verwaltung diesen Gedanken vielleicht weiter verfolgen wiö: d, und daß dann in der Verwaltung wenigstens Abhilfe geschieht.
Hier liegt nun die Sache in gewisser Weise ähnlich, aber ohne daß man hier die Möglichkeit hat, eine besondere selbständige Dienst. wohnung zu schaffen. Meine Herren, es ist absolut nothwendig, daß die Dienstwohnungen des Chefs des Kabinets und des Bureau Chefs sich in dem eigentlichen Geschäftsgebäude selbst befinden, das hat Herr Graf zu Limburg Stirum auch garnicht be⸗ stritten. Wer den Betrieb im Zivilkabinet einigermaßen kennt, weiß, welche Summen von Telegrammen und eiligen Sachen täglich ankommen, wie häufig sofort disponiert werden muß, sodaß hier eine Möglichkeit, den Chef des Zivilkabinets anderswo wohnen zu lassen, als wo seine Diensträume sich befinden, absolut ausgeschlossen ist.
Nun habe ich in der Budgetkommission ausführlich dargelegt, aus welchen Gründen wir gerade das fragliche Gebäude zu dem hier vorgeschlagenen Zweck verwenden müssen, und das ist auch ziemlich von allen Seiten anerkannt; ich gehe daher nicht weiter darauf ein. Ich will bloß darauf hinweisen, welche finanzielle Bedeutung es hat, daß wir gleichzeitig, wo dieses Gebäude des Abgeordnetenhauses frei wird, das anschließende Gebäude auch frei haben; dann haben wir bier in der kostbarsten Gegend von Berlin, in der Leipziger Straße am Dönhoffplatz, einen großen Komplex, den wir für den Staat nützlich veräußern können. Ich habe nicht die Absicht — wenigstens was mich angeht — den hochwerthvollen, großen Platz, den wir hier freibekommen, zu verwenden für andere, unmittelbar staatliche Zwecke, sondern ich habe die Absicht, diesen Platz zu veräußern. Für andere Zwecke, für Behörden ist nach unserer Ueberzeugung dieser Platz nicht geeignet und zu theuer. Man kann, wenn man die Mittel, die man aus der Veräußerung eines solchen Platzes erwirbt, verwendet, um Behörden anderswo zweckmäßig unterzubringen, einen billigeren und für die Behörden zweckmäßigeren Platz bekommen. Daß dieses ganze Areal des Abgeordnetenhauses in Verbindung mit dem un— mittelbar anstoßenden Nachbargrundstück zur Veräußerung kommen muß, brauche ich daher nicht weiter auszuführen. Jeder, der einiger⸗ maßen die Verhältnisse sich klar macht, wird es von vornherein über— sehen; bie verschiedenen Pläne, die früher vorgelegen haben, sind an den verschiedensten Gründen sämmtlich gescheiteit, und es haben sich alle Ressorts, alle Ministerien darüber Üübereinstimmend gefunden, daß dies Gebäude und der Platz an der Wilhelmstraße und der dahinterliegende Garten verwendet werden sollen für die Erweiterung des Justijgebäudes, nach dem hier jetzt vor⸗ geschlagenen Plane, und für das Zivilkabinet. Es ist in der Budget Kommission von allen Seiten anerkannt, daß die Zustände der Diensträume des Zivilkabinets unhaltbar geworden sind, wie denn auch der jetzige Chef des Zivillabinets — wenn ich nicht irre — sieben Zimmer von seinen Dienstwohnungsräumen bereits freiwillig abgegeben hat, um nur einigermaßen haltbare Zustände zu schaffen. Er hat zufällig eine kleine Familie, er konnte dies thun, aber
wir können doch nicht wissen, ob das bei einem Nachfolger — denn wir bauen doch nicht für den gegenwärtigen Inhaber — ebenso sein wird, und die Räume sind selbst, was die Geheimhaltung und Feuersicherheit anbetrifft, geradezu gefährlich. Die Beamten selbst, als ich einmal persönlich die Dlensträume besichtigte, erklärten mir: Sie werden sich wohl überzeugt haben, daß wir hier auf die Dauer nicht bleiben können. Dies ist auch vom Herrn Graf Limburg Stirum nicht bestritten. Nun gebe ich zu, wenn man die Parterreräume dieses Hauses be⸗ nutzen will ausschließlich für Geschäftsräume, zur Zeit und im Augen— blick die oberen Räume für Geschäftszwecke noch nicht herangezogen zu werden brauchen, — daß dann die oberen Räume vielleicht für den momentanen Bedarf etwas zu groß werden. Es ist ja selbst⸗ verständlich und nach den bestehenden allgemeinen Bestimmungen vorgesehen, daß, wenn die Nothwendigkeit sich herausstellen sollte, die Diensträume noch weiter zu vermehren, was bei dem Wachsen der Geschäfte in allen Staatsverhältnissen sehr wahrscheinlich ist, dann der zeitige Inhaber die nöthigen Räume von seiner Dienstwohnung zu diesem Zweck abgeben muß, was ja der zeitige Chef, wie ich schon sagte, ganz freiwillig mit Rücksicht auf das Bedürfniß schon gethan hat. Und ich kann auch namens der Staatsregierung eine bestimmte Erklärung nach der Richtung hin ab— geben. Wir wollen gern noch einmal prüfen, ob man eine Ein— schränkung eintreten lassen kann. Ich glaube allerdings, meine Herren, daß es nicht viel nützen wird, weil diejenigen Räume, die man vielleicht heute noch momentan als Ueberschüsse, als nicht unmittelbar gegen⸗ wärtig nöthig bezeichnen kann — jedenfalls während der Amts— führung des gegenwärtigen Chefs, — daß diese Räume doch nicht so bedeutend sind, daß man nech eine andere zweite Behörde hinein bringen kann. Es ist schwer, eine andere Disposition zu treffen. Wie gesagt, wir wollen die Sache gern noch einmal weiter prüfen, aber ich glaube kaum, daß etwas Anderes dabei heraut kommt. Das möchte ich gleich von vornherein offen aussprechen, damit in dieser Beziehung keine Täuschungen eintreten.
