1897 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Laut telegraphischer m . an das Ob der Marine ist S. M. S. „Falke“, Kommand Kapitän Wallmann, am 10. November in Apia S. M. S. „Oldenburg“, Kommandant Korvetten⸗Kapi Wahrendorff, ist am 5. Dezember in Plymouth ange⸗ kommen und beabsichtigt, morgen nach Gibraltar in See zu

gehen.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des R. u. St⸗ Anz“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat November d. J. veröffentlicht.

Bahern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent ist mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Ludwig und Leopeld von den Jagden im Spessart vorgestern wieder in München eingetroffen.

Sessen.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin⸗ Lllin Heinrich von Preußen trafen gestern von Baden⸗ aden zu einem Besuche des Großherzoglichen Hofes in Darmstadt ein und setzten am Nachmittage die Reise nach Rumpenheim fort.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die „Budapester Korrespondenz“ berichtet, daß der Kaiser am Sonnabend Vormittag den Minister des Aeußern Grafen Goluchows ki sowie die Minister⸗Präsidenten Freiherrn von Gautsch und Baron Banffy gemeinsam in einer einstündigen

Audienz empfangen habe.

Der Kommandant der K. und K. Marine, Admiral Frei⸗ herr von Sterneck zu Ehrenstein, ist gestern Mittag in Wien an Herzlähmung verschieden. Seine Majestät der Deutsche Kaiser sandte, wie W. T. B.“ meldet, noch gestern ein fehr warm gehaltenes Beileidstelegramm an den Kaiser Franz Joseph, AÄllerhöchstwelcher dasselbe in gleicher Weise beantwortete. .

Die österreichische Delegation berieth vorgestern das Ordinarium des Armeebudgets. Der Delegirte Hofmann von Wellenhof hob die Nothwendigkeit eines guten Einvernehmens zwischen der Bevölkerung und dem Heere hervor, besprach die Vorfälle in Graz und verlangte eine Untersuchung der von ihm angeführten Fälle. Redner schloß mit einem Appell an die Kriegsverwaltung, die deutsche Sprache als Heeressprache beizubehalten. Der Delegirte Kaftan kritisierte das Vorgehen des Militärs in Prag und stimmte dem Vorredner darin bei, daß es ein Fehler gewesen sei, bosnisches Militär zur Unterdrückung der Un⸗ ruhen in Graz zu verwenden. Er führte einzelne, auf das Vorgehen des Militärs in Prag bezügliche Fälle an und bat den Minister um strenge Weisungen und Be⸗ lehrungen der in Prag garnisonierenden Truppen. Schließlich kam der Redner auf die Sprachenfrage in der Armee zu sprechen und verlangte, daß die Regimentssprache streng von der Kommandosprache getrennt werde und daß die Offiziere der Regimentssprache mächtig seien. Die Sitzung wurde dann auf kurze Zeit unterbrochen. Nach der Wiederaufnahme der⸗ selben führie der Delegirte Kaiser aus: das Ver— hältniß der Armee zur Bevölkerung sei stets ein aus⸗ gezeichnetes gewesen; er wünsche, es möge stets eine so vor⸗ urtheilslose Beurtheilung platzgreifen. Redner sprach dann dem Kriegs⸗-Ministerium seinen Dank für das Verhalten der Armee während der elementaren Ereignisse in der letzten Zeit aus; seine Partei könne jedoch für das Armeebudget nicht stimmen, da das Verhältniß zwischen Oesterreich und Ungarn in Be⸗ zug auf die Vertheilung der Kosten ein ungerechtes sei. Die Delegirten Dr. Scheicher und Axmgnn erklärten, aus demselben Grunde gegen das Armeebudget stimmen zu wollen. Beide sowie der Delegirte Kienm ann wünschten eine Herabsetzung der aktiven Dienstpflicht auf zwei Jahre. Der Delegirte von Gniewosz nahm das Militär wegen seines Verhaltens während der Unruhen in Schutz und erklärte, die Polen würden für die Armee stets alles thun, was in ihren Kräften stehe. Die Generaldebatte wurde darauf geschlossen.

Von den 30 Personen, welche anläßlich der Wiener Kundgebungen vom 25. bis 28. November angeklagt worden waren, sind 17 freigesprochen worden. Einer der Angeklagten wurde zu 8 Tagen, einer zu 3 Tagen, die in ff zu Arresistrafen von respektive 48 Stunden ver⸗ urtheilt. ö.

In Prag ist die Ruhe nicht weiter gestört worden. In einzelnen böhmischen Städten fanden vorgestern noch Kund⸗ gebungen statt, die indessen nicht von Bedeutung waren.

ungarischen Unterhau se brachte heute der Finanz⸗ Minister von Lukäcs das Budget für 1898 ein. Die

gesammten Ausgaben betragen 498 240 570 Gulden, die

Einnahmen 496 316291 Gulden; es ergiebt sich somit ein Ueberschuß von J5 721 Gulden gegen einen solchen von 62 635 Gulden im Vorjahre.

Frankreich.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer richtese der Deputirte Cast elin eine Anfrage an den Minister⸗ Präsidenten Meline über die Dreyfus⸗Angelegenheit und bat denselben, die öffentliche Meinung und die Armee beruhigen zu wollen. Der Minister⸗Präsident Méeline erklärte: hn diesem Augenblicke giebt es keine Dreyfus⸗ Angelegenheit und kann es keine geben. Ein Offizier ist des Veirathes beschuldigt worden, die Voruntersuchung ist abge⸗ schlossen und Kas einleitende Verfahren eröffnet worden. Diese Entscheidung präjudiziert dem endgültigen Urtheil nicht. Da die Angelegenheit in den Händen der Militärgerichtsbarkeit iegt, kommt es weder der Regierung noch der Kammer zu,

