auf eine Anzahl von Fragen die Antwort verweigert unter dem Vorwande, 24 durch dieselbe andere Personen kompromittiert werden kõnnten. Rhodes habe sich gegen den Ausschuß widersetzlich gezeigt, indem er die Vor- legung der gewünschten Telegramme verweigert habe. Das britische Volk werde bei solchem Vorgang denken, daß es hier u Lande ein Gesetz für Reiche und Mächtige und ein andere für Arme und Riedrige gebe, und der Cindruck, den dieser Vor, gang im Auslande machen müsse, werde der sein, daß man i Engländer für eine Nation von Heuchlern halte. Der Beri

des Ausschusses sei nicht abschließend; er gehe der Frag= der Beziehungen des Kolonialamtes zu Rhodes und anderen

bei dem Jameson'schen Unternehmen Betheiligten nicht auf den Grund. Er glaube durchaus, daß der Staatssekretär für die Kolonien nicht über die Pläne Rhodes informiert gewesen sei, 3 müsse er sagen, die konservativen Mitglieder des Ausschusses hätten ö. Möglichstes gethan, um zu ver⸗ hindern, daß man einen Einblick in diese Dinge gewinne. Er sei überrascht, daß Hawksleys. Weigerung, die Telegramme vorzulegen, nicht sofort dem Hause berichtet worden sei. Wenn Chamberlain dieselben gesehen habe, so hätte er dies dem Ausschusse erklären müssen. Er, Redner, wünsche zu wissen, ob irgend eine Korrespondenz zwischen Chamberlain und Hawksley über diese Telegramme existiere und ob diese Korrespondenz dem Hause werde mit—⸗ getheilt werden. Es sei der Verdacht entstanden, daß man be⸗ fürchtet habe, Hawksley werde nur zu mittheilsam sein, und ihn deshalb aus dem Zeugenstuhl herausgedrängt habe. Sir W. Harcourt möge immerhin sagen, schloß der Redner, daß er Unrecht habe; aber selbst wenn dem so sei, werde er für den Antrag Stanhope stimmen um der Unabhängigkeit des Hauses willen. Hierauf ergriff der Schatzkanzler Sir M. Hicks Beach das Wort zur Erwiderung. Derselbe wies die Angriffe Stanhope's und Labouchère's zurück und führte aus, daß eine eigenthümlichere Resolution kaum jemals dem Hause unterbreitet worden sei, als die Stanhope's; der Ausschuß sei thatsächlich in Einhelligkeit ernannt worden, um den Einfall Jameson's zu untersuchen und über die zu⸗ künftige Verwaltung der Chartered Company zu berathen; bei der Wahl der Ausschußmitglieder sei eine besondere Sorgfalt angewandt worden. Es sei höchst ungewöhnlich, wenn nicht beispiellos, ein Tadelsvotum über die Verhandlungen des Ausschusses einzubringen. Die Rede Stanhope's befasse sich nicht mit dem Inhalt seiner Resolution, sondern verlange Aufschluß über die gegen Rhodes einzuleitenden Maßregeln. Der Ausschuß habe zwei Dinge zu untersuchen gehabt, nämlich die Umstände des Einfalls und die Ver⸗ waltung der Chartered Company. Der Ausschuß habe seinen Auftrag in zwei Theile getheilt, habe den ersten Theil untersucht und darüber klar und erschöpfend berichtet, habe aber nicht Zeit gehabt, auf die Frage der Verwaltung der Chartered Company einzugehen; es bleibe dem Hause überlassen, denselben Ausschuß wieder zu ernennen oder einen neuen. Er hoffe, das Haus werde dies nicht thun; es sei nicht die Aufgabe des Ausschusses gewesen, bestimmte Schritte betreffs Rhodes zu empfehlen, es sei Sache der Regierung, zu erwägen, welches Verfahren gegen diesen auf Grund des Berichtes einzuschlagen sei, aber bei dem Vorgehen gegen Rhodes werde die Regierung dessen all⸗ gemeine Verdienste berücksichtigen müssen. Betreffs Hawksley's sei der Ausschuß der Ansicht gewesen, daß man nicht gegen ihn, sondern gegen Rhodes wegen der verweigerten Telegramme vorgehen müsse; es sei aber nicht erwünscht gewesen, daß der Bericht dadurch verzögert werde, da keine Rede davon gewesen sei, daß der Staatssekretär für die Kolonien mit in den Einfall verwickelt gewesen sei. Man habe von einem Skandal gesprochen, der aufgedeckt werden müsse, aber die Vorgänge im Ausschuß zeigten, daß fortwährend die riesenhaftesten Seifenblasen über den verantwortlichen Theil des Kolonialamts in die Luft geblasen worden seien. Solle der Ausschuß getadelt werden, weil er sich nicht an der weiteren Verbreitung böswilliger Bezichtigung betheiligt habe! Wolle Stanhope das Ausland be⸗ friedigen, dessen Glaubensartikel sei, daß Großbritannien stets per⸗ fide sei, oder hoffe er diejenigen zu befriedigen, die, noch mehr als die Ausländer, bereit seien, Böses von England zu denken? Im Interesse des Friedens in Süd⸗Afrika und der Beseitigung der Differenzen der beiden großen Rassen in jenem Welttheil sei es wesentlich, daß die Untersuchung ende. Sir W. Harcourt erklärte, der Bericht sei klar und erschöpfend in seinen Schlüssen, darunter in dem, daß Lord Rosmead und das Kolonial— amt keine Kenntniß von der Absicht des Einfalls gehabt hätten. Der Hauptangriff des Tadelsvotums sei gegen das Verhalten des Ausschusses betreffs Hawksley's ge⸗ rich tet. Dieses Verhalten sei zwar ein außergewöhnliches, abe ein gewöhnliches Verfahren würde eine Berichterstattung während der jetzigen Session unwahrscheinlich, wenn nicht un⸗ möglich gemacht haben. Die Bezichtigung, der Ausschuß habe Telegramme über die Verschwörung verheimlicht, sei schmach⸗ voll. Er (Redner) vertraue Chamberlain's und Selborne's Widerlegung der Erklärung Harris᷑“. Niemand würde wie Chamberlain gehandelt haben, als ihm der Einfall gemeldet wurde, wenn er dabei betheiligt gewesen wäre. Redner würde sich gefreut haben, wenn die Resolution Stanhope's auf den Schlußsatz, betreffend Hawksley s Erscheinen vor dem Hause, beschraͤnkt gewesen wäre. Birrel beantragte die ortlassung des ersten Theiles der Resolution, sodaß dieselbe 9 auf Hawksley's Vorladung beschränke. Harwood unter⸗ stützte dieses Amendement. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour bekämpfte dasselbe und sagte, der Sprecher habe schon entschieden, daß über die gesammte Resolution verhandelt werden solle; aber ein stärkerer Grund sei, daß der erste Paragraph der Resolution einen Tadelsantrag gegen einen repräsentativen Ausschuß enthalte und das Amendement die k des Tadelsantrags verlange, ohne daß das