Meine Herren, nun möchte ich aber dech das sagen: Ganz richtig ist die Meinung des Grafen Limburg⸗Stirum nicht in Bezug auf die Stellung und die aus der Stellung und Amteaufgabe des Chefs des Zwilkabinets hervorgehenden Veipflichtungen, wenigstens in einem gewissen Grade zu repräsentieren. Mit einem Unter Ste atssekretär kann er nicht verglichen werden, wie ja auch sein Gehalt etwas höher ist, als das der jetzigen Unter. Staatssekretäre. Auch ist er der Chef einer selbständigen und hochwichtigen Behörde, wie es doch kein
Unter⸗Staatssekretär ist. Er kommt durch seine ganze Stellung zu den Hofbeamten — und nicht nur zu den hiesigen, sondern auch zu den ftemden Höfen — bei Besuchen fremder Fürstlichkeiten u s. w., bei den Reisen des Kaisers sehr vielfach in die Nothwendigkeit, wenigstens in einem gewissen Grade repräsentieren zu müssen.
Ich gebe zu, daß das Gehalt zur Zeit hierauf nicht bemessen ist; um so eher kann man aber dem Chef des Zivilkabinets gönnen, daß er den vielleicht für die Repräsentation in der jetzigen Höhe nicht genügenden Gehaltssatz einigermaßen kompensiert erhält durch eine für diese Zwecke genügende und angenehme Dienstwohnung.
Ich kann Ihnen also nur empfehlen, die Vorlage so anzunehmen, wie sie liegt. Ich versichere Sie, nach all den Berechnungen, die wir im Finanz ⸗Ministerium wegen der damit zusammenhängenden übrigen Kombinationen angestellt haben, ist das ganze Unternehmen in jeder Weise finanziell zu rechtfertigen und die Staate finanzen werden dabei nicht zu Schaden kommen.
Wenn ich also auch mit den allgemeinen Anschauungen in Bezug auf die Beschaffung der Dienstwohnungen mit dem Herrn Grafen Lim— burg⸗Stirum einxerslanden bin, so möchte ich doch bitten, daß er zu⸗
giebt, daß hier ein besonderer Fall vorliegt, wo die Gesammtlage der Verhältnisse zu dieser etwas opulenten Wohnung geführt hat. Im einzelnen wird der Herr Vertreter des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten wegen der Größenverhältnisse, die in Frage kommen, noch nähere Mittheilungen machen; ich hoffe, daß Sie sich daraus über⸗ jeugen werden, daß die Zeichnung, die der Budgetkommisslon vor⸗ gelegen hat, nicht ganz günstig für die Bauverwaltung aufgestellt war und einen viel gewaltigeren Eindruck machte, als die Dimensionen der Räume an sich rechtfertigen.
Geheimer Ober- Baurath Zastrau setzt des näheren die räum— lichen Verhältnisse der projektierten Dienstwohnung auseinander.
Abg. Dr. Sattler (nl) billigt die Absicht des Finanz. Ministers, den Platz des alten Abgeordnetenhauses zu verkaufen. Das Grund⸗ stäück Wilhelmstraße 64. wohin das Zwilkabinet verlegt werden solle, sei seiner Zeit angekauft worden, um daz Justiz Ministerium zu er⸗ weitern und elne Wohnung für den Handels⸗Minister zu hauen. Dieser sei bisher immer noch leer ausgegangen. Warum sei man von dem Plan einer Dienstwohnung für den Handels. Minister abgekommen? Die Ausdehnung der Dienstwohnung im Zivilkabinet sei durch die Ausdehnung des ganzen Gebäudeg bedingt, da sie das ganze erste Stockwerk einnehme; aber sie sei doch sehr groß, und er habe deshalb den Antrag des Grafen Limburg unterstützt. Aber den Titel an sich bewilligten seine Freunde.
Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:
Meine Herren! Die Herren aus der Budgetkommission wissen, daß diese Frage ausführlich in der Budgetkommisston erörtert worden ist; wenn es aber gewünscht wird, will ich noch einmal den Gang der Sache wiederholen.
Meine Herren, der Herr Abg. Sattler hat richtig gesagt, daß es sehr wünschenswerth ist, dem Handels- Minister eine Dienstwohnung zu geben, wenn nicht gerade im baulichen Zusammenhange, wie das wünschenswerth wäre, sondern doch wenigstens in möglichst großer Nähe seines Ministeriums. Daß ist ja bei allen anderen Ministerlen auch vorhanden und anerkannt und ist nicht weiter zu erörtern und zu begründen. Nun war allerdings einmal ein Vorschlag gemacht, die Dienstwohnung des Handels, Ministers in der Königgrätzerstraße auf einem dort an der Straße gelegenen, sebr werthvollen Bauplatz her— zustellen. Dann würde, weil da die Gärten des Staatt⸗ Ministeriums angrenzen, eine direkte Verbindung für den Handele— Minister zwischen seiner Dienst wohnung und den Geschäfts⸗ lokalitäten des Ministeriums vorhanden gewesen sein. Die Budget⸗ kommission hat das damals abgelehnt, ich glaube, auch das Abgeordnetenhaus selbst, und es wurde dann ein Gegenprojekt auf⸗ gestellt, in dem Garten des Gebäudes des Handels Ministeriums die Dienstwohnung herzustellen. Die Budgetkommission hat sich in meiner Gegenwart sogar das Grundstück an Ort und Stelle besehen. Ich kann nicht leugnen, daß ich persönlich diesem Gedanken sehr geneigt war, weil einmal so kein neuer Platz nothwendig war und nach meiner Auffassung eigen tliche technische Hindernisse gegen das Projekt nicht vorlagen. Aber sowohl der Herr von Berlepsch, wie auch der jetzige Herr Handels-Minister haben sich mit den größten Bedenken über dies Projekt geäußert. Namentlich wurde hervorgehoben, daß dadurch eine etwa nothwendige Er⸗ weiterung des Gebäudes des Handels-Ministers unmöglich gemacht würde, während jetzt schon die Gebäude des Handelts⸗ Ministeriums, dessen Kompetenzen sich immer mehr erweitern, nicht mehr ausreichen. Welter wurde hervorgehoben, daß durch diesen Bau in dem Garten des Handels, Ministeriums letzteres selbst zu dunkel und ihm Licht und Luft entzogen werden würde. Infolge dessen, da auch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten sich diesen Bedenken hinterher anschloß, mußte man wenigstens vorläufig — die Frage ist ja noch nicht definitiv entschieden — von diesem Projekt absehen. Nun entstand die Frage, ob die Dienstwohnung des Handels. Ministers in dem an das Handels Ministerium selbst angrenzenden Gebäude des Staats, Ministeriums untergebracht werden sollte. Dagegen erklärte sich aber der Präsident des Staats ⸗Ministeriums mit der größten Bestimmtheit, und ein sehr sorgfältig aufgestelltes, gewissermaßen ein Versuchsprojekt, ob eine zweckmäßige Dienstwohnung des Handels. Ministers aus dem Ministerium des Staats, Ministeriums gemacht werden könnte, ergab, daß mit einem Aufwande von etwa 200 000 MM für diesen Zweck doch nichts Zweckmäßiges und Richtiges aus diesem für ganz andere Zwecke disponierten Lokale des Staats. Ministeriums gemacht werden könnte. Es trat infolge dessen der Gedanke auf, das Staats, Ministerium nach der Wilhelmstraße zu verlegen in das hier fragliche Gebäude und den Herrn Handels, Minister wohnen zu lassen in dem jetzigen Gebäude des Staaté⸗Ministeriums, ziemlich aus dem Spiele heraus. Man überzeugte sich, daß das nicht jweckmäßig, sehr kostspielig sei und doch nichts Richtiges für den Handels⸗Minister gemacht werden könnte.
