ö
Katser Wilhelms ⸗Akademse für das militärärztliche Bildungswesen,
Dr. Statz, Ober. Stabzarzt 1. Kl. und Regts. Arjt vom Rhein Fuß ⸗Art. Regt. Nr. 8, zun Magdeburg. Drag. Regt. Nr. 6; die Ober⸗Siabtärzte 2. Klasse und Regiments-Aerzte: Dr. Dürr vom 2. Hannov. Ulan. Regt. Nr. 14. zum. Bad, Fuß⸗ Art. Regt. Nr. 14, Br. Weinreich vom Inf. Regt. Nr. 171. zum Rhein. Fuß-Art. Regt. Nr. 8, Br. Heinicke vom Inf. Regt. Nr. 151, jum 6. Thüring. Inf. Regt. Nr. 8h, Dr, Nothnagel, Stabe. und AÄbtheil. zt von der 3. Abtheil. 2. Garde ⸗Feld-⸗Art. Regts, zur Unteroff. Schule in Potsdam; die Stabg , und Batz. lerjte:! Dr. Wiemuth vom 2. Bat. des Gren. Regts. König
Friedrich II. (3. Ostpreuß) Nr. 4 als Abtheil. Arzt zur 3. Abtheil.
2. Garde Feld. Art. Regtz., Dr., Rummel vom Pomm, Train ⸗ Bat. Rr. 2, zum 2. Bat. des Gren. Regts. König Friedrich II.
(3. Ofspreuß.) Nr. 4. Dr. Waldeyer vom 2. Bat. des Fuß- Art.
Regts. Nr. Ii, zur Kaiser Wilhelms. Akademse für Las militärärztliche Bildungswesen, Dr. Büge vom J. Bat. des Inf. Regts. Prin; Morltz von Anhalt⸗Dessau (6. Pomm) Nr 42. zum 2. Bat. des
uß-Art. Regts. Nr. 11, Dr. E selbrügg e, Oberarzt vom Weftfãal.
on. Bat. Nr. 7, zum Ulan. Regt. Hennigs von Treffenfeld (Alt⸗˖ märk.) Nr. 163 vie Assist. Aerzte: Dr. Jürgens vom 2. Rhein, Hus. Regt. Nr. 9, zur Oberfeuerwerkerschule, Lr. H. Drigglski vom Gren. Regt. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuß) Nr. 6, zum Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, Dr. Hochheimer vom Königin Augusta Garde⸗Gren. Regt. Nr. 4, zum Sanität amt des 1II. Armee-Korps, Dr. Burchardt vom Ulan. Regt. Kaiser Alexander 1. von Rußland (1. Brandenburgisches) Nr. 3, zum Königin Augusta Garde ⸗ Gren. Regt. Nr. 4,
Dr. Geige vom Pion. Bat. Fürst Radzimwill (Ostpreuß) Nr. 1,
zum Gren. Regt. Konig Friedrich Wilhelm J. (2. Ostpreus.) Nr. 3, Pr. Badstübner vom Ulan. Regt. Hennigs von Treffenfeld (Altmärk.) Nr. 16, zum Königs Inf. Nr. 145, Dr., Ah Ib ory vom 3. Posen. Inf. Regt. Nr. 58, zum Kadettenhause in Wahlstatt, — versetzt. Dr. Wiebl;i tz, Sen. Arzt und Div. Arzt von der 22. Div., mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Dr. Lindemann, Gen. Oberarzt und Dip. Arzt von der 13 Div.“, Dr. AndrGée, Gen. Ober⸗ arzt und Div. Arzt von der 28. Vir. — beiden unter Verleihung des Gharakters als Gen. Arzt, mit Pension und ihrer bis— herigen Uniform, Dr. Fabrieius, Ober⸗Stabsarzt 1. Klasse und Regts. Arzt vom 6. Thüringischen Inf. Regt. Nr. 95, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Pr. Mach olz, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regtg. Arzt vom Magdeburg. Drag. Regt. Nr. 6, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Dr. Weber, Stahsarzt von der Kaiser Wilhelms⸗Akademie für das militärärztliche Bildungswesen, Dr. Bachert, Oberarst vom Großherzogl. Hess. Feld. Art. Regt. Nr. 25 (Großherzogl. Art. Korps), — beiden mit Pension, Dr. Wang, Oberarzt vom Königin Eltsabeth Garde⸗Gren. Regt. Nr. 3, Dr. Kunze, Assist. Arzt vom Eisenbahn⸗Regt. Nr. 3, — beiden behufs Uebertritts zur Marine, Dr. Makrocki, Stabsarzt der Res. vom Landw. Bejtrk Potsdam, Dr. Meurer, Stabsarzt der Res. vom Landw. Bezirk Düsseldorf, Dr. Bloedorn, Oberarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Torgau; den Stabsärzten der Landwehr 2. Aufgebots: Dr. Wiesenthal, Dr. Wetekamp vom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Hirschberg vom Landw. Bezirk II Breslau, Dr. Müller vom Landw. Bezick Hamburg; den Oherärzten der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Kirchhoff, Dr. Cassel vom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Nizinski vom Landw. Bezirt Schrimm, Dr. Schlüter vom Landw. Bezirk Schwerin, Dr. Erhardt vom Landw. Bezirk Gotha, — der Abschied bewilligt. Dr. Heintze Stabsarzt von der Kaiser Wilhelms⸗Akademie für das militärärztliche Bildungswesen, Dr. zur Nedden, Assist. Arist vom 6. Rhein. Inf. Regt. Nr. 68, — aut dem aktiven Sanitättz⸗Korps ausgeschieden und zu den Sanitäts⸗Offizieren der Res. übergetreten. Königlich Bayerische Armee.
