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rechtigt, kann das deutsche Volk die Mittel für die Erfüllung dieser Forderungen aufbringen? — und erst dann lann man die Frage stellen: ift die Proportion, mit der eine Steigerung der Ausgaben. gefordert wird, absolut zu hoch? Der Herr Schatzsekretãr hat Ihnen indeß bereits nachgewlesen, daß wir glauben, über die nöthigen Mitiel zu verfügen, daß wir es glauben leisten zu können, bis zu dem End⸗ punkt der Vorlage, d. h. bis 1904, die Ausgaben für die Flotte um 32 Millionen zu steigern.
Der Herr Vorredner bat dann weiter gesagt, es wäre jn eigentlich die Flotte — das klang durch seine ganzen Ausführungen wenigstens hindurch — garnicht nothwendig zum Schutze des Handels, unser Handel habe sich arsgebreitet ohne den Schutz der Flotte, jeder Handels kommis und jede Niederlage im Auslande wären die beste und wirksamste Vertretung des Handels, und wir brarchten zum Schutze des Handels gar keine Verstärkung der Flotte. Meine Herren, ich frage! wie kommt es denn, daß fortgesetzt Reklamatienen an das Auswärtige Amt gelangen, Schlffe zu schicken nach den verschiedensten Welttheilen, und daß wir noterisch wiederholt in der Lage gewesen sind, entweder gar keine Schiffe schicken zu können oder doch nicht in der Anzahl, die wir in den verschiedenen Fällen sür nothwendig erachten mußten?
Ich glaube, die Verhältnisse haben sich auch außerordentlich ver⸗ ändert. Es ist ganz unzweifelhaft, daß durch Curopa und auch durch außereuropãische Kulturstaaten das Bestreben geht, sich protektio⸗ nistisch immer mehr nach außen abzuschließen, und daß von diesem Bestreben sich sogar Spuren zeigen in Staaten, die bisher glatte An⸗ hänzer der Freihandelstheorie waren. Was folgt daraus?? Es folgt meines Erachtens daraus, daß unsere Lage für unseren Export von Jahr zu Jahr eine schwierigere sein wird, daß die Grundlage, auf der unser Außenhandel zu arbeiten haben wird, immer schmaler und beengter wird.
Dazu kommt ein Zweites. Nach unserer Handelsbilanz fübren wir für fast 1900 Millionen Rohprodukte ein, und ein großer Theil unserer ganzen Ausfuhr ist weiter nichts, als ein Veredelungeverkehr mit diesen Rohprodulten. Wir haben aber jetzt bei einer ganzen Anzahl von Industriezweigen die Erfahrung gemacht, daß auch halb—⸗ kultivierte Staaten sich bemühen, die Rohprodukte, die bei ihnen erzeugt werden, auch selbst in Fabrikate umzusetzen. (Sehr richtig!) Die nothwendige Folge dieses Bestrebens wird sein, daß die Lage unseres Kaufmanns im Auslande eine immer schwierigere sein wird, daß er nicht nur zu leiden haben wird unter der europäischen Konkurrenz, sondern auch unter dem Konkurrenzuneid der einheimischen
roduzenten; daß unter diesen Verhaͤltnissen es dringend nothwendig ist, daß hinter unseren Kaufleuten, namentlich in halbkultivierten Staaten, falls ihnen nicht Recht geschieht, eine reale Macht steht, das, glaube ich, bedarf keines Beweises. (Sehr richtig)
Wenn man von den ungeheuer gestiegenen Kosten der Marine spricht, so muß man meines Erachtens theilen zwischen den Kosten, die wirklich Kosten der Landesvertheidigung sind, und den Kosten, die ausgegeben werden für Schiffe, die unseren Handel im Auslande schützen sollen. Dieser Theil der Marine⸗ Ausgaben, der bestimmt ist, unseren Handel im Auslande zu schützen, fällt nicht dem Konto der Landesvertheidigung anheim, sondern das ist eine Ausgabe, die lediglich gemacht wird zum Schutz unserer In⸗ dustrie und unseres Handels, also eine Art Kulturausgabe. (Sehr richtig! rechts) Der Herr Vorredner hat auch davon ge— sprochen, daß dieser Gesetzentwurf ein Attentat auf die gesetzlichen und verfassungsmäßigen Rechte des hohen Haufes sei. Meine Herren, ich muß, ehrlich geftanden, sagen: wie ich in der Presse zuerst las, daß hier in dieser Vorlage ein Bruch des Etatsrechts liegen soll, und als ich mit darauf noch einmal die Paragraphen
