1897 / 269 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Nov 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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be d sendungen von und nach Berlin. lin G., den 12. November 1897. Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor, Geheime Ober⸗Postrath Griesbach.

8 er Zone zur Berechnung des Portos für Packete und

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die erste der von jetzt an halb⸗ monatlich erscheinenden Uebersichten über die Ein- und Ausfuhr von Getreide und Mehl veröffentlicht.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den in die Pfarrstelle zu Lauenburg berufenen Pfarrer Bogdan, bisher in Garzigar, zum Superintendenten der Synode Lauenburg, Negierungsbezick Köslin, und den in die Pfarrstelle zu Eilsleben berufenen Gefängniß⸗ Geistlichen, Pastor Dr. von Koblinski in Düsseldorf zum Superintendenten der Diözese Eilsleben, Regierungsbezirk Magdeburg, zu ernennen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

Bei den Schiedsgerichten der Arbeiterversiche⸗ rung sind nachfolgende Beamte zu Vorfitzenden bezw. stellver⸗ tretenden Vorsitzenden ernannt worden:

der Regieruͤngs⸗-Assessor von Lucke in Neumarkt zum Vor⸗ sitzenden der Schiedsgerichte daselbst;

der Amtsrichter Hoenscheid in Aachen zum Vorsitzenden der daselbst bestehenden Schiedsgerichte:

a. 3 VII der Berufsgenossenschaft der Fein⸗ mechanik,

b der Sektion V der Rheinisch⸗Westfälischen Hütten⸗ und Walzwerks⸗Berufsgenossenschaft

c. der Sektion VI der Rheinisch⸗Westfälischen Textil⸗ Berufsgenossenschaft,

d. der Sektion VI der Rheinisch-Westfälischen Bau⸗ gewerks⸗Berufsgenossenschaft, .

e. s . XXIV der Fuhrwerks⸗Berufsgenossen⸗

ast;

der Amtsrichter Bröcher in Sensburg zum Vorsitzenden und der Amtsrichter Gemlau ebenda zum stellvertretenden . der Schiedsgerichte daselbst.

erlin, den 13. November 1897. Der Minister für Handel und Gewerbe. In Vertretung: Lohmann.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. November.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen, aus Schlesien kommend, heute früh 8 Uhr 5 Minuten auf der Station Wildpark ein und nahmen im Laufe des Vor— mittags im Neuen Palais den Vortrag des Chefs des Zivil⸗ kabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus, und daran anschließend die Marinevorträge entgegen.

Ihre Majestät die Kaisexin und Königin sind

heute Morgen aus Plön im Neuen Palais wieder eingetroffen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath im

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗An⸗ e f n Dr. Schneider ist nach der Rheinprovinz ab⸗ gereist.

Die Regierungs-Referendare Dr. jur. Dionysius aus Minden, Schwendy aus Schleswig, Lym pius aus Wies— baden, Heidborn aus Köln und Schrader aus Köslin haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungs⸗ dienst bestanden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marme ist S. M. S. „Gneisen au“, Kommandant Kapitän zur See Hofmeier, am 12. November in Rio de Janeiro angekommen und beabsichtigte, gestern nach Trinidad in See

zu gehen.

Sachsen.

Seine Majestät der König gedenkt, dem „Dresdner Journal“ zufolge, morgen nach Bebenhausen bei Tübingen zu reisen, um, einer Einladung Seiner Majestät des Königs von Württemberg folgend, an den daseibst geplanten Hof⸗ jagden vom 18. bis einschließlich 20. d. M. theilzunehmen.

Baden.

Der Landtag ist auf den 23. d. M. nach Karlsruhe ein⸗ berufen worden. Zum Präsidenten der Ersten Kammer ist von Seiner Königlichen Hoheit dem , ,, Seine e mig. Hoheit der Prinz Karl, zum Ersten Vize⸗ Präsidenten Freiherr 8. von Bodman, zum Zweiten Vize⸗Präsidenten der Geheime Kommerzien⸗Rath Diff ens ernannt worden.

Sessen. Ihre Königlichen a der Prinz und die Prin⸗ essin Heinrich von Preußen haben g Abend Darm⸗ z t verlassen und find nach Kiel zurückgereist.

Sachsen⸗Altenburg.

Der Landtag ist, wie die ‚Magd. Zig.“ meldet, auf den 25. d. M. nach Altenburg einberufen worden.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Budgetausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses hat am Sonnabend die Verhandlung über das Ausgleichs⸗Provisorium fertgesetzt. Bei Be— . der Sitzung fand eine formelle Debatte über die Zu⸗ ässigkeit einer Spezialdebatte und die eventuelle Wiedereröffnung der Generaldebatte statt. Nachdem die Wiedereröffnung der letzteren beschlossen worden war, sprach zunächst der ö. Minister Freiherr von Glanz, der auf eine sachliche Er⸗ örterung einzelner Reden einging. Bezüglich der von den Sozialdemokraten angeregten Frage des Arbeiterschutzes in Ungarn meinte der Minister, die Herbeiführun einer Uebereinstimmung mit Oesterreich fei nur auf dem Boden der paritätischen Be⸗ thätigung denkbar. Sie würde nothwendig eine Art Veto⸗ recht des anderen Theiles implizieren und möglicherweise daher eine Verschlimmerung der betreffenden Verhältnisse herbeiführen. Der Minister besprach sodann die gleichfalls von den Sozial⸗ demokraten angeregte zeitweilige Suspension der Kornzölle und bemerkte, diese würde allerdings eintreten müssen, wenn eine . für die Ernährung breiter Volkeschichten bestände und diefer Gefahr durch die Suspension zu begegnen sei. Daß aber die Sache so liege, sei bisher nicht hervorgetreten, und keinerlei Wünsche nach dieser Richtung hin seien der Regie⸗ rung bekannt geworden. Nach Erörterung der Frage des Marken⸗ und Musterschutzes, dessen Einheitlichkeit in beiden Staatshalften die Regierung fördern werde, kündigte der Minister die Eindringung eines bereits vorbereiteten Gesetzentwurfs äber die Einführung einer österreichischen Zwischenverkehrs— Statistikt an. Eine definitive Regelung des Mahlverkehrs könne die Regierung nur in der yen, . Beseitigung desselben erblicken. Nachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, wurde die Verhandlung abgebrochen.

