S. st die nachgesu
sio . ert ; Der Staatsanwalt . . ö. Waldenburg i. Schl. ist an das Landgericht in Görlitz versetzt.
Dem . n . . ist die
achgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.
. * n gn Con rad in Peitz und der Rechtganwalt Dr. Simony in n nrg sind zu Notaren für den Bezirk des Kammergerichts ernannt. .
In der . der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Pr. Schwering bei dem Landgericht Jin Berlin und der Rechtsanwalt Brehme bei dem Amtsgericht in
Trebnitz. .
In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen. der Nechtganwalt Dr. Schwerin 9g vom Landgericht J in Berlin bei hem Kammergericht, der Rechtsanwalt Heinemann in Corbach zugleich bei dem Landgericht in Cassel, der Rechtsanwalt Kantorowicz aus Czarnikau bel dem Amtsgericht in Schön⸗ lanke, der Gerichts⸗Assessor er ggf bei dem Landgericht in
annover, der Gerichts-Asseffor Hellmuth War da bei dem mtsgericht und dem Landgericht in Thorn, der Gerichts⸗ Affessor Max Schulze bei dem Amtsgericht in Kirchhain N-. der Gerichts- Assessor Pr. Josef Becker bei dem Amtsgericht in Mulheim a. Rh., und der Gerichts-A1Assessor Menzel bei
dem Amtsgericht in Dirschau. .
Der Landgerichts⸗-Direktor Gerlach in Lyck und der Notar, Justiz⸗Rath Willert in Neu⸗Ruppin sind gestorben.
Die Personal⸗Veränderungen in der Armee be⸗ finden sich in der Ersten Beilage.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preuß en. Berlin, 5. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König konferierten heute Vormittag um 95 Uhr mit dem Staatssekretär des Innern, Staats⸗-Minister Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner und nahmen von 10 Uhr an die Vorträge des Chefs des Generalstabs, Generals Grafen von Schlieffen und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke entgegen.
In der am 3. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bun des raths wurde dem Ausschußantrage zu dem Entwurf einer Verordnung, betreffend die Einfuhr lebender Pflanzen und ischen Obstes aus Amerika, die Zustimmung ertheilt. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: der Antrag Badens, betreffend nere für Eisenbahnmaterial auf der Strecke Turgi —
aldshut, — der Antrag Lippes, betreffend die Thronsolge und Regentschaft im Fürstenthum Lippe, — die Entwürfe von
Vorschriften über Auswandererschiffe und von Bestimmungen über den Geschäftsbetrieb der Auswanderungs⸗Unternehmer und Agenten, — der Entwurf eines Gesetzes wegen einiger Aenderungen von Bestimmungen über das Postwesen im Gebiete des Deutschen Reichs, — sowie der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen, betreffend den Kaiserlichen Rath in Elsaß⸗ Lothringen. Von der Nachweisung über die den einzelnen Bundesstaaten und den Deutschen Schutzgebieten bis Ende Dezember 1897 überwiesenen Beträge an Reichs⸗Silber⸗, Nickel⸗ und Kupfermünzen wurde Kenntniß genommen. Außerdem wurde über den Seiner Majestät dem Kaiser wegen Besetzung einer Mitgliedestelle bei einer Disziplinarkammer zu unter⸗ . Vorschlag und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.
Hannover, 6. Februar. Der Provinzial⸗Landtag ,. gestern in seiner 2. Sitzung den Grafen zu Inn⸗ und Knyphausen durch Acclamation wieder zum Vor⸗ sitzenden und mit 59 gegen 45 Stimmen den Stabt-Direktor Tramm wieder . Stellvertreter des Vorsitzenden. In der darauf solgenden 3. Sitzung wurde zunächst die Berathung der Anträge des Provinzial⸗Ausschusses, be⸗ treffend die Erhöhung der Besoldung verschiedener Klassen der Provinzialbeamten und betreffend den Erlaß eines die dienstlichen Verhältnisse der Previnzialbeamten ordnenden Reglements, vorläufig zurückgestellt und zur Berathung des Haushaltplans, des Provinzialverbandes von Han⸗ nover für 1898,99 übergegangen. Einzelne, mit besonderen An trägen zusammenhängende , wurden ausgesetzt; im übrigen wurde die ganze Einnahme und ein Theil der Ausgabe erledigt.
Sachsen. Seine Majestät der König ist vorgestern Abend von Leipzig wieder in Dresden eingetroffen.
Sessen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog trifft, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, heute Nachmittag von Berlin wieder 9 1 ; * Ihre . die Groß⸗
rzogin wird noch einige Tage bei Ihrer Durchlaucht der Prir zessin Aribert von Anhalt in Berlin verbleiben.
Oesterreich⸗Ungarn. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge beschäftigte der gestern abgehaltene Ministerrath 56. . ae ren er
. Wie „W. T. B. berichtet, wurden gestern in Wien auch die klinischen Vorträge unterbrochen. — Die flavi⸗
n Studenten traten vielfach provokator Deutschen auf. 7 einzelnen Fallen wurden
sammenstöße nur durch das Dazwischentreten der . verhindert. Die slavischen Studenten haben sich telegraphisch an den jungczechischen Landtagsklub gewandt, mit dem An— suchen, bei der Regierung vorstellig zu werden, daß diese ihnen
Schutz zu theil werden lasse. .