der Verfessung ansah, hase ich nicht verstanden, wie man so etwas ernstlich behaupten kann. (Sehr richtig! rechts) Wenn darin ein Bruch des Etatsrechts vorliegt, daß Ihnen ein Gesetz zur verfassungs mäßigen Genehmigung vorgelegt wird, wenn darin ein Bruch des Verfassungsrechts liegt, daß Ihnen ein Gesetz vorgelegt wird, welches eine Organisation für eine Reihe von Jahren fefilegen soll, ja, meine Herren, dann ist jedes Gesetz ein Bruch des Etaterechts, was irgend einen künftigen Reichstag bindet, auch alle die Gesetze, die rein organisatorischer Natur sind, ohne finanzielle Belastung des deutschen Volkes, auch diese Gesetze würden dann die Rechte künftiger Parlamente widerrechtlich binden, denn auch solche Gesetze können nicht wieder aufgehoben werden ohne ausdrückliche Zustimmung der verbündeten Regierungen. (Sehr gut! rechts.)
Es ist vorhin schon daran erinnert worden, daß im klassischen Lande des Parlamentarismus, wo der Parlamentarismus organisch groß gewachsen ist, in England, eine maritime Defensionsakte erlassen ist, wonach der Regierung zum Bau von Schiffen einfach eine Summe zur Berfügung gestellt ist, über die sie disponieren kann. Ich glaube, wenn Sie den Herrn Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts in diese angenehme Lage setzen würden, eine solche allgemeine Vollmacht mit einer beftimmten Summe zu haben, er jenen Weg unendlich dieser Gesetzesvorlage vorziehen würde.
— Der Herr Vorredner hat auch geglaubt, an die Aeußerung des Herrn Reichskanzlers, daß wir genöthigt gewesen sind, ein neues System einzuschlagen, eine Kritik anlegen zu müssen. Meine Herren, was der Herr Reichskanzler gesagt bat, glaube ich, mußte für jeder ⸗ mann verständlich sein. Der Gedanke des Herrn Reichskanzlers war: Bewilligungen von Jahr zu Jahr sind für die Marine auf die Dauer unhaltbar; wenn die Marine in kriegerischen Verwickelungen einen strategischen Faktor bilden soll, einen strateglschen Koeffizienten, mit dem man vorher rechnen kann, dann müsse die Marineleitung wissen, welche Anzahl von Schiffen, welche allgemeine Typen sie im entscheidenden Augenblick zur Verfügung hahen werde. Und der Herr Reichskanzler hat ferner ausgeführt: weil diese Unsicherheit der Marineleituns über die Machimittel, über welche sie im Falle eines Krieges zu verfügen hat, nicht länger er⸗ fräglich ist, deshalb sind wir zu dem System übergegangen, welches in der Flottenvorlage niedergelegt ist.
Der Herr Vorredner hat auch bemängelt, daß darauf hingewiesen worden ist, wie für die Bedürfnisse der Landarmee selbstverständlich ein viel größeres Verständniß vorhanden sei, als für die Bedürfnisse der Marine. Das ist doch aber ziemlich klar. Fast alle gesunden Männer haben in der Landarmee gedient, sie haben aus ihrer Dienst⸗
zeit ein gewisses Verständniß für die Bedürfnisse der Armee mitgebracht, während die Zahl derjenigen, welche auf der Flotte dienen, noch eine recht bescheidene ist. Daß also das Verständniß für die Bedüfnisse des Heeres im deutschen Volke zur Zeit viel größer ist als für die Be⸗
därsnisse der Marine, ist eine natürliche Thatsache; aber der Schluß, den der Herr Vorredner aus der Vorlage gezogen hat, als ob nun in der Verflärkung der Marine der Anfang einer gewissen Aggressivpolitit liegen solle, war völlig irrtbümlich. Hier heißt es eben auch: Si vis pacem, para bellum! Man muß sich, ebenso wie für die Vertheidi⸗ gung zu Lande, auch für die Vertheidigung zur See rechtzeitig vor⸗ bereiten; wenn wir aber in kriegerische Verwickelungen — was Gott verhüten möze — dereinst hineingerathen sollten, dann wird die Marine auch in die See hinausgehen und das Vaterland auf offenem Meere schützen und eine Seeschlacht liefern müssen, wie Ihnen schon der frühere Staate sekretär des Reich⸗Marineamts im vorigen Jahre hier ausgeführt hat.
