1897 / 176 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Finanz⸗Ministerium.

Der Bundesrath hat in der Sitzung vom 24. Juni 1897 § 4566 der Protokolle beschlossen:

„Die Bestimmungen im . Abs. 5 a und h des Post⸗ Zollregulativs finden auf die Einfuhr aus dem Bremer Frei⸗ bezirk gleichmäßig .

Die aus demselben mit der Post eingehenden Theeproben im Einzelgewicht von brutto 250 g und weniger bleiben jedoch von der Verzollung ausgenommen.“

sch Die Zollstellen sind hiernach mit Anweisung zu ver⸗ ehen

Berlin, den 18. Juli 1897.

Der Finanz⸗Minister. Im Schomer.

An alle Königlichen Provinzial⸗Steuer⸗Direktoren, die Königlichen Probinzial⸗Steuer⸗Direktionen zu Stettin und Posen, den General ⸗Direktor des Thüringischen Zoll und Steuervereins zu Erfurt und die Königliche Regierung in Sigmaringen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Kreis-Wundarzt Dr. med. Cimbal in Neisse ist zum Kreisphysikus des Kreises Neisse, und

der bisherige Kreis Wundarzt Dr. Ue berheolz in Trebnitz zum Kreisphysikus des Kreises Wittlich ernannt worden.

Der Kreisphysikus Dr. von ,, in Apenrade ist aus dem Bezirk Apenrade in den Bezirk Flens⸗ burg versetzt worden.

Königliche Bibliothek.

In der Woche vom 2. bis einschl. J. Auggust findet nach S 48 der Benutzungs⸗Ordnung die . sämmt⸗ kicher aus ber Königlichen Bibliothek entliehenen Bücher statt. Alle, welche solche Bücher in Händen haben, werden hiermit aufgefordert, sie in den Geschäftsstunden (9 bis 3 Uhr) zurückuliefern. Die Zurücknahme der Bucher erfolgt nach alphabetischer Ordnung der Namen der Entleiher: von A bis H am Montag und Dienstag, „L bis R am . und Donnerstag, „„S bis 7 am Freitag und Sonnabend. Berlin W., den 24. Juli 1897. Die General-Verwaltung. Wilmanns.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forst en.

Die zur Bestimmung des Inhalts von Rundhölzern in den Staatsforsten zur Zeit in Anwendung befindliche amtliche Kubiktabelle genügt den Anforderungen bei Berechnung des Inhalts der als Grubenhölzer abzugebenden Rundholz— Abschnitte nicht völlig. Deshalb ist auf meine V eran⸗ lassung eine besondere Grubenholz⸗Kubiktabelle aus⸗ gearbeitet, aus der der genaue Inhalt der einzelnen Grubenholzstücke innerhalb der Mittendurchmesser von 9 bis 24 em und der Längen von 1J bis 4 m, bei Abstufung der letzteren von 1 zu 1 cm, ohne weiteres entnommen werden kann. Die Königliche Regierung erhält von dieser Tabelle = Exemplare mit dem Auftrage, davon jedem etats⸗ mäßigen Forstbeamten des Bezirks ein Exemplar als Inven⸗ tarienstück zuzufertigen und den Rest zum dortigen Gebrauch und zu etwaigem Ersatz bei sich zu behalten.

Die beifolgende Tabelle wird zur Inhaltabestimmung in allen denjenigen Fällen zu benutzen sein, in denen Gruben— hölzer von den darin vorgesehenen Abmessungen nach dem Fest gehalte zur Abgabe gelangen. Der Inhast sämmilicher unter einer Holznummer gebuchten Grubenholzstücke ist auf zwei Dezimalstellen abzurunden.

Gleichzeitig will ich in Ergänzung der im vorletzten Absatze der allgemeinen Verfü . vom 8. April 1895 II. 2237) enthaltenen erf * ft erzufolge jedes einzelne

rubenholzstück von mehr als 25 m Laͤnge als Langnutzholz

behanzelt werden soll, eine Vereinfachung beim Aufbereiten und Buchen dahin zulassen, daß auch von solchen stärkeren Grubenhölzern eine beliebige Zahl gleich langer Stücke in Stößen kreuzweise locker aufgeschichtet und mit nur einer Holz— nummer versehen werden darf. Um eine Kontrole zu er⸗ möglichen, muß aber der Mittendurchmesser eines jeden Stuͤcks auf einer der beiden Schnittflächen vermerkt, und es müssen die verschiedenen in jedem Stoß sich vor⸗ findenden Mittendurchmesser nebst der dazu gehörigen Zahl der Stücke vom Förster im Nummerbuche eingetragen werden. Es würde demnach z. B. ein Stoß, der 50 Grubenholzstücke von je 3,14 m Länge, und zwar

14 Stück von 17 em Mittendurchmesser

20 , 2 18 . 4

16 1 1 19 n 1 enthält, folgendermaßen zu buchen sein:

Aufmaß Festgehalt

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k J. Klaffe 2 35 114 Berlin, den 13. Juli 1897. Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Im Auftrage: Donner. An sämmtliche Königlichen Regierungen (ausschließlich Aurich und Sigmaringen).

Der Thierarzt Emil Klipstein ist zum Königlichen Kreis⸗-Thierarzt ernannt und demselben die Kreis-Thierarztstelle für den Kreis Jauer übertragen worden.

Die Oberförsterstelle Bartelsee im Regierungs⸗ bezirk Bromberg wird voraussichtlich zum 1. Oktober d. J. anderweit zu besetzen sein.

Bekanntmachung.

