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1 ;
Personal-Seränderung en.
üÿniglich Bayerische Armee.
Offiiiere, Porteee- Fähnriche ꝛe. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Here. 17. Februar. Graf Fugger v. Glött, Graf Waldbott v. Bafsenheim, Port. Fähnriche des Inf. Leib⸗Regts, zu Sec. Lts.
ohne Patent in diesem Regt. hefärdert.
21. Februar. Loreck, Major z. D., zum Bezirkgoffizier beim Bezirke kommando Kitz ngen ernannt.
22. Februar. Schrön, Sec. Lt. des 2. Ulan. Regts. König, unter Belaffung im Kommando zur Equitations., Anstalt, zum 3. Chev. Regt. Herzog Karl Theodor versetzt.
23. Februar Fischer, Hauptm. vom Generalstabe II. Armee⸗ Korps, zur Zentralstelle des Generalstabes, v. Staudt, Hauptm. von der Zentralstelle des Generalstabes, in den Generalstab II. Armee⸗ Korps, Klinger, Rittm. des 2 Schweren Reiter-Regts. vakant Kronprinz Erzherzog Rudolph von Oesterreich. Frhr. x Redwitz, Rittm. des 1. Ulan. Regts. Kaiser Wilhelm II., König on Preußen, Schonger, Rittm. kes 6. Ghev. Regts. Prinz Albrecht von Preußen, — letztere Drei in das Verhältniß Aà la suite ihrer Truppentheile, unter Kommandierung zur Dienst— Leistung dortselbst, Dietrich, Rittm. des 6. Chev. Regt. Prisz Albrecht von Preußen, in das Verhältniß æ 1a Suite seines Truppen theils, unter Belassung im Kommando zur Equitationsanstalt, — versetzt. Wochinger, Hauptm. und Komp. Chef vem 13 Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, im 3. Jnf. Regt Prinz Karl von Bayern, Edler v. Germersheim, Hauptm. und Komp. Chef des 22. Inf. Regts., in diesem Regt, — beide unter Beförderung zu Majoren, zu Bataillons, Kommandeuren, Raab, Hauptmann vom. 2. Infanterie Regiment Kronprinz, im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, Gebkard, Rittm., bisher à la suite des 5. Chev. Regis. Erzherzog Albrecht von Oesterreich und kommandiert zur Dienstleistung doriselbst, in diesem Regt, Hanfstingl, Pr. Lt. des 22. Inf. Regis, in diesem Regt, unter Beförderung zum Hauptm. ohne Patent, — zu Komp. (Eskadr.) Chefs, — ernannt. Beckh, Rittm. uad Eskadr. Chef im 1. Chevy. Regt. Kaiser Nikolauß ron Rußland, zum über— zähl. Maior, Frhr. v. Steinling zu Boden u. Stain— king, Pr. Et. des 1. Schweren Reiter ⸗Regts. Prinz
Bayern, zum überzäbl. Rittm, — befördert.
Pr. Lt. des 2. Ulan. Regts. König, Frhr. v. Wein
ach, Pr. Lt. des 3. Chev. Regts Herzog Karl Theodor, Fihr.
v. Crailsheim, Pr. Lt des 4 Chev. Regts. König, Frhr. von
Redwitz, Pr. Lt. und Adjutant beim Gend. Korp, Kommando, —
zu überzähl. Rittmeistern (Hauptleuten) in ihren Truppentheilen bezw. im Gend. Korps befördert.
Abschiedsbewilligun gen. Im aktiven Heere. 16. Fe— bruar. Loreck, Major a. D., zu den mit Pension zur Dlsp. stehenden Offizieren versetzt.
19. Februar. Sömmer, Hauptmann a. D, zu den mit Pension zur Diep. stehenden Offtzieren versetzt. Frhr. v. Falken“ hausen, Major z. D., mit der gefetzlichen Pension und mit der Er— laubniß lum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Ver- abschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt
21. Februar. Keyser, Major z. D. und Bezirks. Dffijier beim Bezirks Kommando Kitzingen, mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 16. Inf Regts. Groß⸗ herzog Ferdinand von Toskang mit den für Verabschiedete vor geschrlebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. ; ;
3. Februar. Hauner, Rittm. und Eskadr. Chef im 5. Chev.
— 2 *. ig,. Erzherzog Albrecht von Oesterreich, unter Ertheilung der Er— aubni
w . e.
ß zum Tragen der hisherigtn Unssorm mit den bestimmungs⸗ m . . der . 9 zur . gestellt.
m Sanitäts⸗Korps. Februar. Ar. Schirmer (Hof), Assist. Arzt 1. Kl in der Reß., zum Stahgarzt, Dr. Thiele— mann, Selz, Dr, Scholz, Vetter ( München), Horsch (Würzburg), Unterärzte in der Res., zu Assist. Aer ten 2. Kl., — befördert.
Beamte der Militärverwaltung.
19. Februar. Singer (Hof), Scherpf (Passau), Unter⸗ Apotheker der Res., zu Oter - Apothekern befördert.
21. Februar. Füger. Geheimer Kriegärath im Kriege⸗ Ministerium, zum 1. März d. J. mit Pension in den erbetenen Rube— 2 tand getreten. z . .
