und Grahl zu Koblenz, dem Proviantmeister Wer wach zu Spandau, den Garnisonverwaltungs⸗-Direktoren Lohmann zu Posen und Reichel zu Cassel und dem Rendanten der Unter⸗ offizier⸗Vorschule zu Greifenberg i. Bom. Gens ke den Charakter als Rechnungs⸗Rath, sowie den Registratoren Dietrich, Löscher und Gutke von der Landesaufnahme und den Militärgerichts-Aktuaren Wil⸗ 2 zu Rastatt und Zorn zu Köln den Charakter als anzlei⸗Rath zu verleihen.
Auf den Bericht vom 19 November d. J. will Ich der Gemeinde Rückingen im Kreise Hanau hiermit auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (G.—⸗S. S. 221) das Recht verleihen, zur Erweiterung ihres Begräbnißplatzes eine an diesen in nördlicher Richtung sich anschließende, ungefähr 25 aà große Fläche des in der Grundsteuermutterrolle des Gemeindebezirks Rückingen unter Art. 220 eingetragenen Grundstücks Kartenblatt A, Parzelle 83, im Wege der Ent⸗ , . zu erwerben. Die eingereichte Handzeichnung folgt zurück.
Kiel, den 24. November 1897.
Wilhelm R Bosse. Freiherr von der Recke. An die Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten und des Innern.
Auf Ihren Bericht vom 7. Dezember d. J. will Ich der Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unter⸗ nehmungen zu Nürnberg, welche den Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Elberfeld über Neviges nach Velbert mit Abzweigung von Neviges nach Langenberg beabsichtigt, das Enteignungsrecht zur Entziehung und zur dauernden Be⸗ schränkung des für die Theilstrecke Neviges — Langenberg in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums verleihen. Die ein⸗ gereichte Uebersichtskarte erfolgt zurück.
Neues Palais, den 13. Dezember 1897.
Wilhelm R.
. ⸗ Thielen. An den Minister der öffentlichen Arbeiten.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Die Berichte über die Erfolge der gegen die Ver⸗ breitung der Tuberkulose in Kranken-, Irren⸗, Straf⸗, Gefangenanstalten 2c. angeordneten Maß⸗ regeln für die Jahre 1894/96 geben nach dem Gutachten der Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen zu folgenden Bemerkungen Veranlassung:
Die Zahl der Desinfektionsapparate hat sich in der Ber ichtszeit erheblich vermehrt, und die Aufstellung von flüssig gefüllten Spucknäpfen, namentlich in der Glasform nach dem sogenannten Militärmodell, an geeigneten Stellen scheint mehr und mehr zur Durchführung zu gelangen.
Die aus den in neuester Zeit in größerer Zahl gegründeten Volksheilstätten entlassenen Tuberkulosen wirken aufklärend über die ö der Tuberkulose in den Kreisen ihrer Angehörigen. uch aus diesem Grunde kann die Errichtung von Volksheilstätten, welche für ärmere Kranke eine äußerst segensreiche Einrichtung sind, nur zur Förderung empfohlen werden.
Immer wieder muß die Bevölkerung darauf hingewiesen werden, daß die Tuberkulose auf die nächste Umgebung durch Berührung sehr häufig übertragen wird, daß aber die An⸗ steckung durch Innehaltung der angeordneten Maßregeln mindestens sehr eingeschränkt werden kann. Dieses Ziel ist auch durch Einführung der Anzeigepflicht wenigstens für Todesfälle und Desinfektion der von Schwindsüchtigen be⸗ wohnten Räume und benutzter Gebrauchsgegenstände nach deren Tode oder nach dem Verlassen einer Wohnung anzu⸗ streben. Insbesondere sind Wand und Fußboden in der Nahe der Lagerstelle, ein Meter in der Umgehung, zu desinfizieren.
Für größere Kranken⸗, Siechen Irren⸗, Strafanstalten und Cafe f. ist die Desinfektion der Leib⸗ und Betiwäsche, der Lagerstellen (Betten und Chaiselongue's 2c), einschließlich ein Meter der Umgebung derselben (Wand und Fußboden), in jedem Falle von Schwindsucht verbindlich zu machen. Krankenzimmer für Schwindsüchtige sind jährlich ein bis zwei Mal vorschriftsmäßig zu desinsizieren.
Durch die Presse, durch Vereine und durch die Aerzte ist die Bevölkerung bei geeigneter Gelegenheit darauf aufmerksam zu machen, daß die Thätigkeit reichlich aushustender Brust⸗ kranker als Verkäufer oder Verkäuferinnen von Nahrunge⸗ und Genußmitteln nicht ohne Gefahr für die Käufer sei.
Die Errichtung eigener Irrenanstalten für schwindsüchtige Geisteskranke ist der Erwägung werth und vorkommenden Falles in geeigneter Weise zu fordern.
Berlin, den 22. Dezember 1897.
ö Der Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗Angelegenheiten. In Vertretung: von Weyrauch.
An die Herren Ober⸗Präsidenten und den Herrn Regie⸗ rungs⸗Präsidenten in Sigmaringen.
Dem Seminar⸗Direktor Dr. Prinz ist das Direktorat des Schullehrer⸗Seminars zu Berent verliehen worden.
Den Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der riedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin 2 Benno ag ins ky und Dr. Louis Jacobson, dem Privatdozenten
in der philosophischen Fakultät der Universitãät und Observator an der Sternwarte zu Göttingen Dr. Leopold Ambronn, dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät derselben Universitãt Dr Ludwig Rhum bler und dem Ober⸗Bibliothekar an der Universitäts⸗Zibliothek zu Marburg Dr. Georg Wen ker ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
Bekanntmachung.