ch damit zu beschäftigen. Bis zur Entscheidung haben alle

ärger die Autorität einer res sudicata zu- achten, Diese Erklärungen werden hoffentlich einer Polemik ein Ziel setzen, die schon zu lange gedauert hat. Ich glaube, man, will aus dem Zwischenfall eine politische Affaire machen.“ Der Deputirte Castelin bemerkte, er nehme Akt von der Erklärung des Minister⸗Präsidenten Mäline, daß kein Zusammenhang zwischen der Angelegenheit Dreyfus und derjenigen des Masors Esterhazy bestehe. Deputirte Sem hat erklärte, die Anfrage in eine Interpellation umändern zu wollen. Der Minister⸗Präsident Meline nahm

dies Verlangen an und bemerkte, er habe seinen früheren Aus— 6 nichts hinzuzufügen. * Deputirte de Mun dauerte, daß der Kriegs ⸗Minister Billot nicht anwesend sei, um die Armee zu vertheidigen, deren Generalstabs⸗Chef man angegriffen habe. Die Sitzung wurde hierauf unter⸗ brochen, um die Ankunft des Kriegs Ministers zu erwarten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung verlangte der Kriegs⸗Minister Billot unter allgemeiner Aufmerksamkeit und Bewegung der Kammer das Wort und erklärte: „Der Minister⸗Präsident hat Ihnen schon gesagt, daß es unter den gegenwärtigen Umständen eine Dreyfus-Angelegenheit nicht giebt. Vor einem Jahre hatte infolge der Interpellation des Abgeordneten Castelin der Kriegs⸗Minister , , zu erklären, daß Dreyfus ordnungs⸗ mäßig gerichtet und von sieben seiner Kameraden auf die Zeugenaussagen von 27 Offizieren hin einstimmig verurtheilt worden sei. (Beifall) Vor wenigen Tagen von neuem befragt, erklärte die 2 durch den Kriegs⸗Minister, sie erachte Dreyfus für ordnungsmäßig und zu Recht abgeurtheilt. Was mich persönlich betrifft, so halte ich nach meiner gewissenhaften Ueberzeugung als Soldat und als Chef der Armee das Urtheil für rechtmäßig ergangen und Dreyfus für schuldig.! Die Diskussion wurde sodann ge⸗ schloßen. Von den sieben eingebrachten Tagesordnungen nahm der Minister⸗Präsident diejenige des Deputirten Lavertujon an, welche lautet: „Die Kammer, welche die Autorität der res judicata achtet und sich der Huldigung anschließt, die der Kriegs⸗Minister der Armee er⸗ wiesen hat, geht zur Tagesordnung über.“ Der erste Theil der Tagesordnung wurde mit 490 gegen 18, der zweite mit 523 gegen 18 Stimmen angengmmen. Der Deputirte Hu mb ert beantragte hierauf, in die Tagesordnung Lavertujon die Worte aufzunehmen, daß die Kammer die Erklärungen des Kriegs-Ministers, Generals Billot billige. Dieser Zusatz wurde mit 325 gegen 153 Stimmen genehmigt. Der Deputirte Rich ard beantragte, der Tagesordnung noch die Worte hinzuzufügen, daß die Kammer die Führer der wider⸗ wärtigen Kampagne brandmarke. Bei der Abstimmung zeigte sich, daß die beschlußfähige Zahl von Deputirten nicht vorhanden sei. Die Sitzung wurde deshalb auf fünf Minuten unterbrochen. Nach Wiederaufnahme derselben wurde der Zusatzantrag Richard mit 164 gegen 77 Stimmen und schließlich die gesammte Tagesordnung in ihrer nunmehrigen Gestalt mit 313 gegen 85 Stimmen angenommen. Die Sitzung wurde sodann geschlossen.

Italien.

Der König empfing vorgestern Nachmittag den russischen Botschafter von Nelidow in Audienz, in welcher derfelbe sein Beglaubigungsschreihen überreichte. Offizielle Ansprachen wurden, dem am italienischen Hofe üblichen Gebrauche gemäß, dabei nicht gehalten. Darauf wurde auch der neuernannte japanische Gesandte empfangen. Gestern Nachmittag empfing

er Kön ig den deutschen Botschafter Freiherrn von Saur ma⸗

Jeltsch in feierlicher Audienz. Der Botschafter wurde, wie W. T. B. berichtet, in drei Hof⸗Galawagen, welchen eine Militär⸗Abtheilung voraugritt, mit den Mitgliedern der Bot⸗ schaft aus dem Palais Caffarelli abgeholt. Der Zeremonien⸗ meister Prinz di Monteroduni geleitete den, Botschafter nach dem Quirinal, wo der Palastpräfekt Graf Giannotti denselben an der oberen Treppe empfing und ihn durch die Königlichen Gemächer bis zum Thronsaale führte. Der König nahm, umgeben von seinem Zivil- und Militär⸗Hofstaat, das Beglaubigungsschreihen des Botschafters entgegen, welcher alsdann die Mitglieder der Botschaft vorstellte. Nach dem Empfang wurde der Boischafter in derselben feierlichen Weise nach dem Botschaftspalqis zurückgeleitet.

Die Deputirtenkammer genehmigte vorgestern das provisorische Handelsübereinkommen zwischen Italien und Bulgarien. R

Die „Opinione“ meldet, der Kriegs-Minister, General Pelloux bestehe infolge der Annahme des Antrags Teppio⸗ Vischi seitens der Deyutirtenkammer (. Nr. 285 d. Bl). auf seiner Demission, obgleich der König, der Minister⸗Präsident di Rudini und die anderen Minister ihn dringend ersucht hätten, von seinem Entschlusse abzustehen. Zu heute Vormittag sei ein Ministerrath zusammenberufen worden, um den endgültigen Entschluß des Generals Pelloux ent⸗ Cen nenn, und eventuell darüber zu berathen. Falls

eneral Pelloux bei seiner Demission , würde jeden⸗ falls der Kammer heute Mittheilung gemacht werden. Der „Riforma⸗ kafelß⸗ würde man die Demission des gesammten Kabinets bekannt geben. [

Spe nien. Der Minister⸗Präsident Sagasta ist, wie ‚W. T. B.“ aus Madrid meldet, erkrankt und muß das Zimmer hüten.