Der ungarische Katholiken⸗-Kongreß wählte den Grafen Julius Szäpäry zum weltlichen Präfidenten und nahm sodann die Wahl eines Ausschusses zur Ausarbeitung des Entwurfs, betreffend die Organisation der katholischen Autonomie, vor.

Frankreich.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde die Beraihung der Interpellation über die land⸗ wirthschaftliche Krisis wieder aufgenommen, welche seit der vergangenen Session an jedem Sonnabend auf der Tagesordnung steht. In Beantwortung der Ausführungen verschiedener sozialistischen Redner hob der . Präsident Méline hervor, daß die

ahl der kleinen Landwirthe zunehme. Die sozia⸗ sistischen Theorien würden unheilvolle Folgen haben; der Kollektivismus, welchen sie predigten, sei eine Utopie; Acker⸗ bauer, welche auf einem Kollektivbesitzthum arbeiteten, würden den Geschmack an der Arbeit und die Liebe zu ihrem Boden verlieren. Das einzige Heilmittel für die gegenwärtige Lage liege nicht in dem Kolleltivismus, sondern in der Zunahme der Produktion und in einem intensiven Landbau. Das indi⸗ viduelle Besitzthum allein könne diesen Fortschritt verwirk— lichen. Die Fortsetzung der Rede Méline's wurde auf nächsten Sonnabend vertagt.

Der „Soleil“ versichert, daß die Umbildung des fran⸗ zösischen Artillerie⸗Materials bereits soweit vor— geschritten sei, daß 100 Batterien mit dem neuen Material ausgerüstet werden könnten.

Italien. Der Minister-Präsident di Rudini hat am Sonnabend Nachmittag dem deutschen Staatssekretär des Auswärtigen Amis, Staats-Minister von Bülow einen Besuch abgestattet.

Spanien.

Der Bischof von Mallorca, welcher vor kurzem über den damaligen Finanz-Minister Navarro Reverter die Ex⸗ kommunikation verhängt hatte, ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid, plötzlich gestorben.

Wie aus La Coruna berichtet wird, haben die An⸗ hänger des Generals Weyler, welche demselben bei seiner Ankunft eine Ovation darbringen wollten, davon Abstand ge⸗ nommen.

Türkei.

Der deutsche Botschafter, Staats-Minister Freiherr Marschall von Bieberstein ist, wie W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Konstantinopel eingetroffen.

Wie das Wiener „Telegr-⸗Keorresp- Bureau“ meldet, hat der österreichisch-ungarische Boischafter Freiherr von Calice am Sonnabend dem Minister des Auswärtigen eine Note überreicht, in welcher als Genugthuung für das vertragswidrige Vorgehen gegenüber dem . Staatsangehörigen Brazzafolli und für die Mißachtung der oͤsterreichisch- ungarischen Konsularbehörde in Mersina die Ab⸗ setzung des Valis von Adana und des Mutessarifs von Mersina sowie ein Salut der österreichisch unggrischen Flagge im Hafen von Mersina verlangt und für Erfüllung dieser Forderungen eine bestimmte Frist gestellt wird. .

Die griechischen Bevollmächtigten sind von ihrer Regierung angewiesen worden, 12 Artikel des Friedensvertrages zu paraphieren.

Amerika.

In der Provinz Pinar del Rio haben, wie aus Havanna gemeldet wird, mehrere Zusammenstöße mit den Aufständischen stattgefunden. Letztere leisteten hart⸗ näckigen Widerstand und hatten 41 Todte, wahrend auf spanischer Seite 31 Mann, darunter ein Offizier, getödtet und ER Mann, einschließlich eines Offiziers, verwundet wurden.

Nach einem in New⸗York eingetroffenen Telegramm haben die Aufständischen bei Nuevitas in der Provinz Puerto Principe einen Eisenbahnzug mit Dynamit in die Luft gesprengt; 12 Personen wurden getödtet, 2. verwundet,

Aus Rio de Janeiro vom 13. d. M. berichtet die „Times“, daß nach der Proklamation des Kriegsrechts eine Unzahl von Deputirten sowie andere Personen verhaftet worden selen. Die Beweise für das Bestehen einer politischen Ver⸗ schwörung mehrten sich.

Wie dem „Reuter schen Bureau aus Ca räcas gemeldet mird, ist die Keldung, daß in Venezuela durch Auf⸗ ständisfche Unruhen veranlaßt worden seien lsiehe Nr. 261 d. Bl.), unbegründet.

Afien. Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Simla, daß der in in einer Stärke von mehreren hundert Mann am onnabend eine Fouragier⸗Abtheilung angegriffen habe, jedoch

mit Verlusten zurückgeschlagen worden sei. Auf britischer Seite seien ein Major, ein Kapitän und vier Mann verwundet worden. Die reter der Orakzais schienen geneigt, die a, dm. der Regierung anzunehmen

ach einer Meldung der „Times“ aus Maidan vom 13. d. M, würden die Afridis, da sie jetzt allein daständen, sich wahrscheinlich bald ergeben. Eine verhãͤltnißmäßig schnelle Beendigung der Feindseligkeiten sei nicht unwahrscheinlich.

Afrika. Aus Prätoriag erfährt das „Reuter'sche Bureau“, d sich der Präsident Krüger sowie der General Joubert . Burger endgültig entschlofsen hätten, als Kandidaten bei der nächsten Präsidenten wahl aufzutreten.