Der Herr Vorredner hat dann weiter geglaubt, eine Inkonsequenz der Regierung daraus konstruieren zu müssen, daß wir auf der einen Seite ein Börsengesetz, ein Margarinegesetz, wie er sich ausdrückte, auch ein Zunftgesetz erlassen haben, während sich plötzlich gleichzeitig eine außeroꝛdentliche Vorliebe für die Entwickelung der Industrie zeige. Nun, meine Herren, mir ist diese Aeußerung des Herrn Vor redners außerordentlich schätzenswerth; denn die produktiven Stände Deutschlands werden daraus ersehen, auf welcher Seite die Gegner des reellen Wettbewerbes, auf welcher Seite die Gegner einer soliden Entwickelung des Handwerks, und auf welcher Seite die Gegner des Börsengesetzes stehen, welches doch immerhin bedauerliche Miß⸗ brärche auf dem Gebiete des Börsenwesens beseitigt hat. (Sehr richtiz! rechts.)
Der Herr Vorredner hat auch geglaubt, darauf hinweisen zu müssen, daß in der Throarede der Sozialpolitik keine Erwähnung geschehen sei. Ich boffe, auf diese Frage bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen zu können; aber um keinen Irrthum in dieser Beziehung aufkommen zu lassen, kann ich heute schon erklären: die verbündeten Regierungen denken garnict daran, einen Stillstand in der Sozialpolitik und in dem Programm, was ron zwei Kaiserlichen Herren festgelegt ist, herbeiführen zu wollen. Aber die beiden Gesetze, die in der letzten Tazung von Ihnen be⸗ rathea worden, sind so umfangreicher und komplizierter Natur, und cs sind in diesem hohen Hause so erhebliche BeLenken gegen die Vorlagen geltend gemacht worden, daß die verbündeten Regierungen es für ihre Pflicht gehalten haben, in dieser Session, die ihrer Natur nach nur eine kurze sein kann, diese Gesetze nicht wieder vorzulegen, sondern dieselben, weil von so weittragender Bedeutung, einer nochmaligen eingehenden Prüfung zu unterziehen.
Der Herr Vorredner hat schließlich die Gelegenheit nicht vorbei⸗ gehen lassen, eine Anzahl wohl vorbereiteter, und ich möchte fast sagen, giftiger Pfeile nach elner bestimmten Stelle hin zu senden. Nun, meine Herren, ich kann mich auf die einzelnen Aeußerungen selbst⸗ verftändlich nicht einlafssen; aber wenn der Herr Vorredner gesagt hat, es siene so, als ob man an irgend einer Stelle absolutistische Neigungen hätte, als ob es nur so eine Fraze der Zeit wäre, einen prinzipiellen Kampf gegen den Parlamentarismus aufzunehmen, so kann ich ihm das erwidern: wenn jemals in diesem hohen Hause eine Majorität sich finden sollte mit solchen Auffassungen, wie sie uns in dieser großen nationalen Frage heute der Herr Vorredner zu erkennen gegeben hat, — meine Herren, dann wird es keines Akts des Absolutismus bedürfen, um den Parlamentarismas zu vernichten, dann wird er von selbst stürzen, weil er seine innere nationale Lebenskraft verloren hat. (Eebhafter Beifall recht, Widerspruch links.)
