Das Diphtherie⸗Heilserum mit der Kontrol⸗ nummer S7 von der Chemischen Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering) hierselbst ist wegen eingetretener Verminderung Ei. . an Immunisierungseinheiten zur Einziehung
mmt.
Unter Bezug auf meinen Erlaß vom 23. März 1896 — M 209, U I — mache ich hiervon zur gefälligen Kenntniß⸗ nahme und weiteren Veranlassung Mittheilung.
Berlin, den 22. Dezember 1897.
. Der Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗Angelegenheiten. In Vertretung: von Weyrauch.
An die Herren Ober⸗Präsidenten.
Der Privatdozent in der philosophischen Fakultät der riedrich⸗Wilhelms⸗-Universität zu Berlin, Professor Dr. dolf Lasson ist auf Grund Allerhöchster Ermächtigung
Seiner Majestät des Königs zum ordentlichen Honorar⸗ Professor in derselben Fakultät ernannt worden.
Dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der riedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin, Stabsarzt Dr. einrich Bonhoff, Mitglied des Instituts für Serum⸗
forschung und Serumprüfung in Steglitz, dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität und Kustos am Hygiene⸗Museum zu Berlin Dr. Karl Günther, dem Lehrer der Zahnheilkunde an der Universität zu Marburg, Zahnarzt Dr. med. Julius Witzel und dem Maler Karl Gehrts zu Eckamp im Landkreise Düsseldorf ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
Justiz⸗Min isterium.
Dem Kammergerichts⸗Rath Kandelhardt, dem Ober⸗ Landesgerichts Rath Schwarz in Breslau, dem Landgerichts⸗ Direktor Barschdorff vom Landgericht Lin Berlin und dem Landgerichts⸗Rath Hensel in Stargard i. Pomm. ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.
Versetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Goebel in Priebus an das Amtsgericht in Striegau, die Amtsrichter Brachvogel in Schönlanke und Schönenberg in Krotoschin an das Amtsgericht in Bromberg und der Amtsrichter Hufnagel in Nicolai an das Amtsgericht in Gnadenfeld.
Der Staatsanwalt Br. Kayser in Görlitz ist an das Ober⸗Landesgericht in Breslau versetzt.
In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz⸗Rath Scheuch bei dem Amtsgericht in Sal⸗ münster und der Rechtsanwalt Dr. Sarrazin bel dem Amts— gericht in Emden. ⸗ .
Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Harssewinkel in Wiedenbrück ist gestorben.
Ober⸗Rechnungskammer.
Die bisherigen Geheimen revidierenden Kalkulatoren Heinemann und Drömer sind zu Geheimen Rechnungs⸗ Revisoren bei der Königlichen Ober⸗Rechnungskammer ernannt.
Bekanntmachung.
In Gemäßheit des 8 123 ad 2 der Deutschen Wehr—⸗ Ordnung vom 22. November 1888 wird hierdurch bekannt
emacht, daß die verstärkten Ersaß-Kommissionen zur Ent cheidung über Gesuche um zeitweise Zurückstellung bei noth⸗ wendigen Verstärkungen oder Mobilmachungen bezw. bei Bildung von ErsatzTruppentheilen am 6. April 1868 ihre nächste Sitzung halten werden. —
Diejenigen in Berlin wohnenden Mannschaften der Reserve, Marine Reserve, Landwehr, Seewehr, Ersatz⸗Reserve und Marine⸗-Ersatz⸗Reserve, welche auf Zurückstellung Anspruch machen, werden aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer Milltärverhältnisse und der Nummern, unter denen sie in den Listen der Königlichen Bezirks-Kommandos L bis IV Berlin
eführt werden, im Laufe des Monats Januar 1898 . Militär⸗-⸗Bureau des hiesigen Magistrats ein⸗ zubringen. ;
Ebenso werden die auf Zurückstellung Anspruch machenden und sich hier aufhaltenden ausgebildeten Landsturmpflichtigen des II. Aufgebots aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer bisherigen Militärverhältnisse in der angegebenen n bei dem bezeichneten Bureau einzureichen.
Hierbei wird ausdrücklich bemerkt, daß die bereits früher berücksichtigten Mannschaften ihre Anträge auf weitere Zurückstellung im Bedarfs⸗ falle zu erneuern haben und die nach dem 31. Jan uar k. J. eingehenden Gesuche nicht berücksichtigt werden können.
Nach Abhaltung des Termins am 6. April k. J. werden die Namen derjenigen Mannschaften, deren Gesuche für be⸗
ründet erachtet worden sind, durch das „Intelligenz⸗ Blatt“ oͤffentlich bekannt gemacht werden.
Berlin, den 18. Dezember 1897.
Die Königlichen 1 der Aushebungs⸗Bezirke erlin. Dr. von Lepell.
Bekanntmachung.
Von der Königlichen Geologischen Lande Anstalt in Berlin sind neuerdings von der geologisch ⸗ agronomischen Spezialkarte von Preußen (C: 25 000) ver ffentlicht:
Lleferung 6b, enthaltend die Meßtischblätter Nechlin, Brüsow, Löcknitz, i,, Wallmew, Hohenholz, Bietikew. Gramzow, Penkun“ (Theile der landräthlichen Kreise Ueckermünde, Stettin, Prenzlau und Angermünde), zusammen circa 1100 qkm umfassend;
Lieferung üb, entbaltend die Meßtischblätter Schippenbeil, Lang= beim, Rösfel, Dönboffstädt, Lamgarben, Heiligelinde (Theile der landräthlichen Kreise Friedland a. Alle, Gerdauen, Rössel und Rasten— burg in Ostpreußen), zusammen circa 750 Rm umfafsend.
