1898 / 152 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Reglerungs-Affessor Grashoff in Posen ist die ö e fn i Tres, e n, im 36 .

Regierungsbezirk Marienwerder, übertragen worden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Jacobsen, am 29. Juni von Havanna, unter An⸗ laufen von Jamaica behufs Kohlenergänzung, nach Santiago de Cuba in See gegangen.

Sachsen.

Seine Majestät der König ist vorgestern von Franzensbad wieder in Dresden⸗Strehlen eingetroffen.

Heute Vormittag nahm der König, wie „W. T. B.“ aus Dresden meldet, auf dem Algunplatz daselbst die Parade über das Pionier⸗Batgillon Nr. 12 ab, welches heute das Fest seines 200jährigen Bestehens feiert.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser besuchte gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, die Festschießstätte der ͤsterreichischen Schützenvereine im Wiener Prater, wo Allerhöchstderselbe von dem Erzherzog Franz Ferdinand, dem Minister⸗Präsidenten Grafen Thun, dem Kriegs⸗Minister von Krieghammer, dem Statthalter Grafen Kielmannsegg, dem Bürgermeister Dr. Lueger und dem Zentral— comits empfangen und vom Publikum jubelnd begrüßt wurde. Der Kaiser beehrte die Mitglieder des Präsidiums mit An— sprachen und drückte dem Fürsten Trauttmansdorff gegenüber seine hohe Befriedigung über den Verlauf der Huldigung der österreichischen Waidmänner und Schützen aus, nahm einen ihm kredenzten Trunk entgegen und trank unter den begeisterten Hoch⸗ rufen der Versammelten auf das Wohl der Schützen. Beim Betreten der inneren Fesihalle begrüßten den Kaiser stürmische Hochrufe des Publikums, worauf die Volkshymne gespielt wurde. Nach anderthalbstündigem Verweilen verließ der Kaiser den Festplatz unter kane gn Ovationen der Schützen.

In Galizien sind vorgestern und gestern keine Ruͤhe— störungen vorgekommen.

Großbritannien und Irland.

Der Premier⸗Minister Lord Salisbury hielt gestern im United⸗Klub in der St. James⸗Hall eine Rede, in der er mit Bezug auf den spanisch⸗amerikanischen Krieg u. a. ausführte: Großbritannien sei verpflichtet, sich jeglicher Bevorzugung einer der beiden Mächte zu enthalten. Man könne nur wünschen, daß das Blutvergießen bald aufhöre und der Friede wiederhergestellt werde. Abgesehen von diesem Kriege, sei der politische Horizont der Welt ziemlich heiter. Groß⸗ britannien habe eben mit seinem größten Nachbar, mit dem in Frieden zu leben Englands ständiger Wunsch sei, einen Vertra abgeschlossen, welcher die Ursachen des Konflikts mit Drsn r s beseitige. Wäre es nicht gelungen, zu diesem Abkommen zu ge— langen, so wäre dies für Englands Kulturaufgaben bedauerlich gewesen. In Bezug auf China sagte Lord Salisbury: Er glaube nicht, daß auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit einer kriegerischen Aktion zwischen Großbritannien und dem Kaiser von China vorhanden sei. Großbritannien könne auf die innere Regierung und die Militärverwaltung Chinas unmöglich denselben Einfluß haben, den dasselbe in Indien und Egypten besitze. Bezüglich des Eisenbahnbaues in China sprach Lord Salisbury die Ansicht aus, daß Groß— britannien ebenso große Vortheile wie jedes andere Land erhalten habe. Seine Politik gehe dahin, das chinesische Reich zu erhalten und seinem Untergang vorzubeugen, dasselbe auf die Bahnen der Reformen zu leiten und ihm jede Hilfe zu gewähren, die in Englands Kräften stehe, um Chinas Wehrhaftigkeit zu ver— vollkommnen und die Wohlfahrt seines Handels zu fördern.

Frankreich.

In einem gestern Nachmittag abgehaltenen Minister— rath wurde, wie „W. T. B.“ aus Paris erfährt, über die heute im Parlament zu verlesende Erklärung Beschluß gefaßt und sodann die Dreyfus⸗Angelegenheit eingehend besprochen.

Der Gesandte der Südafrikanischen ö Dr. Leyds ist mit dem Legationg⸗Sekretär Jonkheer van der Hoeven gestern aus Pretoria über Egypten in Marseille eingetroffen und am Abend nach Paris weiter gereist.

Nu ßland.

Der Kaiser und die Kaiserin sind, dem „W. T. B.“ zufolge, mit den Kaiserlichen Kindern vorgestern zum Sommer⸗ aufenthalt von Zarskoje⸗Sselo nach Peterhof übergesiedelt.

Im „Ruffischen Invaliden“ veröffentlicht der Kom⸗ mandeur des 15. Russischen Dragoner Regiments in Kalisch einen ausführlichen Bericht über den Besuch des Offi ierkorps des Regiments bei dem Offizierkorps des preußischen 2. Leib⸗Husaren⸗Regiments in Posen. Der Bericht schildert den den russischen Offizieren gewardenen freundschaft⸗ lichen und liebenswürdigen Empfang, welchen sie niemals . würden.

as Kriegsgericht zu Andischan verurtheilte nach einer amtlichen Depesche am 23. d. M. Muhamed Ali Khan und fünf andere Häupter der Bande von Eingeborenen, welche den Angriff auf das russische Militärlager unternahm, zum Tode durch den Strang. Das Urtheil wurde von Eingeborenen . die einge⸗ borene Bevölkerung mußte der Urtheilsvollstreckung beiwohnen. Darauf wurden vor Aller Augen die grünen und rothen Fahnen, welche bei dem Angriff Mohamed Ali Khan's im uge getragen wurden, verbrannt. Das Telegramm fügt hinzu, in Fergana herrsche völlige Ruhe.

Italien.

Die „Agenzia . meldet, daß das neue Kabinet,

welches sich gestern konstituiert hat, aus folgenden Mitgliedern

besteht: General Pelloux, Präsidium und Inneres; Admiral Canevaro, Auswärtiges; Deputirter Finocchiaro⸗Aprile, Justiz;

Hilfskreüzer⸗Division zu formieren. vier für den Krieg ausgerüsteten Dampfschiffen bestehen.

Schweiz.

