Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. März.
R Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, wie aus Homburg v. d. Höhe gemeldet wird, heute Vormittag R/ Uhr den Chef des Militärkabinets, General von Hahnke zu einem mehrstündigen Vortrage.
In der am 28. d. M. zunächst unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner und sodann unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Gesandten Grafen von Lerchenfeld⸗Koefering abgehaltenen e n nn des Bundes raths wurde der Entwurf von Abänderungen un Ergänzungen des amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif, sowie von Vorschriften für die Zollabfertigung von Mineralölen den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Von dem Reichstags⸗ beschlusse zu dem Beschlusse des Bundesraths, betreffend die Auf⸗ nahme der Anlagen zur Herstellung von Gußstahlkugeln mittels Kugelschrotmühlen (Kugelfrägmaschinen) in das Verzeichniß der genehmigungspflichtigen Gewerbeanlagen, wurde Kenniniß
enommen. Der Vorlage, betreffend die Erhöhung des Ge— alts von Postunterbeamten, wurde die Zustimmung ertheilt. Außerdem wurde über eine Anzahl von Gesuchen um Erthei⸗ lung der Erlaubniß zur Beförderung von Auswanderern und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath von Geiger ist von Berlin abgereist.
Kiel, 29. März. Ihre Majestät die Kaiserin riedrich und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin irn i begaben Sich heute Vormittag an Bord des Schul⸗ schiffs „Charlotte“ nach der Eckernförder Bucht und kehrten, nach einem Besuche des Gutes Hemmelmark, Nachmittags mit der Bahn hierher zurück.
Wiesbaden, 28. März. In der heutigen (4) Sitzung des Kommunal⸗Landtages wurde zunächst der Landes⸗ ausschuß ermächtigt, wegen der Unterstützung des Klein⸗ bahnprojekts Höchst—-Königstein durch den Bezirksverband selbständig das Weitere zu beschließen. Sodann wurde be⸗ schlossen, die Eingabe des Gemeindevorstandes von Ahausen um Erlaß des Jahresbeitrags zu den Kosten der Unter⸗ , der Grundbachthalstraße dem Landesausschuß als
aterial zu überweisen. Bezüglich der von einem Abgeordneten beantragten Erhöhung der Ausgabe⸗Position des Haupt-Etats „für Zuͤchtung und Veredlung der Nindviehrassen im Gebiete des Bezirksverbandes“ wurde beschlossen, in den nächstjährigen
Etat anstatt 4000 S6 S000 S einzustellen sowie den Landes⸗
ausschuß zu ersuchen, in eine Prüfung der Frage einzutreten, ob diese Erhöhung als dauernde in Aussicht zu nehmen sei, und hierüber dem nächsten Kommunal⸗Landtage zu berichten. Dem Gesuch des Rheinischen Ausschusses für die National⸗ Feststätte auf dem Niederwald um Bewilligung einer Beihilfe wurde durch den Beschluß stattgegeben, den Städten Wiesbaden und Köln gestellten Bedingungen einen jährlichen Beitrag von 3000 M66 zu leisten, jedoch unter der weiteren Bedingung, daß der Rheingaukreis ge⸗ halten sei, ebenfalls 3000 S6 jährlich beizutragen, widrigen— falls die Verpflichtung des Bezirksverbandes fortfallen solle. Die von dem ng de S§ 8 und 12 des Reglements der Wittwen⸗ und Waisenkasse
Wittwenpensionen entsprechend den staat⸗ wurde unverändert angenommen, Aenderung des § 3 des ge⸗ Kassenbeiträge von
ö der ichen Bestimmungen) die weiter beantragte — dachten Reglements (Erhöhung der 4 auf 5 Proz.) jedoch abgelehnt. 9 ausschusses, betreffend die Abänderung des 5] des Statuts der Wilhelm ⸗Augusta⸗Stiftung, Pensionskasse für die Wittwen und Waisen der Bezirksbeamten, wurde unverändert genehmigt. Bezüglich des nächsten Gegenstandes der Tages⸗ ordnung, betreffend die Regulierung der Besoldungen der Bezirksbeamten, wurde dem von dem Landesausschuß aufgestellten Entwurf eines Besoldungsplanes und einer Besoldungsordnung für diese Beamten mit einigen von der betreffenden Kommission vorgeschlagenen Aenderungen die Genehmigung ertheilt, und ebenso auch die von dem Landesausschuß beantragte Abände⸗ rung der 88 1 und 6 der Bestimmungen, betreffend die Tage— gelder und Reisekosten der Beamten des Bezirksverbandes, vom 18. April 1896, mit den von der Kommission empfohlenen Aenderungen angenommen. Schließlich wurde noch be⸗ züglich der vorgelegten Jahresrechnungen ständischer Fonds und Institute die Decharge ertheilt und sodann infolge eines bezüglichen Antrages mehrerer Mitglieder des Kommunal⸗ Landtags beschlossen, bei der General⸗Kommission für die Güterkonsolidationen in Cassel dahin zu wirken, daß bei den Konsolidationen die Organe der landwirthschaftlichen Interessen⸗ vertretung, sowie die Staats⸗ und Selbstverwaltungsbehörden in dem betreffenden Kreise seitens der General⸗Kommission zu⸗ gezogen würden. Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern, wie der, St⸗A. f. W.“ berichtet, die Berathung des Verfassungs⸗ esetzes bei Art. 11 „Beseitigung der Stichwahlen“ ort. Der Minister⸗Präsident Dr. Freiherr von Mittnacht ab die Erklärung ab, daß die Regierung von ihrem Vor⸗ elan die Stichwahlen abzuschaffen, nicht abgehe. Man möge nicht darauf rechnen, daß die Regierung, um den übrigen . der Vorlage zu retten, schieh ich zur Beibehaltung der tichwahlen ihre Zustimmung geben werde. Nach längerer Debatte wurde Art. 11 mit 54 gegen 30 Stimmen angenommen.