Türkei.

Der Friedensvertrag zwischen der Türkei und 2. echendand ist vorgestern in Konstantinopel unterzeichnet worden.

Die Botschafter haben, dem W. T. B.“ zufolge, be⸗ lfm die Verhandlungen über Kreta geheim zu halten.

Ein Irade ermächtigt den Marine⸗Minister, eine Anleihe im Betrage von 50h O)) Pfund gufzunehmen zur Reorganisation der Eg fahrte geen aft Mahsuse, deren Material sich als ungenügend erwiesen habe. Ein weiteres Irade ermächtigt den Marine⸗Minister, mit den Firmen Krupp und Armstrong Verhandlungen wegen Beschaffung von Kanonen für die Kriegsflotte einzuleiten.

Dem Wiener „Telegr.⸗Corresp. Bureau“ zufolge lassen die in Konstantinopel eingegangenen Konsular⸗Meldungen über Truppenbewegungen zwischen Wan und Erzerum vermuthen, daß diese Maßregeln fich theils gegen persische Grenzverletzungen richten, theils auf verschiedene Anzeichen iner Bewegung unter den russischen Armeniern hin erfolgt eien.

Aus Kissamo wird berichlet, daß sich die Aufstän⸗ dischen in den Distrikten von Sphakia und fn bekämpfen. Ueber die Verluste bei den Zusammenstößen sei noch nichts bekannt.

Griechenland.

Der „Agence Havas“ zufolge hat die Kommission zur Kontrole der Finanzen einen Entwurf, betreffend die Finanz- kontrole und den Gläubigern Griechenlands, ausgearbeitet; die Grundzüge des Entwurfs würden geheim gehalten.

Die mne, . Delegirten der Großmaͤchte hegten die Hoffnung, baß Griechenland eine mit 3 / Proz. zu verzinsende

ein finanzielles Abkommen mit. g, g, Glsaß⸗Lothringen 1ů86 6 Zuz

Anleihe erhalten werde, wenn es die von ihnen vo I i vorgeschlagenen

-. men annehme; wenn d dies nicht t ef die Beschaffung der Anleihe zweifelhaft sein. . Die A . ie „Agence Havas“ erfährt aus Havanna vom gestrigen Tage, daß die e,. Truppen e Au fständi * Manzanillo . agen hätten; letztere hätten die Flucht ergriffen und zahlreiche Todte mit sich genommen. Die Ver⸗ luste der Spanier beliefen 6 auf 2 Todle und 40 Verwundete. Wie die „Times“ aus Iquigue (Chile) vom gestrigen Tage meldet, hat der Premier ⸗-Minister erklärt, die Re— gien nf erkenne vollkommen die Nothwendigkeit an, eine un⸗ verzügliche Beilegung der m,, internationalen Schwierigkeiten herbeizuführen, und beabsichtige, große An⸗ strengungen zu machen, um zufriedenstellende . zu den benachbarten Ländern herzustellen.

Asien. Aus Bom ban berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß

das 2. Infanter ie⸗Regiment vorgestern von dort nach Nombasa abgegangen sei.

Afrika.

Das in Massowah erscheinende Blatt Africa Italiana“ meldet, daß die britischen Truppen in Caypten Kassala, Montmocram und Tucruf sowie die Defilses von Sab⸗ derat besetzen und am Gask⸗Flusse entlang über Algheden hinaus bis in die Gegend von Askas vor⸗ rücken würden. Die italienischen Truppen würden Agordat, Biscig und ihre Stellungen an der Kara⸗ wanenstraße von Kassala nach Algheden besetzt behalten. Den Eingeborenen der Garnison von Kassala werde freigestellt werden, entweder in britische Dienste überzutreten oder in italienischen Diensten zu verbleiben. Es sei festgesetzt worden, daß Egypten an Italien eine Ablösungssumme für die Be⸗ feßigungen Kassalag und die daselbst befindlichen Waffen und Munition zu bezahlen habe.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (4) Sitzung des Reichstages, welcher der Neichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finarnz-Minister Dr. von Miguel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Justiz⸗ Minister Schönstedt, der Minister des Innern Freiherr von der Recke, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, k von Bülow, der Staatssekretär des Innern, Staats⸗-Minister Graf von Posadewsky⸗Wehner, der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieberd ing, der Kriegs⸗Minister General Lieutenant vo n Go ß ler, Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Kontre⸗Admiral Tirpitz und der Staatssekretär des Reichs-Schatzamts Freiherr von Thiel⸗ mann beiwohnten, stand die erste Berathung des Ent⸗ wurfs eines Gesetzes, betreffend die deutsche Flotte, auf der Tagesordnung.

Das Wort nahmen bis zum Schluß des Blattes der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts Kontre⸗Admiral Tirpitz. Beide Reden werden morgen im Wortlaut nachgetragen werden.

Von dem Abg. Bassermann ist im Reichstage folgende Interpellation eingebracht worden:

Welche Maßregeln gedenken die verbündeten Regierungen zu ergreifen, um den auf Monopolisierung des deutschen Petroleum handels gerichteten Bestrebungen der Standard Oil Company entgegenzutreten? *.

Bei der am 2. Dezember vorgenommenen Ersatzwahl zum Reichstage für den 1. mittel fränkischen Wahlkreis w— . insgesammt 34282 Stimmen abgegeben. Davon erhielt Oertel (Soz) 20173 Stimmen; , f. ist somit gewählt. Der deutsch⸗freisinnige Kandidat Barbeck er⸗ hielt 11 550 Stimmen.

Arbeiterbewegung.

In Osterwieck ist einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge der Ausstand der Handschuhmacher im Sinne der Arbeiter 23 worden; nur in einer Fabrik sind die Lohnverhältnisse noch zu regeln.