23. Februar. Dornbusch, Zahlmstr. des 21. Inf. Regts., vom II. zum J. Armee-Korps versetzt.
XII. (Röniglich Sächsisches) Armee Korps.
Dffiiiere, Portepee⸗ Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im attiven Heere. 25. Februar. Wittich. Sec. Lt. vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 mn Luitpold von Bayern, zum Pr. Lt. befördert. Scheibler,
arakiexis. Port. Fähnr. vom Karab. Regt., Panse, charakteris. ort Fähnr. vom 2. Königin ⸗Hus. Regt. Nr 15, Petzo! d, Vize eldw. vom 14. Inf. Regt. Nr. 179, v. Boxberg, Frhr. von teysenbug, Oberjäger vom 2. Jäger⸗Bat. Nr. 13, — zu Port. Fähbnrichen ernannt. ;
Im Beurlaubtenstande. 25. Februar. Haßel, Sec. Lt. on der Res. des 1. Königs- Hus. Regts. Nr. 18, zum Pr. Lt. be fördert. —
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 25. brugr. v. Meding, Pr. Lt. vom 4. Inf. Regt. Nr. 103, mit . der Abschied bewilligt. Bodemer, Sec. Lt. vom 6. Inf.
egt. Nr 10665 König Wilhelm 11. von Württemberg, zu den Ossizieren der Res. dieses Regis. übergeführt. Vieweg, Port. Fähnr. vom 7. Inf. Regt. Prinz Georg Nr. 106, zur Disp. der Ersatzbehörden entlassen. v Carlowitz, Sec. Lt. vom 3. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 32, mit 66 der Abschied bewilligt. m Beurlaubtenstande. 25. Februar. Dr. Vetter, Sec. Lt. von der Res. des Schützen⸗ (Füs) Regts. Prinz Georg Nr. 108, mit Penston, Fritz sche, See. Lt. von der Inf. J. Auf⸗ eEbots des Landw. Bezirks Leipzig, Lempe, Hauptm. von der Feld— hier 1. Aufgebot det Landw. Bezirks 11 Chemnitz, mit der Erlaub— niß zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere des 1. Feld-⸗Art. Regts. Nr. 12 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Roch, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Dresden. Altst., mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee Uniform, Gese, See. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Bautzen, Kraner, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezitks Leipzig, — behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots,1 — der Übschi⸗d bewilligt. ö. .
Im Sanitäts- Korp s. 31. Januar. Dr. Lübbert, Stabs« arzt der Landw. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Zittau, behufs Uebertritts zur Kaiserlichen Schutztruppe für Südhwest Afrika mit dem 28. Februar 1898 aus dem Heere ausgeschieden. .
26. Februgr. Dr. Müller, Ässist. Arjt 1. Kl. der Res. des Landw. Bezirks Dresden⸗Altst., zum Stabsarzt, Dr. Bil le, Unter- arzt vom 1. (Leib) Gren. Regt. Nr. 100, Dr. Bank, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landiw. Bezirks Leipzig, — zu Assist. Aerzten 2. Kl, — befördert. Dr. Fehre, Kaiserlicher Marine⸗Assist. Arzt 2. Kl. der Res. a. D., in der Königl. Sächs. Armee und zwar als Assist. Arzt 2 Kl. mit einem Patent vom 25. Februar 1898 bei dem 1. Feld⸗Art Regt. Nr. 13 (Garnison Dresden) an gestellt. Prof. Dr. Hansemann, Stabtarzt der Landw. 1. Auf—
ebots des Landw Bezirks Leipzig, Dr. Lewin, Assist, Arzt 1. Kl. 6 Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig. — behufs Ueber führung zum J,. 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. Beamte der Militär⸗Verwaltung.
Durch Berfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 4. Fe⸗ bruar. Röber, Roßarzt der Landw. 1. Aufgebots dez Landw. Bezirk Dresden⸗Neust, der Abschied bewilligt.
7. Februar. Hillig, Kasernen Insp. und Amtsvorstand der Garn. Verwalt Kamenz, unter dem 1. März 1898 zum Verwält. Insp. ernannt.
Fe⸗
22. Februar. Schmidt, Boehme, Unter⸗Apotheker der Res. des Landw. Bezirks Dresden ⸗Neust. bezw. Dresden⸗Altst., zu Ober Apothekern befördert. ; .
23. Februar. Rößner, Probiantamte⸗Assist. beim Proviant⸗ amt Leipzig, zum Proviantamts, Kontroleur, Kühne, Proviantamtz« Aspir, beim Proviantamt Riesa, zum Proviantamts Assist. beim Provianiamt Leipzig, — unter dem 1. Marz 1898 ernannt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. März.
Seine Majestät der Kaiser und König kehrten, von Bremen kommend, gestern Abend 1116 Uhr hierher zurück. Auf der Rhede von Bremerhaven nahmen Seine Majestät gestern den Vortrag des Chefs des Marine⸗ kabinets, Kontre⸗Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran und während der Fahrt von Bremen nach Berlin denjenigen des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus entgegen.
Heute Vormittag hörten Seine Majestät der Kaiser die Vorträge des Chefs des Generalstabes, Generals Grafen von Schlieffen und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.
In der am 3. d. M. unter dem Vorsitze des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde von der Vorlage, betreffend die Gold⸗
nd Silberausprägungen im Jahre 1897, Kenntniß genommen. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: der Entwurf von Vorschriften für die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung von elektrischen Accumulatoren aus Blei oder Bleiverbindungen, — die Entwürfe von Muster⸗ staͤtuten für freie Innungen und für Zwangs⸗-Innungen sowie des Musters für einen Innungsbeschluß Über die Regelung des Lehrlingswesens, — der Entwurf einer Verord⸗ nung über die theilweise Inkraftsetzung des Gesetzes wegen Abänderung der Gewerbeotdnung vom 236. Juli 1897, — der Entwurf von Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbelterinnen in Konservenfabriken, — sowie die Allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für 1894/95. Außerdem wurden die Nuhegehälter für mehrere Reichsbeamte fesigesetzt.
Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen, sowie die ver⸗ einigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.
Die Nr. 3 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. März 1898 enthält den Geschäftsbericht für das Jahr 1897.
