1897 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Aug 1897 18:00:01 GMT) scan diff

gefühltesten, freudigsten Dank Gurer Majestãt zu Füßen legen für die erneute, Mich so überraschende Auszeichnung, mit der Eure Majestãt die Güte hatten, Mich zu bedenken, durch die Ginreihung in Eurer Majestät glorreiche Flotte. Es ist dies eine besondere Ehrung, die Ich in ihrer vollen Ausdehnung zu schãtzen weiß, und welche auch Meine Marine in besonderer Weise mit aus⸗ zeichnet. Ich erblicke in der Ernennung zum russischen Admiral nicht nur eine Ehrung Meiner Person, sondern auch einen neuen Beweis für die Fortdauer unserer traditionellen, innigen, auf unerschũtter⸗ licher Basis begründeten Beziehungen, sowie der unserer beiden Reiche. Eurer Majestãt unerschütterlicher Entschluß, nach wie vor Ihrem Volke den Frieden zu erhalten, findet auch in Mir den freudigsten Widerhall, und so werden Wir, miteinander die gleichen Bahnen wandelnd, vereint dahin streben, unter dem Segen desselben die kulturelle Entwickelung unserer Völker zu leiten. Vertrauensvoll kann Ich das Gelöbniß erneut in Eurer Majestät Hände legen und dabei steht, das weiß Ich, Mein ganzes Volk hinter Mir daß Ich Eurer Majestät bei diesem großen Werke, den Völkern den Frieden zu erhalten, mit ganzer Kraft zur Seite stehen und Eurer Majestät Meine kräftigste Unter⸗ stützung auch gegen Jeden angedeihen lassen werde, der es versuchen sollte, diesen Frieden zu stören oder zu brechen.

Ich trinke auf das Wohl Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin!“

Die letzten Worte sprach Seine Majestät der Kaiser russisch.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich badische Ministerial⸗Direktor Scherer ist vom Urlaub hierher

zurückgekehrt.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Seeadler“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Kindt, am 8. August auf den Seychellen angekommen.

Defsterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser ist heute Vormittag von Wien nach Ischl abgereist. .

Das ungarische Unterhaus hat gestern den 8 16 der Str ch n mln e, betreffend die Behandlung von Preß⸗ vergehen, in der durch den Kompromiß festgestellten Fassung

angenommen. Frankreich.

Der Präsident Fa ure ist gestern in Ch ambeéry an⸗ gekommen und von der Bevölkerung lebhaft begrüßt worden.

Nußland.

Der Kaiser Nikolaus empfing, wie W. T. B.“ meldet, estern in Peterhof den mit der Wahrnehmung der Geschäfte 64 Auswärtigen Amts betrauten deutschen Botschafter von Bülow in längerer Audienz. Italien.

Der König und der Minister des Aeußern Visconti Venosta, dieser im Namen der Regierung, haben, dem W. T. B. zufolge, aus Anlaß der Ermordung des spanischen Minister⸗Praͤsidenten Canovas del Castillo Beileidstelegramme nach Madrid gesandt. Auch das Präsidium des Senats ersuchte den Minister-Präsidenten di Rudini, der spanischen Regierung die Gefühle des tiefsten Bei⸗ leids und der Entrüstung des Hauses auszudrücken. Der Marine⸗Minister Brin, der Finanz⸗Minister Branca sowie die anderen zur Zeit nicht in Rom weilenden Minister sandten dem gn otschafter beim italienischen Hofe Grafen Benomar Beileidstelegramme wegen der Ermordung von Canovas. Der Minister⸗Präsident di Rudini, die Unter⸗Staats⸗ sekretäre, das diplomatische Korps, die anderen hohen Würden⸗ trãger, serner Crispi sowie fast sämmtliche in Rom anwesende Senatoren und Deputirten zeichneten sich in die auf der spanischen Botschaft aufliegenden Listen ein. Der Papst sandte seine Beileidsbezeugungen; der Staatssekretär Kardinal Rampolla ebenso wie der Kardinal Cretoni begaben sich persönlich nach der spanischen Botschaft. ;

Der italienischen Polizei ist ein Anarchist mit dem Namen Golli vollständig unbekannt. Eine Person dieses Namens ist niemals von einem Gerichtshof in Lucera in Italien verurtheilt worden. Auch in Neapel, in Pozzuoli und in Bajä ist der Name Golli unbekannt.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht eine Note, welche besagt, daß der Major Nerazzini ein Schreiben Menelik's überbracht habe, worin dieser eine Grenzlinie gegen Tigre vorschlage, indem er zugleich erkläre, daß er seinerseits sich als bereits daran gebunden betrachte. Die Note enthalte eine ausführliche Beschreibung dieser Grenzlinie, welche gegenüber der in dem Vertrage vom 6. Februar 1891 festgesetzten Linie für Italien größere Vor⸗ chend biete, indem die wichtigen Handelsplätze Debaroa, Gura, Digsa und Halai als zur Kolonie Eiythräg gehörig bezeichnet würden. Am Indischen Ozean (Benadir⸗Küste) laufe die Grenzlinie etwa 180 Meilen von der Küste, indem sie nördlich von Bardera auf den Djub stoße. Der Ort Lugh werde als italienische Handelsstation eine Garantie gegen jeden

räuberischen Einfall bilden. Für die Entscheidung der italienischen Regierung, welcher die Annahme oder Nicht⸗ annahme der vorgeschlagenen Grenzlinie freistehe, sei eine Frist vorgesehen. Bis dahin bleibe der status quo aufrechterhalten. Major Nerazzini überbringe auch den Entwurf zu einem Handelsvertrage, den er mit Menelik vereinbart habe. Dieser Vertrag sichere den italienischen Bürgern völlige Handels⸗ und , in Aethiopien zu und bringe auch für sie die Klausel der . im weitesten Maße zur Anwendung. Beide Theile verpflichteten sich, die Schaffung neuer Straßen zu begünstigen, um elne bessere Ent⸗ wickelung des Handels zwischen den italienischen Besitzungen am Indischen Djean und dem Süden Aethiopiens zu er⸗ möglichen. Italien könne in Aethiopien eine ständige Ver⸗ tretung errichten.