Aus der laut Bekanntmachung vom 27. Juli d. J. aug⸗ — Adolf. Ginsberg⸗Stiftung sind durch chluß des Kuratoriums derselben für das Jahr 1898 zwei Stipendien verliehen worden und zwar: 1) dem Maler Sigmund Lipinsky aus Graudenz im Betrage von 1200 4,
2) dem Maler Conradin Stachowiack aus Berlin der Restbetrag von 670 ö Berlin, den 29. Dezember 1897. er Vorsitzende des Kuratoriums der Adolf Ginsberg⸗Stiftung. A. von Werner.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Die Kreis⸗Thierärzte Bramstedt zu Nienburg a. W. und Ort zu Gladenbach sind gestorben.
Dem wissenschafilichen Assistenten an der Thierärzllichen . . zu Hannover, Thierarzt Ernst Bartels ist die
erwaltung der Kreis-Thierarztstelle für die Kreise Nienburg
und Neustadt a. R., mit dem Amtswohnsitz zu Nien⸗ burg a. W.
dem Thierarzt Alexander Staupe zu Biedenkepf die Verwaltung der Kreis⸗Thierarztstelle für den Kreis Bieden⸗ kopf, mit dem Amtswohnsitz zu Biedenkepf, und
dem Thierarzt Johann Junker zu Wittmund die Ver⸗ waltung der Kreis⸗Thierarztstelle für den Kreis Wittmund, mit dem Amtswohnsitz zu Wittmund, übertragen worden.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der bisherige hilfen n ermann Marguardt ist zum Chemiker der chemisch⸗technischen Versuchsanstalt bei der Königlichen Porzellan ⸗Manufaktur ernannt worden.
Per sonal⸗ Veränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Thorn, 21. Dezember. v. Ver sen, Oberst Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier des Inf. Regts. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) Nr. 16, unter Beförderung zum Obersten, zum Kommandeur des Inf. Regts. von Borcke (4. Pomm.) Nr. 21 ernannt. Gühler, Major und Bats. Kommandeur vom Inf. Regt. Nr. 140, unter Beförderung zum Oberst Lt., als etatsmäß. Stabseffizier in das Inf. Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl) Nr. 16 versetzt. Treumann, Vajor aggreg. dem Jäger⸗Bat. von Neumann (I. Schles.) Nr. 5, als Bats. Kommandeur in das Inf. Regt. Nr. 140 einrangiert. p. Krofigk, Oberst Lt. und Kommandeur des Huf. Regts. Landgraf Friedrich II. von Hessen⸗Hom burg (2. Hess) Nr. 14, v. Tresckow, Oberst⸗Lt. und Kommandeur des Drag. Regts. von Bredow (1. Schles.) Nr. 46, Neumann, Oberst Lt. von der 1. Ingen. Insp. und In⸗ svekteur der 2. Festungs⸗Insp., — zu Obersten befördert. Friecke, Oberst. wt. und Kommandeur des Train⸗Bats. Nr. 16, ein Hatent seiner Charge verliehen. v. u. zur Mühlen, Hauptm. und Komp. Chef vom Inf, Regt. von Borcke (4. PiMͥÿmp Nr. 21 unter Be— förderung zum überzähl. Major, als aggregiert zum Inf. Regt. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfries) Nr. 78 versetzt. p. Rodbertus, Pr. Lt. vom Inf. Regt. von Borcke (4. Po mm.) Nr. 21, zum Hauptm. und Komp. 6664 befördert. Baumgardt, Hauptm. und Komp. Chef vom Inf. Regt. von der Marwitz (8. Pomm.) Nr. 61, unter Beförderung zum überzähl. Major, als aggregiert zum Inf. Regt. Nr. 148 versetzt. v. Wur mb, Pr. Lt. vom Inf. Regt. von der Marwitz (8. Psi imwsswG̃Nr. 61, zum Hauptm. und Komp. Chef befördert. v. Henning, Hauptm. und Komp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 176, dem Regt., unter Verleihung des Charakters als Major, aggregiert. Se wel oh, Hauptm. und Plötz⸗ Major in Thorn, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Nieder rhein. Füs. Regts. Nr. 39 ertheilt, und ist er à la suite dieses Regts. zu führen. v. Pelser⸗Berensberg, Pr. Li. vom Ulan. Regt. von Schmidt (1. Pooc nm.) Nr. 4, zum überjähl. Rittm. befördert.
Neues Palais, 23. Dezember. Frhr. v. Woellwarth⸗— Lauterburg, Pr. Lt. vom Hus. Regt. König Wilhelm J. (L. Rhein.) Ur. ?, vom 1. Januar 1898 ab zur Dienstleistung bei des Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen Königlicher Hoheit, Graf v. Zedlitz u. Trůtz schler, Hauptm. uad Komp. Chef. vom 1. Garde. Regt. z. F., von demselben Tage ab zur Dienstleistung bei des Prirzen Joachim Albrecht von Preußen Königlicher Hoheit, v. Doering, Pr. Lt. vom 4. Oberschles Inf. Regt. Nr. 63, unter Stellung à la suite dieses Regts, zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt, — kommandiert, v. Laue, Sec. Lt, vom Königs, Inf Regt. Nr. 145, in das 8. Thüring. Inf. Regt. Nr. 153, Frhr. v. u. zu Adels beim, Sec. Lt. vom Schleswig⸗Holstein. Ulan. Regt. Nr. 15, in das 1. Bad. Leib-⸗Drag. Regt. Nr. 20. — versetzt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 23. Dezember. v. Maltzan Frhr. zu Wartenberg u. Penzlin, Sec. Lt. vom 2 Pomm. Ulan. Regt. Nr. 9, Frhr. v. Romberg, Sec. Lt. vom 2. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 11, Pohl, Sec. Lt. vom Feld Art. Regt, von Holtzendorff (J. Rhein ). Nr. 8, — mit Pension der Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstan de. Neues Palais, 23. Dezember. Hübner, Sec. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 130, mit Pension und dem Charakter als Pr. Lt. der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär-Verwaltung.
