1897 / 211 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Sep 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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besseren Vorbereitung aufdie Dauer von 6 bis 9 Monaten an eine Gewerbe Inspektion zurückverwiesen. Wird nur eine Arbeitfür un⸗ enuügend erachtet, so ist dem Aspiranten jedoch im Laufe derselben rüfung nur ein Mal, eine Aufgabe zu einer neuen Ar zu ertheilen. Gelingt diese Arbeit nicht, so tritt die oben er⸗ wähnte Zurückverwelsung an eine Gewerbe— imnspektion ein. A In der muͤndlichen Prüfung sind die für den Gewẽrbeaufsichtsdienst erforderlichen Kenntnisse I) in den technischen Fächern, einschließlich der Gewerbe⸗

Hygiene, .

2 8 nöffentlichen Recht und in der Volkswirthschafts⸗

ehre,

3) im praktischen Gewerbeaufsichtsdienst nachzuweisen.

Mit der mündlichen Prüfung ist ein freier Vortrag aus Akten zu verbinden, die dem Aspiranten drei Tage vor dem Termine zugestellt werden. . .

22. Zu einem Prüfungstermin können mehrere, jedoch nicht mehr als 4 Aspiranten vorgeladen werden. .

8 23. Die Frage, ob die Prüfung bestanden sei, und im Bejahungsfalle, ob sie ausreichend“, „gut“ oder mit Aus⸗

eichnung“ bestanden sei, wird durch Stimmenmehrheit der i , des Prüfungsamts, nach dem Gesammt⸗ ergebnisse der schriftlichen und mündlichen Prüfun entschieden.

S 24. Aspiranten, welche die Prüfung nicht bestanden haben, werden auf mindestens sechs Monate zur besseren Vor⸗ bereitung an eine Gewerbe⸗Inspektien zurückverwiesen. U

2B. Es ist eine einmalige Wiederholung der 4 Prüfung gestattet, deren Erfolglosigkeit den Ausschluß vom Gewerbeauffichtsdienst bewirkt. Für den Fall der zu wieder⸗ holenden Prüfung kann beschlossen werden, daß die wiederholte Anfertigung der schriftlichen Arbeiten oder einer derselben nicht zu fordern sei. . . .

3 26. Ueber das Ergebniß der Prüfung ist ein Protokoll aufzunehmen, welches die Gegenstände der Prüfung und das Urtheil der Mitglieder des rn samts enthalten muß. Das Protokoll ist mit Bericht dem inister für Handel und Gewerbe zu überreichen. Dieser ernennt die spiranten, welche die Prüfung bestanden haben, zu Gewerbe⸗Inspektions⸗ Assistenten. .

53 27. Der Minister für Handel und Gewerbe kann die Befähigung zur Anstellung im Gewerbeaufsichtsdienste bis zum 1. April 1901 Personen mit wissenschaftlich⸗iechnischer Vorbildung unbedingt oder mit dem Vorbehalte zuerkennen, daß sie sich binnen einer bestimmten Frist einer nachträglichen, von dem Prüfungsamt (8 17) abzunehmenden Prüfung

unterziehen. . Die vorstehenden Bestimmungen treten am 1. Oktober 1897 in Kraft.

Die vorstehende Vorbildungs⸗- und Prüfungs⸗-Ordnung für die Gewerbe⸗Aufsichtsbeamten, welche auf Grund der Bestim⸗ mung unter Ziffer 7 des Allerhöchsten Erlasses, betreffend die Anstellung von Regierungs und Gewerbe⸗Räͤthen und die Organisalion der Gewerbe⸗Inspektion, vom AN. April 1891 (Ges⸗Samml. S. 165) auf meinen Vorschlag vom Königlichen Staats- Ministerium mit der Maßgabe erlassen worden ist, daß unwefentliche, die Grundsäͤtze nichl berührende Abänderungen von dem Minifler für Handel und Gewerbe allein angeordnet werden können, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Der Erlaß einer Ausführungs⸗Anweisung bleibt vor⸗ behalten.

Berlin, den 7. September 1897.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Brefeld.

Der Präsfident der Eisenbahn⸗Direktion zu Köln Höter ist bis auf weiteres mit Wahrnehmung der Geschäfte eines Ministerial⸗Direktors im Ministerium fur Handel und Gewerbe beauftragt.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 40 der Geseg⸗ Sammlung * enthält unter

Nr. 9944 das Gesetz, betreffend die Verpflichtung der Gemeinden in den Provinzen Hessen⸗Nassau und Schlesien zur Bullenhaltung, vom 19. August 1897; unter

Nr. 9945 den Allerhöchsten Erlaß vom 19. August 1897, betreffend Uebertragung der Verwaltung der Strecke Richterich Preußisch⸗Niederländische Grenze vom Tage ihres Uebergangs auf den Staat an die Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Köln; und unter .

Nr. 9946 die Verfügung des Justiz⸗-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerichts Gladenbach, vom 16. August 1897.

Berlin W., den 8. September 1897.

Königliches GesetzSammlungs⸗Amt. Weberstedt.

renn betreffend die Errichtung einer dritten Pfarrstelle in der evangelischen Immanuel-⸗Kirchengemeinde zu Berlin.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unter⸗ richts und Medizinal⸗ . und des Cvangelischen Ober⸗ Kirchenraths, sowie nach Anhörung der Betheiligten wird von den unterzeichneten Behörden hierdurch gore; festgesetzt: 11 In der evangelischen. Immanuel⸗irchengemeinde zu Berlin wird eine dritte Pfarrffelle errichtet. § 2.

Diese Urkunde tritt mit dem 1. September 1897 in Kraft. Berlin, den 20. August 1897. Berlin, den 28. August 1897. (L. S.) (L. S.)