Sanitäts⸗Korpg. 21. Mai. Dr. Friedmann (Gunzen⸗ hausen), Assist. Arzt der Res., Dr. Hermann (Erlangen), Dr. Zahn, Dr. Zim mer (Aschaffenburg). Oberärzte von der Landw. 1. Auf⸗ gebots, Dr. Wahn (Hof), Stabsarzt von der Landw. 2. Aufgebots, Pr. Cahn (Ludwigshafen), Oberarzt von der Landw. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Durch Verfügung des General⸗Stabsarztes der Armee. Dr. Sche uerer, einjährig⸗ freiwilliger Arzt vom 9. Inf. Regt. Wrede, im 2. Jäger⸗Bat., Stelzle, einjährig⸗freiwilliger Arzt vom 1. Schweren Reiter⸗Regt. Prinz Karl von Bayern, im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, — zu Unterärzten ernannt und mit Wahrnehmung offener Assist. Arztstellen beauftragt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
21. Mai. Steichele (Augsburg), Ober⸗Apotheker der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.
Durch Verfügung des General- Kommandos II. Armee Korps. Brückner, Zahlmstr., im 21. Inf. Regt. eingetheilt.
Raiserliche Schutztruppen.
Berlin, 28. Mai. Dr. Langheld, Stabzarzt von der Schutz⸗ truppe für Südwest⸗Afrika, ausgeschieden und gleichzeitig in der Armee und zwar alt Stabsarzt bei der Kaiser Wilhelms⸗ Akademie für das militärärztliche Bildungswesen mit seinem bisherigen Patent wieder⸗ angestellt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 4. Juni.
Seine Majestät der Kaiser und König besichtigten, von Marienburg kommend, gestern Mittag die Truppen der Garnison Danzig auf dem großen Exerzierplatz bei Langfuhr und inspizierten Nachmittags die Kaiserliche Werft, im be⸗ sonderen den Neubau der „Freya“. Abends gegen 6 Uhr chifften Sich Seine Majestät in Neufahrwasser an Bord der
acht „Hohenzollern“ ein und kamen heute Vormittag, kurz vor 10 Uhr, auf der Rhede von Swinemünde an.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilten vorgestern Mittag den Gemahlinnen des spanischen Botschafters und des brasilianischen Gesandten sowie der Gemahlin des Landes⸗Direktors der Provinz Brandenburg, Freifrau von Manteuffel die nachgesuchten Audienzen. .
Heute Vormittag von 11 Uhr ab wohnten Ihre Majestät in der Sing⸗Akademie der Jahresversammlung der unter Allerhöchstihrem Protektorat stehenden „Frauenhilfe“ für die vom Evangelisch⸗Kirchlichen Hilfsverein in Berlin begründeten Pflegestationen zur unentgeltlichen Armenkrankenpflege durch Diakonissen bei.
Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin hat vom 5. bis einschl. 11. Juni der Major a. D. und Kammerherr von Alvensleben-⸗Rusteberg über⸗ nommen.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und * echnungswesen, sowie die ver⸗ einigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuer wesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
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Der Präsident der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs-Rath Kranold hat sich u einer Sitzung der ständigen Tarif⸗Kommission nach Baden⸗ Baden begeben.
Der Regierungs⸗Rath Keßler zu Berlin ist der König⸗ lichen Regierung zu Potsdam und der Regierungs⸗Assessor Volckart in Danzig der Königlichen Regierung zu Stralsund zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Danzig, 3. Juni. Seine Majestät der Kaiser und König traf, wie „W. T. B.“ meldet, von Marienburg kommend, heute Mittag 121/ Uhr in Langfuhr ein und wurde daselbst von dem Kommandeur der 36. Division, General⸗Lüeeutenant von Pfuhlstein und dem Kommandeur der 36. Kavallerie-Brigade, Oberst Rosentreter empfangen. Allerhöchstderselbe fuhr alsdann nach der Kaserne des 1. Leib⸗ Husaren⸗Regiments Nr. 1. Hier stieg Seine Majestät der Kaiser mit dem Gefolge zu Pferde und nahm sodann auf dem Exerzierplatz die Parade über die gesammte Garnison von Danzig ab. Nach der Parade fand in dem Kasino des 1. Leih⸗Husaren⸗Regiments ein Frühstück statt. Gegen 4“ Uhr begab Sich Seine Majestät von Langfuhr nach der Kaiserlichen Werft, wo Allerhöchstderselbe von dem Ober ⸗Werftdirektor von Wietersheim empfangen wurde. Vor dem Neubau der „Freya“ erwarteten der Staats⸗ sekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Minister Tirpitz und die Werftdirektoren den Kaiser, Allerhöchstwelcher sodann das Schiff und die Maschinenwerkstätte der Werft besichtigte. Gegen 6 Uhr fuhr Seine Majestät mit der Jacht der Werft nach dem Hafen von Neufahrwasser, um Sich an Bord der Yacht „Hohenzollern“ zu begeben.
Sessen.
Die Erste Kammer hat gestern das Gesetz, betreffend die Besoldung der Beamten, nach den Beschlüssen der Zweiten Kammer einstimmig angenommen.
Oesterreich⸗Mngarn.
