1898 / 100 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Apr 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung. .

Nach . des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz ˖ Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) der Allerhöchste Erlaß vom 12. Januar 1898, durch welchen genehmigt worden ist, daß das der Schlesischen Bodenkredit⸗Aktienbank ju Breslau unterm 13. März 187257. Dezember 1874/31. Dezember 1894 ertheilte Allerhöchste Prioilegium zur Ausgabe auf den Inhaber lautender Hypothekenpfandbriefe und Kommunal-⸗-Ohligationen auch unter den Aenderungen fortbestehen bleibt, welche in dem von der Generaloersammlung beschlossenen Nachtrage zu dem Statut vom 10. März 1897 bezeichnet sind, durch dat Amteblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 15 S. 149, ausgegeben am 9. April 1898;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Januar 1898, betreffend die Verleihung des Rechts zur Chausseegelderbebung 2. an den Kreis

re- Eylau für die von ihm zu bauende Chaussee von Roditten nach Zodehnen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königs— berg Nr. 9 S. 63, ausgegeben am 3. Maͤrz 1898;

3) der Allerhöchste Erlaß vom 31. Januar 1898, betreffend die Verleihung des Rechts zur Chausseegelkerhebung ꝛe. an den Kreis Wittgensteln für die von ihm erbaute Chaussee von Berleburg nach Wunderthausen, durch das Amts blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg Nr. 11 S. 124, ausgegeben am 12. März 1898;

4) der Allerhöchste Erlaß vom 21. Februar 1898, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Berlin behufs Grwerbung eines zur Verbreiterung des nördlichen Zuganges zur Ober- baumbrücke erforderlichen Grundstücks, durch das Amtsblatt der König lichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 13 S. 134, ausgegeben am 1. April 1898;

5) der Allerhöchste Erlaß vom 21. Februar 1898, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 an—⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizelvergehen auf die Don dem Kreise Wehlau erbauten Chausseen von Allenburg nach Gr.“ Allendorf und von Gauleden nach Langhöfel, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 11 S. 87, ausgegeben am 17. März 1898,

6) der Allerhöchste Erlaß vom 23. Februar 1898, betreffend die Anwendung des Enteignungsrechts zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zur Ausführung der Main -Kanalisierung oberhalb Frankfurt bis Offenbach seitens der Großherzoglich hessischen Regie⸗ rung in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtz⸗ blatt für den Stadtkreis und für den Landkreis Frankfurt a. M. Nr. 14 S. 116, ausgegeben am 26. März 1898; :

7) der Allerhöchste Erlaß vom 21. März 1898, betreffend die Genehmigung der Verfassung der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin vom 19. Februar 1898, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 16 S. 176, ausgegeben am 22 April 1898;

8s) der Allerhöchste Erlaß vom 28. März 1898, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 18490 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die von dem Kreise Westprignitz erbaute Chaussee von Havelberg bis zur Kreisgrenze bei Kümmernitz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 16 S. 182, aus- gegeben am 22. April 1898.

Angekommen:

der Ober⸗Berghauptmann Freund im Ministerium für Handel und Gewerbe, aus der Rheinprovinz.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Prensen. Berlin, 28. April.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute früh, von 71 Uhr ab, den Vortrag des Chefs des Zivil⸗ kabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus ent⸗ gegen und wohnten von 9 Uhr ab den Bataillonsbesichtigungen auf dem Tempelhofer Felde bei.

Amtlicher Nachricht zufolge ist von den spanischen Be⸗ hörden damit begonnen worden, die Häfen der Inseln Cuba und Puerto Rico sowie der Philippinen durch Torpedolinien zu sperren.

Nach ne h ber, dieser Maßregel kann daher die Ein⸗ fahrt in die genannten Häfen nur unter Führung der dortigen

afenlootsen bewerkstelligt werden, welche sich auf der Außen⸗ eite der Vertheidigungslinien aufhalten werden, um den Schiffen den Weg zu zeigen.

Ferner werden die obersten Behörden der Inseln Cuba und Puerto Rico sowie der Philippinen die Beseitigung der Seezeichen und die Auslöschung der Leuchtfeuer anordnen, sobald diese Maßregeln zur Vertheidigung der ihnen unter⸗ stellten Gebiete erforderlich werden.

Während des Vierteljahrs vom 1. Januar bis 31. März 1898 haben 3437 Schiffe (gegen 2233 Schiffe in demselben Vierteljahr 1397) mit einem Retto⸗Raumgehalt von 432 503 Register⸗Tons (1897: 308 557 Register⸗Tons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Acht des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 232 599 M (1897: 161 414 Sις) entrichtet. Davon entfielen auf den Monat März 1622 Schiffe (1897: 1691 336 von 172743 Register⸗Tons (1897: 153 211 Register⸗Tons und 92 039 M ( 897: 80 275 M6) Gebühren.

Der Königlich sächsische Gesandte Graf von und Bergen ist nach Berlin zurückgekehrt und schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

ohenthal at die Ge⸗

Laut e n r er Meldung an das Ober⸗Kommando

der Marine ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Fol lenius, mit dem Chef der zweiten Division des Kreuzer⸗Geschwaders nn Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, an Bord, am 27. April in g Anchorage angekommen und beabsichtigt, am 30. April wieder in See zu gehen.

Bayern.

