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a. in der Zeit vom 1 Mai bis Ende Oltober O O3 A, b. in der Zeit vom 1. November bis Ende April O1
. zweifelhaften Fällen kommt die für das Fahrzeug günstigste der vorstehenden ö n, zur Anwendung.
Bei Fahrten zwischen den Häfen zu Norderney und Nord⸗ deich wird das Hafengeld stets nur für einen dieser beiden Häfen erhoben.
. 84
Für Fahrzeuge, die den Hafen zu Norddeich regelmäßig oder häufig besuchen, kann das Hafengeld anstatt auf jeder . für bestimmte Zeiträume im voraus in einer Pausch⸗ umme entrichtet werden, deren Festsetzung nach näherer Be⸗ stimmung des Ministers der öffentlichen Arbeiten durch den Regierungs⸗Präsidenten oder in dessen Auftrage durch den Königlichen Wasser⸗Bauinspektor erfolgt.
C. .
Vom Hafengelde sind ar. a. Ded eng, die sogenannte Lustfahrten in See oder ergnügungssonderfahrten machen, sowie die für kleinere Lustsegelfahrten in See bestimmten kleineren Segelboote, sofern sie lediglich zu diesem Zwecke ge⸗ braucht werden;
Fahrzeuge von nicht über 5 cbm Neitoraumgehalt, einschließlich offener Boote;
5 kö sowie Schiffe, die lediglich Schill,
and, Erde, Schlick, Dünger, Torf, Brennholz, Ge⸗ müse, Obst, Milch oder Fische führen. Beiladungen anderer Güter von mehr als 10 kg brutto heben jedoch die Abgabenfreiheit auf;
Fahrzeuge, die Eigenthum des Königs, des Staats oder des Reichs sind, oder die ausschließlich Güter für Rechnung des Königs, des Staats oder des Reichs befördern;
Fahrzeuge, die nur wegen Havarie oder Seegefahr einlaufen, wenn sie mit der eingebrachten Ladung wieder auslaufen.
56.
Dieser Tarif tritt am 1. April 1898 in Kraft. Berlin, den 7. Oktober 1897. Der Finanz⸗ Der Minister Minister. der öffentlichen
In Arbeiten. Vertretung: Im Auftrage: Meinecke. Schultz.
Der Minister für Handel und Gewerbe. Im Auftrage: Hoeter.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗-Angelegen heiten.
Der Dr. Ludwig Pallat h Wiesbaden ist zum Vor⸗ . des Museums nassauischer Alterthümer daselbst ernannt worden.
Ministeri um für Landwirthschaft, Do mänen und Forsten.
Dem Thierarzt Dr. Oehmke aus Insterburg ist die kommissarische Verwaltung der Kreis-Thierarztstelle für den Kreis Oststernberg, mit dem Amtswohnsitz in Zielenzig, über⸗ tragen worden.
Be anni m e chu ng
Gemäß 8 485 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (GesetzSamml. S. 162) wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das steuerpflichtige Reineinkommen der Privateisenbahn Rauscha —Freiwaldagu aus dem Be— triebsjahr 189697 auf 621 4M 60 festgesetzt worden ist.
Breslau, den 12. Oktober 1897.
Der Königliche Eisenbahn-Kommissar. Wehrmann.
Aichtamtliches. Deuntsches Reich.
Prenßen. Berlin, 14. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind gestern Nach— mittag um 2 Uhr 50 Minuten von Hubertusstock wieder im Neuen Palais eingetroffen.
Gestern Abend nahmen Seine Majestät der Kaiser und König, wie ‚W. T. B.“ meldet, die Vorträge des Reichs⸗ kanzlers Fürsten zu Hohenlohe, des Vize-Praͤsidenten des Staate⸗Ministeriums, Finanz⸗Ministers Dr. von Miquel und des Stellvertreters des Staalssekretãrs des Auswärtigen Amts, Botschafters von Bülow entgegen.
Am 16. d. M, Vormittags 10 Uhr, findet hierselbst in der Ruhmeshalle des Königlichen Zeughauses die Nagelung der neuen Fahnen, im Ganzen S3, welche den 1. und 2. Bataillonen des 5. Garde ⸗Regiments z. F., des Garde ⸗Grenadier⸗ Regiments Nr. 5, der Infanterie⸗ Regimenter Nr. 146 152, 154 — 161, 163 — 157, 169 bis 176, dem 3. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 76, den 1. Batagillonen der Infanterie ⸗Regimenter Nr. 96 und 162 verliehen werden, und am 17. d. M., Vor⸗ mittags zu derselben Zeit, vor dem Denkmal Friedrich's des Großen — Unter den Linden — die feierliche Weihe der Fahnen statt. Die Abordnungen der vorgenannten Regimenter treffen bereits im Laufe des 15. d. M hier ein. An der Feier am 17. 8. M werden die Leib⸗Kompagnie des 1. Garde⸗Regiments 3 F. je eine Fahnen⸗Kompagnie der übrigen 16 Garde⸗Infanterie⸗ Regimenter, des Garde⸗Pionier⸗Bataillons und der Eisenbahn⸗ Regimenter Nr. 1, 2 und 3, ferner eine aus dem Garde⸗ Jäger⸗ und dem Garde⸗Schützen⸗Bataillon zusammengesetzte Rompagnie sowie das Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon theilnehmen. Die Aufstellung der Truppen erfolgt zu beiden Seiten der Linden vom Zeughause bis zum Denkmal. Nach der Weihe findet Paradematsch in der Richtung nach dem Brandenburger Thore, und zwar in Höhe des Denkmals Ihrer Majestät der Hochseligen Kaiserin Augusta, statt.