Königliches Konsistorium Der der Provinz Brandenburg, Königliche Polizei⸗ Abtheilung Berlin. er! D. Faber. von Windheim.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Ges vom 10. April 1872 (Gesetz-Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) der Allerhöchste Erlaß vom 31. Mai 1897, betreffend die Genebmigung eines Nachtrags zum Statut der Preußischen Pfand · Friesbank zu Berlin vom 16. November 189416. März 1895, durch das Amteblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Rr. 32 S. 304, ausgegeben am 6. August 1397

2) der Allerhöchste Erlaß vom 8. Juni 1897, betreffend die Verlelhung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Unna jum Frwerke des jur Herstellung einer Kläranlage für einen Theil der stãdtischen Abwãfser erforderlichen Grundeigenthums, durch das Amtẽs⸗ blatt der Königlichen Regieruxg iu Arnsberg Nr. 31 S. 481, ausgegeben am 31. Juli 1897,

3) der Allerböchste Erlaß vom 16. Juni 1397, betreffend die Verlelbung des Enteignungerechts an zie Altiengesellschaft Kleinbahn ˖ gesellschaft Greifswald. Jarmen! zu Greifswald zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Klein · babn von Greifswald nach Jarmen mit Abzweigungen nach Züssow und Güßkower Fähre in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund Nr. 29 S. 132, ausgegeben am 22. Juli 1897; .

4 das am 25. Juni 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für den Deichverband der großen Beke im Kreise Elbing durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 32 S. 259, ausgegeben am 7. August 1897; ö s) das am 26. Juni 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwaͤsserungkgenossenschaft des Bibrowosees im Kreise Berent durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 32 S. 253, ausgegeben am 7. August 1897; 3

6) der Allerböchste Erlaß dom 30. Zuni 1897, betreffend die Ver leihung des Rechts zur Chauffeegelderbebung an den Kreis Rybnik für die von ibm beziehungsweise von der Stadtgemeinde Sehrau Oe S. ausgebaute Chausfee von Sohrau O- S. bis zur Plesser Rreisgrenze bei Borin, durch das Amteblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 33 S. 249, ausgegeben am 13. August 1897;

) das am 7. Juli 1897 Allerböchst rollissgene Statut für die Entwässerungs und Drainage⸗Genossenschaft Wittgirren ⸗Aurkall⸗ nehlen im Kreise Insterburg durch das Amtsblatt der König⸗ sichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 32 S. 299, ausgegeben am 11. August 1897.

Per son al ⸗VBeränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offijiere, Portepee-Fäbnriche x. Exnennungen, BefSr derungen und Bersetzungen. Im aktiven Heere. r, , v. d. be, 5. September. v. Trot ha, Oberst und

ommandeur des 35. Oberschles. Inf. Regts. Nr. 62, zur Vertretung des Kommandeurs der 8. Inf. Brig. kommandiert. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere, Hom⸗ burg v. d. be, 5. September. Schwarz, Oberft. Lt. a. D. zuletzt Kommandeur des Kadettenhauses in Bensberg, die Aussicht auf Anstellung im Zivildienst ertheilt. Hoferichter, Ser. Lt. vom Füf. Regt. General ⸗Feldmarschall Graf Moltke (Schles.) Nr. 38, Brandt v. Lindau, Sec. Lt., vom 5. Großberzogl Heff. Inf. Regt. Nr. 168, Beiden mit Pension der Abschied bewilligt.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche Lc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 25. August. Ulmer, Major 3. D, zum Kommandeur des Landw. Bezirks Rosenbeim, Herzing, Major j. D. beim Bezirks-Kommando Rofenheim, Schobert, Hauptm. 3. D. beim Bezirks⸗Kommando Wasserburg, zu Bezirks. Offizieren, ernannt.

n,, Phildius, Major z. D. beim Bezirks⸗Kommando Landau, El ßer, Hauptm. j. D. beim Bezirks Kommando Amberg, zu Bezirks Offizieren ernannt.

Im Sanitäts-Korps. 28. August. Dr. Rüth, Ober Stabsarzt J. Kl. und Regts. Arzt im 5. Feld. Art. Regt, unter Ver⸗ leihung des Charakters als Div. Arzt, Br. Roth, Ober⸗Stabsarit 1. Kl. und Regts. Arzt im 2. Fuß ⸗Art. Regt., mit der geseßlichen Penston und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, Dr. Grüneberg (I. München), Assist. Arft 2 Kl. der Landw. 1. Aufgebots, behufs Uebertritts in den aktiven Stand des Sanitäts-Korps der Kaiserlichen Marine, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

24. August. Kolbe ck, Korps. Stabsveterinär vom General⸗ , , R Armee-Korps, mit Pension in den erbetenen Rubestand getreten.

Durch Verfügung des General⸗Kommandos J Armee Korps. Wilbelm, Zahlmstr. vem 10. Inf. Regt. Prinz Ludwig, zum 1. Fuß ⸗Art. Regt. vakant Bothmer versetzt. ö

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8 September.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Ihre Majestäten der König und die Königin von Italien, Seine Majestät der König von Sachsen und die anderen Fürstlichkeiten begaben Sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag 6 Uhr mit großem G folge mittels Sonderzuges von Hombürg v. d. H. nach Wiesbaden und trafen Abends? Uhr 10 Minuten auf dem reich geschmückten Bahnhofe daselbst ein. Der Kaiser und die Kaiserin, der König und die Königin von Italien sowie der König von Sachsen begaben ö. nach der Ankunft in das Königliche Schloß. Die zahlreich auf den Straßen angesammelte Volks⸗ menge brachte den Majestaten begeisterte Hochrufe dar. Ihre Majestäten der König und die Königin von Jäalien wurden auf dem Wege nach dem Schlosse von dem Ober-Bürgermeister Pr. von Ibell und von der italienischen Kolonie begrüßt.

