Qualitat gering ⸗ mittel Gezahlter Preis für 1 Doppeljentner
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Kiel. Goslar Duderstadt. Lũneburg. Fulda. Wesel .. München Straubing. Regensburg. Meißen n, Plauen i. V.. Ravensburg. Um — . Rosteck. Altenburg Diedenhofen Breslau.
Tilsit. ; Insterburg. . Elbing Beeskow. Luckenwalde Pots dam Brandenburg a. H..
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Bemerkungen. Gin Ilegender Strich (— in den Spalten fũt
Noch: 14,10
Roggen. 14.30 1460 16,20 14,20 14,00 13,90
e r st e. 1450 13,25
14,10 14,30 13.50 13,00 14528 1350 14,00 13,40 15,20 1450 14.00 13,90 14550
14,50 15,60 16.00 1467 14.00 16,30 18,00 13 75 17,10
1450 17,00 13,50 1840 17,66
15.00 16,00 1609 1750 17.40 14,00 16.20 15 49 14,50
a fer. 13,00 12,80 12,75 12,80 13,80 14,50
1400 13,00 1400 13,10 1329 13 50 15,50 13,69 1450 16,00 13 00 15,00 1509 14.40
16,30 17,00
17,09 15,25 14,50 1600 13,00
1632 1855
16,90 14,69 1740 17,26
15,ů70 15 40 13 90
12.00
1225 12,40 13,20 14,25 14460 14.30
13 60 13550 13 065 13.36
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— 13 49 1200 1240 13 66 13 46 12.66
1240 — 12,00
1200 —
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1240 11369 13,10 1230 11,50
1200 11,49 1149 1400 ̃149ö00
— 13,40
— 13, 90 12090 13990 12,20 12,50 1250 13, 00 12,20 1240
— 12,30 1499 14390 15.00
15,50 14,060 14,20 15,09
13, 00 13,33
15, 10 14,00
1333 14,00 13, 5 1407
14,060 14500 14,25 15,00 15,590 1600 16,20 16361 16657 14500
17,27 14,10 1440 13,60
145490 1400 14650 1479
15,40 1480 1440 12,30
1460 16,00 1450 1440
1250 145
15,00 12,60
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Die verkaufte Menge wird auf volle Doppel jentner und der Verkaufe werth auf volle Mark abgerundet mitg
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13,17 14,50 1410 13, 75 1400
1551 1635 155
13,78 14,10 14,12 14,12 18,80 13,00
1450
13, 69 14.20 14,45 1426 16,00 12, 83
1440
13 40 13 40
etbeilt. Der Durchschnittsprels wird aus den unabge ̃ . Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß . . f
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Deutscher Neichstag. 20. Sitzung vom 28. Januar 1899, 1 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Reicht? eis. tats für 1899 bei dem Etat des Reichs amts des Innern, und zwar bei dem Kapitel: Kaiser liches Gesundheitsamt“.
Abg. Dr. Müller Sagan gfr. Volkep.) wänscht nähere Auskunft über die Einzelbeiten der neuerrichteten biologischen Sektion in diesem Amt, insbesondere. darüber, ob fur dieselbe ein eigener Etat aufaestellt sei. Das Befte wäre eine selbständige Gestaltung dieser Abtheilung unter Abtrennung vom Geschaftsbereich des Kaiserlichen Gesundheits. amts. Redner beantragt zu diesem Zwecke die Ueberweisung des ganzen Kapitels an die Budgetkommission. Auch sei bisher ein besonderer Agrifulturchemiker nicht angestellt worden, man habe viel mehr cinen Herrn mit dieser Funktion betraut, der sich bisher auf einem ganz anderen Gebiete, dem der Reblausuntersuchung, verdient gemacht habe.
Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Ich gestatte mir zunächst, dem Herrn Vorredner die Versicherung zu geben, daß entsprechend der Initiative des hoben Hauses, aus welcher die biologische Abtheilung des Ges undheitsamts hervorgegangen ist, es meine Aksicht ist, diese biologisch: Abtheilung zu einet Stätte freier Erforschung gewisser Naturerscheinungen zum Besten der Land⸗ wirthschaft zu gestalten. In seinen Ausführungen hat aber der Herr Vorredner vielleicht nicht genug betont, daß diese biolozische Ab⸗ ibeilung eben erst durch den Nachtrags ⸗Etat geschaffen ist, und daß die Zeit deshalb recht kurz war, um dieser Einrichtung eine feste Form in dem Slune zu geben, wie dies der Herr Vorredner befürwortet.
