1899 / 21 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jan 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Den Dozenten an der nr fed. u Berlin Dr. Jur ifch und Pr. Stavenhagen, sowie dem ilfslehrer an dieser Anstalt, Regierungs Bauineister Solf ist das Präͤ⸗ dikat „Professor beigelegt worden.

Urkunde,

betreffend die Errichtung einer evan gelischen Trinitatis. Kirchengemeinde in Cbarlottenburg.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unter richts und Medizinal⸗Ängelegenheiten und ves Evangelischen Ober⸗ Klirchenraths, sowie nach Anhörung der Betheiligten wird von den unterzeichneten Behörden hierdurch Folgendes festgesetzt.

1

Die Evangelischen in demjenigen Gebiet von Charlottenburg, welches umschrieben wird:

a. im DOsten: durch die Mittellinie der Hals ene von der Weichbildgrerz , gegen Deutsch. Wilmere dorf nordwärts bis zur Mittel Iinie der Karfürsten⸗Alee,

p. im Norden: durch die Mittellinie der Kurfürsten Allee von der Mittellinie der Fasanenstraße westwärtz bis zur verlãngerten Mittellinte der Bismargstraße und durch die Mittellinie der Bismarck straße von der Mittellinie der Kurfürsten⸗Allee westwärts bis zur Mutellinie der Kaiser Friedrichstraße,

im Westen: durch die Mütellinie der Kaiser Friedrichstraße und deren Verlangerung über den Stuttgarter Platz von der Mittel · linie der Bismarckstraße südwärtg biß zum Damm er Stadtbahn, durch den Bahndamm von der verlängerten Mittellinie der Kaiser Friedrichstraße ostwärts bis zur westlichen Gren linie der Grundstücke auf der westlichen Seite der Wilmersdorferstraße und durch diese Grenzlinie vom Bahndamm sũdwãrts bis zur Weichbildaren ze gegen Deutsch⸗Wil mere dorf einschließlich sämmt⸗ licher Eckgrundstücke, auch wenn sie in Nebenstraßen gezählt werden,

d. im Süden: durch die Weichbildgrenje gegen Deutsch⸗ Wilmersdorf Ton der westlichen Grenzlinie der Grunzstücke auf der Westseite der Wilmersdorferstraße ostwärts bis zur Mittellinie der Fasanenstraße,

werden' aus der Luisen-Kirchengemeinde ausgepfarrt und zu einer selbständigen Trinitatis-Kirchengemeinde vereinigt.

II.

Das Archdiakonat der Luisen⸗Kirchengemeinde gebt als erste Pfarrstelle und dasjenige Diakonat dieser Gemein ze, welches zur Zeit der Diakon us Andreae inne hat, als zweite Pfarrstelle auf die Trini⸗ tatis Kirchengemeinde über.

III.

Für die Trinitatis-Küirchengemeinde gelten bis auf weiteres die gegenwärtigen Gebührenordnungen der Lulsen⸗ Kirchengemeinde.

IV. Diese Urkunde tritt mit dem 1. Februar 1899 in Kraft.

Berlin, den 9. Januar 1899. Potsdam, den 14. Januar 1899. (L. S.) (L. S.)

Königliches Konsistorium Königliche Regierung, der Provinz Brandenburg, Abtheilung für Kirchen⸗ und btheilung Berlin. Schulwesen

D. Faber. Heidfeld.

Vorstebende Urkunde bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß.

Zugleich werden folgende Festsetzungen und Anordnungen getroffen:

A. Die Trinitatis Kirchengemeinde bat bis jum 31. Dezember 1804 das Recht, den der Luisen Kirchengemeinde in Charlottenburg gehörigen Kirchbof am Fürstenbrunner Weg mitzubenutzen und die Stolgebübren für Begräbnisse ibrer Mitglieder zu beziehen.

B. Die Inhaber des bisherigen Archidiakonats und des zweiten Diaklonats an der Luisen⸗Kirchengemeinde. Prediger Srunsing und Andreae, treten mit dem 1. Februar 1899 als Erster bezw. Zweiter Pfarrer zur Trinitatis Kirchengemeinde über. Dieselben werden die Anmeldung der in dem neuen Parochiglbezirke wobnhaften wahlfäbigen Gemeindeglieder zur Wählerliste wäbrend der noch durch Kanzel⸗ abkündigung zu beftimmenden Tagesstunden, in der Sakristei der Trintfafis Kirche und außerdem nach Möglichkeit zu jeder anderen Tageszeit in ihren Wohnungen entgegennehmen.

Die ersten Erneuerungswahlen der kirchlichen Gemeindeorgane nach 3 43 Absatz? der Kirchengemeinde und Synodal⸗Ordnung haben in ber Trinttatis⸗-Kirchen gemeinde im Herbst 18903 zu erfolgen.

Berlin, den 20. Januar 1899.

(L. S.)

Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg, Abtheilung Ber in.

D. Faber.

Aichtamtliches

Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute Morgen um 8 Uhr nach Hannover, um eine Parade Aber die dortige Garnison abzuhalten.

Die vereinigten Ausschüsse des Bun desraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.

