und muß mich dagegen verwahren, daß solche tbatsächlichen Angaben, die ich nicht verifizieren kann, hier mit Augdrücken belegt werden, wie Rohhelt und Slandal. Ich muß die Verwaltung und die Beamten dagegen in Schutz nehmen, daß derartige beweislose Anklagen gegen
sie erhoben werden. . r Der Herr Abgeordnete hat dann Bezug genommen darauf, daß
in einem bestimmten Fall der Weg der Beschwerde, den ich im verigen SZahre hier im Hause den Betheiligten angerathen habe, beschritten sei, aber obne Erfolg; ein Gefangener habe sich an den Königlich preußlschen Herrn Minister des Innern gewendet und habe einen Be⸗ scheid bekommen, dessen Inhalt er als Ironie bezeichnete. Ich kann dagegen nichts machen, wenn der Herr Abgeordnete den amtlichen Be⸗ scheid dahin versteht, ich verwahre nur den preußischen Herrn Minister des Innern dagegen, daß er bei Beurtheilung einzelner Beschwerde⸗
fälle von derartigen Stimmungen sich leiten läßt. Ich bin überzeugt, wenn man der Sache auf den Grund geht, dann werden die Dinge wohl etwas anderz liegen, und ich frage auch hier wieder den Herrn Abgeordneten, weshalb er denn nicht die Güte gehabt hat, wenigftens über diesen Fall mir vorher Mittheilung zu machen, bei dem er sich doch nicht damit entschuldigen kann, daß er der herkömmlichen Ordnung der Dinge entspreche, da nach seiner eigenen Erklärung doch nur ausnahmsweise der Beschwerdeführer sich an den Minister des Innern gewendet hatte. Weshalb ist mir von diesem Fall nicht Mittheilung gemacht? Dann wäre ich in der Lage gewesen, entweder dafür zu sorgen, daß das preußlsche Ministerium des Innern hier vertreten war, oder meinerseits Informationen einzuziehen. Ich glaube, dann würde das hohe Haus von diesem Falle auch eine etwas andere Meinung bekommen, als sie der Herr Abg. Auer in gutem Glauben, wie ich nicht bestreite, dem Hause hier vertreten hat. Meine Herren, solche Dinge lassen sich nicht auf Grund einseitiger Plaidoyers erledigen. Wenn Sie wünschen, daß das hohe Haus sich in diesen Dingen ein Urtheil bilde, dann setzen Sie uns in die Lage, auch die Vertheidigung zu führen; die Vertheidigung kann aber nicht geführt werden, wenn Sie mit derartigen Ueberraschungen an uns herantreten. Wir können verlangen, und das hohe Haus kann ver⸗ langen, daß sein Urtheil angerufen wird auf Grund einer erschöpfenden Darstellung des Sachverhalts, und die wird nicht gegeben durch eine einseitige Parteidarstellung.
Königlich sächsischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Hr. Rüger: . Meine Herren! Der Herr Abg. Auer hat seine Behauptung, daß es bei der Behandlung politischer Gefangener in Deutschland an der erforderlichen Humanität fehle, unter anderem auch durch einige Beispiele aus Sachsen zu beweisen versucht. Er hat zu⸗ nächst auf einen Fall Bezug genommen, wo er sich darüber beschwert, daß Redakteure — er sagt, es wären politische Gefangene — in Beziehung auf die Beschäftigung verschieden behandelt worden seien. Ich bin mit dieser Sache nicht befaßt gewesen und bin nicht in der Lage, über diesen Fall, der hier zum ersten Mal zu meinem Gehör kommt, irgend welche Auskunft zu geben. Wenn der Herr Abg. Auer glaubt, daß eine Verschiedenheit statt⸗ gefunden hat und wenn er bemerkt, daß er einen Grund dafür nicht einsehe, so sollte ich meinen, daß der Umstand, daß der Herr Abg. Auer keinen Grund für eine Verschiedenheit einsieht, keinen Beweis dafür abgeben kann, daß nicht trotzdem ein solcher vorhanden gewesen sei (Lachen bei den Sozialdemokraten). Ueber den Fall deg Ne dalteurs Schulje bin ich etwas genauer informiert, weil ich dienstlich mit der Sache zu thun gehabt habe. Der Sachverhalt ist etwas anders, als der Herr Abg. Auer angeführt hat, und die Schlußfolgerungen, die der Herr Abgeordnete auß dem Vorkommnisse ableitet, sind ganz falsch. Der Herr Schulze, ein junger 23 jähriger Mensch, zuletzt, so viel ich weiß, Redalteur der - Sächsischen Arbeirer⸗ Zeitung“, bis kurze Zeit vorher ein Bäckerlehrling — in. deß kommt es ja darauf nicht an — ist, verurtheilt worden ju längerer Gefängnißstrafe wegen Majestätsbeleidigung und wegen anderer Beleidigungen, Im August v. J. sollte er zu einer Berufungsderhandlung nach Dresden an das dortige Gericht transportiert werden. Er hatte zu dieser Zeit noch 17 Monate Ge— fängniß in der Strafanstalt Hoheneck zu verbüßen, also eine ver⸗ hältnißmäßig lange Strafe. Der Weg von Hoheneck nach Dresden ist so weit, daß der Transport nicht anders angetreten werden konnte als vor Tagesanbruch und nicht anders beendet werden konnte als bei bereits eingetretener Dunkelheit. Für diesen Fall schreiben unsere sächsischen Bestimmungen, und zwar in ganz zweckmäßiger Weise vor, daß zur Verhütung eines Fluchtversuchs der Ge— fangene gefesselt werden müsse. Ein weiterer Grund lag darin, daß, wie allgemein vorgeschrleben ist, ein Gefangener auf dem Transport gefesselt werden muß, wenn Fluchtverdacht vor⸗ liegt. Meine Herren, dieser Schulze war vor seiner Einlieferung der Flucht dringend verdächtig. (Zarufe bei den Sozialdemokraten.) Er mußte in Untersuchungs haft genommen werden und sein Gesuch, gegen Sicherheitsleistung aus der Haft entlassen zu werden, wurde in zwei richterlichen Instanzen abgewiesen. (Zurufe bei den Sozialdemokraten.) — Dies beweist doch jedenfalls so viel, daß Schulze der Flucht ver—⸗ dächtig war. (Lachen und Zurufe bei den Sozialdemokraten.) — Sie können mich ja nachher widerlegen, Herr Bebel. (Zuruf) Dann war es einer Ihrer Genossen; bitte um Verzeihung. (Heiterkeit.) Der zu Transportierende war überdies ein junger, 23 ähriger, körper— lich gewandter Mensch, und nun frage ich: wie soll es möglich sein, einen Gefangenen gegen Flucht zu sichern, wenn der Transport über einen belebten Bahnhof gehen muß, wie das in Dresden der Fall ist?