Aus Anlaß des Geburtstages Seiner Majestät des Königs fanden gestern in München in sämmtlichen Kirchen Gottesdienste statt. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz⸗ Regent, die Prinzen Ludwig, Karl und Ludwig

erdinand sowie der Herzog Ludwig wohnten dem ontifikalamt in der Metropolitankirche bei. Die Königlichen und die städtischen Gebäude, sowie die Gesandtschaften, Kon⸗ N. und zahlreiche Privathäuser trugen reichen Flaggen⸗ muck.

Elsasz⸗Lothringen.

Der Landesausschuß hat vorgestern den Gesetzentmurf, betreffend die Disziplin der Richter, einer Kommission überwiesen. Der Gesetzentwurf über den Kaiserlichen Rath wurde nach dem Vorschlag der Kommission in zweiter Lesung angenommen. Ebenso erhielt der Gesetzentwurf zur Ergänzung des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Be⸗ amten und Lehrer, in zweiter Lesung ohne Diskussion die Zustimmung des Hauses. In der , Sitzung wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Kapitalrentensteuer, in dritter Lesung angenommen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordneten hau se gab gestern bei der ersten Lesung der dringlichen Anträge auf Aufhebung der Sprachenverordnung der Minister-Präsident Graf Thun eine Erklärung ab, in welcher er, nach dem Bericht des „W. T. B.“, etwa Folgendes ausführte:

Die Regierung sei der eminent wichtigen Sprachenfrage nicht ausgewichen, sondern habe ihre diesbezügliche Stellungnahme auf die gegenwärtige Verhandlung, als beste Gelegenheit, aufgeschoben. Er werde selbstverständlich auch andere Fragen der politischen, durch das scharfe Hervortreten des nationalen Momentes gekennzeichneten Situation berühren müssen. Während die nationalen Parteien die Nationalität in den Vordergrund stellten, bildeten für die Regierung die nationalen Wänsche nur einen Theil ihrer Aufgabe. Die Re⸗ gierung müsse dags Wohl des Ganzen sich vor Augen halten und den geistigen wie wirthschaftlichen Bedürfnissen aller Länder und Völker volle Fürsorge zuwenden. Bezüglich der sich durch die Verschieden⸗ artigkeit der nationalen Bestrebungen ergebenden Reibungsflächen müsse neben der Pflege der eigenen Nationalität auf die Bedürfnisse auch der Gesammtheit Rücksicht genommen werden. Die Regelung der sprachlichen Verhältnifse der öster⸗ reichischen Völkerfamilie bilde im gegenwärtigen Augenblick den Eck⸗ stein der nationalen Entwickelung. Während bisher, abgesehen von dem Gerichtsverfahren und dem Art. 19 des Staatsgrundgesetzes, kein Sprachengesetz bestanden habe und die Regierungen daran festgehalten hätten, daß die Regelung der Sprachenfrage ein ausschließliches Recht der Exekutive bilde, habe sich langsam eine Aenderung in der Auf⸗ fassung entwickelt. Der Minister⸗Präsident Baron Gautsch babe seinen Sprachenverordnungen geradezu einen provisorischen Cha⸗ rakter bis zur gesetzlichen Regelung gegeben. Er Graf Thun) erkläre frei und offen, daß er bei dem Antritt der Erbschaft der Verordnungen des Barons Gautsch, dessen Absicht der ge⸗ setzlichen Regelung sich angeeignet habe. Diese im Hause vielseifig gewünschte Regelung bilde die große Aufgabe, deren Gelingen die ernste und stetige Mitarbeit aller Faktoren erfordere, damit sich der nationale Sturm lege und für eine gesunde fortschrittliche Entwicke⸗ lung Raum geschaffen werde. Die Aufgabe sei der Arbeit der Besten werth, und wenn das Werk nicht auf den ersten Wurf gelinge, könne das Ziel schrittweise erreicht werden. Die Regierung begrüße daher die Einsetzung eines Sprachen—⸗ Ausschusses, indem sie ihre ernsteste Mitarbeit zusichere. Thatsächlich habe man es nicht mit einer Sprachenfrage, sondern mit einem ganzen Komplex von Sprachenfragen zu thun, die verschieden zu behandeln seien, je nach der geographischen Begrenzung und der Verschiedenheit der Amtssphären. Somit würden verschiedene Gesetze nothwendig werden. Die Kompetenz der Reichs, und Landes gesetzhebung werde im Auge zu behalten sein und neben dieser auch ein, wenngleich eingeschränktes, Verordnungsrecht. Auch mit der Statuie⸗ rung mindestens der Grundsätze für eine Reihe von das nationale Empfinden lebhaft bewegenden Fragen werde man sich beschäftigen müssen, ebenso mit der Regelung des Volksschulwesens nach der sprachlichen Seite. Schwere Fragen seien nicht mit einfachen For⸗ meln lösbar. Nur die feste Absicht, zur Verständigung zu gelangen, vermöge die ersehnten Früchte zu zeitigen. Diese Verständigung über die hauptsächlichsten Prinzipien müsse der Kodifizierung vorangehen; denn es würde ein gewaltiger Irrthum sein, zu glauben, daß die Sprachenfrage durch ein von der Majorität beschlossenes, dem starken Widerstande der Minorität begegnendes Gesetz zu lösen sei. Die Regierung wolle ein Gesetz, das besser sei als die Verordnung, weil es für lange Zeit den berechtigten Bedürfnissen der Nationalt- täten und des Staats zu entsprechen habe. Der einzusetzende Aus— schuß, gebildet aus Vertretein der verschiedenen Parteien, solle den Versuch unternehmen, eine gesetzliche Formel für die Sprachenfrage zu finden. Die Regierung würde die Permanenzerklärung des Aue— schusses dankbar begrüßen. Bevor die Regierung mit der gesetzlichen Regelung der Sprachenfrage aus eigener Initiative vorgehe, müßten ernste Verständigungsversuche sowohl in Betreff des Meritums der Sache als der Kompetenzfragen vorangehen. Die Verständigung sei trotz der kochgehenden politischen Wogen bei gutem Willen erreichbar. Die Aktion des Mährischen Landtages könne als nach⸗ ahmenswerthes Beispiel angesehen werden. Die Sprachenverord⸗ nungen des Grafen Badeni seien aufgehoben; sie hätten den thatsäch⸗ lichen Verhältnissen der Länder nicht entsprochen. Auch er (der Minister⸗ Präsident) halte an den Prinzipien des vollen und gleichen Rechtes fest, aber die damals hierfür gewählten Formeln hätten lebhaften Einwen⸗ dungen begegnen müssen. Auch die gegenwärtig geltenden Verordnungen, welche das Bestreben hätten, sich den thatsächlichen Verhältnissen an= zupassen, lönnten aufgegeben werden, sobald ein besseres Gesetz ge⸗ schaffen sei, ja unter gegenseitigem Einverständniß vielleicht schon, wenn eine Einigung über gewisse Hauptpunkte im Ausschusse erzielt sei. Die Regierung werde werkthätig mitarbeiten, nicht als über den

