1898 / 53 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Mar 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Der Vevollmächtigte zum Hundesrath, Königlich wärttem— bergische Wirkliche Geheime Kriegsrath von Horion, ist von Berlin abgereist.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha.

Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und der Erb⸗ rinz haben, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Heluan ver⸗ assen und sich auf dem britischen Aviso „Surprise“ nach Malta eingeschffft.

Der Landtag des k Gotha ist, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, zum 15. d. M. einberufen worden⸗

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch⸗Ostafrika, General⸗Major Liebert beabsichtigte, dem „Deuischen Kolonialblatt“ zufolge, am 18. Januar eine größere Reise durch Nguru, Usegua, alsdann den Pangani aufwärts zum Kilimandjaro anzutreten und auf dem Rückwege noch West⸗Usambara zu besichtigen. Der Hauptzweck der Reise ist, die Kulturverhältnisse des Hinterlandes von Bagamoyo und Saadani kennen zu lernen, in Usegua auf die moralische . der Bevölkerung einzuwirken, endlich die kulturelle ntwickelung der Gebirgslandschaften an der Kilimandjaro⸗ straße zu studieren. Ende März gedenkt der Gouverneur wieder an der Küste zu sein. Es begleiten ihn Referendar Zache und Dr. Maurer, Letzterer für kartographische, klimatologische und Grenzbestimmungen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Ueber das Befinden der Kronprinzessin⸗Wittwe Erz⸗ herzogin Stephanie meldet „W. T. B.“, daß die links⸗ seitige Lungenentzündung weiter fortgeschritten ist.

Im böhmischen Landtage machte heute bei Eröffnung der Sitzung der Oberst⸗Landmarschall Fürst Lobkowitz die Mittheilung, daß auf Grund einer Allerhöchsten Verordnung der Landtag nach Schluß der heutigen Sitzung werde ge⸗ schlossen werden.

Der Landtag der Bukowina beschloß gestern ein⸗ stimmig unter großer Begeisterung die Ueberreichung einer Huldigungs⸗Adresse anläßlich des Regierungs⸗Jubi— läums des Kaisers und die Entsendung einer Huldi⸗ gungs⸗Deputation, welche aus Mitgliedern aller Parteien zusammengesetzt sein soll. Hierauf wurde die Session mit einem Hoch auf den Kaiser geschlossen.

Im ungarischen Unterhause brachte gestern der Minister⸗Präsident Baron Banffy eine Vorlage, betreffend den Bau bosnischer Eisenbahnen, ein. Bei der weiteren De⸗ batte über das Budget des Justiz-Ministeriums erklärte der Justiz⸗Minister von Erdely: die angeordnete administrative Verfolgung sei nicht gegen die Presse, sondern gegen die Verhetzungen in derselben gerichtet. Seiner Ueberzeugung nach sei dadurch das Preßgesetz vom Jahre 1848 nicht verletzt. Er beschäftige sich seit langem mit der Modernisierung des Preßgesetzes, denn es sei unerträglich, daß solche Individuen wegen Preßverhetzung vor Gericht ständen, die niemals eine Feder in der Hand gehabt hätten. Die Frage der Regelung der Preßverhältnisse sei brennend; er selbst habe die Aus⸗ arbeitung eines neuen Preßgesetzes in Arbeit.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause erklärte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Curzon: man glaube, die russischen Behörden unterhandelten mit der Regierung von Korea über die Einrichtung eines Kohlendepots auf der Insel Deer, wo die Japaner bereits einen ähnlichen Platz hätten; man habe aber nichts von einer Besetzung der Insel durch die Russen gehört. Auch habe man keine Bestätigung der Gerüchte erhalten, daß russische Truppen in die Mandschurei und speziell nach Kirin vorgedrungen seien. In Port Arthur gebe es gegen⸗ wärtig keine Forts Ashmead Bartlett fragte hierauf an, ob die russische Regierung, als sie das Versprechen hinsichtlich der offenen Häfen und des freien Handels in China gegeben, sich auch verpflichtet habe, daß der Handel Großbritanniens dieselben Rechte wie der russische Handel in jedwedem chinesischen Gebiet haben solle, auf das die russische Besetzung sich ausdehnen könne. Der Parlamente⸗ Sekretär des Aeußern Curzon erwiderte, es sei keine Frage, betreffend die Besetzung irgend eines chinesischen Gebiet: durch Rußland, aufgetaucht, abgesehen von der Besetzung eines Hefen und hinsichtlich der Erschließung desselben seien die

edingungen dem Hause schon mitgetheilt. Es habe also keine Verpflichtung, wie sie in der Anfrage erwähnt werde, erfolgen können. Sir William Harcourt fragte an, ob die Regierung den Schriftwechsel mit den Regierungen Rußlands und Deutschlands vorlegen werde, welcher sich an die von den be⸗ treffenden Mächten vorgenommene Hesetzung von Küstenplätzen in China angeschlossen habe. Der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Curzon erwiderte, es sei jetzt noch zu früh, um diese Schriststücke vorzulegen, da die Unterhandlungen noch fortdauerten; er hoffe, es später thun zu können. Sir William Harcourt fragte, ob damit gesagt sei, daß die Unterhandlungen sowohl mit der russischen als auch mit der deutschen Regierung noch andauerten, was Curzon be⸗ jahte. Ashmead Bartlett lenkte hierauf die Auf⸗ merksamkeit auf das Vordringen Rußlands im nord⸗ östlichen Asien und meinte, es sei von höchster ee, , en für den britischen Handelseinfluß, daß die Unab⸗ hängigkeit des chinesischen Gebiets aufrecht erhalten werde. Gibslon Bowles unterstützte Sir William Harcourt's An⸗ regung und hob hervor, Großbritannien habe ein großes i fe daran, mit Rußland und Deutschland auf freundschaft⸗ lichem Fuße zu stehen. Bartlett leide noch an der Russenfurcht, die früher in England geherrscht habe. Es liege kein Beweis dafür vor, daß Rußland k. gegen China plane, denn die trans⸗ sibirische Bahn laufe nur durch russisches Gebiet. Solle Ruß⸗ land deshalb als Feind behandelt werden, weil es einen eis⸗ freien Hafen an der Küste des Stillen Ozeans zu besitzen wünsche? Gegenüber der Behauptung, daß das russisch⸗fran i. Bündniß gefährlich für Großbritannien sei, wies ge r auf die bevorstehende if fern , , Garantie für die griechische Anleihe hin. Von seiten der vorigen Regierung sei nichts geschehen, was eine feindliche Gesinnung Deutschlands hätie verursachen können. Er glaube, daß Deutschland Großbritannien gegenüber freundlich

