Qualitat
mittel gut
Geza hlter Press fniᷣ 1Doppelzentner
niedrigster
höchster niedrigster höchster niedrigster
26. J A6.
; Außerdem wurden . am Markttage . CCEyalte h für nach überschlãäglicher 1Doppel⸗ Schätzung verkauft zentner Doppelzentner (Preis unbekannt)
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Bemerkungen.
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11.1.
Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durchschnittepreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. ö Gin liegender Strich (— in den Sxalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Deutscher Reichstag. 7. Sitzung vom 10. Januar 1899 (Nachtrag).
Die in der vorgestrigen ) Sitzung des Reichs⸗ tages bei der che dnn der Interpellation des Abg. Frei⸗ herrn von Wangenheim⸗Pyritz (d. kons.), betreffend die Ergebnisse der Enquéten über die angebliche Fleischnoth, nach dem Abg. Gerstenberger von dem Minister für Landwirthschaft,
Domänen und Forsten Freiherrn von Hammerstein ehaltene Rede hatte folgenden 6 g
Meine Herren! Die hentige Verhandlung bietet mir einen ge⸗ eigneten und erwünschten Anlaß, auf Aeußerungen zurückzugreifen, die der Herr Abg. Richter bei der Generaldebatte des Etats am 12. De— zember 1898 bereit zur Fleischnothfrage gemacht hat. Ich thue das um so lieber, als ich dabei im wesentlichen auch alle Punkte berũhre, die der Abg. Fischbeck heute in seiner Rede ausführte.
Meine Herren, der Herr Abg. Richter begann damit, daß er zu⸗ nächst den amerikanisch spanischen Krieg berührte, knüpfte daran die Bemerkung, daß der Praäͤsident der amerikanischen Republik Ver⸗ handlungen mit Deutschland eingeleitet habe wegen Abschluß eines Handels vertrages, und betonte den Wunsch, daß diese Verhand= lungen zu einem günstigen Abschluß führen würden. Wenn man wischen den Zeilen liest und prüft, was der Herr Abg. Richter ge⸗ meint hat, und namentlich den nachfolgenden Theil der Rede mit in Betracht zieht, so verstehe ich obige Aeußerung dahin, daß der Abg. Richter seiner Besorgniß hat Ausdruck geben wollen, daß durch die bisherige Behandlung des Auslandes in veterinären Fragen Schwierig⸗ keiten und Veiwickelungen mit dem Auslande eintreten könnten. Ich benutze gerne die Gelegenheit, um hier bestimmt zu erklären, daß es die Absicht und der Wunsch der deutschen Regierungen ist, mit dem Auslande auch auf dem wirthschaftlichen Gebiet auf dem besten Friedensfuße zu leben, selbstverständlich, meine Herren, unter voller Wahrung der eigenen berechtigten Interessen. (Lebhaftes Bravo.)
Nun sährt der Herr Abg. Richter weiter fort: „Auch wir sind der Meinung, daß unter Umständen, wenn eine bedrohliche Seuchengefahr wirklich vorhanden ist, die Interessen der Konsumenten zeitweilig zurücktreten müssen gegenüber der Bannung dieser Gefahr.“ Meine Herren, mit Dank aeceptiere ich diese Erklärung und glaube,
mit dem ganzen Hause aussprechen zu dürfen, daß es die überein⸗ stimmende Ansicht des hohen Reichstages ist, daß, wenn dig ein· heimischen Viehbestände gefährdet sind, wir gejwungen sind, sowohl die nothwendigen Maßregeln zum Schutz unserer Viehbestände im Inland, aber auch dem Auslande gegenüber zu ergreifen. Ich werde gleich auf die Schranken kommen, die nach dieser Richtung uns gesetzt sind.
