1898 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Mar 1898 18:00:01 GMT) scan diff

.

err.

Schwer spath,

Seegras,

Soda, .

Steine, Bau-, Cement, Granit, Gips, Kalk., Mühlen,, Pflaster= Ziegel“, auch roh zugerichtete Werkstücke,

. Für Mischladungen werden die Abgaben nach dem Sotze der Wüterklasse 1 berecknet. Sind jedoch Gütern der Klasse I selche der Klasse 1 im Gewicht von nicht über 20 t beigeladen, so kommt für die ganze Ladung nur der Satz der Klasse II zur Anwendung.

§ 3. ühren Schiffsgefäße nicht mehr als 509 kg Ladung, so werden sie f der Abgabenberechnung als leer im Sinne des § 1 behandelt. § 4. Bei Fischtransporten, welche in Dröbeln bewirkt wenden, wird die Tragfähigkeit der letzteren (5 1) durch Schätzung des Erhebungs. beamten festgestellt, und die Abgabe nach dem Satze der Güterkasse J erhoben. h 80

1) Dampfer und beladene Fahrzeuge im Anhang von Dampfern haben, wenn sie das Vorschleuserecht in Anspruch nehmen, den andert⸗ halbfachen Betrag der nach 1 bis 4 zu berechnenden Abgaben zu zahlen. . .

2) Eine gleiche Erhöhung der Abgaben tritt ein, wenn auf be—

sonderen Wunsch von Schiffsführern Schleusungen außerhalb der

festgesetzten Betriebsstunden (Nachtschleusungen) vorgenommen werden. §6.

I) Sind Flöße mit Gütern der Klasse J im Gewicht von mehr als h00 kg beladen, so ist außer der im 1 festgesetzten Abgabe für jeden beladenen Platz des Floßes und jede zu durchfahrende Staustufe noch eine Zuschlagsabgabe von 10 4 zu entrichten.

2) Für kleinere Mengen von Gütern der Klasse J, für Stab— und Felgenholz sowie für Güter der Klasse IL. wird die vorstehende Zuschlagtsabgabe nicht erhoben.

Die tarifmäßigen Abgaben sind von den Schiffs, und Floßführern für die ganze zu durchfahrende Strecke im voraus zu entrichten. Die Abgabenbeträge werden auf volle zehn Pfennig aufwärts ab gerundet. 388

Abgabenfrei sind:

a. Fahrzeuge und Flöße, welche dem König, dem Fürssen von Hohenzollern, dem preußischen Staat oder dem Reich ge—⸗ Lören oder autzschließlich ür Rechnung des Königs, des Fürsten von Hohenzollern, des preußischen Staats oder des Reichs befördert werden,

Fischerkähne, leere Fischdröbel, Gondeln, Handkäbne und ähnliche kleine Fahrzeuge, die ihrer Bauart nach nicht zur Trachtbeförderung bestimmt sind, wenn sie keine hbesondere Schleusung erfordern,

.Schleppdampfer, wenn sie Fahrzeuge im Anhang haben; es sind jedoch fuͤr den ganzen Schleppzug mindestens 50 3 für jede Staustufe zu entrichten. ö.

Dieser Tarif tritt am 1. April d. J. in Kraft. Mit demselben Zeitvunkt verliert für die Oderschleusen bei Brieg, Ohlau und Breslau der Tarif vom 27. Dezember 1871 (G. S. 1872, S. 50) nebst Nach⸗ trag vom 31. Dezember 1874 (GS. 1875, S. 89) seine Gültigkeit.

Ein anderweiter, die Abgabenerhebung nach der Ladung anord— nender Tarif wird erlassen werden, sobald die in Vorbereitung be— griffene Aichordnung für Binnenschiffsgefäße zu stande gekommen ist.

Berlin, den 24. Februar 1898.

Der Finanz. Minister. Der Minister der öffentlichen Arbeiten. von Miquel. hie len.

Finanz⸗Ministerium.

Die infolge Ablebens ihres bisherigen Inhabers erledigte

Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Meseritz ist 2 . 7 9 8 . . 2 *

dem Rentmeister Raschke in Neustadt, Regierungsbezirk

Danzig, und dessen bisherige Stelle dem Renimeister Holm bei der Königlichen Kreiakasse in Dannenberg verliehen worden.

Die durch Pensionierung ihres zeitigen Inhabers erledigte Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Göttingen ist dem Rentmeister Kleuker in Northeim,

dessen bisherige Stelle dem Rentmeister Siegfried in Burgdorf und .

die durch Versetzung des Rentmeisters Siegfried frei⸗ gewordene Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Burgdorf dem früheren Rentmeister, jetzigen Regierungs⸗ Hauptkassen⸗Buchhalter Derdack in Stade verliehen worden.

Der Kataster⸗Kontroleur Gauhl zu Berent ist in gleicher Diensteigenschaft nach Schivelbein versetzt.

Die Kataster⸗Landmesser Franz Scherer in Trier, Robert Scherer ebendaselbst und Klett in Danzig sind zu Kataster⸗Kontroleuren in Münstermaifeld bezw. Daun und Berent bestellt.