Baden.
Seine Majestät der Kaiser hat, wie die „Karlsr. tg.“ meldet, am Dienstag Abend an Seine Königliche ö. den Großherzog das nachstehende Telegramm esandt:
ges „Das Flottengesetz ist soeben mit starker Majorität in dritter Lesung angenommen worden, und vor allem ist es Deiner unermüd⸗ lichen Mitarbeit zu danken, mit der Du, wie immer, wenn es sich um
unter den von
jedoch nur
5 82 5 65 am 4 te 91 * der 4 — w. ß 3 z 9 j at Landesausschuß begntragte Abänkerung der gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für den Reichsrath,
1 ᷣ , , . den Landtag und die Gemeinden. ür die Kommunalbeamten des Regierungsbezirks Wiesbaden de andtag u ) 9
das Wohl des Vaterlandes handelt, mit Hingabe und Nachdruck Mir beigeftanden hast. Zum Dank dafür stelle Ich Dich à la Zuits . n K im fernen Osten
ĩ . ott segne . unsere Flagge beschirmen g en, ,
Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen ist mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen am 26. d, M. in Amalfi ein⸗ getroffen. Die 1 dahin wurde in Neapel unterbrochen, wo für einen Tag Aufenthalt genommen wurde. Die Besse⸗ rung in dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit schreitet langsam fort.
Sachsen⸗Altenburg.
Die Neuwahlen zum Landtage sind auf den 16. April anberaumt worden.
Reusz ä. L.
Der Geburtstag Seiner Durchlaucht des Für sten wurde vorgestern im Fürstenthum festlich began gen. In Greiz, woselbst am Vorabend des Geburtstages Zapfenstreich statt⸗ gefunden hatte, fand Vormittags Festaktus in den Schulen und Nachmittags unter zahlreicher Betheiligung ein Fest⸗ mahl statt.
Oesterreich⸗Ungarn.
Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte gestern die Debatte über die Erklärung des Minister-Präsi⸗ denten Grafen Thun fort. Der Abg. Menger begrüßte mit Genugthuung die Aeußerung des Abg. Freiherrn von Dipauli, der sich für die Aufrechterhaltung der Gemeinbürgschaft der Deutschen ausgesprochen hatte, und setzte hinzu: angesichts der durch den Grafen Badeni angerichteten Verwirrung habe die Regierung eine ganz andere Aufgabe, als in ihrer Erklärung zum Ausdruck gekommen sei. Grundlage des Staats sei das Rechtsbewußtsein; in diesem Hause, dem Brennpunkt des Rechtslebens, sei aber ein Staatsstreich begangen worden, den die bisherigen Erklärungen nicht erwähnten. Redner bekämpste den Adreßentwurf der Majorität und gab sodann namens der deutschen Fortschrittspartei die Erklärung ab, daß dieselbe gegen dieses wie gegen jedes andere Ministerium tiefes Mißtrauen hege und zu demselben in ent⸗ schiedenster Opposition stehen werde, so lange dasselbe nicht daran gehe, die schweren Gesetzesverletzungen der letzten Zeit zu beseitigen, insbesondere durch Auf⸗ hebung der ungesetzlichen Sprachenverordnungen, und so lange dasselbe nicht durch eine gesetzliche, den berechtigten Wünschen der Deutschen Oesterreichs entsprechende Regelung der Sprachen⸗ frage diese unabweisliche Aufgabe löse. sich ihr Vorgehen in taktischer Beziehung noch vor und werde nöthigenfalls zu den äußersten parlamentarischen Mitteln greifen. Die deutsche Fortschritispartei halte die Einigkeit der deutschen Parteien fur die nothwendige Vorbedingung des Erfolges in dem schweren, ihnen aufgedrungenen Kampfe und werde an dieser Ueberzeugung treu und unerschütterlich festhalten. Der Abg.