Auf Grund des § 13 der Vorschriften über die Prüfung der Thierärzte vom 13. Juli 1889 (Centr-⸗Bl. f. d. D. R. S. 421) bringe ich hierdurch zur Kenntniß, daß mit der Abhaltung der thierärztlichen Fachprüfung

am Freitag, den 15. Oktober d. J., begonnen wird. Die Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens den 10. Oktober d. J. an mich einzureichen.

Berlin, den 27. Juli 189.

Der Rektor der Thierärztlichen Hochschule. Schütz.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 31 der Gesetz⸗ Sammlung“ enthält unter

Nr. 9928 den Allerhöchsten Erlaß vom 12. Mai 1897, betreffend die Ausübung der gesundheitspolizeilichen Aufsicht über die Provinzial-Anstalten und die Schulaufsicht über die Provinzial⸗Zwangserziehungsanstalten; unter

Nr. 9929 den Staaisvertrag zwischen Preußen und Sachsen⸗Coburg-Gotha wegen Herstellung einer Eisenbahn von Niederfüllbach nach Rossach und von Ebersdorf nach Weid⸗ hausen, vom 28. Januar 1897; und unter

Nr. 9930 die Verfügung des Justiz-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Aldenhoven, Sankt Vith, Adenau, Boppard, Kastellaun, Cochem, Sankt Goar, Zell, Saarbrücken, Saarlouis, Neunkirchen, Daun, Prüm, Saarburg, Trier, Waxweiler und Bitburg, vom 24. Juli 1897.

Berlin W., den 29. Juli 1897.

Königliches GesetzSammlungs⸗Amt. In Vertretung: Bath.

Verzeichniß der während des Winter- Semesters 1897/93 an der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin zu haltenden Vorlesungen und praktischen Uebungen.

1I) Dr. Schütz, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Spezielle pathologische Anatomie, täglich von 12 —1 Uhr, 6 stündig. Sektions⸗ 1 täglich von 1 —12 Uhr in Gemeinschaft mit Repetitor

L. .

2) Dr. Dieckerhoff, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Spezielle Pathologie und Therapie, täglich von 8— 9 Uhr, 6 stündig. Klinik für größere Hausthiere, Abtheilung für innere Krankheiten und Gewährmängel, täglich von 10— 12 und von 3—4 Uhr. Propädeutik in der medizinischen Klinik, 4 mal wöchentlich von 10— 103 Uhr.

3) Dr. Munk, Professor: Physiologie, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9— 10 Uhr und Donnerstag bon 9— 11 Ühr, 5 stündig.

4) Dr. Pinner, Professor: Anorganische Chemie, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 4— 6 Uhr, 6 stündig. Chemische Uebungen, Montag von 4— 6, Freitag und Sonnabend von 2—b6 Uhr in Gemeinschaft mit dem Assistenten Koblbammer.

5) Eggel ing, Professor: Geburtshilfe, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8— 5 Uhr, 3 stündig. Encyklopädie und Methodo⸗ logie, Montag und Donnerstag von 9—10 Uhr, 2 stündig. Ambu⸗ latorische Klinik.

6) Dr, Fröhner, Professor: Spezielle Chirurgie, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 9— 10 Uhr, 4 stündig. Klinik für größere Hausthiere, Abtheilung für äußere Krankheiten, täglich von 10—12 und von 3—4 Uhr. Operations⸗Uebungen, Montag und Freitag von 2— 4 Uhr in Gemeinschaft mit dem Repetitor Pfeiffer. effet in der chirurgischen Klinik, 4 mal wöchentlich von 10 bis

r.

7) Dr. Schmaltz, Professor: Anatomie, Montag von 9 bis 10 Ubr, Dienstag von 10 bis 11 Uhr, Sonnabend von 9—10 Uhr Vormittags und täglich von 1—7? Ubr, 3 stündig. Anatomische Uebungen, täglich von 10—1 Uhr, in Gemeinschaft mit dem Prosektor . Exenterier⸗Uebungen, Montag und Freitag von 5 —8 Uhr.

8) Dr. Ostertag, Professor: Fleischbeschau, Mittwoch und Sonnabend von 8— 9 Uhr, 2 stündig. Demonstrationen der Fleisch⸗ beschau, Donnerstag von 2— 3 Uhr, 1 stündig. Bakteriolozische täglich von 10— 12 Uhr, in Gemeinschaft mit dem Assisten ten

age.

8) Eber, Professor: Pharmakologie und Toxikologie Il, Mon⸗ tag, Sonnabend von 9 10 Uhr, Donnerstag von 4 5 uhr, 3 stündig. Klinik für kleinere Hausthiere, täglich von 19—12 und von 3 bis 4 Uhr. Harnuntersuchungen für die klinische Propädeutik, Freitag von 4 5 Uhr.

10 Dr. Eberlein, Kom. Lebrer: Krankheiten des Hufes, Mon⸗ tag und Mittwoch von 4—5 Uhr, 2stündig. Theorie des Huf. beschlags, Montag, Dienstag und Donnerstag von 8— Uhr, 3 stündig. Poliklinik für größere Hausthiere, täglich von 16 —12 und von 3—4 Uhr.

11). Dr. Wittmack, Geheimer Regierungs-⸗Rath, Professor: ö und Phhysiologie der Pflanzen, Dienstag von 4—6 Uhr, 2 stündig.

12 Dr. Börnstein, Professor: Physik, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 3— 4 Uhr, 3 stündig.

13) Dr. Werner, Geheimer Regierungs Rath, Professor: All⸗ gemeine Thierzucht, Sonnabend von 4 —6 Uhr, 2 stündig. Schaf⸗ zucht, Sonnabend von 12—1 Uhr, lstündig.

