1898 / 75 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Mar 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Großbritannien und Irland.

Bei der Erfatzwahl zum Unterhause in Maidstone wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, Cornwallis (kons) mit 2214 Stimmen gewählt; Barker (lib) erhielt 36 Stimmen.

Frankreich.

; Die Prinzessin Francisca Carolina von Join—

ville, die Tochter des Kaisers Dom Pedro J. von Brasilien, ist, wie ‚W. T.“ meldet, gestern nach zweitägigem Kranken⸗ lager an der Lungenentzündung in Paris verschieden.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirten kammer interpellierte der Deputirte Paschal Grousset (Sazialist) die Regierung über ihre auswärtige Politik und führte aus, die kürzlich erfolgte Mobilmachung des Nordgeschwaders habe lediglich den Zweck gehabt, dem Lande am Vorabend der Wahlen die Illusion zu geben, daß es eine Marine besitze, die auf der . ihrer Aufgabe stehe. Der Redner warf sodann dem

kabinet vor, daß es die auswärtige Politik derjenigen Ruß⸗ lands unterordne, und kritisierte im weiteren Verlaufe seiner Rede die französische Politik am Niger und in China. Der Deputirte Baron warf der Regierung vor, sie habe Tausende von Armeniern massakrieren lassen, sie habe es geschehen lassen, daß die Griechen zu Grunde gerichtet wor den seien, und tadelte schließlich, daß die Regierung sich in Egypten auf platonische Proteste beschränke. Redner schloß Frankreich könne bei. dem, spanisch- amerika⸗ nischen Konflikt nicht theilnahmlos bleiben angesichts der Uebergriffe der angelsächsischen Resse gegenüber ver lateini⸗ schen. Frankreich müsse an Spanien und die Vereinigte Staaten Worte der Versöhnung und des Friedens richten. Hierguf entgegnete der Mmister des Auswärtigen Hano taux:

Er habe stets auf alle Fragen, die an ihn gerichtet worden seien, geantwortet. Der Deputitte Baron habe über bie egvptischt Frage gesprochen, ohne irgend eine präzise Thatsache anzuführen; die Regierung babe sich stets bemüht, daß daselbst erledigte Stellen durch französische Beamte besetzt würden; betreffmt der gemischten Gerichtshöfe werde die Regierung die von ihren Vor⸗ gängern eingenommene Stellung behaupten. Was die griechische Frage betreffe, so hätten die Mächte, dieselbe, in, sehr freundschaftlicher Weise behandelt. In der Anleitzefrage, die bestimmt sei, die Räumung Thessaliens herbeizufübren, boffe er nech vor dem Schluß der Session der Kammer ein Arrangement zu unterbreiten. Bie griechische Frage werde also geregelt werden. Die Ordnung der kretischen Frage werde nicht lange auf sich warten lassen. Deutschland und Desterreich⸗ Ungarn hätten ihre Truppen aus Kreta zurückgezogen. Mittlerweile gewöhne sich Kreta mehr an die Auteromle. Das Noidgeschwader sei

R Re

China

Integrität desselben vielleicht babe aber die Initiative

ern unter

Verhandlungen zwisch ̃

man dürfe bedeutsame Ergebnisse derselben Awarten.

wendig auch die Vertheidigung der besonderen Interessen Frar krejchs sei, so stehe sie doch hinter der Wichtigkeit der ernsten Schwierigkeiten zurück, welche die eubanische Frage seit langem biete. Die ganze Welt verfolge mit gespannter Aufmerksamkeit und Sorge die Entwickelung des Kampfes, der sich auf der Insel abspiele

sehnsüchtig das Ende desselben herbei. Die Interessen, r

berührt oder erst bedroht seien, der Muth oder die Ausdauer, welche entfaltet würden, alles dieses füge täglich irgend ein neues Element zu dem dramatischen Charakter dieser. Greignisse hinzu. Die Kammer kenne die Sympathie und die Achtung, welche Spanien und die Vereinigten Staaten Frankreich einflößten. Auf der einen Seite alte gute Beziehungen treuer Nachbarschaft, aus Rassenverwandischaft entsprungenes Interesse und schließlich Gefühle der Achtung für den Patriotismus eines heroischen Volkes, auf der anderen Seite eine Republik, die mächtige Schwester der französischen, voll Feuer, pvertrauend auf ihre Kraft, welche dringend die Abstellung des Unheils verlange, von dem auch sie betroffen werde und das schon seit sehr langer Zeit anhalte. Das sei die Lage in dem Kampfe, in dem Interessen und Ehre engagiert seien. Die erste Pflicht der fran ösischen Regierung sei es, beiden Nationen unaufhörlich den Wunsch ausjudrücken, der von allen Seiten getheilt werde, sie den Würfel bei Seite legen zu sehen, dessen Fall einen blutigen furcht⸗ baren Kampf heraufbeschwören könne. Wenn beide Nation in gemeinschaftlicher Uebereinstimmung sichere und unparteiische Freunde suchten, die ihnen zu einer Beilegung schwierigen Frage auf freundschaftlichem Wege verhülfen, dann würden sie sehen, daß dieser ihr Wunsch allenthalben gutem Willen begegne. An Frankreich solle es dabei nicht fehlen, es hieße aber die nöthige Reserve überschreiten, wollte die Regierung hierüber hinargehen, und er könne, hier wenigstens, nur den heißen Wunsch erneuern, daß eine billige Lösung zu stande komme, welche Recht, Ehre und Freiheit gleichzeitig befriedige und zum Resultat die Aufrechthaltung der großen Wohlthat des Friedens zwischen den beiden Nationen habe, welche Frankreich gleich theuer seien.