Aus dem Gebiet der Unfallversicherung sind milgetheilt:
I) ein Rundschreiben an die Vorstände sämmtlicher Berufs⸗ genossenschaften sowie an sämmtliche Ausführungsbehörden, betreffend eine Abänderung der für die Auszahlungen durch die Post erlassenen Geschäftsanweisung vom 7. Dezember 1889;
2) ferner eine Bekanntmachung vom 29. Januar 1898, in welcher für die dem Reichs⸗Versicherungsamt unterstehenden Baugewerks⸗Berufsgenossenschaften auf Grund des § 31 in Verbindung mit den 85 24 und 30 des Bau Unfallversiche⸗ rungsgesetzes der einmal zu erhebende Verwaltungs kkosten⸗ betrag für jeden Unfall, für den eine Entschähigung zu Lasten der Gemeinden oder weiteren Ko]mmunalverbände auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes und des Bau⸗Unfall⸗ versicherungsgesetzes thatsächlich geleistet worden ist, von der Umlage für das Jahr 1898 ab auf 200 M festgesetzt wird; und endlich
3) ein Bescheid, betreffend die Vertheilung der Verwaltungskosten bei den Baugewerks⸗-Berufs⸗genossen⸗ schaften und der Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft sowie deren Versicherungsanstalten zwischen den Genossenschaften und den Anstalten, die Höhe des Antheils dieser Anstalten an den unausscheidaren Kosten der Gesammtverwaltung und die anderweite Festsetzung des Verwaltungskostenantheils der Ge— meindeverhände für die zu ihren Lasten gehenden Unfälle der Baugewerks⸗Versicherungsanstalten. (1696.) *)
Aus dem Gebiet der Invaliditäts- und Alters⸗ versicherung enthält die Nummer ein Rundschreiben vom 17. Februar 1898 an die Vorstände der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalten und besonderen Kasseneinrichtungen, betreffend eine Abänderung der für die Auszahlungen durch die Post bestehenden revizierten Geschäfts— anweisung vom 29. April 1895, sowie Vorschriften der Invaliditäte⸗- und Altersversichexungsanstalt für die Provinz Schlesien, betreffend die Beitragsentrichtung für Hausgewerbetreibende der Textilindustrie.
Der kommandierende Admiral, Admiral von Knorr ist gestern von Wilhelmshaven wieder in Berlin eingetroffen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R. u. St.⸗Anz.“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat Februar 1898 veröffentlicht.
Bremen.
Seine Majestät ber Kaiser traf, der „Weser⸗Ztg.“ zufolge, gestern Nachmittag kurz nach 3 Uhr von Bremerhaven auf dem Zentralbahnhofe in Bremen ein, wo Allerhöchstderselbe von dem Bürgermeister Dr. Pauli und dem Kommandeur des 1. Hanseatischen Infanterie Regiments Nr. 75, Obersten von Barkon gen. von Stedman empfangen wurde. Die Ge⸗ mahlin des Sbersten von Barton⸗Stedman und die Tochter des Bürgermeisters Dr. Pauli, Frau Korvetten⸗Kapitän Pustau, überreichten Seiner Majestät einen Strauß aus gelben 5 und Flieder, wofür Allerhöchstderselbe ebenso wie für die
Die beigefügte Zahl giebt die Ziffer an, unter welcher der Bescheid in den Amtlichen gie rid en veröffentlicht ist.
66 Blumengabe eines kleinen Mädchens mit freundlichen orten dankte. Seine Majestät begab Sich sodann mit dem Bürgermeister Dr. Pauli in offenem Wagen nach dem Rathekeller und wurde während der Fahrt von der in den Straßen versammelten Volksmenge lebhaft begrüßt. Im Senatszimmer des Rathskellers wurde Seine Majestät von dem Bürgermeister Schultz und den Senatoren Br. Barck— hausen, Dr. Marcus, Gildemeister, Stadtländer, Dr. Buff und Hildebrand empfangen. Um 5 Uhr kehrte Seine Majestät der Kaiser nach dem Bahnhofe zurück und setzte die Reise nach Berlin fort.
Oesterreich⸗Ungarn. Der Fürst Ferdinand von Bulgarien stattete
gestern Vormitiag dem Minister des Auswärtigen Grafen Goluchowski im Ministerium einen Besuch ab.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht heute eine Kaiserliche Verordnung, duich welche der Reichsrath zum 21. März ein⸗ berufen wird. Ferner veröffentlicht das amtliche Blatt die Er— nennung des Für sten Windischgraetz zum Präsidenten, sowie des Fürsten Auersperg und des Grafen Hoyos zu Vize⸗-Präsidenten des Herrenhauses.
Die „Wiener Zeitung“ sowie die Landesgesetz⸗ und Ver— ordnungsblätter in Prag und Beünn 6 heute, wie „W. T. B.“ meldet, die unter dem 24. Februar voll— zogenen neuen Sprachenverordnungen, durch welche gleichzeitig die Verordnungen vom 5. und 22. April v. J. mit dem 15. März d. J. außer Kraft gesetzt werden. Diese Verordnungen sind auedrücklich „vorbehaltlich gesetz— licher Regelung“ und nur „provisorisch“ erlassen. Die Ver⸗ ordnunß für Böhmen versügt — unter Festhaltung des Grundsatzes, daß jeder Einwohner bei allen in der Verordnung genannten Behörden sein Recht in einer der beiden Landes sprachen suchen und finden kann — im Wesentlichen Folgendes:
Amtt⸗ und Dienstsprache der Behörde ist jene Landessprache, zu welcher als Umgangssprache sich die anwesende Bevölkerung eines Amtèbezirkz nach dem Ergebniß der jeweiligen Volkszählung belennt. In, sprachlich gemischten Amtsbezirken haben beide Landessprachen gleichmäßig Anwendung zu finden. Als sprachlich gemischte Amtsbezirke im des vorstehenden Satzes sind anzu⸗ sehen; a. die Amtsbezirke jener Behörden und Organe, deren Amtebezirke nur eine oder mehrere Gemeinden umfassen, wenn wenigstentz ein Viertel der anwesenden Bevölkerung nach den Ergeb— nissen der letzten Volkszählung sich zu der anderen Landessprache als Umgangssprache bekennt; b. die Amtsbezirke jener Behérden, deren
mtsbezirke einen ganzen Gerichtsbezirk umfassen, wenn wenigftens ein Viertel der Gemeinden des Gerichtskezirks eine zu der anderen Lan des⸗ rache sich bekennende Bepölkerung hat oder in dem sub a bezeichneten Maße sprachlich geinischt ist; C. die Amtsbezirke jener Behörden, deren Amttzbezirke sich über mehrere Gerichtsbezirke erstrecken, wenn auch nur ein Gerichtsbezirk anderssprachlich oder im Sinne der Be— stimmungen sub b als sprachlich gemischt angegeben ist; d. die Amtsbezirke der für die Landes hauptstadt Prag bestellten Behörden.