Mailand zu betheiligen, den italienischen Behörden hatte überliesern lassen. Der Nationalrath nahm, dem „W. T. B.“ uf olg; mit 106 gegen 11 Stimmen nachstehende Resolution an: „Nach Einsichmahme in den Bericht des Bundesraths vom 13. Juni und in der Erwägung, daß der Nationalrath zwar ein früheres Ein— schreiten gewuͤnscht hätte und mit der Art und Weise der er⸗ folgten Abschiebung der Italiener nicht einverstanden ist, daß aber andererseits in dieser Angelegenheit keine Veranlassung zu einer besonderen Stellungnahme vorliegt, geht der National⸗ rath zur Tagesordnung über.“ Die von der Minderheit beantragte Resolution. welche den Bundesrath scharf tadelte und verlangte, daß sich der Bundesrath bei der inalie⸗ nischen Regierung zu Gunsten der ausgelieferten Italiener verwenden solle, war mit großer Majorität abgelehnt worden. In der Debatte hatten fast alle Redner die gute Absicht des Bundesraths anerkannt, aber sein Vorgehen für unzulässig erklärt. Es stellte sich im Laufe der Verhandlung heraus, daß die Auslieferung der Italiener infolge eines Mißverständnisses in strengerer Form vollzogen worden, als es von der schweize— rischen Regierung beabsichtigt war. Der gan de s ien r f tadelte das Benehmen jener Italiener, welche die schweizerische Gastfreundschaft mißbraucht hätten, und erklärte, die inter— nationalen Verpflichtungen hätten ein energisches Einschreiten nothwendig gemacht.

Türkei.

Ein Kaiserliches Irade ordnet an, daß von dem Be⸗ trage der griechischen Kriegsenischädigung 10 600 Pfund zur Unterstützung kretischer Mohamedaner verwendet werden sollen.

Die Botschafter Rußlands, Italiens, Frankreichs und Englands hatten gestern eine Zusammenkunft, um über die kretische Frage zu berathen.

Wie das Wiener „K. K. Telegr⸗Korresp-Bureau“ aus Konstantinopel meldet, richtete die französische Regierung an die Pforte eine Note des Inhalts, daß sie auf die letzte Rate der an die Türkei zu zahlenden griechischen Kriegsentschädigung Beschlag legen werde, wenn die Erledigung der Reklamationen in Betreff der Schadloshaltung der französischen Staatsangehöri⸗ gen für ihre Verluste während der armenischen Verfolgungen in Konstantinopel und in Kleinasien nicht in zum 10. Juli, dem Tage der Bezahlung der letzten Kriegsentschädigungsrate, erfolgt sein werde. Die italienische Botschaft überreichte der Pforte ebenfalls eine Verbalnote, in welcher sie die Regelung ihrer Reklamationen verlangt. Frankreich erhebt Ansprüche im Betrage von 1500 000 Fr., Italien solche in Höhe von 400 000 Fr.

Amerika.

Vom Kriegsschauplatz auf Cuba meldet ein im Lager der Amerikaner am Rio Gua mo befindlicher Berichterstatter vom gestrigen Tage: Die Vorbereitungen zum allgemeinen Vorrücken werden lebhaft betrieben. Truppen aller Waffen⸗ gattungen marschieren eilig nach der Frontlinie. Der eigentliche Vormarsch wird aber nicht eher angeordnet werden, als bis jeder Soldat drei Tagesrationen in seinem Tornister hat, letzteres kann nicht vor 2 oder 3 Tagen der Fall sein; denn erst dann werden die Wege für Wagen passierbar sein. Die Vor⸗ posten sind noch nicht auf die Spanier gestoßen; diese scheinen sich hinter die Verschanzungen zurückgezogen zu haben. Der General Shafter hat sein Hauptquartier immer noch an Bord der „Seguranca“, um in steter Verbindung mit dem Admiral Sampson zu bleiben. In der ersten Gefechtslinie befinden stch etwa 13000 Mann. Die Haltung der Mannschaften ist vorzüglich trotz der erdrückenden Hitze. Lebensmittel sind knapp und schlecht. Die letzten Abtheilungen Artillerie sind ausgeschifft. General Shafter klagt über Mangel an Pferden. Eine Depesche des Generals Shafter an den General Miles in Washington vom 28. d. M. besagt, er könnte Santiago de Cuba innerhalb 48 Stunden nehmen; es würden aber beträchtliche Verluste damit verbunden sein. Er hoffe, sich Santiagos zu bemächtigen, sobald alle Vorberei⸗ tungen zum Vorrücken beendet sein würden. Der Gesundheits⸗ zustand seiner Truppen sei vortrefflich; außer den Verwundeten seien nur 150 Mann krank. Er werde nicht die Ankunft der Verstär⸗ kung abwarten; 8000 Mann rückten zur Verstärkung der Spanier mit vielem Train und Schlachtvieh von Manzanillo her an und seien jetzt noch 54 Meilen von Santiago entfernt. In Washington wird als sicher angenommen, daß der General Shafter einen entscheidenden Schlag ausführen werde, ehe diese spanischen Hilfstruppen herangekommen seien. Nach einem Telegramm des „New York Herald“ aus Juragua vom 2. d. M. hätte der General Pando überhaupt auf den Versuch verzichtet, 10000 Mann Truppenverstärknngen nach Santiago zu führen, und wäre nach Manzanillo zurückgekehrt.

Der Admiral Sam pson zollt in einer Depesche an die Regierung in Washington dem Führer der Aufständischen Garcia und dem Verhalten der Cubaner im allgemeinen lebhafte Anerkennung. Der Präsident der cubanischen Junta Palma in New York erhielt ein Telegramm von Maximo Gomez, in welchem es heißt, derselbe habe am Freitag die elagerung von Guantanamo begonnen; es sei unmöglich, daß die Spanier entkämen. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ suchen die Cubaner in Key West Geld zu beschaffen, um den cubanischen Streit⸗ kräften unter Gomez Vorräthe senden zu können. Letztere litten an allem Mangel; wenn nicht bald Hilfe eintreffe, müßten die Cubaner sich zerstreuen.