Der Deputirte Hubert erhob gegen die Verwendung der Dumdum⸗sTeschosse seitens der Engländer im Kampfe mit den Afridis Einspruch. Der Minister des Auswärtigen Hanotaux erwiderte: wenn diese Thatsache nachgewiesen werde, so würde sie den Austausch von Bemerkungen unter den Mächten ver⸗ anlassen können, welche die St. Petersburger Konvention unterzeichnet hätten. Nach einigen Aeußerungen des Depu⸗ tirten Goblet über die Lage auf Kreta wurde eine von dem Deputirten Decrais eingebrachte und von der Regierung ge⸗ billigte Tagesordnung, welche die Erklärungen der Regierung billigt, mit 300 gegen 111 Stimmen angenommen.

Der Gesetzentwurf, betreffend die griechische Anleihe wird der Deputirtenkammer in dieser Woche vorgelegt werden.

Italien.

Die Deputirtenkammer verhandelte vorgestern, wie „W. T. B. berichtet, über den von den Deputirten de Nobili und Genossen gestellten Antrag: die Regierung aufzufordern, daß sie der Kammer einen entsprechenden . vor⸗ lege, bevor sie zum Verkauf von Schiffen schreite. Der Deputirte ri bekämpfte den Antrag, während der Deputirte de Nobili ihn mit der Begründung vertheidigte, daß der gegenwärtige Augenblick für den Verkauf, nicht 6 sei. Der Deputirte Codacci meinte, hinsicht⸗ ich der internationalen Beziehungen könne, die Re⸗ ierung allein ein Urtheil über die Zweckmäßigkeit des Ver⸗ aufes fällen. Die Deputirten Ricci s, Valle und Giolitti ee, zu Gunsten des Antrags de Nobili, die Deputirten

a cei und Kontre⸗Admiral Bettolo gegen denselben. Der

Marine⸗Minister Brin erklärte, er sei fest davon über⸗ zeugt, daß es sich um eine ,, das Land überaus wichtige Angelegenheit handele. r hob hervor, daß es bereits drei Präcedenzfälle gehe, in denen der Staatsrath und der Rechnungshof rückhältlos ihre Billigung aus⸗ gesprochen hätten. Es handle sich um Schiffe, die noch nicht in das Eigenthum des Staates übergangen seien. Die Regierung könne ihre Zustimmung geben, ohne daß ein besonder tzʒ nothwendig sei. Er versichere auf das allerbestimmt ß ein bindendes Abkommen bis jetzt noch nicht get

Die Kammer sei infolgedessen in ihren Enischli m frei, und die Regierung werde sich ihrem Willen fügen. Er bitte indeß die Kammer, die Frage ohne Ueber⸗ eilung nach allen Gesichtepunkten hin zu prüfen und die Interessen der heimischen Schiffsbauindustrie zu berücksichtigen, die eine der wichtigsten Industrien Italiens sei, und die umsomehr bekannt werden müsse, als alle Staaten, in denen sich diese Industrie entwickele, versuchten, für ihre Werften Aufträge zu erlangen. Es sei erfreulich, daß Argentinien nach dem ersten Ankauf einen zweiten gemacht habe und einen dritten zu machen beabsichtige, dem noch weitere folgen könnten. Könne gegenüber der Verzögerung um 12 Monate, die die Ablieferung eines Schiffes an die italienische Marine erleiden würde, da es am politischen Horizont keine Wolken gehe, da das Ministerium auf solche für die nationale Schiffabauindustrie wichtigen Vortheile verzichlen? Demgemäß habe die Regierung die Werft er⸗ mächtlgt, in Unterhandlungen einzutreten; er wiederhole aber, daß bis jetzt kein bindendes Abkommen getroffen sei. D

Schluß der Diskussion wurbe hierauf angenommen. ; lntrag de Nobili und Genossen wurde mit großer Mehrheit abgelehnt und darauf eine von Michelozzi beantragte Tages⸗ ordnung angenommen, wonach die Kammer von den Er⸗ klärungen der Regierung Akt nimmt. Sodann vertagte sich die Kammer bis zum 14. April.

Der „Tribuna“ zufolge theilte der Minister des Aus— wärtigen Visconti Venosta, der gestern an der Sitzung der parlamentarischen Kommission theilnahm, welche das Ab⸗ kommen mit der Benadir-Gesellschaft prüft, dort mit, die Ge⸗ sellschaft halte die Position Lugh für gefährlich. Die Re⸗ gierung habe mit Menelik, welcher die Souveränetät über dem Kapitän Cicco di Cola anvertraut sei.

Crispi ist am Sonnabend von Rom nach Neapel abgereist. Die „Italie“ meldet, er werde sich nach Palermo begeben, um seinen Wählern über sein Verhalten Rechenschaft zu geben. Das Blatt fügt hinzu, das Augenübel Crispi's habe sich ver— schlimmert. Das Fortschreiten des grauen Staars mache eine Dperation nöthig, die vielleicht nicht ganz ungefährlich sein dürfte.

Der „Popolo Romano“ ichtet, Crispi habe auf ein Telegramm, das ihm dus Palermo von 3009 seiner Wähler übersandt worden sei, erwidert: er danke für ihre Gesinnung; er sei, obwohl schon alt, müde, zumal, wenn er die Hilfe derer habe, an deren Seite er in Augenblicken gekämpft habe, welche für das Vaterland gefährlich gewesen seien.

Epanien. Die Wahlen zur Deputirtenkammer nehmen, nach W. T zugegangenen Meldung,

23 na 91

einer dem „W. T. B. . regierungsfreundliche 29

] 8 . n RI gorY Mor . einen durchweg ruhigen Verlauf. Mehrheit werde voraussichtsich eine große sein.

1X2 Meonr? Us Mabrln

.

des Kampfes nicht

au fge löst worden.

Befehl gegeben worden, daß die

Lugh geltend mache, Verhandlungen eröffnet, deren Führung sofort Vorkehrungen treffe

Serbien. Die Skupschting ist, wie, W. T. B.“ meldet, vorgestern Die Neuwahlen werden später innerhalb der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Zeit angeordnet werden.

