1898 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

fern sollte No akie betonte, daß schaftlichen Vorlagen der NRe⸗ denn man

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nach durch An⸗ werde verhindert werden, lange die Sprachenverordnungen nicht aufgehoben seien. bg. Freiherr von Malfatti trat . ein, daß in den Vormittagssitzungen die Sprachendebatte fortgesetzt und in den Abendsitzungen über die Regierungsvorlagen verhandelt werde. Von den Klub⸗Obmännern der Majorttät ergriff niemand das Wort. In der gestrigen Sitzung des ungarischen Ab⸗ eordnetenhäaufes, der ersten nach den Pfingstferien, ö der Finanz⸗Minister Dr. von Lukacs die Gesetz⸗ entwürfe, betreffend die Spiritusvoerkehrssteuer, die Bierkonsum⸗ und die Zuckerkonsumsteuer, ein. Vor Eintritt in die Tages⸗ ordnung erwähnte der Abg. Stefan Rakovszky eine 3 liche Verletzung der Immunität des Abg. Lepecsenyhi. Abg. Eoetvo es verbreitete sich eingehend über diesen Vorfall und über den „Verleumdungsfeldzug“ gegen Ludwig Kossuth und seine Partei, die in einen Gegensatz zum Monarchen gebracht werde. Die Unabhängigkeitépartei erstrebe die Unabhängig⸗ keit Ungarns nur im Einvernehmen mit dem König, durch und mit dem Monarchen, ohne mit den anderen Ländern der Monarchie in feindlichen Gegensatz kommen zu wollen. Abg. Moesy interpellierte über das Verhalten der Polizei bei der Insultierung des Abg. Lepesenyi vor dem Abgeord⸗ netenhause am 24. v. M.

Großbritannien und Irland.

Bei der gestern im Unterhause zu Ende geführten zweiten Lesung der Finanzbill vertheidigte der Schatzkanzler . Beach, dem „W. T. B.“ zufolge, die Finanzvorschläge der Regierung und führte aus: die Regierung habe die Voranschläge auf Grund der gegenwärtigen Sachlage aufgestellt; aber jede Machtverschiebung werde von der Regierung auf das sorg— fältigste erwogen werden. Irgend etwas Alarmierendes ent⸗ hielten weder die Vorschläge zur Landesvertheidigung, noch die Reden der Minister. Nach seiner Ansicht sei die Politik der offenen Thür in China aufrechterhalten worden; es sei ihm unverständlich, wie durch die Ueberlassung von Port Arthur an Rußland dieser Grundsatz durchbrochen sein solle. Die Rede Lord Salisbury's vor den Banquiers sei nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen; wenn dieselbe nach sonstigen öffentlichen Auslassungen Lord Salisbury's beurtheilt werde, so sei er, Redner, uͤberzeugt, daß niemand sagen könne, sie sei eine alarmierende Rede gewesen. Auch könne er in Chamberlain's Rede nichts entdecken, das einen alarmierenden Charakter trage oder mit den Vorschlägen der Regierung über die Vertheidigung des Reichs unvereinbar sei.

In Belfast fand gestern, am Jahrestage des Ausbruchs des Aufstandes vom Jahre 1886 und der Erschießung von sieben Zivilisten durch die Polizei, eine Prozesfion der irischen Nationalisten statt. Nach derselben griffen mehrere Tausend Orangisten die Polizei wiederholt an. Letziere wurde überwältigt und in ihre Kasernen zurückgedraͤngt. Mehrere berittene Schutzleute wurden schwer verletzt, einer konnte nur dadurch vom Tode gerettet werden, daß die Polizei die Revolver zog. Der Pöbel riß sodann das Straßen⸗ pflaster auf, um die Steine als Wurfgeschosse zu benutzen. Als eine Schwadron Dragoner und zwei Kompagnien Infanterie auf dem Platze erschienen, wurde die Ruhe wiederhergestellt. Die Menge begrüßte die Truppen jubelnd und sang das englische Nationallied „Rule, Britannia“. Es wurden etwa 20 Verhaftungen vorgenommen. Man befürchtet neue Ausz⸗ schreitungen, da die Stimmung der Orangi sten äußerst erbittert gegen die Polizei ist.

Frankreich.

In parlamentarischen Kreisen verlautet, nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ aus Paris, die Radikalen und die Sozig listen wollten sich bei der endgültigen Präsidentenwahl im ersten Wahlgange der Wahl enthalten, um eine Beschlußunfähig⸗ keit des Hauses herbeizuführen. Ferner solle eine Interpellation über die allgemeine Politik erst eingebracht werden, sobald die Mandate mehrerer konservativen Deputirten für ungültig erklärt sind, da das Kabinet dann leicht die Mehrheik ver— lieren könne.

Nußland.

Anläßlich des Geburtstages der Kaiserin fand gestern, wie dem W. T. B.“ berichtet wird, im Großen Palais zu Zarskoje Sselo in Gegenwart der Mitglieder des Kaiser⸗ lichen Hauses und der hohen Würdenträger ein Gottesdienst statt. Später wurde von der Kaiserlichen Familie im Alexanderpalais das Frühstück eingenommen.

Der Großfürst Wladimir ist gestern Abend von Warschau nach dem Auslande abgereist.

Spanien.

Der Finanz⸗Minister Puigeerver unterbreitete, nach einer Meldung des, Temps aus Madrid vom gestrigen Tage, dem Ministerrath die neuerdings getroffene Vereinbarung über die Kreditoperationen, zu deren Durchführung weder die Hllfe des augsländischen Kapitals, noch eine Garantierung durch die Ein⸗ nahmen aus dem Taback erforderlich sein werde. Die Bank von Spanien werde auf die genehmigte innere Anleihe von einer Milliarde Pesetas Vorschüsse geben.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer ö., der Minister . die Kolonien Romero Giron in

eantwortung einer Anfrage, dem „W. T. B.“ zufolge, mit, daß er über die von Lloyd's Agentur in London gemeldete Explofion des amerikanischen Kriegsschiffs „Baltimore“ vor Manila keinerlei Nachricht erhalten habe.

