2
Marktort
Qualitãt
gering
gut
Gejahlter Preis für 1 Doppelzentner
niedrigster höchster
niedrigster
höchster niedrigster
* 1.
Durch⸗
1Doppel⸗ schnittz⸗
Doppel zentner
Am vorigen Markttage
preis
Durchschnitts ·
Außerdem wurden am Markttage (Spalte I) nach überschläglicher Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
* 533
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Brandenburg a. 8
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1 Stargard i. P. Kolberg. Stolpy. Namslau
*
Salzwedel. Halberstadt. Eilenburg. Erfurt Kiel. Goslar. Duderstadt. Lüneburg.. Fulda. Wesel .. München Straubing. Regensburg. Großenhain. Meißen .. Pirna... lauen i. V. Reutlingen. Heidenheim . Ravensburg,. Saulgau. ö Offenburg Altenburg Diedenhofen Posen Breslau.
. Pillkallen Elbing Luckenwalde,
Brandenburg a. H. , . Spree.
rankfurt a. D.. Stettin ö Greifenhagen , Stargard i. P. Schivelbein. Dramburg . Neustettin Kolberg
K. Schlawe.
Rummelsburg i. P
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Nams lau Trebnitz. Ohlau . ö, Neusalz a. O. Sagan. Polkwitz . Bunzlau Goldberg Hoyerswerda Leobschũtz Neisse. Salzwedel Halberstadt . Eilenburg Erfurt 11 ö Duderstadt. Lüneburg. Fulda
Kleve. Mese St. Johann München.. Straubing. Regensburg. ge beim Meißen.. 1 Plauen i. V.. Bautzen Reutlingen . . stavensburg . Saulgau. . Offenburg. Braunschweig . Altenburg Diedenhofen Breslau..
20. Februar.: Neuß ohne Zufuhr. Die verkaufte Menge wird auf vo
1220 1240 11, 66 1156 13,26 13,26
13 50 1380
1320 13.20 1226 1376 15,56 13.56 15, 10 15.66
1480 1480
1750 1450 17 56 1366
1460 1420
13,A50 1450 15565 15 56 16,60 1566 146 66 1636
1400 15, 00 12,57 13,33 13,75 1400 13,50 13350 13,69 13,50 13,50 13,90
1200 1200 1415 15 14 1057 1509 13, 96 1566
12760 1550 6d Has
12, 090 1200 12,80 12,89 1400 14,80 14,00 14,00 13,60 14,40
15600 1900 128 G14,
15230 1370
— — — — * 33 18 DD do do * 85S S
—
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14.00 13,00 13,80 14,00 13,70 13,40 14,00 13,80 14,20
13, 00
13,00 16.06 14,40
14 00 15,50 15,75 15,00 15,10 13,33 14,00 13,70 13,75 14,00 14,50 14,00 15,78 15,91 14,060 14,00 13,10 165, 00
14.18 1412 15,06 1480 14,59
15,40 16,80 14,40 13,90
G er st e. 12350
15,90 165,900 14,99 14,0 1400 15,50 14,60 16,60 14,60 15,00 14,80
16550 16,27 15 56 16.56 18, 06 15,75 190 13,90 1716 1506 15.56 17566 12325 1955 1754 1765 16, 9o 15,66 1556 1776 1856 26 60 18, 060 1946 1926 1875 17,20 1656 14.60 14.56
fer. 15,09 13,00 13,20 14,75 14,90
16 00 1486 1376 15.06 15356
13,40 13, 0) 13,60
1460 120
1420 14,20 14.60 14,90 1445 14,40 1429 1440
1560 1500 146d 14 56
14, 00 1409 16,99 — — 14,60 14 80 16,00 — 13,40 13,40 15,00 14,50 16,70 16, So 16, 80 16, 00 16,75 16,25 16,25 15, So0 16.25 16550 — 1400 16.00 16,50 16, 60 16,090 1400 1400 14,67 14,50 14,50 16,30 13,70 14,00 14,00 13,75 1420 14,20 14, 00 14,50 14,0 14,50 — — 15,60 16, 80 17,69 16,48 16,78 18,52 16,57 17,20 18.28 14900 165,00 16,090 14,20 14,30 15,20 14,00 14,10 16, 00 1500 16,20 16.20 — 16 00 15,69 14,18 1600 16,00 14,12 16.20 15,20 16,0 15,70 1600 1480 15 69 15,60 15,20 15 40 16,00 — 15,75 16, 10 15,40 16,70 15,70 15, 80 16,40 16,40 14,60 1460 16, 90 14, 10 14,30 14,0
Bemerkungen.