Der Kataster⸗Landmesser Hanckel in Potsdam ist zum Kataster⸗Sekretär in Schleswig befördert worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Der praktische Arzt Dr. med. Ernst Luchhau in Königsberg i. Pr. ist zum Kreisphysikus des Landkreises Königsberg ernannt worden.

Königliche Technische Hochschule Hannover.

Die Vorträge und Uebungen werden im Sommer Seme ter Dienstag, den 19. April d. J., beginnen. Einschreibungen dazu erfolgen vom 12. April bis 5. Mal d. J.

Hannover, den 19. Februar 1898.

Der Rektor der Technischen Hochschule. Frank.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. März.

Seine Majestät der Kaiser und König gingen, wie W,. T. B., meldet, gestern Abend 9 Uhr an Bord des , „Kurfürst Friedrich Wilhelm! in See und ö. Leute Vormittag 10 Uhr auf der Rhede von Bremer⸗

ven ein.

Die vereinigten Ausschüsse des Bund esraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.

Das Staats⸗Ministerium trat heute Nachmittag

3 Uhr im Reichstagsgebäude unter dem Vorsitz des Minister—

Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sitzung zu⸗

sammen.

Das Staate⸗Ministerium hat beschlossen, den von dem Domkapitel in Limb urg zum Kapitular-Vikar für die Duwuer der Erledigung des bischöflichen Stuhles von Limburg ge— wählten Domkapitular Eiffler zur Ausübung der ihm als Kapitular-Vikar zustehenden Rechte und Verrichtungen zu⸗ zulassen.

Bei Erörtererung des Antrags Pachnicke zum Etat des Reichs⸗Eisenbahnamts ist im Reichstage angeführt, daß die Anzahl der auf den Preußischen Staatsbahnen zurück— gelegten Gütertonnen⸗Kilometer vom Jahre 1886/87 bis 1896,97 um 5l Proz gestiegen ist, während der Güterwagenbestand in der gleichen Zeit sich nur um 40 Proz. vermehrt hat. Hieraus

ist im Reichstage und in der Presse gefolgert worden, daß

die Eisenbahn die Vermehrung des rollenden Materials nicht in dem nothwendigen Maße vorgenommen habe. Diese Folgerung ist unschlüssig. Die Thaisache beweist nur, daß die Eisenbahn in der Lage gewesen ist, mit einem

490 Proz. stärkeren Wagenpark einen um 61 Proz. gewachsenen

Verkehr zu bewältigen; denn es handelt sich um eine wirklich erfolgte Leistung der Eisenbahn, nicht etwa um eine Verkehrs anforderung, der durch die Eisenbahn nicht oder nur theilweise hat genügt werden können. Der einzige Schluß, der aus dem Umstande, daß die Eisenbahn mit einem verhältnißmäßig geringeren Wagenpark einen größeren Verkehr bewältigt hat, gezogen werden kann, ist der, daß der Wagenumlauf durch die Einrichtungen der Eisenbahn ein günstigerer geworden ist. Das ist thatsächlich auch zutreffend. Der Wagenumschlag d. h. die Zeit zwischen zwei Beladungen eines jeden Wagens hat in dem letzten Herbst für alle Transporte und für alle Entfernungen zusammen bei einer täglichen Bereitstellung von 75 000 Wagen für jeden Wagen noch nicht 3iss Tag betragen. Dieser günstige Wagenumschlag würde indessen nicht ausgereicht haben, um eine 61 prozentige Steige⸗ rung der Leistungen zu erreichen, wenn auf der anderen

Seite nicht auch der Laderaum der Güterwagen stark erhöht

worden wäre.

Für die Bedienung des Verkehrs ist nicht allein die Anzahl der Wagen maßgebend, sondern auch die Höhe des Ladegewichts, welches dem Verkehr angeboten werden kann. Dieses Ladegewicht hat sich in den angegebenen Jahren aber nicht um 40 Proz, sondern um 70,9 Proz. vermehrt, denn es war am 1. April 1887 ein Ladegewicht von 1644 Millionen

Tonnen, am 1. April 1897 dagegen ein solches von 2809 Mil⸗

lionen Tonnen in dem Güterwagenpark der Staatsbahnen vorhanden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sachsen— neiningensche Staats-Minister Dr. von Heim ist in Berlin angekommen.

Der Königlich rumänische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Dr. Beldiman hat Berlin mit Urlaub ver— lassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Erste Sekretär der Gesandtschaft, Legations-Rath Cuciurano als Geschäfts—⸗ träger.

Württemberg.

Dem Landtage ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend das kirchliche Gesetz über Ausübung der landesherr— lichen Kirchenregimentsrechte („Religionsreversalien“), zugegangen. Nach demselben soll das von der evangelischen Landes⸗Synode beschlossene kirchliche Gesetz genehmigt und zu⸗ gleich die Bestimmung ausgesprochen werden, daß zum Eintritt in die evangelische Kirchenregierung die nach Maßgabe des kirchlichen Gesetzes berufenen Beamten keiner höheren Ge— nehmigung bedürfen.

Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, am 1. d. M. in Amalfi eingetroffen.

Oe sterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser ist heute früh von Budapest wieder in Wien eingetroffen. K

In dem Befinden der Kronprinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie ist gestern eine Besserung eingetreten. Das Fieber hat nachgelassen, der Kräftezustand ist befriedigend.