Der Minster des usmwaͤrtigen Herzog

von Almodovar äußerie auf eine Anfrage: eine Note uͤber die Zuwiderhand⸗ lungen der Amerikaner gegen das Völkerrecht sei in Vor⸗ bereitung, und es sei möglich, daß das Kabinet dieselbe an die Mächte richten werde.

Schweiz.

Die w trat gestern in Bern zur ordentlichen Sommersession zusammen. Der Nationglrath wählte, dem „W. T. B.“ zufolge, zu seinem Präsidenten Thelin⸗Waadt (radikal), zm Vize⸗Präsidenten Heller⸗ Luzern (radikal, der Ständerath . Praͤsidenten Hildebrand⸗Zug Lultramontan), zum Vize⸗Präsidenten Simen⸗Tessin (radikah.

In der heutigen Sitzung des Nationalraths wurde der Antrag gestellt: der Bundesrath möge die Einführung des Tabackmonopols unter entsprechender Betheiligung der Kantone am Ertrage in Erwägung ziehen.

Türkei.

Die Delegirten zur Ueberwachung der Räumung Thessaliens meldeten, dem Wiener „K. K. Telegr⸗Korresp.⸗ Bureau“ zufolge, nach Konstantinopel, daß die letzten drei türkischen Bataillone gestern Volo verlassen haben.

Griechenland. Die gr igchi schen Truppen haben, nach einer Meldun des „W. T. B.“ aus Athen, gestern Turnavo und . auch Volo, den letzten Punkt des von den Türken geräumten Gebiets, wieder besetzt. Ed hem Pascha verließ Thessalien, um sich nach Konstantinopel zu begeben.

Amerika.

Der spanische Lieutenant Carranza und der frühere spanische Legations⸗-Sekretär in Washington du Bose sind, wie W. T. B.“ aus Montreal berichtet, gestern auf Veranlassung des Detektives Kellert wegen Kon⸗ spiration verhaftet worden. Die Verhaftung steht mit der Inhaftnahme Kellert's im Zusammenhang, welcher beschuldigt wird, einen Brief Carranza's im Interesse der Regierung der Vereinigten Staaten entwendet zu haben. An das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in London ist ein Brief des Lieutenants Carranza, datiert aus Montreal vom 26. Mai, im Wortlaut durch Kabeltelegramm übermittelt worden, welcher an den Admiral Inay in Madrid gerichtet ist und eine genaue Kenntniß der Be— wegungen der Amerikaner zur See verräth. Derselbe beweist nach Ansicht der Amerikaner, daß Carranza in den Ver— einigten Staaten eine Spionage⸗Organisation eingerichtet habe. Carranza giebt zu, der Verfasser des Briefes zu . bestreitet aber, sich der Spionage schuldig gemacht zu haben.

Der Senat der Vereinigten Staaten hat gestern den vom Repräsentantenhaus bereits genehmigten ö betreffend die Kriegskredite, angenommen; die Höhe der be— willigten Kredite beläuft sich nach demselben auf 17 845 000 Doll., von denen 10 Millionen Doll. auf die Flotte entfallen. Das Repräsentantenhaus hat die vom Senat zu dem Gesetz, betreffend die Erhebung neuer Steuern zur Deckung der Kriegskosten, angenommenen Amendements verworfen und die Vorlage an eine gemeinschaftliche Kommission der beiden Kammern verwiesen.

Das vor Santiago de Cuba liegende, aus 20 Schiffen bestehende amerikanische Geschwader begann, wie dem Madriber „Imparcial“ gemeldet wird, am Sonnabend Abend 10 Uhr wiederum das Bombardement der Stadt; dasselbe dauerte 45 Minuten, doch erreichten die Geschosse die Batterien nicht, welche deshalb auch garnicht antworteten.

Nach einer dem New Yorker „Evening Journal“ aus Kingston zugegangenen Depesche vom gestrigen Tage hätten die Amerikaner bei Punta Cabrera, westlich von Santiago de Cuba, 5000 Mann gelandet. Dieselben hätten sich mit etwa 3000 Aufständischen unter Garcia vereinigt. Es werde behauptet, daß die Amerikaner nur geringen Schwierigkeiten bei der Landung begegnet seien, während der Admiral Sampson die Gehölze am Lande durch die Kanonenboote unter Feuer gehalten habe. Auch einige große Belagerungsgeschütze seien mit gelandet worden. Daz⸗ selbe Blatt veröffentlicht eine weitere Depesche aus Cap Haitien, der zufolge gestern früh nach Tages⸗ anbruch amerikanische Truppen wenige Meilen östlich von Santiago bei Aguadones ausgeschifft worden seien. Die Geschüße des Geschwaders des Admirals Sampson hätten die Landung unterstützt, nachdem sie zunächst die Strand⸗ batterien an jenem Platze zum Schweigen gebracht hätten. Das Blatt fügt aber hinzu: es sei zweifelhaft, ob es sich um eine andere oder um dieselbe Landung handle, über die bereits aus Kingston eine Meldung eingegangen sei.

Eine von Cap Haitien gestern Mittag 1 Uhr 30 Min. nach New York abgesandte Depesche besagt, die Landungen der amerikanischen Truppen sowie die Beschießung der Be⸗ festigungen von Santiago dauerten fort.

Das amerikanische Schlachtschiff „Oregon“ soll nach einer aus Kingston in New York eingegangenen Meldung einen spanischen Torpedobootzerstörer bei dem Versuche, in den Hafen von Santiago einzulaufen, in den Grund gebohrt haben. Alle an Bord des Torpedobootzerstörers Befindlichen sollen umgekommen sein. Es sei ,, ob es der „Terror“ oder der „Furor“ gewesen. Der „Oregon“ habe ein lang⸗ geformtes Boot die Küste entlang fahren . und durch Signale zum Anhalten aufgefordert. Als die Signale nicht in der richtigen Weise beantwortet worden seien, habe die „Oregon“ . den Torpedobootjäger eine 13 zöllige Granate ab⸗ gefeuert, die ihn in der Mitte des Rumpfes getroffen habe. Wie indeß ein an Bord der „New York“ (des Flaggschiffes des vor Santiago liegenden amerikanischen Geschwabers) be⸗ findlicher Berichterstatter telegraphiert, ist die Nachricht, das Schlachtschiff „Oregon“ habe einen spanischen Torpedoboots⸗ jäger zum Sinken gebracht, unbegründet.