Hiernach wird künftighin in Böhmen zwischen ein. und gemischt— sprachigen Amtobczirken zu unterscheiden sein
Bezüglich der Eintragung in die öffentlichen Bücher wurde die neue Anordnung getroffen, daß in dem Falle, daß die Sprache der mündlichen oder scheifilichen Ansuchen mit der Amtssprache der die Einttagung vollziehenden Behörde in einsprachigen Amtsbeztrken nicht übereinstimmt, der Eintragung eine Uebersetzung in der Amtssprache beizufügen ist. Die bereits in der big— berigen Verordanng geltenden besenderen sprachlichen Bestimmungen, betreffend die landes fürstlichen Kassen und Aemter mit Geldgebahren, die Manipulation des Post.! und Telegraphendienstes, den Verkehr mit der militärischen Behörde und Gendarmerie, den Verkehr mit Behörden außer dem Lande und mit Zentralstellen u. s. w, werden unverändert aufrecht erhalten.
Während die letzterwähnten Anordnungen analog auch für Mähren Geltung behalten, unterscheidet sich die für dieses Land eilassene Verordnung dadurch, daß sie mit Rücksicht auf die ganj anders gearteten ethnographischen Verhälmisse von der Voraussetzung der Deppelsprachigkeit sämmtlicher in der Verordnung genannten Behörden ausgeht. Im Gegensatz zu den bisher geltenden Bestimmungen wird jedoch künftighin der Zwang, sich bei Berathungen der Sprache der öffentlichen Verhandlung zu bedienen, fortfallen und wird auch in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten das soge⸗ nannte Resum protokoll nöthigen alls in beiben Sprachen zu führen sein. Außerdem wird in 57 gllinea 2 die Anordnung, daß bei den Amtshandlungen, die nicht auf Einschreiten einer Partei eingeleitet werden, die der Beschaffenheit des Gegenstandes entsprechende Landes sprache anzuwenden sei, auf jene Fälle eingeschränkt, in welchen diese Amtshandlungen zur Verständigung der Parteien zu führen bestimmt sind. Auf alle anderen Amtshandlungen dieser Art werden daher die Bestimmungen der Sprachenverorsnungen keine Anwendung zu finden baben. Für Böhmen und Mähren gemeinsam sind die Bestimmungen hinsichtlich der sprachlichen Qualifikation der Beamten, wonach die Be— hörden unter genauer Beobachtung der grunbsätzlichen Bestimmungen der in Rede stehenden Verordnungen gehalten sind, die Besetzung der einzelnen Dienststellen lediglich nach Maßgabe des thatsächlichen Be . dürfnisses vorzunehmen. Jeder wird die sprachlichen Kenntnisse be—⸗ sitzen müssen, welche der Dienst hei der Bebörte seines Verwendungs⸗ bezirks erfordert. In Böhmen wird hiernach schon bei den Konkurs ausschreibungen vorzugehen sein. ;
In Txiest wurde gestern bei der Festyorstellung im Politéama⸗Thegter zur Feier des italienischen National⸗ festes eine Kundgebung veranstaltet. Von den Galerien wurden bedruckte Zettel in den italienischen Farben hinah⸗ geworfen. Ein Theil des Publikums applaudierte, ein anderer Theil erwiderte auf die Demonstration mit patriotischen Rufen bezw. Schmähungen. Die Vorstellung mußte wegen des anhaltenden Lärms geschlossen werden. Zwei Personen wurden verhaftet. Eine Straßenansammlung wurde von der Polizei zerstreut. . ö
Im ungarischen Unterhause begründete gestern der Abg. Kossulh einen Antrag auf Begrüßung Italiens an⸗ läßlich des Verfassungs⸗Jubiläums. Der Minister-Präsident Baron Banffy ersuchte das Haus, in eine Verhandlung über, den Antrag, nicht einzutreten, und führte dabei aus, er hezweifle zwar durchaus nicht, daß das Jubiläum für Italien ein bedeutsamer Tag sei und daß die Italiener zur Feier der Wiederkehr dieses Tages be⸗ rechtigt seien; aber er glaube, daß diese Umstände fur das ungarische Parlament noch keinen Grund böten, bei dieser Gelegenheit das italienische Parlament zu begrüßen, weil dies der bisher befolgten Gewohnheit nicht entspreche und noch kein . vorgekommen sei, daß die a, einander bei solchen
elegenheiten begrüßt hätten. Der Minister⸗Präsident erkannte in warmen Worten an, daß Italien stets ein Freund Ungarns gewesen und die von dem Abg. Kossuih betonte Theilnahme für Italien im vollen Maße berechtigt sei; er hob ferner den hohen Werth Italiens als angesehenes Mitglied des Dreibundes hervor, hielt jedoch trotz alledem eine Begrüßung Jaliens durch das ungarische Parlament für unzweckmäßig. Die Mehrheit der Abgeordneten beschloß darauf, über den Antrag nicht zu verhandeln.
Großbritannien und Irland. Das Oberhaus genehmigte gestern die zweite Lesung
der Bill, durch welche die Errichtung einer Uni versität in London als Lehrinstitut bezweckt wird.
