1898 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Apr 1898 18:00:01 GMT) scan diff

glied des Bekleidungsamts des Armee Korps, mit Pension zur Disp. gestellt und zum BezirksOffizier beim Landw. Bezirk Heilbronn, v. Haldenwang, Hauptm. im Gren. Regt. König Karl Nr. 123. unter Enthebung von dem Kommando als Adjutant bei der 51. Inf. Brig. (1. Königl. Württemberg) zum Komp. Cbef, ernannt. Ströhlin, Pr. Lt. im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125, als Adjutant zur 51. Inf. Brig. (1. Königl. Württemberg) kommandiert. Frhr. v. Ellrichshausen, Pr. Lt. im Inf. Regt. Alt. Württemberg Nr. 121, kommandiert zur Dienst⸗ leistung bei Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog Nikolaus von Württemberg, unter Stellung à la suite des Regtg., Frhr. v. Wöll⸗ warth -⸗Lauterburg, Pr. Lt. à la suite des Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, kommandiert zur Dienstleistung bei Seiner Königlichen oheit dem Herjog Ulrich von Württemberg, zu persönlichen diutanten ernannt. v. Eicken, Pr. Lt. im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden, von dem Kom— mando zur Dienstleistung bei der Gewehrfabrik in Erfurt enthoben. rhr. v. Gültlin gen, Pr. Lt. im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, önig von Preußen Rr. 120, auf ein Jahr jur Vienstleistung bei der Gewehrfabrik in Erfurt kommandiert. Frhr. v. Gemmingen Hornberg, Sec. Lt. im Ulan. Regt. König Karl Nr. 19 und per⸗ sönlicher Adjutant Seiner Könizlichen Hohelt des Herzogs Robert von Württemberg, à 1a suite des Regts. gestellt.

Durch Berfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 1. April. Beutler, Zeug Pr. Lt., Hilfsarbester im KriegsMinistersum, zum Art. Depot versetzt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

25. März. Schmidt, Regierungs-Baumeister, zum Garn.

Bauinsp. ernannt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. April.

Der Regierungs-Assessor von Redern zu Tilsit ist dem Königlichen Ober⸗-Präsidium zu Breslau, der Regierungs-Rath Dr. dier zu Koblenz der Königlichen Regierung zu Gum— binnen und der Regierungs⸗A ssessor Dr. Dolle zu Stolp ui. Pommern der Königlichen Regierung zu Danzig zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Rene r ien. von Jacobi zu Bunzlau ist dem Landrath des Saalkreises und der Regierungs⸗A1Assessor Lr. Loehrs, z. Zt. in Hamburg, dem Landrath des Landkreises Wiesbaden zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden. .

Die Regierungs⸗Referendare Schmidt aus Breslau, Dr. jur. Au wers aus Münster, Dr. jur. Schweighoffer gus Schleswig, Freiherr von Braun aus Königsberg i. Pr., Dr. jur. Mosler aus Merseburg und Droege aus Hildes— heim haben die zweite Staatspruͤfung für den höheren Ver⸗ waltungsdienst bestanden.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Habicht“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Sch wartzkopff, am 5. April in Mossa⸗ medes angekommen und beabsichtigt, am 12. April nach Kamerun in See zu gehen; S. M. S. „Loreley“, Kom⸗ mandant Kapitän-Lieutenant von Witz leben, ist am 5. April in Smyrna angekommen und beabsichtigt, am 9. April nach Saloniki in See zu gehen.

Bayern.

Seine Majestät der König, Allerhöchstwelcher am 27. d. M. sein 50. Lebensjahr vollendet, befindet sich nunmehr seit elf Jahren in der ärztlichen Behandlung des Ober— Medizinal⸗Raths Dr. Grashey. Das körperliche Befinden des Königs gab, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, bisher zu ernsteren Befürchtungen niemals Anlaß. In den letzten Tagen aber ist eine Aenderung eingetreten. Der ärztliche Be— richt hierüber lautet, wie folgt:

Bei Seiner Majestät dem König wurde vor einigen Tagen ent— deckt, daß der Urin zweifellos nicht unbeträchtliche Mengen Blut enthalte.

Die Untersuchung, soweit sie unter den gegebenen Verhäͤltnissen möglich ist, gestattet den Schluß, daß es sich um eine Blasenblutung handle, allerdings mit gleichzeitiger Reizung der Nieren. Wenn auch die Ursache der Blasenblutung angesichtög der gegebenen Verhältnisse und vorläufig nicht mit völliger Bestimmiheit eruiert werden kann, so darf doch ausgesprochen werden, daß der Zustand Seiner Majestät zunächst zu ernsten Bedenken noch keine Veranlassung giebt; ob aber aus dem vorhandenen Leiden mit der Zeit nicht doch eine Gefahr für das Leben erwachsen werde und innerhalb welcher Zeit dies der Fall fein könnte, ist vorläufig noch nicht abjusehen.

München, 4. April 1898.

Dr. Grashey, Königlicher Ober⸗Medizinal⸗Rath. Dr. Bauer, Königlicher Universitäts. Professor.

Bis gestern Mittag war diesem Bulletin gegenüber keine

Aenderung konstatiert worden.

Sachsen Die Zweite Kammer hat gestern die Vorlage, betreffend die Aufhebung der Kautionspflicht, angenommen und sich sodann bis zum 13. d. M. vertagt. Auch die Erste Kammer wird an dem genannten Tage ihre Sitzungen wieder aufnehmen.

Württemberg.

Der Antrag, von dessen Annahme die Zentrums— fraktion der Kammer der Abgeordneten ihre end— gültige Abstimmung über das Verfassungsgesetz abhängig macht (s. d. gestr. Nr. d. Bl.), enthält Bestimmungen über die Leitung des katholischen Religionsunterrichts, über das Recht zur Einführung von Orden und Kongregationen (die Staats⸗ regierung soll dieser nur wegen der Wahl eines ungeeigneten Orts die Zustimmung verweigern dürfen, und verlangt kon⸗ fessionelle Schulen mit Lehrern und Aufsichtspersonen der betreffenden Konfession.