Ba vie geologisch⸗agronomischen Karten für die Landwirthschast ein hervorragendes praktisches Interesse haben, indem in denselben und in den dazu gehörigen Bobrkarten und Bohrregistern die Boden, die Untergrunds, die Grundwasser⸗ 2c. Verhältnisse angegeben und in den beigefügten Erkläuterungsheften näher besprechen sind, werden die Grundbesitzer, die Gemeinde und Gute vorstände dieser Gegend hierauf aufmerksam gemacht.
Jedem einzelnen geologischen Blatte ist eine Karte im gleichen Maßstabe mit den eingetragenen agronomischen Bohrungen, sowie ein Grlaͤuterungsheft beigegeben. Die Erläuterungen enthalten, nach
einem Vorwort, elnen geognostiscken, einen agronomischen, einen analytischen Theil und ein Bohrregister. Das letztere enthalt die Bodenprofile von sammtlicken in der Bobrkarte durch Punkte und Zahlen angegebenen, bis 2 in tiefen Bohrungen in übersichtlicher Weise geordnet.
Da jedes einzelne Blatt, welches meist 15 bis 25 Gemeinde und Gutebezirke umfaßt, mit 1260 bis 2000 Bobrungen besetzt ist, kann sich jeder Landwirth über die Grund. und Bodenverhältnisse ꝛc. seiner Gegend genau informieren. Jedes Blatt ist einzeln zu dem Preise von 3 M leinschließlich Bobrkarte und Erläuterungen) bei der e renn pon Paul Parey in Berlin SsW., Hedemannstraße 10, äuflich.
Bie erstgenannte Lieferung 66 aus der Gegend ron Prenzlau gehört mit ihren sammtlichen neun Blättern dem großen Lehm- plateau der Uckermark an, das durch feine Fruchtbarkeit in weiten Kreisen bekannt und, wie die Kartenblätter erkennen lassen, in Dörfern und Gütern reichlich bewohnt ist. Diese Fruchtbarkeit gründet sich eben auf die lehmige Verwitterungstinde des in der Hauptsache die Oberfläche der Uckermark bildenden oberen Geschiebemergels. Während die in leichtverständlicher Buch⸗ sfabenabkürzung auf den Karten zu erkennende Zusammensetzung dieser Verwitterungsrinde in den übrigen Theilen der Mark, wie auch Pommerns, meist lehmigen, oft sogar nur schwach lehmigen Sand uber fandigem Lehm und Mergel erkennen läßt, zeigen die Karten⸗ einschreibungen hier vielfach den Lehm selbst die Oberfläche bildend.
Nur an wenigen Stellen, wie beispieleweise in der Pasewalfer Stadtforst am Nordrande kes in Rede stehenden Kartengebietes und östlich Löcknitz in der Nordostecke des selben, wird die fruchtbare Decke dieses Lehm oder Geschiebemergels so dünn, daß auf größere Er streckung der darunter folgende Dilupialsand an die Oberfläche tritt. Im übrigen blicken dieser Sand und andere in der Tiefe folgende Diluvialbildungen nur an den Rändern jweier großen Thalrinnen unter dem fruchtbaren Geschiebemergel hervor. ;
Diese beiden Thaler, das Ucker und das Randow, Thal, durchfurchen im Westen und Osten in keiderseits fast südlicher Richtung das Kartengebiet. Sie sind fast in ihrer ganzen Breite vertorft und ent- alten fomit einen gewaltigen, nicht zu unterschätzenden und in der ,,, noch im Großen zu verwerthenden Sckatz an Brenn⸗ material.
Die 75. der Gegend ven Schippenbeil und Rössel in Ost⸗ preußen angehörende Kartenlieferung bildet ein Rechteck von? Blättern in der Brelte und 3 Blättern in der Höhe und umfaßt in der Haupt⸗ fache das Gebiet des Guberflusses, der bei Schippenbeil in der Nord⸗ westecke des Rechteds in die Alle fällt. Seine beiden Neber flüßchen auf dem rechten Ufer, Rahne und Liebe, durchqueren das nordöstliche Eckblatt (Dönhoffstädt), während ven den beiden anderen, von links ein- mündenden die Deine das füdöstliche Eckblatt (Heiligelinde), die Zaine dagegen die 3 westlichen Blätter durchfließt. Blatt Lamgarben . Guberfluß allein beherrscht und fast in der Mitte durch⸗
nitten.
SGeschiebelehm und Deckthon mit ihrer fruchtbaren Verwitterungs. rinde bedingen in der Hauptsache den Charakter der an Gütern reichen Landschaft aller 6 Blätter, aus der nur die zu über 350 Fuß über den Meeres spiegel aufsteigenden Höben von Heiligelinde östlich Rössel sich als ein größeres, zu Unrecht eutwaldetes Sandmassiv berausheben, während die in den etwas tiefer gelegenen beiden nördlichsten Blättern, Schippenbeil und Dönhoffstädt, größere Ausdehnung annehmenden Flächen oberen Sandes vielfach dech nur eine leichte Decke bilden, welche streckenweise sogar als ein Milderungsmittel des strengen Thon⸗ bodens vortheilhaft gewirkt hat.
Berlin, den 22. Dezember 1897. .
Die Direktion der Königlichen Geologischen Landes ⸗Anstalt
und Berg⸗Akademie. Hauchecorne.
Aichtamktliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten im Neuen Palais heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkablnets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.
Diejenigen Personen, welche Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glückwünsche zum Neu⸗ jahrstage darzubringen beabsichtigen, werden gebeten, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember bei Ihrer Excellenz der Frau Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von Brockdorff im Einschreibe⸗ zimmer unter Portal IV des Königlichen Schlosses hierselbst, vom Lustgarten aus links, abzugeben.
11
Das Staats⸗-⸗Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Platz 11, unter dem Vorsitz des Vize-Präsidenten, Staats-Ministers Dr. von Miquel zu einer Sitzung zusammen.
Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Wolf“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Schröder (Johannes), am 25. Dezember in Kamerun angekommen; S. M. S. „Habicht“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Schwartzkopff, ist an demselben Tage in Loanda eingetroffen und beabsichtigte, heute nach Kapstadt in See zu gehen.
Bayern.
Die feierliche Beisetzung der verewigten Fürstin zu Hohenlohe fand, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern Mittag in Schillings fürst statt. Nach der Einsegnung der sterb⸗ lichen Hülle in der Schloßkapelle setzte sich unter Vorantritt der Geistlichkeit und der Schuljugend der Trauerzug in Bewe⸗ gung. Der von Seiner Majestät dem Kaiser gewidmete Kranz und zahlreiche anderweitige Kranzspenden schmückten den Sarg. Der Bahre folgten der Reichskanzler Fürst zu
ohenlohe mit den Angehörigen der Familie und der Statthalter in Elsaß-Lothringen Fürst zu Hohenlohe⸗ Langenburg, ferner Graf zu Castell-Castell als Ver⸗ treter Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten Luitpold, der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungz⸗Rath Freiherr von Wilmowski, der Bürgermeister von Straß⸗ burg Back und viele andere hervorragende Persönlichkeiten. Beamte von den Fürstlichen Besitzungen sowie Vertreter der Gemeindeverwaltung hatten sich dem Trauergefolge angeschlossen. Der Zug bewegte sich durch die Ortsstraße nach dem Friedhofe, wo die Beisetzung in der Familiengruft erfolgte.
Der Bischof von . r. Franz Joseph von , . ist zum Erzbischef vnn München⸗Freising ernannt worden. ;
Baden.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog war, wie z Karlsr. Ztg.“ meldet, in der vergangenen ö an 66 Luftröhrenkatarrh mit leichten Fiebererscheinungen erkrankt ist aber jetzt wieder fieberfrei. In den nächsten Tagen beah— sichtigen Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden⸗Baden nach Karlsruhe zu übersiedeln.
Oesterreich ungarn.
Das „Linzer Volksblatt“ veröffentlicht einen von dem Abg. Dr. Ebenhoch herrührenden Artikel, in welchem es, dem W. T. B.“ zufolge, heißt: Die katholischen Abgeordneten der Alpenländer hielten sich der nationalen Bewegung ihrer Landesgenossen fern; sie schlössen sich der autonomistischen Majorilält an, um die Wohlfahrt aller Völker der Monarchie durch einträͤchtiges Zusammenwirken zu fördern, und würden auch in Zukunft ihre Haltung nicht ändern. Gegenüber den letzten Slaven⸗Kongressen sowie mehreren Bestimmungen der Prager Resolution müßten die deutschen Abgeordneten der Alpenländer indessen, unter ent⸗ schiedenster Betonung des aufrichtigen Festhaltens an dem Bunde der Rechten, klipp und klar aussprechen, daß sie es mit ihren Grundsätzen und ihrer Gesinnung nicht vereinbaren könnten, Bahnen zu wandeln, welche über die im Adreßentwurfe kundgegebenen Grundsätze hinausführten. Die katholischen Abgeordneten der Alpenländer müßten daher ihren Bundesgenossen auf der Rechten energisch die Abweisung radikal- nationaler Anwandlungen anen pfehlen. Bezüglich des Ministeriums Gautsch führt der Artikel aus, daß dasselbe gerade als unpolitisches Ministerium besonders geeignet sei, der Autorität auf allen Gebieten wieder Achtung zu verschaffen und geordnete parlamentarische Verhältnisse wiederherzustellen. Alle Völker der Monarchie würden den goldenen Mittelweg schließlich wandeln müssen.
Eine von der ungarischen Unabhängigkeitspartei für Sonnabend Nachmittag in Budapest einberufene Versamm— lung, welche als Kundgebung gegen das Augleichs⸗-Provisorium zu Gunsten eines selbständigen Zollgebiets geplant war, ist, wie „W. T. B.“ meldet, vollkommen ergebnißlos verlaufen. In dem Versammlungslokal hatten sich Sozialdemokraten in überwiegender Mehrheit eingefunden, welche die anwesenden Unabhängigen mit den Rufen: „Es lebe die Sozial demokratie Gerechtigkeit und Brot!“ überschrien. Der Abg. Kossuth wurde mit dem Rufe empfangen: „Nieder mit dem größten öffentlichen Ausbeuter!“ Es entstand ein großer Tumult, doch kam es nicht zu Thätlichkeiten. Unter diesen Umständen er= klärte die Parteileitung, daß die Versammlung nicht abgehalten werden könne, worauf die Anwesenden auseinandergingen.
Fraukreich.
Der französische Botschafter in Bern Barréàre ist zum Botschafter am Quirinal ernannt worden und wird in Bern durch den Gesandten am belgischen Hofe Grafen Montholon ersetzt werden. An Stelle des letzteren soll der jetzige Gesandte in Peking Gérard nach Brüssel berufen werden.
Bei einem Bankett, welches vorgestern in Valence an der Rhone stattfand, hielt Léon Bourgeois eine Rede, in welcher er, wie, W. T. B. berichtet, der Regierung vorwarf, sie habe sich mit den Reaktionären, Klerikalen und Monar— chisten verbunden, und ausführte, die wahren Republikaner müßten vor dieser Verbindung, die nicht allein der Republik, sondern dem Vaterlande selbst verhängnißvoll werden könne, auf der Hut sein. Am Schlusse seiner Rede bezeichnete Bourgeois als nothwendige Reformen die der Arbeitergeset⸗ gebung, der Einkommensteuer und die Revision der Verfassung
Rußland.
Der Kaiser hat, wie W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, auf Ansuchen der Regierungen von Groß— britannien und Venezuela den Professor, Geheimen Rath von Martens als Vorsitzenden des Schiedsgerichts in dem Grenzstreit zwischen den genannten Staaten bestätigt. Die Sitzungen des Schiedsgerichts werden in Paris statifinden.
