1898 / 12 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jan 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Keidenschaft, die aus ber Julia Terestna Geßwer's sproch, konnte sich k des Herrn Schmelzer schwer behaupten. Vor allen Dingen ihn baran sein trocknes, nüchternes Organ, dessen Mängel durch

hinderte Lie Klangfülle seiner Partnerin verschärft hervortraten. Einem solchen

Organ wird wegen seiner Farblosigkeit der Ausdruck feuriger Leiden⸗ ö im großen Stil an sich fast unmöglich, sodaß der Mangel an

perament, der diesem Romeo anhaftete, nicht einer unzureichenden ursprünglichen Anlage für die Daistellungskunst im allgemeinen zuzu⸗ schreiben ist. Ter Darsteller versuchte redlich, jedem Wechsel der Gmpfindung im Ausdruck gerecht zu werden; dag Ergebniß seiner Bemühungen war aber mehr eine verständige, als eine poetische Leistung. Herr Stahl hielt sich als Mercutio recht gut; Herr Bassermann verkörperte geschmeldig und ungestüm den wilden Tybalt, und Herr Hellmuth Bräm sprach seine Lorenzo. Rolle mit schlichter Einfalt. Herr Pittschau machte sich durch die natürliche Derbheit bemerklich, mit der er den alten Capulet charakterisierte. In der Rolle der Amme plauderte Frau Wenck mit der ihr eigenen Behaglichkeit und Unbefangenheit und fand dadurch vlelen Beifall. Der gute Eindruck der Aufführung wurde erhöht duich stimmungt volle Dekorationen und Pracht der Kostüme.

Thalia ⸗Theater, ;

Herr Heinrich Bötel beendete gestern sein Gastspiel als Chapeleu St. Phar in Adam's komischer Oper ‚Der Postillon von Lonju meau' mit dem stürmischen Erfolge, den er in dieser Rolle stetg zu erringen pflegt. Die wirkungsvolle Postillonearie sowie das eingelegte Lied Gute Nacht, Du mein herziges Kind.? mußte er, wie Üblich, auf Verlangen wiederholen. Die übrigen Mitwirkenden, von deren Fräulein Lili Schäfer Magdalena) und Herr Seh burg (Bijou) genannt seien, sowie das Orchester unter Leitung des Dirigenten Otto Lippits hielten sich wacker. ö. 6 war ausverkauft.

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Der gestrige dritte und letzte populäre Kammermusik-,

Abend ö. . Barth, Wirth und Hausmann erhielt durch

Die gefällige Mhwirkung des Professors Joachim eine ganz besondere An⸗

jehungskraft. Saal und Logen der geraͤumigen Philharmonie waren i 6 Die Reihe der Vorträge wurde mit dem G-moll-Quartett von Brahms für Klavier, Violine, Bratscke und Violoncello eröffnet. An dieses gedankentiefe und eigenartige Weil reihten sich noch zwei bekannte Kompositionen an: Schumann's . Märchenerzählungen“ für Klavier, Klarineite und Bratsche und Beethoren's Septett in Es-dur (op. 20 für Violine, Bratsche. Violoncello, Klarinette, Horn, ig und Kontrabaß. Die Ausführung, an welcher sich auch die Rammervirtuosen Schubert (Klarinette, Lange. Fagott), Littmann (Horn) und Clam Kontrabaß) betheiligten, bet in jeder Beziehung einen ungetrübten Genuß. Ein englischer Sänger, Mr. Ffrangeon⸗Davies aus

London, konzertierte gestern zum erssen Male in Berlin, im Saal der

Sing-Akademie, welcher, dank dem lebhaften Interesse der hiesigen englischen Kolonie für ihren Landsmann, ansehnlich gefüllt war. Das Mißtiauen, das fast allem, was an Mosikalischem von jenseits des Kanals zu uns herüberkommt, entgegengebracht wird, erwies sich diegmal als unbegründet. Der Saͤnger ist im Besitze eines Baritons, , . weicher Klang vermöge richtiger Tonbtldung sympathisch berührt. Licht und ungezwungen, spricht die Stimme, besonders in den oberen Registern an. Daß der Ausländer hier als Wagner ⸗Sänger auftrat und den Monolog des Hans Sachs aus den „Meistersingern? sowie Wotan's Abschied aus der Walküren sang, erschien als ein inter essantes Wagniß, das der Konzertgeber aber gut bestand. Die nicht allzu große Stimme reichte für diese Aufgabe bei der günstigen Akustik des Saales vollkommen aus, der Vortrag war durchdacht und temperament⸗ voll. Daß die englische Sprache sich nicht sonderlich zum Gesang eignet, daß die nichtreinen Vokale zuweilen die Schönheit des Klanges be—⸗ einträchtigen, fiel besonders in der Arie „Honour and Arms“ aus Händel's Samson“ auf. Die Aussprache des deutschen Textes war nicht Überall deutlich; einige scharf accentuierten Stellen zeigten aber, daß es dem Sänger nicht unmöglich wäre, die deutsche Sprache klarer zu sprechen. Zwischen seinen Vorträgen, die alle beifällig aufgenommen wurden, spielte das Philharmonische Orchester, das die Begleitung übernommen hatte, mehrere Stücke, und errang besonders

mit dem Scherzo aug dem Sommer nachtgtraum“ von Mendelssohn lebhaften Beifall. Das Vorspiel zu den Meistersingernꝰ klang da⸗ gegen für den kleinen Saal zu laut.