Gemäß dem Erla sse des Oher⸗Präsidenten der Provinz Brandenburg, Staats⸗-Yeinisters Dr. von Achenbach vom 23. Dezember 1895 tra. gestern der 71. Kommun al⸗ Landtag der Kurmar é unter Vorsitz des Geheimen Regierungs- und Landraths a. D von Winterfel dt⸗Menkin usammen. Der Vorfitzende er öffnete den Landtag mit einem och auf Seine Majestät den Kaiser und König in welches ber Landtag dreimal lerchaft einstimmte. Der Abg. Keich ist im September un d der Abg. Reiß im Februar v. J. versiorben; der Landtag ehrte das An⸗ benken der Verstorbenen dur n Erheben von den Sitzen. Von der Neuwahl eines Abgeordneten der . für den Kreis Niederbarnim ist. nach einer

t des Landrathsamts abgesehen worden, da ein Stellvertreter gewählt und daher dieser in den Landtag eingetreten ist. Für den Vertreter der Stadt Berlin, Abg. Reiß, ist der Stadtverordnete Esmann gewählt worden un erschienen. Durch Krankheit werden vom Landtage fernge⸗

alten: die Ahn, Graf von der Schulenburg und von

uch. Die Illederlausitz wird in Angelegenheiten der Landfeuersor durch den Landegdirektor Freiherrn von Manteu„sel⸗Berlin und den Landsyndikus Sack⸗Cremmen vertretea. Nach Mittheilung dieser Personalien konstituierte der Vorsitzende den Landtag, indem er den Abg. Hammer En Schriftführer und den Abg. Doerfel zu dessen

tell vertreter berief und zwei Ausschüsse bildete; den J. für die Angelegenheiten der Landfeuersozietät der Kurmark und der Niederlaufitz und den I. für diejenigen der Kurmärkischen Hilfekasse und die innere Verwaltung. Außerdem wurde noch die Kommission für die Berathung einer Ver⸗ einbarung mit dem Provinzialverbande wegen Uebernahme der kommunalständischen Verwaltung gebildet, deren Vorsitz der Geheime Regierungs- und Landrath a. D. von Winter⸗ feldt⸗Menkin fuͤhrt. Zum Vorsitzenden des I. Ausschusses wurde der Abg. Major von Bredow⸗Buchow⸗Carpzow und zu dessen Stellvertreter der Staats⸗Min ster Abg. Graf zu Eulenburg, Senior des e zu Brandenburg, zum Vorfitzenden des II. Aueschusses der Regierungs- und Land⸗ rath von Gersdorff zu Beeskow und zu dessen Stellver⸗ treter der Rittergutsbesitzer von Bredow⸗Senzke ernannt. Dem J. Ausschuffe wurden sofort 11, dem II. Ausschusse 61 Sachen und dem Ritterschaftlichen Konvent eine Sache über⸗ wiesen. 14 eing gangene Danlschreiben für Bewilligungen des 70. Kommunal-Landtages an milde Stiftungen wurden durch Kenntnißnahme erledigt. Der Ausschlußtermin für den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu be⸗ rathenden Sachen wurde auf den 30. d. M. einschließlich und die nächste Sitzung des Landtages auf morgen angesetzt.

Der Kaiserliche Botschafter in Rom, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Saurma-Jeltsch ist von dem ihm Aller höchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurůück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über⸗ nommen.

l Regierungs⸗Assessor von Baumbach zu Oldenstadt ist der Köntglichen Regierung zu Danzig, der Regierungs⸗ Assessor Dr. Zapp zu Herford der Königlichen Regierung zu Marienwerder und der Regierungs⸗-Assessor Lincke der König⸗ lichen Regierung zu Trier zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korveiten⸗ Kapitän Jacobsen, am 22. Januar in Montevideo ange—⸗ kommen und beabsichtigt, am 25. Januar nach Buenos⸗Aires in See zu gehen; S. M. S. „Charlotte“, Kommandant: Kapitän zur See Vüllers, ist am 23. Januar in Tanger angekommen und will am 28. Januar nach Oran gehen; S. M. S. „Arcona“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Reincke, ist am 23. Januar von Kiautschoun nach Shanghai in See gegangen.

Württemberg.

Dem Landtage ist ein Gesetzentwurf zugegangen, durch welchen der Finanz⸗Minister ermächtigt werden soll, der land⸗ wirthschaftlichen Genossenschaftskasse Zproz. Darlehen bis zum Gesammtbetrage von einer Million Mark zu gewähren.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Zur Feier Höchstihrer silbernen Hochzeit nahmen, wie die Goth. Ztg.“ berichtet, Seine Königliche Hoheit der Herzog und Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die 7 o gin gestern von 10 Uhr Vormittags an im Thronsaal des Schlosses Frieden⸗ stein die Gtückwünsche und Huldigungen der Vertreter fremder Höfe sowie anderer Abordnungen entgegen. Nach dem Empfange gab der Herzog in längerer Ansprache Höchstseinem Dank für die ihm und der Herzogin dargebrachten Glückwünsche Aus⸗ druck. Alsdann fänd ein Lunch und um 6 Uhr ein Gala⸗ diner zu 159 Gedecken statt. Am Abend erfolgte eine Rund⸗ fahrt der Höchsten Herrschaften zur Besichtigung der Illu⸗ mination der Stadt und sodann der Besuch der Galavor⸗ stellung im Herzoglichen Theater.

Elsaß⸗Lothringen.

Der Landes haus halts⸗Etat für El saß⸗Lothringen für das Jahr 18359 balanciert, wie dem „W. T. B.“ aus Straßhurg berichtet wird, in den Einnahmen und Ausgaben mit 50 04 590 6 gegen 59 765784 6 im vergangenen Rechnungsjahre. Das Rechnungsjahr 1897 hatte mit einem Ueberschuß von 1189208 66 abgeschlossen. Auch für das Etatsjahr 1898 wird sich wahrscheinlich ein Ueberschuß ergeben. Die Mehreinnahmen sind eine . theils der den Voranschlag weit üherschreitenden Ueberweisungen seitens des Reiches aus den Zöllen und indirekten Steuern, theils der gesteigerten eigenen Einnahmen, namentlich aus den Forsten. Wesentliche Neuerungen im Etat bestehen namentlich in der vorgeschlagenen e,, der Besoldungsverhältnisse gewisser Beamten⸗ ategorien.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der ungarische r, ,, , ,. Baron Banffy wurde gestern Mittag von dem Kaiser in längerer, besonderer Audienz empfangen. Im Laufe des Vormittags hatte Baron Banffy mit dem Grafen Thun und dem Reichs⸗Finanz⸗ Minister von Källay konferiert; am Nachmittag hatte er eine Besprechung mit dem Minister des Auswärtigen Grafen Goluchows ki und beabsichtigte, Abends nach Budapest abzu⸗ reisen Koloman von ell, welcher vorgestern von dem Kaiser empfangen wurde, hatte gestern Nachmittag gleich⸗ falls eine Unterredung mit dem Grafen Goluchowski.