Durch Allerhöchsten Abschied. 93. Dezem ber. Haidolf, Zablmstr. vom Inf. Regt. Nr. 132. Pe ucker, Zahlmstr. vom Kür. Regt. Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreuß) Nr. 6, — bei ibrem Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungs⸗Rath verliehen.
Durch Verfügung des Kriegs-Ministerium g. 15. De- zember. Richter, Garn. Bauinsp., technischer Hilfsarbeiter in der Bau. Abtheil. des Kriegs. Ministerktums, als Lokalbaubeamter nach Spandau III zum 1. April 1893 versetzt.
XII. (Cöniglich Sächsisches) Armee ⸗Korvs.
Abschiedsbewilligun gen. 19. Dezember. Becker, Feldw. Lt. mit dem Range eines Sec. 2ts der Armee, wegen der in Auesicht genommenen Anstellung als Rendant beim Kadettenkorps der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
Durch Allerböchsten Beschluß. 8. Dezem ber. Lu⸗ howski, Regierungs Baumeister, unter dem 1. Januar 1898 zum Garn. Bauinsp. ernannt.
Durch , des Kriegs⸗Ministeriums. 11. De⸗ zember. Lubewms ki, Garn. Bauinsp', unter dem Tage seiner Er- nennung als technischer HilfLearbeiter bei der Korps⸗Intend. angestellt.
17. Dezember. Pölitz, Noack, Techniker (geprüfte Bau⸗ gewerksmeister), unter dem 1. Januar 1898 als Garn. Bauwarte bei den Lokalbaubeamten 1 Dresden und Bautzen angestellt.
19. Dezember. Becker, Feldw. Li. a. D., unter dem 1. Ja⸗ nuar 1393 ale Rendant beim Kadettenkorps zu Dresden angestellt.
29 Dezember. erold, Geheimer Sekretär, Registrator beim Generalstabe, auf seinen Antrag unter dem 1. Aptil 1898 mit Pension in den Ruhestand versetzt.
ö Naiserliche Schutztruvyn en.
Neues Palais, 23. Dezember. Dom in ik, Pr. Lt. à la suite der Schutztruppe für Kamerun, unter Entbindung von dem Kom- mando zur Dienftleistung bei dem Auswärtigen Amt, in diese Schutz- truppe einrangiert. .
Nichtamtliches. TDentsches Reich.
Preußen. Berlin, 29. Dezember.
Diejenigen Personen, welche Ihrer Majestät Kaiserin und Königin ihre ilfe n hic zer jahrstage darzuhringen beabsichtigen, werden gebeten, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember bei Ihrer Excellenz der Frau Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von Brockdorff im Einschreibe zimmer unter Portal L des Königlichen Schlosses hierselbst vom Lustgarten aus links, abzugeben. z
Die Qber⸗Hofmeisterin Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Gräfin von Brockdorff wird vom Montag, den 3. Januar, an Montags, Donnerstags und Sonnabends, Nach— mittags von 3 bis 5 Uhr, wie in früheren Jahren, im hiesigen Königlichen Schlosse empfangen.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommand der Marine ist S. M. S. „Con dor“, Kommandant ,
vetten⸗Kapitäön Meyer, am 28. Dezember in Louren go Marques angekommen und beabsichtigt, am 2. Januar nach Sansibar in See zu gehen.
De sterreich⸗Ungarn.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung vom 28. Dezember cr., betreffend die Fort⸗ erhebung der Steuern und Abgaben, sowie die Be— streitung des Staatsaufwandes vom 1. Januar bis Ende Juni 1898, ferner eine Verordnung des Justiz⸗ Ministers, betreffend das Uebereinkommen zwischen der österreichischen und der deutschen Regierung über die Befreiung von der Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten.
Die Landtage von Nieder⸗-QOesterreich, Steiermark, Gali⸗ zien, Schlesien, Krain und Görz-Gradiska sind gestern eröffnet worden. Im nieder-österreichischen Landtage wurden Interpellationen über das Verhalten der Wiener Polizei bei den jüngst durch Studenten verursachten Demon—⸗ strationen, sowie über die 3 des Theater⸗ stückes „Die Bürgermeisterwahl! von dem Direktor des Hofburgtheaters Burkhard, welches eine abfällige Kritik der Beamten enthalte, eingebracht. Ferner wurde ein dringender Antrag gestellt, in welchem angesichts der czechischen Agitation die Einführung der deutschen Sprache als aus— schließlichen Unterrichtssprache in allen Volk—⸗ und Bürger⸗ schulen Nieder-Oesterreichs verlangt wird, sowie ein dringlicher Antrag der Abga. Noske und Genossen auf Aue⸗ dehnung des Wahlrechts zum Landtage nach dem für die Wahl zum Reichsrath geltenden Bestimmungen. Die Dringlichkeit des letztgenannten Antrages wurde angenommen, der Antrag selbst dem Landesausschuß überwiesen. — Im galizischen Landtage sprach der Landmarschall Graf Stanislaus Badeni den Wunsch aus, daß die verfassungs⸗ mäßigen Institutionen wieder normal funktionierten, und befürwortete die Autonomie der Länder. Der Statthalter Fürst San guszko führte aus, der Takt und die Objektivität in den Verhandlungen des Landes werde nicht nur zur Erhaltung des Friedens und der Eintracht zwischen beiden Nationalitäten beitragen, sondern auch auf die Verhältnisse der gesammten österreichischen Völkerfamilien heilsam einwirken. Die Volksver⸗ tretung Galiziens stehe auf dem Standpunkt des Staatsinteresses. Beide Redner schlossen mit begeistert aufgenommenen a n für den Kaiser. Der Landtag nahm sodann die Dringlichkeit des Antrages des Abg. von Jaworski auf Erlaß einer Adresse an die Krone an. — Im Landtage von Görz⸗ Gradiska erschienen nur die italienischen Abgeordneten. Der Landeshauptmann bedauerte das Fernbleiben der Slovenen. Eine Sitzung wurde wegen Beschlußunfähigkeit nicht abgehalten.