ur Sommerzeit namentlich ist der Dresdner Bahnhof sehr belebt. er Traneport ist aber mit möglichster Schonung vorgenommen worden. Es ist richtig, daß Schulze in der gewöhnlichen Weise ge—⸗ fesselt gewesen ist, nämlich mit einer Kette um den Leib unter der Weste. wo man sie nicht geseben hat; (Lachen und Zurufe bei den Sozialdemokraten) an dieser Kette war mit einer leichteren Kette der eine Arm Schulze's befestigt. (Heiterkeit. Die beiden Ketten, meine , sind etwa J Pfund schwer. Es kann also da von einer inhumanen Behandlung gar nicht die Rede sein. In Dresden hat der Traneporteur auf Schulze's Wunsch eine Droschke genommen und darin den Mann nach dem Gefängniß gebracht; ebenso ist nach Beendigung der Haupt⸗ verhandlung auf dem Rückwere nach dem Bahnhofe verfahren worden. Von der Fesselung hätte überhaupt niemand etwas gemerkt, wenn nicht in dem Moment, als die Droschke in die Straße einbog, wo das Gericht liegt, ein Freund Schulze's vorbeigegangen wäre, dem er absichtlich die Kette gezeigt hat. (Große Heiterkeit. Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Ich weiß nicht, warum das Ihre Heiterkeit er⸗ — Ich sinde in diesem Vorgang einen Beweis dafür, Schulie nicht in der Weise gefesselt worden ist, daß eg zum öffentlichen Skandal gerescht hätte, wie hier be—⸗ hauptet worden ist. Also, meine Herren, ich muß annehmen, daß in diesem Falle die Fesselung durchaus zweckmäßig und noth— wendig gewesen ist. Daß die Art der Fesselung nicht angemessen oder ihn besonders bedrückend gewesen sei, hat 6 selbst nicht be⸗ harptet. Er hat sich nur darüber beschwert, daß er überhaupt gefesselt worden ist, aber nicht darüber, daß die Ketten zu , gewesen sind. Ich glaube also nicht, meine Herren, daß hier irgend ein Vorwurf begründet ist. Die Beamten, die mit dem Transport solcher Gefangenen befaßt sind, sind ebenso berechtigt, wie verpflichtet, dafür zu sorgen, daß der Gefangene nicht entweicht; tbun sie dies nicht, so drohen ihnen Kriminaglstrafen, denn auch da fahrlässige Entweichenlassen ist unter Strafe gestellt. So lange wir einen Ge⸗ angenen in der Gefangenen ⸗Anstalt haben, thun Mauer, Schloß und tegel das ihrige. Sobald das aber nicht mehr der Fall ist, muß
irgendwelche andere Vorkehr getroffen werden, um die Flucht zu ver⸗ hindern. Wie dag anders gemacht werden soll, darüber bitte ich die Herren um Aufklärung. Ich selbst weiß es nicht.
Königlich württembergischer Bevollmächtigter zum Bundesrath von Schicker: Meine Herren, der Herr Abg. Auer hat aus Mangel eines Anlasses, eine württembergische Behörde der inbumanen Behandlung eines Gefangenen zu beschuldigen, einer württembergischen Behörde vorgeworfen, daß sie in übermäßiger Weise einen Gefangenen human behandelt, eine zu große Milde gegen ihn an den eg f gt habe. (Heiterkeit Nun hat der Herr Staatssekretär des Reichs⸗ Justijamts bereits darauf hingewiesen, daß es sich in dem gegebenen Falle um den Vollzug einer Festungshaft handelt und schon deswegen eine gewisse Milde geboten war. Aber ich gebe zu, daß, wenn alles das wörtlich richtig wäre, was der Abg. Auer aus dem Beobachter“ mit- getheilt hat, man vielleicht der Meinung sein könnte, daß man mit etwas zu viel Milde verfahren wäre. Ich bin nun nicht in der Lage, über diese Sache genau informiert zu sein; ich meine nur, daß, wenn die Thatsache sich wirklich so verhielte, und sich daraus haͤtte ein Vorwurf herleiten lassen, es doch ganz klar gewesen wäre, daß die zahlreichen ,,, d. des Beobachters — die Herren wissen ja, daß der „Beobachter! ein Organ der Volkepartei ist — in der Abgeordneten⸗ Kammer Veranlassung genommen hätten, diese Be⸗ schwerde zum Gegenstand einer Aussprache zu machen. Eg ist mir aber nichtz davon bekannt, daß dies geschehen sei; ich muß alfo an⸗ nehmen, daß es sich in diesem Falle um eine Anschuldigung handelt, die gegen die Behörden in ungerechtfertigter Weise vorgebracht ist. (Zuruf bei den Sozialdemokraten). Ich würde nun, wenn Herr Auer vorher uns davon Kenntniß gegeben hätte, daß er das vorbringen wollte, trotzdem ich sagen könnte, daß es sich hier um eine Sache handelte, die vor den Landtag, nicht vor den Reichstag gehörte, es nicht unterlassen haben, mich in meiner Heimath zu erkundigen, wie es sich mit der Sache verhielte. Da ich dazu keine Gelegenheit bekommen habe, erübrigt weiter nichts, als zu erklären, daß mir die Behauptungen, wie sie aus dem „Beobachter“ mitgetheilt worden nd, in höchstem Maße unglaubwürdig erscheinen, und ich sie in brede stellen muß, bis erst Beweise dafür gebracht sind. Ich nehme an, daß es sich hier auch um einen jener Fälle handelt, die schon öfter vorgekommen sind, daß der „Beobachter“ sich zu leicht auf Beschuldigungen, die ihm von irgend einer Seite zugetragen sind, eingelassen und diese im Widerspruch mit den Thatsachen in seinem Blatt aufgenommen hat. ; — Abg. Trimborn (Zentr.) empfiehlt für den nächsten Etat eine stärkere Besetzung der Reichsgerichtssenate, die sich als überlastet er⸗ wiesen hätten.
Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieberding: Meine Herren! Ich bin sehr gern bereit, die gewünschte Er klärung abzugeben. Die Bedeutung der Sache rechtfertigt es durchaus, auf alle Mittel zu sinnen, die geeignet sein können, die großen Rest⸗ massen zu erledigen, die jetzt bei dem Reichsgericht ruhen. Ob das Mittel, welches der Herr Vorredner angeführt hat, in der That in ausreichender Weise dazu beitragen wird, das lasse ich vorläufig dahin⸗ gestellt. Ich erlaube mir nur darauf hinzuweisen, daß die Vermehrung der Zahl der Richter in den einzelnen Senaten doch ihre Grenze findet an der Leistungsfähigkeit der Senats⸗Präsidenten. Denn mit der Vermehrung der Urtheile, die von der vermehrten Zahl der einzelnen Richter eines Senates zu erwarten ist, vermehren sich naturgemäß auch die Aufgaben des Präsidenten, und da die Präsidenten jetzt schon sehr stark belastet sind, so wird von dem Mittel, welches der Herr Vorredner angedeutet hat, vielleicht doch nicht in dem Um⸗ fange Gebrauch gemacht werden können, wie er es anscheinend wünscht. Aber ich erlaube mir nur dieses Bedenken anzudeuten. Wir werden gern bereit sein, den Weg, den der Herr Antragsteller bezeichnet hat, in nähere Erwägung zu ziehen.
Nach 6 Uhr wird darauf die weitere Berathung des Etats der Justizverwaltung bis Dienstag 2 Uhr vertagt. (Außer⸗ dem Etat der Reichspost⸗ und Telegraphen verwaltung.)
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
11. Sitzung vom 31. Januar 1898. Das Haus setzt die zweite Berathung des Staats— haushalts⸗Etats für 1898/ñ99 bei den dauernden Ausgaben der landwirthschaftlichen Verwaltung fort. . Ueber den ersten Theil der Debatte ist gestern berichtet worden. Abg. von Riepenhausen (kons.): Die programmatische Er⸗ klärung des LanFwirthschafts-Ministers ist mit großer Freude zu begrüßen; sie zeigt, daß die Interessen der Landwirthschaft bisher nicht genügend wahrgengmmen sind. Es ist nicht richtig, daß wir mit unserem Schutz der Landwirthschaft an der Spitze aller Kultur⸗ staaten marschieren. Frankreich hat z. B. einen Zoll auf Schweine von 9,60 A, wir nur einen solchen von 5 M Die Gewährung des Lombardkrerits der Reichsbank für die kleine Landwirthschaft läßt noch immer auf sich warten. Der Seuchenschutz ist schon genügend er⸗ wähnt. Die lange Lagerung großer Beslände an Getreide in den Transitlagern, die unverzollt sind, hindert die Bildung des richtigen Preises für das inländische Getreide. Die Zolltredite sind zwar auf kürzere Zeit beschränkt, aber noch immer nicht ganz aufgehoben. Die Pflicht zur Rückerstattung der Grundsteuerentschädigung trifft zum großen Theil den mittleren und kleinen Grundbesitz und wirkt auf 60 Jahre wie eine neue Grundsteuer. Auch Professor Dernburg, kein Agrarier, hat sich im Herrenhause gegen die Rückerstattung ausgesprochen. Aller⸗ dings sagte der Finanz⸗Minister eine milde Handhabung des Gesetzes zu; mir sind aber doch Klagen darüber zugegangen. Das Abgeordneten⸗ haus und das Herrenhaus haben überein stimmend ein Gesetz über Auf hebung der Ruͤckerstattungspflicht angenommen; warum ist das nicht zur Allerhöchsten Santtion vorgelegt worden? In Frankreich herrscht eine zielbewußte Agrarpolitik bei allen Parteien. Ich bitte, vor Ab⸗ schluß neuer Handelsverträge recht bald mit Frankreich in Unter⸗ bandlungen zu treten, um sestzustellen, in welchen Punkten wir mit Frankreich Hand in Hand gehen können.
— Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer⸗ stein: —
Meine Herren! Ich bedaure, ablehnen zu müssen, die an mich gerichtete Frage zu beantworten; sie betrifft nicht das landwirthschaft⸗ liche Ressort, sondern das des Herrn Finanz ⸗Ministers. Ich nehme an, daß zu gelegener Zeit der Herr Finanz⸗Minister bereit sein wird, die Frage zu beantworten.
Auf die übrigen Ausführungen des Herrn Vorredners einzugehen, finde ich keinen Anlaß.
Abg. Eng elsmann (nl.) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Neblaug. und Kellerlausgefahr für unseren Weinbau und tritt für eine Repision des Weingesetzes ein. Bis 1891, führt er aus, unterla die Weinfabrikation dem Nahrungsmittelgesetz, das aber namentli in Preußen lax gehandhabt wurde. Infolge dessen traten ganz un⸗ sichere Zustände ein, sodaß man auf den Erlaß eines besonderen Wein⸗ gesetzes drang, und so kam 1892 das unglückliche Weingesetz zu stande, das im Vollzmund das analysenfeste Gesetz genannt wird. Ein auf der Chemie beruhendes Weingeseß kann niemals seinen Zweck er⸗
herauggebtldet; es schädigt sowohl die inzer wie die soliden
andere Vorschläge zur Abänderung des Weingesttzes gem Vorschlag des Hine der Landwirthe bern i er g bel an n. wir nicht wollen. Der Staats selretär Graf Posadowsky hal im Reichttage die Kontrole für unmöglich erklärt und gesagt, es müßten erst die weiteren Erfahrungen des Landes Sekonomle! Kollegiums in 6 abgewartet werden. Etz muß möglichst bald vom preußischen andwirthschafts ⸗Minister eine Konferenz von Sachverständigen zu⸗ sammenberufen werden, damit unser Winjerstand erhalten wird Geheimer Ober ⸗Regierungs Rath Hr. Hermes erwidert auf Bemerkungen deg Abg. von Riepenhausen, daß die Gleichstellung der landschaftlichen Pfandbriefe mit den Staats. und Reichspapieren am 1. Juni v. J. erfolgt sei. Geheimer Regierunge- Rath Dr. Müller theilt mit, daß alle einzelnen Vorschläge zur Abänderung dez Weingesetzes geprüft und auch die sachverständigen Weinintereffenten zu den Konferenzen heran⸗ gejogen werden würden. Abg. Dr, Hahn (b. k. F): Es handelt sich in dieser Frage um eine Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und um einen Schutz gegen das Ausland. Der Bund der Landwirthe hat volles Verständniß für diese Frage, und hoffentlich gelingt es, sie im Interesse der Winzer ju lösen. Zu den kleineren Mittein gehört guch die Bekämpfung der amerikanischen Fleischein fuhr. die Amerikaner sind sehr unzuverlässig in ihren Attesten über die Gesundheit des exportierten Fleisches. Neuerdings werden viele Lebern, Rinder⸗ und Schwelnelcbern, vom Ausland ein— geführt, die minderwerthig und gesundheitsschädlich sind. Entweder muß diese Einfuhr ganz verboten oder unter genügende Kontrole ge⸗ stellt werden. Unsere Pferdezucht muß ferner gegen die wachfende amęerikanische Pferdeeiafuhr geschützt werden. 