Der transatlantische Dampfer „Antonio Lopez“, welcher von Spanien mit einer Ladung Waffen und Munition ankam, war gestern bis an den Eingang des Hafens von San Juan keln gt, als zwei amerikanische Kreuzer huf ihn Jagd zu machen

egannen. Der Kapitän des Dampfers wollte, um den Amerikanern zu entkommen, selbst den Antonio Lopez“ zum Scheitern bringen.

Deputirter Carcano, k Senator Vacchelli, Schatz; General di San arzano, Krieg; Deputirter Admiral alumbo, Marine; Baccelli, Unterricht; Deputirter Lacava, öffentliche Arbeiten; Deputirter Fortis, Ackerbau, und Depu⸗ tirter Nunzio Nasi, Post und Telegraphen. Die Minister

Dies gelang auch, dabei platzte aber der Dampfkessel. Es ist noch nicht bekannt, ob Menschen umgekommen sind. Als ein spanisches ech, aus dem Hafen herankam, zogen sich die amerikanischen Kreuzer zurück. Die Ladung des „Antonio

werden heute dem König den Eid leisten.

Epanien. Die Königin⸗Regentin hat, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, gestern ein Dekret unterzeichnet, in welchem

9 wurde geborgen.

us San Francigco berichtet „Reuter 's Bureau“, daß der General Merrit gestern Vormittag, ohne die Abfahrt der Transportdampfer abgewartet zu haben, an Bord des

die Ermächtigung ertheilt wird, une glich ö. eine ieselbe so aus

Der Nationalraih beschäftigte sich gestern mit der An⸗ gelegenheit der 249 Italiener, welche, als sie aus der Schweiz nach Italien ziehen wollten, um sich an dem Aufruhr in der Bundesrath an der Grenze

wo Kohlen, eingenommen würden, und von dort m größter Beschleunigung nach Manila zu begeben, ö er eine Woche früher als die dritte Expedition einzutreffen gedenke. Der General Merrit werde unmittelbar nach seiner Ankunft vor Manila eine Prokla— mation erlassen, in welcher den Bewohnern mitgetheilt werde daß Merrit der Vertreter der Vereinigten Staaten fei, daß er eine provisorische Regierung einrichten werde und daß die Autorität derselben respektiert werden musse. In der Proklamation werde er ferner versichern, baß er nicht komme, um die Bewohner zu unterdrücken, sondern um sie zu befreien und ihnen die volle Unabhängigkeit zu ge— währen, welche mit der Wahrung der gesetzlichen Ordnung vereinbar sei, und hinzufügen, die persönlichen und die Eigen⸗ thumsrechte würden respektiert werden.

Asien.

Wie die „Times“ aus Shanghai vom gestrigen Tage meldet, soll der revidierte Kontrakt des belgischen Lund th mit der chinesischen Regierung über den Bau der Luhan— Eisenbahn unterzeichnet worden sein.

Afrika.

Eine Depesche der New YJorker „Tribune“ aus Kairo meldet: die egyptische Regierung habe die Mittheilung erhalten, daß die spanischen Kohlenschiffe 9000 t Kohlen an Bord führten. Sie habe daher den Gouverneur von Port Said angewiesen, den Admiral Camara davon in Kennkniß zu setzen, daß er unter keinerlei Vorwand die Erlaubniß er— halten könne, Kohlen einzunehmen.

Parlamentarische Nachrichten.

Ergebnisse der Stichwahlen zum Reichstage. Gewählt sind:

Königreich Preußen.

Regierungsbezirk Marienwerder. Wahlkreis

4. Thorn: Graßmann, Landgerichts⸗-Direktor zu Thorn (N..)

mit 13941 Stimmen gegen von Czarlinski (Pole) mit 13 286 Stimmen. Regierungsbezirk Frankfurt.

. 1. Arnswalde: Ablwardt, Rektor a. D. zu Groß Lichterfelde (Antis.)

mit 8319 Stimmen gegen Ring (Kons.) mit 5305 Stimmen. . Regierungsbezirk Köslin.

2. Bütow: Steinbauer, Hofbesitzer zu Obermühle bei Köslin (Fr. Vg.) mit 10 891 Stimmen gegen Kutscher (Kons.) mit 10510 Stimmen. r

Regierungsbezirk Posen.

6. Fraustadt: Tasch, Propst, in Lissa i. P. (Zentr.) mit 5986 Stimmen gegen Freiherr von Seherr-⸗Thoß (D. Neichsp.) mit 567 Stimmen.

Regierungsbejirk Bromberg.

1. Czarnikau: Ernst, Schuldirektor zu Schneidemühl (Fr. Vgg.) mit 11674 Stimmen gegen von Colmar (Kons.) mit 9688 Stimmen. Regierungsbezirk Breslau.

8. Breslau ⸗Neumarkt: Graf zu Limburg Stirum, Wirklicher Geheimer Rath zu Groß ⸗Peterwitz (Kons.) mit 14 321 Stimmen gegen Schütz (Soz.) mit 7918 Stimmen.

. 10. Waldenburg Sachse, früherer Bergmann in Nieder ⸗Planitz (Soz] mit 13 043 Stimmen gegen Krause (D. Reichsp.) mit 13 007 Stimmen.

Regierungsbezirk Oppeln.

1 Oppeln: Szmula, Major 4. D. zu Friedewalde (Poln. Zentr.) mit 8696 Stimmen gegen Wolny (Deutsch. Zentr.) mit 7668 Stimmen. Regierungsbezirk Liegnitz.

3. Glogau: Hoffmeister, Fabrlkbesitzer ju Glogau (Fr. Vgg.), mit 7075 Stimmen gegen Krause (Kons.) mit 4854 Stimmen.

8. Schönau: Blell, Kaufmann zu Brandenburg a. H. (Fr. Vp.) mit 19169 Stimmen gegen Baensch⸗Schmidtlein (D. Reichsp) mit 4740 Stimmen.

. Regierungsbezirk Magdeburg.

8. Oschersleben: Rimpau, Rittergutsbesitzer zu Emersleben (N. X.)

mit 17 050 Stimmen gegen Paul (Soz.) mit 13 434 Stimmen. Regierungsbezirk Merseburg.

53. Bitterfeld: Bauermeister, Grubenbesitzer, Deutsche Grube bei Bitterfeld (D. Reichsp.) mit 12 266 Stimmen gegen Weißmann (Soz.) mit 9999 Stimmen.

