Dentscher RNeichs⸗Anzeiger
und
Königlich Preußischer Staats⸗Anzeiger.
M 181. 1898.
Mit Meinen hohen Verbündeten und mit dem ganzen deutschen Volle stehe Ih trauernd an der Bahre des ersten Kanzlers des Deutschen Reichs, des Fürsten Otto von Bismarck, Herzogs von Lauenburg. Wir, die wir Zeugen seines herrlichen Wirkens waren, die wir an Ihm, als dem Meister der Staatskunst, als dem furchtlosen Kämpfer im Kriege wie im Frieden, als dem hingebendsten Sohne seines Vaterlandes und dem treuesten Diener seines Kaisers und Königs bewundernd aufbligdten, sind tief erschüttert durch den Heimgang des Mannes, in dem
Gott der Herr das Werkzeug geschaffen, den unsterblichen Gedanken an Deutschlands Einheit und Größe zu ' rm ge. Nicht ziemt es in diesem Augenblick, alle Thaten, die der große Entschlafene vollbracht, alle Sorgen, die er für Kaiser und Reich getragen, alle Erfolge, die er errungen, aufzuzählen. Sie sind zu gewaltig und mannigfaltig, und nur die Geschichte kann und wird sie alle in ihre ehernen Tafeln eingraben. Mich aber drängt es, vor der Welt der einmüthigen Trauer und der dankbaren Bewunderung Ausdruck zu geben, von welcher die ganze Nation heute erfüllt ist, und im Namen der Nation das Gelübde abzulegen, das, was Er, der große Kanzler, unter dem Kaiser Wilhelm dem Großen geschaffen hat, zu erhalten und auszubauen, und, wenn es
noththut, mit Gut und Blut zu vertheidigen. Dazu helfe uns Gott der Herr! Ich beauftrage Sie, diesen Meinen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Friedrichsruh, den 2. August 1898.
Wilhelm, I. R.
An den Reichskanzler.
Berlin. Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siem enroth. Verlag der Grpedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags, Anstalt, Berlin 8. Wilhelmstraße 32.