Aus London berichtet die „Köln. Ztg.“: Die Vertreter der Vereinigungen der Eisenbahnangestellten erbaten die Vermittelung des n, zur Lösung der Schwierigkeiten. Die lin ändigen cinen Aus stand von mehreren, hundert Kupfer— schmiede⸗ Arbeitern an. Die Konferenz der Unternehmer und Arbeiter des Mas chinengewerbes ist bis zum 14. d. M. vertagt. Inzwischen soll die Abftimmung der Arbeiter darüber stattfinden, ob sle das von den Unternehmern elt lt Ultimatum annehmen wollen. Der „Vorwärts“ berichtigt seine Meldung von der Beendigung des Ausftandes der englischen Maschinenbauer.

Statistik und Volkswirthschaft.

Das neue ste „Viertelsahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“ enthält auch die Statistik der Bierbrauerei und Bier⸗ besteuerung in den verschledenen Steuergebieten des deutschen Zoll- gebiets für das abgelaufene Steuerjahr. Bekanntlich wird die Brau⸗ stener für Rechnung der Reiche kasse nur in dem nördlichen Theile des deutschen Zollgebietß (mit Ausnahme von Luxemburg) erhoben, während die füddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und i en n g besondere Bierbesteuerung haben, deren Ertrag nicht in die eichekasse fließt, sondern diesen Staaten verbleibt.

Die genannten Gebiete haben folgende Biermengen erzeugt: das Brausteuergebiet im Etats jabre 1896/97 38 355 675 hl, Bayern im Kalenderjahr 1896 16188 125 hl, Württemberg m Gtate jahr 1896,97 3794797 hl, Baden in der eit vom 1. Dezember 1895 bis 31. Dezember 1896 (also in 13 Monaten) 2 192 4536 hl und

Elsaß Lothringen im Etatsjahr 1896,97 9537 439 hl.

An Biersteuer wurden in der angegebenen Zeit erhoben: im Brau⸗ r f 35,4 Milllonen Mark. in Bayern n illlonen Mark, Württemberg 8,9 Milltonen Mark, Baden 7,? Millionen Mark und

Glsaß, Lothringen 31 Millionen Mark. Setzt man diese Beträge in

Beztehung jur Bebölkerungszahl, so ergiebt sich, daß auf den

Kopf 3

worden sind im Irausteuergebiet 085 „, in 141M, W

ö üglich der Einfuhr und abz er Ausfuhr berechnet sich der ae,, während des letzten Jahres auf den Kepf der Bevölkerung: im Brausteuergebiet zu N41, in Bavern 234,3 1, Württemberg 183,1 1, Baden 126,1 1 und Gifañ⸗

tbringen 148 1. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahre hat 2 Bierverbrauch jum theil eiw as abgenommen, weil die Witterung im Sommer 1896, statt wie im Sommer 1895 warm. und trocken, sãngere . . ungewöhnlich naß und kühl war; dech wurde in allen Gebieten im letzten Jahre immer noch erbeblich inehr Bier verbraucht als in einer langen Reihe von Jahren, die 1895 / 96 vorher

gegangen sind.

Die in demselben Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs veröffentlichte Saltjstatistik ergiebt, daß im deutschen Zoll= gebiet während des Gtatejabrs 1896,97 653 323 t Steinsalz und 535 992 t Siedesalz gewonnen worden sind. Die Steinsalz Förderung hat fich im Laufe des letzten Jahrzebnis nahezu verdoppelt (1887/85 566 335 t und auch gegen das letzte Jahr nicht unerheblich zuge⸗ nommen (1895/96 625 253 t), während die Herstellung von Siedesalz im letzten Jabrjehnte wesentlich langsamere Fortschrilte gemacht hat (1887.88 486 460 t) und 1896.87 nur ganz unwesentlich stärker war als 1895/96 (6385 86 t. Der Saliverkehr des ,. mit dem Auslande ist im letzten Jahre schwächer gewesen als in früheren Jahren, da nicht nur die Einfuhr von ausländischem Salʒ wieder zurückgegangen ist (28 586 t gegen 1896.ñ96 24 664 t), sondern auch die . von Salz nach dem Auslande geringer war als in früheren Jahren (199 7099 t gegen 1891592 255 185 t. und 189596 221 525 G. Die Einfuhr besteht hauptsächlich aus englischem Sie de. fal (1866/97 19324 t) und portugiesischem Seesalr (1896 / 97 1856 c, die Ausfuhr etwa zu 3 aus Steinsalz (1896.87 163 409 t, das hauptsächlich nach Britisch Indien, den Niederlanden, Desterreich. Urgarn und Belgien abgesetzt wird. Innerhalb des Zollgebiets wurden an Spesfesal; verbraucht (gegen Steuerentrichtung ab- gesezh 414 918 6 oder 7.8 kꝗg auf. den Kopf der Bevölkerung, an anderem Sal (unversteuertem 608 100 t oder 11ů5 Kg auf den Kopf (1895 96 1056 und 1887383 nur 8,2 kg auf den 25 Während der Salsverbrauch zu Speisezwecken naturgemäß nur entsprechend dem Wachsthum der Bevölkerung zunimmt, ist der Verbrauch von Salz zu anderen Zwecken in 3 Steigen begriffen. 1896.ñ97 sind an Sal abgegeben worden zur Viehfütterung 113 851 t, an Soda und Glauberfalz Fabriken 347 862 t. an chemische und Farbenfabriken g3 951 t, an die Metallwaaren⸗Industrie 26 974 t und an die Leder⸗ industrie 23 991 t.

Kunst und Wissenschaft.

Morgen, Dienstag, wird im Ausstellungssaale des Königlichen Kupferstich-Kabinets eine Ausstellung von Landschafts⸗ radierungen eröff net. Sie umfaßt eine Auswahl künstlerisch hervorragender Originaltadierungen des XVI. bis XIX. Jahrhunderts, während Nachbildungen gemalter Landschaften nicht in die Ausstellung miteinbezogen sind.