Amerika.

Das ‚Reuter'sche Bureau“ erfährt, eine amtliche Depesche auß Madrid sei in Washington eingetroffen, worin die spanische Regierung erkläre, sie sei der Ansicht, daß die Explosion auf der Maine“ einer inneren Ursache zuzuschreiben sei. Spanien betrachte die Befestigung der Tortugas-Inseln (südwestlich von Florida) als einen feind⸗ . Akt als die Bewegungen der spanischen Torpedoboots⸗ Flottille.

Dasselbe Bureau berichtet, der Präsident MeKinley beabsichtige, am Dienstag oder Mittwoch eine Botschaft an den Kongreß zu richten, welche sich mit der Lage der Nicht⸗ kombattanten auf Cuba beschäftige und einen Kredit von einer halben Million zur sofortigen Unterstützung der⸗ selben verlange. Der Präsident werde gleichzeitig bei Spanien anregen: es möge für seine eigenen dortigen Landsleute, die von allen Mitteln entblößt seien, Fürsorge treffen und dem Kriege in einer für die Cubaner befriedigen⸗ den Weise ein Ziel setzen. Bleibe von seiten Spaniens eine derartige Aktion aus, so würden die Vereinigten Staaten sich aus Gründen der Menschlichkeit nothgedrungen ins Mittel legen. Me Kinley glaube aber nicht, daß es zu spät sei, eine friedliche Lösung zu erreichen.

Aus Havannn wird berichtet, daß der General Bernal die Aufständischen in mehreren Zusammenstößen zwischen dem 13. und 17. d. M. in der Gegend von Jiguany ((2t—⸗ Departement) geschlagen habe. Ferner sei in der Provinz Finar del Rio gekämpft worden; dort seien bei einem Zusammenstoße 75 Insurgenten gefallen. Auch bei Bayamo seien die Aufständischen geschlagen worden.

Afsien.

Der „Times“ wird aus Hongkong vom 26. d. M. gemeldet, daß das britische Kriegeschiff „Barfleur“ von dort nach Nagasaki in See gegangen sei. Am Freitag sei der Marinestation Hongkong sich in Kriegsbereitschaft zu setzen. Das Personal sei vorläufig verstärkt worden und arbeite Tag und Nacht. Französische Kreuzer seien, ohne Hongkong anzu⸗ laufen, nach Norden gegangen.

Aus Peking vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß der russische Geschäftsträger Pawlow gestern das Abkommen mit China über die pachtweise Abtretung von Port Arthur und Talienwan und über die Eisen⸗ bahn nach Port Arthur unterzeichnet habe. Kintschau bleibe chinesisch, Raäßland würde aber in der Nachbarschaft einen kleinen Posten errichten. China behalte die Rechte der Souveränetät über Port Arthur und Talienwan. Beide Häfen würden allen Nationen offen stehen Rußland

behalte sich nur die Erhebung von Zollgebühren vor;

bekannt. Die Funing in der Provinz Fukien als Vertra

die Spanier vorbereiteten. haftung widersetz

Jan Fawor SHandarn“ 1901 Dot nn madrid Dig Der Londoner „Standard“ meldet aus Madrid: Die

gierung auf die von dem Woodford über⸗ Zweck der

bereits gemachten letzte

Antwort der spanischen R Gesandten der Vereinigten

reichte Note erinnere an die zum erhaltung der herzlichen Beziehungen gemack Zugeständnisse und daran, daß das e Zugeständ⸗ niß die Bereitwilligkeit sei den Konflikt wegen des Berichts, betreffend den aine“ Unfall, einem gericht zu unterwerfen. Die füge hinzu, Spanien sei jetzt an der Grenze seiner mit der Ehre und Würde des Landes vereinbaren Zugeständnisse angelangt und werde Eingriffe in

seine souveränen Rechte in Weßsindien nicht gestatten.

Die aus den Vereinigten Staaten treffenden Nachrichten regen, dem B.“ zufolge, in ganz Spanien den Patriotismus mächtig an. Der Bischof von Madrid hat eine Subskription zum Ankauf eines Kriegeschiffes eingeleitet, auch Theater vorstellungen werden zu gleichem Zweck veranstaltet. Der „Globo“ schreibt: Die Vereinigten Staaten lüften die Maske in dem Augenblick. wo sich die Lage auf Cuba gebessert hat. Das Blatt fragt, womit die Vereinigten Staaten eine Einmischung motivi könnten, bespricht die Eventualität eines Eingreifens der Mächte und fährt dann fort: die Mächte würden einen Aus⸗

Staaten

bruch der Gewalt nicht hindern können, nichtsdestoweniger aber bald verpflichtet sein, der Gewalt durch das Recht Halt zu gebieten. Spanien müsse deshalb stets im Auge behalten, daß das Recht auf seiner Seite bleibe. Der „Tiempo“ sagt, Spanien werde es der Welt zu zeigen wissen, wie ein Volk für sein Recht kämpfe.

Türkei.

Die Pforte hat, dem „W. T. B.“ zufolge, neuerdings eine längere Zirkularnote an ihre Boischafter gerichtet, worin die Mächte um Regelung der kretischen Angelegenheit in einer den Wünschen der Pforte entsprechenden Weise ersucht werden.

Wie das Wiener „Telegr. Korresp. Buregu“ meldet, befinden sich in Uesküb, Kum anowg und Ischtib E) noch 34 Personen wegen Unterhaltung geheimer Waffendepots in Untersuchung.

Nach einer Meldung aus Kaneg hat das bei Kreta stationierte russische Thurmschiff „Nikolgi“ den Befehl er⸗ halten, am 30. d. M. nach Kronstadt zurückzukehren. In Rethymon ist es infolge von Streitigkeiten über den Vieh⸗ bestand zwischen Christen und Mohamedanern zu einer blutigen Schlägerei gekommen.