Nun fährt aber der Abg. Richter wörtlich fort: „Aber wir sind nicht der Meinung, daß man die veterinärpolizeilichen Rücksichten zur Handhabe benutzen soll, um die Einfuhr ausländischen Viebs und ausländischer Fleischprodukte mehr zu erschweren, als die Zollsätze und die Yandelsverträge es zulassen. Meine Herren, den in dieser Aeußerung liegenden Vorwurfe muß ich mit voller Entschiedenheit entgegentreten. Es wird hier mit anderen Worten klar ausgesprochen, die deutschen Regierungen haben in der Anwendung ihrer seuchen⸗ polizeilichen Maßregeln die Absicht, eine Etschwerung der aus—= wärtigen Einfuhr herbeizuführen, entgegen den Pflichten, die ihnen die Handels verträge auferlegen. Ich muß demgegenüber auf das allerbestimmteste betonen, deß die deutschen Regierungen weder früher noch in den letzten 4 bis 5 Jahren sanitäre oder veterinäre Maßregeln ergriffen haben, die mit den Handelsverträgen dem Auslande gegenüber nicht völlig vereinbar wären. Ich darf be—⸗ merken, daß, wenn vom Auslande uns gegenüber Wünsche zu erkennen gegeben sind, es möge nach dieser oder jener Richtung eine Er⸗ leichterung des auswärtigen Imports herbeigeführt werden, — so ist das, soweit ich mich entsinne, nicht abgelehnt worden; in keinem Falle ist, soviel ich mich entsinne, von auswärtigen Regierungen die Behauptung aufgestellt, die der Herr Abg. Richter hier angedeutet hat, daß wir gegen unsere Verträge den auswärtigen Import bes chränlt haben. Meine Herren, ich glaube, ausdrücklich erklären zu sollen, daß wir die Einfuhr nur in sanitärem und veterinärem Interesse und nur innerhalb der Grenzen, welche uns die Handelsverträge und die Handelsbeziehungen ziehen, wie ich aus— drücklich hinzufügen will, gestatten. Die Absicht, durch Sperrmaß⸗ regeln die Preise der inländischen Produkte zu fteigern, liegt den ver⸗ bündeten Regierungen vollständig fern. Daß unter Umständen die
Sperrung der Grenze eine Preissteigerung herbeizuführen geeignet ist,
mag richtig sein, ist aber jedenfalls nicht der Zweck, sondern höchstens die Selbstfol ge der Sperrung. Dieselbe Wirkung haben unter Umständen auch sanitäre und seuchenpolizeiliche Maßregeln im In⸗ lande (sehr richtig) — Anlage von Schlachthöfen, Vernichtung von seuchenverdächtigem und gesundheitschädlichem Fleisch, besonders die Schlachtsteuern und ähnliche Maßnahmen.
Ich lege Werth darauf, diese Erklärung genau zu fitieren; denn ich halte es für in hohem Maße gerade bedenklich, wenn hier im Reichstag unwidersprochen die Behauptung aufgestellt wird, daß die deutschen Regierungen gegen ihre Vertragspflicht, und zwar im Interesse der Hebung des Preises der inländischen Produktion, in Anwendung der seuchenpolizeilichen Bestimmungen handeln und letztere zum Vor— wand ihrer Maßregeln nehmen. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, es ist bekannt, daß wir bei unseren Handels verträgen auedrücklich uns auf sanitärem und veterinärem Gebiete die freie Bewegung vorbehalten haben und vorbehalten mußten. Seitdem die Kullurstaaten in immer weiterem Fortschritt anfangen, auf dem Gebiete der Sanitäts⸗ und Veterinärpolizei im Interesse der Gesundheit der Menschen und im Interesse des Schutzes des nationalen Kapitals einen strengeren Maßstab anzulegen, ist es doch auch dem Auslande gegenüber eine durchaus berechtigte Forderung unserer Landwirthschaft, daß die deutsche Regierung ebens⸗ wie die aller anderen Kulturstaaten diejenigen Maßnahmen ergreift und durchführt, welche geeignet sind, die Gesundheit der Menschen zu schützen und das große wirthschaftliche Kapital zu schützen, welches in unseren Viehbeständen vorhanden ist. Diese beiden Aufgaben hängen ganz eng mit einander zusammen und sind ohne einander nicht zu lösen. Belspielsweise hat die Fleischbeschau einen veterinären Charakter, sie hat aber auch einen sehr wesentlichen sanitären Charakter — kurzum, diese Fragen hängen auf das engste mit einander zusammen.