arteien stehend, sondern als Vertreterin des an erster Stelle betheiligten

taatginteresses und als Faktor, dem die Erreichung des Zieles am Herzen liege. Eine ernste und rasche Thätigkeit in dieser hochwichtigen Frage thue dringend noth. Die Regierung wünsche Raum zu schaffen für eine fruchtbringende gemeinschaftliche Thätigkeit auf allen anderen Gebieten. Bei aller Bedeutung des Einflusses des nationalen Empfindens müsse die Volksvertretung ein offenes Auge für das materielle Wohl der Bevölkerung haben. „Arbeiten wir also“, fuhr der Minister⸗Präsident fort, „an der Ordnung der Sprachenfrage, aber sorgen wir zugleich für die dringenden wirthschaftlichen und kulturellen Bedürfnisse des Staats und seiner Bewohner! Weite Bepölkerungs⸗ . erwarten vom Parlament fruchtbringende Arbeit. Ent⸗ täuschen wir diese Hoffnung nicht! Es würde gefährlich sein, wenn die Bevölkerung selbst zu der Ueberzeugung gelangte, a das Abgeordnetenhaus zwar bestehe, aber zu keiner positiven Arbeit fähig sei. Das Vertrauen zum Parlament muß wieder erweckt werden durch positive Arbeit. Hierzu fordere ich erneut das hohe Alle Staaten schreiten vorwärts, wir aber leben im Unsere besten Kräfte sind gelähmt. Raffen wir unt auf! und Zukunft werden uns dankbar sein!“

Das Haus nahm hierauf einstimmig einen Antrag des Abg. Funke an, die Sitzung wegen der Wichtigkeit des Gegen⸗ standes zu schließen.

aus auf. tillstand. Gegenwart

Großbritannien und Irland.

Wie dem „W. T. B.“ aus London berichtet wird, kreuzen, nach einem dort eingetroffenen Telegramm, zwei spanische Torpedoboote in der Nähe der Cagquets⸗ . bei der Insel Alderney; ein großer armierter

ampfer, der ebenfalls . Nationalität sein soll, ankert zwischen dem Louvre⸗Felsen und Duessant. Ferner wird gemeldet, daß ein spanisches Torpedoboot gestern früh Dover in westlicher Richtung passiert habe. Das gestern in Cork eingelaufene Schiff „Killarney meldet, daß es am Dienstag auf See unweit Cork den amerikanischen Dampfer „Shenandoah“ gesprochen habe. Hiernach stellt sich die Nachricht, daß die „Shenandoah“ von den Spaniern weg⸗ genommen sei, als unbegründet heraus.

Frankreich.

Die in der Reserve stehenden Kreuzer „Najade“ und „Arsthuse“ werden, wie „W. T. B.“ aus Brest berichtet, in Dienst gestellt werden, um mit dem Kreuzer „Destaing“ nach den Antillen abzugehen.

Infolge des Tadelsvotums, welches die Deputirten⸗ kammer in ihrer Sitzung vom 30. März gegen den früheren General⸗Staatsanwalt Ques nay de Beaurepaire wegen seines Zögerns, die gerichtliche Verfolgung in der Panama⸗-Angelegenheit einzuleiten, ausgesprochen hatte, be⸗ schäftigte sich die Disziplinarkammer füuͤr richterliche Beamte mit dem Fall; sie beschloß, ein Verfahren gegen Quesnay de Beaurepaire nicht einzuleiten.

Rußland.

Der Botschafter der Vereinigten Staaten Hitchcock hat, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, der russischen Regierung den seit dem 21. April bestehenden Kriegszustand zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien notifiziert.

Italien.

In Anwesenheit des Königs und der Königin, der Behörden und einer zahlreichen Menschenmenge fand, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Florenz die Einweihung der Denkmäler des Staatsmannes und langjährigen Bürger⸗ meisters von Florenz Peruzzi und des fruheren Ministers Ricasoli statt. Die Majestäten wurden mit großer Be⸗ geisterung begrüßt.