Abends um 8 Uhr fand im Königlichen Theater eine

estvorstellung statt. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ chaften wurden beim Eintritt mit Fanfaren begrüßt und nahmen hierauf unter Hochrufen und den Klängen der, Marcia reale“ in der . e Platz. Seine Majestät der Kaiser Wilhelm führte Ihre Majestät die Königin Margherita. Seine Majestãt der König Humbert Ihre Majestät die Kaiserin Auguste Victoria; dann folgten Seine Majestät der König Albert von Sachsen,. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch und die anderen Fürstlichkeiten. Die Vorstellung wurde eingeleitet durch ein einattiges Festspiel von Josef Lauff mit dem Titel „Salven, die Einigkeit Deutschlands und

taliens im Sinne des Friedens symbolisch darstellend.

der Stadt Rem mit dem Quirinal eine Engelgruppe mit den vereinten Wappen Deutschlands und Italiens aus den Wolken herniederstieg, während der Engel des Friedenz segnend emporschwebte, wurde mit begeistertem Jubel auf⸗ ,, öchsten Herrschaften im ibül des ate as Souper ein. Hierauf ging „Preciosa“ mit der Musik von Weber in glänzender Ausstattung in Scene. .

Um 11 Uhr 236 die Allerhöchsten und Höchsten . mittels Sonderzuges nach Homburg v. d. H. zurũck. . Heute früh 76 Uhr begaben Sich Ihre Majestäãten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert zu Wagen in das Manövergelände, während , . die Kaiserin Auguste Victoria und die Königin Margherita um 8 Uhr dorthin nachfolgten. Der Kaiser und der König von Italien trafen um 8 Uhr in Großkarben ein, stiegen dort zu Pferde und begaben Sich nach dem Manõverfelde.

Ueber den Verlauf der Manöver wird berichtet: Am estrigen Tage griffen die bayerischen Truppen gegen 8 Uhr rüh die stark verschanzten preußischen Stellungen auf der ganzen Linie an. Ein Sturmangriff des linken bayerischen Flügels wurde abgeschlagen, während der rechte Flügel der baye⸗ rischen Ost⸗Armee gegen Mittag in die preußische Stellung bei Windecken eindrang. Auch dieser Angriff gelang nicht; die preußischen Truppen gingen aber, ohne die sich zurückziehenden Bayern zu verfolgen, auf Befehl des Hauptquartiers bis hinter die Nidder zurück, wo sie heute einen erneuten Angriff erwarten. Auf beiden Seiten kam gestern ein Fesselballon und bei der West-⸗Armee auch ein Drachenballon zur Verwendung.

Für Gewerbe-Aufsichtsbeam te ist eine Vor⸗ bildungs und Prüfungs-Ordnung erlassen und im amtlichen Theil dieser Nummer des R- u. St⸗Anz. ver⸗ öffentlicht. Eine amtliche Ausgabe wird dem nächst in Karl Heymann's Verlag, Berlin W., Mauerstraße Nr. 44, er⸗ scheinen und kann im Buchhandel von dort bezogen werden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Pfeil“, Kommandant Korvetten Kapitaͤn Gerstung, am 7. September von Odde nach Kiel

in See gegangen. .

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat, wie „W. T. B. aus München meldet, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen Wilhelm à la suite des f. Bayerischen Ulanen⸗Regiments gestellt.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Gestern Nachmittag fand nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Wien in der Hofburg unter dem Vorsitz des Kaisers ein gemeinsamer Minister rath statt, an welchem die Minister⸗ Präsidenten Graf Badeni und Baron Banff sowie die Minister Graf Goluchomskt und Baron Kallay theilnahmen,

Der Statthalter von Salzburg Graf von Thun und Hohenstein ist gestern in Salzburg gestorben.

Rußland.

Der Kaiser und die Kaiser in besuchten, wie 4 aus Bielostock berichtet, am Montag nach Schluß der Manbber auf dem Rückwege das Kriegs-Lazareth. Gestern Vor— mittag fuhr der Kaiser mit den Großfürsten und dem Kriege⸗ Minister, General Wannowski mittels Sonderzugs nach Ossovetz zur Besichtigung der estung. Die Kaiserin begab sich gestern in Begleitung der Gber-Hofmeisterin Fürstin Galitzin von dem Gute Doilida, dem Abstẽigequartier der Majestät n, nach der Stadt und besichtigte das Asyl des Wohlthätigkeits vereins sowie die Kirchen und Schulen. Zum Andenken an den Besuch der Stadt Bielostock durch den Kaiser und die Kaiserin sind dort zu Wohlthätigkeitszwecken bedeutende Summen ge⸗ sammelt worden.

Nach Meldungen aus Chabarowsk vom 14. vorigen Monats traf der Souschef im Generalstabe der e , . Armee Vicomte Kawakami⸗Soroku zur Theilnahme an den Manövern ein und hat sich, nach einem 6 in Blagjoweschtschensk am Amur, nach Wladiwosto geben, von wo er am 10. September die Rückreise nach Japan anzutreten gedenkt.

Spanien.

Das Kriegsgericht in Barcelona hat den An⸗ archisten Sampaa Barril wegen des Mordanschlags gegen den Polizeikommissar Portas nicht, wie W. T. B.“ gestern meldete, zu 40 Jahren Zwangsarbeit, sondern nach amtlicher Bekanntmachung zum Tode verurtheilt. Das Erkenntniß wird zur endgültigen Prüfung und Entscheidung dem Obersten Kriegsrath vorgelegt werden.

Türkei.