Der niederösterreichische Landtag hat gestern ein⸗ stimmig eine Hul digungs⸗Adresse an den Kaiser anläßlich des Regierungsjubildͤums angenommen.

Bei der Berathung des Budgets des Finanz⸗ Ministeri ums erklärte der Finanz⸗Minister von Lukacs in der gestrigen Sitzung des ungarischen Unterhauses, daß die erhöhten Einnahmen des Staates durchweg von den sich steigernden Einnahmen der Staatsbahnen, der Post, der staatlichen Maschinenfabriken und ähnlicher Staalsbetriebe herstammten. In Bezug auf die sozialistische Bewegung erklärte der Minister, daß überall da, wo der Nothstand sofortige Hilfe . habe, das Mögliche geleistet worden sei. Konzessionen zum Tabackbau haͤtten meist kleine Grundbesitzer erhalten. Von S862 ertheilten Konzessionen kämen über 7 auf kleine Grundbesitzer. Die Bodensteuer der kleinen Grundbesitzer betrage jährlich nur 65 bis 70 Kreuzer. Bei Steuereintreibungen werde die größte Nachsicht geuͤbt. Im Jahre 1897 seien 5 394 000 Gulden Steuern abgeschrieben, und in zahlreichen Fällen sei Zahlungsaufschub gewahrt worden. Der Minister kündigte hierauf eine Vorlage an, nach welcher die in Ungarn arbeitenden auswärtigen Ver⸗ sicherungsgesellschaften gehalten sein sollen, ihren Reservefonds in ungarischen Werthpapieren zu deponieren.

Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus lehnte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, bei der Berathung des Nachtragskredits für Uganda im Betrage von S5 000 Pfund einen Antrag Labouchére's, den Kredit um 1000 Pfund zu vermindern, mit 212 gegen 55 Stimmen ah. Im Laufe der Debatte erklärte der Parlaments⸗-Sekretär des Auswärtigen Curzon, die Nach⸗ richten aus Uganda lauteten jetzt beruhigender. Wilfon berichte aus

Kampala, daß die Europäer sich in einem starken, uneinnehm⸗

baren Fort befänden und reichlich mit Munition versehen seien. Der König Mwanga sei im Januar von Major Me Donald geschlagen worden. Sir Charles Dilke beantragte, den Kredit um 1000 Pfund zu kürzen, weil der Zweck der Expedition nicht der angegebene sei, es sich vielmehr um eine Gegenexpedition gegen die französischen Expeditionen in jener Gegend handle. Die Politik der Verheimlichung verdiene Tadel. Der Parlaments⸗-Sekretär des Auswärtigen Curzon wider— legte die Schlußfolgerungen Sir Charles Dilke's. Sein Arg⸗ wohn sei durchaus unbegründet. Der Zweck der Expedition sei die Erforschung der Juba-Quellen und die Feststellung der Grenzen des britischen Protektorats, welche in dem Protokoll vom Jahre 1891 nur in allgemeinen Worten bezeichnet gewesen seien. Sir Charles Dilke's Antrag wurde mit 191 gegen 81 Stimmen abgelehnt. Bei den gestern vorgenommenen Wahlen zum Londoner Grafschaftsrath gewann die fortschrittliche Partei fünfzehn Sitze, die Gemäßigten gewannen zwei Sitze. Die letzten

Resultate werden heute bekannt gemacht werden.

Frankreich.

In dem am 1. d. M. abgehaltenen Ministerrath unter⸗ zeichnete der Präsident Faure ein Dekret, durch welches die Zahl der Mitglieder des Obersten Kriegsraths von zehn auf zwölf erhöht wird. Demgemäß sind der General Brugsre, kommandierender Gen und der Gener

die Woche Spinnereien

Rußland. Der Minister des Aeußern Graf Murawjew ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern von Finland nach St. Petersburg

zurückgekehrt.

Die russische Regierung hat die Errichtung einer abessy— nischen Handelsagentur in Odessa genehmigt und ihre Zustimmung zu der Errichtung weiterer abeffynischer Agenturen in St. Petersburg, Moskau, Kiew und Lodz in Aus⸗ sicht gestellt. Zugleich sollen in den Hauptorten Abessyniens russische Agenturen errichtet werden.

Italien.

Aus Anlaß des fünfzigsten Jahrestages der Ver— leihung der Verfassung sind, wie, W. T. B.“ berichtet, in Rom seit gestern die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser beflaggt. Auch die Straßen bieten einen fest⸗ lichen Anblick dar, besonders zeichnen sich die vom Quirinal nach dem Kapitol führenden aus; dieselben sind mit Trophäen, Guirlanden und Wappenschildern geschmückt. Aus der Provinz sind bereits zahlreiche Theilnehmer an den Fest— lichkeiten eingetroffen. Die Grundsteinlegung zu dem Denkmal des Königs Karl Albert, welche zuerst für heute angesagt war, ist auf morgen verschoben worden. Eine von den Sozialisten für heute geplante Volksversammlung ist von der Polizei ver⸗ boten worden. Der König hat gestern fünf Amnestie⸗ Erlasse unterzeichnet; dieselben beziehen sich auf Vergehen durch die Presse, Verbrechen gegen die Sicherheit des Staats, Duellvergehen, Desertion von Italienern und Aus⸗ ländern von italienischen Handelsschiffen, auf Personen, welche sich der Militäraushebung entzogen haben, und auf eine lange Reihe von Finanzübertretungen.