In der gestrigen Sitzung des österreichischen Abgeord⸗ netenhauses verwies zunächst der Abg. Dr. von Mi⸗ lewski auf die große Anzahl der eingebrachten Regierungs⸗ vorlagen, welche für die Bevölkerung von höchster Wichtig⸗ keit seien. Auch die Erledigung zes Budget⸗Provisoriums bedeute für das Parlament die Ausübung eines seiner wichtigsten Rechte. Redner fragte den Präsidenten, ob er ge⸗ neigt sei, für die erste Lesung dieser Regierungsvorlagen neben den Sitzungen für die auf der Tagesordnung stehenden Gegen⸗ stände besondere Sitzungen anzusetzen. Der Präsident von Fuchs erwiderte, er werde in dieser Angelegenheit die Obmänner aller Parteien befragen. Der Abg. Resel (Sozialdemokrat) wünschte die sofortige Ueberweisung der Vorlage, betreffend die Aufhebung des Zeitungsstempels, an den Budget⸗Ausschuß. Der Präsident erklärte, daß er auch wegen dieser Frage die Obmänner der Klubs befragen werde. Darauf ging das Haus zur Tagesordnung über und setzte die Debatte über die Sprachenanträge fort Der Abg. Dr. Krona⸗ wetter führte aus: in weiten Volkskreisen herrsche die Ueber⸗ zeugung, daß das Haus seiner Aufgabe nicht gerecht werde. Diesem Zustande müsse ein Ende gemacht werden. In den Sprachenverordnungen des Freiherrn von Gautsch erblicke er einen gewissen Fortschritt. Der Sprachenausschuß verdiene das Wohl⸗ wollen aller Parteien, er werde für denselben stimmen. Der Abg. Schnecker besprach die Grazer Vorgänge und sagte: so . die Sprachenverordnungen nicht aufgehoben würden, werde das Haus nicht arbeitsfähig werden. Die Behauptung, die Deutschen Böhmens strebten nach Vorherrschaft, sei unrichtig. Die Deutschen wollten nur den Frieden in Böhmen. Redner ver⸗ langte die Anerkennung der deuischen Sprache als Staatssprache. Der Abg. Tittinger bezeichnete das Verlangen nach Vorherr⸗ schaft der Deutschen als Nation in Oesterreich als undurch⸗ führbar. Die Deutschen könnten nur die Führerschaft an⸗ streben, welche aber nicht durch Gesetze erzwungen werden könne. Die Obstruktion der Deutschen gegen den Sprachen⸗ ausschuß sei verfehlt, da die Verhandlungen desselben jedenfalls zur Aufhebung der Sprachenverordnungen würden führen muüͤssen. Der Abg. Pfersche be⸗ sprach die Ernennung des Grafen Gleispach zum Ober⸗ Landesgerichts-Präsidenten von Steiermark, kritisierte das Verhalten des böhmischen Feudal-Adels, der sich mit der radikalen Politik verbinde, verurtheilte das Verhalten des böhmischen Statthalters und erklärte eine Verständigung für unmöglich, solange die jungczechische Partei die Führerschaft im Volke habe. Die nächste Sitzung findet am Montag statt.
Großbritannien und Irland.
Das neue Kriegsschiff „Terrible“ ist von seiner Probe⸗ fahrt nach Gibraltar und zurück wieder in Portsmouth eingetroffen. Das Schiff hatte, dem „W. T. B.“ zufolge, ver⸗ sucht, die Rückfahrt unter verschärfter Fahrgeschwindigkeit zu machen, erlitt aber nach drei Stunden einen Maschinenbruch.
Die Anhänger und Fürsprecher der britisch⸗amerikanischen Ver⸗ ständigung hielten gestern in London ein Festmahl ab, bei welchem Lord Coleridge den Vorsitz führte. Unter den Rednern des Abends befanden sich Lord Brassey und der Bischof von Ripon, welcher ein Hoch auf die „Vettern jenseits des Meeres“ ausbrachte.
Nusßland.
Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, meldet der „Regierungsbote“: Am 29., 30. und 31. Mai rief in dem Kreise Margijan des Ferghang⸗Gebietes der Ein⸗ geborene Ischan⸗Mahomet-⸗-Ali⸗-Khalif den heiligen Krieg aus. Er rückte, mit einem beträchtlichen Volkshaufen nach Andishan, nachdem er die Telegraphendrähte zerschnitten hatte. Am 30. Mai überfiel er bei Tagesanbruch das Lager von wei Kompagnien des 20. turkestanischen Linien⸗-Cadre⸗
ataillons, wobei 22 Unter-Militärs getödtet und 16 ver⸗ wundet wurden. Obwohl der Ueberfall ganz plötzlich erfolgte, sammelten sich doch die Kompagnien heb g den Angriff zurück und zerstreuten den Volkshaufen durch Gewehrfeuer. Die Aufständischen ließen 11 Todte und 8 Verwundete auf dem Platz zurück. Ein beträchtlicher Theil der Angreifer floh unter dem Feuer der Infanterie nach verschiedenen Richtungen. Die Uebrigen zogen sich mit dem Rädelsführer zurück, indem sie den Kara⸗Darja und den Tschakimahada überschritten. Zu ihrer Verfolgung wurden eine Kompagnie und 50 Mann
von der berittenen Abtheilung des Bataillons aus Namangan
entsandt. Einem Bericht vom 1. Juni zufolge wurde der Rädelsführer mit einem Manne aus seiner Umgebung bereits ergriffen. Beide werden in strengem Gewahrsam gehalten. Dieses bedauerliche Ereigniß, fügt der „Regierungsbote“ hinzu, ist, soweit es bis jetzt aufzuklären ist, nur durch den Fanatiker Ischan und seine Umgebung hervorgerufen worden. Die gesammte übrige Bevölkerung bleibt durchaus ruhig. Auf Allerhöchsten Befehl ist der Ferghaner Militär⸗Gouverneur, der es dazu kommen ließ, daß sich inmitten tiefsten Friedens der Haufe bilden und russische Truppen angreifen konnte, seines Amtes entsetzt worden.
Italien.
Der König hat, wie „W. T. B.“ meldet, den General Tarditi durch Dekret vom gestrigen Tage zum Unter—⸗ Staats sekretär im Kriegs⸗-⸗Ministerium ernannt.
Die Deputirtenkammer wird, wie es heißt, nicht später als am 16. d. M. einberufen werden.
Der Gemeinderath von Mailand hat gestern eine Tagesordnung angenommen, in welcher das Vorgehen des Generals Ba va und der Armee bei der Unterdrückung der jüngsten Tumulte gutgeheißen wird.
Nach der „Italie“ ist der Minister-Präsident di Rudini mit Vorbereitungsarbeiten für die Errichtung einer Straf⸗ kolonie in Assab beschäftigt, wohin die zum Zwangsdomizil Verurtheilten geschickt werden sollen, wenn die Zeitdauer der Strafe über drei Jahre beträgt.
Spanien.