Meine Herren, ich will diesen Punkt damit verlassen, will aber nun Folgendes hervorheben. Deutschland geht mit sanitären und veterinären Maßnabmen, Quarantäneeinrichtungen und ähnlichen seuchenpolizeilichen Maßnahmen viel weniger rigoros als das Ausland vor. Dem Auslande gegenüber ist das Verfahren der deutschen Re⸗ gierungen ein viel willfährigerez, wie das des Auslandes gegen uns. (Sehr richtig! rechts) Wenn Sie prüfen, wie die Einfuhrverbote,
die Cinfuhrerschwerungen und endlich die Zölle auswärtiger Staaten uns gegenüber sind — es würde zu weit führen, wenn ich das hier ausführlich darlegen wollte — so werden Sie finden, daß meine Be⸗ hauptung richtig ist. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, aus der Vergangenheit muß man in der Regel lernen. Wir haben Perioden gehabt, wo wir die Veterinär- und Sanitäte polizei mehr lax bebandelten, wir haben Perioden gehabt — und in einer solchen befinden wir uns nach meiner Meinung, Gott sei Dank, jetzt seit 4 bis 5 Jahren —, wo wir sie strenger handhaben. Meine Herren, was für Erfahrungen haben wir in der Zeit gemacht, als man im Großen und Ganzen eine freie Bewegung zuließ. Ich erinnere noch — ich verkehrte damals viel am Rhein —, daß dort — ich meine im Jahre 1869 — zuerst, und zwar bei Linz am Rhein, die Reblaus entdeckt wurde. Jedenfalls ist dieser Heid bei Linz am Rhein der erste, der entdeckt wurde. Man untersuchte derzeit, weil die Entdeckung große Besorgniß hervorrief, wegen der Erfahrungen, die in Frankreich gemacht worden, sorgfältig, woher dieses gefährliche Insekt importiert war. Festgestellt ist damals, daß Herr von Gerold, Vertreter Deutschlands in Washington, nach seinem Besitzthum bei Linz am Rhein amerikanische Reben eingeführt hatte, und daß damit die Phylloxera an den Rhein gebracht ist. Meine Herren, wenn Sie das Reichsbudget durchgehen, finden Sie, welche große Kosten uns die Bekämpfung der Reblaus jährlich verursacht; Millionen sind dafür bereits verausgabt, die vielleicht erspart wären, wenn mit dem Import derartiger Pflanzen, Gewächse u. s. w mit derselben Vorsicht verfahren wäre, wie das heutzutage geschieht.
Meine Herren, es wird auch über die Bekämpfung der Schild laus, die seit etwa Jahresfrist stattfindet, vielfach gellagt. Es wird gesagt, das seien thörichte Maßnahmen. Wir thun nur dacsselbe, meine Herren, was die amerikanischen Staaten untereinander thun. (Sehr richtig! rechts) In Amerika sperrt man diejenigen Landes tbeile, in denen die Schildlaus aufgetreten ist, in der strengsten Weise ab, um zu verhüten, daß sich die Gefahr weiter verbreitet. Ich will hoffen, daß wir mit den Maßnahmen, die wir in dieser Richtung unternommen haben, die Gefahr abwehren, daß es gelingt, unsere Obsiplantagen gegen die Schildlaus zu schützen. Meine Herren, ich erinnere ferner an die Thatsache, daß in den Vereinigten Staaten diejenizen Landestheile, in denen das Texasfieber herrscht, rück sichtlich des Inports von lebendem Vieh und frischem Fleisch zeit⸗ weise gesperrt werden für lebendes Vieh und Fleisch. Die Besorgniß, daß ähnliche Gefahren uns bedrohen, hat uns veranlaßt, uns gegen den Import von amerikanischem Fleisch und lebendem Vieh in gleicher Weise zu schützen. Wir verfahren also in gleicher Weise wie die amerikanischen Staaten selbst. Ich bin der Meinung, daß man weise thut, nicht erst abzuwarten, bis die Invasion gefährlicher Seuchen sich bereits vollzogen hat (sehr richtig! rechts), daß man vielmehr zeitig Schutzmaßregeln ergreift, wenn Gefahr droht.