Zunächst wurde durch die Berufung der betreffenden Gelehrten und die Verhandlungen mit den anderen Regierungen darüber eine erhebliche Zeitversäumniß herbeigeführt; demnächst muß doch jede Behörde erst gewisse, wenn ich so sagen datf, formale Voꝛaussetzungen erfüllen in ibrer inneren Organisation, ebe sie heraustreten kann und sich mit der Praxis, wie der Herr Vorredner durchaus zutreffend wünscht, in Verbindung setzt. Daß selbst zerständlich eine solche Ab⸗ tbeilung sich in die gesammte Behördenorganisation eingliedern und daß auch eine gewisse Geschäfts ordnung für eine solche Abtheilung bestehen muß, wird niemand bestreiten. Eine derartige Ordnung der Geschäfte besteht auch bei der Physikalisch / technischen Reichsanstalt.
Der Herr Vorredner hat dann gefragt: wie steht es mit den Publikationen der berufenen Männer der Wissenschaft? Diese Publikationen, soweit sie auf Arbeiten beruhen, die innerhalb des Amts gemacht werden, müssen natürlich in der Form gescheben, die der Leiter der Anstalt für nützlich und nöthig hält. Sie werden einen integrierenden Theil der Publikationen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts überhaupt bilden.
Ueber die Frage ledigung der Geschäfte kann ich Regelung dieser Verhältnisse muß ich dem Geschick und Veꝛrftãndniß des Dirigenten der Anstalt überlassen. Ich gestehe gern zu, daß man auf eine vorzugsweise wissenschaftlichen Problemen dienende Anstali nicht dieselben Grundsãtze anwenden kann, wie auf den Geschäftsgang einer Regiminalbehörde.
Betreffz der Berufung eines Agrikultur⸗Chemikers kann ich dem Herrn Vorredner versichern, daß die Frage nur vertagt ist. Wir wellen uns zunächst im engeren Rahmen einmal organisieren. Stellt sich beraus, daß der jetzt mit dieser Arbeit betraute Herr wegen seiner übrigen, in ein anderes Gebiet fallenden Arbeiten die agrikultur⸗ chemischen Studien nickt genug vertiefen kann, so wird man selbstver⸗˖ ständlich elnen besonderen Agrikultur ˖ Chemiker anstellen müssen.
Der Herr Vorredner wünschte ferner Auskunft über die Labora⸗ torien und das Verfuchsfeld der Abtheilung. Zunächst sind die nötbigen Laboratorien in den Räumen des Faiserlichen Gesundheitsamts zur Verfügung geftellt, und ich habe mich mit dem preußischen Herrn Landwirthschast?⸗Minister in Verbindung gesetzt, um von ihm ein etwa 1 ha großes Stück Land von der zu parzellieren⸗ den Domäne Dahlem aberlassen zu erhalten, vo pro—⸗ viso risch eine Art Laboratoꝛium hergerichtet werden soll. Ich weise ausdrücklich darauf hin, diese Ginrichtung in Dahlem trägt nur einen provisorischen Charakter. Wir müssen erst Er— fahrungen sammeln, ob ein so nahe bei Berlin liegender Ort über⸗ haupt für subtile wissenschaftliche Untersuchungen geeignet ist. (Sehr gut! rechts.) Manche behaupten, daß sich schon Einflüsse in der Luft, durch die Kohlenausdünstungen, durch den starken Schwefelgehalt, geltend machen bei einem Ort, der so nahe der Millionenstadt liegt, daß es sebr zweifelhaft ist, ob die Temperatur⸗ und Luftverbältnisse eines solchen Vororts von Berlin wirklich Resultate liefern können, die auch, wenn ich mich so ausdrücken darf, fär das reine platte Land maßgebend sind. (Sehr gut!)