aus darüber abstimme. Die Regierung verlange, daß das Haus darüber abstimme. Sir W. Harcourt konnte sich der Ansicht nicht anschließen, daß das Amendement dem Hause einen ur⸗ sprünglichen Antrag entziehe; die Wirkung des Amendements sei die Verwerfung des gegen den Ausschuß gerichteten Tadels⸗ antrages. Sir M. Hicks Beach erklärte, er sei anderer Meinung und bestehe darauf, daß das Haus durch Abstimmung den beantragten Tadel bejahe oder verneine. Nunmehr erhob sich der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain und bemerkte:

Hätte ich geschwiegen, so würde man mein Schweigen vielleicht nid, . schni danke Sir W. g, Campbell Bannerman für ihr loyales und liebenswürdiges Verhalten bei der Unterstützung der Beschlüsse des m n Ich war zuerst nicht geneigt, einen parlamentarischen Ausschuß für den besten Gerichtshof zu halten, aber die Opposition theilte diese Ansicht der Regierung nicht und deshalb gab ich nach. Ich fügte mich auch dem Wunsche der Dpposition, selbst in den eh mit einzu⸗ treten. Aber von dem Augenblick meines Eintritts an war ich gewissermaßen zugleich Richter, Zeuge und Angeklagter, und meine Hände waren sehr gebunden. Ich freute mich daher auf diese Erörterung und hoffte, jetzt endlich als freier Nann reden und als freier Mann Rechenschaft ablegen zu können über das, was ich that. Ich war erfreut darüber, daß Tourtney sein volles Vertrauen in meine Unschuld zum Ausdruck brachte, aber ich hatte doch noch immer Besorgniß um meinen Ruf, weil irgend jemand, wenn ich ihn auch nicht kenne, die Ansicht haben könnte, ö ich möglicherweise schuldig sein könnte. Ich kann es aber ganz getrost meiner 6m süberlassen, sh selbst zu wahren. Meine Antwort auf anonyme Angriffe bildeten meine Handlungen. Was die Telegramme