Sustersis erklärte namens des slavischen christlich⸗nationalen
Seine Partei behalte
Verbandes, der Verband stehe auf dem Standpunkt des Adreß⸗
entwurfs der Majorität, dessen Realisierung er im Bunde mit den übrigen Parteien der Rechten anstrebe. Dem Ministerium Thun stehe der Verband vollkommen unab⸗ hängig und unbefangen gegenüber. Der Abg. Daszyns ki gab namens der Sozialdemokraten die Erklärung ab, dieselben hätten kein besonderes Vertrauen zum Grafen Thun, sowie sie überhaupt nie große Hoffnungen an irgend eine Regierung geknüpft hätten. Die Sozialdemokraten seien die einzige staatserhaltende Partei, weil sie im stande seien, Klassen⸗ gegensätze und Nationalitätenzwist zu unterdrücken. Redner
wiederholte die Forderungen, betreffend Einführung des allgemeinen
Der Abg. Lupul erklärte, der rumänische Klub halte an dem Adreßentwurf der Ma⸗ jöorität fest und werde auch fernerhin unentwegt zur Majorität halten. Der rumänische Klub werde die gegenwärtige Regie⸗ rung in allen ihren Bestrebungen in so weit thatkräftig unter⸗
Der Antrag des Landes⸗ stützen, als dieselben mit den Anschauungen des Klubs über⸗ ö * 149 6 d 2
einstimmen. Redner betonte, der rumänische Klub brauche nirgendshin einen Ausblick zu thun, nicht nach rechts und nicht nach links, nicht nach Bukarest, nicht nach Moskau und nicht nach Berlin. „Wir sind treue, gute Oesterreicher und wollen es bleiben!! Der Abg. Schleicher führte aus, die christlichssoziale Partei werde in nationaler Beziehung an der Gemeinsamkeit mit den anderen deutschen Parteien fest⸗ halten, um so mehr, als sich die Lage in nationaler Be⸗ ziehung nicht gebessert habe. Redner besprach die Vorgänge in Ungarn sowie die Frage der deutschen Staate⸗ sprache und meinte, mit der deutschen Staatssprache werde keiner anderen Nation zu nahe getreten. Der Abg. Graf Palffy nahm die Versicherung der Regierung, daß sie nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit vorzugehen beabsichtige, mit Befriedigung zur Kenntniß; in diesen Grundsätzen müsse nach seiner Ansicht die Gleichwerthigkeit und Gleichberech⸗ tigung aller Völker Oesterreichs einbegriffen sein. Redner fuhr dann fort: „Ebenso erkennen wir die Berechtigung regerer Förderung der sozialen und wirthschaftlichen Fragen und der Wohlfahrt an und sind überzeugt, daß eine längere Zurückstellung dieser Fragen in jeder Beziehung mit großer sozialer Gefahr verbunden ist. Der konservative Großgrundbesitz bewahrt seine volle Selbst—⸗ ständigkeit unter treuem und loyalem Festhalten am Verbande der Majoritätsparteien. Das Programm dieser Parteien ist nicht ein Programm des Kampfes, sondern ein Programm der positiven Arbeit; dasselbe bezweckt die Erhaltung des Glaubens, der dynastischen Treue und der Vaterlandsliebe. Der konser⸗ vative Großgrundbesitz ist für jene Bestrebungen, welche die Gleichberechtigung aller Volksstämme Böhmens und die Erweiterung der Autonomie anstreben; wir erkennen ferner die Ausgleichsvorlage mit Ungarn als Staatsnothwendigkeit an, welche sachlich zu prüfen sein wird.“ Die Verhandlung wurde sodann abgebrochen. Der Präsident Dr. von Fuchs schlug vor, die dringlichen Anträge in der Nothstandsangelegen⸗ heit als ersten Gegenstand auf die nächste Tagesordnung zu setzen. Nach längerer Debatte wurde der Vorschlag des Prä⸗ sidenten angenommen.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon, daß die Regierung sich nicht im Besitze der genauen Bestimmungen des russisch⸗chinesischen Abkommens befinde. Der
russische Botschafter habs der britischen Regierung nur notifiziert, daß durch eine am 2. März unterzeichnete Uebereinkunft die Nutznießung von Port Arthur, Talienwan und der anstoßenden Gebietstheile Rußland gewährt sei. In der Mittheilung des Botschafters seien keine anderen genauen Bestimmungen des Uebereinkommens erwähnt. Curzon erklärte ferner, Großbritannien habe die Einladung Belgiens zur Theilnahme an der Konferenz über die Aufhebung der Prämien für den Export von Zucker angenommen; er glaube, daß gleiche Antworten von anderen Regierungen ein⸗ gegangen seien; von welchen, sei ihm nicht bekannt. Vicery Gibbs beantragte, zur Berathung des Standes der Währung in Ostindien eine Kommission einzusetzen. Dieselbe solle die Wirkung der Schließung der Münzen für die Silberprägung auf die verschiedenen davon berührten Bevölkerungsklassen und Inter⸗ essen erwägen sowie über die angeregte Einführung der Gold⸗ . berichten und Vorschläge machen. Redner behauptete, die Schließung der Münzen habe die Produktionsfähigkeit des Landes geschädigt und den Werth der Ersparnisse der ackerbau⸗ treibenden Bevölkerung um 37“ Proz. vermindert. Würde die Goldwährung eingeführt, so könne Indien dieselbe doch nicht beibehalten. Maclean unterstützte den Antrag. Wylie brachte ein Amendement ein, nach welchem das Haus seine Befriedigung darüber ausspricht, daß die indische Regierung dem Zustande der Währung gehörige Erwägung widme, und erklärte, weitere Mittheilungen der indischen Regierung abwarten zu wollen, bevor er in dieser Angelegenheit Schritte unternehme. Der Staatssekretär für Indien Lord Hamilton erklärte, daß vor einer Veränderung des indischen Währungssystems selbstverständlich eine sorg— fältige Untersuchung nöthig sei; er glaube, unter den ob— waltenden Verhältnissen sei die Schließung der indischen Münzstätten der richtige Schritt gewesen; bei einem stabilen Wechselkurs gebe es für die produktive wirthschaft⸗ liche Entwickelung Indiens keine Grenze. Seiner Ansicht nach sei der Bimetallismus die beste Methode, diese Stabilität zu sichern; leider aber sei die übrige Welt nicht dieser Ansicht, und mit diesen Thatsachen müsse gerechnet werden; es gebe gegenwärtig nur zwei Länder, die am Silber als Währungsmetall festhielten. Wie die Dinge gegenwärtig lägen, glaube er nicht an die Möglichkeit eines internationalen bimetallistischen Abkommens, weil ein solches Abkommen, das diesen Namen verdiene, Frankreich mit umfassen müßte. Frankreich aber erkläre, daß es kein niedrigeres Werthverhältniß als 151 zu 1 annehmen könne; dieser Satz aber sei nicht zu sichern. Lord Hamilton erklärte sich gegen den Antrag Wylie, weil dieser die im Jahre 1893 aufgestellte Politik umstürze; er (Redner) sehe aber gerade der Verwirklichung dieser Politik entgegen; daher beantrage er ein Amendement, in dem erklärt werde, daß eine weitere Untersuchung über das Währungs⸗ system Indiens und über die Vorschläge der indischen Regie⸗ rung, die Goldwährung in Indien einzuführen, erwünscht sei. Der Staatssekretär fügte noch hinzu, der von der Regierung hierfür zu ernennende Ausschuß werde thatsächlich die Befugnisse einer Königlichen Kommission haben. Sir
W. Harcourt sprach sich für den Antrag Lord Hamilton's
aus, der hierauf angenommen wurde.