Nun sagt der Herr Abg. Dr. Sattler ganz richtig, daß weder von der Regierung noch insbesondere von der Finanzverwaltung, noch vom Abgeordnetenhause bei dem Ankaufe des früher Bleichröder'schen Hauses in der Wilhelmstaße beabsichtigt gewesen sei, das ganze Ge⸗ bäude für die Justizverwaltung zu verwenden. Es ist auch in der damaligen Bemerkung ausdrücklich gesagt, daß die Justizverwaltung nur einen Theil dieses Gebäudes beanspruche. Aber, meine Herren, während es sich damals, als wir das Gebäude für die Justizverwaltung gekauft haben, nur um einige Räume handelte, die eine Erleichterung in dem eigentlichen Gebäude der Justizverwaltung ermöglichen sollten, hat jetzt der Justiz⸗Minister einen Bedarf in viel größerem Umfange angemeldet. Ich glaube, es sind gegen 60 Lokalitäten, die der Minister braucht; nun tritt aber genau das ein, was der Herr Abg. Sattler wünscht: dies Grundstück wird für die doppelten Zwecke der Justiwerwaltung und für das Zivilkabinet thatsächlich verwendet. Wir benutzen ja einen großen Theil des fraglichen Bauplatzes, den hinteren Garten, eben für die Zwecke der Justizverwaltung. Wir handeln so durchaus nach allen Richtungen nicht bloß korrekt im Sinne des ursprünglichen Ankaufs, sondern finanziell durchaus richtig. Daß das Zivilkabinet hier in dem Nachbarhause nicht bleiben kann, habe ich schon ausführlich dargelegt. Würden wir dies Haus neben den Zwecken der Justizverwaltung nicht benutzen für das Zivil⸗ kabinet, so müßten wir für dasselbe ein ganz neues Gebäude auf einem anderen Platz herstellen, und daß das piel kostspieliger sein würde, liegt doch ganz klar auf der Hand. Ich glaube, wir haben in dieser Beziehung im Sinne des Abgeordnetenhauses gehandelt.
Nun, meine Herren, ist es richtig, daß das, was wir hier vor⸗ haben, die Frage der Herstellung eines Dienstwohngebäudes für den Handelt. Minister, noch nicht erledigt ist, und es wird unzweifelhaft dieser Frage baldt hunlichst nähergetreten werden müssen. Ob wir dann
zurückkommen auf den Garten des jetzigen Gebäudes des Handels. Ministeriums, das lasse ich zur Zeit noch dahingestellt. Vielleicht weicht meine persönliche Ansicht in dieser Beziehung von der anderer Ministerien ab. Die Frage ist noch nicht entschieden. Wir haben aber auch noch eine andere Idee; ich möchte sie indessen hier nicht vortragen. Die Sache ist noch nicht reif, und ich fürchte den Staatsfinanzen zu schaden, wenn ich in dieser Beziehung zuviel mit · theile. Die Herren werden dann, wenn die Sache fertig sein wird, rechtzeitig Mittheilung von der Angelegenheit bekommen. Ich habe Ihnen gezeigt, daß wir hier ganz konsequent auch im Sinne des Abgeordnetenhauses gehandelt haben und auch künftig bestrebt sein werden, im Sinne des hohen Hauses zu handeln. Wir wollen sehen, wenn die Resolution angenommen wird, was wir in dieser Richtung, um etwas zu ersparen, noch thun können. Gleich von vornberein jetzt — das muß ich aufrichtig sagen —Esehe ich noch keinen rechten Ausweg. Ich habe schon hervorgehoben und kann es nur wiederholen: wenn das Zivilkabinet, wie ich voraussehe, in Zukunft noch mehr Dienst⸗ räume gebraucht, so wird der zeitige Chef des Zivilkabinets wohl in der Lage sein, den einen oder anderen Raum für diesen Zweck herzu— geben, wie der jetzige Chef bewiesen hat, wie sehr er sich selbst in dieser Beziehung beschränkt, durch Abgabe von Lokalitäten seiner Diensträume; so wird auch der künftige Chef des Zivil kabinets geradezu rechtlich verpflichtet sein, dem Erfordern gemäß zu handeln. Wenn man vergleicht die Anzahl der Räume in den Ministerien, so ergiebt sich doch, daß hier eine viel geringere Ausdehnung in Frage steht, und da wird meines Erachtens das hohe Haus anerkennen, daß die Ge⸗ sammtheit der Dispositionen, die ich hier dargelegt habe, den Plan, den ich eben gekennzeichnet habe, rechtfertigt.
Abg. Graf zu Limburg Stirum betont nochmals, daß die Repräsentationgräume für das Zipilkabinet fehr reichlich bemessen seien; der Chef des Zivilkabinets habe nicht zu repräsentieren.
Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:
Wenn ich den Herrn Grafen zu Limburg · Stirum richtig verstan · den habe, so meinte er, daß die Front an der Wilhelmstraße ganz zu Zwecken der Repräsentation verwendet werde. Das ist nicht der Fall. (Zuruf rechts.) Es kommt nach vorn ein Saal und ein Empfangs⸗ raum, dann nur zwei Zimmer für die Familie und dann ein Vor⸗ zimmer und ein Arbeitszimmer des Chefs. Letztere kann man eigentlich kaum zur Wohnung rechnen, der Chef hat unbedingt doch ein Arbeits⸗ zimmer nöthig; das gehört eigentlich schon zu den Diensträumen. Also man kann durchaus nicht sagen, daß im wesentlichen die Front nur für Repräsentationsräume gebraucht wird. Zwei Zimmer für die Famille sind doch auch gewiß nicht zuviel.
Abg. Kircher (Zentr.) unterstützt den Antrag des Grafen Limburg. ⸗
Der Antrag wird angenommen, ebenso die Forderung und der damit in Verbindung stehende Titel aus dem Justiz⸗ Etat „Erweiterungsbau des Justiz-Ministeriums“ .
Auf eine Anfrage des Abg. von Arnim (kons.) sagt Wirklicher Geheimer Ober⸗Finanz Rath Grandke die Ausarbeitung eines Pro—⸗ jekts für ein neues Regierungsgebäude in Potsdam zu.
Der Rest des Etats der Bauverwaltung wird bewilligt.
Es folgt der Etat der Forst verwaltung.
Bei den Einnahmen aus Holzverkäufen bemerkt
Abg. Dr. Beumer (ul): Die Auswüchfe des Bureaukratismus bei den Helzberkäufen der Forstverwaltung sind namentlich die Verkäufe im geheimen Submissionswege. Man erfahrt die Namen der Bieter nicht; die Käufer sollen nicht wissen, wer auf einen Posten Hol; geboten hat. Der Verkauf muß sich im freien Lichte der Deffentlichkeit voll⸗ ziehen. Das geheime Submissionsverfahren schädigt gerade den kleinen Käufer, der in Verlegenheit kommt, wenn er den Zuschlag nicht erhält. Beim öffentlichen Verfahren hätte er vielleicht gern noch ein paar Pfennige mehr gegeben, um den Zuschlag zu erhalten. Noch bedenklicher ist die Ausschließung des Rechtsweges bei Streitig⸗ keiten; da soll allein der Forstinspektionsbeamte, der Forstrath, ent- scheiden. Ein so einseitiges Schiedsgericht rufen die Änkäufer licber gar nicht erst an. Zu beklagen ist der Ton, in dem die Forstbeamten mit den Ankäufern verhandeln, sie benehmen sich wie Vorgesetzte der Ankäufer; im gewöhnlichen Leben ist der Verkäufer der freundlichere.
Ober - Landforstmeister Donner: Nur 25 0 des Nutzungsholz⸗ einschlags wird auf dem Wege der Submission verkauft. Zu dem geheimen Verfahren sind wir übergegangen, weil sich die Käufer zu⸗ sammenthaten und die Preisangebote vereinbarten. Eine Nachfrage bei allen Bezirksregierungen hat ergeben, daß die Namen aller sn einer Submission Betheiligten veröffentlicht werden. Die Ent— scheidung der Streitigkeiten durch den Forstrath hat sich bisher be⸗ währt; wir könnten daran nichts ändern, ohne eine kolossale Ver⸗ mehrung des Schreibwerks herbeizuführen Cine unfreundliche Behand- lung der Käufer liegt auf keinen Fall im Sinne der Verwaltung.
Abg. Szmula (Zentr.) bittet die Forstverwaltung, den armen Leuten auf dem Lante in liberaler Weise Walrstreu zur Verfügung zu stellen. —
Bei den Einnahmen aus der Jagd empfiehlt
Abg. Szmuln den Abschuß der Saatkrähen. Wenn diese auch für die Landwirthschaft zum theilt von Nutzen seien, so sei der durch sie verursachte Schaden doch da größer, wo sie sich in großer Anzahl niedergelassen hätten. .
Ober ⸗Landforstmeister Donner erwidert, daß alljährlich ein Fonds zum Abschuß der Saatkrähen zur Verfügung gestellt wird.
Abg. Rickert bemängelt, daß der Reingewinn des Staates aus
der Jagd ein ganz minimaler sei; es kämen nur 10 3 auf den Hektar. Und dles sei eigentlich noch nicht einmal der Reingewinn, sondern in manchen anderen Titeln seien noch Ausgaben verfteckt, die lediglich durch den Wildstand veranlaßt seien, wie z. B. die Ausgabe für Wildgatter. Die Ausgaben müßten budgetmäßig getrennt' werden. Wenn alle diese Ausgaben auf den Titel „Jagd? gebracht würden, würde die Jagd keinen Reingewinn, sondern ein Minus aufweisen. Die Einnabmen aus der Jagdverpachtung, führt Redner aus, sind von 139 900 n im Jahre 1883184 auf 122 700 S im Jahre 1891/92 zurückgegangen. Wir haben keinen Nachweis darüber, woher dieser Rückang gekommen ist. Ich bitte, uns im nächsten Etat Autkunft über die Pachtverhältnisse zu geben. Welche Grundsãtze sind maßgebend bel der Verpachtung der Jagd? Welche Flachen werden verpachtet und welche für die Administratlon reserpiert? Durch einen zu großen Wildstand wird die Landwirthschaft gefährdet. Die Förster müssen aus eigenen Mitteln die Wildgatter der Dienst⸗ ländereien unterhalten. Durch Abschuß ließen sich die Schäden der Landwirthschaft mildern. Die Gehälter der Förster sind zu niedrig. Aus der Jagd lassen sich noch größere Einnahmen erzielen, mit r deren die gerechten Forderungen der Förster erfüllt werden önnen. Ober Landforstmeister Donner: Die genauen Angaben über die von der Forstverwaltung im einzelnen gemachten Ausgaben sind in den „Mündener forstlichen 6e, veröffentlicht. Die hohe Jagd wird für die Administration referviert, die niedere wird verpachtet. Die Ausgaben zur Verhütung des Wilbschadens werden immer auf die Staatgkasse übernommen, auch die Ausgaben der Förster für den Schutz ihrer Dienstländereien gegen Wildschaden.