14) Dr. Zernecke, Prosektor: Anatomische Uebungen in Gemein⸗ schaft mit Professor Dr. Sch maltz

15) Braß, Repetitor der medizinischen Klinik: Assistenz in

der Klinik. Repetitorium der speziellen Pathologie und Theravie, Dienstag und Mittwoch von 5— 5 Uhr. 16) Pfeiffer, Repetitor der chirurgischen Klinik: Assistenz in der Klinik. Operations⸗Uebungen. Montag und Donnerstag von 2— 4 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Fröhner. Repetitorium der Chirurgie, Freitag von 5—6 Uhr. Uebungen mit dem Augen spiegel, Sonnabend von 5— 6 Uhr.

17) Dr. Olt, Repetitor der pathologischen Anatomie: Sektions⸗ Uebungen, täglich von 10— 12 Uhr in Gemeinschaft mit Geheimem Regierungs- Rath, Professor Dr. Schütz.

18) Glage, Assistent: Bakteriologische Uebungen, täglich von 10— 12 Uhr, in Gemeinschaft mit Professor Dr. Ostertag.

19 Kohlhammer, Assistent der Chemie: Chemische Uebungen, Donnerstag von 4—6 Uhr, Freitag und Sonnabend von 2— 5 Ühr in Gemeinschaft mit Professor Dr. in ner. Chemische und physi⸗ kalische Repetitorien, täglich von 6—7 Uhr.

20) Dr. Cohnstein, Assistent: Physiologische Repetitorien, Dienstag und ., von 6—7 Uhr.

21) Dr. Eschbaum, Apotheker: Pharmazeutische Uebungen, täglich von 10— 1 und von 3— 4 Uhr. Pharmakognostische Reveti— torien, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 4 —5 Uhr.

Das Winter⸗Semester beginnt am 16. Oktober 1897.

Berlin, den 26. Juli 1897. Der Rektor. Schütz.

Aichtamtliches Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 29. Juli.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommandso der Marine ist der Reichs⸗Postdampfer „Stuttgart“

mit der Ablösung von S. M. S. S. . und, Bu ssard /“,

Kommandoführer Korvetten⸗Kapitän Krieg, am 28. Juli in Albany angekommen und hat an demselben Tage die Heim⸗ reise fortgesetzt.

Württemberg.

Seine Majestät der König empfing gestern in Beben⸗ hausen den österreichisch⸗ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Buriän von Rajecz in Audienz, um dessen Abberufungsschreiben entgegenzunehmen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien ist heute in Coburg eingetroffen.

Lippe.

Der Landtag hat, dem „Hannov. Courier“ zufolge, als Antwort auf die (gestern mitgetheilte) Thronrede nachstehende Adresse an Seine Erlaucht den Grafen Ernst zur Lippe⸗ Biesterfeld, Regenten des Fürstenthums, gerichtet:

CGCw. Erlaucht gestattet sich der Landtag ehrerhietigst seinen Dank für die ibm gewordene Botschaft auszusprechen und aufs wärmste der in dieser ausgedrückten Hoffnung belzupflichten, daß ein fried liches gemeinsames Wirken aller am Landeswehl Betheiligten im Verein mit Ew, Erlaucht Regierung den vollen Segen für unser Fürstenthum herbeiführen möge, den wir von der endgültigen Er⸗ ledigung des langen Thronstreites erwarten dürfen. Es gereicht dem Landtage zur Genugthuung, daß das von seinem Vorgänger ge⸗ begte Vertrauen auf einen unparteiischen und unanfechtbaren Rechts spruch sich voll erfüllt hat. Möge Gottes reicher Segen über Ew. Erlaucht Regentschaft und über Ew. Erlaucht ganzem Geschlechte und demnächstiger Fürstenkrone walten! In fester Treue

der Landtag.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das ungaxrische Unterhaus hat gestern mit über⸗ wiegender Mehrheit den Antrag des Minister-Präsidenten Baron Banffy auf Verlängerung der Sitzungen angenommen. Auf Antrag des Abg. Gy oery äußerste Linke) beginnen die verlängerten Sitzungen erst heute. Sodann setzte das Haus die Berathung der Vorlage, betreffend die Zucker⸗ prämien, fort. Am ci der Sitzung interpellierte der Abg. Sima die Regierung darüber, ob es wahr sei, daß der Minister⸗Präsident Baron Banffy, als er jüngst von dem König empfangen worden, von Allerhöchstdemselben die Ermaͤchtigung erbeten habe, im Wege der Abänderung der Hausordnung die Redefreiheit des Parlaments einzuschräͤnken. Wenn es wahr sei, so würde dies eine Einmengung der Krone in die autonomen Rechte des Parlaments bedeuten. Der Minister⸗Präfident Baron Banffy er⸗ widerte sofort, daß von einer solchen Ermächtigung im Hause niemals die Rede gewesen sei. Die von dem Abg. Sima aufgeworfene Frage entbehre jeder Grundlage. Er, der Minister-Präsident, habe von dem König eine solche Ermächtigung weder erbeten, noch erhalten; jedoch schließe dies keineswegs aus, daß die Regierung die jetzige Hausordnung, falls es im Interesse einer ersprießlichen Thätigkeit des Parlaments angezeigt erscheine, aus eigener Initiative einer Revision unterziehen werde.

Eine friedliche Beilegung der parlamentarischen Obstruktion wird, dem „W. T. B.“ zufolge, in Bu dapest allgemein für wahrscheinlich gehalten. Das Zuckerprämiengefetz dürfte heute oder morgen angenommen werden.

Portugal.

Nach Meldungen aus Lissabon hat die portugiesische Regierung aus Besorgniß, die Republikaner könnten Unruhen hervorrufen, in den Hauptstädten militärische Maßnahmen getroffen. Sonnabend Nachts durchzogen Pa⸗ trouillen die Straßen Lissabons, und die Posten waren ver— stärkt. Am Sonntag wurde ein Ministerrath abgehalten, der, dem W. T. B.“ zufolge, Maßnahmen zur Unterdrückung etwaiger Unruhen beschlossen haben soll.

