1898 / 110 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Elsasßz⸗Lothringen. ,

Nach Beendigung des gestrigen Exerzierens bei Frescati (vgl. die letzten Depeschen in der gestr., Nr. d. Bl) xitt Seine Majestät der Kaiser und König, wie „W. T. B.“ berichtet, an der Sie des Königs⸗Infanterie⸗ Regiments Nr. 145 sa der in Sablon gelegenen Kaserne, wo Aller⸗ höchstderselbe noch einmal das Regiment vorbeimarschieren seß und dann das Frühstück bei dem Offizierkorps des Re⸗ giments einnahm. Von dort fuhr Seine Majestät nach Me ge. Besichtigung der Kathedrale und begab Sich dann 3 em . überall von der dichtgedrängten Um ?7 Uhr 47 Minuten traf

Menge 9 empfangen.

. ajestät die Kaiserin und Königin mittels onderzugs von Urville in Metz ein und wurde auf dem Wege nach dem Bezirks⸗Präsidium von der Bevölkerung herz⸗ lichst begrüßt. Der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohen⸗ lohe⸗-Langenburg war um 3 Uhr Nachmittags in Metz eingetroffen. Um 8 Uhr fand im Bezirks Präsidium ein Diner statt. Seine Majestät der Kaiser saß an der Tafel zwischen der Gemahlin des Bezirks⸗Präsidenten Freiherrn von Hammerstein und dem kommandierenden General Grafen von Häseler, Ihre Majestät die Kaiserin zwischen dem Kaiserlichen Statthalter und dem Bezirks⸗Präsidenten Freiherrn von Hammerstein. Abends —̃. ein Fackelzug sämmtlicher Vereine von Metz und Umgegend owie der Schüler der höheren Lehranstalten von Metz statt. Der Zug, in welchem sich über 5000 Lampions und 12 Musikkorps befanden, bewegte sich vom Kaiser Wilhelm⸗Platz nach dem Regierungsplatz vor das Gebäude des . wo die vereinigten Sängerchöre verschiedene Lieder vortrugen. Hierauf brachte der Bürgermeister Freiherr von Kramer ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, in welches die An⸗ wesenden begeistert einstimmten, während die Militärkapellen einen Tusch bliesen. Die Kapelle des Königs⸗Infanterie⸗Regiments Nr. 145 intonierte sodann die Nationalhymne, welche von dem Publikum mitgesungen wurde. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin erschienen auf dem Balkon und dankten huldvollst. Während der Ovation war die Kathedrale durch elektrische Scheinwerfer und bengalisches Feuer wirkungsvoll beleuchtet. Kurz nach 10 /g Uhr fuhren Ihre Majestäten unter den jubelnden Zurufen der Bevölkerung nach dem Bahnhofe. . 11 Uhr erfolgte mittels Sonderzuges die Abfahrt nach urzel.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wie die „Wiener Abendpost“ meldet, hat das öster⸗ reichische Handels-Ministerium mit der ungarischen Regierung Erörterungen über eine eventuelle Suspendie⸗ rung der österreichisch⸗ungarischen Getreideeinfuhr⸗ ölle schon vor Beginn der öffentlichen Diskussion über diese rage eröffnet. Die letzte Debatte im Abgeordnetenhause habe gezeigt, daß eine derartige Maßregel nur eine getheilte Auf⸗ nahme finden würde, und daß namentlich Zweifel beständen, ob hiervon eine Ermäßigung der Brotpreise zu gewärtigen sei. Die Abwägung aller hierbei in Betracht kommenden Inkeressen habe zu dem Ergebnisse geführt, daß eine zeitweilige Auf⸗ hebung der Getreidezölle nicht in Aussicht ge— nommen werde. Den gestern in Budapest zusammengetretenen Dele— gationen wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, folgender ge⸗ meinsamer Voranschlag pro 1899 vorgelegt: Das Erforderniß des Ministeriums des Aeußern beträgt 4274 000 Fl., dasjenige des Heeres 143 685 251 Fi. und das der Marine 16941 2690 Fl. Das gemeinsame Finanz⸗Ministerium und der Pensiont⸗Etal erfordern 2137 184 Fl. und der Rechnungshof 138045 Fl. Die Gesammtsumme der Erfordernisse beträgt 167 175 740 Fl.; hier⸗ von geht ab Bedeckung 2797 558 Fl., demnach bleibt ein Netto— erforderniß von 164 378 382 Fl. Die Einnahmen des Zoll⸗ gefälles sind mit 59 589 5390 Fl. veranschlagt; nach Abzug der Regie ergiebt sich ein reiner Ueberschuß des Zollgefälles von 57 139 530 Fl. Das außerordentliche Heereserforderniß für Bosnien beträgt 3479 000 Fl. Tas Gesammt⸗Netto⸗ Erforderniß des Ministeriums des Aeußern ist um 129300, das des Heeres um 3510 034 und das der Marine um 2360000 Fl. höher als pro 1898. Die Nachtragskredite des Heeres und der Marine pro 1897 und 1898 betragen 30 646 030 Fl. Insofern für das Jahr 1899 die Gemeinsamkeit der Zolleinkünfte in Geltung bleibt, ist die Zolleinnahme von dem Etforderniß von 164378 382 Fl., abzuziehen. Der unbedeckt bleibende Theil ist zwischen Oesterreich und Ungarn im Sinne der nach dem Gesetz festzustellenden Beitrage verhältnisse aufzutheilen. Das Mehrerfordeeniß im Budget des M iniste riums des Aeußern ist unter anderem begründet durch die Reform der orientalischen Akademie im Sinne einer Trennung des Sprachenunterrichts nach den Ländern des ozmanischen Reichs und Ost⸗Asiens einerseits und der westlichen Länder andererseits, eingehenderer Pflege der englischen Sprache und der Sinologie, Schaffung von zehn neuen Stiftungsplätzen für die orientalisch⸗ ostasiatische Sektion und fünfzehn für die Westsektion. Dle eplante Reform soll binnen zwei Jahren durchgeführt werden. 3. ist das obengenannte Mehrerforderniß begründet in der e r, en, selbstaͤndigen diplomatischen Vertretung in Buenos Aires für Argentinien, Paraguay und Uruguay, in der Errichtung eines Berufskonsulats für Süd- Afrika in Kapstadt mit dem Rang eines Generalkonsulats, in der Errichtung eines Honorarkonsularamts für Transvaal, in der Verwandlung der Honorarkonsularämter in Rhodus und Novoscielica in effektive Aemter und endlich in der Sub— ventionierung der österreichisch⸗ ungarischen Handelskammer in Paris. In dem Marinebudget wird die Herstellung eines neuen Schlachtschiffs 1I. Klasse von 8000 t verlangt, dessen Ge⸗ sammtkosten auf 5 Millionen Gulden veranschlagt sind, von denen aber nur als erste Rate 400 009 Fl. in das Budget für 1899 eingestellt werden. In der Motivierung wird die unahweisbare Nothwendigkeit des Ausbaues der Flotte behufs wirksamer Vertheidigung der Küsten hervorgehoben. ür Land⸗ und Wasserbauten auf der Station Teodo ö Eat 900 . ionen gn Die Kosten für die Entsendung es österreichischen Geschwaders nach Kreta belaufen 453 030 Fl. h ö Der Rechnungsabschluß des gemeinsamen Staatz⸗ budgets für das Jahr 1897 weist einen Ueberschuß der Sh gefälle von 11 693 907 Gulden auf. Aus dem Heeresbudget sind 8653 909 Gulden für die Verabreichung eines warmen Abendessens an die Mannschaft hervorzuheben. Der Nach⸗ tragskredit von 30 100 000 Gulden für das Heer ist veranlaßt durch die Beschaffung von Waffen und Kriegsmaterial sowie

unsicheren politischen Lage zur Zeit des Ausbruchs des griechisch⸗

türkischen Krieges 6 wurden; ö den rd 22 675 000 Fl. für Handfeuerwaffen und Festungs⸗Artillerie⸗ material, 3875 000 Fl. für sonstiges Kriegsmaterial und 3569 000 Fl. zu Fortifikationen. Zur Bedeckung beabsichtigen die Regierungen 15 Millionen Gulden aus den gemeinsamen Aktiven heranzuziehen.

Die österreichische Delegation hielt gestern Nach⸗ mittag die erste Sitzung ab. Der Delegirte Kienm ann er⸗ klärte namens der deutschen Volkspartei, daß diese an den Delegationsverhandlungen nur mit dem Vorbehalte theil⸗ nehme, daß hieraus kein Rückschluß auf die Stellung der Partei zu den anläßlich der Ausgleichsverhand⸗ lungen auftauchenden staatsrechtlichen Fragen, sowie zur Frage, der Vertheilung der Lasten zwischen den beiden Reichshälften gezogen werden dürfe. Der Delegirte Pergelt, namens der deutschen Fortschrittspartei, und der Delegirte Axmann, namens der Christlich⸗Sozialen, schlosßen sich dieser Erklärung an. Zum Präsidenten wurde der Delegirte von Jaworski gewählt. Derselbe drückte die Ueberzeugung aus, daß auch die diesjährigen Delegationen den Traditionen entsprechen und die stets bekundete Fürsorge für das Heer und die Marine mit den wirthschaftlichen Erfordernissen des Staats in Einklang zu bringen wissen würden. Als der Präsident in seiner Rede des Regierungsjubiläums des Kaisers gedachte, erhob sich die Versamm⸗ lung., Unter dem lebhaftesten Beifall erbat sich der Präsident die Ermächtigung, bei dem bevorstehenden Empfang der Delegationen dem Kaiser neben den Gefühlen der Treue und Anhänglich⸗ keit auch die Glückwünsche der Delegation aussprechen zu Dürfen. Die Rede schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaisen in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Zum Vize⸗Präsidenten wurde der Delegirke Graf Vetter gewählt. Es folgten sodann die Ausschußwahlen. Der Budget⸗ ausschuß wird am Donnerstag Nachmittag behufs Ent⸗ gegennahme des Exposés des Ministers des Aeußern, Grafen Goluchowski, zusammentreten.

Die un garische Delegation konstituierte sich gestern ebenfalls und wählte Ko lom an Szell zum Präsidenten und den Grafen Jul ius Szäpaäry zum Vize⸗Präsidenten Koloman Szell hielt eine Ansprache, in welcher er ausführte, daß die Politil Ungarns, wie beständig seit 30 Jahren, auch jetzt nur eine Politik des Friedens sein könne. Diese Politik Ungarns, welches mit allen Mächten in einem freundlichen, guten Verhältnisse zu bleiben wünsche, sei auf dem Dreibund aufgebaut. An diesem Bunde halte Ungarn aufrichtig und mit großer Innigkeit fest; denn es habe in demselben allezeit eine Sicherung der wechselseitigen wahren Interessen erblickt und einen Faktor allerersten Ranges zur Sicherung des europäischen Friedens erkannt. Ungarn wünsche eine freie Ent⸗ wickelung seiner nächsten östlichen Nachbarn, der Balkan⸗ staaten, auf Grund der bestehenden Verträge und des status guo. Derselbe Staatsmann, dessen zielbewußte, den Interessen Ungarns nach jeder Richtung entsprechende richtige Politik der ungetheilten Anerkennung und Zustimmung fowie dem vollen Vertrauen der vorigen Delegation begegnet sei, leite mit bewährter Hand und wachsamem Auge die auswärtigen Angelegenheiten. Er (Redner) hoffe, daß dieselbe Politik, mit demselben Takt, demselben Selbstbewußtsein und derselben Kraft geleitet, bei voller Wahrung der Interessen Ungarns die Segnungen des Friedens für lange Zeit erhalten werde. Der Präsident erwähnte sodann den spanisch amerikanischen Krieg und sagte, derselbe herühre die Interessen Ungarns nicht. Für die Sicher⸗ heit der österreichischungarischen Monarchie zu sorgen, sei die Hauptaufgabe der Delegationen. Des weiteren besprach der Präsident die Entwickelung der Wehrkraft in allen Ländern und fuhr fort: auch Ungarn könne sich den Folgen dieser be— dauerlichen Lage nicht entziehen und müsse alle hieraus fol⸗ genden Lasten tragen; man dürfe jedoch nicht die Grenzen der wirthschaftlichen Leistungsfähigkeit überschreiten r beiden Gesichtspunkten das richtige Maß einzuhalten, sei die ernste, pflichtgemäße Aufgabe der Delegation. Die Versamm⸗ lung wurde sodann unter begeisterten Ewljen⸗Rufen auf den König geschlossen. Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten wählte Koloman Tisza zum Präsidenten und Max Falk zum Schriftführer. Der Kaiser wird die Delegationen morgen empfangen.

Zwischen Zwisch Gestern

Hierauf wurden die Ausschüsse gewählt.

hörden und der Versprechungen des Bürgermeiste die Manifestanten den Tumult fort a , n, 466 und Militär mit Steinen. Als die Menge der gese müßt Aufforderung zum Auseinandergehen nichl Folge in 9 fortgesetz'; die Truppe mit Steinen bewarf, mußte diese von den Waffen Gebrauch machen. Drei der Aufrührer wurden ge— töptet, ebensoviele verwundet. Der „Opinione“ zufolge kam ez . ferner in Bologna zu einer unbedeutenden Ruhestörun urch Arbeiter. Auch unter den dortigen Studenten herrschte einige Aufregung. In Padua een, Ruhestörungen vor. In i gestern nur ein einziger Zwischenfall. der Porta Monforte und der Porta , a n Ansammlung. Die Revolte wurde aber alsbald unterdrückt und etwa 200 Ruhestörer, welche in einem Mönchs kloster Zuflucht gesucht hatten, wurden verhaftet. Unter diesen befinden sich die sozialistischen Deputirten Turati, Bissolati und Costa. Dagegen wird aus Lugano gemeldet, daß der Eisenbahn verkehr zwischen Chiasso und Mailand seit gestern Mittag unterbrochen sei. Es verlaute, daß die Eisen⸗ bahnbeamten ihren Dienst eingestellt hätten und den Mailänder Zentralbahnhofbesetzt hielten; die Landleute der Brianza eilten mit n,, bewaffnet zur Unterstützung der Strikenden herbei. n Neapel fand gestern ebenfalls eine Kundgebung statt hei welcher der Versuch gemacht wurde, einen Ausstand der Arbeiter der mechanischen Fabrik Deluca herbeizuführen. Die Ruhestörer wurden in der Arenacciastraße auseinandergetrieben worauf sie sich an anderen Punkten aufs neue zu fammeln versuchten. Am Monte Calvario kam es dabei zum Zu— sanmenstoß mit der bewaffneten Macht; zwei Soldaten wurden verletzt; von den Ruhestörern ist einer todt.

Der „Popolo Romano“ schreibt: Es bestehe kein Zweifel mehr, daß es sich bei den letzten Un ruhen um einen vor— bedachten Plan gehandelt habe, welcher vor dem von den Führern der Umsturzparteien festgesetzten Zeitpunkte zur Aus— führung gekommen sei. Es scheine Thatsache zu sein, daß die Polizei bei einer in Mailand verhafteten Frau, welche nahe Beziehungen zu einem sozialistischen Führer unterhalten, die gesammte, darauf bezügliche Korrespondenz beschlagnahmt habe.

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht folgende Note: „Einige liberale Blätter verbreiten Andeutungen, betreffend die Haltung des Päpstlichen Stuhles in dem spanisch— amerikanischen Streit, als ob derselbe für den einen oder anderen der Kriegführenden unterhandele. Es ist überflüssig diese Gerüchte zu dementieren, denn Alle kennen die vol kommen korrekte Haltung, die der Päpstliche Stuhl den beiden Nationen gegenüber innehielt und innehält, da sein Wunsch allein der nach Frieden ist.“ ; .

Spanien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer forderte, wie ‚W. T. B.“ berichtet, ein Deputirter die Er⸗ nennung eines Generalissimus. Der Kriegs-Minister Correa zrwiderle daß ein solcher Posten unnöthig sei, denn auf Cuba, Porto Rico und den Philippinen seien als Oberstkomman— dierende Generale, welche das vollste Vertrauen der Regierung hätten. Die Debatte über die politische Lage wurde vertagt und die Berathung über die Finanzgesetzeniwürfe begonnen. Der Gesetzentwurf, betreffend die Land⸗ und Seestreltkräfte, wurde angenommen. . «In Linares ist es am Sonntag zu einem ernsten Auf⸗ stande gekommen. Die Volksmenge drang durch die Fenster in das Rathhaus und plünderte dasselbe. Die Gendarmerie folgte. den Ruhestörern und feuerte auf sie. Die Ruhestörer antworteten mit Revolverschüssen, fodaß die Gendarmerie sich bis in die benachbarten Straßen zurückziehen mußte. Die Aufrührer versorgten sich mit Munition und unterhielten ein erbittertes Feuer. Die Regierung gab die Zahl der Getödteten auf drei an und verkündigte die Verhängung des. Belagerungszustandes über die Stadt geste war die Ruhe wiederhergestellt. Auch aus Cadiz, Albgeete, Martos und Baza werden Unruhen gemeldet. Ueber die Landschaften Gibraltar und Anda— lusien sowie über Cordova und Valladolid ist ebenfalls der Belagerungszustand verhängt worden. In Catalonien und in den Provinzen Burgos, Logrosto, Navarra Vizeaya, Alava und Guipuzcoa ist alles ruhig.

und Tropea kamen Mailand ereignete

Großbritannien und Irland. Im Unterhause richtete, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Billson die Anfrage an die Regierung, ob mit Frank⸗ reich, Deutschland oder einer anderen Macht ein Abkommen oder Einvernehmen bestehe, wonach sich die Parteien verpflichtet hätten, keine weiteren Inseln oder Landgebiete im Stillen Meer zu erwerben. Der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Curzon erwiderte, ein derartiges Einvernehmen bestehe nicht, ob— gleich besondere Vereinbarungen hinsichtlich einzelner Inseln im Stillen Meer abgeschlossen worden seien. Auf eine weitere Anfrage erklärte der Staatssekretär für die Kolonien Chamber⸗ lain, daß die Zeitungsberichte über die Vorgänge in Sierra Leone zweifellos übertrieben seien, da die dor⸗ tigen Kaufleute die Gefahr überschätzten. Nach der Meinung des Gouverneurs und der übrigen Behörden sei Freetown nicht gefährdet. Davitt beantragte hierauf die , , des Hauses, um die Aufmerksamkeit auf die Zustände in Sierra Leone zu lenken. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain bemerkte hierauf: die ursprüng⸗ liche Ursache des Aufstandes sei nicht die Einführung der Hüttensteuer. Während der vier Monate dauernden Regenzeit, in welcher die Feindseligkeiten unterbrochen werden müßten, werde eine Untersuchung stattfinden; inzwischen solle der Kreuzer „Blake“ zum Schutze Freetowns entsandt und von Lagos, würden zwei Kompagnien west—⸗ indischer Truppen nach Sierra Leone geschickt werden; hin⸗ gegen sei nicht beabsichtigt, Truppen aus Europa dahin ab⸗ gehen zu lassen. Da vitt zog darauf seinen Antrag zurück. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm das Haus die zweite Lesung der Impfbill mit 237 gegen 23 Stimmen an.

Italien.

In der Stadt und Provinz Rom herrscht, wie, W. T. B.“ meldet, andauernd Ruhe. Nur in Genzano fand am Sonntag Abend eine Kundgebung anläßlich der Brottheuerung statt. Die Manifestanten bewarfen die öffentliche Macht mit Steinen und versuchten, einige Bäckereien zu stürmen. Das herbei⸗ geeilte Militär gab Feuer; zwei der Ruhestörer wurden getödtet, mehrere verwundet. Um dieselbe Zeit fand auch in Pontedera, in der Nähe von Pisa, eine Kund⸗

durch die fortifikatorischen Maßnahmen, welche infolge der

bang statt. Die Menge zog vor die Mairie und verlangte rot und Arbeit. Ungeachtet der Ermahnungen der Be⸗

Lissaboner Blätter melden, daß am Sonntag Nachmittag ein aus neun Schiffen bestehendes spanisches Geschwader Kap Espichel, südlich von Lissabon, in südlicher Richtung passiert habe.

Türkei.

Der Ministerrath hat, dem Wiener „Telegr⸗Korresp. Bureau“ zufolge, beschlossen, dem Sultan ein Mazbata zu überreichen, in welchem die Notifikation der Botschafter in Betreff der Räumung Thessaliens in günstiger Weise begut achtet wird. Man erwarte den Erlaß eines Irade, welches den Botschaftern mitgetheilt werden solle.

Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus St. Petersburg, daß es, dem dort eingetroffenen amtlichen Bericht aus Kreta zufolge, den Bemühungen der kommandierenden Offiziere und Konsuln in Kandia gelungen sei, in der Vorpostenkette Zu⸗ sammenkünfte zwischen den Christen und Mohamedanern sowie die Abhaltung von Markttagen herbeizuführen. Die Ver— handlungen zwischen den Mächten über die Vermehrung der Truppen seien noch nicht abgeschlossen.

. Griechenland. ö Die griechischen Mitglieder der internationalen Kommission zur Ueberwachung der Räumung Thessaliens sind, wie ‚W. T. B.“ berichtet, nach Volo abgereist.

Amerika.

Der Präsident Me Kinley hat, wie ‚W. T. B.“ aus Washington meldet, dem Kongreß eine Botschaft über⸗ sandt, in welcher er nach der Depesche des Admirals Dewey von dem erfochtenen Siege bei Cavite Mittheilung macht und hinzufügt: „Der materielle Vortheil dieses ersten Erfolges wird übertroffen durch den starken moralischen Eindruck auf das Herz der Nation, das erregt ist, nicht durch Eitelkeit oder Eroberungsgier, sondern durch das ,. tiefer Dankbarkeit, daß wir infolge der Gerechtigkeit unserer Sache gesiegt haben, und daß durch die Gnade Gottes ein wichtiger Schritt zur Erreichung des ersehnten Friedens geschehen it.“ Die Botschaft schließt mit der Bitte an den Kengreß, eine Dankesbezeugung für den Admiral Dewen, die Offiziere und die Mannschaften zu votieren. Beide Kammern nahmen infolge dessen unverzüglich eine Resolution an, in welcher die Dankesbezeugung zum Ausdruck gelangt und die Ernennung Dewey's zum Kontre⸗Admiral genehmigt wird.

iner esche der New Hort Tribune“ traf der n . Woodford am Sonnabend ton ein und begab sich sofort nach dem n der Präͤfident MeKinlen sehr freundlich

Nach isherige ö. gin Washin Weißen Hause, wo ĩ

ng. ! empf g, das „Reuter'sche Bureau“ aus Chickam anga er⸗

ollen 40 506 Freiwillige baldigst angeworben und fahre l werden. Hen würden, die schon vorhandenen 10 Regimenter regulärer Truppen eingerechnet, die Gesammt⸗ Streitkräfte auf 50 000 Mann gebracht werden. .

Cine gestern in Key West eingelaufen telegraphische Meldung aus Port⸗au⸗Prince besagt, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, daß nach einem daselbst eingetroffenen Bericht von Kap Haiti das Geschwader des Admirals Sampson in noͤrblicher Richtung bemerkt worden sei. Ebenso seien am Sonn⸗ tag 17 spanische Schiffe, von denen ein Theil Krieqgsschiffe gewesen seien, in der Nähe von Porto Rico gesehen worden. Am Sonntag in Key West eingetroffene deutsche Seeleute bestätigten, daͤß am Nachmittag starker Kanonendonner in nord⸗ westlicher Richtung zu hören gewesen sei. Nach einer weiteren Depesche aus Key West kamen dort gestern zwei amerikanische Kriegsschiffe in Sicht, welche langlam auf Key West zufuhren und anscheinend schwer beschädigt sind.

TDie cubanische Kamm er hat dem Kolonial ⸗MNinister Moret eine Adresse gesandt, in welcher sie gegen den Angriff seitens der Vereinigten Staaten Widerspruch erhebt und den Entschluß mittheilt, die Sou veränetät des Mutterlandes nach⸗ drücklich vertheidigen zu wollen.

Zwei amerikanische Schiffe versuchten gestern, den Kanal von Fardesas zu forcieren, mußten sich aber vor drei spanischen Kanonenbooten zurückziehen. . .

Die „New Yorker World“ veröffentlicht ein Schreiben des Insurgentenführers Gomez vom 30. v. M., in welchem der⸗ selbe den Vereinigten Staaten für den von ihnen den Auf⸗ ständischen angebotenen Schutz dankt. Derselbe solle ein Band her Solidarität und ewiger Freundschaft zweier Völker bilden. Gomez sagt dann weiter, er wisse, daß die Regierung der

Kufstandischen bereit sei, die angebotene Allianz anzunehmen.

Nach einer Meldung aus St, Thom as traf der spanische Kreuzer „Isabella II. gestern früh dort ein und ging, nach Aus ausch von Mittheilungen mit dem dortigen spanischen Fonsul, wieder in See. Der Bestimmungsort des Schiffes ist nicht bekannt.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht über die gestrige Sitzung des

Der der Abgeordneten befindet sich in der Ersten

Hauses Beilage.

In der heutigen (76.) Sitzung, welcher der Vize⸗ Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Hr. von Miguel und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnten, setzte daz Haus der Abgeordneten zunächst die zweite Berathung der Sekundärba hnvorlagefort, von welcher noch die Erledigung der Linie Treuenbrietzen —auen aussteht, die von der Budgetkommission zuerst abgelehnt und dann vom Plenum an die Kommission zur nochmaligen Berathung jurückverwiesen worden war. Die Kommission hat nunmehr zie Bewilligung der Linie Treuenbrietzen —auen beantragt, für deren Bau 11 580 000 M6 gefordert werden.

Berichterstatter von Arnim (kons.) berichtet, daß in der letzten Kommisstonsberathung besonders darauf hingewiesen worden sei, daß kriegstechnische Gründe den Bau dieser Linie erforderlich machten, ab gesehen von den wirthschaftlichen Gründen. Die Schwierigkeiten, welche der Bewilligung der Linie aus der Absicht eines Priyhat⸗ Comité, eine normalspurige Kleinbahn Treuenbrietzen Neustadt a. D. zu bauen, erwuchsen, seien durch wohlwollende Er⸗ klärung seitens der Regierung betreffs. der Genehmigung dieser Privatbahn gehoben worden, Die militärischen Gründe für die Linie bezögen sich hauptsächlich auf den Tegeler Schießplatz, zu dem der Verkehr bei Manövern ꝛe. unter Umgebung Berlins geleitet werden konnte. Der Vertreter des Kriegs- Ministeriums habe in der Ko mmisston erklärt, daß eine absolute Nothwendigkeit für die Linie aus militärischen Gründen zwar nicht bestehe, daß aber jedenfalls sowohl für Mobilm achunge zwecke, wie für Friedensverhältnisse die Linie in hohem Grade erwünscht sei; jedenfalls könnten die militärischen Interessen durch keine andere Linie als die von der Regierung geplante be⸗ friedigt werden. Die Kommission habe diese Gründe neben den anderen, schon bestehenden für ausschlaggebend gehalten und empfehle daher die Bewilligung der Linie. . / .

Abg. Möller (nl): Der neuere Entschluß der Kommission ist erfreulich. Für uns war die Regierungevorlage schon aus dem Grunde annehmbar, weil die Linie Berlin Jüterbog. schon so überlastet ist, daß eine Entlastung stattfinden mußte. Bie militärischen Gründe wären für uns garnicht nöthig gewesen, die wirthschaftlichen Gründe genügten schon für die Bewilligung. Durch die Entlastung der Hauptlinie werden auch Ersparnisse in der Eisenbabnverwaltung erzielt werden können. Mit der Entlastung der Hauptbahnen wird bier enclich einmal der Anfang gemacht. Die geplante Prinatbahn nach Neustadt a. D. konnte unter den zuerst vom Minister ge⸗ stellten Bedingungen allerdings nicht ausgeführt werden, und auch der Staat hätte diese Linie vorerst nicht bauen können. Das Privat⸗ Comsté konnte die Bedingung nicht annehmen, daß der Staat sich das Recht vorbehielt, die Privatbahn nach fünf Jahren anzu⸗ kaufen gegen Erstattung der gemachten Aufwendungen. Nach seiner gestrigen Erklärung in der Kommission ist der Minister nun erfreulicher Weife von dieser Bedingung zurückgetreten. Nun kann auch diese Privatlinje Treuenbrietzen =-Neustadt a. D. als Nebenbahn gebaut werden, nicht nur als Kleinbahn, und kann somit auch den Durch gangtverkehr aufnehmen. Redner empfiehlt ferner den Bau einer sogenannten westfälischen Nordbahn. .

Abg. Graf zu Limburg ⸗Stirum (kons) erklärt, daß seine Freunde heute für die Bewilligung der Linie Treuenbrietzen= Nauen stimmen würden. Die militärischen Gründe spielten zwar nur eine unbedeutende Rolle, aber diese Linie befriedige doch vollkommen die wirthschaftlichen und eisenbahntechnischen Bedürfnisse, oder man müßte vielleicht für die Verbesserung der Bahnhöfe in Berlin

0 Mihionen Mark hinelnsteck'en. Richtiger wäre allerdings, der Staat baute selbst die Linie Treuenbrietzen —Neustadt a. D. Aber wenn der Staat sie nicht bauen wolle, trete auch keine wesentliche Schädigung des Staatsbahnsystems ein, wenn der Staat sich nur einen gewissen Einfluß auf die Verwaltung dieser Privatbahn und eine Kontrole darüber sichere, wie weit der Durch gangsverkehr dieser Bahn gegeben werden solle. Nachdem der Staat ein großes Cisenbahnnetz mit theilweise unrentablen Linien Cebaut habe, ses es nicht zulässig, daß Private sich den Vortheil dieses Netzes 3. Abkürzung der staßatlichen Linien zu nutze machten, Der Staat müsse deshalb einen gewissen Theil des Durchgangsverkehrs für sich behalten. Die Staattzeisenbahnverwaltung habe eine so absolute Allmacht, wie keine andere Stelle im Staate. Aber gerade deshalb müsse sie bei den Privatunternehmern den Eindräck aufrecht erhalten, daß hier die Dinge fachlich entschieden würden. Manchmal seien die Leute aber, nachdem sie Bahnen gebaut hätten, durch Entscheidungen überrascht worden, die sie nicht erwartet hätten. Da müsse den Leuten von

gefallen lassen“, damit sie wüßten, woran sie seien. Sonst werde das Vertrauen in die Verwaltung schwinden. Die Bedingungen für die Konzessionierung von Privatbahnen müßten allerdings streng sein, damit der Ansturm nicht zu groß werde. Aber es müsse den Leuten von vornherein gesagt werden, wie sie es machen sollten. Bedingungen für die Privatbahn Treuenbrietzen Rathenow Neustadt müßten mit voller Klarheit erklärt werden.

Hierauf nimmt der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut mit⸗ getheilt werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen.

Am 16. und 17. Mai, Vormittags 10 Uhr, findet im Architekten⸗ hause hierfelbst die VII. Konferenz der Zentralstelle für Arbeiter Wohlfahrtseinrichtungen staft. Auf der Tages⸗ ordnung steht am Montag, den 16. Mai, „Die Wohlfahrtspflege im Kreise“. Ueber den allgemeinen Theil wird der Landrath Siegert in Uslar referieren, über die Stellung des Geistlichen zur Wohlfahrts⸗ pflege im Kreise Pastor Apel in Odagsen, über Wohnungsfürsorge im Kreise Landrath Berthold in Blumenthal, über das Sparkassen⸗ wesen im Kreise Regierungs⸗Rath Dr. jur. Seidel in Wiesbaden, über Kranken. und Rekonvaleszentenpflege im Kreise Landrath Dr. Heydweiller in Altena, über Belehrung und Unterhaltung im Kreise Kreis. Schulinspektor und Pfarrer Dieckmann in Audenhain und über die ländliche Haushaltungsschule Dekan a. D. Müller in Runkel. Am Dientztag, den J7. Mai, soll über „die individuelle Hygiene des Ar⸗ beiters“ verhandelt werden. Das allgemeine, einleitende Referat hat Professor Dr. Albrecht in Groß ⸗Lichterfelde übernommen. Ueber Wasch. und Bade⸗Einrichtungen in gewerblichen Betrieben vom bygienischen Standpunkt wird der Regierungt⸗ und Mexizinal⸗ Rath Pr. Roth in Oppeln und Über dasselbe Thema in technischer Be—⸗ ziehung der Baurath Herzberg in Berlin berichten. Die Ver⸗ handlungen werden durch gedruckte Referate vorbereitet, die eine Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der beiden Fragen zu geben bestimmt sind und von Nichtmitgliedern der Zentralstelle für den Selbstkostenvpreis im Bureau. W. Schillstraße 16, bezogen werden können. Dafelbst werden auch Anmeldungen zu der Konferenz entgegen genommen.

Zur Arbeiterbewegung. In Cassel ist, einer Mittheilung des Vorwärts‘, zufolge der Ausstand der Zimmerlente beendigt. Die Arbeiter haben sich mit einer Lohnzulage von 2 3 für die Stunde begnügt, In Flensburg befinden sich nach demselben Blatt die Tischler im Vusftande. (Vergl. Nr. 107 d. Bl.) ; In Karlsruhe sind die Malergehilfen wegen in den Ausstand getreten.

Lohnstreits

Kunst und Wissenschaft.

Die Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde am. letzten Sonnabend wurde durch einen durch Projektionsbilder erläuterten Bortrag des Herrn Dr. Max Schöller über die wissenschaft⸗ lichen Ergebnisse seiner Reise nach Ae quatę rial Ost afrika und Uganda ausgefüllt. Die Reise galt hauptsächlich ethnographischen, geologischen und botanischen Untersuchungen. In Begleitung des Herrn A. Kaiser am 20. Juni 1896 von Dar: eb⸗ Salam aus angetreten, endete sie in Mombassa am 19. März 897. Der Marsch ins Innere fübrte Pangani aus, am linken Ufer des Pangani⸗ Flusses entlang, über Usambara, Gebinge und Pare zunächst nach dem Kilimandscharo, dann nordwärts über den Salzsee Guasso. Npiro nach dem mittelagfrika. nischen Graben, nach dessen Ueberschreitung an der Ugowe⸗⸗ Bucht auf brissschem Gebiet der Victoria Nyansa erreicht wurde In Kwa⸗ Mumiya, einem Hauptort von Kavirondo Mitte November eingetroffen, nahm die Expedition nach kurzer Rast einen westlichen Kurs, befuhr auf einer langen Strecke in der Nähe des Nordufers den Victoria See und machte einen Vorstoß bis Mengo in Uganda, wo der Rückmarsch angetreten wurde, der zuvörderst an' die Ripon⸗ Fälle des Victoria Nils und alsdann durch Ussoga wieder nach Kwa⸗Mumiya führte. Der nunmehr östlich und vom Dberlauf des Sfoinglro südöstlich gerichtete Marsch bewegte sich etwa 1 110 nördlicher, als die Herreise, berührte die südlichen Vor⸗ gebirge des Kenia und verfolgte das Flußgebiet des vom Kenia herab⸗ kommenden Athi bis zu seinem Zusammenfluß mit dem auf dem Kilimandscharo entspringenden Rombo. Von hier aus wurde auf dem kürzesten Wege Mombassa erreicht. Seine ethnographischen Studien haben dem Vortragenden die Ueberzeugung verschafft, daß die Beyölkerung des ãquatorialen Ost. Afrika in drei große Gruppen zu unter · scheiden ist: die Hamiten, die Bantu und die Nilanwohner, zwischen denen allerdings zahlreiche Uebergänge und Mischungen vorhanden sind. Er⸗ sichtlich haben früher und später häufiger Berübrungen zwischen den einzelnen Völkerschaften stattgefunden, deren Spuren in der Aehnlich keit der Waffen, der Musikinstrumente und zahlreicher Geräthe zu erkennen sind. Die einzelnen Stämme der Bantu sind nach der An⸗ sicht des Redners aus der verschiedenen Beschäãftigung hervorgegangen. So vertreten die Massat die Viehzüchter, andere Stã mme die Be⸗ rüfzarten des Ackerbaues und der Jäger. Reine Hamiten sind die Wakavirondo und die Waganda am Victoria⸗ See; bei anderen, wie bei den Wadjagga am Kilimandscharo ist die Entscheidung schwer zu treffen,. ob Rassenmischung vorliegt. Ganz offen ist die Frage noch für die Rilanwohner. Von hohem Interesse waren die von dem Vortragenden ,,,, Darlegungen, die afrikanische Erdgeschichte , ebenso die Vegetation bilder, welche er mit großer Anschaulichkeit entwarf, beginnend mit dem breiten Gürtel von Mangrowe Wald, dem Schutz der Seekũsten, und endigend bei der trostlos dürftigen Vegetation, welche die Steppe vom Kilimandscharo bis zum afritgnischen Graben kennzeichnet, da⸗ zwischen die entzückende Florg des Kilimandscharo mit ihrem Farben reichthum, nicht bloß in Blüthen, sondern auch in buntlaubigen Gewächsen. .

Die städtische Kunst⸗Deputation hat in ihrer gte gen Sitzung den von dem Stadt Baurath Hoffmann vorgelegten atwurf zur Ausschmückung des Eingangs zum Friedrichshain einstimmig ge— nehmigt. Die Ausführung der Modelle ju den figürlichen und monumentalen Theilen des Brunnens auf dem Lůũtzowplatz wurde dem Bildhauer Profesfor Otto Lessing übertragen, Für die künstlerische Ausschmückung einiger Theile des Kinder⸗Asvls in der Kürassierstraße ist der Betrag von 19 000 zur Verfügung gestellt worden.

von

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Türkei. .

Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat unter

dem 30. v. M. das Verbot der GEinschiffung von Pilgern in Dijedda

wieder aufgehoben. Die Pilger können ch demnach sowghl in

Djedda wie . ö einschiffen. (Vergl. . R.Anz. Nr. 99 V. v. M.). - ;

. Des weiteren hat der Gesundheitsrath für Herkünfte von der

Küste des Hedja; zwischen Jambo und Lith eine zehntägige Quarantäne

t. angeordne Dänische Antillen.

n . . ö waffer n. d. Weser abgeg. Auch die 8. Mai Reife v. Reapel n. Genua fortges.

kommend, J. Mai in Bremerhaven eingetr.

Verkehrs⸗Anstalten.

en, 9. Mai. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. . n 8. m! Abds. v. Neufahr⸗ v. New Jork kommend, Mark S8. Mai Karlsruhe“ 8. Mai Reise

Bayern“, v. Ost ⸗Asien Roland“, n. Bal⸗

Werra“,

v. La Plata in Antwerpen eingetr. v. Antwerpen n. Australien sortges.

timore best. 7. Mai Lizard passiert. ; ö 10. Mai. (W. T. B.) Dampfer Elisabeth Rickmers 8. Mai gs. in Baltimore angek. Pfaltr. 3. Mai Nm. Reife v. Mg o n. d. La Plata fortges. Sachs en, m. SOst · Mien best, 9. Mar Vm. in Su ez angek. ‚Königin Luise“, v. New York kommenb, 9. Mai Nm a. d. We er angetk. Barbarossa s Mal Rm. Reise von Southampton n. New Pork fortgesetzt London, 9. Mai. (W. T. B.) Castle - Linie. Dampfer „Tintagel Castle“ ist auf der Ausreise am Sonnabend von Southampton abgegangen. ; -

Union? Linke,. Dampfer Gascon“ ist auf der Ausreise am Sonntag in Kapst adt angekommen. D. . Seot“ ist auf der Ausrelse am Sonnabend von Southampton abgegangen. Rotterdam, 9. Nai. (W. T. B. Hollan?-Amerika= Linie. Dampfer Werkendam' von New Nork Sonnabend Vormittag n. Rotterdam abgeg. Rotterdam“ v. Rotterdam gestern Vorm. in New York angekommen.

Theater und Musik.

Königliches Schau spielhaus.

Am Sonntag trat Herr Emil Thomas zum ersten Male in einem klassischen Werke vor das Publikum des Hof ⸗Thegterg, und zwar in der Rolle des komischen Gerichtsdieners Holzapfel in Shakespeare's Lustspiel Viel Lärmen um Nichts *. Daß der beliebte Schauspieler durch die jahrelange Beschäftigung in der modernen Berliner Posse das känstlerische Feingefühl nicht eingebüßt hat, zeigte sich bel dieser Leistung in hervorragender Weise; seine Komik war von einer dem Rahmen der vornehmen Bühne angepaßten Diskretion, und doch von nie ver sagender Wirksamkeit. Die übrige Besetzung war die bekannte. = Gestern wurde zu Ehren der Königlichen Schauspielerin Frau Leopoldine Stollberg, die an diesem Tage das Jubiläum ihrer Ih jährigen Thätigkeit an derselben Stätte feierte, Schiller s Trauer spiel Die Braut von Messing“ aufgeführt, in welchem die Jubilarin, wie bei ihrem ersten Auftreten im Schauspielhause, die Isabella spielte. Die vornehme, hoheitvolle Erscheinung der Künstlerin Und ihr volltönendes, etwas pathetisches Organ sind gerade in Aufgaben solcher Art am Platze; insbesondere dürfte diese Rolle hier kaum eine digere Repräsentanfin finden. Die Jubilarin wurde gleich bei ihrem Erscheinen mit Beifall empfangen und im Laufe des Abends mit Blumen und Kränzen in reicher Zahl bedacht, sodaß sie am Schluß für die ihr zu theil gewordenen Ehrungen einige Worte des Dankes an das Publikum zu richten sich veranlaßt sah. Die im übrigen vortrefflich vorbereitete Aufführung des Trauerspiels, in welchem die melodische Schönheit der Sprache fast wie eine symphonische Dichtun das Ohr berührt, machte einen tiefen Eindruck auf das zahlrei versammelte Auditorium. Besonders sind noch die Leistungen der Herren Ludwig (Don Manuel), Matkoweky (Don Cesar) und Kahle (Cajetan) zu rühmen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen eine Auf⸗ führung von Mozart's Oper „Die Entführung aus dem Serail“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung statt. Die Constanze singt Frau Herzog, den Belmonte Herr Sommer, den Osmin Derr Mödlinger, den Pedrillo Herr Lieban, die Blonde Frãͤulein Reinisch. Den Selim Bassa giebt Herr Schminst. Hierauf folgt das Ballet Slavische Brautwerbung“ unter Mitwirkung der Damen dell' Era und Urbanska.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen zum 16. Male Ernst Rosmer's deutsches Märchen „Königskinder in folgender Besetzung in Scene: Gänsemagd: Fräulein Sperr; Königssohn: Herr Paulsen; Spielmann: Herr Pohl; Hexe: Frau Stollber; Holzhacker: Herr Heine; Besenbinder: Herr Will; Sein Töchterchen: Edith Krohn; Rathsältester: Herr Nesper; der Wirth: Herr Siegrist; Wirthstochter: Frau von Hochenburger; Stallmagd: Frau Conrad. Die Musik von Engelbert Humperdinck wird unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und unter Leitung des Herrn Musikdirektors Ferdinand Hummel zu Gehör gebracht.

Das Schiller-Theater bringt in der nächsten Woche das Lustspiel Die Dummen von Guinen und Denier, deutsch von Otto Brandes, zum ersten Male zur Aufführung. Echegaray's Drama Galeotto in der Bearbeitung von Paul Lindau kommt morgen zur Wiederholung. 6 Im Reuen Theater gelangt am Sonntag, den 15. d. M. das Lustspiel Villa Gaby! von Leon Gandillot (in deutscher Ueber⸗ tragung von Benno Jacobson) zur ersten Aufführung. Die Freuden der Haäusllchkest gehen demnach nur noch an fünf Abenden in Scene.

Mannigfaltiges.

Am Freitag v. W. fand im Landeshause (Matthã ikirchstraße 2021) die diesjährige Generalversammlung des Evangelischen Kirchenbaupereins für Berlin statt. Vor Erftattung des Jahresberichts gedachte der Vorsitzende, Oberhofmeister Ihrer Majestãt Fer Kaiserin und Königin, Freiherr von Mirbach mit einigen herzlichen Worten der im vergangenen Jahre verstorbenen Mitglieder, des Sber⸗Bürgermeisters von Charlottenburg Fritsche und des Hofbuchhändlers. Oberst Lieutenants a. D. Duncker. Die Arbeit des Vereins galt, wie der Herr Berichterstatter sodann ausführte, auch im Jahre 1897 in erster Linie der Kaiser Wilhelm⸗ Gedächtnißkirche. In der vorigen Generalversammlung wurde die erfte Schlußrechnung vorgelegt. Dieselbe ist jetzt definitiv abge⸗ schlofsen. Die Gesammtkosten einschließlich des Platzes belaufen sich danach auf fast 5 Millionen Mark, wopon auf den Bau im vorigen Jahre 3 443 684 M kamen. Bei der Schlußrechnung ist jetzt eine geringe Ersparniß von 1302 . eingetreten. Dag Pefizit betrug im vorigen Jahre ca. 120 000 M, heute noch jo 0 M, da die meissen eingegangenen Gaben für die weitere Ausschmückung mit Mosaik bestimmt sind. Wenngleich der Verein noch den Bau dreier Kirchen: der Segens Kirche, der Samariter Kirche und der Immannel-Kirche, bewirkt und an mehreren anderen Kirchen thätig mitgebolfen hat, so ist doch die Kaiser Wilbelm. Gedächtnißkirche, deren Kosten ursprünglich auf 600 000 M geplant waren und fast auf 6 Millionen Mark angewachsen sind, sein Haupt-

arbeitsfeld geworden.

Am 4. Mal d. J. wurde auf Befehl, Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin der jehnjährige Stiftungstag des „EGvangelssch Kirchlichen Hilfsvereins ', aus welchem am 2. Mai i890 der Kirchenbauverein hervorging, durch die Einweihung der Erlöͤserkirche in Potsdam festlich begangen. In dem Dezennium sind 42 Kirchen in und um Berlin vollendet worden, 9 stehen noch im Bau. Hierbei sind die Arbeiten des Engeren Ausschusses des Evangelisch⸗Kirchlichen Hilfspereing, d. h. der Bau dreier Kirchen: der Erlöserkirche in Rummelsburg mit Pfarrhaus, Gemeindehaus und Pfarr dotation, der Himmelsahrt · und Gnadenkirche, sowie seine Mitwirkung bei einigen anderen Kirchen, auf etwa 3 400009 M zu berechnen, die Arbelten des Kirchenbauvereins mit dem Bau, von vigr Kirchen Kaifer Wilhelm⸗Gedächtnißkirche, Segens, Samariter. und Immanuel · kirche und seine Mitwirkung bel an deren Kirchen, auf etwa 6 600 000 4, so daß die Gesammtleistung der beiden Vereine etwa 10 000 000 40 beträgt. Die letzte Abrechnung des Hilfévereing von diesem Jahre hat ergeben, daß derselbe seit seiner Begründung von den Einnahmen in Berlin mehrere hunderktaufend Mark mehr an die Provinzen gus.

Regierung der dänischen Antillen hat für Herkünfte aus puer dle gl; 3 dort herrschender Pocken eine 1htägige Quaran⸗

vornherein gesagt werden: dag und dag müßt ihr euch

fäne angeordnet.

egeben, als er von denselben für Berlin erhalten hat. Zum Beispiel e in Potsdam, welches in den letzten vier Jahren, besonders durch bie Hilfe des Kirchenbau, Verein, sich kirchlich so entwickelt hat, wie