Das Haus genehmigte sodann die zweite Bill, betreffend die Reserve und die Miliz.
Die Bill, betreffend die griechische Anleihe, ist von dem Ausschuß des Unterhauses angenommen worden.
Im „Iiberal Union Club“ zu London hielt gestern der Parlaments-Sekretär des Kolonialamts Lord Selbourne eine Ansprache, in welcher er, dem,, W. T. B.“ zufolge, sagte: ; daß keine menschliche Macht
die Mandschurei zu besetzen. sei für Großbritannien ebensowenig demüthigend, daß es Rußland hiervon nicht abhalte, als es für Rußland demüthigend sei, daß es Großbritannien nicht daran hindern könne, jetzt oder später einmal Khartum zu besetzen. Die Re gierung müsse eine Verletzung der britischen Rechte in China zum casus belli machen. Großbritannien habe in China nichts verloren, was hätte festgehalten werden müssen. Die Politik der „offenen Thür“ sei unverletzt und Großbritannien habe bereits werthvolle Kompensationen erlangt, welche, wenn nöthig, vermehrt werden könnten.
Frankreich.
Wie „W. T. B.“ erfährt, ist das Ueberein kommen, be⸗ treffend die griechische Anleihe, gestern Mittag in Paris von dem Minister des Auswärtigen Hanotaux sowie von dem britischen und dem russischen Botschafter unter⸗ zeichnet worden.
Die Deputirtenkammer hat gestern die Konvention mit der „Compagnie Générale Transatlantique“, betreffend den überseeischen Postdienst zwischen Havre und Rew⸗York, angenommen.
Wie aus Brest gemeldet wird, überrannte in der Nacht vom 28. zum 29. d. M. der Kreuzer „Friant“ in der Nähe der Bai von L'Aber⸗Vrach das Hochsee⸗Torpedoboot „Ariel“, welches bald darauf sank. Die Besatzung des Torpedobootes wurde gerettet. Infolge dieses ier l, wurden die Nacht⸗ manöver der 1. und 2. Division des Nordgeschwaders ab⸗ gebrochen.
Lesung der
NRuszland.
Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus St. Peter sz⸗ burg, ist für Ost⸗Asien die Bildung einer sechsten Kompagnie Festungs⸗Artillerie in Wladiwostok und einer Festungs⸗Artillerie⸗ abtheilung in der Possiet⸗Bay angeordnet worden.
Spanien.
Nach einer dem W. T. B.“ aus Madrid zugegangenen Meldung herrscht in Spanien vollständige Ruhe; die oͤffentliche Meinung hat sich immer mehr beruhigt, da man glaubt, daß die Differenzen zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten sich in freundschaftlicher Weise regeln würden und die Be⸗ sprechung zwischen dem amerikanischen Gesandten Wood ford und dem Minister⸗Präsidenten Sagasta ein friedliches Er⸗ gebniß haben werde.
Die gestrige Konferenz des amerikanischen Gesandten Wood ford mit dem Minister⸗Präsidenten Sagasta, dem Minister der Kolonien Moret und dem Minister des Aus⸗ wärtigen Gullon währte eine Stunde. Später traten die erwähnten Minister mit dem Minister-Präsidenten zu einer Besprechung zusammen. Der Minister⸗Präsident Sagasta erklaͤrte nach Beendigung der Besprechung, daß Woodford ihm gesagt habe, er habe auf diese Gelegenheit gewartet, um die Wünsche seiner Regierung betreffs Cubas und der Concentrados auszusprechen. Er, der Minister⸗Präsident, habe einige zu diesen Fragen gehörige Punkte mit Woodford
erörtert und ihm 4 versprochen, seine Erklärungen in Er⸗ wägung zu . und sie sowohl der Königin⸗Regentin als auch dem Ministerrathe vorzulegen, damit ber letztere seine Entscheidung treffen könne.
Portugal.
Der Finanzausschuß der Pairskammer hat, wie „W. T. B.“ berichtet, den Grafen Macedo zum Bericht⸗ erstatter für den Gesetzentwurf, betreffend die Konversion der äußeren Schuld, ernannt.
Türkei.
Dem Wiener „Telegr.⸗Korresp⸗Bureau“ zufolge hat die forte die Botschafter ersucht, zu veranlassen, daß die rbeiten der Militär⸗Attachés betreffs der Grenzabsteckung in
. Ende geführt würden.
Die Verhandlungen zwischen Rußland und der Türkei, betreffend eine Theilzahlung auf die Rückstände der Kriegsentschädigung, sind, dem „W. T. B.“ zufolge, wieder aufgenommen worden.
Die Pforte verlangt auf Grund eines Berichts der be⸗ treffenden Untersuchungskommission die Absetzung des bulgarischen Bischofs Sinesius in Uesküb. Das ,, hat diese Forderung bis jetzt als unbegründet ab⸗ gelehnt.
Dänemark.
Bei den gestern in Kopenhagen vorgenommenen Wahlen von 7 Mitgliedern der Stadtverordneten⸗Versamm⸗ lung siegten die radikal-sozialdemokratischen Kandidaten mit einer Mehrheit von 3100 Stimmen. Die radikal⸗sozialistische Partei bildet, dem „W. T. B.“ zufolge, nunmehr die Mehr⸗ heit in der Versammlung, da sie 21 von den gesammten 36 Plätzen inne hat. Diese Mehrheit besteht aus 18 Liberalen und 9 Sozialisten.