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗-Minister von Bülow:
Neine Herren! Im Laufe der heutigen Diskussion sind zwei Angelegenheiten meines Ressorts zur Sprache gebracht worden: die eine ist die Differenz, welche infolge der Verhaftung und Verurthei⸗ lung des Deutschen Emil Lüders in Port au Prince zwischen dem Deu lschen Reich und Hasti entsianden ist; die andere die Entsendung unserer Kreuzerflotte nach der Kiau⸗Tschou ⸗ Bucht. Beide Angelegen⸗ heiten befinden sich noch in der Schwebe, und dies legt mir für den Augenblick Zurückhaltung auf, so begreiflich ich auch an und für sich den Wunsch nach näherer Auskunft finde. Sobald der Zeitpunkt gekommen sein wird, werde ich gern bereit sein, diesem hohen Hause über das, was in beiden Fragen von unserer Seite geschehen ist, nähere Auskunft zu geben.
Für heute möchte ich über den Zwischenfall in Hari nur Folgendes erklären: Wir haben uns nicht zufrieden gegeben mit dar Freilassang des Lüdeis, vielmehr betrachten wir es als unser Recht und unsere Pflicht, als Aequivalent für die unbillige, der haitianischen Landes gesetzgebung, der Verfassung von Haiti und dem Vqöslkerrechte gleich⸗ mäßig widersprechende Einkerkerung eines deutschen Staatsangehörigen angenessene Genugthuung und Entschädigung zu verlangen. (Bravo) Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die hatianische Regierung nicht länger zögern wird, unseren Forderungen Folge zu geben, die ebenso wohlberechtigt und wohlbegründet wie maßvoll sind. Ich gebe mich dieser Erwartung um so lieber und um so bestimmter bin, als wir nicht nur das gute Recht auf unserer Seite haben, sondern auch den Willen und die Macht, unserem Rechte Geltung zu verschaffen. (Lebhaftes Bravo)
In Oft⸗Asien schien der Herr Abg. Dr. Schoenlank zu fürchten, daß wir uns in Abenteuer stürzen wollten. Fürchten Sie gar nichts, meine Herren! Der Herr Reichskanzler ist nicht der Mann, und seine Mita beiter sind nicht die Leute, irgendwo unnütze Händel zu suchen. Wir empfinden auch durchaus nicht das Bedürfniß, unsere Finger in jeden Topf ju stecken. Aber allerdings sind wir der Ansicht, daß es sich nicht empfiehlt, Deutschland in zukunftereichen Ländern von vornherein auszuschließen vom Wettbewerb anderer Völker. (Bravo!) Die Zeiten, wo der Deutsche dem einen seiner Nachbarn die Erde überließ, dem anderen das Meer und sich selbst den Himmel reser⸗ vierte, wo die reine Doktrin thront (Heiterkeit. Bravo), — diese Zeiten sind vorüber. Wir betrachten es als eine unserer vornehmsten Aufgaben, gerade in Ost⸗Asien die Interessen unserer Schiffahrt, unseres Handels und unserer Industrie zu fördern und zu pflegen.
Die Entsendung unserer Kreuzer⸗Division nach der Kiau⸗Tschou⸗ Bucht und die Besetzung dieser Bucht ist erfolgt einerseitz, um für die Ermordung deutscher und katholischer Missionare volle Sühne, andererseits für die Zukunft größere Sicherheit als bisher gegen die Wiederkehr solcher Vorkommnisse zu erlangen. In beiden Richtungen schweben Unterhandlungen, und bei der Natur diplomatischer Unter⸗ handlangen und Geschäfte nöthigt mich dies, meine Worte sehr sorg sam abzuwägen. Ich kann aber doch Folgendes sagen. Wir sind gegenüber China ersüllt von wohlwollenden und freund—⸗
lichen Absichten (Heiterkeit linke); wir wollen China weder brũskieren noch provojzleren. Trotz der uns widerfahrenen schweren Unbill ist die Besetzung der Kiau⸗Tschon⸗Bucht in schonender Weise ausgeführt worden. Wir wünschen die Fortdauer der Freundschaft, welche Deutschland seit lange mit China verbindet und die bieher nie getrübt wurde. Aber die Voraussetzung für die Fortdauer dieser Freundschaft ist dle gegenfeitige Achtung der beiderseitigen Rechte. Die Niedermetzelung unserer Missiorare war der nächstliegende urd war ein zwingender Grund für unser Ein. schreiten, denn wir waren nicht der Ansicht, daß diese frommen Leute, welche friedlich ihrem heiligen Berufe nachgingen, als vogelfrei zu be⸗ trachten wären. (Sehr guth