lle Doppelsentner und der Verkaufgwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Ein liegender Strich (— in den Err lr reise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preisz nicht vorgekommen ist; ein Punkt
— —— 2
13533
1200 14125
14,41 1434
13,00 13,88 12,80 13,20
13 33 13 66
14,03 14,490 13,485 13,52 13,60 13,50 1440 14,79 13, 50
1350 15.50
13,0
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Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. f . in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Dentscher Reichstag. 45. Sitzung vom 19. Februar 1898, 2 Uhr.
; . den Anfang der Sitzung wurde am Sonnabend erichtet.
Als zweiter Gegenstand der Tagesordnung folgt die Fort⸗ setzung der ersten Berathung der Gesetzentwürfe zur Ergänzung der Gesetze, . Postdampfschiffs⸗-Verbindungen mit überseeischen Ländern.
Abg. Graf von Arnim (Rp): Ueber das Prinzip der Vorlage sind die Parteien des Hauseg mit Ausnahme der beiden linksstehenden enig. Es wird sich nur darum handeln, ob die Bedingungen des Vertrages mit dem Norddeutschen Lloyd acceptabel sind. Auch über die Vermehrung der Fahrgeschwindigkeit der Schiffe und die Häufig—⸗ keit des Verkehr sind wir einig. Wird der Verkehr vermehrt, so wird auch der Einwand der extremen Gegner beseitigt, daß auf unseren Schiffen sehr viel englische Güter gefahren werden. Unsere Exporteure versenden viele Waaren auf ausländischen Schiffen, weil sie nicht wochenlang mit, der Verfrachtung warten können. Mit der Vermehrung der Häufigkeit des Verkehrs tritt nun die Möglichkeit ein, daß sie auf, unseren Schiffen mehr exportieren können. Es müßte aber darauf hingewirkt werden, daß die Dampfer des Lloyd ihren Proviantbedarf möglichst ausschließlich im Inlande decken, namentlich den Fleischkonsum. Ebenso wäre es sehr erwünscht, wenn auf den Dampfern des Lloyd die deutsche Sprache mehr ge⸗ pflegt würde als bisher. Er hat augenscheinlich noch nicht die Ge⸗ pflogenheiten vergangener Zeiten abgelegt und giebt der englischen Sprache vor der deutschen den Vorzug, während auf den nichtsubventionierten Dampfern der Gebrauch der deutschen Sprache vorherrscht. Die deutsche Sprache darf hinter der englischen und französischen nicht zurückstehen. Man weist darauf hin, die englische Sprache sei ja die Weltsprache; dann wundere ich mich aber, daß andere Nationen, wie die franzönsche, diese Ansicht nicht theilen; denn ich bin überzeugt, daß auf den französischen Linien nicht englisch gesprochen wird. Wenn von hier aus mit den Vertretern ausländischer Regierungen, mit den Präsidenten von Republiken aus Höflichkeit in der Sprache des betreffenden Landes geschrieben und telegraphiert wird, so wird diese Höflichkeit nicht erwidert, sondern in enalischer Sprache geantwortet. Bas ist charakteristisch für die Art und Weise, wie unsere Bescheidenheit mißverstanden und gemißbraucht wird. Man wirft den Agrariern immer vor, daß sie die Industrie und den Handel nicht mit demselben Wohlwollen behandein wie die Land wirthschaft. Wir sind die letzten, die der Industrie und dem reellen Handel ihre Erfolge mißgönnen. Wir