Mecklenburg⸗ Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, vorgestern von Dresden in Cannes eingetroffen und von Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Großherzogin Anastasia und Ihren Hoheiten den Herzoginnen Alexandrine und Cäcilie am Bahnhof empfangen worden. Die Vermählung Ihrer Hoheit der Herzegin Alexandrine mit Seiner Königlichen Hoheit

Gachsen⸗Altenburg. Das Ministerium hat, wie die „Geraer Ztg.“ meldet, in Abänderung seiner früheren Bekanntmachung befsimmt, daß die Wahlen zum Landtag nicht am 16, sondern am 19. April erfolgen sollen.

Elsasß⸗Lothringen.

Der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe— Langenburg ist, wie die „Straßb. Korresp.“ meldet, am 3. d. M. von Berlin nach Straßburg zurückgekehrt.

Oe sterreich⸗ Ungarn.

Nachdem in dem gestrigen gemeinsamen Ministerrath unter Vorsitz des Grafen Goluchowski die Berathung des gemeinsamen Budgets für 1899 zu Ende geführt worden war, fand, der n, Korrespondenz“ zufolge, unter dem Vorsitz des Kaisers ein Kronrath statt, an welchem die ge⸗ meinsamen Minister, die beiden Minister-Präsidenten sowie die beiderseitigen Finanz⸗Minister theilnahmen. In dem— selben wurde das Budget endgültig festgestellt und die den Delegationen zu unterbreitenden Vorlagen vereinbart. Der ungarische Finanz⸗Minister Dr. von Lu kacz, der am Vor— mittag vom Kaiser in längerer Privat⸗Audienz empfangen worden war, hatte hierauf eine eingehende Besprechung mit dem österreichischen Finanz- Minister Br. Kaizl. Der ungarische Minister⸗-Präsikent Baron Banffy und der ungarische Finanz-Minister von Lukacz kehrten am Nachmittag nach Budapest zurück.

Nach dem Flottenplan, welchen der Marine⸗Komman— dant Baron Spaun dem gemeinsamen Ministerrath unterbreitet hat, soll, wie die „Neue Freie Presse“ erfährt, die Kriegsmarine auf folgenden Stand gebracht werden? 15 Schlachtschifff von 6000 his 9000 t Deplacement, 7 Kreuzer 2. Klasse von 4000 bis 7000 t, 7 Kreuzer 3. Klasse von 1500 bis 2590 t, 15 Torpedofahrzeuge von 360 bis 600 t, 90 Torpedoboote von 360 bis 600 t. Die Donau- Flottille soll um 3 Monitors und 6 Patrouille⸗ schiffe vermehrt werden. Der Kostenaufwand ist auf 55 Millionen Gulden veranschlagt und soll auf zehn Jahre vertheilt werben. Außerdem soll das ordentliche Marinebudget um jährlich 509 000 Gulden erhöht werden zur Bestreitung der Erfordernisse für die nothwendige Vermehrung der Stäbe und der Mannschaftsbestände. Die Schiffe sollen auf inländischen Werften gebaut werden, ebenso sollen die Geschütze, mit Ausnahme von einigen schweren, im Inlande hergestellt werden.

Großzbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterh auses gab, wie W,. T. B.“ berichtet, der Erste Lord des Schatzamts Balfour einen Ueberblick über die von China zum Zwecke der Oeffnung desselben für den Welthandel erlangten Konzef ind fuhr dann fort:

China habe sich verpflichtet, daß das Gebiet des Jang⸗tse Klang unter keinen Umständen entäußert oder irgend einer fremden Macht verpachtet werden solle Gr wünsche nicht, die Frage der Einfluß⸗ sphäre zu erörtern. Es würfe ihm zuwider sein, die Doktrin der Einflußsphären zu weit getrieben zu sehen, aber als vorbeugende Maß⸗ nahme, welche eine zeitweise oder dauernde Entfremdung des Jang tse⸗ Kiang Gebietes unmöglich mache, könne sie von Bedeutung sein bei Eintritt gewisser möglicher, wenn auch wahrscheinlich jetzt nicht nahe liegender Verhältnisse. Eine

ionen

weitere Konzession sei, daß Hart's Nachfolger im Joll⸗

glaube zuverlässig, daß die beiden Länder im stande sein würden,

Departement ein Engländer sein solle. Hart habe, was hoffentlich so bleiben werde, eine chinesische und nicht eine britische Verwaltungs⸗ abtheilung geschaffen, die keinerlei selbstsüchtige nationale Züge auf⸗ weise. Er glaube, der dritte Theil der ihm unterstellten Beamten seien Franzosen, obwohl der französische Handel nicht ein Drittel des Handels mit China ausmache. Das Zugeständniß, durch welches den Schiffen aller Nationen Zugang zu allen großen Wafferwegen gewährt werde, müsse einen ungeheuren Einfluß auf die Er— schließung Chinas für den fremden Handel ausüben. Jie Erbauung entsprechender Gisenbahnlinien sei das Werk längerer Zeit, aber die Wasserwege seien fertig vorhanden. Eine weitere Konzession sei die Eröffnung der drei schon bekannten Vertragshäͤfen. Mit Bezug auf die Stellung, in welcher England sich gegenüber den deutschen und russischen Erwerbungen befinde, sagte , er glaube, daß weder Rußland noch Deutschland die leiseste Absicht kätten, Großbritannien seiner vertragsmäßigen Rechte zu berauben. Deutschlands Versicherungen seien sowohl dem Tone als dem Geiste nach vollständig befriedigende. Deutschland beabsichtige, sich in seinem Besitztheil in China übereinstimmend mit den Interessen aller Nationen einzurichten. Sicherlich seien deutsche und britische Interessen in China er wbeschränke dies aber nicht nur auf China, sondern glaube, daß diefes un— eingeschränkt wahr sei mit einander übereinstim mend. Eifersüchte⸗ leien möchten zwischen einzelnen Personen bestehen, aber die grund⸗ legenden Interessen der beiden Länder müßten dieselben fein. Er