ö sei. Er billige Lord Salisburn'g Erklärung, daß belreffs der Lösung der Fragen in West⸗ ünd Ost Asien große Hoffnung auf einem guten Einvernehmen zwi chen Groß⸗ hritannien und Rußland beruhe, und daß nur durch eine freund⸗ schaftliche Aktion mit den Großmächten Rußland, Deutschland und Frankreich die wahren Interessen Großbritanniens geför⸗ dert werden könnten. Er wünsche von der Regierung eine bün⸗ dige Erklärung betreffs des juͤngsten Vorgehens Deutschlands und Rußland im fernen Osten, damit die Gemüther be⸗ ruhigt würden. Er tadele, daß die Regierung nicht sofort, als biese Fragen entstanden seien, durch elne offene Erklärung die Gemülher beruhigt habe. Der Parlaments-Sekrelär des Aeußern Curzon hielt es nicht für zweckmäßig, in einem Augen⸗ blick, wo die Unterhandlungen noch vor sich gingen, die chinesische Frage zu erörtern, erkannte aber die Berechtigung der Forderung, Aufschluß zu erhalten, an und versprach, der⸗ selben mit einiger Reserve nachzukommen. Er erkannte an, daß der Handel und die Interessen Großbritanniens in China üäberwögen, aber sie schlössen keineswegs jede Rücksichtnahme aus. Man sei nicht berechtigt, neue Konkurrenten mit Gifer⸗ sucht zu betrachten, so lange ihr Wettbewerb legitim und friedlich sei. Großbritannien solle lieber alle seine Bestrebungen darauf richten, im Zeitalter der Konkurrenz das zu erhalten, was es im Zeitalter des Monopols gewonnen habe. Die Regierung könne auf die Anregung Bartlett's ohne Schwierigkeit eingehen, denn sie stimme der Ansicht bei, daß die Integrität und die Un⸗ abhängigkeit Chinas Dinge von größter Wichtigkeit seien und als Gruͤndlagen für die britische Politik anzusehen seien. Er gehöre nicht zu denen, welche an die Beständigkeit der chine⸗ sischen Regierung glaubten. Die britische Politik müsse aber dahin streben, die Zersplitterung des Landes soweit wie möglich zu verhindern oder hinauszuschieben. Er könne . Verhältnisse denken, die Großbritannien zwingen könnten, ich von dieser Haltung loszusagen, aber die Wegnahme oder die Erwerbung irgend eines chinesischen Ge⸗ bietes sei kein Theil der jetzigen britischen Politik. Die jüngsten Ereignisse gingen bis auf den chinesisch- japanischen Krieg zurück, welcher einen großen Einfluß auf das Gleichgewicht im Osten und auf die Stellung aller der Mächte ausgeübt habe, die Interessen in China hätten. Großbritannien habe am Schlusse des Krieges der Aktion Rußlands, Deutschlands und Frankreichs ferngestanden. Hieraus habe sich der größere Einfluß der letztgenannten Mächte ent⸗ wickelt, der sich in den jüngsten Ereignissen bethätigt habe. Curzon erklärte ferner, China habe eine Anleihe aufzunehmen gesucht, und obschon Großbritannien diese unter selbstlosen Bedingungen zu gewähren bereit gewesen sei, habe dies doch nicht verhindert, daß Argwohn entstanden und Umstände eingetreten seien, welche die Gewährung der An⸗ leihe verhindert hätten. China habe sein Gesuch zuruͤckgezogen; nichtsdestoweniger habe die britische Regierung von China die Versicherung erhalten, daß die Anleihe nicht durch eine andere Macht beschafft werden solle. Jetzt habe er gehört, daß die chinesische Anleihe, durch eine einfluß⸗ reiche Bank zum Abschluß gebracht sei. Ferner habe China den Wunsch angedeutef, gewisse Konzessionen zu machen, die nicht allein dem britischen, sondern dem gesammten aus⸗ ländischen Handel zum Vortheil gereichten. Curzon führte dann die bereits bekannten Konzessionen an und saglte, dieselben seien ein Beweis der freundlichen Gesinnung der chinesischen Regierung. Er erinnerte weiter an die von Deutschland er⸗ theilte Versicherung, daß Kiaotschau ein Freihafen sein solle, und an die gleiche Versicherung Rußlands, daß, wenn es einen Hafen erlangen werde, dieser den gleichen Bedingungen in Betreff des Handels unterworfen sein solle, wie die anderen offenen Häfen Chinas. Die britische Politik sei stets auf Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit und der Integrität Chinas sowie der aus dem Vertrage von Tientsin ent⸗ springenden Rechte gerichtet gewesen.