65. das unerhört rücksichtelofe Amerika müsfen wir alle zulässigen Mittel anwenden. Hamburg hat nur eine Quarantäne sür Pferde von einer Woche, Preußen eine solche von vier Wochen. Angesichts der Ein⸗ schleppung. der Rotzkrankheit hätte Preußen Hamburg zwingen müssen, die Quarantäne zu verlängern. Etz fragt fich, ob die Prinzipien unserer Pferdezucht überhaupt die richtigen sind, ob wir nicht zu großes . auf die Zucht des Militärpferdes legen und die Ansprüche der, Landwirthschaft auf einen kaltblũtigen Schlag vernachlässigen. Wir sind schon zu einer Ueberproduktion an Remonten gekommen, die nicht wünschenswerth ist. Wir müssen die Kaltblutzucht mehr fördern, namentlich müssen fich die Landwirth— schaftskammern dieser Aufgabe annehmen. Üeber die Körordnung in Westpreußen sind die Ansichten getheilt; ich empfehle dem Minister die Petition um Abänderung derselben zur Erwägung. Die preußische Regierung steht nicht mehr auf dem Standpunkt, den sie zur Zeit des Abschlusses der Handels verträge einnahm; wir müssen aber immer wieder darauf aufmerksam machen, wie unrichtig die Handels- vertrage politik gewesen ist. Die drei Landräͤthe in Hannover sind nicht vom Bund der Landwirthe zur Unterzeichnung des Wahlaufrufs. veranlaßt worden, sie haben freiwillig unter⸗ schrieben. Wir verlangen garnicht die Mitwirkung der Ver— waltung6behörden. Wenn diese neutral bleiben, werden wir am besten mit unseren politischen Angelegenbeiten in Hannover fertig werden. Zur Aufhebung der Zollkredite sollte die preußische Regierung ihren Einfluß im Bundesrath geltend machen. Unterbleibt die Grenzsperre
gegen Rußland etwa aus politischer Rücksichtnahme auf Rußland?
Dle Gemeindelasten, die Lasten der Acbeiterwohlfahrtsgefetze, die Ver— sicherungsgesetzgebung drücken schwer auf der Landwirthschaft In der Previnz Hannover betragen die Lasten der Alters, und Invallditäts⸗ versicherung K der Grundsteuer, und im Beharrungszustande werden sie auf 820/90 der Grundsteuer gestiegen sein. Rechnet inan dazu die hohen Arbeits löhne, so ist auch die Lage der Landwirthschaft im Westen mindestens ebenso schlimm wie im Osten. Die Industrie hat sich unter viel günstigeren Berhältnissen entwickelt. Auch in der Indusirie nimmt die Erkenntniß schon zu, daß es mit der Landwirihschaft so nicht weitergehen kann. Es wird aber nicht eber besser werden, als bis das landwirthschaftliche Ressort alle nur möglichen Mittel durch⸗ führt, die kleinen Mittel und den Schutz gegen die Konkurrenz des Aut landes. Möge der Landwirthschafts⸗Minister und die preußische Regierung ihren Einfluß im Bundesrath dahin geltend machen, daß wir zu einer anderen Wirthschaftspoltik kommen. Redner bemängelt auch noch die Art der Untersuchung der Pferde bei der Einfuhr an der Grenze und führt einen Fall an, in dem durch Ver hökerung einiger nach Oberschlesien eingeführter Schweine die Maul⸗ und Klauen⸗ seuche eingeschleppt worden sei.
f Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ tein:
Meine Herren! Ich werde ein paar Worte auf dasjenige er⸗ widern, was der geehrte Herr Vorredner vorgetragen hat.
Derselbe hat die Unzulänglichkeit der Trichinenschau in Amerika mit Rücksicht auf die sanitären Bedenken be⸗ mängelt. Ferner hat derselbe auf eine gesundheitsgefähr⸗ liche Einfuhr von amerikanischen Lebern hingewiesen und hat dabei seinerseits schon darauf hingewiesen, daß eigentlich diese Frage, weil eine sanitätspolizeiliche, den Landwirthschafts⸗Minister nicht, sondern den Herrn Kultus⸗Minister anginge; der Herr Vor⸗ redner hat sie angeblich nur hervorgehoben, um mich über diese Dinge zu instruieren. Meine Herren, diese Angelegenheiten sind mir vollständig bekannt; die dagegen zu ergreifenden Maßregeln sind Gegenstand der Verhandlungen im Staats Ministerium. Ich werde, soweit mein Ressort in Frage kommt, dahin wirken, daß wir uns sowohl in sanitärer wie in veterinärer Beziehung gegen das Ausland sicher stellen. (Bravo!)
Dann hat der Herr Vorredner auf die Quarantäne ˖ Einrichtungen bezüglich der Pferdeeinfuhr sich eingelassen. Ich glaube im Sinne des hohen Hauses zu handeln, welches vorgestern beschlossen hat, die ganze Veterinärfrage bei einer in Aussicht stehenden Interpellation zu behandeln, wenn ich zur Zeit auf die Quarantäne hinsichtlich der von Amerika eingehenden Pferde mich nicht einlasse. Das Gleiche ist bezüglich der Frage wegen Sperrung der russischen Grenze der Fall. Diese und eine Reihe anderer Fragen wird jweckmäßig bei Gelegen heit jener Interpellation zu behandeln sein. .
Ferner hat der Herr Vorredner eine Reihe hippologischer Be⸗ trachtungen vorgetragen. Wenn eine Antwort auf diese Erörterungen zur Abkürzung der Verhandlungen über den Gestüts⸗Etat beitragen könnte, würde ich eine kurze Erwiderung auf diese Darlegungen schon jetzt geben. Ich bin aber mit dem Herrn Ober ⸗Landstallmeister der Ansicht, daß das nicht der Fall ist, ich empfehle daher, diese Frage beim Gestüts - Etat zu behandeln. Ueber die thierärztliche Untersuchung von Pferden an der Grenje wird sich der Herr Regierungskommissar äußern; ich glaube, die Aeußerungen des geehrten Herrn Vorredners in dieser Beziehung sind nicht richtig.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
füllen. Unter diesem Gesetz haben sich gerade große , ,
Händler. Der Kongreß 1 in Kreuznach hat ein vollständigeäz Verbot des Kunstweins gefordert. Außerdem sind noch
Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. 18
M 28.