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer be⸗ gründete, wie ‚W. T. B.“ meldet, der Deputirte Ascarate eine Interpellation über den Artikel Castelar's gegen die Unverletzlichkeit der Krone und verlangte für die Gerichtshöfe das Recht, in voller Freiheit über die Angelegenheit zu urtheilen. Er hoffe, kein republikanischer Deputirter werde im stande sein, für eine Verfolgung Castelar's zu stimmen, falls das Tribunal eine solche verlange. Der Minister⸗Präsident Sagas sta erwiderte, es sei nothwendig, mit Nachdruck die Un⸗ verletzlichkeit der Krone zu vertheidigen. Er bedaure Erörte⸗ rungen dieser Art, welche die Erledigung der dringendsten An⸗ gelegenheiten verzögerten. In Beantwortung einer Anfrage er⸗ kläre der Kriegs-Minister Correa, daß eine Expedition nach den Philippinen vorbereitet sei. Auf eine weitere Anfrage antwortete der Kolonial⸗Minister Romero Giron: er glaube, die von einem Blatte dem spanischen Botschafter in London zugeschriebene Erklärung, er hoffe, daß der Friede nahe bevor— stehe, sei unrichtig. Der Minister fügte hinzu, die Regierung sei entschlossen, eine vollständige Reserve zu beobachten.
Castelar, der sich augenblicklich in der Provinz Alicante aufhält, hat einem Berichterstatter gegenüber erklärt: er habe den in der Kammer besprochenen Zeitungsartikel zu Anfang April geschrieben und nicht die Königin⸗Regentin, sondern ihre Umgebung bei Hofe angegriffen. Er werde nicht vor Rovember nach Mabrid zurückkehren.
Aus Madrid erfährt „W. T. B.“, daß dem Marine⸗ minister Aunon ein Telegramm des Admirals Cervera vom gestrigen Tage zugegangen sei, in welchem dieser der Regierung für die ihm gesandten Glückwünsche seinen Dank ausspricht.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ hat das spanische Geschwader Cadiz mit unbekannter Bestimmung verlassen.
Türkei.
Dem Wiener „Telegr.⸗Korresp. Bureau“ wird aus Konstantinopel gemeldet, daß die russische Botschaft die Aufmerksamkeit der Pforte auf die mangelhaften Sicher⸗ heitszustände in Konstantinopel und auf die Nachlässigkeit der Polizei gegenüber den in der letzten Zeit zahlreich eintreffenden Kurden, Lazen und Tscherkessen und die begünstigende Be⸗ handlung, welche dieselben seitens der Behörden erführen, ge⸗ lenkt habe.
Amerika.
Ein amtliches, im Kabinetsrath verlesenes Telegramm des Commodore Schley besagt, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, daß kein Grund vorhanden sei, an der Anwesenheit Cervera's und seines Geschwaders in dem Hafen von Santiago zu zweifeln. Der Zweck des Bom⸗ bardements sei gewesen, die Stellung der spanischen Batterien genau zu bestimmen. Das Ergebniß sei ein völlig zufrieden⸗ stellendes gewesen. Kein amerikanisches Schiff sei getroffen und kein Mann verletzt worden.
Der Korrespondent des „Reuter'schen Bureaus“ an Bord des Admiralschiffs „Brooklyn“ bei Santiago telegraphierte, das Aufklärungsgefecht am 31. v. M. habe ergeben, daß Santiago stark befestigt sei, daß großkalibrige Geschütze, augenscheinlich britische oder französische, in den Forts aufgestellt seien und daß man rauchloses Pulver an⸗ wende. Ein sehr starkes Bombardement werde nöthig sein, um die Batterien zu zerstören und die spanische Flotte zu ver⸗ treiben.
Das Kriegs⸗Departement hat, dem ‚W. T. B.“ zufolge, noch einige weitere Schiffe für den Transport der cuba⸗ nischen Invasionsarmee beschafft. Die Transportflotte besteht jetzt aus 30 Schiffen, welche insgesammt 30 009 Mann befördern können. Bis jetzt sind über 124 000 Freiwillige an⸗ geworben worden. Nach einer der Times“ zugegangenen Meldung bereitet die Regierung die Entsendung von 165000 Mann Unter General Lee nach Porto Rico vor. — Ein zweiter Truppentransport nach den Philippinen wird am 10. Juni ahgehen.
Die neue Flotten vorla ge, welche kürzlich vom Kon⸗ greß angenommen worden ist, gestattet die Ausgabe von 57 Millionen Dollars für Marxinezwecke, 32 Millionen mehr, als ursprünglich für das laufende Finanzjahr ausgesetzt worden waren. Diese Mittel sollen zum Bau von neuen Schlachtschiffen 1. Klasse von je 11 0900 t Deplacement
um Preise von je 3 000 000 Dollars (ohne die Kosten sen Panzerung und Armierung), ferner für den Bau von
4 Monitors zur i , zum Preise von je
1250 000 Dollars, 16 Torpedobootzerstöcern und 12 Torpedo⸗ booten zum w, w,, . von 6 900 000 Dollars, sowie einem Kanonenboot zum Schutz der Binnenseen, dessen Her⸗ stellung auf 260 000 Doll. veranschlagt worden ist, verwendet werden. Außerdem ordnet die Bill die Anlgge von 5 Trockendocks an; vier derselben sollen aus Holz oder Granit, das fünfte aus Stahl erbaut werden, und zwar eins in Portsmouth, eins in Boston, eins auf League Island bei Philadelphia, eins am Golf von Mexiko und eins an der Küste des Stillen Ozeans bei dem Schiffsbauhofe von Mare Island. Der Preis eines jeden
sich nur auf 6,8 Milliarden, derjenige m
dieser Docks ist auf 850 909 Doll. angesetzt, die Summe von einer Million Dollars ist sofort zum Beginn der Arbeit an allen fünf Docks ausgeworfen worden. Unabhängig von dieser Bill haben die Flottenbehörden bereits den Bau von zwölf Torpedobooten in Kontrakt vergeben, deren Kosten aus den dem Präsidenten zur Verfügung gestellten 50 Millionen ge⸗ deckt werden.
Die aus 39 Mann bestehende Besatz ung des spanischen Dampfers „Rita“, welcher von dem amerikanischen Hilfs⸗ kreuzer „ale“ aufgebracht worden war, ist nach New Yeörk gebracht und dem dortigen österreichisch⸗ ungarischen Konsul Übergeben worden, der sie nach Spanien zurückschaffen lassen wird. .