anbetrifft, welche nicht zur Vorlage vor den Ausschuß gelangten, so bildete ibr Inhalt keinesfalls Beweismaterial gegen das Kolonialamt. Ich glaubte zunächst, sie bezõgen sich nur auf die Revolusion; als aber Dann die Gerüchte immer an Umfang zunahmen, wünschte ich sie zu sehen. Da ich indessen kein Recht hatte, die Vorlage der Telegramme zu erzwingen, so konnte ich sie nur auf die Bedingung hin erhalten, daß sie als vertrauliche Dokumente an mich 6 Bei der Rüͤcksendung derselben sagte ich jedoch, daß ich, soweit meine Person in Betracht käme, gegen die Vorlegung nichts einzuwenden hätte. Ich hoffe, daß auch meine politischen Gegner darüber befrie⸗ digt sind, daß die Anklagen gegen mich nicht berechtigt gewesen sind. Mit dem Bericht des . über Rhodes bin ich im wesent⸗ sichen einverftanden, bin aber überzeugt, daß, mag auch der Fehler Rhodes fo groß gewefen fein, wie ihn nur ein Politiker oder Staats. mann begeben kann, der Charakter Rhodes' als eines Mannes von Ebre in keiner Weise berührt ist. Labouchsre hat die hestigsten Anklagen gegen Rhodes, Beit und Harris erhoben. Labouchère hat die Vorrechte des Hauses mißbraucht. Von Harris auf- gefordert, feine Anklagen durch Anführung von Thatsachen zu be⸗ welsen, war Labouchore bierzu nicht im stande. Jetzt hat er dieselben Anklagen wieder vorgebracht, sie konnten aber einfach abgewiesen werden. Rhodes hat einen gewaltigen Fehler (gigantie mistake) begangen, für den er Strafe verdient. Ist er denn nicht bestraft worden? Hat er denn nicht den Posten als Premier⸗Minister der Kapkolonie ver- loren, ferner den als Geschäftsführer der Chartered Company; seinen Einfluß, seinen politischen Ruf und die Möglichkeit, weitere Dienste zu thun, die er zu thun boffte, als er die Föderation Süd - Afrikas antizipierte? Die Regierung hat nicht die Absicht, Rhodes zu verfolgen. Was soll Süd⸗Afrika denken, wenn die Regierung Rhodes die Eigenschaft als Mitglied des Geheimen Raths nimmt, die ihm wegen seiner Dienste zuerkannt wurde, welche in Süd⸗Afrika wärmere Anerkennung finden als bier? Was die Verwaltung der Chartered Company betrifft, so sind die Truppen ihrer Kontrole entzogen und der Kaiserlichen Regierung unterstellt worden. Der Vorstand der Gesellschaft muß erneuert und wenn die Gesellschaft noch weiter besteben soll, eine direktere und wirksamere Kontrole seitens der Kaiserlichen Regierung ausgeübt werden. Die Regierung wünscht Rhodesia so bald als möglich Selbstverwaltung zu geben. Ich glaube, dieser Zeitpunkt wird nicht fern sein, denn der Bau der Eisenbahn nach Bulawavo wird wahrscheinlich im nächsten Jahre beendet sein. In der Zwischenzeit wird die Regierung die Kontrole ausüben. Während der Üntersuchung war eine Verbandlung mit der Chartered Company und anderen nicht möglich. Ich glaube aber, daß ich mir über einen neuen Plan völlig klar geworden bin, besonders nachdem ich mich mit Milner, dem Gouverneur der Kapkolonie, darüber berathen habe. Ich hoffe daher, in Rbodesia eine provisorische Kontrole einrichten zu können, welche gegen Mißbräuche Schutz gewährt. Der Einfall Jameson's hatte die Lage in Süd -Afrika kritisch gestaltet, aber die britische Re gierung blieb ruhig und übte, wäbrend sie die britischen Rechte ent⸗ schieden wahrte und gegen jede Verkürzung schützte, keinen Druck auf die Vertreter Transvaals aus, wie sie wohl hätte thun sollen. Augenblicklich ist unsere Lage Transvaal gegenüber zufriedenstellen der als zu irgend einer Zeit nach dem Einfall Jameson's. Ich habe mit den Premier⸗Ministern der Kapkolonie und Natals und dem Oberrichter von Natal gesprochen. Danach herrscht, obwohl noch immerhin eine ge⸗ wisse Spannung unter beiden Volksstãm men vorhanden ist, im allgemeinen der Wunsch ver, die Angelegenheit auf friedlichem Wege zu erledigen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß auf Sesten des Präsi⸗ denten Krüger der Wunsch besteht, der britischen Regierung in durchaus angemessenem Geiste entgegenzukommen. Ich glaube daher berechtigt zu sein, dem Hause zu der Thatsache Glück zu wünschen, daß die Regierung bald zu einem durchaus befriedigenden Resultat gelangen wird.“