Die Botschafter haben am Montag, wie W. T. B.“ seine gestrige Meldung aus Konstantinopel über die letzte Sitzung derselben berichtigt und auch die „Agence Havas⸗ vernimmt, nach Eingang der Instruktionen ihrer Regierungen über den neuen Vorschlag Lord Salisbury's berathen, welcher dahin geht, eine internationale Kommission von sechs Mit⸗ gliedern, je einem für die sechs Großmächte, zur Kontrole der Staatgein künfte Griechenlands, die fuͤr den Dienst der Kriege⸗ entschädigungs und der alten Anleihen zur Verfügung zu stellen find, einzusetzen, worauf die alsbaldige Räumung Thessaliens durch die Türken erfolgen solle. Dieser Vorschlag ist mit einigen redaktionellen Aenderungen angenommen und dem Minister des Aeußern Tewfik Pascha in nicht offizieller Weise vorgelegt worden. Die Verhandlungen in Tophane sollen am Donnerstag wieder aufgenommen werden.

Die Mitglieder der russischen Botschaft veranstalteten gestern zu Ehren des scheidenden Botschafters von Nelidow ein Abschiedsfest. Die ruffische Kolonie in Konstantinyel stiftete aus diesem Anlaß einen Nelidow⸗Preis für die russische

ie Schlußscene, in welcher auf dem strahlenden Hintergrunde

Schule daselbst.

be⸗

Aus Lanea wird dem Standard“ berichte! : in dortigen amklschen Kreisen verlaute, daß Dschewagd Pascha, dessen NMiffion als fehlgeschlagen gelte und der sich in diesen Tagen nach Rethymo und Kandig begebe, bei der Pforte um seine Rückberufung nachgesucht habe. .

Nach einer Meldung der Wiener „Politischen Korrespon—⸗ denz dürfte die Zahl der Schiffe der fremden Geschwader vor Kreta auf die Hälfte herabgesetzt werden. Die Truppenkontingente werden aber ihre augenblickliche Stärke

bis auf weiteres behalten. Griechenland.

Da einige Mächte den Vorschlag der griechischen Re⸗ gierung, die KRriegsentschädigungs-Anleihe durch die Ein⸗ nahmen aus der Stempelsteuer zu garantieren, welche bereits als Garantie für die früheren nleihen dienen, abgelehnt haben, überreichte die Regierung, nach einer Meldung des „W. T. B. aus Athen, gestern Abend den Gesandten der Mächte eine neue Note, in welcher sie als Garantie für die er⸗ wähnte Anleihe die Zolleinnahmen aus Laurion, die Ausfuhr⸗ steuer auf getrocknete Trauben und die Leuchtthurm⸗Abgaben anbietet, die niemals als Garantie für irgend eine Anleihe dienten. Gleichzeitig schlägt die Regierung Modalitäten für eine besondere Ueberwachung vor.

Die Wiener nnr ch Korrespondenz“ meldet aus Athen: Die Regierung hat am Montag den Mächten mit⸗ getheilt, daß nunmehr 10090 Reservisten der letzten Jahres⸗ flafsen entlassen worden seien. Weitere Verabschiedungen von Reservisten ständen in der zweiten Hälfte dieses Monats bevor. Die Lage der thessalischen Flüchtlinge, welche ohne Obdach auf verschiedene Orte zerstreut sind, wird dem W. T. B.“ zufolge, nachdem jetzt die regnerische Jahreszeit begonnen hat, immer unhalibarer. Gestern ist über Athen ein sehr schweres Gewitter mit verheerender Wirkung nieder⸗ gegangen.

Bulgarien.

Der 36 hat, wie dem „W. T. B.“ aus Sofia vom estrigen Tage berichtet wird, das Entlassungsgesuch des Finanz⸗Ministers Geschow angenommen und an dessen Stelle den Justiz Minister Theod orow zum ine , n fr er⸗ nannt. Der bisherige General⸗Sekretär im Justiz-Ministerium . ist zum Justiz-Minister, der bisherige Unterrichts⸗

inister Wekitschkow zum Minister für Handel und Acker⸗ bau und der Deputirte Va zow zum Minister für den öffent⸗ lichen Unterricht ernannt worden.

Dänemark.

Anläßlich des Geburtstages der Königin fand gestern im Schlosse Bernstorf eine Tafel statt, an welcher, bem „W. T. B. zufolge, nur die Königliche Familie und die Fuürstlichen Gäste theilnahmen. Der Prinz von Wales brachte einen Toast auf die Königin aus.

Amerika.

Der „Times“ wird aus Buenos Aires gemeldet, daß die Aufständischen in Uruguay unter Lamas und Saraiva sich bei Montes, 50 Meilen von Montevideo entfernt, ge⸗ lagert haben. Im Falle eines entschie denen Angriffes sei die Einnahme von Montevideo möglich, da viele Bewohner der . mit der Revolutionspartei sympathisierten und die

ertheidigung der Stadt nicht organisiert sei.

Afrika.

In Tanger ist ein portugiesischer Kreuzer an⸗ gekommen, um den Reklamationen über die Ausschreitun⸗ . der marokkanischen Riffpiraten Nachdruck zu ver⸗ eihen. Ein italienischer Kreuzer wird, dem ‚W. T. B.“ zufolge, noch erwartet.

us Kairo wird die Einnahme von Berber durch Eagypten befreundete Stämme gemeldet. Die Derwische haben Berber aufgegeben und sich auf Metammeh zurũck⸗ gezogen. Befreundete Araber halten für die egyptische Regie⸗ rung Berber und die Getreide⸗Niederlagen besetzt. General Hunter ist mit vier Kanonenbooten nach Berber vorgerückt, . ihm Kitchener Pascha in der nächsten Zeit folgen wird.