verkennen feinekwegs die Wichtigkeir des Handels und sind weit entfernt, die Interessen der Industrie preiszugeben. Deshalb sind wir ja auch für diese Vorlage. Aber nachdem uns der Staatssekretär die erfreuliche Mittheilung ge— macht hat, daß der Lloyd sich bereit erklärt bat, solche Produkte von seinem Verkehr auszuschließen, die der Landwirthschaft Konkurrenz machen, fragt eg sich, ob wir ihm nicht den Import von Butter bis zu einem gewissen Grade untersagen können. Nach ihrer ganzen Konstruktion werden seine Schiffe australisches Fleisch faum in großen Massen einführen. Wir haben auch keinen Geschmack für dieses Fleisch. Bei Butter ist es aber anders. Der englische Import australischer Butter hat sich von 68 000 Lstr. im Jahre 1890 auf 1 Millton im Jahre 1895 vermehrt. Wir werden die Frage in der Kommission eingehend prüfen müssen. Der Abg. Müller⸗Fulda hat gemeint, daß es dem Interesse Süddeutschlands mehr entspreche, wenn der Hafen von Triest angelaufen würde, statt desjenigen von Genua. Ich glaube nach wie vor, daß der Süden und. Südwesten Deutschlands viel mehr interessiert ist, über Mannheim den Rhein abwärts nach Rotterdam, aller⸗ dings nicht nach Amsterdam, einen beguemen Anschluß zu haben. Der Abg. Molkenbuhr kam zu dem Schluß, daß die Line nach Ost . Asien sich obne Subvention halten würde; er giebt also eine Vermehrung des Verkehrs zu. Er sagt ferner: wenn die Subvention den Verkehr vermehren würde, so würde er dafür sein, weil dann die Arbeiter den Vortheil hätten. Er giebt also zu, daß nicht bloß die Direktoren den Vortheil haben. Daraus wird jedem einfachen Ar— beiter klar werden, daß wir auf seiten der Arbeiter stehen. Herr Molkenbuhr hat den absoluten Freibandel gerühmt. Er sollte dies nur einmal den Arbeitern vortragen. Ich möchte an den Niedergang der Eisenindustrie erinnern. Die Arbeiter würden Schutzzölle und Dampfer⸗ subventionen lieber sehen als eine Verminderung der Arbeitsgelegen⸗ heit. Derr Weiß sprach von der Konkurrenz der Sibirischen Bahn, während Herr Molkenbuhr die Hebung des Schiffsverkehrs davon erwartet. Man vergleiche doch nur die Frachtsaͤtze bei der Beförderung zu Wasser und bei der Eisenbahn. Der russische Export nach China wird allerdings auf der Eisenbahn ein sehr erbeblicher sein; da haben wir alle Ursache, uns einen unabkängigen Seeweg zu sichern. Die Geschichte geht über die alten Vorurtheile zur Tagesordnung über, aber Sie (nach links deutend) sind die Rückschrittler, wir sind die Fortschrittler. Die Erfahrung lehrt, daß der Handel der Flolte folgt; dieser Grund satz bringt sich langsam zur Geltung Ünsere Postdampfschiffe sind durchaus geeignet, als Repräsentanten deutscher Leistungen zu dienen und die Achtung vor Deutschland im Auslande wach zu rufen. Wir müssen eine feste Verbindung schaffen und namentlich jetzt, in diesem Augenblick, wo wir einen festen Stützpunkt gefunden haben, wo China sich dem europä schen Verkehr mehr erschließt. Alle nationalen Parteien haben daher ein Interesse an der Annahme dieser Vorlage, um Deutschlands Stellung in der Weltpolitik zu befestigen.