Der kommandierende Admiral, Admiral von Knorr hat a einen vierwöchentlichen Urlaub nach dem Rhein an⸗ getreten.
Der Admiral Koester, Chef der Marine⸗Station der Ostsee, ist mit der Vertretung des kommandierenden Admirals Allerhöchst beauftragt und heute in Berlin eingetroffen.
Laut telegraphischer Meldungen an das Oher⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Kaiser«'—— Flaggschiff der Kreuzer⸗Division, Divisions⸗Chef Kontre⸗Admiral von Die de⸗ richs — Kommandant Kapitän zur See Zeye, am 12. Ok— tober in Nagasaki angekommen und beabsichtigt, am 15. Oktober über Kagoshima nach Shanghai in See zu gehen; S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brussatis, beabsichtigt, am 15. Oktober von Nagasaki über Kagoshima nach Shanghai, und S. M. S. „Irene“, Kommandant Kapitän zur See du Bois, am 16. Oktober von Nagasaki nach Hongkong in See zu gehen; S. M. S. „Arcona“, Kommandant Kapitän zur See Becker, ist am 12. Oktober in Shanghai angekommen; S. M. S. Charlotte“, Kom⸗ mandant Kapitän zur See Thiele (August), ist gestern in Las Palmas eingetroffen und beabsichtigt, am 28. Oktober nach Porto⸗Grande in See zu gehen; der Dampfer „Tinos“ der deutschen Levante⸗Linie, mit der Ablösung für S. M. S. „Kaiserin Augusta“ an Bord, Ta n fahre; Kapitän⸗ Lieutenant Oxs, ist gestern in Algier angekommen und an demselben Tage nach Piraeus in See gegangen.
Bayern.
Der Finanzaussch uß der Lammer der Abgeordneten setzte gestern Abend die Berathung über den Militär⸗Etat für 1897 98 fort. Dabei gab, wie „W. T. B.“ berichtet, der Kriegs⸗ Minister Freiherr von Asch im Namen der Staatsregierung folgende Erklärung ab- Nach §z 26 der Geschäftsordnung für den Bundesrath könne der Bundesrath die Geheim⸗ haltung einzelner Gegenstände beschließen, und die auf solche Angelegenheiten sich beziehenden Drucksachen erhielten die Be⸗ zeichnung „Geheim“. Die mündlichen Verhandlungen des Bundesraths und der Ausschüsse seien, auch wenn die Geheim— haltung nicht ausdrücklich angeordnet sei, geheim zu behandeln. Nach diesen Bestimmungen der Geschäftsordnung des Bundes⸗ raths, und da der Entwurf der Militärstrafprozeßordnung aus⸗ drücklich als „geheim“ bezeichnet worden sei, seien der bayerischen Regierung für ihre Mittheilungen über den Gang und den k Stand der Angelegenheit sehr enge Grenzen gezogen. In formeller Beziehung könne nur mitgetheilt werden, daß die bisherigen Verhandlungen sich auf Ausschußberathungen be⸗ schränkt hätten, welche noch nicht vollständig zum Abschluß ge⸗ diehen selen, und daß eine Berathung im Plenum des Bundes—⸗ raths noch nicht stattgefunden habe. Hinsichtlich der Gestaltung des Inhalts der Militärstrafprozeßordnung habe sich die bayerische Regierung im Laufe der Berathungen auf den Boden des Landtagsabschieds vom 28. Mai 1892 gestellt und dem⸗ gemäß die in der bisherigen bayerischen Militärgerichtsvoerfassung und Militärstrafprozeßordnung enthaltenen Grundsätze, ins⸗ besondere jene über die Gerichtsorganisation, die Mündlichkeit und Oeffentlichkeit des Hauptverfahrens, insoweit sich diese Grund⸗ sätze durch Erfahrung erprobt hätten, mit Nachdruck ver⸗ treten. Nicht minder sei die bayerische Regierung für Wahrung der bayerischen Reservatrechte in vollem Umfang eingetreten und werde dies mit Festigkeit auch in den weiteren Stadien der Verhandlungen thun. Eine Mittheilung über das bei den bis⸗ herigen Verhandlungen Erreichte und über die noch in der Schwebe befindlichen Punkte vermöge bei dem gegenwärtigen Stand der Sache nicht gemacht zu werden. Zu irgend einer Beunruhigung sei für Bayern kein Anlaß gegeben. Sollte eine gemeinsame fill rf It r n für das Reich nicht zu stande kommen, so verbleibe es in Bayern bei dem bestehenden Gesetze. Eine reichsgesetzliche Regelung könne aber ohnehin nicht statt⸗ finden, ohne daß die Volksvertretung im Reichstage gebührend zu Worte komme.
Die Kammer der Abgeordneten hat heute, nach drei⸗ tägiger Debatte, den Antrag des Abg. Steininger an⸗ genommen, wonach die Staatsregierung im Bundesrathe erwirken soll, daß ausländisches Schlachtvieh an der Grenze mindestens einer zehntägigen veterinärpolizeilichen Beobachtung und am Hestimmungsort einer nochmaligen thierärztlichen Kontrole unterzogen werde, und daß ferner die Transporteure gründlich desinfizlert würden. Außerdem wurde der Theil des Antrags des Abg. Dr. Ratzinger angenommen, nach welchem die Einfuhr bereits geschlachten Viehs verboten werden soll. Alle weitergehenden Anträge wurden abgelehnt.