Das Amendement Birrel's wurde sodann mit 333 gegen 74 Stimmen und der Antrag Stanhope's mit 304 gegen 77 Stimmen abgelehnt.

Türkei.

Gestern fand, wie das Wiener „Telegr⸗Korresp. Bureau“ meldet, in Bujukdere eine Konferenz der Botschafter und in Tophane die dreizehnte Sitzung in Sachen der Friedens verhandlungen an Fünf Artikel des Friedens⸗ vertrages sind redigiert und theilweise definitiv festgestellt. Als Kriegsentschädigung, einschließlich der Ersatzleistung für Be⸗ schädigungen von Pxivateigenthum, sind 4 Millionen türkische Pfund bestimmt. Die Feststellung der Modalitäten für die Zahlung der Kriegsentschädigung und die allmähliche Räumung Theffallens durch die türkischen Truppen bildet jetzt den Gegen⸗ stand der Verhandlungen.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Konstantinopel vom 25. d. M. nimmt ein Artikel der von den Botschaftern entworfenen Friedens⸗Präliminarien Schiedsrichter bei jeder etwa auftretenden Meinungsyverschiedenheit zwischen den griechischen und türkischen Bevollmächtigten in Aussicht.

Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, daß Dschewad Pascha gestern den Konsuln Besuche abgestattet habe. Das türkische Kriegsschiff „Fuad“ sei gestern beim Vorbei— fahren einem Angriff der Aufständischen von Akrotiri aus⸗ gesetzt gewesen. Die Rückkehr der in Sitia liegenden französischen Kompagnie nach Kanea sei gestern erfolgt.

Dänemark.

Der König von Siam hat, wie „W. T. B.“ meldet, in der letzten Nacht an Bord seiner Jacht „Maha Chakri“ die Reise von Kopenhagen nach London angetreten.

Amerika.

Der „New⸗York Herald“ veröffentlicht die Antwort Japans auf die Note des Staatssekretärs Ss‚erman, welche dieser in Erwiderung auf den Protest der japanischen Regierung gegen die Annexion Hawaiis an Japan gerichtet hatte. Die Antwort ist in höflichem, aber festem Tone 5 und erklärt: Japan werde fortfahren, einen diplomatischen Krieg zu führen, und möglicher⸗ weise noch weitergehen, um die Annexion a zu verhindern. Es sei Japan unmöglich, an die wahrscheinlichen Folgen des Erlöschens der Selbstäͤndigkeit Hawaiis ganz theil⸗ nahmelos zu denken und dieselben ruhig hinzunehmen.

Wie aus Havanna berichtet wird, sollen daselbst in einigen Häusern . von Schießbedarf entdeckt worden sein. Es seien mehrere Verhaftungen vorgenommen worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bürgermeister von Erbenheim Born, Mitglied des

, der Abgeordneten fuͤr den 8. Wiesbadener

ahlbezirk (Landkreis Wiesbaden, Kreis Höchst), ist gestern in Wiesbaden gestorben.

Arbeiterbewegung.

In Magdeburg haben, wie die Mgdb. Ztg. mittheilt, am Sonnabend in den Harmonikafabriken von Traugott Schneider u. Co. 84 Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Sie haben eine kürzere Arbeitszeit gefordert, die ihnen nicht bewilligt werden konnte. Der Betrieb der Fabrik wird nicht gestört.