Abg. Dr. Hermes (fr. Volksp.): Der Vorredner hat mit einem Appell an dte nationalen Parteien geschlossen, uns also dapon aus— geschlossen, da wir nicht mit ihm bezüglich der Vorlage übereinstim⸗ men Wir nehmen ebenfalls in Anspruch, daß wir das deutsche In— teresse vertreten. Diese wirthschaftliche Frage will von einem anderen Gesichtspunkt aus bebandelt sein. Der Vorredner nennt uns die Rückschrittler und seine Freunde die Fortschrittler. Er behauptet, selbst England sei von manchesterlichen Grundsätzen abgekommen und zahle mehr Subvention als wir. England ist ein großes Kolonial—⸗ land und muß feste überseeische Verbindungen aufrecht erhalten. Die Begründung der Vorlage, welche die Noihwendigkeit der Sub— vention beweisen soll, hat mich zu der Ueberzeugung gebracht, daß das Ziel der Vorlage obne Subvention erreicht werden kann. Die Ham—⸗ burger Linie nach Hongkong besteht ohne Subvention; daß sie vier Tage länger fährt, macht für den Frachtverkehr nicht viel aus. Die Kingsin Linie hat obne Subvention sogar zweimal monatlich die Fahrt nach Ost - Asien unternommen. Der Aufschwung des Exports ist eine Folge des allgemeinen Aufschwungs der wirth⸗ schaftlichen Verhältnisse. Wo wirklich die Subvention gewinkt bat, da kann es sich nur um eine Begünsfigung einzelner Interessen und Interessenten handeln. Mit der Konkurrenz der sibtrischen Eisenbahn rechnet die Begründung der Vorlage zu wenig, während doch thatsächlich mit dem Augenblick des Beginnes des Gisenbahnverkehrs der Schiffsverkehr sich vermindert; das zeigte ch bei der Eröffnung der ersten Pacifie, Bahn und guch jetzt wieder ei Eröffnung der argentinischen Eisenbahn über die Anden nach Chile. Bisher ist die Entwickelung des deutschen Handels und der deutschen Rhederei im wesentlichen aus der eigenen Kraft der Betheiligten erfolgt. Sie beruht also auf gesunder Grundlage. Im Interesse der esunden Entwickelung der deutschen Rhederei erscheint die staatliche nterstũtzung überflüssig.
Abg. Dr. Hammacher (nl): Wenn ich den Vorredner in allen Einzelheiten widerlegen wollte, müßte ich die ganze Begründung vor— lesen. Der moralische Einfluß der Postdampferverbindungen ist ein bedeutender. Die Anwesenheit so stoljer Schiffe im Auslande muß die Aufmerksamkeit auf den deuischen Schiffsbau lenken. Die Sub⸗ ventionierung englischer Schiffe führt der Vorredner auf den großen Verkehr Eiglands zurück. Wenn der Verkehr ein so viel größerer ist, dann könnten doch die englischen Schiffe erst recht ohne Sub⸗ vention fahren. Der Vorredner verkennt den Zweck der Postdampfer, die eben etwas Anderes sind als die gewöhnlichen Frachtdampfer. Den letzteren fallen alle Güter zu, welche keinen . auf Regelmäßigkeit und Schnelligkeit der Fahrt machen. Die Postdampfer