ESpanien. Die Königin⸗Regentin hat, wie W. T. B.“ meldet, ein Dekret unterzeichnet, wonach der Leiche des ermordeten Minister⸗Präsidenten Canovas del Castillo die höchsten

ilitärischen Ehren erwiesen werden sollen. Ferner len 9 allen hege. Spaniens Trauergottesd ien ste stattfinden. Die Landestrauer soll drei Tage dauern. . Die Minister für die öffentlichen Arbeiten und die Finanzen sowie der Marschall Martinez Campos sind gestern in Madrid eingetroffen. Es verlautet. daß der Kammer⸗Präsident 866 nach der dreitägigen Trauer für Canovas mit dem Vorsitz im Ministerrath werde beauf⸗ iragt werden. Inzwischen versammeln sich die bisherigen Minister täglich. Aus den Provinzen eintreffende Depeschen ergeben völlige Einmüthigkeit der Bevölkerung in dem Unwillen über die Ermordung Canovas. Alle Zeitungen drücken ihre Entrüstung über das Attentat aus. Der, Liberal“ und andere republikanische Blätter heben die von Canovas dem Lande ge⸗ leisteten Bienste hervor und verurtheilen den Mord. Mehrere Blätter erschienen mit Trauerrand. . Der Kolonial⸗Minister Castellano stellt einige Sinzel⸗ heiten des Attentats folgendermaßen richtig: Canovas stürzte, von den Kugeln getroffen, lautlos zur Erde, verletzte sich dabei an der Stirn und verlor das Bewußtsein. Frau Canogbas hatte die Revolverschüsse gehört; sie eilte hinab und stieß Ver⸗ wünschungen gegen den Mörder Golli aus; dieser erwiderte: „Ich achte Sie als eine ehrenwerthe Dame, aber ich habe meine Pflicht gethan; ich bin ruhig, ich habe meine Brüder von Monjuich gerächt.“ Golli soll ferner erklärt haben, er habe nicht nur die Anarchisten von Barcelona ge⸗ rächt, sondern auch den Insurgentenführer Dr. Rizal, der auf den Philippinen kriegsgerichtlich erschossen wurde. Die Polizei fand in der Wohnung des Mörders eine große ö mit zwei Schüssen. Am 10. v. M. war Golli in Madrid und hatte sich dort Visitenkarten auf den Namen eines Journalisten Rinaldini anfertigen lassen. Verkehrt soll er dort mit niemand haben, doch hat ein 3 eines Tages bemerkt, daß Golli dem Wagen des Ministers folge, was seinen Ver⸗ dacht erregt habe. Der Polizeichef von Barcelona besitzt das Bild des Mörders, welcher dort als . gearbeitet hat. Man nimmt an, daß sein richtiger Name Joss Santo sei; er zählte zu den „Anarchisten der That“? . Die Regierung wird voraussichtlich heute darüber schlüssig werden, welchem Gerichtshofe der Mörder Canovas' über⸗ wiesen werden soll. Der Ministerrath wollte heute Nachmittag wieder zusammentreten. Die Regierung befürchtet keine Ruhe⸗ störung. Die Leiche Canovas' wird morgen früh in Madrid eintreffen; die Beerdigung soll auf dem Pantheon⸗Kirchhofe

stattfinden.

Schweiz. Der neu ernannte Gesandte der Vereinigten Staaten Leishmann hat gestern dem Bundesrath sein Be⸗ glaubigungsschreiben überreicht.

Niederlande.

Der Staatssekretär der Südafrikanischen Republik Dr. Lemyds und der Attachs Jonkheer van der Hoeven vom Auswärtigen Amt in Prätorig begeben sich, wie ‚W. T. B.“ meldet, heute Abend vom Haag nach London, von wo aus sie am 14. August die Rückreise nach Prätoria via Las Palmas und St. Helena antreten werden. Die Ankunft daselbst dürfte ungefähr am 6. September erfolgen. Türkei.

Der Pforte ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, aus Wan die Nachricht zugegangen, daß bewaffnete Armenier die persische Grenze überschritten hätten und daß zwischen diesen und den Kurden fortgesetzt Kämpfe stattfänden. Eine bezügliche Konsulats⸗ meldung liege noch nicht vor.

Schweden und Norwegen. Die Session des Storthing ist, wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, gestern geschlossen worden.

Amerika. Der „Times“ wird aus Santiago in Chile gemeldet, daß das Ministerium zurückgetreten sei. Das neue Kabinet werde wahrscheinlich ganz aus Liberalen zusammen⸗

gesetzt sein. Afrika.

Aus Kairo erfährt das „Reuter'sche Bureau“, daß eine Kolonne unter General Hunter am 29. v. M. von Merawi aufgebrochen sei und am Morgen des 7. August Abu⸗Hamed angegriffen habe. Der Ort sei nach einem hartnäckigen Kampfe, bei welchem Haus nach Haus habe gestürmt werden . genommen worden. Zwei englische Offiziere seien ge⸗ allen.

Nr. 31 des ‚Centralblatts fär das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 6. Auguft, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat. Wesen: Bestellung eines Konsular⸗ Agenten. Entlassungen. Exequatur-Ertheilung. 2) Zoll- und Steuer Wesen: Ergänzung der Bestimmungen über die Bewilligung von Theilungslagern an die Kaiserlichen Marine⸗Verpflegungsämter. Verwendung von Huflattichblättern bei der Herstellung von Taback⸗ fabrikaten. 3) Handels⸗ und Gewerbe⸗Wesen: Kündigung des Handels pertrages zwischen dem Deutschen Zollverein und dem Ver⸗ einigten Königreich von Großbritannien und Irland. 4) Allgemeine Verwaltungssachen; Erscheinen des Haupt-⸗Sachregisters für die Jahr—⸗ eng, 1867 bis 1896 des Bundes bezw. Reichs ⸗Gesetzblatts. 5) Marine und Schiffahrt: Erscheinen des II. Nachtrags zur amt⸗ lichen Liste der Schiffe der deutschen Kriegs und Handelsmarine für 1897. 6) Justiz Wesen; Erscheinen des achten Bandes der Deutschen Justizstatistik. ?) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 32 des „Centralblatts der Bauverwaltung, beraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 7. August, bat folgenden Inhalt; Amtliches: Dienst⸗Nachrichten. Nccht⸗ amtliches; Die neue Kirche in Kunzendorf bei Sorau. Das neue Justizgebäude in Munchen. Die Weserbrücke bei Hameln, Neu⸗ baulinie Lage- Hameln. Anwendung von Gehängebauten bei der Regulierung der Glatzer Neisse. Vermischtes: Ergebnisse der Prüfungen für den preußischen Staatsdienft im Baufache. Wett⸗ bewerb um Entwürfe für den Bau einer Kirche im Hammerbrook in Hamburg. Eine englische Ansicht über eine deutsche Technische Hochschule. Internationaler Architekten Kongreß in Brüssel. Bücherschau.