Im böhmischen Landtage brachten gestern die Abgg. Herold und Pacak einen Gesetzentwurf ein, nach welchem das Königreich Böhmen ein einziges, untheilbares Ganzes bilden und die czechische wie die deutsche Sprache in ganz Böhmen gleichberechtigte Landessprache sein soll; alle an den böhmischen Landtag gerichteten Rescripte, Ent⸗ scheidungen, Anträge und Regierungsmittheilungen sollen in czechischer und deutscher Sprache abgefaßt werden, die czechssche und die deutsche Sprache sollen bei allen Staats⸗ und Landesämtern Amtssprachen sein, die im Lande ange— stellten Staats ⸗ und Landesbeamten beider Landessprachen mächtig sein und die öffentlichen Aufschriften, Bezeich⸗ nungen und Siegel der Staats⸗ und autonomen Landesbehörden in beiden Landessprachen durchgeführt werden. Die Staats⸗ und Landesbehörden müßten die Verhandlung und Erledigung in der Sprache der eingereichten Schriftstücke durchführen. Der Antrag wurde dem Sprachenausschuß zugewiesen. Der Abg. Sobitschka beschwerte sich in einer Interpellation über 9; Nichteinhaltung der Bestimmungen über die Ortstafeln in ge⸗ mischtsprachigen Gegenden, deren Bevölkerung der Majorität nach czechisch sei. Der Abg. Vasaty beantragte die Einführung der russischen Sprache als nicht obligatorischen Lehrgegen⸗ stand an den Mittelschulen. Das Haus nahm sodann die erste Lesung des Antrags des Abg. Schlesinger, betreffend die Errichtung eines deutschen Thierarznei⸗Instituts, vor. Der Abg. Karlik begründete einen Antrag auf unverzügliche Auf⸗ hebung des Mahlverkehrs. Bei Berathung des Antrags auf Verhinderung des Getreidedifferenzspiels beantragte die Kulturkommission den Erlaß eines Reichsgesetzes, welches strafrechtliche Bestimmungen gegen den Mißbrau bes Zeit⸗ geschäfts normiere, die Boͤrse und deren Geschäftsverkehr einer wirksamen Staattaufsicht unterstelle, ferner das reine Differenz⸗ geschäft für nichtig erkläre und das Klagerecht daraus aufhebe. Der Abg. Richter bezeichnete den Mahlverkehr als eine schwere Schädigung der österreichischen Landwirthschaft, bat das Haus, gegen den Fortbestand einstimmig zu protestieren, und ersuchte schließlich, den Antrag der Kulturkommission im Ganzen anzunehmen. Nachdem der Abg. Adamek für den Antrag gesprochen und die Deutschen aufgefordert hatte, vereint mit den Czechen zu arbeiten, und der Abg. Graf Zedwitz gleichfalls warm für den Antrag eingetreten war, wurde derselbe mit einem Zusatzantrag, in welchem die Regierung aufgefordert wird, im internationalen Wege die Regelung des Getreidetermin⸗ handels in Angriff zu nehmen, angenommen. Die Abgg. Pippich und Genossen interpellierten über die An⸗ wesenheit des österreichisch⸗ ungarischen Botschafters von Szoegyeny in der Hofloge bei der Aufführung des Schau⸗ spiels „Der Burggraf“ im Berliner Königlichen Schau⸗ spielhause. Die Interpellanten hoben verschiedene, das czechische Volk angeblich beleidigende Stellen des Stücks hervor und fragten, ob diese Beleidigungen würden abgestellt werden. Die Abgg. Podlipny und Genossen interpellierten über die Verfolgung czechischer Studenten an der Wiener Universität.
Der Handelssengt des Kreisgerichts zu Reichen⸗ berg (Böhmen) hat gestern ein Verlangen, daß czechisch ver⸗ handelt werden solle, mit der Begründung abgewiesen, daß die Verhandlungssprache des Kreisgerichts Reichenberg die deutsche sei, da die Czechen einen unbedeutenden Prozentsatz des Gerichtssprengels ausmachten. Der aus 21 Mitgliedern bestehende Ausschuß des mährischen Landtages zur Vorberathung der Vorlage über den Nationalitäten ⸗Ausgleich verhandelte am Donnerstag Nachmittag darüber, ob der Ausschuß behufs Beendigung der Arbeiten ein permanenter sein solle und wie, da die nothwendigen einschläglichen Bestimmungen in der Ge⸗ schäftsordnung fehlten, die Permanenz zu ermöglichen sei. Ein hierauf bezüglicher Antrag des Abg. von Chlumecky wurde angenommen und von Chlumecky zum Berichterstatter im Plenum gewählt. Der Statthalter Freiherr Spens von Booden erklärte, er sei auf Ersuchen des Obmanns persönlich erschienen, um das hohe Interesse der Regierung an der von den beiden Seiten des Hauses inaugurierten Aktion zu bezeugen. Der vorgeschlagene Weg zur Lösung ver⸗ schiedener Fragen sei ein außergewöhnlicher, und die Regierung sei nur wegen des besonders wichtigen Zwecks, eine Verständigung zwischen den beiden Volks⸗ stämmen herbeizuführen, bereit, diese außerordentliche, aus⸗ nahmsweise Maßregel mit allen Kräften zu unterstützen. i r, wurde die Generaldebatte über die Anträge der bgg. Zacek und Promber fortgesetzt. — Der von dem Abg. von Chlumecky eingebrachte Gesetzentwurf über den für permanent zu erklärenden Einundzwanziger⸗ Ausschuß bestimmt: Der Ausschuß kann innerhalb der gegenwärtigen Funktionsdauer des Landtages oder während seiner Vertagung in Thätigkeit bleiben. Seine Wirksamkeit ist im Rahmen der Geschäftsordnung des Landtages auf die Vor⸗ berathung der in den Ausgleichsanträgen der Abgg. Zacek, Promber und Fux bezeichneten Gegenstände beschränkt und wird nach Beendigung seiner Geschäfte von dem Landeshauptmann, sonst durch Kaiserliche Entschließung geschlossen. Beim nächsten Wiederzusammentritt des Landtages kann der vertagte oder elch rn, Ausschuß auf besonderen Beschluß des Landtages ö Thätigkeit wieder aufnehmen. Nach einer Schließung es ai n ee durch Kaiserliche Verfügung findet eine Wiederaufnahme seiner Thätigkeit nicht stast. Die Wirksam⸗ keit des Gesetzes beginnt mit dem Tage der Kundmachung.