Großbritannien und Irland.
Die deutschen Kreuzer Deutschland“ und „Gefion“ sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag von Gibraltar nach Port Said in See gegangen.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt von der Admiralität, daß das britische Geschwader auf der chinesischen Station sich gegenwärtig in der Nähe von Port Hamilton
befinde. Frankreich.
Die Kaiserin von Oesterreich ist gestern Abend von
Paris nach Marseille abgereist. Italien.
Der „Agenzia Stefani“ zufolge ist der neuernannte außer⸗ ordentliche Zivilkommissar fur Erythräa Martini, welchem der Rang und -die Befugnisse eines Gouverneurs 1 worden sind, gestern Abend von Rom nach Neapel abgerei von wo er sich heute nach Massowah einschiffen wird.
Gestern haben, wie W. T. B.“ meldet, die Audienzen bei dem Papste behufs Entgegennahme der Glückwünsche des diplomatischen Korps anläßlich des Jahreswechsels begonnen.
uerst wurde der österreichssch- ungarische Botschafter bei dem äpstlichen Stuhle Graf Revertera als Doyen empfangen.
Türkei.
Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗ Bureau“ erfährt aus Konstantinopel, daß die Verhandlungen der Bot⸗ schafter in Betreff Kretas der Hauptsache nach beendet seien, doch würden noch einige Versammlungen derselben zur Berathung von Nebenfragen stattfinden. Die nächste Konferenz der Botschafter werde am 3. Januar stattfinden. — Die Ver⸗ handlungen zwischen der Türkei und Griechenland über die abzuschließende Spezialkonvention würden wahrscheinlich heute beginnen.
Aus Kanea erfährt dasselbe Bureau, daß eine aus fünf. Deleglrten bestehende Abordnung der Nat io nal= versammlung in den Konsulatsgebäuden erschienen sei un eine für die Botschafter bestimmte . Erklärung über⸗ reicht habe, in welcher aue geführt werde, daß ste dem künftigen General-Gouverneur nur dann ihre Unterstützung angedeihen lassen könnten, wenn alle türkischen Truppen ela verließen, da im entgegengesetzten Falle für die Sicherheit der in das Innere des Landes zurücklehrenden Türken keine Bürg⸗ schaft übernommen werden könne. Die Abordnung habe hinzu⸗
*
zefügt, daß die Zurückziehung der türkischen Truppen nur im in zip 4 zu werden brauche, und daß es genüge, venn deren Abzug sodann successive erfolgen würde.
Amerika.
a vanna wird dem „W. T. B. gemeldet, daß das amtliche Blatt heute die Dekrete veröffentlichen werde, durch welche die Minister der Kolonial-Regierung ernannt werden. Den Vorsitz im Ministerium werde Ga lyez führen, Minister des Innern werde Govin, Finanz- Mi nister Mon toro, Unterrichts⸗-Minister Layas, Minister für Ver⸗ fehrswege Fernandez Castro und Handels ⸗Minister Amblard werden. Die Minister würden am 1. Januar den Eid leisten. . ĩ
Die Spanier haben in der Nähe von Baire ein Lager der Äufständischen genommen, welche bei dem usammenstoß roße Verluste erlitten. Eine Depesche ans anzanillo neldet, daß spanische Verstärkungen nach dem von den Auf⸗ ständischen bedrohten San ta Cruz abgegangen seien. In ben Krankenhäusern von Manzanillo lägen gegen 3000 spanische
Soldaten.
Aus
Asñien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Jokoh am a. der Versuch, das japanische Kabinet mit Sa igo als Premier⸗ Minister neu zu bilden, sei gescheitert. Alle Mitglieder des Fabinets hätten ihre Entlassung gegeben.
Nach einer der „Times“ aus Ko be zugegangenen Depesche habe die Auflösung des japan ischen bgeordneten⸗ hauses die politischen Parteien in starke Mißstimmung versetzt. Die Militärpartei verlange nach einem aktiven Vor⸗ gehen. Im Heeres- und im Flottendepartement herrsche außerordentliche Thätigkeit. Die Kriegsschiffe versammelten sich im Hafen von Nagasaki.
Afrika.
Aus Tanger vom 25. d. M. wird gemeldet, daß die britischen, französischen und spanischen Kuriere, welche die Post von Tanger nach Tetuan bringen, beschossen worden seien. Es ses ihnen jedoch geglückt, sich und die ihnen anvertrauten Sachen in Sicherheit zu bringen. — Das spanische , , „General Valbez“ sei nach der Riffküste ausgelaufen, um infolge der Nachricht, daß sich immer noch christliche Ge⸗ n, in den Händen der Puüaten befänden, Nachforschungen anzustellen.
. Das „Reuter sche Bureau“ berichtet aus Lagos vom gestrigen Tage, daß Ilesha und Berebere, zwei bedeutende Siädke im Bariba⸗Lande von Haussahs aus der Kolonie Lagos besetzt worden seien. Die Einwohner hätten sich erfreut darüber gezeigt, da sie einen Angriff von französischen Ein⸗ geborenenkruppen befürchtet hätten; denn es habe dort ver⸗ lautet, daß letztere sich in dem Lande festsetzen wollten.
Die Partser „Dépéche coloniale“ meldet, daß der Gou⸗ verneur des französischen Sudan verschiedene militä⸗ rische Maßnahmen getroffen habe, welche als Vorbereitung einer Expedition gegen Samory angesehen würden.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Die Fleischbeschau im Königreich Sachsen während des Jahres 1896.