können im Personenverkehr mehr lelsten und in der Schnelligkeit der Beförderung solcher Güter, bei denen es auf Pünktlichkeit ankommt. Daß auch fremde Waaren aufgenommen werden, bietet allein die Möglich- keit, die Dampfer in ausreichender Weise zu befrachten. Der Lloyd hat durch die Durchführung des Vertrages bis jetzt dem Reiche den . Dienst ,. wofür wir ihm dankbar sein müssen. Die Slbirische Eisenbahn wird einen Theil des Personenverkehrs an sich reißen; aber mit der Paeifie⸗Eisenbahn kann diese Bahn nicht verglichen werden, das lehrt schon ein Blick auf die Konfiguration von Amerika; es kommt dort der Eisenbahnfahrt gegenüber ein sechsmal so langer Schiffsweg in Be⸗ tracht, sodaß die Eisenbahnfahrt vorgezogen wird. Die Versorgung der Schiffe in den Häfen Hamburg, Brem en, Lübeck 2c. erfolgt zum großen Theil mit deutschen Nahrungsmitteln. Das ist nicht ohne Bedeutung für die deutsche Landwirthschaft, die überhaupt ein Interesse daran hat, eine kaufkräftige Induftrie zur Verfügung zu haben. Die Landwirthschast hat deshalb auch ein Intere sse an dieser Vorlage. Graf Limburg Stirum meinte freilich, er stimme für die Vorlage der Industrie zu Gefallen, er befürchte, daß die Landwirthschaft doch einigen Nachtheil davon haben könnte. Ich würde mich niemals dem Verdacht aussetzen, daß ich eine Vor⸗ lage nur einem Anderen zu Gefallen annehme. Wir sind stets bereit gewesen, zur Unterstützung der nothleidenden Landwirthschaft etwas zu thun; wenn wir ung von Ihnen (rechts) unterschieden, so handelte es sich dabei nicht um die Hilfe an sich, sondern um die Verschieden⸗ heit des Weges. Wir haben uns ablehnend verhalten gegenüber solchen Maßregeln, von denen wir keine günstige Wirkung erwarten konnten; z. B. der Beseitigung der Freizügigkeit ꝛc. werden wir niemals zustimmen. Ich bin nicht der Ansicht des Abg. Müller ⸗Fulda, daß die Triester Linie wieder aufgenommen werden sollte. Von seiten bayerischer Jateressenten ist mir versichert, daß es gleichgültig sei, ob Triest oder Genua als Anlaufs—⸗ hafen gewählt werde; meist werde doch der Modus gewählt, daß die Waaren nach Mannheim per Eisenbahn gebracht und dann auf dem Rhein weiter verfrachtet werden. Ich würde es aber befürworten, daß in dem neu abzuschließenden Vertrage ein alternierendes An laufen von Antwerpen und Rotterdam vorgesehen wird. Redner geht dann auf, die Einzelheiten des abzuschließenden Vertrages ein und bespricht namentlich die in Aussicht genommene Selhst— versicherung der Schiffe, die mit 69e des Werths berechnet sei. Es sei fraglich, ob diese 60/9 unbedingt in die Bilanz eingestellt werden sollten oder nur, wenn durch Verlust die Versicherung in An= spruch genommen sei. Der Lloyd solle ferner verpflichtet werden, die Schiffe in Deutschland bauen zu lassen. Es frage sich, ob auch der Zwang bestehen solle, zu den Schiffsbauten nur deutsches Material zu verwenden. Denn an der Herstellung dieses Materials seien noch viel mehr Arbeitskräfte betheiligt als an dem Schiffsbau selber. Graf Limburg habe angeregt, daß das Reich die Ausbeutung der Kohlenlager in der Kigotschau⸗Bucht selbst übernehmen möge. Er (Redner) sei anderer Meinung. Denn die Erfahrungen hätten gezeigt, daß die Kohlengraben doch nicht Unternehmen selen, die sich unter allen Um⸗ ständen für den staatlichen Betrieb eigneten. Wenn die Dampfer linien Ueberschüsse gewährten, so sollten diese zuerst zur Verlängerung der Linien verwendet werden.
Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Eine Anfrage, die heute Herr Graf von Arnim an die verbündeten Regierungen gerichtet hat, kann ich sofort erledigen. Bereits im Vertrage von 1885 ist die ausdrückliche Bestimmung enthalten, daß neue in die subventionierten Linien einzustellende Dampfer auf deutschen Werften erkaut sein müßten, und ich bin sehr gern bereit, entsprechend der Anregung des Herrn Vorredners auch die Frage weiter zu vertiefen, ob man nicht auch gewisse Kautelen treffen kann, daß das Material, wenigstens so⸗ weit es in Deutschland in befriedigender Weise hergestellt wird, von deutschen Werken zu entnehmen ist. Der Herr Abg. Weiß hat bereits in der vorigen Sitzung an die verbündeten Regierungen die Frage gerichtet, ob es richtig wäre, daß der Lloyd auf seine Passagepreise in England niedrigere Angebote annähme, wie der Tarif in Deutschland vorschreibt, und der Herr Abg. Dr. Hermes ist heute auf diese Anfrage zurückgekommen. Ich hatte mir vorgenommen, meine Herren, diese Angelegenheit erst in der Kommission zu be— handeln, weil ich dabei doch auf eine Anzahl Einzelheiten eingehen muß. Da aber diese Anfrage heute im Plenum zum zweiten Male an die verbündeten Regierungen gerichtet ist, und aus dem Schweigen der verbündeten Regierungen geschlossen werden könnte, daß in der That eine Begünstigung derjenigen Passagiere, welche von England ab die Reise antreten, gegenüber den Passagieren, welche von Deutschland ab die Reise beginnen, stattfände, halte ich mich doch fär verpflichtet, schon heute im Plenum auf diese Frage einzugehen.
Meine Herren, es hatte im Januar 1897 die Kingsin Linie an den Herrn Reichskanzler eine Eingabe gerichtet, in der Folgendes steht:
Es sind uns Fälle bekannt, daß jemand sich ein Billet von Genua nach China in London für 65,14 Pfund — 1340 4M löste, während ihm für dasselbe Billet in Deutschland der Tarispreis mit 1435 M abgefordert wurde, und auf seine Reklamation bestätigte der Norddeutsche Lloyd diese Differenz als zutreffend, indem er dieselbe damit motivierte, daß er in England niedrige Offerten machen müßte.“
Gegenüber dieser Eingabe der Kingsin Linie antwortete der Lloyd im März 1897 in einem ebenfalls an den Herrn Reichskanzler gerichteten Promemoria Folgendes:
Die Passagepreise in London und auf dem Kontinent differieren allerdings vielfach. Es ist das die natürliche Folge der verschärften Konkurrenz in London, wo die verschiedenen Dampfschiffahrtsgesell⸗ schaften in ihren Bureaux dicht neben einander arbeiten, und der Passagier, welcher Plätze belegt, die eine Gesellschaft gegen die andere ausjuspielen sucht. Der Lloyd sucht schon seit einiger Zeit diese Differenz dadurch auszugleichen, daß er seinen Agenten im Inlande diejenigen Preise aufgiebt, welche die Kon— kurrenz in London jeweilig notiert, und die Agenturen anweist, dementsprechend auch ihrerseits zu verfahren.“
Meine Herren, was den Inhalt der Akten betrifft, so ist es allerdings im Jahre 1889, also vor 9 Jahren, vorgekommen, daß der Lloyd billigere Passagepreise in England bewilligt hat, als der von dem Herrn Reichskanzler genehmigte Tarif vorsah. Sobald wir von dieser Thatsache Kenntniß erhielten, haben wir gegenüber diesem Ver⸗ fahren des Noꝛddeutschen Lloyd sofort energischen Einspruch erhoben, aber im Hinblick auf die Konkurrenz, die der Norddeutsche Lloyd in England durch andere Linien auszuhalten hatte, haben wir allerdings generell demnächst einen billigeren Tarif bewilligt. (Zuruf links.) Das heißt, Herr Abg. Richter, wir haben den früher genehmigten Tarif herabgesetzt, generell (Zuruf), auch für Deutschland. Also was darin Antinationales liegt, das vermag ich nicht zu erkennen, aber ich werde für eine Aufklärung aufrichtig dankbar sein. (Heiterkeit.