Arbeiterbewegung.

Aus Oberhausen im Regierungsbezirk Düsseldorf wird der Rhein. Westf. Ztg.“ geschrieben; Die Mitglieder der Zablstelle Ober hausen des llsozialdemokratischen) . erbandes deutscher Maurer hielt am Sonntag eine Versamm⸗

fordern.

einer Besprechung unterzogen wurden. Von dem Leiter der Versamm— lung = eine 11 stündige Arbeitszeit und ein Stundenlohn von' 47 3 beantragt, von anderen Rednern eine zehnstündige Arbeitg. zeit und 45 3 Stundenlohn befürwortet. Schließlich wurde be— schlossen, im nächsten Frühjahr von den Meistera eine elfstũndige Arbeitszeit und einen Minimallohn von 42 3 für die Stunde zu

Aus Delmenhorst wird der . Weser⸗Stg. , zum Au sstande in der Norddeutfchen Woll kämmerei Gal. * 180 d. Bl.) berichtet, daß Verhandlungen, die am Sonnabend und Sonntag zwischen der Fabrikleitung und den Ausständigen stattfanden, ergebnißlos blieben. Die Fabrikleitung hat bei dem Verlangen der bedingung. lofen Wiederaufnahme der Arbeit in Aussicht gestellt, nach derselben die Löhne nach Möglichkeit aufzubessern und mit der Regelung derselben leich nach der ersten Vollzahlung der Löhne vorzugehen; . ei jedoch eine Lohnerböhnng in der Kämmerei; ferner hat sie erklart, daß sie bereit sei, alle Arbelter wieder anzustellen und, soweit nöthig, in anderen Betrieben mit höherem Lohn zu beschäftigen. Solchen Arbeitern, die infolge der Aufhebung der Nachtschicht in der Kämmerei und , lieber andersmo Be⸗ schäftigung suchen wollen, will sie Reisegeld in der Höhe bis zu 15 M aushändigen. Die Förderungen der Ausständigen dagegen erstrecken sich außer der Erklarung auf Verzicht einer Mahregelung auf Aufbesserung der Löhne für die Kämmerei und Vorbereitung und Festlegung derselben vor Wiezeraufnahme der Arbeit, sowie auf 1 der nach Ansicht der Arbeiter unrechtmäßig zurückgehaltenen öhne. ꝛ. Aus Thränitz in S.Weimar wird dem Vorwärts“ berichtet, daß in der dortigen Dampfziegelei, von H. Blumentritt ein Aus stand ausgebrochen, an dem sämmtliche Arbeiter betheiligt seien. Aus Lon don berichtet die A. K. zum Aus stande der eng⸗ lischen Maschinenbauer, daß die Modellmach er sich der Aus⸗ standsbewegung nicht anschließen wollen. Bei der vorgenommenen namentlichen Abstimmung stimmten 1100 für den Ausstand und 1123 dagegen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Veränderungen in der Volkszahl preußischer Städte.

(Stat. Corr.) Seitdem das endgültige Ergebniß der letzten Volkszählung bekannt gegeben worden ist, haben sich in der Abgrenzung einiger Stadtgebiete erhebliche Veränderungen vollzogen; auch schieden 5 Städte aus dem Kreisverbande aus und bilden seitdem Stadtkreise, und zwar vom 1. April 1896 ab Gelsenkirchen, Solingen und Tilsit, vom 1. April 1897 ab Forst und Gleiwitz.

Bei 14 preußischen Städten hat die nach dem Stande vom 2. Dezember 1895 berechnete Volkszahl infolge inzwischen eingetretener Veränderungen des re, zum theil 6 erheblich, zugenommen, bei einer (Velbert) eine Abnahme erfahren; 3 Städte haben ihre Selbständigkeit verloren und . mit anderen vereinigt worden (Burischeid mit Aachea, die Flecken Freudenberg und Loge mit Bassum), und eine Landgemeinde (Herne) ist Stadt geworden. . ;

Mit Breslau sind die Landgemeinden Kleinburg und r mi sowie der Gutsbezirk Pöpelwitz vereinigt worden, mit Forst i. N. Laus. die Gemeinde Berge, mit Garz auf Rügen die Gemeinde Klein Wendorf, mit Gleiwitz die Gemeinden Tiyneck, Petersdorf städtisch und Petersdorf Antheil von Welczeck, mit Grätz die Gemeinden Piaski und Mlyniewo, mit Groß ⸗Wartenberg das Grundstück Grabe mühle der Gemeinde und ein kleiner Theil des Gutes Schloß Wartenberg, mit Löwen das Gut Löwen, mit Münsterberg i. Schles. die Landgemeinden Bürgerbezirk. Kommende und Ohlgut, mit Powidz die Gemeinden Powidz⸗Amtsgrund und Sautersbrunn, mit Saarbrücken die Gemeinde St. Arnual, mit Syke die Kolonie Syke und mit Wohlau die Gemeinde sowie der Gutsbezirk Polnischdorf. Von der Stadt Velbert sind das Dorf Heiligenhaus, die Honschaften Oefte, Tüschen, Hettenscheid, Leubeck, Hasselbeck und Isenbügel ab⸗ getrennt und als Bürgermeisterei Heiligenhaus zu einer Landgemeinde zusammengelegt worden. .