Abg. Fischer (kons.) bittet um Beseitigung der Bestimmung, daß Hunde im Walde an der Leine geführt werden oder mit einem am Halse hängenden Knüppel laufen müssen, wenn sie nicht von dem Förster todtgeschossen werden sollen. Die Leute auf dem Lande hätten
keine Luxushunde, sondern nur Hunde, die sie brauchten, denen die Freiheit gelassen werden müsse.
Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer⸗
tein: ; Meine Herren! Der Herr Abg. Rickert hat die Frage angeregt, ob nicht die Jagd in den fiskalischen Forsten höher verwerthet werden könne, als das nach der gegenwärtigen Einrichtung der Fall ist. Er hat zwar den Wunsch ausgesprochen, daß die Erwägung dieser Frage seitens des Herrn Finanz⸗Ministers geschehe, und hat dargelegt, daß eine Aeußerung von mir um deswillen für suspekt erachtet werde, weil er wisse, daß ich Jäger sei. (Heiterkeit)
Meine Herren, trotzdem will ich es wagen, einige Worte dem Herrn Abg. Rickert zu erwidern.
Ich kann mit ihm anerkennen, daß es vielleicht möglich sein würde, durch eine andere Art der Verwerthung der Jagd in den Königlichen Forsten erheblich höhere Cinnahmen zu erzielen, als das jetzt der Fall ist. Aber bei der Prüfung dieser Frage kommt nicht bloß der finanzielle, sondern auch eine Reihe anderer Gesichtspunkte in Frage. Ich weise darauf hin, daß wahrscheinlich ein großer Theil von Königlichen Jagdbezirken, in denen sich zur Zeit ein gut ge— hegter und gepflegter Wildstand befindet, von reichen Leuten für sehr hohe Pachtpreise erworben werden würde. Aber da könnten zwei unerwünschte Erfolge eintreten: entweder ist der Pächter ein großer Jagdliebhaber und hat deshalb die Absicht, Massen von Wild zu er— zielen, um Massen von Wild zu erlegen, die Vermehrung solchen Wildstandes könnte dann den Waldbestand erheblich gefährden; oder der Jagdpächter pachtet nur, um den zeitig guten Wildstand zu er— werben und möglichst bald abzuschießen, im übrigen ist der Pächter kein Wildpfleger, und dann würde in solchen Revieren der Wildstand bald vernichtet und damit die Jagd in solchen Revieren bald werthlos. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, ich glaube nicht, daß es im Interesse unseres Volkswohlstandes, unserer Volksernährung, unserer Volksgesundheit liegt, durch jagdliche Einrichtungen dieser Art die Grhaltung eines angemessenen Wildstandes in den Königlichen Forsten zu gefährden, vielleicht dem Untergange zu weihen; damit würde wahrscheinlich der Untergang des Hochwildstandes in Preußen besiegelt werden, weil die Forsten allein die Erhaltung solchen Wildstandes sichern. (Sehr richtig ()
Meine Herren, auch andere Gesichtspunkte sind noch zu berück— sichtigen. Wir dürfen — und das erkennt ja wohl die Mehrheit des hohen Hauses an — stolz darauf sein, einen ganz hervorragenden Förster⸗ und DOberförsterstand zu haben. Trotz der schlechten Aus sichten die ser Carriore sowohl in der mittleren wie in der unteren Instanz melden sich Leute aus allen sozialen Gesellschaftsklassen sür diesen Dienst. An sich ist es in hohem Grade erwünscht, daß wir Forstbeamte aus höheren, mittleren Gesellschaftsklassen in unseren Dienst hereinziehen. Weshalb besteht noch ein reger Andrang zu der Forstlaufbahn ? Weil das Leben im Walde zwar mühselig und große Opfer erfordert, weil es aber auch große Genüsse gewährt. Das Leben im Walde stählt die Gesundheit, stählt Geist und Körper. Vor allem aber ist es die Jagdpassion, welche hervor⸗ ragend tüchtige Leute erzieht und den wesentlichsten Anreiz zum Ein tritt in eine Laufbahn bietet, die anstrengend und bezüglich der Ge— haltsausstattung hinter anderen staatlichen Laufbahnen erheblich zurück⸗ bleibt. (Sehr richtig! Nimmt man den Forstbeamten die Jagd, verlangt, daß sie statt mit Büchse und Hund nur noch mit der Kluppe in den Wald hinausgehen, verpflichtet sie daneben sogar, für den Jagdpächter mit Gefahr ihres Lebens den Jagdschutz auszuüben, dann, meine Herren, kann ich mit Sicherheit voraussagen, daß unser Forstbeamtenstand zurückgehen wird, sowohl zum Nachtheil des Waldes wie zum Nachtheil der Jagd. (Bravo) Meine Herren, eine fernere Gefahr gestatte ich mir hervorzuheben. Wer Jäger ist, weiß — aus den Ausführungen des Abg. Rickert muß ich entnehmen, daß er kein Jäger ist —, daß die Jagd niemals ein Erwerb ist und auch niemals ein Erwerb sein soll. Die Jagd ist ein Sportvergnügen, für das derjenige, der sich demselben hingiebt, wenn er nicht dienstlich die Jagd ausübt, regelmäßig große Geldopfer bringen muß. Diesen Sport zu erhalten, meine Herren, liegt aber im Interesse der Gesundheitserhaltung, der Kräftigung unserer Nation; beispielsweise erzieht die Jagd hervorragend tũchtiges Material für die Militärverwaltung, ich nenne Feldjäger und Jägerkoꝛps: Truppen, welche im Kriege sich stets vorzüglich bewährt haben und unentbebrlich sind. Durch den Wald und die Jagd sind diese Leute für den Krieg geschult. Auch für andere Beruftarten ist der Jagdsport nützlich, oft, um bei sitzender Lebensweise die Gesundheit zu erhalten, unentbehrlich. Ich kann dies aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. Den Jagdsport wollen wir daher hegen und pflegen, nicht ihn durch bedenkliche Maß— regeln gefährden. (Bravo!) Wir wollen einen gut gepflegten Wildstand erhalten, ihn aber so beschränken, daß er der Forst⸗ bezw. Landwirth— schaft nicht gefährlich wird, wollen den Wildbestand aber auch nicht, vielleicht nur zu einer vorübergehenden Erwerbe quelle machen. Ich empfehle daher dringend, die Jagd so weiter zu behandeln, wie es bisher geschehen ist, als einen edlen Sport, einen Sport, dem stets die Deutschen mehr wie andere Vqslter gehuldigt haben. Wir Deutschen würden es besonders entbehren, wenn durch verkehrte Maß⸗ nahmen die Ausübung der Jagd, wie das belspielsweise in Italien und anderen Ländern der Fall ist, aufhören würde. In dieser meiner Auffassung, glaube ich, steht der größte Theil des hohen Hauses auf meiner Seite. (Bravo!)