Nach einem in Calais eingetroffenen Telegramm aus Dbok hat die vom Congo kommende Expedition Liotard gegen Fachoda zu mit den Vorposten der von Abessynien her vordringenden Expedition Bonchamp Fühlung genommen.

Nr. 35 des Gentralblatis fär das Deutsche Reick“, herausgegeben im Reichzamt des Innern, vom 3. September, hat folgenden Inbalt; I) Konsulat⸗Wesen: Ermächtigungen zur Vor⸗ nahme von Zivilstan ds Akten; Ex. quatur-Ertheilung. 2) Zoll- und Steuer. Wesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befug. nissen der Zoll und ,, Rangerbhöhung zweier Stations Kontroleure. 3) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Aus⸗· ländern aus dem Reichsgebiete.

Arbeiterbewegung.

In Gotha kaben, wie im Vorwärts“ mitgetheilt wird, 60 Steinarbeiter der Firma C. A. Merkel wegen Lohnstreits am s. . M. die Arbeit eingestellt.

Hier in Berlin haben nach demselben Blatt die Arbeiter der Kist en fabrik von Karl Funk u. Co. wegen Lobnstreits die Arbeit verlassen. Die Forderungen der Ausständigen sollen bewilligt worden sein; der Arbeitgeber verweigert jedoch die Wiederaufnahme der 6 am Lusstand betheiligten Arbeiter.

In Birm ing bam tagt seit Montag der Kongreß der Trade Unions. In seiner gesirigen Sitzung nahm der Kongreß, wie W. T. B. meldet, einstimmig eine Resolution an, in welcher den im Ausstand befindlichen Maschinenbauern die Sympathie des Kon—= . ausgedrückt wird und der Kongreß sich verpflichtet, den Aus.

ändigen moralische und finanzielle Unterstützung zu leiben. Ferner wurde eine Resolution anger ommen, die den gesetzmäßigen Acht⸗

undentag in allen gewerkli Betrieben fordert. de ä , d. 33 . ö 16 3 wollindustrie in Almelo ossen, in agen den Ausstand zu beginnnen. 4 ;

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Statistik des Deutschen Reichs von 1872 1897.

Das Kaiserliche Statiftische Amt und mit ihm die amtliche Statfftik des Deutschen Reichs hat zur Zeit eine 25 jährige Entwicke· lunge periode hinter sich. Am 23. Juni 1572 erließ der Reichs kanzler die erste, noch beute geltende Geschäfts. Instruktion. für dieses Amt und am 23. Jull 1872 begann dasselbe seine Thätigkeit, Gelegentlich der nothwendig gewordenen neuen, umfassenden Ausgabe der Bestim. mungen, die far die Bearbeitung der einzelnen Zweige der Statistik beute gelten, hat das Amt in dem soeben erschienenen 101, Bande neue Folge der Statistik des Deutschen Reichs einen geschichtlichen Rückblick auf diese 25 jährige Entwickelung zu werfen Veranlassung ge⸗ nommen.

Die Statistik des Deutschen Reichs nahm ihren Ausgang von der Statiftik des deutschen Zollvereins. und in . Sinne kann man das seit 1833 als Abrechnungsstelle fungierende „Zentralbureau des Zollvereins! in Berlin als den Vorlãufer des Raiferlichen Statistischen Amts bezeichnen. Die Funktionen dieses k hielten sich in den durch die Zwecke des Zollvereins.

ertrages gegebenen engen Grenzen, d. b. sie beschraͤnkten sich auf die Bearbeitung der Statiftik des Waarenverkebrs mit dem Auslande, der Statistik der Zollverwaltung und des Grtrags der Zölle und der gemeinsamen indirekten Steuern, sowie auf die Zusammenfassung der in den Einzelstaaten aufzuftellen den Bevölkerungs nachweise für den Vereinszweck, wozu noch die Statistik der Bergwerke, Salinen und Hütten und einzelne weitere Arbeiten auf gewerbe. und verkehrsstatistischem Gebiete hinzutraten. Die wissenschaftliche Verarbeitung des Materials sowie die Veröõffent⸗ sichung der Ergebnisse lag dem Zentralbureau des Zoll vereins nicht ob. Schon vor der Errichtung des Deutschen Reichs hatte sich das Bedurfniß nach einer Umgeftaltung und Erweite⸗ rung dieser emeinsamen Statistik der deutschen Zollvereins⸗ staaten ergeben und den Vorsitzenden des Bundesraths des Zollvereins, den preußischen Minister ⸗Präsidenten Grafen von Bismarck, veranlaßt, eine Kom wmifsion zur weiteren Ausbildung der Statistik des Zoll. vereing , aus Bevollmächtigten sämmtlicher Bundesregierungen des Vereins und welteren Sachverständigen bestebend, einzuberufen. Diese Kommission trat am 12. Januar 1870 zusammen, tagte zunãchst bis zum 12 Februar und vom 4. bis 16 Juli 1870 und unterbrach dann die Be⸗ rathungen, um sie erst nach Begründung des Deutschen Reichs und nun für dieses in zwei Sitzungsperioden April Mai und Juli = August 1871, wieder aufzunehmen. Nach den Vorschlägen der Kommission, die sich namentlich auch auf die Errichtung einer Reichs bebõrde für deutsche Statiftik bezogen, der auch die wissen chaftliche Bearbeitung des ihr zufließenden Materials und die gel mäßige Veröffentlichung der wichtigeren Ergebnisse aufzugeben sei, ift seitens des Bundesraths die Neuordnung der Statistik des Deutschen Reichs vorgenommen worden. Durch die schon erwähnte, von dem Reichskanzler erlassene Geschãftẽ· inftruktion für das Kaiserliche Statistische Amt wurde dieser un⸗ mittelbar dem früheren Reichskanzleramte, jetzigen Reichs amte des Innern unterstellten Behörde im allgemeinen die Auf ga be zugewiesen: I das auf Grund von Gesetzen oder auf Anordnung des Reichskanzlers für die Reichsstatistik zu liefernde Material zu sammeln, zu prükten, technisch und wissenschaftlich zu bearbetten und die Ergebnisse geeigaeten . zu veröffentlichen, ) auf Anordnang des Reichskanzlers stat stische dachweisungen aufzustellen und über statistische Fragen gutachtlich zu berichten. Schon aus dieser allgemeinen Bestimmung folgt, daß von der Thätigkeit des Kaiserlichen Statistischen Amts und damit von dem Umfang der amtlichen Stazistik des Deutschen Reichs überh-upt nur durch eine Darlegung der einzelnen, ihm von vornherein oder in der egen zugewiesenen Aufgaben ein richtiges Bild gegeben werden ann. Rur unter Berücksichtigung dieser Beschränkung auf bestimmte, bm befonders überwiesene Zweige der Statistik wird man die Stellung des Kaiferlichen Statistischen Amts sowohl innerhalb des gewaltigen Arbeitsfelides der modernen Statistik überhaupt, wie auch namentlich gegenüber den Arbeiten und Leistungen der zahlreichen statistischen Landeszentralstellen der einzelnen deutschen Bundesstaaten richtig zu würdigen vermögen. 49.