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer richtete der Deputirie Prinz von Arenberg eine Anfrage an die Regierung über die Ermordung des Unteroffiziers Bernis (eines Sohnes des Deputirten Bernis) in Ilo in der Niger⸗ gegenb. Der Redner drückte sein Mitgefühl mit dem Schmerz der Familie des Ermordeten aus und äußerte sich mißfällig über das Verhalten der Niger⸗Compagnie, welche dem Berliner Vertrage zuwider der Weg lege. Der Minister des Aeußern Hanotaux erklärte, die wichtigen Verhandlungen, die augenblicklich mit Groß⸗ britannien stattfänden, legten ihm besondere Zurückhaltung

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daß die Verhandlungen zu der für beide Länder so

in der Presse geführten Polemik und trotz der ver— breiteten alarmierenden Nachrichten. Die Kommission, fuhr der Minister fort, widme sich ihren Arbeiten mit Ruhe, und

der beiden Regierungen und zu den positiven und versöhn⸗ lichen Instruktionen haben, die sie ihren an Ort und Stelle befindlichen Offizieren ertheilt hätten. Die Arbeiten der Kommission seien schon stark vorge⸗ schritten; die Rechte und Interessen Frankreichs würden energisch vertheidigt, indeß seien gegenseitige Zuge⸗ ständnisse nicht ausgeschlossen. Hanotaux bestätigte schließlich die Nachricht von der Ermordung Bernis', über die ihm Einzelheiten noch nicht bekannt feien, sprach der Familie sein Beileid aus und fügte hinzu: Frankreich sei stolz auf das Weik seiner Forscher, und die Kammer werde sich der Regierung anschließen, um ihnen die feierliche, wohlverdiente Huldigung des Landes auszusprechen.

Italien.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht ein Schreiben des ersten Flügel⸗Adjutanten des Königs an den Minister⸗Prä⸗ sidenten di Rudini, in welchem es heißt, daß der König, im Anschluß an die von der Regierung im Parlament vor⸗ geschlagene Vermehrung der Fonds zur Unterstützung der ärmeren Klassen mehrerer Provinzen, aus Anlaß des Ver⸗ fassungsjubiläums 160 000 Lire zu demselben Zweck ange⸗ wiesen habe.

Spanien.

Wegen der Getreidetheuerung beabsichtigt, dem, W. T. B.“ zufolge, die Regierung eine Herabsetzung der Einfuhrzölle—

Griechenland. Der Mitschuldige Karditzi's an dem Attentat auf den

König ist, wie, W. T. B.“ meldet, nunmehr ebenfalls verhaftet

ö. freien Schiffahrt auf dem Flusse Hindernisse in den

auf; er könne inzeß sagen: alles berechtige zu der Hoffnung,

wünschenswerthen Verständigung führen würden, troßz der

man dürfe Vertrauen zu den freundschaftlichen Gesinnungen

worden. Es ist ein Erdarheiter aus dem nördlichen Macedonien, Namens Johann Giorgis oder Kyriakos; derselbe steht in dem gleichen Alter wie Karditzi und scheint auf dessen Anregung gehandelt zu haben. Karditzi gegenübergestellt, gestand Giorgis, an dem Attentat theilgenemmen zu haben; Karditzi habe ihm vorgestellt, daß sie ein Werk auszuführen im Begriff seien, welches großen Muth erheische und das sie beide berühmt machen werde; im letzten Augenblick sei er jedoch schwach ge⸗ worden und habe die Pferde nicht treffen können, wodurch das Attentat vereitelt worden sei.

Aus dem ganzen Lande werden fortwährend loyale Kundgebungen gemeldet; Adressen treffen zu Hunderten im Königlichen Palais ein.

Amerika.

Nach einer Meldung aus Havanna hat der General Castellaͤnos in der Umgegend von Najasa (? den In— surgenten mehrere Gefechte geliefert. Die Aufsständischen hatten hierbei 171 Todte und Verwundete. Die Insurgenten wurden ferner bei Cartagena und Villas geschlagen.

Das spanische Panzerschiff „Vizeaya“ ist heute in Havanna angekommen. Eine große Menschenmenge war auf den Quais versammelt und veranstaltete eine Kundgebung. Zahlreiche Vergnügungsfahrzeuge erwarteten in dem festlich geschmückten Hafen die Ankunft des Schiffes. Das Panzerschiff „Almirante Oquendo“ wird täglich in Havanna erwartet.

Aus Caräcas meldet das „Reuter sche Bureau“, daß der General Andrade gestern in sein Amt als Praͤsident eingeführt worden sei.

Asien.

Das „Reuter 'sche Bureau“ berichtet unter dem vorgestrigen Datum aus Peking, daß Rußland fortgesetzt auf die Ent— lassung der in chinesischem Dienst stehenden britischen Eisenbahn⸗Ingenieure dringe.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reich s⸗ tages und des Hauses der Äbgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (36. Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats— Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister des Innern Freiherr von der Recke beiwohnten, stand zunächst die dritle Berathung des Gesetzentwurfs wegen rn nr des Grundkapitals der Preußischen Zentral-⸗Genossenschaftskasse auf der Tagesordnung.

Abg. Dr. Arendt (fr. kons.) spricht seine Freude darüber aus, daß die Opposition gegen die Vorlage verstummt sei, und giebt der Hoffnung Ausdruck, daß, wenn wieder eine Erhöhung des Grund⸗ kapitals sich als nothwendig erweise, dabei festgestellt werden könne, daß auch die Handwerkerkreise und kleinen Gewerbetreibenden sich dieser Kasse bedienen, was jetzt leider noch nicht der Fall sei. Möge der Geist, der die Gewerbekreise unabhängig machen will von den Gelzmarkiverhältnissen, auch bei anderen Instituten einkehren, z. B. bei der Seehandlung und bei der Reichsbank, deren Diskont so häufig wechsele, häufiger als in Frankreich, wo die Valutaverhältnisse und die Wechselkurse ebenso gute und stabile seien als bei uns.

Abg. Ehlers (fr. Vgg.): Mein Freund Broemel ist nicht an— wesend; ich weiß nicht, ob er, wenn er anwesend wäre, den Fehde—⸗ bandschuh aufgenommen hätte. Ich sehe keinen Anlaß dazu, auf diefe Dinge einzugehen, die mit der Vorlage doch nur in einem losen Zu— sammenhang stehen.

Die Vorlage wird darauf ohne weitere Debatte in dritter Lesung definitiv angenommen.

Es folgt die zweite Berathung des Gesetzentwurfs,

betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur

Beseitigung der durch die Hochwasser des Sommers 1897 herbeigeführten Beschädigungen.