Also, wir sind in der Frage zunächst schrittweise vorgegangen. Ich babe schen früher anerkannt, daß die biologische Abtheilung des Kaiserlichen Gesundheitsamts wahrscheinlich nur ein Uebergange⸗ stadium ist, es ist der erste Anknüpfungspunlt; ich habe ausdrücklich erklärt, es wird sich davon mit der Zeit eine eigene selbständige An⸗ stalt abblättern; dann werden wir sehen, inwieweit die Vechältnisse in Dablem für eine solche Anstalt geeignet sind. Wenn die mir von sehr sachverständiger Seite aus gesprochenen Befürchtungen unbegründet sind, dann kann man in Erwägung nehmen, in nicht zu ferner Zeil, vielleicht in eia paar Jahren, in Dablem eine eigene biologische Anstalt zu begründen; sind aber die Befürchtungen begründet, so wird man einen Ort aufsuchen müssen, der weit entfernt von der Landesbauptstadt liegt. Meines Grachtens braucht er keines wegs im Dunstkreise von Berlin zu liegen, sondern kann irgendwo in der Provinz liegen. Daraus folgt, daß sich der Herr Vorredner mit der vollen Organisation, wie er sie sachlich durchaus berechtigt wünscht, in Jateresse der Anstalt selbt noch einige Zeit wird gedulden müssen. Wir können deshalb in Dahlem auch nur ganz provisorisch Ein⸗ richtungen treffen, um nicht das Geld zum Fenster binauszuwerfen und Anlagen zu macken, die die wissenschaftlichen Vorbedingungen fũr die Uantersuchungen nicht erfüllen.
Der Herr Vorredner fragte namentlich noch, wie ich mir die praftische Verbindung dächte zwischen dieser biologischen Abtheilung des Kaiserlichen Gesuadbeitsamtis und der Praxis. Ich muß dem Herrn Vorredner gestehen, daß diese Frage noch nicht näher erwogen worden ist, weil es sich zunächst imnner nech um Fragen der inneren Organisation handelte. Aber selbslverfländlich ist es zur weiteren Wirksamkelt der Abtheilung unbedingt nothwendig, daß dieselbe in
lebendige Wechselwirkung mit den maßgebenden Stellen der vraktischen
der Amisstunden und der bureaumäßigen Er⸗ mich hier nicht auslassen. Vie
sein kann, die hier in Berlin verkapselt im Kaiserlichen Sesundheits⸗ amt lebt, sondern unmittelbar an die prakrische Landwirtbschaft draußen anknüpfen und mit den wissenschaftlichen Stellen, welche die praktische Landwirthschaft im Lande begründet hat, in unmittelbare Beziebungen treten muß.
Schließlich hat der Herr Vorredner auch noch den Vorschlag ge⸗ macht, für die biologische Abtheilung einen ganz besonderen Fonds aus juwerfen. Ich glaube, soweit ich im Augenblick übersehen kann, würde dieses Verfahren ein ganz ungewöhnliches sein. Bei keiner Be⸗ börde, meines Wissens, werden Fonds für ganz bestimmte Abthei⸗ lungen ausgeworfen, sondern nur Fonds für die gesammte Behörde, und die Vertheilung auf die einzelnen Abtheilungen muß selbstver⸗ ständlich dem Chef überlassen sein. Ich gestatte mir aber, den Herrn Vorredner noch darauf hinzuweisen, daß von den sachlichen Kosten schon im Ctatsentwurf eine Mehrferderung von 25 000 M enthalten ist vorzugsweise für die Zwecke der biologischen Abtheilung. Der Herr Vorredner kann sich darauf verlassen, daß ich der Organisation dieser Abtbeilung ein großes Interesse entgegenbringe, und ich glaube, wenn er sich noch eine Jahresfrist gedulden kann, so wird er sich über⸗ zeugen, daß der größte Theil der Anregungen, die er gegeben hat, thatsächlich erfüllt worden sind. (Bravo! recht.)