Nach einem in den ‚Veröffentlichungen des Faiserlichen Gesund⸗ beitsamts: mitgetheilten Auszuge aus dem Berichte über das Veterinärwefen im Königreich Sachsen für das Jahr 1896 sind während des Berichte jahres an der Schlachtsteuer unterworfenen Thieren geschlachtet worden 1225 007 Stück (darunter 18441 Noth⸗ schlachtungen, und zwar 33171 Ochsen (120 Nothsch lachtungen), 161 668 senstiges Rindvieh mit Ausnahme der Kaͤlber (6895) und 16030168 Schweine (12 426). In 29 Städten, zus welchen Berichte über die Fleischbeschau, verwerthet sind. wurden geschlachtet 85 ol1tz Stück Rindvieh, 215 884 Kälber, 419 188 6e. 132 810 Schafe, 3249 Ziegen, 3457 Pferde und 397 Hunde, im Ganzen 860 ol1 Thiere. Von den geschlachteten Thieren wurden für bankwürdig erklärt 852 669 — 921400, beanstandet 58 666 — 6820/9. Von den beanstandeten Thieren wurden vernichtet 1180 — O13 0/ ., der Freibank ganz oder zum größten Theil Üübeiwiesen 6172 — 671 0n9. Von einzelnen Organen wurden beanstandet: 35 961 Lungen. 18545 Lebern, 4318 Magen und Gedärme, 2921 Milzen, 4484 Nieren, 3006 Uteri, 626 Herzen, 50d Guter, 320 Kopftheile, 234 Zungen, 29 795 verschiedene Theile, außer dem 8133 25 kg Fleisch. ö .
Tuberkulss wurden befunden 22 723 Stück Rin vieh (= 26 7296 der geschlachteten Thiere), 458 Kälber (O21 o/o), 94 Schafe (. o7 Go), 10 Siegen (0, 30 υ , 11 487 Schweine (2.74 9½), 12 Pferde (0 34 0 /o), 1Hund en, insgesammt 34785 Thiere (404 9G). Von den tuberkulösen Thleren wurden vernichtet: 473 Stück Rindvieh, 134 Kälber, 6 Schafe, 4 Ziegen, 194 Schwemne, 2 Pferde, für bank⸗ würd ig erklärt: 20 959 Stück Rindvieb, 177 Kaͤlber, 82 Schafe, 6 Ziegen, 8304 Schweine, 10 Pferde, 1 Hund. Der Freibank wurden überwiefen die verwerthbaren Theile im roben Zustande von 674 Stück Rindvieh, 88 Kälbern, 3 Schafen, 613 Schweinen, nach vorheriger Sterilisierung des Fleisches und Ausschmelzen des Fettes von 617 Stack Rindvieh, 59 Kälbern, 3 Schafen, 1701 Schweinen, nur das Fett im ausgeschmolzenen Zustande von 675 Schweinen.
Von anderen Krankheiten wurden bei den geschlachteten Thieren häufiger beobachtet: bei Rindern; Aktinompkose (382 Fälle), Disto— matose (1427), Cchinokokken (1890), Finnen (268); bei Kälbern: Finnen (3), Ikterus (21); bei Schafen: Distomatose (13570), Echino⸗
kolken (11505, Lungenwürmer (899); bei Schweinen: Attinompykose
(G67), Bistomatofe (23). Echinokokken (4180), Finnen (182), Lungen⸗ würmer (1218), Muskelkonkremente (7) allgemeiner Rothlauf (2654), Trichinen (665. Die Zahl der in Sachsen trichinös befundenen Schweine betrug Jo — O lo ι der überhaupt geschlachteten 1050168 Schweine, gegen 0 6120/9 im Jahre 1895. — Außer den 3457 in Ealr e dau fm geschlachteten Pferden wurden noch weitere 1634 Pferde in Roßschlächtereien, zusammen 5091 Stück geschlachtet, mithin 625 Pferde mehr als im Vorjahre.
Die Volkszahl des russischen Reichs.
In Nr. 67 des ‚R. u. St. A.“ sind die Voelkszahlen des Deutschen Reichs und . westlichen Nachbarn, Frankreichs, nach den sitzten Vollszjählungen einander gegenübergestellt worten. Nunmehr können auch für den öftlichen Nachbar, für Rußland, die vorläufigen amtlichen Ergebnisse der ersten wirklichen Volkszählung, welche in diefem großen Ländergebiet am Februar gregorianischen (neuen) bejm. 28. Januar 1897 russischen (allen Stils statigefunden bat, mitgetheilt werten, wobei wir den Zahlenangaben in Nr. 153 der . kittheilungen des Königlich württembergischen Statistischen Landes amts“ (1897) folgen. Zum Vergleiche sind die Ziffern von 1821 beim. 1892, soweit solche erhäͤlnlich waren, beigesetzi. Ez wird jedoch gesagt werden müssen, ö die früheren Zahlen, namentlich für die , . Landestheile, nicht ganz zuverläfsig fein werden; auch mag fraglich sein, ob die Volkszãhlung von . Jahre in den asiatischen Theilen des Reichs ebenso zuverlässig durchgeführt worden ist wie in den europäischen.