Hessen.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin und der Erbprinz von Sachsen⸗ Coburg und Gotha, sowie Ihre Durchlaucht die Prin⸗ zessin Aribert von Anhalt begaben sich gestern Nach⸗ mittag von Darmstadt nach Mainz, um daselbst im „Städti⸗ schen Theater“ einem Konzert zum Besten des „Viktorig Melitta⸗Vereins“ beizuwohnen, und kehrten Abends nach Darmstadt zurück.
Mecklenburg⸗Strelitz. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist nach längerer Abwesenheit gestern wieder in Neustrelitz eingetroffen.
Braunschweig.
Durch Reskript vom 4 Oktober d. J. sind, wie die „Magd. Ztg.“ berichtet, die Neuwahlen zu dem im Januar k. J. zusammentretenden 24. ordentlichen Landtage an⸗ geordnet worden. Die Wahlkollegien der Gemeinden werden am 16. November, die der Höchstbesteuerten und der Geistlichkeit am 23. November in einer Reihe dazu bestimmter Städte zusammentreten, um die Wahlen vorzunehmen.
Oe sterreich⸗ Ungarn.
In der gestrigen Sitzung des österreichischen Abgeord⸗ netenhauses wurde zunächst eine Zuschrift des Abg, Iro verlesen, worin dieser erklärt, daß er wegen des parteiischen
Vorgehens des Mißbilligungs⸗Ausschusses sein Mandat nieder lege. Dem Abg. Schoenerer wurde ein vierwöchiger Urlaub bewilligt. Bei der Verlesung der Eingänge wurde dann wiederum dadurch Obstruktion betrieben, da auf Antrag der Abgg. Gloeckner und Rohling über die Verlesung von zwei Petitionen gegen die Sprachenverordnungen namentliche Abstimmungen vorgenommen werden mußten. Nach vier weiteren namentlichen Abstimmungen ging dann das Haut zur Tagesordnung, und zwar zur Berathung der Anklagen gegen die Minister, über. Der Abg. Hochenburger be— sprach zunächst die Sprachenverordnungen und erklärte, eine end⸗ gültige Lösung des Sprachenstreits sei erst zu erwarten, wenn ein Reichsgrundgesetz über die Sprachenfrage werde zu stande gekommen sein; die Deutschen würden den Kampf gegen die Sprachenverordnungen niemals aufgeben. Bezüglich des Anklageantrages sagte der Redner, derselbe sei nicht gegen die Person des Minister⸗Präsidenten gerichtet; die Be— wegung gegen die Sprachenverordnungen sei keine hoch— verrätherische, sondern eine österreichische zum Schutze der Reichseinheit. Die Gesetzwidrigkeit des Erlasses sei zweifellos. Der Abg. Wolf führte aus, daß durch den geheimen Erlaß das staatsgrundgesetzlich gewährleistete Recht aller Völker Oester— reichs, nicht nur der Deutschen, verletzt werde. Die Exr— bitterung würde nicht so weit . sein, wenn die Regierung anders vorgegangen wäre. Das Parlament könne sich nicht gefallen lassen, daß die Säulen des Kon⸗ stitutionalismus umgerissen würden. Die Deutschen Böhmen würden sich nicht mundtodt machen lassen. Hierauf ergriff der Minister⸗-Präsident Graf Badeni das Wort und erklärte: er wolle sich nur an die sachlichen Umstände halten, welche ihm als eine Gesetzesverletzung vorgeworfen worden seien. Das Ministerium des Innern habe that— sächlich in Betreff des Vorgehens der behördlichen Organe bei Versammlungen eine Verfügung erlassen; dies entspreche der von dem Ministerium des Innern geübten Praxis, an die Unterbehörden Weisungen im Intereffe einer geregelten Ad⸗ ministration zu erlassen. Der Erlaß enthalte absolut nichts Gesetzwidriges; er sei ausgegeben worden mit Rück— sicht auf die erregten Vorgänge im Parlamente, welche in Versammlungen kräftigen Widerhall gefunden hätten. Es sei unbedingt nothwendig gewesen, den be— hördlichen Organen den Umfang ihrer Rechte und Pflichten, welcher oft zweifelhaft gewesen sei, genau zu prä⸗ zisieren, zumal auch im Budgetausschuß wiederholte Klagen vorgekom men seien, daß die behördlichen Organe voreilig ein⸗ schritten. Um solchen Vorwürfen vorzubeugen, sei der Erlaß verfügt worden. Der Minister⸗Präsident verwahrte sich auf das entschiedenste dagegen, daß die behördlichen Organe den Rednern in den Versamm⸗ lungen gewissermaßen Fallen zu legen hätten, damit die Redner sich aussprächen, um sodann gegen sie vorgehen zu können. (Lärm und Widerspruch links.) Der Ministẽr⸗Prafident rief aus: „Ich bin nicht gewillt, mich durch Lärm und Schreien behindern zu lassen. Es ist mein Recht ebenso gut wie das eines jeden Abgeordneten, und es liegt in meinem Interesse wie in dem der Abgeordneten, mich aussprechen zu lassen, sonst werde ich auf das Wort für jetzt verzichten — ein Verzicht, der auch bezüglich der beiden anderen Anträge gelten wird. (Lebhafter Beifall rechts) Auch die Behörden, fuhr der Minister⸗-Präsident fort, hätten den Erlaß nicht im Sinne des erwähnten Fallen⸗ legens für Redner in Versammlungen gedeutet. Der Abg Wolf habe selbst über Unterbrechungen seitens der behördlichen Organe geklagt, andererseits behaupte er, daß der Erlaß den Beamten auftrage, die Redner nicht zu unterbrechen. Der Erlaß, der nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen sei, habe den Spitznamen „Geheimerlaß“ bekommen, wodurch die Phantasie geweckt worden sei und der Erlaß, weil er auf illegalem, in— korrektem Wege veröffentlicht worden sei, zahlreiche Deutungen erfahren habe, welche bis zu einer Minister-Anklage ange— wachsen seien. Der Minister-Präsident sprach den schärfsten Tadel gegen den. Beamten aus, der den Erlaß gegen Pflicht und Amtseid der Oeffentlichkeit verrathen habe. Es würde besser gewesen sein, wenn Abgeordnete von dieser Pflicht⸗ vergessenheit keinen Gebrauch gemacht hätten. Der Minister⸗ Präsident schloß: Die österreichischen Beamten sind pflichttreu, und es liegt im Interesse des Volks, dessen Vertreter die Ab— geordneten sind, daß die Beamten pflichttreu bleiben!“ (Leb— hafter Beifall rechts) Die Verhandlung wurde sodann ab— gebrochen.