Griechenland.

Der Finanz⸗-Minister Streit legte, wie W. T. B.“ be⸗ richtet, am Sonnabend der Deputirten kammer die Be⸗ dingungen der von den Schutzmächten garantierten Anleihe vor. Seine Mittheilungen entsprachen durchaus den im britischen nr , gemachten. Das Haus nahm die Autz⸗ führungen mit großem Beifall entgegen. ;

Der Marine⸗Minister reichte vorgestern seine Entlassung ein, zog dieselbe aber später wieder zurück.

C KHiabBa Schieds⸗ *

in Madrid ein⸗

1

eventuelle Bestimmung solcher Emkünfte sei chinesische Regierung habe beschlossen, gshafen zu eröffnen. en Nachricht aus

Hause 80 be⸗

über hie sei nichts

*

mad ri * otras Madrid eingetroffene

Nach einer in Manila hätte die Gendarmerie waffnete Separatisten überrascht, welche einen Handstreich gegen

? ̃ Da die Separatisten sich der Ver⸗ dersetz tten die Gendarmen Feuer gegeben, wobei zehn Personen getödtet worden seien. Dem Vorfall werde

. 1 sedoch keine besondere Bedeutung beigelegt Die Hafen⸗

dort in einem

. . J * . befestigungen seien verstärkt worden, da möglicherweise ein

Aufrecht⸗

Handstreich gegen die Stadt vom Meere aus versucht werden

könnte.

Afrika. Kairo erfährt die „Agence Havas/ daß der Ge⸗ itszustand der britisch-egyptischen Truppen wenig be⸗ friedigend sei. Die rwische schienen entschlossen zu sein, sondern würden den Sirdar nur

Aus sundheits J

D

keine Schlacht zu liefern, r fortwährend beunruhigen und seine Truppen zu erschöpfen suchen. Nach einer in London eingetroffenen amtlichen Depesche aus Uganda sind die aus dem Fort Lubwas geflüchteten Aufrührer von den britischen Truppen am B Februar an⸗ gegriffen und vollständig geschlagen worden. Sie hatten etwa 60 Todte und gegen 100 Verwundete, während die Engländer nur einen Verlust von 10 Todten und etwa 20 Verwundeten

hatten, unter denen sich auch zwei Offiziere befanden.

4

l

motivieren die fr anzösische

T. B.“ aus Paris gemeldet wird, wurde Garnison von Kong (West⸗Afrika) vierzehn Tage lang von 2000 Sofas aus Samoryg's Reich belagert und leistete, obgleich erst Vertheidigungswerke er⸗ richtet werden mußten, hartnäckigen Widerstand; die Verluste der Garnison während der Belagerung betrugen 3 Todte (Eingeborene) und 11 Verwundete Am 2. Februar gelang es der Kolonne des Kommandanten Caudrelier nach mehreren siegreichen Gefechten, in denen sie nicht einen Mann verlor, die Garnison von Kong zu entsetzen.

Wie dem „W.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die vor gestrigen Sitzungen des Reichstages, des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (71.) Sitzung des Reichstages, welcher ber Staaltzsekretär des Innern, Stagts⸗Minister Dr.- Graf von Posadowsky-⸗Wehner, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow, der Staatesekretär des Reichs⸗-Juslizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichs-Marineamts, Kontre⸗ Admiral Tirpitz und der Staatssekretär des Reichs ⸗Schatzamts Pr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, wurde auf Grund des Berichts ber Rechnungs Kommission be⸗ treffend die allgemeine Rechnung über den Reichs⸗ haushalt für 1893/94, zunächst dem Reichskanzler die Ent⸗ lastung ertheilt und dann in die dritte Berathung des 36 entwurfs, betreffend die Entschädigung der im Wieder⸗ aufnahmeverfahren freigesprochenen Personen, 6 9 wis tuss a

In der Generaldiskussion erklär

M. Stadthagen (Soz), daß selne Freunde gegen die 66 lage stimmen würden, wenn nicht eine n, , n, ,,, , ih wie sie in zweiter Lesung von seinen Freunden eantragt sei: n

daß alle freigesprochenen Personen ohne Unterschied entschädigt werden follten, nicht nur diejenigen, deren Unschuld erwiesen sei, und daß auch für unschuldig erlittene Untersuchungshaft eine Ent— schäbigung gewährt werde. Die Fälle, in denen unschuldige Personen verhaftet und längere Zeit obne jeglichen Grund in Haft behalten worden seien, hätten sich in auffallender Welse vermehrt. Redner führt zum Beweise dieser Behauptung einige Beispiele an. Wenn in anderen Staaten eine Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft nicht vorgeseben sei, so dürfe man dabei nicht ver—⸗ gessen, daß dort, namentlich in England, eine ganz andere Verant⸗ wortlichkeit der Beamten bestehe. Der Beamte würde in solchen Fallen, wie sie hier vorgekommen wären, nicht nur bestraft werden, sondern er müßte auch den Schaden selbst ersetzen.

Abg. Dr. von Buchka (d. kons.): Die von dem Vorredner ge⸗ gebenen Details waren wobl weniger für dieses Haus als für andere Stellen bestimmt. Ich glaube, darauf nicht eingehen zu sollen. Die Sozialdemokraten wollen die Vaterschaft für das von ibnen zuerst in die Welt gesetzte Kind nicht selber übernehmen; ich will mich daher des felben annehmen. Meine Freunde halten es für einen An— spruch der Billigkeit, daß nicht nur diejenigen eine Ent— schädigung erhalten, welche freigesprochen sind, sondern auch diejenigen, welche unschuldig in Untersuchungshaft gesessen haben. Ich nehme auch für meine Freunde in Anspruch, daß sie die Freiheit der Staatsbürger schützen. Aber wir müssen mit der That— sache rechnen, daß die verbündeten Regierungen über ihre Vorlage nicht kinausgehen wollen. Nehmen wir also Abänderungsanträge an, dann müssen wir darauf ge— faßt sein, daß nichts zu stande kommt. Wenn aber erst der erste Schritt gescheben sein wird, dann wird Herr Stadthagen vielleicht in der nächsten Legislaturperiode Arm in Arm mit mir Anträge jur Verbesserung des Gesetzes stellen. Wir wollen jetzt diese Vorlage nicht ad Calendas Graecas vertagen.