Den amtlichen russischen Veröffentlichungen zufolge in den 50 Gouvernements des euro pätschen Ruß land (Stammland mit Nowaja Semijch die Vollgiahl am 8. Februar d. J C23. Januar a. St) nach den vorläufigen Ergebnissen der 8 n 94 I88 750, die berechnete Bevölkerungszäffer am Anfang des Jahres 1891 88 806 921, die Zu⸗ nahme der Beypölkerung in den sechs Jahren 1891/97 Demnach 57561 825 Köpfe oder 594 oo; in den 16 Gouvernements Polens die durch die Zäblung vom 9. Februar d. J. ermittelte Volks ⸗ jabl' 9 142 5906. Anfang 1891 die berechnete Bevölkerungs,; ziffer 8 go 418, mithin die Zunahme in den Jahren 1891597 542 172 Köpfe oder 6 09 o; in den 11 Gouvernements und Pro= vinzen Kaukaftens die sich nach der Zählung vom 9. Februar d. J. ergebende Volkszahl 9723 553. Anfang 1891 die berechnete Bevõöl kerungsziffer7 955 725, demnach die Zunahme in den Jahren 1891 / 97 1767 828 Köpfe oder 2222 9; in den 8 Gouvernements und Pro vinjen Sibiriens mit der Insel Sachalin die durch die Zählung dieses Jahres ermittelte VolttzahDl 5731732, Anfang 1891 die berechnete Bevöllerungẽziffer 4782 552. somit die Zu⸗ nahme in den Jahren 1851857 949 980 Köpfe oder 19, 84 00. Ferner wurden am 9. Februar d. J. in den 5 Provinzen der Steppen 3 415174, in den 3 Provinzen Turkestans mit Transfasplen, in dem Gebiete des Amu- Darja und in Pamir 175 101 Bewohner gezählt, das sind einschließlich der 6412 russischen Unterfbanen in Cbiwa und Buchgra jusammen 7 595 687 gegen s 136 Sg4 nach der Berecknung für Anfang 18913; bier beträgt dem,; nach die Zunahme der Bevölkerung in den sechs Jahren 1891/87 1159 793 Köpfe oder 2379 6/49. Dazu kommt noch das Groß- fürstentbum Finland (mit Rußland in Personalunion) mit 2527 861 Bewohnern am 9. Februar d. J. und 2376 7289 am Anfang des Jahres 1891, also mit einer Zunahme um 151 072 Köpfe oder 636 Fo. Die gesammte Bevölkerung des russischen Reichs belief sich am 9. Februar d. J. nach der Zählung auf 129 211113 davon in Europa 106 159 1415 Köpfe, Anfang 1891 nach der Be⸗ rechnung auf 115 059 339 (davon in Europa 106 184 068), hat mithin in den Jahren 1891/97 um 10151774 Köpfe oder 8,3 oso (in Europa um 5 976 073 oder 5, 96 0/0) zugenommen. ;
Für die Städte mit 100 000 und mehr Einwohnern stellen sich die vorläufigen Zäblungsergebnisse vom 9. Februar d. J., verglichen mit der berechneten e, n, ne. des Jahres 1892 (in vollen Tausenden), und die Zunahme (bezw. Abnahme) der Be⸗
völkerung seit 1882, wie folgt: Einwohner Zunahme (bezw. Abnahme) absolut in Oo
1897 1892
I) St. Petersburg
(mit den Vor⸗
stãdten) 1267 023 27) Moskau. 988 610 3) Warschau 614752 4 Odessa 404 651 G 314780 6) Riga (mit
„Larrondisse-
ment patri-
monial?* ; 7 Rien; s) Charkow 9) Tiflis ) . 10 Wilna .. 115 Taschkent s). 12) Saratow 135 Kasan. .. 14 Jekaterinos law 15) Rostow am Don 16 Astrachan 17) Balus) . 18) Tula .. 19) Kischinew
232 23 22,
165 io 2363 y 757 16556 75 6651 2459
161 755 169559
1035000 S22 000 532 000 325 0001 150 000
102 943 hõ 750 35318 13 86? a5 b65 z hoh 160 116 — 3 492 71 216 b og 5907569) 9 255 45 6545 6833
180 000 188 000 194000 146 000 110 0090 121 0007) 123 000 134000 50 000 67 000 105 00 103 000 111048 66 000 108 os 117000 — 8494 — 723
5 id 756 4566 969 11507358 252
Besonders bemerkenswerth ist das Zahlenverhältniß der Ge⸗ schlechter; denn von der Gefammtzahl des Reichs entfallen 61 616 280 Personen auf das männliche und 64 584 833 auf das weibliche Geschlecht, also annäbernd 100: 1090, während das Ver= hältniß im Deut schen Reich 1895 100: 193,7 war. Dieses Ver- häkiniß schmankt jedoch nach den einzelnen Gebieten sehr; es kamen im europäischen Rußland auf 100 männliche Personen 102,8 weib— liche, in Polen 8. 5, Finland 102,2, Kaukasus 898,5, Sibirien 93,7, Steppen S9, 4, Turkestan und Transkaspien 83. Von den 19 Groß⸗ städten zeigen nur 3 einen Ueberschuß des weiblichen Geschlechts, nämlich Warschau 106,4, Lodz 105, Saratow 104,B1; die übrigen 16 ragegen weisen — in der Reihenfolge vorstehender Uebersicht — folgende Verhältnißzahlen auf: S256; 765; 864; 96, 8; 82,9; k 95,6 76,6; 87,8; S6, 7; 90, 9; 3.3; 67,Xꝛ; 82,» 90,8; in Tiflis und Balu zeigt das männliche Geschlecht die stärkste Besetzung. Der Westen Europas scheint also für die . des weiblichen Ge⸗ schlechts ein günstigeres Feld zu sein als der Qsten. Die tabellarische Uebersicht zeigt deutlich, daß Rußland im besten Zuge ist, in der Greoßstadtentwickelung dem westlichen Europa zu folgen. Bei der Unsicherheit der fräheren Zählungen wird kaum sicher zu entscheiden sein, in welchem Umfang die Abnahmen bei den Städten Charkow, Kafan, Kischinew den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen. Wäb⸗ rend die 28 deutschen Großstädte in den fünf Jahren 1899195 pon 6,5 auf 7.27 Millionen Einwohner, d. i. um 11,85 069, gewachsen sind, haben sich die russischen von 4568 auf 5,7 Millionen oder um Ih,2 oo, d. h. mehr als noch einmal so rasch vermehrt.
