der Kaufmann Wilhelm Meyer und der Fabrikant Karl Schwarz in Hannover bei dem Landgericht daselbst, der Kaufmann Moritz Seligmann, der Kaufmann Otto Meurer, der Kaufmann Franz Kaesen, der Kaufmann Karl Wendt, der Kaufmann August Wilhelm Oester⸗ rieth, sämmtlich in Köln, bei dem . daselbst, der Seidenfabrikant Hermann Richard von Beckerath und der Färbereibesitzer Johann Friedrich Ernst Ziellessen in Krefeld bei der Kammer für Handelssachen daselbst, der Kaufmann August Frowein und der Kaufmann Eduard Springmann in Elberfeld, bei dem Landbgericht daselbst, der Kaufmann Eduard Molineus und der Kaufmann Ernst Mittelsten⸗Scheid in Barmen, der Kaufmann Eugen Widmayer in Ronsdorf sowie der Kaufmann Moritz Hasenclever in Remscheid bei der Kammer für Handels⸗ sachen in Barmen, der Kaufmann Gustarp Menne in Siegen bei der Kammer für Handelssachen daselbst, der Fabrik⸗-Direktor Gottfried Ziegler in Oberhausen und der Kaufmann Gustav Steinback in Emmerich bei dem Landgericht in Duisburg, der Rentner Adolph Hollmann und der Kauf— mann Georg Krawehl in Essen sowie der Fabrikbesitzer Adolph Borbet in Schalke bei dem Landgericht in Essen, der Fabrikbesitzer Johann Friedrich Post in Hagen⸗Eilpe und der Kommerzien-⸗Rath Karl Georg Schwemann in Hagen bei dem Landgericht in Hagen, der Stadtrath Ludwig Les in Königsberg i. Pr. bei dem Landgericht daselbst und der Kommerzien-⸗Rath Henry Frentzel-Beyme in Memel bei dem Landgericht daselbst. . .
Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Banquier Oskar Nelke, der Juwelier , Strauß und der Fabrikbesitzer Otto Lueben in Berlin bei dem Land⸗ gericht Lin Berlin, der Banquier Emil L. Meyer und der Kaufmann Heinrich Krüger in Hannover bei dem Land⸗ gericht daselbst, der Kaufmann Karl Rautenstrauch und der Kaufmann Alfred Fremerey in Köln, sowie der Kaufmann Franz Andreae in Mülheim a. Rh. bei dem Landgericht in Köln, der Kaufmann Julius Langen und der Kaufmann Otto Krönlein in M⸗Gladbach, sowie der Kaufmann Ewald Corty in Viersen bei der Kammer für Handelssachen in M.-Glad⸗ bach, sowie der Fabrikant Ernst Huffmann in Werden und der Bergwerks⸗-Direktor Ignatz Reuscher in Uckendorf bei dem Landgericht in Essen und der Kaufmann Fritz Heu⸗ mann in Königsberg i. Pr. bei dem Landgericht daselbst; — wiederernannt: der Fabrikbesitzer Georg Beermann, der Fabrikbesitzer Hugo Bendix, der Direktor des Inyvaliden⸗ danks Wilhelm Brenken, der Kaufmann Julius Grün⸗ wald, der Kommerzien-⸗Rath Hugo Lissauer, der Direktor der , Kreditbank Anton Gustar Wittekind, sämmtlich in Berlin, bei dem Landgericht L in Berlin, der Kaufmann Hans Leyendecker und der Kaufmann Franz Hagen jun. in Köln bei dem Landgericht daselbst, der Kolonialwaarenhändler Friedrich Wilhelm Jörgens und der Sammetfabrikant Friedrich Wilhelm Deußen in Krefeld bei der Kammer für Handelssachen daselbst, der Kauf⸗ mann Ulrich Peltzer in Rheydt bei der Kammer für
andelssachen in M. Gladbach, der Kaufmann Karl August . und der Kaufmann Wilhelm Köhler in Elberfeld bei dem Landgericht daselbst, der Kaufmann Robert Schmersahl und der Kaufmann Alexander Erbslöh in Barmen sowie der Kaufmann Walther Hilger in Remscheid bei der Kammer für Handelssachen in Barmen, der Fabrikant Otto Mattner in Siegen bei der Kammer für Handela⸗ sachen daselbst, der Fabrikbesitzer August Thyssen in Mülheim a. d. Ruhr und der Direktor Max Hütten⸗ müller in Oberhausen bei dem Landgericht in Duisburg, der Buchhändler Gustavp Bädeker in Essen bei dem Land⸗ gericht daselbst, der Fabrik⸗Direktor Otto Klinge in Nachrodt und der Kaufmann Eduard Doerken in Gevelsberg bei dem Landgericht in Hagen, der Kaufmann und Konsul Eduard Hay und der Kaufmann Franz Wiehler in Königsberg i. Pr. bei dem Landgericht daselbst und der Ge⸗ heime Kommerzien-Rath Heinrich Gerlach in Memel bei dem Landgericht daselbst.
Der Landgerichts⸗Rath Dr. Starkowski in Liegnitz, der Amtsgerichts⸗Rath Graen in Höxter, der Rechtsanwalt und Notar Kremser in Neustadt O⸗Schl. und der Rechts⸗ anwalt Beüdziulli in Neunkirchen sind gestorben.
Bekanntmachung.
Gemäß 8 46 des Kommunal⸗Abgaben⸗Gesetzes vom 14. Juli 1893 wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß aus dem Betrieb der auf Königlich preußischem Staatsgebiet belegenen Strecken der Pfälzischen Eisenbahnen für das Jahr 1896 folgender kommunalabgabepflichtiger Reinertrag erzielt worden ist: ö a. für Ebernburg (Mitte der Nahebrücke) J b. Lauterecken Odernheim Mainz, den 23. September 1897.
Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. Breitenbach.
8 21645 K, 75 Ho5. 15 ,
Die Personal-Veränderungen in der Armee befinden sich in der Ersten Beilage.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 25. September.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern in Rominten von Nachmittags 3 Uhr an den Vortrag des Chefs des Marinekabinets entgegen.
Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 19. Juli d. J. ist bestimmt worden, daß das Panzerschiff J. Klasse „Kaiser Wilhelm II.“ der Marine⸗Station der Nordsee zuzutheilen ist.
In der Zeit vom 1. April 1897 bis zum Schlusse des Monats August 1897 betrug die r, nr Einnahme der Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 128 098 48354, gegen 118746299 6 in demselben Zeitraume des Vorjahres, mithin im Etatsjahre 189798 mehr 9262 136 6, die nach⸗ gewiesene Einnahme der Reichs eisenbahn⸗Verwalt ung 1 519 000 M, gegen 29 823 900 M in demselben Zeitraum des Vorjahres (die definitive Einnahme stellte sich im Vor⸗ jahre um 518 841 S6 höher), mithin im Etatsjahre 1897 / 98 mehr 1696000 6
Es ist in Frage gekommen, ob zu den notariell oder in Protokollform abgeschlossenen Mieth⸗ und Pachtverträgen über unbewegliche Sachen neben dem zu dem vor⸗ geschriebenen Mieth⸗ oder Pachtverzeichniß zu verwendenden Werthstempel von 119 vom Hundert der Notariatsurkunden⸗ stempel oder der Protokollstempel nach Tarifstelle 45 oder 53 des Stempelsteuergesetzes vom 31 Juli 1895 zu verwenden ist. Die Frage muß, wie der Finanz⸗Minister in einem Rundschreiben an die Provinzial⸗Steuer⸗Direktoren vom 9. d. M. bekannt giebt, verneint werden, weil es der Absicht des Stempelsteuergesetzes entspricht, die Mieth⸗ und Pachtverträge der vorbezeichneten Art — gleichviel, ob sie priwvatschriftlich, gerichtlich, notariell oder protokollarisch beurkundet sind — steuerlich einheitlich zu behandeln und für alle diese Verträge dieselbe Form der Erhebung der Steuer vorzuschreiben. Hieraus und aus dem Umstande, daß der Stempel der Tarifstelle 482 auf dem Vertrage und nicht auf dem Vrzeichnisse ruht, folgt, daß weder der Notariatsurkundenstempel noch der Protokoll⸗ stempel bei Mieth⸗ und Pachtverträgen über unbewegliche Sachen in Frage kommen kann, sondern auch in den Fällen der ge⸗ richtlichen, notariellen oder protokollarischen Verbriefung nur der Mieth⸗ oder Pachtstempel zu erheben ist, wenn lediglich ein Mieth⸗ oder Pachtvertrag beurkundet wird. Ist der Mieth⸗ oder Pachtvertrag als solcher stempelfrei, weil der nach der Dauer eines Jahres zu berechnende Mieth⸗ oder Pachtzins 300 ½οι oder weniger beträgt, so bleibt auch in den gedachten Fällen eine Abgabe nicht zu entrichten, selbst wenn der Werth des Gegenstandes 150 S6 übersteigen sollte.
Auch Beurkundungen von Abtretungen der Rechte aus Mieth⸗ und Pachtverträgen (Absatz? der Tarif— stelle 48a des Stempelsteuergesetzes) sind dem Stempel für Notariatsurkunden oder Protokolle nicht unterworfen.
Der Regierungs⸗Assessor Goede zu Wulkow bei Stargard i. P. ist dem Landrath des Kreises Belgard, der Regierungs⸗ Assessor von Brockhusen zu Groß-Justin (Kreis Kammin) dem Landrath des Kreises Tondern und der Regierungs⸗ Assessor von Keßeler zu Domäne Niederhone, Kreis Eschwege, dem Landrath des Kreises Mörs, Regierungsbezirk Düsseldorf, zur ö in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.
Swinemünde, 24. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold traf heute früh 8 Uhr an Bord der Yacht „Hohenzollern“ von Stockholm hier ein und setzte um 10 Uhr die Reise nach Berlin fort.
Mecklenburg⸗ Schwerin.
Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Höchstwelcher am Donnerstag Abend von Stockholm wieder in Schwerin ein⸗ getroffen war und sich sofort nach Rahensteinfeid zu Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Großherzogin Marie begeben hatte, hat nachstehende Verordnung, betreffend das Ab⸗ leben Seiner Hoheit des Herzogs Friedrich Wilhelm, er⸗ lassen:
Im Namen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs.
Wir Jobann Albrecht, von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Heir ꝛc., Regent des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, fügen unter Entbietung Unseres gnädigsten Grußes zu wissen: ;
Einen neuen schweren Verlust hat Unser Großherzogliches Haus nach Gottes Willen erlitten. Unser vielgeliebter, theurer Bruder, die Freude und der gerechte Stolz Seiner nun so tief geveugten Mutter, Seine Hoheit der Herzog Friedrich Wilbelm zu Mecklenburg hat am
eftrigen Tage in der Blüthe Seiner Jahre im Dienste der Kaiser⸗ ichen Marine den Tod in den Wellen gefunden.
Wir geben Uns der tröstlichen Ueberzeugung hin, daß der See⸗ mannstod dieses braven Sohnes Mecklenburgs im ganzen Lande den schmerzlichsten Widerhall findet, und verordnen, daß in hiesiger Resi⸗ denz zwei Wochen hindusch, im übrigen Lande aber am Tage der Beisetzung ein Trauergeläut Mittags von 12 —1 Uhr in allen Kirchen anzustellen ist.