Die Deputirtenkammer genehmigte in ihrer gestrigen Sitzung den Gesetzentwurf, nach welchem die Herabsetzung des Getreidezolles bis zum 15. August d. J. in Kraft bleibt. In Beantwortung einer Anfrage des Deputirten Lochi erklärte der Unter ⸗Staatssekretär des Aeußern Graf Bonin: weder der Vertrag vom Jahre 1871 zwischen Italien und den Vereinigten Staaten noch das neuer⸗ liche spanische Dekret führe Kohle unter den als Kriegs⸗ kontrebande angesehenen Artikeln auf; es liege deshalb keinerlei Gefahr für den internationalen Kohlenhandel vor. Auf eine An⸗ frage des Deputirten Carlo di Rudini erwiderte Graf Bonin: Spanien habe erklärt, daß es Schwefel unter die Kriegskontre⸗ bande rechne. Die italienische Regierung sei von der Wichtigkeit des Schwefelhandels für Italien und besonders für Sizilien durch⸗ drungen und ebenso von den ihr obliegenden Pflichten. Trotz⸗ dem aber bitte er, jetzt sich mit dieser Versicherung zu begnügen und zu gestatten, daß er zur Zeit von weiteren Erklärungen Abstand nehme. Auf eine An⸗ frage des Deputirten Nocito erklärte der Minister⸗ Präsident di Rudini: der Regierung sei keine Mittheilung von einer Anwerbung von Matrosen für die Vereinigten Staaten zugegangen. Jedenfalls würden Verfügungen erlassen werden, daß die Neutralitätspflichten und die Bestimmungen des Strafgesetzes streng zu beobachten seien. Die Kammer vertagte sich sodann bis zum 12. Mai.

n Bari wurden gestern wegen der Brotpreise ernste Ausschreitungen begangen, an denen sich etwa 2000 Per⸗ sonen, darunter auch Frauen und Kinder, betheiligten. Die Manifestanten setzten die Zollhäuser in Brand, drangen in das städtische Steuerbureau ein und verbrannten die Papiere. Sie verwüsteten auch die öffentlichen Gärten und zertrümmerten die Laternen. Die Versuche, in die Wohnung des Bürger⸗ meisters und in die Gefängnisse einzudringen, wurden von den Truppen vereitelt. Etwa 50 Personen wurden verhaftet. In Faenza fanden vorgestern ebenfalls Unruhen infolge der hohen Brotpreise statt.

Spanien.

Der „Agencia Fabra“ zufolge handelt es sich in Punkt 6 der aus Anlaß des Krieges eingebrachten besonderen Finanzvorlage (s. die nach Schluß der Redaktion einge⸗ gangenen Depeschen in der gestrigen Nr. d. Bl.) nicht um die Umwandlung der Titres der auswärtigen Schuld in solche der inneren Schuld, sondern lediglich um die Einführung des Affidavit für die Inhaber von Schuldtitres im Auslande.

In Bayonne sind, laut Meldung des „W. T. B.“, Depeschen aus Madrid eingegangen, nach denen ein aus vier Panzerschiffen und drei Torpedosägern bestehen⸗ des Geschwader am Dienstag in See gegangen ist. Es heißt, das Geschwader solle die , e der amerikanischen Nord⸗Staaten angreifen. Ein anderes ef hn eben sei in Cadix in Bildung begriffen.

Die Vereinigung von Rhedern in Barcelona hat an die Regierung einen Protest gegen die Wegnahme spanischer Schiffe durch die Amerikaner mit dem Ersuchen gerichtet, den französischen Vertreter in Washington zum An rd , ver⸗ anlassen zu wollen.

Dänemark.

Der Prinz Georg von Griechenland ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend in Kopenhagen einge⸗ troffen. Der Prinz Waldemar fuhr e ef e bis Röskilde entgegen. Auf dem Bahnhof in Kopenhagen waren der König, die Königin und die Prinzessin Waldemar zum Empfang anwesend.

Amerika.

Im Repräsentantenhause hat, nach einer Menn ne des „W. T. B.“, gestern die Debatte über die Kriegs kostenbi begonnen. Dingley eröffnete dieselbe mit dem Hinweis darauf, daß es das Wichtigste sei, Schulter an Schulter zu stehen, um den Feindseligkeiten sobald als möglich ein Ende zu machen. Es sei nothwendig, den Schatzsekretär zu , . im Namen der e nn Ain ieihen zu machen. Der Führer der Opposition Balley erklärte, er werde die Bill annehmen, . die Republikaner die Vorlage, betreffend eine Einkommen⸗ teuer, gutheißen würden, durch welche ein Mehr von 100 Millionen aufgebracht werden könne.

Der Höchstkommandierende der amerikanischen Truppen, General Miles hatte ien Besprechungen mit Vertretern der cubanischen Aufständischen.

Am Dienstag Abend sind 4000 Mann von Chicago nach dem Lager von Springfield abgegangen. Der Gouverneur von Maine hat angeordnet, daß die Streitkräfte dieses Staats am 2. Mai mobil gemacht werden. Die Konzentration der schweren Artillerie bei San Francisco hat begonnen; an der 26 von Kalifornien soll ein Patrouillendlenst eingerichtet werden.