Amerika.
Im Senat brachte gestern, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, der Senator Rawlins (Demokrat) eine Resolution ein, nach welcher die Unabhängigkeit Cubas ge⸗ fordert und Spanien der Krieg erklärt werden soll. Der Senator Foraker (Republikaner) brachte eine zweite Resolution ein, welche die Unabhängigkeit Cubas und eine bewaffnete Intervention verlangt. Foraker erklärte, der, Maine“-Zwischen⸗ fall sei nur sekundär, es müsse auf jeden Fall in Bezug auf die cubanische Frage im allgemeinen gehandelt werden. Der Senator Mason hielt im Verlauf der Sitzung eine kriege⸗ rische Rede und verlangte laut den Krieg. Der Senalor rf brachte eine Resolution ein, nach welcher der Präsident ermächtigt werden soll, die zur Vertreibung der spanischen Streitkräfte von Euba und zur Sicherung der Unabhängigkeit der Insel nöthigen Schritte zu thun. Die Resolutionen Rawlins', For aker's und Fryes wurden der Kommission für auswärtige An gelegenheiten über⸗ wiesen. Der Senator Allen brachte eine Resolution zu Gunsten der Unabhängigkeit Cubas ein, die auf seinen Antrag auf den Tisch des Hauses niedergelegt wurde. Im Repräsentanten— hause beantragte der Abg. Bell eine analoge Resolution. Der Abg. Marsh, der Präsident des Miliz-Comités, brachte eine Resolution ein, in welcher erklärt wird: zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien bestehe der Kriegszustand; der Präsident solle daher ermächtigt werden, alle See- und Landstreitkräfte zu verwenden. ;
Aus Havanna wird gemeldet, daß die Zeitung „Lucha“ ein Schreiben des dortigen amerika nischen General-Konsuls Lee veröffentlicht habe, in welchem dieser gegenüber den gegen ihn erhobenen Beschuldigungen des „Imparcial“ erkläre, zu den Insurgenten niemals Beziehungen unterhalten zu haben, und die Hoffnung auf friedliche Lösung des gegenwärtigen Kon— flikts ausspreche.
Die Wahlen in Portorico verliefen im Großen und Ganzen ruhig; nur hier und da traten Ruhestörungen ein. Bei den Wahlen haben die Autonomisten über die Kon— servativen gesiegt.
Asien.
Der „Times“ wird aus Hongkong telegraphiert, daß gestern daselbst zu Ehren des Prinzen Heinrich von Preußen und der Offiziere des deutschen Geschwaders von der Bürgerschaft ein glänzendes Ballfest veranstaltet worden ist. Nach dem Mahle brachte der General Black einen Trinkspruch auf die Königin Viktoria und den Kaiser Wilhelm aus. Der Oberrichter toastete dann auf den Prinzen Heinrich, Höchstwelcher mit einem Hoch auf die Kolonie dankte.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird gemeldet, daß die britischen Kreuzer „Kainbow“ und „Edgar“ gestern von Hongkong nach Norden in See gegangen seien; das Flagg⸗ schiff „Centurion“ mit den Torpedobootzerstorern werde morgen Hongkong verlassen.
Das japanische Parlament wird, nach einer Meldung desselben Bureaus aus Yo koh ama, am 20. Mai zusammen⸗ treten.
Afrika.
Nach einer in London eingetroffenen amtlichen Meldung griffen Kanonenboote mit egyptischen Truppen am 26. d. M Schendi an, zerstörten die Befestigungen, nahmen Getreide⸗ vorräthe, Vieh und Munition weg und befreiten 600 Sklaven, die zum größten Theil dem Stamme der Jaalins angehörten.
Die Derwische verloren 160 Mann, die egyptischen Truppen hatten keinen Verlust. gyptisch pp
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages, des Herrenhaufes und a ef der . befinden sich in der Ersten und Zweiten
eilage.
— In der heutigen (73.) Sitzung des Reichsta welcher der Staatssekretär des , . ien g la g fe Graf von Posadowsky⸗Wehner und der Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler, beiwohnten, wurde die dritte Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1898 bei dem Etat des Reichs amts des Innern fortgesetzt.
An der Debatte, über deren Verlauf morgen ausführlich berichtet werden wird, betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes außer dem Staatesekretär des Innern, Staafs⸗-Minister Dr. Grafen von Posadowsky die a nnn, nl.) Rettich (8. kons), Rickert (fr. Vgg.), Wurm (Soz.), .
zu Schönaich⸗Carolath (ul,), Freiherr Heyl zu Herrns⸗ heim (nl), Richter (fr. Volksp), Dr. Lütgenau (Soz.), Dr. Hammacher (nl), Dr. Hitze (Zentr) und Freiherr von Stumm (Rp.).
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (69) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse beiwohnte, die dritte Be⸗ rathung des Staatshaushalts-Etats für 1898! 99 bei dem Etat des Ministeriums der geistlichen, Unter⸗ richts und Medizinal⸗Angelegenheiten fort.
Abg. Möller (nl.) fragt, wie weit die Verhandlungen über die Umwandlung der Funktionszulagen bei den höheren Lehranstalten in Alterszulagen gediehen seien
Ministerial. Direktor Dr. Althoff erwidert, daß die feste Zu⸗ lage nicht vom Belieben der Verwaltung abhängen, sondern ebenso behandelt werden solle wie die Alterszulage. Die Verhandlungen nähmen einen guten Fortgang, und es werde hoffentlich gelingen, auch bei den nichtstaallichen Anstalten eine Ver— ständigung zu erzielen in der Richtung, daß bei dem Zuschuß auch eine gewisse Bindung bei der Anstellung der Lehrer in Bezug auf die Anciennität der Lehrer einzutreten habe.