DVand in Hand die allgemeinen kommerziellen Interessen wahrzu— nehmen. Rußland habe von Zeit zu Zeit besondere Zusicherungen abgegeben, aber die Form dieser Zusicherungen sei nicht immer genau dieselbe gewesen. Immerhin stimmten diese Zusiche⸗ rungen darin überein, daß kein britisches Vertragsrecht durch pas xrussisch - chinesische Ucbereinkommen berührt werden dürfe. Er könne nicht die russische Handelspolitik in China auseinandersetzen, aber nach der Ansicht Großbritanniens würde Rußland, wenn es seine Politik auf die Ausdehnung der sibirischen Bahn bis zu einem eig— sreien Hafen beschränkt hätte, alle kommerziellen Vortheile erlangt haben, die es suche, ohne das Gleichgewicht in Peking zu stören. Unglücklicherweise hätten die russischen Staatsmänner eine entgegen gesetzte Ansicht gehabt. Sie hätten beschlossen, Port Arthur ' in Besitz zu nehmen, das kein Handelshafen sei und sich' kaum dazu eigne, ein solcher zu werden. Seine Bedeutung sei rein maritimer und militärischer Natur. Rußland selbst habe im Jahre 1896, als es sich der Besetzung durch Fapan wider⸗ setzte, erklärt, daß die Besetzung Port Arthurs eine fortdauernde Drohung Peking gegenüber bedeute. Großbritannien wünsche kein Monopol für den Einfluß in Peking. Es wünsche durchaus nicht, nn pon einem entsprechenden Einflußantheise auszuschließen. Rußland habe dem chinesischen Reich durch die Besitznahme ö., Arthurs, dag durch seine Lage die Zugänge nach Peking von der Ser aus heherrsche, einen Schlag versetzt. Deshalb habe die Regierung, zobald sie Kenntniß von dem Fortschreiten der Verhandlungen über Port Arthur erlangt, der russischen Regierung ihre Ansicht darüber mitgetheilt, welchen Nachtheil dieser Schritt für China habe und welchen Gefahren Rußland sich durch denselben aussetze. Sie habe Rußland vorgeschlagen, von der Besitznahme dieses Hafens abzu— stehen, während sie ihrerseit, sich habe veipflichten wollen, von keinem Hafen im Golf von Petschili Besitz unter ergreifen. Rußland habe den Vorschlag abgelehnt, worauf ez benachrichtigt worden sei, daß Großbritannien für sich die Freiheit beanspruche, die zum Schutze der britischen Inter ssen nothwendig erfcheinenden Schritte zu thun. Großbritannien habe Wei- hai wei unter den—

don Wei hai wei im Golf von Petschili sei eine derartige, sie der Besitznahme von Port sietkn das nr nern, i dürfte, Durch die Besitergreifung von Wei hai wei habe Großbritannien verhindert, daß der Golf von Petschili in maritimer Hinsicht in die Gewalt einer einzelnen Macht komme. Groß⸗ hbritannlen hahe das Bestreben, so lange als möglich die Integrität Chinas zu wahren. Man müffe sich bergegenwärtigen, daß die Zu. lunft ungewöhnliche Ueberraschungen bringen könne. Die Machtver⸗; hältnisse im sernen Osten dürften sich verschieben, wenn die Integrität Chinas verletzt werde. Wenn dieser Fall eintrete, zu welcher Zeit es auch sein möge, wenn die Großmächte ihn einmal in ihrem Interesse liegend fänden, dann werde es ein Akt der Politik sein, zu sagen Ching solle nicht in die Hand einer einzelnen Macht fallen, ein Akt der Politik, sich in ein schwieriges, kostspieliges Unternehmen einzulassen, um eine unübersehbare Gefahr abzuwenden und aus der Welt ju schaffen. Die Regierung bitte das Land, ihrer Politik mit dem, größten Vertrauen beizutreten, denn sie wisse, daß diese ihre Politik die Sympathie jeder großen Handelsgemeinschaft der Welt habe. Sir W. Harcourt führte aus, er erachte die Reizbarkeit der Bevölkerung für sehr natürlich, da die Regierung ihre Politik der „offenen Thür“, welche augenscheinlich fehl⸗ geschlagen sei, nicht ausgeführt habe. Die Politik der militärischen Besetzung eines Theils von Ghina sei dafür angenommen worden. Die Regierung hälte lange voraussehen können, daß Port Arthur Rußlands Ziel sei, Die Opposition werde keineswegs der Regierung Schwierigkeiten bereiten. Er erinnere daran, wie eine Re gierung durch das öffentliche Vorurtheil und durch Partei⸗ leidenschaft sich habe zum Krimkriege hinreißen lassen. Des⸗ halb habe er sich jeden Versuchs enthalten, die gegenwärtige Regierung auf eine Bahn zu zwingen, welche nicht zu ver— folgen, sie guten Grund haben möge. Sir Charles Dilke fragte an, ob Wei⸗hai⸗wei befestigt und mit einer Garnison versehen werden solle, wie Port Arthur. Der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon bemerkte, er sei gefragt worden, ob die Besetzung von Wei hai-wel Folgen nach sich ziehen werde, die Jedermann beklagen müßte. Die, Regierung glaube nicht, daß irgend ein Grund für diese Uuffassung vorliege. Hinsichtlich der For⸗ derungen und der Haltung Frankreichs in Süd⸗China habe der Erste Lord des Schatzamts keine Erklärungen abgegeben, da über diese Angelegenheit noch Verhandlungen schwebten. Die Regierung habe erkannt, daß Großbritannien in allen Theilen Chinas Interessen habe, und sie werde schwerlich zugeben, daß die Interessen in Süd⸗China beeinträchtigt würden. Sir Edward Grey führte aus, die Politik der Regierung habe einen schweren Verlust an dem Prestige Großbritanniens zur Folge gehabt und könne noch beklagenswerthe Folgen nach sich ziehen. Die Besitznahme von Wel⸗hai⸗wei stelle das Gleichgewicht in der Machtvertheilung nicht wieder her. Lord Beres ford sprach die Ansicht aus, daß durch die Besetzung von Wei⸗hai⸗wei das Uebergewicht des russischen Einflusses werde zerstört werden. Großbritannien solle sich bestreben, mit Deutschland zu einer Verständigung zu kommen. Hierauf vertagte sich das Haus bis zum 18. April. . Im Oberhause gab der Herzog von Devonshire ähnliche Erklärungen über die Politik in Ost-Asien ab; er führte aus, die Absicht Englands bezüglich Wei⸗hai⸗-weis sei der japanischen Regierung mitgetheilt worden, welche aus ver—