Auch soll hierselbst in der Zeit vom Eintreffen der Fürstlichen Leiche bis zum Beisetzungstage einschließlich, im übrigen Lande aber am Tage der Beisetzung weder Schauspiel noch Tanzmusik stattfinden.
Die öffentlichen Behörden haben sich während einer Woche (bis zum 30. d. M. einschließlich) des schwarzen Siegels zu bedienen.
Gegeben durch das Großherzogliche Staats. Ministerium.
Schwerin, den 23. September 1897.
Johann Albrecht. A. von Bülow. von Amsberg. A. von Pressentin.
Seine Majestät der Kaiser hat, wie das Großherzog— liche Ministerium bekannt giebt, das nachstehende Beileids⸗ telegramm an Seine Hoheit den Herzog Johann Albrecht gerichtet: ;
Tief erschüttert durch den Verluͤst Deines lieben Bruders, spreche Ich Dir Mein innigstes Beileid aus. An ihn als einen der besten Offiziere der Marine knüpfte Ich die schönsten Hoffnungen. Mit seinem Soldatentode schließt das junge Leben, das der Stolz seines Hauses, seiner Vorgesetzten und Kameraden war. Bither
ilhelm.
— Der Großherzogliche Hof hat auf 45 Tage Trauer an⸗ gelegt.
Sachsen⸗Meiningen.
richtet, von Tirol wieder in Schloß Altenstein eingetroffen.
Schwarzburg⸗Rudolstadt.
Ihre Durchlaucht die Prinzessin Thekla hat sich an⸗ läßlich des Todes Seiner Hoheit des Herzogs Friedrich Wil⸗ helm zu Mecklenburg gestern Vormittag von Schwarzburg
Seine 7. der Herzog ist, wie die Magd. Ztg.“ be⸗
Samburg. Das untergegangene Torpedoboot 8 26 ist, wie W. T. B.“ aus Cuxhaven meldet, gestern Vormittag an der Unglücksstelle bei der Boje aufgefunden worden. Die Taucher⸗ und Bergungsarbeiten werden durch die sehr be= wegte See verhindert.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Die Großfürstin Maria Pawlow na ist heute früh in Wien eingetroffen. Das österreichische Herrenhaus vollzog gestern, wie W. T. B.“ meldet, die Wahl von 20 Mitgliedern und 10 Er⸗ satzmännern für die Delegation. — Im Abgze ordnetenhaufe wurde der Antrag des Abg. Ruß, über die gestrige Antwort des Alters⸗Präsidenten Dr. Zurkan betreffs der nicht erfolgten feier⸗= lichen Eröffnung des Reichsraths durch den Kaiser die Debatte zu eröffnen, in namentlicher Abstimmung mit 1565 gegen 87 Stimmen abgelehnt. Hierauf ging das Haus zur Tages⸗ ordnung über und nahm die Wahl der Schriftführer und Ordner vor. Unter heftigen Kundgebungen der Linken wurde sodann aber— mals die Angelegenheit der angeblich als Diener des Hauset verkleideten Polizisten zur Sprache rg, und durch den Präsidenten Kathrein dahin klargestellt, daß im Hause keine Polizisten vorhanden seien, sondern daß nur einige Diener früher der Sicherheitswache angehört hätten, wa für ihre Anstellung kein Hinderniß bilde. Es folgten dann Anfechtungen der Mandatsausübung des begnadigten Abgeordneten Szajer, auf welche der Präsident Kathrein erklärte, daß das Präsidium ein Gutachten des Justiz— Ministeriums eingeholt habe und mit diesem der Ansicht sei, daß Szajer auf Grund der Begnadigung Abgeordneter bleibe. Nach längerer Debatte beantragte der Abg. Dr. Menger schließlich die Prüfung des strittigen Falles durch einen Ausschuß. Alsdann erfolgte die Abstimmung über einen von dem Abg. Dr. Groß gestellten Antrag auf Abänderung des gestrigen Sitzungsprotokolls über die Präsidentenwahl. Der Antrag wurde mit 181 gegen 96 Stimmen abgelehnt. Nach⸗ dem mehrere Redner die Dringlichkeit der eingebrachten Noth⸗ standsvorlagen befürwortet hatten, beraumte der Bräsident Kathrein die nächste Sitzung zur Vornahme der Wahlen für die Delegationen für den Abend an, was eine längere erregte Debatte zur Folge hatte. Der Abg. Wolf (Schönerer⸗ Gruppe) beantragte, keine Delegationswahl vorzunehmen, so lange das Quotenverhältniß nicht geregelt sei. Der Abg. Prade (deutsche Volkspartei), der Abg. Pergelt (deutsch⸗fortschrittlich und der Abg. Pattai lchristlich⸗söozial) unterstützten diesen Antrag. Auch der Abg. Daszinski befürwortete denselben, indem er auf das Gerücht hinwies, daß die Re⸗ gierung nach der Delegationswahl den Reichsrath zu vertagen beabsichtige. Die Sitzung nahm einen heftigen Charakter an, als der Präsident Kathrein den Antrag des Abg. Wolf auf Ansetzung einer Pause von 10 Minuten vor der Ab⸗ stimmung als unzu ässig bezeichnete und dem Abg. Wolf das Wort entzog. Dieser sprach weiter und apostrophierte unter anderen die Majorität in höhnischer Weise, was von dieser mit stürmischen Rufen: „Hinaus!“ beantwortet wurde. Der An⸗ trag des Präsidenten bezüglich der Tagesordnung wurde in namentlicher Abstimmung mit 206 gegen 110 Stimmen ange⸗ nommen. Der Abg. Berner (Sozialdemokrat), welcher theils in czechischer, theils in deutscher Sprache sprach, stellte und begründete hierauf einen Antrag, dahin gehend, die Sitzung möge heute Vormittag mit einer anderen Tagesordnung ab— gehalten werden, was der Abg. Daszinski, der sich erst der polnischen, dann der deutschen und zum Schluß abermals der polnischen Sprache bediente, . Während dieser Rede entstand großer Lärm. Der Präsident Kathrein erklärte jede weitere Verhandlung für unmöglich und schloß die Sitzung mit der Mittheilung, daß er die Tagesordnung für die naͤchste Sitzung schriftlich bekannt geben werde.
