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S. „Seeadler“, Kommandant Korvetten Kapltaͤn ist am 3. Mai in Dar⸗es⸗Sal am angekommen nd beabsichtigt, am 6. Mai nach Sansibar in See zu gehen.
Sachsen.
Seine Majestät der König hat sich gestern Nachmittag von Dresden nach Sibyllenort begeben, um daselbst, wie das „Dresdner Journal“ meldet, bis etwa Mitte Juni Aufenthalt zu nehmen. Ihre Majestät die Königin wird voraussichtlich am 20. Mai in Sibyllenort eintreffen.
Württemberg.
In der heutigen Sitzung der Kammer der Ab⸗ geordneten richteten die Abgg. Dr. Kiene und Genossen die Anfrage an die Regierung: ob und bis wann eine Novelle zum Malzsteuergesetz mit dem Verbot aller Malzsurrogate, einschließlich Reis, zu erwarten sei. Der Finanz-Minister Dr. von Riecke erwiderte, daß ein Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Abänderung des geltenden Malzsteuerrechts, bereits von seinem verstorbenen Vorgänger ausgearbeitet worden sei. Er selbst sei mit dem Entwurf vollstäs dig ein⸗ verstanden und werde ihn der Kammer bei ihrem nächsten Zusammentritt vorlegen. Der Entwurf enthalte das Verbot der Verwendung von Malzsurrogaten.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Im österreichischen Ahgeordnetenhause beant— wortete gestern der Minister-Präsibent Graf Thun die Inter⸗ pellation des Abg. Funke über die in Prag am 24. April vorgekommenen Exzesse dahin, daß an dem genannten Tage einzelne bedauernswerthe Ausschreitungen, auch gegen Angehörige der deutschen Nationalität, vorgekommen seien, denselben habe aber ursprünglich nicht, wie einzelne Blätter behaupteten, ein nationales Moment zu Grunde gelegen. Der Minister⸗ Präsident gab eine Schilderung der Vorfälle und wies darguf hin, daß, außer der Zertrümmerung von vier Scheiben des Restaurants „Deutsches Haus“, an diesem Tage keine Eigen⸗ thumsbeschädigung und außer einem thätlichen Angriff auf einen Studenten auch keine weitere Behelligung vorgekommen ei. Die Polizei sei strengstens angewiesen, die farbentragen⸗ en Studenten gegen etwaige feindliche Angriffe zu schützen. Die gegen die Behörden erhobenen Vorwürfe seien un⸗ 6e h ertigt. Die Regierung verurtheile schärfstens die
törungen der Ruhe und Ordnung, welche traurige Begleit⸗ erscheinungen des beiderseitig geschürten Nationalhasses und der nationalen Unduldsamkeit seien, und erachte sich für ver⸗ pflichtet, jede Beeinträchtigung der persönlichen Freiheit und des Eigenthums, wie Behinderung an der Ausübung staats⸗ bürgerlicher Rechte, hintanzuhalten. Er werde auch der deutschen Bevölkerung Prags den behördlichen Schutz stets angedeihen lassen. Die von dem Statthalter be⸗ antragte namhafte Vermehrung der Prager Sicherheitswache e fre zur Zeit die Regierung. Der Abg. Groß bean⸗ tragte die Eröffnung der Debatte über die Antwort des Minister⸗Präsidenten, doch wurde dieser Antrag mit 126 gegen 33 Stimmen abgelehnt. Das Haus setzte sodann die Debatte über die Sprachen anträge far Der Abg. Zeller (Soz.) verurtheilte den Nationalitätenstreit, sprach sich für Einsetzung eines Sprachenausschusses aus und forderte Gleichberechtigung der Nationen und Einführung des allgemeinen gleichen Wahl⸗ rechts. Der Abg. Baron von Dipauli (katholische Volks⸗ partei) gab die Erklärung ab, daß seine Partei ihren Stand⸗ punkt geändert habe und ebenfalls die Aufhebung der Sprachen⸗ verordnungen fordere. Der Abg. Dr. Pa cak (Jungczeche) er⸗ klärte, daß die Jungezechen unverrückbar auf dem Standpunkt der vollkommenen Gleichheit und Gleichwerthigkeit beider Landes⸗ sprachen im ganzen Königreich Böhmen, sowohl im äußeren als auch im inneren Dienst, ständen. Seine Partei halte daran fest, daß der Landtag in dieser Frage kompetent sei, werde aber fuͤr die Wahl eines Sprachenausschusses stimmen, um ihre Bereitwilligkeit u einer Verständigung zu zeigen. Eine Aufhebung der 1 ohne Einvernehmen mit den Slaven werde sie jedoch als Casus belli ansehen. Die Verhandlung wurde darauf abgebrochen.
Im ungarischen Unterhause erklärte gestern der Minister⸗Präsident Baron Banffy, er sei nicht in der Lage, den Zeitpunkt anzugeben, zu welchem die Verhandlungen über die Ausgleichsvorlagen in den Ausschüssen beginnen könnten.
Großszbritannien und Irland.