In der Deputirtenkammer führte gestern der Mi⸗ nister⸗Präsident di Rudini in Beantwortung einer Inter⸗ pellation des Deputirten Codronchi über die jüngsten Er⸗ eignisse in Sizilien aus, daß die Unruhen in Sicultana und Modica mit der Phylloxera⸗Frage zusammenhingen. Von den 560 009 Einwohnern Modicas seien mindestens 10000 Weinbergsarbeiter, die infolge der Phylloxera⸗Plage arbeitslos seien; dieser Uebelstand sei durch die Mißernte noch vergrößert. Die Regierung habe ihr Möglichstes gethan, um Abhilfe zu schaffen, und thue es noch. Eine sizilische Frage existiere nicht.

Der Militär⸗Attaché bei der deutschen Botschaft, Major von Jacobi hat sich gestern von Rom nach Genug begeben, um im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm einen Kranz am Grabe des vorgestern verstorbenen General⸗ Konsuls Schneegans niederzulegen.

Portugal.

In der Deputirtenkammer gab, dem „W. T. B.“ ufolge, gestern der Finanz⸗Minister die Erklärung ab, er . geneigt, auch mit den Besitzern von Titeln der inneren Schuld über ein Konkordat zu verhandeln, wonach eine Hinter⸗ legung von Einnahmen zur Sicherstellung des Schulddienstes stattfinden solle.

Türtei.

Das Wiener „Telegr⸗Korresp. Bureau“ meldet aus Kon⸗ stantinopel; es verlaute daselbst, daß die Regierungen sämmtlicher Großmächte in Beantwortung des jüngsten Zir⸗ kulars der Pforte erklärt hätten, sie vermöchten einen Zu⸗ , zwischen der Lösung der kretischen Frage und der Räumung Thessallens nicht anzuerkennen. .

Ismail Kemal Bey, ehemaliger Vali von Tripolis, ist zum Mitgliede der Zivil⸗Sektlon des Staatsraths ernannt worden.

Griechenland.

Die Deputirtenkammer hat gestern, wie W. T. B.“ meldet, eine Glückwunsch⸗Adresse an den König angenommen. Der Finanz⸗Minister legte den Gesetz⸗ entwurf über die internationale Finanzkontrole vor, auf Grund dessen das Finanzarcangement zu stande gekommen sei. Der Minister gab ferner bekannt, doß Frankreich, Rußland, und Großbritannien 129 Millionen Fres. der neuen Anleihe garantierten. Der erwähnte Gesetz⸗ entwurf bestimmt, daß der ganze Betrag der Anleihe der internationalen Kontrol⸗-Kommission zur Verfügung gestellt werden soll, welche davon die Zahlungen an die Türkei für Rechnung der griechischen Reglerung leisten wird. Der Rest wird der Regierung zugestellt, welche den⸗ selben im Einvernehmen mit der internationalen Kommission für die Bedürfnisse des Staats verwendet. Der Gesetzentwurf ist in französischer und griechischer Sprache verfaßt und trägt die Unterschriften des griechischen Finanz-Ministers sowie der europäischen Kommissare.

Amerika.

Aus Havanng wird gemeldet, daß die spanischen Taucher die Untersuchung der „Maime“ begonnen haben. Alles weise auf eine innere Ursache der Katastrophe hin. Wie es heißt, soll auch eine Kommission von spanischen Seeleuten ernannt werden, welche eine Untersuchung in Betreff der Explosion auf der „Maine“ anstellen soll.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Caräcas, daß der unterlegene Kandidat für die Präsidentschaft Hernandez in Valencia einen Aufstand organisiert habe; er werde jedoch von der großen Masse der Bevölkerung nicht unterstützt. Der Präsiden? Andrade hahe Maßnahmen zur Unterdrückung der Bewegung getroffen. Anlaß zu Besorgnissen liege nicht vor.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Shanghai, daß nach amt— lichen chinesischen Berichten aus Chefoo die Japaner lebhaft mit der Wiederbefestigung von Wei-hai-Wei beschäftigt seien; die Räumung des Platzes sei also unwahrscheinlich.

Parlamentarische Nachrichten. über die gestrigen Sitzungen des ses der Abgeordneten befinden

Auf der Tagesordnung der heutigen (55.) Sitzung des Reichstages standen zunächst drei Berichte der Petitionskommission. Auf Antrag derselben wurden die Petitionen, betreffend die Aufbesserung der Pensionen bereits pensionierter Beamter, nach dem Referat des Abg. Schall (d. kons.) durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Die Petitionen, betreffend die Regelung des Kellne— rinnen wesens, überwies das Haus, dem Antrage der Petitionskommission gemäß, dem Reichskanzler zur Berück— sichtigung. Beide Gegenstände riefen eine Debatte nicht hervor, ebensowenig der Bericht über die Petitionen, betreffend die Mißhandlung des Deutschen Roth in Süd⸗Brasilien und die Errichtung neuer Berufskonsulate dafelbst. Bezüglich des letzteren Theils wurden die Petitionen dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen, über den ersteren Theil ging das Haus zur Tagesordnung über.