Schon seit seiner Errichtung im Jahre 1872 liegen dem Kaiser⸗ lichen Statiftischen Amt zunächst folgende vom Zentralbureau des Zollvereins überkommene Aufgaben ob: I) Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Volkszählungen für das Reich, 2) die alljährlich zu versffenklichende Statistik der Bergverke, Salinen und Hütten, 3) die monatlichen und jährlichen Nachweise über den auswärtigen Handel, 4 die alljährlich, zum tbeil auch für kürzere Perioden, hberzustellende Statistik der gemeinsamen Zölle und Steuern. Daju kommen folgende bereits mit Errichtung des Amts im Jahre 1872 ibm neu zugewiesenen Arbeiten: 5) die alljährliche Statistik der Gheschließungen, Geburten und Sterbefälle, 6) die Statistik der Viebbaltung, 7) die alljährliche Statistik des Verkehrs auf den deutschen Wasserstraßen u. s. w., 8) die alljährliche Statistik des Seeverkehrs, und jwar, des Bestandes der deutschen Kguffahrtei⸗

lotte, der in deutschen Häfen ein. und ausgehenden Seesch ffe, des

erkehrs deutscher Seeschiffe zwischen ausländischen Häfen, der Ver⸗ unglückungen deutscher Seeschiffe und der Schiff sunfälle an der deutschen Küste, 9) die jährliche und vierteljährliche Statistik der über⸗ seeischen Auswanderung. Diese von vornherein dem Amt zugewiesenen, fortlaufende oder periodisch wiederkehrende Arbeiten bedingenden Auf. gaben sind zum weitaus größten Theile seit 1872 wesentlich erweitert und vertieft worden. auch abzesehen von der Indrucklegung und Ver⸗ öffentlichung der Ergebnisse, die eine ganz gewaltige Steigerung erfahren hak. Es braucht nur an die Statistik des auswärtigen Handels erinnert zu werden, die durch das Gesetz vom 20. Juli 1879 döllig umgestaltet und ihrem Umfange nach vervielfacht worden ist, ferner an die Statistik der gemeinsamen Zölle und Steuern u. s. w. Za diesen seit 1872 dem Amt obliegenden Aufaaben ist nun aber in der Folgezeit eine beträchtliche Reihe weiterer, theils einmaliger, theils fortlaufender Arbeiten hinzugetteten, die kurz chronologisch aufgeführt seien: feit 1873 die Statistit der Obsternte (nur bis 1877) und die Statistit der Anmusterungen und Entweichungen von Seeleuten der Handeleflotte, seit 1875 die Nachweise über die Schulbildung der Rekruten, 1815 die mit der Volkszählung verbundene erste gewerb⸗ liche Betriebszählung im Deutschen Reich, seit 1877 die Statistik der Dampfkesselexplosionen, 1878 die erste Statistit der Bodenbenutzung, dann die Erhebungen über die Ernteertrãge fortan jährlich) und die Taback⸗ Enquete u. s. w., seit 1879 die Statiftik Ter Bampftessel und Dampfmaschinen, ferner die Zusammen⸗ ssellung der Großhandelspreise wichtiger Artikel, 1381 die erste Er⸗ hebung über die öffentliche Armenpflege, 1882 die Berufs und Gewerbe zäblung vom 5. Juni, ferner seit diesem Jahre die Kriminal- Statiftit, 1535 die zweite Statistik der Bodenbenutzung. seit 183850, die Statistik der Krankenversicherung der Arbeiter und im nr. Jahre die zweite Statistik der öffentlichen Armenpflege, seit 1887 die Statistit des Waarenvertehrs auf den subventisnierten Postdampferlinien, seit 1889 die Statistik des Handels von Deutsch Ostafrika mit dem Zoll⸗ vereinsgebiet, 1397 Beginn der Arbeiten der Kommission für Arbeiter⸗ stansstik und der jährlichen Zusammenstellungen der ortsüblichen Tage ilöbne, 1893 die dritte Siatiflik der Bodenbenutzung, Beginn der Saaten stands. und vorläufigen Grntenachrichten, die außerordentliche Vieh. zählung dieses Jahres und Beginn der Konkursstatistik, seit 1895 die Statistik des Verkehrs im Kaiser Wilbelm- Kanal sewie im gleichen Jahre die Erhebungen über die Verhältnifse im Handwerk und die zweite Berufs. und Gewerbezählung (14. Juni), 1896 die Unterfuchung über die Ginwirkung der Arbeiterversicherung auf die Armenpflege und 1897 die Einrichtung eines besonderen Nachrichten dienstes für die Getreidepreise an deutschen Fruchtmärkten. Auch von diesen seit 1572 neu hinzugekommenen Aufgaben baben sich viele in ganz erheblichem Umfang entwickelt, wie J. B. die Kriminal-, die KRrankendersicherungs -, die Konkursstatistik, andere haben vorübergebend auf Jahre einen ganz außergewöhnlichen Arbeitsaufwand der- . wie u., a. die beiden Berufs! und. Gewerbe jählungen. Es ist dabei allerdings zu beachten, daß die vor⸗ tehend aufgezählten Aufgaben nach der Art der Erhebung und der arbeitung des Urmaterials die Arbeitsleistung des RKaiserlichen