Im Unterhause theilte der Erste Lord der Admiralität Goschen gestern mit: vor einiger Zeit sei von seiten Groß⸗ britanniens das Kriegsschiff „Linnet“ nach Manila gesandt worden, und später habe auch die „Immortalité“ Ordre erhalten, nach Manila in See zu gehen. Zum Schutze der britischen Interessen und zur Durchführung der Neutralitätsbestimmungen in den cubanischen Gewässern seien alle Anordnungen getroffen worden. Nach den Canarischen Inseln werde gleichfalls ein Kriegsschiff entsandt werden. Seine, des Ministers, Aufmerk⸗ samkeit sei stets auf die Zahl der Neubauten von Kriegsschiffen aller Seemächte gerichtet. Soweit ihm bekannt sel, habe, seitdem er seine Voranschäge unterbreitet, keine Aenderung in den Bauplänen Deutschlands und Frankreichs stattgefunden. Rußland beabsichtige eine außerordentliche Aufwendung; es sei aber ungewiß, welcher Beirag auf das, was man Neu⸗ bauten nennen könne, verwandt werden solle. Was die Hage betreffe, ob er einen Nachtragskredit fordern werde, so sei es etwas ganz Ungewöhnliches, über die Möglichkeit oder Wahr— scheinlichkeit eines solchen Schrittes schon so bald nach Beginn Des Finanzjahres eine Erklärung abgeben zu sollen.
Frankreich. Nachdem der Oberste Landwirthschaftsrath sich
geste
gte rr gth beschlossen worden, die Eingangszölle auf
für die Zeit vom 4. d. M. bis zum 30. Juni en gd hic aufzuheben. Nach Ablauf dieser Zeit werden 7 Francs Ging. ugszoll für Getreide erhoben werden.
Italien. Der Ministerr auth hat, dem, W. T. B. zufolge, gestern
. die Alterstlasse pon 1875 unter die Waffen zu! n.
. Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hat sich der frühere Kriegs⸗Minister, General Felloux gestern Abend nach Bari
drückte sein Bedauern darüber aus, daß das Dekret über die
n für die Aufhebung der Getreidezölle bis zum 1. Juli
vrochen hatte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, im könn i ch . ; . Minister-Präsident Sagasta erklärte, in den letzten
n, führe, sondern auf Umwegen Mittel suche, Spanien
begeben, um provisorisch das Kommandg über das dortige Armee⸗Korps und die Leitung der Präfektur zu übernehmen.
In Piacenza fanden am Montag Nachmittag aus Anlaß der hohen Brotpreise vor der Präfektur und dem, Bürger⸗ meisteramte Ansammlungen statt. Als das Militär die Menge augeinandertreiben sollte, wurde es mit Steinwürfen empfangen, durch welche viele Soldaten verletzt wurden. Von den Theilnehmern an der Kundgebung kam einer ums Leben, andere wurden verwundet. Eine Anzahl Ver⸗ haftungen wurden vorgenommen. Gestern dauerte die Unruhe in der Stadt fort. Die Ruhestörer warfen auf die Polizei mit Steinen, sodaß letztere gezwungen war, von den Waffen Gebrauch zu machen. Ein Ruhestörer wurde getödtet, mehrere andere wurden verwundet; auch einige Soldaten erlitten Verletzingen. — In Figlina drang ein Haufe von Manifestanten in die Ge—⸗ treidemagazine; da es den Beamten nicht gelang, Ruhe zu schaffen, kam es zu einem Zusammenstoß. Ein Ruhestörer wurde getödtet, mehrere andere wurden verwundet, auch ein Polizeibeamter wurde schwer verletzt. Als Verstärkungen der Polizei eintrafen, konnte die Ruhe wiederhergestellt werden, und die Magazine wurden wieder geöffnet.
In Soresina (Provinz Cremona) kam es gestern gleichfalls wegen der Erhöhung der Brotpreise zu Kunhgebungen. Die Polizei mußte einschreiten und von der Waffe Gebrauch machen. Zwei von den Ruhestörern wurden getödtet, einige andere ver⸗ wundet, auch wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. — Auch in Parma fanden gestern Ruhestörungen statt, die aber bald unterdrückt wurden.
Spanien.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, eine Depesche des Gouverneurs der Philippinen verlesen, in welcher derselbe meldet, der britische Konsul habe ihm gegenüber den Wunsch ausgedrückt, die Chinesen auf dem Archipel unter seinen Schutz zu nehmen. Der Kolonial⸗Minister Moret hat hierauf telegraphisch einen abschlägigen Bescheid gegeben. Von dem Anerbieten des britischen Konsuls ist den Mächten Mittheilung gemacht worden.