Belgien.

Die Repräsentantenkammer setzte gestern die Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs über die Bürgergarde fort. Bei dem Artikel Eid der Treue gegen den König“ protestierte der sozialistische Deputirte Demblon und griff die Person des Königs heftig an, weil Allerhöchstderselbe die Ernennung zum deutschen Admiral angenommen habe. Demblon wurde zweimal zur Ordnung gerufen, setzte aber seine Angriffe fort. Der Präsident bat, gegen Demblon die Zensur zu ver⸗ hängen. Der Deputirte Wo este bemerkte, augenblicklich möge die Zensur noch genügen, bald aber werde man weiter gehen müssen. Die Kammer verhängte sodann mit 74 gegen 17 Stimmen gegen Demblon die Zensur. Sechs Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.

Türkei.

Das Wiener „Telegr⸗Korresp⸗Bureau“ meldet aus Kon⸗ stantinopel, daß neun Artikel des Friedens vertrages redigiert seien. Eine Verständigung der Mächte wegen elner Kontrole über die Finanzen Griechenlands sei zu erwarten. In türkischen Kreisen werde vielfach behauptet, vor der Unter⸗ zeichnung des Friedensvertrages werde auf eine Regelung der kretischen Frage gedrungen werden.

Amerika.

Dem „New⸗Hork Herald“ wird aus Washington ge⸗ meldet: Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Honolulu Sew all habe auf telegraphischem Wege über San Franciseo mitgetheilt, daß die Engländer die 1000 Meilen süd⸗ westlich von Hawaii gelegene Palmyra⸗Insel besetzt hätten. Das Blatt fügt hinzu, nach einer . hawaiischen Regarung sei Palmyra zu Hawaii gehörig,

und schlägt vor, daß, falls die Rechte Hawaiis auf diese Insel durch eine von den Vereinigten Staaten geführte Unter⸗ suchung bestätigt werden sollten, der Präsident von Hawaii 1 einem Protest gegen die Annexion der Palmyra⸗Insel veranlaßt werde. Das Reuter'sche Bureau“ bringt dagegen aus London die Mittheilung, daß die Meldung des New⸗York Herald“ durchaus ir rig sei, da diese * sich bereits seit dem Jahre 1888 in britischem Besitz befinde. ie die Times“ aus Rio de Janeiro vom gestrigen

Tage meldet, hat die brasilianische Regierung bes h we gn 2 4000 Mann zur Verfstärkung nach Canudos zu ent⸗ senden.

Der peruanische Kongreß konnte, wie aus Lima gemeldet wird, am gestrigen Tage nicht eröffnet werden, da eine genügende Anzahl von Deputirten nicht zugegen war.

Asien.

Aus Bombay meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß Gangadhar Tilak, ein eingeborenes Mitglied des gesetz⸗ gebenden Raths des Gouverneurs von Bombay, am Dienstag Abend in Poona unter der Anschuldigung, die Bevölkerung zur Unzufriedenheit aufgereizt zu haben, verhaftet worden sei. Ferner seien daselbst gestern Eshoo, Ma dow und Bal, welche zusammen mit dem schon verhafteten Tilak das Blatt „Kesari“ in der Sprache der Eingeborenen herausgaben, verhaftet worden. Die Druckerei sei durchsucht und mehrere Bücher und Blätter durch die Polizei beschlagnahmt worden. Eshoo und Tilak würden nach Bombay zur Unter⸗ suchung geschickt we rden. Weitere Verhaftungen würden er⸗ wartet.

Dasselbe Bureau erfährt aus Simla, daß man in amt⸗ lichen Kreisen der Meinung sei, der Angriff auf das britische Lager bei Malakand sei im wesentlichen durch den religiösen Fanatismus eines einzelnen Mannes herbeigeführt morden. Man glaube nicht, daß es sich um einen planmäßigen Aufstand ganzer Stämme handle, und man hoffe daher, daß die Unruhen infolge der rasch getroffenen Gegenmaßregeln alsbald aufhören würden. ;

Nach einer Meldung der „Times“ aus Peking vom gestrigen Tage ist der Staatsrath Li⸗Hung-⸗Tsao, der Haupt— gegner Li⸗Hung-⸗Chang's, gestorben.

Afrika.

Das Reuter'sche Bureau‘ meldet aus Kairo vom gestrigen Tage: Der Jaalin-Stamm, welcher sich kürzlich gegen den Khalifen aufgelehnt, habe zusammen mit dem

zassania-Stamme einen bewaffneten Posten in Gakdul

errichtet. Der befreundete Haw awir⸗Stamm habe Gabra an⸗ gegriffen und viele Derwische, darunter einen einflußreichen Emir, getödtet. Wie ein Augenzeuge des Kampfes zwischen den Jaalins und den Derwischen versichere, seien die Ersteren geschlagen worden. Beide Theile hätten schwere Verluste erlitten; die Jaalins hätten verzweifelt gekämpft, bis ihnen die Munition ausgegangen sei. Viele der geschlagenen Jaalins seien nach Dongola geflohen, wo sie sich mit den egyptischen Regierungs⸗ truppen vereinigt hätten. Die Einnahme von Metemneh durch die Derwische werde bestätigt.

Nach einem in London eingetroffenen amtlichen Telegramm aus Kapstadt ist Mashingombi, ein hervorragender Re⸗ bellenführer in Rhodesia, getödtet worden, während er die Truppenlinie zu durchbrechen versuchte, welche seine Stellung einschloß. 700 Rebellen wurden gefangen genommen.