Epe nien.
Der General Weyler wird, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid, heuie der Königin⸗Regenüin in der Form einer Adresse einen Protest gegen die Boꝛ⸗ schaft des Präsfidenten Mac Kinley übersenden. Der Proten der in sehr ehrerbietiger Form abgefaßt sei, nehme auf a Gesetz Bezug, das jedem Angehörigen des Heeres gestatte, sic persönlich an das Staatsoberhaupt zu wenden.
Griechenland.
Der Oberst Vassos ist, wie „W. T. B.“ aus Athen meldet, zum General befördert und zum Ober⸗Befehlshaber der mit ber Wiederbesetzung Thessaliens beauftragten Divine ernannt worden. .
Als am Sonnabend das griechische Kanonenboot Actiun den Meerbüfsen von Ambrakia verlassen wollte, feuert das türkische Fort in Preveza einen Kanonenschuß gegen dasselbe ab. Die „Actium“ ging zurück, und auch die folgenden Kanonenboote mußten umkehren. Daraufhin bet die griechische Regierung ihren Gesandten in Konstantinet? Fürsten Mavrocor dato, ielegraphisch angewiesen, die Pforte um freundschaftliche Aufklärung des Vorfalls zu ersuchen.
Rumänien.
Die Depu tirten kammer beschloeß am Freitag nes fünftãgiger Debatte, an welcher sich alle Parteien, insbesonderr namens der Nationalliberalen die Abgg. Jepuresco, QDacz Palladi sowie die Minister Pherekyde und Sturdza betheiligtes mit 897 gegen 36 Stimmen, den die Thronrede beantworten Adreßentfwurf der Majorität in Erwägung zu ziehen. Sitzung vom Sonnabend wurde sodann, nachdem der . Minister Pherekyde noch weitere Aufklärungen gegeben . s der Adreßentwurf mit 8ö5 gegen 36 Stimmen unverandert ar genommen.
Amerika. 2
Die „Morning Post“ meldet aus New⸗Jort⸗=— glaube daß die in Canada herischende Unzufrieden. bie Stimmung in Indien von Einfluß sei, so habe ** canadische Regierung auf Ersuchen der großbritannische te. gierung? di? Konfistation aller Manustrfhte mit aufen Inhalt angeordnet. Auf diese Weise sei die weite * öͤrterung der Frage der Annexion Durch die Vereinigten e. . sowie ber Frage“ einer Hanbelz Union mit den Veremm Staaten verhindert worden.
In Washington wurde, wie das . Bureau ⸗ meldet, am Freitag ein Kahinetsrath . alten. Den ifsgrun en cines der Mitglieder desse lben zu olg wurde be⸗ schlossen, den Gang der Dinge in Chi na behufs des Schutzes ber durch Verträge gewãhrleisteten amerikanischen Rechte und Inter ssen wachsam im Auge zu behalten. In dem Kabinets⸗ Ruth seien Ansichten zum Augdruck ,, . welche jede Möäglichkeit einer Allianz zwischen Eng and, den Vereinigten Staaten und Japan ausschlössen. .
Dem „Daily Chronicle“ zufolge beabsichtigt der Serator Lodge eine Bill einzubringen, welche die Erwerbung der dänischen westindischen Inseln St. Thomas, St. Croiꝝ und St. John seitens der Vereinigten Staaten betreffe,
Rus Havanna wird berichtet, daß sich eine Anzahl von Personen am Sonnabend vor dem Hause des Blattes „Diario de la Marina“ unter dem Rufe: „Nieder mit der Autonomie!“ versammelt habe. Kavallerie habe die Manifestanten zerstreut. Einer Meldung aus New⸗York zufolge wäre auf Cuba wiederum eine aus den Vereinigten Staaten kommende Flibustier⸗Expedition gelandet. —
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Carâgas meldetz ist ein neues Ministerium aus Anhängern des designierten Prä⸗ sidenten Andrade gebildet worden. Matos werde darin bas Finanz⸗Ministerium übernehmen. .
Nach einer Meldung der „Times“ aus Lima ist das Gesetz über die Zipilehe veröffentlicht worden. Der Prä⸗ sident des Minister i ums hat infolgedessen seine Entlassung eingereicht.
Afsien.
In der Thronrede, mit welcher das japanische Par⸗ lament eröffnet wurde, erklärte der Mikado, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Yokohama berichtet, daß die Be⸗ ziehungen zu allen fremden Mächten freundschaftliche seien. Die augenblickliche politische Cage wurde von dem Mikado nicht erwähnt. — Da die Zusammensetzung und die Stellung⸗ nahme der Parteien im . ein Mißtrauens⸗ votum für die Regierung als sicher erscheinen ließen, so hat die Regierung das Abgeordnetenhaus am Sonnabend aufge loͤst.
Fach einem amtlichen Telegramm aus Manila vom 25. d. M. ist der Oberst Lieutenant Primo, begleitet von den Führern der Aufständischen Aguinaldo, Llanera, Tino und Navidad sowie 24 anderen, welche Hochrufe auf den König von Spanien, auf Spanien und den General⸗Kapitän ausbrachten, in San Miguel eingezogen. Als Beweis des Friedens gilt die Thatsache, daß der eneral⸗Kapitän unter großer Begeisterung der Bevölktrung Aguinaldo die Hand reichte. Heftige Regengüsse hätten verhindert, daß die Unter⸗ werfung aller Aufsländischen gleichzeitig erfolgen konnte.
Afrika.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Tanger meldet, eln die Truppen des Sultans von Marokko einen ent⸗ cheidenden Sieg über den aufständigen Stamm der Mzabs davongetragen.
Aus Kairo berichtet dasselbe Bureau, daß die Obersten Wingate und Gallwey in Wadi-Halfg mit Sir fi Kitchener Pascha zusammenkommen und sich mit dem⸗ Alben den Nil aufwärts nach Berber begeben würden.
Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Mas⸗ sowah vom gestrigen Tage wurde Kassala am Sonnabend Mittag den Egyptern übergeben. 459 Mann regulärer Askark Truppen und 150 Irreguläre traten in egyptische Dienste über. Der Major San Miniatelli wird sich mit den italienischen Offizieren und Truppen und dem Rest der ein⸗ eborenen Truppen zunächst nach Abderat und dann nach leren begeben. — Am 22. d. M. überfielen, dem Reuter⸗ schen Bureau“ zufolge, die eingeborenen Hilfstruppen der Garnison Kassala den Posten der Derwische in Elfascer am Aibgra, vertrieben den Feind, fügten ihm nicht unbedeutende Verluste zu und nahmen die Stellung, wobei sie eine Menge Vieh und Kameele erbeuteten. Zwei Emitsz der Derwische befanden sich unter den Gefallenen. Auch Asubri, ebenfalls ein Posten der Derwische, sei von den eingeborenen Hilfstruppen eingeschlossen worden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Niederlassungen und Mitgliederzahl der röm isch— katholischen Orden und Kongregationen in Preußen.
(Stat. Korr.) Vie Zahl der römisch-katholischen Ordens nieder · lassungen und der Mitglieder solcher Orden hat seit einer Reihe von Jahren stark zugenommen und zwar nicht allein der absoluten Zahl nach, fondern auch unter Berücksichtigung der gleichzeitig eingetretenen Zunahme der gesammten wie der ömisch katholischen Bevölkerung. Nur die letztere zur Vergleichung heranzuziehen, wäre unbillig, da sich ein großer Theil der Thätigkeit der Orden mitglieder — Kranken⸗ pflege, Erziehung und Unterricht von Kindern, Leitung von Asylen — auch auf Andersgläubige erstreckt.
Zu Ende der Jahre 1886, 1830 und 18966 waren in Preußen 24 100 000 Personen der Ordens esammt⸗ I6misch⸗kathol.
. bevölkerung Bevölkerung mitglieder entftelen römisch - katholische Ordens mitglieder , 746 7248 25,3 744 . 1027 11217 37,4 109,4 ,, 1399 17398 5490 156,1.
Die durchschnittliche Mitgliederzahl der Niederlassungen, und damit deren Leistungssähigkeit für die neuerdings durch die Leitung katholischer Jungfrauer⸗, Gefellen⸗ und Arbeiter⸗ Vereine erheblich erweiterte Thätigkeit, ist beständig, gewachsen; sie betrug 1886 87, 1390 16,9 und 18565 12,4 Mitgkieder, während sich die Zahl der Niederlassungen binnen 10 Jahren nahezu verdoppelt hat.
Zur Arbeiterbewegung.
In Ober lungwitz im Königreich Sachsen befinden sich fünföig Handfchuhmacher der Firma Vogel, wie der Vorwärts“ meldet, wegen Lohnkürzung im Ausstande.
Aug Lonvon meidet . W. T. B. um Ausstande der englischen Maschinenbaur: Die Abstimmung der Arbeiter im
aschinenbaugewerbe ergab, daß die süngsten Vorschläge der Arbeit⸗ geber mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurden, .
In Budapest sand, wie bem . W. T. B. berichtet wrd, in den Weshnachtötagen ein Kongreß der ung arischen Feld⸗ arbeiter statt; eßz gelangten verschiedene Resolutionen zur Annahme, unter anderem 'ein Antrag, daß die Arbeste dauer vorläufig auf L Stunden sestgesetzt werde, ferner solche, welche die Abschaffung der Durchschnittgarbelt, Bezahlund. der Ucberstunden und Baarbejahlung 8 Arbeit betreffen. Bie Verhandlungen sollten heute fortgesetzt
en.
Ordensnieder⸗ lassungen
Kunst und Wissenschaft.
Ausstellung im Königlichen Kupferstich-Kabinet.
Auf die Reihe von Porträtstichen des 15. bis 18. Jahrhunderts in der letzten lãßt das Königliche Kupferstich⸗ Kabinet in der gegenwärtigen Aus ffeslung eine Reibe von Radierungen folgen, welche die Ent; wickelung der Landschaft von Dürer bis auf die moderne Zeit peranschaulichen. Waren die Porträts werthrell, nicht nur zur Be⸗ sebung der geschichtlichen Thatsachen, sondern auch als Zeugnisse der Art, wie vergangene Generationen sich selbst sahen oder gesehen sein wollten, so werden die jetzt ausgestellten Blätter den Beschauer über die bloße Betrachtung hinaus, verlocken, den verborgenen Wegen nach⸗ zugeben, auf denen der Mensch der Natur gegenübertrat, wat Seele und Auge für Eindrücke empfingen und was davon zum Ausdruck drängte. Den Vorzug besitzt die gegenwärtige Ausstellung: sie bringt, was sie bringt aus erster Hand, in einer Technik. die der flüchtigsten Willen kregung gehorcht, in der vom ersten Empfinden, das sich zum Bilde umietzt, nichts verloren ging. In der ganzen Reihe wird kein Blatt zu finden sein, das seinem Schöpfer nicht von der Natur selbst, sondern etwa durch das Bild oder die Zeichnung eines Anderen, eingegeben wäre; nur das eigene, ursprüngliche Schaffen des erfinden den Radierers soll hier sprechen. Darum wird man Namen, die in einer Austellung von Radierungen sonst erwartet werden können, wie Unger, Klinger u. A. hier vergebens fuchen. Auch blieben der einbeitlichen Wirkung zu Liebe andere, verwandte Techniken wie Aquatinta und i,. ausgeschloffen; sie hätten mit ihrem malerischen Ton und ihrer zeichner sichen Haltung die feinere, stizzenhafte Wirkung der Radierung beeintrãchtigt. .