Berlin, Dienstag, den 1. Februar
82
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Aus der Zeitung habe ich allerdings ersehen, daß einige Landräthe in Haunober sich bei einem Aufruf, der, soweit ich aus der Zeitung habe entnehmen können, vom Bund der Landwirthe ausgeht, be— theiligt haben sollen. Mir ist unerfindlich, in welcher Beziehung dieser Vorgang, den ich übrigens nur aus der Zeitung kenne, hier in Verbindung hat gebracht werden können mit der Berathung des landwirthschaftlichen Etats. (Sehr richtigh Ich daif aber darauf hinweisen, daß, wenn die Landräthe etwas Jukorrekles gethan haben sollten, zweifellos der Minister des Innern, zu dessen Ressort die Sache gehört, voraussichtlich die thatsächlichen Verhältnisse, und ob die Herren sich dabei korrekt be⸗ nommen haben, feststellen wird. Bei Berathung des Etats des Minifteriums des Innern würde vielleicht die Angelegenheit zur Sprache zu bringen sein, da die angeregte Frage zweifellos nicht zum diesseitigen, sondern zum Ressort des Herrn Ministers des Innern
gehört.
Die auf die Zollkredite sich beziehenden Anfragen, die zu beant⸗ worten habe ich keine Veranlassung. Der geehrte Herr Vorredner hat selbst schon hervorgehoben, daß diese Fragen zum Ressort des Herrn Finanz-Ministers gehörten, und auch nicht zu diesem, vielmehr zum Refsort des Reichs. Schatzamts bezw. des Herrn Reichskanzlers.
Schließlich hat der geehrte Herr Vorredner eine Reihe allgemeiner Darlegungen vorgetragen und dabei sich auch auf die Belastung in der Provinz Hannover durch die Beiträge zur Alters- und Invalidenversicherung ausgelassen. Ich glaube, daß direkt mit dem landwirthschaftlichen Etat diese Frage kaum in Verbindung zu bringen sein wird; ich halte es daher für unzweckmäßig, auf diese Darlegungen näher ein zugehen. (Bravo! links.)
Geheimer Regierungs Rath Kü ster: Die Untersuchung der Pferde an der Grenze ist so geordnet, daß die Grenz ⸗Thierärzte kein Interesse an der Zahl der untersuchten Pferde haben und die Thiere nicht zu lange auf die Untersuchung warten müssen. Eine Ein— schleppung der Maul⸗ und Klauenseuche nach Oberschlesten durch Ver⸗ hökerung einiger Schweine kann nicht vorgekommen sein; denn es 1 nur nach vier Schlachthöfen Schweine in Schlesien eingeführt werden.
ö Abg. Leppelmann (3.) bemerkt, daß die programmatische Er⸗ Hlärung des Landwirthschafts-⸗Ministers sowohl in den Kresfen des Groß grundbesitzes, wie in denen der kleinen Landwirthe mit der hoöchsten Befriedigung gufgenommen worden sei.
Abg. Falkenhag en (nl) befürwortet, daß die Arbeiter auf dem Lande, die kontraktbrüchig werden, bestraft und zwangsweise zu ihren Herren zurückgeführt werden.
Abg. von Riepenhausen: Der Landwirthschasté-⸗Minister hat es abgelehnt, auf verschieden; Fragen einzugehen. Es waͤre doch wäunschenswerth, daß wir auch hier eine Ausfprache über die Fragen haben könnten.
Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer— stein:
Der Herr Abg. von Riepenhausen hat mich verkehrt berstanden. Ich bitte den Herrn, den stenographischen Bericht einzusehen, dann wird er finden, daß ich als Grund, weshalb ich auf die weiteren Ausführungen des Herrn von Riepenhausen nicht eingegangen bin, daß die Sache zum Ressort der Reichsverwaltung gehöre, ich habe nur gesagt, die weiteren Darlegungen des Herrn von Riepenhausen geben mir zu einer Erwiderung keinen Anlaß. Herr von Riepenhausen wird sich davon überzeugen, daß die Sache so liegt, wenn er den stenographischen Bericht einsieht.
Abg. von Riepenhausen hält seine Behauptung aufrecht, daß er verschiedene Fragen an die Regierung gerichtet habe, auf welche einzugehen, der Minister abgelehnt habe.
ae Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer— ein:
Nur eine Frage hat Herr von Riepenhausen an mich gerichtet, und die Frage habe ich beantwortet. Im übrigen hat er allgemeine Darlegungen gegeben, und ich habe darauf erklärt, daß ich keinen Anlaß finde, auf diese Darlegungen einzugehen. Mir ist nur eine einzige Frage vorgelegt, und darauf habe ich eine Antwort gegeben.
Abg. von Riepenhausen stellt das Stenogramm seiner Rede zur Verfügung jum Beweise seiner Behauptung. ; t ?
Das Gehalt des Ministers wird bewilligt.
Bei den Ausgaben für die General⸗Kommissionen tritt
Abg. von Pappenheim (kons.) für eine baldige Aenderung in der OQrganisation der General ⸗Kommissionen ein.
Geheimer Ober ⸗Regierungs⸗Rath Sachs erinnert daran, daß chon vor einigen Jahren über den Antrag, eine Umgestaltung aller
ndesverwaltungsbehßrden vorzunehmen, verhandelt worden sei; dieser Antrag sei sehr umfassend und betreffe nicht allein das landwirth⸗ schaftliche Ressort. Wenn man aber zu einer solchen Reorganisation komme, würden auch die General⸗Kommisstonen hineingezogen werden müssen. Es sei sehr nachtheilig, daß jetzt über die Agrarfragen verschiedene Gerichtshöfe zu urtheilen haben; aber man dürfe die Schwierigkeiten einer Aenderung nicht verkennen. Man habe viel von einer Zuziehung von Laien zu der Beneral Kommission gesprochen, aber dabei vergesse man, daß die General · Commisston nicht nur Verwaltungs, sondern auch gerichtliche Drgane selen und in der letzteren Eigenschaft oft schwierige jursstische ragen zu entscheiden hätten, über welche Laien nicht mitreden könnten. e Zuzsehung von Spezialkommissionen zu den General, Kommissionen habe sich durchaug bewährt. Außerdem sollen für die innere Koloni⸗ sation besondere Berather auf Vorschlag der Landwirthschafts kammern bur ger z rr 1b . Lr; Düntelöberg (nl) beklagt es, daß auf dem Gebiete des Nęeliorgtionswesens schwere Fehler gemacht erf 8 auch noch keine Reorganisation der General- Komnmissionen stattfinden könne, . das Verfahren bei den Separationen verbessert werden. icht juristische Spezialkommissare, fondern Oekonomie · Kom missare solle man in f. Zedlitz g. Freiherr von Zedlitz und Neukir rkons.): ) schon im vorigen Jahre autzeinandergesetzt, daß ,,, Landesverwaltung nöthig sei; die Regierung bält die Sache noch für su schwierig, aber wir müssen schließlich doch dahin kommen. Immer⸗ in können schon bei den General ⸗Kemmissionen Verbe sserungen vor⸗ genommen zen, z. B. durch Hinzuziehung von sachver siändigen Laien aus 7. Kreisen der Landwirthschaft, wie sie sich bei den Kreis- ausschũ sen schon bewährt haben. Ferner müßten die General Kᷣommis⸗ en ihrer richterlichen Thätigkeit ganz entkleidet und zu reinen erwaltungsorganen gemacht werden.