Wie sich hierdurch die Einwohnerzahl der genannten Städte ver⸗ ändert hat, zeigt folgende Uebersicht:

Es betrug am 2. Dejember 1895:

die Bevölkerung im damaligen im Stadtgebiete vom in Stadtgebiete: 30. April 1897: überhaupt männl. weibl. überhaupt männl. weibl.

Aachen. 110 551 52 826 57 725 126422 60146 66276 Bafsum .. 837 396 441 29 , 6h Breslau.. 373 163 170 140 203 023 378 250 172 818 205 432 Burtscheid.

15871 7320 3551 . . . k 31 307 14727 16580 reudenberg

25 681 12059 13 622 598 317 281

Garz a. Rügen 2067 10917 1050 251 6 1165 Gleiwitz 24980 12976 12004 38916 19896 19020 Grätz. 386 1699 2168 4042 1798 2244

Groß⸗Warten⸗ berg. 2 11 19304 10513 8791

1 Herne. Löwen. 1216 195 6 1265 18

k 431 438 Münsterberg . 6h 2962 3398 n,. . 491 593 aarbrücken. 97998 7284 Syke

; 688 643 Velbert 9020 7584 Wohlau

4301 637 8 572 937 5277 1961

8107 1160 196570 1903 11509 4450

3 806 523 11098 266 6232

1448 1223 2489

Kunst und Wissenschaft.

Für die diesjährige Generalversammlung des Gesammt⸗ vereins der deutschen Geschichts⸗ und Alterthums⸗ vereine, welche in den Tagen vom 3. bis 7. September zu Dürk⸗ beim in der Pfalz in Verbindung mit dem 25 jährigen Stiftungsfest des Alterthumsvereins für den Kanton Dürkbeim abgehalten werden wird, ist folgendes Program m aufgestellt: Freitag, den 3. September. Von Abends 8 Uhr an: Gesellige Vereinigung beider Vereine in den Vier Jahreszeiten. Sonnabend, den 4. September. 83 Uhr Morgens: Erste Hauptversammlung des Gesammt⸗ vereins in den „Vier Jahreszeiteñ, wo auch die übrigen Sitzungen stattfinden. Eröff nung durch den Vorsitzenden, Begrüßungs⸗ reden, geschäftliche Berichte 2ꝛc. Vortrag des Geheimen Raths Pro⸗ fessors Dr. Schroeder⸗Heidelberg: ‚Die deutsche Kaisersage. 10 Uhr: Delegirten⸗ und Sektionssitzungen (Berichterstattungen). Für die⸗ jenigen, welche an den Delegirten, und Sektionssitzungen nicht theil⸗ nehmen, findet sich Gelegenheit zur Besichtigung von Dürkheim und dessen Sammlungen. 4 Uhr Nachmittags: Ausflug nach Limburg und Hartenburg. Sonntag, den 5. September. 8 Uhr Morgens: Sektionssitzungen. Von 9 bis 11 Uhr: Spazier⸗ gang zur Heidenmauer und Fruͤhstück daselbst. 11 Uhr: Festsitzung des Alterthumspereins Dürkheim zur Feier seines 25 jährigen Jubi⸗ läums im ,,, Vortrag des Herrn rofessors Dir. Mehlis: „Historische Denkmäler im Kanton Dürkheim und deren Pflege. Ansprachen, Beglückwünschungen. 2 Uhr: Gemeinsames Mittagsmahl in due Vier Jahreszeiten.“ Von 43 Uhr Nachmittagꝛ ab: Konzert in der Kolonnade. Montag, den 6. September. 8 Uhr Morgens: Sektions sitzungen. 99 Uhr: Zweite Hauptversammlung des Gesammtvereins. Vortrag des Herrn Br. Köhl (Worms): „‚Räömische Grabfelder bei Worms. 11 Uhr 33 Minuten: Abfahrt nach Worms. Besuch der Grabfelder, des Museums und des Domes. Rückfahrt Abends 9 Uhr mittels Extrazuges. Dienstag, den 7. September. S Uhr Morgens:

lung ab, in welcher die Lohn.! und Arbeitsverhältnisse

Sektionssitzun gen. 10Uhr: Dritte Hauptversammlung des Gesammtvereins.

waters (alle drei auf Tafeln abgebildet), und endlich (im Text) eine das

Bericht ber das ebniß der Delegirten⸗ und Sektionssitzungen. uhr a6 Minnten; usflug nach Neustadt a. d. H., Ankunft da Ft 2 Uhr 23 Minuten. Spaziergang nach Schönthal und Max⸗ Gegen 7 Uhr Abschiedstrunk im Saalbau.“ Wohnungk⸗ Lnmmeldungen. die m lichst bald erbeten werden, nimmt entgegen herr Gatsbesitzer Catolr jun. zu Dürkheim a. d. H.

Fir die Generalpersammlung sind folgende Anträge und Anfragen angemeldet: 1) Ver Verein für Mecklenburgische Ge⸗ schichte beantragt, unter Abänderung der 2, 7, 20, 22, 24, 25 und I der Satzungen, zu beschließen, die Generalversammlung des Ge⸗ sanmt verein? der deutschen Geschichts-⸗ und Alterthumsvereine nur

i Jahre, und zwar, abwechselnd mit den Historiker⸗ den ungeraden Jahren stattfinden zu lassen. kann seitens der Staatsverwaltungen für die

Gibaltung und Ordnung der städtischen, Landgemeinde⸗ und Pfarr⸗ fre geschehen? 3) Was kann seitens der Staatsverwaltungen fir die Erhaltung und Ordnung der größeren Priratarchive ge⸗ Heben? Archiv⸗Rath Dr. Ermisch für den Königlich Sächsischen fe mbc ein 4. Empfiehlt es sich, jur Srleichterung der archivalischen Forschungen, die bei einzelnen Archiven be⸗ reits übliche Versendung von Archivalien zu verallgemeinern? Archiv Rath Dr. Bailleu. 5) Welche Mittel sind gesetzlich gestattet zur Hintanhaltung der Verbringung von e ned etflaenr ins Aus⸗ land? Welche Methode empfiehlt sich bei Abdeckung von sstorischen Denkmälern zum Zwecke ihrer Erhaltung? 7) Wann erscheint die Tepfornamentik zuerst auf rheinischer Keramik? s) Welches sind die Kriterien für die drei Perioden der theinisch⸗römischen Keramik? 9) In welcher Verwendung er— scheinen Bossenquadern in rheinisch römischen Bauwerken. 16) Welches sind die Kriterien für Bauwerke der ersten und zweiten gothischen Bauperiode im Mittelrheinlande? Dr. Mehlis für den Alter⸗ jhumsverein für den Kanton Dürkheim. 11) Welche Grundsätze sollen für die Ordnung von Sammlungen vorgeschichtlicher Alter⸗ tbüämer maßgebend sein? Dr. Schwartz, Vorsteher des Provinzial Nuseums in Posen.