Der verfassungstreue Großgrundbesitz des Ab⸗ geordnetenhauses hat folgende Erklärung veröffentlicht:
Die Vereinigung der Großgrundbesitzer unter dem Vorsitz des Freiherrn von Ludwigedorf beschloß einhellig, die Vornahme der Delegationswahl nicht nur nicht zu hindern, . für dieselbe einzutreten. In Konsequenz dieses Beschlusses hat daher die Vereinigung in dem Laufe der gestrigen Sitzung bei der Abstimmung über die . der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses für die von dem Prä— sidenten Kathrein vorgeschlagene Tagesordnung, d. h. für die Vornahme der Delegationswahlen, gestimmt. Maßgebend für diese Haltung des Großgrundbesitzes war die Erwägung, daß es sich bei diesen Wahlen nicht um eine Angelegenheit der auch von ihm verurtheilten inneren Politik, sondern um eine die Machtstellung der Monarchie nach außen tangierende Angelegenheit handelt, ins— besondere um die Politik des Ministers des Aeußern, die bekanntlich die volle Billigung und Sympathie dieser Vereinigung besitzt. .
Einer Mittheilung der czechischen Abgeordneten aus Böhmen und Mähren zufolge haben die deutschen Abgeordneten dieser Kronländer das ihnen von den czechischen Abgeordneten für die Delegationswahlen angebotene Kompromiß abgelehnt.
Dem „Fremdenblatt“ zufolge beabsichtigt der Finanz⸗ Minister von Bilinski, das Budget für 1898 am 9 September in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vor⸗
ulegen. J In Anwesenheit des Kaisers wurde gestern in Bu dapest der Schlußstein zu der neuen Artillerie-Kaserne gelegt. Auf eine Ansprache des Bürgermeisters gab der Kaiser seiner Freude Ausdruck, daß die Schlußsteinlegung ihm Gelegenheit biete, dem Munizipium der ungarischen Haupt— und Residenzstadt seine volle Anerkennung und seinen Dank für die patriotische Opferwilligkeit aussprechen zu köanen, welche es im Inter sse der Wehrmacht jederzeit an den Tag lege.
Aus Agram wird gemeldet, daß die Kommission für die Untersuchung der Unruhen, bei welchen Landes—⸗ grundbuchs⸗Dircktor Coijanowie, Bezirksvorstand Bro⸗ zo vic und der Geometer Djako vic erschlagen und die Leichen derselben verstümmelt wurden, bisher 30 Verhaftungen vor⸗ genommen habe. In mehreren Bezirken sei das Standrecht publiziert worden.
Frankreich. Die Budgetkommission ist, der „Köln. Ztg.“ n, zum 4. Oktober zusammenberufen worden und söll sich zuerst mit dem Marine⸗, dann mit dem Militärbudget befassen.
Rußland. . Der Minister des Auswärtigen Graf Murawiew ist,
nach Schwerin begeben. Der Fürstliche Hof hat auf sechs
Wochen Trauer angelegt.
wie das „Journal de St⸗Pétersbourg“ meldet, gestern nach
blieben bis jetzt ohne Ergebniß.
Spala abgereist und wird sich alsdann auf Urlaub nach dem Auslande begeben. Die Leitung des Ministeriums des Aus⸗ wärtigen ist dem Grafen Lam bs dorff anvertraut worden.
Italien.
Der spanische Botschafter bei dem Vatikan Merry del Val ist gestern früh in Rom angekommen und hatte alsbald eine Audienz bei dem Papst.
Niederlande.
Der Finanz⸗Minister hat gestern der Kammer das Budget ür 1898 vorgelegt. Die Ausgaben belaufen sich, wie, W. T. B.“ kite auf 1415/4 Millionen Gulden; das Budget schließt mit einem Fehlbetrage von 6i/z Millionen Gulden ab, der durch Ueberweisungen an die Gemeinden und durch den Rückgang der Einnahme aus der Personalsteuer verursacht ist. Das ordentliche Budget weist einen Fehlbetrag von 1½, Millionen Gulden auf, der durch Erhöhung der Sätze des Zolltarifs gedeckt werden soll.
Türkei.
Der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Freiherr von Calice wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach dem Selamlik von dem Sultan in Audienz empfangen. Abends wurde der russische Botschafter von Nelidow in Abschieds⸗ audienz n.
Der bulgarische diplomatische Agent bei der Pforte Marcow hat seine e n mann um die Ertheilung der Bischofsberate für Kukusch, Melnik, Strumitza, Dibre und Monastir wieder aufgenommen; wie verlautet, sollen die beiden erstgenannten ausgefolgt werden.
Dänemark. Der Reichstag ist auf den 4. Oktober einberufen worden.
Asien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet, daß der General Lockhart. Simla verlassen habe, um den Oberbefehl über die Expedition gegen die Afridis zu übernehmen, welche wahr— scheinlich am 3. Oktober abgehen werde.
Der General Jeffreys begegnet jetzt nur ganz geringem Widerstande seitens der Mohmands; am Mittwoch zerstörte er einige Befestigungen und gestern die Stadt Tangi, während
die Mohmands don den umgebenden Höhen herab zuschauten.
