1898 / 303 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Dec 1898 18:00:01 GMT) scan diff

. , der Unter- Staalssekretär im Ministerium für Handel und er e dr r n, nin ö

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23 Dez ember.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag um 3 Uhr von Potsdam nach Berlin, besichtigten in der Sieges⸗Allee das neu 1 Denkmal des Kurfürsten Friedrich II. und empfingen hierauf im hiesigen Schlosse den russischen Bot⸗ schafter, Grafen von der Osten⸗Sacken. Nach einer Besprechung mit dem Stagtssekretär des Auswärtigen AÄmts, Staats? Minister von Bülow kehrten Seine Majestät um 5i / Uhr nach Potsdam zurück.

Der Kaiserliche Botschafter in. Washington, Wirkliche Ge— heime Rath von Holleben ist von dem ihm Allerhöchst be— willigten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen“

Der Kaiserliche Gesandte in Bukarest, Wirkliche Geheime . Graf von Bray⸗-Steinburg ist von dem ihm Aller⸗ . t. bemilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und

at die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der, Kaiserliche Gesandte in Stockholm Graf von Wallwitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub an⸗ . Während der Abwesenheit desselben fungiert der er Kaiserlichen Gesandtschaft zugetheilte Legations⸗ Sekretär Freiherr von Werthern als Geschäftsträger.

Der Kaiserliche . in Kopenhagen, Geheime Legatigne⸗Rath von Kiberlen-Waechter hat“ einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Waͤhrend der Ab⸗ wesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations⸗-Sekretär der Kaiserlichen Gesandtschaft Graf von Qua dt⸗Wykradt⸗ Isny als Geschäftsträger. ;

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich e e Ministerial⸗Direktor Dr. Schenker ist von Berlin abgereist.

Desterreich⸗ Ungarn.

Im ungaxischen Unterhause richtete gestern der Abg. Pichler (Unabhängigkeitspartei)h eine Interpellation an den Minister⸗Präsidenten Baron Ban ffy darüber, ob ihm bekannt sei, daß in Vilagos die rumänifchen Bewohner der Umgegend eine Versammlung hätten abhalten und eine Adresse an den König absenden wollen, und daß sie, als die Ver— sammlung verboten worden sei, sich an Dr. Lueger in Wien gewandt hätten, damit dieser die Adresse über⸗ reiche. ihm fragte, was der Minister-Präsident gegen die Rumänen und gegen Dr. Lueger, der sich erbötig gemacht habe, die Adresse zu überreichen, zu thun gedenke. Im Laufe seiner Rede nannte Pichler den Abg. Dr. Lueger einen niederträchtigen, nichtswürdigen Menschen und entgegnete, als ihn der Alters⸗ Präsident ermahnte, derartige Ausdrücke nicht zu gebrauchen, er wiederhole nur jene Worte, welche Dr. Lueger im österreichischen Parlament gegen Ungarn ungestraft gebraucht habe.

Die Wähler von Budapest veranstalteten gestern eine Vertrauenskundgebung für die Regierung. Die Versammlung, an der etwa 3000 Wähler theilnahmen, faßte einen, Beschluß, in melchem die Haltung der Opposition entschieden gemißbilligt und andererseits die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die liberale Partei und die Regierung Mittel finden würden, das Staatsinteresse auch in dieser kritischen Lage zu wahren. Schließlich wurde dem unerschütterlichen Vertrauen und der Anhänglichkeit an die Regierung und deren Chef, den Minister⸗Praäsidenten Baron Banffy, Ausdruck verliehen.

Großbritannien und Irland.

Der Erste Lord des Schatzamts Balfour sprach gestern in Edinburg auf einem Bankett der dortigen kaufmännischen Gesellschaft in Beantwortung des Toastes auf die Minister warme Worte der Anerkennung für Sir William Harcourt. Derselbe habe nie zugelassen, 3 unter den Meinungsverschieden⸗ heiten der beiden Partelen auch die Interessen zu leiden hätten, welche die Größe des Reiches beträfen. Balfour sprach weiter mit Be— friedigung davon, daß die jüngste Konzentrierung der See— streitkräfte fast ohne besondere Kosten für das Land aus— geführt sei, und bemerkte sodann, Erörterungen über aus— maärtige Angelegenheiten im Unterhause von unverantwort— lichen Persönlichkeiten müßten unvermeidlich von seiten der Minister eine Abwehr erfahren. Das einzige Mittel da— gegen sei eine in patriotischem Sinne erfolgende Be— kundung der etwaigen Opposition in der Tagespresse 2c. Redner erklärte, er würde es gern sehen, daß man sich im Unterhause bei Anfragen über , Angelegenheiten, die nicht vorher dem Ministerium des uswärtigen ange⸗ kündigt seien, auf kurze Erklärungen beschränke, damit die Interessen des Reiches durch die Antwort des Ministers nicht in Gefahr gerathen könnten. Die gegenwärtigen Differenzen zwischen den Parteien bezüglich der auswärtigen Politik seien nebensächlicher Natur, in den Grundprinzipien herrsche völlige Uebereinstimmung.

Frankreich.

Nach dem gestrigen Ministerrath erstattete, wie W. T. B.“ meldet, der Justiz⸗Minister Lebret dem Minister⸗ ei n n Du puny und dem Kriegs⸗Minister de Freycinet ericht über seine Besprechungen mit dem Präßldenten der Kriminalkammer des ffn ee. Loew über die Garantien, von denen die Mittheilung des geheimen Dofsiers in Sachen Dreyfus gr han g gemacht werden musse. Es wird versichert, daß ein Einverständni fan erzielt sei und daß die Mittheilung

des Dossiers demnaͤchst bevorstehe. Der Präsident des Kasfationshofes Loew hat an den . Minister Lebret die Än rage gerichtet, ob der Minister⸗ räsident Dupuy eine Schwierigkeit darin fehe, vom

eingebracht worden:

Der Nin ter raͤsident

Aasationshofe vernommen zu werden. ung, und gestern Abend sollte dem

Prã 5 (

asident n Den dem Minister Prästdenlen Dup . Die rauche gemäß sich nach dem Ministerium des Innern begeben und dort die Aussagen Dupuy's entgegennehmen.