Im Senat widmete gestern der Admiral Béranger den auf den Philippinen Gefallenen einen ehrenden Nachruf. Sanchez Toca protestierte gegen die von den Amerikanern vor der Kriegserklärung begangene Verletzung des Völkerrechts sowie gegen die Versorgung der Eingeborenen auf den Philippinen mit Waffen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte der Minister des Innern Capdebon, der Belagerungszustand sei über Madrid verhängt worden, weil gewisse Elemente das Unglück des Vaterlandes dazu benutzten, die politischen Leidenschaften zu erregen. Der Marschall Martinez Campos bot seine Dienste an. Der Kardinal de Herrera erklärte: obgleich er ein Diener des Friedens sei, spreche er für den Krieg, um die Bevölkerung gegenüber den Feigen, welche Spanien ohne Grund angriffen, anzuspornen. Die Senatoren seien gewillt, der ganzen Welt zu zeigen, daß Spanien sich nicht mit Füßen treten lasse. Der Minister des Aeußern Gullon dankte für diese patriotischen Kund⸗ gebungen. — Die Deputirten kammer nahm einstimmig den ÄUusdruck der ehrenden Anerkennung und Trauer für die bei Cavite Gefallenen an. Darauf begann die Adreßdebatte. Robledo und die Carlisten erklärten, sie würden sich an der Debatte nicht betheiligen. Die Adresse wurde sodann an— genommen. Die Republikaner und die Carlisten, sowie die dissidenten Konservativen stimmten gegen, die Anhänger Silvela's mit der Mehrheit für die Adresse. Der Abg. Sal meron (Republikaner) richtete sodann eine Interpellation über die Ereignisse vor Manila an die Regierung. Nachdem er den Todten von Cavite seine Hochachtung gezollt, wandte er sich heftig gegen alle die Regierungen, welche er als verantwortlich ür die gegenwärtige Lage Spaniens bezeichnete. Er verlangte Aufklärung über die Ursachen der Niederlage und fragte, warum man Manila vertheidigungsunfähig gelassen habe. Redner gab sodann dem Bedauern Ausdruck, daß die Liberalen Mitschuldige an der vaterlandsfeindlichen Schwäche der Konservativen seien, und beklagte, daß man Millionen für Repräsentationskosten aus⸗ gegeben habe, anstatt Panzerschiffe zu kaufen. Die für das vergossene Blut Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden, vom Geringsten bis hinauf zum Throne. (Widerspruch; Salmeron wurde zur Ordnung gerufen) Wer ein solches Regime mit dem Schwerte vernichte, werde ein großer Patriot sein. (Widerspruch der Monarchisten. Der Minister⸗Präsident Sa gasta gab dem Bedauern Ausdruck, daß nicht alle Spanier geeint seien. Wenn ein Anschlag gegen das Vaterland allezeit ein Verbrechen sei, um wie viel mehr unter den jetzigen Um⸗ ständen! Er sei immer Anhänger des Friedens gewesen, aber der Krieg sei den Anstrengungen der Regierung zum Trotz unvermeidlich geworden, denn Spanien sei zum Kriege herausgefordert worden. Auch er widme den Gefallenen ein ehrendes Gedenken; noch aber sei weitere Energie nöthig. Im Namen der Soldaten und im Namen des Vaterlandes fordere er die Bewilligung der Kriegskredite. Ver Abg. Lloreno (Carlist) verlas ein Schreiben aus Manila, in welchem versichert wird, daß in Manila keinerlei unterseeische Vertheidigungsmaßnahmen getroffen worden seien. Der Kriegs⸗Minister Correa erklärte, es seien genug Landtruppen vorhanden, um einen Angriff auf Manila zurüͤckzuschlagen. Der Marine⸗Minister Bermejo setzte auseinander, warum es unmöglich gewesen sei, eine unterseeische Vertheidigung dort einzurichten. Der Abg. Canalejas bezeichnete die Konserhativen als schuldig an der Niederlage und warf den Liberalen Mangel an Voraussicht vor; die Vereinigten Staaten seien von jeher Gegner Spaniens gewesen. Revner erwähnte sodann den früheren spanischen Gesandten in Washington Dupuy de Lome mit lobenden Worten und
Abberufung desselben kein Wort der Anerkennung für die Dienste enthalten habe, welche er in einem feindlichen Lande geleistet habe, wo er sich nicht öffentlich habe zeigen können, ohne der Gegenstand von Insulten zu sein. Der
25 Jahren seien 3860900 Millionen für Befestigungswerke ausgegeben worden. Sagasta warf den Vereinigten Staaten vor, gegenüber Spanien eine Politik niederer Art zu treiben, welche nicht Krieg von Angesicht zu An⸗
aden anzuthun, und drückte, die Ueberzeugung aus, die Vereinigten Staaten würden sehr zufrieden sein, wenn in Spanien durch die Republikaner verursachte Wirren entständen. Er glaube nicht, daß der Zustand der Marine unter einem
republikanischen Regime besser sein würde.
Infolge, des Belagerungszustandes in Madrid hat die
, die Verbreitung von Kriegsnachrichten untersagt. .Der Gouverneur von Valengia hat gemeldet, daß sich in Catalan, einem Dorfe von 1309 Einwohnern, eine Bande von bewaffneten Personen gebildet habe; man wisse nicht, was für eine politische Bedeutung die Sache habe. Die Gendarmerie sei auf der Verfolgung begriffen. Der Gouverneur ist ermächtigt worden, den Belagerungg⸗ zust and zu verhängen. In Talavera haben infolge des Steigens der Getreidepreise Unruhen stattgefunden. In Gijon sind unter den Fischern Unruhen ausgebrochen, welche sich gegen die Fischaufkaͤufer richten. Die Gendarmerie wurde . empfangen. Truppen sind dorthin entsandt worden.
Türkei.
Dem Wiener „Telegr-Corresp. Bureau“ wird aus Kon⸗ stantinopel berichtet, daß die Notifikation der Zahlung der griechischen Kriegsentschädigung und die Aufforderung zur Räumung Thessaliens an die Pforte sich verzögere, da Großbritannien, als eine der die Anleihe garantierenden Mächte, den Vorschlag gemacht habe, die Zahlung der Kriegs⸗ entschädigung möge erst nach der Räumung Thessaliens erfolgen. Dieser Vorschlag bilde den Gegenstand eines Meinungsaustausches zwischen den Mächten. Man hoffe, in wenigen Tagen eine Einigung zu erzielen.
Schweden und Norwegen.
Wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, erklärte in der gestrigen Sitzung des Storthing der Abg. Lindboe (Linke), daß bei der Berathung über den Vertrag mit Japan dem Storthing von der vorigen Regierung falsche Urkunden vorgelegt worden seien. Die Verantwortung dafür treffe jedoch die letzte Regierung nicht. Der Redner schlug vor: das Storthing möge die Regierung ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß Norwegen bei künftigen Ver— tragsverhandlungen durch einen eigenen Unterhändler vertreten, daß ein eigens für Norwegen bestimmtes Exemplar des Ver— trages ausgefertigt, daß über die Annahme oder Nichtannahme des Vertrages ausschließlich von der norwegischen Staatsbehörde entschieden, und daß im nächsten Jahre dem Storthing eine Vorlage behufs befriedigender Ordnung der norwegischen Konsulatsverwaltung gemacht werde. Auf Antrag des Staats⸗ Ministers Hagerup wurde die Berathung des Vorschlages aufgeschoben.