Meine Herren, dann ist ein Spezialfall vorgekommen, der uns bekannt geworden ist aus einem Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Hongkong und zwar im Jahre 1893. Danach hat ein Mann, der von
Bremen mit seiner Familie nach Hongkong reisen wollte, sich an den Norddeutschen Lloyd gewandt mit der Bitte, ihm 100, Rabatt zu ge⸗ währen. In durchaus korrekter Weise hat der Norddeutsche Lloyd dieses Ersuchen abgelehnt mit Rücksicht auf den vom Herrn Reichskanzler ge⸗ nehmigten Tarif. Dieser Mann hat sich demnächst an den Agenten des Lloyd in London gewandt, und der Londoner Agent hat, allerdings ohne Wissen des Lloyd, einen Rabatt bewilligt und sogar auf seine eigene Agenturprämie verzichtet. Ich weiß nicht, ob diser Fall identisch ist mit dem Fall, den, wenn ich recht gehört habe, der Herr Abg. Weiß speziell angeführt hat. Aber auch diese Frage ist erledigt, nach⸗ dem wir dem Lloyd im Jahre 1891 gestattet haben, generell 20 0 Rabatt zu gewähren, um die Konkurrenz mit anderen Linien aufrecht zu erhalten. An diese Vorschriften hat sich auch der Lloyd gehalten; aber er giebt selbst zu, daß es trotzdem bisweilen vorkommen kann, daß auswärtige Agenten, um sich respektable Passagiere für die Linie zu sichern oder zu erhalten, doch noch geringere Passagepreise als den tarifmäßigen Passagepreis gewähren, aber dann nicht auf Kosten des Lloyd, sondern indem sie ganz oder theilweise auf ihre Agenten⸗ provision verzichten, die 5 bis 7 G beträgt. Auf Grund dieses Rabatts von 20 0o hat die Differenz der Isteinnahmen gegenüber der Solleinnahme auf Grund des allgemeinen Tarifs im Jahre 1896 genau 698 073 M betragen.
Der Herr Abg. Dr. Hammacher hat demnächst die Frage an⸗ geregt — eine Frage, die schon in der vorigen Sltzung behandelt wurde —, ob wir nicht in Verhandlungen mit der belgischen Regie⸗ rung treten wollten, und auch mit den beiden Hafenorten Antwerpen und Rotterdam, in Bezug auf die Ermäßigung von Eisenbahnfrachten bezüglich von Hafengeldern, Feuergeldern, Lootsengeldern u. s. w. Ich halte es für praktischer, diese ziemlich komplizierte Frage nicht im Plenum zu erörtern. Ich werde mir erlauben, darüber eingehender in der Kommission zu sprechen. Ich muß allerdings sagen, daß wir bisher seitens Rotterdams keine Zeichen besonderer Geneigtheit erkannt haben, für den Fall, daß Rotter⸗ dam als Anlaufshafen alternativ gewählt werden sollte, dem Lloyd auch auf finanziellem Gebiet entgegenzu— kommen.
Der Herr Abg. Dr. Hermes ist schließlich wiederum auf meine kurze Bemerkung in Bezug auf den Wollzoll zu sprechen gekommen. Meine Herren, ich habe erklärt, daß es handelspolitisch unmöglich sein würde, die fremde Wolle jetzt, nachdem sich eine so große Woll⸗ textilindustrie in Deutschland ausgebildet hat, von Deutschland aus⸗ zuschließen. Um das nachzuweisen, dazu müßte ich längere Zeit in Anspruch nehmen, und ich glaube, das würde hier nicht in die Vebatte gehören. Aber ich habe allerdings auch der Empfindung Ausdruck gegeben, daß es vielleicht nicht richtig gewesen ist, seinerzeit den Woll⸗ zoll ganz fallen zu lassen (hört! hört! rechts), und ich glaube, der verehrte Herr Abg. Hermes wird mir meine Empfindung nicht verwehren. Ich kann in dieser Beziehung an ihn nur die Bitte richten: Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!“ (Heiterkeit und Sehr gut! rechts
Abg. Metzger (Soz.) spricht sich gegen die Einstellung von Farbigen in den tropischen Gewässern aus und bestreitet, daß dieselbe lediglich aus Humanität für die Weißen erfolge. Die Farbigen seien auch nicht widerstandsfähiger, denn wenn ihnen die große Hitze zu Kopf steige, gingen sie ebenso über Bord wie die Weißen. (Vize⸗ Präsident Schmidt: Ich verstehe nicht recht den Zusammenhang dieser Frage mit der Vorlage.) Redner erklärt, er wolle eine Be⸗ stimmung darin aufgenommen wissen, wonach die subventionierten Dampfer keine farbigen Arbeiter beschäftigen sollten. Die Verwen⸗ dung des farbigen Elements auf der deutschen Handelsflotte habe ohnehin schon einen bedenklichen Umfang angenommen.