Der Senat nahm gestern die letzten Ärtikel des Ge etz⸗ entwurfes über die Spionage und dann den ganzen Gesetz⸗ entwurf an.

Die Deputirtenkammer genehmigte gestern mit 453 gegen 25 Stimmen zwei provisorische Zwölftel des Budgets und sodann einstimmig einen Kredit von 60 Millionen Francs für die Vervollständigung des Waffenmaterials ü. s. w. im Jahre 1899. Hierauf begann die Berathung des Handelsabkommens mit Italien. Der Deputirte Firmin Faure (Nationalist) bekämpfte das Abkommen, weil es Italien ermöglichen werde, Kanonen . Kampfe gegen Frankreich anzuZkaufen. Der Han els⸗Minister Delom bre vertheidigte die Vorlage. Der Minister des Aus—⸗ wärtigen Delcassé sagte; „Wir müssen uns darüber freuen, daß jetzt so herzliche Beziehungen zwischen Italien und Frankreich bestehen. Es ist für uns von Wi tigkeit, vor unseren Thoren ein befreundetes Volk zu haben, das von guten Absichten beseelt ist.! Die Vorlage wurde schließlich mit 451 gegen 45 Stimmen angenommen.

Der ehemalige Maire von Algier, Max Rögis, ist feen, in Paris eingetroffen. Zu seiner Begrüßung hatten ich nur wenige Personen am Bahnhofe eingefunden.

In Tou louse Antisem iten

hwendige Ermächtigung

: drang gestern Abend eine Schaar J in eine zu Gunsten Dreyfus' einberufene öffentliche Versammlung in dem Augenblick ein, als Pressens c das Wort ergriffen hatte; es entstand eine Schlägerei, bei welcher mehrere Personen ver⸗ letzt wurden. Als die Polizei den Saal räumte, wurden, auf der Straße, die Kundgebungen fortge⸗ setzt; einige Schaufenster jüdischer Geschäfte wurden einge⸗ ae, was eine Gegenkundgebung der Anhänger der Revision zur Folge hatte, welche Hochrufe auf Pressenss und andere Redner der Versammlung ausbrachten. Die Polizei nahm einige Verhaftungen vor.

Italien.

Der Senat nahm gestern das Budget des Ministeriums des Auswärtigen sowie das Budget⸗Provisorium an und ver— tagte sich sodann auf unbestimmte Zeit.

Spanien.

Der gestern im 5 abgehaltene Minister⸗ rath beschäftigte sich mik den Arbeiten der Pariser Friedens⸗ kommission.

Das Befinden des Minister-Präsidenten Sagasta hat sich verschlechtert. Das Fieber ist gestiegen.

Montero Rios theilte dem Minister⸗Präsidenten Sa gasta bei der vorgestrigen Unterredung mit, daß Agonecillo, als Vertreter der Aufständischen auf den Philippinen bei der Friedenskonferenz, gegen die Annexion dieser Inseln durch die Vereinigten Staaten Protest erhoben habe.

Türkei.

Der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch begab sich, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern früh in Begleitung des russischen Botschafters nach dem HYildiz-Palais, um sich von dem Sultan zu verabschieden, und sodann, geleitet von dem Minister des Auswärtigen Tewfik Pascha, an Bord des „Pruth“, welcher gleich darauf die Fahrt nach Odessa antrat.

Aus Kanea vom gestrigen Tage meldet die „Agence Havas“, daß der dortige Buͤrgermesster, ein Mohamedaner, Arm in Arm mit dem Ersten Beigeordneten, einem Christen, in der Stadt spazieren gegangen sei. Christen und Moha⸗ medaner hätten dies beifällig aufgenommen. Die Festlichkeiten dauerten fort.

Amerika.

Drei Regimenter regulärer Infanterie haben, wie dem W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, Be— fehl erhalten, sich über Suez nach Manila zu begeben, um die dort verbliebenen Freiwilligen vor dem 28. Februar abzulösen. Die Regimenter werben sich am 165. Januar in stew York einschiffen.

Einer in New York eingetroffenen Meldung aus Colon zufolge haben der Vize⸗Präsident von Columbien arroquin und der Senator Zubieta aus Bogotä ein Telegramm dort— hin gesandt, in welchem sie die Nachricht, der Kongreß von Columbien werde eine Verlängerung der Frist für die Vollendung des Panamakanals bewilligen, bestätigen.

Der „Times“ wird aus Santiago de Chile vom 21. d. M. gemeldet, daß das Programm der neuen Regierung die strengste Sparsamkeit und die Förderung öffebriroW Arbeiten verspreche.

Asien.

Wie die „Times“ aus Kalkutta erfährt, zeigt die Auf⸗ stellung der indischen Staatseinnahmen in 'den ersten acht Monaten des Finanzjahres bedeutende Steigerungen in allen Posten; das Budget werde einen beträchtlichen Ueberschuß aufweisen.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Peking gemeldet, daß der Gesandte der 1 Staaten gegen die Ausdehnung der französischen Riederlassung in Shanghai pie e n , habe.

Einer in Madrid eingetroffenen Depesche aus Ilo⸗ Ilo zufolge haben daselbst weitere Kämpfe stattgefunden, in . die Aufständischen zahlreiche Tobie und Verwundete verloren.

Parlamentarische Nachrichten.

Von dem Abg. Dr. Bachem ist im Reichstage folgender Ent⸗ wurf eineg Gesetzesz, betreffend die Abänderung des Zolltarifs,

Einziger Artikel. In dem Zolltarif (s. Be anntmachung, betreffend die Redaktion des Se l tert egen vem 24. Mai 1885, Reiche⸗Gesetzbl. S. 111) wird hinter Noömmer 30 1 eingefügt: 2) ee en, ungemusterte, taffetbindige Rohgewebe, in ge⸗ e

reitet werden, welches

itglieder des Kassationshofes werden dem Ge

. ben Floretseide oder Selde vom Gl K . mit festen Kanten gew Hen p hne die t, ,, gm unter Nr. rt J . 2) Spitzen u. s. w. ; Gaze u. s. w. erhalten die Bejeichnungen:

3) Spitzen u s. w.