Die Kommission hat den § 1 der Vorlage in folgender Weise abgeändert:

Die Beihilfe des Stgates von 5 Millionen Mark soll im Bedürfnißfall bis zu 10 Millionen Mart erhöht werden können. Die Beihilfen sollen nicht nur an Geschädigte zur Erhaltung im Haus, und Nahrungsstande, sondern auch an folche gegeben werden, bei denen eine Gefährdung ihrer wirthschaftlichen Existenz vor— liegt; sie sollen ferner auch Kreisen gewährt werden, und nicht nur zur Wiederherstellung. sondern auch zur noth— wendigen Verbesserung der beschädigten gemeinnützigen Anlagen, ferner auch zur Wiederherstellung der Ufer, nicht nur der Uferschutz⸗ werke. Schließlich hat die Kommission den Zusatz gemacht, daß die Beihilfen auch gegeben werden an Deichperbände und Wasser⸗ genossenschaften zur Aufbringung der für das Jahr 189798 zu zahlenden Beiträge, sowie zur Ersatzleistung bezw. Rückerstattung der für die Thätigkeit der militärischen Hilfskommandos entstandenen Unkosten jeglicher Art.

Abg. von Jagow (kons.) beklagt, daß in seiner Heimath, namentlich auf dem linken Elbufer, die Hochwasser zugenommen haben. Früher kamen, führt er aus, nur im Frühjahr Hochwasser vor. Jetzt sind aber auch im Sommer die Deiche tagelang vom Hochwasser bedroht. Es handelt sich dabei um Gegenden, die durch jahrhunderte⸗ lange Kultur besonders werthvoll geworden sind. Durch die Ueber- schwemmungen wird der Boden versandet, sodaß die Landwirthe jetzt eigentlich nur noch durch ihre Hypothekengläubiger gehalten werden. 39 dem rechten Elbufer, namentlich in der Prignitz, steht es ebenso schlecht.

Abg. Freiherr von Richthofen⸗Mertschütz (kons.): Die

Kommissionsbeschlüsse werden erhebliche Mehrausgaben zur Folge

Gs ist in der Kommission gesagt worden, daß auch solche Landwirthe unterstützt werden können, bei denen ein- Gefährdung der wirthschaftlichen Existenz vorliegt, die also größere Grundbesitzer sind, sich aber in schlechten Verhältnissen befinden. Aber die für den Re— gierungsbezirk Liegnitz dafür ausgeworfenen 500 090 reichen bei weitem nicht aus. Es ist bedauerlich, daß über das Referat des Grafen Zedlitz Trützschler über diese Frage in der Wasserkommission nicht ein stenographischer Bericht vorliegt. Die Schadensabschätzungen sind überhaupt viel zu niedrig (wofür Redner Beispiele aus den Kreisen Löwenberg, Glogau ꝛc.) anführt. Wenn alle diese Schäden berücksichtigt werden sollen, so wird das Geld bei weitem nicht ausreichen. Dem Ober-⸗Präsidenten von Schlesten gegenüber ist dieß auch schon im Wasserausschuß auseinander- 6 worden, aber er hat erklärt, daß er dafür verantwort⸗ . sei, daß nicht höhere Staatsmittel in die Vorlage eingestellt sind. Im Wasserausschuß ist es als ein vollständiges Novum hin⸗ gestellt worden, daß die Provinz überhaupt etwas zahlen soll. Ich kann nur bitten, an dem Beschlusse der Kommission festzuhalten. Es liegt hier noch mehr ein nobile officium für den Staat vor, als im vorigen Jahre bei der Erhöhung der Beamtengehälter. Vize⸗Präsident des Staats. Ministeriumz, Finanz: Minister Dr. von Miguel: Ih bedauere, dem Vorredner nicht beistimmen zu können. Es ist ein extraordinäres, nur durch Noth zu entschuldigendes Vorgehen, daß der Landtag der Regierung die Ermächtigung giebt, eine Anleihe von fünf Millionen Mark zu machen oder nicht. Fünf

haben

Millionen Anleihe sinꝰ gefardert, und die Kemmsston beantragt, ies: Taleihe noch um fünf Milllonen zu erhöhen. Bei den Be⸗ amtengehältern handelte eg sich nicht um eine Anleihe, son⸗ dern um eine anderweitige Gestaltung der Beamtengehäster. Bie Vertreter der Erhöhung der Anleihe behaupten, daß die 5. Mil⸗ ssonen nicht ausreichen, aber wir haben ja seitens der Staattregierung schon erklart, wenn dringende Bedürfnisse unbefriedigt bleiben, würden wolr uns nicht scheuen, die bewilligten Geldmittel zu überschreiten, in der Voraussetzung, daß das Haus nachträglich die Verwendung billigt. Dadurch kommt daß Haus in eine ganz andere Lage als nach dem Anträge der Kommission. Das Haus kann pann selbst prüfen, ob ein Bedürfniß für die Ueberschreitung vorliegt. Eine Erhöhung könnte die Regierung nur dann als noth— wendig anerkennen, wenn das Beweismaterial dafür beigebracht würde. Wir können doch nur auf die Berichte der Landräthe u. s. w. uns stuͤtzen. Einzelne Beispiele, wie sie Herr von Richthofen anführte, beweifen nichtsc. Wenn in einzelnen Fällen der Schaden zu niedrig geschätzt war, so kann er in anderen Fällen zu hoch geschätzt fein. Das gleicht sich aus. 1883 sind in der ersten Ueberstürzung und Nieder⸗ geschlagenheit die Schäden viel zu hoch taxtert worden Der Ober⸗ Präsldent von Schlesien steht auch, heute noch auf demselben Stand⸗ punkt wie früher. Er hat es nicht verantworten können, für die leistungsfähigen Kreise eine Unterstützung zu beantragen. Der Kreis Hirschberg ist wohl am stärksten betroffen. Die Steuern dieses Kreiseß betragen 18 0ö0 der Staattsteuern, Das ist eine sehr geringe Belastung. Die höchste Belastung, der in Betracht kommenden Kreise geht nicht über 6905/0 hinaus. Andere Kreise sind mit mehr als 100 00 belastet. Da kann man doch solchen günftig dastehenden Kreisen keine Unterstützung gewähren. Den ganzen Schaden wollen wir nicht ersetzen, sondern nur eine Bei⸗ hilfe gewähren zur Beseitigung des Schadeng. Wenn der Staat sich schlüssig macht, über die fünf Millionen Mark. binaugzugehen, so würden die Provinzen überhaurt nicht mehr betheiligt sein, während sie / des Schadenersatzes tragen sollten. Man wird sagen, die Regie⸗ rung habe nicht nöthig, bon der Ermächtigung Gebrauch zu machen. Aber wenn die 10 Millionen angenommen werden, so werden die Ansprüche wachsen, und die Regierung wird in eine schwierige Lage kommen, unberechtigte Ansprüche nicht zurückweisen zu können. Dadurch würde eine große Unzufriedenheit entstehen. Die Herren aus Schlesten stehen noch unter dem Eindruck der Katastrophe. Aber sie können sich beruhigen, wenn die Regierung die Erklärung abgiebt, daß sie die geforderte Summe von 5. Millionen überschreiten wird, wenn eine dringende Nothwendigkeit dazu vorliegt. Zu den Be⸗ schlüssen der Kommission hat das Staats⸗Ministerium noch keine Stellung genommen; aber in einer solchen konstitutionellen Frage, die in erster Reihe den Landtag angeht, sollte der Landtag sich hüten, der Regierung eine solche Latltüde zu geben. Es könnte unter anderen Uniständen daraus ein gefährliches Präcedenz entstehen. Ich kann also nur dringend bitten, die Regierungsvorlage wiederherzustellen.