Abg. Beckh (fr. Volksp) weist den Vorwurf jurück, daß der Reichstag eine Schwäche beweise, wenn er jetzt nicht mehr fordere, als die Vorlage bringe. So, wie die Sozialdemokraten ihre Anträge formuliert hätten, wären sie nicht durchführbar gewesen. Redner bittet deshalb, der Vorlage zuzustimmen.

In der Spezialdiskussion wird darauf die Vorlage unver⸗ ändert und schließlich das Gesetz im Ganzen angenommen.

Es folgt die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die anderweite Festsetzung des Gesammt⸗ kontingents der Brennereien.

Die Vorlage wird ohne jegliche Debatte endgültig an⸗ genommen.

Alsdann tritt das Haus in die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die deutsche Flotte, ein. In der Debatte nehmen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Dr. Enneccerus (nl. und Liebermann von Sonnenberg (Neformp), sowie der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Kentre-Admiral Tirpitz, dessen Rede morgen im Wortlaut nachgetragen werden wird, das Wort.

In der heutigen (8.) Sitzung des Herrenhauses, in welcher der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse zugegen war, erbat und erhielt der Präsident Fürst zu Wied unter dem Beifall des Hauses die Er⸗ mächtigung, dem Fürsten von Bismarck wiederum die Glück— wünsche des Hauses zu seinem Geburtstage schriftlich zu über⸗ mitteln.

Zu Mitgliedern für die Staatsschulden⸗Kommission werden auf Vorschlag des Herrn von Wedel-Piesdorf die Herren Graf von Hutten-Czapski und Dr. von Schelling durch Zuruf wiedergewählt und Graf von Redern an Stelle des General-⸗Auditeurs der Armee und der Marine Ittenbach neu⸗ gewählt. Der letztere wird vom Präsidenten durch Handschlag auf das Amt verpflichtet.

Der Nachtragsvertrag zu dem Staatsvertrag zwischen Preußen, Sachsen⸗Meiningen und Schwarzburg⸗Rudolstadt vom 17. Oktober 1878 über Errichtung eines gemein⸗ schaftlichen Landgerichts in Rudolstadt und der zweite Nacht ragsvertrag zu dem Staatsvertrag zwischen Preußen und den Thüringischen Staaten vom 11. November 1878 über die Errichtung gemeinschaftlicher Schwur⸗ gerichte in Gera und Meiningen werden in einmaliger Schlußberathung auf Antrag des Berichterstatters Professors Dr. Dambach angenommen.

In einmaliger Schlußberathung werden ferner der Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Kreis⸗Synodalordnung sür die evangelischen Gemeinden in den Hohenzollernschen Lan— den, und der Gesetzentwurf, betreffend die Vertretung der Propstei (Kreis-) Synodalverbände und des Gesammt⸗ Synodalverbandes der evangelisch⸗-lutherischen Kirche der Provinz Schleswig⸗Holste in, sowie der Kreis⸗Synodal⸗ verbände des Konsistorialbezirks Wiesbaden in vermögens⸗ rechtlichen Angelegenheiten, auf Antrag des Berichterstatters Herrn von Wedel ohne Debatte angenommen.

(Schluß des Blattes.)

. Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen G7) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel, der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein und der Minister des Innern Freiherr von der Recke bei⸗ wohnten, die dritte Berathung des Staatshaushalts⸗ Etats für 189899.

Eine General⸗Diskussion findet nicht statt.

In der Spezialberathung des Etats der Domänen⸗ verwaltung berichtigt

Abg. Seer (nl.) seine in zweiter Lesung aufgestellte Behauptung, daß dem Domänenpächter Gierke in Gr. Morin die Domäne wieder zu demselben Preise verpachtet worden sei, obwohl andere einen höheren Pachtpreis geboten hätten; der Irrthum sei allerdings durch eine Bemerkung von seiten der Regierung selbst veranlaßt worden. Ministerialdirektor Dr. Thiel tkonstatiert, daß der Regierung in dieser Hinsicht kein Vorwurf gemacht werden kann.

Abg. Engelsmann (ul.) weist darauf hin, daß die Peronospera Liticola noch im letzten Jahre einen sich auf Millionen belaufenden Schaden angerichtet habe. Die Regierung solle die Bespritzung der Weinberge mit der Bordelaiser Brühe zwangsweise durchführen, da die Bauern es nicht freiwillig thäten.

Abg. Cahensly (Zentr.) empfiehlt die Errichtung eines neuen Badehauses in Ems.

Beim Etat der Forstverwaltung beschwert sich

Abg. Winter meher (fr. Volkep.) darüber, daß beim Holz⸗ verkauf die großen Unternehmer zu Ungunsten der kleinen durch den Vorautzyerkauf auf 15 Jahre bevorzugt würden. In neuerer Zeit werde die Versteigerung von Brennholz nicht mehr im Walde vor⸗ genommen, sondern in den Wirthschaften; dies sei eine nicht zu billigende Maßregel.

Ober ⸗Landforstmeister Donner bestreitet, daß auf 15 Jahre voraus Holz verkauft werde Für die kleinen Sägemüller werde stets ein bestimmtes Quantum Holz bereit gehalten. Die Versteigerung gußerhalb des Waldes geschehe nicht aus Bequemlichkest der Beamten, ondern auf Wunsch des Publikums.