Im Unterhause erklärte der Parlaments⸗-Sekrelär des Auswärtigen Curzon in Beanwortung mehrerer in der Dehatte über einen a conto⸗Kredit von 4 Millionen gestellten Anfragen; es entspreche nicht den Thatsachen, daß die Ursachen der Verzögerung der Ausgabe der griechischen Anleihe triviale seien. Die Regierung habe den Wunsch, im Interesse Griechenlands die baldige Ausgabe herhei⸗ zuführen, aber auch die Interessen der britischen Steuerzahler zu herücksichtigen; sie hoffe, die Ausgabe werde binnen kurzem erfolgen. Die Mächte hofften, die Türkei werde, Thessalien innerhalb der festgesetzten Zeit räumen; sie würden jeden Druck auf die Türkei ausüben, damit sie die Provinz räume. Die Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland für den Posten des Gouverneurs von Kreta sei nicht zurückgezogen worden; die Angelegenheit sei zur Erörterung gelangt, und es seien Ein— wände erhoben worden, die Regierung habe indessen nicht gehört, ob diese beseitigt seien. Aber so wichtig die Frage der Statthalterschaft auf Kreta auch sei, die Räumung Thessaliens sei wichtiger. Erst wenn die Türken Thessalien verlassen hätten, könne man die endgültige Pazifizierung Kretas in die Hand nehmen.
Frankreich.
Die Kaiserin Elisabeth ist heute früh zu längerem Aufenthalt in Montreux eingetroffen.
Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Einnahme- Budgettz. Der Abg. Dussaussoy tadelte das beständige Anwachsen der Depots hei den Banken und den Finanzgesellschaften und verlangte, daß die Regierung diesen großen Geschäften, welche die Kapitallen ins Ausland gehen ließen, besondere Steuern auferlege.
In der Budgetkommission der Deputirten kammer erörterte gestern der Finanz-Minister Cochery verschiedene zu dem Finanzgesetz eingebrachte Anträge, betreffend die Reorganisation des Gelsmarkts. Der Finanz⸗Minister erklärte sich für den Antrag Fleury-⸗Ravarin, welcher hestimmt, daß jeder, der Angebote und Kauf— gesuche auf Börsenwerthe vermittelt, auf Verlangen der Beamten der Stempelverwaltung bei Papieren, welche zur offiziellen Notierung zugelassen sind, stets die Schlußnoten des Börsenmaklers vorzulegen und bei nicht zugelassenen Papieren persönlich den Betrag der Gebühren zu enttichten habe. Am Tage der Verkündung des Etatsgesetzes werde der Finanz-Minister dem Präsidenten der Republik ein Dekret zur Unterzeichnung vorlegen, welches die Reorganisation des Geldmarktes bezwecke. Durch dasselbe werde die Zahl der Börsenmakler erhöht werden; das Schrankengeschäft solle in Abtheilungen je nach der Art der betriebenen Geschäfte zerlegt und die Courtage herabgesetzt werden.
Italien.
Aus Anlaß der Feier des 50. Jahrestages der Ver⸗ leihung der Verfassung war, wie W. T. B.“ aus Rom meldet, die Stadt gestern reich beflaggt und gewährte einen festlichen Anblick. Viele Kaufläden waren geschlossen Auf den Straßen herrschte reges Treiben, das sich infolge des fortwährenden Eintreffens von Deputationen aus den Provinzen noch steigerte. Um 8 Uhr Morgens läutete die Glocke des Kapitols das Fest ein. Um 9 Uhr ritt der König mit dem Grafen von Turin, dem Kriegs-Minister, den fremdländischen Militär-Attachés und einem zahlreichen, glänzenden militärischen Gesolge nach der Esplanade Macao, um über die Truppen der Garnison Parade abzuhalten. Die Königin erschien zu Wagen. Eine ungeheure Menschen⸗ menge haite sich auf dem Wege, den der König und die Königin nahmen, aufgestellt und brachte den Majestäten be— geisterte Hochrufe dar. Nachdem der König und die Königin ie Front der in fünf Treffen aufgestellten Truppen entlang
geritten bezw. gefahren waren, begaben Allerhöchstdieselben sich um 9 Uhr nach dem Unabhängigkeitsplatz, um den Vorbei— marsch der Truppen abzunehmen, der glänzend verlief. Die Majestäten und die Truppen wurden stürmisch begrüßt. Darauf kehrten der König und die Königin, wieder unter den be— geisterten Kundgebungen der Menge, nach dem Quirinal urück. ; Am Nachmittag begaben sich der König und die Königin in Begleitung des Grafen von Turin zu Wagen vom Quirinal nach dem Kapitol, wo um 3 Uhr die Hauptfeierlichkeit des Verfassungsjubiläums statt— fand. Auf dem ganzen Wege bildeten die Truppen Spalier und erwiesen den Majestäten die militaͤri⸗ schen Ehren. Die die Straßen entlang aufgestellten Ver— eine sowie eine dichtgedrängte Menschenmenge buldigten dem Königspaar mit begeisterten Zurufen. Bei dem Eintritt in den Saal des Kapitols, welcher reichen Festschmuck trug, wurde den Majestäten eine großartige Ovation bereitet. In dem großen Saale waren die Senatoren und Deputirten sowie die Bürgermeister der größeren Städte Italiens ver⸗ e,, auch die Minister, die Unter⸗Staatssekretäre, das iplomatische Korps, die Spitzen der Zivil⸗ und Militär— behörden, Großwürdenträger und zahlreiche Geladene waren zugegen. Nachdem die Majestäten sich auf den Thronsesseln niedergelassen hatten, hielten der Vize⸗Präsident des Senats, der Präsident der Deputirtenkammer und der Bürgermeister von Rom Ansprachen an die Majestäten, welche begeisiert aufgenommen wurden. Hierauf erwiderte der König:
An dieser denkwürdigen Stätte auf der Höhe des durch unver— änglichen Ruhm geweihten Hägels gilt Mein erster Gedanke Meinem ochherzigen Großvater und Meinem Vater, dem Vater des Vater=
landes; denn ihr Werk war der Beginn und die Vollendung der nationalen Wiedergeburt. Ich danke von Herzen für die Huldigungen, die Mir dar⸗ gebracht sind. Mein Herz sabelt bei der Erinnerung an den Ürsprung unserer Institutionen, die für Mich heilig sind, wie sie es für Meine Vorgänger waren. Der Glaube an das wiedererwachte Italien führte uns nach Rom. In diesem Glauben, der uns zu den höchsten Zielen führen wird, grüße ich die Edlen, die ihr Thun dem Vateriande geweiht haben. Ich habe Sie nach dem Kapitol berufen, damit wir von hier in Bewunderung der Herrlichkeit der ewigen Stadt, des Werkes zweier Epochen der Zivilisation, die die Welt er—
leuchteten, unsere Wünsche zu Gott erheben, der die Einheit Italiens
wollte, damit unser Vaterland glücklich und groß sei. In— mitten der majestätischen Reste , . Größe soll uns die neue Größe nicht als bescheiden erscheinen. Die alte Größe war eine universelle, die neue ist eine nationale. Jene gab ein römisches Italien, diese ein italienisches Rom. Die erstere war ein Produtt der Ge⸗ walt, die zweite . der Ausdruck des Rechts, und wie alles Recht, so ist das italienische Rom ,, . Zu uns werden diese erhabenen Erinnerungen nicht von Unterwerfung und Eroberung
sprechen. Das moderne Recht weist jeder Nation ihre Grenzen zu. Dieses geheiligte Prinzip erfülle und durchdringe das Epos unserer politischen Wiedergeburt. Um unsere bürgerliche Wiedergeburt zu vollenden, müssen wir aufschauen zu den zwei höchsten Zielen, auf welche das moderne Denken freier Völker bin— weist: PVethätigung des Lebens und Erziehung des Geiftes. Auf diese Faktoren jedes bürgerlichen Fortschritts möge Mein Volk seine ausdauernde Arbeit richten. Möge es Vertrauen haben zu Mir und Meinem sesten Willen, sein Glück zu verwirklichen. Piöge es Glauben haben an seine junge Thatkraft und an feine Stärke! Meinem Königlichen Herzen eniquillt der Wunsch, daß, wie zur Zeit der Morgenröthe unserer nationalen Erhebung alle Klassen des Bürger⸗ thums sich vereinigten, um das Vaterland zu befreien, sie auch heute sich gegenseitig unkerstützen mögen, eng verbunden zum gemeinsamen Wohle. Die unauflösliche Verknüpfung Meinetz Hauses mit den Schicksalen Meines Volkez gründet sich auf die Uebereinstimmung der Gedanken und der Entschlüsse, ist gestählt durch Unglück und „Ruhmesthaten und wird den sichersten Schutzwall bilden für unser italienisches Vaterland!
Die Rede wurde an verschiedenen Stellen von überaus lebhaftem Beifall begleitet. Am Schluß erschallten dreifache Hochrufe auf den König. Nach Beendigung der Rede hielten die Majestäten Cercle. Gegen 41½. Uhr verließen Allerhöchstoieselben das Kapitol und kehrten nach dem Quirinal zurück. Vor dem Palast hatten die Ver⸗ eine mit Fahnen und Musik Aufstellung genommen und be—⸗ reiteten den Majestäten bei deren Ankunft eine begeisterte Huldigung. Abends waren die öffentlichen Gebäude, der Marktplatz sowie die Denkmäler festlich erleuchtet. Die Munizipalität veranstaltele auf dem Kapitol einen glänzenden Empfang.
Aus gallen Theilen Italiens und von den italienischen Kolonien im Auslande sind in Rom Telegramme ein⸗ gegangen, welche von patriotischen Kundgebungen und zahl⸗ reichen Wohlthätigkeitsakten berichten.
Der Kronprinz von Schweden und Norwegen ist gestern früh in Rom eingetroffen.
Spanien.
Gestern wurde in Mjadrid, wie „W. T. B.“ berichtet, ein Italiener verhaftet, der in verdächtiger Weise um das Haus des Minister-Präsidenten Sagasta herumschlich. Beim Verhör gab er unzusammenhängende Antworten; doch wurde festgestellt, daß er mit einem Manne identisch ist, welcher vor einem Mongt den Wagen Sagasta's anfiel und letzteren mit einem Stocke bedrohte. Der Minister⸗Präsioent soll erklärt haben, daß er der Verhaftung keine Bedeutung beilege, da der Mann geisteskrank sei.
Der Minister des Innern Capdebon, der Kolonial⸗ Minister Moret sowie der Ackerbau⸗ und Handels-Minister Graf Tiquena sind erkrankt.
Griechenland.
Der König hat gestern, wie „W. T. B“ meldet, das Präsidium der Deputirtenkammer empfangen. Der Präsident der Kammer hielt eine Ansprache, in welcher er dem König die Glückwünsche der ganzen Nation aussprach.
Der zum Kommandanten des russischen detachierten Schiffs⸗ geschwaders im Mittelmeer ernannte Admiral Skryd low ist gestern in Athen eingetroffen. Derselbe hat sich sofort der Königlichen Familie vorgestellt und Schreiben der Kaiser— lichen Familie überreicht. Heute reist der Admiral Skrydlow nach Kreta ab.