Zu Ehren der Deputation des Offizierkorps des preußischen Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments wurde, dem, W B. e fe, in Kaschau am Sonntag Abend ein Festbankett ab⸗ . alien. Gestern fand daselbst die feierliche Uebergabe des von dem Deutschen Kaiser dem 64. Infanterie⸗Regiment verliehenen

essen in der Offiziersmesse statt. Heute wird die Deputation

n durch die Deputation und Abends ein Fest⸗ die Rückreise von Kaschau nach Berlin antreten.

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Anf dne Beschwerde des Stadtrats van Kaaden

durch die Aufhebung des Beschlusses, betreffend eine ipathi . . den aufgelõsten 24 l nde e das Reichsgericht, daß eine Verletzung des ziechts der eien Meinungsäußerung stattgefunden habe, da der Beschlu owohl seiner Form als seinem Inhalte nach nicht ungesetzli gewesen sei. Dag erkannte das R c gn gn au eine Beschwerde des Stadtraths von Eger wegen Ver⸗ letzung des Rechts der freien Meinungsäußerung durch einen leichen Reglerungsakt, daß eine Verletzung dieses Rechts nicht attgefunden habe, da es in dem betreffenden Beschluß des Egerer Staßtraths unter anderem heiße, daß die gegen die Deuischen unternommenen Maßregeln nur einer Rancüne der Regierung entsprungen seien, in welcher Kritik das Rꝛichsgericht ein Ueberschreiten des Rechts der freien Meinungsäußerung erblicke.

Großbritannien und Irland.

Bei einem Bankett der Handelskammer in Birmingham hielt gestern der Herzog von Devonshire eine Rede, in welcher er, dem, W. T. B.“ zufolge, ausführte: Es könne mit Recht behauptet werden, daß Geoßbritanniens Beziehungen zu den auswärtigen Mächten Fortschritte gemacht hätten. Man habe in Großbritannien das Empfinden, daß die Bande der Stammes verwandtschaft und der gemeinsamen Anschauungen welche Großbritannien mit Amerika verk üpften, im Vereine mit der Gemeinsamkeit der beiderseitigen Interessen beide Länder zu einer gemeinsamen Weltpolitik führen müßten. Großbritannien habe als die einzige von allen Nationen der Welt mit thatsächlicher und sich beihätigender Sympathie die Aussicht darauf btrachtet, daß Amerika eine aktivere Rolle in der Weltpolitik spielen werde. Er sei ferner der Ansicht, die Wahrnehmung gewisser gemeinsamer Interessen in verschiedenen Theilen der Erde in Verbindung mit der jüngsten ent— schlossenen a,,, der britischen Rechte und einem ge⸗ wissen enen auf Großbritanniens Macht und seine Absicht, auf diesen seinen Rechten auch fernerhin zu b stehen, habe Groß⸗ britannien in engere Beziehungen zu Mächten wie Deutschland und Italien gebracht. Ja, er wolle sogar Rußland nicht aus⸗ schlicßen, und was Frankreich anlan ge, so sei er der Meinung, daß die vorübergeh nde Krisis, welche jüngst durchgemacht worden und nun wohl glücklich beendet sei, eher als nicht dazu ang than gewesen sei, die Luft zu klären und dadurch, daß sie zu offenen und rückhaltslosen Ausgleichungen und Verhandlungen über die noch nicht ausgeglichenen Punkte geführt habe, eher den Ausblick auf eine Schlichtung der schwebenden Schwierigkeiten eröffne, als daß sie dieselben vergrößere oder gar noch bitterer mache. In einer kurzen Ansprache erklärte sich hierauf der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain in . Weise mit den Ausführungen des Herzogs von Devonshire einverstanden, welche für die Bildung der öffent⸗ lichen Meinung im Auslande von Werth seien und dazu bei— tragen würden, die Meinung von der Gesinnung des britischen Volkes zu bessern, was nöthig sei, wenn Großbritannien gute Beziehungen bewahren solle.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, hat das Reserve⸗Geschwader den B fehl erhalten, sich am 21. Fe—⸗ bruar in Portland zu sammeln. Im Hafen von Portsmouth hatten ger mn alle Kriegsschiffe anläßlich der silbernen Hochzeit des Herzogs von Sachsen-Coburg

wegen 6 des Rechts der freien Meinungzäu

und Gotha festlich geflaggt und feuerten um Mittag Ehren⸗

salven ab.

Frankreich.

Die Deputirtenkamm er begann gestern mit der Be— rathung des Budgets des Ministeriums des Aeußern. Ueber den Verlauf der Sitzung liegt der nachstehende Bericht des W. T. B.“ vor:

Der Deyutirte d' Estournelles ersuchte um Aufklãrungen üher die ,, e. und über die Beziehungen zu Großbritannien. Er erklaͤrte, die Kammer babe sich bisber eine patriotische Zurückhaltung auferlegt, das Land babe aber das Recht, jetzt zu wissen, wie die Lage sei, und ob man am Anfang oder am Ende der Verwickelungen mit Großbritannien stehe. Er sei der Ansicht, daß man die schwebenden Streitigkeiten mit Großbritannien durch einen für beide Theile ehrenvollen Vergle ch beilegen solle. Wenn man nicht zu einer gütlichen Einigung gelange, so werde für beide Länder die Lage eine unsichere bleiben, und dies sei mit einer Demüthigung für die Zieilisation gleichbedeutend Ein Einvernehmen Frankreichs und Sroßbritanniens sei für gan; Europa von Nutzen, vielleicht hätten die Engländer noch mehr Interesse an der Erhaltung des Friedens als Frankceich. Hierauf führte. der Deputirte Cochin aus, Frank reich müsse an der kolonialen Expansion theilnehmen, die alle Großmãchte beschäftige. Großbritannien sei im Sudan, wo doch niemand Rechte besltze gar zu anfpruchsvoll aufgetreten,. Eine Politik der Nadelstiche könne man wahrlich nicht Frankreich allein vorwerfen. Großbritannien lasse sich in erster Linie von seinen Sandelts in teresfen leien. In Tunis profitiere dieser Handel don dem französischen Pratettorat, In Madagaskar habe Frankreich das unbestreitbare Recht, Zellschranken zu errichten; indessen sei das Schutz zoll vstea auf die Kolonien nicht gut anwendbar. Auch Frankreichs Rechte auf Neufundland seien unbestreitbar. Nichts destoweniger sei ein gütliches Einvernehmen vorzuziehen, und er rathe zu einem solchen mit Großbritannien. Eine Entzweiung zwischen den beiden Ländern, die an der Spitze des Fort⸗ schritts marschierten, würde ein Unglück für die ganze Welt sein. Der Dexutirte Raiberti bemerkte, Frankreich sei sich seiner Kraft bewußt, wolle aber den Frieden. Redner ersuchte um Mittheilungen bezüglich der Konferenz zur Einschränkung der Rüstungen. n führte der Deputirte Ribot aus: Er sei immer der Ansicht gewesen, Frankreich und Großbritannien müßten zusammengeben zu brem gemeinsamen Wohle und zum Wohle der Welt. Feine in verantwortlicher Stellung befindliche ersönlichkeit könne einen Krieg jwischen Großbritannien und Frankrei wünschen. ne zänkische

Redner bestritt dann, daß roßbritannien gegenüber è— getrieben worden sei, erörtete die e. rankreichs auf Neu⸗

olitik Großbritanniens sei nicht gerecht. Die Rechte . auf Madagaskar

ndland und Madagaskar und sagte, die

eien unbesfreitbar. Frankreich habe das Protettorgt roß⸗ britanniens über Sansibar anerkannt unter der Bedingung, daß Großbritannien dasjenige ene ., über Madagaskar anerkenne. Die egvptische , ei es, die auf den Beziehungen zwischen Frankreich und Großbritannien laste. Ribot führte wester aus, Großbritannien könne keine Ansprüche darauf erheben, das Pro⸗ tektorat über Esypten ohne Zustimmung Europas auszuüben.

sei unrichtig, daß . es abgelehnt habe, über die egyptische 5 e zu verhandeln; Frankreich sei niemals einer derartigen Dis⸗ usston aus dem Wege gegangen. Zur a der Allianz mit Rußland übergehend, sagte der Redner: Diese Allianz gewährleistet den? Frieden Guropazz; wenn wir den Frieden aufrecht zu erhalten suchen, so geschieht es nicht, weil wir es müssen, sondern well wir es wollen. Redner begrüßte sodann die Annäherung zwischen Frankreich und Italien, sowle dag Ginvernehmen zwischen Rußland und Dester· reich und schloß, indem er den Franzosen ans r legte, stets Frank⸗ reichs ju gedenken. Darauf ergriff, der Minister des Aeußern Delcafs das Wort. Er sagte, feine Politik sei im Sinne der allgemeinen Interessen Frankr geleitet gewesen, und erinnerte an

spanisch · amerikan schen Streitfall, eine . Ghre gereicht habe und aus ewinn davongetragen habe. Was den g von Rußland angehe, so babe Frank zunächst aus Achtung vor dem welcher niemals ein vollständi⸗· i jetzt, u . weil ,. ew be, daß man nichts von ihm verlangen werde, 2 än e gr. köntie, weder in der Gegenwart nech in der Zukunit. Der Ministe erörterte fodann, daß die Stellung Frankreichs als Schutzmacht der Christen im Orient . köner Weise beeinträchtigt worden sei, er erinnerte an die Rolle Frankreichs in der ktetischen Frage und legte dar, daß Frank⸗ reich zu der Erhaltung des allgemeinen Friedeng beigetragen habe. Gs gebe aber nicht bloß glückliche, sondern auch traur ge Greignisse. Iwistigkeiten jwischen großen Staaten würden sich nicht immer ver. meiden jassen, aber er, der Minister, glaube nicht, daß eine solche vorbanden sei, die sich nicht in versöbnlichem Geiste lösen laffe. In diesem Sinne babe er den Zwischen⸗ fall Faschoda erledigt. Er habe nicht gewußt, daß die britische Flottille 6 der Cinnahme Khartumt nilaufwärtg fabren sollte, und habe deshalb der britischen Regierung mitgetbeilt, daß die zivili⸗ fatorische Aufgabe, welche die Engländer im Norden verrichten würden, pon den Franjosen im Süden werde verrichtet werden, in der Hoff⸗ nung, daß die Engländer die Mitwirkung der Franzosen gutheißen würden. Großbritannien habe aber geantwortet, daß jedes Nieder saffen einer anderen Macht im Nilthal als wenig freund⸗ schaftlicher Akt werde angesehen werden, und daß die ö Marchand's jwischen beiden Mächten einen Streitfall bilde. Er mũsse gegen diese Theorie der britischen Regierung protestieren und betonen, baß nichts vorgekommen sei, was gegen die bisherige Freundschaft verstoße. Die 1 Marchand sei im Jahre 1893 vorbereitet worden, affo laüge vor der Sudan. Expedition; Frankreich babe in den von Gaypten aufgegebenen Gebieten freie Hand gebabt und davon Gebrauch gemacht. Redner sprach dann unter dem Beifall des ge⸗ sammten Hauseg von dem heldenmüthigen Marsche Marchand's und bemerkte, er babe im allgemeinen Interesse des Landes die Räumung Faschodas angeordnet, aber es hab sein ganzes patriotisches Empfinden dazu gebört, daß er diefen Gntschluß babe fassen können. Er babe es für vatriotisch ge⸗ balten, einen Konflikt zu vermeiden, der ein Unglück für die ganze Welt gewesen wäre und Opfer gekostet haben würde, die außer Ver⸗ hältniß zu dem Streitob ekt gestanden haben würden. Was Frankreich anlangt, fo bleibt es bereit, alle Beschwerden Großbritanniens in der Hoffnung zu prüfen, seine Rechte zur Geltung zu bringen, aber auch in dem Bewußtsein, von niemand abbängig zu fein. Man bat gesggt, daß die französische Revolution ein untheilbares Ganzes sel; aber auch die Geschichte Frankreichs ist ein Ganzes, von dem man kein Theilchen loslösen kann!. Der Minister fuhr dann fort: was ihn selbst angehe, so babe er niemals vergessen, daß er der Vertreter dessen sei, was Gambetta die hoͤchste moralische Persönlichkeit der Welt genannt babe. Es dränge sich also die Rothwenigkeit einer behutsamen, durchsichtigen Politik auf, die, indem sie den Zweck wolle, sich nach verantworilichen Mitteln umsehe. Eine solche sel die Politit der Regierung, aber es sei dazu die beharrliche Zustimmung der Kammer erforderlich. Die weitere Be⸗ rafhung wurde dann bis zur nächsten Sitzung vertagt.