Aus Greiz berichtet die Geraer Ztg. zum Ausstande der Steinsetzer (9vgl. Nr. 172 d. Bl.), daß Ersatz für die Ausständigen durch auswärtige Arbeiter beschafft worden sei. ö r

Aus Berlin wird dem „Vorwärts“ zum Ausstande in der Eisengießerei und Maschinenfabrik von Louis Grunauer u. Co, von der Firma mitgetheilt, daß es sich bei der Arbeitseinftellung nicht um die JZurũckjiehung vorher bewilligter Forderungen handle; auch hätten nicht sämmtliche Arbeiter die Arbeit niedergelegt. (Vgl. Nr. 173 d. Bl)

Aus Prag meldet W. T. B.): In dem Zirkus der Vorstadt Weinberge hielten gestern die Arbeits losen eine Versammlung ab, an welcher —— * 1200 Personen theilnahmen. Dieselben durch⸗ zogen sodann in geschlossenen Reihen unter Absingen eines verbotenen Liedes die Straßen. Die Polizei zerstreute die Menge. :

Aus Stockholm wird dem Wolff schen Bureau berichtet: Die vom schwedischen Seemannsverein am 14. Juli beschlossene allgemeine Arbeitseinstellung auf den schwedischen Schiffen bat gestern begonnen. Im Stockholmer Hafen wird nur auf zwei Schiffen gearbeitet. Vgl. Nr. 163 d. Bl)

Aus Charleroi wird der „Köln. Ztg.“ telegraphiert, daß 580 Arbeiter einer Grube in Gosselins wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt haben. Die Ruhe ist ungestört.

Aus Lens (Pas de Calais) meldet W. T. B.“: Am Sonntag Abend kam es in Drocourt zu Streitigkeiten zwischen französischen und belgischen Grubenarbeitern. Gendarmen, welche vermitteln wollten, wurden mit Steinwürfen empfangen und zum theil ver⸗ r st Erst gegen zwei Uhr Morgens war die Ruhe wiederher⸗ gestellt.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zentralstellen für Arbeits nach weiße.

In Kaiserslautern ist eine Zentralstelle der Arbeitsnachweise der Pfalz eingerichtet worden, welche mit den Nachbarbezirken und deren Arbeitsnachweisen verkehrt. Die Geschäfte besorgt, wie die Soz. Corr.“ mittheilt, das Bürgermeisteramt, dem auch der Arbeitsnachweis für Kaiserslautern untersteht, ganz unentgeltlich. Anfragen ist eine Marke für Antwort beizufügen. Arbeitgeber, denen innerhalb 14 Tagen nach Eingang ihres Arbeitergesuchs Arbeiter mit ordnungsmäßiger Anweisung zugesandt werden, haben, falls die Stellen fn sind, den zugeschickten Arbeitern die Reisekosten-⸗ auslagen zu vergüten. Die Zentralstelle besteht für die Arbeits nachweise in Frankenthal, Ludwigshafen, Neustadt, Zweibrücken, St. Ingbert, Landau, Pirmasens, Speyer und Kaiserslautern. Die Anmeldebogen, die jede Anstalt am Dienstag und Freitag jeder Woche an die Zentralstelle einzusenden hat, haben je eine Rubrik sucht“ für Arbeit. nehmer, die Arbeit suchen, und eine gesucht“ für Arbeitgeber, bei denen eine Arbeitsstelle frei ist. Am Mittwoch und Sonnabend jeder Woche gehen dann die Zusammenstellungen von der Zentrale hinaus an die einzelnen Anstalten und an eine Anzahl auswärtiger Arbeits⸗ nachweise und Zentralstellen (Karlsruhe). Für 98 verschiedene Ge⸗ werke und Hantierungen sind die Formulare eingerichtet und Raum für schriftliche Einzeichnung etwa nicht besonders genannter ist vor⸗ handen. Die Stellen, denen die Bogen zugehen, haben solche anzu⸗ schlagen oder den Inhalt sonstwie bekannt zu machen. Die Ein⸗ richtung ist praktisch und erfordert verhältnißmäßig wenig Mühe, sie wird sich jedenfalls bald bewähren und eine Grundlage zu weiterer Zentralisierung und Vereinigung von benachbarten Zentral⸗ stellen bilden.

Kunft und Wissenschaft.

Auf der gegenwärtigen VII. Inter nationalen Kunst⸗ ausstellung zu München sind folgende Künstler mit Medaillen ausgezeichnet worden:

I. Medaille. Malerei: Prof. Stuck, Prof. Habermann,

rof. Qberländer, Adam Kunz, Prof. Firle, Sorolla y Bastida, Tito Lessi, Josselin de Jong, Breitner, Bastert, John Swan, Burne Jones, Charles Shannon, Verstraete, Rumpler, Cazin, Weeks, Hodler, Cs5k. Architektur: Cuypers.