Die Berichterstattungen werden folgende Themata be— handeln: 1) Die Herstellung statistisch historischer Grundkarten. Professor Dr. Thudichum Tũbingen. 2) Die neuesten französischen Karten über die Völkersitze am Mittelrhein. brofeso Dr. Thudichum⸗· Tübingen. 3) Die Lage des Denkmalschutzes. Architekt P. Walls Berlin. 4] Die Ergebnisse der Sammelforschung über den Rennsteig?. Oberlehrer Dr. Bühring⸗Arnstadt. 5) Prähistorische Kochapparate. Dr. Bischoff⸗Dürkheim. 6) Die Runeninschrift vom Drachenfels bei Dürkheim. Dr. Mehlis⸗Dürkheim. 7) Das Kreuz als Steinmetzzeichen auf rheinischen Denkmälern. Dr. Mehlis⸗ Dürkheim. 8) Ueber Anlegung von Verzeichnissen für Datierungen in arabischen und lateinischen Zahlzeichen für evigraphische und histo⸗ rische Zwecke. Dr. Mehlis⸗ Dürkheim. 9) Die Verbreitung der mit Linder zusammengesegten Ortsnamen und deren mögliche Be⸗ deutung für die Ausdehnung des fränkischen Siedelungsgebiets. . Dr. Gmelin ⸗Großaltdorf. 10) Prähistorische Kultstätten.

ardellen. Die Funde von Schierstein und Sindlingen. Sanitäts⸗Rath Dr. Florschütz⸗Wiesbaden. 11) Die auf dem Historikertage in . a. M. aufgestellten Grundsätze für die Herausgabe von ktenstücken zur neueren Geschichte, sowie die Grundsätze bei der Veröffentlichung von Tagebüchern und Memoiren. Archiv Rath Pr. Bailleu. Berlin. 127) Der gegenwärtige Stand der Forschungen betreffend Orts. und Flurnamen in Deutschland. Sanitäts- Rath Dr. Weiß Bückeburg.

Von der Publikation der DHauptwerke der National⸗Galerie zu London, welche unter dem Titel Pictures in the National Gallery, London mit enaglischem Tert von Charles L. Eastlake, Kustos und Sekretär derselben, im Kunstverlage von 66 Hanfstaengl in München (London und New Jork) erscheint stegen zwei weitere Liefe⸗ tungen, III und IV, vor. Ihren Inhalt bilden die Werke der Schulen von Stena. Ferrara, Bologna und eines Theils derjenigen von Urbino.

Die Sienesische Schule ist durch vier in Textbildern wieder gegebene Gemälde von Duccio di Buoninsegna vertreten, von denen als das bedeutendste ein kleines Triptychon (Madonna und zwei Heilige) erscheint. Wie dieses, so sind auch die Transfiguration“, die Verkündi⸗ ung“ und die Heilung des Blinden“ charakteristische Werke dieses

alers. Von Matteo da Siena, einem sonst wenig bekannten Meister (6 1496), besitzt die Londoner Galerie eine große Altartafel mit der Darstellung der „Himmelfahrt Mariae“, welches den Perlen der Sammlung beizuzählen ist. Die lebens⸗ hroße liebliche Gestalt der betenden Madonna, welche von dem über ihr, schwebenden Christus mit geöffneten Armen wartet wird, während der an ihr offenes Grab eilende hl. Thomas sich anschickt, den aus ihrem Schoß herabfallenden Gürtel aufzufangen, st umgeben von zahlreichen musizierenden Engeln in langen bunten Hewändern, manche von entzückender Anmuth in dem mannigfaltigen usdruck ihrer Haltung und Bewegung; zu ihnen und den neckischen Knderköpfen der Cherubim und Seraphim bilden die im Himmel zu Seiten des Gottessohnes schwebenden Heiligenfiguren mit ihren, den Vorgang durch lebhafte Gesten und ausdrucksvolle Mienen begleitenden Gestalten einen höchst. interessanten Kontrast. Neben der für einen so frühen Meister erstaunlichen Lebendigkeit und Wahrheit verdient auch die fein abgewogene Komposition und die Harmonie der Farbengebung Bewunderung. Das Bild befindet sich n der Galerie erst in dem Jahre 1884, wo es aus dem Kloster Sant' Eugenio bei Siena angekauft wurde. Außer diesem auf einer Tafel wiedergegebenen Gemälde findet man im Text die Neproduktlon eines hl. Sebastian, der durch seine ge⸗ schickte Modelllerung und anatomische Treue auffällt. Be—⸗ merkenswerthe Werke der Sienesischen Schule sind ferner ein Triptychon von Benvenuts da Siena: Maria mit dem Kinde und den Heiligen Petrus und Nicolas, eine von Cherubim umgebene

adonng mit dem Jesusknaben von Bernardino Fungai, eine faurenreiche Anbetung der Könige! von Baldassare Peruzzi, be⸗ onders interessant ö. die meisterhaft komponierte, in den Wolken schwebende Gruppe dez von Engeln getragenen und begleiteten Gott⸗

ind stillende Jungfrau von Girolamo del Paechia: ein höchst anziehendes Bild, das man wegen der lebentfrischen Auffassung, der feinen Zeichnung ind Modellierung und der sorgfältigen Behandlung der Inkarnation beim erflen Anblick für ein Werk der Umbrischen Schule halten möchte. Aus der Schule von Ferrara werden uns zunächst ein Altarblatt