In der gestrigen Sitzung des Landtages interpellierten die Abg. Kulka ünd Genossen den Statthalter über die Vorgänge an der Brünner Technischen Hochschule. Die Inter⸗ pellanten betonten, daß die deutschen Hörer im vorigen Jahre die czechischen Kollegen am Tragen ihrer Abzeichen und Farben gewaltsam gehindert, und daß die czechischen Hörer infolge des Einschreitens des Rektors eingewilligt hatten, für einige Zeit die Farben und Abzeichen nicht zu tragen, wodurch konstatiert sei, daß die deutschen Studenten die ersten e seien, welche im Farbentragen einen hinreichenden
rund zur Beunruhigung erblickt hätten. Die Interpellanten fragten, ob die Regierung geneigt sei, für den Schutz, die Ehre und Lernfreiheit der czechischen Studenten zu sorgen
und baldmöglichst eine czechische Technische Hochschule in Brunn zu errichten. .
,.
ar, er ib in ef 6 des Unterrichts- Ministers die Vorlesungen an den weltlichen Fakuliaten auf 14 Tage suspendiert.
Der Landtag von Krain hat gestern mit allen Stimmen der Slovenen gegen die Stimmen der deutschen Minderheit den dringlichen Antrag des Abg. Hrjbar angenommen, in welchem die Regierung aufgefordert wird, die sofortige Wieder⸗ aufnahme der zeitweise eingestellten Vorlesungen an allen Uni⸗ versitäten und Hochschulen mit Rücksicht auf die flavischen Studenten veranlassen und af sorgen zu wollen, daß die Studierenden aller slavischen Nationen an allen Hochschulen., aller akademischen Rechte unverkürzt theil⸗ haftig würden. Im Laufe der Debatte erklärte der Landes⸗ Präsident Freiherr von Hein, daß niemand die Aut schreitungen der irre geleiteten Jugend mehr beklage als die Regierung. In den bisherigen Maßnahmen der Regierung lasse sich unmoglich eine Kapitulation erblicken. Der Landes⸗ Präsident verwies dabei auf die ernsten Worte, welche der Minister⸗Präsident den Rektoren gegenüber gesprochen habe.
Im steyerischen Landtage verlas gestern der Abg. Ro sina (Slovene) eine Interpellation in slovenischer Sprache. Es entstand ein großer Lärm, und es ertönten die D „Deutsch, deutsch!“ Der Landeshauptmann ersuchte, den Redner sprechen zu lassen, und drohte mit Räumung der Galerie. Als der Abg. Ros ina in slovenischer Sprache fortfuhr, entstand neuerdings großer Lärm, und die Rufe: „Deuisch, deutschi= wurden wiederum laut. Der Landeshauptmann lleß hierauf die Galerien räumen und unterbrach die Sitzung. Die slovenischen Besucher der Galerie riefen beim Fortgehen Zivio“, die deutschen sangen die „Wacht am Rhein“. Hierauf beendigte der Abg. Rofina seine Inter⸗ pellatiön, wobei fortwährend gerufen wurde: „Deutsch, deutsch!! Der deutsch⸗ nationale Abg. Walz protestierte gegen die Provokation, die darin liege, daß die Interpellation in slovenischer Sprache verlesen sei, worauf der slovenische Abg. Robic konstatierte, daß auch in früheren Jahren an— standslos Petitionen in slovenischer Sprache verlesen worden seien, und erklärte, die Slovenen würden sich in dem 2 ihrer Muttersprache im Landtage weder bei Interpellationen noch in der Debatte beeinträchtigen lassen. Der Abg. Fürst interpellierte die Regierung be— züglich des Verbots des Farbentragens und wünschte die Sicherstellung des ungestörten Studtenfortgangs durch Be⸗ seitigung dieses Verbots. Der Abg. Rokitansky inter⸗ pellierte in derselben Angelegenheit. Der Abg. Zizkar inter⸗ pellierte über die Konflikte zwischen slavischen und deutschen Studenten in Graz.
Der Rektor der Grazer Universität hat die vor—⸗ läufige Einstellung der Vorlesungen verfügt, indem er sich die Anwendung der akademischen Disziplinargesetze gegen die⸗ jenigen vorbehält, welche die Schuld an den jüngslen Vor⸗ kommnissen trügen.
Im ungaxrischen Unterhause beantwortete gestern der Handels⸗Minister Daniel die Interpellation des Abg. Mel tzl über die Magyarisierung der Namen von Eisenbahn⸗ beamten. Der Minister erklärte, von seiten der Regierung seien keinerlei Erlasse an die Oberbeamten der Staatsbahnen in dieser Angelegenheit ergangen. Wenn es eine solche Strömung gebe, so bewege sie sich auf sozialer Grundlage; da in dieser Beziehung kein Mißbrauch obwalte, habe die Regierung keine Veranlassung, irgend eine Verfügung zu treffen. Das Haus nahm von der Antwort Kenntniß.