Aber auch abgesehen von diesem traurigen Vorfall, hatten wir gegenüber China eine Reihe anderer Beschwerdepunkte. Wir boffen, daß es gelingen wird, diese Beschwerden auf dem Wege loyaler Unterhandlung gütlich beizulegen. Wir könnten aber nicht zugeben, daß sich in China die Ansicht festsetze, uns gegenüber sei erlaubt, was man sich Anderen gegenüber nicht berausnehmen würde. (Sehr richtig! und Bravo! Wir müssen verlangen, daß der deutsche Missionar und der deutsche Unternehmer, die deutschen Waaren, die deutsche Flagge und das deutsche Schiff in China gerade so geachtet werden, wie diejenigen anderer Mächte. (Lebhaftes Bravo!) Wir sind endlich gern bereit, in Oft ⸗Asien den Interessen anderer Großmächte Rechnung zu tragen, in der sicheren Voraussicht, daß unsere eigenen Interessen gleichfalls die ihnen ge—⸗ bährende Würdigung fiaden. (Bravo!) Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne. (Bravo) In OstAstien wie in West⸗ Indien werden wir bestrebt sein, getreu den Ueberlieferungen der deutschen Politik, ohne unnöthige Schärfe, aber auch ohne Schwäche unsere Rechte uad unsere Interessen zu wahren. (Lebhafter Beifall.)
Abg. Dr Barth (fr. Vag.): Die Berufe statistik hat allerdings er⸗ geben, daß Deutschland als Industriestaat eine immer größere Be⸗ deutung gewinnt. Man muß demgegenüber die agrarlschen Forde⸗ tungen als unberechtigt erkennen. Aber wenn die Regierung die Be. deutsamkeit der industriellen und Handelseniwickelung erkennt, dann muß sie auch Konsequenz zeigen. Wenn andere Lander keine pro⸗ tektlonistische Politik treiben sollen, dann muß man ihnen mit gutem Beispiel vorangehen: durch Abschluß vernünftiger Handelsverträge dadurch, daß man den freien Welthandel zur Geltung bringt. Die überseeischen Interesfen sind nicht durch Subventionen erwachsen, auch nicht durch die polirische Entwickelung des Deutschen Reichs. Frankreich hat eine sehr starke Kriegeflotte, aber seine kommerziellen über⸗ seeischen Interessen stehen verhältnißmäßig hinter denen anderer Länder zurück und befinden sich in einer Art Verfall. Bei der Ent⸗ wicklung der Flotte kommt es also lediglich auf das Maß des Vorwärtsschreitens an. Die Veitheidiger der jetzigen Vorlage baben uns vollständig bestätigt, daß wir mit ht bisher sebr skeptisch waren. Denn die Marine tappte bisher im Dunkeln und ihre Forderungen schwankten von Jahr zu Jahr, und man hatte alle Augenblicke einen neuen Flottenplan. Die Volke⸗ vertretung hatte ganz recht, wenn sie fcüher die äußerste Kritik ob⸗ walten ließ und lieber nichts bewilliate, um die Steuerzahler nicht unnüß zu belasten. Ob der neue Flottenplan nach Lage der Seetaltik und nach anderen Erwägungen zutreffend ist, darüber zu urtheilen bin ich augenblicklich nicht im Stande, darüber werden wir in der Kommission verhandeln. Aber die Vorlage macht den Eindruck, als ob wenigstens die Marine⸗ verwaltung von der Richtigkeit ihres Planes vollstãndig durchdrun gen ist. Daz ist für die Beurtheilung dieser Fragen von nicht geringer Bedeutung. Deshalb kann ich nicht zur vollstãndigen Ablehnung der Vorlage kommen. Der Schwerpunkt liegt nicht bei den 7 Kreuzern, sondern bei den großen Panzerschiffen. Dabei handelt es sich um eine erhebliche Ausgabe. Die Regierung will 19 Linienschiffe, also eine Vermehrung um sieben haben. Ob der vorgeschlagen? Weg richtig ist, muß ich dabingestellt sein lafsen, Die etatsrechtliche Frage ist nicht von so großer Bedeutung, aber der ganze Weg ist ,, denn es ist durchaus nicht aus⸗ geschlessen, daß der spätere Reichstag jede einzelne Forderung . daraufhin präft, ob sie auch in das Programm hineinpaßt.