Im Königlichen Opernhau se geht morgen Richard Wagner's Oper „Rienzi, der Letzte der Tribunen“, in Scene. Am Montag findet eine Aufführung von Otto Nicolai's komischer Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ statt. Den Falstaff singt Herr Stammer, die Frau Fluth Frau Herzog.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater gelangt morgen zu ermäßigten Preisen Mutter Thiele! von Adolf L'Arronge in der be⸗ kannten Besetzung zur Aufführung.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Heinrich von Kleist's Drama „Die Hermannsschlacht! in folgender Besetzung zur Aufführung: Hermann: Herr Matkowsly; Thusnelda: Fräulein Poppe; Marbod: Herr Molenar; Ventidius: Herr Arndt, Teuthold: Herr Kahle; Alraune: Frau Stollberg. Das Publikum wird ersucht, im Gesellschafts⸗Anzuge zu erscheinen. Am Montag gebt zum ersten Mal das politische Drama „Die Aufgeregten von Johann Wolfgang von Goethe in der ergänzenden Bearbeitung von Felix Freiberrn ron Stenglin und in der bereits mitgetheilten Besetzung

in Scene.

Der Voistand des Zweigvereins Berlin des Vater ländischen Frauenvereins erläßt folgenden Aufruf:

„Der Zweigverein Berlin des Vaterlaͤndischen Frauenvereins hat es übernommen, in unmittelbarer Nähe Berlins ein Krankenhaus nebst Mutterhaus für Krankenpflegerinnen zu errichten. Um dieser Aufgabe schon im nächsten Jahr gerecht werden zu können, bedarf es noch einer Verstärkung des schon vorhandenen Baufonds. Diesem sollen alle Mittel zufließen, welche daz am 2. und 3. Februar 1898, Abends von 6 Uhr ab, im Reuen Königlichen Opern - Theater (Krell's Etablissement) stattfindende Fest Eine Rheinfahrt“ einträgt. Eine Rheinfahrt mit allen den Reizen und Freuden, die unser deutscher Strom uns bietet, eine Rheinfahrt von den Hängen des Hochgebirges bis hinab in die nieder deutsche Ebene wird den Besuchern vor Augen gezaubert werden. Wer einmal auf dem prächtigen neu erbauten Rheindampfer „Loreley“ an den rebengrünen Ufern entlang gleiten will, wer sich an dem rheinischen volksthümlichen Leben erfreuen, und wer des Rheinstromt Märchen und Sagen vor seinen Augen lebendig ersteben sehen will, der komme zum fröblichen Feste. Ein gutes, edles Werk unterstützt er mit seinem Kommen, aber er wird auch die Ueberzeugung mitnehmen, glückliche, schöne Stunden erlebt zu haben, wie nur der Rhein sie kennt.“

Berlin, den 8. Januar 1898.

(Folgen die Unterschriften.)

Eintrittskarten sind zu haben: in der Bellevue⸗Apotheke am Pots⸗ damer Platz; im Hotel Kaiserbof, im Hotel Monopol, bei Knöffler im Hotel Kaiserhof; bei Gerold, Unter den Linden 24; bei von Hövell, Unter den Linden 12; bei Gerson, Kaiserbazar, am Werderschen Markt; bei Kayser, Ecke der Leipziger, und Wilhelmstraße; bei Raddatz, Leipzigerstr. 123; bei Herzberg, Thiergartenstr. 12; bei Hampe Nach⸗ folger, Markgrafenstr. 50; bei Jordan, Markgrafensir. 107; bei Loeser u. Wolff im Equitable⸗Palast im Central - Hotel, Leipzigerstr. 103, Polsdamerstr. 1a., Behrenstr. 2A und Unter den Linden 76; endlich am 2. und 3. Februar, Abends, an der Kasse des Neuen Königlichen

Opern Theaters.

Im Deutschen Theater wird der Spielplan der ganzen nächsten Woche bis einschließlich künftigen Sonntag Abend von Suder— mann's Tragödie Johannes“ ausgefüllt. Ausgenommen ist nur der Mittwoch, an welchem „Die versunkene Glocke! zur Aufführung kommt. Als Nachmittagsvorstellungen sind für morgen Das Käthchen . und für den nächsten Sonntag „Mutter Erde“ angesetzt.