Großbritannien und Irland.
Bei der gestern vorgenommenen Parlamentswahl für
Südost⸗Durham wurde an Stelle des verstorbenen Unionisten Havelock Allan der Liberale Richardson mit 6286 Stimmen gegen den Unionisten Lambton gewählt, welcher 6011 Stimmen erhielt. Der Chefsekretär des irischen Amts Gerald Balfour hielt gestern in Leeds vor seinen Wählern eine Rede, in welcher er sich, wie „W. T. B.“ berichtet, gegen die Be⸗ hauptung wandte, daß die Regierung bei den Unterhandlungen mit Ching Schwäche gezeigt habe. Es sei nicht wahr, daß die Regierung selbst in den unwichtigsten Details ihre bereits dargelegte Politik im äußersten Osten aufgegeben oder in Bezug auf ihre gerechtfertigten Ansprüche infolge eines auswärtigen Druckes nachgegeben habe. Die Re⸗ gierung halte an den bereits von mehreren Kabineta⸗ mitgliedern abgegebenen Erklärungen fest. Balfour wieder⸗ holte sodann die Versicherung, daß die Interessen Großbritanniens in Ching auf den Handel und nicht auf Land⸗ erwerb gerichtet sind; Großbritannien wünsche kein Gebiet in China mit Ausnahme der nöthigen strategischen Punkte; es wünsche nicht die Last eines neuen Indiens zu tragen. Großbritanniens Verantwortlichkeiten in Asien seien bereits recht große; es dürfe nicht mehr zu erlangen wünschen, als die durch Verträge bereits gesicherten gleichen Rechte, welche anderen Nationen in China eingeräumt werden. Solange die Regierung diese Gleichheit zu wahren wisse, werde sie das Vertrauen des Landes verdienen. Schließlich beklagte Balfour das Bestreben, die Politik der Regierung nach unrichtigen An⸗ gaben zu beurtheilen. Die Verhandlungen seien so heikler Natur, daß man nicht einmal den unbegründeten Gerüchten widersprechen könne, aus Furcht, einen falschen Eindruck hervorzurufen.
Frankreich.
Auf einem gestern Abend in Paris veranstalteten Bankett zu Ehren des Prinzen Heinrich von Orlsans, welcher demnächst nach Abessynien abzureisen gedenkt, hielt dieser eine Ansprache, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, daran erinnerte, daß ber Negus Menelik ihn und seine Freunde mit der Organisation einer sehr großen Aequatorial⸗ provinz betraut habe, welche gleichsam seine (Menelik's) Militärgrenze und seinen eigenen Pufferstaat bilden werde. Der Prinz sagte dann weiter: „Wir werden beständig unsere Augen auf das Thal des oberen Nil gerichtet halten, welches bedroht ist, in den britischen Schraubstock ein⸗ gepreßt zu werden, jedoch bald dank den kühnen Expeditionen unserer Forscher und dem guten Willen Menelik's n . Fahnen an seinen Ufern wehen sehen wird.“ Der Prinz sprach von dem Kolonialwerk Frankreichs und deutete auf das Bündniß mit Rußland hin, welches bereits auch deutliche Erfolge auf dem Boden 4 verheiße. Er erörterte . die Absichten Englands hinsichtlich des ganzen Nil⸗Thales und bemerkte, das Interesse . müsse über den Partei⸗ und den sormalen Interessen lehen. Der Prinz schloß: „Ich weiß, daß dunkles
Gewölk sich am Horlzont zusammenballt, daß Stürme sich er⸗
tät Innsbruck hat mit Er⸗
heben über die „die man uns zuschiebt. Was thut es? Die Zukunft steht bei Gott. Wir werden gehen, weil wir an bie koloniale Größe Frankreichs glauben, weil wir an Ge⸗ rechtigkeit, an Freiheit, an Wahrheit glauben.“
Italien.