ö Abg. Wintermeyer etwidert, daß im Regierungsbezirk Aachen

uf 13 Jahre voraußberkauft werde.

versf Cahenzly schließt sich der Beschwerde über die Holz— gerung in den Wirthshäuserg an.

Beim Etat der direkten Steuern wiederholt

Abg. Wintermeyer seine frühere Beschwerde über die Steuer⸗ veranlagung in Wiesbaden und bittet die Regierung, die Veranlagungs« bebörde mit Anweisungen zu versehen, um solche Beschwerden aus der Welt ju schaffen.

Geheimer Qber⸗Finanz Rath Wallach bemerkt, daß die Regie⸗ rung nicht auf Beschwerden der einzelnen Städte hin eingreifen könne. Die in jweiter Lesung vorgebrachten Fälle seien geprüft worden; die Vorsitzenden der Veranlagung ⸗Kommissionen hätten nur ihre Pflicht gethan. Es habe in Wiesbaden aller Anlaß vorgelegen, zu prüfen, ob den Vorschriften des Ginkommensteuergesetzes genügt werde; von einer Spignage könne man bier nicht reden.

Beim Etat der indirekten Steuern bittet

Abg. Szmula (Sentr.) den Minister, die Steuerämter anzu⸗ weisen, da, wo die ju zablende Maischsteuer geringer sei, als nach dem Berechtigungsschein, den Ueberschuß auf die Maischsteuer des nächsten Monats anzurechnen.

Ein Regierungskommissar weist darauf hin, daß es sich hier um eine Reichssache handle; eine Rückzahlung finde überhaupt nicht statt.

Beim Etat des Seehandlungsinstituts macht

Abg. Lückboff (fr. kons) darauf aufmertsam, daß die Seehand⸗ lung infolge der ungünstigen Ergebnisse der Landesflachsspinnerei in dem letzten Jahre eine bedeutende Unterbilanz aufgewiesen habe, sodaß man beinahe in Zweifel kommen könne, ob dieses Institut noch auf recht zu erhalten sei. Erfreulich sei es, daß die Staatsregierung in

den letzten Jahren den inländischen Flachzbau begünstigt habe; es

müsse aber noch mehr geschehen in Bejug auf das Röstverfahren

Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministerlums, Finanz Minister Dr. von Miquel: Der Dezernent in dieser Frage ist leider nicht an⸗ wesend, ich kann deshalb nicht die gewünschte Auskunft geben. Die Landes flachs spinnerei mußte erst den modernen Anforderungen angepaßt werden; damit sind wir noch nicht zu Ende, und daraus erklärt sich der ungünstige Finanzstand. Ich habe die Seehandlung angewiesen, den Flachsbau zu fördern und namentlich die neuen Röstverfahren eingehend zu stu— dieren; selbst Erfindungen zu machen, kann man den Beamten aller⸗ dings nicht zumuthen.

Beim Etat der Berg⸗, verwaltung bemerkt

Abg. Fuchs (Zentr.), daß die Bergrevisionsbeamten durch Tan— tismen daran interessiert seien, den bergpolizeilichen Vorscheiften nicht in hinreichendem Maße Geltung zu verschaffen. Auf den Befähigungs⸗ nachweis legten die Arbeiter den größten Nachdruck; wer Vollhauer werden wolle, müsse sich einem Examen unterziehen. Die Arbeiter könnten auch durch Vorträge über Bergkatastrophen instruiert werden; die Arbeiter⸗Delegirten sollten aus der Belegschaft gewählt werden.

Zum Ordinarium des Etats der Eisenbahnverwal— tung hatte

Abg. Gothe in (fr. Vgg.) beantragt, die Staatsregierung zu ersuchen, die Gültigkeitsdauer der Rückfahrtkarten einheitlich auf 10 Tage festzu⸗ setzen. Er zieht aber seinen Antrag mit Rücksicht auf die Geschäfts⸗ lage zurück. Die Neuorganisation habe eine wesentliche Verschlechte⸗ rung für die Techniker herbeigeführt, und man sei erstaunt darüber, daß dem Minister diese Verhältnisse unbekannt seien. Fast ausnahmslos würden den technischen Dezernenten juristische Mitdezernenten bestellt, die schließlich den maßgebenden Einfluß auch in rein technischen Fragen erlangten. Der Ministker solle versuchen, die Techniker selbständiger gegenüber diesen Mitdezernenten ju machen. Bei der Eisenbahn⸗ direktion Breslau gebe es nicht einen einzigen älteren Baumeister, der ein selbständiges technisches Dezernat babe; er werde nur als Hilfs— arbeiter verwendet, während die Assessoren schon nach halbjähriger oder einjähriger Probezeit ein Dezernat erhielten.

Abg. Radbhl (Zentr.) spricht gleichfalls die Ansicht aus, daß die Juristen vor den Technikern zu sehr begünstigt würden. Wer die Babn baue, müsse sie auch verwalten. Ferner rügt Redner, daß die Schnellzüge nach Breslau über Kohlfurt geführt würden. Die Fahrt über Sagan würde kürzere Zeit dauern. Die Zahl der Berlin⸗Brezlauer Schnellzüge müsse überhaupt vermehrt werden. Zu meinem Be— dauern, fährt Redner fort, hört der Minifter mir garnicht zu. Ich kann verlangen, daß der Minister mir zuhört. (Präsident von Kröcher: Sie können nicht verlangen, daß der Minister Ihnen zuhört.) Dann bitte ich wenigstens darum. Ich habe mir die Müngstener Brücke angesehen und hitte den Minister, den Abgeordneten bei ähnlichen Bauten Gelegenheit zu geben, sie zu bewundern.