8 Berliner Theater wird Max Dreyer's Lustspiel In Behandlung! morgen, am Donnerstag und xächsten Sonntag in Scene gehen. Romeo und Julia“ wird am Mittwoch

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mit dem Andante aut Gicglen ln. Streichquartett (3p. 1 und]

und Sonnabend, „Der Pfarrer von Kirchfeld!ꝰ am Montag u zMein, Leopold! am Dienstag und Sonntag. den 35. 2 Nachmittags gegeben. Am . gelangt als 19. Abonnements; BVorstellung „Ver Peilchenfresser zur Aufführung. Morgen Nach— mittag wird „‚Faust“, J. Theil, gegeben.

Im Goethe⸗Thegter gelangt „Krieg im Frieden? morgen, am Montag (als 19. Abonnements. Vorstellung] und Freitag fals 20. Abonnemente⸗Vorstellung) zur Aufführung. Ein Sommernachts. traum ist für Sonnabend angesetzt. Die FJournalisten werben am Diengtag, Minna von Barnhelm am Mittwoch Nachmittag und am. Donnerstag,. Des Merres und der Liebe Wellen“ am Mitwoch, König Krause‘ am nächften Sonntag wiederholt. Am nächsten Sonntag Nachmittag geht als Klasstker Vorstellung Othello, morgen Nachmittag das Lustspiel Die Journalisten' in Scene.

Im Schiller ⸗Thegter wird, morgen Nachmittag Blumen ihal's Schauspiel „Ein Tropfen Gift', Abends Fuldais Luftspiel „Die wilde Jagd! gegeben. Am Montag und Mittwoch geht das neue Schauspiel Der König! von Voß in Scene. Am Dlengtag und Sonnabend kommt Fulda's Luftspiel Die wilde Jagd“ zur Aufführung. Am Donnerstag und Freitag finden die zwei letzten Wiederholungen des Lustspiels Der Registrator auf Reisen! start. Die erste Vor— stellung im zweiten Schiller ⸗Cyelus, Die Rauber“ ist für Sonntag, den 23. Januar, Nachmittags, angesett. Im Bürgersaale des Rathhauses findet morgen ein „Carl Löwe. Abend- statt.

Im Lessing ⸗Theat er beherrscht das Lustspiel Im weißen Rößl' von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg auch in der lommenden Woche den Spielplan. Die Novstät wird morgen, am Dienstag, Mittwoch, Donner tag, Sonnabend und am rächsten Sonntag gegeben, während Philipp Langmann's Drama. „Bartel Turaser am Montag und „Hans Huckebein am Freitag sowie am nächsten Sonntag Nachmittag zur Auffübrung gelangt. Als Nachmittagsvorstellung für den morgigen Sonntag wird Max Halbe'z Schauspiel . Jugend gegeben.

Der Wochen ˖ Spielplan des Belle Alliance Theaters kündigt

für Mittwoch, den 19. Januar, die Erstaufführung des von Eugen Zabel nach dem Russischen bearbeiteten Schauspiels Im Dienst‘ an. Das Stück wird am Freitag und am Sonntag, den 235. Januar, wiederholt. Kean, geht am Montag und Sonnabend in Scene. Romeo und Julia wird morgen, Bie relegierten Studenten am Dienstag und Der Bräutigam auf Probe! am Donnerstag gegeben. Als Nach= mittags. Vorstellungen ind ‚Die Grille“ für morgen und „Das Glatz Wasser' für nächsten Sonntag angesetzt.

Im Residenz⸗Theater wird morgen der Schwank Sein Trick zum fünfundzwanzigsten Male gegeben; Rachmittags wird Sardou's Schauspiel Odette aufgeführt.

Im Theater Unter den Linden wird von morgen bis ein— schließlich Mittwoch „„Der Bettelstudent gegeben. Am Donnerstag findet die erste Aufführung der Operette Die Göttin der Vernunft“ von Johann Strauß statt. Morgen Nachmittag geht „Orpheus in der Unterwelt“ in Seene.

Im Thalia. Theater geht am Sonnabend nächster Woche ein neuer Schwank, Ninetten's Hochzeit“ betitelt, in Scene. Bis dahin bleibt Das Opferlamm“ auf dem Spielplan.

Im Central Theater findet morgen die letzte Sonntags⸗ Auflührung der Ausstattungsposse „Berliner Fahrten‘ statt. Bie Novität „Die Tugendfalle' kommt im Laufe der nächsten Woche zur Aufführung.

Wie die „Neue freie Presse meldet, ist der Berliner Schrift steller Oy. Paul Schlenther provisorisch für vier Monate, also bis zum Schluß der Saison, zum Direktor des Hofburg -⸗Theaters in Wien ernannt worden. Dr. Schlenther tritt mit dem 1. Februar sein neues Amt an.

Der Musik⸗Schriftsteller Oz kar Eich berg, langjäbriger Musik⸗ kritiker des Berliner Börsen. Couriers ist am Donnerstag Abend nach längerem Leiden im Alter von 53 Jahren gestorben.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 15. Januar, S8 Ubr Morgens.

Statlonen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

Temperatur

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Schiller Theater.

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Montag: Bartel Turaser.

(Wallner Theater.) In Scene gesetzt vom Direktor W. Hasemann.