Abg. Graf zu Limburg Stirum (d. kons): Ich vertrete keine do ut des-Politik; meine Ausführungen gipfelten dahin, daß wir mit dieser Vorlage der Industrie und dem Handel entgegenkommen. Denn die Landwirthschaft hat an der Vorlage kein Interesse. Aber die Landwirthschaft will mit Handel und Industrie zusammengehen, und das ist nur möglich, wenn die Interessen der Landwirthschaft auch von der Industrie berücksichtigt werden. Herr Hammacher hat sich dagegen gewendet, daß ich dem Staat die Ausbeute der Kohlenlager in Kiao⸗ tschau empfohlen habe. Geld wird die Sache in Ching kosten; wir wollen aber doch diese unprodukttven Ausgaben nicht allein dem Reiche aufbürden und die Ausbeute nachher Anderen überlassen. Das Reich sollte die Kohlenlager für sich mit Beschlag belegen. Der Staat soll die Kohlenlager untersuchen lassen und, wenn er sie verpachtet, von den Pächtern einen genügenden Beitrag zu den allgemeinen Kosten verlangen. Wir wollen für die Landwirthschaft gemeinschaftliches, verständnißvolles, gegenseitiges Wohlwollen, aber nicht eine eigentliche do ut des- Politik, wobei für Konzessionen in einer Frage Kon⸗ zessionen in bestimmten anderen Fragen verlangt würden.
Abg. Molkenbuhr (So)) erklärt sich nochmals gegen die Vor⸗ lage, weil sie den Arbeitern keine Vortheile bringe. Man sollte lieber in jedem Jahre 56 Millionen Mark statt zur Subventionierung der Dampfer zum Bau von Kanälen verwenden, die dann den Verkehr heben würden.
Abg. Fritzen (Zentr.): Mein Freund Müller hat allerdings die Berücksichtigung der Interessen Süd- und Westdeutschlands verlangt, aber er hat nicht die Wiedereinfügung der Linie Triest — Alexandrien zur Bedingung für die Annahme der Vorlage gemacht.
Abg. Graf von Arnim (Rp.): Wenn der Freihandel zur Durch führung käme, so würden zahlreiche Arbeiter brotlos werden; wir wollen aber die Zufriedenheit der Arbeiter. Zunächst ist es wichtiger, unsern Ueberschuß an Industrieprodukten in das Ausland abzusetzen, als Kanäle zu bauen, welche uns den Ueberschuß der Industrie anderer Länder auf den Hals bringen. Ich bedaure, daß die Vertretung Hamburgs im Reichstage zur Zeit in den Händen solcher Personen ruht, welche direkt den Interessen Hamburgs juwiderhandeln.
Auf eine nochmalige Anregung des Abg. Dr. Hermes erklärt der .
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Ich will nur ausdrücklich feststellen, daß der Norddeutsche Lloyd das Recht erhalten hat, 20 0/0 Rabatt zu gewähren, um seine Passage⸗ preise in Uebereinstimmung zu halten mit den wechselnden Passage⸗ preisen anderer, namentlich ausländischer Linien, daß er aber unter keinen Umständen befugt ist, etwa Ausländern niedrigere Passagepreise zu gewähren als den Inländern,
Die Vorlage wird darauf einer Kommission von 14 Mit⸗ gliedern überwiesen. ;
Schluß 5i/ / Uhr. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr Militär⸗ Etat).
Preuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 26. Sitzung vom 19. Februar 1898. Auf der Tagesordnung steht zunächst der Bericht der Wahlprüfungkommision über die Wahl des Abg. Dr. von
8 (Pole) im 4. Wahlbezirk des Reglerungsbenirks anzig.