Abg. We tekamp (fr. Vp) empfieblt Maßregeln zur Erhaltung unserer Pflanzen⸗ und Thierwelt, der Denkmäler der Entwickelungs⸗ geschichte der Natur. Die Regierung solle dafür sorgen, daß un⸗ antastbare Gebiete zur Pflege der Pflanzen⸗ und Thierwelt geschaffen würden, und nach eingehender Prüfung der Sache dem Landtage eine entsprechende Vorlage machen.
Ministerial⸗Direkter Dr. Althoff dankt dem Vorredner für seine Anregung, die gewiß Beachtung verdiene, aber nicht eigentlich zum Kultus, Ministertum gehöre; sie werde gleichwohl in Erwägung ge⸗ zogen werden.
Abg. Szmulg (Zentr.) bittet die Regierung, das Schloß in Brieg auf Staatskosten renovieren zu lassen. Fehlten hierzu die Mittel, so solle man wenigstens die anliegende Hedwigskirche wieder⸗ ö in deren Fürstengruft auch brandenburgische Markgrafen ruhten.
Nach weiterer längerer Debatte, an der sich noch die Abgg. Gamp (fr. kons, von Strombeck (Zentr.), Dr. Irmer (kons.), Riesch (fr. kons), Cahensly, von Hagen 'Zentr), sowie der Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Lehnert und der Ministerial⸗Direktor Dr. Kuegler betheiligen, werden der Rest des Etats und schließlich der Etat im Ganzen, ebenso das Etatsgesetz endgültig angenommen.
(Schluß des Blattes.)
Dem Reichstage sind die von dem Bundesrath erlassenen Vor— schriften über Auswandererschiffe vom 14. März 1893 zur Kenntniß⸗ nahme zugegangen.
Statiftik und Volkswirthschaft. Zur Arbeiterbewegung.
In Liegnitz befinden sich, einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge, die Wagenführer der elektrischen Straßenbahn wegen Lohn—= streits im Ausstande In dem Grubenbezirk Bilbao ist, nach demselben Blatt, die Arbeit seit vorigem Mittwoch fast überall wieder aufgenommen worden.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
ichter von Zalamega“, das dramatische Meisterwerk und geistlichen Schauspielen überaus fruchtbaren Dichters Calderon de la Bareg, gelangte gestern auf der König— lichen Bühne zu einer ebenso würdigen wie erfolgreichen Aufführung. In den spanischen Komödien spielen Bauern häufig eine hervorragende Rolle, aber nirgend tritt ein Bauer bedeutender in den Vordergrund als in Calderon's Richter von Zalamea“. Die Zufriedenheit mit seiner Arbeit, das Glücksgefühl im Schoße der Familie, die unent— wegte Treue gegen den König, seinen Landesherrn, seine Ehrbarkeit und die feste Ueberzeugung von der Würde seines Berufs machen aus diesem spanischen Bauern eine Ehrfurcht gebietende, lebensvolle Gestalt, welche zu einem Helden von antiker Größe empor⸗ wächst, als er zum Rächer der Ehre seiner Tochter wird und zum Richter über den Gewaltthätigen, der in der jungen Isabel das ganze Haus des Bauern ins Unglück stürzte. Herr Molenar brachte die Wucht, die Rauhheit, den starren Eigenwillen des Bauern mit dem felsenstarken Rechtsgefühl gut zum Ausdruck; er war aber bedeutender da, wo er dem gewaltthätigen Hauptmann Alvaro gegenüber die göttliche Herkunft des Rechts in seiner richterlichen Person vertrat, als in den Augenblicken, da er knieend den Elenden um Sühnung der Schuld anflehte. Die grau⸗ same Jammerseene im Walde mit dem Geständniß der Tochter hätte ursprünglicher wirken können; aber die kluge Umsicht, die Menschen—⸗ kenntniß, den Humor des starrköpfigen Alten brachte der Darsteller trefflich zur Anschauung, besonders in der Scene mit dem gutmüthig polternden General Lope, welchen Herr Keßler sehr wirksam gab. Herr Matkoweky stellte den Hauptmann Alvaro, der auch in Herzensangelegen⸗ heiten nur die rohe Gewalt kennt, mit starken, charakteristischen Zügen dar; Herr Vollmer that sich in der kleinen Rolle des Edelmannes Don Mendo hervor, welcher den mangelnden Reichthum durch das erhöhte Bewußtsein seiner Adelswürde ersetzt. Die junge Isabel des Fräulein Lindner entfaltete Anmuth und wuͤrdiges Wesen in Freud' und Leid. Die stimmungsvollen seenischen Arrangements erfordern eine besondere
Anerkennung der Thätigkeit des Regisseurs.
Konzerte.