ü Ein Troypsen Gift. Abends 8 Uhr: Tie wilde Jagd.

Montag: Der König. Anfang 8 Uhr. , Dienstag: Die wilde Jagd. Anfang 8 Uhr.

Anfang 7 Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Central · Theater. Alte Jalobftr. 30. Dirertton: Rich. Schultz. Sonntag: Letzte Sonntags ⸗Auf⸗ führung. Emil Thomas, a. G. Berliner Fahrten.

Lessing. Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr Hurlegse Austzstaitungsposse in 6 Bildern von Die volkethümliche Preise; Jugend. Abends Jul. Freund und Wilb. Mannstädt. Musik von

Kapellmeister Jul. Cinsdsbßoser. Anfang 73 Uhr. Montag: Berliner Fahrten.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

W 12.

Berlin, Sonnabend, den 15. Januar

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ei fung Zeit vom 1. April 1897 bis zum

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Ueberhaupt Berlin, im Januar 1898.

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Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biest er.

Deutscher Reichstag.

er glaube, daß die Kommission die Sache in einer Weise behandeln werde, daß man zu einer Einigung komme; die Anstände, die gemacht

1898.

Abg. Dr. Rintelen (Zentr): Die Tendenz des Antrages, den Nacheid einzuführen und eine Reihe von Eiden überhaupt zu ver⸗ meiden, ist auch von mir schon bei früheren Berathungen durchaus ge⸗ billigt worden. Ich bin auch damit einverstanden, daß der Antrag an die bestehende juristische Kommission überwiesen wird. Soweit sich der Antrag auf die Strafprozeßordnung bezieht, kann er in die Anträge Lenzmann und Rintelen hineingearbeitet werden; der Rest kann als besonderes Gesetz erlassen werden.

Abg. Dr. Pieschel (nl): Auch bei dieser Materie liegt die Ge⸗ fahr vor, daß das, worauf es ung besonderg ankommt, nicht zu stande kommt, wenn es mit anderen Gegenständen verknüpft wird; ich komme darauf noch bei der Berathung der nächsten Gegenstände zurück. Was den vorliegenden Gegenstand betrifft, fo ist der Nacheid das Wesentlichste an der ganzen Sache; der Nacheid ist jedenfalls viel mehr geeignet, die Wahrheit zu erfahren als der Voreid. Man kann die Zeugen auf Grund der Akten hinweisen auf die Aussagen, die sie früher unter ihrem Eide gemacht haben, und sie davor warnen, einen fahrlässigen Falscheid zu leisten. Es fallt dem Richter sehr leicht, bei dem Voreide einen Meineid zu substantiieren. Er weiß aus den Akten, daß daz, was der Mann jetzt fagt, falsch ist; andere Zeugen haben das Entgegengesetzte ausgesagt. Ba kann man dann leicht die Akten zumachen und sagen: „Wir si⸗d fertig, Sie haben einen Meineid geschworen. Wenn aber der Eid hinterher⸗ kommt, dann kann er dem Mann sagen: Ueberlegen Sie sich noch mal die Sache!! Wenn er trotz seiner Wssenschaft der entgegengesetzten Thatsachen den Meineid ab— nimmt, ohne den Mann auf die früheren Ausfagen hinzuweisen, dann macht er sich in hohem Grade verantwortlich, vielleicht sogar strafbar. Das sind die Gründe, aus denen ich entschleden dem Nacheid den Vorzug gebe. Nach § 52 Abf. 1 des geltenden Gesetzes sind Geistliche, Rechttzanwalte und Aerzte berechtigt, das Zeugniß über Dinge za berweigern, die ihnen in Ausübung ihres Berufs als Geheimnisse anvertraut sind. Der dazu beantragte Zusatz besagt: Die Vernehmung dieser Personen ist, auch wenn das Zeugniß nicht verweigert wird, auf Thatsachen nicht zu richten, in Ansehung welcher erhellt, daß ohne Verletzung der Verpflichtung zur Verschwiegenheit ein Zeugniß nicht abgelegt werden kann.“ Dieser Antrag erscheint etwas unmotiviert, hat aber seinen historischen Entwickelungsgang. In der Kommission über die Strafprozeßnovelle wurde s. 3. bemerkt, daß, wenn z. B. ein Geistlicher die Aussage über ein Beichtgeheimniß verweigere, in dem Richter der Verdacht entstehe, daß der Geistliche etwas wisse, was dem Angeklagten zur Last zu legen sei. Dem ist eine gewisse Berechtigung nicht ab⸗ zusprechen. Der Abg. Schmidt⸗Warburg wollte diefes Dilemma durch den Antrag aus der Welt schaffen, daß unter dem Beicht⸗ geheimniß mitgetheilte Dinge niemals Gegenstand einer Ver—= nebmung sein dürften, sodaß der Geistlich? mit gutem Gewiffen den Eid leisten könnte, nichts verschwiegen zu haben, auch wenn er etwas wissen sollte. Aber einen gewissenhaften Mann würde diese Lösung doch immer ia ein Dilemma versetzen. Denn wenn er etwas weiß und fagen soll! Ich weiß nichts!“ so ist das immerhin eine thatsächlich' Unwahrheit. Dieser Ausweg hat also seine großen moralischen Gefahren, und ich glaube, daß auch kein katholischer Staat darauf eingehen könnte. Der Vorschlag des Antrages Salisch ist allerdings besser, aber immerhin noch eine zu weitgehende Konzession an eine von uns nicht zu Recht anerkannte Fiktion. Wenn ich auch anerkenne, daß für den Vorschlag etwas spricht, kann er doch so, wie er hier steht, nicht bleiben; vielleicht kann man dem Richter zur Pflicht machen, bei der Vernehmung eines Geistlichen zu sagen: Wenn ich über Sachen fragen sollte, die Sie nur unter Verletzung des Beichtgeheimnisses mittheilen können, mache ich Sie auf den Absatz 1 des § 52 aufmerksam. Es würde dann dem Geistlichen uͤberlassen werden, wie er dieser Auf⸗ forderung gerecht wird. Wir wünschen, daß der Antrag Salisch Gesetz wird. und deshalb wollen wir seine besondere Behandtung und nicht in Verbindung mit den übrigen Anträgen zur Strasprozeß⸗ ordnung. In der gestrigen Sitzung bin ich nach den Zeitungsberichten mißverstanden worden; ich soll gesagt haben: In gewisfe Schau= stellungen könne alle Mitglieder des Reichstages hingeben, ohne daß ihr Scham, und Sitklichkeitsgefühl verletzt würde. Das wäre eine schwere Beleidigung des Reichstages. Ich habe vielmehr gemeint: ohne Schaden an ihrer Seele zu nehmen. Jedenfalls hat mir jeder dolus einer Beleidigung des Reichstages gefehlt.