schiedenen Gründen ersucht habe, daß die ausgetauschten Mit⸗ theilungen gegenwärtig noch vertrauliche bleiben sollten; aber er könne erklären, daß von Japan keinerlei Einwendung erfolgt sei; es sei auch kein Grund für die Annahme vorhanden, daß die Erwerbung von Wei⸗hai⸗wei einen Widerspruch seikens Japans hervorrufen könne. Die Konzession sei von dem Ersuchen be⸗ gleitet gewesen, daß chinesischen Schiffen für die Benutzung des Hafens Erleichterungen zu theil werden und daß anläßlich der britischen Besitzergreifung besondere Erleichterungen für die Ausbildung von Offizieren für die chinesische Flotte unter der Leitung britischer Offiziere gewährt werden sollten. Die Regierung glaube, das Interesse Großbritanniens beschränke sich nicht auf den Rorden Chinas, sondern sei vielleicht größer in der Miste des Reichs und im Süden. Lord Kimberley bemerkte, die Auf⸗ rechterhaltung der Unabhängigkeit und der Integrität Chinas sei für einen Theil der Regierungspolitik erklärt worden, aber jetzt zeige es sich, daß die „Politik der offenen Thüren“ in Wirklichkeit zu einer „Politik wasserdichter Abtheilungen“ ge⸗ führt habe. Eine so ernste und wichtige Veränderung weise auf eine allmähliche Absorption Chinas durch die anderen Mächte hin. Er hoffe zuversichtlich, daß es möglich sein werde, die Aktion Englands darauf zu beschränken, das ge⸗ waltige China dem Handel zu erschließen, und er glaube, die 86 gierung wünsche die Aufrechterhaltung des Friedens in diesem Velttheile. Die Opposition, welche der Ansicht sei, daß einige Punkte der Regierungspolitik Anlaß zu einer Kritik gäben, würde sich freuen, wenn die Regierung in der Aufrechterhaltung des Friedens Erfolg haben sollte. Das Haus vertagte sich hierauf bis zum 21. April. ;

Frankreich. In der gestrigen Sitzung des Senats fragte der Senator Le Provost de Laungy, weshalb der Justiz-Minister nach dem Verdikt der Geschworenen nicht die Streichung Zola's aus der Ordengliste der Ehrenlegisn beantragt habe. Der Justiz⸗Minister Milliard erwiderte, die Affaire Zola sei noch in der Schwebe und dis Anfrage deshalb verfrüht.

Spanien.

Die „Agenzia Stefani“ erfährt aus Madrid, Spanien habe zu derselben Zeit, als es die guten Dienste der Mächte er⸗ beten, sich auch an den Papst gewandt. Die vom Papst in⸗ folge dieses Ersuchens ergriffene Initiative bestehe bis jetzt lediglich in einer Vermittelung zu Gunsten eines Waffen⸗ stilltands mit den Aufständischen auf Cuba.

Zwei Kompagnien Artillerie und zwei Bataillone Jäger sind, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern in Cadi

eingeschifft worden, um über die , . Inseln na

Havanna zu gehen. Fünf weitere Bataillone sind dorthin beordert worden. Die Freiwilligen⸗Bataillone . zu einer Brigade zusammengestellt worden und werden Artillerie erhalten.

Schweiz. Das Schiedsgericht für die Delagoa-Bay-A1An⸗ gelegenheit ernannte, wie dem, W. T. B.“ aus Bern berichtet wird, im Herbst 1896 eine Experten⸗Kommission, k aus dem Ingenieur Stockalper aus Sitten, dem Direktor der ottharꝰ⸗ bahn Dietler und dem Ingenieur Nicole, zur Beantwortung einer Reihe technischer Fragen. Zu diesem Zweck reiste im vergangenen Jahre der Experte Nicole nach Süd⸗Afrika, um

dem Prinzen Christian von Dänemark findet am 26. April in Cannes statt.

selben Bedingungen erhalten, wie Rußland Port Arthur. Die Lage

sich persönlich zu informieren. Auf Grund seiner Mittheilungen

t die erten einen längeren ausführlichen Bericht ö i n, erstattet. Der Bericht wird, sobald er gedruckt ist, an 3 Parteien vertheilt werden.

Griechenland. Der Marine⸗Minister hat, wie W. T. B.“ meldet, seine Entlassung eingereicht. Das Portefeuille desselben wird von dem Minister des Innern provisorisch übernommen

werden. Dänemark.