Abg. Dr. Müller ⸗ Sagan fordert auch die Publizierung der von der Abtheilung herzustellenden Arbeiten, damit im freien Kampfe der Meinungen der Fortschritt auf diesem Gebiete wirksam gefördert werde. Deshalb folle die Abtheilung nicht etwa voreilig mit ihren Forschungen hervortreten. Den Gelehrten der Abtheilung müßsse auch Gelegenheit zu praktischen Studien gegeben werden; was solle der jetzt als Agritulturchemiker becufene Gelehrte in den Laboratorien an⸗ angen.
eg. Dr. Böckel (b. k. F) emrfiehlt die Subventionierung des Unterneßmens der Gründung von Heimftätten für Tuberkulose aus Reichs mitteln. . Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Sie werden wissen, daß sich für Deutschland ein Zentral⸗Comits gebildet hat zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht als Volksseuche. Ich babe die Ebre, der Vorsitzende des Präsidiums dieses Zentral ˖ Comités ju sein. Durch die Anregung dieses Comitès baben sich in einer Reihe von deutschen Staaten und preußischen Provinzen Vereinigungen gebildet, die ibrerseits die Frage studieren und namentlich Mittel sammeln, um Lungenheilstätten an geeigneten Orten zu gründen. Insbesondere in der Rheinprovinz und auch in Westfalen ist diese Bewegung in den letzten Jahren unter Jördernng der zuständigen Ober Präsidenten sehr lebhaft in Gang gekommen, und werden in der Rheinprovinz in verhältnißmäßig kurjer Zeit eine Anzahl großer Sana torien errichtet werden, für die je Mittel jum theil schon bereit gestellt sind durch Gaben hochher iger Spender. Um aber diese ganze Bewegung anf eine breitere Geundlage zu stellen, hat das Zentral Comité, von dem ich eben sprach, beschlossen, zu diesem Zweck zu Pfingsten dieses Jahres nach Berlia einen großen Kongreß zu be— rufen, der auch einen internationalen Charakter tragen wird, indem auch die Theilnahme von Gelehrten fremder Staaten erbeten werden soll. Auf diesem Kongreß wird die Frage der Bekämpfung der Schwindsucht als Volkskrankheit vom wissenschaftlichen und praktischen Standpunlt einer eingehenden Erörterung unterzogen werden. Zunächst, glaube ich, wird man deshalb gut thun, die Be— rathungen und den Verlauf dieses Kongresses abzuwarten, auf dem die hervorragendsten Kenner der Krankheit Vorträge halten und ihre Meinung äußern werden.
Meine Herren, der Gedanke, jetzt wieder Reichsmittel hierfür in Bewegung zu setzen, erscheint mir zur Zeit recht bedenklich. Zunãchst glaube ich, ist das eine Sache, die man besser den Einzelregierungen überläßt. Wenn wir aber jetzt auch nur andeuten wollten, daß dafür — und es müßte in großem Maße geschehen, wenn es überhaupt etwas nützen sollte — Reiche ⸗ oder Staalsmittel in Bewegung gesetzt werden, dann wärden wir die Bewegung, die spontan aus der Be⸗ völkerung hervorgegangen ist, und namentlich aus den wissenschaftlichen und den reichbegüterten Krrisen, die außerordentlich große Spenden gemacht haben, Spenden weines Erinnerns bis zu 300 C00 „ seitens eines Privaten zur Begründung derartiger Volksheilstätten, sofort lahm legen. Ich balte es desbalh für richtig, zunächst die Bekãmpfung der Schwindsucht den Gang gehen zu lassen, den man eingeschlagen hat, das beißt Mittel hierfür aufzubringen im Wege der freien Liebek⸗ thãtigkeit.