Der Aufstand in der Dominikanischen Republik ist, wie der „Weser⸗Zßeitung“ dem „W. T. B.“ zufolge aus Nem York gemeldet wird, unterdrückt; im ganzen Lande herrsche Ruhe.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Peking vom gestrigen Tage: Es sei amtlich bekannt gegeben worden, daß die Bestimmungen über die Dampfschiffahrt auf den chinesischen Binnen⸗ gewässern, welche von Sir Robert Hart entworfen waren, vom Tsung⸗li⸗Yamen genehmigt und durch Kaiserliches Edikt . worden sind. Die Bestimmungen seien aber vom Tsung⸗s⸗hamen so abgeändert worden, daß sie die Groß⸗

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britannien nach seinen Verträgen mit Ching Rechte verletzten. Der britische Gesandte ö. Doden, 1 daher eine bänderung dieser Bestimmungen verlangd ö. Aus Manila bringt das britische Kanonenbool „Swift“ welches von dort in Hongkong ö ist, dem ö Zureau! zufolge, die Nachricht; die Aufständischen auf den Philippinen hätten die Eisenbahnen außerhalb der Stadt auf⸗ seiisen und seien auf vier Meilen an Manila herangerückt. in spanisches Regiment habe gemeutert und seine Offiziere erschossen. Es fänden häufig , zwischen den n,, und den Spaniern statt. Die ersteren hätten 1000 Gefangene nach Cavite gebracht. Die Amerikaner sollen die Auf⸗ ständischen mit Schnellfeuergeschützen unterstützt haben. Priester, welche die Aufständischen gefangen genommen hätten, sollen von ihnen furchthar mißhaändelt worden sein. Die Be⸗ wohner Manilas britischer Nationalität blieben in der Stadt, die übrigen Ausländer hätten sich auf die fremden Schiffe nurn e, en. ie dem ‚W. T. B. zufolge in Washington verlautet, benachrichtigte der Admiral Bewey das Marine⸗Departement der Vereinigten Staaten davon, daß in der Provinz Cavite die Spanier wiederholt von den Ausständischen geschlagen worden seien. Fünfzig spanische Offiziere und 1850 Mann seien gefangen genommen worden. Das Arsenal von Cavite sei zur Aufnahme der amerikanischen Truppen bereit. Der Kapitän Gridley von dem Kriegsschiff der Ver— einigten Staaten „Olympia“, der in dem Kampf vor Manila verwundet worden war, ist in Kobe in Japan gestorben.

Afrika.

Aus Pretoria wird dem „W. T. B.“ mitgetheilt, daß der Staatsanwalt Vanleeuwen als vierter, Kock als fünfter Richter und Smuts, der früher der Advokatur im Kapland angehörte, als Staatsanwalt werde beeidigt werden.

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Statistik und Bolkswirthschaft.

Der deutsche Außenhandel im Jahre i897.

Im 2. „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“ sind jetzt auch die endgültigen Ergebnisse des deutschen Außen handels für das Jahr 1897 und eine Darstellung des Spezial⸗ bandels und Veredelungsverkehrs in der deutschen Handelestatistik für 1897 veröffentlicht. Darnach betrug die Gesammteinfuhr im Spezialhandel 401 623 169 dz im Werthe von 4 864 644 (i06 S6), die Gesammtausfuhr 280 199 486 4 im Werthe von 3786241 (1000 469, daher Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr (in 1000 S) 1078 403. Nach den im Dezemberhbeft 1897 veröffentlichten, nach den 1896 er Einheitswerthen berechneten vorläufigen Ergebnissen betrug der Gesammteinfuhrwerth in 1000 S 4832 891 gegen 4 557 951 im Jahre 1896 und 4246 111 in Jahr 1895, der Gesammtausfuhrwerth dagegen in 1000 M 3 808 131 gegen 3 7653 822 im Jahre 1896 und 3424076 im Jahre 1895. Die endgültigen Werthe ergeben daher gegenüber den vorläufigen für die Einfuhr ein Mehr von 31753 (1000 6), für die Ausfuhr dagegen ein Weniger von 21 896 (000 ).

Schon bei der damaligen Besprechung der vorläufigen Ergebnisse war auf die veränderte Darstellung des Spezialhandels hingewiesen worden, der seit 1837 den Veredelungsv erkehr für inländische Rech= nung vollständig entbält, während vorher von diesem Verkehr nur der Mühlen. und Mälzereilagerverkehr und der Verkehr mit Reis und,. Reisstärke in den Reisstärkefabriken mit berücksichtigt wurden. Weiter enthält der Spezialhandel jetzt auch Menge und Werth der ein; und ausgeführten Schiffe, die vor 1897 in der Handelsstatistik nicht dargestellt wurden. Will man daher die 1897er Ergebnisse mit denen der Vorjahre vergleichen, so sind für 1897 für den Veredelungs⸗ verkehr in der Einfuhr abzusetzen (in 1000 6)

89 659, in der Ausfuhr 106 330, für die Schiffe in der Einfuhr 1 8041, zusammen . Il G36, 114371.

Der mit den Vorjahren vergleichbare Einfuhrwerth im Spezial.

handel beträgt daher (in 10900 S6) 4773 014, der Augfuhrwerth 3671 870. Nach Abzug der Edelmetalle stellt sich das vergleichbare Ergebniß in der Einfuhr (in 1000 S4) auf 4 589 067, für die Ausfuhr auf 3 520 604. Daraus ergiebt sich für die Einfuhr ein Ueber schuß gegen 1896 (in 1060 M von 281 904, gegen 1895 von 468 398, jür die Ausfuhr gegen 1896 ein Weniger von 4526 und gegen 1895 ein Ueberschuß von 202704. Das 2. Heft der „Vierteljahrsbefte zur Satistik des Deutschen Reichs“ enthält u. 4. zum ersten Male eine übersichtliche Darstellung über die Zollfreiheit der Schiffs baum aterialien. Nach dem Zolltarifgesetz sollen Stoffe, welche zum Bau, zur Reparatur oder zur Augrästung von Seeschiffen verwendet werden, einschließlich der ge— wöhnlichen Schiffgutenstlien, nach näherer Bestimmung des Bundesraths vom Eingangszoll befreit sein. Unter den für das Rechnungsjahr 1897 (1. April 1897 bis 31. Mär; 1898) nach⸗ gewiesenen zollfreien Waaren ragen hauptsächlich hervor rohe Plarten und Bleche aus schmiedbarem Eisen, Eck. und Winkeleisen, Roheisen, Anker und Ketten, gesägtes Bau⸗ und Nutzholj, Kanthöljer ꝛc., be—⸗ schlagenes Bau und Nutzholj, Maschinen aus Guß. und schmiedbarem Eisen, Dampfkessel. Im letzten Jahre hat die zollfreie Einfuhr von rohen Platten und Blechen aus schmiedbarem Eisen ganz erheblich zugenommen; sie betrug 291 729 4z gegen 164 637 und 166 300 in den beiden Vorjahren.