In der gestern in Pöggstall, Kreis Krems, vor— genommenen Ersatzwahl zum niederösterreichischen Landtage wurde Riether (deutsche Volkspartei) mit 1639 Stimmen gewählt. Vergani (chrisilich⸗sozial) erhielt 1337 Stimmen.
Der Unterrichts⸗Minister Dr. Freihetr von Gautsch hat den ersten drei Klassen des Privatgymnasiums mit polnischer Unterrichtssprache in Teschen das Oeffent— lichkeitsrecht für das laufende Schuljahr verliehen.
Im ungarischen Unterhause begründete gestern der Abg. Johann Molnar seinen Antrag, betreffend Hilfe⸗ leistung für die durch Nothstand bedrohten Gegenden, und forderte die Regierung auf, einen hierauf bezüglichen GesetzU entwurf einzubringen. Der Ackerbau⸗Minister Daranyi gab sodann eine umfassende Darstellung der Hilfsaktion der Regierung und stellte fest, daß bereits im Schoße aller Ministerien die nöthigen Maßregeln ergriffen worden seien, und daß sowohl das Finanz⸗Ministerium als das Ministerium des Innern weitgehende Verfügungen erlassen habe. Das Ackerbau⸗Ministerium setze die Vertheilung von Sämereien, welche sich vorzüglich bewährt habe, in großem Maßstabe fort. Ferner sei im Einvernehmen mit dem Handeltz⸗ Ministerium eine Reihe öffentlicher Bauten in Angriff ge⸗ nommen worden. Auch sei mit Rücksicht auf den Nothstand im Einverständniß mit dem Handels⸗Minister angeordnet worden, daß bei staatlichen Unternehmungen ausländische Arbeiter nur mit besonderer ministerieller Genehmigung angestellt würden, und daß die Entlohnung der Arbeiter nur in baagrem Gelde erfolgen dürfe. Was das Verhältniß zwischen Arbeitern und Arbeitgebern betreffe, so werde dem Hause ein entsprechender Gesetzentwurf so früh zugehen, daß das Gesetz bereits für die nächste Ernte Anwendung finden könne. Die Re⸗ gierung, sagte der Minister, leugne den Nothstand nicht, doch dürfe man auch nicht in den Fehler verfallen, denselben zu übertreiben und im Volke den Glauben zu erwecken, daß man auch ohne Arbeit leben könne. Der Minister schloß mit der Bitte, den Antrag des Abg. Molnar nicht auf die Tages ordnung zu setzen. Der Antrag wurde darauf mit allen gegen die Stimmen der Volkspartei abgelehnt. t
Der Kirchenkongreß der griechisch-orientalischen Rumänen ist gestern in Hermannstadt zusammengetreten.
Großbritannien und Irland.
Der Unter⸗Staatssekretãr des Kriegsamts Brodrick führte, dem „W. T. B. zufolge, gestern in einer Rede, welche er in Guildford hielt, aus, daß die Friedensstärke des Heeres in keinem Verhältniß zu dem großen Anwachsen des Reichs stehe. Wegen der Anforderungen, welche die Kolonien stellten, sei die Heeres verwaltung nicht im stande, im Mutterlande eine angemessene Präsenzstärke zu erhalten; dieselbe betrage nur 56 00 Mann gegenüber 78 000 Mann in den Kolonien.
Frankreich.
Der Vertreter Frankreichs bei der mit der Ausarbeitung des Reglements für die Finanz⸗Kontrole betrauten Kommission in Athen Dubois Delestanges wird sich, wie m. meldet, am nächsten Dienstag dorthin begeben. Der 1 mann Chazelles, der Delegirte Frankreichs bei der Grenz= regulierungs⸗Kommission, ist gestern Abend von Paris abgereist.
Im Pariser Gemeinderath wurde gestern eine Tages⸗ ordnung angenommen, worin gegen den Sei ne⸗Präfekten ein Tadel ausgesprochen wird, weil derselbe sich geweigert habe, den Gemeinderath zu einer Berathung über die Brot⸗ vertheuerung einzuberufen.
Italien.
Der Deputirte Bonardi ist zum Unter⸗Staats⸗ sekretär im Ministerium des Unterrichts ernannt worden.