Amerika.
Der japanische Gesandte in Washington hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern dem Staatsdepartement mitge⸗ theilt, daß das Dekret, betreffend die Neutralität Japans, in Tokio veröffentlicht worden sei. Infolgedessen werden die japanischen Häfen früher geschlossen, als man in Washington erwartet hatte.
In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses des Senats sprach der Sekretär des Krieges Alger seine Ansicht dahin aus, daß 1650 Millionen Dollars hinreichen würden, um die außerordentlichen Ausgaben des Kriegsdepartements für das Jahr zu decken. Der Schatzsekretär Gage drang auf die Einfügung einer Klausel in die Kriegskosten⸗Bill, welche die Regierung ermächtigen solle, Bonds auszugeben, und sagte, auch die günstigsten Vor⸗ anschläge zeigten, daß während der nächsten zwei Monate durch den Krieg die Ausgaben der Regierung um 50 Millionen Dollars anwachsen würden. Nach Ablauf dieser Periode werde der gesammte Betrag des Baarhestandes des Schatzes, einschließlich von 30 Millionen Goldreserve, erschoöͤpft sein. Gage gab ferner der Meinung Ausdruck, daß die Staatseinnahmen durch den Krieg sich vermin⸗ dern würden. — Der „Times“ wird gemeldet, es scheine nunmehr gewiß zu sein, daß der Ausschuß des Senats die Bestimmung, betreffend die Erhöhung der Tonnen⸗ gelder, aus der Kriegskosten-Bill streichen und daß das Reprä⸗ sentantenhaus ohne Widerspruch sich diesem Beschluß an⸗ schließen werde.
Dem „New York Herald“ wird aus Washington gemeldet, daß die Behörden in San Francisco telegraphisch angewiesen worden seien, zwei der schnellsten Schiffe mit Kohlen zu be⸗ laden und sie sosort nach den Philippinen abgehen zu lassen.
In Tampa sind 200 Cubaner eingetroffen, welche sich in New York hatten anwerben lassen; dieselben sollen mit anderen Cubanern, welche sich unter Führung von Julio Sanguily zur Zeit in Tampa aufhalten, in ein Kavalleric— Regiment eingereiht werden. Für den Transport von Truppen sind bereits Dampfer gecharteri worden. Die erste Expedition wird voraussichtlich aus 3000 Mann Infanterie, 1009 Mann Kavallerie und 10 Batterien bestehen.
Der amerikanische Kreuzer „Nash ville“ hat am Freitag den spanischen Dampfer „Argonauta“ aufgebracht. Die „Argonauta“, welche von Batabano nach Cienfuegos unterwegs war, hatte etwa 20 spanische Soldaten und Offiüere sowie eine große Ladung von Waffen und Munition an Bord. Die Offiziere und Soldaten wurden an Bord des „Nashville“ ge⸗ bracht, die Passagiere bei Cienfuegos an das Land gesetzt.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus New York be⸗ richtet, daß der General Pando am 25. April die spanische Besatzung aus Bayamo nach Manzanilla zurückgezogen habe. Am folgenden Tage habe der Fuhrer der Aufständischen Garcia die Stadt Bayamo besetzt und eine Proklamation erlassen, in welcher erklärt werde, daß das spanische Eigenthum und die . der Bürger geachtet und die Geschäfte in ge⸗ wöhnlicher Weise fortgesetzt werden 1 . (In Madrid air en „W. T. B.“ zufolge, diese Nachricht für unrichtig erklärt.
Der brasilianische Kongreß ist gestern in Rio de Janeiro mit einer Botschaft des Präͤsidenten eröffnet worden, in welcher, dem „W. T. B.“ zufolge, zunächst der Hoff⸗ nung Ausdruck gegeben wird, daß der Grenzstreit mit Britisch⸗ Guayana ohne Schiedsgericht werde geregelt werden. Die von Amerika gewünschte Erneuerung des Reziprozitätsvertrages, heißt es dann weiter, sei wegen des großen Verlustes an Zolleinnahmen gi, ewiesen worden. Ueber die Finanzlage sagt die n ef! die Einnahmen des Jahres 1897 hätten me et 312 000 Contos, die Ausgaben 315444 Contos betragen; für 1898 seien die Einnahmen auf 338 120 Contos veranschlagt. Im Jahre 1897 hätten außerordentliche Kredite im Betrage von 60 009 Contos eröffnet werden müssen, weil der Kongreß die Vorlage, betreffend die Einkommensteuer, nicht an⸗ genommen habe. Die gewissenhafte Pünktlichkeit in den Zahlungen an das Ausland habe wegen des Sinkens des
Wechselkurses, ferner wegen des Sinkens der Kaffee⸗ reise und wegen der politischen Erregung im Innern nur mit großen Opfern aufrecht erhalten werden können. Der Prãäsident spricht in der Botschaft schließlich die Hoffnung aus, der Kongreß werde das Gleichgewicht im Budget herstellen und auch andere, für die eiße kritische Lage nöthige Maßregeln annehmen. Der Verkauf, von Schiffen an die Vereinigten Staaten sei wegen finanzieller Schwierigkeiten und wegen des Mangels an Mannschaften für die Marine erfolgt.
Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Amerika hatte gestern eine Besprechung mit dem Minister des Aeußern wegen per in Rio de Janeiro vor Anker liegenden . Kriegsschiffe „Oregon“ und „Marietta“.