Dem „Reuter'schen Vureau“ wird aus Key West ge⸗ meldet, daß die amerikanischen Kriegsschiffe „New York“, „Cincinnati?“ und „Puritan“ gestern die Forts von Mantanzas bombardiert hätten. Das Gefecht habe um 12 Uhr 45 Minuten Nachmittags begonnen und eine halbe . gedauert. Die Amerikaner hätten keine Verluste erlitten.

9 Key West hat sich das Prisengericht konstituiert. Die Entscheidungen desselben sollen aber erst bekannt gemacht werden, wenn die ganze Frage geregelt sein wird. Das Kriegs⸗ departement hat Anweisungen ertheilt, die gefangenen Spanier mit aller Ruͤcksicht zu behandeln. Die Offiziere werden als Zeugen zurückbehalten, dagegen ist die Mannschaft bereits in Freiheit gesetzt worden. Das spanische Schiff „Bolivar“ ist von dem amerikanischen Kreuzer „Detroit“ aufgebracht worden.

Aus Havanna meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß das spanische Kanonenboot „Ligera“ auf der Höhe von Cayo Piedra bei Mantanzas den amerikanischen Torpedojäger „Cushing“ getroffen habe. Dieser habe angefangen zu feuern, die „Ligera“ habe mit 10 Schüssen geantwortet, worauf

sich der „Cushing“ beschädigt zurückgezogen habe. Der

spanische Dampfer „Monserrat“ ist wohlbehalten in Cien⸗ fuegos angekommen.

Die Kommission der Kolonialregierung, welche sich in das Lager der Aufständischen begeben hatte, um mit diesen zu verhandeln, ist von dort noch nicht zurückgekehrt. In Regierungskreisen heißt es, daß die Anstrengungen, einen . mit den Aufständischen zu stande zu bringen, keinen Srfolg gehabt hätten.

Nach einer dem „New York Herald“ aus Panama zuge⸗ gangenen Meldung dürfte ein Krieg zwischen Nicaragua und Costa Rica unvermeidlich sein. Der General Igle . habe sich in Begleitung von Offizieren in Punta Arenas nach der Grenze von Nicaragua eingeschifft, um sich an die rf der Truppen zu stellen und die Operationen gegen den Präsi⸗ denten von Nicaragua, Santos Zelaya, zu beginnen.

Asien.

Der „Times“ wird aus Hongkong gemeldet, daß das

amerikanische Gejchwader gestern nach Manila in See ö sei. Der britische Kreuzer „Immortalits“ folge er Flotte.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Yokohama erfährt, ist die Demission des Handels⸗Ministers, Barons Itomiyoji angenommen worden. Graf Kaneko werde sein Nachfolger werden.

Der kommandierende Admiral in Manila hat tele⸗ graphisch nach Madrid berichtet, daß er mit dem Geschwader ausgelaufen sei, um Aufstellung zu nehmen und den Feind zu erwarten. Das amerikanische Schiff „Saranac“ ist von dem spanischen Kanonenboot „El Cano“ aufgebracht und in den Hafen von Iloilo geschleppt worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages, des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (77.) Sitzung des Reichs⸗ ages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗ Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow, der Staatssekretaͤr des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichs-Postamts von . und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts yr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, stand auf der Tagegordnung zunächst die erste Lesung der aus den Be⸗ rathungen des 1897 abgehaltenen Postkongresses hervor⸗ gegangenen Vertragsurkunden: des Weltpostvertrages und der verschiedenen Anhangsverträge.

Nach einigen erläuternden Bemerkungen des Staats⸗ sekretärs des Reichs⸗Postamts von Podbielski wurde der Weltpostvertrag ohne jede Debatte angenommen.

Es folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reich. Dadurch wird der Bundesrath ermächtigt, den An⸗ gehörigen und Erzeugnissen des vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland sowie den Angehörigen und Erzeugnissen der britischen Kolonien und auswärtigen Besitzungen für die Zeit bis zum 30. Juli 1899 diejenigen Vortheile einzuräumen, die seitens des Reichs den Angehörigen oder den Erzeugnissen des meistbegünstigten Landes gewährt werden.

Auch diese Vorlage gelangte nach einigen empfehlenden Worten des Staatssekreiärs des Innern, Staats⸗Ministers Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner ohne weitere Debatte in erster und zweiter Lesung zur Annahme.

(Schluß des Blattes.)

Das Herrenhaus setzte in der heutigen (12.) Sitzung, welcher der Reichskanzler und Präsident des Staatg⸗Mini⸗ teriums Fürst zu eh e. der Vize⸗Präsident des Staats⸗

inisteriums, Finanz⸗Minister Dr, von Miquel und der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer⸗ stein beiwohnten, die Berathung des Staatshaughalts⸗ Etats für 1898/99 beim Etat der Dom änenverwaltung fort.

Graf zu Inn und Knyphausen bedauert, daß die Fonds für Meliorationen durch Deichverbände 2c. in der Probinz Hannover nicht augreichten.