Nr. 45 des Gentralblatts für das Deutliche Reich, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 12. November, hat folgenden Inhalt: 1) Konfulat. Wesen: Ernennung; Bestellung eines Konfular⸗ Agenten; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands. Akten; Entlassung; Exequatur, Ertheilung. 2) Bank. Wesen: Status er deutschen Notenbanken Ende Oktober 1897. * 5) Justij⸗ Wesen: Grundsätze, welche bei dem Vollzuz gerichtlich erkannter Freiheitestrafen bis zu weiterer gemeinsamer Regelung zur Anwendung kommen. - 4) Zoll und Steuer⸗Wesen: Abänderung der Aus⸗ üührungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetz in Bezug auf kondensierte Milch; Abänderung des § 12 der Ausführungsbeftimmungen zu dem Gesetz über die Erhebung einer Abgabe von Sali; Veränderungen in dem Stand oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Stenerstellen; Abänderung des § 9 des Begleitschein ⸗Regulativs; Bestellung eines Reichs bevollmächtigten und mehrerer Stationskontroleure.— k Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs. gebiet. .

Arbeiterbewegung.

In Magdeburg baben, wie die ‚Magdb. Ztg. mittheilt, in den letzten Wochen mehrere Maurer⸗, Zimmerer⸗, Bau⸗ arbeiter und Erdarbeiter⸗Versammlungen stattgefunden, in denen die Lohnforderungen für das Jahr 1898 festgesetzt worden sind. Die Maurer fordern einen Stundenlohn von 43 3, während der jetzige, bis zum 1. April 1898 gültige Tarif einen Stundenlohn von 46 8 3 Die Arbeitszeit solUl wie bisher besteben bleiben. Die

immerer haben die gleiche Lohnforderung von 43 3 für die Stunde gestellt und auch bezüglich der Arbeitszeit denselben Beschluß wie die Maurer gefaßt. Eine Versainmlung der Baun⸗, Erd und gewerb⸗ lichen Hilfsarbeiter beschloß, nicht mehr im Accord zu arbeiten; sie forderte für Tragen 55 3. für Staken den ortsmäßigen Zimmerer; lohn von 45 g, für Wasserarbeit 100,0 Aufschlag sowie Lieferung wasserdichter Stiefel, für Tagelsbner 35 3 Stundenlohn, für Putzer im Accord 55 für die Stunde.

In Gotha haben, einer Mittheilung des „Vorwärts, zufolge die Tischler der Möbelfabrit, von Christ u. Quark die Arbeit niedergelegt, weil sie mit einer ihnen vorgelegten Fabrikordnung nicht einverstanden waren.

Aus London berichtet die .A. K.“: Der Londoner Gewerkrath bat am Freitag beschlofsen, den parlamentarischen Ausschuß des Ge— werkvereins · Kongresses aufzufordern, sofort die nöthigen Schritte zum . einer nationalen Konferenz von Arbeitervereinen zu thun.

Kunst und Wissenschaft.

Das Zentral · Comits zur Errichtung eines National ⸗Denkmals für Len Fürsten von Bismarck in Berlin trat vorgestern in der Akademie der Künste zu einer Sitzung jzusammen, in welcher mit großer Mehrheit folgender Beschluß gefaßt wurde: 1) Die Aus⸗ führung des Denkmals durch den Herrn Professor Reinhold Segas nach dessen Entwurf auf dem dafür vorgesehenen Platze wird genehmigt mit den Modifikationen, welche in Bezug auf Einzelheiten des Ent— wurfs und auf die Platzfrage von dem geschãfts führen den Ausschuß für nöthig erachtet werden sollten; 2) der geschãftsfũübrende Ausschuß wird bevollmächtigt, alles hierfür und für die Enthüllung des Denkmals Erforderliche zu veranlassen, namentlich den Vertrag mit dem Derrn Professor Reinbold Begas in der dem geschäftsführenden Ausschusse erwünschten Gestalt abzuschließen, die Genebmigung zur Benutzun des Platzes einzuholen und über die dazu erforderlichen Mittel na

bestem Ermessen zu verfügen.“

In dem engeren Wettbewerb um ein als Marktbrunnen aufm, fasserdes Kriege r- Denkmal in Gießen, zu welchem drei Aichitekten und zwei Bildhauer aufgefordert worden waren, ist gemäß dem am 9. d. M. erfolaten Spruch des Preisgerichts der in dem Auf⸗ trage der Auęfübrung bestehende Preis dem Bildhauer L. Habich in Darmstadt und Mürchen zugefallen.

Das Germanische National⸗Museum in Nürnberg hat, wie uns von dort geschrieben wird, in jüngfter Zeit ein Denkmal erworben, das durch seine Schicksale, wie durch seine hervorragende Seltenheit und Schönheit eine werthvolle Bereicherung der groß arsigen keramischen Sammlung der Anstalt bildet. Ez ist dies eine ganz in buntglafiertem Thon ausgeführte Gedenktafel eines Rupprecht Deller aus dem Jahre 1554. Die Familie Heller, deren Wappen sben im Giebel des Denkmals angebracht ist, blühte im 16. und 17. Jahrhundert in der Gegend von Wasserburg (Oberbavern) und das vorliegende Werk därfte in einer Kirche Tieser Stadt eder der Umgegend angebracht gewesen sein Die Erwerbung ift um so freudiger zu begrüßen, als damit ein fast als Unikum in bezeichnendes Stäck deutscher Kunst, das bereits vor langer Zeit ins Ausland gewandert war, in der Heimath nun wieder einen würdigen und dauernden Aufftellungs platz gefunden hat. Die Gedenktafel er. innert in ihrer Form diejenige einer Aedicula lebhaft ltalienische Tabernakel, wie denn auch die in Deutsc land für figürliche plastische Werke. wenn nicht die Defen hierber gerechnet werden) äußerst seltene Verwendung don buntglasierkem Then guf die Bliünhe itallenischer Thonplastik. die Werke der Familte della Robbia in Mittel. Italien, Finweist. Dicfer Pinweis liegt um so räber, als auch Art und Farben der Glasur die gleichen sind. Die von einem mit geschmackvollem, leichtem Ranlen · Ornament gezierten architektonischen Rahmen 1m gebene Darftellung der Mitteltafel zeigt in flachem Relief das Binh der Sreffaltigkeit. Die Kompoßtion lehnt sich an Albrecht Dürer J Bearbeitungen desselben Gegenstandes in dem Wiener Allerheiligen bilde undlin dem großen . von 1511 an oder ist vielle cht nur mittelbar von diesen beeinflußt. Gerade die derb naturaliftische Auffaffung der Figuren, die das kräftige, starkknochige Geschlecht der Altbayern. in deren Gauen die Arbeit entstand, charakteristisch spiegeln, Und die hohe Farbenfteudigkeit ebenfalls, wie zeitige Holzplastik bewelft, ein hervorragender Zug der Funst machen daz Monument im Verein mit der guten führung und im Ganzen ausgezeichneten Erhaltung zu einem besonderen Schmuck der Sammlungen des Germanischen National Museums.