Statistischen Amts in sehr verschiedenem Grade in Anspruch nehmen. Bei ein selnen Zweigen der Statistik erfolgt die Bea beitung voll⸗ stãn dig in dem genannten Amt, dem das Urmaterial unmittelbar von den Erhebrngebebörden zugeht, so bei der Statistik des auswärtigen Handels, der Zölle und Steuern, Ter Kriminal ., Kranken⸗ persicherungs · und Konkursstatistik. Bei anderen Statistiken, 1. B. bei der Bevölkerunge⸗ und landwirtbschaftlichen Statistik, wird tas Urmaterial seitenz der statistischen Landeszentralstellen bereits zu gleichmãßigen Nachweisen verarbeitet, welche dem Kaiserlichen Sta⸗ sistischen Amt dann zur Grundlage weiterer Bearbeitung dienen. Die äbereinstimmende Erbebung und Bearbeitung in den Landes entral⸗ stellen wird durch Konferenzen der Reichs. und Landesstatistiker ge⸗ sördert. Vereinzelt finden auch beide Methoden nebeneinander An⸗ wendung, indem ein Theil der Bundesregierungen auch die erste Ver⸗ arbeitung des Urmaterials dem Reichs amt überläßt, ein Theil sie selbst be⸗ sorgt (Berufs zablung, Saatensta nds Nachrichten) Rechnet man zu diesen Arbeiten nun noch hin zu die Erledigang der zahlreichen amtlichen Auft cäge, welche ju Veröffentlichuagen nicht führen, ferner die Auskunftsertheilung an deutsche und fremde statistische Behörden und Privatpersonen und namentlich auch die wachsende Arbeit, die nothwendig ist, um auf dem weiten Gebiet der Statiftik, auch der außerdeutschen, auf dem daufen⸗ den zu bleiben, was für eine derartige Zentralstelle ganz unerlãßlich ist, fo wird man sich ein annähernd vollständiges Bild von der um⸗ fangreichen Thätigkeit des Kaiserlichen Statistischen Amts machen konnen und begreifen, daß seine Arbeitsleistung im Laufe der letzten 25 Jahre gewaltig an Umfang zugenommen bat.

An Pers on al waren für das Jahr 1872 außer dem Direktor 2 Mitglieder und 8 Bureaubeamte im Etat vorgesehen; im Jahre 1857 befteht das Perfonal dagegen aus 1 Direktor, 5 Mitgliedern, 2 Bureauvorffeßern, 57 erpedierenden Sekretãren, 115 Sekretariats⸗ Asfiftenten, 5 Kanzleisekretären, 11 Unterbeamten und S4 diätarisch oder gegen Tagegeld beschäftigten Hilfsarbeitern (ohre die für die Berufs zählung besonders angenommenen), sowie etwa 20 zeitweilig von der Steuerverwaltung dem Amt zugetheilten Beamten. Während der Etat für 1872 die Kosten mit 31 750 Thalern be—⸗ rechnete, sind im Etatsjahr 1897.98 für den Kostengufwand 8241 Ol A ausgeworfen. Nicht einbegriffen sind hier die Aufwen⸗ dungen, welche die besonderen einmaligen Erhebungen erfordern, wie . B. für die Berufs. und Gewerbezäblungen von 1887 und 1895, von denen die erstere rund 2 000 000 4A. die letztere rund 3200000 * gekostet bat, wobei die an die Einzelstaaten gezahlten Beträge und der Aufwand seitens des Reichsamts zusammengerechnet sind. Ent⸗ sprechend diesem Anwachsen des Umfangs des Amts hat natürlich auch eine Vergrößerung der Amtsräume ftattgefunden, welche seit 1876 in einem eigenem Dienstgebäude, Lützow Ufer 6 8, eingerichtet sind.

Die regelmäßigen Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amts bestehen aus dem großen Quellenwerk der Statistik des Deutschen Reichs, welcheg in einer ersten Reihe von Bänden (1 bis 63) in den Jahren 1873 bis 1883 uad dann als Neue Folge: (Band 1 bis 109) in den Jahren 1884 bis 1897 er- schienen oder im Erscheinen begriffen ist. Daneben erscheinen Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“, früher in die Bände des großen Quellenwerks eingereiht, seit 1892 als besondere Zeit⸗ schrift. Weiter werden ausgegeben: Monatliche Nachweise über den aus⸗ wärtigen Handel des deutschen Zollgebiets nebst Angabe über Großhandels- preise, sowie über die Gewinnung von Zucker und Branntwein‘ und seit 1380 das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich. Zahl⸗ reiche Karten und graphische Darstellungen sind in diesen Werken ent⸗ halten, einzelne auch besonders herausgegeben worden. Das Jahrbuch“ entbält am Schluß jedesmal einen ausführlichen Nachweis aller Veröffentlichungen des Amts. Die Amtäbibliethek, die zur Zeit rund 32 000 Bände und 450 Kartenwerke umfaßt, ist keine öffentliche, sondern dient vorwiegend dem Bedürfniß des Amts selbst.