ie Negierung ist ferner durch die Vorlage durchaus nicht gebunden, Forderungen über den Flottenplans hinaus zu stellen. Denn bislang haben wir noch keinen Flottenplan kennen gelerat, der von seinen eigenen Urhebern nach sieben Jahren noch als maßgebend anerkannt wäre. Bei der Entwickelung der Technik muß die Regierung sich darauf gefaßt mechen, in jedem Jahre ihren Flottenplan von 1897 als nech zu Recht bestehend beweisen zu mässen. Wir stehen am Ende einer fünfsährigen Legislatunperiode. Soll der Flottenplan von diesem Reichetage noch durchgebracht werden? Sollte man niht dem künftigen Reichstage und auch den Wählern Gelegenheit geben, sich über diest Fraze zu äußern? Wenn die Mehrheit der Wähler und die Mehrheit des zulänstigen Reichstages diefen Flottenplan billigt, dann hat die Regierung eine viel bessere moralische Gewähr, als iör dieses Gesetz geben kann. Deswegen bin ich nicht der Meinung, daß es richtig ist, dieses Gesetz in diesem Reichstage durchzubringen.
Abg. Dr. von Jazdzewski (Pole): Melne Freunde stehen der Vorlage mit großer Ruhe gegenüber; wir haben den Beschluß gefaßt, der Vorlage in dieser Form und in diesem Umfang die Zustim mung nicht zu ertheilen. In einer Zeit, wo über den Bruck der Steuern geklagt wird., kann man nicht unzäblige Millionen bewilligen auf Grund der Beruhigung in der Begründung, daß neue Steuern nicht nothwendig sind. Es ist auf die Ermordung der Missionare hinge. wiefen worden; man will die Missionare im Auslande schützen, aber diesen selben Missionaren wird es nicht gestattet, in der HVeimath zu bleiben. Daz ist eine Inkonsequenz. In den polnischen Landestheilen ist nur eine einzige Ordensniederlassung zugelassen. Man sollte den Schutz daher auch den Jaländern zu theil werden lassan. Wir Polen sind durch Ausnahmemaßregeln verfolgt worden; als Fürst Bismarck sein Amt niederlegte, wurde milder verfahren. Wir haben das dank⸗ kar anerkannt und im Reichs tage bewiesen, 2 wir keine Staats⸗ und Reichsfeinde sind. Was war der Dank dafür? Die preußische Regierung hat es für nothwendig tzefunden, eine Haltung gegenüber der polnischen Bevölkerung zu zeigen, die eine landes väterliche nicht mehr genannt werden kann. Es darf daher nicht wunderbar erscheinen, daß eine Mißstimmung bervorgerufen ist, die es uns verbietet, den Regierunggvorlagen zuzustimmen. Trotz der Haltung der preußischen Fiegierung werden wir mit der größten Ruhe an der Be⸗ . theilnehmen; wir werden keine Dpposition quand mems machen. Wenn die Mehrheit des Reichstages die Vorlage annimmt, braucht die Regierung unfere Stimmen nicht; nimmt die Mehrheit des Reichstages die Vorlage nicht an, dann werden wir mit der gräßten Objektiwitãt prüfen, ob die Vorlage nothwendig ist zur Vertheidigung des Reichs.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner: .
Ich hätte gewünscht, daß der Herr Vorredner seise politischen Ausführungen, die in den Angriffen gegen die preußische Staats⸗ regie rung gipfelten, nicht hier in dem hohen Hause gemacht hatte, sondern im preußischen Landtage, wo sie meines Erachtens hingehören. Zuruf) Wenn aber der Herr Vorredner erklärt hat, die Königlich preußische Staatsregierung träte die Rechte der Polen mit Füßen, so muß ich als Bevollmächtigter der preußischen Staatsreglerung diesen Ausdruck als unzulässig und unberechtigt zurückweisen.