Die Enthüllung des Marmor⸗Standbildes Andreas Sch lüäter's in der Vorhalle des Alten Museumts - hat heute Vormittag um 10 Uhr stattgefunden. Als Vertreter des Ministeriums der geistlichen ꝛc. . war der Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Nath Br. Müller erschienen, die General Verwaltung der Königlichen Mufeen vertrat Regierungs-⸗Rath Dr. Schauenburg; für den Verein är die Geschichte Berlins“ wohnten Geheimer Archip. Rath Reuter und Dr. Brendicke der Feier bei; außerdem waren vom Architektenverein der Vorsitzende, Ober Baudirektor Hinckeldeyn, und mehrere her⸗ vorragende Mitglieder anwesend. In kurzer Ansprache schilderte Ober Baudirektor Hinckeldeyn die Verdienste Schlüter's um die vater⸗ sändische Kunst und dankte zum Schluß der Regierung für die Er⸗ richtung des Standbildes. Beide genannten Vereine legten dann Kränze vor dem Denkmal nieder. Bas Standbild, dessen Schöpfer, Profe ssor Max Wiese aus Hanau, der auch das Denkmal Schinkel 's in Reus Ruppin entwarf, zu der Feter persönlich erschienen war, hat im rechten Flügel der Halle zwischen den Standbildern von Knobelsdorffs und Winkelmann's seinen Platz gefunden und zeigt Schlüter in der Tracht seiner Zeit, mit Kniehosen, schlichtem Rock und offener Halskrause. Das Antlitz mit der freien, hohen Stirn und lang herabwallendem Lockenhaar ist leicht nach links gewendet. Die Finger der rechten Hand legen sich auf einen Plan, der über die Maske eines der Schlüter'schen sterbenden Krieger gebreitet ist; die Tinke hält den Meißel und stützt sich gegen die Hüfte.

In der vorgestrigen Sitzung der hiesigen Gesellschaft für Erdkunde machte der Vorsitzende, Professor Freiherr von Richthofen die Mittheilung, y Geheime Kommerzien⸗Rath Krupp, in Frinnerung an den Afrikaforscher Gustap Nachtigal, mit dem ihn im Leben Freundschaft verband, der Gesellschaft ein Kapital von 10 000 M überwiesen habe, aus dessen Jinsen, in der Regel alljährlich, eine Nachtigal⸗ Medaillen für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der geographischen Forschung zur Vertheilung gelangen soll, Der Vorftand hat die Stiftung mit Dank entgegengenommen. Bei dem reichlichen Betrage der Zuwendung für den vorbezeichneten Zweck dürfte es möglich fein, die Medaille aus Gold herstellen zu lassen.

Der Afrikaforscher Dr. Eugen in te geh; welcher im Früh⸗ jahr 1896 gemeinschaftlich mit Br. Esser und Hösch eine Expedition in das nördliche Kamerungebiet, uach Bali, unternommen und Anfang Nobember d. J. krank die Heimreise angetreten hatte, ist, . nen Pripatnachrichten des W. T. B.‘ zufolge, am 4. . M. in Teneriffa dem Malariafieber erlegen.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird am Mitfaoch, den 8. d. M., Abends 8 Uhr (im Architekten hause), Herr Direkfor Pr. P. Jessen vom Kunstgewerbe, Museum über „Neue Wege des Buchdrucks und der Buchausstattung.! sprechen. Der Vortrag wird durch eine Ausstellung moderner Druckproben, Ver⸗ zierungen, Zeichnungen und Bücher aus Deutschland, England, Frank reich und Amerika erläutert werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Srnteergebniß in Rußland im Jahre 1897.

Die Nachrichten des russischen Ministeriums für Ackerkau und Staalsdomänen“ haben in ihrer Nummer 45 vom 18/6. November d. J. die Ergebnisse der diesjährigen Ernte auf Grund vorläufiger Sen , veröffentlicht. .

as amtliche Blatt bejeichnet die Ernte als Mißernte, wenn auch nicht in dem ,,. des Jahres 1891.

Wir entnehmen der Veröffentlichung Folgendes;

Im Gesammtergebniß ist die Ernte der wichtigsten Getreidearten im curgpälschen Rußland schlecht ausgefallen. Der Ertrag sämmt⸗ licher Gätreidearten im europätschen Rußland ist unter dem Mittel, mit Auznahme von Maig, der einen höheren Erirag geliefert hat.

Das Winterkorn, Roggen wie Weijen, ist in dem größten Theil des Schwarzerdegebie fs und namentlich in den Rayons, die gewöhnlich die gröhten Ernkeüberschüsse liefern, schlecht gerathen.

Der Winterwejen ist überall, wo diese Kornart angebaut wird, schlecht oder unbefriedigend gerat hen. Der Gesammtertrag an Winter⸗ welzen dürfte bedeutend unter dem Mittel ausfallen, da ein sehr be⸗ trächtlicher Theil der Weijensaaten infolge der im Fruübijahr bereits zu Tage geiretenen Augsichtslosigkeit auf ein gedeihliches Fortkommen umbeftelll und durch dn , , ,. werden mußte.

g berdient besonderg nachdrücklich betont zu werden, daß die äußerffe Üngleichmäßigkeit ein Kennzeichen der diesjährigen Ernte ist. Nicht nur in 1 eineg und desselben Gouvernements, sondern auch in und berselben Wolost, ja auf einem und demselben Gute sind : er zu ver en gewesen, die nicht einmal das Saatkorn erse ben n stert wurden, während gleich daneben andere Bar ö vigende, ja sogar gute Erträge ergaben. Auch elne schl

Gegenden, die oggenernte haben.