Abg. von Schenckendorff (nl. : Wenn wir früher und noch bei der ersten Berathung der Vorlage der Meinung waren, die auch im Lande herrschte, daß die Regierung nicht hinreichende Hilfe gewährt hat, so haben uns die Kommissiongverhandlungen eines Besseren be⸗ lehrt. Wir haben daher das volle Vertrauen zur Regierung, daß sie daz Nothwendige ausführen wird. Wir haben geglaubt, in der Kommission eine Reihe von Arbeiten sicher stellen zu müsfen über die Vorlage hinaus. Hinter mir steht kein Interessent, es ift auch keine Petitlon mir zugegangen. Aber wer die Schäden gesehen hat, der steht anders zu der Sache; er muß den Wunsch hegen, daß über die Vorlage hinausgegangen wird, und dag wollten wir in irgend einer Form in der Vorlage zum Aus druck bringen. Aus den zu bewilligenden Geldmitteln sollen die wirklich Bedürftigen vollständig entschädigt werden. Ich möchte die Regierung bitten, den Begriff der Bedürftigkeit möglichst weit auszudehnen,. Die großen Katastrophen wiederholen sich ja nur in längeren Zeiträumen. Es treten aber schon bei größeren Landregen kleinere Ueberschwemmungen, und zwar regelmäßig im Jahre ein, und dagegen müssen Vorsichts⸗ maßregeln getroffen werden.

Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten ist der am 25. Februar d. J.

zwischen Preußen, Sachsen⸗Meiningen und SchwarzburgRudolstadt abgeschlossene Nachtragsvertrag, betreffend die Errichtung eines gemeinfchaftlichen Landgerichts in Rudolstadt, zugegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Kohlen, und Salzgewinnung im Ober-Bergamtsbezirk Halle.

Im Ober⸗Bergamtsbezirk Halle wurden im letzten Vierteljahr 1897 Steinkohlen gefördert auf 2 (1896 2) Werken mit einer mittleren Belegschaft von 43 (1896 43) Mann; hiervon waren eigent⸗ liche Bergarbeiter 25 (4 3). Die neue Förderung mit Einschluß des aus dem vorausgegangenen Quartal übernommenen Bestandes betrug 3774 (4 770) t, der Absatz 2435 (4 105) t, der eigene Bedarf 447 (— 16) t. Der Werth der verkauften Steir koblen belief sich auf 15 129 (— 1015) , das ist durchschnittlich für die Tonne 6 21 070) A Braunkohlen wurden wie 1896 auf 270 Werken ge⸗ fördert, deren mittlere Belegschaft 27 852 (4 1465) Mann betrug; unter diesen befanden sich 19 424 (4 675) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes belief sich auf 6 352 496 (4 626 064) t, der Absatz auf 4 9657 999 (4 497577) t, der eigene Bedarf auf 1 144 039 (4 101 935) t. Der Werth der ver⸗ kauften Braunkohlen betrug 11 245 873 (4 874 367) M, das ist durchschnittlich für die Tonne 2,27 (- O06) 4 Stein salz wurde aufs ( 1) Werken gefördert, deren mittlere Belegschaft 595 (4 136) Mann betrug; unter diesen befanden sich 428 (4 122) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes belief sich auf 75 7829 (— 197633) t, der Absatz mit den Deputaten auf 53 833,3 (— 3035.2) t; zur Bereitung anderer Produkte ꝛc. wurden 19 417 (4 827) G verwendet. Kali⸗ salz wurde wie 1396 auf 6 Werken mit einer mittleren Belegschaft von 3721 (4 363) Mann gefördert, von welchen 275 (4 244) eigentliche Bergarbeiter waren. Die neue Förderung belief sich mit Einschluß des Bestandes auf 348 022 (4 32 809,7) t, der Ab⸗ satz mit Deputaten auf 217 207,? (— 94 360,2) t zur Bereitung anderer Produkte ꝛc. wurden 126 667,5 (4 126 667,8) t verwendet. Siedesalz wurde wie 1396 auf 6 Werken mit einer mittleren Belegschaft von 673 (4 1) Mann gefördert, von welchen 263 ( 11 eigentliche Bergarbeiter waren. Die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes belief sich 1) an Speisesalz auf 3a 484,1 (— 635,9) t, der Abfatz hiervon mit Deputaten auf 2 260,4 (— 557,6) 6: zur Bereitung anderer Produkte ꝛc. wurden 2598, 1 (4 353,2) t verwendet; 2) an Vieh- und Gewerbesalz wurden mit Einschluß des Be⸗ standes 28447 (4 236,3) t gefördert; der Absatz mit Deputaten belief sich auf 2633,9 (4 173,9) t.