4. Saalkreis, Stadt Halle: Kunert, Redakteur zu Südende bei Berlin (Soz.) mit 198511 Stimmen gegen Dugend (N. *) mit 15 908 Stimmen.

6. Sangerhausen: Scherre, Landwirth zu Leubingen (D. Reichsp.) mit 10419 Stimmen gegen Simon (Soz.) mit 6709 Stimmen.

8. Naumburg: Thiele, Redakteur zu Halle a S (Soz) mit 15 794 Stimmen gegen Dippe (D. Reichsp.) mit 15 483 Stimmen.

Regierungsbezirk Erfurt.

1. Nordhausen: Dr. jur. Wiemer zu Berlin (Fr. Vp) mit 5789 Stimmen gegen Aschendorff (ohne Parteibejeichnung) mit 4224 Stimmen.

Regierungsbezirk Hannover.

5. . Melle; von Arnswaldt, Landschafts⸗Rath und Rittergutsbesitzer auf Böhne (Welfe) mit 6723 Stimmen gegen Unbefunde (N. L.) mit 65683 Stimmen.

6. Verden: von Arnswaldt, Rittergutsbesitzer zu Hardenbostel (Welfe) mit 16115 Stimmen gegen Meyer⸗Mahlen (N. L.) mit 7229 Stimmen.

. J. Nienburg; Graf von der Decken, Rittergutsbesitzer zu Ringel⸗ heim (Welse) mit 10 643 Stimmen gegen Brandt Reichstreuer Kompromißkandidat ohne bestimmte Parteistellung) mit 8179 Stimmen.

9. ünder: Hische, Hofbesitzer zu Bennigsen (N. L.) mit 11212 Stimmen gegen Brey (Soz. mit 10 3833 Stimmen.

Regierungsbezirk Hildesheim.

10. Hildesheim: Freiherr von Hodenberg, Rittergutsbesitzer zu Wiedenhausen (Welfe) mit 14 570 Stimmen gegen Rauch (Soz.) mit 7218 Stimmen.

13. Goslar: Horn, Fabrikbesitzer zu Geslar (N. L.) mit 10431 Stimmen gegen Wilke (Soz) mit 8709 Stimmen.

. Regierungsbezirk Lüneburg.

14. Gifhorn: Freiherr von Hammerstein zu Celle (Welfe) mit 13717 Stimmen gegen Grote (N. -L. und Bd. d. Landw.) mit 9891 Stimmen.

Regierungsbezirk Stade.

17. Harburg: Depken, Hofbesttzer zu Schwachhausen (N. L.) mit 15 593 Stimmen gegen Bärer (Soz.) mit 13 898 Stimmen.

18. Stade: Dr. Sattler, Archiv⸗Direktor zu Berlin (N.⸗L.) mit 11 078 Stimmen gegen Besching (Soz.) mit 4402 Stimmen.

19. Geestemünde: Dr. Hahn, Direktor des Bundes der Land⸗ wirthe, zu Berlin (Wild, Bd. d. Landw.) mit 11 368 Stimmen gegen Haverkamp (Soz.) mit 7947 Stimmen.

Regierungsbezirk Minden. 1. Minden: Graf von Roon, Rittergutsbesttzer zu Krobnitz (Kons.) mit 11 019 Stimmen gegen Demmin (Fr. Vp.) mit 9817 Stimmen.

Regierungsbezirk Arnsberg.

„Newport“ in See gegangen sei, um sich nach Honolulu,

1. Wittgenstein: Stöcker, Hosprediger a. D. zu Berlin (Christl.⸗ So .) mit 12 099 Stimmen gegen Kreutz (N. L.) mit 12072 Stimmen.

Samm: Schulze⸗Steinen, Gutsbesitzer zu Hemmerde (N. X.) mit 1 . , Roeren (Zentr. mit 13 350 Stimmen. Regierungsbezirk Wiesbaden.

1. Usingen: . Fabrikant zu Fulda (Zentr.) mit 13 671 Stimmen gegen Brühne (Soz.) mit 11 506 Stimmen. Regierungsbezirk Cassel. 4. Eschwege; von Christen, Gutsbesitzer ju Werleshausen (D. Reichsp.) mit 9216 Stimmen gegen Hugo (Soz.) mit 6429

Stimmen. Regierungsbezirk Düsseldorf.

6. Mülheim a. d. Ruhr: Möller, Kommerzien⸗Rath zu Brackwede (N. ) mit 295 476 Stimmen gegen Molz (Zentr.) mir 27 851 Stimmen. Regierungsbezirk Koblenz.

4. Kreuznach: Br. von Cuny, Geheimer Justiz Rath zu Berlin (N. ) mit 11725 Stimmen gegen Graf von Hompesch⸗Aurich (3entr.] mit 7456 Stimmen.

Königreich Bayern. Oberbayern. .

5. Wasserburg: Lanzinger, Oekonom zu Grucking (Bauern. Bd.]

mit 6992 Stimmen gegen Huber . mit 6149 Stimmen.

Pfalz.

2. Landau: Dr. Deinhard, Guktsbesitzer zu Deidesheim (N. X., Bd. d. Landw.) mit 12 925 Stimmen gegen Erlewein (Zentr) mit 11538 Stimmen. .

3. Germersheim: Gander, Gutsbesitzer zu Steinweiler (N.. L., Bd. d. Landw.), mit 8282 Stimmen gegen Keßler (Zentr.) mit 7979 Stimmen. .

4. Zweibrücken: Leineweber, Fabrikant zu Pirmasens (N.⸗L.), mit 12 622 Stimmen gegen Reeb (Zentr.) mit 12 350 Stimmen.

6. Kaiserslautern: Dr. Rösicke, Gutsbesitzer zu Görsdorf (Bd. d. Landw.) mit 10 930 Stimmen gegen Klement (Soz.) mit 10146 Stimmen.

Oberfranken.