Aus Havanna wird gemeldet, daß drei spanische Kanonen⸗ boote, welche Schiffe mit Lebensmitteln begleitet hätten, in den Hafen von Eienfuegos eingelaufen seien. Als sich
an einer Stelle des Ufers eine Schaar Insurgenten gezeigt,
habe eines der Kanonenboote das Feuer eröffnet, worauf die Insurgenten eine weiße, Fahne, gehißt und erklärt hätten, sich zwar nicht unterwerfen, aber auch nicht gegen die Spanier kämpfen zu wollen. Man glaube, daß ihr Verhalten auf einen von Maximo Gomez erhaltenen Befehl zurückzuführen sei, während Garcia dafür sei, daß die Aufständischen die seitens der Amerikaner geplante Aktion unterstützten. — In der Provinz Santiago de Cuba haben die Insurgenten dieser Tage das in der Nähe von Holguin gelegene Fort Loma
Erunz angegriffen, wurden aber zurückgeschlagen und hatten
68 Todte. ; . 1
Aus Port-au⸗Prince und Cap Haitien in New York eingetroffene Depeschen melden, daß die amerikanische Flotte gestern früh 3 Uhr das Feuer auf Santiago de Cuba eröffnet habe. Die Kanonade habe L/ Stunden gewährt. Der amerikanische HilfskreuzerMerrim ac“ habe versucht, den Hafeneingang zu erzwingen. Die Spanier hätten den Kreuzer die erste Torpedolinie passieren lassen und einen Torpedo erst in dem Augenblick auf ihn abgeschossen, als er eine Strecke von 500 Fuß in das Innere des Hafens zurückgelegt hatte. Der Tor⸗ pedo habe das Vordertheil der „Merrimac“ zerrissen; dieselbe sei fast sofort gesunken, und nur der Schlot und die Mast⸗ spitzen ragten über Wasser.
Der „Frankfurter Zeitung“ wird aus New York gemeldet: in San Domingo sei eine Revolution ausgebrochen, die Lage daselbst sei ernst. .
A ien.
Einer im Haag eingetroffenen amtlichen Meldung zu⸗ folge hat die nach Pedir gesandte niederländische Expedition ihr erstes Angriffsziel Garut genommen, ohne erhebliche Verluste zu erleiden. Die Atchinesen zogen sich mit Tuku Osmar zurück. Der jetzige Aufenthaltsort des letzteren ist unbekannt.
Afrika.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, daß eine starke bri⸗ tische Truppenabtheilung einen Theil der britisch⸗egyp⸗ tischen Expedition nach Khartum bilden werde. Die Expedi⸗ tion werde insgesammt 20 000 Mann umfassen. Es gehe das Gerücht, die Derwische hätten Shabluka, die stärkste Stellung zwischen Berber und Khartum, geräumt. Der Khalif konzentriere seine Streitkräfte in der Nähe von Omdurman.
Auftralien.
Wie „W. T. B.“ aus Melbourne berichtet, ist bei der gestrigen Volksabstimmung in Victoria und Tasmania die vorgeschlagene Gründung eines australischen Staaten⸗ bundes angenommen worden.
Nr. 18 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus— gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 1. Juni, hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 18. Mai 1898, betr. Festsetzung der gesetzlichen Bezüge für die Hinterbliebenen verunglückter Beamten. — Nachrichten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Bedeutung der Landwirthschaft und der Industrie in Deutschland.
Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht Dr. Ballod im neuesten , von Schmoller's „Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft“ eine eingehende und interessante Abhandlung, in welcher er zu der Frage, ob und inwieweit Deutschland ein Industrie⸗ staat sei, ein reiches statistisches Material in so sachkundiger Weise, wie wenige Andere, zu liefern weiß. Vermag er mangels einer voll—⸗ ständigen Produktionsstatistik auch nur annähernd festzustellen, welche Werthe die Industrie einerseits, die Landwirthschaft andererseits her porbringt, wieviel also eine jede zum Ngtiongleinkommen beiträgt, so lohnt es sich doch, einige der wichtigsten Resultate hier kurz mit⸗ zutheilen.
Nach einem Hinwels auf die Ergebnisse der Berufszählung vom 14. Juni 1896, nach denen die industrielle und die landwirthschaftliche Bevölkerung Veutschlands sich ungefähr die Wagschale halten, die Gesammtziffer der agrarischen Bevölkerung zwar eine etwas geringere als die der industriellen (18,5 gegen 20,85 Millionen), die Zahl der Erwerbsthätigen aber nahezu die gleiche ist (6252 gegen 8, 281 Millionen) und dabei die Landwirthschaft 1,049 Millionen Erwerbgthätige, die noch einen Nebenberuf ausübten, die Industrie dagegen 1,491 Millionen zählte, — folgen zahlen« mähige Erörterungen des Getreidekon f unz im Deutfchen Reiche, der im Durchschnitt der Jahre 1879189 315.5 Eg, in den pier Jahren 1394/97 dagegen 3825 Kg auf den Kopf der Bevölkerung betrug, des Einfubrbedarfs an Lebensmitteln und Rohstoffen sowie des gesammten auswärtigen Handels des Reiches. Dabei sind drei Gruppen von Ländern unterschieden, mit denen Deutschland im Waarenaustausch steht: diejenigen, aug denen vorwiegend Nahrunge⸗ und Genußmittel sowie Rohstoffe eing führt werden (Rußland, Vereinigte Staaten von Amerika, Australien, Britlsch - Dft—⸗ indien, Brltisch Nordamerika, Kapland, Brasilien, Argentinien, Niederländisch⸗Ostindien), die vorwiegend Industriegegenslände und Halbfabrikate liefernden Staaten (Großbritannien, Frank. reich, Belgien, Niederlande, Schweiß und die Länder mit gemischtem Waarenumsatz (Oesterreich, Itallen). Für das Triennium 1893,95 berechnet der Verfasser an der Hand der amt— lichen Reichsstatistik, daß der Handelsum 3 mit den Nahrungsstaaten