. Bei der in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ kammer fortgesetzten Berathung des f ge wu afl betreffend die Herabsetzung der Getreidezölle, erklärte, dem W. T. B.“ ufolge, der Finanz-Minister Branca in Erwiderung auf die le gr n en zahlreicher Redner, daß die Regierung geneigt sei, die Geltungsdauer der Herabsetzung der Getreidezölle von 750 Frets. auf 5 Fres. bis zum 31. Mai zu verlängern. Der Minister fügte hinzu, die Thatsachen bewiesen die Wirksam⸗ keit dieser Maßnahmen. Der Schatz⸗Minister Luzzatti er⸗ widerte auf mehrseitige Ausstellungen finanzieller Natur: man werde die Finanzlage bei der demnächstigen Be⸗ rathung über das rektifizierte Budget für 1897/98 ein⸗ ehender erörtern können. Die Regierung habe die be⸗ timmte Absicht, einen , zur Entlastung der kleinen ländlichen Grundstücke einzubringen welche Entlastung durch andere Einnahmen und Ersparnisse lompensiert werden solle; sie werde aber damit warten, bis die finanzielle Lage der laufenden Budgetperiode sich besser geklärt habe, da es ihre erste Pflicht sei, das Budgetgleichgewicht unverletzt zu erhalten. Der Minister konstatierte, daß die bisherigen Ergebnisse die im vorigen Jahre von gegnerischer Seite erhobenen Bedenken widerlegten, erinnerte daran, daß er in seinem 6 angekündigt habe die Gebahrung von 1897/98 werde einen eberschuß von mehr als 16 Millionen ergeben, und wies mit allen Einzelheiten nach, daß die Ergebnisse von 7 Monaten voraussehen ließen, daß die durch die Herabsetzung der Getreidezölle verursachte Minderung der Einnahmen durch den Mehrertrag von mindestens 8 Millionen bei anderen Abgaben werde aufgewogen werden. Man müsse indessen mit einer Mehrausgabe von 6 Millionen rechnen, welche durch die Einberufung eines Theils der Jahresklasse von 1874 verursacht werde. Der Ueberschuß werde somit auf etwa gi Millionen sich ermäßigen. Das Gleichgewicht des Budgets sei alfo reichlich gesichert. Im weiteren Verlauf seiner Rede ,. der Schatz-Minister aus, daß die Regierung bezüglich frikas ihre im Finanz-Exposs abgegebenen Erklärungen aufrecht erhalte. er Minister wandte sich schließlich gegen den Abg. Giolitti und bekämpfte dessen Idee einer progressiven Einkommensteuer. Hierauf wurde die Generaldiskussion geschlossen, und das Haus nahm mit großer Mehrheit eine von der Regierung gebilligte Tages⸗ ordnung an, welche besagt: die Kammer sei von der Opportunität der zeitweiligen Zulassung einer Herabsetzung der Getreide und Mehlzölle überzeugt und gehe deshalb zur Berathung der einzelnen Artikel des Entwurfs über. Gegen diese Tagesordnung hatte nur die äußerste Linke gestimmt. Türkei. Der österrcichische Botschafter Freiherr von Calice wurde gestern nach dem Selamlik von dem Sultan in
längerer Audienz empfangen. Das Wiener „Telegr⸗Korrespondenz⸗Bureau“ meldet aus Kanea, daß die Nationalversammlung Sphakianakis zum
Präsidenten wiedergewählt habe. Amerika.
Die amerikanische Gesandischaft in St. Petersburg ist, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, zum Range einer Botschaft erhoben worden. e ;
In dem gestern in Washington abgehaltenen Kabinets⸗ rath erklärte der Kabinets⸗Sekretär für Ackerbau Wilson, es sei unzweifelhaft und bekannt, daß Obstkrankheiten durch Obst übertragen und auf gesunde Bäume auf große Entfernungen verpflanzt werden könnten. Das Vorgehen Deutschlands dürfte daher angemessen sein, und Deutschland sei offenbar in seinem Rechte gewesen. Weder der Präsident Mac Kinley noch irgend eines der Mitglieder des Kabinets sei geneigt, ein Urtheil in der Sache abzugeben, bevor endgültige Infor⸗ mationen eingetroffen seien.
A ien.
Die „Times“ meldet aus Shanghai vom gestrigen Tage, das Tsung-⸗li⸗Hamen habe gemäß dem Ersuchen Sir Robert Hart's Robert Bredon zum Vize⸗Genexal⸗Inspektor der Zölle ernannt, mit dem Vorbehalt, daß demselben die höchste Amts⸗ gewalt nicht zu übertragen sei. Bredon war 1873 zum Kom⸗ missar ernannt worden.
Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Jokohama, daß die japanische Flotte gegenwärtig Manöver vornehme und später in den chinesischen Gewässern kreuzen werde.
Afrika.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Bonny (Niger⸗ Delta), daß eine Expedition, welche gegen die Stämme im Ediba⸗Lande operiert, ein ernstes Gefecht zu bestehen gehabt habe. Die Kapitäne Middleton und Fenton seien ver⸗ wundet worden und Fenton inzwischen gestorben. Weitere Unfälle seien nicht bekannt.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be⸗ finden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (33.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. n,. Posadowsky⸗Wehner und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann bei⸗ wohnten, wurde zunächst der Freundschafts⸗ und , ,, zwischen dem Reich und dem
. in erster und zweiter Berathung ge⸗ nehmigt.
Es folgte die erste Berathung des , , . wegen Aufhebung der Kautionspflicht der Reichsbeamten, welcher bei Schluß des Blattes von dem Staatesekretär des Reichs⸗Schatzamts begründet wurde.
— Die bg Haacke, Freiherr von Zedlitz und Neukirch en
. und ossen haben im Hause der Abgeordneten olgende Interpellation eingebracht: .
Ist die Königliche Szaatsregierung bereit, Mittheilung darüber u machen, ob die in der Thronrede verheißene Vorlage, betreffend ie Neuregelung und Verbesserung des Dienstein⸗
kommend der Geistlichen beiver Konfesstonen, ln der nächsten Zeit zu erwarten ist, gegebenenfalls aus welchem Grunde die Einbringung der Vorlage sich verzögert?
Statistik und Volkswirthschaft.
Landwirthschaftliche Zwangsversteigerungen in Sachsen⸗Meiningen.
In dem Herzogthum Sachsen⸗Meiningen haben Erhebungen über die Zwangsversteigerungen landwirtbschaftlicher Anwesen und ing besondere auch über deren Gründe stattgefunden, und die Ergebnisse sind jetzt in einer amtlichen Publikation Stariftiĩ des Herzogthumg Sachsen . Meiningen, Bd. 6 Nr. 11) niedergelegt. Es kann sich natürlich bei dem Umfang des Herjzogthums nur um kleine Ziffern handeln, aber auch sie sind lehrreich und beachtenswerth.