1. Hof: Münch Ferber, Fabrikbesitzer zu Hof (N.“ .) mit 11112 Stimmen gegen Stücklen (Soz.) mit 99095 Stimmen. 2. Bayreuth: von Fischer, Bürgermeister zu Augsburg (N.⸗.) mit 9144 Stimmen gegen Frank (Soz) mit 5994 Stimmen. . 3. Forchheim: Bayer, Rechtsanwalt zu Bamberg (Zentr.) mit 8490 Stimmen gegen Lochner (N. L.) mit 8262 Stimmen ; 4. Kronach: Brückner, Oekonom zu Burgkundstadt (Zentr.) mit 9098 Stimmen gegen Scherm (Soz.) mit 4171 Stimmen. Mittelfranken. 2. Erlangen ⸗Fürth: Segitz, Arbeiter Sekretär zu Fürth (Soz.) mit 12833 Stimmen gegen Bauriedel (N. *.) mit 95654 Stimmen. 3. Ansbach⸗Schwabach: Eckart, Baumeister zu Ansbach (D. Vp) mit 7417 Stimmen gegen Hufnagel (Kons., Bd. d. Landw.) mit bö3b3 Stimmen. ; Unterfranken.

4. Neustadt a. S.: Moritz, Oekonom zu Junkersbausen (Zentr.) wit 9968 Stimmen gegen Schunk (Bauern⸗Bd.) mit 6508 Stimmen.

5. Schweinfurt: Holzapfel, Octonom ju Zeuzleben (Zentr.) mit 7274 Stimmen gegen Bauer (Bauern⸗Bd.) mit 6907 Stimmen.

6. Würzburg:

Königreich Sachsen.

4. Dresden (Neustadt): Kaden, Zigarrenfabrilant zu Gohlis bei Dresden (Soz) mit 21 729 Stimmen gegen Hönerbach (Kons.) mit 18 608 Stimmen. .

10. Roßwein: Dr. Lehr zu Charlottenburg (N. L.) mit 11 925 Stimmen gegen Grünberg (Soz) mit 19681 Stimmen.

20. Wolkenstein: Rosenow, Redakteur zu Chemnitz (Soz.) mit 10 262 Stimmen gegen von Herder (Kons.) mit 10 162 Stimmen.

23. Plauen: Zeidler, Rittergutsbesitzer zu Oberlosa (Kons.) mit 14358 Stimmen gegen Gerisch (Soz.) mit 13 840 Stimmen.

Königreich Württemberg. .

2. Cannstatt: Hieber, Professor zu Stuttgart (N.“) mit 14 342 Stimmen gegen Tauscher (Sor) mit 10 147 Stimmen.

5 Eßlingen: Brodbeck, Gemeinde⸗Rath zu Eßlingen (D. Vp. Demokrat) mit 12 334 Stimmen gegen von Geß (D. Partei, N. L.) mit 8848 Stimmen.

8. Freudenstadt: Mauser, Kommerzien Rath zu Oberndorf (D. Reichsp.) mit 8232 Stimmen gegen Haller (D. Vp.) mit 6794 Stimmen.

9. Balingen: Haußmann, Rechtsanwalt zu Stuttgart (D. Vp.) mit 12915 Stimmen gegen Schöninger (Zentr) mit 7594 Stimmen.

11. Backnang: Hoffmann, Professor zu Stuttgart (D. Vp.) mit 9227 Stimmen gegen Frank (Bd. d. Landw.) mit 8764 Stimmen.

12. Crailsheim: Augst, Kupferschmied zu Gerabronn (D. Vp.) mit 7923 Stimmen gegen Haug (Bauern⸗Bd) mit 6363 Stimmen.

14. Gaigtlingen: Hähnle, Fabrikant zu Giengen a. Brenz (D. Vp.) mit 10466 Stimmen gegen Hartmann (N. 2.) mit 8959 Stimmen.

Großherzogthum Baden.

1. Konstanz: Friedrich, Ober⸗Stiftungs Rath zu Konstanz (Zentr.) mit 10643 Stimmen gegen Hauser (N -L.) mit 7762 Stimmen.

4 Breisach: Dr. Blankenhorn, Bürgermeister zu Müll heim (N. X.) mit 9036 Stimmen gegen Fehrenbach (Zentr.) mit 5529 Stimmen.

9. Durlach: Agster, Arbeiter⸗Sekretär zu Stuttgart (Soz.) mit 12972 Stimmen gegen Frank (N. L) mit 10 530 Stimmen.

10. Karlsruhe: Geck, Redakteur zu Offenbach (So) mit 12 821 Stimmen gegen Dr. Schneider (N. *.) mit 12 602 Stimmen.

Großherzogthum Hessen. 2. Friedberg: Graf Oriola, Großgrundbesitzer zu Budesheim (N. L.) mit 9011 Stimmen gegen Prinz (Soi) mit 5788 Stimmen. 6. Erbach: Haas, Geheimer Regierung Rath zu Offenbach (N. 2.) mit 8545 Stimmen gegen Rau (Soz) mit 6481 Stimmen. 9. Mainz: Dr. Schmitt. Rechtsgnwalt zu Mainz (Zentr.) mit 12 881 Stimmen gegen Dr. David (Soz) mit 12 004 Stimmen.

Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. . 1Hagenow: Rettich, Domänen Rath zu Rostock (KKons.) mit S735 Stimmen gegen Seß (Soz.) mit 6734 Stimmen. . 2. Schwerin: Buesing, Geheimer Finanz Rath zu Schwerin (N. L.) mit 11 930 Stimmen gegen Groth (Soz.) mit 10 604 Stimmen. 3. Parchim: Dr. Pachnicke, Schriftsteller zu Berlin (Fr. Vgg.) mit 9256 Stimmen gegen Große (Soz.) mit 6101 Stimmen. 5. Rostock: Dr. Fer ich! Rechtsanwalt zu Berlin (Soz.) mit 12 609 Stimmen gegen Dr. Barth 8 Vgg.) mit 12 078 Stimmen. 6. Güstrow: von Treuenfels, Gutsbesitzer zu Klenz (Rons.) mit 8285 Stimmen gegen Knappe (Soj.) mit 6925 Stimmen. Großberzogthum Sachsen⸗Weimar. 1. Weimar: Baudert, Restaurateur zu Apolda (Soz) mit 11114 Stimmen gegen von Egloffstein (Kons.) mit 109 477 Stimmen. 2. GEisenach: Casselmann, ForstKommissar a. D. zu Eisenach (Fr. Vp.) mit 6376 Stimmen gegen Pätzold (Soz.) mit 4670 Stimmen. 3. Jena: Bassermann, Rechtsanwalt zu Mannheim (N. L.) mit 10406 Stimmen gegen Leutert (Soz.) mit 8673 Stimmen.