II. Medaille. Malerei: Hierl⸗Deronco, Landenberger, Heyden, Kirchner, Faber du Faur, Karl Haider, Slevogt, Graßl, Küstner, Raphasl, Schuster⸗Woldan, Rob. Schleich, Prof. Holmberg, . Petersen, Rettig, Buchbinder, Prof. Simm, Ekenaes, Böhme,

ernat, Friese, Walther Petersen, Walther Gay, Mae Ewen, Stewart, Maynsé, Gilsoul, Brangwyn, Muhrmann, Greifenhagen, Peppercorn, Reid Murray, Hamilton, Brough, Menard, Gandara, Fromuth, Smits, Van der Weele, Koldewey, Grosso, Luigi Bazzani, Temple, Moss, Isid. Kaufmann, Stäbli, Giron, Burnand, Menendez Pidal, Fortuny, Cubells, Ehner, Flesch- Bruningen, Pasternak, Endoguroff. Bildhauerei: Prof. Christ. Roth, Netzer, Habich, Otto Lang, Balth. Schmitt, Ad. Beermann, Karl Kiefer, Hugo Kaufmann, 26 Breuer, Giuseppe Renda, Rathausky, Stirling Lee, Jean

erain. Architektur: Prof. Em. Seidl, Dülfer, Hocheder. Graphik: Overbeck, Hall. Klein kunst: Galls.

Nachdem der Gesetzentwurf, welcher die Erwerbung der Galerie von S. Maria Nuova in Florenz für den italienischen Staat zum Gegenstand hat, der Deputirtenkammer vorgelegt und genehmigt worden ist, scheint es, so schreibt man der Münch. Allg Ztg. aus Rom, auch mit dem Ankauf der Galerie Borghefe Ernst zu werden. Die Summe von 420 000 Fr. wird das Florentiner Spital für seine Bilder erhalten, unter denen sich Hugo van der Goes' berühmte „Anbetung des Kindes“, Madonnen von Fra Angelico, Verrocchio und Botticelli be⸗ finden. Auf 7200 0090 Fr. ist die Galerie Borghese abgeschätzt; für 3 700 000 Fr. wird sie aber der Staat erwerben können. Diese Summe erscheint im Vergleich zu den 2 welche diese herr⸗ liche Galerie birgt, keineswegs zu hoch gegriffen, eher gering. Man braucht nur Venturi's prächtig ausgestatteten Katalog zu durch⸗ blättern, um die Herrlichkeiten dieser Sammlung ins Gedächt⸗ niß zurückzurufen. Die „Grablegung“ Raffael's, Correggio's Danae, die Circe des Dosso Dossi und vor allem Tizian's „himmlische und irdische Liebe gehören zu den Hauptwerken, welche die Kunst aller Zeiten hervorgebracht hat. Daneben besitzt die Galerie eine ganze Serie von Werken geringeren Rufes, aber von gleicher künstlerischer Qualität. Aus der Mailänder Schule sind Marco Oggione und Andrea Solario vertreten, aus der Florentiner Botticelli und Pier di Cosimo, Fra Bartolommeo und Andrea del Sarto, aus der Umbrischen Fiorenzo di Lorenzo und Perugino, von den Ferraresen Garofalo und Mazzolini, von den Venezianern endlich Lorenzo Lotto, di Bonifazio, Antonello da Messina und vor allem Tizian.

Land⸗ und Forfstwirthschaft.

Ernteaussichten in Serbien.

Die außerordentlich ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse im letzten Herbst, Winter und Frühjahr haben einen bedeutenden Einfluß 3 regelmäßige Entwickelung der Saatkulturen in Serbien aus—⸗ geübt.

Infolge der regnerischen Herbstwitterung und der damaligen Ueber- schwemmungen wurde weniger Wintergetreide als sonst angebaut. Den Ausfall hoffte man durch eine umfangreichere Sommersaat zu decken. Die anhaltenden Regen und Ueberschwemmungen im Frühsahre sind jedoch Ursache, weshalb in diesem Jahre viel weniger Mais gesäet wurde als sonst.

Im Großen und Ganzen rechnet man bis jetzt auf eine Mittel

ernte.

Die Gerstensorten sind ziemlich schwach gediehen. Wintergerste hatte durch den warm feuchten Herbst und das nasse Frühjahr viel Lagerung bekommen und gab kleine minderwerthige Körner. Die Sommergerste konnte der ungünstigen Witterung wegen erst spät an⸗ gebaut werden und giebt infolge der übermäßigen Feuchtigkeit und ungenügenden Wärme eine schlechte Qualität.

Vom Weizen gilt fast dasselbe wie von der Gerste. Dennoch sind die Aussichten hier etwas besser. Winterweizen hat au denselben

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