Abg. von Riepenhausen (kons.) empfiehlt eine andere Ver⸗ theilung der Miethsentschädigungen für die Unterbeamten und die Gewäbrung von Sommerkarten von den pommerschen Ostseebädern nach Oesterreick⸗Ungarn; nachdem die sächsische Eisenbahnverwaltung Entgegenkommen gezeigt habe, solle es auch die preußische Ver⸗ waltung thun. Sollten die Badegäste nach Belgien u. s. w. gehen?

Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen: Wir haben bis jetzt grundsätzlich Sommerfahrkarten nach dem Auslande nicht aus⸗ gegeben. Wir wollen diese Karten überhaupt nicht vermehren in einem Augenblick, wo wir an eine Revision des Personentarifs herantreten wollen.

Abg. Dr. Arendt lfr. kons.) wünscht eine Verbilligung der Eisen bahnfahrt nach den Ostscebädern und die Einrichtung eines Abend⸗ zuges zwischen Halle und Eisleben.

Abg. von Eynern (nl.) bemerkt, daß sein Wahlkreis (Solingen) die Mitglieder des Abgeordnetenhauses und des Herrenhauses zur Be— sichtigung der Müngstener Brücke herzlich willkommen heißen würde. Bestände eine besondere Eisenbahnkommission, so könnten alle diese 1 der Zugverbindungen, des Assessorismus u. s. w. viel gründ—⸗ ĩ

Hütten- und Salinen⸗

*

cher und in kürzerer Zeit erledigt werden als bier im Plenum. Für den allgemeinen Verwasltungsdienst sei der Assessor geeigneter als der für einen bestimmten Beruf vorgebildete Techniker.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage ist eine Denkschrift über die deutschen Niederlassungen in Tientsin und Hankau zugegangen.

Dem Herrenhause sind die Entwürfe eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes vom 3. Juni 1876, betreffend die evan⸗ gelische Kirchenverfassung in den acht älteren Provinzen der Monarchie, und eines Gesetzes, betreffend die Bildung von Parochialverbänden in der Provinz Schleswig Holste in, nebst Anlagen und Begründungen zugegangen.

Statistik und Bolkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Osnabrück wird der Rhein Westf. Ztg.“ unter dem 25. d. M. gemeldet: Von 566 Bergleuten, welche heute zur Morgenschicht auf dem Piesberg hätten anfahren müssen, sind 385 Mann angefahren, es fehlten demnach 131 Mann.

In Witten sind nach demselben Blatt die Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten und haben den Meistern und Bauunter⸗ nehmern einen neuen Tarif unterbreitet, dessen Inkrafttreten sie vom 1. April ab fordern.

Aus Goslar am Harz berichtet die Weser Zig; vom 24. März: Der Ausstand der hiesigen . in der Pirza'schen Fabrik hat mit einer am lle, sederlage der Arbeitseinsteller geendet; keiner von ihnen ist wieder angenommen worden.

Kunst und Wissenschaft.

Für das Kupferstich⸗Kabinet des Königlichen Museumg wurden in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1897 aus dem Landes kunstfonds angekauft und überwiesen: Radierungen bezw. , , oder Schabkunstblätter von Max Dasio, Ernst Gitner, L. von Gleichen⸗

. 18 * deutscher

Rußwurm, Otto Greiner, Feter Halm, Georg Jahn, Peter Kamhbf, Marie Laroche, Georg Lührig, Karl Medis, C. Orlick, Bernhard Panta Hanz Thoma, Manuel Wielandt, Wilhelm Leibl, ferner von Am Ende, Mackensen. Overbeck und Vogeler (Radierungen vom Weyerberg, und aus Worpswede), sowie endlich vom Verein für Originalradierung in Karlsrube berausgegebene Lithographien. Der zum Gebrauch des Publikums bestimmte Handkatalorg der illustrierten Bücher des Kupferstichkabinets ist nunmehr, bis auf die Gegenwart fortgeführt, im Studiensaal auf⸗ gelegt. Der Handkatalog ist ein abgekürzter Auszug aus dem Zettel⸗ katalog und in drei Ausfertigungen hergestellt: als alphabetisches Autorenverzeichniß, als alphabetisches Verzeichniß der Künstler, ven denen die Illustrationen berrühren, und drittens geordnet nach Druck orten und Erscheinungsdaten der betreffenden Werke (letzteres um die Ucbersicht über die kunstgeschichtliche Entwickelung der Buchillustration

unter dem Einfluß der verschiedenen Kunstschulen zu erleichtern). Eine

neue verbesserte Ausfertigung des Katalogs der Handbibliothek des Kupferstichkabinetz wurde ebenfalls im Studiensaal aufgelegt. Alle diefe Kataloge bestehen aus Zetteln, die mit der Schreibmaschine ber⸗ gestellt und in Buchform gebracht sind. Mit ihrer Anfertigung war Herr Dr. Köppen bis Ende Dezember 1897 im Kupserstichkabinet beschäftigt.

Die egyptische Abtheilung erhielt als Geschenke: von Herrn Dr. K. Schmidt einige kleine Alterthümer, darunter ein Stuckbild aus dem Grabe des Nebseni in Theben; von Herrn Dr. von Bissing einen bronzenen Sperberkopf mit Lapis lazuli-Einlagen, von einer großen Statue des Gottes Horus; von Herrn Profeßsor Flinders Petrie eine Reihe von Töpfen verschitdener Zeiten, Ergebnisse seiner neuesten Ausgrabungen bei El-Kab; endlich aus dem Nachlaß des Staatssekretärs von Stephan einige Steinproben von thebanischen Gebäuden. Durch Ankauf erwarb die Abtheilung u. a.: eine kleine kupferne Figur eines stehenden Mannes, die wohl noch dem mittleren Reich angehört, eine kleine sogenannte Doppelkrone, aus Kupferblech getrieben, von guter Arbeit, und eine schöne kupferne Nachbildung eines Beils, dessen Klinge mit Riemen am Schaft befestigt ist (solche Nachbildungen wurden den Todten ins Grab mitgegeben).