Der Kassationshof hat gestern Mittag mit der Ver⸗ nehmung Esterhazy's begonnen.

Rußland.

Nachdem am Sonntag im Anitschkow⸗Palais in Anwesen⸗ heit des Kaisers, der Kaiserin⸗Mutter und der Groß⸗ fürsten die Nagelung der dem Chevalier⸗Garde⸗Regiment anläßlich dessen Jahrhundertfeier von dem Kaiser verliehenen neuen Standarte stattgefunden hatte, erfolgte, wie „W. T. B.“ aus St. e ng meldet, gestern in der Michael Manege die Jubilaͤums⸗Parade des Regiments, welcher der Kaiser, die Kaiserin⸗Mutter, als Chef des Regi⸗ ments, die Großfürsten und Großfürst innen, die Spitzen des Militärressorts, das diplomatische Korps und die ausländischen Delegirten beiwohnten. Später fand im Anitschkow Palais ein Galafrühstück statt⸗ bei welchem die , einen Trinkspruch auf das Regiment aus⸗

rachte.

Spanien.

Wie die „Agenzia Fabra“ meldet, hat der Minister⸗Präͤsident Sagasta auf eine Anfrage erklärt, Aguingldo verlange ür die Freilassung der gefangenen Spanier, daß Spanien die Re⸗ pubsͤk der Philippinen anerkenne und sich mit ihr verbinde, um die Annexlon durch die Vereinigten Staaten von Amerika zu verhindern. Aguinaldo habe auch vom Vatikan die An⸗ erkennung verlangt und die Absendung eines Delegirten ge⸗ fordert, um über die Religionsfreiheit zu verhandeln.

Belgien.

Der Minister⸗Präsident und Finanz⸗Minister de Smet de Nayer und der Arbeits⸗-Minister Nyssens haben gestern Morgen dem König, der sich entschlossen zeigte, den Kammern durch das Kabinet einen Gesetzentwurf bezüglich der Wahlreform vorlegen zu lassen, ihr Entlassungsgesuch eingereicht. Der „Moniteur Belge“ von heute veroͤffentlicht die Köni lichen Enischließungen, durch welche die Entlassungsgesuche der Minister de Smet de Nayer und Ayssens angenommen werden. Gleichzeitig giebt der Moniteur die Ernennung des Deputirten Liba ert zum Finanz- Minister und die des Deputirten Cooreman zum Minister für Industrie und Arbeit bekannt. Der zurücktretende Minister de Smet de Nayer

ist zum Staats⸗Minister ernannt worden.

Serbien.

Die Skupschtina hat, wie dem „W. T. B.“ aus Nisch berichtet wird, die Regierung ermächtigt, für Eisenbahnzwecke eine Hproz. Anleihe im Betrage von 30 Millionen Franes mit Vormerkung auf die Staatsbahnen zum Ausgabekurse von 82 Proz. gufzunehmen. Ueber die Verwendung der An⸗ leihe wird die Regierung in der nächsten Session der Skupschtina einen Rechenschaftsbericht vorlegen. Gestern Nachmittag wurde die Skupschtina feierlich geschlossen. Der König Alexander wird heute in Nisch erwartet.

Schweden und Norwegen.

Das Befinden des Königs bessert sich fortwährend;

da jedoch die en erklärt haben, daß der König für einige i der Ruhe bedürfe, so ist, wie W. T. B. meldet, der

ronprinz bis auf weiteres als egen mit der Wahr⸗ nehmung der Regierungsgeschäfte der Vereinigten Königreiche betraut worden.

BParlamentarische Nachrichten. Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be⸗ finden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (17) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatoseiretär des Innern, Staats- Minister Mr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die i Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1899 bei dem Etat des Reichsamts des Innern, und zwar bei dem Autgabetitel „Gehalt des Staatssckretärs fort esetztt.

is zum Schluß des Blattes nahmen die Äbgg. Stöcker (b. k. F) und Dr. Müller⸗Meiningen (fr. Vollsp. ) das Wort.

In der heutigen (6) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, in welcher ber Vize⸗ Präsidenk des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miguel, der Minister des Innern Freiherr von der Recke und der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld zugegen waren, erbat und erhielt zunächst der Präsident von Kröcher die Ecmächtigung, Seiner Majestät dem Kaiser und König zu Allerhöͤchlidessen Geburtstage die Glůckwünsche des Hauses zu übermitteln.