Abg. Rickert verwahrt sich gegen die Auffassung, daß er den ganzen Wildstand von der Erde verschwinden lassen wolle. Daß aber die Jagd zur Bildung des Volkez diene, gehe doch etwas zu weit. Gesund sein könne man auch ohne die Jagd. Die Stellung der Förster sei nicht eine so hohe, wie der Minister sie darstelle; ibre Stellung sei vielmehr geradezu unwürdig, sie seien geradezu
Diener. Eine genauere Aufstellung des Forst⸗Ctats sei auch nach den Erklärungen der Regierung erforderlich. Die Forstverwaltung müͤsse
ein klares Bild davon geben, was uns die Jagd koste.
Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer⸗ ein:
Der Herr Abg. Rickert splelt die Förster gegen die Oberförster aus. Ich beabsichtige hier nicht auf diese Frage einzugehen; ich werde dazu Veranlafsung haben, wenn die Besoldung der Förster, vor—⸗ aussichtlich sehr eingehend, bier im Hause behandelt werden wird; ich werde bei diesem Anlaß den Herrn Abg. Rickert zu berichtigen ver⸗ suchen. (Bravo rechte)
Nach weiterer kurzer Debatte, an welcher sich noch der
Abg. Hofmann (nl) und der Ober⸗Landforstmeister Donner betheiligen, wird um 41s Uhr die weitere Berathung auf Meontag 11 Uhr vertagt. (Außerdem erste Berathung des . . die Zentralgenossenschaftskasse; Interpellation Szmula.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die Winter ⸗Versammlung 1898 der Deutschen Land wirth schafts⸗ Gefell schaft hat heute Mittag mit einer Sitzung des Virektoriums ihren Anfang genommen. Der Sitzung wohnte der Ministerial . Direktor Dr. Thiel aus dem Ministerium für Landwirth⸗ schaft c. bei., Nach dem Geschaftsbericht, welchen Oekonomie Rath Wölbling erstattete, betrug die Mitgliederzahl am 31. Januar 11 ö6l, rund 900 mehr als im Vorjahre. Sie wissenschaftlichen Arbeiten der Düngerabtheilung und die Anbauversuche der Saatgutabtheilung sind auch im letzten Jahre fortgesetzt worden. Bie Ackerbau Abtheilung hatte 21 Antiãge auf Untersuchung der Güter auf Kalt und Mergel zu er⸗ ledigen. Der Sonderausschuß für Pflanzenschutz, der bestrebt war, seine Thätigkeit immer mehr der Praxis nutzbar zu machen, erweiterte seine Bestrebungen auf dem Gebiete der Pflege der den Pflanzen nütz« lichen Vögel. Der Sonderausschuß für Schlachtbeobachtungen hat größere Schlachtversuche durchgeführt zur Klärung der Frage des Einflusses der Fütterung guf die Güte des Fleisches. Der Sonder⸗ ausschuß für Werthermittelung von Gruns und Boden hat in ver⸗ schiedenen Kreisen, u. a. auch in Niederbarnim, Aufnahmen ver anlaßt zur Feststellung der Beziehungen der natürlichen Eigenschaften des Bodens zu der Grundsteuer · Bonitterung. Auf Veranlassung des Sonder⸗ ausschusses für Absatz wurden Sachverstaͤndige ins ÄAuzland geschickt, um die Butterabsatzver haltmisse zu studieren. Bie Baustelle ertheilte 282 Auskünfte, fertigte 136 Skizzen und 34 ausführliche Bauentwürfe an und führte 17 Bauten im Gesammtbauwerth von über 300 006 M aus. Die Geschäftestellen für Hnandelsvermittelung entwickelten rege Thätigkeit. Die Dünger⸗Abtheilung, die 2 209 zo 4. Kainit und 117948 4z Karnallit vermittelte, hatte einen um etwa 12060 größeren Umsatz als im Vorfahre. Die Ab- lieferungen der Futterstelle betrugen 174711 dz im Werthe von 1734 661 S gegen 127 762 4 und 1205 475 S im Vor⸗ jahre. Die Saatstelle steigerte den Werth ihrer Umsätze von 561 122 „ in 1895/86 auf Soß 037 Ja in 1896/97. — Das Direktorium beschäftigte sich eingehend mit der Frage der Ein—⸗ richtung von Pensionen für die Beamten der Gesellschaft bezw. mit der Frage der Wittwenversorgung. Ueber den Stand der Arbeiten der Dres dener Ausstellung wurde befriedigender Bericht erstattet. Vorgelegt wurde ferner eine Eingabe des in Leipzig begründeten Vereins der Fabrikanten land⸗ wirthschaftlicher Maschinen und Geräthe. Dem Verein gehören 43, das ist z der für Deutschland in Frage kommenden Fabrikanten an, und zwar meist solche, die auf den Ausstellungen der Gesellschaft nicht vertreten sind.
Gleichfalls heute Mittag traten die Richter für die von dem Ausschuß für Abfallstoffe ausgeschriehenen Bewerbungen zufammen. An dem Bewerb für Apparate zur Klärung der Abwässer haben sich zwei Systeme betbeiligt: das in Marburg ausgeführte bes Ingenieurs Riensch⸗Wiesbaden und die nach dem Podewils'schen System eingerichtete Anlage, welche die Stadt Bromberg einzuführen plant. Der letztere Apparat ist in Thorn besichigt worden; der ersterr bat größeren Beifall gefunden. An den Wett⸗ bewerb für Appargte zur Aufarbeitung von Abdeckereiabfällen batten sich gleichfalls zwei Firmen hetheiligt: die hiesige Firma Rudolf A. Hartmann und die Casseler Treber ⸗Trocknungs. Aktien⸗ gesellschaft. Die letztere ist jedoch nachträglich von dem Preis bewerb wieder zurückgetreten.