Geheimer Ober ⸗Regierungs. Rath Sachs betont, daß schon in den letzten Jahren bei der Auswahl der Spezialkommissare die Land⸗ wirthschaft bevorzugt worden sei. Bel den Auseinandersetzungs⸗ plänen müssen stets die technischen Sachberständigen gehört werden; die Pläne werden nicht am grünen Tisch der Generat— Kommission gemacht, sondern an Ort und Stelle geprüft. J
Abg. von Pappenheim (kons): Die Uebelstände, die sich bei den General Kommissionen herausgebildet haben, machen eine Reform nöthig. Die General, Kommisstonen sind ursprünglich zu ganz anderen Zwecken begründet worden; für die ihnen heute zusallenden Aufgaben genügt ihre, Organisation nicht. Für die Meliorationen stehen ihnen nicht die nöthigen technischen Kräfte zur Verfügung; daher kommt es, daß Meliorationen dreimal soviel Koften verursachen, alt beranschlagt sind, wie es in Volkmarsen der Fall war. Ein weiterer Uebelstand ist der Uebergang landespoltzeilicher Befugnisse auf die General⸗ Kommissionen bei den Verkoppelungen. In? meiner Heimath hat die General Kommission mit den Rentengütern Mißerfolge gehabt.
Geheimer Ober ⸗ Regierung Rath Sachs: Gz handelte sich dort um die Zertheilung eines Rittergutes in sechs Rentengüter; in diesem Fall hatte allerdings das technische Mitglied den Werth der Güter n hoch geschätzt, die Leute konnten nicht zurechtkommen, und die Regierung mußte die Güter zurücknehmen, hat aber schon eins wieder verkauft, ohne einen Pfennig zu verlieren. Was bedeuten aber diese sechs Güter gegen die Erfolge in vielen anderen Fällen Volkmarsen ist allerdings auch so ein Schmerzenskind, die Melioration hat sich bei der außerordentlichen Wasserfluth des vorigen Jahres nicht bewährt; aber solche Mißgriffe sind in den dortigen schwierigen Verhältnissen begründet und kommen auch bei anderen Behörden vor, welche sich mit Meliorationen befassen.
Ubr Dr. DMünkelberg tritt nochmals für die Reform der General Kommisstonen unter Verwendung technischer Mifarbeiter ein.
Geheimer Aber ⸗ Regierungs- Rath Sachs erwider?, daß bei jeder General Kommission ein technisches Mitglied vorhanden sei.
Abg. Herold (Zentr.) regt die Schaffung besonderer Agrar⸗ gerichte an. Abg. von Pappenheim bemerkt, daß das erste Projekt in Volkmarsen zerade mit Rücksicht auf das Hochwasser entworfen worden sei. Die General. Kommissionen müßten in organischen Zu⸗ sammenhang mit der Novinzialperwaltung gebracht werden.
. Ausgaben für die General-Kommissionen werden be— willigt.
Schluß nach 4½ Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr. (Etats der landwirthschaftlichen Verwaltung, der Gestüͤt⸗ verwaltung, der Domänen⸗ und Forstverwaltung.)
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wa gen ge stellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 31. v. M. gestellt 12722, nicht recht- ret i e, keine Wagen. ; ö n Oberschlefien sind am 31. v. M. gestellt 4899, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen. . 6
Berlin, 31. Januar. (Bericht der ständigen Deputation der Woll ⸗Interessenten über den Wollhandel im Januar 1898). Das hiesige Geschäft war beim Beginn des Monats ruhig. Nachdem je⸗ dech die Ansicht zum Durchbruch kam, daß Wolle einstweilen nicht billiger werden würde, und die am 18. d. M. begonnene Aultion von Kolonialwollen in London dies nicht allein bestätigte, sondern eine
Merinos bis 10 ,o, vereinzelt bis 15 59 und für Kap: Wollen 5 bis 1090/0 beträgt, stellte sich nach deut schen Wollen auch wieder leb⸗ baftere Nachfrage ein. Nur inläͤndische Fabrikanten waren die Käufer und entnahmen etwa 5000 Ztr. Rückenwäschen und etwa 1500 Itr. ungewasche Wollen. Die Preise waren sehr sest, mil unter eine Kleinigteit böher. Durch neue Zufuhren von eiwa 2060 Ztr. wurden die Lager weiter ergänzt. — Nach Kolonialwollen herrschte während des ganzen Monats Frage. Die Umsätze beliefen sich auf etwa 4660 Ballen, davon die Hälfte Kap., die andere Buenos Aires, und Austral. Wollen, zu festen Preisen, die gegen den Schluß des Monats unter dem Eindrrck der günstigen Londoner Auktionsnachrichten steigende Richtung verfolgten, aber sich noch nicht in Parität mit dem Londoner Aufschlag befinden. Kammgarnspinner waren Nehmer für australische Wollen. —= (In dem Bericht vom 31. Dezember 1897 wurden am Schluß die Vorräthe deutscher Wollen irrthümlich in Ballen statt in Zentnern aufgegeben.)