In einer Ausstellung von Landschaften müssen natürlich die Niederländer den Hauptsteck bilden. Bei ihnen traf die Tradition einer gründlichen, vielseitig gebildeten Technik mit einem Reichthum an Talenten zusammen, die ihrer Schule jene lange, fast entwickelungs lose Blüthe bescheerte, wie sie der deutschen Schule versagt blieb. Hier find es nur wenige Namen, die fast gleichzeitig für die radierte Tandschaft Anfang und Ende aufs glücklichste bezeichnen. Dürer, der dem freien Ausdruck einer großen, ins weite gehenden ba ,, zu Liebe die eben erlernte Aetzkunst auf der Eisenplatte dem liebevo „gekläubelten! Kupferstich vorzog, hat mit der „großen Kanone“ die erste Landsckaft radiert. Nur ihm mochte es gelingen, eine Fülle von Eindrücken, die Hügel der Heimathlandschaft mit dem friedlichen Dorf, die kahlen leuchken den Berggipfel und das Seeufer zu einem Bilde von folcher Wahrscheinlichkeit zusammenzuschließen, der Natur eine Land, schaft nachzuschaffen. Wie sie in jedem Stück und jeder Form breit und groß dasteht, vergißt man das Unausgeglichene der Technik, die erst Altdorffer, Hirschvogel und Lautensgck neben ihm und nach ibm beherrschten. Ihnen zuerst bietet die Radierung den Aus— druck für den augenblicklichen Reiz eines Landschaftsausschnitts: Altdorffer krause Tannen und leuchtend weiße Wolken darüber, Hirsch⸗ vogel den Blick von obenher zwischen kahlen Fichtenstämmen hindurch auf weite glänzende Wasserspiegel und Lautensack auf wogende Baum⸗ wipfel und an Felsen gelehnte Dörfchen. Damit erschöpft sich die deutscke Landschaft, und erst hundert Jahre später weiß uns Hollar für seine etwas berufsmäßige Freude am hunten Wechsel der durch⸗ reisten Stadtbilder einzunehmen. Aber es ist doch liebenswürdig, wie bei ihm die uninteressanten Pläne einer Vedute, die trockenen Linien einer Architektur Leben gewinnen.
Mit dem alten Pieter Brueghel beginnt die niederländische Schule. Sein großer Blick von der Höhe auf eine weitgedehnte Landschaft, die ein breiter, Schiffe tragender Fluß ruhig und feierlich durchfsießt, giebt nur Formen, nicht Ton und Farbe, und wie er, sucht Hieronymus Cock die schwellende Bewegung des Bodens um die breit überdachten Hätten des Dorfs und den lebendigen Zug der Ackerfurchen mit plastischer Empfindung zu fassen. Auch Esaias van der Velde'z Wintertag bat mehr Raum als Farbe. Die Wirkung der weithin erstarrten Fläche wird noch durch die taktmäßig fliegende Bewegung der Eisläufer verstärkt.
Was diese Meister für ihre Nachfolger bedeuten, wird vor dem Reiz der farbigen Stimmung meist unterschätzt. In Rembrandt's Blättern scheint Anfang und Ende der niederländischen und der Radierung überhaupt beschlofsen, aber ohne die ungeheure Energie plastischer Empfindung für die Landschaft würden ihm Töne und Stimmungen zerflattern. Die agusgestellten Blätter enthalten alles, was ihn für die Geschichte der Landschaft bedeutend macht: von dem Pathos atmosphärischer Bewegung in den Drei Bäumen“ bis zur Freude am ungehinderten Blick über eine gleichmäßig klare, leise be⸗ lebte Fläche im Landgut des Geldwägers..
In Ru vs dael s sturmzerwühlten Bäumen und in Waater⸗ loo'5 heimlicher Wassermühle spricht sich fast deutsches Natur empfinden aus. Den rein nationalen Stolz des Riederländers ver⸗ treten zwei Richtungen der Landschaftskunst: das Thierstück und die Marine. Potter's Hirt mit lebendig beobachteten Kühen in leuch⸗ fender Sonne ist in einem besonders schönen Abdruck ausgestellt. Unter den Marinen wetteifern Zee mann's stille Wasserspiegel mit den großen Schiffs⸗Silbouetten, seine sonnigen Kanalansichten von Amsterdam mit den stolz auf springenden Wellen einherziehenden Schiffsriefen Backbuysen's und Roghman's einsamem Reiter auf dem flachen Deich.