Die landwirthschaftlichen Betriebe in Frankreich.

Unter dem Titel „Statistique agricole de la France, publie par 18 Ministre de agriculture Résultats gendraux de l'Enquste décennale de 1892 sind kürzlich die Ergebnisse der alle zehn Jahre zu wiederbolenden großen agrarstatistischen Auf nahme vom Jahre 1892 veröffentlicht worden. Im Nachfolgenden sind die Hauptjahlen daraus mitgetheilt und denen der vorausgegangenen Erhebung von 1882 gegenübergestellt. Um diese Ergebnisse zu versleben, ist es in erster Linie unerläßlich, zu wissen, welche Theile bejw. Flächen⸗ kategorlen des Gesammtareals deg Landeß die landwirthschaftliche Be⸗ triebestatistik, wie sie vorliegt, überhaupt erfaßt.

Von dem Gesammtareal Frankreichs lohne Kolonien) welches 1897 wie 1882 zu 52 867 199 ha angenommen worden ist, find von vornherein 2 389 290 ba als „DT erritoire non agricole“ aug-

.

zuscheiden, die von der landwirthschaftlichen Betriebestatistik nicht berührt werden. Diese Flächen sind in der Hauptsache: Proprists bätie, voies de communications, sommets de montagnes. Die in der deutschen Statistik der ‚Gesammtfläche' der Betriebe zu⸗ gerechneten Haug und Hofräume und Wege, auch wohl das Oed⸗ und Unland mögen zum theil unter den Begriff dieses Territoire non agricole fallen und deshalb in den nachstehenden Zahlen außer Betracht geblieben sein. Der Unterschied zwischen Sommets de montagnes und den bei den Betriebeflächen eingerechneten Terrains rocheux et montagnes ineultes ist nicht klar ersichtlich gemacht.

Als „Territoire agricole“ ergab sich sonach

1892 eine Fläche von 50 467 9g09 ha, 1882 ö. 50 590 716 ha.

Von diesem Territoire agricole hat die französische Betriebs⸗ statistik des weiteren außer Betracht gelassen die Fläche der Staats⸗ waldungen (Bois de PRhtat). Sie betrug 1892 1 689 069 ha gegen 998 854 ha im Jahre 1882. Die von der Betriebsstatistik erfaßte Gesammtfläche der landwirthschaftlichen Be⸗ triebe (Contenancee totale des Exploitations) stellte sich demnach

1892 auf 49 378 813 ha, 1882 49591 862 ha.

Die weitere Vertheilung auf die verschiedenen Flächenkategorien

ergiebt sich aus nachstehender Uebersicht: Gesammtfläche der Betriebe 1892 und 1882:

1892 1882

43 152 624 ha 43 339 325 ha

25 771 419 ha 26 017 582 ha 1800489 2196799. 4 402 836 . 4115 424

1810 608 , 3 432 7.

Super ficie cultiv6e Davon waren:

Terres labourables

V,

Prés naturels (Wiesen) .

Herbages paàturés permanents (bessere Weiden)

Bois et forsts VJ

Cultures arborescentes en masse (Oelbaum-, Kastanien⸗ Maulbeer⸗ ꝛc. Plantagen) .

,

Jardins de plaisance, pares.

Superficie non cultivse Davon waren:

Landes, päatis, bruyòres ste. (Heide aller Art, auch geringe Weide) w

Terrains rocheux et mon- tagnes incultess..

8 46 371

h500 678 343 537 90 585

b 226 189

472 870. 291 825 , 77338,

b 2652 537 ha

3 898 530 ha 3 899 171 ha

J 1978750 , Tęœrrains mar cageux ( Sümpfe) 316 373. 328 297 Tourbiòres (Torsstiche) 38 292 . 46319

Diese Gesammtfläche umfaßt, wie man sieht (abgesehen von Haus und Hofraum, Wegen ꝛc. und Staatswald), ungefähr die Fläche, die auch die deutsche Betriebsstatistik bei der Gesammtfläche“ der landwirthschaftlichen Betriebe in Rechnung stellt, und auch für die landwirthschaftlich benutzte! (Acker, Wiese, bessere Weide 2c.) sowie die ‚landwirthschaftliche! Fläche im weiteren Sinne (einschl. Reb⸗ und Gartenland) der deutschen Statistik können annähernd die ent⸗ sprechenden Größen in der französischen wiedergefunden werden. Eine Vergleichung der Zahlen ist aber immer nur mit Vorsicht vor⸗ zunehmen und darf hier unterbleiben.

Völlig ausgeschlossen ist aber die Vergleichbarkeit des Haupt⸗ inhalts der landwirthschaftlichen Betriebsstatistik in Deutschland und Frankreich deshalb, weil bei der Bildung der Betriebsgrößen⸗ klassen in Deutschland lediglich die lIandwirthschaftliche“ Fläche, also ohne Waldland, Oed⸗ und Unland (und sonstige Fläche“), zu Grunde gelegt ist, während in Frankreich die Gesammtfläche“ bei den Abmessungen der Größenklassen maßgebend ist. Die fran⸗ zösischen Größenklassen bedeuten demnach etwas ganz Anderes als die entsprechend bezeichneten deutschen. Ein Betrieh der deutschen Größen⸗ klasse unter I ha“ kann eine Gesammtfläche von 100 ha haben, wenn von letzterer z. B. 99,1 ha Wald⸗ und Unland sind.

Dies vorausgeschickt, seien nunmehr die Hauptzahlen der fran⸗

zsischen Betriebsstatistik kurz mitgetheilt.

ahl der Betriebe nach Größenklassen 1892 und 1882:

1892 1882

2167 667

1865 878 769 192 431 335 198 041 97 828 56 419

52 048 h6 866 22777 20 644 6223 5 585

; 4280 2574 zusammen 5 672 007 demnach beträchtlich zugenommen die Zahl der Betriebe unter

unter 1 ha

1— 5

5 10 10— 20 20 30 30— 40 10 50 50— 100 100—200 200 - 300 über 300

788 299 429 407 189 664 92 047 53 343

, ,,,

5702752

Es ha 1 ha, sodann ist gestiegen die der Betriebe von 5 10 ha und endlich

die der drei Größenklassen über 100 ba. Abgenommen haben die Klassen von 1 und 10— 100 ha.