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Die Branntwein⸗Brennerei und ⸗Besteuerung im Deutschen Reiche 1896,97.

Die im neuesten Heft der „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ veröffentlichte Statistik der Branntwein⸗Brennerei und ⸗Besteuerung ergiebt, daß während des Betriebsjahres 1. Oktober 1896/87 im deutschen Branntweinsteuergebiet (d. i., das Zollgebiet ohne Luxemburg) 3 100 505 hl reinen Alkohols (1895.96 3 355 648 hl) erzeugt worden sind, davon 2398 279 hl (1895/96 2 655 323 hh) in Kartoffelbrennereien, 54h 566 hl, (1895/96 529 583 hl) in Getreidebrennereien, 127794 hl (1895/96 122 285 hh) in. Melasse⸗ brenneresen und 28594 hl (1895/95 26 1033 hl) in Material- brennereien. Im Vergleich zu 1895/96 ist daher nur die Erzeugung der Kartoffel brennereien zurückgegangen. Während die Kartoffel⸗ ernte im Jahre 1895 sowohl nach der Menge, als auch nach der Be⸗ schaffenheit sehr gute Erträge geliefert hatte, war sie 1896 nicht nur der Menge nach etwas geringer ausgefallen als 1896, sondern es stand auch der Stärkemehlgebalt der geernteten Kartoffeln infolge des nassen Sommers erheblich gegen das Vorjahr zurück, und es mußten diese meist rasch verbraucht werden, da sich vielfach schon verhältnißmäßig früh Fäulniß einstellte. Zu Branntwein vergrbeitet wurden 2 116139 Kartoffeln gegen 2210 370 * 1895/96. Die Getreide brennereien haben etwas mehr Branntwein erzeugt als 1895/96, jedoch nur die landwirthschaftlichen (24 721 hl r. A, gegen 202 0 hi 1885,96), während die gewerblichen in ihrer Erzeugung ein wenig zurückgeblieben 66 was damit im Zusammenhange e daß in den . Hefen⸗

rennereien das Lüftunggzperfahren mehr und mehr Eingang findet, wobei mehr Hefe, aber weniger Branntwein gewonnen wird. Der Aufschwung der Mela se brennereien erklärt sich daraus, daß die Spiritus preise wesentlich in die Höhe fegen gen waren, während gleich zeitig die 2. verhältnißmäßig billig war; obne Zweifel wäre die Erzeugung dieser Brennereien noch weit stärker genen wenn nicht im Branntweinsteuergesetz von 1895 durch die erhöhte

Brennsteuer von 15 A6 für 1 hl r. A. eine Schranke festgesetzt wäre,

aestellte Schätzungsertrag auch heute noch aufrecht besteht.

die mit Aussicht auf Gewinn kaum zu überschreiten ist. Auch die Material brennereien haben im Ganzen mehr Branntwein erzeugt als 1895/96, weil infolge der guten Weinernte des Jahres 1895 er— heblich mehr Weintrehsr und Weinhefe zu Brannfwein verarbeitet worden sind als im Vorjahre, auch die Herstellung von deutschem Kognak aus Wein Fortschritte gemacht hat. Dagegen wurde wegen der geringen Obsternte des Jahres 1896 erheblich weniger an Stein. und Kernobst abgebrannt als in früheren Jahren.

Was den Branntwein Verbrauch betrifft, so sind gegen Ent— richtung der Verhrauchsabgahe und deg Eingangszolls in den freien Verkehr gesetzt worden 1896.97 2 286 7633hl r. A. und 1895/96 2286 459 hr. A, aus welchen Mengen sich der Trink verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung berechnet zu 4,3 1 r. A. gegen 44 1 r. A. im Vorjahre. Der kleine Rückgang dieses Verbrauchs wird den erhöhten Spiritusypreisen zugeschrieben, durch welche die Veranlassung gegeben worden ist, den gewöhnlichen Trinkbranntwein noch mehr, als bisher üblich, zu verdünnen. An steuerfreiem Brannt— wein wurden in den freien Verkehr gesetzt 867 4538 hl r. A. (1,61 auf den Kopf der Bevölkerung) gegen 808 279 hl (1.51 auf den Kopf) 1896/93. Namentlich hat die steuerfreie Verwendung von Spiritus zu Brennzwecken Fortschritte gemacht, da die Spiritus kocher im häuslichen Wirthschaftsbetrieb immer weitere Verbreitung finden, auch die Spiritusmotoren mehr und mehr in Aufnahme kommen. Einer wesentlichen Steigerung des Spiritusverbrauchg zu Beleuchtungszwecken stand jedoch, obgleich brauchbare Spirituslampen hergestellt worden sind und denaturierter Spiritus von mindestens S0 H Alkoholgehalt jetzt überall verkauft wird, der Umstand entgegen, daß dieser Spiritus im Kleinverkauf noch bedeutend theurer ist als Petroleum.

Zur Arbeiterbewegung.

In Münster sind, einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge, die Dachdecker in eine Lohnbewegung eingetreten und haben den Meistern ihre Forderungen überreicht. Da diese Forde rungen ab⸗ ge n . haben die Gehilfen am 2. Juni ihr Arbeitsverhältniß ekundigt. / ö Aus Hamburg wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet: Gegenüber dem von den Bäckergesellen beabsichtigten Ausstand zur Herbeiführung besserer Löhne und , 2c. beschlossen die bisher in freier Innung vereinigten Bäckermeister, be! der Behörde die Um— wandlung der freien Innung in eine Zwangsinnung zu beantragen. In München ist, nach dem „Vorwärts“, der Ausstand der Bildhauer als beendet zu betrachten, da die größeren Möbel⸗ fabriken den „Neunstundentag“ bewilligt haben. In einer Schuh⸗ fabrik Münchens ist ein Aus stand wegen Lohnstreits ausgebrochen, an dem 105 Arbeiter betheiligt sein sollen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach den beim Königlich ungarischen Ackerbau. Ministerium ein⸗ gelaufenen Berichten war der Saatenstand am 30. Mai folgender:

In dem letzten Drittel des Monats Mai war das Wetter über⸗ wiegend regnerisch, an vielen Orten stürmisch und sporadisch neblig. Gußregen und Hagel gehörten auch nicht zu den Seltenheiten, und obzwar sich die Saaten infolge der vielen Nieder⸗ schläge rapid entwickelten, ist doch im allgemeinen die Spur eines Rückgangs an mehreren Orten zu verzeichnen, indem sich das Getreide an vielen Orten zum großen Theil oder gan; legte und eine Verbreitung des in den letzten Wochen beobachteten Blattrostes zu konstatieren ist. Für Hackfrüchte war die Witterung im allgemeinen günstig, doch hat sich das Unkraut vermehrt. Die Ernte⸗Aussichten für das Getreide haben sich in den Gegenden, in denen es infolze des Windes und Regens auf größeren Flächen, namentlich in den oberen Gegenden infolge der zu reichlichen Niederschläge viel gelitten hat, verschlechtert, und jwar hauptsächlich die des Roggens. Im Alföld aber, wo der Monat Mat zum größten Theile trocken ablief und nur das in den letzten Tagen eingetretene Regenwetter die Entwickelung der Vegetation änderte, bat sich der Saatenstand im allgemeinen gebessert, aber bei weitem nicht in dem Maße, daß man ihn im Ganjen als gut bezeichnen könnte. In den westlichen und östlichen Komitaten haben sich die Saaten wenig geändert. Stellenweise haben sie sich gebessert, an anderen Punkten stehen sie unverändert oder haben sich infolge des reichlichen Regens und des Auftretens von Rost verschlechtert. Auch in Siebenbürgen ist der Stand der Saaten vorläufig ein unveränderter. Den allgemeinen Stand zusammenfassend, kann man zwar nicht behaupten, daß sich das Getreide im Lande durchschnittlich bedeutend verschlechtert bätte, da sich aber der Rost schon an vielen Orten zeigt, ist eine weitere Schä⸗ digung hauptsächlich in jenen Gegenden zu erwarten, in denen ein be deutenderer Theil der Saaten sich schon gelegt hat. Bei den Auf⸗— nahmen im Jahre 1895 wurde die Weijenfläche auf 1 842 000, die Gerste⸗ fläche auf 1788 009 und die Haferfläche auf 1 6385 000 Katastraljoch geschätzt. Da sich aber die bebaute Fläche von Jahr zu Jahr ändert, ist es wahrscheinlich, daß sich dieselbe auch in diesem Jahre, theils infolge des im Herbst bestandenen Mangels an Anbaukorn, theils infolge der Steigerung des Frühjahrsanbaues, bedeutend geändert hat. Wenn man für Elementarschäpen, ohne Berücksichtigung dessen, daß an vielen Orten Frübjahrsweizen gebaut wurde, bel Weizen 9 bis 10, bei Roggen 12 bis 150½ in Abzug bringt, beträgt die Weisen⸗ fläche eigentlich 5 Millionen Katastraljoch, d. i. um beiläufig 5I5 600 Katastraljoch weniger, als im Vorjahre bebaut wurde, während die mit Roggen bebaute Fläche auf 1 600 000 Katastraljoch geschätzt werden kann.

Die Anbaufläche der Sommergerste, des Hafers, des Na is und der übrigen Frühjahrssaaten hat sich bedeutend vergrößert.

Jenn nun angengmmen wird, daß die mit Herbst. und Frübjahrs.« deizen bebaute Fläche in der That 5. Millionen Katastraljoch beträgt, und man bedenkt, daß sich die Saaten im Landesdurchschnitt in der letzten Zeit nur wenig veränderten und der zu erboffende Ertrag auch heute eher zu 7 als zu 6 Meter⸗Zentnern zuneigt, kann man es für wahrscheislich halten, daß der in dem letzten , , , Wenn nunmehr der in einem großen Theil des Landes aufgetretene und soradisch sich auch schon verbreitende Rost in Betracht gezogen wird, ann der zu erhoffende Ertrag an Weizen derzeit auf 33 bis 34 Millionen Meter⸗Zentner geschätzt werden.

Der Weizen hat schon zum großen Theile Aehren angesetzt, das Wetter hat sich zum Trocknen gewendet, und es ist zu . daß der Blütheprojeß des Weijeng günstig verlaufen werde.

Ueber die Ausbreitung des Rostet wird am meisten in den Theilen dies- und jenseits der Donau und in der Theiß. Gegend geklagt. Es hängt vom Wetter ab, welche Ausbreitung der Rost noch weiter finden wird.

Die mit Roggen bebaute Fläche kann mit Berücksichtigung der Clementarschäden auf 1 600 009 Katastraljoch geschätzt werden. Da ch aber der Winterroggen nur äͤußerst selten tadellos entwickelte, indem er stark ausgfror und stellenweise start schütter wurde, konnten nur die bedeutende Stärke der Halme und ihre gute Entwicklung die Ertragsaussichten bessern; dag in den letzten Tagen herrschende stürmische und regnerische Wetter hat bedeutenden Schaden verursacht, weil sich die Saat an vielen Orten legte und der Blütheprozeß nicht gut von statten ging. Mit Berücksichtigung aller dieser Momente dürfte sich der wahrscheinliche Ertrag im Landesdurchschnitt annähernd um 6 Meter⸗ lentner per Katgstralioch bewegen, und es kann der gesammte Srtrag muf⸗ 9 bis 10 Millionen Meterzentner geschätzt werden. Dag Resultat dürfte daher gegenüber dem des Vorjahres doch ein etwas besseres . nur die Witterung diese Aussichten bis zur Ernte nicht

digt.

Wintergerste hat zum theil schon abgeblüht, Sommer— . setzt jetzt Aehren an. Zu viel Regen schadete auch hier, indem

den einzelnen Theilen Rost auftrat. Ha sich die Saaten auch bier theilweise legten, ist es wahrscheinlich, daß der Rost auch hier Schaden

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anrichten wird. Auch Unkraut verursacht vielen Schaden. Dies in

Betracht gezogen, kann die Gerste im Landesdurchschnist zum großen Theil als mittel und theilweise als gut mittel bereichnet werden. Die bebaute Fläche kann mindestens auf zwei Millionen Katastraljoch geschätzt werden. Im Landegdurch— schnitt dürfte der Ertrag per Katastraljoch auf wenigstens ? Meterzentner geschätzt werden, daher im Ganzen auf 14 Millionen Meterzentner.

Bie mit Hafer bebaute Fläche beträgt 1 850 096 Katastraljoch. Infolge des Regens besserten sich die zurückgebliebenen Saaten. Doch kann infolge reichlichen Regens in Ober-Ungarn und infolge verschiedener Schäden der Hafer im Landegdurchschnitt nur als miftel und nur zum theil als gut mittel bezeichnet werden. Der zu erhoffende Ertrag per Katastralioch beträgt 64 bis 7 Meterzentner und der gesammte vor— aussichtliche Ertrag beiläufig 12 Millionen Meterzentner. Der vor—˖ jahrige Ertrag belief sich auf. 87 Millionen.

Die Raps aussichten sind im allgemeinen mittel, der Mai stand im allgemeinen gut, der Stand der Hülsenfrüchte zufrieden. stellend Gartengewächse zeigen einen günstigen Stand, ebenso Hanf und Flachs. Zuckerrübe ist zufriedenstellend, Futterräbe fehr gut. Kartofftln werden voraussichtlich einen günstigen Ertrag Hefern. Ber Stand der Wiesen ist mittelgut; der Weinstock entwickelte sich im allgemeinen genügend gut.

Saatenstand in Trangkaukasien.

Aus Ti flis liegt folgende Nachricht vor:

Der im letzten Winter in großen Mengen gefallene Schnee und die reichlichen Regengüsse im Frübjahr haben den Saaten viel Nahrung zugeführt, sodaß sie sich derart gut entwickelt haben, daß ihr Stand zur Zeit im allgemeinen als „ziemlich befriedigend“ be— zeichnet werden kann.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Gestern begann eine Gesammtaufführung von Richard Wagner's Bühnen. Festspiel Der Ring des Nibelungen“ mit dem Vorabend; „Dag Rheingold‘. Nachdem in den letzten Jahren die Wiedergabe des großen Werks grundsätzlich unter Hinjujziehung auswärtiger, namentlich in Bayreuth er⸗ probter Kunstkräfte erfolgt war, soll die diesjährige Auffübrung lediglich mit den dem Verbande der Königlichen Oper angehörenden Künstlern bewerkstelligt werden. Schen der erste Abend hatte mehrfach Neubesetzungen der Hauptpartien aufzu⸗ weisen. In das Rheintöchter⸗Terzett ist Fräulein Krainz mit bestem Gelingen eingetreten; ihre ausgiebige Mezzosopranstimme behauptete sich neben der strahlenden Höhe der Frau Herzog und dem dunkel gefärbten Organ des Fräuleins Rothauser gut. In der Erklä— rung der Macht des Goldes für den, „der der Minne Macht entsagt“, legte Frau Herzog aufs neue für die Meisterschaft, mit welcher sie ihre musikalischen und dekla⸗ matorischen Ausdrucksmittel zu verwenden versteht, den Beweis ab. Die Götter der Oberwelt wurden von Herrn Bachmann (Wotan), Frau Sucher (Fricka), Herrn Mödlinger (Donner), Herrn Philipp (Froh), Fräulein Egli (Freia) und Herrn Sommer (Loge) verkörpert. Die stattliche Gestalt des Erstgenannten ist hervorragend dafür geeignet, die machtvolle Persönlichkeit Wotan's glaubhaft in die Erscheinung treten za lassen. Seine zwar klang— volle, aber etwas weiche, mehr dem Lyrischen zuneigenbe Stimme verlieh indessen dem Wesen des Gottes auch da etwas Schwermüthiges, wo der Ausdruck markigere Töne erfordert hätte; im Ganzen jedoch war namentlich die musikalische Lösung der umfangreichen Aufgabe sehr anerkennenswerth. Frau Sucher verlieh der Gestalt der Fricka, welche sie ebenfalls zum ersten Mal verkörperte, ein charakteristisches Gepräge. Fräu⸗ lein Egli fand sich mit der kleinen Partie der Freia gut ab. Herr Mödlinger, der sonst den Fafner gegeben hatte, war als Donner weit besser am Platz, während der Riese in der Darstellung es Herrn Stammer glaubhaftere Gestalt gewonnen hatte. Als Fasolt bewährte sich wiederum Herr Krasa. Die Leistungen der Herren Schmidt (Alberich) und Lieban (Mime) sind be⸗ reits als vortrefflich bekannt, auch die gesangliche Wiedergabe der Erda durch Frau Goetze ist lobend hervorzuheben. Verfehlt erschien dagegen die Gestaltung des Loge durch Herrn Sommer, der nicht als der überlegene, listige Schalk, sondern wie ein närrischer, tänzelnder Spaßmacher erschien. Das Orchester löste unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung seine schwierige Aufgabe, von einigen Fehltönen bei den Blechbläsern abgesehen, zur Zu friedenheit. Minder gut funktionierte dieses Mal der mit kom⸗ plizierten, mittlerweile aber veralteten technischen Mitteln arbeitende scenische Apparat; namentlich gingen die Verwandlungen auf der Bühne nicht geraͤuschlos genug vor sich. Auch sollte die Regie mit einzelnen, freilich traditionell überkommenen Stilwidrigkeiten endlich aufräumen.

Im Königlichen Opernbaufe geht morgen der zweite Abend von Richard Wagner's Bühnen⸗Festspiel „Der Ring des Nibelungen“, „Siegfried“ in Seene. Die Besetzung lautet: Siegfried: Herr Ernst Kraus; Mime: Herr Lieban; Wanderer (Wotan): Herr Bachmann; Brünnhilde: Frau Sucher; Erda: Frau Goetze; Alberich: Herr Schmidt; Fafner: Herr Stanmer; Wald⸗ vogel: Fräulein Dietrich. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen der dritte Theil von Franz Grillparzer's dramatischem Gedicht „Das goldene Vließ', „Medea“ zur Aufführung. Die Mesea spielt Fräulein Poppe, den Jason Herr Matkowsky, den Kreon Herr Kahle,

die Kreusa Fräulein Lindner. .

Morgen gehen im Theater des Westens (Direktion Morwitz) zum eisten Male „Die lustigen Weiber in Scene. Die Damen Clara Stolzenberg, Ida von Igo sowie Herr Adolf Carlhof treten darin zum ersten Male auf. Am Donnergtag singt Signora Franceschina Prevosti die Titelpartie in Donizetti's Oper Lucia von Lammermoor“, und Herr Kammersänger Alfred Oberländer tritt zum eisten Male als Edgardo auf. Am Freitag wird „Die schwarze Kaschka“' von Jarno wiederholt. Neu einstudiert wird Verdi's Maskenball“.

Morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, wird Herr Otto Dienel in der Marienkirche das dritte Orgel-⸗Konzert von Händel vor. tragen. Fräulein Marie Lindow, Herr Karl Rachs, Herr Karl Wendt, Herr Ad. Bolte und der Cellist Herr Franz Borisch werden bei dem Orgelvortrage mitwirken. Der Esntritt ist frei.

Der Studentenchor der schwedischen Universität Upsalng unternimmt eine größere Konzertreise und wird im Laufe dieses Monats auch in Berlin auftreten. Der in seiner Heimath berühmte Chor steht unter Leitung des Universitäts⸗Musikdirektors Ivar Hedenblad.

Frau Margarete Pix, Mitglied des Deutschen Theaters, wird morgen, Abends 8 Uhr, im „Königshof“ (Berlin W., Bülowstr. 37) eine neue epische Vichtung König Ring“, von Vietor Laver⸗ renz, zum Vortrag bringen. Kunst⸗ und Literaturfreunden steht der Eintritt unentgeltlich .

Mannigfaltiges.

Der Deutsche Flotten Verein“ zählte laut Mittheilung des Sekretariats am 3. d. M. bereits über 4000 angemeldete einzelne Mitglieder; außerdem haben sich ihm eine Relhe von Korpo— rationen, wie der Berliner Krieger Verein ehemaliger

Matrosen der Kasserlichen Marine“ der Münchener (Über seeische Verein“, der Königlich Sächsische Militär- Verein Leipzig und Umgegend? und andere patriotische Vereine angeschlossen. Ferner find wegen des Anschlufseß mit dem „Deutschen Flotten Verein“ in Verbindung getreten die Kriegervereine in Thüringen, der Marine⸗Verein in led Akademische Segler⸗Vereine 1c. Auch die deutschen studentischen Korps haben gelegentlich ihres am 28. Mai in Kösen abge haltenen Kongresses ihren Beitritt erklärt Dem Prästdenten des Vereins, Seiner Durchlaucht dem Für sten zu Wied, sst in einem Schreiben des Geheimen Zivilkabinets, datiert aus Urville vom 14. Mai, mitgetheilt worden: Seine Majestät der Kaiser habe mit be⸗ sonderem Interesse von den Satzungen des Deutschen Flotten Vereins Kenntniß genommen und sel gern damit einverstanden, daß das Protel⸗ torat über diesen Verein Selner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen angetragen werde. Sat Abzeichen, welches der Verein seinen Mitgliedern zur Verfügung stellen will, hat Seiner Majestät vorgelegen und die lle n r f Billigung gefunden. Wie bereits bekannt, hat die Generalversammlung des Vereins Seine Königliche Hoheit den Großberzog von Baden zum ersten Chrenmitgliede des Vereing ernannt. Der Großherzog hat auf die Höchstihm durch den Präsidenten des Vereins gewordene Mitt beilung hiervon ein Schreiben an den Fürsten zu Wied gerichtet, in welchem Seine Königliche Hoheit Seine befondere Freude darüber autspricht, daß Seine Majestät der Kalser die Ueber⸗ nahme des Protektorats des Prinzen Heinrich, genehmigt habe, und des weiteren sagt:

Ich betrachte diesen Beschluß (die Ernennung zum Ehrenmit⸗ glied) als eine ehrende Auszeichnung, für die ich den Vertraueng— männern und. Begründern dleses so nützlichen patriotischen Vereins herzlich dankbar bin und Eure Durchlaucht bitte, der Vermittler meiner Dankbarkeit sein zu wollen.

Ich spreche es gerne aus, daß ich die Gründung des Vereins freudig begrüßt habe als eine dauernde Belebung der großen Aufgabe, welche das Deutsche Reich zu vollsieben hat, um seine Machtstellung in der Welt fester zu begründen.

Ich schließe mich freudig dem Verein an und werde ihm Freunde suchen, damit seine Verbreitung fortschreite und seine Wirkung immer fühlbarer werde. Ich habe Auftrag gegeben, daß ein erster Beitrag Eurer Durchlaucht jugestellt werde, den ich bitte, dem Verein zu übermitteln. Mit dem nochmaligen Ausdruck meines Dankes ver⸗

bleibe ich Eurer Durchlaucht freundwilliger Vetter Karlsruhe, den 20. Mai 1898. Friedrich.“

Alsbald nach Begründung des Deutschen Flotten⸗Vereins traten der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ⸗Schillingsfürst, der Vize ⸗Präsident des preußischen Staats Ministeriums, Finanz Minister Dr. von Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister des Innern Freiherr von der Recke, der Staatsfekretär des Reichs⸗ Marineamts, Staats, Minister Tirpitz, der Chef des Zivilkabinets, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Lucanus, die Mitglieder des badischen Staats⸗Minlsteriums, zahlreiche andere hohe Reichs- und Staats beamte, sowie viele Offiniere der Armee und Marine dem Verein bei.

Die Mitglieder des Vereins vertheilen sich über das ganze Reich und zum theil auch auf das Ausland. Es sind Anmeldungen aus London. Antwerpen, New York, Alexandrien und auch aus Oesterreich von deutschen Reichsangebörigen zugegangen. Unter den Mitgliedern des Vereins sind alle Schichten der Bevölkerung vertreten: Handel, Industrie und Landwirthschaft, Handwerk, Groß. und Klein⸗ gewerbe, Arbeiter und Bauern, und dementsprechend stufen sich auch die Jahresbeiträge von 1000 M bis zu 50 8 ab.

‚Neber Ruanda und den Rikwa⸗See“ berichtete am letzten Sonn⸗ abend Herr Hauptmann Ram say von der ostafrikanischen Schutz. truppe in der Berliner Gesellschaft für Erdkunde. Ruanda ist das mächtige Negerreich südwestlich vom Victoria Nyanza, über das zuerst Graf Götzen bei Gelegenheit seiner ostwestlichen Durchquerung Afrikas genaueren Bericht erstattet hat, während der Rikwa⸗See als ein großer, von Dr. Kaiser beschriebener und vermessener See östlich vom Süd⸗-Ostende des Tanganyika in unsern Karten verzeichnet ist. Beide Expeditionen gingen von der Station Udjidiji am Nordufer des Tanganyika aus, mithin nach entgegengesetzten Richtungen: die erste wurde zwischen dem 29. Januar und Ende April vorigen Jahres, die zweite auf dem Rückmarsch zur Küste zwischen dem 21. August und Ende September ausgeführt. Der Auftrag des Vortragenden ging bezüglich Ruandas dahin, das Land zwischen Tanganyika und Victoria See zu erforschen, womöglich genaue Auskunft über die dem letzteren See zuströmenden Gewässer zu verschaffen und in Ruanda Freundschafts, und Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Die erste dieser Aufgaben hat dem Hauptmann Ramsay die Ueberzeugung verschafft, daß das besuchte Gebiet der schönste Theil unserer deutschen Kolonie, wasserreich und fruchtbar ist und wegen seiner dichten Bevölkerung ein großes Absatz gebiet zu werden verspricht, sobald erst Verkehrsmittel geschaffen sein werden. Stellenweise, so namentlich an den Südabhängen der Gebirge zwischen den beiden großen Seen, ist das Land Ruvanga und Urundi von paradiesischem Charakter, und bei der dichten Bevölkerung einem Garten vergleichbar. Die Dörfer liegen zumeist in Bananen⸗ Hainen. Vie Menschen sind von verhältnißmäßiger Harmlosig⸗ keit, mit den Feuerwaffen kaum bekannt, fröhlich und sorg⸗ los. Hauptmann Ramfay's Zug glich zuweilen einem Triumphzug, da ihm die Bevölkerung von einer Dorfschaft zur anderen unter Singen und Tanzen das Geleit gab. Nur in einem Punkt fand man sich ethnologisch enttäuscht. Bei dem hohen Kulturzustand der Be⸗ völkerung glaubte man verschiedene Gewerbthätigkeiten vorzufinden, begegnete davon aber kaum einer Spur, während am Tanganvika. See selbstgebaute Baumwolle von den Eingeborenen gesponnen und gewebt wird. Selbst der Ackerbau zeigte sich unentwickelt, dagegen war Viehjucht reichlich vertreten. Von Flüssen, „gie theils dem Tanganyika, theils dem Victoria⸗See zuströ⸗ nen, wurde eine beträchtliche Anzahl überschritten und theilweise aur wärts verfolgt, um die Frage nach den eigentlichen Quellen des Nin z jhrer endlichen Lösung entgegenzuführen. Doch nur die Quelle des in großem östlichen Bogen sich dem Tanganyika zuwendenden NTlagaraffi wurde erreicht, dagegen bewiesen die nach Norden jum Y sctorla. See strömenden Gewässer durch ihren großen Wasserreichthum daß sie von weitber kamen. Festgestellt konnte werden, daß AkanjarHu, und Nfawgrange zusammenfließen, aber die Nilqueller plieben auch bei dieser Expedition unentdeckt, Bei Uebenschee' tung der Grenze von Ruanda, das etwa zur Hälfte der deutscken Machtsphäre, zur anderen Hälfte dem Congostaat zugehört, änder sich die Landschaft. Ruanda ist ein baum, und strauchloses, aber te efffich angebautez und reich bevölkertes Hochland von 1800-200) m! Meereghöhe. Ent- sprechend seinem Hochlandsklima, dag zumeis en empfindlich rauh war (bis 4 120 0), treten die tropischen Preda te hinter Ackerbau, Vieh⸗ zucht und einem lebhaften Zwischenhan da] zurück. Die Männer find mitt Stoffen die Frauen meist mit Fellen bekleidet. König Kigeri, deffen Helanntschaft s. 3. Graf C „ztzen gemacht, war in zwischen gestorben. Mit seinem Nachfolger Kön g Hut, der nach langem JZaudern Hauptmann Ramsay empfing und ibe min einem mst kostbaren Perlen⸗ schnüren geschmückten Leopardensell e ugegentrat, schloß letzterer Butz. reunzschaft. Ahweichend von der gewöhnlichen Form der Blutg= bermischung erfolgte die Zeremonie in der Art, daß um beide eine Seiden⸗ schnur gelegt warde, während „ie fich kräftig die Hände schättelten. Gleich den Grafen, Götzen war d r Vortragende erflaunt über die enorme Größe dieseg Polksstammes. Seine europässchen Begleiter nahmen einigz 20 Messungen vor, die Körpermaße bon 2— 30 mm ergaben. Merkwürdig, war, daß bei der weiteren Fortsetzung des Marsches, welcher durch den Argwohn der Uruanda, namentlich der vom König mütgegebenen Führer sehr er schwert wurde, man auch auf Zwerge traf: bei kurzem Körper darch o Köpfe ausgezeichnet und von der

anderen Bevölkerung als schllmme Zauberer sehr gefürchtet. Ganz ahweichende Bilder entrollte die . det