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Als Vertreter Seiner Majestät des Deutschen Kaisers wird, wie W. T. B.“ aus Wien meldet, der Vlze⸗= Admiral Köster der Beisetzung des verstorbenen Admirals Freiherrn von Sterneck beiwohnen. Vize⸗Admiral Köster trifft heute aus Kiel in Wien ein. /
In der gestrigen Sitzung der österreichischen Dele⸗ gation widmete der Präsident Graf Thun dem Admiral Freiherrn von Sterneck einen warm empfundenen Nachruf und erhielt auf sein Ersuchen die Zustimmung, der Wittwe des Verstorbenen das Beileid der Delegation auszudrücken. Bei der hierauf ke, . Berathung des Armeebudgets erklärte der Reichs ⸗Kriegs⸗Minister von Krieghammer, in Erwiderung auf einzelne Reden, die Behauptung für unrichtig, daß Soldaten jüngst beim Einmarsch in böhmische Städte nationale Lieder gesungen oder nationale Rufe ausgestoßen hätten. Die Armee weise von selbst jeden Versuch, nationale Rivalitäten in sie hineinzutragen, zurück, und jeder Soldat, welcher Nationglität er auch angehören möge, werde stets sine Pflicht vor dem inneien wie vor dem äußeren Feinde thun. Alle Nationalitäten würden in der Armee gleich geachtet und gleich geliebt. Der Minister führte sodann aus, daß er die zweijährige Dienstzeit nicht für durchführbar halte. Durch dieselbe würde das Budget bedeutend erhöht werden, weil der Präͤsenzstand, damit die Ausbildung durchgeführt werden könne, viel höher sein müsse. Schließlich erklärte der Mi⸗ nister, daß der Entwurf einer Militärstrasprozeßordnung mit dem motivierenden Bericht fertiggestellt sei; er hoffe, die neue Militärstrafprozeß'ordnung werde allen Anforderungen genügen. Hierauf wurden das Exltraordinarium des Armeebudgets, sowie der Nachtragskredit von 716 Millionen Gulden unverändert genehmigt, ebenso ohne Debatte der Voranschlag für das gemeinsame . und den Sbersten Rechnungshof. Mit Zuslimmung der Delegation wurde die Verhandlung über das Marinebudget wegen des Ablebens des Admirals Freiherrn von Sterneck von der Tagesordnung abgesetzt. Sodann trat die Delega⸗ tion in die Berathung des Kredits für die occupierten Provinzen ein. Im Laufe der Debatte verwies der Reichs ⸗FinanzMinister von Kallay zunächst darauf, daß er schon in früheren Jahren die verschiedenen Verhältnisse in den occupierten Provinzen auf das genaueste besprochen habe, wes⸗ halb er sich jetzt nur auf gewisse Dinge beschränke und nament⸗ lich die Behauptung zurückweise, daß er Bosnien nur im Interesse Ungarns verwalte. Der Minister hob hervor, daß die griechische, serbische und bulgarische Regierung Beamte nach Bosnien entsandt hätten, um die Einrichtungen, welche die Monarchie in Bosnien getroffen habe, zu studieren, Diese Thatsache bringe Oesterreich Ehre und breite dessen friedlichen Einfluß auf der Balkanhalbinsel aus. Nach längerer Debatte wurde schließlich der Kredit bewilligt.
Das Wiener, Fremdenblatt / meldet: gestern Vormittag seien die Obmänner der deutschen Parteien der Linken zu einer Besprechung zusammengetreten, in welcher die einzelnen Partei⸗ vorflande über die Beschlüsse ihrer Klubs Bericht ersiatteten. Die Konferenz habe beschlossen, eine Abordnung aus ihrer Mitte an den Minister-Präsidenten Freiherrn von Gautsch zu entsenden, um demselben über die Stellungnahme der deuischen Parteien Mittheilung zu machen. Die Deputation, welche aus den Abgg. Dr. Funke und Graf Stürgkh bestehe, werde dem Minister⸗Präͤsidenten eine ablehnende Antwort der Parteien der Linken überbringen. Die Verhandlungen seien aber nicht als abgeschlossen zu betrachten. Dieselben würden viel⸗ mehr fortgesetzt werden, und es hätten sowohl die Obmänner der Klubs der Linken wie die parlamentarische Kommission der Rechten für morgen weitere Berathungen angesagt.
Eine von der christlich-sozialen Vereinigung er— lassene Erklärung besagt:
Die chriftlich oziale Vereinigung ermächtigt ihre beiden Dele⸗ girten, bei der Verband lung mit dem Minister-Präsidenten die For⸗ derung der deutschen Abgeordneten aus Böbmen zu unterstützen und mit denselben solidarisch vorzugeben. Die Vereinigung erklärt aber auch, daß die deutschen Abgeordneten auß Böhmen die etwaigen Folgen und die schließliche Verantwortung gegenüber dem deutschen Volke zu tragen batten. Die Vereinigung erklärt ferner, gegen das Ausgleiche⸗Provisortum in die schärfste Opposition eintreten zu wollen.
In einer von dem Klub der jungczechischen Abge⸗ ordneten veröffentlichten Erklärung heißt es:
Die Jungczechen erkennen die Propositionen der Regierung, ketr. die Sxrachendererdnungen, als die kutabel an, jedoch unter Wahrung der Gleichberechtigung beider Nationalitäten und der Einheit des Landes sowie unter Vorbehalt der zur definitiven Entschtieung be— rufenen Parteifakteren.
In Hermanmestec (Böhmen), Tabor und Pribram ist es am Montag zu Ausschreitungen gekommen.
In dem Befinden des schwer erkrankten Präsidenten des ungarischen Oderhauses von Toth ist eine Verschlimmerung eingetreten; sein Zustand wird als hoffnungslos bezeichnet.