(Schluß des Blattes.)

In der heutigen (388.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Handel und Ge⸗ werbe Brefeld beiwohnte, gelangte zunächst der Antrag der Abgg. Felisch (kons.) und Genossen zur Berathung:

die Regierung zu ersuchen, dieselbe wolle im Bundesrath ihren Einfluß dahin geltend machen, daß dem Reichstage baldigst ein Gesetzentwurf vorgelegt werde, durch welchen die Autzübung des so verantwortlichen Baugewerbes von dem Nach weis der Be⸗— fähigung zum selbständigen Betrieb abhängig gemacht wird.

Abg. Felisch; Der Reichstag hat wiederholt Anträge auf Ein⸗ führung des Befähigungsnachwelses angenommen, aber in' dem neuen Handwerkergesetz ist diesem Wunsche nicht Rechnung getragen; im Gegentheil, man kann sagen, was noch im alten Gesetz an Be⸗ fähigungs nachweis gefordert wurde, ist durch das neue Gesetz befeitigt. Das Handwerk verlangt, daß ihm die goldene Dreiheit: Lehrling, Geselle, Meister, wiedergegeben werde. Das letztere fehlt. Für das Bauhandwerk sst jedenfalls der Befähigungsnachweig ein dringendes Bedürfniß. Herr Gothein bat einmal gesagt, die Handwerker ständen sozial besser da, wenn sie als gelernte Arbeiter in den Fabriken arbeiteten. Da verkennt Herr Gothein doch die soziale Bedeutung eines selbständigen Handwerker⸗ standes. Wie kann man sagen, daß das Handwerk neben der Großindustrie nicht mehr existenzfähig sei! Es muß nur eine weise Gesetz gebung, die Organisation, Vermittelung billigen Kredits durch Genossenschaften ꝛe. das Handwerk unterstützen, dann wird es sich wieder heben. Pie Eln= führung des Befähigungsnachweises für das Baugewerbe ist erforderlich aus wirthschaftlichem Interesse des Staats zur Beschaffung gesunder Wohnungen und zur Schaffung größerer Sicherheit für die beim Bau beschäftigten Arbeiter. Duich fehlerhafte Bauausführungen wird das Nationalvermögen geschädigt. Wer baut heute? Alle nur möglichen Elemente, die irgendwo Schiffbruch gelitten hahen, wenden sich dem Baugewerbe als letztem Rettungzanker zu. Und wenn sie in den Städten nicht mehr damit durchkommen, gehen sie auf das Land. Solche Leute können natürlich unfer Nationalvermögen nicht vermehren, sondern nur zerstören und verstehen es nicht, gesunde Wohnungen herzustellen. Falsche. Ventilationsanlagen, falsch angelegte Dung⸗ gruben ꝛc. schädigen die Bewohner, die gar keine Ahnung haben, daß sie in einem gesundheiteschädlichen Hause wohnen. Als material der Zwischendecken wird häufig noch alter Bauschutt ge⸗ nommen, der menschliche Exkremente, Thlerleichen und allerlei Mikro— zrganismen enthält. Wer darüber wohnt, wohnt wie auf dem Kirchhof. Die Baupolizei kann nicht alles fehen und auch nicht alles verstehen, sonst müßte sie verzehnfacht werden. Im Baugewerbe kommt schon auf 40 be⸗ chäftigte Bauarbeiter ein Unfall. Der größte Theil der Unfälle ist auf Unkenntniß der Konstruktion, mangelhafte Baurüstung und sonstigen Unverstand zurückjuführen. Namentlich in großen Stat ten macht sich das Pfuscherthum besonders brelt, denn eine Großstadf ist wie ein Sumpf, in den alles untertauchen zu können glaubt, um roßen Gewinn herauszuziehen. Hätten wir den i, , . m Baugewerbe, dann waren wohl 25 0,9 der Unfälle n zt vorgekommen, und in den letzten 11 Jahren dären 62 186 Arbeiter nicht verletzt, 1916 Familien nicht ihres Er⸗ mihrerg beraubt worden. Redner führt verschiedene Bauunglüchtzfalle M, bei denen z noch während des Baues , . ereigneten.) urch den Befähigungsngchweig würde sowobl das moralische Pflicht. bewußtfein wie das Können der Bauleiter vermehrt werden. . werden auch die verbündeten Regierungen noch der nsicht zuneigen, daß für das so hoch verantwortliche Bauhandwerk

der Befaͤhigungönachwelg dringend nothwendig it.