Am Sonntag ist eine Verfügung der Regierung veröffent⸗ licht worden, durch welche Inländern und Ausländern ver⸗ boten wird, über die Ankunft und Abfahrt von Kriegs⸗ und Handelsschiffen der kriegführenden Staaten telegraphische Nach⸗ richten zu verbreiten.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Valparaiso ge⸗ meldet wirs, wurde daselbst große Erregung hervorgerufen zurch eine Veröffentlichung in dem dortigen Journal „El Tiempo de Buenos Aires“, welche besagt, daß die chilenische Regierung beschlossen habe, in Bezug auf die Grenzfrage von Argentinien eine definitive Antwort vor dem 15. Juni zu verlangen.
Asien.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Hongkong ge⸗ meldet wird, verlautete dort, die in Hongkong anwesenden Führer der Aufständischen auf den Philippinen hofften, auf⸗ gefordert zu werden, provisorisch die Verwaltung der Inseln unter dem Schutze der Vereinigten Staaten zu übernehmen. Unter den Mitgliedern der Aufständischen-Juntas beständen fort⸗ dauernd Zwistigkeiten.
Manila soll sich, nach einem in New York eingetroffenen Telegramm aus Hongkong, den Amerikanern ergeben haben.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (83.) Sitzung des Reichs⸗ tages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗-⸗Wehner, der Kriegs⸗Minister, General ⸗Lieutenant von Goßler und der Staatgt⸗ sekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thiel⸗ mann beiwohnten, erledigte das Haus zunächst in dritter Berathung die auf den internationalen Sa nitäts⸗Kon⸗ ferenzen zu Paris und Venedig abgeschlossenen Ueber⸗ ein komm en, ferner in zweiter Berathung die Rechnungen der Kasse der Ober-Rechnungs kammer für 1895/96 und den Gesetzentwurf, betreffend die Ermächtigung des Reichskanzlers zur Bekanntmachung der Texte der verschiedenen Reichsjustizgesetze.
Es folgt die Verlesung der nachstehenden Interpella⸗ tion der Abgg. Auer u. Gen. (Soz.):
Beaksichtigen die verbündeten Regierungen, angesichts der un⸗ gewöhnlich hohen Getreidepreise eine zeitweilige Aufhebung der Getreidezölle herbeizuführen?“
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thiel⸗ mann erklärt, daß die Interpellation morgen beantwortet werden solle.
Darauf tritt das Haus in die dritte Berathung des Entwurfs einer Militärstrafgerichtsordnung ein.
In der Generaldiskussion erhaͤlt zunächst das Wort der
Abg. Dr. von Levetzow (d. kons.): Meine politischen Freunde haben die Nothwendigkeit einer Aenderung der Militärstrafgerichts—⸗ ordnung bezweifelt, namentlich weil die militärischen Kreise eine Aenderung nicht wünschten, in der sie eine Lockerung der Disziplin erblickten. Wir werden aber die Zustimmung zur Vorlage ertheilen, wenigstens der größte Theil meiner Freunde, wenn die vorgeschlagenen Kompromißanträge zur Annahme gelangen.
Im weiteren Verlauf der Debatte, über welche morgen ausführlich berichtet werden wird, nehmen bis zum Schluß des Blattes außer dem Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler die Abgg. Frohme (Soz), Basserm ann (nl.), Haußmann (d. Volksp.),, Groeber (Zentr.), Graf zu Lim⸗ burg-Stirum (d. kons.) und Freiherr von Hodenberg b. F. F.) das Wort.
— In der heutigen (72.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnten, ge⸗ langte zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Be⸗ willigung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten, in Verbindung mit der dritten Denkschrift über die Ausführung des Gesetzes vom 13. August 1895, durch welches zu demselben Zwecke 5 Millionen Mark bereit gestellt waren, zur ersten Berathung.
Die neue Vorlage fordert wiederum die Bereitstellung von 5 Millionen Mark.
Abg. von der Groeben (kons.) spricht seine Freude über die Einbringung dieses Gesetzentwurfs auß, wie seine Freunde auch 1895 dem ersten Gesetzentwurf mit Freuden zugestimmt hätten. Der Staat habe als Arbeitgeber die Pflicht, für angemessene Woh⸗ nungsverhältnisse seiner Arbeiter und Beamten zu sorgen. Der Miethzins in den mit diesen Staat-mitteln errichteten Wohnhäusern müfse möglichst niedrig sein. Er freue sich auch darüber, daß der Staat nicht mehr 14 6, sondern nur 10 Unterhaltungskosten be⸗ rechne. Wenn derselbe ferner die Verzinsung des gesammten Anlage⸗ lapitals mit 3 0 berechne, so sei dies durchaus angemessen. Zu miß⸗ billigen wäre es dagegen, wenn man etwa große Miethskasernen er= richten wollte. Auf dem eingeschlagenen Wege, der sich durchaus be= währt habe, müsse fortgefahren werden. Doch müsse der Staat sich i. zu theuer zu bauen. Er beantrage die Ueberweisung der
orlage an die Budgetkommißfsion.