Wie „W. T. B.“ meldet, wurden heute, zum ersten Male nach der durch die Herbstferien veranlaßten Pause in den großen Empfängen, wieder 500 Personen, darunter 160 irische Pilger, zuꝛ Thellnahme an der von dem Payst in der Six— fnischen Kapelle gelesenen Messe zugelassen. Der Papst, dessen Befinden ein ausgezeichnetes ist, wurde bei dem Verlassen der
Kapelle lebhaft begrüßt.
Spanien.
Wie der Madrider „Imparcial“ meldet., wären Ver⸗ handlungen eingeleitet worden, um die Unterwerfung der hauptsächlichsten Führer der Aufständischen auf den Philippinen zu erlangen. Der. „Imparcial“ fügt hinzu: wenn die Verhandlungen ein günstiges Ergebniß haben solllen, werde eine Verstärkung der Streitkräfte auf den Philippinen unnöthig sein.
Schweiz.
Der Nationalrath hat gestern mit 96 gegen 5 Stimmen, bei 8 Sümmenthaltungen, das Gesetz, betreffend die Ein⸗ führung der obligatorischen Unfallversicherung der unfelbständigen erwerbsthätigen Personen, angenommen.
Amerika.
Wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, hat der Staatssekretär Sherman in seiner Antwort auf die Note Tord Salisbury's, in der letzterer die Theilnahme an einer Konferenz über die Robbenfrage, an der auch Rußland und Japan theilnehmen würden, ablehnt, das x. staunen der Uniongregierung über vdiesen Entschluß Großbritanniens ausgesprochen. Die Unterhandlungen zwischen dem amerikanischen Botschafter Hay und. Lord Salisbury hätten die Theilnahme. Großbritanniens voraussetzen lassen, da bei denselben ausdrücklich von der Betheiligung Rußlands und Japans an der Konferenz die Rede gewesen sei. Nunmehr schlage der Staatssekretär vor, daß außer der am 265. d. M. zusammentretenden, von den Vereinigten Staaten, Rußland und Japan beschickten Konferenz noch eine Konferenz von sachverständigen Delegirten Englands, der Vereinigten Staaten und Canadas stattfinden solle. .
Dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge ist nunmehr das Schiedsgericht in der Venezuela⸗Grenzstreitfrage durch die Wahl des Professors Martens von der Univerfsitãt in St. Petersburg zum obersten Schiedsrichter vollständig ge⸗ bildet worden. Der Name des Professors Martens sei der einzige, welcher auf beiden Kandidatenlisten, der britischen wie der venezolanischen, als annehmhar aufgeführt worden sei. Das Schiedsgericht wird im Spätsommer oder Herbst nächsten Jahres in Paris zusammentreten.
Afrika.
Aus Kapstadt meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß Cecil Rhodes wieder völlig hergestellt sei.
gr. 41 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge—⸗ sundbeitsamts“ vom 6. Oktober hat folgenden Inhalt: Gesundheitẽ⸗ stand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Gesundheitswesen im Reg. ⸗Bez. Merseburg, 1892/94. — Jahresbericht des Staats -⸗Gesundheitsamts zu New⸗ Vork. 1894 95. — Gefetzgebung u. s. w. (Preußen.) Geflugelcholera. (Charlotten- burg) Vieh. und Fleischschau. — (Prov. Pommern.) Diphtherie und Kindbettfieber. — (Reg.-Bez. Stettin.) Lepra. — Reg. Bez Stralsund.) Ansteckende Krankheiten. — (Reg. · Bez. Hildesheim.) Lepra. = Reg. Bez. Münster.) Ansteckende Krankheiten. — (Reg. Bez. Köln.) Schweineseuchen. — Maul ⸗ und Klauen fuche. — (Braunschweig.) Taxen für Aerzte ꝛc. — (Oesterreich Krain.) Kurorte. — (Frankreich.) Seesanitäts reglement. Zeit / weilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Dester reich, Neu · Süd⸗ Wales) — Kongresse. (Schweiz)] Jahres versammlung des Ver⸗ bandes schweiz⸗rischer amtlicher Statistiker ꝛc. — Vermischtes. (Deutsches Reich) Erkrankungen und Tode sälle in Krankenhãusern deutscher Großstädte, 1854/97. — Sachsen. Leipzig.) Kran kenkassen⸗ wesen, 1856. — (esterreich. Steiermark.) Assanierungkarbeiten, 1866/95. — (Hawai ⸗Inseln). Lepra. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Deggl. in größeren Städten des Auslandes, — Erkrankungen in Krankenbäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt ⸗˖ und Landbezirken. — Witterung. — . Gerichtliche Ent⸗ scheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen esundheitspflege (Ge⸗ werbehygiene).
Arbeiterbewegung.
In Stettin sind, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, etwa 60 bei einem Schulbau beschäftigte Maurer wegen Lohnstreites in den Ausst and getreten. .
In Span dau stellten nach demselben Blatt die Korbmacher der Werkstätten von C. Krieger und Bärwalde wegen Lohnkürzung die Ärbest ein. Bei der Firma C. Krieger, die eine kleine Lohn— aufbefferung bewilligt hat, wurde die Arbeit gestern wieder aufge⸗ nommen.
Aus Pilsen wird der Voss. Ztg. gemeldet, daß im Pilsener Kohlenbeden ein Ausstand der Bergarbeiter bevorstehe.