Stellt man die Entwickelung der russischen Bolkskraft seit 1851 für die einzelnen Landestheile dar, so ergiebt sich folgendes Bild (in
Millionen): 5 1851 1858 1885 1897 ECuropäisches Rußland in engerem Sinn 52, 59,4 81,7 94,2 11 , e 196 Rußland in Europa. 59,3 659 919 1062 Kaukasus . J weiß g 2 . Sibirien.. . d w 6 Steppengebiete.. . , Turkestan, Transkaspien.. 7 2 8 Rußland in Asien. 609 8663 1692 23, 09 Russisches Reich im Fanzen . S538 745 Io 6 129,2
Arch wenn in Rücksicht auf die Genauigkeit der Einzelziffern ge⸗ wisse Vorbehalte gemacht werden müssen, so stebt doch fest, daß hier eine ganz außergewöhnliche Volkszunahme stattgefunden hat; nahen eine Verdoppelung der Einwohnerzahl in dem verhältnißmäßig kurzen Zeitraum von 46 Jahren, also einem (starken) Menschenalter.
Ein Vergleich jzwischen dem Deutschen Reiche, Frank reich und Rußland ergiebt folgende Ziffern:
Die Einwohnerzablen waren?) (in Millionen) bei:
Zunahme über g. =. der
nfangs⸗ haupt bevölkerung 38,55) 4,3 12,6
282 943 248 750 170 682 169 862 159 568 166 506 133 116 131 508 121 216 119 88935) 113 075 112253
—
de = D, D De de
—
* 8
—
* —— 86868 D . 0 . 0 de 5
1897
3 Deutsches Reich... 52,39) 17,2 49, 0 Rußland in Europa (ohne Fin⸗
land und Polen)). . 52,6 942 41,4 78,4 Vereinigte Staaten von Amerika 23,5 ca. 73,5) 50 212.8
Daß Deutsche Reich hat also seine Volkskraft viermal rascher ausgedehnt als Frankreich, das europäische Rußland im engeren
1) Auf das Jahr 1894 — 3 Schätzung für das Jahr 1885. — 3) Mit Nachitschewan 149 291. — Vergl. Anm. JI. 9) Vergl. Anm. 2. — 6) In Asien liegend. — ) Vergl. hierzu Band 44 der Statistik des Beutschen Reichs N. F. S. 2, 66. — ) 1896. — ) 1895.
ausgeschrieben ist.
Sinne aber hat seine Volkskraft beinahe noch einmal so rasch ent= faltet als das Deutsche Reich und über sechsmal rascher als Frankreich. Die Vereinigten Staaten von Amerika endlich haben ibre Rolkakraft beinahe dreimal rascher sich beben sehen als das russische Reich und beinabe siebzehnmal rascher als Frankreich. . - Im Anschluß hieran mag noch eine kurze Bemerkung über die Verbreitung der Zählungen“ auf der Erde überhaupt Plaß finden, Der Wiener Statistiker, Professor Dr. von Juraschek, welcher die Ausgaben von Otto Häbner's Geographisch ⸗statistischen Tabellen beforgt, berechnet (1887) die Bevölkerung der Erde auf 1534.92 Millonen. Stellt man die Volkszahlen für die einzelnen Erdtheile auf dieser Grundlage zusammen o), so ergiebt sich, daß nach dem gegenwärtigen Stand nur die Volkszahl Europas auf wirklichen, aller- dings nach den verschiedenften Zäblungevorschriften und Terminen vor sich gehenden Zählungen beruht. Annähernd die Hälfte der Erd⸗ bevölkerung ist biẽher überhaupt nicht gezählt“, sondern nur ge⸗ schätzt worden; durch die erste Zählung der Bevölkerung des großen russischen Weltreichs wird die nichtgezählte Erdbevölkerung auf etwa vermindert. ; . Man muß es daher als einen wesentlichen Fartschritt in der Kulturarbeit Rußlands bezeichnen, daß es in die Zahl derjenigen Staatengebilde eingetreten ist, welche sich von Zeit zu Zeit über den Bestand ihrer Volkskraft ziffermäßig Rechenschaft geben. Die Schwierigkeiten dieses gewaltigen Wertes macht man sich erst klar, wenn man bedenkt, daß der russische Text der Aufnahmelisten in 44 rerschiedene Sprachen übersetzt und gedruckt werden mußte, und daß die anfangs auf 77 000 berechnete Zahl von Zählern auf 135 000 erhöht werden mußte. Nur dadurch, daß denjenigen, welche sich frei⸗ willig dem Zählgeschäft unterzogen, eine besondere Medaille von dem Kaiser verliehen wurde, ist die Durchführung der Aufnahme nach dem Entwurfe möglich geworden. ; . Wann die endgültigen Ergebnisse dieser Aufnahme zur Veröffent⸗ lichung gelangen werden, ist noch ungewiß. Jedenfalls aber werden sie seiner Zeit die schon lange erwünschte Gelegenheit bieten, die Bevöllerungeverhältnisse West⸗Europas mit denjenigen Ost. Europas
zu vergleichen.
Zur Arbeiterbewegung.
In Berlin fand am Montag eine Versammlung der Schuhmacher statt, in welcher über eine neue, von dem Verein Berliner Schuhfabrikanten aufgestellte Fabrikordnung verhandelt wurde. Wie die Berliner „Volks⸗Itg.“ mittheilt, wurde eine Resolution angenommen, in welcher die Versammlung die von dem Verein der Arbeitgeber rorgelegte Arbeitsordnung für unannehmbar erklärt, da dieselbe bei rigoroser Anwendung das Koalitionsrecht illusorisch mache und einen Bruch des vor dem Gewerbegericht von den Fobrikanten gegebenen Versprechens, die Bereinigung der Arbeiter nicht zu beeinträchtigen“, darstelle. Sollte die Fabrikordnung nicht zurückgezogen werden, so würden die Arbeiter eher den Kampf aufnehmen, als diese Fabrikordnung unterschreiben.
Kunst und Wissenschaft.