Afrika.
Der Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner hat, wie ‚W. T. B. berichtet, in einer vorgestern in Port Albert gehaltenen Rede geäußert, er sei fest überzeugt, daß, wenn man die Mehrheit der holländisch sprechenden Bevölke— rung der Kolonie von den wahren Absichten und Gefühlen der Regierung überführen könnte, die politischen Schwierigkeiten im Lande beträchtlich abnehmen würden.
Arbeiterbewegung.
In Friedrichs hagen bei Berlin haben einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge die Handschuhmacher der Handschuh⸗Fabrik zon O. E. Hopp — eiwa 60 an Zahl — wegen Lohnstreits am 20. September ihr Arbeits verhältniß gekündigt. Einigungsversuche
In Gräfenroda im Herzogthum Gotha sind nach demselben Blatt die Arbeiter der Kehlleisten⸗-Fabrik von Otto Messing in den Ausstand getreten.
Aus Berlin wird zum Formerausstand gemeldet: Der Verband der Metallindustriellen hielt am Donnerstag eine . ab, in der beschlossen wurde, Erhebungen über den Umfang des Aus standes vorzunehmen. Die Vertrauenskommission des Verbandes wird, nachdem das Resultat eingegangen, in einer Sitzung zu Beginn nächster Woche über die Beantwortung der Zuschrift des Einigungsamts des Berliner Gewerbegerichts wegen der Beilegung des Ausstandes durch Vergleich beschließen. Ueber? das an den Vor' stand gelangte Schreiben der Vorsitzenden des deutschen Metallarbeiter⸗ Verbandes und des Formerverbandes wurde, wie die Berliner ‚Volkz= tg. berichtet, kein Beschluß gefaßt. Die Zahl der Ausständigen wird für den gestrigen Abend auf 512 Former angegeben, die in 21 Gießereien beschäftigt waren.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die auf Selbsthilfe gegründeten deutschen Erwerbs— und Wirthschaftsgenossenschaften im Fahre isgö.
Der von dem Anwalt des Allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs. und. Wirthschaftsgenossenschaften, Dr. Crüger, erstattete Jahrer bericht für 1855 führt' in feinen Listen 14 347 Genossenschaften auf, gegen 13 005 am 31. Mal 1895. Davon waren (die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich überall auf das Vorjahr)
Kreditgenossenschaften. 9417 (8069),
Rohstoffgenossenschaften:
gewerbliche
ö
1 231 ränkte h 69 3 beschrankie ö (I) K 6
uktio⸗ ossen⸗
Al den
2 der Verbandsleitung in Berlin) mit 15ls
ß Unterverbände getheilt sind. Die größte ; ten umfaßt der Allgemeine Verband der land wirthschaft⸗ Dahn Genossenschaften des Beutschen Reichs (Sitz der andsleitung in Sffenbach a. M.) mit 4232 Genossenschaften.
Jahren, die Ländlichen Kreditgenossenschaften, die Darlehn kassen · Vereine, deren Errichtung vielfach unter dem Eingreifen von Beamten und Geistlichen 9 Die staatlicherseits geförderte Bewegung zur Errichtung von Handwerker- Innung. . schaften⸗ hat den Erfolg gebabt, daß bisher in 11 Städten 28 solcher Cee u ener he fen errichtet worden sind.
Die sta tistischen Zusammenstel lungen des „Jahres herichts · enthalten die Nachweise über die Geschäftsergebnisse von Kreditgenossenschaften, Rohstoff, Magazin., Pro⸗ duktiv · Baugenossenschaften und Konfum vereinen. ;
Zu der Statistik über die Kreditgenossenschaften berichteten 1063. Genossenschaften, sämmtlich nach dem System von Schu ze; Delitz sch. Diese 1055 Kreditgenossenschaften hatten 527 765 Mit- glieder. Aus einer besonderen Mitgliederstatistik, an welcher fich 1002 Kreditgenossenschaften betheiligten, geht hervor, daß die selbst⸗ ständigen Landwirthe, Gärtner ꝛc. mit 31,6 0g (32060) bei den Schulze⸗Delitzsch'schen Kreditgenossenschaften als Mitglieder betheiligt sind; dann folgen die selbständigen Handwerker mit 25, 3 o 9 (25.4 Osoj. Die starke Betbeiligung der Landwirthe an den Kreditgenossenschaften nach dem System bon Dr. SchulseDelitzsch (die Zabl bei 160 zu der Mitglieder. Statistik berichtenden Kreditgenoffenschaften betrãgt 159 388) liefert den Beweis dafür, daß die Landwirthe bei diesen Genossenschaften nicht nur die K Kreditbedürfnisses finden können, sondern auch daß die Kreditgenossenschaften bestrebt sind, allen nach diefer Richtung hin an sie gestellten Ansprüchen gerecht zu werden. Es ist dies auch in dem dorjährigen Erlaß des preußischen Landwirthschafts— Ministers an die Landwirthschaftskam mern Über bie Befriedigung des Personalkredits der Landwirthe anerkannt worden, und die neueren Erhebungen des Vereins für Sozialpolitik über den Personalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes be— stätigen den großen Werth der Schulze⸗Delitzschen Kreditgenossen⸗ schaften für die Befriedigung des Kreditbedürfnisses der Landwirthe.