Im Lichthofe des . K unstge werbe ⸗Musenn⸗

att von Kimbel & Friederichsen bier,

ift zur Zeit eine in der Werk r

felbft erfundene und ausgeführte Gintichtung zu einem

ger A geber bestimmt Fan fe Decken und aus einem opha mit einem Schreibtisch, einem

einem von

tisch, kon lebnung Nalagon

Jntarsien und farbi logen

Ton; bret * gebra

voller Entwur berechnet

Literatur.

Gin ‚Hohenzollern⸗Jahrbuck' kündigt die Verlagebuch⸗ handlung von Giesecke und Devrient in Berlin und Leipzig an. Das—⸗ selbe soll nach dem vorliegenden Prospekt einen Mittelpunkt bilden ür die heute überall verstreuten Forschungen über die Geschichte der Hohenzollern und ihre Thätigkeit für den Staat. Von anderen bisto⸗ uschen Zeinschriften soll sich daz. Hohenzollern Jahrbuch“ dad urch wesent⸗ sich unterscheiden, daß es sich nicht nur an die Historiker von Fach, sondern an ein größeres Publikum wendet. Für den litergrischen Theil erfreut sich der Herausgeber Dr. Paul Seidel, Dirigent der Kunstsammlungen in den Königlichen Schloössern und Direktor des Hohenzollern Museums, der Keonderen Beihilfe des Königlichen Haus-Archivars, Archiv. Ratbs Pro= sessor Ber ner, des Hof Bauraths Geyer, des OberstLieutenants a. D. Pr. Jähns und des Direktors der preußischen Staats⸗Archive Pro⸗ sessor Koser. Neben der literarischen Darstellung wird auf die Illustrierung nach jeitgenössischen Quell en ganz besonderer Werth gelegt werden. Die Pflege und Ausbildung dieses für die allgemeine pie für die Kunst⸗ und Kultur⸗Geschichte gleich wichtigen Materials wird sich der Herausgeber im Verein mit dem Verlagshause vor allen Dingen angelegen sein lassen, Die illustrative Aus⸗ stittung soll demnach in Abbildungen und Falsimiles darbieten: Portrãt⸗ Galerien des brandenburg preußischen Königshauses und solcher Männer, die sich um das Haus Hohenzollern und den brandenburg preußischen Staat besonders verdient gemacht haben, zeitgenössische bildliche Darstellungen von wichtigen Greigniffen, wie Schlachten⸗ darstellungen und Pläne, Darstellus gen von Staatsaktionen u. s. w., Denkmäler der Hohenzollern, die eigenen Leistungen der Hoher zollern auf känstlerischem, literarischem und wissenschaftlichem Gebiete, Wahl⸗ sprüche der Hobenzollern und Abbildung besonders bemerkenswerther ürkunden derselben, die Baugeschichte der Königlichen Schlösser und Gärten mit besonderer Berücksichtigung der Thätigkeit der Hohenzollern sir Kunst und Kunstgewerbe, die Baugeschichte der Hoftirchen und Fürstengrüfte die Geschichte der Mußt, der Oper und des Theaters unter den Hohenzollern, Fagd⸗ und Marstall.· Wesen, Wappen und Medaillen. Ber erste Band 1897 soll noch im Laufe des Monats Nobember eischeinen und auf ca. 200 Seiten (Groß ⸗Quartformat) folgende Bei⸗ träge enthalten: Pr. Schmoller, Professor, z. 3 Rektor, der Universitãt Berlin: „Der erste Hohenzollern⸗Kaiser'; von Mischke, General der Infanterie und General. Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Fönigs: ‚Kaiser Friedrich III.; Dr. Seidel, Direktor des Hshenzollern⸗ Nuscums und Dirigent der Kunstsammlungen in den Königlichen Schlössern: Die Wandteppiche mit den Darstellungen der Siege des Großen Kurfürsten über die Schweden?; Dr. Jähns, 2berst ⸗Lieute⸗ nant a. D.: ‚Der Große Kurfürst bei Fehrbellin, Wolgast und Stettin, 1675 bis 16777; Dr. Thouret, Oberlehrer: ‚Die Musik am preußischen Hofe im 18. Jahrhundert“; Dr. Krauske, außerordent⸗ licher Professor an der Universität Göttingen: Der Regierungs⸗ antritt Friebrich Wilhelm's J.; Dr. Koser, Professor, Direktor der FRöniglich preußischen Staatsarchive, und Dr. Seidel, Direktor des Hohen⸗ zollern⸗Museumz: „Die äußere Erscheinung Friedrich's des Großen.; Dr. Frledlaender, Geheimer Staats. Archivar und Geheimer Accip— Rath: „Briefe Fürstüicher Frauen aus dem Hohenzollernhause n; Dr. Bailleu, Geheimer Staatz ⸗Archivar und Aichiv⸗Rath: „Vor hundert Jahren“; Dr. Großmann, Erster Königlicher Haus Archivar Ind Geheimer Archi - Rath: Nachlese zur Korrespon denz Ftiedrich's des Großen mit dem Grafen Francefco Al⸗ garetti; Geyer, Königlicher Hof⸗Baurath: „Zur Bau⸗ . des Königlichen Schlosses in Berlin: J. Der Fest⸗ aal des Großen Kurfürsten. II. Die Kapelle Friedrich's J.; Dr. Schneider, Prälat und Domkapitular in Mainz: Wiedergewinnung den Miniaturen aus dem Aschaffenburger Prachtkodex des Halleschen Hälligthums, einer Stiftung des Kardinals Albrecht von Branden— burg; Dr. Bailleu, Geheimer Staats. Archivar und Archiv- Rath; Aus det Brautzeit der Königin Luisen; Miscellanea Zollerana mit Beiträgen don Dr. Friedlaender, Geheimem Staats -⸗Archi var und Geheimem Lichip. Rarb, und Dr. Seldel, Direktor des Hohenzollern. Museumz,— Die illust rativen Beigaben des Bandes werden A selbständige, ganzseitige Illustrationen in Hellogravüre, Lichtdruck und Autotypie sowie 89 Abbil⸗ dungen im Text umfassen. Die Verlagshandl ung verspricht alles auf⸗ zubieten, um das Werk in einer seiner Beveutung entsprechenden, würdigen Weise auszustatten. Der Preis wird in dauerhafter Heftung 204M, in elegantem ginband 24 6 betragen. Außerdem wird eine Lieb⸗ haber Ausgabe hergestellt werden und war in 100 numerierten Exemplaren jum Preise von 60 S Abgesehen von der noch feineren Ausstattung (auf Velinpapier mehrere der ganzseitigen Illustrationen auf chinesischem und, japanischem Papier) werden dieser Ausgabe die selbständigen Vollbilder in Heliogravnre, Lichtdruck und Autofvpie in einer separaten eleganten Mappe vereinigt beigegeben werden. Der ersie Band L Dohenz oller. Ja hr buch es. dürfte sonach, da er rechtzeitig vor dem Weihnachts feste erscheint, sich zu einem hervorragend werthvollen Fest⸗ geschenk gestalten.