ben Cosimo Tura: eine mit dekorativem Prunk ausgestattete thronende adonna mit dem schlafenden Kinde, von musizierenden Engeln ver— rt, sowie das vortrefflich charakterlsierte Bilbniß des Domunikaner⸗ Nönchs St. Vincentius errer, von Francesco Cossa, drei Gemälde kon Ercole de Roberti: Verehrung der Hirten, Piet? und Israeliten, as Manna sammelnd (Textbilder), vorgeführt. Lorenzo Costa (5 1535), tr bedeutenbste Schüler Cofimo Turg' s, gehört schon mit der Hälfte seiner reduktion der Bologneser Schule an. Ein fünftheiliges Altarbild äs einer Kirche in Faenza charakterisiert die Fähigkeiten dieses eisters vorzüglich; besonders schön ist darauf ein schwärmerisch zu 5. Madonna aufblickender, die Mandoline spielender Engelknabe. n früher demselben Maler zugeschriebenes Bilp, der Londoner alerie ist erst später dem wenig bekannten Ercole di Giulio Cesare Hand (etwa 1460 - 1531) aus Ferrara zuerkannt worden. keses prächtige Kunstwerk (wie das vorige auf einer Tafel wiedergegeben zeigt., die Madonna unter einem marmornen ; ewölbe, in hellrothem Gewande und weitem blauen Mantel kuend während der Jesusknabe, die Hand zum Segen er ebend, von ihr gehalten, auf ihrem rechten Knie steht. Der Thron, . sich auf doppelter, unten vier- ob en achteckiger Basis erhebt, ist i. reichste mit Reliefbildern, Medaillons und Gemälden aus der ; lischen Geschichte verziert, die Vorderwand des Gewölbes mit em talen Skulpturen, die anstoßenden Wände mit Malerei but Mit unübertrefflicher Meisterschaft charakteristert

ling mit langem blonden Haar, die Linke auf dem Schwert haltend, rechts der hl. Johannes, ein mit seitwärts gesenktem Haupt, fromm ergeben zu der Jungfrau aufschauender Bäßer, in der Linken das Kreuz. mit der Rechten ein Buch darreichend. Das herrliche Werk stammt aus der Sammlung des Marchese Strozzi in Ferrara und gebört der Londoner Galerie seit dem Jahre 1883. n die nachraffaelische eit gehört schon der früher böher als jetzt geschaͤtzte Benvenuto Tisio da Garofalo (6 1569). Seine akademssch kühle Art der Kompesitien und Farbengebung kennzeichnet vollkommen ein Altarbild aus San Guglielmo Ferrara. Weit origineller in seinem Schaffen ist der Ferrarese Giambattista Benvenuti, nach seinem Vater, einem Gärtner, L Ortolano genannt (6 um 1525). Von diesem Künstler, dessen Lebentumstände fast gänzlich unbekannt sind, besitzt die Londoner Galerie ein Werk, dessen vollendete Qualitäten ihm einen Platz neben den ersten Meistern seiner Zeit anweisen. Dasselbe stellt die drei Heiligen Sebaftian (oben in der Mitte), Rochus und Demetrius (ju beiden Seiten) im Vordergrunde einer sorgfältig behandelten Landschaft dar. Die drei. Gestalten sind vrachtvoll modelliert, äußer— lich wie innerlich ihrem Wesen nach vorzüglich gekennzeichnet und mit einer Gewissenhaftigkeit gemalt, die sich bis auf das geringste Detail erstreckt, ohne daß dennoch das Ganze dadurch in seinem kraft vollen Eindruck im Geringsten beeinträchtigt würde. Die Schule von Bologna repräsentiert in glänzender Weise Francesco Raibolini, bekannter unter dem Namen Francia, und zwar durch zwei ein und demselben Altarwerk angehörige Bilder. Das eine zeigt die in eine Lünette eingefaßte Beweinung des von zwei Engeln ge— haltenen Leichnams Christi durch Maria und ist, als Kunstwerk wie als Kultbild betrachtet, gleich werthvoll und ergreifend. Als größerer Haupt- theil gehört dazu die Darstellung der Jungfrau mit dem Kinde und der hl. Anna, von den Heiligen Sebastian, Paulus, Laurentius und Romuald verehrt, während der knabenhafte Johannes der Täufer, ein Spruchband haltend, auf den Messias hinweist. Auch dieses Werk ragt durch Vornebmheit der Zeichnung. Gewandung und Farbengebung wie durch Tiefe des Ausdrucks und religiöse Stimmung hervor.

In Heidelberg ist am 8. d. M., Nachmittags, der bekannte Chemiker Professor Victor Meyer infolge eines Herzschlages plötzlich verstorben. Er war am 8. September 1848 in Berlin geboren, studierte seit 1865 hier und in Heidelberg, wurde 1867 Assistent Bunsen's, 1871 Professor am Polytechnikum in Stuttgart, 1872 in Zürich, 1385 in Göttingen und 1889 Nachfolger Bunsenis in Heidelberg. Er lieferte e , , Arbeiten über Nitroverbindungen der Fettsaurereihe, über die Verschieden heiten der primaren, sekun dären und tertiären Nitroverbindungen, über gemischte Azoverbindungen, äber Valenz und Verbindungsfähigkeit des Kohlenstoffs und über die Nitrosoberbindungen. Er entdeckte die Aldoxime, Ketoxime und Las Thiophen, studierte die langsame Verbrennung von Gasgemischen, verbesserte die Methoden der Dampfdichtigkeits Bestimmung und ent⸗ deckte die Zerlegung der Halogenmoleküle bei hohen Temperaturen. Auch literarisch war Victor Meyer für seine Fachwissenschaft thätig; er ließ erscheinen: „Pyrochemische Untersuchungenꝰ (mit Langer, Braunschweig 1885); Chemische Probleme der Gegenwart“ (Heidel. berg 1890); „Ergebnisse und Ziele der stereochemischen Forschung“ da. 1380); Tabellen zur qualitativen Analyse? (mit Treadwell, 3. Aufl, Berlin 1891); Die Thiophengruppe“ (Braunschweig 1888) Aus Natur und Wissenschaft? (Heidelberg 1392); „Lehrbuch der organischen Chemie“ (mit Jacobson, Leipzig 1891 95, 2 Bde.); Märztage im Kanarischen Archipel“ (das. 1893).