Aus London wird der „Frkf. Ztg.“ zum Ausstande der englischen Maschinenbauer telegraphiert: In einer Ver⸗ fammlung am Dienstag baben 1400 Kesselschmiede der Londoner Reparaturwerfte beschlossen, am Freitag, an welchem Tage die neun⸗ stundige Arbeitszeit eingeführt werden soll, sämmtlich in den Ausstand zu treten und nicht eber zur Arbeit zurückzukehren, bis der Acht⸗ stundentag wieder eingeführt ist.
Aus Brüssel wird der Köln. Ztg. gemeldet: Im Borinage sollen von Anfang August bis zum 26. September den Bergarbeitern Lohnerhöhungen um durchschnittlich 1009 bewilligt worden sein. Es wird dies bervorgehoben, um die Unzweckmäßigkeit der neuerlichen, von der Androhung eines allgemeinen Aus standes der belgischen Bergleute begleiteten Forderung darzuthun. (Vgl. Nr. 283 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
Das , , Observatorium ei Potsdam.
Bericht über das Jahr 1896.
A. B. Unter Hinweis auf unsere früheren Berichte (vergl. z. B. Nr. 257 des R. u. St⸗A.“ vom 26. Oktober 1895 und Nr. 251 vom 21. Oktober 1896) geben wir im Nach⸗ stehenden eine kurze Uebersicht über die im Jahre 1895 auf dem Astrophysikalischen Observatorium bei Potsdam aus⸗ geführten wissenschaftlichen Arbeiten.
Die von dem Direktor des Observatoriums, Geheimen Regie⸗ rungs⸗Rath, Professor Dr. H. C. Vogel, in Gemeinschaft mit Professor Wilsing unternommene Untersuchung über die für Pots⸗ dam der Beobachtung zugänglichen Sterne der ersten Spektralklasse bis etwa zur fünften Größe herab konnte im Jahre 1896 beträcht— lich gefördert werden, wenn auch die Ungunst der Witterung die⸗ selbe noch nicht zum Abschluß gelangen ließ Es zeigte sich, daß sämmtliche Spektra der im vorigen Bericht erwähnten neuen Klassifikatien eingereiht werden konnten; alle Spektra, in denen sich Cléweitgaslinien zeigten, hat Geheimer Rath Vogel genau ausgemessen.
Die spektrographischen Untersuchungen haben sich ferner auf den so interessanten veränderlichen Stern Mira Ceti erstreckt. Professor Wilsing konnte im Februar 1895 11 Spektrogramme dieses Sternes herstellen, die sehr detailreich sind. Das Spektrum von Mira hat breite Absorptionsbänder, gehört also der dritten Spektralklasse an, zeigt aber die Eigenthümlichkeit, daß die Wasserstofflinien mit Ausnahme einer einzigen (He) hell sind (vergl. Sitzungsberichte der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1896, Stück XXIV.
Pr. Lohse hat im verflossenen Jahre eine für spektral⸗ analytische Untersuchungen wichtige Arbeit über die Spektra verschiedener Metalle zu einem gewissen Abschluß gebracht. Diese Untersuchungen, welche sich auf die blauen und violetten Theile des Spektrunis erstreckten, sollen im laufenden Jahre auch auf andere Spektralpartien ausgedehnt werden.
Die phyfikalischen Beobachtungen der großen Planeten hat Dr. Lohse fortgesetz‚. Jupiter konnte an 30 Tagen, Saturn und Mars konnten nur an wenigen Tagen beobachtet werden.
Auch im Jahre 1896 hat die von Professor Müller und Professor Kempf gemeinschaftlich unternommene photometrische Durchmusterung des nördlichen Sternhimmels gute Fortschritte gemacht; doch war auch hier die Ungunst der Witterung un⸗ angenehm fühlbar. Der Abschluß des zweiten Theils der Arbeit, Zone 4 200 bis 4 400 Deklination, ist im laufenden Jahre zu erwarten, und es wird voraussichtlich im Herbste dieses Jahres noch mit dem Druck begonnen werden können.
Die Zahl der im Jahre 1896 von Dr, Lohse angefertigten Sonnenaufnahmen von 10 em Durchmesser beläuft sich auf I39, welche bie Nummern 2222 bis 2369 tragen. Professor Kempf hat im Sommer eine kleine Messungsrteihe von dem Rande nahen Sonnenflecken ausgeführt. 4
Die Arbeiten zur . der photographischen Himmels⸗ karte haben unter der Leitung von Professor Scheiner ihren regelmäßigen Fortgang genommen. Die Zahl der zur Aus⸗ messung bestimmten Platten ist zwar infolge des andauernd ungünstigen Wetters von 625 nur auf 781 gestiegen; dagegen hat die Ausmessung der Platten beträchtliche Fortschritte gemacht. Es wurden nämlich 51 Platten ausgemessen, sodaß setzt im Ganzen 117 Platten mit über 41 000 Sternen erledigt sind. Die Bearbeitung der Messungen und die ö bes Manuscripts ist so gut gefördert worden, da schon in den nächsten Monaten mit dem Druck wird begonnen werden können. .