Um 5i/ Uhr wird die weltere Berathung bis Dienstag 1 Uhr vertagt. ; .
M 2ZSS.
Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käöniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 7. Dezember
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
1897.
Qualitãt
gering
mittel
1
gut
Verkaufte
Menge
*.
7 ö
beanter niedriger
höchster 363 *
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
1 niedrigster ö
böchster
Außerdem wurden am Markttage (Spalte I) nach überschlãglicher Schãtzung verkauft Doppel jentner (Preis unbekannt)
, , , , .
M 2 2 2 2 2 2 9
3. 35 89
K Strehlen i. Schl. Striegau Grünberg Löwenberg
Aalen.. Riedlingen. Breslau. Glogau Engen
2 2 8 5 3 8
13, So 13.00 12.00 12.40 1420 12.20 13,00
10, 80 12,54
11,80 13,20
12710
1 k Strehlen i. Schl. Striegan . Grunberg. Zzwenberg ö i] , Aalen. Riedlingen. 2 Glogau... ‚.
Neuß. . ii
2 2. 8 6 8
verka M wird auf volle Doppelrentner und der Verkaufswerth * 3 f (-) J,. Spalten für Preise hat die Bedeutung,
Stn liegender Stri
16,00
15,00 13,30 16,40 15, 90 16,00 17,20 18,70
15,50 16,90 18,70 19, Sl
12,75
13,80 14,30 13, 90 12.30 1420 14,00
1530 13 55
11,75 13,40 12,00 13,60 12, 80 13,35 13,50 1400 18,20 17,789 12, 66 13,80
12,75 1400 13,2 12.00 12,80 14.20 12,20 13, 00
13, 10 12554 12,530 13, 20
12710
Bemerkungen.
erundet mitgetheilt. Der Durchschnittspreis wird aus den ungbgerundeten Zahlen berechnet. eig nicht vorgekommen ist; ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
auf volle Mark daß der betreffende
6 See n
3.12. 317 3.13.
28.11.
28.11.
4.12. 25.11. 29.11.
3.12. 6 13. 36 11.
1441 1335 1240
1450
13,20 13,91 13,22 13, 08
1360 14 68 1276
1248
Bandel und Gewerbe.
Die Geschäftswelt wird vor der Annahme von Nach⸗ bildungen der Noten der Belgischen Nationalbank zu 10 ** gewarnt, die seit einiger Zeit in Marseille, Triest und Budapest in den Verkehr gebracht werden. Diese Nach⸗ bildungen zeigen folgende hauptsächliche Fälschungsmerkmale:
Die gefaͤlschten Noten bestehen aus zwei auf einander geklebten Blattern, die sich leicht von einander trennen lassen, wenn man sie mit einer Ecke kurze Zeit in Wasser taucht. Auch fühlt sich das Papier dicker an, als das der echten Noten. Der braͤunlich Ton guf dem der Zeichnung entsprechenden Theile. der Vorderseite ist bedeutend dunkler als bei den echten Noten. Der Schatten der beiden Zahlen 100 ist, ebenso wie der ganze Druck der Noten, sehr grob ausgeführt. Sämmtliche bisher be⸗ kannt gewordenen Falschfücke tragen das Ausgabedatum
B jar ier 1897“; doch ist es nicht ausgeschlossen, daß der ischer auch ein anderes Datum verwerthet hat. Die Er⸗ ennungszeichen der einzelnen Noten sind von einander ver⸗ schieden und sehr erg er mnern bei den Zahlen sind die einzelnen Ziffern schlecht gerichtet. .
Es 1 sich, solche falschen Noten, falls sie ange⸗
boten werden, anzuhalten und der nächsten Polizeibehörde
Mittheilung zu machen.
Unter der Firma Franzen & Rasse, agents en douane, commissionnaires-expséditenrs, 8 rue Locgnenghien, Bruxelles, hat ein angebliches Spedi⸗ tionsgeschäff in der letzten Zeit vielfach an Hotelbefitzer in Deutschland gegen Nachnahme Packete versandt, die angeblich echte alte ö Vafen enthalten sollten. In der Regel befanden die Sendungen aber aus Vasen und lumentõpfen von gewöhnlichem Thon, die keineswegs in China angefertigt waren und beren Werth weit hinter dem Betrag der erhobenen Nachnahme zurückblieb. Dabel wurde zuweilen den Adressaten noch die demnächstige Ankunft eines Geschästsreisenden an⸗
gezei und
9 erschien natür Da es si
mit der Bitte, für ihn die Portokosten zu verauslagen ie Sendung aufzubewahren. Der angekündigte Reisende lich niemals. .
ch demnach um einen dreisten Schwindel handelt,
so kann vor der Annahme derartiger Sendungen der genannten Firma, deren alleiniger Inhaber, der belgische Staatsangehörige
Rasse, bereits gerichtlich verfolgt wird,
gewarnt werden.
gefũhrt. wurde
3 53 964 X oso C. Bfdbr. * edle, Wechalerban 1
nur eindringlich
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok tz
an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Rubr sind am 6. d. M. gestellt 14678, nicht recht- zeitig geftellt 35 Wagen.
in
Dezember. 99
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2, 60, , dt Att. 151,35, DOpp. Zement ent
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erbrau aben pr. Dezem „ do. 66
abgaben pr. . 36 00 Gd. Magde bu J 6. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht.
Kornzucker exkl. oso Rendement 970 - 9.85. Nachprodukte exkl.
75 6 / Rendement 7,00 — 7,835. Rubig. Brotraffinade 1 23.00.
Brotraffinade I 22,5. Gem. Raffinade mit Faß 23, 00— 23 25.
Gem. Melis J1 mit Faß 22,379. Ruhig. Robzucker J.
dukt Transito f. a. B. Hamburg pr. Dezember 9,05 Gd, 910 Br.,
pr. Januar 9.126 Gd, 9.15 Br., pr. Februar 8, 20 Gd. 98,25 Br.,
pr. März 9.27 Gd., 324 Br., pr. April 935 Gd. 8, 40 Br. Stetig. Lond. Wechs. 20. 363, iser do. 0,716, Wiener do. 168, 20, do Reicht. A. 97 Ho, Unif. Cgvypter Io bo, Jialsener S3i 26, 3 o port. fog ed, 4d Kuß. 1894 S6. to, 4 co, Spanier S6 6. arm. ädter 157,50, Deutsche Genossenschafts. Bank 118.20, Diskont Nationalb. f. D. 150,70, Desterr. Kreditakt. 300, Dest. Un zo3 O0, Reichsbank 16d 46, Ali gem. Glertrintat 285 20, uckert er Bergw. 189 00, Hibernia 203 90. Laurahütte 17740, eregeln Vl. Oö, Höchfter Farbwerke 1658 26, Privatbisfont 4. zooz, FSranzosen 85, Lombarden 7öt, Gotthardb. 47 70, den g Bank 256, 55, Dis konto omm. 200, 30, Dresdner Bank — — ais 55, Siternla *. S, Taurahättte = = Tai. Mittel. neerb, e, , Lchlein, Jentralb. 135,15, do. Nordoftbabn is S5. Sa S6. o Herlkaner — = Italiener 4 10. Natlonastant 8 Köln, 8. Dezember. ( R. B) Räbsl lol si o6. zz ι do. Staatgans. Ic. 16. Dread. Stadtanl, v. 85 10070, deutsche Kreditbt. 21700, Dresd. Kreditanft. 147 00, Dresdner G0, Sächf. Böhm. Dampfschiffabrts⸗Ges. Ad. 50, Dresdner Ban ⸗ 6. 757 00.
Frankfurt a. M., 6. Dejember. (W. T. S.) Schluß - Kurse. Anleihe 21,70. 5 odo amort. Rum. 100 76, 4 9άο russische Kons ommandtt 200, 8o, Dresdner Bank 188,80, Mitteld. Kredit. . 260, 20, Bochum. Gußst. 202 26, Dortm. Union — — Gffer ren. Soztetâ t. (Schluß) 3 Kredit · Aktien elsges. 7 o, en nr Surf ,. Gẽisenticchen do. Union 77.30, Ital. Möridionaux —— Gu blend Dres den, 6. Tejember. B. T. B.) 390 Sächs. Nente 83 30. . er n. n e e