Bei den gestern k Wahlen zum Folke⸗ thing wurden, wie „W. T. B.“ meldet, 15 Konservative, 25 Moderate der Linken, 63 Radikale der Linken und 12 Sozialisten gewählt. Bisher zählte der Folkething 24 Kon⸗ ervative, 25 Moderate der Linken, 55 Radikale der Linken und 9 Sozialisten. Die radikale Linke gewann also die Mehrheit im Folkething. In Kopenhagen verlor die Rechte einen Wahlkreis. Der Marine⸗Minister Ravn wurde wiedergewählt. In der Kopen⸗ hagener Vorstadt Frederiksberg siegte der konservative Professor Ellinger über den bisherigen radikalen Abgeordneten. In Odense wurde der frühere Kultus⸗Minister Scavenius ge⸗ wählt. Die Sozialdemokraten eroberten die jütländischen Städte Aalborg, Randers und Horsens. Der Führer der Freihandelspartel, Kaufmann Koödt, wurde in Slagelse wieder⸗ ewählt. Der Führer der Protektionisten, Redakteur Wulff, unter⸗ . in Horsens.

Amerika.

Dem „Temps“ wird aus Rom gemeldet, daß von dem apostolischen Delegaten in Washington Msgr. Maxtinelli die telegraphische Meldung eingegangen sei: der Präfident Mac Kinley habe sich dahin geäußert, weder er noch sonst Jemand sei im stande, den schlechten Eindruck zu ver— hindern, welchen die Intervention des Papstes auf das der Majorität nach protestantische amerikanische Volk hervorgerufen habe. Der Präsident habe hinzugefügt, er werde alles thun, um den Krieg zu vermeiden, aber er könne nicht gegen die Ansicht des Volkes vorgehen, welches die Unabhängigkeit Cubas verlange, damit enblich die dort drei Jahre andauernden Gräuel aufhörten. .

Die Mitglieder des Repräsentantenhauses sind, einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ zufolge, gestern davon benachrichtigt worden, daß Schiffe nach Havanna entsendet seien, um den amerikanischen General-Konsul Lee und die übrigen Konsulatsbeamten an Bord zu nehmen. Alle Ameri— kaner wünschten Cuba zu verlassen. Der General⸗Konsul habe aus Havanna telegraphiert, daß es ihm im Falle der Kriegs—⸗ erklärung unmöglich sein würde, die amerikanischen Staats⸗ angehörigen vor Sonntag von Cuba zu befördern.

Dem New⸗Yorker „Journal“ wird aus Havanna ge—⸗ meldet, der General⸗Konsul Lee habe allen dort wohnenden Angehörigen der Vereinigten Staaten bekannt gegeben, sie müßten bereit sein, Cuba sofort zu verlassen.

Demselben Blatt wird aus San Domingo telegraphiert, es verlaute daselbst, daß die Vereinigten Staaten sich die Kontrole über eine Insel in der Samana⸗Bucht als Kohlen⸗ station gesichert hätten; große Mengen Kohlen träfen dort ein.

Asien.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Peking vom estrigen Tage, der russische Geschäftsträger Pawlow habe . gestern früh in feierlichem Aufzuge in das Kaiserliche Palais begeben, um dem Kaiser für seine Bewilligung der Verpachtung von Port Arthur und Talienwan an Rußland zu danken. .

Der „Times“ wird aus Peking telegraphiert, China habe die französischen Forderungen folgenden Inhalts bewilligt: Nichtentäußerung irgend eines Theils von Kwang⸗ tung, Kwangsi und Jünnan, Bau einer Bahn nach Jünnan⸗fu, Verpachtung einer Kohlenstation und Anstellung eines Franzosen als Direktors der Kaiserlichen Posten. .

Der russische Kreuzer Wladimir Mo nomach“ ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern in Hongkong eingetroffen.

Afrika.

Der „Times“ wird aus dem Lager am Atbara vom gestrigen Tage gemeldet, daß eine zur Erkundung der Stellung der Derwische unternommene. Bewegung zu einem heftigen Gefecht mit dem Feinde geführt habe, welcher in geschlossener Streitmacht vorgerückt, aber zurückgetrieben worden sei und 200 Mann verloren habe. Auf britischer Seite seien 6 Mann getödtet und 10 verwundet worden. ö

Wie „W. T. B.“ aus Pretoria erfährt, hat sich der Staatssekretär Dr. Leyds bereit erklärt, die Südafrikanische Republik in Europa zu vertreten. Derselbe wird seinen Wohnsitz im Haag nehmen.

Nr. 11 des Eisen bahn-Verordnungsblatts“, heraug— egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 2. April, at folgenden Inhalt: Erlafse des Ministerg der öffentlichen Arbeiten: vom 31. März 1898, betr. Besoldungsdienstalter der vom Betriebs⸗ Sekretär in Eisenbabn⸗Sekretärstellen eingerückten Beamten; vom 31. März 1898, betr. Ergänzung der gemeinsamen Bestimmungen für alle Beamten im Staatseisenbahndienst. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Unter dem Titel Hauptergebnisse der gewerblichen Betriebszöhlung vom 14. Juni 1895 bringt das Kaiserliche Statistische Amt socben in einem besonderen Ergänzungsheft seiner Vierteljahrshefte (Berlin, U u. Mühlbrecht; Ladenpreis im Einzelverkauf 2 eine Barstellung der neuesten gewerblichen Ent⸗ wickelung Deutschlands zur Veröffentlichung. Es wird darin nach⸗ gewiesen, in welcher Weise die Betriebe und das Per songl der einzelnen Gewerbe seit 1882 sich entfaltet haben, wobei die Klein, Mittel. und Großbetriebe eine besondere Berüc— si tigung finden. Ferner werden die gewerblich⸗sozialen Verhältnisse geschildert, und zwar wird für die verschiedenen Gewerbe nicht nur dargethan, in welchem Zahlenverhältniß Unternehmer, An—

estellte und Arbeiter gegenseitig stehen, sondern auch in welchem aße speziell jugendliche Arbeiter, dann Arbeiterinnen, insonderheit verheirathete Frauen, und gewerbliche Lehr⸗ linge unter der Arbeiterschaft vorkommen. Ein weitereg Kapitel beschäftigt sich mit der Hausindustrie und zeigt deren Ent wickelung für die einzelnen Gewerbe nach Zahl der Betriebe

wendung von Motoren; die Betriebe, deren Motoren mit Wind, Wasser, Dampf, Gas, Petroleum, Benzin, Aether, Heißluft, Druckluft, Elektrizität bewegt werden, sowie die Betriebe mit Dampf⸗ kesseln ohne Kraftübertragung, Dampffässern, Dampssegelschiffen ge—⸗ langen für Gewerbegruppen bier zur Nachweisung, zugleich soweit tbunlich unter Berücksichtigung der Kraftleistung der verwendeten Elementarkraft. Alle diese Verhältnisse werden zunächst für das gesammte Reichsgebiet mitgetheilt, in einem eigenen Kapitel zum tbeil auch für die einzelnen Bundesstaaten und Landesthtile. Nach einem weiteren Ab⸗ schnitt, welcher die gewerbestatistischen Nachweise einer vergleichenden Betrachtung im Zusammenhalt mit Ergebnissen verwandter Er- bebungen Ber s erer Fabrikinspektoren⸗Berichte, Versicherungs⸗ Statistik) unterzieht, wird zum Schluß der 50 Seiten umfassenden textlichen Einleitung der Versuch unternommen, die Gewerbekraft und die Gewerbeproduktion Deutschlands, soweit es der der⸗ zeitige Stand der amtlichen Statistik zuläßt, in ihrem gegenseitigen Verhältniß zu veranschaulichen; besonders Rechnung getragen ist bier⸗ bei der Gewerbekraft und der Ausfuhr, deren Umfang für 72 Ge⸗ werbearten im Einzelnen dargelegt wird.

Den jweiten Theil des Ergänzunggheftes bildet ein Tabellenwerk von 124 Seiten, welches die voraufgefübrten Verhältnisse wenig⸗ stens der Hauptsache nach für sämmtliche 320 in der Gewerbe . unterschiedenen Gewerbearten zahlenmäßig zur Nachweisung ringt. . Der Gesammtinhalt dieser neuesten Veröffentlichung des Kaiser⸗ lichen Statistischen Amts, der später eine ausführliche Bearbeitung der Gewerbe ⸗Statistit in einem besonderen Bande der Statistik des Deutschen Reichs folgen wird, bietet Unterlagen, die für alle weiteren gewerbe, sozial und auch handelspolitischen Maßnahmen von großem Werthe sein dürften.

Soeben ist durch das Erscheinen des III. und IV. Vierteljahrs⸗ hefts der TWXXXVII. Jahrgang der Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus. (1897) zabgeschlossen worden. Von dem reichen Inhalt dieses Doppelhefts sei namentlich eine Abhandlung von Dr. MaxBroesike über „die beschäftigungslosen Arbeitnehmer in Preußen am 14. Juli und 2. Dezember 1895“ bervorgehoben, welche auf den Ergebnissen der letzten Berufs und Gewerbe⸗', bezw. Volkszählung beruht. K. Brämer hat eine Arbeit über die Lebensversicherung in Preußen 1891 bis 1894 geliefert. Auf das Arbeitsgebiet und die Leistungen der preußischen Slatistischen Landeszentralstelle selbst bezieht sich der auch als Sonder⸗ abdruck erschienene ausführliche Bericht des Direktors, Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths E. Blenck über „das Königlich preußische Statistische Bureau während der Jahre 1885 bis 1896, eine Fort⸗ setzung des allgemein zasammenfassenden geschichtlichen Berichts des⸗ selben Verfassers, der im Jahrgange 1885 der „Zeitschrift, erschien. In gedrängter Kürze sind ferner mitgetheilt: die wichtigsten Ergebnisse der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 im preußischen Staate“ und „»die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im preußischen Staate während des Jahres 1896.7. Bücheranzeigen sowie vier Bogen Statistischer Korrespondenz“ beschließen dieses Doppelheft.

Die Verwendung von ausländischem Verschnitt wein in Württemberg im Jahre 1897.

Nach den „Mittheilungen des Königlichen Statistischen Landesamts“ sind in Württemberg an Verschnittweinen zum Zollsatz von 10 4 ; . ; . ,,, eingegangen und zum Verschneiden inländischer Weiß und Rothweine verwendet worden: im Jahre 1892 1893 1894 1895 1896 1897 Sal77 49847 49967 64823 27861 41317 h Das Mehr von 1345, 6 hl im Jahre 1897 gegen 1896 ist auf den qualitativ geringen Ausfall der Weinernte im Herbst 1896 zurück— zuführen. Die einzelnen Produktionsländer waren an den Einfuhren prozentual, wie folgt, betheiligt: 1899 1893 1894 1895 1896 97 Malen ow , ,,, Oesterreich Ungarn.. 0,9 , 8 760 95 Gg nnn, 719 1,9 0,3 2,4 8,5 5, 2 . 1,5 5, 4, Rankel 6h 1,0 0,4 3,6 * 9 Ver. Staaten von Amerika 0,2 ; Spanien ; 6 0. Die Menge des Verschnittweins verhielt sich zu der mit demselben verschnittenen, nur inlänbischen Weinmenge in den 6 Jahren 1892,97 nach einander wie 1: 1,83; 1,86; 1,B58; 1,91; 2, 14; 2,24. Im Jahre 1897 wurden 9267,5 hl verschnitten, darunter 5006, hl oder 54 0/o Rothwein; früher überwog der Weißwein. Wie aus der nachstehenden Uebersicht ersichtlich ist, haben sich Weingärtner gar nicht und Private nur in ganz untergeordneter Weise am Verschneiden betheiligt: Es waren betheiligt . 18892 1893 1894 1895 1896 1897 Wirtbe. ( 43 2 20 46 Weinhändler. . 18 - 102 2. 268 334 ö ) l 2 J 5 8 Weingärtner ; 2. . zusammen 283 388 Volle 91,1 9 des verwendeten Verschnittweins und 90.900 des ver—⸗ schnittenen Roth⸗ und Weißweins trafen im Jahre 1897 auf Wein⸗

290

händler, 7,1 C bezw. 5, go auf Wirthe und nur 1,8 bezw. 3,2 0 o au rivate. . Jahre 1897 haben zum ersten Male sämmtliche Be— theiligte mehr Roth als Weißwein verschnitten. Während bei den Weinhändlern bisher stets das umgekehrte Verhältniß zutraf, ver— schnitten die Privaten auch im Vorjahre und in den Jahren 1892 1893 und 1895, die Wirthe dagegen bisher nur in den Jahren 1892 bis 1894 mehr Roth als Weißwein. Die Art des Verschnitts im Jahre 189 erhellt aus folgender Uebersicht: Prozentuales Verhältniß des damit verschnittenen e , 3 F eich 82,4 58 , JJ 17415 52567 Desterreich⸗ Ungarn 14571 25,29 Griechenland J 22414 7686 I 26, 38 73, 62 Ver. Staaten von Amerika... 100.90 66. In der Hauptsache vollzog sich das Veischnittgeschäft in den größeren Städten des Landes.

7 0 8 0

Herkunftsland des Verschnittsweins

Zur Arbeiterbewegung.

n Gleiwitz ist, wie der Vorwärts“ berichtet, ein Ausstand der Vi Cale 9 der Leppich'schen Bau und Möbeltischlerei aus- gebrochen. Die Ausftändigen verlangen Verkürzung der Arbentszeit.

Aus Langenbielau wird demselben Blatt gemeldet, daß der Ausstand der Weber und Weberinnen bei der Firmg Julius Neugebauer beendet ti 23 rh r soll einige Zugeständnisse emacht haben. (Vgl. Nr. G ö . ) gt Gothg hakte ein Theil der Tischler, wie die Goth. Ztg.“ meldet, am J. April die Arbeit wegen Lohnstreites eingestellt. Durch Vereinbarung mit der Ausstandskommisston ist die Arbeitseinstellung in den Geschäften der Hofpianofortefabrikanten Munck und Th. Hoffmeister u. Co. durch Gewährung der Forderungen der Gesellen beendet. Mit den übrigen Meistern wird noch verhandelt. Auch die Schiefer⸗ decker Gerben befinden sich seit dem 1. April im Auctstande.

ammtliche Angestellten der Gazanstalten die Arbeit nieder. Da 1. H n, jur Wiederaufnahme des Betriebs ergebnißlos blieben, lagen die Nebenftraßen (die Hauptstraßen haben elt tr ische Beleuchtung) sowie die gesammten Wohnhäuser Mailands Abends

vollständig im Dunkeln.

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unst und Wissenschaft. ;

Die photographische Kunstausftellung des Wiener Camera⸗-Klubs“ (f. Nr. 81 d. Bl) in der neuen „Urania

(Taubenstraße) hat sich eines so regen Besuches zu erfreuen, daß man ich ver⸗ anlaßt sab, dieselbe über die Feierkage hinaus zu verlängern. Die Möglich- keit dazu ist besonders dem Entgegenkommen des ‚„Photo⸗Klubs“ in Paris zu verdanken, welcher im Mai dieselbe Ausstellung in der französischen Hauptstadt veranstaltet. Segleich nach dem Schluß der hiesigen Aus= stellung, welcher am weiten Oster⸗Feiertage eintritt, gehen die Bilder von bier nach Paris. Freunde der photographischen Kunst werden die Verlängerung der interessanten Autstellung gewiß mit

Freude begrüßen.

Eine internationale Ausstellung illustrierter Post- karten wird in der Zeit vom 1. bis 31. Mai d. J. in den Räumen des Kun stgewerbe⸗Museums zu Leipzig stattfinden. Das von dem „Centralverein für das gesammte Buch ewerbe“ in Leipzig ins Leben gerufene Unternehmen erscheint in der That zeitgemäß. Die Erjeugnng illustrierter Postkarten bildet schon jetzt einen großen blübenden Geschäftszweig, und das Streben der Verleger, die Karten immer mehr in vornehm künßftlerischer Weise auszustatten, hat die Beliebtheit des Gegenstandes in staunenswerthem Maße gesteigert. Die Postkarten⸗ Ausstellung in Leipzig darf daher wohl auf die leb hafte Theilnahme der Erzeuger und Verleger wie des Publikums rechnen und wird ein überraschendes Bild geben von dem xiesigen Umfange, den der Postkartensport in wenigen Jahren erreicht hat.

Die internationale asronautische Konferenz, welche vom 31. März bis 4. April zu Straßburg i. G. abgehalten wurde (s. 4. d. Nrn. 78 u. 79 d. B.) hat, wie die ‚Straßb. Korr.“ berichtet, wichtige Beschlüsse gefaßt; vor allem ist es ihr gelungen, die bisher feblende Uebereinstimmung in der Methode der Aufstiege sowohl als auch bezüglich der hierbei zu verwendenden Instrumente zu erzielen. Am 2. d. M. früh er⸗ folgte die Vorführung des von Parseval⸗Siegsfeld erfundenen und konstruierten, von Mödebeck und Hergesell für die meteorologischen Untersuchungen eingerichteten und vervollständigten Drachen ballons, der sich zu allgemeiner Befriedigung durchaus bewährte. Wohl brachte ihn die übergroße Belastung durch Instrumente und den anhaltenden Regen vorübergehend zum Sinken; doch hat er seine Probefahrt trefflich be⸗ standen, wenn man in Betracht zieht, daß er mehrere Tage und Nächte in der freien Atiaosphäre verblieben war. Nächstdem wurden auch einige Drachen aufgelassen, die ebenfalls im meteorologischen Beobach⸗ tungsdienst Verwendung finden sollen. Das ungewöhnliche Schau⸗ spiel hatte eine zahlreiche Zuschauermenge angelockt. Auch die Ge⸗ mahlin des Statthalters, die Fürstin zu Hohenlohe⸗Langenburg, wohnte in Begleitung des Erbprinzen von Leiningen trotz des anhaltenden Regenwetters dem AÄAufstieg bei. Bevor der Ballon mit den ihn begleitenden Drachen in die Höhe gelassen wurde, fand eine photographische Aufnahme sämmtlicher Mitglieder der Konferenz statt. Nach Beendigung der Uebung wurde denselben von dem Oberst⸗ Lieutenant Baumbach im Offizierzimmer der Train ⸗Kaserne ein Frühstück angeboten. Nachmittags 4 Uhr fand im Gasthof ‚Zur Stadt Paris? ein Festmahl statt, an welchem die Mitglieder der Konferenz, sowie die Unter⸗Staatssekretäre von Schraut und Dr. Petri, der General⸗ Lieutenant Leo, der Bezirks -Präsident Freiherr von Freyberg der Kurator, der Rektor und der Prorektor der Universität nebst mehreren Professoren und der Beigeordnete Jehl als Vertreter des Bürger⸗ meisters theilnahmen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach den beim ungarischen Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Berichten herrschte, wie der Wiener Ztg. aus Bu dapest gemeldet wird, bis zum 26. März zum großen Theil trockenes und theilweife mildes, aber windiges, ja stellenweise stürmisches Wetter. Ende des Monats trat eine Aenderung ein, und es regnete beinahe täglich in kleinem oder größerem Maße. Nach dem außerordentlich trockenen Winter war der jetzige Regen für die Pflanzungen von ausgezeichneter Wirkung, besonders für den Frühjahrsanbau, welcher zum großen Theil schön emporkeimt. Auch der Herbstanbau profitierte sehr viel von den befruchtenden Niederschlaͤgen, obschon betreffs derselben sehr viele Klagen vorliegen. Die früh angebauten Herbstsaaten können nur zu zwei Dritteln, die später angebauten zu drei Vierteln als zu⸗ friedenstellend bezeichnet werden. Die Weizensaat ist ziemlich schütter geworden und schwach in den Komitaten Torontäl, dem unteren Theile von Bäecs Bodrog, Arad, Temes, Bihär, Saros, Zala, Vas und Sopron, theils infolge von Verwüstungen durch Mäuse und Würmer, theils durch Winterfröste, beziehungsweise infolge starker Winde. Schäden durch Mäuse werden auch aus mehreren anderen Komitaten gemeldet. Obwohl der Stand der Herbstsaaten in einem großen Theile des Landes den Anforderungen der Oekonomen nicht entspricht, ist doch zu konstatieren, daß die zurück⸗ gebliebenen Weizen, und Roggensaaten infolge des Regens sich zu bestocken beginnen und zum großen Theile eine schöne Farbe zeigen. Roggen litt gleich wie Weizen. Wintergeiste steht unter den Winter⸗ saaten noch am besten, obgleich auch sie infolge der oben angedeuteten Umstände Schaden litt. Der größte Schaden zeigt sich bei dem Raps. Was von diesem geblieben, ist nur schwach mittel.

„Der Obst baum, wie man ihn pflanzt und pflegt. Von Paul Enkelmann, Obergärtner des , der Versucht⸗ a. des „Praktischen Rathgebers im Obst⸗ und Gartenbau. Mit 4 farbigen Tafeln, nach der Natur gezeichnet von Felix Kunze. Frankfurt a. O., Verlag von gien sch u. Sohn. Pr. geb. 1 4 Was dieses kleine Buch bietet, besagt deutlich der Titel. Der Werth der darin gegebenen Anleitungen beruht darauf, daß sie unmittelbar aus der Praxis genommen sind. Einen speziellen Reiz erhält das Buch durch die vier gut ausgeführten farbigen Tafeln, welche darstellen, wie ein normaler guter Obstbaum aussehen und wie er gepflanzt, geschnitten, gepflegt werden muß; auch eine Anzahl einfacher praktischer Geräthe, wie sie auf dem Hedwigs⸗ berge in Gebrauch sind, ist veranschaulicht. Besondere Sorgfalt ist darauf verwendet, die üblichen Arten des Veredelns zu eigen. Am Schluß findet man auch einen Abschnitt, aus dem man die richtige Aufbewahrung des Obstes und die praktische Verpackung lernen kann.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Masßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb, in der Woche vom 20. bis 26. März ein der Vorwoche ähnlich günstiger, und die Sterblichkeit war eine noch etwag geringere; von je 1000 Ein⸗ wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16,2 (gegen 17,0 der a, Vorherrschend blieben auch in dieser Woche unter den Todegursachem, akute Entzündungen der Athmunggerganej; die Zahl der durch diese Krankheitsformen bedingten Sterbefälle war ein wenig kleiner als in der Vorwoche. Auch Erkrankungen an Influenza, wiewehl noch häufig vorkommend, jeigten einen milderen Verlauf; es kam nur 1 Todesfall an Influenza zur Meldung. Akute Darm⸗ krankheiten zeigten sich gleichfallg nicht selten, insbesondere bei kleinen Kindern, und die Zahl der durch sie hervorgerufenen Todes-

und darin beschäftigten haugtzindustriellen ersonen. Hieran schließt sich eine Dar“ ellung der gewerblichen Ver⸗

Aus Mailand wird der „Voss. Ztg.“ telegraphiert: Infolge von Meinungsverschiedenheiten bei der kn Keen feen, legten gestern

älle blieb fast die gleich große wie in der Vorwoche. Die Bethelli= . des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war nahezu die gleich

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