u n ganz be er . 6 cht gerathen, und zwar gerade in den

Befriedigend im allgemeinen ist die Ernte in Gerste ausgefallen in den Gouvernements Bessarabien, Jekaterinoslaw, Livland, Kurland, St. Petersburg, Olonej sowie in den nördlichen Gouvernements; in den übrigen Gouvernements war auch die Gerste unbefriedigend oder

en,. gerathen. ;

asselbe wie von Hafer und Geiste läßt sich von den übrigen Semmergetreidearten sagen. Ein übermittlerer Ertrag an Sommer weizen ist erzielt worden in den Gouvernements Chersson,

Jekaterinoglaw, Podolien, Kiew, Poltawa und Kowno. Die Hirse.

bat befriedigende Erträge ergeben in den Gouptrnementg des Sũdwest⸗ hebe Minsk und Mohilem. Buchweigen ist über das Mittel gerathen n den Gouvernements Podolien, Tschernigow und in den weißrussischen Gouvernements, ausgenommen Smolensk, Kowno und Livland. Die Erbsenernte war befriedigend in den Gouvernements: Jaroslaw, Witebsk, Wjatka, Grodno, Livland, Estland und Wologda. Der Mais ist gut gerathen in Bessarabien, befriedigend in den Gouvernements: Chersson, Podolien, Kiew und unter Mittel in den Gouvernements: Jekaterinos law, Taurien, Charkom und Poltawa.

Dem Beispiele der früheren Jahre folgend, hat die Abtheilung für Landwirthschaft und landwirthschaftliche Statistik eine vorläufige Schätzung der Ernteeerträge der wichtigsten Getreidearten im euro⸗ rässchen Rußland und in den einzelnen Gouvernements zusgmmen⸗ gestellt. In den letzten Jahren wichen diese vorläufigen Schätzungen von den endgültigen Aufstellungen des statistischen Zentral-Comités um 15 20 60 ab. Dieser im Vergleich mit den Unter⸗ schieden zwischen den vorläufigen Schätzungen und endgültigen Nachweisungen im Auslande an sich nicht so beträchtliche Unterschied ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Dies erklärt sich daraus, daß früher fowohl das statistische Zentral ⸗Comits

die Ernteerträge stets nach derselben auf Grund der Revisioneher⸗ zeichniffe der Bodennutzungen festgeftellten Saatflãche berechnet hatten, d. h. in der me ! genauen se, d in den . ahren das statiftische entral⸗Comits die end- gültige Jiachweisung der Grnteertrage nach der all ährlich auf Grund der Berichte der Gouverneure festgestellten Saatfläche be- rechnet, die es gleichzestig mit der endgültigen Nachweisung der Ernte⸗ ergebnisse bekannt macht, d. h e am Ende des Berichtsjahres oder am Anfang des folgenden Jahres. Die Abtheilung für Landwirth⸗ schaft und landwirthschaftliche Statistik, die über die Gröhr der jeweiligen Saatfläche nicht unterrichtet war, hat dagegen den Ernte- ertrag in der Weise ermittelt, daß das fur jeden Kreis e un Verhältniß der jeweiligen Ernte pro Degsätine zu dem von den Landwirthen angenommenen Durchschnitt für dieselbe Flächeneinheit in jedem einzelnen Gouvernement auf den . für 13 Jahre (1853 1895) übertragen wurde. Hierbei bleiben selbstverständlich die durch Veränderung der Saaltflãche bedingten Aenderungen unberücksichtigt. ; ⸗.

n Anbetracht der großen Wichtigkeit, welche die vorläufige Fest⸗ stellung der Ernteergebnisse in diesem Jahre hat, hat die Abtheilung für Landwirthschaft und landwirthschastliche Statistik diesmal ein anderes Verfahren beobachtet. Es wurden die durch Probedrusche fest⸗ gestellten Ernteergebnisse pro Desjätine im vorigen und im laufenden Jahre verglichen und nach dem auf diese Weise festgestellten Ver⸗ Fältniß die vom statistischen Zentral- Comité für das Jahr 1896 ver⸗ öͤffentlichten endgültigen Ertragswerthe umgerechnet. Anf diese Weise sind Zahlen erhalten worden, die ein Bild derjenigen Ernteertrãge gaben, die sich hätten ergeben müssen, wenn die Saatfläche in diesem Jahre dieselbe geblieben wäre wie im Vorjahre.

als auch das ehemalige Departement für Ackerbau und Landwirthschaft

Winter⸗ weizen

Sommer⸗

Roggen weizen

Hiernach siellt sich das Ernteergebniß in Pud, wie folgt:

Hafer Gerte , dSirse Mais G6rbsen

In den 50 Gouvernements des europäischen Rußland aus schließlich des Weichsel · gebiets. J

Im Weichselgebiet

Zu der schlechten Getreideernte treten in diesem Jahre in den Schwarzerde ˖ Goupernements noch die nicht ganz befriedigende Kartoffel ernte und der man elhafte Ertrag an Futtermitteln für das Vieh hinzu. Nach den zl ermäßigen Ermittelungen muß das Jahr 1897 als ein Mißerntejahr bezeichnet werden, obwohl der Fehlbetrag der Ernte im Ganzen den Fehlbetrag des Jahres 1891 nicht erreicht; am nächsten kommt er dem Fehlbetrage des Jahres 1880. Selachs und Hanf haben im e, , . eine unbefrie digende, in 9 Nichtschwarzerdegebiet im allgemeinen eine mittlere Ernte ergeben.

Der Ertrag an Sennenblumensamen ist gleichfalls unbefriedigend ausgefallen.

In Kartoffeln ist in den Schwarzerde⸗ Gouvernements eine un— befriedigende, im Nichtschwarzerdegebiet eine mittlere, in den weiß— russischen Gouvernement eine gute Ernte erzielt worden.

301 398 415 251 100

Sb bᷣ14 920 87 49 750 76 193 360 24 981 225

Der Deutsche Landwirthschaftsrath wird in seiner nächsten, am 10. Dezember d. J. stattfindenden Ausschußsitzung u. a. über folgende Gegenstände verhandeln: Verbesserung der landwirth⸗ schaftlichen Produktionsstatistik (Anbau. und Erntestatistik), Tari⸗ fierung von Mehl und Getreide, Einfuhr von Zuchtvieh aus Holland.