Im November dieses Jahres wurden in der Nähe von Frickingen in Württemberg (Oberamt Neresheim) von dem Bauer Wengert auf seinem Acker beim Steinbrechen 19 Goldmünzen aus byzan⸗ tinischer Zeit gefunden. Dieselben lagen etwa 10 em unter der Erde jwischen zwei flachen Steinen ohne eine Spur eines um hü lenden Behälters. Wie der Inspektor der Königlichen Münz— und Medaillensammlung in Stuttgart, Professor Dr. Sixt im „Staats Anz. f. Württbg. berichtet, vertheilen sich die Münzen so, daß auf die Kaiser Leo J. (457 — 474) und Anastasius 1. (491 — 518) je ein Stück kommt, während die übrigen 17 sämmtlich der Zeit des Kaisers Justinian J. (627 — 566) angehören. Bis auf 4 Triens (ein Angftastus, 3 Justiniane) sind es lauter Solidi: ein Leo und 14 Justiniane. ‚Solidus“ heißt seit Constantin dem Großen die römische Goldmünze, die vorher ‚Aureus“ genannt worden war. Dieses Stück hat seit dem eben genannten Kaiser ein Gewicht von 167 Pfd. Gold, während es unter Augustus Vνo0 Pfd. betragen hatte. Die Theilstücke des Solidus sind: der Semissis, das Halbstück und der Triens, das Drittelstück. Die Gold⸗ prägung geschah seit Anastasius ausschließlich in Konstantinopel; daher liest man bei allen Stücken auf der Vorderseite 0X als Ab⸗ kürzung des Stadtnamens. Die daneben stehenden Buchstaben OB sind das Zeichen für die gesetzmäßige Prägung des Selidus und seiner Theile, fofern OB die Zahl 72, d. h. 72 auf ein Pfund Gold be⸗ zeichnet. Die Vorderseite der Münzen zeigt bei den Solidi die Büste des Kaisers von vorn, mit Helm und Panzer; in der Rechten hält Justinian die Weltkugel, überragt von dem christ⸗ lichen Kreuze, während Leo in der Rechten die über die rechte Schulter gelegte Lanze trägt. Die Triens zeigen die Kaiser mit dem Diadem geschmückt, nach rechts blickend. Die Bilder der Kaiser sind vielfach variiert: bald ist das Gesicht gedrungen breit, bald schmal und in die Länge gezogen; Verschiedenheiten zeigt auch die Gestaltung des Helmes. Ebenso wechselt die Darstellung der auf der Rückseite aller Stücke sich findenden Victoria. Das Gesicht nach vorn gekehrt, ist die geflügelte Göttin bald stehend, bald links oder rechts ausfchreitend dargestellt; sie führt in der Rechten eine Lanze, deren Spitze in das Christus. Monogramm endigt, in der Linken die Kugel mit dem Kreuze. Ein langes Kreuz in der Rechten trägt die Victoria auf dem Solidus Leo's. Auf den Triensstücken hält sie entweder zwei Kränze, oder in der einen Hand einen Kranz, in der andern die Kugel mit dem Kreuz. Um die Kaiserbüsten der Vorderseite läuft die Inschrift, die den Namen des Münherrn mit seinen Titulaturen enthält: PDlominus) N(oster] ANASTASIVS PERPETL(uus) AVGstus) DN IVSLEINIANVS Plater) P(atriae) AVG. Die Aufschrift der Rückseite ist bei den Solidi regelmäßig VICTORIA AUGdG, während auf den Triensstücken VIGPFOoRIA AVG VSL OoR7M Unmittelbar an die Inschriften schließen
auf den Stücken Justinian's griechische Buchstaben in der Bedeutung von Zahlzeichen, welche, wie man an nimmt, die Nummern der verschiedenen Münzwerkstätten in Kon stantinopel ( — 10) angeben. Aus dieser Verschiedenhtit der Münz stätten mag sich die oben hervorgehobene Verschiedenheit der Typen erklären. Nur ein Solidus Justinlan's weicht in seiner Aufschrift von den anderen ab, sofern er auf der Vorderseite D. IVISTINIANVS PR, auf der Rückseite VIC PbORIA AVGIusti) zeigt. Dieses Stück stammt aus der Zeit, da Justinian noch nicht Kaiser, sondern Mitregent seines Vor- gängers und Oheims Justinus 1. (918 - 27) war. Die Münzen sind in ihrem Gepräge alle wohlerhalten, manche zeigen noch Stempelglanz; dagegen sind die meisten mebr oder weniger beschnitten, weshalb die Stücke hinter dem erforderlichen Gewicht von 4 49— 53 8 zurückbleiben. Die weit überwiegende Zahl der Stücke Justinian's sowie deren gute Erhaltung macht es wahrscheinlich, daß die Münzen während Justinian's Regierung in der Erde geborgen wurden. Mit dieser Annahme, stimmen auch die ie f cl Verhaͤltnisse. Justinian begann seit 336 durch seinen Feldherrn Belifar eine erfolgreiche Bekämpfung des Ostgothen reichz. Diesem gehörten seit der Besiegung der Alemannen bei Zülpich (496) die nach Raetien über die Donau geflüchteten Theile diefes Volkes an. In dieser Gegend aber liegt der Fundort Frickingen. Die Münzen mögen die Beute eines Kriegers gewesen sein, welche diefer aus den Feldzügen mitbrachte und bei drohender eigener Gefahr in die Erde vergrub, von wo sie nach 15 Jahrtausenden wieder ans Tagetlicht kommen sollten. Die Versuche, den Fund für das König liche Münzkabinet in Stuttgart zu erwerben, sind an der Forderung des Finders gescheitert.
10) Vgl. hierzu Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs, Jahrg. 1897, II S. 166, und The Statesman's Vear-book 1897, Eq. by J. Scott Keltis, London 1897; ferner Dr. A. Peter- mann'z Mitiheilungen, Ergänzungsheft Nr. 107, und G. von Mayr,
Bevöolkerungsstatistik S. 37 (Freiburg 1897).