In der gesteigen Sitzung der Deputirtenkammer gab der Finanz⸗Minister Streit einen Ueberblick über die Ver⸗ handlungen betreffs der Finanzkontrolle und über das mit den Großmächten getroffene Uebereinkommen. Die Kom⸗ missare seien von den wohlwellendsten Gefühlen beseelt ge⸗ wesen, aber der Artikel L habe die absolute Kontrole ver— langt; im übrigen hätten die Kommissare allen Aus⸗ einandersetzungen der Regierung gegenüber behauptet, daß die öffentliche Meinung der Einsetzung einer Kontrole sehr günstig zu sein scheine, da diese Griechenland gestatten würbe, wieder Kredit zu gewinnen und sich wirthschaftlich zu rehabilitieren. Es sei indessen alles zur Wahrung der souveränen Rechte des Staats Erforderliche geschehen. Der Minister erklärte weiter, daß die Klauseln der Kontrole vollstreckbar seien; jede von der Kammer an genommene Abänderung würde einen Einsturz des mühselig errichteten Gerüstes her⸗ beiführen. Der Minister sprach alsdann den Dank Griechenlands gegenüber den drei Mächten, welche die Anleihe garantierten, aus und betonte unter huldigenden Worten für den König; dieses hohe Zeichen von Wohlwollen sei den per⸗ sönlichen Bemühungen des Königs zu verdanken. Hierauf wurde der Gesetzentwurf in erster Lesung ohne Debatte genehmigt.
Afrika.
Nach einer der „Times“ aus Kairo zugegangenen Depesche sind drei englische Bataillone am Atbara angelangt. General Kitchener habe jetzt 14 000 Mann unter seinem Oberbefehl.
Das Pariser Journal „Eclair“ veröffentlicht vom No— vember v. J. datierte Nachrichten über den Zug des Majors Marchand. Danach hatten die letzten Abtheilungen damals Tamburah erreicht, und der Aufmarsch gegen den Nil stand hevor.
Aus Pretoria berichtet das „Reuter'sche Bureau“, der Volksraad habe gestern über den Budgetposten von 17500 Pfd. Sterl. für die auswärtige konsularische Ver⸗ tretung der Republik berathen. Der Staatesekretär Dr. Leyds habe den Posten befürwortet; derselbe sei nöthig, um einen guten diplomatischen Dienst in Europa einzurichten. Dies würde auch ein Beweis der Unabhängigkeit der Republik sein, über welche es keine Suzeränetät gebe.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die — 6 Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage. .
— In der heutigen (39.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen, Unter⸗ richtg⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten D. Dr. Bosse bei⸗ wohnte, wurde die zweike Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1898 99 beim Etat des Ministeri ums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗An⸗ gelenheiten fortgesett. .
Zum ersten Titel der Einnahmen: „Evangelischer Kultus“ bemerkt der
Berichterstatter Abg. Jürgensen in. daß die Einnabmen um 1320 806 4 höher , seien, hauptsaͤchlich infolge der Etatisierung
der Staatsnebenfonds, die aber noch nicht sämmtlich auf den Etat gebracht seien. . ;
Abg. von Strom beck (Zentr): Die Regierung geht davon aus, daß die Staatsnebenfonds, soweit sie eine juristische Persönlichkeit haben, nicht in den Etat zehören, weil thre Einnahmen und Aug— gaben nicht Staatzeinnahmen und Ausgaben . Darüber wird sich beim Komptabilttätsgesetz reden lassen. Die Stagte. nebenfonds verdanken ihren Ursprung hauprsächlich der Säku⸗ larisation, die wir moralisch als nicht berechtigt anerkennen; wir nehmen sie als historische Tbatfache hin, wir wollen aber dahin streben, daß die Fonds ihrer Bestimmung gemäß verwendet werden. Wir sind keine kirchliche Vertretung, wir sind nicht berufen, kirchliche Rechte zu vertreten, aber auch nicht, sie irgend⸗ wie aufzugeben. Der Finanz ⸗Minister von Miquel wandte sich in der Kommission dagegen, daß die Staattnebensonds, welche juristische Persönlichkeit haben, in den Etat eingestellt werden, weil darin die Gefahr liege, daß ihr Vermögen allmählich ganz als Staatthermögen betrachtet würde. Nun ist es auffällig, daß die evangelischen Fonds fast alle die juristische Persönlichkeit haben, die katholischen aber nicht. Danach würde also dem nichts entgegen⸗ steben, daß die katholischen Fonds allmählich als Staatzvermögen be— trachtet werden. Redner bespricht dann die Verhältnisse einzelner Fonds und wünscht, daß einige seit mehreren Jahren aus den Ueber sichten verschwundene Fonds wieder in dieselben aufgenommen würden. Der preußische Staat, der aus dem Besitz der katholischen Kirche ungeheure Reichthümer gezogen habe, möge der katholischen Kirche entgegenkommen und wieder gutmachen, was er ihr an Schaden ju— gefügt habe.
Geheimer Ober- Finanz ⸗Rath Lehnert: Die Kommission des Hauses hat ihre Zustimmung gegeben zu den bisher befolgten Grund sätzen, daß nämlich nur die Fonds ohne juristische Perfönlichkeit etatisiert werden sollen. Alle anderen Anträge sind abgelehnt worden. Stellt sich das Haus bei dem Komptabilitättzgesetz auf den Boden dieser Grundsätze, so stellt es sich auch auf den Boden des jetzt vor— liegenden Etat. Wird das Gesetz in anderer Weise be— schlossen, so muß eine Aenderung des Etats vorgenommen werden. Bis zur Erledigung des Gesetzes bitte ich also, diese Frage zu ver— schieben. Das Äbgzordnetenhaut kommt nicht in die Lage, ohne jede Auskunft über die Fonds zu bleiben. Die Regierung ist stets bereit, dem Hause und seiner Kommission Auskunft zu geben. Wenn der Finanz ⸗Minister auf die Gefahr hinwies, daß eine Vermengung der Vermögen der Fonds mit dem Vermögen des Staats vorliege, wenn die Fonds in zu großem Umfang etalisiert würden, so hat er dabei ebenso an evangelische wie an katholische Fond gedacht. Daß gerade die katholischen Fonds verschwinden würden, daran hat der Minister nicht gedacht. . .