Ein großer Theil der Arbeitszeit des Direktors und einiger anderen Beamten des Observatoriums wurde im Jahre 1896 in Anspruch genommen durch Voruntersuchungen, welche sich auf die Herstellung eines großen Refraktors für das Institut beziehen. Das jetzige größte In⸗ strument des Observatoriums, ein Refraktor von 30 em Seffnung, ist nicht lichtstark genug, um die schönen Untersuchungen, die am Potsdamer Observatorium begonnen worden sind, fortzuführen, ganz besonders die auf di Bestimmung der Bewegung der Gestirne im Visionsradius gerichteten, über deren außerordentlich weit reichende Bedeutung unsere früheren Berichte ausführliche Mittheilungen enthalten. Dank der Fürsorge der Staatsregierung aber soll diesem Uebelstande abgeholfen werden, und das Observaterium wird einen neuen Refraktor erhalten, der an Größe alle bisher in Europa vorhandenen Instrumente übertrifft. Dieses Fernrohr wird zwei in einem Doppelrohr vereinigte Objektive erhalten: das eine, für die chemisch wirksamen Strahlen achromasiert, von 80 em Durchmesser, das andere, für die optischen Strahlen achromasiert, von 50 em Durch⸗ messer. Die Brennweiten dieser Objektive werden 12m bezw. 1216 m betragen. Es ist. nun ohne weiteres klar, daß bei der Herstellung, eines so mächtigen Instru⸗ ments eine große Anzahl von Fragen zu entscheiden sind, damit die vorhandenen Mlttel auch die zweck⸗ mäßigste Verwendung finden und ein. Instrument ent⸗ stehe, welches die größtmögliche Leistungsfähigkeit besitzt. An biefer Stelle möge es genuͤgen, daß darauf hingewiesen wird, wie es sich hierbei in erster Linie nicht um Untersuchungen technischer, sondern rein wissenschaftlicher Natur hanzelt; enauere Informationen können Interessenten in den wissen⸗ h ben Zeitschriften finden (z. B. in den Sitzungs berichten der Königlichen Akademie zu Berlin, 1886, Stück XL VD.
Von“ den Publikationen des Sbservatoriums wurde im Druck vollendet:
das erste Stück des XI. Bandes, .
Nr. 34. S. Lohse, Beobachtungen des südlichen Polar⸗ fleck des Mars und Bestimmung der Elemente des Mars⸗ äquators aus Beobachtungen seiner Polarflecken.
Am Schluß des Jahres befand sich im Druck: das zweite Stück des XI. Bandes, Nr. 35. J. Scheiner, Ausmessung des Orionnebels nach photographischen Aufnahmen.
Die Münchener illuftrierte Wochenschrift für Kunst und Leben Jugend? (G. Hirth's Verlag), die einft ibre erste Nummer mit dem Bildniß Arnold Böcklin's schmückte, hat eine Huldigungs⸗ nummer und eine Medaille für den 16. Oktober, den Tag, an welchem der Meister sein 70. Lebensjahr vollendet, berausgegeben. Hervorragende Künstler und Schriftsteller haben sich vereinigt, um Böcklin ein würdiges Festgeschenk zu bringen. Max Klinger hat eine eigens überarbeitete Platte für das Titelblatt der Festnummer zur Verfügung gestellt; Otto Greiner sandte aus Rom ein doppelseitiges Widmungsblatt. Weiterhin sind Sascha Schneider, Angelo Jank, Fritz Erler, Jul. Diez. Robert Engels, Arpad Schmidhammer, Bernh. Pankök und Andere mit Zeichnungen vertreten. Der lite⸗ rarifche Theil enthält u. a. die folgenden Beiträge bekannter Dichter: Der Abenteurer von Otto Erich Hartleben; Wenn wir alt sein werden! von Max Halbe; Licht von Otto Julius Bierbaum; Der Gruß“ von Ferdinand Ävenarius; ‚Das Löwenherz“ von Richard Dehmel; Der Kunstsammler“' von Wilhelm Weigand; „Herbst⸗ veilchen von Ernst Rosmer; „Frerk Frerksen's Werft“, Arnold Böcklin gewidmet von Detlev von Liliencron; ‚Mittag“ von Gustav Falke. Auf die Person und Kunstweise Böcklin's selbst nehmen noch besonders Bezug ein Aufsatz von Georg Hirth: Sein Auge, feine Hand, sein Herz und sein Zorn! und die „Zahmen Böcklin⸗Tenien' von Fritz von Ostini. — Die zweite Festgabe, eine gevrägte Medaille, hat der Münchner Bildbauer Hugo Kaufmann im Ruftrage des Herausgebers der. Jugend, in diesem Sommer in Florenz modelliert. Böcklin selbst hat dem Künstler in San Domenico dazu Sitzungen gewährt. Die Vorderseite der Medaille stellt das bärtige, scharfumrissene Haupt des Gefeierten in Prefilansicht dar. Auf der Rückseite erblickt man den „großen Pan“, in klassischer Landschaft auf einem Felfen sitzend, wie er einem jungen Künstler die Hand beim Malen fübrt. Das Wesen der Böcklin'schen Kunst, ihr inniges Verwachsensein mit dem Geiste der Natur, ihr Erfülltsein von den lebendigen gestaltenden Naturkräften, spricht die Komposition klar und einfach aus. Der Stempelschnitt lag in den Händen des Münchener Münzgraveurs Börsch, die Prägung hatte das Königlich baperische Haupt Münzamt übernommen. — Diese Festgaben sind allen Kunst⸗ freunden zu einem mäßigen Preise zugänglich gemacht: die Fest2— nummer, obwohl in vergrößertem Umfange erschienen, zum gewöbn⸗ lichen Preise der Jugend., zu 30 , eine numerierte Prachtaus gabe zu LA, die in Bronze geprägte Medaille, 6 cm groß, in Etuis, zu 20
— Das dritte Heft des zweiten Jahrgangs der „Viertel- jahrshefte des Vereins bildender Künstler Dresdens“ welches soeben erschienen ist, darf als überaus ansprechend bezeichnet werden. Es enthält vier fehr gut gewählte Blätter in Steindruck: Feierabend“ von C. Bantzer, . Viehweide. von G. Lührig, „Bildniß“ don K. Mediz und in Radierung „Birken am Meer von H. Unger. Den Alleinverkauf hat die Hof⸗Kunsthandlung Ernst Arnold (A. Gut⸗ bier) in Dresden übernommen, welche den ganzen Jahrgang für 36 4 liefert.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Getreideernte in der Türkei.