Die von den berichtenden 1055 Kreditgenoffenschaften nach dem System von Schulze. Delitzsch im Jahre 1856 gewährten Kredite betragen 1673 687936 6. Von diesen Krediten entfallen auf
Vorschußwechsel . ob2 546 703 A, Schuldschein 103 806 058 , Dis konten. 397 582 141, Hypothek 17 998 955 , Kontokorrent. 591 754 069 ,
Das Gesammtbetriebskapital der 1065 berichtenden Kredit⸗ genossenschaften hat Ende 1896 685 278 485 M. betragen; davon ent⸗ fallen 169 507 281 A auf das eige ne Vermögen der berichtenden Kreditgenossenschaften in 129 774 777 46 Geschäftsguthaben und 39 732 504 4 Reserven und bib 771 204 M auf ange liehene fremde Gelder. Die Verzinsung der fremden Gelder betrug im Jahre 1896 durchschnittlich 3, 50 (3,99 0/9. Eine besondere Untersuchung ergiebt, daß derzur Erhebung gelangte Zins fuß für ausge lieheneGelder bei der weitaus größten Zahl der berichtenden Kredit- genossenschaften unter ho / bleibt, was den auf dem Geldmarkt herrschenden Verhältnissen wohl entspricht. Die Gehälter und Ünkosten be— trugen hei den berichtenden 1055 Kreditgenossenschaften 6 S807 099 Ss — 20 Yoo des Bruttogeschäftsertrages ünd O41 o der gewährten Kredite. Die Abschreibungen an Grundstücken und Geschäfts— einrichtungen sind mit 318 125 M aufgeführt. Verlu ste hatten im Jahre 1896 379 der berichtenden Kreditgenossenschaften zu ver— zeichnen; sie betrugen 919 834 M Nur 13 Genoffenschaften mußten ihren ganzen Geschäftsertrag zur Deckung der Verluste verwenden; die anderen konnten Gewinn zur Vertheilung bringen. Der Reingewinn der berich⸗ tenden Kreditgenossenschaften belief sich im Jahre 18955 auf 9 827 867 60 Es wurden davon 2459 597 M den Refervefonds zugeschrieben, 6 825 375 6 als Dividende an die Mitglieder vertheilt, 70 461 , zu Volks bildungs. und anderen gemeinnützigen Zwecken verwendet, 33 239 36 für besondere, im Interesse der Genossenschaften liegende Aufwendungen (Jubiläen, Abhaltung von Verbandstagen ꝛe) ver⸗ ausgabt und 344326 M auf neue Rechnung übertragen. — Es wird besonders der Ausdehnung des Ehbeckverkehrs unter den berichtenden Kreditgenossenschaften Erwähnung ge⸗ than. 141 der berichtenden Kredttgenossenschaften haben diefen Geschäftszweig eingeführt. 63 Genossenschaften machten Zahlen⸗ angaben über die Umsätze auf Checktonto; darnach fanden bet jenen 63 Kredit zenossenschaften im Jahre 1896 84 292 355 60 Einzahlungen, 7686 487 ½ Auszahlungen auf Checkkonto statt, es waren 5337 Cbeckkonten eröffnet worden, und die Zahl der eingelösten Checks hatte bo 56l betragen. — Im Jahre 1896/97 ind 80 Kreditgenossen⸗ schaften in Liquidation getreten, davon 62 ländliche Darlehns— kassen, welche erst kurze Zeit bestanden, denen die Vorbedingungen für eine Geschäststhätigkeit fehlten. In Konkurs geriethen in 1896/97 5 Kreditgenossenschaften.
Von den Genossenschaften in zweigen haben 13 gewerbliche und 1 landwirthschaftliche Roh— st offgen of senschaft, 2 gewerbliche Werkgenofsenschaften, 8 gewerbliche Magagzingenossenfchaften, 16 gewerbliche und Llandwirthschafiliche Pfroduktivgenofsenschaft zu der Statistik des Jahresberichts für 1896 berichtet. 13 gewerbliche Rohstoff⸗ genossenschaften hatten zusammen 485 Mitglieder, der Erlös für verkaufte Rohstoffe betrug 646 5553 M; 12 der berichtenden Rohstoff⸗ genossenschaften erzielten zusammen 46 892 6 Reingewinn; die Ge— schäftsguthaben der Mitglieder betrugen Ende 1896 245 594 M, die Reserpen S2 213 , die fremden Gelder 219 4965 — 2 gewerbliche Werkenossenschaft en (Tuchmacher in Malchow i. Mecklbg. und Tischler in Güstrow i. , hatten je 23 bezw. 22 Mitglieder; die Maschinen der ersten Genossenschaft leisteten in 1885 für 6 160 1, die der letzteren für 964 S Arbeit. Die erstere hatte S546 M, die letztere 1148 6 Reingewinn. Das Gefammtbetriebs. kapital der ersteren beträgt 98 173 M (darunter 80 000 0 angeliehene Gelder) das der letzteren 36 8165 0 (darunter 350001 fremde Gelder. — Die berichtenden 5 gewerblichen Magazingenofsenschaften hatten in 1896 217 484 M Verkaufserlös, der von 4 dieser Genossen⸗ schaften erzielte Gewinn belief sich auf 11 621 Æ — Von 16 be— richtenden gewerblichen Pfroduktivgenossenschaften hatten 13 insgesammt 58 831 6 Reingewinn erzielt, was 40/9 vom Verkaufs. erlöse (1 464 245 d) und 22, 9 0 von dem Geschäftsgumhaben der Mitglieder derselben ergiebt.