Die Niederländer der zweiten Wand sind mit Recht neben die wenigen Franzosen zestellt. Sie verließen die Heimath, um an der großen Natur des Südens ihre Pbantasie zu beleben, die aus den ein⸗ fachen Motiven des Flachlandes leine Anregung mebr empfangen mochte. Auch jetzt noch sahen sie mit dem Auge des Nordländers, und die Blätter der besten, wie Du jardin, Heusch, Both verrathen noch oft den inneren Jubel vor weiten, lachenden Fernen und goldigem Sonnenduft. Solange Italiens Farben auf ihr frisches Ruge wirken, bleiben sie ihrer niederländischen Art treu, und charakte⸗ ristisch genug seben sie nicht die tiefen gesättigten Töne, sondern nur das Leuchtende, Helle der südlichen Landschaft. Ihre Linie suchen sie erst, als der Reiz der Farbe nachläßt. So entrückt schon ihr Thema sie der beimathlichen Kunstweise, und unter dem Eindruck französischer Kunst, vor allem der Werke Poussin's und Claude s, weicht allmählich der fein gewãblte und frisch dargebotene Naturausschnitt der künstlichen Kompositien. Sie entsprichkt dem französischen Charakter: der Franzose lebt nicht mit der Natur; für ihn ist sie etwas außer ihm Stehendes, kein Theil seines Selbst, er bewundert und liebt sie. Seinem patbetischen Empfinden giebt er in großstilisierten Komposttionen Ausdruck, künstlichen Schöpfungen, die nur ein stark empfindender und treu beobachtender Künstler wie Claude Torrain wabrbast ju beleben weiß. Sein Kuh⸗ birt‘, dessen Blasen durch den stillen Abend über das Wasser fönt, während Bäume, Ufer und Herde im einbrechenden Dunkel ver⸗ schwimmen, ist gewiß ein Erlebniß. Selbst mytbologische n g bleiben in diesen Scenerien wabr. Aber seinen Nachfolgern wird die Landschaft zur geschickt bebandelten Kulisse. Bei ihnen findet die pathetische Seite französischer Empfindung ibren Ausdruck, wie die syrisch⸗tändelnde bei Bolfsien. Da ist alles weich und liebens⸗ würdig in Ton und Linien ein silbernes Licht spielt über sanftwogende Baumkronen, gleitet durch die Bögen der alten Steinbrücke, wirft Funken über das Wasser und 18st die Konturen der Bergwand leicht auf. Es ist ein Schwelgen in der äußeren Erscheinung, ein liebevolles Schauen, wie eg nach Generation en wieder in Cozot's unschuldigen Land- schaften auflebte. Ist bier eine poetische Richtung der modernen Kunst vorgebildet, fo wirken die beiden Canaletto in ihrer durch Meisterschaft verklärten Nüchternheit des Blickes ganz modern. Da Sonne und Lust sie zur Darstellung reizen, so . es vor allem Flächen, wo sie die Wirkung beider auffuchen, am liebsten Architektur mit breiten Wänden für den Lichtauffall und sein Widerspiel im Wasser. Ein Motiv kann nicht nüchterner sein als die trostlose Sede um den Thurm von Malghera; aber das blendende Sonnen- sicht auf den Flächen des einsamen Baues, die glühende Luft, die seine Konturen umflimmert und über dem . piegel zittert, beleben alles und wirken in der fliegenden Technik mit der Stãrke und Frische des ersten Eindrucks. Schon GCanale's helle Veduten haben in der Auffassung wenig von italienischem Charakter; sein viel. gewanderter Neffe Belotto vollends sieht die malerischen Städte des
Nordens mit dem küblen Blick des Heimathlosen; ihn interes alles, worüber das Licht hinstreift: der große Block der Kreuzki und die alten Bastionen und Wälle Dresdens, wie der lustige Blick auf die lange Elbbrücke mit den krausen Thürmen dahinter. Von dieser Kunst, die mit at raffiniert geringen Mitteln starke Wirkungen erreicht, führt kaum ein 83 zu den Blättern der nächsten Wand, meist Werken deutscher Künstler aus der ersten Hälfte unseres Jahrhundert. Aber so viel diese der vorangehenden Zeit in der Technik nachstehen, so viel ersetzen sie durch die , , Subjekt bität. Sie lieben ihre Motive, nicht weil sie ihnen zur Entfaltung ihres Könnens Gelegen- heit geben, denn Persönliches darf man in ihrer Technik nicht finden wollen; aber was sie an der Natur, mit der sie leben, entzückt, suchen sie mit an⸗ spruchslosen Mitteln und schüchterner Hand auszudrücken. Die ein⸗ fachen und doch tiefen Empfindungen der Po; aus dieser 66 beleben auch diese schlichte Kunft. Salomon Geßner verstand beide Sprachen. Der wackelige Zaun, dessen offene Thür das Dörfchen da—⸗ binter umrahmt, spricht von heller Freude an dem bescheidensten heimathlichen Fleckchen.
Wohl vertieften sich Andere damals in den Formenreichthum der südlichen Natur, die Reinhart ansieht wie seine niederländischen Vorgänger, Koch, der Freund von Carstens, mit stark plastischem Blick. Preller gewann Goethe's Lob durch seine in Claude's Geschmack komponierten Landschaften; aber, wenn er Bäume in kühnem, süd⸗ lichem Schwunge zeichnet, so sind sie stets mit dem Auge des Deut⸗ schen gesehen, der sich in die Stämme des deutschen Waldes hinein⸗ gelebt hat. Ludwig Richter sieht die großen Züge des Apennin nicht viel anders als die Berge seiner sächsischen Heimath, und ein rau4 schender Brunnen bei Ariccig löͤst nur heimische Erinnerungen in ihm aus. Für diese Generation hat Italien nur den Reiz als schönstes Ziel der Künstlerfahrt, ihrer Kunst bietet schon die Heimath unendlich viel. Klein's „Landschaftsmaler auf Reisen? und, die Postkutsche „Die Retourgelegenheit nach Wien. weckt fast Sehnsucht nach der glück lichen Art, wie diese harmlose Zeit sich in bescheidenem Kreis zurecht-⸗ zufühlen verstand. Soviel Gemüth und innerer Reichthum tragen sich selber vor, auch ohne selbstgeschaffene Technik, aber gerade darum ver⸗ lieren sie leicht das Interesse, wenn man von den in Erfindung und Vortrag harmonisch vollendeten älteren Meistern zu den technisch raffinierten der neueren geht.