Am Sonnabend gab der Violinist Herr Arthur M. Abell aus New⸗Jork im Saal Bechstein ein Konzert, in welchem er an erster Stelle Bruch's G - moll Konzert spielte; ferner standen eine Violin Sonate von J. S. Bach und Tonstücke von Saint⸗Sasns, Rubinstein, Sarasate und Wieniawski auf dem Programm. Herr. Abell zeigte sich in dem Bruch'schen Konzert wohl als tüchtiger Geiger, aber nicht als durchgebildeter Künstler; dem Vortrag mangelte eg an Wärme und Gefühl und auch die mustkalische Auf sassung ließ zu wünschen übrig. Diesen ersten Eindruck bat der Konzertgeber auch mit seinen weiteren Gaben nicht wesentlich ver— bessern können, wenn auch die Mittelsätze der Sonate und eine. Rubinstein'sche Romanze einwandfrei gespielt wurden. — Derselbe Abend bot in der Sing ⸗⸗Akademie ein Prüfungs⸗Konzert des Klindworth⸗Scharwenka⸗Kon⸗ servatoriums unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters, an welchem die besten Musikbeflissenen des Instituts, Sänger und Sängerinnen aus den Klassen des Dr. Hugo Goldschmidt, und der Damen Lina Beck und Anna Salomon, eine von Herrn Florian iz ausgebildete Geigerin, Pianisten aus der Schule des Fräulein
eppe, des Professors Jedliczka und des Herrn Philipp Scharwenka, sowie ein Schüler aus der Kompositionsklasse des Letztgenannten sich betheiligten. Die Leistungen, welche zum theil als konzertreif bezeichnet werden konnten, legten sämmtlich Zeugniß davon ab, daß der Unter⸗ richt ee. enhaft ertheilt und daß Ernstes angestrebt wird.
m Montag fand im Saal der Sing Akademie ein vom Hugo⸗ Wolf. Verein veranstalteter Lieder⸗Abend mit Kompositionen des Tondichters statt, dessen Namen der Verein trägt. Dle Ausführung der Gesänge hatten die Sängerin Fräulein Hertha Ritter (Mezzo— sopran), die hier zum ersten Mal erschien, und der Königlich bayerische Kammersänger Herr Gugen Gura übernommen. Unter den zahlreichen, zum theil schon in anderen Konzerten
gehörten Liedern seien ‚Weyla's Gesang', „Maus fallensprüchlein“ die von der Sängerin trefflich vorgetragen wurden, und „In dem Schatten meiner Locken“, das sie auf Wunsch wiederholte, hervor⸗ gehoben. Der Gesangsmeister Eugen Gura trug die Lieder Ana⸗ kreon's Grab., „Schon ftreckt' ich aus, Um Mitternacht. und Be⸗ gegnung? unter reichem Beifall vor, der ihn zur Wiederholung des letztgenannten Liedes veranlaßte. Die Klavpierbegleitung wurde durch Herrn Paul Müller mit Geschick ausgeführt.
Im Königlichen Opernhause geht morgen zum ersten Male Odysseus' Heimkehr, Musiktragödie in 1 Vorspiel und 5 Akten, Dichtung und Musit von August Bungert, in Scene. Die Besetzung lautet: Athene: Fräulein Reinl; Odysseus; Herr Hoff mann; Penelopeia: Frau Götze; Telemgchos: Fräulein Rothauser; Laertes: Herr Stammer; Eumäsbg: Herr Mödlinger; Eurylleia: Fräulein Pohl; Mentor: Herr Krasa; Hyperion: Herr Philipp; Antinoos: Herr Sylva; Eurymachos: Herr Bachmann; Despoing; Fräulein Egli; Melantho: Fräulein Cortese; Prokne; Fräulein Reinssch; Theoklymenes: Herr Grün; Phemios: Derr Berger; zwei Mädchen: die Damen Urbanska und Kierschner. Dirigent Herr Kapellmeister Schalk vom Deutschen Landes. Theater in Prag a. G. Das. Werk ist vom Ober-⸗Regisseur Tetzlaff in Seene gesetzt, die dekorative Einrichtung hat der Ober-Inspektor Brandt besorgt. Die neuen Dekorationen: Verspiel: ‚„Küste von Itbaka“, vor dem Palast des Odysseus‘; 1. Akt: ‚Küste von Ithaka, Najadengrotte ; 2. Akt: ‚Odyffeus' Palast . Gemach der Pene⸗ lopeia'; 3 Akt: Hofraum und Inneres von Obysseus' Palast‘ sind . dem Atelier des Herzoglichen Hofmalers, Professors Brückner in
oburg.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Anzen⸗ gruber's Bauernkomödie Der G'wissenswurm in folgender Be⸗ setzung gegeben: Grillhofer: Herr Pohl; Dusterer: Herr Grube; Wastl: Herr Vollmer; Michl: Herr Winter; Rosl: Frau Stolberg; Annemirl: Fräulein Mallinger; die Horlacherlies: Fräulein Hausner; Leonhardt: Herr Nesper; Poltner: Herr Link; sein Weib: Frau Schramm ; Natzl: Herr R. Arndt; Hanns: Herr von Hochenburger.
Im Saal Bechstein kann unvorhergesehener Hindernisse wegen
der Duett⸗ und Lieder ⸗Abend der Damen Dsirne und Schere sch ew sky heute nicht stattfinden; derselbe ist auf Mittwoch, den 13. April, verlegt. . dem morgen, Donnerstag, Abends 7—–- 8 Uhr, in der Heilig⸗ Kreuz-⸗Kirche (am Blücherplatz) stattfindenden Kirchenkonzert des Organisten Herrn Bernhard Irrgang wirken mit Frau Magdalene Ernst (Sopran) und Fräulein Johanna Haacke aus Halle (Mezzo⸗ sopran). Der Eintritt ist frei.