— Dem Monatebericht der Speisefett⸗ Fabrik Aktien G esellschaft von C; und G. Müller entnehmen wir folgende Mit thailungen: Für Schmalz verlief der Markt unter geringen Schwankungen in sehr fester Tendenz und schloß zu ungefähr gleichen, sogar etwas besseren Preisen als der Vormonat. Im allgemeinen herrscht in der Provinz ziemliche Zurückhaltung für größere Abschlüsse. Hält der gute Verbrauch von Schmalz an, dann wird eine Besserung der Preise für das Jahr 1898 wahrscheinlich. — Heutige Notierungen: Reines Schweineschmal; hiesiger Raffinerie, Marke Dammer S 354, Marke Spaten M 361. Berliner Bratenschmal; La. Qualitäten 453664 241. — Speck: Auch im Speckmarkte zeigie sich große Festigkeit. Der Verbrauch war für die Jahreszeit außerordentlich günstig. Die amerikanischen Notierungen besserten sich bedeutend; auch hier zogen die Preise etwas an. Heutige Notierungen: Short 4 e . e ,,. . 363 Fat backs (Rüͤckenspeck
464 494; biesiger prima Rückenspeck Mittelstärke 6 663; hi
Bauch spe ct 6 . . k Das - Gewerheblatt aus Württemberg“, welches von der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart berausgegeben wird, hat in der Nr. 5 vom 25. Januar folgenden Inhalt: Nekrolog ( Kommerzien Rath Julius Erhard). — Landes⸗ Gewerbe Museum: Spezial. Ausstellung von Original. Kostümen. — Erhebungen zur Gewinnung einer Produktionsstatistik. — Neues Resulativ für Getreidemühlen und Mäljereien. — Verschiedene Mit- theilungen: Hebung der Neckarschiffahrt z. — Caloriecid“, ein neues Mittel zur Verhütung des Warmlaufeng der Lager ꝛc. — Gewerk liche z. Rejeyte. — Mittheilungen aus den Handels., und Gewerbe— kammern. — Frequenz der Puppen. Ausstellung im Königlichen Landes Gewerbe Museum. — Aus dem Lesezimmer der Königkichen Zentral. stelle. — Neue Erwerbungen für die Bibliothek der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel. — Reichs. Patente von Er—⸗ findern auds Württemberg. — Gebrauchsmuster.
Stettin, 31. Januar. (W. T. B.) Spiritus loke 40,50 bez.
Breglau, 31. Januar. (W. T. B.) Schluß ⸗Kurse. Schles. or vg L.-Pfdbr. Litt. A. 100,50, Breslauer Digkontobant 12750, Breslauer Wechglerbank 108 40, Schlesischer Bankverein 159 50, Breslauer Spritfabrik 147, 00, Donnersmarck 154,00, Natlowitzer 3, 16, Oberschles. Eis. 104 00, Caro Hegenscheidt Att. 123,40, Dherschlef. Kots 167, 50, Oberschl. P. Z. I66. 50, Opp. Zemen! 6, H-, Giesel Zem. 155,00, X. Ind. Kramsta 145 06, a . 218 60, Schlel. Zinkh. A. 210 C Laurahütte 181 75, Gres. Sesfabr.
do, og, Koks Dbfigat. 10,50, Niederschief. elektr. und Kleinbahn⸗
Produktenmarkt. Verhrauchgzabgaben pr. Januar 68, 30 Gd., do. 70 4. abgaben pr. Januar 38, 99 Gd.
Magdeburg, 31. Januar. (W. T.
Tornzuder exkl. 885 / Rendement 8 90 - 10,29). Nachprodukte exkl. 5 . Rendement 7, 30— 775. Stetig. Brotraffinade 1 —— Brotraffinade II = Gem. Raffinade mit Faß 23, 00 23 76. Gem. Melis 1 mit Faß 22.50. Ruhig. ohzucker J. Pro⸗ dukt Transito f. 4. B. Hamburg pr. Januar 9g, 75 Gd, 9, 127 Br., pr. Februar g. 97 ber, g,. 10 Br., vr. Mar 9,176 Gd. 9, 229 Br., Er, April 9,275 Gd. 9,325 Br., pr. Mal 835 bez, , 142 Br., pr. Oktober ⸗Dezember 952g Gd, go5ß Br. Nach schwach, besser.
Frgntfurt a. M., 31. Januar. (WB. T. B.) Schluß. Kurse., Lond. Wechs. 20425, Pariser do. 81,016 . Wiener Do. 169, 97, 3 o/o Reichs. A. 9730, Unif. Egypter — —, Italiener 4, 10 3 oo port. Anleihe 21,30, 5 // amort. Rum. 01, 10, 4 6 russische Kons. 103,0, 40 Russ. 1894 67,19, 4 0. Spanier 61,55, Darm Fädter 159,40. Deutsche Genossenschafts Bank 118,29, Digkonto= Tommandit 202,10, Dresdner Bank 164 10, Mitteld. Kredit. 119 00 mationalß. . B. 6s h. Betr. Kereeitatt., zor, Dest- lng. Ban o, 909, Reichsbank 159,90, Allgem. Elektrizitat 281,50, Schuckert 3638, So, Bochum. Gußst. 97,56, Dortm. Ünion — — arpener Bergw. 17790, Hibernig 191,30, Laurahütte 181,30, We teregeln 197,790, Höchster Farbwerke 444 09, Privatdiskont 35.
. EGzffetren- Sozietät. (Schluß.) Desterreichlsche Kredit ⸗Attien 3085, Franzosen 29646, Lombarden —, Gotthardb. 153.50, Deuts Bant 209,80, Diskonto-Fomm. 202, 36, Dresdner Bank 164, 06, Ber Handelsges, 174 80, Bochumer Gußjst. 197,50, Gelfsenkirchen 179.30, Harpener 177,99, Hibernia 191,50, Laurahütte 182,29, Ital. Mittel⸗= meerh. ——, Schweiz. Zentralb. 143,10, do. Nordostbahn 111,20, do. Union 78,20, Ital. Möridionaur — — Schwei. Simplonb. 8.20, 6 dM Mexikaner 97, 50, Italiener 94 20, Schuckert — — / Helios 190,90, Allg. Elektr. — —, Nationalbank 158, 80.
Töln, 31. Januar. (W. T. B.) Rüböl loko 56, ho.
Essen a. d. Ruhr, 31. Januar. (W. T. B) Kohlenbörse. Preise unverändert. Neue Abschlüsse zum größten Theil zu stande gekommen. Nächste Börse am 14. Februar.