Aus Basel meldet W. T. B. das gestern erfolgte Ableben des Kultur. und Kunsthistorikers, Professors Jakob Burckhardt. Am 26. Mai 1818 zu Basel geboren, studierte Burckhardt auf der Universität seiner Vaterstadt Theologie, deutsche Literatur und Ge— schichte und setzte seine Studien in Berlin fort. Hier wurde er mit Franz Kugler befreundet, für den er später die zweite Auflage seines „Handbuchs der Kunstgeschichte! (Stuttgart, 1848) besorgte. In die 8. zurückgekehrt, wurde Burckhardt in der Folge zum Professor der Geschichte und Kunst— geschichte an der Universität zu Basel ernannt und dann bei Gründung des Polytechnikums in Zürich in gleicher Eigenschaft an diese Anstalt berufen; er kehrte jedoch bald wieder an die Universität seiner Vater⸗ stadt zurück. Im Jahre 1893 trat er in den Ruhestand. Jakob Burckhardt zeichnete sich als Schriftfteller eben so durch lichtvolle Darstellung und Fein⸗ heit der Auffassung wie durch gründliche Literatur und Quellenkenntniß aus. Zu seinen älteren Werken gehören: „Die Kunstwerke der belgischen Städte“ (Düsseldorf 1842); „Jakob von Hochstaden, Erzbischof von Köln. (Bonn 1843); „Erzbischof Andreas von Krain und die letzte Konzilsversammlung in Basel 1482 —· 84. (Basel 1852). Ihnen folgten seine Hauptwerke: „Der Cicerone, eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens! (Basel 1855; 6. Auflage von W. Bode, Leipzig 1893), worin in treffender Charakterisierung die wichtigeren Meisterwerke Italiens aus älterer und neuerer Zeit dargestellt sind; „Die Zeit Konstantin's des Großen“ (Basel 1853; 2. Auflage Leipzig 1881); „Die Kultur der Renaissance in Italien! (Basel 1860, 4. Auflage, besorgt von L. Geiger, Leipzig 1885) und die „Geschichte der Renaissance in Italien“ (Stuttgart 1867; 3. Auflage, bearbeitet von Holtzinger, 1891).

Der erste internationale Mathematiker Kongreß wurde, wie W. T. B.“ meldet, gestern in Zürich in Anwesenheit von Vertretern der Regierung und des Stadtraths von dem Professor Geiser-Zürich in der Aula des Polytechnikums daselbst eröffnet. Etwa 200 Theilnehmer waren erschienen. Professor Rudio⸗Zürich sprach über Zweck und Ziele des Kongresses. Der nächste Kongreß soll im Jahre 1800 in. Paris zusammentreten; weitere Kongresse sollen als⸗ dann alle 3 bis 5 Jahre abgehalten werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

i cht

über die Thätigkeit des Vereins der forstlich en Versuchsanstalten Deutschlands sowie über die Arbeiten der preußischen Haupt-Station des forst— lichen Versuchswesens während des Jahres vom 1. April 1896 bis dahin 1897.

J Verein der forstlichen Versuchsanstalten Deutschlands.

Die Versammlung des Vereins deutscher forstlicher Ver⸗ suchsanstalten fand vom 18. bis 21. September 1896 in Ver⸗ bindung mit dem internationalen Verbande forstlicher Versuchs⸗ anstalten in Braunschweig statt. Es wurden folgende Gegen⸗ stände berathen: .

1) Erhebungen über die Verbreitungsgebiete der Haupt⸗ holzarten.

2) Sind die forstlich⸗meteorologischen Beobachtungen in der ae n Weise fortzuführen oder sollte eine Aenderung des bisherigen Systems eintreten?

3) Vereinbarung einheitlicher Bezeichnungen auf dem Gebiete der Holzmeßkunde.

4) Altersbestimmung der Probestände.

5) Bestimmung der Meßhöhe an .

6) Berichterstaltung über den Stand der Vereinsarbeiten und Beschlußfassung über Zeit und Ort der nächsten Ver⸗ sammlung. . = . Ferner wurden die Persuchsflächen der braunschweigischen 1 Wolfenbüttel, Königslutter, Groß⸗Rohde,

II. Arbeiten der Haupt⸗-Station des forstlichen Versuchswesens in Preußen.

A., Arbeiten der forstlichen Abtheilung. Die wichtigsten Arbeiten der forstlichen Abtheilung des kersu wesens waren folgende:

L. Neuanlage und wieserholte Aufnahme von Ertrags⸗ probeflächen, Durchforstungs⸗, Lichtungs⸗ und e,, flächen in den Regierungsbezirken Erfurt, Hildesheim, Schleswig und in den Lehrrevieren.

2) Im Harz und in Thüringen wurde für die Unter⸗ suchungen der technischen . der Fichte und Weiß⸗ tanne Material gesammelt, welches während des Winters be⸗ arbeitet wurde.

3 Die „Untersuchungen über das Raumgewicht und die Druckfestigkeit der wichtigsten Waldbäume, Theil J, die Kiefer“ wurden mit Unterstützung des Herrn Ministers bei Springer in Berlin herausgegeben.

4). Eine Bearbeitung der a der Durchforstungs⸗ und Lichtungsversuche in Kiefernbeständen“ ist in der Zeit⸗ schrift für Forst⸗ und Jagdwesen, April- und Mai⸗Heft 1897, veröffentlicht.

5) Betheiligung an den Untersuchungen der mechanisch⸗ technischen Versuchzanstalt Charlottenburg über das Blauwer den des Kiefernholzes.

6) Einleitung eines Versuchs, betreffend die Verwendung des Buchenholzes zu Eisenbahnschwellen.

7) Erhebungen über das Vorkommen der wichtigsten Holz⸗ arten in Preußen.

8) Ueberwachung der Anbauversuche mit ausländischen Holzarten.

M Dienstreisen im Interesse der Versuchsarbeiten.

B. Arbeiten der meteorologischen Abtheilung. Jartsetzung der Beobachtungen auf de an fh meteorologischen Stationen. Veröffentlichung der monatlichen Zusammen⸗ , und des XXI. Jahresberichts bei Springer in

erlin.