Die Baugenossenschaften haben sich gegen das Vorjahr von 132 auf 166 vermehrt. Zu der Statistik des Jahresberichts haben 23 ,, r. Angaben gemacht, darunter 21 Bau⸗ und Sparvereine, welche die Erbauung größerer Häufer be—⸗ zwecken, die im Besitz der Genossenschaft verbleiben, in welchen den Mitgliedern gute, billige Miethswohnungen zur Verfügung stehen. . , , welche die Erbauung eigener Häuser für ihre Genossen bezwecken, wurden im Jahre 1896 25 Häuser erbaut; die zu dieser Gattung ge⸗ hörende Berliner Baugenossenschaft erbaute 32 Häufer in Treptow bei Berlin, sie hat den Bau von 17 anderen Haͤusern daselbst in Angriff genommen; im Ganzen hat sie in den 11 Jahren ihres Besteheng 172 Häuser erbaut. Von den berichtenden Baugenossenschaften, welche größere Häuser mit Miethswohnungen erbauen, haben 15 Genossen⸗ . 9 . . k. gang. 3 . 3 ö , ie berichtenden augenossenschaften hatten nach Schluß des Ge⸗ schäfte jahres 1896 5374 Mitglieder. Die Konsumvereine sind nach den Listen des Jahresberichts don too auf 1409 gestiegen (119 Zugang, 110 Abgang). Zu der Statistik des Jahresberichts berichteten 458 Konfumvereine. Dic selben hatten nach Schluß des Jahretz 1395 321 185 Mitglieder. Aug einer besonderen Statistik über die Einthellung der Mitglieder in Berufsklassen ist zu entnehmen, daß bo, 5 o/ des Gesammt. Mitglieder bestandes der Konsumvereine auf die abhängigen Arbeiter entfallen; dann kommen die selbständigen Handwerker mit 12 o /g (33 602 von 7 687 Gesammtbestand der 414 Könfumvereine, die zu dieser besonderen Statistik berichten). Die starke Betheiligung der Handwerker an den Konsumvereinen verdient besondere Beachtung; es ergiebt sich daraus, daß die Konsumvereine den Handwerkern von Nutzen sind, und zu
einzelnen Gewerbs⸗
Unter den Genossenschaften haben sich am stärksten die Kredit lenofsen fchaften vermehrt und unter diesen, wie in früheren
verein zum Absatzgebiet ihrer Erzeugnisse wird, entständen. Der Verkaufgerlös der 468 Tonsumpereine betrug in i896 l og 684 , woraus sich 9 342 157 ½ Ueberschüsse, Gewinn, ergaben; davon erhielten die Gengssen 8 Ss1 131 M als Kapital, und Einkaufs⸗ dividende zurück. was eine Verzinsung von 110,6 0½ der Geschäfts⸗ guthaben der Genossen ergiebt. Das Betriebs kapital der 468 Konsumvereine beträgt 18 958 527 1½ ; davon entfallen auf die Geschãfts⸗ guthaben der Genossen 8 029 790 4, auf die Reservefonds 3 607 952 0 und auf die angeliehenen fremden Gelder 7 320 745 ½ Grundb esitz batten 199 der berichtenden Konsumvereine, er stand Ende 1896 mit 8440277 zu Buch und war mit 3 759 994 M Hypotheken belastet, sein Werth ist jedoch ein höberer, da regelmäßige AÄbschreibungen vom Jahresertrage gemacht werden. 29 der berichtenden Konsumvereine haben eigene Produktion, meist Bäckerei. Zu Bildungs, und gemeinnützigen Zwecken wurden im Jahre 1896 von den berichtenden Konsumvereinen 15 621 M verwendet. Zur Vermittelung des Groß—˖ einkaufs besteht die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Ham. burg, die mit 100 000 SS Kapital arbeitet.
Der vorliegende Jahresbericht giebt den Beweis für die fort— schreitende Entwickelung der auf der Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs und Wirthschaftsgenossenschaften; die Zahlen seiner statistischen Zusammenstellungen laffen die Macht des genossenschaftlichen Zu= sammenschlusses erkennen; sie beweisen aber auch, daß dieser genoffen⸗ schaftliche Zusammenschluß nur da zu segensreichen wirthschaftlichen Ergebnissen führen kann, wo das rechte Verständniß für die Genoffen— schaft, wo die Kräfte für ihre Leitung vorhanden sind.
Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik.
In der gestrigen, zweiten Sitzung referierten, wie dem W. T. B.“ gus Köln a. Rh. berichtet wird, der Gebeime Hofrath Dr. Hecht aus Mannheim, der Landrath Dr. Seidel aus Schmiegel (Provin; Posen) und Dr. Thies aus Offenbach über die Frage des ländlichen Perfonal— kredits, Im Laufe der Debatte wies der Direktor der Preußischen Zentral. Genossenschafte kasse Dr. Heiligenstadt⸗Berlin den Vorwurf zurück, daß die Zentralgenossenschafts⸗Kasse eine Nothstandskasse sei, und konstatierte, daß die Kasse mit Genossenschaftsgründungen fich nicht befasse. Die Geschäftsgebahrung sei eine vollständig bank mäßige. Die angeblichen großen Zuschüsse des Staats seien Legenden, der seltens des Staats gewährte Kredit werde von der Genossenschaftskasse verinst. Redner machte einige aufklärende Mittheilungen über das Wesen der Zentralgenossenschaftt⸗ kasse. Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor Wagner behandelte so— dann in längerer Auscinandersetzung einige allgemeine Gesichtspunkte; die einzig richtige Politik im Kreditwesen bestehe in der Verbindung von Selbsthilfe, Genossenschaftshilfe und Staatshilfe. Er schloß mit den Worten: „Bei jeder kleinen und großen wirthschaftlichen Frage werden wir auf unsere wirthschaftliche Kraft und Macht geführt. Her im Rheinland besonders, wo vor 90 Jahren die fran= jösische Trikolore wehte, müssen wir wissen, was noth thut, nicht nur auf politischem, sondern auch auf wirthschaftlichem Gebiete: die Erhaltung unserer wirthschaftlichen Kraft und Macht, in— dem wir auch die nothwendigen politischen Bedingungen unserer Heeresmacht und unserer Flotte nach Möglichkeit sichern“. Der Ministerial, Direktor Dr. Thiel nahm die preußische Tand⸗ wirthschaftsperwaltung gegenüber dem Vorwurfe in Schutz, daß die Gewährung von Unterstützungen an Kreditorganisationen zur Treib⸗ hauszüchtung solcher Einrichtungen beitrage. Die Verwaltung zahle im volkswirthschaftlichen Interesse Subventionen an vor? handene Organisationen, und diefe Subventionen wurden später noch eine Erhöhung erfahren. Die Verwaltung wisse sich gegen alle derartigen Vorwürfe gesichert. Der Redner sprach seine Freude darüber aus, daß nun endlich zwischen den einzelnen Kredit— systemen eine Art Gottesfrieden geschlossen sei, der eine ruhige, sach⸗ gemäße Besprechung einschlägiger Fragen gestatte.