Alsdann wurde die erste Berathung des Staatshaus—⸗ halts⸗Etats für 1839 fortgesetzt. . Das Wort erhielt zuerst der Abg. Freiherr von Zedlitz und Neu kirch freikons.), dessen Rede beim Schluß des Blattes noch fortdauerte.

gtunst und Wissenschaft. Neues vom Forum Romanum. Seit einiger Zeit herrscht auf der alten Trümmerstätte des

Forum Romanum wieder ein reges Leben; jahlreiche Hände sind be⸗ schäftigt, theils die Ausgrabungen weiter zu fordern, theils Bruchstücke früber aufgefundener Monumente wieder an ihre alte Stelle zu . und in Schaaren strömten namentlich in den letzten Tagen die Besucher, angezogen durch Gerüchte über sensationelle Funde, dorthin. Die , ,, zu den jetzigen Arbeiten geht, direkt ven dem nterrichts · Minister Baccelli aus, der schon in seinem früheren Ministerium die Freilegung der Forums . Area wesentlich gefördert hatte: die Beseitigung der modernen, das Forum quer durchschneiden den Straßendämme, die Ausgrabung des Vestalenhauses (Winter 1883 8c) wurden damals feinem energischen Vorgehen verdankt. Nachdem in den veiflofsenen 15 Jahren die Aufdeckung des Forums, abgesehen von manchen, zum theil von deutschen Gelehrten veranlaßten und ge⸗ leiteten Ein zelunterfuchungen, geruht batte, soll nun wiederum eine energische Förderung des Werke, namentlich die Uatersuchung der immer noch unter hausbobem Schutt begrabenen Nordseite des Forums (zwischen den Kirchen S Adriano und S. Lorenzo in Miranda), be⸗ dnnen werden. Als wfffenfschaftlichen Beirath bei den vorzunehmenden rbeiten hat der Minister eine Kommission aus vier Mitgliedern be⸗ rufen, in der auch das Kaiserlich deutsche Archäologische Institut durch den zweiten Sekretär Professor Hülsen vertreten ist. Die technische Leitung hat der römische Ingenieur Boni. Man hat im Spätherbst p. J. zunächst begonnen, die aus früheren Ausgrabungen stammenden Architekturreste, welche großentheils ohne jede Ordnung über den Platz zerstreut lagen, zu sichten und, soweit es möglich, wieder bei den Gebäuden zu deponieren, zu denen sie ursprünglich ge⸗ hört haben. Schon dabei wurden manch: rlei Entdeckungen ge⸗ macht, die für die architektonische Rekonstruktion z. B. der Basilica KAernijia in Betracht kommen, doch werden diese mehr die Fachkreise interessteren: für das Publitum wird vielleicht das An⸗ ziehendfte die Wiederberstellung der ornamentalen Skulpturen aus der Kirche S Maria in Foro sein, die sich im 8. Jahrhundert im west—⸗ lichen Schiffe der Basilica Julia eingenistet hatte. Aus den bisher an vielen Stellen zerstreuten Bruchsfücken wird sich ein Rest byzan⸗ tinischer Kunst zusammenstellen lassen, dergleichen in Rom nicht mehr viel existiert. Auf der zweiten der sieben großen, die Sacra via gegenüber der Basilica Julia flankierenden Backsteinbasen wird eine Koloffalsäule aus violettem Pavonazjetto Marmor aufgerichtet, welche 1872 am Fuße derselben Basis aufgefunden war. Sie wird sich als eine Art Pendant zur Phokas⸗Säule präsentieren, deren Aufbau man auch infofern nachgeahmt hat, als man die Säule nicht direkt auf die Oberflãche der Backsteinbasis, sondern auf ein damwischen geschobenes ostament gestellt hat. Diefe Rekonstruktion ist nicht ohne Wider⸗ pruch geblieben: ob durch die Aufrichtung der Säule das Bild des Forums wesentlich alteriert werden, und so manche darüber geäußerte Erwartung oder Befürchtung sich erfüllen wird, das wird sich erst entscheiden lassen, wenn die umgebenden Gerüste gefallen sein werden. Im Dezember v. J. bat man sodann die 1872 ausgegrabenen, 1888 von DO. Richter und F. O. Schulze genauer durchforschten Reste des Caesartempels an der Ostseite des Forums einer erneuten Untersuchung unterworfen. Bekanntlich ist dieser Tempel von Augustus an der Stelle errichtet, wo Caesar's Leichnam am 6. März 44 verbrannt war, nachdem Antonius durch seine berühmte Rede das Volk gegen die Mörder eniflammt hatte: der hohe Treppenvorbau, der zur Cella emporführte, hatte in der Mitte eine Estrade, welche alz Rednerbühne dienen konnte. Ein Räthsel war bisher gewesen, weshalb in diese Estrade eine große Halbrundnische, die in fehr später Zeit durch eine Quadermauer geschlofsen war, in der Mitte einschnitf. Jetzt hat man die Schuttmassen, welche den Raum zwischen der späten Vorder, und der älteren Halbrundmauer aus füllten, weggeräumt und ist durch Auffindung eines großen Fundaments überrascht worden, welches seinen Dimensionen nach entweder einer Kolofsalsaale oder einem großen runden Altar zum Unterbau gedient haben kann. Nun ist allerdings überliefert, daß an der Stelle, wo Cäsar's Leichnam verbrannt war, im Jahre 42 eine große Säule mit der Inschrift dem Vater des Vaterlandes“ errichtet worden sei. Aber diese Säule ward, wie gleichfalls sicher bezeugt ist, schon im folgenden Jahre von der Partei des Brutus wieder umgestürzt, und eine Wiederholung derselben vor dem Augustischen Bau ist wenig wahrscheinlich, da sie die Front des Tempels und der Rednerbühne in wenig ästhetischer Weise durchschnitten, ja den Ein⸗ gang zur Cella fast verdeckt haben würde. Vielmehr gewinnt die schon bor 26 Jahren von H. Jordan ausgesprocheng Vermuthung eine Be⸗ stätigung, daß in der Nische ein 646 Opferaltar gestanden habe. Merkwürdig ist, daß unter dem großen Fundament und der späten Quadermauer sich ein oblraum befindet, dessen Gewölbe eingebrochen sst. Bis jetzt ist es nicht möglich gewesen, in näher zu untersuchen: jedenfalls voreilig war die vielfach kolportierte Behauptung, man werde darunter das Grab des Cäsar finden, da nach dem augdrück⸗ lichen uni des Cassius Dio der Diktator im Familien · Mausoleum der Julit im Marsfelde beigesetzt war. erner hat man begonnen, am Fuße der großen Böschung . S. Adriano und S. Lorenzo in Miranda den Schutt gründlicher, als es bei der Ausgrabung 1872 ff. geschehen war, wegzuräumen. Eg ist dadurch sofort ermöglicht worden, die Nordgrenze des Forums mit voller Genauigkeit festzulegen: während bisher das weiße Travertin—⸗ pflaster deg Platzes unter jener Böschung resp. dem davor an⸗ en uften Schutt verschwand, sind jetzt die Bordsteine des Platzes owie jenseites derselben eine mit. schwarzer Lava in der üblichen eise gepflasterte antike Straße zu 243 gekommen, welche auf den mittleren Durchgang des everus bogens julauft. Am westlichen Ende dieser Straße, eiwa 29 Meter vom Triumphbogen, ei,, dem großen, mit plumpen Skulyturen aug diokletlanischer Gpoche bedeckten Saͤulenpostament der Guesarum decaennalias ist nun in voriger Woche ein Fund kme worden, der dag allgemeine Interesse in ungewöhnlichem Grade auf sich ge⸗