t den Industriestagten auf 3,4 und, der Waarenaustausch mit DOesterreich und Italien auf z3b Milliarden Mark belief. Weiter stellt er fest, daß die gesammte Ausfuhr. Deutschlands an Fabrsfaten in den Jahren 1554/5 allerdings 2594 Millionen Mar im Mittel betrug, daß dieser Gesammtaut fuhr jedoch eine Einfuhr von I3568 Pillionen
Mark an Fabrikaten, Metallen und einfach bearbeiteten Gegenstãnden gegenüberstand, die gesammte Mehrausfuhr von Industrie Er zeugniffen einschließlich der Rohstoffe sich daher nur auf 1330 Mill. Mark im jährlichen Durchschnitt belief, daß dieselbe nur eine Werthvermehrung von cg. 1600 Mill. Mark bedeutet, daß zur Deckung des Betrages der Mehreinfuhr an fremden Rohstoffen und Nahrungzmitteln (2159, s Mill. Mark im Durchschnitt der drei Jahre) die von der deutschen Industrie erzeugten Werthe nur zu etwa 57 oso ausreichten und der Rest von im Auslande angelegten Kapitalien, Rhederei, und Handelsgewinn sowie, zu ewa 5 bis 6 Co aus der heimischen Landwirthschaft (Zuckerrüben) ge— deckt werden mußte. Die Zahl der vom gesammten Export beschäftigten Industriearbeiter berechnet Ballod nach der Statistik der Unfall versiche rung auf ca. 2 Millionen, 4 aller in der deutschen Industrie Grwerbsthätigen, und die Zahl der für die Mehrausfuhr thätigen Arbeiter auf nur etwa 1 Million, 4 —isg der deutschen Industriearbeiter. „So wichtig daber“, folgert der Verfasser aus den vorstehenden Zahlen, ‚auch der Export ins Ausland ist, eine aus— schlaggebende Bedeutung besitzt der Mehrexport von industriellen Er⸗ özeugnissen keineswegs, und es jst fraglich, ob er sie je besitzen wird. Er müsse an Bedeutung verlieren, je mehr sich die vorwiegend Nahrungk⸗ und Genußmittel liefernden Länder der Industrie zuwendeten. Nach den Nahrungsstaaten habe Deutschland 1892/95 im Mittel für 808 Millionen Mark weniger Waaren aus— geführt, als es von ihnen empfangen habe. Die Befürchtung aber, eine fortschreitende industrielle Entwickelung diefer Staaten könnte es schließlich dazu bringen, daß sie ihre Schulden abstoßen und bei er— heblicher Zunahme ihrer Bevölkerung keine Nahrungsmitstel mehr ausführen oder solche nur zu exorbitanten Preisen liefern, sei durchaus nicht unbegründet, wenn auch für die nächsten Jahrzehnte ein solches Zurückfließen der Kapitalien aus den Nahrungsstaaten noch keine akute Frage sei. Ballod siebt für Deutschland nur zwei Wege, auf denen dieser Gefahr vorgebeugt werden könne: Schließung eines Zollbundes mit den in der gemäßigten Zone gelegenen Ländern Süd-Amerikas oder Hebung der inländischen Nahrungsmittel⸗Produktion, damit sie wieder in stärkerem Maße für die einheimische Bevölkerung ausreiche.
Durch eingehende Berichnung sucht dann Ballod annäherungs— weise festzustellen, welche Werthe die deutsche Industrie, welche die Landwirthschaft hervorbringt und in welchem Grade eine jede durch die Einfuhrzölle subventioniert wird. Den Gesarumtwerth der land wirthschaftlichen Produkte, soweit dieselben für menschliche Ernährung in Betracht kommen, berechnet er an der Hand des vorhandenen statistischen Materials für das Triennium 1894595 — 1896,97, wie folgt: Brotgetreide und Braugerste im jährlichen Durchschnitt 1350 Mil—⸗ lionen Mark, Kartoffeln 350, Kartoffeln und Getreide zur Brennerei 86, Zuckerrüben 240, Fleisch 1800, Milch und Milchprodukte 1600, Produkte des Gartenbaus 350, insgesammt 5775 Millionen Mark. Den Werth der Wolle von den 18 Millionen Schafen schätzt er auf 40— 60 Millionen Mark, den der Handelsgewächse Hanf, Flachs, Raps, Rübsen auf 150 Millionen Mark und den Ertrag der deutschen Forsten auf 500 — 550 Millionen Mark. Land und Forst⸗ wirthschaft zusammen würden demnach im Mittel der drei Jahre ea. 6500 Millionen Mark an Werthen erzeugt haben, von denen Produkte für mindestens rund vier Milliarden Mark von der land— wirthschaftlichen an die übrige Bevölkerung verkauft. worden sein müßten. Die Werthsteigerung, bezw. der Verdienst von Müllern, Bäckern, Zwischenhändlern von Mehl und Fleischern betrug nach Ballod cg. 1300 Millionen Mark, also mehr, als der oben erwähnte gesammte Mehrexport eingebracht hat. An Bier wurden in Deutschland 1895.96 ca. 60,6 Mill. Hektoliter im Werthe von etwa 970 Mill. Mark er⸗ zeugt, von dem ca. 300 Mill. Mark die Rohstoffe und Steuern ab⸗ sorbierten, an Branntwein 2.8 Mill. Hektoliter absoluten Alkohols im Werthe von 220 bis 240 Mill. Mark inkl. Steuern, Zucker im Werthe von etwa 300 Mill. Mark nach Abzug der Steuer. Unter Hinzurechnung der aus dem Auslande eingeführten Nahrungsmittel im Betrage von einer Millarde Mark und der von der landwirth⸗ schaftlichen Bevölkerung selbst verzehrten Lebensmittel (25 Milliarden Mark) würde demnach der Gesammtwerth der Nahrungsmittel im jähr⸗ lichen Durchschniüit 9,5 Millarden Mark betragen, wovon 8,5 Milliarden auf einheimische Produkte entfielen. Hierzu käme noch der Aufschla der Detailhändler und Gastwirthschaften in Höhe von 1 Milliarde Mark. Den Gesammtwerth der industriellen Erzeugnisse berechnet Ballod auf 10—11 Milliarden Mark im Mittel; bringt man aber davon die auf die Nahrungsmittelindustrie enifallenden ea. 25 Milliarden Mark in Abzug, so verbleiben als Werth der sonstigen industriellen Erzeugnisse nur 7,5 — 8,5 Milliarden Mark. Somit ergiebt sich als Endresultat, daß einem Nahrungsmittelwerth von 9,5 (mit Eiaschluß der importierten Produkte) bezw. 8,5 Milliarden Mark (ohne die ein⸗ geführten Nahrungsmittel ein Gesammtwerth der sonstigen industriellen Erzeugnisse von 7.5 — 8,5 Milliarden Mark gegenübersteht. „Alles in allem genommen, wird daher“, glaubt der Verfasser be⸗ haupten zu können, „gegenwärtig die einheimische Landwirthschaft plus Nahrungsmittelindustrie mindestens dieselben Werthe hervorbringen wie die gesammte übrige Industrie und dabei von einer stärkeren Begünstigung der Landwirthschaft durch Schutzzölle keine Rede sein können, eher umgekehrt.“