Beim Etat der Forstverwaltung giebt

63 zu Inn-⸗ und Knyphausen seiner Freude darüber Aus⸗ druck, daß die Regierungen in Ssnabrück, Aurich und Stralsund nun. mehr den anderen Regierungen vollständig gleichgestellt seien, sodaß man nicht mehr von Reglerungen zweiter Klasse sprechen könne. Redner beklagt die Beläsligung, die dem Ober, Forstmeister von Ds nabrũct durch die Diensfreisen insofern erwachse, als er für die Esenbahnfahrten infolge ungenügender Verbindungen zuviel Zeit ver⸗

s Arbest niedergelegt und sind in den Ausstand getreten.

wenden müsse. Die Zahl der Oberförstereien in den Inspektionz⸗ bezirken Osnabrück und Aurich sei zu gering; sie betrage zusammen nur 5, während durchschnittlich in jedem Bezirk 7 sein sollten. Von der überlasteten Inspektion in Hannover müßten einige Oberförstereien der Inspektion in Osnabrück zugetheilt werden. Ferner sollte der Minister an Stelle der ostfriesischen Regierung die dortige Inspektion selbst vornehmen; das würde für die forftlichen Verhältnisse in Ostfriesland ein Segen sein,

Ober ⸗Landforstmeister Donner: Wir werden die Verhältnisse der Forstverwaltung in Hannover gern nochmals in Erwägung ziehen. Bei der Einrichtung der ieee Verwaltung haben aber schon ein⸗ 6 Erwägungen stattgefun den. Allerdings sind zwei Förstereien von

snabrück sehr weit entfernt; aber dort besondere Forstmeister anzu⸗ stellen, würde der preußischen Sparsamkeit nicht entsprechen.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 17 der ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge—⸗ sundheitzamts“ vom 27. April hat folgenden Inhalt: Gefundheits⸗ stand und Gang der Volkskrankheiten. Jeitweillge Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Erkrankungen und Todesfälle im englischen Heere, 1895. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Auswanvererschiffe. (Schluß.) Arzneitaxe. (Preußen. Berlin.) Bau⸗Polizeiordnung. Medizinalpersonen. (Reg. ⸗Bez. Oppeln.) Ansteckende Krankheiten. (Reg.⸗Bez. Liegnitz.) Schweine seuchen. (Hessen.) Diphtherieheilserum. (Braunschweig.) Desgl. (Lübeck.) Rindereinfuhr. (Elsaß⸗Lothringen.) Butter ꝛc. (Belgien.) Rindvieh. (Rußland.) Lepra⸗ Serum. (Spanien.) Schiffe. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Quarantäne. (Canada.) Nahrungsmittel. Gang der Thierseuchen in Rußland, 1897 / 8. Rinderpest in der Türkei. Zeitweilige Maßregeln gegen Thier⸗ seuchen. (Deutsches Reich, Sachsen, Kan r nme Rumänien.) Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich.) 3. Berathung des Etats des Reichsamts des Innern. (Preußen.) Thierseuchen. (Sachsen Weimar.) Viehversicherung. (Norwegen. ) Leichenverbrennung. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Botanische Zentralstelle. (Preußen, Saarbrücken.) Typhus. (Hamburg.) Butter. (Frankreich.) Mouillage. (Egypten.) Internationaler Gesundheitsrath zu Alexandrien. (Canada.) Butter und Käse. Geburten und Sterbefälle in Frankfurt a. M., München, Nürnberg, Leipzig, 1897. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Ent⸗ scheidungen zum Nahrungsmittelgesetz (Obst, Fruchtsäfte).

Etatistik und Volkswirthschaft.

Der Fleischverbrauch in Frankreich.

Nach dem jetzt auch in seinem textlichen Theile vorliegenden Werke „Statistique agricole de la Erance, pübliée par le Ministêre de Agriculture, Direction de l'Agriculture Résultats géndraux de Lenquste décennale de 1892. stellten sich die Mengen des von im Lande geschlachteten Thieren gelieferten Fleisches, wie folgt:

Rindfleisch Schaf⸗ u. Schweinefleisch Zusammen Ziegenfleisch kg kg g kg 1899 .. 730 037 799 161 547 558 455 359 873 1 346 945 230 18825. . 685 005 807 167 648773 387 304772 1239 959 352

1863 .. 479 969724 114807 913 377703 833 972 472469 1840 .. 309 655 734 81 579 706 290 446 475 681 681 g15

Wie man sieht, ist die Produktion von 1882 bis 1892 im Ganzen um 106 985 878 kg oder 7,94 0/90 gewachsen, und zwar die Produktion von Rindfleisch um 45 031 992 kg oder 6,570, die von Schweinefleisch um 68 0655 101 kg oder 17,57 0, während die Produktion von Schaf⸗ und Ziegenfleisch um 6 101 215 Kg oder 3, 63 oo zurückgegangen ist.

Die Fleischpreise haben sich, für 1 kg berechnet, folgender⸗ maßen ö teich, Schaffleich 3 fleisch

indflei affleis iegenfleisch Schweineflei 1889 169 9m. 1,69 Fr. 0, 96 Fr. 1,33 fel w 166 107 1 ö, 124 95 16 181 0, 89 , 945 0,84 . Im Vergleich mit dem Jahre 1882 wies das Jahr 1892 durchweg einen Rückgang auf, wenn auch die Preise noch erheblich über denen von 1862 geblieben waren.