jogen hat. Kaum 1 m unter dem (mittelalterlichen Pflaster der

Straße ist eln etwa A m im Quadral messender Plaßz gededt worden, der mit schwarzen Steinen (nicht Lapa 2 . grauer Apenuinenkalk, mit schmalen en Adern) gepflaftert und kurch eine Umhegung aus großen weißen armorplatten e net ist. Man erinnerte ssch ffn an die bei römischen Schriftstellern erhal- kene Nachricht, daß auf dem Comitium vor loder binten) den Rostra ein Ischwarjer Stein“ sich befunden habe, den einige für das Grab des Romulus, andere für daz seines Ziehvaters Fauftulug hielten. Da der Severusbogen in der That nicht weit vom Comitium und den repußffifanischen Rostra liegt, so hatte die Kombination zunächft etwas Verblüffendes. Die Tagespresse verbreitete die Nachricht vom Funde des Romulus Grabes oe, dn. Römer und Fremde pilgerten jablreich zu dem schwarzen Stein, welchen man dur einen Bretterbelag vor allzu eifrigen Reliquiensammlern schützen zu müssen glaubte, und poetische Gemüther hatten am Sonntag (16. Januar) bie ganze Stätte reich mit Blumen geschmück.

Freilich erheben sich bei näherem Zusehen gegen jene Vermuthuntz sehr schwere Bedenken: mit den Angaben der Schriftsteller, auf welche unfere Nachrichten über den schwarzen Stein“ zurückgehen, Varro und Dionys von Halikarnasg, stimmt der Befund der Ausgrabung nicht recht. Der von Varro (einem i e, Casar's) gebrauchte Ausdruck, lapis niger“ bedeutet eine schwarje Steinplatte, keineswegs aber einen mit schwarzen Steinen gepflasterten Platz. Varro spricht ferner von einem oder jwei Lzwen, die uͤber oder neben diesem lapis niger aufgestellt ge⸗ wefen felen. Man hätte erwarten dürfen, wenn nicht diese selbst, o doch Spuren ihrer Postamente, oder wenigstens den Platz für solche ju finden, was nicht der Fall ist. Des Löwen aber gedenkt der (zur Zeit des Augustus schreibende) Dionys von Halikarnass freilich, indem er

hinzufügt, er habe an obigem Orte gelegen, wargus man wohl mit

Recht geschlossen hat, daß er ihn nicht mehr selbst sah. Man hat nun gefagt, das ausgegrabene Monument sei nicht dasselbe, welches Varro ge. eben habe, sondern eine späte Erneuerung, da man doch das Grabmal des Romulus obne Zweifel auch in der späteren Zeit gepflegt und ver ehrt habe. Wie aber erklärt sich dann, hh, sich in der ganzen Literatur der Kaiferzeit, in der doch die Romulus Legende eine so große Rolle spielt, nicht die geringste Erwähnung des Grabes findet, während die Hütte des Romulus auf dem Palatin noch in Konstantinischer Zeit gejeigt und einer Aufnahme in die offizielle Stadtbeschreibung gewürdigt wurde? Im Gegentheil, seitdem die Legende von der Entführung des Romulus in den Olymp zum römischen Staatsdogma geworden war=—= und wie viel Mühe sich gerade Kaiser Augustus darum gegeben hat, ist bekannt war die Existenz eines . Grabes, deg Heros garnicht bequem. Ferner: das Romulus. Grab befand sich auf dem Comitium, einem kleineren, vornebmeren und höher als das Forum gelegenen Platze; das schwarze Pflaster bingegen liegt tiefer als das Niveau des Foruüms. Was endlich die Einhegung aus großen Marmorplatten betrifft, so macht dieselbe anerkanntermaßen den Eindruck eines Baues aus sehr später Zeit. Ihre Fundamentierung (Travertinblöcke min einer breiten Rinn? auf der Oberfläche, in die die Marmorplatten ein⸗= ert sind) erinnert an das ähnliche Halbrund an der Ostecke deg

astor⸗Tempels, das lange J. für einen Ueberrest des uralten ‚Lacus Juturnas“ galt, bis die Fortsetzung der Ausgrabungen erwies, daß man ez vielmehr mit einem Bau unbekannter Bestimmung zu thun babe, der sich im frühen Mittelalter an einen Pfeiler des verfallenden Triumphbogens des Auqustus angelehnt hatte. Man hat in der Beschaffenheit der Umbegung des glapis niger“ einen Beweitz dafür finden wollen, mit welcher Gewiffenhastigkeit noch in spätester Fin das „Grab des Romulus. als Heili thum behütet worden sei.