Mit den bisher aufgejählten Arbeiten des Kaiserlichen Statistischen Amtz ist übrigens die amtliche Statistik des Deutschen Reichs noch nicht vollständig erschöpft, vielmebr werden einzelne Zweige der Reichsstatistik von anderen Behörden ohne Mitwirkung des Statistischen Amts bearbeitet. Die eingangs erwähnte Veröffentlichung giebt auch von diesen Arbeiten einen erschöpfenden Nachweis, in dem die selbständige reichsstatistische Thätigkeit des Auswärtigen Amts, des Reichs amts des Innern, des Kaiserlichen Gesundheitsamts, de; Kaiserlichen Patentamts, des Reichs ⸗Versicherungsamts, des Reichs⸗Marineamts, der Deutschen Seewarte, des Reichs⸗Justizamts, des Reichs -Eisenkahnamts, des Reichs ⸗Postamts, der Reichsbank und der Kriegs-Ministerien kurz ge⸗ kennzeichnet wird.

Es erscheint von Interesse, noch in Kürze einen Blick zu werfen auf die Ausführungen, inst denen der Reichs- und Staats Anzeiger“ vor nunmehr 275 Jahren, in seiner Nummer vom 15. August 1872, das neu errichtete Statistische Amt des Deutschen Reichs begrüßte. Schon in der Thronrede bei der Ecöffnung des Deutschen . am 8. April des genannten Jahres, war im allgemeinen der Zweck und die Aufgabe des neuen Amts dahin getennzeichnet worden, daß es im stande sein werde, der Gesetzgebung und Verwaltung, sowie der wissenschaftlichen Erkenntniß der staatlichen und gesellschaftlichen Zustãnde durch einheitliche wissenschaftliche Bearbeitung der Ergebnisse statistischer Erhebungen im Reiche wesentliche Dienste zu leisten. Die Ergebnisse aller einschlägigen, bis in sehr speziele Einzelhelten eindringenden Er- hebungen sollten so führt der Artikel weiter aus in mehr oder weniger ausführlichen, theils auf das ganze Reichsgebiet, theils auf größere Verwaltungsbezirke oder auf einzelne Erbebungsorte bezogenen Aufstellungen der statistischen Zentralstelle des Reichs zugehen und bei dieser nicht allein mechanisch zusammengestellt, sondern auch durch eine Bearbeitung nach wissenschafilichen Grundsätzen für eine unmittelbare praktische Verwendung den Regierungen, wie dem Publikum erschlossen werden. Vorläufig seien die Geldansätze des Etats fär das neubegründete Amt in mäßigen Grenzen gehalten. Nach den Motiven zum Eilat unterliege es keinem Zweifel, daß bei dem Reichthum des dieser Behörde zufließenden statistischen Materials und den mannigfachen Anforderungen, welche die Wissenschaft, die Staats oerwaltung und das Verkehrsleben an die amtliche Statistik stellten, die Thätigkeit des Statiftischen Amts des Deutschen Reichs sich zu einer sehr umfaffenden und fruchtbringenden entwickeln werde. Ver Erfahrung sei es zu überlassen, für die Frage, zu welchem Umfang und in welcher Richtung die Zabl der fest anzustellenden Beamten zu erweitern sei, die nötbigen Anhaltspunkte an die Hand zu geben. In solcher Weise ausgestattet? beißt es wörtlich weiter —, teitt das Amt in zen Organismus der Zintralverwaltung des Reichs als ein besonderes Glied ein, dessen Leiftung, wie diejenige staatlicher Behörden überbaupt. nach dem Ausspruch eines hervorragenden Mit- gliedes der statistischen Kommission nicht nach den Bänden von Zahlen, die es in die Welt sendet, sondern nach dem Umfang und Gehalt der Thatsachen und Kausalverknüpfungen zu beurtheilen sein wird, welche es an der Hand seiner Zahlen in 6 und berechtigter Schlußfolgerung ans Licht zu stellen vermag.“

Der Güterverkehr auf den dentschen Eisenbahnen umfatzte im Jahre 1896 212105 613 t gegen 181 479 525 im Jahre 1895, 173 970 848 im Jahre 1894 und 165 514507 im Jahre 1833. Hiervon entfielen auf den Verkehr im Inlande 169 8c 581 t (gegen il 744674 im Jahre 1895), mit dem Auslande 32265 922 (28 734 851) t Von dem Inlandeverkehr blieken im engeren Lokal- verkehr der einzelnen Verkehrsbezirke 69 178114 C62 ols 134) t, und wurden im gegenseitigen Austausch der Verkehrsbezirke befördert 100 667 477 S8 728 340) t. Vom Auglandsverkehr kamen auf den direkten Verkehr zwischen Deutschland und dem Aus⸗ lande 29 571 874 (27197 990) t, auf die Durchfuhr von Ausland zu Ausland 2586148 (2536 861) t. Aus Deuisch. land ausgeführt wurden 16232 9853 (15 091 405) t, nach Deutschland eingeführt wurden 13 438 921 (127106587) t. Bei Be⸗ rücksichtigung des Umstandes, daß der Verkehr mit den Seehäfen zu einem großen Theil den Verkehr mit dem überfeeischen Auslande dar⸗ stellt, und daß der hier nachgewiesene Empfang mit der Eisenbahn sich bielfach als Ausfuhr aus Deutschland, der Versand mit der Eisenbahn sich als Einfuhr nach Deutschland charakterisiert, beträgt der Wechsel verkehr zwischen den deutschen Verkehrsbezirlen (mit Ausschluß der