Ein besonderes Interesse haben nachstehende Angaben über den Verbrauch von Fleisch einschließlich des frisch eingeführten pro Jahr und Kopf der städtischen und ländlichen Be⸗ völkerung. Als Städte sind dabei alle Orte mit wenigstens 10 0900 Einwohnerin sowie die Hauptorte der Departements und Arrondisse⸗ ments verstanden. Pro Kopf und Jahr betrug der Fleischkonsum

in den , auf dem Lande überhaupt

9g kg kg ö 58, 12 26, 25 35,59 ö 64, 60

21,89 33,05 , 53, h0 18,57 25, 92

Es ist also in den Städten im Jahre 1892 der Fleischverbrauch pro Kopf um 6,48 0jo kleiner gewesen als 1882, während er auf dem Lande 1892 um 4,36 0,9 größer war als 1882. Die Hauptgründe für diese Erscheinung erblickt die amtliche Statistik in Folgendem: In erster Linie und hauptsächlich sei die Zunahme des Konsums alkoholischer Getränke als ein Grund der Abnahme des Fleisch⸗ konsums in den Städten zu bezeichnen. Ueberall, wo der Verbrauch derartiger Getränke stark zugenommen habe, zeige sich eine Abnahme des Verbrauchs solider Nahrungsmittel. Dazu komme die überhandnehmende Sitte der wohlhabenderen und besonderz am Fleischkonsum betheiligten Stadtbewohner, in den Sommer⸗ monaten die Städte zu verlassen. Die Zunahme des Fleisch⸗ konsums auf dem Lande möge zum theil durch letztere Sitte mit bedingt werden; der Hauptfaktor sei dabei aber unstreitig in der Ver⸗ allgemeinerung des Wohlstandes innerhalb der eigentlichen Land- bevölkerung selbst zu finden.

Zur Arbeiterbewegung.

In Cassel sind der, Madbg. Ztg.“ zufolge die Zim merleute, 400 bis 500 an Zahl, wegen Lohnstreits in den Ausstand eingetreten. Viele jüngere Leute sind bereits abgereist.

Aus 36 wird dem „Vorwärts“ zum Ausstand der Maler und Anstreicher (vgl. Nr. 96 d. Bl.) berichtet, daß die Arbeitgeber eine 15projentige Lohnaufbesserung zugestanden haben; damit sind die Forderungen der Gehilfen zwar noch nicht erfüllt, doch haben einige Auzständige die Arbeit wieder aufgenommen.

In Neumünster haben die Klempner nach demselben Blatt eine Lohnaufbesserung erreicht und den Ausstand für beendet erklärt.

In Wirges haben die Glasmacher, 400 an der sᷣ l, die

hein. Westf. 3 ied b Meld et i von der ‚Rhein.⸗Westf. Ztg.“ wiedergegebenen Meldung soll, wie be dem Thellauzstande im Februar, auch jetzt die Forderung nach besserem Material zur Herstellung der Flaschen, welche das Werk nicht gewährt hat, Ursache des Ausstandes sein. ;

In Hamburg sind einer Mittheilung der Berliner. Volks ⸗Ztg.“ zufolge die Bäckergesellen und Konditoren in eine Lohn⸗

bewegung eingetreten.

Kunst und Wissenschaft.

Die diesjährige Generalversam mlung des Gesammt⸗ vereins der deutschen Geschichts-⸗ und Alterthums vereine findet im Monat September zu Münster in Westfalen statt. Der Verwaltung ausschuß ersucht die Vereine, ihm unter der Adresse des Vorsitzenden, Geheimen Archiv Raths Reuter, Berlin O2, Kloster⸗ straße 76, die Anträge und Anregungen, die auf der General⸗ versammlung zur Verhandlung kommen sollen, bald mitzutheilen, um danach das endgültige Programm aufstellen zu können.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

In der die Berichterstattung der land⸗ und forst⸗ wirthschaftlichen Sachverständigen bei den Kaiserlichen Vertretungen im Ausland enthaltenden Beilage zu Nr. 8 9 der Mittheilungen der Deutschen Landwirth⸗ chafts ⸗Gesellschaft' vom 25. April führt der Sachverständige in Buenos Aires seinen Bericht über die argentinische Schafzucht zu Ende und berichtet ferner sehr eingehend Über die Rindpieh und die Pferdezucht in Argentinien.

Für die vom 30. Juni bis 5. Jult in Dresden statt⸗ findende große Jahres⸗Ausstellung der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft sind 436 Schweine angemeldet, die sich auf die 6 verschiedenen Klassen, wie folgt, vertheilen: 1. Weiße Schweine in ausgesprochenem Cdelschwein⸗ Typus (engl.) 192; Y, schwarze Schweine in ausgesprochenem Berkshire⸗ und , . ina Typus 53; 3) unveredelte Landschweine 12; 4) veredelte

andschweine in ausgesprochenem Landschwein Typus 93; 4 a] Meißner

Landschweine 45; 5) sonstige Schweine 9; 6) beste züchterische Leistung (Mutterschwein mit Ferkeln) 32. Das Königreich Sachsen ist mit der höchsten Zahl, 638, an dieser Thiergattung betheiligt; es folgen die Provinzen Hannover mit 52. Schlesten mit 51, Westfalen mit 48, Brandenburg mit 41 2c. Die höchste Betheiligung in einer Klasse zeigen Westfalen mit 39 (in c und Königreich Sachsen mit 33 (in 4 a). An Preisen sind 6080 ausgesetzt.

Die Landwirthschaftskammer der Provinz Sachsen plant die Errichtung eines Kornlagerhauses in Nordhausen; auch die landwirthschaftliche Centrgl!l⸗ Genossenschaft Raiffeisen u. Cons. beabsichtigt die Herstellung einer solchen An⸗ lage, und zwar in Erfurt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 17 vom 27. April)

Pest.