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Fhristiansund 6 Iftegen . ö : Text von Mosenthal, nach William Shakespeare's lenstag: Im weißen Vößl, In Vorbereltung: Die Tugendfalle. 2 ö. . 1 senthal, n sy 17. Sitzung vom 14. Januar 1898, 1 Uhr. worden, seien nicht so groß, daß man sich nicht darüber verstaͤndigen

Kopenhagen. 775 2 Dunst Stockholm. 1.67 4 bedeckt Haparanda . 749 3 halb bed.

Cork. Queens;

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775 . (bedeckt 776 bedeckt 778 1 bedeckt 776 S bedeckt 778 1 Nebel 776 3 Dunst 773 W bedeckt 769 4 bedeckt 776 Nebel 718 Nebel 778 bedeckt 777 3 Nebel 780 ill Nebel 778 bedeckt 779 wolkenlos 779 wolkenlos 771 halb bed. 775 bedeckt D wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Das Hochdruckgebiet, dessen Kern heute über Ungarn liegt, hat sich nordwestwämrtg nach den Srl en, Inseln ausgebreitet. Eine Depression von mäßiger

Max Grube.

746 Uhr. Opernhaus.

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Emil Götze, K

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Sonntag: Und Schauspielha

Mittwoch: E

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Dentsches

Tiefe liegt über Lappland, sodaß im Nord. und 2 Ubr! Tas Käthchen von Heilbronn. bends 7 Uhr: Johannes. Montag: Johannes.

Ostseegebiet Winde aus westlichen Richtungen vor⸗ berrschend sind. In Deutschland ist das Wetter ruhig, trübe und neblig ohne meßbare Niederschläge; in den nördlichen Gebietstheilen liegt die Morgen. temperatur über, in den südlichen, wo leichter Frost berrscht, unter dem Mittelwerth. Abkühlung für

das nördliche Deutschland demnächst wahrscheinlich. Deutsche Seewarte.

Theater. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern.

Dienstag: J

Richard Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur .., Deko⸗ rative Ginrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. im gFrieben . Kapellmeister Sucher. (Irene: Frau Marle Bossenburger, vom Hof ⸗Theater in Dresden,

als Gast.) Anfang 64 Uhr.

gleichnamigem Lustspiel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 17. Abonnement A. 3. Vorstellung. Zum ersten Male: Die Aufgeregten. Bon Johann Wolfgang von Goethe. Ergaͤnzende Bearbeitung von Felix von Stenglin. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur

Ehrenmitglied des Königlichen Schauspiels.) Anfang

Phantasien im Bremer Rathskeller. Donners

G. Symphonie Abend der Königlichen Kapelle. Sonnabend: Der Prophet. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Lefsing's Geburtstag. Minna von Barnhelm. Sonntag: Mutter Thiele. Neues Opern Theater. Sonntag: Die Geierwallh.

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 23 Uhr: Faust, I. Theil. Abends 7 Uhr: In Behandlung.

Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Dienstag: Mein Leopold.

Goethe · Theater. Bhf. Zoologischer Garten.

auß. 15. Vorstellung. Rienzi, der Letzte der antstr. 12. Sonntag, Nachmittags 3 Ubr; Die

Tribunen,. Große tragische Oper in 5 Alten von Journalisten. Übendz 7. Uhr: Zum ersten Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Vale KArleg * Frieden. ;

Montag (19. Abonnementg⸗Vorstellun ): Krieg

Dienstag: Tie Journalisten.