Nun, meine Herren, ein noch drastischeres Exempel, auf das ich rekurrieren möchte, ist die Rinderpest. Die älteren Herren werden sich noch erinnern, daß aus Rußland nach Deutschland die Rinderpest importiert wurde, daß wir einen militärischen Grenzkordon gegen Ruß⸗ land gejogen, und daß mit der Keule alle infizierten oder verdächtigen deutschen Viehbestände getödtet wurden, und zwar gegen staatliche Entschädigung. Dadurch ist es mit der Zeit gelungen, dieser Seuche Herr zu werden.
Nun, meine Herren, werden Sie — ich glaube, auch die Herren auf der linken Seite des Hauses — darin mit mir einver—⸗ standen sein, daß es klüger ist, solchen Gefahren vorzubeugen, statt sie eintreten zu lassen und erst dann den Kampf dagegen aufzunehmen. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herten, das sicherste Mittel, um uns gegen Fleischnoth zu schützen, ist nach meiner Auffassung eine strenge Handhabung der Seuchenpolizei (sehr rechtig! rechts), und zwar in gleicher Weise im Inlande wie gegen das Ausland. Der strengeren Handhabung der Seuchenpolizei ist die Hebung unserer Viehbestände an Quantität und Qualität während der letzten 5 Jahre zu verdanken. (Sehr richtig! rechts) Das ist nicht meine Klugheit, die ich Ihnen hier vortrage, sondern das übereinstimmende Urtheil sämmtlicher Behörden, sowohl der preußischen wie derjenigen der übrigen deutschen Staaten, die gehört sind. Nebereinstimmend kehrt überall die Bemerkung wieder, das sicherste Mittel gegen die Einkehr einer Fleischnoth sei eine scharfe Handhabung der Seuchenpolizei. Daeselbe sagt auch der Herr Abg. Richter, wenn er ausführt, daß er es für dringend nothwendig halte, den inländischen Markt vorwiegend auf die inländische Produktion anzuweisen, und zwar — darin bin ich auch mit dem Herrn Abg. Richter einver— standen — daß frisches und gesundes Fleisch am besten die inländische Produktion gewährt.
Meine Herren, im übrigen würde ich kaum noch Veranlassung haben, den Darlegungen des Herrn Reichskanzlers meinerseits noch weitere Bemerkungen hinzuzufügen. Einen Gesichtspunkt aber möchte ich hervorheben, der, wie ich glaube, von eminenter Bedeutung ist. Me ine Herten, die kontinentale Lage Deutschlandz macht es räthlich, möglichst dafür Sorge zu tragen, daß alles dasjenige, was zur Ernährung der deutschen Bevölkerung nothwendig ist, im Kriegsfalle im Lande selbst erzeugt wird. (Sehr richtig! rechts Denn, meine Herren, man könnte sich wohl den Fall denken, daß uns eine Sperrung der Seeeinfuhr vorübergehend wenigstens große Gefahren bereiten könnte. Eine Kontinentalsperre könnte unter Umständen geradezu gefahrdrohend werden. Ich erachte es für eine der wichtigsten und bedeutsamsten Aufgaben der deutschen Landwirthschaft, dafür Sorge zu tragen, daß, soweit möglich, Deutschland sich unabhängig vom ausländischen Im- vort stellt. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, die Frage, ob das möglich ist, ist Gegenstand sorgfältiger Erörterungen und Prüfungen auch in der Literatur und in der Presse gewesen; Herr von Wangenheim hat sie heute gestreift. Nach meiner Ueberzeugung ist sie ganz hervorragend sachlich behandelt in der Denkschrift des Deutschen Landwirthschafteratht an den Herrn Reichskanzler, und ich glaube persönlich, daß diese Darlegungen schwer anfechtbar sind. Für die Richtigkeit dieser Auffassung finde ich ein Symptom auch in Folgendem. Die Darlegungen der agraren Vertretungen und ihrer Presse werden, soweit sie anfechtbar sind, sofort von der gegnerischen Presse oft mit anscheinend recht iweifelhaften Gründen zu widerlegen versucht. Eg ist daher interessant für mich gewesen, daß die obigen Darlegungen bisher in der gegnerischen Presse eigentlich todtgeschwiegen werden. (Sehr richtig! rechts.) Daraus könnte man vielleicht mit Recht folgern, daß man nicht den
Versuch der Widerlegung wagt. Meine Herren, es ist schwer, einen unanfechtbaren Beweis zu erbringen, daß wir unsere Fleisch⸗ versorgung, unsere Brotversergung selbft schaffen können. Aber gewisse Symptome sprechen doch dafür, daß, wenn der Fortschritt auf wirth⸗ schaftlichem Gebiete, sowohl auf dem Gebiete der Getreideproduktion, wle auf dem Gebiete der Viehproduktion, dank der Wissenschaft, dank der Technik, in mancher Beziehung auch dank der Entwickelung des Verkehrs, dank auch der zunehmenden Einsicht der landwirth⸗ schaftlichen Bevölkerung, welche erheblich wächst, dank auch dem zu⸗ nehmenden Fleiß und Sparsamkeit, so weiter fortschreitet wie bisher, daß dann der Zeitpunkt nicht mehr allzufern ist, zu dem die deutsche Landwirthschaft dieser Aufgabe gerecht wird. (Bravo! rechts.)