Die verschiedenen großen Körperschaften, welche sich bisher schon einzeln mit dem Einkauf landwirthschaftlicher Bedarftstoffe befaßten, haben sich jetzt zur gemeinschaftlichen Wahrung ihrer Inter— essen auf Grund eines festen Vertrages zu einer Bezugsvereinigung der deutschen Landwirthe“ verbunden, deren nächster Zweck der ist, die Zersplitterung zu beseitigen, die bisher insbesondere auf dem Bebiete des Handels mit Thomasmehl zum Schaden der deutschen Landwirthe geherrscht hat. Im Einvernehmen mit den Thomatphosphat- Fabriken sollen feste Grundlagen für diefes Geschäft vereinbart und durchgeführt werden. Folgende Körperschaften haben sich der Bezuzsvereinigung an eschlossen: 1 der Allgemeine Verband der deutschen Jandwirthschaftlichen Genoffenschafken, Offenbach a. M. Y) die General ⸗Anwaltschaft länd- sicher Genossenschaften für Deutschland, Neuwied. 3) die Deutsche Landwirthfchafts. Gesellschaft, Berlin, 4 der Bund der Landwirthe, Berlin, 3) der Bayrische Landesverband landwirthschaftlicher Dar⸗ lehenskassenvereine. München, 6) der Westfälische Bauern⸗Verein, Münter i. W, 7) der Rheinische Bauern⸗Verein, Kempen, 8) der Badifche Bauern⸗Verein, Fautenbach, 9 der Trierische Bauernverein, Trier. Es liegt im Interesse aller deutschen Landwirthe, sich einer diefer Körperschaften entweder direkt oder indirekt anzuschließen, vor allen Dingen fich aber jedes Einkaufeg von Thomatmehl bis jum Abschluß der mit den Fabrikanten eingeleiteten Verhandlungen zu ent⸗ halten. Eine Erweiterung des Gebietes der Thätigkeit der Bezugs⸗ vereinigung ist in Aussicht genommen.

Verdingungen in Auslande.

Niederlande. =

17. Dezember, 11 Uhr, im Prepinzial ˖ Verwaltungsgebäude zu Middelburg: Anfertigung und ,, von einem Paar eisernen Referve Ebbe. Thüren für die große Schleuse am Kanal durch Zuid— heveland zu Wemeldinge. Voranschlag 17 3090 Gulden. Bedingungs⸗= beft Nr. 240 liegt im Ministerium für Waterstaat, Handel und Nyverheid und in den Provinzial. Verwaltungsgebäuden zur Einsicht aut und ist ferner gegen Bezahlung der Kosten bei der irma Ge⸗ bruder van Cleef, Spui Nr. 282 im Haag erhältlich. Die erforder⸗ siche Anweisung an Ort und Stelle am 10. Delember. Weitere Auskünfte beim Hauptingenieur im 11. Distrikt zu Middelburg, beim Ingenieur zu Goes und beim Aufseher de Ronde zu Hansweert.

Berkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Goch ist die erste en lische Post über Vlissingen vom 14. Dezember ausge lieben. Grund: Verspäteie Ankunft des Zuges von London in Queensborough.

Bremen, 5. Dezember. (W. T. B.). Norddeutscher Lloyd. Dampfer Prinz Heinrich“ nach Ost ˖Asien best. , 4. Dei. Vm. in Eolomb o ange. Kaifer Wilhelm 1. 3. Dez. Abbs. Reife b. Neapel n. New Vork fortgesetzt. =

6. Dezember. (W. T. B.) Dampfer . Fulda 4. Dezbr. Mttgs. v. Rework n. Genua abgeg. Gerg . 4. Deßbr. Vm. in Genug angek. . Coblenz“, n. Brasilien best,, 4. ezbr. in Bahta angek. „Halle 4. Beibr. Abds. Reise v. Corunna n. Villa Gareia fortgesetzt.

Hamburg, 4. Dezember. (W. T. B.) Hamburg Ame rika⸗ Linie. Dampfer -Phönicig“, von Hamburg kommend, ist heute Morgen 6 Uhr in New York eingetroffen.

Ftotterbam, 5. Dezember. (W. T. B) Hol land Amerika Linie. Dampfer Veen dam von New. Jork gestern nach Rotter; dam abgegangen. D. - Edam *, von Amsterdam nach New⸗ Jork, hat heute Lizard passiert.

Theater und Mufik.

oni gli e Opernhaus. . Am Sonnabend wurde der angekündigte Mozart: Cyclus mit „Idomeneut“, der ersten epochema enden großen Oper des Kom-