ize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel: Etz ist befürchtet worden, daß der Staat bei diesem Vorgehen zu theuer bauen würde. Ich habe mich aber durch die Gr= fahrung überzeugt, daß wir nicht billiger bauen können, als es ge— schehen ist. Wir müssen dabei von sozialen Gesichtspunkten ausgeben und müssen die Häuser in unmittelbarer Nähe der Betriebsstätte erbauen. Wir begnügen ung mit 30 Verzinsung und 100 Unterhaltungskosten. Eine größere Verzinsung wird allerdings dann zu erhoffen sein, wenn der We des Grund und Bodens steigen wird. Die private Bauspekulatlon wollen und können wir nicht abschrecken, denn
wir können nur in beschränktem Maße selbst für die Arbeiterwohnungen sorgen. Würden wir die private Spekulation abschrecken, so würden wir vielleicht eher Schaden als Nutzen haben. Ich hoffe, daß wir mit dieser Vorlage das Ziel, das wir uns gesteckt haben, voll erreichen. Es handelt sich hier nicht um eine bloße Betriebs maßregel, sondern um eine wichtige soziaspolitische Thätigkeit. Ganz und gar kann der Staat das Wohnungsbedürfniß nicht selbst befriedigen; wollte er das unternehmen, so könnte das die bedenklichsten Folgen haben. Es ist uns früher vorgeworfen worden, daß wir bei der gern m. dieser Häuser so opulent sind, namentlich weil wir sogar auch Woh nungen von vier Zimmern gebaut haben. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß sich auch diese Wohnungen gut rentzerten. Man hat befürchtet, die Freizügigkeit würde durch dieses Vorgehen beschränkt; das ist aber nicht der Fall, denn die Inhaber dieser Wohnungen können sie gegebenen Falls sehr leicht wieder los— werden. Wir haben auch Wohnungen für Unverheirathete beschafft, denn es ist höchst bedenklich, wenn diese in die Familien als After miether aufgenommen werden. Wir haben deshalb in den Mieths—⸗ verträgen die Aftervermiethung ausgeschlossen.
Abg. vom Rath (nlÜ.) spricht namens seiner Freunde die Zu⸗ stimmung zur Vorlage aus und bedauert nur, daß die Sache nöcht schon früher erledizt worden sei. ö der Staat eine angemessene Verzinsung seines aufge wandten apitals verlange, sei eine berechtigte Forderung. Unter allen Umständen könnten aber die Häuser billiger hergestellt werden. Eine etwas größere Entfernung der Wohnungen von der Betriebsstätte schade nichtz, wenn die nothwendigen Verkehrsverbindungen vorhanden seien. In etwas weiterer Entfernung von den Städten sei billiger Grund und Boden zu haben. Dem Antrage auf Ueberweisung an die Budget⸗ kommission schließe er sich an.
Abg. Dr. Stephan⸗Beuthen (Zentr.) erklärt ebenfalls seine Zustimmung zur Vorlage und ist erfreut darüber, daß für die Unter haltungekosten nur L0j0 berechnet werden soll. Das Gesetz von 1895 verlange nicht eine dreiprozentige, sondern nur eine angemessene“ Verzinsung. Die Kosten der Bauleitung solle man nicht in Anrechnung bringen, da jag der Staat nicht selbst baue. In manchen Gegenden solle man nicht volle 30/0 zu erzielen suchen. Miethskasernen zu errichten, sei verfehlt; nach der Denkschrift sei aber eine ganze Anzahl dreigeschössiger Häuser erbaut worden. Die Bergverwaltung habe noch nicht genug auf diesem Gebiet gethan; sie habe zwar in Staßfurt bei und Saarbrücken fünfzehn Vierfamilienhaäͤuser
ebaut, in Oberschlesien sei aber noch garnichts geschehen.
enn dort der Grund und Boden besonders theuer sei, so werde man allerdings diesen Verhältnissen Rechnung tragen und auch die Er— richtung größerer Häuser mit mehr Wohnungen durch Baugenossen⸗ schaften zulassen müssen.
Geheimer Ober⸗Bergrath Dr. Fürst erwidert, daß in Qber⸗ schlesien schon früher aus Staatsmitteln mehrere Arbeiterwohnhäuser in Königsgrube und Königshütte gebaut worden seien. Es sei jetzt in Aussicht genommen, Häuser mit 10 Wohnungen in Oberschlesien zu errichten. Anträge auf Gewährung von Baudarlehen seien seitens der oberschlesischen Arbeiter noch nicht gestellt worden.
Abg. Rickert (fr. Vgg.): Bei der Geschäftslage des Hauses wird die Budgetkommission garnicht mehr die Zeit haben, diese wichtige Frage eingehend zu prüfen. Da der Reichstag am Freitag schließt, sollte auch der Landtag bald entlassen werden mit Rücksicht auf die, welche es für ihre Pflicht halten, immer hier zu sein. Deshalb sollten wir die Vorlage ohne Kommissionsberathung erledigen. Die drei⸗ und vierstöckigen Wohnhäuser gefallen mir auch nicht, aber eine allgemeine Schablone ist nicht durchzuführen; wo es nicht anders geht, müssen wir auch mit mehrstöckigen Häusern zufrieden sein. Auf keinen Fall darf die Privatbauthätigkeit unmöglich gemacht werden, der Staat ist auf deren Mitwirkung angewiesen. Die Aftervermiethung darf auch nicht schablonenmäßig geregelt werden, ein allgemeines Verbot würde ich nicht empfehlen, da in manchen Familien ein Einmiether sehr er⸗ wünscht ist.
Abg. Möller (ul.); Auch ich halte die Kommissiongberathung für überflüssig. Ein sozialistisches Experiment darf der Staat nicht machen; er hat nur für seine eigenen Arbeiter zu sorgen und darf nicht anders handeln als ein Privatunternehmer. Die Miethen müssen möglichst billig sein, damit der Anschein vermieden wird, als wolle der Staat die Arbeiter zwingen, in seine theuren Woh⸗ nungen zu ziehen. Auf Grund des Rentengutsgesetzes müssen auch Arbeiterwohnhäuser errichtet werden. Wenn auch für die Arbeiter eine eigene Scholle erwünscht ist, so darf doch nicht schablonen⸗ mäßig dahin gewirkt werden, denn im Westen sind die Be⸗ dürfnisse andere als im Osten. Die Eisenbabnverwaltung muß auch aus ihren Mitteln Wohnungen errichten. In manchen Gegenden mit theuren Wohnungen ist der Servistarif zu niedrig; entweder muß dieser erhöht werden, oder der Staat muß in solchen Gegenden selbst Wohnungen bauen.