Herzogthum Braunschweig. 3. Holzminden: Calwer, Redakteur zu Charlottenhurg (Soz.) mit 86595 Stimmen gegen Römer (Bd. d. Landw.) mit 8399 Stimmen. Herzogthum Sachsen⸗ Meiningen. 1. Meiningen: Br. Müller, Amtsrichter zu Furth (Fr. Vp.) mit 9833 Stimmen gegen Dr. Paasche (N. L.) mit 6411 Stimmen. erzogthum Anhalt. I. Dessau: Roesscke, Kommerzien Rath zu Dessau (Gemäßigt⸗ liberal, wild) mit 13696 Stimmen gegen Käppler (Soz.) mit 11769 Stimmen. 2. Bernburg: Albrecht, Schneidermeister zu Halle 4. S. (Soz.) mit 14749 Stimmen gegen Dr. Friedberg (N.» *.) mit 14 597 Stimmen.

Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Müller, Fabrikbesitzer zu arge He mit 8057 Stimmen gegen Hofmann (Soz.) mit 7409 Stimmen.

Etatistik und Volkswirthschaft.

Die Ergebnisse des Heeres ⸗Ersatzgeschäftes in Elsaß⸗ Lothringen im Jahre 1897.

Die Gesammtjähl der im Jahre 1897 in Glsaß⸗Lothringen zur Gestellung vor den Ersatzbehörden verpflichteten Personen betrug, der Straßb. Korr.“ zufolge, 43 232 (— 1321 mehr als im Vorjahre). Von denselben standen 19 027 im ersten, 12 572 im weiten, 9007 im dritten Militärpflichtjabre und 2626 gebörten älteren Jahrgängen an. Von letzteren haben 1826 bisher nicht ermittelt werden können, es be⸗ finden sich darunter viele, deren Eltern zur Zeit der Geburt der Söhne sich nur vorübergehend in Elsaß ⸗Lothringen aufhielten, bald nachher verzogen und deren jetziger Aufenthalt nicht festgestellt werden konnte. Die Gesammtzahl der unermittelt Gebliebenen erstreckt sich über eine Reihe Jahrgänge und betrifft zum großen Theil Personen, von welchen angenommen werden kann, daß sie die Reicht angehörigkeit überhaupt nicht mehr besitzen.

In der angegebenen Jahl der Gestellungspflichtigen sind auch alle diejenigen Militärpflichtigen miteinbegriffen, welche in r, , geboren sind, sich aber auswärts aujhalten, wie diejenigen, welche auswärts geboren sind und nur vorübergehend in Elsaß⸗»Lethringen wohnen. . Zahl derjenigen Personen, welche hier geboren sind und ich in Aushebungobezirken außerhalb Elsaß⸗Lotbringens zur Erfüllung hrer Militärpflicht gestellt haben, betrug 4203. Von den hier zur Musterung und Aushebung gekommenen jungen Leuten wurden 15 658, gleich 36,22 oo aller Gestellungspflichtigen (beinabe die . Zahl wie im Vorjahre) auf das nächste Jahr zurückgestellt, 12 wurden als unwürdig, in der Armee zu dienen, ausgeschlossen, 1283 wurden infolge körperlicher Fehler oder Gebrechen zum aktiven Militärdienst untauglich befunden und vollständig ausgemustert. Der Landsturm 1. Aufgebots wurden 2280, der Ersatzreserve 3056 h, 25 bezw. 7,04 oo aller Gestellungspflichtigen gegen 4/79 bezw. 7,56 o im Vorjahre) überwiesen. Im Ganzen wurden 6880 Mann zur Ginstellung in die Armee ausgehoben 15,91 00 der Gestellungspflichtigen (gegen 16,77 9s im Vorjahre), von denen 6718 zur Einstellung in das Heer, und zwar 6588 zum Vienst mit und 130 zum Dienst . Waffe, und 162 zur Einstellung in die Marine be⸗ stimmt worden sind. Die ausgehobenen 6880 Mann sind nicht poll⸗ ständig zur Ginstellung gekommen, 174 davon sind überzählig geblieben und der Ersatzreserve überwiesen worden. .

Die Zahl der freiwillig in die Armee Eingetretenen betrug im Jahre 1897 zusammen 1458 89 mehr altz im Vorjahre; von denselben gehörten 224 dem Bezirk Ober Elsaß, 818 dem Unter Elsaß und 416 Lothringen an; 582 von ihnen hatten das militär⸗ pflichtige Alter noch nicht erreicht und 15 davon sind bei der Marine eingestellt worden.

Von den jzum aktiven Dienst Ausgebobenen gehörten 1832 dem Bezirk Ober⸗Elsaß, 2818 dem Unter ⸗Elsaß und 2230 Lothringen an; 3553 standen im ersten, 1718 im jweiten, 1525 im Fritten Militärpflichtjahre und 84 gehörten älteren Jahrgängen an. Auf die Gesammteinwohnerzahl Elsaß⸗Lothringens vertheilt, ergiebt sich an thatsächlich zum aktiven Dienst bestimmten jungen Leuten ein Prozent- satz von O4 (genau wie in den beiden vorhergehenden Jahren), sodaß der gewöhnliche Durchschnittssatz von 109 der Bevölkerung lauf 2 Jahre vertheilt) auch diesmal nicht erreicht wurde. Nach diesem Satze wären 8205 Mann einzustellen gewesen, eingestellt wurden aber nur 6706, also 1499 Mann weniger.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Cassel berichtet der Vorwärts“, daß der Ausstand der dortigen Dachdecker beendet ist, die Meister haben mit Ausnahme von einem die Forderungen der Arbeiter bewilligt.

In Quedlinburg ist, der ‚Mgdb. Ztg. zufolge, der Aus⸗ stand der Zimmerleute nach einer Dauer von sechs Wochen durch Beschluß einer am Montag abgehaltenen Bauhandwerker⸗Versammlung aufgehoben worden. Der Auestand hat für die Gesellen einen un⸗ günstigen Verlauf genommen, da von den Meistern keinerlei Zu sgeständnisse gemacht worden sind.

Aus Leipzig wird der „Frkf. Ztg.“ zu der Lohnbewegung der Bäckergesellen berichtet: Am Sonnabend wurden den Meistern folgende Forderungen zur Unterschrift vorgelegt: 1) Fortfall von Wohnung und Beköstigung für die Gesellen. 2) Als Ent— schädigung hierfür ist ein Lohnsatz von wöchentlich 13, 21, 24 SG zu zahlen. 3) Beginn und Ende der Arbeitszeit bleibt unter Einhaltung der zwölfstündigen Arbeitszeit inklusive einer Stunde Eßpause bestehen. Ueberstunden sind mit 50 3 zu be zahlen. 4) Ostern, Pfiingsten und Weihnachten wird vom ersten Feiertag früh 8 Uhr bis zum zweiten Abends 10 Uhr nicht ge— arbeitet. 5) Strenge Einhaltung der Sonntagspause. 6) Bezug der Arbestekräfte nur vom Arbeitsnachweis der Bäcker. Die Meister beschlossen die Ablehnung der Gesellenforderungen. In einer vorgestrigen Versammlung der Gesellen wurde der Antrag gestellt, falls sich eine 4 Majorität dafür finde, sofort in den Aus—= stand einzutreten; allein nur 264 Stimmen erhoben sich dafür, während 170 gegen die Arbeits niederlegung votierten. Damit ist die „Vertagung“ eingetreten.

Kunst und Wissenschaft.

Im Lichthof des Königlichen Museums für Völkerkunde (Königgrätzerstraße Nr. 120) ist die angekündigte Ausstellung eines Theils der wissenschaftlichen Ausbeute, welche der bekannte Afrika— reisende Dr. Schoeller von seinen Expeditionen heimgebracht hat, nunmehr eröffnet worden. Es ist eine sehr umfangreiche Sammlung ethnographischer Gegenstände, die sich dem Eintretenden dar—⸗ bietet: mehr als 1000 Nummern, die, auf Platten, Stell⸗ wände ꝛc. vertheilt, den ganzen großen Raum, des Lichthofs einnehmen. Zum größten Theil sind die Stücke nach geographischen bew. ethnographischen Gesichtspunkten aufgebaut, doch hat es andererseits sich empfoblen, einzelne Gattungen, wie Schilde, Speere c., in vergleichenden Gruppen zusammenzustellen, um dadurch einn Gesammtüberblick über das ganze weite, von dem Reisenden durch⸗ zogene Gebiet zu ermöglichen. Dieses Gebiet umfaßt einen durch Hin⸗ und Rückreise bedingten, im Maximum etwa 200 englische Meilen breiten Streifen, der die Landschaften um den Pangani, den Kilimandscharo und Meruberg, ferner den nordöftlichen Theil der Massai, Steppe mit dem Natronsee und seinem Zuflusse, dem bisher faft völlig unbekannten Guagso Ryiro umfaßt. Bg folgt dann im Nordwesten das kriegerische Sotiko⸗Lumbwa, Kavirondo und Uganda, schließlich auf dem Rück · wege Ussoga, die Gegend um den Eigon, das Mau⸗Gebirge, Kikuju, die Athi⸗Ebene und das Gebiet der Wakambg.

Der Schwerpunkt der Schoeller'schen Sammlung liegt in dem wenig, zum theil gar nicht betretenen Gebiet zwischen dem Natron= see und der Nordostecke des Victoriasees, also in den Stücken, die den ethnologischen Besitz der Bewohner von Sotiko Lumbwa und Kavirongdo darstellen. Cbenso war der Meruberg und Sonyg ethno— grapbisch noch fast garnicht ausgebeutet. Bei den übrigen Gebieten war Schoeller in der Lage, die schon reichhaltige Sammlung des Museums wesentlich zu komplettieren und zu ergänzen.

Wenn wir zunächst einen Ueberblick über die ausgestellten Gegen⸗ stände zu gewinnen suchen, so sehen wir, daß es gewissermaßen drei nach Stoff und Charakter verschledene Gruppen sind, die wir vor uns haben; sie enistammen dem Schmucke der Bantu, der Hamiten und der Niloten. Bei den Hamiten finden wir Draht. und Perlschmuck, bei den Niloten nur Gegenstände, die dem Thierreiche entnommen sind, aus Elfenbein, Flußpferd⸗ und Wildschweinzähnen, Antilopenbörnern z. Es ist ein ganz charatteristischer Unterschied, der im ersten Augenblick dem Beobachter sich ausdrängt, während wir bei den Bantubölkern der Waganda, Wassoga ꝛe. schon eine theilweise bedeutend vervollkommnete Kultur vor unt sehen. Als besonders prägnant hervortretende oder besonders interessante Gegenstände seien

hervorgehoben die verschiedenartigen Kleidungsstücke aus Fellen der Wafotlko und Walumbwa, schön bemalte Schilde der Massai Art und

eigenartige Schurze der . Mädchen. Die zahlreichen Schmuck⸗ gegenstände haben hamitischen Charakter, ebenso wie diejenigen der Waruscha des Meruberges, von denen Schoeller eine umfassende Kollektion ausstellt. Diese Waruscha sind überbaupt sehr den Massat ähnlich, und so sieht man auch hier die schweren eisernen Schienen, mit denen die Frauen den Unter- und Oberarm, den Fußknöchel und den Hals bis zu den Schultern bedecken.

Zweifellos mit die interessantesten Gegenstände bietet Kavirondo: schwere, in der Mitte eingeknickte , ,, . . lange Lanzen, wohl die längsten in Afrika, ein merkwürdiges Kleidungsstuͤck aus Ziegenfell mit ausrasterten Figuren, Kopfhauben mit aufrecht stehenden Antilopenhörnern, Halsbänder aus dem Kngchen⸗ gerüst von. Schlangen. mit herabhängenden Flußpferdzähnen, riesige gespaltene Zähne, die quer auf der Stirn getragen werden, ꝛe. Ferner sind noch bemerkenswerth zwei lange, schmale Schilde, die Schoeller in Kabras, in Nord⸗Kapirondo, beobachtete und die ebenfalls wie die meisten übrigen Gegenstände noch nicht bekannt waren.

Von den Waschagga seien hervorgehoben eine aus ,

angefertigte Perrücke, welche die dortige Haarfrisur täuschend imitiert, aus Ukambani die schönen Mädchenschurze aus Eisen und Messing, von den Wakikuju die Schmuckgegenstände aus schwarzen Samenperlen. Näher auf Einzelheiten an dieser Stelle einzugehen ist nicht möglich, doch darf die Besichtigung der Aut stellung wohl empfohlen werden; denn die Schoeller'sche Sammlung ist mit beshnderer Um⸗ sicht und Sachkenntniß hergestellt und zeigt eine thatsächlich für die betreffenden Länder noch nicht erreichte Vollkommenheit; sie kann aus diesem Grunde auch als für die Wissenschaft von besonderem Werthe bezeichnet werden. ; Hinzufügen möchten wir noch, daß eine reichhaltige Sammlung der von Schoeller angefertigten Photographien der geschilderten Reise vorliegt, der jur Vergleschung die Photographie Albums einiger anderer Reisen Schoelleris in Süd⸗Afrika und Abessynien beigefügt sind. Einen sehr wesentlichen Theil seiner Sammlung, der mehrere hundert im hiesigen Musenm noch nicht vertretene Gegenstände um⸗ faßt, hat Dr. Schoeller demselben zum Geschenk gemacht.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

In Dresden fand, wie W. T. B.“ meldet, heute Mittag 12 Uhr in Gegenwart Seiner Majestät des Königs und Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August von Sachsen, sowie des preußischen Ministers für Landwirthschaft ꝛc. Freiherrn von Hammerstein und der sächsischen Minister die , der landwirthschaftlichen Ausstellung der Deutschen Land wirthschaftsgesellschaft statt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 26 vom 29. Juni.]

Cholera. Britisch⸗Ostindien. Kalkutta. Vom 15. bis 21. Mai sind 17 Personen an Cholera, 1 an Pocken und 101 an Fie bern

gestorben. Gelbfieber.

Vereinigte Staaten von Amerika. Die Krankheit ist in Mae Henry (Mississippi)h ausgebrochen; bis zum 9. Juni waren 7 Eikrankungen bekannt geworden. In Rio de Janeiro wurden den „Public health rSports“ zufolze in den 3 Wochen vom 26. März bis 15. April 76, 71 und 74 Todesfälle, in Santo Do⸗ mingo vom 8. bis 14. Mai ein solcher festgestellt.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken; Antwerpen 2, St. Petersburg 3, Warschau 9 Todegs⸗ fälle; Reg. Bez. Münster je 2, Antwerpen (Krankenhäuser) 3, Paris 12, St. Petersburg 23 Erkrankungen; Genickstarre: Kopen⸗ hagen 7, New York 12 Todesfälle; Kopenhagen 4. Wien 3 Er⸗ krankungen; Keuchhusten: London 441 Todesfälle; Kopenhagen 126, Wien 54 Erkrankungen; Influenza: Elberfeld 2 London 12 Todes⸗ fälle; Tol lwuth: Posen, New Jork, Wien je 1 Todesfall; Wien 1 Erkrankung; epidemische Ohrspeicheldrüsen⸗Entzündung: Wien 61 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Ge⸗ storbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Be⸗ richtsorte 1886/95: 1,15 Jo): in Bonn, Brandenburg, Plauen Erkrankungen kamen vor in Berlin 53, Breslgu 225, in den Re⸗ gierungsbejirken Düsseldorf 180, Königsberg 316, Posen 197, Schleswig 4d, in Hamburg 523. Budapest 91, Christiania 45, Edin burg 94, St. Petersburg 82, Stockholm 25, Wien 535 an Scharlach (1886/95: 0, 91 os): in Altendorf Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 23, Budapest 34, Edinburg 35, Kopenhagen 26, London (Krankenhäuser) 2309, Parig 108, St. Petersburg 43, Wien 68 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 61, Hamburg, Kopenhagen je 23, London (Krankenhäuser) 134, Paris 60, St. Peterg⸗ burg 97, Stockholm 32, Wien 46 desgl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 115.

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrath in Konstan⸗ tinopel hat unter dem 2/14. d. M. folgende Bestimmungen be⸗ züglich der Ginfuhr von Waaren aus Indien und den von Cholera, Pest oder Gelbfieber befallenen Ländern nach der Türkei getroffen:

1) Die Einfuhr von grünen Fellen, nicht gegerbten Häuten, frischen Häuten, Thierabfällen, Haaren, Vogelfedern, Lumpen und Hadern ist verboten.

2) Ver Desinfektion unterliegen Leibwäsche, alte und getragene Kleidungsstücke (Bekleidungsgegenstände des, täglichen Gebrauchs), gebrauchte Säcke, benutzte Teppiche und Stickereien sowie gebrauchtes Verpackungsmaterial.

3) Alle sonstigen Waaren, welche neu und verpackt sind, werden nach einer äußeren Desinfektion der Kolli freigegeben.

Straits Settlements.

Wegen Auftretens der Beulenpest in Amoy ist der Hafen von Am oy durch Bekanntmachung der Kolonial⸗Regierung zu Singapore vom 27. Mai d. J. für 8 erklärt worden. Alle von dort kommenden Schiffe werden bis jum neunten Tage nach der Abfahrt oder nach Auftreten des letzten an Bord vorgekommenen Falles der Krankheit oder bis zur Freigabe durch den Gesundheitsbeamten der Kolonie unter Quarantäne gestellt werden.

Verdingungen im Auslande. Rußland. Warschau⸗Wiener Eisenbahn⸗Direktion, War⸗

Ohne Termin. Auskunft im Verwaltungs⸗

schau: Lieferung von 1000 Kohlenwagen. bureau.

talien.

18. Juli, 10 Uhr. Min tali der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur Livorno: Reguliecung des Hafens von Livorno. Betrag 207 859 Fr. Vorlaͤufige Kaution 10000 Fr. Endgültige Kaution ein Zehntel des Betrages der Verdingung.

Spanien.

12 Juli, 1 Uhr. Direccion general de Obras puüblicas in Madrid: Lieferung des vom 1. Jult 1898 bis dahin 1899 erforder- lichen Bedarfs an Paraffin für die Leuchtthürme der Halbinsel und benachbarten Inseln. Voranschlag: 57794558 Fr. und 112 952,30 . Kaution 1700 Pesetas. Näheres bei der ausschreibenden Behörde. Angebote auf Stempelpavier 12. Klasse bis 7. Juli an die Direccien general de Obras püblicas oder ein Zipil. Gouverne⸗ ment der Halbinsel. Angebotschema in spanischer Sprache beim

Reichs Anzeiger).