Erwachsene von 51 und

Abg. Dr. Langerhang (fr. Vpr': Wir haben niemals gesagt, daß das Handwerk dem Untergang geweiht fei. (Abg. Felisch: Dann kennen Sie Ihre Literatur nicht) Herr Gothein ie. nur gesagt: Die Arbeiter sind oft besser gestellt als die Handwerker. Daraus kann man nicht auf Mangel an Handwerkerfreundlichkeit schließen. Mit solchen Anträgen ist dem Handwerk nicht geholfen. Man kann Über die Hilfe für daz Handwerk verschiedener Meinung sein. Die Zentral— genossenschaftekasse ist dafür nicht nöthig, unsere Banken geben den

andwerkern Kredit. (Rufe rechts: Wiehiel Prozent? Bei der Thei⸗ ung der Handwerksarheiten ist eine vollständige Ausbildung im ganzen Handwerk garnicht mehr möglich; wir helfen dem Handwerk durch die Errichtung von Fachschulen mehr als durch den Befähigungs— nachweis. Wer soll denn den Befähigungsnachweis liefern? Ftwa der Zimmermeister? Der versteht doch nichts von der Schlosserei. Schließlich muß doch ein wirklicher Baumelster den Bau leiten. Jeder, der sich ein Haus baut, wird sich doch nach einem vertrauenswũürdigen Sachperständigen umsthen. Auch gelernte Fandwerker lassen es mitunter an, der nöthigen Aufmerksamkeit fehlen. Dieser Antrag wird Lie Bauunfälle nicht vermindern. Der Befähigunge— nachweis sichert nicht, daß man einen wirklich guten Arbeiter bekommt, aher er ist ein Eingriff in die Rechte der Armen, die nicht die Kosten für die Prüfunß aufbringen können. Dieses Gebiet unter— liegt eigentlich garnicht unserer Beschlußfassung, sondern der deg Reichstageg. Auch aus die sem Grunde lehnen wir den Antrag ab.

Abg. Wall brecht (ul.): Der Lehrling muß etwaß gelernt haben, wenn er etwas leisten soll. Auch die Erfindungen der Neuzeit müssen dem Handwerk nutzbar gemacht werden. Der Befähigungsnachweis wird aber nicht den Nutzen sliften, den sich der Antragsleller davon perspricht. Es wich jetzt viel besser und gesünder gebaut als früher. Unsere Lehrlinge und Gesellen müssen gut ausgebildet werden; es müssen mehr Kunstgewerbeschulen errichtet und dem Handwerk billiges Geld verschafft werden. Darauf kommt es an. Ich werde also nicht gegen den Antrag stimmen, aber ich verspreche mir von ihm nicht viel nach den Erfahrungen, die wir früher mit dem Befähigungsnachweis gemacht haben.

5

Handwerker gegen Verluste habe ich vor zwei Jahren einen Antrag

gestellt; die Regierung erkannte den Antrag auch als richtig an, hak aber trotzdem einen anderen Gesetzentwurf aufgestellt, der dem Mittel stande eher schaden wird, weil das Bauen auf große Banken über— gehen wird.

Hierauf nimmt der Minister für Handel und. Gewerbe Anlagen, wie angegeben, 51 579 beschäftigt gegen 49 122 im Vorjahr.

Bemerkenswerth ist, daß trotzbem der Antheil der Frauenarbeit, und zwar nicht nur gegen das Vorsahr, zurückgegangen ist. Der prozentuale Antheil der Frauenarbeit betrug nämlich 1894: 32,10 0½, 1895:

Brefeld das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut mit⸗ getheilt werden wird. Schluß des Blattes.)

Bemerkungen über außeretatsmäßige Besoldungen und Arbeitslöhne, Dienstdauer und Ruhezeiten des bei der Verwaltung der Reichs ei senbahnen in Elsaß⸗-Lothringen beschäftigten

allgemeine Rech nung über Sen Reichshaushalt für das 9g 1 3 * 12 1 Etatsjahr 1894/95 nebst den dazu gehörigen Spezialrechnungen,

einem Vorbericht und den Bemerkungen der Rechnungshofs zugegangen. übrigens neuerdings eine Verschärfung der Aufsicht seitens der Orts—

Statistik und Volkswirthschaft. Aus dem Bericht der badischen Fabrikinspektion

für das Jahr 1897.

nach

ttlichen Löhne einen der

den n Lohnzuwachs von 8 bis 10 im Jahre. Da ferner im Berichtsjahre die indu=

strielle Thätigkeit in Orte und Gegenden vorgedrungen ist, in denen sie bis jetzt noch nicht oder nur wenig vorhanden war, bedeutet die genannte Vermehrung der Gesammtlobnsumme zugleich für die Land— wirthschaft treibende Bevölterung erhöhte Gelegenheit, ihre hoch⸗ bezahlten und im Preise vom Weltmarkt unabhängigen Produkte ab— zusetzen. Diese Vermehrung kommt daher auch dem landwirthschaft⸗ lichen Kleinbetriebe in hohem Maße zu gute.“ An der Zunahme der Gesammtarbeiterzahl waren hauptfächlich nachstehend genannte

Industriegruppen betheiligt: Arbeiterzahl Zunahme gegen 1897 1396

13 606 ã́1745 19413 601 22727 3580 25 828 w 391

7 486 m 329

4615 C 404

9197 w 572 41 547 3067

Industrie der Steine und Erden.. Metallverarbeitung Maschinenindustrie Textilindustriee y,, ö l Industrie der Holz und Schnitzstoffe Ind. d. Nahrungs⸗ n. Genußmittel Bekleidung und Reinigung... 3200 4 103 Baugewerbe ü 3389 Die Zunahme in der Metallverarbeitung resultiert aus einer Zunahme bon 3853 in der Bijyouteriefabrikation allein und einer Abnahme bon 2652 in anderen Industriezweigen. Von sämmtlichen 173 794 Arbeitern der in Betracht kommenden Betriebe waren im Berichtsjabr (1897) Kinder unter 14 Jahren: Z40; davon männl. 140, weibl. 200; junge Leute von 14 und 15 Jahren: 15 386; B 8421. 6 265

zusammen „jugend⸗

liche Arbeiter“: Erwachsene von 16 bis 20 Jahren:

8 61, weibl. 7 166; 21 8836, id 62s; 82 zis, . 26 626; 9 62. 2160;

15 726; davon männl. 87 512;

108 944; 1

Erwachsene von 21 bis

50 Jahren:

mehr Jahren:

zusammen xer⸗

wach sene Ar⸗

beiter“: 168 068; davon männl. 113 654, weibl. 44 414;

173 194; 1721215, 51579

im Ganzen

Arbeiter:

Nach Abzug der Arbeiter in den der Bergbehörde und der Ober- direktion des Wasser und Straßenbauet e g. und Gruben) unterstehen⸗ den Betrieben und in den Staatsbetr

der Fabrikinspektion im Ganzen 165 849, und jwar 114 3657 männ⸗ liche und 51 482 weibliche Arbeiter; an . 15 444, und zwar 136 Knaben und 209 Mädchen unter 14 Jahren, sowie 8143 Burschen und 6965 Mädchen von 14 und 165 Jahren, und endlich

eben verblieben unter Aufsicht

Zum Schutze der

Personals und über die Durchführung der

Arbeiter Versicherung shefege ber dieser ng, owe bie 9 ö. Arbeiter. Bor sich erun geg ege bei dieser Perwaltung, sawie die gegen die zum Schutz der Arbeiterinnen bestehenden Vorschriften

wurden, wie der Bericht sagt, noch in erheblicher Zahl festgestellt, sie

150 405 Erwachsene, und zwar 106 088 männliche und 44 317 weib⸗

liche Arbeiter.

Der Altersaufbau der der Aussicht der Fabrikinspeltion unter- stehenden Arbeiterschaft stellt sich, in Prozenten ausgedrückt, in den Jahren 18931897, wie folgt, dar: .

unter 16 16— 20 2150 5I und mehr

Jahren Jahre Jahre Jahre 18935 8, 35 25,47 59, 89 6.79 1894 7, 93 24,67 60,95 6, 45 1895 7, Ss 24,43 61, 20 6, 49 1896 8, 05 23. 15 62, 24 6,56 1897 9, 066 21,57 62, 69 6,69

Was zunächst die Kinderarbeit, die in vorstehender Zahlen⸗ übersicht nicht ausgesondert ist, anbelangt, so ist sie von 0, 130 lo im Vorjahr auf 0, 0 o aller Arbeiter gewachsen. Nach dem Bericht handelt es sich wesentlich um Kinder, denen nach Gntlaffung autz der Schule noch einige Monate bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres fehlen, und die wie der Bericht meint in der Zigarren⸗ fabrikation und der Bijouteriebranche so bald als möglich eingestellt werden, damit nicht andere Fabriken sie wegnehmen. Der Antheil der jugendlichen Arbeiter von 14 und 15 Jahren an der Gesammtarbeiterzahl ist von 7, 92 oo im Vorjahr auf 8,85 o9 gestiegen, in der Taback, und Zigarrenfahrikation allein von 10,84 C auf 12 2400. Vie gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der jugendlichen Arbeiter im allgemeinen haben sich immer mehr eingelebt. Die Zahl der Uebertretungen wird ausdrücklich als eine geringe bezeichnek. Sie

kamen im allgemeinen nur an einzelnen Orten vor und betrafen, abgesehen von den Ziegeleien, fast ausschließlich Filialfabriken“, denen auch im übrigen eigenwillig schaltende Werkführer vor⸗ standen“. In Anlagen,“ sagt der Bericht die von den Arbeitgebern selbst geleitet werden, lamen solche Ueber—⸗ tretungen kaum, und wenn diese Aibeitgeber sozial höher stehende Personen waren, kamen sie garnicht vor. Der Begriff der sozial höher stehenden Personen“ wird allerdings vom Berichterstatter nicht näher definiert, doch scheint er die Zustände selbst als im Ganzen günstig zu betrachten, wenn auch in Einzelheiten hier und da etwas namentlich der Mißbrauch bon Lehrverträgen und die körperliche Ueberanstrengung zu rügen gewesen ist.