4 Gaze u. s. w.

Nr. hl der Versffentlichungen des Kaiser

sun dh eits am ts vom 21. Dejember hat folgenden e ge: heitsstand und Gang der Volkkrantheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. ö gegen Pocken. Gefetz gebung u! s af ee Reich Sonntggsatbelt. Heflügelchoicrn.— Dip jtherk'= eilserum. (Sachsen. Dresdenz. Konservenbüchsen. (Baden) Apotheken, (Hefen j. Trachom.— (Mecklenburg · Schwerin). Desgl. Stagtsqrytliche i n e bung ge n fee , Arzneimittel X (QDesterreich) Geisteßkranke, (Böhmen). Baukommissionen. (Bukowina). Sanitätskommifsionen. = (Großbritannten). Schaf⸗ räude. (Rußland). Getreidekleie mit Strychnin. Buß. gelen Essigessenz. Gang der Thierseuchen im Deutschen Reiche, 16. Dezember. Desgl. Tollwuth, 1857. Thierseuchen in Frankreich, 3. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thier, seuchen. (Preuß. Reg. Bezirke Königsberg, Oppeln.) Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich) Wasserstraßen. Vermischtes. (Preußen. Berlin) Irrenanstalten ꝛc, 1896/97. Vereinigte Staaten von Amerila.) Fleichbeschau. Geschenkliste.

ochentabelle über die Sterbefälle in dentschen Drten mit 40 000 und mehr Cinwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auz— landes. Erkrankungen in Kranken häusern deutscher Großstädte. * . 4 e r ger dnn , Witterung. Bei⸗ age: Ger e Entscheidungen auf dem Gebiete der 6ffentli ö ö

Nr. 43 des Gisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraug⸗ . im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 19. Dezember, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten? vom 30. November 1898, betreffend Verlängerung der Herstellungsfrist für die Vollendung und Inbetriebnahme der Ei enbahn von Kolberg nach Köslin; vom J. Dezember 1895, betreffend Befähigungsnachweig der Jill Supernumerares vom 9. Dezember 1898, betreffend Verbot des Aufenthalts auf den Plattformen der Wagen; vom 14. Dezember 1898, betreffend Verlängerung der Herstellungfrist für die Vollendung und Inbetriebnahme der Eifenbahn von Jädickendorf nach Pyritz vom 14. Dezember 1898, betreffend Herstellung und Unterhaltung von Bahnhofszufuhrwegen durch die Gemeinden oder die sonstigen Wege baupflichtigen; vom 15. Dezember 1898, betreffend Ueberführung von . in den Bahnhofs. oder Abfertigungsdienst. M* richten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Krefeld ist nach Einer Meldung der „Kref. Ztg.“ der Au sstand. in sämmtlichen Seidenwebereien feit gestern frũh beendet. Die Arbeit ist überall in vollem Umfange wieder aufgenommen worden. Dagegen dauert der Ausstand in der Sammetfabrik von Ebeling u. Co. fort.

Aus Paris meldet W. T. B.“: Das Syndikat der Handlungsgehilfen der Material und Kolonialwaaren?. branche hielt gestern Abend in der Arbeitsbörfe eine Versammlung ab, an der etwa 40900 Personen theilnahmen. Es wurde einstimmig für den heutigen Freitag der allgemeine Ausstand beschlossen; namentlich wird die zwölfstündige Arbeitszeit gefordert.

Kunst und Wissenschaft.

Die von dem Bildhauer Professor Calandrelli geschaffene neue Gruppe für die Sieges-Allee, den Kurfürsten Friedrich II. 1440 70) darstellend, ist nach kürzlich erfolgter Auf⸗ stellung gestern Nachmittag von Seiner Majestät dem Ka iser und König im Beisein geladener und an dem Werke betheiligter Per⸗ sönlichkeiten besichtigt worden. Die Hauptfigur des ö . steht in ruhiger, monumentaler altung da, den rechten Fuß vorgesetzt, eine Gestalt voll Kraft und Würde. Den Körper umschlteßt der Eisenpanzer, darüber breitet sich der Hermelin, um dessen Kragen die Kette des Schwanen. Srdeng gelegt ift. Unter der Helmkappe, die das edle, energievolle Haupt bedeckt, gnillt das lang, wallende Haar hervor. Die mit dem Eisen⸗ handschuh bewehrte Linke umfaßt den Knauf des breiten Schwertes; die Rechte hält die neue Urkunde, welche der Kur— fürst den Städten Berlin und Kölln nach ihrer Unterwerfung (24. Februar 1442) gab. Zu seinen Füßen liegen als Symbole des niedergeworfenen Aufstandes eine Streitart und die zerrissenen Privilegien. Eine malerische Abwechselung bewirkt die polierte Behandlung der Rüstung, von der sich der zarte Hermelin⸗ kragen fesselnd abhebt. Das gothisch gegliederte Postament, an dem sich oben ein Arabeskenfries herumzseht, trägt vorn über dem Namen und der Jahreszahl das Kurfürstliche Wappen mit dem brandenburgischen Adler und Flügeln über der Helmzier. Links von der Hauptfigur steht die Büste von Friedrich Sesselmann, Bischof von Lebus und Kurfürstlichem Kanzler (ge— storben 1483), dessen Grabmal sich in Fürstenwalde befindet. Trotz der Bischofßmütze, die das Haupt schmückt, erscheint Sesselmann mehr als ein weltkluger Diplomat; die Arme sind Über einander gelegt, sodaß der linke den rechten stützt. Die zweite Büste stellt Wilke Ilankenfelde dar, dessen Amtsthätigkeit als Bürgermeister von Berlin in die kritische Periode des Kampfes mit Friedrich dem Eisernen fiel. 14536 zum Bürgermeister gewahlt, wurde er später ab⸗ gesetzt, dann wiedergewählt und 1474 in den Reichzadelstand erhoben; er war aus einem Ie . ein getreuer Anhänger des Kurfürsten ge⸗ worden. Professor Calandrelli hat dies in seiner recht charakteristischen Darstellung durch die Haltung der linken Hand angedeutet, die der Bürgermesster als Zeichen der Ergebenheit an die . legt. Die Rechte hält das dem Bürgermesster wieder verliehene Amtssiegel. Sehr eigenartig ist das Kostüm: ein Wammz mit der Pelzschaube und als a eine Pelimütze, von der eine Art Nackenschleier herabfällt. Das Gesicht zeigt . Züge. Von Wilke Blankenfelde giebt es ein Portralt in der alten Klosterkirche, das für bie Darstellung aber wenig zu gebrauchen war. Pie Sockel der Büsten sind dem ,, , entsprechend gestaltet; der Fuß giebt die Namen der belden Männer in gothischer Schrift an. Bie Archt= teltur ist in ihrer Ginfgchheit ungemein ansprechend. An der Bank zieht, sich ein hübsches Orngment entlang, ju dem der Künftler ein Motip von dem ehemaligen Blankenseldeischen . in der Span⸗ dauerstraße benutzt hat. Die Adler an den Bankabschlüsffen halten in ihren Fängen Schlangen. Dag Kreuz an den Kaiferkronen, das an einer anderen Nische abgebrochen worden war, ist zur Sicherheit aus vernickelter Bronze hergestellt. Der Standort der neuen Gruppe befindet sich in der Nähe des Kemper⸗Platzes.

Drachenballons und Drachen im Dienste der Meteorologie. Die zahlreichen, in den letzten Jahren von Berlin aus unternommenen wissenschaft i a , , deren ,. Seine Majestãt der Kalser wiederholt große Suinmen aut dem Pigposftionsfonds bewilligt

em und ungebleichtem Justande, nur aus Seide deg Maulbeerspinners (Bombyx Mori) bestehend, ohne jede Bei⸗

hat, haben, wie sich aus dem seiner Ferfsgstellung entgegengehenden

1 .

Berichtswerk ergiebt, gezeigt, daß die Vielgestaltigkeit der atmosphärl⸗ schen Vorgänge in den unteren Schichten big zur Höhe von etwa 4600 m eine außerordentliche Vermehrung der Beobachtungen erheischt, während in den höheren Regionen schon wenige „Stichproben“ aus= reichen, um ein zutreffendes Bild der dort herrschenden Zustände zu gewinnen. Betrachtet man nur die Temperaturen, wie sie sich aus

Es wurde beobachtet: Erdoberfläche 10090 m 2000 m

als höchster Werth... . als niedrigster Werth)... ie . Häufigkeit des Erreichens obiger Höhenstufen.. 62

Aber nicht nur die Temperatur, sondern auch alle übrigen meteoro— logischen Elemente zeigen in den niedrigeren Schichten die beträchtlichsten Unterschiede, deren Erforschung für die Erkenntniß der Vorgänge in ihrem Zusammenhange, für das Gewinnen eines Einblicks in das Entstehen eines Zustandes aus dem anderen für die theoretische, aber auch für die praktische Meteorologie von der allergrößten Be deutung sind. Wie erhebliche Erfolge schon aus dem fort laufenden Studium der untersten 300 m erwachsen, zeigen in geradezu überraschender Weise die Beobachtungen an und auf dem Eiffelthurm, der, im Gegensatze, zu einem gleich hohen Berge, die Verhältnisse der sogenannten „freien“ Atmosphäre beinahe ohne Ent- stellung widerspiegelt. Berge aber, und seien sie noch so hoch und isoliert, sind stets Stücke der Erdoberfläche, deren meteorologisches Verhalten von denen eines gleich hohen „Atmosphärenortes‘ ganz außerordentlich verschieden ist oder doch sein kann.

Da man aber nicht im stande ist, wie auf Berggipfeln, einen Beobachter jahraus, jahrein in der „frejen . Atmosphäre zu postieren, muß man zu dem Auswege eines mechanischen Beobachters“, d. h. eines Registrierapparates greifen. Einen solchen aber kann man durch Zuhilfenahme von Luftballons oder auch von Drachen auf eine mehr oder weniger, lange Zeit in der 'sfreien? Atmosphäre auf⸗ hängen. Bei Windstille würde der gewöhnliche kugelförmige Fesselballon am hesten hierzu dienen, kei Wind dagegen, der in den höheren Luftschichten sehr selten fehlt, wird er, entsprechend, der Stärke des⸗ selben, herabgedrückt; Drachen dagegen steigen natürlich nur bei Wind und um so . je stärker er ist. Die bequeme Handlichkeit des Drachen und sein geringer Preis empfehlen ihn indeß in hervor- ragendem Maße gegenüber dem gasgefüllten Ballon; so hat man ihn an verschiedenen Stellen, wo ez an Wind nicht mangelt, in den Dienst der Wissenschaft gestellt: in Trappes, bei Paris, in Straßburg, in Hamburg, besonderg aber in Nerd Amerika, am Blue Hill Observatory bei Boston und in Washington ist er zu einem meteoro⸗ logischen Werkleug geworden. Am Dbservatorium des hochverdienten Meteorologen Rolch bei Blue Hill hat man mit Drachen und von solchen getragenen Registrierapparaten bereits die beträchtliche Höhe von 3700 mu erreicht, indem man, nachdem die „hebende Kraft“ des ersten Drachen erschöpft war, einen zweiten und ferner noch mehrere Drachen an das Kabel anhängte und so durch dieselben ein Kabelgewicht von 34 Rg beben ließ. So achtungswerth und wichtig aber auch dieser Erfolg ist, so liegt doch in der Methode eine erhebliche Unsicherheit, welche vor allen Dingen in einer Windstärke ihren Grund findet: ein Drachen nach dem andern sinkt dann mitsammt dem von ihm bisher getragenen Kabel zur Erde herab, zuletzt der oberste, der den Registrierapparat trägt, was selten ohne Schaden abgehen wird, ganz abgesehen von der außerordentlichen Schwierigkeit, Kabel und Drachen wieder flott zu machen. Seit einer Reihe von Jahren hat die militärische Luftschiffahrt in dem „Drachenballon“ von von Sigsfeld und von Parseval ein neues und sehr leistungsfählges Hilfsmittel gefunden er ermöglichte es, selbst bei starkem Winde, wenn jeder kugelförmige Fesselballon bis zur Erdoberfläche herabgedrückt wird, in der Höhe zu bleiben und zu beobachten. Für die Zwecke der Wissenschaft aber ist damit ein Werk⸗ zeug gewonnen, das die Vortheile des Gaeballons mit denen des Drachen in der glücklichsten Weise vereinigt.

Ein mit 60 cbm Wasserstoff gefüllter Drachenballon von 100 cbm Inhalt trägt bei einem Eigengewicht sammt In strumenten von 40 kg ein Gewicht von 26 kg und zwar so lange, bis durch Ausdehnung des Gaseg infolge der mit der zunehmenden Höhe entsprechend abnehmenden Dichtigkeit der Luft der Drachenballon „voll“ geworden ist, d. h. daß aus 60 ebm Gas deren 1090 chm geworden sind. Da der Drachenballon ein „Ballonet“, d. h. eine gasdichte, bis zum Volumen des Ballons ausdehnbare Scheidewand besitzt, welche die Vermischung von Gas und Luft verhindert, wird das Wasserstoffgas nicht verdorben. sondern behält seine volle Steigkraft bei. Unter gewöhnlichen Ver hältnissen würde diese Ausdehnung von 66 ehm Gas auf 100 chm erst in einer Höhe von über 4000 m erfolgen. Würde nun ein Kabel von 4000 m Länge nicht mehr als 26 kg wiegen, so könnte es von einem solchen Ballon bei Windstille wirklich in die Höhe gehoben werden. Da man aber mit Wind, und zwar nicht selten mit starkem und stürmischem Winde zu rechnen hat, so wird man ein stärkereg und darum auch schwereres Kabel zu nehmen ge— zwungen sein. Ein solches von einer Bruchfestigkeit von 6 bis 700 kg wiegt auf 1090 m Länge etwa 2 kg, 26 kg der Hebekraft unseres Drachenballens entsprechen demnach einer Länge von 1300 m: diese Höhe müß te der Ballon bei Windstille an einem derartigen Kabel erreichen. Die Drachen Experimente von Rotch haben gezeigt, daß ein Wind von einer Geschwindigkeit von 10 m in der Sekunde auf 1 4m Drachenfläche einen Druck von 5 kg ausübt, demnach muß ein die · selbe haltendes Kabel denselben Betrag als Zug aushalten. Ein Drachenballon von 100 ebm Inhalt hat eine wirksame Drachen fläche von etwa 22 4m, die bei 160 m per Sekunde Wind demnach 22 2 5 110 kg als Druck erfahren würde. Da der Winddruck auf eine Fläche mit dem Quadrate der Geschwindigkeit zunimmt, müßte eine Windgeschwindigteit von 20 m per Sekunde 445 kg. Druck autüben, wenn, nicht die in den böheren Schichten schon beträchtlich geringere Dichtigkeit der Luft eine Ver⸗ minderung dieses Druckes bewirken würde. Immerhin müßte das zu wählende Kabel eine Bruchfestigkeit von etwa 600 Kg besitzen, um Windgeschwindigkeiten von 25 m per Sekunde aushalten zu können. Andererseite geht aus den angegebenen Werthen hervor, daß eine Drachenballonfläche von 22 dm bei 10 m per Sekunde Wind ein Kabel von 110 kg Gewicht, d. h. von 500 m Länge haben könnte, wenn nicht auch das Kabel selbst von dem Winde einen erheblichen Druck erleiden würde, sodaß der angegebene Betrag thatsächlich nicht erreicht wird. Am 26. August 1898 trugen 5 Drachen mit zusammen 18,5 4m Fläche ein Kabel von 8840 m Länge und 33,ů kg Gewöcht, wobei der Wind in 3350 m Höhe eine rshn ai rel von 23 m p. Sek. erreichte. Ein Drachenballon von 22 * Fläche würde demnach unter gleichen Verhältnissen ein 2 kg pro 106 m schweres Kabel in Länge von 2300 m getragen 6 ohne die 1300 m, welche er infolge seines Gazauftriebes ju heben vermochte. 3606 m Kabel hätten demnach getragen werden können allein mit einem Drachen⸗ ballon von 106 ebm Inhalt.

Was würde uns aber hindern, statt eines solchen Ballons deren zwei zu verwenden, oder eine Un ahi von Drachenflächen bei ent- sprechender Windstärke zum Tragen welterer Stücke Kabel anzuhängen? Nehmen wir als Hilfsg⸗Drachenballon einen solchen von nur 50 ebm Inhalt, der 35 kg, entsprechend 1750 m Nabel, bei Wind von 10 m p. Sek. aber außerdem noch als Brachen en 30 kg 1500 m Kabel, im Ganzen also 3259 m Kabel, . en könnte, und rechnen wir auch nur die . dieser Länge als thatsächlich erreichbar, so erhalten wir mit dieser Kombination zweier Drachenballons

chon die beträchtiiche Länge von 4206 m Kabel, die, wenn der obere

allon eine Winkelhöhe von 600 erreicht, einer wirklichen Höhe von Co, unter Berücksichtigung der Kabelkrümmung, des „‚Durchhangs⸗, immerhin einer solchen von gegen 3400 m entsprechen würde. Hängen wir aber außerdem n , zum Tragen an, so können wir ohne besondere cn nr, nter günstigen Verhältnissen als 4000 m, ja vielleicht gelegentlich die Höhe des Montblanc erreichen. Wenn man auch mit Beffimmthest erwarten muß, daß

30900

schnellen Verminderung der

* weiteren Erläuterung dienen dann die ö. des Herzogs an

mehr

61 dieser wissenschaftlichen Freifabrten in den verschlede gen Höhen

ergeben haben, so wird man bemerken, wie eine schnelle Abnahme ber Schwankungggröße oberhalb von 4060 m eintritt. Folgende kleine Tabelle giebt einen Auszug aus diesen Beobachtungen, denen, wag nicht unerwähnt bleiben darf, vol le Zuverläffigkeit zuerkannt werden muß:

400 ooo 116 360 310 = 34 = 320 60

353 1650 do

10 4 3 1

eine dauernde Beihebaltung solcher Höhen nicht möglich ist, daß viel— mehr bei Schwankungen der Windstärke erhebliche Verminderungen derselben eintreten werden, so bleibt doch unbedingt der Vortheil be— stehen, daß selbst bei vollkommener Windstille der obere Ballon die seiner Gas, Tragkraft entsprechende Höhe, d. h. 1300 m beibehalten und jeder Sturz der kostspieligen Registrierapparate ausgeschlossen sein wärde. Trifft man aber Vorkehrungen, daß zwei solcher Ballons und Hilfsballons abwechselnd in Thätigkeit gehalten werden, sodaß, während die Tragkraft des Gases im ersten nachzulassen beginnt, der zweite in die Höhe steigt, was übrigens bei der in neuerer Zeit ganz außer— ordentlich erhöhten Gasdichtigkeit der Ballonstoffe frähestens nach Verlauf von 4 bis 5 Tagen und Nächten zu erwarten ist, dann kann man in der That die große Aufgabe lösen, dauernd, bei . und bei Nacht, im Winter und im Sommer ein meteorologisches Obsfer⸗ vatorium in mehreren tausend Metern Höhe im Gange zu erhalten.

In einer solchen Einrichtung aber würde geradezu die Zukunft

8000 gooo (C9150 m)

460 ( 480)

boo9 69090

eines der allerwichtigsten Theile der Meteorologie, der Bynamit

der Atmosphäre, liegen. Ein Land, das dieses neue wissenschaft⸗ liche Rüstzeug mit großen Mitteln und in methodischer Weise in Anwendung nimmt, wird gar bald alle übrigen auf diesem wichtigen Gebiete in den Schatten stellen Deußschland, und in ihm an erster Stelle Berlin, hat unzweifelhaft zur Zelt die Führung guf dem Gebiete der wissenschaftlichen Luftschiffahrt, dank der hilfreichen Unterstützung durch seinen für alle echte Wissenschaft hochinteressierten Monarchen. Möge uns diese auch ferner nicht ver⸗ loren gehen, indem wir das, woran andere Nationen selbst schon eifrig arbeiten, in einem großen und erfolgreichen Maßstabe mit deutscher Energie zur That werden lassen. Aßmann.

Münster, im Dezember 1598. Der Provinzial⸗Kommis— sion zum Schutze und zur Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Westfalen, welche aus den Mitgliedern det Provinzial ⸗Autschusses und ferneren neunzehn hinzugewählten Herren besteht, wurde gelegentlich ihrer Verhandlungen am 15. Dejember d. J. durch die Provinzial⸗Verwaltung über das für Menkmalpflege, Kunft und Wissenschaft propinzseitig Geschehene Bericht erstattet. Darnach hat der Provinzial Ausschuß lediglich auf dem Gebiete der Denkmal pflege im Jahre 1893 an baaren Geldbeihilfen die Summe von 3 Ol8s MS bewilligt.

Von allgemeinem Interesse sind auch die der Provinzial— Kommission gemachten Mittheilungen über die seitens des Provinzial⸗ Verbandes fuͤr Provinzial⸗Denkmäler, Kunst und Wissenschaft inner— . der letzten 20 Jahre zur Verfügung gestellten probinziellen Geld— etrãäge.

Es sind in diesem Zeitraum bewilligt:

J. für die Provinzial ⸗Denkmäler:

1) das Stein⸗Denkmal auf dem Kaisberge . i;,

2) das Vincke⸗ Denkmal auf Hohensyburg

3) das Kaiser Wilbelm Prodbinzial⸗Denkmal auf dem Wittekindsberge bei Porta

II. für Kunst und Wissenschaft:

1) dem Verein für Geschichte und Alterthums⸗ kunde Westfalens, Abtheilung Münster

3) demselben, Abtheilung Paderborn...

3) dem Westfälischen Kunstverein zu Münster

4) dem Westfälischen Provinzial Verein für

Wissenschaft und Kunst zu Münster .

5) der Münsterschen Kunstgenossenschaft

(Sektion des Westfälischen Provinzial⸗ Vereins für Wissenschaft und Kunst) .

6) dem Verein für Drie⸗ und Heimathkunde

im Süderlande zu Altena... ..

7) dem Naturhistorischen Museum, Münster

8) dem Zentral Gewerbe Verein, Düsseldorf

9) dem Verein für Frauenerwerb, Düsseldorf

10) für die Inventarisation der Bau⸗ und

Kunstdenkmäler der Provinz Westfalen .

II) für das Provinzial⸗Museum zu Mänster, als Baufonds, rentbar belegt. 26

17 936,32 c 20 276,17,

980 1651,86, 130 52256. 10 50G 00 10h 66G 09, 69 ols O0,

1 950, 00

16 7 gryr zo do 78, 85,

3 hob. 171 820,41

583 O63, 43

III. I) für die Pflege der Westfälischen Denk⸗

160 376,45 . 32229. 62 ,

4530 811, A6

2 2) für Verschiedenes .

mithin zusammen

Lord Iveagh, der Chef der Brauerei von Guinneß in Dublin, hat, wie W. T. B.“ aus London meldet, dem Fenner -Institut eine Viertel. Million Pfund Sterling gestiftet, um dasselbe in Stand zu setzen, die Forschungen auf den Gebieten der Bakteriologie und der Biologie im Hinblick auf die Ver bütung von Krankheiten zu erweitern. Desgleichen erbietet Lord JIvpeash sich. eine Viertel. Million herzugeben zur Verbesserung der i , ee Verhältnisse in den ungesunden Gegenden im Zentrum von Dublin.

Literatur.

ft. Herzog Friedrich Wilhelm zu Mecklenburg. Von H. von Dambrowski. Mit 14 Heliograpüren und 37 Text⸗ illustrationen nach Originalzeichnungen. Berlin, Paetel, 1898. Pr. 4 6. Dieses Buch schildert den Lebensgang des Herzogs Friedrich Wil— helm von Mecklenburg ⸗Schwerin, welcher im vorigen Jahre als Kom⸗ mandant des Torpedoboots 8 26 im jugendlichen Alter von 26 Jahren in der Elbemündung den Tod fand. Es soll das Andenken des Ver⸗ storbenen ehren und zugleich der deutschen Jugend ein leuchtendes Vorbild von Pflichttreue vor Augen führen und sie mit Interesse für die Marine und ihre Aufgaben erfüllen. Der Prinz ergriff den seemännischen Beruf aus elgener Wahl. Ursprünglich zum Kavalleristen bestimmt, entschloß er sich bereits mit 11 Jahren, dereinst der aufblühenden deutschen Marine seine Dienste zu widmen, und nie ist er in diesem Entschluß wankend geworden. Tinstweilen freilich mußte er die Erfüllung feines Wunsches him nus. schieben, da er zunächst die Schule zu absolbieren hatte. Er be uchte hom Jahre 1884 big 1888 die Fürstenschule in Dregden und wur e bann, siebsehnlährig, nachdem er die zum Eintritt in den Seedz enst vor⸗ geschriehene . abgelegt hatte, als Kadett der Niobe“ zugetheilt. Sein Dienst unterschied sich in nichts von dem , Kameraden; wie diese mußte er alle die vielen kleinen und kleinsten Verrichtungen kennen lernen und ausüben, die das Seemannghondwerk erfordert. Der Verfasser schildert eingehend und anziehend diese erste Aus. bildungszeit, sodaß der Laie Uunschwer ein Bild von dem Leben an Bord und in der Kadett amesfe machen kann.

eine Mutter und Geschwister, die mit abgedruckt ind; sie zeigen den Herzog al einen frischen und Fröelgen jungen Mann, der . mit Leib und Seele dem einmal erwansten Berufen hingiebi, fo schwer ihm mitunter auch die ungewobr e Lebensweise und die Nothwendigkeit,

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in den sictygen Plerst 6 schiken ankexnnen n .

größere Reise im st 1 auf dem Kreuzer , , nach . ir ech es galt., die 8

Kaiserlichen Maj stäten zu hegleiten, welche damals auf der Jacht Hohenzollern⸗ Athen und Konstantinopel besuchten., Trotz des an engenden Dienftes und obgleich der Prinz zugleich durch Hof⸗

estlichkeiten und andere Verpflichtungen in Änspruch genommen

wurde, blieb ihm Zeit, ans Land zu gehen, die Sehenzwürdigkeiten zu besuchen, Land und Leute kennen zu lernen und Über . Ein⸗ drück, ugch Hause zu berichten. Das folgende Jahr führte

ihn in Begleitung Seiner Majsestät deg Kaisers nach g, .

worauf ein mehrmonatiges theoretisches Studium in Kiel folgte, das

mit dem Offisiergexamen abgeschlossen wurde (in April 18915. Auf einige Monate praltischen Dienstes folgte der übliche elfmonatige

Kursus auf der Marineschule in Kiel; nach desfen Vollendung trat der

Prinz auf dem Kreuzer, Alexandrine seine erste und einzige Weltreise an. Er besuchte Kapstadt unterwegs mußte er selbsterständlich beim Passieren des Aequators die „Linientaufer über sich ergehen lassen die Häfen von Argentinien und Brasilten, ferner Chile, Japan und Ching, von wo aus dann die Heimreise durch den Süejkanal an getreten wurde. Ueber zwei Jahre dauerte die Fahrt; von fast allen. Stationen, wo längerer Aufenthalt gemacht wurde, liegen ausführliche Berichte des, Prinjen vor, sodaß man fust die ganze Reise nach seinen eigenen Beschreibungen verfolgen kann. Am interessantesten sind die Briefe aus Brostlien und Sst⸗ Asien. Der damalige Krieg zwischen Japan und China gab dem erzog mancherlei Stoff zu lehrreichen Beobachtungen; der Bürger⸗ rieg zwischen Flotte und Landheer in Brasilien brachte der deutschen Schiffs mannschaft vielerlei Abwechselung und Anregung, freilich auch genug Beschwerden und Mühen, da ge den Schutz der deutschen Unterthanen übernehmen mußte. In den nächsten Jahren gab es keine größeren Reisen mehr; der Herzog hatte jetzt Gelegenheit, sich dem lang entbehrten Leben im Familienkreise zu widmen, nur durch kleinere Aueflüge, wie nach St. Petersburg, und durch dienstliche Fahrten in den heimischen Gewässern beschäftigt. Im Frühjahr 1897 erhielt er dann das Kommando über das Torpedoboot 8 26, das er während der sommerlichen Schießübungen und während der Kaiserreise nach Rußland befehligte. An Bord desielben trat er auch am 223. September seine letzte Fahrt von Wilbelmshaven nach Kiel an, auf der er am folgenden Tage mit sieben Mann der Besatzung den Tod fand. Das tieftraurige Ereigniß ist noch in Aller Gedächtniß, sodaß wir hier nicht länger dabei verweilen; nut sopiel sei gesagt, daß Dam⸗ browski eine genaue Beschreibung der einzelnen Momente und der Rettungsversuche durch den Herzog und die Mannschaft giebt, soweit sie sich nach den spärlichen Berichten der Ueberlebenden geben lassen. Der Herzog erfüllte auf dem kenternden Boote bis zum letzten Augen⸗ blick seine Pflicht und starb als ein . Mit dem Bericht über die Bergung und Beisetzung der Leiche schließt das Buch, dessen Werth durch die vielen vortrefflichen Illustrationen noch erhöht wird.

Unter den zahlreichen Gedenkschriften, welche durch den Heim- gang des ersten deutschen Reichskanzlers, des Fürsten Bismarck, ver⸗ anlaßt worden sind, dürfte dem „Gedenkblatt“, das Prsfessor Dr. Karl Theodor Gaedertz unter dem Titel „Fürst Bismarck und Fritz Reuter“ im Verlage der Hinstorff'schen Hof. Buchhandlung in Wismar hat erscheinen lassen, ein hervorragender Platz gebühren. Der Verfasser wesst nicht nur in dem Vorwort auf die Zugehörigkeit des Fürsten Bismarck zum niedersächsischen Stamm und auf die Treue hin, die er diesem Volksstamm sein Leben lang bewahrte, sondern er bringt auch im weiteren Text zahlreiche Beweise für seine Behauptung, wie für dig Vorliebe bei, die der Dahin⸗ geschiedene allezeit für die plattdeutsche Sprache besaß. Die eigentliche Absicht des, Gedenkblattes“ aber geht dahin, die geistigen Beziehungen zu kennzeichnen, in denen Fürst Bismarck zu dem hervorragendsten Volksdichter plattdeutscher Murdart, Fritz Reuter, gestanden hat, mit dem er wohl, einmal in brieflichen Verkehr getreten, aber niemals versönlich zusammengetroffen ist. Es ist bekannt, daß Fritz Reuter seit 1866 ein begeisterter Verehrer und Bewunderer des Fürsten Bismarck war; trotzdem werden manche in dieser kleinen Schrift beigebrachten Briefe und Aeußerungen den Freunden des Dichters und des Fürsten besonderes Interesse dar⸗ bieten. Kleine Mittheilungen, aus denen die hohe Verehrung spricht, welche Reuter's Gattin dem großen Kanzler entgegenbrachte, ergänzen das Gesammtbild der Beziehungen des Reuter'schen Hauses zum Fürsten Bismarck.

Heinrich von Treitschke's Lehr und Wander⸗ ja hre, 1834 —1864. Grzählt von Theodor Schiemann. Zweite Auflage. XII u. 291 Seiten So. München und Leipzig. Verlag von 3 Oldenbourg. In Leinwand gebunden, Preis 5 M Die freundliche Aufnahme, welche die erste, s. Zt. von uns besprochene Auflage fand, hat den Verleger veranlaßt, diese zweite in verdoppelter Zahl der Exemplare erscheinen zu lassen und trotz reicherer Ausstattung einen geringeren Preis dafür anzusetzen. Zwei Bilder Treitschkens, von denen das eine den jungen Doktor zeigt und etwa 1860 entstanden sein kann, das zweite wahrscheinlich aus dem Jahre 1867 stammt, werden den Lesern eine erwünschte Zugabe sein. Der Text selbst ist sorgfältig revidiert, sowohl an der Hand der zahlreichen biographischen Skizzen, die, inzwischen erschienen sind, wie der Korrespondenz Treitschke's mit seiner Braut und mit seinem Jugendfreunde Schelske. Dieses Buch bildet den ersten Band der im Jahre 1896 ins Leben ge⸗ rufenen, von der Redaktion der Historischen Zeitschrift“ herausgegebenen und im obigen Verlage erscheinenden Hist orischen Bibliothek“, welche in zwangloser Folge kleinere selbstandige historische Werke von allgemeinerem Interesse im Umfange von ca. „— 15 Bogen bringt. Außer dem eben erwähnten wurden bis jetzt folgende weitere Bände ausgegeben; Band Il: Briefe Samuel Pufendorf's an Christian Thomasius (637 16593). Herausgegeben und erklärt von Emil KGigas. 78 Seiten, 8. In Leinwand gebunden, Preis 2 6 Band III: Heinrich von Sybel, Vorträge und Abhandlungen. Mit einer biographischen Einleitung von Professor Dr. Varrentrapp. 3U8 Seiten. 806. In Leinwand gebunden, Preis 71 Band IX: Die Fortschritte der Diplomatik seit Mabillon vornehmlich in Deutschland ˖ Oesterreich, von Richard Rosenmund. X und 125 Seiten. S0. In Leinwand gekunden, Preis 3 Band 7: Margaretha don Parma. Statthalterin der Niederlande (1559 bis 1567). Von Felix Rachfahl. VIII und 276 Seiten. S0. In Leinwand gebunden, Preis 5 MM Band VI: Studien zur Entwicklung und theoretischen Begründung der Monarchie im Alterthum. Von Julius Kaerst. 1098 Seiten. 80. In Leinwand gebunden, Preis 3 16 Band VII: Die Berliner Märztage von 1838. Die Greignisse und ihre Ueber- lieferung. Von Dr. Wilhelm Busch, ordentlichem Professor der Ge- schichte an der Universität Tübingen. In Leinwand gebunden,

reis 3 0 . ö Jugendbühne. Ernste und heitere Theaterstäücke für die Jugend, herauggegeben von Sophie von Adelung. Ravenzburg, Verlag von Otte Maier. 6. und 7. Bändchen. Preis, elegant kartonniert, im Einzelverkauf 80 , im Abonnement 60 3. Von dieser Sammlung liegen zum diesjährigen Weibnachtz⸗ fest jwei neue. Bändchen mit folgendem Inhalt vor; 6. Bändchen: „Die Hopfenblüthen“. Schauspiel in vier Akten, nach Christoph von Schmid bearbeitet von Sophie von Adelung. Und das ist ganz gewiß!“ Lastspiel in einem Wu ge nach dem Englischen von Maria Edgeworth bearbeitet von Olga von Adelung. 7. Ser Das stumme Kind“. Schauspiel in drei Aufzügen, nach der gleich⸗ namigen Gezählung von GChristoph von mid bearbeitet von B. lismen „Jungfer Lottchen Melenbuschn. Lustspiel in drei Aufzügen, nach der 6 von Marie von Nathusius bearbeltet von Sophie von Adelung (für die reifere i Die „Jugempbühner will den Kindern eine Geist und Gemüth erfrischende Koft mit diesen Spielen geben und, ihre kindliche Phantasie in einer Weise, wie es ihrem Begriffsvermögen in Kindes Seele einen Widerhall erweckt. Auch diese neuen, baren und keinen Aufwand erfordernden S

en nen Fam in denen man Kinderaufführungen liebt, 622 werden.