abei wird nur Übersehen, daß jene rohe Konstruktion nicht zu trennen ist von der Begrenzung des schwarzen Pflasters überhaupt. Grenz⸗ linien und Orientierung desseiben stimmen aber genau überein mit derjenigen des von n neugebauten Senatshausesz (ietzt Kirche S. Adriano), sind also ficher jünger als dieser Umbau. immermehr hätten nach römischen Grundsätzen die Grenzen einer heiligen Stätte wie des Romulus Grabes aus Rücksichten auf Symmetrie verändert werden dürfen, und ebensowenig ist es denlbar, daß die Drientierung des schwarzen Steiges ! maßgebend gewesen sei für Caesar's groß⸗ artigen Neubau.

Aber wenn auch die Erwartung, das Grab des Gründerg der ewigen Stadt“ wieder ans Licht kommen zu sehen, sich nicht erfüllt, so bleiben trotzdem die neuen Entdeckungen auf dem Forum merkwũrdig und intereffant genug, und es ist dringend ju wünschen, daß es dem energischen und begeisterten Leiter der Ausgrabungen gelingen möge, dieselben ohne Unterbrechung und in größerem Maßstabe weiter zu führen. Wichtige Funde und Aufschlüsse über die Geschichte 16

latzes, mit dem an historischem Interesse sich wenige Stätten messen önnen, werden sie ohne Zweifel belohnen.

A. F. Aus Mittheilungen, die am letzten Sonnahend in der Berliner Gesellschaft für Anthropologie durch den Vor⸗ sitzenden, Geheimen Medlzinal⸗Rath, Professor r. Virchow gemacht wurden, ging hervor, daß die beiden deutschen Forschungsreisenden in Armenien? Dr. Bel und Vr. Lehmann, neuerdings oft genannt anläßlich des räuberischen Ueberfalls auf den erstgenannten, 4 38. in der armenischen Hauptstadt Van weilen und sich dort des größten Entgegenkommens der türkischen Behörden erfreuen, Um ihre hoch⸗ bedeutsamen Forschungen fortzufetzen, bedürfen die Reisenden westerer beträchtlicher Geldzuschüsse, deren Beschaffung in die Wege geleitet ist. Juletzt war es ihnen gelungen, die Fesllun Toprakkalch bei Ban, die alte chaldische Königsburg aufzudecken, welche von der Tradition in Benehung ju Semiramig gebracht wird. Als zu erwartendes Ergebniß weiterer Forschungen bezeichnete der Vorsitzende die endliche Aufklärung über den Ent⸗ wickelungsgang jener Stämme, welche die denkwürdige Periode des ZJufammentreffens cines arischen Volkes, der Armenier, mit (inem semitischen Grenzvolke, den Assprern, herbeigeführt haben. Beide Reifende erheben bittere Klage über einen gleichzeitig mit ihnen an diefen Stätten ältester Geschichte anwesenden Theologen Faber, der sich nicht damit begnüge, die Inschriften abzuschreiben, sondern sie absprenge und herausmeißele, Professor Noethling ist bon seiner Reise nach Beludschistan zum Studium dortiger prä⸗ historischer Niederlassungen nach Kalkutta zurückgekehrt und schreibt von dort über die durch Mangel an nicht salzigem Trinkwasser er⸗ höhten Strapazen der Reise in dem wilden Gebirges lande. Ueber seine Forschunggrefultate theilt der Gelehrte mit, daß er bekennen müsse, an der Reihenfolge der praͤhistorischen Perloden irre geworden zu sein; denn in den unterfuchten vorgeschichtlichen Niederlassungen lägen Bronze⸗ und Steinzeit nebenelnander. Ueber die Steinzeit in Afrika machte Profesfor von Luschan interessante Mittheilungen unter Vorlegung ver schiedener durchbobrter Steinwerkzeuge vom Tanganika⸗See, die ganz ähnlich den Stein kugeln J deren sich die Buschmänner jzum Be—⸗ schweren ihrer Grabewerkzeuge bedienen. Professor von Luschan ist der Ansicht, daß nicht auf die intelligenten Bewohner dieser Gegenden, die Warua, diese rohen Werkzeuge zurückzuführen seien, sondern auf die zwischen den Seen und dem Congo noch vielfach zerstreut vor⸗ kommenden, als Ureinwohner anzusprechenden Pygmäen; zwischen diesen und den Buschmännern bestehe nicht nur anthrovologische, sondern auch ethnographische Verwandtschaft. Auch aus Togo, von Dr. Kersting, liegen Nachrichten über un aus der Steinzeit vor. Es gelang diesem Reisenden, dort im Laufe einer Woche 786 Stein ˖ beile ju? sammeln. Zur Erklärung dieser befremdlichen That- ache muß gesagt werden, daß sich der bel weitem größte Theil dieser

eile an ehner Stelle verwahrt fand. Die Eingeborenen haben den früheren Gebrauch dieser Gegenstände vollständig vergessen, sie be⸗ trachten solche als vom Himmel gefallene Fetische, fürchten sich vor ihnen und entäußern 3 ihrer gern. Die Neger an der Goldkaste pflegen bei solchen Beilen ju schwören, und die Könige von Benue, dem Herkunftgort auggeꝛeichneten Bronjen, tragen alg Zeichen ihrer Macht . teinbeile. Dag Bestreben, vorhanden etische logzjuwerden, ohne selbst bei ihrer . mitzuwirken, ist 0 bei den hh ihren Götzen

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ren Gz ürchtenden Gingeborenen allgem Gin eifriger Misstonar in West⸗ frika rühmte sich noch vor kurzem, den Gingeborenen einen 8 —— von Fetlschen abgenommen und sie verbrannt zu haben, eine Barbare

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