Wenn Mißernten, die in jedem Staat vorkommen können, ein—⸗ treten, wird stets ein vorübergehender Ausfall in den Gegenden ander⸗ weit gedeckt werden müssen.
Meine Herren, ich habe mir die Frage vorgelegt, ob die Frage, welche wir heute berathen, eine bedeutsame oder eine untergeordnete sei. Ich glaube, man kann nicht darüber zweifelhaft sein, daß die Frage von hochbedeutsamer Natur und von großer nationaler Be⸗ deutung ist. Sie wollen beachten, welche Bedeutung dieser Frage sowohl im Auslande, wie im Inlande beigelegt wird, ich meine, be⸗ sonders in der Presse. Es ist aber eine nicht erfreuliche Erscheinung, daß ein großer Theil der ausländischen Presse — vielleicht durch Geld nicht unbeeinflußt — jede Maßnahme, welche die deutschen Re— gierungen auf diesem Gebiet treffen, verdreht, aufgebauscht und entstellt in die Oeffentlichkeit bringt. (Sehr richtig! rechts.) Ich persönlich führe einen, wie ich hoffe, vorübergehenden Antagonis— mus zwischen einzelnen außerdeuischen Staaten mehr auf diese be⸗ denkliche Einwirkung der Presse als auf sachliche Gründe zurück, welche einen berechtigten Widerstreit herborrufen. (Sehr richtig! rechts Ich kann nicht verschweigen, meine Herren, auch ein Theil der deutschen Presse verfolgt in dieser Richtung nicht nationale, sondern mehr internationale Ziele. (Sehr gut! rechts) Auch Reden, wie wir sie heute von jener Seite des Hauses gehört haben, würden richtiger in einem aucländischen Parlament als hier gehalten werden können. (Heiterkeit und Sehr richtig! rechts) Ich glaube, zu meinem Bedauern feststellen zu dürfen und zu müssen, daß wir in der Beziehung unter den Kultur staaten ziemlich isoliert dastehen. Bei anderen Staaten, in Frank⸗ reich, England u. s. w., wird die gesammte Presse stets den nationalen Standpunkt vertreten, nicht aber ausländische Interessen. (Lebhafter Beifall rechts.)
Meine Herren, unser Altreichskanzler bat, wie so oft, so auch in dieser Frage, und zwar hinterlassen in seinen Memoiren, eine Aeuße—⸗ rung gemacht, die drastisch in kurzen Worten, aber richtig das wieder giebt, was ich in breiteren Grundzügen hier dargelegt habe. Er sagt: „Der Zweck, woblfeiles Schweinefleisch zu haben, wird durch eine lare Behandlung der veterinärpolizeilichen Maßregeln dem Aus— land und Inland gegenüber nicht gefördert.! Das ist in kurzen Worten die Quintessenz von dem, was ich ausführte.
Meine Herren, zum Schlusse bin ich genöthigt, auf eine Be— merkung einzugehen, die sowohl der Herr Abg. Fischbeck, wie der Herr Abg. Richter gemacht haben. Sie sagen, es wäre ihnen unverständ⸗ lich, wie man es logisch vertreten könne, daß man das Kontingent Schweine, welches in den oberschlesischen Industriebezirk seit einer Reihe von Jahren zur Befriedigung des Fleischbedarfs der Industrie⸗ bevölkerung eingeführt wird, wiederholt hätte ermäßigen können und schließlich auf 1360 Schweine wöchentlich reduzieren. Entweder müsse man die Einfuhr ganz ausschließen, weil Rußland verseucht sei und der russische Import uns gefährde, oder man müsse allgemein auch mehr Schweine zulassen; denn 1300 Schweine seien eine ebenso große Gefahr wie 2000 und mehr. Ja, meine Herren, die Sache liegt doch etwas anders, als die Herren sie hier dargestellt haben. Es ist durchaus zutreffend — und das habe ich auch im vorigen Jahre im Abgeordnetenhause ausgeführt —, daß die Staatsregierung gezwungen war, von zwei Uebeln das geringere ju wählen. Alle unsere Versuche, für den Fall der völligen Sperrung Rußlands, zu welcher wir, streng genommen, berechtigt und verpflichtet waren, weil die Seuchenverbältnisse dazu Anlaß boten, dem Industriegebiet der inneren Bezirke den Fleisch⸗ bedarf zu sichern, waren erfolglos und wirkliche Fleischnotb dort in Aussicht. Trotz Frachtermäßigung auf den Babnen gelang es nicht, aus dem Osten der Monarchie den Bedarf Wir haben daher von zwei Uebeln das geringere gewäblt. kenne an, daß es konsequent wäre, auch die 1360 Schweine nicht der die Grenze zu lassen, weil jede Durchbrechung der Srenssperre gegen Rußland veterinärpolizeilich gefährlich ist. Die Fleischoerslorgung für die Industriebevölkerung war aber von so großer Bedeutung, daß wir das geringere Uebel wählen und eine Ausnahme machen mußten. Dabei kam noch in Betracht: in dem oberschlesischen Industrie⸗ gebiet wird eine ausgedehnte Landwirthschaft und Vieb« zucht nicht getrieben, sodaß unmittelbar die Gefährdung des Industriebezirks nicht groß war. Weil wir aber erkannten, daß die Veterinärgefahr eine große würde, wenn das große Kontingent nach Breslau, Berlin, Westfalen u. s. w., wie es thatsächlich geschab, geschafft würde, ss haben wir wetter und weiter das Kontingent be— schränken müssen, bis wir auf dem jetzigen Zustand angekommen sind. Ich will Ihnen zugleich, wenigstens im Auszuge, mittheilen, was die Regierung in Oppeln über dieses Kontingent sagt:
Das Kontingent der russischen Schweine genüzte bis jum Jahre 1898 durchaus, um die Preise auf einer niedrigen Höhe zu halten. Erst in der Mitte vorigen Jahres stiegen die Preise er⸗ heblich, obgleich das Kontingent dasselbe blieb und auch soaft keine Verschärfung der Einfubebedingungen und seit Ende 1897 keine Er höhung det Bedarf eingetreten war. Der Grund lag lediglich in der Erhöhung der Schweinepreise in Rußland. Aus diesem Grunde wurde sogar in der zweiten Juniwoche und auch in der folgenden Zeit häufig nicht einmal das erlaubte Kontingent eingeführt: die Einfuhr russischer Schweine brachte zeitweise keinen Gewinn.
Trotzdem hateigentliche Fleischnoth nicht geherrscht.
Die Erhöhung der Schweinepreise in Rußland wird wesentlich dadurch bewirkt, daß ein Konsortium russischer und deutscher Händler sich des Handels in Sosnowice und Umgegend bemächtigt hat. Sie verkaufen an die deutschen Fleischer nur zu einem vereinbarten hohen Preise und haben sich gegenseitig durch Konventionalstrafen an die hohen Preise gebunden.
An russische Händler werden die Schweine billiger abgegeben. Das Konsortium beherrscht den Handel und weiß andere Händler
sern zu halten. Auch die Flelscher befinden sich in finanzieller Ab⸗
hängigkeit von ihnen und können deshalb billigere Quellen nicht aufsuchen.
Preissteigernd hat auch die schärfere Handhabung der veterinär⸗ polizeilichen Aufsicht in Rußland gewirkt, die durch Trangport⸗ erschwerungen, Untersuchungen, Ausschluß verdächtiger Thiere, Quarantänen u. dergl. die Geschäftsunkosten vermehrt.
Der höchste Preis betrug im vorigen Jahre (1898) in Beuthen 1,31 S im August, er sank im September auf 1,30 S, im Oktober auf 1,28 S, im November auf 1,26 S und im Dezember auf 1,23 M, während der Durchschnitt der 24 größten Marktorte in Preußen im August 143, im September 1,44, im Oktober 1,43 und im November 1,42 S betrug. Das Schweinefleisch war also in den letzten vier Monaten in den Industriebezirken durchschnittlich 13 bis 16 8 pro Kilo billiger als im übrigen preußischen Staat.
Es wird vielleicht noch eine ganz interessante Verhandlung, die die preußische Landwirthschaftsverwaltung mit der Militärverwaltung darüber geführt hat, ob und welche Einwirkung die sogenannte Fleisch⸗ noth auf die Veipflegung der Armee gehabt habe, der Herr Regierungs⸗ kommissar sogleich mittheilen.
Meine Herren, ich schließe mit der Hoffnung und dem Wunsche, daß die heutige Verhandlung, welche auf der breitesten Basis ge⸗ führt wird, die Bevölkerung in der Ueberzeugung bestärken, und wo sie verloren gegangen ist, wieder beleben wird, daß die Frage der Fleischversorgung eine Frage von weittragender nationaler Bedeutung ist, daß die Lösung der Frage nicht dadurch zu erreichen ist, daß man gegen das gesundheitliche und gegen das veterinäre Interesse die Grenzen anstandslos öffnet, und daß eine richtige, sachgemäß durchgeführte Sanitäts. und Veterinärpolijei im Inlande und im Auslande das geeignetste Mittel ist, um die deutsche Landwirthschaft dauernd im Stand zu halten, daß sie — darauf sind wir angewiesen — den Fleischbedarf im Inlande decken kann. Ich gebe mich auch der Hoffnung hin, daß eine Schwankung in der Sanität. und Veterinärpolizei, wie dies vorübergehend mal der Fall gewesen ist, nicht wieder eintritt. (Lebhafte Zustimmung rechts Eine jede Schwankung ist, wenn nicht der Ruin, so doch die Gefährdung unserer deutschen Viehzucht. Sie kann nur blühen und gedeihen, wenn sie getragen wird von der Ueberzeugung, daß sie auch auf Schutz gegen Gefahren aus dem Auslande wie im Inlande rechnen kann. Und so bin ich fest überzeugt, daß die sämmtlichen verbündeten Regierungen mit mir darin einverstanden sind, daß unter Wahrung der Rechte des Auslandes und unter Wahrung der berech tigten Ansprüche des Auslandes, unter voller Wahrung der Handels verträge, Viehkonventionen und dergleichen und unter Wahrung berechtigter wirthschaftlicher Beziehungen zum Auslande, wie bisher, so auch fernerhin in der Handhabung der Veterinär- und Sanitäts- polizei mit derselben Konsequenz weiter verfahren werden muß. Wenn das, wie ich hoffe, geschieht, so hat die deutsche Landwirthschaft dafür nicht dem preußischen Landwirthschafts⸗Minister zu danken. Der Dank dafür, den unrichtiger Weise Herr von Wangenheim mir dargebracht hat, gebührt allen verbündeten Regierungen und vor allem dem Herrn Reichskanzler, dessen heutige Erklärungen der deutschen Landwirthschaft die vollste Beruhigung in angedeuteter Richtung gewähren. (Leb hafter Beifall rechts.)
8. Sitzung vom 11. Januar 1899, 1 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der Besprechung der Inter— pellation des Abg. Freiherrn von Wangenheim-⸗Pyritz (d. kons), betreffend die Ergebnisse der Enqusten über die angebliche Fleischnoth. .
Abg. Stolle (Soz.) führt aus, er halte es für die Aufgabe seiner Partei, für die Interessen der Konsumenten einzutreten. Daß ein Minderverbrauch von Fleisch, namentlich in den größeren Städten, eingetreten sei, sei offenkundig. Die Schlachtungen in den Schlacht häusern der großen Städte hätten um Tausende abgenommen. Die Preise des Fleisches, namentlich des Schweinefleisches, seien so gestiegen, daß im Königreich Sachsen kein Arbeiter dieselben erschwingen könne. Die Landwirthe wollten allerdingsYs die Schuld für die Vertheuerung des Fleisches auf die Metzger und die Viehhändler abwälzen. Aber dafür seien durchaus keine Beweise zu erbringen. Die Vermebrung der Viebzucht solle namentlich dem kleinen Bauern belfen. Aber die Statistik weise z. B. für das Königreich Sachsen nach, daß die Zahl der kleinen Grundbesitzer unter 10 ha zurückgegangen sei. Die Vermehrung des Viehstandes sei also haupt- sachlich den Großgrundbesitzern zu gute gekommen. Die Sperrung der Grenjen habe namentlich den Bauern zum Schaden gereicht. Der kleine Bauer könne nicht mehr das Magervieh vom Auslande zur Mästung kaufen. Die Seuchengefahr sei nicht die Ursache der Grenz verre, diese diene lediglich zur Wahrung der Interessen der Groß= grundbesitzer und der Viehzüchter. Die Regierung sollte im Inlande Maßregeln gegen die Viehsenchen ergreifen und nicht nur auf das Ausland binweisen.
Abg. Nißler (d. kons.): Ich kann diese Frage nur vom Stand⸗ punkt eines einfachen Landwirths behandeln; ich kann aber sagen, daß die gesammte deutsche Landwirthschaft auf dem Boden der Inter⸗ pellation fteht. Nicht der Großgrundbesitzer in Ostelbien allein bat einen Vortheil von der Viehzucht, sondern alle Landwirtbe, und der Vor. tedner als Gastwirth von Zwickau hat durch seine Rede bewiesen, daß er von der Landwirthschaft nichts verstebt. Man darf die Bauern auf dem platten Lande nicht mit den kleinen Landwirtben in der Nähe der großen Städte vergleichen. Die letzt können ihre Butter, ihre Milch ꝛc. besser verwertben. x Bauer quf dem platten Lande ist aber lediglich auf . gebnisse der Viehzucht, besonders der Schweine mmcht angewiesen. Mit der Milchwirtbschast und solchen Dingen können wir nichts erreichen. Die Schweinefleischpreise mogen ja etwas böber geworden sein; aber jetzt ist der Preis der Schweine schon so zurückgegangen, daß die Fleischer wohl wieder billiger verkausen könnten, wenn sie wollten. In Bayern sind die Schweine zu 38 M verkauft worden pro Zentner, während der Schlächter 65 bis 68 M erzielte, alfo 39. im Pandumdreben verdiente. An eine Notblage der Industrie. arbeiter kann ich nicht glauben. Geben Sie Sonntags in die Städte, so sehen Sie, wie sie als Ausflügler ibr Geld derzebren. Die Bauern können sich solche Dinge nicht leisten. Daß eine Fleisk. noth besteht, ist von authenttscher Seite bestritten worden. Es ist ein Hohn, von einer Fleischnoth ju sprechen. Alle Denkte z den kleinen Städten, die Handwerker u. s. w. erkennen voll tür dig an, daß die Geschäfte nur gut geben, wenn ein zablungéfadiger Banern stand vorhanden ist. Es handelt sich nicht um Parteitra gen, ondern um Existenzfragen. Wenn es wieder dabin kommen fellte, de der Getreide zu einem niedrigeren Zolle oder zollfeet ezine krt werden sollte, so würden Tausende von Bauern ihre Cristeng der lieren, und die Industrie würde auch darunter zu leiden da den, eder Re idre Abnehmer verlöre. Mit dem Bauern ftande Fedt ed nicht gut, und ez ist erfreulich, daß die Megterang einstebt, daß er geschützt werden muß. Die Tandslucht za welcher die Sozialdemokraten und Liberalen reichlich Deitragen, schädigt die Landwirthschaft sebr schwer. Daß die Dent cde Tandwirtbschast nicht vollständig das deutsche Volk ernäbeen loönate, ist noch nicht erwiesen. Es ist so viel Vieh vorbanden, daß die Nachfrage das Angebot nicht
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