Vorstellung. Sonder⸗

(Die Gräfin: Frau Clara Meyer,

Dienstag: Baja zzi. Cavallerin Mittwoch: Martha. (Lyonel: Herr öniglicher Kammersänger, als Gast.)

user. Anfang 7 Uhr. Freitag:

ine.

us. Dienstag: Mutter Thiele. mont. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: eib. Freitag: Die Aufgeregten.

Theater. Sonntag, Nachmittags

ohaunes.

Mittwoch: Im weißen Rößl.

Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4a. / 6. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Die Laogenbrüder. Schwank in 3 Akten von C. Lauft und C. Kraatz. Regie: Hermann Werner. Anfang 74 Uhr. Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthümlichen Preisen: Trilby.

Montag: Die Logenbrüder.

Dienstag: Zum ersten Male: Familie. Lust— spiel in 3 Akten von Auguste Germain. Deutsch von Max Schönau. Vorher: Der Herr Kan⸗ didat. Schwank in 1 Akt von Ernst Berger.

Belle · Alliance · Theater. Belle. Alliancestt. / Sonntag: Romeds und Julia. Nachmittags: Die Grille.

Montag: Keanu.

Dienstag: Die relegierten Studenten.

Mittwoch: Zum ersten Male: Im Dienst.

Residenz · Theater. Direktion: Theodor Brandt. Sonntag. Nachmittags 3 KEhr: Zu halben Kassen preisen: Odette. Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen von Victorlen Sardou. Deutsch von Schelcher. Abends 77 Uhr: Zum 25. Male: Sein Trick. (Le True de S6raphin.) Schwank in 3 Akten von Maurice Desvallidres und Antony Marg. Uebersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Jacobson.

Montag und folgende Tage: Sein Trick.

Theater Unter den Linden. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Orpheus in der Unterwelt. Abends 75 Uhr: Der Bettelstudent. Operette in 3 Akten von F. Zell und Richard Gene. Musik von Carl Millöcker.

Montag: Der Bettelstudent. Donnerztag: Zum ersten Male: Die Göttin

der Vernunft von Johann Strauß.

Thalia · Theater. (Vormals: Adolph Gruft Theater) Sonntag: Das Opferlamm. Schwank

Konzerte.

Saal des Kuüniglichen Schanspielhauses. Sonntag, Mittags 12 Ubr: 11H. Ktammermu sik- Matinée von Halir, Exuer, Müller, Dechert.

Sing Akademie. Sonntag. Anfang 8 Uhr: Lieder ⸗Abend von Selma Nicklaß⸗Kempner.

Philharmonie. Montag, Anfang 79 Uhr: I. Konzert des Phiiharmonischen Chors. Dirigent: Siegfried Ochs.

Saal Bechstein. Senntag, Anfaag 71 Uhr: II. Konzert von Emilie und Gabriele Christ⸗ mann (Gesang). Mitwitkung: Herr Mibert Schilling (Cello).

Montag, Anfang 73 Ubr: IV. Schüler Auf⸗ führung des Stern'schen Konservatoriums.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gabriele Trützschler von Falkenstein mit Hrn. Sec. Lieut. Arthur Krause (Lissa i. P.— Rawitsch).! Frl. Margarete Giesler mit Hru. Prem.⸗Licut. Franz de Dumas de LEspinol (Schloß Falkenlust b. Brühl Ehrenbreitstein). Comtesse Irma Bethusy⸗Huc mit Hin. Regierungs⸗ Referendar und Sec. Licut. d. R. Dr. jur. Fritz Hegenscheidt (Deschowitz O. S. Düssel dorf).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem. Lieut. Swidom (Charlottenburg). ;

Gestorben: Hr. Oekonomie Rath Julius Wenzel (Schedlau).

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

in 3 Akten von Ogcar Walther und Leo Stein.

leinschließlich Bötsen Beilage).

Auf der Tagesordnung steht als erster Gegenstand die Fortsetzung der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend Aenderungen der Zivilprozeßordnung und eines dazu gehörigen Einführungsgesetzes.

Abg. Beckh (fr. Volksp.,) spricht zunächst seine Befriedigung über die Vorlage aus und bestreitet, daß in derselben irgend welche Animosität gegen den Stand der Rechtsanwalte enthalten fei. Die deutsche Zivilprozeßordnung, die so vielfach getadelt sei, während die alte preußische Gerichtsordnung gelobt wurde, habe sich durchaus bewährt, wie Redner, der auch unter der alten bahe— rischen Prozeßordnung als Anwalt gearbeitet habe, aus eigener Erfah— rung bestä igen könne. Abg. Beckh wendet sich fodann polemisterend geen die Redner, welche an dem früheren Verhandlungstage gesprochen haben, namentlich gegen den Abg. Gamp, der bewiesen habe, daß er von der Sache nichts verstehe, dadurch, daß er meinte, der Vortermin könne auch auf die Urkundenprozesse angewendet werden, während doch selbst für einen Rechtsanwalt die Er—⸗ langung eines Urtheils im Urkundenprozesse schwierig sei. Ueber⸗ haupt sei die Durchführung des Parkteiprozesses durchaus nicht möglich; es müßten dann in den Landgerichten dreimal fo viel Richter sitzen als jetzt, wenn die Prozesse so schnell erledigt werden sollten wie jetzt unter dem Anwaltszwang. Mit der Einschiebung des §z 49a erklärt sich der Redner einverstanden; es sei nur zu bedauern, daß bloß die passive Rechtsfähigkeit der Vereine eingeführt werden solle, nicht auch die aktive Rechtsfähigkeit, die Berechtigung zur Klage⸗ erhebung. Bezüglich der Rechtskonsulenten stehe er auf dem Stand- punkte, daß dieselben bei den Amtsgerichten zugelassen werden sollen, 6 nicht unsaubere Manipulationen derselken zu Tage treten.

mmerhin sei, die Schaffung gewissermaßen einer weiten Kategorie von Anwalten bedenklich, deshalb müsse die Sache etwas anders geregelt werden als in der Vorlage. Der Vortermin sei daz allerzwelfelhafteste an der ganzen Vorlage, wenngleich dadurch viel- leicht etwas an den Kosten gespart werden könne. Der Vortermin würde häufig nur eine Verschleppung mit sich bringen, well dem Vortermin doch in den meisten Fällen ein späterer Termin nachfolgen müsse. Was man durch den Vortermin erreichen wolle, sei durch die Vorschriften über den Vergleich schon jetzt im Gesetz vorhanden. Der wichtigste Punkt der Vorlage sei die Erhöhung der Revistonsfumme.

erbei müsse in erster Linig das Interesse der Rechtsuchenden ent⸗ cheiden. Die Rücksicht auf das Reichsgericht könne dabei nicht maßgebend ein. Wenn schon sechs Senate bei demselben bestehen, dann komme es auf zwei oder drei mehr wirklich nicht an. Die Belastung des Reichs⸗ gerichts sei allerdings gestiegen, aber das werde immer der Fall fein mit der Zunahme der Bevölkerung. Wenn vorgeschlagen worden sei, die Gesetze, welche durch das Bürgerliche Gesetzbuch abgeschafft werden, nicht mehr, für revisibel zu erklären, so würde das vollsländig falsch sein. Verträge, die auf den alten Gesetzen beruhten, würden noch jahrelang nach dem 1. Januar 1900 gelten, und man könne sie nicht schlechter im Recht stellen als bisher. Schließlich erklärt Redner,

könnte, denn in den Hauptyunkten sei man einig.

Damit schließt die Debatte.

Die Vorlage wird der schon bestehenden juristischen Kom⸗ mission überwiesen.

Es folgt die erste Berathung des Antrages der Abgg. von Salisch (d. kons.) u. Gen, betreffend die Einführung des Nacheides

Abg. von Salisch erinnert an die früheren Verhandlungen über die Novelle zur Strafprozeßordnung, bei denen man von allen Seiten darauf hingewiesen habe, daß durch die Vereidigungen der Zeugen vor ihrer Aussage die Gefahr der Vermehrung der Meln— eide herbeigeführt würde. Der Richter sei sogar gezwungen, Eide abzunehmen in dem Falle, wo die Aussagen der Zeugen durchaus keine Bedeutung hätten. Es müsse dafür gesorgt werden, daß die Ableistung des Eides mit größerer Feierlichkeit erfolgen könne. Die falsche Aussage müsse unter Strafe gestellt werden.

Abg. Lenz mann (fr. Volksp.): Meine Freunde sind mit dem Inhalt des vorliegenden Antrags vollständig einverstanden. Es würde sich vielleicht empfehlen, die Debatte über diesen Antrag mit der Debatte über die Anträge Rintelen und Lenzmann wegen Wiedereinführung der Berufung ꝛc. zu vereinigen. Der Eid in seiner jetzigen Form ist weniger geeignet, die Wahrheit zu garantieren, als das frühere Verfahren in Preußen, welches den Nacheid hatte. Daß dieser besser ist als der Voreid, darüber besteht unter den Juristen wohl kein Zweifel; es ist unerträglich, daß der Richter sich zum Theilnehmer eines Meineids machen muß, wenn er einen Zeugen vereidigt, dessen Aussage ihm unwahr erscheint. Der Eid sollte überhaupt möglichst da abgeschafft werden, wo die Aussage des Zeugen glaubhaft erscheint. Darüber haben in erster Linie die Parteien zu entscheiden, im Zivilprozeß die streitenden Parteien, im Strafprozeß der Staatsanwalt. Diese Parteien sollen nicht gejwungen werden können, auf den Eid zu verzichten, wenn sie die Beeidigung einer Aussage für nothwendig in ihrem Interesse halten. Da wir gewisse Richter haben, welche den Sozialdemokraten den Respekt vor dem Eide absprechen, so darf es nicht in der Hand des Richters allein liegen, ob er die Beeidigung unterlassen will. Dann würden die nach Millionen zählenden Sozialdemokraten nicht mit dem Schimpf belastet werden, daß sie nicht zum Eide zugelassen werden. Hier muß nicht die höhere Weisheit des Richters entscheiden, sondern der Wille der Parteien. Darin unterscheiden wir uns von dem Antrage des Herrn von Salisch. Ich hoffe aber, daß wir uns über diese Frage verständigen können. Wird der Antrag von Salisch angenommen, so wird auf großen Gebieten der Nacheid eingeführt. Die Annahme des Antrages wird die Regierung dementieren, welche bei der freiwilligen Gerichts⸗ barkeit den Nacheid abgelehnt hat, weil man nicht auf einem einzelnen Gebiete damit vorgehen könne. Und dabei steht der Nacheid schon in dem Entwurf der Militär ⸗Strafprozeßordnung, die allerdings in diesem Punkt der Zwviljustiz voraus ist.