Arbeiterinnen aller Altergklassen waren in den aufsichtspflichtigen

32,14 0/9, 1396: 30,74 0/9), 1897: 29, 69 Allerdings weisen die vorzugsweise Männer bheschäftigenden Industrien die stärkste Zunahme

. . . Arbeitern auf. Auffallend ist jedenfalls der Rückgang der Fraue Dem Reichstage sind statistische Nachweisun gen und von Arbeitern au Uuffallend ist jedenfalls der Rückgang der Frauen⸗

arbeit in der Bekleidungs- und Neinigungs⸗Industrie von 51,0 0 auf 47,78 0/9. Unerfteulich ist dabei die Zunahme der ver⸗ heiratheten Arbeiterinnen, es kommen nämlich in den sechs Jahren 1892 bis 1897 auf je 109 erwachsene Arbeiterinnen 28,27, 27,14, 27, 95, 27,85, 25,77, 30,08 verheirathete. Verstöße

betreffen aber auch hier fast ausschließlich einzel ne Gegenden und die in ihnen vorherrschenden! Industriezweige. Es macht sich

polizei wie auch der festgesetzten Strafen bemerkbar. . In dem die Arbeiter im allgemeinen betreffenden Abschnitt

hebt der Bericht u. a hervor, daß die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit auch im Berichtsjahr Fortschritte gemacht hat. Ueber⸗ arbeit erwachsener männlicher Arbeiter fand in manchen Industriezweigen in autgedehntem Maße statt. In Bezug auf die Sonntagsarbeit scheinen, abgesehen von einzelnen Bemängelungen, die Verhältnisse sich immer günstiger zu gestalten. Auch hinsichtlich der sonstigen Arbeiter⸗ schutzbestimmungen werden in dem Bericht erheblichere und allgemeine Klagen nicht erhoben. 22 immer noch Verstöße hier und da vor- kommen und gerügt und bestraft werden müssen, liegt in der Natur der Sache, Aus dem Bericht über die wirthschaftlichen und

sittlichen Zu stän de der Arbeiterbevölkerung sei mitgetheilt, daß schon nach früheren Erhebungen, wenn auch nur der Bierkonsum des Arbeitere in den Nachmittagspausen und des Arbeiters mit Ehefrau an

den Senntagen berechnet würde, die Ausgabe der Arbeiterfamilie für

Bixr allein sich auf 70 bis 1090 M im Jahre stellte. Neuerdings fei es auch bei den Arbeiterinnen Sitte geworden, in den Nachmittagpausen Bier zu trinken. Um dem zu steuern, ist von den Fabrikleitungen zum theil mit Erfolg die Abgabe von Kaffee an die Arbeiter eingeführt worden. Auch Sodawasser wird zum Selbstkostenpreise gestellt, in einer Fabrik sind davon in 7 Monaten 139 000 Flaschen an die Arbeiter verabreicht worden. Erfreulicher Weise geht der Brannit⸗ weinkonsum, der ohnehin nur gering war, in der Arbeiterbevölkerung mmer mehr zurück. Was die Wohnungsverhältniffe an= betrifft, so scheint die im Berichtsjahre besonders stark angewachsene Bauthätigkeit in den Städten dem Gros der Arbeiter weniger zu gute gekommen zu sein, wohl aber den besser bezahlten Werkmeistern, Auf⸗ sehern und Fabrilbeamten. Der Bericht hält dies für natürlich, da gerade in Jahren gesteigerter Bauthätigkeit sich diese mehr der gewinn⸗ reicheren Herstellung mittlerer Wohnungen zuwende.

Der Bericht enthält neben den thatsächlichen Angaben ein reiches Material von allgemeinen Betrachtungen, auf das einzu⸗ gehen, schon die Rücksicht auf den Raum hier verbietet. Auch von der Besprechung der auf die vom Reichgamt des Innern den Ge— werbeaufsichtsbeamten für 1897 zur Berichterstattung gestellten be= sonderen Fragen bezüglich etwaiger Erweiterung der Bestimmungen dez §S 1206 Abs. 3 der Gewerbeordnung ertheilten Antworten sei vorläufig abgesehen. Das durch die festgestellten Thatsachen im Bericht gegebene Bild von der Lage der Arbeiter und dem Stande des Arbeiterschutzes im Großherzogthum Baden kann im Großen und Ganzen nur als ein recht erfreuliches bezeichnet werden.

Zur Arbeiterbewegung.

In Neumarkt in Schlesien befinden sich einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge die Weißgerber wegen Lohnstreites seit dem 28. Februar im Ausstande. Die Arbeiter der Firma G. Gottschlich in Pfaffendorf sind nicht am Ausstande betheiligt.

In Reick, einem Vororte Dresdens, haben 46 Tischler der Wünsche'schen Fabrik photographischer Apparate nach demselben Blatt wegen Lohnkürzung die Arbeit eingestellt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Bom bay, 3. März. (W. T. B.) In verflossener Woche sind 1097 Personen an der Pest gestorben; die Gesammtsterblichkeits ziffer beträgt 2080 oder 125,98 von Taufend. Die unter dem Namen ypblack blister“ bekannte Krankheit ist in Peak kal und Taluka im Gebiet des Nijamg von Haiderabad ausgebrochen. Täglich sind b0 Todesfälle zu verzeichnen.

Verkehr Anstalten.

Brem en, 3. März. (B. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Bayern“ 2. März Rm. Reise v. Singapore n. Bing long sortges. München? 2. März v. New⸗Jork in Bremerhaven angek. . AlILer 2. März Mrgg. in Jaffa angeß. „Fulda?, v. New⸗Jork kommend, 2. März Abde. Reise v. Gibraltar n. Genua fortges. Werra 2. März Mrgsz. v. Genua in New⸗JYork eingetr.

4. Märk. (W. T. B.). Dampfer Havel‘ und . H. H. Meier J. Mär Mra5. in Rew. Mört anget, „Kaiser