Aus Konstantinopel liegt folgende Nachricht vor:
Im europäischen Theile der Türkei ist im Monat August das erste Betreide diesjähriger Ernte auf den Markt gekommen. Es ist so wenig ergiebig und auch qualitativ so geringwerthig, daß es nicht einmal den bescheidensten Erwartungen entspricht. Im Adrianopeler Bezirk wird das Gefammtergebniß kaum zur Deckung des Lokalbedarfs hinreichen; in Salontk rechnet man nur noch auf 505 des Ertrages des Vor— jahres. Die Aussichten für Mais haben sich dagegen etwas gebessert. Die Berichte aus Kleinasten bestätigen die günstigen Voraussagungen der Vormonate; auch dort hat im Monat August neben den fortgesetzten Transporten der angesammelten Vorräthe die Beschickung der Märkte mit den diessährigen Ernteerträgnissen begonnen, die Überall gute Preise erzielt haben. Der Ueberschuß, der, der Staatskasse aus dem Ergebniß des Zehnten in diesem Jahre zufließt, wird, Nachrichten aus dem Innern zufolge, durchschnittlich auf 50 , stellenweise sogar auf 75 0ι 0 veranschlagt.
Der Konstantinopeler Getreidemarkt bewegte sich im Monat September in ruhigen Grenzen. Die Beschickung aus Anatolien hielt an, doch suchten die Berkäufer in Erwartung günstigerer Angebote die bessere Waare zurückzuhalten und nur die minderwerthige auf den Markt zu bringen. Weicher Weizen aus Adrianopel kam wenig zum Verkauf und erzielte nur 159 — 16 Piaster Gold das Kile.
An Anatolischem Weizen wurden im September 150 000 Kile zugeführt.
Es wurden notiert (Piaster Gold pro Kile):
am am am am 8. Septbr. 15. Septbr. 22. Septbr. 29. Septbr. Varna Baltschik. 20-22 18— 2d 177 —-— 211 174 — 20 Samsun⸗Sinope. 20-22 18—22 15—22 1797 21 Angora. Konig. 6-319 20 22 1565-1 1855 - 3
Für Gerste war der Markt belebt, ohne jedoch eine Preisänderung zu erfahren.
Rach Hafer war gute Nachfrage ohne genügendes Angebot. Mais erzielte 19–= 20 Para ver Oka für Schwarzmeerprovenienz, 20-213 Para für rumelische Waare.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 41 vom 13. Oktober.
Cholera. Britisch⸗Ostindien. Kalkutta. Vom 4. September sind 11 Personen an Cholera, 2 354 an Fiebern gestorben. ; Gelbfieber. . Einer Rachricht vom 20. September zufolge waren damals in den im Staate Mississippi an der Küste gelegenen Ortschaften Ocean Springs, Biloxi, Barkley, Seranton, Perkin ston und Pascagoula im Ganzen 69 bis 70 Kranke und etwa ebenso⸗· viele Verdächtige, in Mobile (Alabama) ungefähr 16 und in ver schiedenen Stadttbeilen von New⸗Orleans etwa 40 Kranke vor⸗ banden. Außerdem war die Seuche von Ogean Sprinas nach den an der Eifenbahn zwischen Vickshurg und Jackson belegenen Orten Edwards, Nittavouma, Clinton und Smith verschleppt worden und batte dort 40 bis 50 Personen befallen. Im Ganzen sind bis zum 23. September in Ocean Springs und Biloxi über 105 Erkrankungen festgestellt worden, in New Orleans etwa S0 (davon 11 mit tödtlichem Ausgang), in Mobile 38, in Edwards und Umgegend ungefähr 100 (3. In Louisville (Ken⸗ tuckv) ereignete sich am 16. August und 23. September je Todesfall bei Personen, welche aus Ocean Springs bezw. Mobile zugereist waren. Weiter wurden 2 Erkrankungen in Kairo (Illinois) und 1 Erkrankung in Beaumont (Texas) festgestellt. Der bisherige Charakter der Krankheit wird als ein milder bejeichnet. — Es ge⸗ langten weiter den „Public health reports“ zufolge zur Anzeige: Auf Cuba in Cienfuegos vom 30. August bis 35. September 6, in Havanna vom z. bis g. September 15, in Matanzas vom 2. bis 8. September 4, in Santjago vom 29. August bis 4. Sep- tember 23 und in Saguga la Grande während derselben Zeit 5 Todesfälle (bei 45 Erkrankungen), ferner in Para vom 15. bis 21. August 8 Todesfälle. Verschiedene Krankheiten. Pocken: Warschau 6 Todesfälle; Daris 2, St. Petersburg 9 Erkrankungen; Flecktyphutz: St. Petersburg 3 Erkrankungen;
22. August bis an Pocken und
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