Hierauf nimmt der Minister der geistlichen 2c. Angelegen⸗ heiten D. Dr. Bosse das Wort, dessen Rede am Montag im Wortlaut mitgetheilt werden wird.
(Schluß des Blattes)
EStatistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Wald bei Solingen haben, wie der Vorwärts“ mittheilt, die Tormer der Großmann'schen Gießerei die Arbeit gekündigt.
In Leipzig befinden sich nach demselben Blatt seit dem 1 März über 199 Dachpappen- und Asphalt -Arbeiter der Firmen C. F. Weber und E. Züllich wegen Lohnstreites im Ausstande.
Aus Berlin berichtet die ‚Voss Ztg. zum Ausstande der Schuhfabrikarbeiter: Der Verband der Berliner Schuhfabri⸗ kanten hat in seiner außerordentlichen Generalversammlung am Freitag eine Erklärung beschlossen, in der es u. a. heißt: Ver Ausstand geht nicht von den Schuhmachern im allgemeinen aus, fondern von einem Töeil der Schuhfabrikarbeiter. Von diesen haben in 1. Verbandsfabriken etwa 460 Arbeiter die Arbeit eingestellt, während in 21 Verbandsfabriken rund 1100 arbeiten. Die Berliner Schuh ahrikanten haben ihren Arbeitern die niedrigste Arbeite zeit und die höchsten Loöhne in Deutschland bewilligt. Durch den Arbeits- nachweis hat sich der Verband nur das unbedingte Annahme⸗ und Entlassungsrecht gewahrt und hat mit dem Zugeständniß, in direkte Ver⸗ handlungen mit einer Arbeiterkommission zu treten und etwaige Miß⸗ stände abzustellen bewiesen, daß er über Streitpvunkse auf gütlichem Wege sich zu verständigen bereit war. Trotzdem haben die Arbeiter dieses Entgegenkommen abgelehnt, sind in den Ausstand eingetreten und haben ihre wahren Absichten mit der Forderung: „Uebergang des Arbeitsnachweises in die Hände der Arbeiter“ enthüllt. Der Verband der Berliner Schuhfabrikanten kann sowohl in seinem als im In— teresse des VerbandeKz deutscher Schah und Schäftefabrikanten, desfen Zweigverein er ist, eine solche Forderung niemals erfüllen.
Theater und Musik.
Konzerte.
Fräulein Hedwig Ribbeck, die als tüchtige, wohlgebildete Sängerin seit Jabren hier bekannt ist, gab am Mittwoch im Saal der Sing⸗Akademie ein Konzert in Verbindung mit dem Violinisten Herrn Johannes Palaschko. Fräulein Ribbeck trug mit ihrer sympathischen Stimme Lieder von Schubert, Cornelius, Grabert. Jahn⸗Schulje u. s. w. ausdrucksvoll vor, doch blieb zuweilen tiefere Beseelung und Innigkeit zu wünschen. Herr Palaschko ist ein junger, in allem Technischen fertiger Geiger, dem die schwierigsten Passagen und Gänge tadellos gelingen; er besitzt aber außerdem musikalisches Gefühl und klare Auffassung, durch die er die Hörer für jedes Tonstück zu interessieren weiß.
Am Donnerttag fand im Saal der Philharmonie ein Konzert dom Sängerbunde des Berliner Lehrervereins unter Leitung des Professors Felix Schmidt statt, das ein sehr reich haltiges Programm aufzuweisen batte. Es begann mit Volkmann beliebtem. Morgengesang' und dem Lied der Städter ven Gernsheim. War schon in diesen Chorwerken die imponterende Kraftfülle der frischen und gut geschulten Stimmen von bester Wirkung, so steigerte sich der Effett noch in Taubmann's Heilung“, das auf Wunsch wiederbolt wurde, und erreichte seinen Höhepunkt in dem Chorlied Ein schön teutsch reiterlied! von Rietsch und in dem heiteren ‚Altdeutschen Zechlied' von Reimann. Eine nahezu virtuose Leistung bot der Thor ferner in dem Liede Das Meer“ von W. de Haan, das durch die auf und absteigende Tonbewegung der Bässe ein charakteristisches Gepräge eihält. Im zweiten Theil des Konzerts sang der Verein noch Die ‚Waldbilder' von J. Schwartz und einige beliebte Volkslieder. In allen diesen Gesängen war die Deutlichkeit der Aussprache, die Sicherheit der freien Einsätze und vor allem die feine Schattierunge⸗ weise zu loben. Unterstützt wurde das Konzert darch Sololeistungen der Damen Bagingky (Violine) und Schröder (Gesang), die gleich den Chorgesängen mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. — Die Leistungen des Dr. Otto Neitzel an seinem zweiten Klavier Abend, der an demselben Lage im Saal Bechstein stattfand, waren nicht so hervorragender Art, wie in seinem ersten Konzert. Eine gewisse Ungleichheit machte sich bemerkbar. Gelang dem Spieler auch der Vortrag der Sonate laöbastorale“, op. 28) von Beethoven ziemlich gut, so fehlfe es doch der Auffassung der Sonate op. 111 desselten Meisters an Vertiefung. Am besten spielte der Künstler das Nocturne von Chopin op. 37, *. und die zweite Ballade in H-moll von Liszt, mit welcher er den Abend wirkangsvoll abschloß und lebhafter Belfall erntete. — Gleichfalls am Donnerstag gab die Vio mistin Fräulein Jrene von Brennerberg unter Mitwirkung der Sängerin . Schaam ke ein Konzert, in welchem die Sceigerin dag H. moll, Konzert von Wieniaweki, die Bach' sche Sarabanꝰ e und Bourr he und die Carmen
Phantasie, von Jenö Hubay, ej e sehr gesälsige Komposstloan,.
mit erfreulicher Kraft! und Tonfulle temperamensvos vortrug. Sängern, welche eine angenchine und wohlgeschulte Sopranstine ae