Arbeiterbewegung.

In Köln befinden sich, einer Mittheilung des Vorwärts“ zu— folge, die Böttcher der Faßfabrik von Brendle im Ausstande.

Aus Penig wird der „Gerger Ztg.“ geschrieben: In der Stoff⸗ weberei und ˖ Vrucke rei von Chevalier u. Comp. haben die Drucker, 20 an der Zahl, wegen Lohnstreits und aus anderen Ursachen die Arbeit eingestellt. Die Forderungen der Drucker sind: 1) Bezahlung der Anzahl Meter am Sonnabend. 2) Anbringung eines Metermaßes an den Schienen. 3) Bezahlung des Uebermaßes. 4) Bezahlung der 90 em breiten, auf zwei Reihen ausgehenden Muster als dreireihig. 5) Für Flanell, zweireihig, 6 3 Aufschlag für das Meter. 65 Abschaffung der doppelbreiten Arbeit aller Art. Ferner wird die schriftliche An⸗ erkennung der Forderungen verlangt. Da durch das Ruhenlassen der Druckarbeit auch die Vorarbeiter Weber in Mitleidenschaft gezogen werden, dürfte der Ausstand einen weiteren Umfang annehmen.

Aus Pretzien bei Schönebeck im Reg. Bez. Magdeburg wird der „Mgdb. Itg.' berichtet: Die beim Pretziener Wehr be⸗ schäftigten etwa 30 Arbeiter haben am vergangenen Freitag ohne Kündigung die Arbeit niedergelegt. Sie verdienten für den Mann und Tag 3, 20 4

ier in Berlin ist, wie Zeitungen berichten, am Montag der Ausstand der Zimmerleute in einer Versammlung für beendet erklärt worden. Nach dem Bericht der Lohnkommission hat der Aus. stand den gewünschten Erfolg nicht gehabt; nur ein Theil der Arbeitgeber soll die Forderungen der Zimmerer bewilligt haben und 500 Zimmerleute sollen noch ausständig sein. Es wurde weiter beschlossen, über die Bauten, deren Unternehmer nichts be— willigt haben, die „Sperre“ zu verhängen. In der Maschinen⸗ fabrik von F. Ludloff und Söhne haben nach dem Vorwärts“ die Dreher am Montag die Arbeit eingestellt. Die Veranlassung zum Ausstande sollen die Löhnungsverhältnisse gegeben haben.

Aus Havre wird der „Köln. Stg.“ telegraphiert, daß der Harn ge lle, m sah; (vgl. Nr. 167 d. Bl.) beendet ist.

ie Arbeiter nahmen die Arbeit unter den Bedingungen der Arbeit- geber m ieder auf.

Aus Billy⸗Montigny im Departement Pas. de-Calais wird der Köln. Ztg. zum Bergarbeiterausstande in Drocourt (vgl. Nr. 174 u. 175 d. Bl.) gemeldet: In einer Versammlung von 600 Ausständigen wurde eine Reihe von Forderungen aufgestellt, darunter besonders die Entlassung von 134 angeworbenen belgischen Grubenarbeitern. Für jeden von letzteren werden 5 Fr. Reiseentschädigung ver ann, Fünf weitere Punkte betreffen Regelung der Arbeitsbedingungen. Eine Übordnung von 6 belgischen und 6 französischen Grubenarbeitern überreichte Abends dem Direktor die Forderungen. Die 134 neu⸗ geworbenen belgischen Arbeiter fordern selbst ihren Abgang, den aber der Betriebsleiter verweigert, indem er achttägige Kündigung bean— sprucht. Gestern früh wurden aber 27 Belgiern, die vor dre Tagen angeworben worden waren, auf ihr eigenes Verlangen die Arbeits bücher zurückgegeben, da die Leute in ihre Heimath zurückkehren wollen.

Aus Brüfsel wird demselben Blatt berichtet, daß die Zahl der ausständigen Kohlenarbeiter im Borinage am 35. Juli 10 860 betrug.

Kun st 4 Wissenschaft.

1 Nach den amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsamm - ungen' über die Neuerwerbungen der Königlichen Museen 3 dem Vierteljahre vom J. Januar bis 31. März 1897 erwarb die

emälde⸗ Galerie in diesem Zeitraum ein interessantes

Werk deg Anthonis van Dyck, daz aus des Meisters Frübzeit stammt. Dargestellt sind zwei Nymphen, die keim Bade von zwei Saityrn überrascht werden. Die Landschaft ift sehr dunkel, . die Frauenkörper mit starkem Effekt hervorleuchten. Die Figuren sind etwa halblebensgroß. Der Vortrag zeichnet sich durch große Freiheit und Kühnheit gus bei theilweise starkem Impasto und skizfenhafter Bebandluag. Van Dyck schließt sich in diesem Gemälde noch eng an Rubens, scheint aber auch schon durch Tizian's Kunst angeregt, von dem der junge Künstler hervor- ragende Werke gerade damalg bei seinem ersten Aufenthalt in England kennen lernte. Das Stoffgebiet der mythologischen Poesie war bisher unter Anthonis van Dyck's Werken in der Berliner Galerie noch nicht vertreten. Um so willkommener erscheint das Bild, das aus dem Londoner Kunsthandel als Geschenk eines Gönners, der ungenannt zu bleiben wünscht, in die Berliner Galerie gelangt. enfalls durch die , eines Gönners, der nicht genannt sein möchte, konnte die Gemälde Galerie bereichert werden um ein kleines weibliches Bildniß, das ohne Zweifel von dem neuer—⸗ dings viel beachteten Florentiner Meister Francesco Ubertini, gen. Bacchiaceg, herrührt. Der in der ersten Hälfte des TVI. Jahrhunderts thätige Meister zeigt sich in diesem Porträt einer vornehmen Dame in halber Figur mit einer Pantherkatze auf dem Schoße liebens— würdiger als auf seinem gewöhnlichen Wirkungsfelde, den kleinfigurigen biblischen Darstellungen. Namentlich koloristisch ist das Bildchen in seiner feinen, kühlen, grünlich ⸗blauen Harmonie sehr reizvoll. .