Saatenstand und Getreidehan del in Rußland.
Aus Nikolajew liegt folgende Nachricht vor:
Die Felder sind noch mit Schnee bedeckt, und es läßt sich infolge⸗ dessen augenblicklich über den Stand des Winter⸗-Getreides nichts sagen. Angeblich soll in dem Poltawa'schen Goupernement im Verhältniß zum Vorjahre bedeutend weniger Winterfaat angebaut fein. Das Wetter ist veränderlich. Frostwetter wechselt mit wärmerem Thau⸗ wetter ab.
Angeführt wurden vom 25. Dezember 1897 bis 25. Januar 1898
76 200 Pud Getreide.
Die Ausfuhr betrug vom 25. Dezember 1897 bis 265. Januar 189 . 3019 800 Pud.
Der gegenwärtige Bestand stellt sich auf 5 480 000 Pud.
Nach Mittheilungen aus Odessa betrugen die dortigen Vorräthe
am 31. Dezember v. J Tausend Pud 1897 gegen 1896 Weizen . 17566 Roggen 1754 5750 Gerste. JJ 1600 ö 230 Mais . 1230 4770 1879 31795
Andere Körnerfrüchte.. . 306
14319
An der Getreideausfuhr des Jahres 1897 waren die einzelnen
Häfen in den Gouvernements Cherson, Taurien und Jekaterinos law
nach den bis jetzt vorliegenden, in der Torgowaja Promyschlennyi Gazet“ mitgetheilten Angaben folgendermaßen betheiligt: Tausend Pud
Eupatoria Sebastopol Feodosia Genetschesk Berdjansk Mariupol
217 853
Saatenstand und Getreidehandel in Bulgarien.
Aus Varna liegt folgende Nachricht vor: . .
Die Wintersgaten stehen, so weit man bis jetzt zu beurtheilen vermgg, günstig, doch sind Schneefälle dringend erwünscht. .
Das Getreidegeschäft ist äußerst still. Es sind große Vorrãthe in den hiesigen, Baltschiker und Kavarnaer Magazinen angehäuft, die jedoch alle von geringer Qualität sind. Aus Varna wurden im Monat Januar 10 050 dz Weizen in drei Qualitäten nach Ant- werpen ausgeführt.
Die Maiszufuhr hat sich verringert.
In Baltschik und Kavarna wurden 4 Dampferladungen Gerste nach England verkauft, die jedoch erst Ende Februar oder im Laufe des März zur Ausfuhr gelangen dürften. .
In Baltschlk war rege Suff von Bohnen. Die Vorräthe wurden von Spekulanten angekau 1 Der Vorrath beläuft sich auf ungefähr 4000 hi in verschiedenen Qualitäten.
n der die Berichterstattung der land und forst— vir M re fc Sachverständtgen bei den Kaiserlichen Vertretungen im Ausland enthaltenden Beilage zu Nr. 3 der Mittkeilun gen der Deu tschen . Gesellschaft' veröffentlicht der Sachverständige in St. Peterg burg Aufsätze über die Getreidezüchtung in Rußland und Über den Holz · Ausfuhrhandel Kronstadts im Jahre 1897, der Sachverständige in Wien einen Bericht über die landwirthschaftlichen Musterbetriebe in
t und in Magazinen untergebracht.
Bosnien und der Herzegowina, der Sachverständige in Washington Mittheilungen über die Cierförderung und den Gierhandel in den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sachverständige in Buenos Aires den Schluß seines eingehenden Berichtös über den Umfang der argentinischen Viehzucht.
Paris, 13. Februar. (W. T. B.) Der Saaten st and ist in 13 Departements Frankreichs sehr gut, in 44 gut, in 235 ziemlich gut und in 2 genügend. In 70 Departements ist die bestellte Fläche größer als im Vorjahre, in 13 gleich groß und in 4 geringer.
Verdingungen im Auslande.
Serbien.
22. Februar, Militär⸗Bekleidungskammer in der Unteren Festung zu Belgrad: Lieferung von 4000 kg Brandsohlleder und verschiedene andere Bedarfsartikel für die Milltär. Schufterwerkstätten. Muster und Bedingungen in der Kanzlei obiger Bekleidungskammer. Kaution 20 oso.
24. Februar. Ebenda: Lieferung von 8000 Stück Kalpacks, ebensoviel Stück Papierschachteln und Kokarden.
Sandel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 12. d. M. gesteslt 13 463, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 12. d. M. gestellt 4833, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs ⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Ber iin standen am 11. u. 12. Februar die nachbezeichneten Grundftücke zur Versteigerung: Pros⸗ lauerstraße 37138, der Frau Zimmermesster Anna Winkler, geb. Dorkowtzki, gehörig; Fläche Hg a und Io, 35 a; Fär das Meist⸗˖ gebot von 96 000 S und 96 000 S wurde ber Eigenthümer Joh. Friedr. Brum me, Brunnenstraße 38, Ersteher. — ,, wurde das Verfahren wegen eines Grundstückz in der Malplaquet⸗-⸗ straße, dem Maurermeister Friedr. Bethge gehörig.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin gelangten zur Versteigerung: Grundstück zu Groß ⸗ Lichterfelde, Hobrechtstraße 16, dem Zimmermeister Edmund Toepel zu Groß · Lichter selde gehörig; Fläche 2,12 a; Nutzungswerth 6500 S6; mit dem Gebot von 3 60 „ο blieb der Malermeister Wilhelm Lehmann zu Groß⸗ Lichterfelde, Bismarckstraße 25, Meistbietender. — * Grunk⸗ stück ju Groß-Lichterfelde, an der Potsdamer Chaussee und Werderstraße belegen, der offenen Handelsgesellschaft in Firma Gebr. Pezuch gehörig; Fläche 646 a; Nutzungswerth 105 6; mit dem Gebot von 87600 M blieb Braumeister Gustav Pezuch zu Weißen⸗ ee, Wörthstraße 16, Meistbietender. — Grundstück zu Schöneberg, Goltzstraße 13p, dem Tischlermeister Christr. Stuckenbrock ge⸗ hh ein Gebot wurde nicht abgegeben, das Verfahren daher ein⸗ gestellt.