Kapellmeister Anton Seidl, der bekannte Dirigent Wagner'scher Musikdramen, ist, wie W. T. B. vom gestrigen Tage aus New⸗York meldet, an einer Blutvergiftung, die er sich durch Fischgenuß zugezogen hatte, gestorben. Er war am 7. Mai 1850 in Budavest geboren und hatte seine musikalische Ausbildung in Leipzig genossen, dessen Kon— servatorium er in den Jahren 1870 —– 1872 besuchte. Auf Empfehlung Richard Wagner's, der an dem jungen Musiker Gefallen fand, engagierte der bekannte Theaterleiter Angelo Neu⸗ mann Seidl als Kapellmeister für die Leipziger Oper. Als Neumann später mit seinem Wagner Ensemble die Hauptstädte Deutschlands bereiste, fand die geniale Leitung der Tetralogie ‚Der Ring des Nibelungen durch Seidl allgemeine An— erkennung. Er war der erste, der das gewaltige Werk, als es im Jahre 1881 im Victoria⸗Theater durch die Neumann'sche Truppe zur Aufführung gebracht wurde, in Berlin dirigierte. Später war er einige Jahre erster Kapellmeister am Stadttheater zu Bremen und siedelte 1385 nach New-⸗York über. wo er an der Spitze des dortigen deutschen Orchesters das musikalische Leben dieser Stadt beherrschte. In den Jahren 1886 und 1897 weilte er vorübergehend in Deutsch⸗— land, um die Bayreuther Festspiele zu leiten.
Mannigfaltiges.
In Gegenwart der Bon Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin mit Ihrer Vertretung betrauten Pr inzessin Friedrich Leopold, Königlichen Hoheit, fand heute im Saale des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten die Delegirten⸗Versammlung des Vaterländischen Frauenvereins statt. Der Vorsitzende, Regierungs⸗Präsident Graf Hue de Grais, eröffnete die Verband lungen mit der Verlesung des folgenden Telegramms Ihrer Majestät: „Zu Meinem großen Bedauern in diesem Jahre behindert, der Delegirten⸗ und Generalversammlung des Vaterländischen Frauenvereins versönlich beizuwobnen, nehme Ich aus der Ferne an den Berathungen vollen AÄntheil und gedenke mit besonders dankbarer Anerkennung der Leistungen des Vereins in den von der Ueberschwemmung betroffenen Gebieten unseres Vaterlandes. Ich bitte, der Versammlung Meinen Gruß und Meine besten Wünsche zu übermitteln. Auguste Viktoria, I. R“ Der erste Punkt der Tagesordnung galt der Würdigung der dahingeschiedenen Fürstin zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst. Gemahlin des Reichskanzlers, deren Tochter, Prinzessin Elisabeth, der Versammlung beiwohnte. Ber Ober ⸗Stabsarzt Dr. Schjerning hatte es übernommen, in vietätvoller Rede der Ver⸗ dienste der Verstorbenen zu gedenken. Er rühmte ihre Thätigkeit für die Errichtung der Volksheilstätten vom Rothen Kreuz, für die Unter⸗ stützung der Heilbedürftigen und für die Unterbringung der Lungen leidenden in geeignete Berufe, gedachte ihrer eigenen Ausbildung als Krankenpflegerin und wies darauf hin, wie ihr das Zeugniß als Krankenpflegerin stets ein besonders theures Dokument gewesen sei. Am Schluß seines Nachrufs gab der Redner der Freude Ausdruck, daß das Vermächtniß der edlen Frau in würdiger Weise von ihrer Tochter übernommen worden sei, die der Segen der Mutter begleiten möge. — Sodann trat die Versammlung in die Verhandlungen über die Thätigkeit der Frauen- vereine während der Ueberschwemmungsgefahr ein. Den Bericht über Schlesien erstattete Regierungs⸗Rath Schultz ⸗˖ Evler⸗ Breslau. Er gab ein übersichtliches Bild der Schäden und dessen, wag zur Linderung derselben geschehen. In Schlesten haben danach, einschliehlich einer Zuwendung des Ober- Präsidenten in Höhe von 40 900 6, 542 000 e zum Besten der Ueberschwemmten zur Verfügung gestanden. Von kompetenter Seite sei wiederholt der Ueberzeugung Ausdruck gegeben worden, daß es der fürsorglichen Thätigkeit des Vaterländischen Frauenvereins in hervorragendem Maße zu danken gewesen, wenn dem in weitesten Kreisen befürchteten Ausbruch von Epidemien im Ueberschwemmungsgebiet erfolgreich vorgebeugt worden sei. Als ein Erfolg der Liebesthätigkeit des Vereins und seiner humanitären Bestrebungen sei es zu betrachten, daß in den von der Neberschwem mung betroffenen Gebieten unter dem unmittelbaren Eindruck der gewährten Hilfe vier neue Zweigvereine begründet worden sind. — Ueber die Thätigkeit des Verein in den Überschwemmten Ge—⸗ bieten der Provinz Brandenburg berichtete sodann Landes Rath Meyer. Der Verein habe auch hier gezeigt, daß er seiner Aufgabe gewachsen sei. — Nach diesem Vortrage kam ein Begrüßung ⸗ Telegramm der Großherzogin von Baden zur Verlesung, in welchem Ihre König⸗ liche Hoheit den Verein, der, eine Schöpfung Höchstihrer Mutter, unter dem Schutze Ihrer Majestät der Kalserin Auguste Viktoria in erfreulicher Entwickelung fortschreite, Ihrer treuen Theslnahme versicherte und der Zuversicht Ausdruck gab, daß Gottes Segen dag schöne und große Werk auch ferner begleiten werde. — Aus den Ueberschwemmungsgebieten wurde sodann dem Verein von verschiedenen Rednern wärmster Dank für die nachhaltig geleistete Hilfe ausgesprochen. Nach den Verhandlungen über die Ueberschwemmungsgefahr verließ Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold die Ver⸗ sammlung, die alsdann in die Berathung des nächsten Punktes der Tagezordnung eintrat. Derselbe betraf das Zusammenwirken des Vaterländischen Frauenvereins mit der staatlich organisterten Arbeiter- n Schon im Vorjahre hatte der damalige Präsident des Reichs ⸗Versicherungsamts Dr. Bödiker 83 das Er⸗