Von den Bildwerken der christlichen Epoche wurde die Gruppe der frühmittelalterlichen Skulpturen durch ein byzantinisches Marmorrelief, etwa aus dem X. Jahrhundert, ein Geschend des Herrn von Kühlmann in Konstantinopel, bereichert. Die nicht sehr deutliche Komposition scheint den Kampf zweier Krieger darzustellen, von denen der eine den Kopf in eine große Thiermaske gesteckt hat. Stilisierte Pflanzen, die sich über den Grund ziehen, sollen wohl die Oertlichkeit andeuten. Als Geschenk eines Gönners, der nicht genannt zu sein wünscht, kam in die Sammlung der italienischen Skulpturen ein Stuckrelief. Donatello 's, das Idealporträt eines antiken Kaisers, vielleicht des Ptolemäus, auf den die Form des Kronreifs zu deuten scheint. Der lebensgroße, in ziemlich hohem Relief seitlich dargestellte Kopf, zeigt namentlich in der charaktervollen und edlen Profillinie, sowie in der Bildung der Ohrmuschel deutlich die Merkmale der Kunst Donatello's, aus dessen mittlerer Wirkungszeit das Werk zu stammen scheint. Ganz beson⸗ deres Interesse erregt die nicht gewöhnliche Bemalung, die das harte Material des Porphyrs im Kopfe und des verde antico im Grunde mit gluͤcklicher Wirkung nachahmt. Ebenfalls durch die Zuwendung eines ungenannten Gönners wurde die Samm— lung der oberdeutschen Holzschnitzereien vermehrt um ein kleines, aus Birnbaumholz göearbeitetes Hochrelief, das die Kreuzi⸗ gung Christi darstellt. Mit seiner überaus kecken und unbe—⸗ fangenen Auffassung und der originellen Behandlung des Falten wurfs zeigt das Werk einen Stil, der an die Kunst Altdorfer und W. Hubers erinnert, in Skulpturen dem Kunstfreunde aber höchst selten begegnet. Eine besonders merkwürdige Schöpfung dieses um 1520 in Regensburg etwa und Passau heimischen Stils besaß die Sammlung bereits in einer Bronzestatuette der Madonna.

Das Antiquarium hat während des ersten Quartals d. J. an hervorragenderen Stücken eine durch gute Erhaltung und Feinheit der Arbeit ausgezeichnete aretinische Thondase mit einer Opferdarstellung und dem Fabrikstempel M. Perenn LTigrani und ein großes archaisches, aus Leontini stammendes Bronzebecken erworben, das in der Form einem altdorischen Kapitell ähnlich und mit vier wohlerhaltenen, plastischen Widderköpfen verziert ist. An kleineren Gegenständen wurden ein bronzener Messergriff mit der Figur eines Gladiators, eine alterthümliche Terrakotte aus Tanagra (Frau mit Brotteller), die Scherbe einer attischen Schale mit weißgrundigem Innenbild und ein Stück römischen Wandputzes erworben.

Der Philosoph Etienne Vacherot, Mitglied des Instituts, ist, wie W. T. B.“ aus Paris meldet, heute daselbst im Alter von 88 Jahren gestorben. Seine „Histoire critique de l'6cole d' Alexandrie“ (3 Bde., Paris 1846 bis 1851) wurde von der Akademie mit dem Preise gekrönt, zog ihm aber wegen der darin dargelegten philosophischen Doktrinen scharfe Angriffe seitens des Klerus zu. Von seinen sonstigen Schriften sind noch zu nennen: „La démocrati“ (Paris 1859); „La méta- physique et la science“ (2 Bde. 1858; 2. Aufl. 3 Bde. 1863): sein Dinpt erf welches die Entwickelung seines vhilosophischen Systems enhält; „Essais de philosophie critique“ (1864); „La religion“ (1868); „La science et la conscience“ (1870); „La politique extérieur de la République“ (1881); „E nouveau Spiritualisme (1884).

Land⸗ und Forfstwirthschaft.

Ernteaussichten in Rußland.

Die „Nachrichten des russischen Ministeriums für Ackerbau und Staatsdomänen“ vom 15. /3. Juli d. J. bringen einen auf Grund von ca. 7009 aus sämmtlichen Theilen des Landes eingegangenen Berichten zusammengestellten Artikel über die derzeitigen Ernte⸗ aussichten in Rußland. Der Ueberblick bezieht sich auf die Zeit bis zum 10. —165. Juni d. J. (alt. St.). Danach waren die Witterungsverhältnisse während des Monats Mai und des ersten Drittheils des Monats Juni in dem größeren Theil des Reichs für die Entwickelung des Saatenstandes ungünstig.