Anfang Dezember wird die neunte Auflage der ‚Na tür⸗ lichen Schöpfung geschichte‘ von Ernst Haeckel im Verlage von Georg Reimer bhierselbst erscheinen. Als vor 30 Jahren die eiste Auflage diefes Buches veröffentlicht wurde, befand sich die hoderne, von Charles Darwin begründet. Entwickelungslehre noch im Beginn ihrer Ausbildung. Die acht deutschen Auflagen der Natür, lichen Schöpfangsgeschichte und die Uebersetzungen derselben in zwölf derschiedene Sprachen haben nicht wenig dazu beigetragen, dem Dar= winismus die Wege zu ebnen und die weitreichenden allge⸗ meinen Folgeschlüfse des selben zur Anwendung zu— bringen. Iniwischen ist Professor Haeckel unablä ssig bemüht gewesen, die wichtigen Fortschritte auf allen Gebieten der Entwicke⸗ lungslehre für die von ihm begründete Stammeggeschichte der ir i ben Formen zu verwerthen. Die v fen ae . Durch ührung derselben hat er in den drei Bänden seiner „Systematischen bölogenle: verfucht; der erste Band (1894) behandelt das natürliche Sytem der Proötisten und Pflanzen, der zweite Band (l856) dasjenige der wirbellosen Thiere, der dritte Band (5395) daz der Wirbelthiere. Die wichtigsten allgemeinen Ergebnisse dieser historlschen Forschungen sind in populärer Form in die neunte uf der Natürlichen Schöpfungsgeschichte' aufgenommen und emgemäß namentlich der zweite Theil wesentlich verbessert und theil⸗ i. ume earheitet. re ist durch eine größere Zahl von Ab— ildungen für leichteres Verständniß Sorge getragen. Zu den 20 Tafeln er achten Auflage sind 10 neue hinzugekommen. Sc. Johann Jacob Engel. Gin Vortrag von Dr. Carl 5 chrß der. Mit Porträt in Lichtdruck. Schwerin, Verlag der Haren prun schen Hofbuchdruckerel. 85. 67 S. Pr. 2 4 Der ; erfasfer schildert das Leben und Wirken des bekannten Philosophen 1 hmen der literarischen Bestrebungen der zweiten Hälfte des

Jahrhundertz. Die wechsesseitigen Beziehungen Engel'z zu den

Geiftesberoen dieser Zeit, besonders zu Lessing und Schiller, seine rege Thätigkeit für das Teutsche Theater, seine Gir hure als Lehrer des späteren Königs Friedrich Wilhelm III. Iassen die geisftige Bedeutung des if von Lerenz Stark“ klar hervortreten. Der Charakter Engel's ift fein und lebenswabr gezeichnet, auch seine Schwächen werden nicht verschwiegen. Die dem Vortrag beigefügten An. mer kungen enthalten ein reiches Material fleißiger Quellenforschung, welcheg für ähnliche Arbeiten willkommen sein dürfte. Im Anbang sind einige in Engel's Schriften nicht aufgenommene Prologe und Epiloge aus seiner Lelhjiger Zeit um Abdruck gelangt sowie einige seiner Gedichte beigefũg!.

Am Lebensborn. Gesammelte Gedichte von Franz oppe. Oldenburg. Schulze 'sche Hof Buchhandlung (1. Schwartz). 1. geheftet 3 Der Herausgeber des zum vorjährigen Weibnachtg=—

este im gleichen Verlage erschienenen Albums oldenburgischer Dichter tritt hier mit einer Auswahl seiner eignen Gesammelten Gedichte bervor. Der Verfasser nennt sie Blumen, die er am Lebensborn in sonnigen und trüben Stunden zum Strauße gepflückt, Ideen und Empfindungen, die er seit langen Jahren dus dem geistigen und wirk⸗ lichen Leben geschöpst und dichferisch gestaltet habe. Die Sammlung, in der sich manche schöne lyrische Gabe findet, rerdient eine ebenso günstige Aufnahme, wie sie nem Album zu theil geworden ist.