Leider ist es nicht möglich, für dieselben (11) Größenklassen die Veränderungen in dem Antheil an der Gesammtfläche aller Betriebe zu verfolgen, da die Flächen nur für größere (4) Gruppen nach⸗ gewiesen sind. Die Fläche dieser Gruppen ist unter Beifügung der in der amtlichen Veröffentlichung gebrauchten Bezeichnung nachstehend veranschaulicht.

Gesammtfläche der Betriebe nach Größengruppen

1892 und 1882: 1892 1882 Très petite eul- . ture (unter 1m ar, Petite culture (1-10 ha) . 11244 750 22,8 0/0 11 366 274 , 22,9 o /o Moyenne cul ture (10 bis 40 ha) 1465818 417 . Grande culture (über 40 ha) 22 493 38998 4530 9 22 266 105 . 45,0 0 sg Zusammen 49 378 815 ha 100,0 υ 49 561 S62 ha 100,0 o Der Antheil der Trèês petite culture und der Grande culture an

1083 833 ba

2, Oso

29,0 oυάηG 14845 650 , 29,9 osw

wer Fräche hat zugenommen, der Antheil der Petite und der Moyenne

culture ist zurückgegangen. Erheblich scheinen die Verschiebungen im Großen und Ganzen nicht zu sein. Jedenfalls wird man nament⸗ lich bei der immerhin großen Zahl der Betriebe von 5 10 ha und der Einrechnung des Waldlandes überhaupt, also auch bei den Be⸗ trieben über 40 ha nach diesen Zahlen an sich weder von einer stark fortschreitenden Zersplitterung noch von einer bedenklichen Latifundienbildung im allgemeinen sprechen können. Ueber 100 090 Betriebe entfallen auf die Größenklassen von 40— 100 ha, und sehr viele unter ihnen werden auch noch als wittlere“ anzusehen sein, sodaß man die Zahlen, wie sie hier vorliegen, mit Recht als im Ganzen durchaus günstige wird bezeichnen müssen.

Ueber das Besitzverhältniß der Betriebsinbaber (Gigenwirtbschaft, Tbeilbau, Pacht) innerhalb der einzelnen Größenklassen oder Größen⸗ gruppen geben die Tabellen keinen Aufschluß; es liegt darüber nur folgender summarischer Nachweis vor:

Zahl und Fläche der Betriebe (exkl. Waldland) nach dem Besitzverhältniß 1892: Biens cultivss par le propriétairel Zabl Fläche lui- mme 4150 795 18 324 400 ha Méötayages et colonats. ; 349 338 3767 0090 . Fermages et locations verbales 1078184 12628 800. 34 720 200 ha

Zusammen 5618 800

In einer Anmerkung zu diesen Zahlen erklärt das amtliche Werk selbst, daß eine Vergleichung mit den entsprechenden Fest. stellungen von 1582 nicht wohl möglich sei und deshalb darauf verzichtet werde. Wie man aus obigen Zahlen sieht, ist nur ein Theil der Betriebe und der Fläche nach dem Besitzverhältniß aufgeführt. Es ist nämlich bei diesem Nachweis das Waldland ganz außer Be— tracht gelassen, d. h. 8 432 47 ha. Man wird diese Fläche wohl dem Eigenland zuzuschlagen haben, wodurch das 3 vwesentlich günstiger wird. Ob die Differenz in der Zahl der Betriebe (6 7092 752 5 618 8909 83 952) ganz durch reine Forsibetrtebe erklärt wird, ist nicht ersichtlich. Die Staafsforsten sind überhaupt nicht einbegriffen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Bochum sind, einer Mittheilung der Rhein. Westf. Ztg.“ zufolge, die Schneidergesellen in eine Lohnbewegung eingetreten. Ein neuer Lohntarif soll den Meistern eingereicht werden.

In Rathenow haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Schiffszimmerleute am Montag die Arbeit eingestellt; sie for⸗ dern Lohnerhöhung. Die Zahl der Ausständigen beträgt 42.

In Dresden droht der Ausbruch eines Schuhmacheraus⸗ standes. Die Arbeitgeber haben sich, wie die „Köln. Itg.“ meldet, unter einander verpflichtet, die Forderungen der Arbeiter abzulehnen.

Kunst und Wissenschaft.

Aus Nürnberg wird berichtet: Der Anfang des Jahres 1898 hat dem Germanischen Nattionalmusenm wiederum eine hoch⸗ willkommene und für die kulturgeschichtliche Forschung bedeutsame Bereicherung gebracht. Die umfänglichen Sammlungen von bild⸗

lichem Material, welche der im vorigen Jahre zu Berlin verstorbene

. und Historienmaler August von Heyden, Mitglied des preußischen Staatsraths und 2. lange Jahre hindurch Mitglied des Verwaltungsausschusses des Germanischen Museums, im Laufe seines Lebens, seiner ausgedehnten künstlerischen und wissenschaftlichen Studien und Bestrebungen zusammengebracht hat, sind dem Museum durch Vermächtniß zugefallen. Wie August von Heyden sich in der Wissenschaft namentlich durch kostümgeschicht⸗ liche Werke einen hochangesehenen Namen erworben hatte, so sind es auch die überaus zahlreichen Blätter aus eben diesem Gebiet, welche der großen Sammlung von Abbildungen ihr eigentliches Gepräge geben und ihr nicht geringen Werth verleihen Daneben finden ih in den Mappen noch zahlreiche Abbildungen anderer Art, besonders zur Geschichte des Waffenwesens, der Hausalterthümer, Vorbilder für das 2c, die für weitere Kreise ein treffliches Studienmaterial arbieten.