Veim Königlichen Amtsgericht zu Rixdorf ist das Ver⸗ fahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von Rixdorf Band 50 Blatt Nr. 1634 auf den Namen des Brunnenmacher⸗ meisters Carl Glasemann eingetragenen, zu Rixdorf belegenen Grundstücks aufgehoben worden. Die Termine am 14. und 17. März 1898 fallen fort. ö
Berlin, 12. Februar. (Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ labrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 8.) la. Kartoffelstärke 22— 225 S6, Ia. Kartoffelmehl 22 — 225 , Ia. Kartoffelmehl 18 - 1995 M, Feuchte Kartoffelstärke, Frachtparital Berlin 12.265 6, gelber Syrup 25 = 355 , Kap. ⸗Syrup 25 3 — 26 , Export 263 = 27 Je, Kartoffelzucker gelb 25 = 25 70, Kartoffelzucken lap. 2ß — 265 M, Rum Kuleur 37— 577 M6, Bler⸗Kuleur 36 — 364 4A, Dertrin gelb und weiß Ia. 28 — 28 „, do. sekunda 253 — 265 , Weizenstaͤrke (kleinst.) 56 — 38 „6, do. (großst ] 40-41 6, Hallesche und Schlesische 43 — 44 M6, Reisstärke Strahlen) 49-50 M4, do. (Stücken) 48-49 66, Maigstärke 30 32 , Schabestaͤrke 36 * 38 0, Viktoria⸗Erbsen 19— 22 , Kocherbsen 18—- 20 , grüne GIrbsen 18— 20 S6, Futtererbsen 15—14 A6, inl. weiße Bohnen 22 — 24 6, Flachbohnen 22— 24 , Ungar. Bohnen 19 —260 4, Galizruss. Bohnen 17— 19 6, große Linsen neue 40-54 p, mittel do. 34 = 38 , kleine do, 23 — 34 ½, weiße Hirse 16—- 18 pt, gelber Senf 16—26 MS, Hanfkörner 175 —18 „, Winterrübsen 24 bis 24 -M, Winterraps 244-25 M, blauer Mohn 31 —= 42 At, weißer do. (0 -- 48 S, Buchweizen 14 —15 6, Wichen 14 — 154 M, Pferde bohnen 134 — 14 4A, Leinsaat 22 - 23 A, Mais loto 10 - 104 A, Kümmel 34— 40 M, prima inl. Leinkuchen 14 —– 153 46, do. ruff. do. 1415 M, Rapskuchen 13— 14 M6, Ia. Marselll. Erdnußkuchen 156 — 16 41S, Ia. doppelt gesiebtes Baumwoll ⸗Saatmehl 58 =* 63 o/o 126 13 4, helle getr. Biertreber 28 - 34 9 936 -= 165 Me, getr. Ge⸗ kreideschlempe 32 — 36 o 1214 — 13 4, getr. Mais ⸗Weizenschlempe 356— 39. oo 134 - 14 66, Maisschlempe 40 - 440,½ 1214 — 131 „4, Maljkeime 85-9 6, Roggenkleie ost -= 9 1, Weizenkleie 8t—=9 M 5 8 100 kg ab Bahn Berlin bei Partsen von mindestenz
g.
— Der Aufsichtsrath der Deutschen Hypotheken Bank in Berlin nahm in seiner Sitzung vom 11. d. M. den Abschluß für das verflossene Jahr entgegen und beschloß, der für den 12. Mär; ein⸗ zuberufenden ann,, . die Vertheilung von 60½ Dividende lebensoviel wie im Vorjahr) vorzuschlagen. Der im abgelaufenen Jahr erzielte Reingewinn beträgt 516 3635 ; der Pfandbrief Umlauf hat h auf 777533 500 M, der Hypothekenbestand auf 82 899 600 M
erhö
— In der n nnn, n, der Stettin Bredower Portland Cementfabrik vom 13. d. M. wurde beschlossen, der am 12. März d. J. stattfindenden Generalversammlung die Ver⸗ theilung einer Dividende von 90 für 1597 (1856 7 o/ o) vorzuschlagen.
— Die Generalversammlung der Oppelner Portland Cement⸗ Fabriken vorm. 8 W. Grundmann zu Sppein bom 12. d. M. genehmigte die ahresrechnung und Bilanz für 1897, sowie die Verthellung einer Divldende von 1LooO und eriheilte dem Aufsichtsrath und Vorstand die Entlastung. Die ausscheidenden Mit- glieder des Aufsichtsratbs wurden wiedergewählt. Ferner genehmigte die Versammlung die Entnahme von 20 099 M aus dem Dispositions. fonds zur Gründung eines Pensionsfonds fär die Beamten und Ar⸗ beiter der Gesellschaft, sowie die Äufnabme einer Prioritäts. Anleihe von 1 000 9900 S zur Tilgung des Restes der 47 0. Anleihe vom 30. Juni 1891 und Beschaffung der Kosten für die Rekonstruktion und Erweiterung der zu Oppeln belegenen Zementfabrik. Die Divi⸗ dende. gelangt sofort zur Auszahlung. — Fir das Jahr 1896 wurden 100ͤ Gewinn vertheilt.
— Wie aus Düsseldorf gemeldet wird, wurde in der Auf⸗ sichtsrathssitzung der Bergwerks ⸗Aktiengesellschaft Con- solidation“ am Sonnabend beschlossen, der auf den 26. März ein⸗ zuberufenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende ö. . für 1897 vorzuschlagen; für 1996 wurden 15 os Gewinn vertheilt.
— Der Aufsichtsrath der n . Bank in Dresden hat beschlossen, der zum 21. März d. F. einzjuberufenden General- versammlung die Vertheilung elner Pividende von gifs co in Voꝛischlag zu bringen; im Vorjahre wurden 5 o/o Gewinn vertheilt.
— In der Sitzung des Aufsichtsraths der Deutschen Grund çredit⸗Bank zu Gotha vom 11. d. M. wurde der Abschluß für 1887 nach Anhörung der Revistonskommisston festgestellt. Ver n,, beträgt 899 2864 M gegen go zi6 „ im Vorjahre und entspricht einem Erträgniß von efwa S osp auf daz eingezahlte Aktienkapital von 10 500 000 0 Von dem Gewinnüberschuß werden 4531 939 4 zur Einlösung von ih eb e n e an digungen verwendet, sodaß 467 345 M als Reingewinn verfügbar bleiben. Der