C. Die Arbeiten der chemisch-physikalischen Ab⸗ theilung erstreckten sich auf eine Untersuchung über die im Waldboden vorhandenen Bakterien und Pilzkeime und deren Bedeutung für die Humusbildung, über die Einwirkung der Streuentnahme, über die Methoden des Nachweises von Waldbeschädigungen durch Rauchgase, über Moor⸗ und Torf⸗ bildungen und auf zahlreiche Bodenanalysen zu anderen

Zwecken. D. Arbeiten der zoologischen Abtheilung.

I) Untersuchung über die Bacillen⸗Vergiftung der Mäuse.

2) Veröffentlichung mehrerer forst⸗ und jagdzoologischer Aufsätze in der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen.

E. Arb eiten der botanischen Abtheilung. I) Fort⸗ setzung der Untersuchung über Wachsthum und Holzquamität der Kiefer.

2) Untersuchung von Buchenschwellen.

3) Verschiedene Gutachten.

Saatenstand im nördlichen Frankreich.

Die Witterung in den Monaten Juni und Jali war ziemlich wechselvoll, weder besonders günstig noch ungünstig für die Entwickelung der Saaten, starke Gewitterschauer haben indessen stellenweise Schaden angerichtet.

Die amtlichen Schätzungen vom Juli d. J. weichen wenig von denen im Mai ab. Winterroggen und Winterweizen sind nach wie vor mit Nr. 3, ziemlich gut“, Roggen etwas höher als Weizen bonitiert. Sommerweizen geht in die Kategorie Nr. 2, „gut“, über. Gerste und Hafer sind als ziemlich gut‘ mit der Neigung zu „gut“ angesprochen.

Weiden, Wiesen, Klee und andere Futterkräuter haben Nr. 2, gut“, sich Nr. l, sehr gut“, nähernd. Wiesengras, Klee u. dergl. gaben einen vorzüglichen ersten Schnitt, und die Nachmahd wird vor— aussichtlich auch eine gute werden.

Kartoffeln haben wieder Nr. 3 in den Norddepartements, in anderen Theilen des Landes sollen sie etwas mehr versprechen. Die Zucker. rüben, die anfangs Sommer im Wachethum zurückgeblieben waren, haben sich sehr erholt, sodaß man jetzt auf einen „guten‘ Ertrag 6 Die Cideräpfelernte ist dagegen auf mittelmäßig“, Nr. 4, geschätzt.

Die Einteaussichten in den übrigen Theilen Frankreichs sind im wesentlichen dieselben wie im Norden.

Man glaubt, daß die Weizenernte kaum mehr als 80 Millionen Doppelzentner betragen wird, sodaß um den Jahresbedarf von 95 bis 96 Millionen Doppelzentner zu decken, ein auswärtiger Zuschuß von ungefähr 15 Millionen Doppelzentnern nothwendig sein würde, und zwar abgesehen von den Weizenzufuhren, welche zur Wieder⸗ ausfuhr als Mehl bestimmt sind.

Saatenstand und Ernte in Nord⸗Italien.

Das Mengen⸗Ergebniß der Weizenernte ist um ein Drittel, wenn nicht mehr, hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben. Die Güte be⸗ friedigt. Mais und Reis stehen im allgemeinen gut; in Hafer wird eine gute Mittelernte erwartet.

Getreidemarkt in Kalifornien. Nach Mittheilungen der Produktenbörse in San Francisco waren die Anfang Juni d. J. in Californien vorhandenen Getreidevorräthe

folgende: . Weizen ... 1733 880 Si rr (100 Pfund zu 0, 45359 Eg), Mehl .... 94 960 Fässer,

Gerste .... JT58 600 Zentner,

sßafer. . 81 989 Jentuer,

oggen ... 21 360 Zenner.

Der aus der vorjährigen Ernte verbliebene Weizenvorrath ist so⸗ mit ein ungewöhnlich geringer gewesen und inzwischen durch Ver⸗ schiffung noch vermindert worden. Der Ertrag der neuen Weizen ernte, welche in diesem Staat in der zweiten Hälfte des Monats Juni auf den Markt zu kommen beginnt, wird im gegenwärtigen Jahre ziemlich gleichförmig auf 850 001 t gu 2000 Pfund) ver anschlagt. Soweit bis etwa Mitte Juli beurtheilt werden konnte, ist die Qualität eine gute. Den Weizenertrag Oregons und Washingtons, der zunächst allerdings noch weniger genau festzustellen ist, schätzt man im Ganzen auf ungefähr 500 9o0 t. Danach möchten an der Pacifie⸗Küste etwa 24 Millionen Zentner Weizen für die Ausfuhr ver⸗ wendbar sein. . Der in San Franeiéco am 1. Juli d. J. für Nr. 1 Export⸗ weizen gezahlte Preis war 1 Dollar 211 Cents bis 1 Dollar 22 Cents für den Zentner. ; . Schiffe erhielten zu Anfang Juli d. J. für Getreideladungen (f. D. U. K. Havre, Antwerpen or Dunkirk) E 1. 2 sh. 6 d. . Die in dem Hafen liegenden nicht engagierten fremden Schiffe hatten am 1. Juli einen Gesammtgehalt von 120 945 Register Tons, die engagierten von 42 285 Regifter⸗Tons. Der Tonnengehalt sämmt⸗ licher, zu Anfang Juli nach San Francisco unterwegs befindlicher oder für diesen Hafen ladender Fahrzeuge wurde auf 228 409 Register⸗ Tons angegeben.

Der Landwirth steht jetzt vor der Herbst⸗Saatzeit und damit vor dem in vielen gut betriebenen Wirthschaften zur Regel gewordenen Ankauf neuen Saatguts. Ein verständiger Samenwechsel

I die beiden Helligenfiguren: links der heilige Wilhelm, n gepanzerter, kraftvoller, zuversichtlich in die Welt blickender Jüng⸗

ehre, Braunschweig und Gittelde sowie der Forstgarten zu Riddagshausen besichtigt.

ist überall da anzurathen, wo. das Erträgniß einer Pflanze nach längerem Anbau zurückbleibt, ferner, wo si in