Arabien. Vom 31. März bis 10. April wurden in Djeddab 1 Erkrankung und 12 Todesfälle festgestellt; insgesammt zählte man seit dem Beginn der Epidemie am 10. März 17 Erkrankungen und 29 Todesfälle. Einem Bericht vom 1. April zufolge waren bis zu dieser Zeit die Todesfälle sämmtlich unter den Hadramauti vor⸗ gekommen, welche in den sogenannten „hb'ausch“ (Haus) wohnen. Unter dieser Bezeichnung sind Hofräume zu verstehen, an deren von vier Seiten sie umgebende Mauern sich hüttenartige Wohn⸗ und Schlafstätten lehnen. Nur in zweien dieser hausch waren im vorigen Jahre Pestfälle beobachtet worden. Fast alle diesjährigen Pestfälle enden nach vier bis fünfstündigem Verlauf tödtlich, ohne daß es zur Bildung von Beulen kommt. In den Listen fehlen die zahlreichen Todes⸗ fälle bei den Frauen, da zu deren Besichtigung die Sanitäts. Aerzte nicht zugelassen werden. Die Bevöllerung ist sehr gereizt und bedroht die Sanitätsärzte, weil durch das Verbot der Pilgerpaßsage der ge⸗ wohnte reiche Erwerb abgeschnitten ist. Die Anordnungen über Des⸗ infektion der Häuser und das Verbrennen der verseuchten Effekten können wegen der Haltung der Bevölkerung nicht durchgeführt werden. Die Angehörigen plündern die Effekten der Erkrankten noch vor er⸗ folgtem Tode und verkaufen sie sofort.

Britisch;:Ostindien. In Karachi kamen in der letzten Woche des März zwei m der Pest vor; davon betraf der eine einen in der Qugrantänestation am Hafen von Bombay eingetroffenen Reisenden, welcher sofort in das Isolier⸗Hospital in Manora be⸗ fördert wurde, der zweite am 25. März einen in der Stadt wohnenden Tischler, der in der Quarantänestation beschäftigt wurde. Beide Fälle verliefen leicht. Seit dem 12. April tritt die Seuche jedoch in Karachi epidemisch auf.

Hongkong. Einer Mittheilung vom 14. März zufolge sind vom 1. Januar bis 11. März d. J. einschließlich 108 Chinesen an der Pest erkrankt und 2 gestorben. In der Woche vom 19. bis 26. Februar kamen 42 Todesfälle vor; seitdem wurden die Fälle seltener; in den ersten Tagen des März kamen täglich nur J bis 2 neue Erkrankungen vor. Am 12. März sind indessen wieder 7 Per⸗ sonen an der Pest erkrankt und gestorben.

Cholera.

Siam. Einer Mittheilung vom 16. März zufolge waren in den vorausgegangenen Tagen in Bangkok unter der eingeborenen Be⸗ völkerung Fälle von Cholera mit tödtlichem Ausgang vorgekommen. Ven ärztlicher Seite wurde die Sterblichkeit auf etwa zwei Todes fälle täglich geschätzt.

Gelbfieber.

In Rio de Janeiro wurden, den „Puhlic health reports“ zufolge, vom 9. Januar bis 18. Februar b6 Todesfälle festgestellt, ferner auf Cuba vom 11, bis 24. März in Hapvgnna 2 und in Regla l, vom 13. bis 19. März in Sa gua la Grande mehrere.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: St. Petersburg 3, Warschau 8 Todesfälle; Christiania 3, St. Petersburg 25 Erkrankungen; Flecktyphugt: Warschau 2 Todes- fälle; St. Petersburg 5 Erkrankungen; Genickstarre: Reg.-Bez. Schleswig 2, New. York 8 Todesfälle; Berlin, Reg. Bezirke Dufsfeldorf und Schlegwig je 2 Erkrankungen; Keuchhu sten: London 59 Todesfälle; Kopenhagen 2, Wien 39 Erkrankungen; Influenza: Berlin 3, rankfurt a. M. 2, Amsterdam 3, London 32, New Jork 6, Paris h, t. 1 10, Rom 4, Stockholm 2 Todegfälle; Nürnberg 63, Stockholm 29 Erkrankungen; Tollwuth: New Jork und St. Peterg⸗ bueg je 1 Todesfall; epidemische Ohrspeicheldrüsen⸗Ent⸗ zündung: Wien 95 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtt⸗ orte 1886ũ 95: 1,ů15 0s0o): in Bielefeld Erkrankungen kamen vor in Berlin 42. Breslau 167, in den Regierungsbejtrken Königsberg 157, Posen 175, Schleswig 155, Wiesbaden 134. in Hamburg 149, Budapest 88, 2 b2, St. Petersburg 107, Wien 404 an Diphtherie und Crouy (1856695: 427 c) in Königshütte er , . wurden gemeldet in Berlin 68, im Reg.⸗Bez. Düssel⸗ dorf 91, Kopenhagen 25, London (Krankenhäuser) 169, Paris 46, St. Petersburg 106, Stockholm 24, Wilen 57 deggl. an Scharlach in München 25, Hamburg 23, Budapest 31, Cdin⸗ burg 77, London (Krankenhäuser) 217, Paris 1056, St. Petersburg 49, . . desgl. an Unterleibstyphus in Paris 25, St. Petert= urg 186.

Oestereich Ungarn.

Das sterreichische „Reichs ⸗Gesetzblatt für die im Reichgrath vertretenen Königreiche und Länder“ vom 20. d. M., Nr. TVI, ver-

öffentlicht nachstehende Verordnung: