1898 / 126 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Aichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Mai.

Ihre K und Königlichen Majestäten wohnten am ersten , , dem Gottesdienst in der Neuen Garnisonkirche an der J bei. .

Gestern Vormittag um 10 Uhr . Sich Ihre Majestäten mittels Sonderzuges nach der Station Wildpark. Seine Majestät der Kaiser nahmen während der Fahrt den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Ministers von Bülow enigegen, empfingen im Neuen Palais um 105 Uhr den Kaiserlich chinesischen Gesandten Lii, Hai Hwan in Audienz und wohnten hierauf mit Ihrer Majestät der Kaiserin dem Stiftungsfest des Lehr-Infanterie-Ba⸗ taillons bei. ö .

Heute Vormittag von 9 Uhr an hörten Seine Majestät der Kaiser im hiesigen i,. Schlosse den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hesuchten mit Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Griechen⸗ land am Sonnabend das neue Pestalozzi⸗Fröbelhaus in der Barbarossa⸗Straße.

In der am 26.8. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗ Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde der Vorlage, betreffend Abänderungen und Ergänzungen des Amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif und Vor⸗ schriften für die Zollabfertigung von Mineralölen, dem Entwurf einer Geschäftsordnung für den Börsenausschuß, der Vorlage, betreffend Abänderungen der Bestimmungen über den Verkehr mit Sprenastoffen, den Vorlagen wegen Ausprägung von Kronen und Umprägung von silbernen Zwanzigpfennig— stücken, sowie dem Antrage, betreffend den zollfreien Emlaß der von der land⸗ und forstwirthschaftlichen Jubiläums⸗-Aus— stellung in Wien zurückgelangenden Güter, die Zustimmung ertheilt. Die Beschlüsse des Landesausschusses zu der allgemeinen Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß-Lothringen für 1895/94 wurden den zusändigen Ausschüssen überwiesen. Außerdem wurde über die Bewilligung von Ruhegehältern an Reichsbeamte und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Zuverlässiger Nachr icht zufolge sind Schiffsbewegungen im Hafen von Malaga von Sonnenuntergang bis Sonnen⸗ aufgang untersagt.

Das Leuchtfeuer der Rhede von Marbella wird bis auf weiteres nicht angezündet.

In dem soeben im Verlage der hiesigen Mittler'schen Hof⸗— Buchdruckerei erschienenen, vom Auswärtigen Amt heraus⸗ gegebenen amtlichen Verzeichniß der Kaiserlich deutschen Konsulate wird auch diesmal im Interesse des

ublikums darauf hingewiesen, daß es sich empfiehlt,

chreiben, in denen die amtliche Thätigkeit einer Konsularbehörde in Anspruch genommen wird, an das betreffende Konsularamt die Adresse in lateinischer Schrift: Deutsches (General-, Vize-) Konsulat und nicht an die Person des Stelleninhabers zu richten. Die Nicht⸗ beochtung dieses Hinweises kann zur Folge haben, daß Schreiben mit persönlicher Adresse, welche einem aus dem Amte aus⸗ geschiedenen oder für längere Zeit beurlaubten Konsul nach⸗ gesandt werden, erst eine verspätete oder überhaupt keine Er⸗ ledigung finden.

Der Königlich sächsische Gesandte Graf von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Attachs von Nostitz⸗ Wallwitz als interimistischer Geschäftsträger.

Der am hiesigen Allerhöchsten Hofe beglaubigte Königlich portugiesische Gesandte Vicomte de Pindella hat sich nach Lissabon begeben. Während der Dauer seiner Abwesenheit fungiert der Erste Legations⸗Sekretär bei der hiesigen Königlich portugiesischen Gesandtschaft Baron von Sendal als Ge—⸗ schäftsträger.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Wolf“, Kommandant Korvetten— Kapitän Schröder (Johannes), am 27. Mai in Port Nolloth (Kap⸗Kolonie) angekommen und am 30. Mai wieder nach Kapstadt in See gegangen; S. M. S. „Seeadler“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Kindt, ist am 29. Mai in * Said eingetroffen und beabsichtigt, am 1. Juni nach

ibraltar in See zu gehen; S. M. S. „Geier“, Komman⸗ dant Korvetten⸗Kapitän Ja cobsen, ist am 29. Mai in Vera Cruz angekommen und beabsichtigt, am 6. Juni nach Havanna in See zu gehen.

Württemberg.

Die Kammer der Standeshexrren hat in der Sitzung vom 28. d. M. die Berathung der Steuergesetze beendigt.

Baden.

hre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin beabsichtigen, der Karlsr. Ztg.“ zufolge, morgen von Karlsruhe nach Schloß Baden zu uͤbersiedeln.

Ihre n Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen hat Venedig am letzten Mitt⸗ woch früh re, , und ist über Verona und München nach Kreuznach gereist. Höchstdieselbe ist in Bingerbrück am

Donnerstag früh mit ihren Kindern zusammengetroffen,

welche Ihrer Königlichen Hoheit bis dahin entgegengefahren waren. Die Kronprinzessin wird in der nächsten . nach ,, reisen, um Ihre Majestät die Königin von Schweden und Norwegen zu besuchen. Hierauf wird Ihre Königliche

. a den Großherzoglichen Herrschaften kommen und sich

nach einigen Tagen * einer mehrwöchigen Kur nach Franzens⸗ bad begeben. Die Kinder Ihrer Königlichen Hoheit bleiben in Kreuznach bis Mitte Juni.

Die Zweite Kammer hat sich am Son nabend bis zum 20. Juni vertagt. Hessen.

Die Zweite Kammer hat in ihrer Sitzung vom 28. d. M. die Vorlage, betreffend die Besoldungen der Beamten,

angenommen. Reuß j. L.

Der Geburtstag Seiner Durchlaucht des . ist am 28. d. M. im ganzen Lande in der herkömmlichen Weise festlich begangen worden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das Leichenbegängniß des Erzherzogs Leopold fand am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr in Wien statt. Eine nach vielen Tausenden zahlende Menschenmenge füllte die Straßen, durch welche sich der Trauerzug nach der Kapuziner-Kirche bewegte; Truppen bildeten Spalier. In der Kirche wurde der Sarg eingesegnet und in die Gruft getragen. Der Trauerfeierlichkeit wohnten bei: der Kaiser Franz Joseph, der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen als Vertreter des Deutschen Kaisers und die übrigen Vertreter fremder Fürstlichkeiten, die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses und andere fürstliche Personen sowie eine Deputation des preußischen Grenadier-Regiments Graf Kleist von Nollendorf (Westpreußisches) Nr. 6; ferner waren an⸗ wesend die Hofstaaten, die Präsidien beider Häuser des Reichs⸗ rathes, der Landesausschuß, die Generalität und der Bürger⸗ meister von Wien. .

Zu der Hoftafel am Sonntag waren geladen: der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen mit seinem Gefolge, die in Wien aywesenden Erzherzoge, der Erste Sekretär der deutschen Boischaft, Legations⸗Rath Prinz von Lichnowsky mit den übrigen Herren der Botschaft, die preußische Offiziers-Deputation, sowie die am Sonntag in Wien eingetroffene Deputation des russischen 25. Dragoner⸗Regiments, der russische Militär⸗ Bevollmächtigte, Oterst Woronin und der Adjutant des russischen Kriegs-Ministers, Oberst Bobrinski.

Der Gemeinderath von Graz ist am Sonnabend aufgelöst und der Bezirkshauptmann von Hammer⸗ Purgstall mit der Führung der Amte geschäfte betraut worden. Der Letztere hat, wie die „Neue Freie Presse“ meldet, am Sonnabend Nachmittag die Geschäfte des Bürgermeisters übernommen und einen Aufruf an die Bevölkerung gerichtet, welcher für den Fall von Ruhestörungen die Anwendung der ernstesten Mittel androht.

In Reichenberg (Böhmen) ist, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, am Sonntag ein deutsch⸗böhmischer Städtetag gegründet worden. Von 1568 deutsch⸗böhmischen Städten haben 151 ihren Beitritt angemeldet. Der Bund bezweckt die Echaltung des Deutschthums und die Hebung der wirthschaftlichen Lage der deutschen Städte.

Der fünfzigste Jahrestag der Proklamierung der Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn ist gestern in Klausenburg festlich begangen worden. Als Vertreter der Regierung war der Handels⸗Minister von Daniel er⸗ schienen. Der Obergespan Graf Beldi hielt die Festrede. Auf Antrag des Barons Feilitsch wurde eine Huldigungs⸗ adresse an den Kaiser und König entsandt. Am Nachmittag fand ein großes Volksfest, am Abend eine Festvorstellung im Theater statt.

Großbritannien und Irland.

Die feierliche Beisetzung der Leiche Gladstone's fand, wie „W. T. B.“ aus London meldet, am Sonn⸗ abend Vormittag statt. Die Mitglieder des Unterhauses traten, unter Vortritt des Sprechers, in die Westminster⸗ Halle ein, in welcher die Leiche aufgebahrt war. Bald darauf folgten die Mitglieder des Oberhauses, denen der Lord⸗ Kanzler und der Erzbischof von York voraufschritten. Der Zug ging an dem in der Mitte der Halle aufgebahrten Sarg vorüber, verließ langsam die Halle und wandte sich dann zur Westminster-Abtei. Hinter den Parlaments⸗ mitgliedern schritten im Trauerzuge die Vertreter der fremden Souveräne, der Prinz Christian zu Schleswig- Holstein, der Herzog von Connaught, der Herzog von Cam⸗ bridge und Lord Pembroke, der Vertreter der Königin. Diese gingen dem Sarge vorauf, der, mit einem weißseidenen goldverbrämten Bahrtuch bedeckt, von dem Katafalk feierlich zu dem einfachen zweispännigen Leichen⸗ wagen getragen wurde. Je fünf der Bahrtuchträger, unter diesen der Prinz von Wales und der Herzog von York, schritten zu beiden Seiten des Wagens; hinter dem Wagen folgten die Angehörigen und näheren Freunde Gladstone's; frühere Privat⸗Sekretäre und Diener des verstorbenen Staatsmannes beschlossen das Trauergefolge. Die kirchliche Zeremonie in der Westminster⸗Abtei war sehr einfach; sie bestand nur in der gewöhnlichen Liturgie der anglikanischen Kirche mit Musikbegleitung. Die Kirche war von den Theilnehmenden dicht gefüllt. Die fremden Botschafter und Gesandten, Alle in bürgerlicher Kleidung, nahmen bevorzugte Plätze in der Nähe der Prinzessin von Wales und der Herzogin von York ein, Höchstwelche in tiefer Trauerkleidung erschienen waren. Während des Gottesdienstes ruhte die Bahre vor dem Altar. Daneben war für die Wittwe Gladstone's ein besonderer Sitz bereitet. So war es auch neben dem Grabe in dem nörd⸗ lichen Querschiff der Kirche der Fall. Der Fußboden war dort schwarz verkleidet, die Graböffnung weiß eingesäumt. Die Geistlichkeit der Westminster⸗Abtei vollzog am Grabe die gottes⸗ dienstliche Handlung, der Erzbischof von Canterbury sprach den Segen; schließtich rief der oberste der Herolde mit lauter Stimme Namen, Würden und Ehren des dahingeschiedenen Staatsmannes aus. Die Feierlichkeit war damit beendet. Der Prinz von Wales und die anderen Königlichen Prinzen näherten 60 sodann der Wittwe Gladstone's und drückten ihr theilnahmevoll die Haͤnd.

Frankreich.

Der Präsident Faure wohnte am Sonntag in St. Etienne der Einweihung eines Denkmals für die Kämpfer des Jahres 1870 bei. Am Abend nahm der Präsident an einem Bankett theil, welches die Stadt ihm zu Ehren veranstaltete. In Beantwortung eines Trinkspruchs des Maire erwähnte der Präsident, wie „W. T. B.“ berichtet,

das französisch⸗russisch Bündniß und konstatierte, das⸗

selbe erleichtere die Aufgabe und befestige die Stellung Frankreichs, sowohl wenn es seine Stimme im Rathe der Mächte zu Gunsten des Friedens hören lasse, als auch wenn es seine

eigenen Rechte wahren wolle. Auf den spanisch⸗amexrikanischen Konflikt übergehend, bedauerse der Präsident, daß es hen Bemühungen Frankreichs, im Verein mit denen der anderen Mächte, nicht gelungen sei, den Krieg zu verhindern, und erklärte, Frankreich sei entschlossen, strengsie Neutralität zu beobachten. Er sprach den Wunsch aus, daß die An⸗ strengungen der neutralen Staaten zum Frieden führen möchten. Der Präsident bemerkte alsdann, daß die Situation Frankreichs und seine auswärtigen Beziehungen die wachsende Schätzung und das Vertrauen bezeugten, welches ihm seine Loyalität und seine Hingabe an die erhabenen zivilisatorischen Ideen eingebracht hätten. Andererseits verdanke Frankreich seinen Platz im Rathe Europas dem politischen Geist seiner Demokratie und dem Gefühl seiner Verantwortlichkeit. Das Recht, welches jene besitze, die Geschicke des Vater⸗ landes zu leiten, lege ihr große Verpflichtungen auf; seine (des Präsidenten) Aufgabe sei es, diese Verpflichtungen in Erinnerung zu bringen, nämlich die Kontinuität in der Politik und Uebernahme aller Opfer für die Armee und Marine im Hinblick auf die Erhaltung eines würdigen und starken äußeren Friedens. Der Präsident trank schließlich auf die Vereinigung aller Franzosen, welche dieser Politik zum Siege verhelfen werde.

Bei dem Bankett, welches die Handele kammer von St. Etienne gestern zu Ehren des Präsidenten Faure veranstaltet hatte, hielt letzterer eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, den arbeitsamen Charakter der Bevölkerung des Forez lobend hervorhob und ausführte: die Unterstützung der Regierung sei den Bestrebungen sicher, welche darauf gerichtet seien, den Außenhandel zu heben und die Konkurrenz des Auslandes zu bekämpfen. Die Regierung lasse es sich angelegen sein, dem französischen Handel wichtige Absatzgebiete in dem großen Reiche zu sichern, mit dem Frankreich durch so werthvolle Freundschaftsbande ver⸗ bunden sei, und auch in den Vereinigten Staaten, mit denen soeben ein Zollabko]mmen getroffen sei (s. unter „Amerika“), welches das beste Unterpfand der gegenseitigen freundschaft⸗ lichen Gesinnungen bilde. St. Etienne müsse die Initiative ergreifen, um auf die Höhe der großen inter⸗ nationalen Konkurrenz zu gelangen. Die wirthbschaft— liche Revolution, welche die Welt umforme, könne die Völker, welche sich der Muthlosigkeit überließen, in Gefahr bringen; die Völker aber, welche Krisen kaliblütig die Stirn böten, würden sich nur um so kraftvoller aufrichten. Die Ausstellung von 1900 biete die Gelegenheit, von der Kraft Frankreichs Zeugniß abzulegen; alle Völker rüsteten sich für dieses Fest der Eintracht und der Arbeit, und er hoffe, daß die Industrie von St. Etienne auf der Ausstellung in erster Reihe stehen werde. Der Präsident trank schließlich auf die arbeitsame Bevölkerung des Forez.

Heuse früh ist der Präsident Faure wieder in Paris eingetroffen.

Vorgestern, am Jahrestage des Sturzes der Kommune von 1871, begaben sich die revolutionären Sozialisten auf den Friedhof Pere-Lachaise, um auf den Gräbern der Föderierten Kränze niederzulegen. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung waren Maßregeln getroffen. Feindliche Kundgebungen gegen Rochefort riefen einen Tumult zwischen den Partei⸗ gängern Rochefort's und seinen Gegnern hervor. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer. Einige Verhaftungen wurden vor⸗— genommen.

Als Drumont und andere algerische Deputirte gestern von Marseille auf dem Lyoner Bahnhof in Paris ein⸗ trafen, kam es zu Kundgebungen, in deren Verlauf fünf Ver⸗ haftungen vorgenommen wurden. Die Kundgebungen wieder⸗ holten sich vor dem Hause der „Libre Parole“, als Drumont dort eintraf; es kam zu Thätlichkeiten, bei denen eine Person verletzt wurde.

Rußland.

Der Groß fürst Wladimir ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonntag in Reval eingetroffen und festlich empfangen worden. Abends wurde dem Großfürsten ein Fackelzug dar⸗ gebracht.

Der Emir von Buchara ist am 28. d. M. in St. Peters⸗ burg angekommen und auf dem Bahnhofe von Vertretern der Regierung empfangen worden. Derselbe hat im Winterpalais Wohnung genommen.

Italien.

In dem am Sonnabend Nachmittag abgehaltenen Ministerrath erklärte, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, der Minister des Auswärtigen Visconti Venosta, infolge der über das Programm der parlamentarischen Arbeiten entstandenen Differenzen seine Entlassung nehmen zu wollen. Daraufhin überreichte der Minister-⸗Präsident di Ru dini noch am nämlichen Abend dem König die Demission des gesammten Ka⸗ binets. Der König beauftragte di Rudini mit der Bildung eines neuen Ministeriums.

Wie „W. T. B.“ aus Rom vom gestrigen Tage meldet, spricht die Opinione“ die Ansicht aus, daß die Lösung der Krisis kaum vor Donnerstag erfolgen dürfte.

Spanien.

In dem am Sonntag abgehaltenen Ministerrath ist, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen worden, die Ausfuhr von Silbermünzen zu verbieten und Schwefel für Kriegskontre⸗ bande zu erklären. Ferner wurde über einige Maßnahmen zur Hesteihtn⸗ der Kriegskosten und zur Regelung der Ver⸗ bindungen mit Cuba und den Philippinen Beschluß gefaßt.

Der spanische Botschafter in Paris Leon y Castillo ist von dort abgereist.

Der großbritanische Botschafter Sir H. Drummond⸗ Wolff hatte vorgestern eine längere Besprechung mit dem Minister des Aeußern Herzog von Almadovar.

In der gestrigen Sitzung des Senats erklärte der Minister sür die Kolonien Romero Giron in Beantwortung einer Anfrage des früheren Gouverneurs der Philippinen Primo de Rivera: wenn Reformen auf den Philippinen bewilligt werden sollten, werde dies nicht ohne eingehende Prüfung an Ort und Stelle geschehen. Er (der Minister) sehe keine Unzuträglichkeit darin, wenn nöthig, der Kammer von dem früheren Abkommen mit den Aufständischen auf den Philippinen angesichts deren Unter⸗ werfung Mittheilung zu machen, wie solche von Primo de Rivera verlangt werde. Der Senator Sanchez Tocg be⸗ antragte eine Diskussion über das jüngst ausgegebene Roth⸗ buch. Auf Verlangen des Ministers des Auswärtigen wurde die Distussion vertagt.

In der Depütirten kammer verlas gestern der Finanz ⸗Minister . den Gesetzentwurf, durch welchen die Ausfuhr von gemünztem Silber verboten

n. traf am

wird. Auf die Anfrage eines Deputirten, ob der Minister für die Kolonien geneigt sei, sich durch den Erlaß einer Amnestie für die des Landes verwiesenen Rebellen auf den Philippinen die Sympathien der Eingeborenen zu erwerben, erwiderte der Minister; die Akten eines jeden derselben würden daraufhin durchgesehen werden, wer würdig sei, begnadigt zu werden.

Das Geschwader unter dem Oberbefehl des Admirals Camara hat Cadiz verlassen, um während einiger Tage Manöver auf hoher See vorzunehmen.

Belgien.

Bei den am Sonntag vorgenommenen Stichwahlen zur Repräsentantenkammer wurden, wie „W. T. B.“ meldet, in Lüttich 6 Sozialisten und 5 Radikale wiedergewählt. In Verviers wurden die katholischen Kandidaten gewählt; die Sozialisten verloren dort 4 Sitze. In Thuin wurden 3 Sozialisten gewählt; zu deren Gunsten ist ein katholisches und ein liberales Mandat verloren gegangen. In Soignies wurden die Sozialisten und in Tournai die Katholiken wiedergewählt. Die Liberalen siegten in Ath, wo sie 2 Sitze von den Katho⸗ liken gewannen. In Termonde wurde der Minister de Bruyn endgiltig wiedergewählt; sein christlich⸗demokratischer Gegner unterlag.

Die Stichwahlen zum Senat veränderten das Zahlen⸗ verhältniß der Parteien nur wenig. In Tournai haben die Katholiken einen Sitz an die Liberalen verloren, während sie in Verviers den Liberalen einen Sitz abgenommen haben.

Nach dem vollständigen Ergebniß der Wahlen wird sich die neue Repräsentantenkammer, wie folgt, zusammen⸗ setzen: 112 Katholiken, 28 Sozialisten, 6 Liberale und 6 Radi⸗ kale. Die Mehrheit der Katholiken beträgt 72 Stimmen gegen 70 Stimmen in der alten Kammer. Im Senat hat sich die frühere Mehrheit der Katholiken von 36 Stimmen nicht verändert. ;

Türkei.

Wie das Wiener „Telegr. Korresp⸗ Bureau“ aus Kon⸗ stantinopel erfährt, ist in der am 27. d. M. abgehaltenen Konferenz der Botschafter bezüglich der Grenzregu— lierung bei Gribowo und Malkari vereinbart worden, daß der Beschluß der Majorität der Delegirten zu Gunsten der Türkei gültig sei. Ferner werden auf Antrag der Bot⸗ schafter die Mächte Griechenland verxanlassen, die regulierte Westgrenze Thessaliens vertragsmäßig zu räumen.

Die mit der Ueberwachung der Räumung Thessaliens betrauten Delegirten melden, daß vier weitere Transport—⸗ dampfer angekommen seien und daß die Hoffnung gerecht⸗ fertigt sei, die Räumung werde zur festgesetzten Zeit voll— endet sein.

Bulgarien.

Der Fürst und die Fürstin sind, nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung, vorgestern wieder in Sofia eingetroffen. Bis zur türkisch⸗bulgarischen Grenze waren Höchstdieselben von türkischen Würdenträgern begleitet worden. In Aorianopel begrüßte der Vali Ihre Königlichen Hoheiten.

Amerika.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Washington, daß ein Reziprozitäts⸗Abkommen mit Frankreich zum Abschluß gelangt sei. Wie verlaute, hätten der französische Botschafter Cambon und der amerikanische Bevollmächtigte Katton dasselbe am Sonnabend unterzeichnet; am Mittwoch werde das Abkommen in Kraft treten. Die den Vereinigten Staaten seitens Frankreichs eingeräumten Konzessionen bezögen sich besonders auf Fleischwaaren, Speck, frische Früchte, Konserven und Holz. Die seitens der Ver⸗ einigten Staaten Frankreich bewilligten Zugeständnisse beträfen besonders Branntwein, Alkohol, nicht moussierende Weine und Kunstgege nstände.

Gestern sind, dem „W. T. B.“ zufolge, in Washington auch die Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Canada zum vorläufigen Abschluß gelangt. Man ist endgültig übereingekommen, eine Kommission zu bilden, welche alle zwischen den Vereinigten Staaten und Canada strittigen Punkte prüfen und einen Vertrag zwischen der britischen Reichsregierung und den Vereinigten Staaten zur Regelung dieser Punkte entwerfen solle. Das Uebereinkommen wird der hritischen Regierung zur Genehmigung vorgelegt werden.

In der Sitzung des Senats vom 28. d. M. bemerkte der Senator Wolcott, daß aller Wahrscheinlichkeit nach, ehe der Krieg zu Ende komme, noch doppelt soviel Freiwillige als bisher zu den Waffen gerufen werden würden. Man dürfe wohl sagen, daß der Krieg zu höchst ernsten Komplikationen führen könne. Nur ein Funke sei nöthig, um Europa in Brand zu setzen, und dieser Funke könne jeden Augenblick von den Klingen springen, die die Vereinigten Staaten und Spanien jetzt mit einander kreuzten. Er glaube aber nicht, daß, außer aus rein humanitären Gründen, irgend ein europäischer Staat inter⸗ venieren wolle, da ja keiner die Gefahr eines solchen Brandes werde auf sich nehmen wollen.

Dem „New York Journal“ wird aus Washington be⸗ richtet, daß das Geschwader des Admirals Sampson nach Key West zurückgekehrt sei. Gutem Vernehmen nach bereite Admiral Sampson einen Angriff auf Havanna vor.

Eine Depesche der New Yorker „Tribune“ aus Washington meldet, daß an den Befehlshaber in Tampa Shafter die Weisung ergangen sei, den größten Theil seiner Streitkräfte, sämmtliche regulären Truppen und die für den Transport am besten ausgerüsteten Freiwilligen⸗Regimenter, einzuschiffen. Die besten Schiffe des reorganisierten Geschwaders Sampson's eren die Expedition begleiten, um die Ausschiffung zu

ützen.

Der General Miles ist gestern Abend mit dem General⸗ stab von Washington abgereist.

Dem Londoner „Standard“ wird aus dem Lager bei Fallchurch (Virginia) gemeldet, daß der Präsident Me Kinley am Sonnabend das II. Armee⸗Korps des Frei⸗ willigen⸗ Heeres, aus 13 000 Mann bestehend, besichtigt habe. Ein betraͤchtlicher ere. derselben sei ohne Waffen, und i e Regimenter seien ohne Uniformen gewesen; auch ließen

ichtung und , , viel zu wünschen übrig. Der Präsident habe dem Kriegs⸗Sekretär Alger und dem General Miles gegenüber geäußert, daß die Vorbereitungen zum Feldzug unvollständig seien, zumal er darüber Nachricht habe, daß sich die Freiwilligen in Tampa und Camp Thomas in gleicher Verfassung befänden.

Nach einer in Madrid eingetroffenen Depesche aus Freitag Morgen das amerikanische chleppschiff „Maple“ unter Parlamentärflagge vor dem

Hafen von Havanna ein. An Bord desselben befanden sich der auf der „Argonauta“ gefangen genommene Oberst Cortija und der Stabsarzt Garcia mit ihren Burschen. Unter den üblichen Förmlichkeiten 6 die Auswechselung der zwei amerikanischen Journalisten statt, welche bei der Ver⸗ abschiedung für die ausgezeichnete Behandlung dankten. Nach einer weiteren . wurden zwei Berichterstatter amerikanischer Zeitungen, Wigan und Robinson, beide britische Staatsangehörige, in der Nähe von Matanzas festgenommen, als sie zu landen versuchten.

Dem Londoner „Standard“ wird aus Key West be⸗ richtet: Die Stadt Remedios in der cubanischen Provinz Santa Clara sei am Sonnabend von 800 Mann des von Gomez befehligten Aufständischen⸗Heeres, darunter 300 Berittenen, angegriffen und genommen worden. Dabei sei ein wenige Tage zuvor für die spanischen Truppen einge⸗ troffener Vorrath an Lebensmitteln erbeutet worden. Der

Verlust der Aufständischen werde auf 4 Todte und 3 Verwundete,

derjenige der Spanier auf 32 Todte und 63 Verwundete an⸗ gegeben. Die Spanier hätten aber die Stadt später zurück— erobert. Die bei dem zweiten Treffen beiderseits erlittenen Verluste seien nicht bekannt.

Aus Port au Prince wird berichtet, daß, Nachrichten

aus Santiago de Cuba zufolge, der Admiral Cervera

dort 800 Artilleristen und Ingenieure gelandet und 20 000 Mausergewehre sowie große, für die Forts bestimmte Mengen Munition für schwere Geschütze ausgeladen habe.

Der spanische Torpedobootzerstörer „Terror“ ist, wie „W. T. B.“ meldet, in San Juan de Puerto Rico an⸗ gekommen.

Am Sonnabend ist in Kingston (Jamaica) der ameri⸗ kanische Hilfskreuzer „Haward“ eingetroffen. Es fehlte ihm an Kohlen; auch der Dampf-Steuerapparat ist in Unordnung. Das Schiff wird dort repariert werden; die britischen Be⸗ hörden bestehen aber darauf, daß es sofort nach beendeter Reparatur in See gehe. Es sind Maßnahmen getroffen, damit sich niemand an Bord des Schiffs begeben kann.

Asien.

Der Prinz Heinrich von Preußen ist, wie, W. T. B.“ meldet, gestern früh in Wei-Hai⸗Wei eingetroffen. Das deutsche Admiralschiff salutierte die britische Flagge. Der Prinz empfing an Bord die Besuche der Behörden, landete sodann und machte in Begleitung des Admirals Sir E. Seymour einen Rundgang durch die britische Besitzung.

Die am 2. d. M. von dem „Reuter'schen Bureau“ ver⸗ breitete Meldung von dem Tode des Prinzen Kung war verfrüht. Der Prinz ist in der Nacht vom 29. zum 30. Mai gestorben.

Dem „Daily Telegraph“ wird aus Shanghai gemeldet, es herrsche im Gebiet des Yangtsekiang⸗Thales Erregung; dieselbe werde von den chinesischen Beamten, die sich gegen die Verwaltung der Likin-Einnahmen durch den General⸗Zoll⸗ inspektor Sir Robert Hart sträubten, genährt.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Jokohama, die koreanische Regierung habe beschlossen, drei weitere Häfen zu eröffnen und Pingyang zum offenen Handelsplatze zu erklären.

Eine in Washington eingetroffene Depesche des Admirals Dewey an den Marine-Sekretär Long, datiert aus Cavite vom 25. d. M, besagt, die Lage sei unverändert, die Blockade sei effektiv.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Hongkong vom gestrigen Tage: der aus Manila und Ilo-Ilo ein⸗ getroffene britische Kreuzer „Pique“ berichte, daß in diesen Städten vollständige Ruhe herrsche; es gebe keine Panik in Manila, eine große Menge von Lebensmitteln komme fort⸗ dauernd aus dem Innern dort an. Die Spanier seien eifrig mit Arbeiten an den Befestigungswerken beschäftigt. Das Kanonenboot „Ellano“ sei von IJlo⸗-Ilo nach Sam⸗ buanga abgegangen. Weiteren Nachrichten aus Manila zu⸗ folge hätten die Amerikaner das Kanonenboot „Leyte“, welches mit Depeschen von Ilo-Ilo unterwegs gewesen sei, genommen.

Afrika.

Der bevollmächtigte Minister und außerordentliche Gesandte der Südafrikanischen Republik an den Höfen von St. Peters⸗ burg, Berlin, Rom, Lissabon, Haag und Brissel, sowie in Paris, Dr. Leyds, hat am Sonnabend von der Delagoa⸗Bay aus an Bord der „Djemnah“ (Messageries Maritimes) über Madagaskar und Egypten die Reise nach Mar⸗ seille und Paris angetreten, woselbst er am 25. Juni eintreffen dürfte. Der Attachs des Auswärtigen Amts Yonkheer van der Hoeven ist zum Legations⸗Sekretär ernannt und der Gesandtschaft zugetheilt worden. Derselbe hat ebenfalls die Reise nach Europa angetreten.

Die Londoner „Daily Mail“ meldet aus Kapstadt: man erwarte, der Oberrichter Gregorowski werde der Nach⸗ folger Dr. Leyds' als Staatssekretär der Südafrikanischen Republik und Esselin Gregorowski's Nachfolger als Ober⸗ richter werden.

Die „Times“ meldet aus Pretoria vom 28. Mai, daß der Volksraad für drei Jahre den Beschluß erneuert habe, welcher die Regierung ermächtige, einen Zuschuß für die Schulen der Uit landers zu bewilligen.

Zur Kalender⸗Reform.

Auf einige, von fachmännischer Seite ausgehende Vorschläge hin⸗ sichtlich wünschenswerther Kalender⸗Reformen ist neuerdings von be⸗ rufener Stelle, nämlich von Heirn Professor Dr. Foerster, Direktor der Königlichen Sternwarte, die nachfolgende Erwiderung gegeben worden, deren Veröffentlichung von allgemeinerem Interesse sein durfte

Seit Jahren habe ich in meiner dienstlichen Stellung als Mit-: herausgeber des Königlich Preußischen Normal⸗Kalenders alle auf. tauchenden Fragen der Kalender Reform eingehendst nach ihren histo⸗ rischen Beziehungen, sowie nach ihren wissenschaftlichen und prak- tischen Konsequenzen erwogen, und das Ergebniß besteht darin, daß man die beiden wichtigsten Reformen, nämlich die Annahme einheit licher Schaltregeln und die Verminderung der Beweglichkeit des Osterfestes, nur gefährden würde, wenn man zur Zeit irgendwie tiefer in ö. , Traditionen und Lebensgewohnheiten eingreifen wollte.

Erst dann, wenn jene beiden großen Fortschritte zu stande ge⸗ kommen sind, könnte die kalendarisch geeinigte Menschenwelt daran denken, die bessernde Hand an gewisse er, we, e, mn, intz⸗ . die Vertheilung der Tage in die verschiedenen Monate u. s. w. zu legen.

Reformen in letzterer Beziehung greifen ja unfäglich tiefer in das tägliche Leben der Menschen ein als jene beiden Fundamental Reformen, die so zu sagen mit einem Schlage überwunden sein können.

* 1 .

Was insbesondere den von Ihnen und auch von manchen anderen Seiten schon zur Sprache gebrachten Vorschlag betrifft, das Wandern der Wochentage im Datum dadurch aufzuheben, daß man einen Tag im Jahre aus dem Wochencyelus heraushebt, so würde dies zu den jenigen Neuerungen gehören, deren einmüthige Annahme und Durch führung gegenwärtig noch gänzlich außerhalb der Leistungsfähigkeit der Organisation der menschlichen Gesellschaft liegt.

Es ist aber auch sachlich sehr viel gegen den Vorschlag einzu⸗

wenden. Die Woche ist zur Zeit und nahezu jweitausend Jahre zurückreichend die gemeinsamste und stetigste chronologische Einrich⸗

tung der Kulturwelt geworden. Sie ist seit ihrer allgemeineren Ein⸗ führung niemals unterbrochen worden, und ihre Wanderung im Datum gilt in der Chronologie geradezu als eine hohe Wohlihat für die gesichertere Bestimmung aller Datierungen.

Ich möchte aber sogar behaupten, daß auch in vielen Beziehungen des täglichen Lebens die Wanderung des Datums durch die Wochen⸗ tage mindestens ebensoviel für sich hat, wie die schematische Identi⸗ fizlerung jedes Datums mit einem bestimmten Wochentage.

Eine periodische Stetigkeitsunterbrechung des Wocheneyelus, welche zu dieser schematischen Beständigkeit erforderlich sein würde, ist schon an sich etwas Künstliches und dem einfachen Sinn sehr Widerstrebendes.

Die Wanderung des Datums durch die Wochentage hat dagegen eigen⸗

artige Vorzüge. Daß z. B. wiederkehrende Jahrestage, Geburtstage und dergl. nicht immer auf denselben Wochentag fallen, gehört, wie ich meine, zu denjenigen gesunden Abwechselungen, welche auch einen wirthschaftlichen Werth haben und die kleinen Kraft! und Zeit. Auf⸗ wände reichlich aufwiegen, die unter Umständen mit den von Ihnen beklagten Veränderlichkeiten verbunden sind. Die zahlenmäßige Ein⸗ fachheit ist in vielen folchen Dingen nicht der entscheidende Ge⸗ sichtspunkt. Ich bitte Sie deshalb, hochgeehrter Herr Prof essor, mit allen Ihren Kräften der großen Sache der beiden oben erwähnten

kalendarischen Fundamental⸗Reformen auch dadurch helfen zu wollen,

daß Sie dazu beitragen, die komplizierteren chronologischen Fragen, welche bei dieser Gelegenheit auftauchen, und über die man sehr wohl ganz verschiedener Ansicht sein kann, jedenfalls zunächst in den ö zu stellen.

Mai 1898. W. Foerster.

Statistik und Volkswirthschaft.

Kohlen- und Salzgewinnung im Halleschen Ober— Bergamtsbezirk.

Im ersten Vierteljahr 1898 wurden Steinkohlen auf 1 Werk (1 weniger als in der gleichen Zeit des Vorjahres) gefördert, das eine mittlere Belegschaft von 40 (— 4) Mann batte. Unter diesen befanden sich 27 (— 1) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes betrug 3345 ( b40) t; der Absatz belief sich auf 1856 (4 137) t, der eigene Bedarf und Ginmaß auf 418 (— 17) 1. Der Werth der verkauften Steinkohlen betrug 10 49 (— 37) S, d. i. durchschnittlich für 1 Tonne 565 (— O48) S6 Braun kohlen wurden auf 22 (4 4) Werken mit einer mittleren Belegschaft von 28 785 (4 1921) Mann gefördert; unter diesen befanden sich 20 367 ( 1589) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung mit Ein⸗ schluß des Bestandes betrug 5 651 344 (4 410 918) t, der Absatz 4041105 (4 290157) t, der eigene Bedarf und Einmaß 1156 551 (4 102721) t. Der Werth der verkauften Braunkohlen belief sich

auf 8 831 733 (4 488 591) M oder durchschnittlich für die Tonne

auf 219 (— 0.03) 460

Steinsalz wurde auf? (42) Werken mit einer mittleren Belegschaft von 634 (4 186) Mann gefördert, von welchen 455 ( 160) eigentliche Bergarbeiter waren. Die neue . mit Einschluß des Bestandes betrug 67 725, 35 (4 783,34) t, der Absatz mit den Deputaten 46 405 (— 361,37) t; zur Bereitung anderer Pro⸗ dulte und zum Einmaß wurden 19 931,37 * 1595,83) t verwendet, sodaß ein Bestand von 1388,95 (- 219,7) t verblieb. Kalisalz wurde wie im Vorjahr auf 6 Werken mit einer mittleren Belegschaft von 3878 (4 372) Mann gefördert; unter diesen befanden sich 2995 (4 274 eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes betrug 358 733,558 ( 32 339,33) t, der Absatz mit den Deputaten 218 972,22 (4 9942,96) t; zur Bereitung anderer Produkte und zum Einmaß wurden 135 788,36 (4 22 197,7) t verwendet, sodaß ein Bestand von 3972,99 ( 198,66) t verblieb. Siedesalz wurde wie im Vorjahr auf 6 Werten mit einer mittleren Belegschaft von 669 (4 2) Mann ge⸗ fördert, von welchen 249 (4 7) eigentliche Bergarbeiter waren. An Speisesalz betrug die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes 32 840,68 (— 323,65) t, der Absatz mit den Deputaten 22 656,51 (4 881,44) t; zur Bereitung anderer Produkte und zum Einmaß wurden 2393,07 (— 177,96) t verwendet, sodaß ein Bestand von 7791,08 ( 1027,13) t verblieb. An Vieh⸗ und Gewerbesalz betrug die neue Förderung mit Einschluß des Bestandes 2616,06 ( II6,71) t, der Absatz 2340,?1 (- 92, 89) t.

Nach dem kürzlich im 38. Jahrgange erschienenen, wohlbekannten Sperling'schen „Adreßbuch der deutschen Zeitschriften und der politischen Tagesblätter für 1898 (Stuttgart, H. O. Sperling) be⸗ ziffert sich die Anzahl der gegenwärtig erscheinenden deutschen Zeitschriften (Wochen,, Monats⸗ u. s. w. Blätter jeder Art) auf 4571, gegen 4327 im Jahre 1896. 4033 im Jahre 1895, 3829 im Jahre 1894, 3742 im Jahre 1893 und 3536 im Jahre 1892. Im letzten Jahre hat danach eine Zunahme um 244 und seit 1888 eine Vermehrung um 1842 Blätter stattgefunden.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Halle a. S. wird der Mgdb. Ztg. geschrieben: Die Glaserinnung nahm in einer außerordentlichen Versammlung Stellung zu den Lohnforderungen der Gesellenschaft. Der von dieser vorgelegte Entwurf eines neuen Tarifs für Accordarbeit wurde als völlig unannehmbar bezeichnet. Der bisherige Lohntarif für Accordarbeit sei dagegen als mustergültig von Kollegen im ganzen Deutschen Reich bezeichnet worden. Das Ergebniß der Berathung war der Beschluß, den Gesellen das Angebot einer Erhöhung des bie herigen Tarifs für Aceordarbeit um 8 o/ zu machen; für Stundenarbeit sollen nach wie vor je nach der Leistung 25 bis 45 3 Lohn gezahlt werden unter Gewährung von 5 3 Zuschlag für die Stunde Arbeit auf Bau. Auf die Forderung der Gesellenschaft, daß die Meister den Innungsarbeitsnachweis nicht mehr benutzen, sondern ihren Bedarf an Arbeitskräften durch den Arbeits nachweis der Gesellen decken sollen, glaubte man auf keinen Fall eingehen zu sollen.

Aus Hirschberg in Schleien meldet. W. T. B..: Auf, dem Dominium Thomaswaldau in der Nähe von Striegau hatten von den dort in der Landwirthschaft beschäftigten russisch ⸗polnischen Arbeitern in den letzten Tagen 11 männliche und 12 weibliche wegen Lohnstreitigkeiten die Arbeit niedergelegt, wobei sich zwei Arbeiter zur Bedrohung mit Todischlag hinreißen ließen. Wie der Bote aus dem Riesengebirge! meldet, sind sämmt⸗ liche Ausständige am Freitag verhaftet und in das Gerichtsgefängniß in Striegau eingeliefert worden. ö .

In Fechenheim einer Mittheilung des . Vorwärts. zu folge die Steinarbeiter wegen Lohnstreites die Arbeit nieder⸗ gelegt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Türkei. Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel ist die gegen die Küste des Hedja; zwischen Lith und DJambo angeordnete Quarantäne wieder aufgehoben worden. Schlff e