Abg. Schreiber lfr. kons.): Meine Freunde stimmen der Vorlage zu und erkennen die hohe sozialpolitische Bedeutung derselben an. Wir halten auch eine Kommissionsberathung nicht für nöthig. Einzelne Bedenken sind schon erörtert worden; ich habe nur noch den Wunsch hinzuzufügen, daß auch die Forstverwaltung für ihre Beamten Woh nungen beschaffe. ; .
Abg. Freiherr von Erffa (kons.) zieht den Antrag seiner Par tei auf Kommissionsberathung zurück.
Die Denkschrift wird für erledigt erklärt. Die zweite Berathung der Vorlage wird demnächst ohne vorherige Kom missionsberathung im Plenum stattfinden.
Es folgt die Berathung des Berichtes über die Bau⸗ ausführungen und Beschaffungen der Eisenbahn⸗ verwaltung während des Zeitraums vom 1. Oktober 1896 bis dahin 189.
Berichterstatter Abg. Schmieding (nl) beantragt, den Bericht durch Kenntnißnahme für erledigt zu ertlären.
(Schluß des Blattes.)
Graf Karl von Wedel auf Schloß Evenburg bei Leer, erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist am 2. d. M. gestorben.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Magdeburg fand, der Mgdb. Ztg. zufolge, am Montag eine Versammlung der Maurer statt, in welcher über die Lohn bewegung verhandelt wurde. Nach dem Bericht über die augenblick⸗ liche Lage sind bisber etwa 600 Maurer von den dem Arbeitgeber⸗ verbande angehörenden Meistern entlassen worden, 101 Maurer sind bei diesen noch in Arbeit, während 372 Maurer bei den nicht zum Ver⸗ bande gehörenden Arbeitgebern in Beschäftigung stehen. Es wurde be—⸗ schlossen, nicht in einen allgemeinen Ausstand einzutreten. An den Arbeit⸗ geberverband soll die Anfrage gerichtet werden, weshalb die Aussper⸗ rung erfolgt sei und zu welchen Bedingungen die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgen kann. Maurer, die bei Mitgliedern des Arbeitgeber- verbandes noch beschäftigt sind. sollen die Arbeit sofort niederlegen, während die bei den übrigen Arbeitgebern arbeitenden unter den bis—⸗ herigen Bedingungen weiterarbeiten sollen.
In Brandenburg a. H. sind gestern, wie die Berliner Volks⸗Itg. mittbeilt, die Zim merleute in den Ausstand eingetreten.
Aus Eu pan wird der Köln. Ztg. berichtet, daß der Weber ausstand bei der dortigen Firma J. F. Mayer gestern nach einer Dauer von drei Wochen durch Vermittelung der Ortsbehörde und eines Schiedsgerichts beendet worden ist.
In Pa sewalk ist der Ostsee⸗Itg. zufolge der Ausstand der Maurer durch einen Vergleich mit den Arbeitgebern beendet worden.
In Eger haben nach einer Mittheilung der e. Ztg. die Lacklerer, und Zimmermalergehilfen wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt; auch viele Kut scher, Knechte und Bau⸗ arbeiter sind ausständig.
Kunst und Wissenschaft.
Im Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum ist zur Zeit ein von dem Hoftischlermeister Herrn C. Praechtel hierselbst gearbeiteter kleiner Tisch ausgestellt, dessen Platte mosaikartig aus ca. 67 ver⸗ schiedenen, zum theil, fein gemaserten brasilianischen Holjarten zu⸗ sammengesetzt ist. Die Arbeit ist im Auftrage des Kaiserlich deutschen Konsuls in Rio de Janeiro, Dr. Wever, gefertigt und mit dem Wunsche ausgestellt worden, derartige edle Hölzer, von denen bereits ein Export nach England stattfindet, auch bei uns bekannt zu machen.
Verdingungen im Auslande.
Italien.
14. Mai, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten, General, Inspektion der Eisenbahnen, in Rom: Lieferung von etwa 2433 t Bessemer oder Martin, Stahlschienen für den Bedarf der Ab⸗ theilungen und Stationen der Nebenlinien.
Niederlande. 16. Mai. Kommunalverwaltung von Amsterdam: Lieferung von gußeisernen Röhren nebst Zubehör für die Wasserleitung der
Stadt. ; Bulgarien.
12. Mai, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Lokal der ständigen Kommission, in So fia: Lieferung verschiedener Metalle und metallener Gegenstände für den Betrieb der Staatseisenbahnen. Voranschlag 82 406 Fres., Kaution 4620 Fres.
27. Mai, 2 Uhr. Ständige Kreis Kommission von Sofia: Bau des Widdiner Hafens. Voranschlag bod 600 Fregs. Kautien 27 700 Fres. Lastenhefte 2c. sind zu haben bei der obengenannten Kommission und bei der Bau-Abtheilung des Ministeriums der öffent⸗ lichen Arbeiten in Sofia; Preis: 20 Fres. Näheres beim Reichs⸗ Anzeiger“ (in französischer Sprache).
Siam.
Ohne Datum. Departement der Eisenbahnen in Bang kok: Lieferung von a. 50 eisernen oder stählernen Wagen für den Trang port von Reis, p. 2500 6 Stahlschienen, 165 t eisernen Klammern für Schienen, 160 t stählernen Schienenlaschen, 25 t eisernen Schrauhenboljen; 68 t stählernen Stoßplatten für Schienen, 2t stäh— lernen Scheiben. Bedingungen und Pläne für 21 Sh. für jeden Posten bei A. S. Mosse Blundell Esq., Victoria Street Nr. 28, Westminster, London.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 3. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer H. H. Meier“ 3. Mai v. New Jork in Bremer⸗ haven angek. Prinz Heinrich“, v. Ost⸗Asien kommend, 2. Mai Reise v. Singapore n. Bremen fortgesetzt.
— 4. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Crefeld“ 3. Mai Vm Reise v Amsterdam n. Bremen fortges. Willeha d'. v. Baltimore kommend. 2. Mai Abds. Ga stbourne passiert. Ellen Rickmers“, n. New⸗Jork best., 2. Mai Abds. Pirawle Point passiert. Friedrich der Großen, n. New. Jork best. 3. Mrge. Lizard passiert. Bayern“, v. Ost⸗Asien kommend, 3. Mai Vm. Duessant passiert.
Ham burg, 3. Mai. (W. T. B.) Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Adria“ heute in Hongkong angekommen. k von New⸗JYork kommend, hat heute Morgen Lizard passiert.
London, 3. Mai. (W. T. B. Castle Linie. Dampfer Doune Castle“ ist auf der Ausreise am Sonntag in Delagoa⸗ Bay,. D. „Garth Castle“ in Kapstadt angekommen.
Rotterdam, 3. Mai. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Line. Dampfer . Amsterdam, von New. Jork nach Rotterdam, hat heute Vormittag Seilly passiert.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Die gestrige erste Auffübrung der großen romantischen Oper Alär“ vom Grafen Géza Zichy fand eine sehr beifällige Auf nahme und darf auch vom kuͤnstlerischen Standpunkt aus als wobhl⸗ gelungen bezeichnet werden. Der als Virtuos längst bekannte Komponist, der hier zum ersten Mal mit einer dramatischen Arbeit in der Oeffentlichkeit erscheint, ist nach dem Vorbilde Richard Wagner's Textdichter und Komponist zugleich und hat, wenn auch nicht dichterisch, so doch musikalisch mancherlei Berührungspunkte mit dem modernen Meister. Die Handlung der Oper, die eine stark romantische Färbung zeigt, ist mit theatrali⸗ schem Geschick aufgebaut. In einem Vorspiel wird der dra matische Konflikt dargelegt, und der Held Alär sofort zwischen die beiden Kräfte: Liebe und Pflicht, gestellt, an deren Widerstreit er zu Grunde geht. Trotz seiner Liebe zu der schönen Elisabeth muß Alär dem sterbenden jungen Béla, den er gegen seinen Willen tödtet, einen Eid leisten, Béla's Schwester Ilona zu ehelichen. In den drei folgenden Aufzügen werden kräftig und klar die Folgen des Seelenzwiespalts entwickelt: die enn. und das Gelübde des Ritters, nach dem heiligen Grabe zu ziehen, im ersten Akt; die Zusammen⸗ kunft der Liebenden auf einem Waldfriedbofe sowie die verführerischen Wirkungen eines Zaubertrunks im zweiten, und die Heimkehr Alär's, der gewaltsame Tod der Liebenden und das oe Gelũbde Ilona's im letzten Akt. Der böse Geist, der den Helden verfolgt und tödtet, verkörpert sich in einer wilden Zigeunerin mit Namen Rumi. Der Reiz und die Stimmung einer farbenreichen mittelalterlichen Romantik durchziehen, wie aus der kurjen Inhaltsangabe schon erkennbar ist, die Handlung und bilden eine besonders geeignete Grundlage für die musikalische Bearbeitung, die Graf Zichy auch möglichst romantisch gestaltet hat. In der Form und in den Klangwirkungen der Musik ist zwar Richard Wagner's Einfluß unverkennbar, aber in der Melodien⸗ führung und im Empfinden erinnert sie doch mehr an die italienische und deutsche romantische Schule. Die melodische Erfindung herrscht vor und bleibt stets liebenswürdig und einschmeichelnd, besonders in den stark lyrischen Momenten. In der Fähigkeit, einer zarten und innigen Empfindung stimmungsvoll Ausdruck zu geben, liegt wohl auch die stärkere Seite des schöpferischen Vermögens des Komponisten, während die Kraft, starke dramatische Elemente musikalisch wirkungsvoll zu ge⸗ stalten, weniger hervortritt. — Was die Darstellung anbetrifft, so brachte Herr Sommer seine prächtigen Stimmmittel und sein gesammtes darstellerisches Können in der Titelrolle aufs beste zur Geltung, und Frau Götze gab mit ihrer starken dramatischen und gesanglichen Ver⸗ anlagung der Leidenschaft und hem glühenden Haß der . Rumi lebendigen Ausdruck. Fräulein Hiedler sang die Rolle der Elisabeth mit warmer Empfindung, und — Egli ent⸗ faltete als Ilona Innigkeit und Zartheit im Gesang und im Spiel. Die Oper ist in Dekorationen und Kostümen stimmungävoll und mit großer Pracht ausgestattet, die besonders in der Traumseene und dem n, umfangreichen Ballet zu glänzender Wirkung gelangte. Der Dichterkomponist konnte nach jedem Aufzuge unter dem Beifall des Publikums dankend vor dem Vorhang erscheinen.
Seine Majestät der Kaiser und König wohnte der Vor— stellung bis zum Schlusse bei.
Belle ⸗Alliance⸗Theater.
Die Aermsten, drei Akte aus einem alltäglichen Trauerspiel“, von Albrecht Donner, gingen gestern zum ersten Mal in Scene. Der unbekannte Verfasser bekundet darin, obwohl die ganze Hand⸗