Im ungarischen Unterhause beantragte gestern der Abg. Kossuth, die Vorlage, betreffend das Ausgleichs⸗ Provisorium, da sie einen rein staatsrechtlichen Charakter habe, an die Sektionen zu verweisen; er bezweifle, daß diese Vorlage werde Gesetz werden. Das Haus habe die erste Vorlage, betreffend das Provisorium, übereilt be⸗ willigt; Ungarn habe sich Oesterreich angeboten, Oester⸗ reich habe Ungarn abgewiesen. Ungarn brauche Oester⸗= reich nicht nachzulaufen, wenn letzteres keine Lust habe, mit Ungarn den Ausgleich abzuschließen; die gegenwärtigen Zu⸗ stände in Oesterreich könnten nicht verfassungsmäßig genannt werden. Seine (des Redners) Partei stehe auf der Grund⸗ lage der Personalunion und werde mit aller Kraft für dieses 4 kaͤmpfen, wenn sie sich auch immer das Ansehen des Parlaments vor Augen halten werde. Der inister⸗ Präsident Baron ö erklärte, er wolle, da es sich jetzt nur um die Modalität der Behandlung der Vorlage handle, sich über die letztere selbst nicht äußern, sondern nur darauf hin⸗ weisen, daß auch die erste Vorlage über das Provisorium dem Finanzausschuß zugewiesen worden sei; dasselbe möge auch mit dieser Vorlage geschehen. Er könne daher dem Antrage des Abg. Kossuth nicht zustimmen.
Frankreich.
Der ehemalige Minister de Fourtou ist gestern in Paris gestorben.
Im Senat brachte gestern der Senator Scheurer⸗
Kestner eine Interpellation über die Dreyfus⸗An⸗
gelegenheit ein, deren sofortige Berathung beschlossen wurde.
Scheurer ⸗ Ke stner fübrte, dem. W. T. B.“ zufolge, hierauf
aus, daß er inmitten der so vielfachen und verworrenen Zwischenfälle
der Dreyfus Angelegenheit Zursckhaltung beobachtet habe und dies
auch, wie sein Eewissen es ihm gebiete, bis zur Beendigung der Unter⸗
tbun werke. Der Kriegt⸗Ministe d der Minifler⸗ uchung 23 . r fler
Präsident ., fuhr der . . 2 gesagt, sie hätten von mir keinerlei Schriftftäcke erbalten. Der Kriegs. Minister hat erklärt. er kenne meine Aktenstücke nicht und babe auch keine Veranlassung, Kenntniß von ibnen zu nehmen. In der That kabe ich dem Kriegs⸗Minister meine Aktenftücke nicht äãberlassen, ich babe ihm aber meine Auffassung der Angelegenheit nebft den Beweisstücken vor Augen gehalten. Die Presse hat mich wegen dieses Besuches angegriffen; es haben sich aber unter den Blättern auch solche gefunden, welche mich tapfer und uneigennützig ur terstũtzen. Auch im Parlamente und in der Literatur habe ich Aufmunterung ge⸗ funden. Ber Minister. Präsident hat mir gesagt, er sei nicht berechtigt, meine Aktenstücke in Gmyfang ju nehmen; als ich sie ihm zeigte, er⸗ widerte er mir, Dreyfus sei schuld g. Ich fragte den Minifter⸗ Prä⸗ sidenten bierauf, auf welche Beweis stũcke seine Ueberzeugung . gründe, und erbot mich, öffentlich za erklären, daß ich mich getäuscht babe, wenn mir der Beweis für die Schuld Dreyfus' geliefert werde. Der Minister⸗ 5 verhielt sich ablehnend und sagte mir, er babe meinen
cobachtungen nicht Rechnung zu tragen. Meine Bitten blieben ver⸗ geblich.· Im weiteren Verlauf seiner Rede sagte Scheurer ⸗Keftner: wenn Dreyfus nicht auf das Bordereau hin verurtheilt worden wäre, so würde man ihn auf die der Vertheidigung nicht mitgetheilten Schriftstücke hin verurtbeilt haben. Er, Redner, habe die Regierung gebeten, eine Revision des Prozesses zu veranlafsen; die Regierung habe ihn aber abgewiesen. Er habe aus Patriotismus gewünscht, daß die Rexision von der Regierung autgebe, weil dieses Verfahren ein promptes und würdiges sein wurde. Infolge der von Mathieu Dreyfus gegen den Mojor Esterhazy erbobenen Beschuldigung sei jede Mißdeutung gescwunden, die Einreichung seines, des Renners, Antrages bei dem Juftiz-Minifter würde an der gegenwärtigen Lage nichts geãndert haben. Die Bord ereau Figge unter drücke alle anderen Fragen, und er hoffe, daß der Kriegs⸗Minister das Bordereau für die neue Urterfuchung hergeken werde, dann werde sich zeigen, wer Recht habe. Redner sprach sich dann tadelnd darüber aus, daß die Regierung die Versicherung abgegeben babe, daß Dreyfus schuldig sei. Wenn die Untersrchung zeige, daß das Bor— derau nicht von Dreyfus herrühre, so sei man zur Revision ge—⸗ zwungen. Das Bordereau sei die Seele der ganzen Angelegenheit. Wenn man damit nicht rechnen wolle, warum habe man dann eine Enquéte eingeleitet? Am Schlusse seiner Rede protestierte Scheurer ⸗Kestner gegen diejenigen, welche Lie Armee mit der gericht⸗ lichen Angelegenbeit in Verbindung gebracht und den letzten Derutirten Elfaß Lothringens verdächtigt bätfen, die Armee anzugreifen. Er hoffe, daß eine große Ungerechtigkeit werde wieder gut gemacht werden.
Nach dem Senator Scheurer⸗Kestner ergriff der Kriegs⸗ Minister, General Billot das Wort.
Derselbe erklärte, der Senator Scheurer ⸗Kestner habe ihm kein Schriftstück äüäberlafsen, und fragte, was er unter diesen Umständen bätte thun sollen? Scheurer Kestner bebaupte, das Borderau sei die einzige Grundlage des Prozesses gewesen. und es liege Anloß zur Re⸗ vision vor, wenn bewiesen werde, daß das Borderau nicht von Drerfus herrühre. Scheurer-Kestner möge ihm die Bemerkung ge statten, daß er voreilig gewesen sei. Er, der Kriegs- Minister, habe gethan, was er babe thun müssen, und kein Schriftstück, weder das Borderau noch andere, sei der Untersuchung vorenthalten worden. Er sei nur in seinem Rechte gewesen, als er versichert habe, daß Dreyfus schuldig sei, und er wiederhole diese Versicherung. Die Armee würde in ihrem Gewissen nicht rubig sein, wenn sie glauben könne, deß ein Unschuldiger verurtkeilt worden sei. Was man ge— wollt habe, sei, die Nevision auf einem Umweg zu erreichen. Der Minister schloß mit den Worten: ‚Lassen Sie die Justiz ihr Werk vollenden, denken Sie an die so gehorsame, so patriotische Armee, denken Sie an Frankreich!“
Nachdem der Kriegs-Minister, General Billot seine Rede beendet hatte, erklärte der Senator Sche urer⸗Kestner:
Er lege Werth darauf, dem Kriegs ⸗Minister für seine Er⸗ klärungen zu danken. Er wisse wohl, daß der Minister der Unter⸗ suchung kein Schriststück entzieben wolle, und es sei fast unnöthig, das noch zu sagen; inde ssen danke er dem Kriegs Minister und nehme von dessen Erklärung Akt, daß er alle Schriststücke, einschließlich des Bordereaus, für die Untersuchung zur Verfügung stellen werde.
Der Minister-⸗Präsident Méline erklärte darauf, es sei das Recht und die Pflicht des Kriegs-Ministers gewesen, die Autorität eines ergangenen Urtheils zu bekräftigen, und fuhr dann fort:
„Es war nicht Sache des Kriegs. Ministers, selbst die Revision vorzunehmen. Ich meinerseits babe Scheurer ⸗Kestner erklärt, daß ich nicht in der Lage fei, seine Aktenstücke in Empfang zu nehmen. In einer zweiten Unterredung habe ich Scheurer ⸗Kestner darauf aufmerksam gemacht, daß es unmöglich sei, eine so gefährliche Polemit noch weiter sortzusetzen, und daß das eimige Mittel sei, sich an den Justiz⸗Minister zu wenden, wenn er neue Thatsachen vorzubringen habe. Die Betbeiligten haben es vorgejogen, einen anderen Weg einzuschlagen. Die Militärgericht behörde verfolgt die Esterhazh⸗Angelegenheit; eine andere giebt es nicht. Die Regierung hat den einzigen Weg verfolgt, den sie inmitten der ent- fesselten Leidenschaften hatte. Lassen wir die Militärjustiz ibren Weg gehen; der Feldzug der Presfe muß aufhören, denn er bat schon viel Schaden gethan. Die Ghre der Armee und die Interessen der Vertheidigung des Landes müssen außer jeder Diskussion Heiben; es handelt sich um Thatiachen, die unsere wichtigsten Interessen be⸗ rühren und die gebeim bleiben müssen. Die geringste Indiskretion in solcher Hinsicht könnte die schwersten Folgen nach sich ziehen.“
Der Senator Le Provost de Launay warf. Scheurer⸗ Kestner vor, daß er ein unpatriotisches, antifranzösisches Werk unternommen habe. Der Senator Trarieux führte aus, daß die Justiz nicht unfehlbar sei, und billigte das Vorgehen Scheurer⸗Kestner s. Die Diskussion wurde hierauf geschlossen. Von den eingebrachten Tagesordnungen wurde diejenige, welche die Erklärungen der Regierung billigt, einstimmig an⸗ genommen und die Sitzung hierauf geschlossen.
Eine von Studenten geplante Kundgebung gegen den Senator Scheurer⸗Kestner, welche vor dem Senat und dem Gebäude des Figaro stattsinden sollte, wurde durch die Polizei vereitelt. EinPolizei⸗Dffizier wurde dabei verwundet; fünf Studenten wurden verhaftet.
Spanien.
„W. T. B.“ meldet aus Madrid, der Ministerrath habe sich mit der we, ,. des Präsidenten Mac Kinley zur Eröffnung des Kongresses beschäftigt und sich dahin geäußert, daß man, um sich ein endgültiges Urtheil zu bilden, den Wortlaut der Boischaft abwarten müsse. Es sei gleichwohl festgestellt worden, daß die Boischaft die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten bekräftige, auch sei die Achtung vermerkt worden, mit welcher die Botschaft von der Initlative Spaniens spreche, welche die Aufrichtigkeit der gegenwärtigen Regierung beweise. Der Ministerrath habe ferner davon Vermerk genommen, daß die 2 die Versuche der Iingoisten und der Freibeuter verurtheile. Die Boischaft sei zufriedenstellend, frotz gewisser Ansichten, die eine Digkussion herbeiführen könnten. Alles in allem beurtheile die Botschaft die spanischen Interessen sehr gũůnstig Der Minister⸗Prãsident Sagast a habe sodann ein Schreiben der republikanischen Partei bezüglich des Belagerungszustandes in Barcelona und der Anwendung des Gesetzes gegen die Anarchie verlesen. Der Ministerrath habe beschlossen, das Schriftstũück den Behörden von Barcelona zu übersenden zur Ertheilung weiterer Auskünfte. Schließlich habe
der Minister⸗Präfident ein Schreiben der industriellen Vereini⸗ gung von Madrid verlesen, in welchem gegen die Zoll⸗ autonomie Cubas Einspruch erhoben wird.
Niederlande.
Amtlich ist bekannt gemacht worden, daß als Tag, an welchem die Königin Wilhelmine den Eid in der Neuen Kirche zu Amsterdam leisten werde, der 6. September 1898
festgesetzt sei. Türkei.
Aus Kanea meldet die Times: Nachdem die Admirale erlaubt hätten, daß griechische Schiffe wieder wie früher kretische Häfen anliefen, sei am Dienstag ein die griechische Flagge fuͤhrender Dampfer in Kanen eingeiroffen.
Griechenland.
Die Deputirtenkam mer wird, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, wahrscheinlich am Montag zur Genehmigung des end⸗ gültigen Friedensvertrages einberufen werden.
Rumänien.
In der gestrigen Sitzung des Senats interpellierte, wie „W. T. B.“ meldet, der Senator Karp über die jüngsten Ausschreitungen gegen die Israeliten und führte aus, daß die Israeliten auf die augenscheinliche Feindschaft der Regierung stießen, welche ihnen durch den Gesetzentwurf des Kriegs⸗ Ministers jede Hoffnung benehmen wolle, durch Ableistung des Militärdienstes die Naturalisation zu erlangen. Der Minister des Innern Phenekijde wies den Gedanken einer Feindschaft gegen die Jsraeliten zurück und sagte, der erwähnte Entwurf habe bisher keine greifbare Form angenommen, da er vom Minister⸗ rathe noch nicht durchberathen sei und daher noch keine Existenz als Gesetzentwurf habe. Der Minister führte dann weiter aus, daß es die Israeliten seien, welche aggressiv vorgingen und feindschaftliche Gesinnungen gegen die rumänische Be⸗ völkerung hegten, und verlas ein von Jsraeliten erlassenes Manifest, welches mit den Worten schließt: Der Feind muß sich beugen und wird sich beugen.“ Der Feind, sagte der Minister weiter, sind wir Rumänen, die den Israeliten gegenüber zuviel Milde und Toleranz zeigen. Der Minister bedauerte schließlich die Excesse, die sich nicht wiederholen dürften, und kündigte an, daß das Ministerium über die nothwendigen Mittel berathe, um den Opfern der Excesse zu Hilfe zu kommen. Der Senat nahm hierauf nahezu einstimmig eine Resolution an, in welcher er sich von der ministeriellen Erklärung befriedigt erklärt, und ging zur Tagesordnung über.
Amerika.
Dem Kongreß ist der Jahresbericht des Schatz⸗ sekretärs Gage über das am 30. Juni 1897 abgelaufene Rechnungsjahr zugegangen.
Nach demselben beliefen sich, wie W. T. B. kerichtet, die Ein⸗ nabmen arf 430 387 168 Doll., die Ausgaben auf 448 439 622 Doll. sonach ergiebt sich ein Feblbetrag von 18052 4854 Doll. Die Ein⸗ nahmen sind gegen das Voisahr um 20 911759 Doll. and die ordentlichen Ausgaben um 135941713 Dell. gestiegen; die Zunabme der Zollein gänge. betrug 1835532 375 Doll. Die gesammten verfünbaren Afttiven des Schatzes beliefen
ch am Beginne des Berichte jahres auf 855 685 321 Doll., am Schlusse desselben auf 874 764 377 Doll. — Die Gesammtsumme der verfügbaren Eingänge betrug 363173 9825 Doll., während die Ge—⸗ sammtsumme der Ausgaben 388 245 017 Doll. betrug, sodaß der ver⸗ fügbare Kassabestand des Schatzes um 25 071 092 Dellars zuräck⸗ gegangen ist. Die Operationen auf dem Gebiete der Papiergel daus⸗ gabe beliefen sich auf 374 848 (00 Doll.; sie überstiegen um ein Geringes den Betrag von 1892, bleiben aber hinter allen übrigen früheren Jahren zurück. — An Metall wurde ausgeprägt: Gold 71 646705 Doll.B, Silberdollarz 21 2063 701 Doll, Silber⸗ scheidemünze 3 124086 Doll, kleine Scheidemünze 9834510 Doll. Die Prägung von Silberdollars erfolgte aus den nach dem Gesttze vom 14. Juli 1890 angekauften Barren. Tie Gesammt⸗ menge der aus diesen Ankäufen vom 13. Auguft 1899 bis 1. Juli 1897 gexrägten Silber ⸗Dollars beträgt 68 7418 477 Stück; diese enthalten 33 172 650 Unzen feines Silber, die 51 532 154 Doll. kosteten. Die Nettoeinfuhr von Gold beziffert sich cuf 44 609 841 Doll. gegen 78 904 612 Doll. im Vorjahre, die Nettoausfuhr von Silber auf 32 636 835 Doll, gegen 33 262 258 Doll, im Vorjahre. Im Kalender⸗ jahre 18966 betrug die Goldautbeute in den Vereinigten Staaten 53 088 000 Doll., die Gewinnung von Silber nach dem Münzwerthe gerechnet 76 069 236 Doll., nach dem Handelk— werthe zum Durchschnittepreise von G6 74 Dollar per Unze 39 6565 0660 Doll. — Die verzinslichen Staatsschult verschreibungen sind vom 1. November 1896 bis 1. Juli 1897 von 847 318 209 Doll. auf S47 320 000 Doll. angewachsen. — Mit Bezug auf die Wirkung des neuen Tarifgesezes vom 24. Juli 1857 sagt der Bericht, das Geset sei noch nicht lange genug in Kraft, als daß man dessen Werth genau bestimmen könne, doch werde vertrauen voll angenommen, daß es ausgiebige Einkünfte für die ordentlichen Stagtsbedürfnisse liefern und zugleich die einbeimischen Industrie⸗ und Ackerbau intereffen an= gemessen schützen werde. Der Rückgang der Zolleinnahmen in dem ersten Vierteljahr seit Inkrafttreten des Gesetzes sei eine Folge der verstärkten Einfuhr kurz vor der Annahme des selben und gestatte keinen Rüͤckschluß auf die bei normalem Stande der Einfuhr von dem Tarifgesetz zu gewärtigenden Einkünfte. Bereits hätten die einbeimischen Gewerhe die auf⸗ munternde Wirkung des Gesetzes verspürt. Es seien Schritte gethan worden, um die ausländischen Regierungen über die Bestimm ungen binsichtlich der Reziprozität in den Handelsbeziehungen vollkommen zu unterrichten und es sei ein besonderer Kommissar jur Tbeilnahme an den in Sektion 3 und 4 des Gesetzes vorgesebenen Vertragsunter⸗ handlungen ernannt worden. Bie vollsländige Durchführung der Bestimmungen der Sektion 5 des Gesetzes, betreffend die Erbebung von Kompensationszöllen, entsprechend etwaigen direkten oder indirekten Prämien oder Vergũnstigungen, 833 von irgend einem fremden Stagte für den Export einer Produkte gejahlt bezw. bewilligt werden, habe infolge der Schwierigkeit, positive Informationen über derartig: Vergüns 8 bezw. Prämien zu er⸗ halten, Aufschub erlitten. Das Schatz Departement, in Gemeinschaft mit dem Staats. Departement, wende alle ihm zu Gebote stebenden Mittel an, um sich über die einschlägigen Verbältnisse Gewißheit zu verschaffen, und wo man annehme, . solch eine Prämie oder Ver⸗ günstigung bestehe, da sei die vorläufige Hinterlegung eines Kompen · sationszolles verlangt worden. In dem Bericht werden einige interessante Zahlen aus dem Geb des auswärtigen Handels an⸗ geführt. Der Import zollfteier und zobpflichtiger Waaren während des Jahres 1857 belief sich auf 764 7350 418 Doll. (14 394262 Doll. weniger als im Vorjahre), während der Inport von Gold 85 914780 Doll. (31 489715 Dell. mebr als im Vorjahre) und der Import von Silber 30 533 227 Doll. (1756 041 Doll. mehr als im Vor⸗ jahre) betrus. Der Export an Waaren kelief sich auf 1050 993 b66 Doll. (168 386 618 Doll. mehr als im Vorjahre), der Export von Gold betrug 40 361 580 Doll. (2 948 367 Doll. weniger als im Von jahre) und der Export von Silber 61 346 638 Doll. (1 494 963 Doll. mehr als im Vorjahre). Der Bericht betont die sehr be⸗ friedigende Zunghme. der Ausfuhr, deren Werth nun zum
jwelten Male 1 Milliarde Dollar ürerschritten und den hböchsten
bisher erreichten Stand um 16275 000 Doll. übertroffen habe.
r babe des gesunkenen Markipreises wiederum üsse nunmehr den Aus fubr⸗ hr übertreffe
im Berichte jabre um niedrigsten Stand seit wendet sodann
Goldge von gl
zur
sow ] daraus geyrãgt. sollen 200 Mill.
Noten angesammelt und Ginlssungeabtheilung birterlegt werden, von wo sie nur gegen Gmpfang des äquivalenten Beirages in gerrägtem Golde sollen aus · gegeben werden dürfen. Das auf diese Weise eingegangene Gold soll bei der genannten Abtheilung als ein Tkeil des allgemeinen Cinlösungefends derkleiben. 23 Es sollen Bonds einer Rückzahlungsanleibe ausgegeben werden, welche nach 19 Jahren nach der Belieben der Regierun rũckzabl. bar fein fellen. Die se Bonds sollen 23 0/0 Zins tragen und sowobl Kapital als Zinsen in geprägtem Golde zablbar sein. Der Schatz sekretãr soll ermãchtigt werden, solche Bonds auszugeben und dagegen mit einer killigen Ber zütung für den Zinsunterschied als Zablung irgend einen. Tbeil der die Gesammthest der umlaufenden Anleihen der Vereinigten Staaten zu empfangen, welche nach den Zahlungebedingungen in den Jahren 1804, 1907 und 1925 fällig werden. Hierdurch soll die be- sichende Zweidentigteit des Wortes coin‘ beseitigt werden, welches sodann im Zusammenbang mit den Regierungk⸗Obligationen ven Jedermann als gold coin (geprägtes Gold) bedeutend aufzufassen sst. Urn eine Beschraͤnkung der Umlaufsmittel indessen zu verhüten, sollen die beliebten und bewährten Naticnal-Banknoten Tie ent- stebende Läcke ausfüllen. An dem Gesetz, betreffend die National⸗ anten, sollen daher folgende Aenderungen vorgenommen werden: 1) An dem Ort mit 2000 oder weniger Einwohnern sollen Nationalban ken nit einem Mindestkapital von 25 C00 Doll. errichtet werden dürfen 3 Der Steuenatz auf den darch Hinterlegung von Bonds gesicherten Jtofenumlauf sell auf ein balbes Prozent jährlich herabgesetzt werden. 3) Die Banken sollen Noten zum Pariwerthe der oben dorgeschlagenen Rüctzablungs Bonds ausgeben dürfen, wenn sie diese Bonds im Schatzamt hinterlegen. Ferner sollen die Banken als Sicherheit beim Schatz mt Greenbꝛcks, Schatzamtsr oten oder Silberzertifikate bis jum Gesammtbetrage von 200 Millionen Dollars hinterlegen dürfen, wozegen ihnen soglelch Nationalbanknoten in gleichem Betrage ausgefelgt werden. Der Schatz sekretär soll von Zeit zu Zeit die so hinterlegten Greenbacks, Schatzamtsnoten und Sil berzer isikate durch Bonds gleicher Art und Klasse wie die oben bezeichneten Rũckzablungẽ ˖ bonds bis jum Betrage von 200 Millienen Dollars ersetzen; diese Bonds durfen den genannten Banken in Rechnung gestellt und müssen von ibnen jum Tagetkurse (nicht unter Pzri) äbernommen werden. Die Noten folen, fo lange der Erfatz der Hinterlegung durch Bonds nicht stattgefunden hat, steuerfrei fein. Die nach dem Ersatz durch die Bonds frei werdenden Mittel sind vom Schatzsekretär sogleich der erwähnten Enissions.,. und SIinlösungs. Abtheilung zuzuführen. h Wenn Banken Hinterlegungen der bezeichneten Art bis ü 56 oοGõ libres Attienkapitals vorgenommen haben, sollen sie darüber binaus noch Noten in rer Höbe ven 265 Cso ihrer Hinterlegung ausgeben dürfen, welche durch keine direkte Deckung, sondern lediglich durch die Attipba der Bank zu sichern sind. 5) Die Zahlunge garantie der Regierung soll auf alle umlaufenden Noten ausgedehnt werden, gleichviel ob sie durch hinterlegte Sicherheiten oder durch die Aktiva der Banken gedeckt sind. 6) Zar Sicherstellung der Regierung gegen Verluste soll eine Steuer von 20o jährlich vom un⸗ gedeckten Notenumlauf erhoben und zur Bildung eines in Regierung ˖ bonds anzulegenden Sicherheitsfonds verwendet werden; auch soll die Regierung keim Zusammenbruch einer Emissionsbank ein erstes Retentionsrecht (first lien) auf alle Aktiva haben. 7 Alle Noten sollen in New. York beim Unter ˖Schatzamt sowie jenen Unter. Schatz⸗ ämtern eingelsst werden, die das Schatzamt bezeichnen wird. Die Einlöfung geschleht unter Oberaufsicht des Kontroleurs der Umlauf mittel aus cinem bon den Banken zu erstellenden und zu erhaltenden Einlösungsfonds von 1000. 8) Nationalbankneten sollen fortan nur auf Betrage bon 15 Dollars und aufwärts ausgefertigt werden dürfen. — Der Schatz fetretẽr schließt seinen Bericht mit einer ausführlichen Begründung seiner Vorschläge, die seiner Ansicht nach die National ⸗ banken zu sicheren, wirksamen und nützlichen Vermittelunge instiiuten für das amerikanische Volk machen und die allgemeine Wohlfahrt fördern werden.
Aus Port au Prince vom gestrigen Tage meldet „W. T. B.“: Die Regierung hat die Forderungen des deutscherseits gestellten Ultimatums erfüllt. Darauf sind von dem deuischen Geschäftsträger die im Augenblick der Ueberreichung des Ultimatums abgebrochenen diplomatischen
Beziehungen wieder aufgenommen worden.
Afrika.
Nach einem bei dem „Mouvement geographique“ ein⸗ gegangenen Telegramm wäre die französische Expedition des Majors Marchand, welche nach dem Nil aufgebrochen war, in der Provinz Bahr⸗el⸗Gazal niedergemetzelt worden.
Die „Times“ meldet aus Johannesburg von vor⸗ gestern, daß Schalk Burger in Heidelberg am Sonnabend in einer Versammlung sich, mit Bezug auf seine Präsident⸗ schaftskandidatur, als entschiedener Gegner einer Ausdehnung des Wahlrechts erklärt habe.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die geh rig⸗ Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
Von den Abgg. Rickert und Genossen ist im Reichstage folgender Antrag eingebracht worden: Der Reichstag wolle be⸗ schließen: dem nachstehenden Entwurf eines Gesetzes wegen Ak: änderungen des Gefetzes, betreffend den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmitteln, vom I5. Jun 18597 feine Zustimmung zu erthellen:
Gin niger Artilel. Der 5 4 wird, wie fi lgt, me,,
5
In Räumen, woselbst Butter oder Butterschmal gewerbs · mäßig bergeftellt, aufbewahrt oder verackt wird, ift die Herftellung, Aufbewahrung oder Veipackung von Margarine oder stspeise· fett verboten. EGbenso ist in Räumen, woselbst Käse gewerbs« wäßig hergeftellt, aufbewahrt oder verpackt wird die Her . Aufbewabrung oder Verpackung von Margarineläse untersagt.
Unter diese Beslimmung fällt nicht das Aufbewabren der für den Kleinbandel erforderlichen Bedarfemengen in öffentlichen Ver⸗ kaufsstätten, sewie das Verracten der daselbst im Kleinhandel zum Verkauf gelangenden Waaren. Jedoch müssen Margarine, Margarine käͤse und Kunstspeisefett innerbalb der Verkauferäume in besond eren Vorratbegefäßen und an besonderen Lagerstellen, welche von den zur Aufbewabruna von Butter, Butterschmalz und Käse dienenden Lagen stellen getrennt sind, aufbewahrt werden.
Arbeiterbewegung.
In Bitterfeld befinden sich nach einer Mittheilung des Vorwärts' die Maurer und Zimmerleute auf den elektro⸗ chemischen Werken wegen Lobnstreites im Aus stande.
Aus London meldet W. T. B.“: Wie die ‚Times“ berichtet, ist der drobende Baumwollarbeiter⸗Ausstand dadurch ab⸗ gewandt worden, daß die Spinnereibesitzer auf die beabsichtigte 5 o/ ige Lobnberabsetzung rerzichtet kaben. Ferner sei der Versuch, eisen all⸗ — Ausfland der Eisenbahnarbeiter herbeizuführen, ge⸗ scheitert.
Kunft und Wissenschaft.
Die soeben erschienene Nr. 4 (1887) der Amtlichen Berichte aus den Königtichen Kunstsammlungen“ (Beilage jum Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen“) bringt an der Spitze folgende Mittheilungen: .
Dürch den Staatsbaushalts- Etat für das Jahr 1887598 sind die Mittel bereit gestellt worden, um die seit Jahren erstrebte Er⸗ weiterung der Königlichen Museen einzuleiten. Gexlant ist ein Gebäude zur Aufftellung der vergamenischen Funde, welches zwischen der National Galerie und der Stadibabn seine Stelle finden wird, und ein zweites jenseits der Stadtbahn, welches die Königliche Gemälde Galerte, die Sam alung der Skulpturen der christlichen Epoche und das Kupferstich-Kabinet auf⸗ nekmen soll. Dieser letztere Bau wird auf Befebl Seiner Majestät des Kaisers und Königs im Hinblick auf das besenzers warme Interesfe, welches Allerhöckstsein Herr Vater dim Plane einer Vereinigung diese: Sammlungen zugewendet kat, den Namen „‚Kaifer Friedrich Museunm tragen; seinem Ein . gang gegenüber auf der Spitze der Mustums⸗Insel soll das Reiter= Denkmal des verewigten Monarchen seine Stelle finden. Während so die Erfüllung eines seit Jahrzehnten wit wachsender Starke bervorgetretenen Bedürfniss s gesichert erscheint, hat zugleich ein schon langere Zeit für diefe Pläne ihätiger Verein durch die unter tem 18. Jani d. J. erfolgte Allerhöchste Verleihung der Rechte einer juriffsschen Perfon seine endgültige Konstituierung erhalten. Der Kaiser Friedrich Mußseums⸗ Verein., dem Seine, Majestät der Kalser und König die Gnade gehabt kaben, als Mitglied beizu⸗ treten, bat fich die Hufgabe gestellt, die in dem Kaiser Friedrich. Musenm zu vereinigenden Sammlungen der Gemälde und der Bildwerke des NMittelaltẽrs und der Renaissance ju fördern. Dieser Zweck soll erreicht werden durch Ankauf werthvoller Kunstwerke, welche für be stimmte Zeit zur Versügung der Museumterwaltung gehalten werden, und durch Zuwendungen geeigneter Kunstwerke an die Könialichen Museen. Än der Spitze des Vereins stehen Graf Dönhoff⸗Friedrich⸗ fein als Vorsitzen der. Herr Karl von der Hevdt als Kassierer, Herr V. Weiebach als Schriftführer, die Herren Geheimer Legations-Rath von Firkfen, F. von Mendelssohn und Dr. F. Hard als deren Stell⸗ vertreter, sowie die Derren Geheimer Regierungz Rath Sede, Profe ssor = . und James Simon als weitere Mitglieder des Vorstande. Die
erwaltung der Königlichen Mufeen begrüßt mit Dank und Freude Lie Thätigkeit des Vereins als ein ermutbigendes Zeichen verstãndnißvoller Theilnahme an den Aufgaben, denen sie zu dienen bat, und darf hoffen, die tbatkräftige Hilfe, die ihr schon wiederholt zum großen Segen der Königlichen Sammlungen durch den Verein zu theil ge⸗ worden ist, kei ihm auch für die Folge in reichem Maße zu finden.“
Unter dem 16. Juni d. J. haben Seine Majestt der Gaifer und König geruht, der Generalperwaltung der Königlichen Maseen die Allerhöchfte Genehmigung zur Annahme eines Legats von ein⸗ hunderttausend Mark zu erthe len, welches der ju Abbazla am 2. Mär 1857 verflorbene Pr. med. Oskar Hermann Deibel zur Er— werbung von Skulpturen für die Königlichen Museen bestimmt hat. Der Verewigte, welcher den Königlichen Sammlungen schon früher darch Tanken zwerthe Zuwendungen seine Theilnahme bezeigt hat, ordnet in feinem Testament an, daß der genannte Betrag zur Erwerbung von einem oder mehreren Kunstwerken und zwar von Skulpturen egyp⸗ tischer, assyriscker, griechischer, etrus kischer oder römischer Provenienz verwendet werden solle. Die Königlichen Museen erkennen mit warmem Danke die bochberzige Gesinnung, von welcher diese schöne Zuwendung eingegeben ist, und werden das Andenken des verewigten Stifters für immer in Ehren halten,.“ . . .
Ueber Neuerwerbungen in dem Vierteljahr vem 1. April bis 30. Juni 1897 wird berichtet:
Fär die Gemälde Galerie wurde der Ankauf eines schon seit drei Jahren der Sammlang gesicherten Gemãldes abgeschlossen, und zwar des Piofilbildnisses eiges jungen Mädchens, das, aus der Galerie des Lord Aftburnham als ein Werk des Piero della Frar cegea erworken, bis jetzt unter diesem Meifternamen auch in Ter Berliner Galerie ausgestellt war. Eine eingehende Würdigung diefes aus der Mitte des XV. Jahrhunderts stammenden Messterwerks der italienischen Malerei und den Nachweis, daß es nicht von Piero, sondern von dessen Lebrer und Mitarbeiter Do⸗ mensico Veneziano herrübrt, enthält das gleichzeitig auegegebene dritte Vierteljahrsbeft des „Jahrbuchs der Königlich Preußischen Kunst⸗ sammlungen?. — An derselben Stelle wird auch die Bedeutung einer anderen Erwerbung eingehend gewürdigt, nämlich des durch das Eingreifen des Kaiser Friedrich ⸗Museums. Vereins bei der Versteigerung des Nachlaffes von Sir John GE. Millais der Berliner Sammlang gesicherten und seitber durch die Gnade Seiner Majestät auß dem Allerhöchsten Dispositions fonds erworbenen Männerbildnisses von Hans Holbein T. J. Wenn auch an malerischer Wirkung und an räumlichem Umfang dem un⸗ vergleichlichen Bildniß des Gigze nicht gewachsen, übertrifft das nen erworbene Porträt durch die konzentrierte Wirkung der Yen snlichkeit und die Einfachheit der angewandten Mittel sowohl den Siszen, wie die beiden kleineren, mit der Suermondt'schen Sammlung in die Berliner Galerie gekommenen Bilder des jängeren Holbein. — Durch eberweisung za dauernder Aufstellung seitens des Kaiser Friedrich Museums⸗Verelns sind der Galerie eingereiht worden daz Blldniß eines alten Mannes ven Hans Memling und der Studienkopf eines jungen Juden von Rembrandt.
Für die Sammlung der antiken Skulpturen wurde im Kunsthandel die Grabstele eines Mädchens erworben. Als Geschenk Uberwiesen Freiherr Dr. Hiller von Gärtringen eine Inschrift aus Rhodes, Herr von Kühlmann Bruchstücke eines spaͤtgriechischen Sarkophagé. — In die Sammlung der Abgüsse gelangten dur nkauf der Abguß des Torsos einer Tänzerin im Louvre durch Taus der Abguß eines griechischen Grabsteins in Sofia, als Schenkung von seiten des Herrn Jacobsen in Fopenhagen der Abguß eines überlebens⸗ großen Kepfes der Athena.
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Die Abtheilung der Bildwerke aus der christlichen Epoche e ein sehr werthvolles tück in dem Modell einer nackten männlichen 6 von
Antonio del Pollaiuolo. Die herbe Behandlung, die scharfe Betonung
des Anatomischen, namentlich der Muskulatur, die Uekereinftimmung
der Formenbebandlung, besonders der Kopfbildung mit derjenigen in der einzigen beglaubigten Bronzegruppe des Meiftere, die das Nuseo nazionale in Florenz besitzt, läßt die Autorbestimmung zweifellos er⸗ scheinen. In der sicheren Daltung und der energischen Formengebung ift das in Blei gegossene Modell ein kleines . das der Künstler eigenbändsig an einzelnen Stellen mit dem Messer nach- gearbeitet bat, obne i ganz zu vollenden. Tretz des aãltlichen und häßlichen Gesichtsschnittes scheint Paris dargestellt zu sein, der in der linken Hand den Apfel kält, in der zur Schuh er erhobenen Rechten aber einen (jstzt abgebrochenen) Stab getragen haben dürfte, den man sich wohl kurz und oben gebogen vorzuftellen hat, wie ihn antike Dar⸗ ftellungen von Hirten häufig zeigen. Der Bleiguß ist neben der Bronje des mit Antäuns ringenden Herkules die einzige Siatuette, die zweifellos von Antonio del Pollaiuolo herrührt. — Von dem Kaiser Friedrich⸗
Musenms . Verein erhielt diese Abtheilung die Bronze⸗Statuetten des
sogenannten Gladiators von Bertoldo und eines sich kasteienden
Hierond nus. In dem letzten Werke lernen wir einen, dem
Bellano nabe ffehenden Paduaner Bronzebildner kennen, der sich
durch sorgfältige Durchführung des Nockten bei kräftiger, Holler
Formengebung ausjeichnet. Von diesem Meister konnte bisher freilich
nur noch ein kleineres Werk, ein Hochrelief, ebenfalls den bl. Hieronym rs
darstellend, im Czartorisky ⸗Museam zu Krakau nachgewiesen werden. — Dur Neberweisung zu dauernder Aufstellung seitens des Kaiser Friedrich Museums - Vereinz sind ferner die folgenden Bildwerke in die Abtheilung eingereiht worden:
1) die Statue eines französischen Königs, wabrscheinlich von dem
Portal der Kathedrale zu Rouer, eine Arbeit ves XIII Jahrhunderts;
) ein glasiertes Thenrelief der Maria mit dem Kinde in Halbfigur
von Laca della Robbia, aus einer englischen Privatsammlung
stammend; 3) ein weiß geiöntes, theilweise dergoldetes, kleines rundes
Stuckrelief, Maria mit dem Kinde auf blumiger Wiese von zwei
Engeln verehrt., von e nem Nachfolger Donagtello's um 1440.