Nach dieser Abwägung der Leistungen der Industrie und der Landwirthschast in Deutschland geht Ballod zur Erörterung der Frage über, wie die Massen der anwachsenden Bevölkerung unterzubringen seien. Er beantwortet dieselbe dahin: soweit die Erwerbung von Ackerbaukolonien, in denen Deutschland einen Theil des Ueberschusses seiner Bevölkerung absetzen und dabei seinen Industrieexport erweitern könnte, oder ein Zollbund mit Nahrungsstaaten nicht zu erlangen sei, bleibe für das Reich nur die Pflege des inneren Marktes. übrig, der Versuch, durch Hebung der Kaufkraft der landwirthschaftlichen Be⸗ völkerung den Anreiz zu einer Mehrproduktion von Lebensmitteln ju geben. Die erste Bedingung dieser Pflege des inneren Marktes seien die landwirthschaftlichen Schutzzölle. „In Deutschland ist heute und wohl so lange, als die Schutzzölle nicht erniedrigt werden, eine Steigerung der Erträge der Landwirthschaft um das Doppelte nicht nur technisch, sondern auch wirthschaftlich möglich; wahrscheinlich ist eine schnelle Steigerung jedoch nur dann, wenn dafür ein ganz be⸗ deutender Anreiz durch hohe Preise gegeben worden wäre, mit anderen Worten, wenn die Gewinnchance in der Landwirth⸗ schaft wenigstens für das Betriebskapital die gleiche wäre wie in der Industrie. Noch viel wichtiger aber als die Hebung der Preise für landwirthschaftliche Produkte sei die innere Kolonisatlon, und zwar eine Kolonisation im großen Stil, die zu einer Verdichtung der landwirthschaftlichen Bevölkerung führe. Schon Schmoller hat den Plan einer verstärkten inneren Kolonisation, Ueber nahme eines Theils der verschuldeten, wirthschaftlich rückständigen Güter entwickelt. Ballod befürwortet indeß ein Vorgehen in noch umfassenderem Maße; es sei erwünscht, daß 20— 30 000 Kleinbetriebe jährlich neu gegründet würden. Den Kapitalaufwand des Staats, den dieses Werk beanspruchen würde, schätzt er auf 5 Milliarden Mark. „Dafür hätte man aber die Möglichkeit, ein volles Menschenalter hindurch erfolgreich innere Kolonisation zu treiben, eine Verdichtung der landwirthschaftlichen Bevölkerung um etwa 4 Million Klein betriebe und damit Mehrabsatz der Industrie im Inlande zu fördern.“
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Osnabrück meldet ‚W. T. B.“: Der Bischof von Osnabrück hat an den Georgs Martien⸗Bergwerks⸗ und Hütten- Verein ein Schreiben gerichtet, in welchem er nunmehr die am 27. November v. J. ertheilte Erlaubniß zur Arbeit an den Sonntagen mit dem Bemerken zurücksieht, daß er diese Maßregel ergreife, weil die betreffenden Pfarrgeistlichen ihr früher abgegebenes n n. nunmehr al unrichtig bezeichnet und zurückgenommen ätten.
Aus Hohenlimburg in Westfalen wird der Rhein. Westf. 36. geschrieben, daß auf dem dortigen Gisenwerk der Firma eber u. Giese amj 31. Mai ein Ausstand wegen Lohnstreits aut⸗
gebrochen ist. Zu dem Ausstand haben 23 andere Firmen des Ortes
in einer Erklärung an ihre Arbeiter Stellung genommen, in welcher ste die Einmischung des Industriearbeiter⸗ Vereins in die Beziehungen zwischen den Arbeitgebern und ihren Arbeitern beklagen und darauf hinweisen, daß sie mit der Firma Weber u. Giese in der Zurück— weisung solcher Einmischung des Industriearbeiter Vereins einig sind.
Kunst und Wissenschaft.
Der ar der Internationalen asronautischen Kom⸗ mission, Professor Dr. Hergesell in Straßburg ersucht uns um Aufnahme folgender Mittheilung:
„Am 8. Juni, in den Vormittagsstunden, findet eine wissenschaftliche internationale Ballonfahrt statt behufs Erforschung höherer Luftschichten der freien Atmosphäre. Es werden voraussichtlich aufsteigen:
Ballons: Ballons: bemannte unbemannte bemannte unbemannte Berlin 4 1 St. Peter⸗ Brüssel 1 — bur 1 1 München 1 bzw. 2 1 Straßburg 2 1 Paris 1 2 Wien 2 bzw. 3 1
Der Finder eines unbemannten Ballons erhält eine be⸗ stimmte Belohnung in Geld, wenn er den Ballon den diesem beigegebenen Weisungen gemäß behandelt und den Meteoro⸗ ö Landesdienst für Elsaß⸗Lothringen in age h urg i. E. telegraphisch von dem Auffinden benach⸗ richtigt.“
Für die Renaissan ce ⸗Ausstellung! im Akademiegebäude ist jetzt auch der lang erwartete Katalog erschienen. Der Umfang (156 Bruckseiten) und die übersichtliche Darstellung der ausgestellten reichen Schätze dürften das verspätete Erscheinen entschuldigen. Der Katalog wird eingeleitet durch ein Verzeichniß der Aussteller, an deren Spitze Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich stehen. Dann folgt ein Verzeichniß der fünfzehn Abtheilungen und schließlich die Angabe der einzelnen Ausstellungsobjekte, in circa tausend Nummern nach obigen Gruppen geordnet. Der Katalog wird nicht nur dem Besucher ein willkommener Führer, sondern auch dem Kunstfreund ein bleibend werthvoller Beitrag für seine Studien sein.