Patentwesen, uster⸗ und Waarenzeichenschutz von Otto Sack. Mit drei Abbildungen. Verlag von J. J. Weber in Leiplig. In Original Leinenband Pr. 2 6 509 . Der Ver⸗ fasser, Patentanwalt und vereideter Sachberständiger für Patent⸗ und Gebrauchsmusterschutzwesen am Landgericht zu Leipzig, giebt zunächst eine kurze, allgemein verständliche Erläuterung der verschiedenen Ge⸗ setze zum Schutz des gewerblichen geistigen Eigenthums und dann unter Anführung von Beispielen eine praktische Anleitung zur richtigen Gestaltung der Gesuche um Erlangung von Schutzrechten. Auch über den Gang der amtlichen Behandlung der Schutzgesuche wird die nöthige Aufklärung gegeben. Erfindern, die sich vor Fehlern bei der Anmeldung ihrer Patentanspruüche bewahren wollen, sei das kleine Buch als Rathgeber empfohlen.

Katechismus weiblicher Erwerbs- und Berufs— arten von Constanze von Franken. Max Hesse's Verlag in Leixzig. Preis geb. 2 M. Die Venfasserin dieser Schrift hat sich nicht damit begnügt, möglichst viele Berufgarten anzugeben und deren Vortheile und Nachtheile für das weibliche Geschlecht gegeneinander abzuwägen, sondern sie stellt in klarer und knapper Weise, überall bestimmte Zahlen nennend, die Wege, die zu gehen, und die Ziele, die zu erreichen sind, fest. In den verschiedenen Kapiteln über die Thätigkeit der Frauen in . und Krankenpflege, Rechtskunde und e n Haushalt und öffentlichem Verkehr, im Staats. und Gemeindedienst, im Handel und Gewerbe, auf den Gebieten der Literatur, der Musik. der Kunst und des Kunstgewerbes finden sich die dazu vorbereitenden Schul und Unterrichtsanstalten, Werkstätten und Ateliers mit dem zu zablenden Schul, oder Lehrgeld, sowie Namen und Adressen von auf dem be⸗ treffenden Gebiete maßgebenden, zu Auskünften bereiten Persönlich⸗ keiten angegeben. Mädchen und Frauen, die, ihrer Neigung oder dem in. der Verhäͤltnisse folgend, einen Beruf ergreifen oder ihre

räfte in den Dienst erwerbender Arbeit stellen wollen, sei das Buch als ein praktischer Berather empfohlen.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Max Dreyer's dreiaktiges Lustspiel In Behandlung“, welches am Sonnabend zum ersten Male auf einer Berliner Bühne erschlien, fand auch hier den Erfolg, den es schon an anderen Orten errungen hat. Max Dreyer gehört zu den zeitgenössischen Dichtern, welche sich vom ernsten Schauspiel der Lustspielgattung zugewandt haben und die nun zumeist mit Glück in ihren dramatischen Arbeiten den Gehalt an komischer Kraft, den auch ernste gesellschaftliche Fragen besitzen, in den Vordergrund der Handlung und der Charakteriftik stellen. Bie moderne Frau“ in ihrem Wissensdrange, die bald im spöͤttischen. bald im ernsten Sinne seit längerer Zeit ein beliebtes Motiv der Dramatiker bildet, steht auch im Mittelpunkt des Lust⸗ spiels In Behandlung“. Der Dichter zeigt in der Gestalt eines jungen Rädchens, der Lisbeth Weigel, Dr. med., daß auch bei der gelehrten! Frau neben dem geschulten Geist sich die Rechte und die Macht des Heriens unverkümmert geltend machen. Die junge Doktorin, die in ungezügeltem Freibeits. und. Selbständigkeitsdrange einen reichen Freier fortschickt, well er sie in der Ausübung ihres Berufs bindern möchte, ift aber nicht leicht zur Ehe zu bekehren. Sie leidet, wie ihr unvermäblter Kollege Pr. Wiesener, unter dem Mißtrauen der kleinen Stadt gegen unverheirathete Aerzte; aber bald wird ihnen fast grenzenloses Vertrauen entgegengebracht, als sie eine fingierte Ehe eingehen, welche Jedoch schließlich zu einer wirklichen und glücklichen Ehe führt. Der Dichter behandelt seinen Stoff in derber, fast possenhafter Weise; die Prüderie, die Tugendheuchelet der Kleinstart wird nicht selten in grober Uebertreibung geschildert; es ergeben sich aber hieraus viele komische, tbeatralisch wirksame Scenen, deren Gxistenzberechtigung unanfechtbar erscheint, besonders wenn ihnen, wie es vorgestern der Fall war, eine gute Darstellung zu Hilfe kommit. Vie junge Aerjtin, welche anfangs gar zu keck und unklug den Tanten und Basen gegenübertritt, wurde von Frau Prasch, Grevenberg mit sicherem Wesen und maß⸗ haltendem Geschick dargestellt. Herr Sommerstorff spielte den tüchtigen Kollegen, der die kranke Seele der Kollegin ründlich heilt, mit feinem Humor. In der Rolle eines alten Schiffskapitäns, des Onkels der Doktorin, entwickelte Herr Formeg eine prächtige und wirkungsvolle Komik, und doch wurde er fast noch übertroffen von Herrn Bassermann, der einen alten Tugendheuchler zu drastischer Wirkung brachte. Fräulein Schroth gab eine kecke und neugierige Raive sehr treffend, und Frau Wenk spielte überzeugend die Rolle einer schläfrigen alten Aufwärterin.

Schiller ⸗Theater.

Die am Freita . erste Aufführung von . Wallenstein's Lager“ und den Piecokomini' setzt das Schiller Theater nunmehr in die Lage, seinem Publikum an zwei aufeinanderfolgenden Abenden die ganze gewaitige Trilogie Schiller's vorzuführen. Es war aus technischen Gruͤnden nothwendig gewefen, die ersten Aufführungen des Werkes in umgekehrter Folge zu bringen. Dieser Umstand war in mancher Hinsicht flörend, es trat aber insofern eine Steigerung der m als die Aufführung der ersten Ihcile diejenige von . Wallenstein's Tod., so ge, sungen diese auch war, noch überbot. Junächst wurde. Wallenstein's Lager“ in geschickter, sorgfältiger und fein abgetönter Scenierung gegeben, daß man staunen konnte. Es muß zugestanden werden, daß diese Vorführung des lebensvollen Vorspiels zur Tragödie nicht allein den heften Aufführungen des Schiller Theaters, sondern den besten des Slückes überhaupt zugerechnet zu werden verdient. Reden und Gegen⸗ reden fügten sich harmonisch und ohne Stockung aneinander, die Massen wurden niemals so läͤrmend, daß sie das Dichterwort übertönt hätten, und dennoch bot das Ganze ein echtes Bild bunt bewegten Lagerlebeng. Auf der Höhe der Gesammtaufführung standen ohne Ausnahme auch die Leistungen der Einzelnen, unter denen Herr Merten als markiger Wachtmeister, die Herren Froboese und Bach als temperamentvolle Holkische Jäger, Herr Patry als Trom- peter, Herr Winterstein als Kürassier und Frau Grete Meyer als Marketenderin sich besonders bervorthaten. Außer. orhentlich wirkungtvoll war auch der Kapuziner in der Darstellung des Herrn inn, , welcher ihn mit maßvoller, die , ge⸗ botenen Grenzen niemals berschreitender Komik darstellte. Der Geist, der die Wiedergabe des Vorspiels belebte, herrschte auch in der nachfolgenden Aufführung der ‚Piccolomini! vor, von welcher mit gesteigerter An⸗ erkennung das zu . sst, was von. Wallenstein's Tod‘ (gl. Nr. 266 d. Bl bereit gelagt wurde. Die hier mehr hervortretende Rolle des Illo spielte Herr Froboese mit hinreißen dem Temperament und in scharfer Tharakteranlage. Seine Leistung erreichte in der bewegten Bankett scene ihren lden sodaß ihm lebhafter Beifall und mehrmaliger hefe g r 3 ti. . r strelht e. am 2 en dieses Mal Herr egg auch a egisseur große Anerkennung zu zollen ist, in der . det Wallenstein. Ihm gegenüber bot der

gemessene kũhle Hofmanngton, welchen Herr Patry dem Queftenberg er r einen st wirksamen Gegensatz. rr Merten hatte das alli Greisenhafte, welches er am ersten Abend zum Nachtheil der Wirkung dem Buttler verlieben hatte, ausgemerzt und bot dieses Mal eine beachtenzwerthe Leitung. Die Herren Laurence ( Octavio), Bach (Max), die Damen Barth Dran Terzky) und Pauly (Thekla) waren ebenso vortrefflich wie am ersten Abend. Das Haus war wieder voll besetzt und bereitete der auch äußerlich glanzvoll aus-= gestatteten Auffũhrung eine 6 Aufnahme. Thalia Theater.

Die Drillings mutter (Mother of three), ein neuer englischer Schwank von Clo Graves, welcher am Sonnabend bier zur ersten Aufführung gelangte erinnerte lebhaft an . Charley's Tanten, ohne jedoch einen gleich starken Heiterkeitserfolg zu erzielen. Auch in ibm bildet eine Verkleidung die Grundlage, auf welcher sich die komischen Situationen aufbauen, nur daß bier, umgekehrt wie in dem vor— erwähnten Schwank, eine Frau die Rolle eines Mannes zu übernehmen hat; und zwar thut das die Frau des auf einer astronomischen Forschungreise seit achtzehn Jahren in Peru weilenden Professors Murgatroyd, um ihr zum fuͤnften Male verlobtes Drillings⸗ föchter⸗Kleeblatt von dem allen Heiratbsplänen bisher verhängniß⸗ vollen Verdachte zu reinigen, daß der abwesende Vater eine mythische Persönlichkeit sei. Kurz entschlossen wirft sie sich in Manneskleider und giebt sich den zukünftigen Schwiegereltern einer ihrer Töchter gegenüber für den Professor aus. Die Komik der Situation wird durch die unvermuthete Rückkehr des Professors selbst noch erhöht, und das drollige Durcheinander hält an, bis im dritten Akte die unvermeidliche lustige Katastrophe Alles zum Besten auf⸗ klärt. Man sieht, das ganze Werk. das auf jegliche Wahrschein-⸗ lichkeit verzichtet, bat nicht mehr Anspruch auf literarische Beachtung als etwa eine Zirkuspantomime. Gespielt wurde namentlich von Frau Dora, welche die Titelrolle in den Verkleidungsscenen mit wirksamster Drolerie gab, sowie von den Damen Theren und Fredi⸗Franken und den Herren Ewald und Junkermann ausgezeichnet. Einen Sondererfolg hatte Frau Sigl als Dienstmädchen mit einem Stock⸗

schnupfen. Konzerte.

Am Donnertztag v. W. hatten sich die Pianistinnen Else Strus⸗ dorff und Clara Kuske zusammengethan, um im Saal Bech⸗ stein Vorträge auf zwei Klavieren zu Gehör zu bringen. Sie spielten die Sonate in D- dur von Mozart, Variationen über eln Thema von Beethopen (9p. 36) von Saint - Sans, Variationen (op. 46) von R. Schumann und eine Tarantella D 87) von J. Raff. Recht anerkennenswerth waren die beider⸗ eits entwickelte, 66 Technik und die Präzision in der Zu⸗ sammenwirkung: orzüge, die besonders im Vortrag des erst— und letztgenannten Werkes gut zur Geltung kamen. Weniger gelungen waren die Variationen, welche etwas pedantisch zu Gehör gebracht wurden. Die bekannte, und geschätzte Groß— herzoglich mecklenburg ⸗schwerinsche Kammersängerin Frau Hermine Galfy, welche für das erkrankte Fräulein Martha Dsirne eingetreten war, steuerte einige Liedervorträge zu dem Konsert bei und zeigte in Gesaͤngen von Schumann, Grieg, Jensen und

ranz ihre hochentwickelte Kunst. Drei Proben aus dem isher wenig bekannten. Liedereyclus „Schön Gretlein“ von A. v. Fielltz fanden, trotz einiger darin vorkommenden gewagten 6 und Dissonanzen, welche die Sängerin in den falschen

erdacht des Detonierens brachten, eine freundliche Aufnahme. Die Klavierbegleitung führte für den behinderten Herrn Woldemar Sacks Herr Max Sandow anerkennenswerth aus.

Wie großer Beliebtheit sich der Pianist Herr Felix Dreyschock erfreut, bewies am Freitag der Andrang des Publikums zu seinem im Saal Bechstein veranstalteten Klavier⸗Abend. Musikstudierende und Schülerinnen bildeten einen großen Bestandtheil desselben, und der enthusiastische Beifall gipfelte in der Spendung eines Lorbeer⸗ kranzes. Die klare Korrektheit des Spiels und seine ganz saubere Geläufigkeit sind. allerdings zu bewundern. Da ist nichts von modernem, nervösem Ueberhasten der Tempi; eine gewisse vornehme Ruhe beherrscht auch noch die rapidesten Zeitmaße, wie in der Ges dur- Etude von Chopin, deren Schwierigkeit in Läufen auf den Obertasten besteht, und die dem Künftler vorzüglich gelang. Sehr gefiel auch die E-moll-Sonate von Weber, und in der jetzt vielgespielten Liszt'schen Hmoll-Sonate erfreute besonders die trotz großartiger Technst mäßig angewendete Kraftäußerung, in welcher sich sonst die Klapierspieler überbieten. Aus den Stücken eigener Erfindung, welche den Schluß bildeten, sprach ein gefälliges Kompositionstalent. Ein weiterer Klavierabend fand zur gleichen Stunde in den Räumen der Philbarmonie statt. Der Veranstalter desselben war Herr Jofef Weiß. Außer pier bekannten Werken von Brahms trug der Konzertgeber noch siehen eigene Kompositionen vor; jwei, Früh lingsglaube“ und 'schottische Rhapsodie“ betitelte Werke gefielen von diesen am meisten. Leider verhinderte eine Verletzung am Finger den Künstler an der fließenden Ausführung der zum theil recht gelungenen Piscen. Die Aufnahme seiner Vorträge war dennoch eine recht günstige.

Im Königlichen Opernhause geht morgen „Die Walküre“ (erster Abend von Richard Wagner's Bühnen -⸗Festspiel „Der Ring des Nibelungen“) in nachstehender Besetzung in Scene: Sieg. mund: Herr Sylva; Hunding: Herr Mödlinger; Wotan: Herr van Rooy; Sieglinde: Frau Sucher; Brünnhilde: Frau Lili Lehmann; Fricka: Frau Goetze; Walküren:; die Damen Herzog, Kopka— Weitz, Egli, Rothauser, Reinl. Vareng und Pohl. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Die Vorstellung beginnt um 64 Uhr. Preise der Plätze: J. Rang und Parquet 10 S6; II. Rang 7 M; III. Rang 5 MS; IV. Rang Sitzplatz 250 M, Stehplatz 1650 A

m Königlichen, Schau spielbause wird. morgen zum vierten Male das vieraktige Lustspiel Das neue Weib“ von Rudolf Stratz gegeben. Die Damen Poppe, Schramm, Conrad, von Hochen burger, Abich und Hausner, die Herren Vollmer, Blencke, Keßler, Pohl, Kraußneck, Oberländer, Hartmann, Heine, Hertzer, Winter und Eichholz sind darin beschäftigt. .

Die 6ffentliche Hauptpro be zu dem Konzert des König⸗ lichen Opernchors (‚Legende von der heiligen Elisabeth“) findet am Mittwoch, Mittags 12 Uhr, im Königlichen Opernhause statt. Eintrittskarten zu 2 und 1 M sind bei Bote u. Bock (Leipziger straße 37) und an der Kasse des Königlichen Opernbauses zu haben.

Im Schiller-Theater findet am Mittwoch (Bußtag) ein Geistliches Konzert unter Mitwirkung der Damen Emma Carel (Sopran), Hertha Johnsohn (Mezzo. Sopran), Hedwig Joel (Alt) und der Herren Kammersänger Eduard Feßler (Bariton), Heinrich Brühl (Tenor), Leo Schrattenholz (Cello), A. Sendtler (Orgel) zum Abonnementepreise (J. Parquet 1 M) statt. Das Pro⸗

ramm enthält Komposttionen von Bach, Mendelssohn⸗Bartholdy, Bruch, Braga, Händel, Hiller, Beethoven und Gounod.

Im nächsten IV. Philharmonischen Konzert unter Arthur Nikifch's Leitung (am 29. November) tritt Edouard Risler, der bekannte Pariser Klavier ⸗Virtuose, als Solist auf. An dem roßen Erfolge, welchen soeben Wagner's Meistersinger, an der Großen Fyhr zu Paris davongetragen haben, 1 Edouard Risler insofern hervor ragend betheiligt gewesen, als die Cinstudierung des Werks zum größten Theil in den . dieses Künstlers lag. Herr Risler wird hier Beethoven's Klavierkonzert in Es-dur und außerdem (zum ersten Mah) die Variations symphoniques für Klavier und Orchester von César Franck zum Vortrag bringen. .

Der Stern'sche Gesangverein (Direktor: Professor Germs⸗ heim) veranftaltet zur . seines fünfzigiährigen Bestehens am 6. Dezember in der Philharmonie ein großes Konzert unter Mit wirkung des Herrn , . Joseph Joachim, der König- ichen Hof. Dpernsängerin Frau Marte Götz e, der Konzert, sängerin Mme. Sohrino, sowie der Herren e, , Carl Dierich und van Rooy (Bariton). Das Programm bletet eine große Reihe von Werken klassischer und moderner Komponisten.

Am Bußtage fällt der n,, in der Marien Kirche aus. Der nächste Vortrag findet am Mittwoch, den 24. November, Mittags 12 Uhr, statt.