Augsburg, 1. Februar. (W. T. B.) Serien ⸗Ziehung der Augsburger 7 Gulden⸗Loose: 155 205 231 357 S4 7d 497 hh2 86 „38 1030 10964 1520 1659 1931 1951 2034 2109 2115 2141. — Dres den, 31. Januar. W. T. B.) 3 0 Säͤchs. Rente g6 10, zl ab, do, Stagtzanl. isl, 6, Hrez b. Städtant. V. g 10605, ig; deutsche Lreditbk. 210,75, Dresd. Kreditanst. 136575, Dreghner Ban 163,90, Dresdner Bankverein 126, 00, Leipziger Bank 186.00, Sch s. Bank 12875, Deutsche Straßenb. 1713660, Yregd. Straßenbahn 22290, Sächs. Böhm. Dampfschiffahrts. Ges. 295, 00, Drezdner Bau⸗
gesellsch. 239,50. ig, 31. Januar. T. B.) Schluß Kurse. 3 9 Anleihe 101,10, k Paraffin⸗ u laröl⸗ 25, Mansfelder Kuxe 1000, Leipziger Krebit⸗ anstalt · Aktien 210,0, Kredit⸗ und Sparbank zu Leipzlg 120 00, de yziger Bankaktien 195,50, Leipziger Hypothekenbank 16200, Bächsische Bankaktien 128,10, Sächfische Boden, Kreditanstalt — Feipziger Baumwollspinnerei⸗Aktien 17606, Leipziger Kammgarn⸗ vinnerei Attien 177,00, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 190 00, Altenburger Attienbrauerei 242, 960, Zuckerraffinerie Halle⸗Aktien 118,00,
Spiritug pr. 100 1 100 ½ erkl. 50 M erbrauchg⸗
B.) Zuckerbericht.
Preissteigerung brachte, die heute gegen Dezember für auftralische
gesellschaft 133,90.
Große Leipziger Straßenbahn 234776, Leipziger Elektrische Straßenbahn 6b eb, Thüringische Gasgesellschafts. Attlen 216,50, h , k J. . 3 ,, . 129,00, Sächsische Woll⸗ garnfahrit vorm. Tittel u. Krüger 151,60, Leipz. ĩ a , g Leipz. Brauerei in Reudnitz Kammzug⸗Terminhan del. La Plata. Grundmufter B. Pr. Januar 3, s5 „, vr. Fehruar 3, 85 AÆ, pr. März 3,323 A, pr. April 330 6, dr. Mai 3,277 , pr. Jun d 77 MS, pr. Jul 3271 S6, pr. August 3.276 dα, pr. September 3.277 e, pr. Oktober 3.25 4, pr. November 3. 265 S6, pr. Dezember 3, 20 M Umsatz: 45 000. Tendenz: Ruhig. 1 Brem en, 31. Januar. (B. T. B) Börsen⸗Schlußberi Haff sertzs e trol en m. (Offizielle Notierung der Bremer 9 Dorfe.) dete 435 Br. — Schmalz. Fest. Wilcox 27 , Armour shield 271 8, Cudahry 289 98, Choice Grocerh 285 8 White, label 331 G; — Speck. Fest. Short clear mid lata 2? KR Reis stetig. — Kaffee ruhig. — Baumwolle. e e, m. . loko 309 3. — Taback. 365 Seronen Farmen, 2 Macken Paraguay, 139 Packen Sr n . guay P Ambalema, 1700 Packen Kurse des Cffetten⸗Makler⸗Vereing. Ho /g Nordde Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei⸗ Aktien 170 gi . red ! . . . i,, 282 bez. Vamburg, 31. Januar. (W. T. B.) S ö 3 v Kommerzb. 143, 85, Bras. Bk. f. D. . n D . or LC. Guano W. 74, OM. Privatdist. 3 Hamb. Packetf. 114 90, Nord Lloyd 112, 00, Trust Bynam. I70, 56, 3 8) Hamb. Staatsanl. S5. 40 34 0/0 do. Staatẽr. 107,75, Vereinsb. 163,35, Hamb. Wechsler bant 133,50. Gold in Barren pr. Kilogr. 2785 Br., 2784 Gd., Silber in Barren pr. Kilogr. 77,50 Br., 77,66 Go. Wechselnotierungen: dondon lang 3 Monate 20 293 Br. 20,253 Gd., 2028 bez., Londor kurz 20, 443 Br., 20491 Gd., 2043 bei., London Sicht 20,464 Br. 20425 Gd., 20,45 ber, Amsterdam 3 Monate 168, 15 Str./ 676d Gd. 1658, 65 ber, Dest. n. lin gar. Bit . Mors, is fz rz 1ß. 65 She 6s 6s ber, Pars Gicht lis Bi, *gg so Gh. 81,06 bei., St. Deters burg 3 Monate 215. 80 Br., 213,40 Gd. , 21s 30 ber. New Mori Sia 25. Br, (abi Gy, 2 ber, 6 3 66. u. Bin sl e, gr, e ; etreidemarkt. eien lolo abgeschwächt, holsteinischer lolo 178-188. — Roggen abgeschwächt, — 2 loko a russischer loko still, 198. Maig 95. Hafer fest. Gerste fest. Rüböl behauptet, lolo 54 Br. Spiritus behauptet, per Jan. ⸗Febr. 207 ier He d dr e 32 . 2. Märj⸗April 20 Gd., pr. pril M Kaffee behauptet. Umsatz 15 w. ruhig enden n, een 4,80 i re,, ax. Kaffee. MNachmittagsbericht, Good average Santo März 30, pr. Mai 304, pr. Seytbr. 31 t, per . 3 . Zicern arkt. (Schlußhbericht. ) Rüben. Rohzucker J. Produtt Basit . di a, , ö g ,, Bord Hamburg per Januar ö, Pr. Februar 9g, 19, vr. März 9, 171, pr. 6 . 233 Ruhig. 1 Wien, Januar. (W. T. B.) S — ' 4s o/o Papierrente 102,50. Desterr. . ö Goldrente 122, 5, Oesterr. Fronenrente 102,75, Ungar. Goĩdrent⸗ 121,49, do. Kron. A. gg, 35, Desterr. 669 er Loose 144 00, Landerbant 219.50, Oesterr. Kredit 365, 25, Unionbank 303.50, Ungar. Kreditb. Sb 00. Wiener Bankverein 263, 0b, Böhmische Nordbahn 263 66 Juschtlehradet 16 G5. Gibethaibain ss. , Fer, r, mi, Desterr. Staatsbahn 343, 9M, Lemb. Czern. Vs Oo, Lombarden 80, 25 os emestlahn abi z. Harra iter t Ho. Kin men , g, Amfterdart sd ö., Heutsche Piät: Ss, s, Lgndoher Wan, , e Wechsel 47 G0, Napoleong 9g, 53, Marknoten 5. — J . ö Tramway 495, 60. ö setzeldemar tt. Weisen pr. Frühjahr 1157 Gd, 11558 Br. pr. Mal. Juni — Gd, — Br. ,. pr. g 8,69 * ; S, 09 Br., pr. Mai- Juni — Gd, — Br. aig pr. Mat⸗s 5,45 Gd., 549 Br. fer vr. Frühlahr 6.63 Go., 5 Br. — 1. Februar, Vormittags 106 hr 5 Minuten. (W. T. G)
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