Bauwesen.
Am 23. Mai ist in Christiania der namhafte norwegische Architekt Holm Munthe im G51. Lebensjahre einer unheilbaren Krankheit erlegen. Der Verstorbene, der sich in den siebziger Jahren zu seiner baukünstlerischen Ausbildung längere Zeit in Deutschland auf- gehalten hat und neben seiner Baupraxis in Christiania auch als Lehrer im architektonischen Zeichnen thätig gewesen ist, war, wie daz Centialbl. d. Bauverw.“ mittheilt, einer der eifrigsten Vertreter jener Richtung, welche die überlieferte heimische Holzbauweise auf die neuzeitlichen Verhältnisse zu über⸗ tragen bemüht ist. Zu seinen hervorragendsten Werken in Norwegen gehören das Touristen Hotel auf dem Holmenkollen im Nordwesten Christianias, das Restaurant und Sporthaus auf dem unweit davon liegenden Frognersaeteren und die Gastwirthschaft auf dem der ge⸗ nannten Stadt näher gelegenen Aussichtspunkt St. Hanshaugen. In Deutschland ist Munthe namentlich bekannt geworden durch die ihm von Seiner Majestät dem Kaiser und König übertragene Erbauung des Jagdschlosses Rominten und der Matxrosenstation am Jungfernser bei Potsdam. Eine Frucht schriftstellerischer Thätigkeit, zu der er 4 mit L. Dietrichson verbunden hatte, ist das in Berlin (1893) er⸗ chienene Werk Die Holjbaukunst Norwegens in Vergangenheit und Gegenwart“: eine Veröffentlichung, mit der er in Deutschland viel für seine gesunde Richtung gewirkt hat und die ebenso wie seine Bau⸗ ausführungen seinem Namen dauernd einen guten Klang sichern wird.
Verdingungen im Auslande.
Spanien.
6. Juli, 2 Uhr. Fäbrica Nacional de la Moneda y Timbre in Madrid: Lieferung von Gummi arabieum jur Her⸗ stellung von Stempelpapier während der Jahre 1898/99 bis 190001 (mindestens 22 500 kg). Bedingungen und Muster bei der Administration der Königlichen Münze in Hr eit täglich von 11 bis 4 Uhr zur Einsicht. Angebotsformular in spanischer Sprache beim Reichs · Anzeiger.
Belgien.
13. Juni, 1 Uhr. Bank für die Prüfung von Feuerwaffen zu Lüttich, Rue Navette 22, Lieferung von: 1 9— 12 006 EKg schwarzes Tagspulver 1. Kategorie, 2) 12 — 15 000 Eg schwarzes Tagspulver 2. Kategorie, 3) 1000— 1590 Ekg schwarzes Tagspulver extrafein 3. Kategorie, 4) 12— 15 900 kg Sprengpulver, 5) a. Pgtronen für den Gebrauch des Etablissements während eines Jahres, b. scharfe Patronen verschiedenen Kalibers für Revolver und Kriegswaffen jeden Systems, 9. Patronenbülsen von Pappe für Jagd gewehre jeden Kalibers. Die näheren Bedingungen 2 im ,. der Bank erhältlich. Die Offerten sind geschlossen ein, zusenden.
Verkehrs⸗Anstalten.
Nürnberg, 3. Juni. (W. T. B). Der dritte deutsch⸗ österreichisch⸗ungarische Binnenschiffahrts ⸗ Verb ands⸗ tag wurde heute mit einem Hoch auf den hohen Protektor, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Ludwig von Bayern, geschlossen. Der vierte Verbandstag wird im September nächsten Jahres in Budapest stattfinden. .
Oldenburg, 3. Juni. (W. T. B.) Eine Versammlung von Vertretern des Handels und Gewerbes sowie interessierter städtischer und ländlicher Behörden von Oldenburg und Ostfriesland gründete heute hier einen Nordwestdentschen Kanalverein. Der Zweck des Vereins ist Vorarbeit und Agitation für den Ausbau des Hunte⸗ Ems ⸗Kanals, als einer mit dem Vortmund⸗Ems⸗Kanal zwischen Unter⸗ ems und Unterweser gleichwerthigen Wasserstraße.
Bremen, 3. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Aller“, v. New Jork kommend, 2. Juni Vm. Genua ange. Stuttgart“ 2. Juni v. Fremantle n. Bremen abgeg. Aachen“ 2. Juni v. Bue nos Aires n. Bremen abgeg. Bremen“, v. Bremen kommend, 1. Juni in New Jork angek. „Königin Luise“ 2. Juni v. New Jork n. Bremen abgeg. Bayern n. Ast⸗Asien best., 2. Juni v. Neapel abgegangen.
— 4 Juni. (W. T. B.) Dampfer Karlsruhe“, n. Australten best, 3. Juni Nm. in Colombo angek. „Dresden“, n. Baltimore best, 3. Juni Vm. Do ver passiert. Gera“ 3. Juni v. Australien in Genn angek. Ems“ 3. Juni Nm. Reise v. Neapel n. New Vork fortgesetzt.
London, 3. Juni. (W. T. B) Union Linie. Dampfer Gagecon ! ist gestern duf der Heimreise von Kap stadt abgegangen.
Castle⸗Linie. Dampfer Arundel Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. D. „Do une Castle“ ist heute auf der Heimreise in Plymouth angekommen.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernbause wird morgen Lortzing's komische Oper Die beiden Schützen! gegeben. — Am Montag beginnt die Gesammt⸗ er. von Richard Wagner g Bühnen⸗Festspiel Der Ring des Nibelungen“ mit dem Vorabend: „Das Rheingold“. Die i. lautet? Wotan: Herr Bach
mann; Donner: Herr ödlinger; Froh: Herr Philipp;
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