Die Zahl der Zwangsversteigerungen von hauptsächlich der Land—⸗ wirthschaft dienenden Liegenschaften betrug im Herzogthum Sachsen⸗ Meiningen im Jahre 18827 57; sie war 1388 und 1889 auf 9 gesunken und stieg dann, bis sie im Jahre 1895 wieder die Zahl 20 erreicht hatte. Es ist also festgestellt, daß die Zabl der Zwangsversteigerungen landwirthschaftlicher Anwesen in diesem Bundesstaate seit 1882 ganz erheblich zurückging Ueber die Ursachen der Zwangsversteigerungen giebt die Statistik folgende Auskunft: k
Leichtsinniger Verkehr mit Wucherern und schlechte Wirth⸗ schaftsführung 8 25 Uebernahme von ü von N 4 1 Krankheitsfälle und sonstiges häusliches Mißgeschick .. Bürgschafts leistung Mißernte .
runksucht Sonstige und unbekannte Ursachen
Insgesammt ..
Nach dem vor kurzer Zeit erschienenen „Statistischen Jahrbuch des Königreichs Bayern! betrug in dem jweitgrößten deutschen Bundesstaat 1396 die Zahl der zwangeweise versteigerten landwirth-⸗ schaftlichen Anwesen 1148, im vorhergehenden Jahre 1086. Leider giebt das Jahrbuch über die Ursachen der Versteigerungen keinen Aufschluß. Wie die Zahlen aus Sachsen⸗Meiningen zeigen, sind dort die meisten Zwangsvollstreckungen auf Bewucherung, schlechte Wirth⸗ schaftsführung und knappe Geldmittel zurückzufübren.
Man darf wohl erwarten, daß mit jeder Erleichterung des vor⸗ sichtig gewährten landwirthschaftlichen Personalkredits auch die Zahl der landwirthschaftlichen Zwangsversteigerungen sinken wird. Jenen Kredit dem rechtschaffenen Landwirth zugänglich zu machen, ist eine der wichtigen sozialen Aufgaben, deren ,, bekanntlich durch das seit kurzer Zeit schnell aufblühende deutsche landwirthschaftliche Ge⸗ nossenschaftswesen erheblich gefördert wird.
Zur Arbeiterbewegung.
In St Johannis bei Nürnberg haben einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge die Former der . von ö. u. Kraft am 2. d. M. wegen Lohnstreites die Arbeit eingestellt.
In Kaiserslautern ist nach demselben Blatt ein Ausstand der Gipser ausgebrochen. Die Arbeiter fordern erhöhten Accordlohn und zehnstündige Arbeitszeit.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Königlich preußisches Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium.
III.
Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung nahmen bei der Be⸗ rathung der Anträge zu dem einzigen Gegenstande der Tagesordnung: „Der Einfluß des Ausbaues eines Netzes einheimischer Wasserstraßen auf die wirthschaftliche Entwickelung der deutschen Landwirth⸗ schaft' außer anderen Rednern auch der Minister für Landwirth⸗ schaft ꝛe. Freiherr von Hammerstein, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Land Forstmeister Dr. Danckelmann und der Ministerial⸗Direktor Dr. Thiel das Wort. Nach Schluß der Dis⸗ kussion wurde der Antrag des Referenten (s. d. gestr. Nr. d. Bl) abgelehnt, dagegen der Antrag des Korreferenten mit einem Abände⸗ rungsantrage des Rittergutsbesitzers von Arnim⸗Güterberg an⸗ genommen. Danach lautet der Schlußsatz des Antrages: ‚Dem Ausbau eines Netzes einheimischer Wasserstraßen braucht im Interesse der deutschen Land⸗ und Forstwirthschaft nur dann nicht entgegengetreten zu werden, wenn entweder durch ausreichende Schutzzölle oder durch entsprechende Kanalabgaben eine Erleichterung des Imports von Produkten der Land und Forstwirthschaft dauernd verhindert wird.“ Auf Antrag des Grafen Bernstorff⸗Weningen wurde noch beschlossen; „Der Ausbau eines Netzes lokaler Wasserstraßen wird in der Regel im Interesse der Landwlrthschaft liegen. VBanach wurde die Ver⸗ handlung auf heute Vormittag 10 Uhr vertagt. ;
Den ersten Gegenstand der heutigen Tagegordnung bildete die Gesetzgebung, betreffend die Weinbereitung und den Berkehr mit Wein. Der Referent, General⸗Sekretär Dahlen, verbreitete sich über die Weinbereitung und die verschiedenen Vorschläge zu einer Aende⸗ rung der , .
Saatenstand in Ungarn.