Ter Stand der Wintersaaten war in dem beträchtlicheren Theile des. Schwarzerdestrichs um die Mitte Juni theils unbefriedigend, theils fem schlecht, dagegen in dem Nichtschwarzerdestrich mit wenigen Ausnahmen befriedigend bis gut. Merklich gebessert hat sich der Stand der Winterung während des Monats Mai in den südrussischen (Dongebiet ausgenommen), kleinrussischen und neurussischen Gouberne⸗ ments. Sonst sind wesentlichere Besserungen in dem Stand des Winter korns nicht wahrgenommen worden. Am schlechtesten steht das Winter korn, vornehmlich der Roggen, in den zentralen landwirtbschaftlichen Gou⸗ vernements, also gerade in dem produktivsten Rayon für Roggen. Nach zahl reichen Nachrichten aus den Gouvernements Tambow, Tula, Rijasan, Orel und Kurgk erinnert der derzeitige Stand des Winterkorns dort an die Verhältnisse des Mißerntejahres 1891. Befriedigend war im allgemeinen der Stand des Winterkorns in den kleinrussischen, neu⸗ russischen, südwestlichen, litthauischen, weißrussischen Gouvernements, in den nördlichen Gouvernements des Weichselgebiets, sowie in den Gouvernements Moskau, Perm, Olonez und Archangelsk. In den übrigen Theilen des Reichs war der Stand des Wintergetreides i.

Günstiger hat sich der Stand der Sommersaaten entwickelt wenn schon bemerkt werden muß, daß die verzögerte Entwickelung derselben während des Monats Mai wenigstens für einen großen Theil, von Zentral⸗Rußland eine endgültige Beurtheilung der Ver hältnisse sehr erschwert.

Unbefriedigend, beziehungsweise schlecht stand das Sommerkorn in dem Dongebiete, im Gouvernement Astrachan, im südlichen Theil der Gouvernements Ssamara und Ssaratow, in dem Gouvernement Woronesh, sowie theilweise in den Gouvernements Tula, Moskau und

Kaluga. Einen besseren Stand hatte das Sommerkorn in den

zentralen landwirthschaftlichen, in den mittleren und unteren Wolga⸗ Gouvernements, im Permschen, in den weißrussischen sowie theilweise in den Gouvernements Taurien, Jekaterinoslaw und in Ciskaukasien aufzuweisen. In den übrigen Theilen Rußlands stand das Sommer⸗ korn befriedigend, zum theil gut.

Infolge der anhaltenden Dürre haben sic diesmal die Insekten⸗ schädigungen der Saatfelder besonders stark geltend gemacht. Yen weitgehendsten Schaden hat die Hessenfliege, dann auch der Rüsselkäfer angerichtet. Stellenweise sind auch Heuschrecken, wie auch in besonders starkem Maße Ziesel· und Feldmäuse aufgetreten.

Die Entwickelung der Futtergräser war infolge der kalten Witte⸗ rung im Monat April und der Dürre im Monat Mai eine sehr mangelhafte.

Des weiteren geht uns aus St. Petersburg folgende Nachricht zu:

Die hiesigen Getreidebäuser nehmen an, daß die Fee,, schlecht ausfallen wird und gerade in den hauptsächlich Roggen bauenden Gegenden, in den östlichen Gouvernements und einem Theile des Kaukasus. Demgegenüber hat aber Rußland sehr erhebliche alte Bestände gerade an Roggen. Bis vor etwa vier Wochen wurde der Bestand an Roggen auf ckrea 2 Millionen Tschetwert oder 18 Millionen ud angegeben. Davon ist die Hälfte zu bestehenden Preisen am larkte, der Rest in festen Händen, und dieser zu 6 Rbl. pro Tschet⸗ wert käuflich. Die Preise waren zu Anfang des Monats 5 Rbl., jetzt 5 Rbl. 40s50 Kop. und zwar für guten schweren Roggen 119/20 Pfund holländisch , . * 88, ca. cif. per 1000 Eg, während leichtere Waare 114/15 Pfund viel billiger ist. . . Was Weizen anbelangt, so ist man am hiesigen Platz eigentlich nur über die Wolgagegenden informiert, über den Süden weniger oder garnicht. Vor etwa vier Wochen lag die Sache so, daß die Händler an der Wolga eine sehr schwache Weizenernte zu befürchten schienen; denn sie kauften von den hiesigen Getreidehäusern für die Mühlen an der Wolga Weizen, der bereits hierher verkauft war, aber noch an der Welga lagerte, zu höheren Preisen, als sie s. Zt. verkauft hatten, zurück. Das hat inzwischen aufgehört, und da man darin einen sicheren Barometer erblickt, nimmt man zur Zeit am hiesigen Platze an, daß sich die Aussichten auf die Weizenernte der Wolgagegenden in den letzten Wochen wieder gebessert haben. Die Weizenpreise waren anfangs Juli 8 Rbl. 25 Kop., am 20. 8. M. sind sie, da sich die Preise in Amerika inzwischen gehoben haben, 9 Rbl. pro Tschetwert 10 Pud).

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Aus den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 30 vom 28. Juli.

Pest.

Arabien. Neueren Mittheilungen zufolge scheint es sich bei den im Quarantäne ⸗Lgzareth zu El⸗Tor angeblich beobachteten Er⸗ krankungen nicht um Beulenpest gehandelt zu haben.

Cholera.

Frankreich. In der Berichtszeit vom 11. bis 17. Juli ist in Paris nach dem „Bulletin hebdomadaire de statistique muni- cipals“ 1 Erkrankung an „Cholera“ gemeldet worden.

Britisch⸗Ostin dien. Kalkutta. Vom 13. bis 19. Juni starben 52 Personen an Cholera, 6 an Pocken und 152 an Fiebern.

Gelbfieber.

Nach einer Mittheilung vom 24. Juni ereigneten sich an Bord der deutschen Bark Zion 2 Erkrankungen und 1 Todesfall im Hafen von Rio de Janeiro, 2 verdächtige Erkrankungen auf der Fahrt von dort nach Lewes, Del.; J weitere Erkrankung wurde auf der am 12. Juni von Havanna in Ship Island, Miss., einge⸗ troffenen englischen Brigg „Estella“ festgestellt. Zur Anzeige ge⸗ langten ferner: in Para vom 30. Mai bis 5. Juni 4 Todesfälle, auf Cuba in Havanna vom 18. bis 24 Juni 48 Todesfälle, davon 47 in den Militär ⸗Lazarethen, in Matanzas vom 10. bis 16. Juni 4, in Santiago vom 6. bis 19. Juni 17 Todesfälle, in Sagua la Grande vom 13. bis 19. Juni 30 Neuerkrankungen, in Cardenas während derselben Zeit 8 Erkrankungen und 2 Todesfälle.

In Panama belief sich, den Bublic health reports“ zufolge, am 15. Juni die Zahl der Erkrankungen schätzungsweise auf 82, die der Todesfälle auf 54. Aus Vera Cruz ist unter dem 28. Juni der Ausbruch der Krankheit gemeldet worden.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: St. Petersburg 2, Warschau 4 Todesfälle; München (Krankenhäuser) 2, Paris 6. St. Petersburg 4 Erkrankungen; Fleck— typhus: St. Petersburg 2 Todesfälle und 2 Erkrankungen; Genick⸗ star re: Regierungsbezirk Arnsberg 4, New⸗Jork 6 Todesfalle; Regierungsbezirk Arnsberg, Nürnberg je 2 Erkrankungen; In fluenza: Köln 2, London 8, St. Petersburg 2 Todesfälle; Keuch⸗ husten: London 30 Todesfälle; Milzbrand: Regierungsbezirk . 4 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Ge— torbenen starb an (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: in Hagen Erkran⸗ kungen wurden gemeldet in Berlin 78, Breslau 77, in den Regierungsbezirken Arnsberg 289, Münster 154, Posen 118, Stettin 106, in Budapest 98, Edinburg 125, St. Petersburg 190, Stockholm 22, Wien 251 an Scharlach (1881.96: 1,39 oo): in Gera Erkrankungen kamen vor in Edinburg 54, Kopenhagen 32, London (Krankenhäuser) 381, Paris 32, St. Petersburg 57, Wien 42 an Unterleibstyphus (1881/90: 1,609 6606: in Beuthen Erkrankungen wurden gemeldet in London (Krankenhäuser) 23, Paris 20, St. Petersburg 55, Prag 21 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 86, Hamburg 26, Kopenhagen 20, London (Krankenhäuser) 136, Paris 38, St. Petersburg 130, Wien 34.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 11. bis 17. Juli ein der Vorwoche ähnlicher, und auch die Sterblichkeit zeigte eine nur unwesentliche Zunahme (20, pro Mille und Jahr gegen 200 der Vorwoche). Unter den Todesursachen herrschten auch in dieser Woche akute Darmkrankheiten vor und endeten in einer noch größeren Zahl von Fällen (in 209 gegen 1892 der Vor— woche) tödtlich. Diese Todesfälle betrafen zumeist die Stadttheile Tempelhofer Vorstadt, die Luisenstadt diesseits und jenseits der Spree, das Stralauer Viertel, die Rosenthaler Vorstadt, Moabit und den Wedding, während aus ö stadt und der Dorotheenstadt nur wenig Opfer gemeldet wurden. Die Gestorbenen standen in der überwiegenden Zahl von Fällen im Alter unter 2 Jahren. Infolge dieser Krankheits—⸗ fälle war die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine gesteigerte; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr be⸗ rechnet, 99 Säuglinge gegen 83 der Vorwoche. Dagegen traten akute Entzündungen der Athmungsorgane seltener zu Tage und nahmen vielfach einen milderen Verlauf; 1 Todesfall infolge von Influenza kam zur Mittheilung. Von den Infektionz—⸗ krankheiten blieben Erkrankungen an Typhus selten; Er⸗ krankungen an Masern und Diphtherie zeigten eine 5. an Scharlach eine Abnahme, und zwar kamen Erkrankungen an Masern aus der Oranienburger Vorstadt, an Diphtherie aus der Rosenthaler Vorstadt am zahlreichsten zur Anzeige. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 4 bekannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben in beschränkter Zahl. Etwas häufiger zeigten sich auch wieder Er⸗ krankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen tödtlich ausgingen. Er beblich seltener als in der Vorwoche gelangten jedoch rheumatische Beschwerden aller Art, namentlich akute Gelenkrheumatismen, zur ärztlichen Behandlung.

Verdingungen im Auslande.

Spanien. 20. August, 3 Uhr. Junta de Obras del puerto de Huelva (Süd ⸗Spanien): Anschaffung eines Baggers nebst Schleppdampfer dazu. Bedingungen zur Einsicht im Sekretariat der ausschreibenden Behörde. Kaution S000 Pesetas. Angebote auf Stempelpapier 12. Klasse. Formular dazu beim Reichs Anzeiger“.

9. August, 10 Uhr. Verwaltung de la Fabrica nacional de ö Moneda y Timbre in Madrid: Lieferung von 330 000 Karten⸗ ogen. fad 10. August, 10 Uhr, ebenda: Lieferung von 660 000 Kg Bind⸗ aden.

11. August, 10 Uhr, ebenda: Lieferung von 264 Ries starken Papiers für —ᷣ ö und von 78 Ries desgl. für Jagd, Fischerei⸗ und Waffenscheine.

19. August. Ministerium del TJomento. General Direktion der

öffentlichen Arbeiten in Madrid; Lieferung und Montierung der für

die Vergrößerung (Länge 83, 30 im) der Brücke in Betangos über den

Mandeofluß (Provinz Coruna) nothwendigen Metalltheile. Vor⸗

n . 380 Peseten. Kaution 1100 Peseten. Ausführungsfrist onate.

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