Theater und Musik.
Schiller ⸗Theater.
Die vorgestrige Aufführung von Oscar Blumenthal's vieraktigem Schauspiel Ein Tropfen Gift“ war keine so ab⸗ gerundete, wie sie das Schiller -⸗Theater in letzter Zeit zu bieten pflegte. Einerseits mag dies daran gelegen haben, daß während der Ein⸗ studlerung des Werkes ein Regiewechsel eingetreten ist, und andererseits daran, daß einige neuverpflichtete Künstler sich zum ersten Male vorstellten. Fräulein Pauly spielte die Hauptrolle der Frau von Weidegg mit anerkennenswerthem Geschick und dem Bestreben, möglichst natürlich zu erscheinen. Die Virtuosität im Lachen und Weinen, die Frau Niemann⸗Raabe, für welche die Rolle geschrieben wurde, darin zeigen konnte, erreichte sie freilich nicht. Ihrem Partner Herrn Patry als Freiherrn von Mettenborn glaubte man im ersten Theil des Stücks nicht die unlauteren Abfichten, mit denen er zuerst dieser Frau gegenübertritt; die aufrichtige, freundschaftliche Ver⸗ rung, welche er ihr später entgegenbringt, brachte der Künstler dagegen überzeugend und fein zum Ausdruck. Herr Pahlau spielte ben Lieutenant recht aut und brachte auch den Humor feiner Rolle zur Wirkung. Er hatte in dem debutierenden Fräulein Lobe eine Partnerin, die als Anfängerin ebenfalls Anerkennung verdient. Vorzüglich war Herr Eyben als Baron Brendel, welcher die Kunst, sich seinen Freunden unentbehrlich zu machen, in virtuofer Weise ausübte. Der undankbaren Aufgabe, den Grafen Vahlberg zu spielen, hatte sich Herr Pategg unterzogen, und er führte sie zur Zu. friedenheit durch; auch die Herren von Winterstein, Laurence und Reimann konnten in kleineren Rollen genügen. Fräulein Walter und Herr Schreiner dagegen fügten sich nicht in das Ensemble. Auch 5 Froböse muß diesmal ein Wort des Tadels treffen. Sein Bestreben, möglichst scharf zu charakterisieren, war bei der Darstellung
der durchaus konventionell gezeichneten Figur des zen ne g als
„deus es machina“ auftretenden Prinzen Karl Gmik nicht angebracht. — Das Publikum, welches zahlreich zur Stelle war, folgte der Hand⸗ lung mit Interesse und spendete den besseren Leistungen des Abends lebhaften Beifall.
Lessing⸗Theater.
Die vieraktige Komödie Das Tschaperl“ von ermann Bahr erfuhr hei ihrer gestrigen, ersten Aufführung eine 6a freundliche Aufnahme. Der Verfasser bietet in seinem Stück eine geistreiche Charakterstudie, bei der psychologische Definitlonen den eigentlichen Werth ausmachen, während die Handlung bon geringerer Bedeutung ist. Er will möglichst anschaulich die Wirkungen schildern, welche in einem Hautswesen und in einer Fis dahin glücklichen Ehe dadurch hervorgerufen werden, daß die Hausfrau durch bre künstlerische Thätigkeit plötzlich zu Ruhm und Reichthum gelangt. Die Frau freut sich der Bewunderung, freut sich des künstlerischen Schaffens und bleibt dem Gatten in innerster Seele jugethan. Der Mann möchte seine berühmt gewordene Frau möglichst von dem Leben in der großen Welt zurückhalten; er fühlt sich zurück⸗ gesetzt, aus seiner Behaglichkeit aufgeschreckt, und ba' er ein zwar gutmüthiger, aber schwacher Charakter ist, treibt er seine Frau durch, mißmuthige. Zänkereien und unvernünftig Heftigkeit zum Hause hinaus. Die seelischen Vorgänge in den Ge⸗ müthern der Helden des Stückes sind ebenso scharf beobachtet wie treffend und humorvoll genf, aber jene Charakterselten des Mannes, welche die herzliche Theilnahme der gien, hätten wecken können, wie der i und Widerstand der verletzten Manneswürde und ihnen gegenüber die zärtliche iebe zu seiner h sind nicht kräftig genug hervorgehoben. Die Gestalten sind deshalb wobl unterhaltend, aber sie rühren nicht, obwohl der Verfasser auf ihre Charakteristik in
trotzig Widerspru
wünschen wäre et, da zwischen den Handwerkern und Konsumvereinen auch noch weitere geschäftliche Beziehungen, dahin, daß der Konsum⸗
kleinen und kleinsten Zügen eher zu viel als zu wenig Fleiß ver⸗ wendet hat. In dem Bemühen, recht scharf und ber 9 zeichnen,