Ferner wurden angekauft: etwa 40 Skarabäen, darunter einige seltene Formen (besonders schön ist ein Skarabäus aus vrächtig klau glasiertem

Stein mit dem Namen des von Amenophis IV. eingeführten neuen

Gottes); ein Siegelwlinder mit dem Namen des Königs Sebkhotep L.;

eine Reihe kleiner Nachbildungen von Werkjeugen, wobl aus dem Grundstein eines Gebäudes; viele Götterfigürchen und Amulette (IT. Dynastie) aus schöner blauer Fayence, die zusammen etwa einen Halsschmuck gebildet kaben; ein Gegengewicht eines Halskragens, aus Fayence, mit dem gut gearbeiteten Kopfe der Isis; ein Fayence⸗ figürchen eines Affen, der ein Salbnänfchen hält; eine kleine Bronze⸗ gruppe zweier schlangengestalteter Götter mit Goldeinlagen. Das Studienmaterial wurde um 40 Photographien vermehrt.

Die Ausstellung von Künstler-Lithographien im Licht- hofe des Kunst gewerbe Museums ist in den letzten Tagen noch um einige neue Arbeiten deutscher Künstler bereichert worden. Die Ausstellung erfreut sich eines sehr lebhaften Besuchs; ein von der General⸗Verwaltung der Königlichen Museen herausgegebener Führer erläutert die Technik und die Geschichte der Lithographie und giebt eine Uebersicht über die in der Ausstellung vertretenen Länder und Kunstrichtungen. früher, in den Jahren 1890 und 18392, so wird auch re, in den Monaten Mai und Juni, die kun st⸗ geschichtliche Gesellschaft in den Sälen der Königlichen Akademie, Unter den Linden, eine Ausstellung von Kunst⸗ werten aus Berliner Privatbesitz veranstalten, und zwar werden diesmal Werke der Rengissance und des Mittelalters zur Schau gebracht werden. Es hat sich zu diesem Zweck ein Comits ge- bildet, dessen Vorsitz Herr Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Bode übernommen hat.

1 8 5

Wie bereit in diesem Jahr

Verbandes Ilustratoren, welche am 1. April in den Räumen der Königlichen Akademie (Unter den Linden) eröffnet werden soll, verdient schon deshalb die Beachtung der Kunsifreunde, weil sie die erste Veranstaltung dieser Art in Deutschland ist. Sie verspricht aber auch vermöge der Unterstützung, der sich die Kommission seitens des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten und der diesem unter⸗ stellten Königlichen Kunstinstitute, sowie durch das Entgegenkommen privater Sammler erfreute, besonders in der historischen Abtheilung eine fast lückenlose Uebersicht des Schaffens auf diesem Gebiet. Von den Illustra⸗ toren unserer Tage fehlt nur Wilhelm Busch, der bekannte Humorist, der die Einladung zur Betheiligung abgelehnt hat; sonst aber sind Alle erschienen, die aus den Spalten der illustrierten Zeitschriften, aus Prachtwerken und Bilderbüchern zu dem Publikum zu sprechen pflegen, und sie werden hier, wo nicht der Holzschneider, der Photograph, der Drucker den Mittelsmann bildet, unmittelbarer als sonst vor die Augen der Besucher treten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

In der die Berichterstattung der land⸗ und forstwirth⸗ schaftlichen Sachverständigen bei den Kaiserlichen Ver⸗ tretungen im Ausland enthaltenden Beilage zu Nr. 6 (1898) der Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts⸗ Gesellschaft“ sind Berichte des Sachverständigen in Washington über Zucker Verbrauch, ⸗Erzeugung und ⸗Handel in den Vereinigten Staaten von Amerika, des Sachverständigen in Wien über die Boden⸗ verbesserung und die wirthschaftliche Hebung der österreichischen Occuvpationagebiete und des Sachverständigen in St Petersburg über die Aufschließung der Schwarzwmeer⸗Forsten für den Handel ver⸗ öffentlicht.

Die Schwarz Weiß ⸗Ausstellung“ des J 1

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die dritte englische Post über Ostende vom 25. März in Köln den Anschluß an Zug 3 nach Berlin über Hannover nicht er⸗ reicht. Grund: Sturm auf See. Ferner ist die zweite englische Post über Ostende vom 26. März ausgeblieben, weil die Dampferfahrt zwischen Dover und Ostende unter⸗ brochen war, und die dritte englische Post über Ostende vom 26. März wegen verspäteter Abfahrt von Dover und Ver⸗ fehlung des Anschlusses in Köln.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist auch die erste englische Post über Ostende vom 26. März ausgeblieben wegen Sturms im Kanal. Laut Telegramm aus Goch ist die zweite englische Post über Hirffen mne vom 25. März ausgeblieben wegen Sturms im Kanal und die erste eng⸗ lische Post über Vlissingen vom 26. März gie ls wegen Sturms.

Flensburg, 26. März. (W. T. B.) Der Personen⸗ und Güterverkehr jzwischen Schleswig Friedrich sberg und SchlesUwig Altstadt ist seit gestern früh durch Hochwasser unterbrochen. Die Dauer ist nicht abzusehen, da anhaltend Nord⸗ oststurm herrscht.

Hu sum, 26. März. (W. T. B.) Die Dampfschiffsfahrten zwischen Hoverschleuse und Sylt sind wegen niedrigen Wasser⸗ standes bis auf weiteres eingestellt.

Belgrad, 26. März. (W. T. B.) Der Ministerrath besch den sofortigen Ausbau der Zweig bahn von Mla den o vatz na dem Kohlenbergwerk Misatscha, sowie Beschleunigung der Tracierung der Timokbahn, um mit deren Aut bau noch im Laufe dieses Jahreß beginnen zu können.