Literatur.

ff. Publikationen aus den Königlich preußischen Staats⸗Archiven. 68. Band: H. Forst, „Polit ische Kor⸗ respondenz des Grafen Franz Wilhelm von Warten⸗ berg, Bischofs von Osnabrück, aus den Jahren 1621 bis 1631.“ Leipzig, S. Hirzel, 1897. Pr. 18 66 Dieser Band liefert einen Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Der Fürst, zu dessen Biographie hier die Materialien gesammelt werden, war keiner der bedeutenden Staatsmänner oder Feldherren, die in jener Zeit Deutschlands Geschick in erster Reihe bestimmten, aber ein Mann, der an vielen wichtigen Ereignissen mitarbeitete und mit hervorragenden Zeitgenossen in Verkehr stand, sodaß aus seinen hinterlassenen Papieren viel zu lernen ist. Aus einer morganatischen Ehe eines jüngeren bayerischen Prinzen stammend, trat Franz Wilhelm zuerst in den politischen Dienst des ebenfalls wittels—⸗ bachischen Erzbischofs von Köln und wurde später (1626) Bischof von Osnabrück, wo er 1661 starb. Das Bisthum war lange Zeit ein höchst unsicherer Besitz; zunächst hielten es die Dänen besetzt, bis sie durch Tilly verjagt wurden, und als der neue Bischof dann sein Amt einige Jahre verwaltet hatte, mußte er wieder den Schweden weichen. Mit der Osnabrücker Diözese beschäftigt sich der Band noch wenig; vornehmlich behandelt er Er⸗ eignisse, bei denen Franz Wilhelm als Kölnischer Beamter mitwirkte. Die der kurzen Einleitung beigegebenen 526 Aktenstücke sind be⸗ zeichnend für die internationalen Beziehungen des Erzbischofs; sie ent⸗ halten Verhandlungen mit Staatsmännern verschiedener Nationen und sind bald in deutscher, bald in lateinischer oder italienischer Sprache geschrieben.

ff. Weltgeschichte in Umrissen. Federzeichnungen eines Deutschen. Ein Rückblick am Schluß des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin 1897. G. S. Mittler u. Sohn. Das vorliegende Buch rührt nicht von einem Historiker her, aber von einem Manne, der sich ohne Zweifel viel mit Geschichte beschäftigt, viel ge⸗ lesen und manche Stuagade über historische Probleme nach⸗ gedacht hat. Schon der Titel deutet an, daß der Verfasser nicht eigentlich Geschichte schreiben, sondern nur einen Ueberblick geben und dabei gewisse, ihn besonders interessierende Epochen und Ereignisse herausgreifen wollte, um daran seine Betrachtungen zu knüpfen. Er stellt sich bald auf einen abstrakt philosopbischen, bald auf einen spezifisch⸗deutschen Standpunkt; bald erörtert er die allge⸗ meinen Gesetze des historischen Werdens und Vergehens, insbesondere die Rolle der Vorsehung in der Geschichte, bald sucht er aus der Vergangenheit Lehren für die Auf⸗ gaben der modernen deutschen Politik zu schöpfen. Seine Aus- führungen sind durchweg interessant zu lesen und verrathen einen feinen, vielseitig gebildeten Geist; sie zeigen hier und da originelle Züge, erheben sich aber auch häufig genug nicht über den Ton leichter Plauderei. Die Vergleiche und Urtheile des Verfassers sind nicht immer treffend, so z. B. wenn er Ludwig's XIV. Er- oberungen als aus cäsarischen krankhaften Gelüsten entsprungen er⸗ klärt, während sie doch zum größten Theil dem Empfinden der französischen Nation entsprachen und in einer bewußten National. politik ihre Wurzel hatten. Auch sein Urtheil über die Politik Kaiser Otto's des Großen basiert auf unrichtigen Grundlagen, da er hier ein Hauptmotiv Otto's zur Erlangung der Kaiserkrone, durch eine engere Verbindung mit der Kurie seine Stellung in Deutschland zu stärken, übersieht. Doch zeigt sich neben solchen Fehlschlägen auch viel gesunder kistorischer Sinn, und es ist zu hoffen und zu wünschen, daß ein eifriges Studium der Werke des Altmeisters Ranke die beste historische Schulung für jeden selbständig Denkenden den wissenschaftlichen Sinn des Verfasserz mehr und mehr vervoll kommnen werde.

ff. Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. 32. Jahrgang, 1897. 1. Heft. Magdeburg, 1897. W. Niemann. In diesem Bande setzt zunächst Karl Wittich seine Publikation aus den ungedruckten Papieren des Administrators Chr. Wilhelm fort. In dem früheren Theil hatte er die vergeblichen Versuche des Administrators, eine taugliche Armee zu bilden, geschildert; hier sehen wir, wie er bei dem Mangel an militärischen Mitteln durch Wallen⸗ stein von Land und Leuten vertrieben wird und seine Zuflucht bei fremden Herrschern suchen muß. Nachdem er tapfer, aber un⸗ glücklich unter Mansfeld und dem Vänenkönig gefochten hatte wandte er sich nach Frankreich und Holland um Hilfe, um endli den Schweden die seine anzubieten. Zu erwähnen sind ferner zw kulturgeschichtliche Beiträge von W. Kawerau und G. Hertel: dieser stellt die Kostenrechnung für die Theilnahme des Erzbischofs an einem Landtage i. J. 1564 zusammen und jeigt, welche Ansprüche damals der Landesherr und sein Gefolge an Ver fiecnng stellten; jener wei in einem Aufsatze über die religiöse * e der Reformationszeit nach, wie sehr das Thema vom reichen Manne und armen Lazarus Ge⸗ danken und Phantasie der damaligen Dichter beschäftigte.

Buch der Erfindungen, Gewerbe und 2 de, de,, aller Gebiete der gewerblichen und industrtellen Arbeit sowie von Weltverkehr und Weltwirthschaft. Neunte, durchaus neugeftaltete Auf lage. Leipzig, Verlag von Otto Spamer. Vollständig in 10 Bänden. Prels geheftet je 8 MÆ, in Halblederband je 160 6 Auch in 160 Heften zu je 50 8, oder in 400 wöchentlich

erscheinenden Lieferungen zu je 20 J beziehbar. Der etzt jum