Mannigfache Vermehrung ist dem Antiquarium zu tbeil geworden. Es wurden erworben: für die Vasensamm lung: vier Fragmente korinthischer Pinakes, von denen zwei an bereits ker be⸗ findliche Bruchstücke anpassen, und eine Schüffel im Dipylonstil; eine attische Lelytos mit polychtomer Malerei auf weißem Grunde; ein Aryballos mit der Darstellung eines Negers und eines Bogenschützen; ein Ne mit schwarzfigur ger Darstellung eines Komos, im Stil der FKabirionvasen; eine rothfigurige Fischschüssel aus Tanagra; — für die Terrakotten⸗ fammlung: zwei altertümliche attische Protomen mit gut erhal⸗ tener Bemalung, und eine weibliche Figur in korintbischem Stil; — für die Sammlung der Bronzen: die durch Feinbeit des Motivs und der Durchfähr ng ausgezeichnete kleine Figur eines langbekleideten Mädchens, das eine Taube auf der rechten Hand hält, aus Thessalten; — für die Sammlung der Goldsachen; ein mit blauem Email verziertes Schmuckstück aus Cyxern. Zu dem im vorigen Bericht erwähnten großen Bronzekessel aus Sizilien sind, als pon deiselben Fundftelle berrührend, eine Anzahl ffeiner Gefäße aus Then und Alabaster, Bruchstücke einer Silber- schale und Fon Ringen aus Silber sowie Theile eines Gerätbs aus Bronze eingegangen. — Herr Geheimer Regierungs- Rath Diels über= wies als Geschenk sieben Modelle antiker und moderner Thürschlösser.
Das Münzkabinet erwarb durch Ankäufe und Geschenke im Ganzen 911 nene Stücke, und zwar 6 Goldmünzen, 798 Silber- münzen, 9? Kupfermüazen und 14 Münzen aus anderen Metallen. Unter dea Anfäufen sind hervorzuheben: ein herrliches Tetra⸗ drachwon von Seleucus J. ven Sprien, mit Pferdekopf und Elephant (bisher nur in einem einzigen Exemplar in Paris bekannt), drei mänzarzige Schmuckstücke aus der Merowingerzeit (ein goldenes und zwei silberne), ein Denar des Königs Olaf Hunger von änemark und eine größere Anzahl (etwa 60 Stück) mit: elalterlicher Siegelstempel, zum sbeil von großer Schönheit, darunter ein goldener Siegelring aus der Merowingerzeit. ;
Auch das Kupferstich-Kabinet ist in allen seinen Abthei⸗ lungen, derjenigen der Kupferstiche selbst wie der Holzschnitte, der Bücher mit Holischnitten und Kapferstichen, der Radierungen, der Jeichnungen, Photographien ꝛc. viellach vermehrt worden,
Die Egyptifche Abtheilung verdankt namentlich der Ver⸗ mittelung der Herren Regierungs⸗Baumeister Borchardt, Dr. Rein bardt und Dr. Karl Schmidt sehr wesentliche Bereicherungen, darunter laus der Zeit des mittleren Reiches, zwischen 2200 und 1800 v. Chr.) als intereffantes Gegenstück zu dem Grahe des Mentuhotep aus Theben — wenn es auch in einer Provinzialstadt gearbeitet und daher weit roher ist als jenes — das Grab eines Henui, aus Gebelen in Oberes vpten, den Sarg, die Mumienmaske und die sämmtlichen Bei. gaben das Modell eines Speichers, in dessen Hof gekocht und gebraut wird, Modesle zweier Schiffe, Figuren ven Dlenerinnen, Bogen und Pfeile, Räͤuchergefaäße, Töpfe u. a. m. Auf dem Sarge sieht man ungewöhnlich? Darstellungen, darunter den letzten Abschied der Frauen Ind der Tochter des Todten von der Leichs. Von drei anderen Särgen aus demselben Grabe zeigt der eine die Todte mit ihren BFienerinnen bei der Toilette. — Bei der Ueberfüllung der Säle der egyptischen Abtheilung hat nur weniges von diesen Neuerwerbungen ausgestellt werden können.
Die Bäcklin-Ausstellung in der Kunst⸗ Akademie wird bis auf weiteres von Vormittags 10 bis Nachmittags 5 Uhr geöffnet sein (in den letzien Stunden bei elektrischem Licht), da dle Tages⸗ stunden für den außerordentlichen Andrang nicht genügen.
Literatur.
Die Gothaischen Genealogischen Kalender für das Jabr 1898 sind soeben im Verlage von Justus Perthes in Gotha erschienen. . .
Der Genealogische Hofkalender nebst diplomagtisch⸗ statistischem Ighrbuch liegt im 135. Jahrgang vor, geschmückt inst den Bildaifsen Ihrer Majestäten der Königin von Groß⸗· britannien Lad Irland und der Königin der Niederlande, sowie des Präsidenten der. Vereinigten Staaten von Amerika William Mac Kinley und des Grafen Friedrich zu Solms. Laubach, Vor⸗ sitzenden des Vereins der deutschen Standesherren. Große, ein⸗ schneidende Veränderungen hat der neue Band des Hofkalenders nicht aufzuweisen, wenn auch überall aufgebaut und gebessert worden ist. In ker gexrealogischen J. und 1I. Äbtheilung, der Genea⸗ logie der europäischen Regenten und der deutschen Stan des herren, sind nur die immer wiederkehrenden , . Hochzeit, Geburt und Tod, verzeichnet worden, in der III. Abtheilung, der enealogie von anderen, nicht souperänen Fürstlichea Häusern Europas, dagegen haben jwei neue ö — Caropbigno und Rovigo — Aufnahme gefunden. Mit Räcksscht auf vas überall wach gewordene Interesse für das Land swischen dem Blauen Nil und dem Rothen Meere und seinen Herrscher ist ein Artikel Abeß vnien. eingefügt; auch dem neuen Staatengebilde auf mittelamerikanischem Boden, der Ropubligd Mayor de Centro- America, ist die Redaktion gerecht geworden. Sehr dankenswerth ist der neu eingesührte, das Hauptwerk abschließende Abschnitt Internationale Bureau“, in welchem das interngtionale Bureau für Telegraphen⸗ verwaltungen, dat jenige für Gewichte und 23 die Vereinigungen zum Schutze des gewerblichen, literarischen und fünstlerischen Eigenthumt, bas Buresn fürdünterdröckung des Sllavenhandels, die erein gung zur Veroffentlichung von . und der internationale Eisenbahn⸗ Frachtvertehr ihrer Entstehung und Entwickelung nach behandelt Herden. Ein Rachtrag enthält die Stammtafel deg le ,,,. Lippe, die des Raummangels wegen im Hauptwerke fortgelassen 5 Im diplomatisch. flatistischen Jahrbuch hat die Redaktion, wie sie im Vorwort bemerkt, wiederum ihr Hauptaugenmerk darauf ge- richter, die zuverlässigsten und neuesten Nächrschten zu verzeichnen. In