Abg. Stadbthg gen (Soz.): Ich bejweifle, daß der Antrag dazu dienen werde, die Meineide zu vermindern, wenn er auch vielleicht geeignet ist, die Zeugen zu schützen vor den Richtern, die sich ihrer Verantworklichkeit nicht voll bewußt sind. Nach unserer Anschauung folgt die Verpflichtung, die Wahrheit zu sagen, aus den Pflichten des Einzelnen gegenüber der Allgemeinheit. Es wird auf die starke Ver= mehrung der Zahl der Meineide hingewiesen. Die Meineide find am stärksten in Ostpreußen und Westpreußen und nehmen ab, je mehr in einem Bezirk die Zahl der Sozialdemokraten zunimmt. Redner weist auf einen Vorfall aus der Praxis eines der Mitantragsteller des Antrages von Salisch (des Abg. Himburg) hin, in welchem ein Arbeiter wegen Meineides verurtheilt worden sei, und fährt dann fort: der Richter, der nicht alle Maßregeln trifft, daß der Zeuge keinen Meineid leistet, steht nicht anders da als ein Anstifter zum Meinesd. In einem Falle wurde die Aussage eines Zeugen als nicht maß— gebend erachtet, weil er Sozialdemokrat sei und weil die Sozial- demokratie unter Umständen den Meineid entschuldigte. Dem gegen= über genügt es nicht, gesittet Pfui. zu rufen; dieser Gesinnungs— rohheit gegenüber müssen Strafbestimmungen erlassen werden, um die Freiheit der politischen Gesinnung zu sichern. (3Zwischenruf des Abg. Dr. Kropatscheck) Herrn Kropatscheck möchte ich be⸗ merken, wie die Kreuzjeitung' über den Eid geurtheilt hatte. Der Rundschauer schrieb damals, daß der Eid auf die Verfassung nicht gelten könne, weil ein Eid, der gegen Gottes Willen fich richte, nicht bindend sei; die Könige staͤnden aber in Gottes Hand, und deg⸗ halb könnten sie durch die Verfassung nicht gebunden werden. Die mehrfachen Vorfälle, in denen Sogztaldemokraten vom Richter oder Staaisanwalt wegen ihrer Gesinnung schlecht behandelt sind, bringen ung dahin, daß wir nicht dafür stimmen können, daß die Zeugen allein nach dem Willen des Richters vom Eide ausgeschlossen werden können. Denn es 65 nicht nur schlechte, sondern sogar böt⸗ willig schlechte Richter in Deutschland. Der Angeklagte hat ein Recht darauf, nach dieser Richtung hin Anträge zu stellen. Cbenso wenig können wir dem justimmen, daß im Vorverfahren die Beeidigung vor⸗ genommen wird, wo die Garantie der Oeffentlichkeit nicht vorhanden ist. Eine Quelle des Meineids ist auch die Bestimmung, daß Be⸗ amte ihre Aussagen einschränken können, sobald daz Wohl des Staats dabei in Betracht kommt. Die Beziehungen der Polizei zu den Agenten und Spitzeln sind ebenfalls ein Mittel, die Wahrheit zu derschleiern und Meineide zu prozozteren. Wenn man ehrlich die Verminderung der Meineide herbeiführen will, dann müßten die Fälle beseitigt werden, in denen i . berlangt wird, namentli der Jeugnißzwang gegen die Presse. Auf dem Lande besteh die Meinung, daß die Gendarmen gern als Jeugen aufträten, weil sie dafür Gebühren erhalten. Gin utz gegen Belastungs zeugen und die Unterstellung der Gendarmen unter die ordentlichen Gerichte ist We nothwendig. Die Zeugen müssen auch geschützt sein gegen Beschimpfungen und Schmähungen feitenz der Stagtsanwalte, deren schon mehrere vom Reichsgericht deswegen verurtheilt sind. ie besondere Bestrafung der unbeeldigten, wissent⸗˖