260 20 870 42 938 025 69 792 580 36 184 740 30 995 555 S 229 210

465 644 O26 5 42 350 800 22 255 200 3 501 200 1 868 500

ponisten, die sich aber doch keinen dauernden Bühnenerfolg hat erringen können, eröffnet. Das Libretto mit seinen ausgedehnten Erjäßlungen zwang den Tondichter, breite Recitative zu schaffen, die den . der Handlung beeinträchtigen. Fast beständig wechseln Arien und Recitative mit einander ab, sodaß der Form etwas Monotones anhaftet. Nichts desto weniger birgt die Oper musikalische Schön⸗ heiten, wie man größeren selbst in den reiferen Schöpfungen selten begegnet. Im Idomeneus“ stellen die Sänger und Sängerinnen für den Komponisten nur die Vermittler rein klang⸗ sich schöner Tongestaltungen dar, in denen die musikalisch⸗künstlerische Form gleichsam neben dem Text einhergeht, während der Chor zum eigentlichen, wirkungsvollen Träger der Handlung wird. Die Chöre vor allem enthalten die schweren tragischen Accente, welche bereits die volle dramatische Kraft des Meisters erkennen lassen, und einige sind von hinreißender Gewalt. Die Gewitterseene am Schluß des jweiten Ats, wenn der zürnende Poseidon das Volk in jähem Schrecken augelnandertreibt, gehört zu den geroßartigsten musikalischen Schöpfungen; allerdings stand Mozart, als er vierundzwanziglährig diefe Oper schrieb, noch in hohem Grade unter dem Einfluß Gluck , und erst in den folgenden Werken offenbarten sich seine Eigenart, sein Stil und seine neue Tonsprache vollständig. Die vorgestrige Aufführung war fast in allen Theilen mustergültig. Das Hauptverdienst an dem schönen Gelingen gebührt aber Frau Herzog, welche als Ilia mit Ihrer velltönenden Stimme und ibrer sauberen Technik die schwierigen Arien vollendet zum Ausdruck brachte. Herr Sylva zeichnete sich als Idomeneus wohl gleichfalls durch seine gesangliche Fertigkeit und Kraft aus, 9 hätte die Tongebung zuweilen s elenvoller fein können. Fräulein Egli traf mit ihrem sympathischen Organ die Siimmung der lyrischen Partie des Idamantes recht gut; auch Fräulein Reinl hatte als Elektra einige wirksame Momente, wenn auch ihr Organ an einigen Stellen nicht ganz ausreichte. Die Chöre waren vortrefflich. Die Leitung des ganzen Werks i Herrn Kapellmeifter Pr. Muck ob, dessen ruhige Sicherheit und Exaktheit der Aufführung die vornehme Würde verlieh, welche die Oper erheischt. Das Konzert, das der gestrige zweite Abend des Mozart ⸗Cyelus“ brachte, gestaltete sich zu einer erhebenden Gedächtnißfeier für den am 5. Dezember 1791 heimgegangenen Tonmeister. Seine & emoll= Symphonie, die er auf der Höhe seines kurzen Lebens geschaffen hat, ehört zu den berrlichsten Tonschöpfungen aller Zeiten. Alle ewegungen der Seele und des Gemüths offenbaren sich dem Hörer hier in holder Verklärung. Die, Maurerische Trauermusik“, die dann folgte, ist ein in Konzerten selten wiedergegebenes eigenartiges Werk von großer Innigkeit und instrumentaler Schönbeit. Den Beschluß machte das „Requiem“, an dem Mozart noch in den letzten Lebens- tagen gearbeitet hat, ohne es doch völlig beenden zu können. Einer seiner Schüler hat das Werk dann mit Glück ergänzt. Die Aus= führung des Requiems wie die der vorangehenden rein instrumentglen Tonstäcke unter der trefflichen Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck war durchaus lobenswerth. In dem Nequiem waren wie in der Dper am Abend zupor die Chöre von besonders schöner Wirkung, aber auch die Solisten zeigten sich ihren hohen Aufgaben gewachsen.

Neues Theater.

Viel Heiterkeit erweckte bei seiner Erstaufführung am Sonn; abend der dreiaktige Schwank Die Logenbrüder“ von Carl Laufs und Kurt Kragtz. Irgend welche Ansprüche auf Wahr⸗ scheinlichkeit kann das Stück nicht machen; denn die Sltugtions⸗ komik ist durch die an sich nicht glaubwürdige Voraussetzung herbeigeführt, daß ein wohlsituierter Bürger einer kleinen Provinzialstadrt, um seine Skatabende ungestört genleßen zu können, seiner Frau einredet, er sei Mitglied einer Freimaurerloge, ja sogar im Laufe der Zeit Meister vom Stuhl geworden und müsse dort feine Abende verbringen. Die Tochter dieses Mannes, welche in glücklicher Ebe mit dem jungen Max Brückner in Berlin lebt, hat den lebhaften Wunsch, ihr Gatte möchte gleich ibrem Vater Logen= bruder werden. Brückner, welcher es bisher versäumt bat, sich in die Loge aufnebmen zu laffen, redet, um weiteren Bitten zu ent ehen, feiner Frau gleichfalls ein, er sei bereits Freimaurer. Ein Besuch der Schwicgereltern des Paares in Berlin fuͤbrt nun die beiden falschen Logenbruder zusammen; da der Eine von dem Andern erkannt zu werden fürchtet, fo fährt die gegenseitige Begegnung dieser Beiden, die einander jede Bewegung nachmachen, in Glauben, sie sei ein geheimes Er⸗ kennungsjeichen, zu den komischsten Scenen. Die Einführung des Logenschließers eines Theaterz, der den Damen als Logen⸗ bruder? vorgestellt wird, und eines echten Freimaurers, der sich um die jüngere Tochter des falschen Meisters vom Stuhl bewirbt, giebt zu weiteren drolligen Verwickelungen Anlaß, welche der Letztgenannte, um die Einwilligung jur Ehe zu erlangen, als deus 6X machina- schließlich zu allgemeiner Zufriedenheit öost. Die Darsteller verhalfen durch ihr flottes Spiel dem Stück, wie anfangs erwähnt, zu einem großen Lacherfolg. . Pansa und Herr Georg waren als unechte Freimaurer sehr belustigend; den

zupteffekt machte aber Herr Alexander, als Logenschließer. Auch Herr Victor Arnold, in einer wirksamen Verkleidungẽ⸗ scene. rr Paulmüller als ö Gutsbesitzer und Herr Senger als echter Logenbruder fhaten vollauf ihre Schuldigkeit. Die weiblichen Nollen waren in den Händen der Damen Becker, Schwende. mann, Lur, Brock und Wilke gut aufgehoben. Auch die Regie des rn Werner verdient Anerkennung. Die Verfasser wurden mehrmals ervorgerufen. .

Im Königlichen Opernhause geht morgen als 4 Abend des Moart / Cyeinz . „Figaro s Hochzeit in der neuen Noccg ant. stattung und in folgender Besetzung in Scene: Graf Alma