Aus Budapest wird der „Wiener Ztg. telegraphisch gemeldet: Den bel dem ungarischen Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Berichten zufolge stellt sich der Saatenftand vom J. d. M. folgendermaßen dar: Im Januar herrschte zumeist trockenes und kaltes Wetter. Gegen Ende des Monats wechselte dasselbe; seitdem ist bei kleineren und rößeren Niederschlägen mildes und bedecktes Wetter vorherrschend, Im Gen e fin steht der Herbstanbau ziemlich befriedigend, da die im Spät⸗ herbst angebauten Samen infolge des milden Wetters und des Regens genügend gut emporkeimten. Cine Ausnahme bilden jene Gegenden, in welchen Würmer und Mäuse bedeutenden Schaden angerichtet haben. Infolge des schneelosen milden Wetters haben Würmer und Mäuse zum größten Theile gut überwintert, und es werden seitens der Oekonomen mit Recht in Betreff des Schicksals der Saaten Befürchtungen gehegt. Auch giebt das früh eingetretene Frübjahrs⸗ wetter zu der Besorgniß Anlaß, daß später Fröste eintreten könnten.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Shake sp ear e's Schauspiel Ein Wintermärchen“ ging gestern mit schönem Erfolge in Scene, Frau Geßner spielte die Rolle der Hermione und setzte fir sie alle Vorzüge ihrer Beseelungsfähigkeit, ihrer anmuthigen Gestalt und schauspielerischen Begabung ein. Schon in der Antrittsseene dieser Tragödie sizilianischer . die so wunderreich und friedlich in dem ee . Hause der Freundin
aulina endet, war die Darstellerin von bestrickendem lebreiß, als sie auf Geheiß ihres Gemahlg den edlen Gast, den König von Böhmen, mit süßen Scherzen zu n,. Ver⸗ weilen jwang; in der Anklageseene aber wuchs die Gestalt zu tragi⸗ scher Größe empor, als sie ihre Ehre als Gattin und Mutter be⸗ leldigt fühlt und, von den falschen Anklagen big ins Herz getroffen, zusammenbricht. In der Schlußseene kamen die edlen Linten ihrer Gestalt in der statuenhaften Unbeweglichkeit plastisch jur Geltung; wie diese. Bildsäule sich allmählich unter dem Klange der Musik regt, bewegt, dem Gatten und der wiedergefundenen Tochter in die Arme sinkt: das war ein lebendes Bild von großer
*.
önheit. Herr Sommerstorff hatte die s Rolle des elfer⸗ 5. Gaßten zu spielen, der in blinder k ,. Haus zu Grunde richtet, und brachte diese Seite 3. Aufgabe zu starker Wirkung; aber der trauernde Gatte und Vater kam wahrer und er⸗ greifender zum Ausdruck. 6 n, war als der fälschlich ver⸗ n, Freund, der Böhmenkönig Polpxenes, voll lichtheit und Würde. Das junge Liebespaar, der verkleidete Prinz Florizel und die unerkannte Prinzessin Perdita wurden durch Herrn mel zer und Fräulein Wulf anmuthig und lustig dargestellt. Den Spitzbuben Autolycus stattete Herr Bassermann mit seiner reichen und drastischen Komik aus. Dekorationen und ö glänzten in harmonischer Farbenpracht und boten auch den Blicken der Zuschauer eine märchen⸗ hafte Augenweide.
Lessing⸗Theater.
Das Gastspiel des bekannten Wiener Schauspielers Dr. Rudolf Tyrolt, der gestern zum ersten Mal dem Berliner Publikum vorstellte, brachte auch gleichzeitig eine dramatische No⸗ vität mit sich, welche ebenfalls der Donguftadt entstammt: Das grobe Hemd, Lustspiel in vier Aufzügen von C. Karl- weiß. Die Bezeichnung „Lustspiel! wäre vielleicht possender durch Komödie“ zu ersetzen, denn das Stück verfolgt jwar die ernsteren Ziele des Tustspiels, arbeitet aber auch mit den unwahrscheinlichsten Vorgussetzungen, die man sich eigentlich nur im Schwank gefallen läßt. Der Verfasser will darin jene Phrafenhelden geißeln, welche, selbst vor aller Noth geborgen und un⸗ sählg, den Kampf um das Dasein aufzunehmen, bei jeder Gelegenheit jene Schlagworte im Munde führen, welche die bestehende Gesellschafte ordnung als ein Produkt der Uagerechtigkeit und jedes ö für eine Frucht der Ausbeutung Anderer erklären. Als einen solchen Salon Sozialisten durchschaut der reiche Wiener Bürger Schöllhofer seinen Sohn Max und ersinnt als wirksames Mittel, ihn zu kurieren, die List, ihn mit der Armuth oder, bildlich gesprochen, mit dem groben Hemd“ bekannt zu machen. Zu diesem Zweck giebt er vor, sein ganjes Vermögen in Spekulationen verloren zu haben, giebt scheinbar sein elegantes Quartier auf und zieht mit der Familie in eine ärmliche Wohnung. Hier soll der Sohn, der das Baufach erlernt hat, nunmehr durch seine Arbeit die Familie ernähren. Bald stellt sich aber seine Unfähigkeit dazu heraus. Daß nach dieser wirksamen Kur sich alles wieder zum Besten kehrt und das Stück schließlich mit den üblichen Verlobungen endet, versteht sich fast von selbst. Unter den Darftellern zeichnete sich vor allem der Wiener Gast, welcher den Schöllhofer gab, als Vertreter feiner und diskreter Komik aus. Sein Spiel bleibt in jeder Situation, ob sie ernst oder heiter ist, natürlich und einfach und ruft daher einen starken Eindruck hervor. Den Wiener Dialekt weiß er norddeutschen Ohren im allgemeinen verständlich zu machen, obwohl in den hinteren Reihen des Parquets manches nicht so leicht auf— efaßt und manche Klage darüber laut wurde. Den Sohn spielte 96 Stockhausen annehmbar, doch hätte er den , jwischen seinen sozialistischen Ideen und seinem Dandythum no schärfer herausarbeiten können. Anmuthige junge Damen stellten Fräulein Jaeger und Fräulein Elsinger dar, auch Frau Pagay, sowie die Herren Rohland, Halm und Pfeil bildeten die übrigen Glieder des vortrefflichen Ensembles. Der Erfolg des Gastes und des Lust⸗ spiels war ein starker. Der anwesende Verfasser des letzteren, Herr Karlweis, wurde mehrfach hervorgerufen.
Konz erte.
Am Dienstag gab die Sängerin Ada Osann im Sagal der Sing-⸗Akademie ein Konzert, für welches sie eine reiche Zahl be⸗ liebter Gesänge ausgewählt batte, und das sie mit der altitalienischen Arie von Astorga „Morir voglio“ eröffnete. Es folgten dann Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Wagner, Liszt und Ritter in deren Ausführung die Sängerin eine wohlklingende, wenn au nicht starke , und zugleich, was Reinheit der Intonation und Deutlichkeit der Aussprache betrifft, eine sorgfältige Ausbildung erkennen ließ. Auch war der Vortrag meist lebendig und warm empfunden. Unterstützt wurde das Konzert durch die , fin Fräulein Mabel Seyton, die schon öfter hier konzertierte. Mit technischer Sicherheit, doch zu wenig interessanter Art des Vortrags spielte die Künstlerin Mozart's große Phantasie in C-moll und drei kleinere Klavierstücke von Paderewski, Brahms und Moszkowski. — An demselben Tage gab Herr Dr. Ludwig Wüllner im Saal Bech st ein einen zweiten Schubert / Abend. Die Vortrags kunst des Konzert⸗ gebers war wie gewöhnlich der bessere Theil seiner Gaben, während der Klang und die Fülle der Stimme sich nicht immer dem Stimmungs⸗ gehalt der vorgetragenen Lieder anschmiegen wollten; aber seine sinnige Vortragsweise, durch welche feine Empfindung und warme Innigkeit glücklich vereinigt werden, sichern ihm den ungetheilten Beifall der Hörer. Neben bekannten Liedern u. a. auß dem Cyelus Die Winterreise wurde das selten gehörte Mayrhofer'sche LZied Einsamkeit' aus dem Nachlaß des Komponisten sehr erfreulich zu Gehör gebracht; es ist das eine der größeren Lieder⸗ Kompositionen Schubert's, der hier durch abwechslungsreichen Rhythmus den Gesang besonders belebt. Die Begleitung am Klavier führte Herr Professor Dr. H. Reimann mit bekanntem Kunst⸗ verständniß aus. ;
Im Saal Bechstein gab am Mittwoch der Pianist Herr 3 Lamond seinen zweiten Klavierabend, an welchem er unter
nderem die F-moll-Sonate von Brahms, den „Carnaval“ von Schumann und die Giga mit Variationen aus der D-moll-Suite von Raff zum Vortrag brachte. Seine Vorzüge sies. vor kurzem bereits eingehender gewürdigt worden. In demselben Saale gab am Donnerz⸗ tag die junge Sängerin Fräulein El se P‚öhn (Mezzosopran) mit dem hier bereits bekannten Pianisten Max Lan dow vor zahlreicher Zu⸗ hörerschaft ein Konzert. Beide Künstler haben ihre Studien in dem Konservatorium von Klindworth-⸗Scharwenka gemacht. Die Sängerin besitzt elne wohlklingende, wenn auch nicht starke Stimme, die 89 fältig geschult ist. Intonation und Deutlichkeit der Auß⸗ Eiche lassen nichts zu wünschen. Mit anmuthiger Art des Vor⸗ trags, der sich jedoch durch fortgesetzte Studien noch zu größerer Freiheit heranbilden wird, trug sie Lieder von Schubert, Jensen, Brahms, Sommer und Anderen vor, die günstig aufgenommen wurden. Der Pianist eröffnete den Abend mit den Variationen von Brahms über ein Thema von Händel (op. 24), einem Werke, das mehr zu Studienzwecken als zum Vortrag im Konzertsaal geeignet erscheint, weil es empfindliche Längen bat. Mit schönem Anschlag, perlender Klarheit in den Passagen und wohlgebildetem Ausdruck brachte er noch Stücke von Schumann, Flörsheim und Lisjt unter großem Bei⸗ fall zu Gehör. Beide Künftler erfreuten außerdem noch durch einige Zugaben. Die Klavierbegleitung der Gesänge befand sich in den ge⸗ schickten Händen des Herrn Woldemar Sacks.
Herr Dr. Otto Neitz el, pianistisch als einer der vorzüglichsten Vertreter der Kullak'schen Methode und als Musik-Schriftsteller in weiteren Kreisen bekannt, gab gestern im Saal der Sing⸗ Akademie ein Konjert mit dem Philharmonischen Orchesttr. Zum Vortrag gelangten nur drei Konzerte von Beethoven:; Nr. 38 in Cmoll, Nr. 4. in G-dur, und das groß angelegte Es-dur-Konzert Nr. 5, das auch in technischer ö das s . unter den drei genannten 59 Die stets an dem Künstler gerühmten Vorzüge: unfehlbare
icherheit und Klarheit des Spiels bei e ,. Pedalgebrauch, traten auch an diesem Abend wieder in die Erscheinung; nur bei dem Es-dur-Konzert waͤre vielleicht eine etwas freiere und lebendigere Wieder ˖ gabe möglich gewesen. Das Publikum war in großer Zahl erschienen und rief den verdienten Künftler nach Leder Nummer mehrmals durch Betfall wieder auf das Podium zurück. — Die als Sängerin und Gesanglebrerin vortheilhaft bekannte Frau Agnes ⸗ Szarka⸗ Ahlers veranstaltete ebenfalls gestern im Konzertsaal, Pots. damerstraße 9, mit ihren Schülern und Schülerinnen einen Vor trags abend, der zahlreich besucht war und die treffliche Lehr
wechselten dabei mit Duetten und Sologesängen ab.
melhode der genannten Künstlerin ins beste Licht stellte. Chorgesänge