An den beiden letzten Wänden haben nur lebende Künstler das Wert. Es wäre nicht wunderbar, wenn sie das Interesse der Besucher mehr anzögen als ihre Vorgänger; freilich werden sie auch mehr Widerspruch wecken. Es scheint vielen und meist den stärksten unter ihnen das Ausgeglichene der Technik zu fehlen, die bei den alten Meistern jeder Absicht so selbstverständlich gehorchte. Aber vielleicht sind auch Canagle's, vielleicht gar Rem⸗ brandt's rücksichts lose Versuche, augenblickliche Eindrücke zu geben, von ihrer Zeit nicht verstanden worden. Was die Bedeutendsten in dieser uns wächststehenden Gruppe auszeichnet, ist die fast nervöse Intensität des augenblicklichen Eindrucks, dem eine selbstgefundene und um Klärung selten bekümmerte Technik zum Ausdruck verhelfen soll. Auf der kurzen Wand umschließen vier Blätter Whistler's — als Mittelstück einer , von Wasserlandschaften — Wunsch und Ziel der modernen Landschaftsradierung. Zwei Veduten aus dem Gewirr von Häusern und Schiffen am Ufer der Themse, in scharfen aber leben vollen Linien, fast ohne Andeutung der Luft, wirken fast wie Vor⸗ bereitungen auf die ätherischen Wirkungen der venetianischen Ansichten. Ohne diese Klarheit über jede Form und jede Linie, die der Engländer an den geistreichen und lebensvollen Pariser Veduten Mer yon'z gelernt zu haben scheint, wäre ein solches Aufgeben des Contours verhängniß—⸗ voll. Nur wer so viel zu verschweigen hat, darf in der zitternden Luft die Linien aufzulösen wagen, nur nach unendlichem Studium und mit umfassendem Wissen Bewegungen so scheinbar lässig, mit so ge⸗ ringen Mitteln geben, wie a in den Gondolieren auf der Lagune. Man mag die Technik überzart, ja hysterisch nennen, aber man wird, je mehr man sich darin vertieft, erkennen, daß hier nichts vernachlẽ siyt und alles so gewollt und gekonnt ist.
Nicht Allen ist das gleicherweise gelungen, und manches große Talent bleibt in Unzulänglichkeiten technischer Uebung und Erfahrung befangen. Aber wenn etwas für die Eigenart und Berechtigung der modernen Radierung spricht, so ist es die innere Nothwendigkeit, aus der heraus sich jetzt jedes starke Temperament seine eigenen Ausdrucke⸗ mittel schafft.
Verdingungen im Auslande.
Norwegen.
3 Januar, 10 Uhr. Armee⸗Depot in Christiania: Lieferung von: 6000 m blauem Tuch zu Beinkleidern, 6000 i desgleichen zu Röcken, 1000 m desgl. zu Reithosen, 1000 m grauem Tuch zu Reit⸗ hosen, 5000 m leichtem Tuch, 2009 m grauem Tuch zu Beinkleidern, 1000 m grünem Tuch zu Röcken, 7500 m Wollenzeug zu Fußlappen, 3000 m blauem Flanell, 1000 Stück Wolldecken, 1000 Stück Stall⸗ decken für Artillerie, 1000 Stück Säbelbändern, 300 Paar Epauletten für die Garde, 16 000 m Handtuchleinen, 5000 m Raventuch zu Tonnensäcken, 5090 m Zeltleinen T3. 19 Stück Schirmzellen Nr. 2 für Offiziere, 90 Stück desgl. Nr. l, 500 Stück Presenningen. 2000 m Betttuchleinen, 4000 kg mit Eichenlohe gegerbtem Oberleder, 4000 kg desgl. Pfundleder, 1500 kg desgl. Brandsohlenleder, 1000 Stück Leder zu Reithosen, 500 Stück Leder zu Fußzeug⸗ Zungen, 100 Pagr Handschuhen, 300 Stück Leibgürteln, 300 Stück Sbelbaj onetttaschen. 200 Stück Gehängen für Unteroffiziere der In⸗ fanterie, 100 Stück desgl. für Unteroffiziere der Sanität, des Trains und der Intendantur, 100 Stück Bandolieren, 100 Stück Patronen taschen für Unteroffiziere der Artillerie, 190 Stück Offizierssatteln mit Zubehör, 1000 Stück Halftern, 1000 Stück Trensen, 3000 Stück Tornistern, 3000 Stück Pferdestriegeln, 3000 Stück Pferdebürsten, 3000 Stück Waschbürsten, 300 Stück Kochtöpfen à 12 Mann, mit Bezug, 3090 Stück Waschschüsseln, oog Stück Dosen zu Schmiere, 1060 Stück Kühlschalen, 1000 Stück Zinkeimern. Agebote in ge⸗ schlossenem Briefumschlag mit der Vufschrift: „Leverance til Armeen“ werden im Komtor des. General Intendanten Nedre Faestning daselbst entgegengenommen. Modelle und Bedingungen beim
epotverwalter ebenda.
Verkehrs⸗An ftalten.
Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 25. Dezember in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Grund: Zugverspätung in England. Ferner ist auch die zweite englische Post über Ostende vom 26. De⸗ zember ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England.
Konstantinopel, 26. Dejember. (W. T. B.) Der Befehl, die Feuer der Leuchtthürme in den Häfen von Smyrna und Saloniki anzuzünden, hat noch nicht ausgeführt werden können, weil die Torpedo⸗Anlagen vorher entfernt werden müssen.
Bremen, 26. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Bayern“, v. Ost ˖ Asien kommend, 24. Dez. Nm. in Aden und Friedrich der Große“ in Colom bo angekommen.
— 27. Dezember. (W. T. B.) Dampfer Dresden“ 25. Dez. v. Bremen in Baltimore angek. Stuttgart‘ 24. Dez. v. Bremen in New Jork angek. Preußen“, nach Ost⸗Asien best., 24. Dez. in. Aden angek. Königin Luisen 24. Dez. Reise v. Colombo n. Australien fortgeJs. H. H. Meier“, v. New. York kommend, 25. Dez. Lizard passiert. Prinz⸗Regent Luitpold‘, v. Australien kommend, und Mainz, v. Brasilien kommend, 26. Dez. in Antwerpen angek. Barbarossa', n. Australien best., 26. Dez. in Genua angekommen.
Rotterdam, 24 Dezember. (W. T. B) Dol land ˖ Amerika Linie. Dampfer Rotterdam“ ven Rotterdam gestern Vor ⸗ mittag in New ⸗ Mork angekommen. D. . Edam “ d. New. Vor geftern Vormittag nach Amsterdam abgegangen.
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