Abgesehen aber da on, meine Herren, möchte ich zur Beruhigung eins bemerken, daß die Verbreitung der Schwindsucht, wenngleich sie ja noch immer der größte Wärgengel ist, den wir haben, doch pro— zentual abgenommen hat und damit auch die allgemeine Sterblichkeit. Ich gestatte mir, auf einige kurzen Zahlen hinzuweisen. So z. B. starben in Preußen auf tausend Lebende von 50 bis 60 Jahren in der Zeit von 1872 bis 1880 11,9 und im Jahre 1895 nur 8,8 an der Taberkulose, in Bavrra von 1872 bis 1880 11,B?, 1896 nur 9,8, und in Sachsen von 1872 bis 1880 U,2, im Jahre 1896 nur 8,6; in Württemberg, wo nur eine Statistil vorliegt von 1876 bis 1880, starben in dem genannten Zeitraum 106,5 und 1896 nur 9,6. Es scheint also, daß mit der wachsenden besseren Lebens— haltung der ärmeren Volksklassen ein allmählicher Rück⸗ gang der Tuberkulose eintritt. Aber das gestehe ich zu, es bleibt eine Frage von großer Bedeutung, und es müssen da zusammen⸗ arbeiten die freie Liebesthätigkeit, die sozialpolitischen Versicherungt⸗ anstalten, die Wissenschaft, um dle Krankheit einigermaßen in einem Maßstabe zu bekãmpfen, der wirklich der breiten Masse des Volkes sichtbar zu gute kommt. Es ist ebenso unzweifelhaft, daß die Tuberkulose neben ihrer großen Verbreitung eine gewisse Ansteckunge—⸗ fähigleit besitzt, vielleicht eine größere Ansteckungs fähigkeit, wie man bisber, auch wissenschaftlich, angenommen hat. Es handelt sich also nicht nur darum, Kranke rechtzeitig geeigneten Heilstätten zuzuführen, sondern vor allen Dingen auch um sehr weit gehende prophylaktische Maßregeln, um die fortgesetzte Uebertragung der Krankheit von Kranken auf Gesunde wirksam zu verhindern.
Abg. Beckh⸗Coburg (fr. Volkep) kommt auf die vorjäbrigen Debatten Über die Frankheiten zurück, denen die Arbeiter in der Bürsten, und Pinselfabeikation ausgesetzt seien. Der Entwurf einer Verordnung über die Desinfektion der vom Ausland eingehenden Pferdebaare und Schweinsborsten fei von den Fabrikauten beanstandet worden, weil die Art der Des infizerung, wie siꝛ vorgeschrieben werden sollte, das Material ruiniere, auch die Gefahr bei Schweine borsten überbaupt nicht in dem bebaupteten J. bestände.
Fliebe es bei diefem Entwurf, so wäre die betreffen In⸗ dustcie in ihrer Existerz gefährdet und Zehntausende von Arbeitern
Landwirthschast draußen im Lande tritt, daß das nicht eine Einrichtung
wurden ebenfalls den Schaden davon haben. So lange nicht nach ˖
nu den sogenannten englischen
die in Aussicht genommenen Des infektion maß ; regeln das Materia unbeschädigt lafsen, dürfe die Verordnugg nicht in FRraft gefetzt werden. Mindestens müßten die Schweinsborsten aus der Verordnung ganz entfernt werden.
Staatssekretãr des Innern, Staats ⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Ich freue mich zunächst darüber, mit welcher Wärme der Herr Vorredner für den Schutz der beimischen Industrie auf diesem Gebiete eingetreten ist. Ich theile seine Ueberzeugung vollkommen, daß man selbst im Interesse des hygienischen Schutzes nicht so weit gehen darf, daß man eine Industrie lahm legt, sonst wüßten wir ja alle die Induftrien, die an und für sich gefährlich sind, über⸗ haupt verbieten. Aber ich glaube, der Bundesrath und das Reichs amt des Innern können in dieser Angelegenheit das gute Gewissen für sich in Anspruch nehmen, die Frage sebr lange und sehr eingehend gevrũft zu baben. Ich habe zunächst, weil ich börte, daß in südfranzösischen Borstenfabriken ein Verfahren angewandt werde, welches die gefährlichen Milzbrandbacillen vollstãndig beseitige, ohne dem Rohmaterial zu schaden, einen Kommissar in diese französischen Fabriken gesandt. Man ist aber im Kaiserlichen Gesundheitsamt schließlich zu der Ueberzeugung gekommen, daß dies Verfahren nicht ausreichende Garantien gegen die Infektion biete. Nach langen weiteren Erwägungen und Versuchen im Gesundheitsamt hat sich der Bundesrath jetzt entschlossen, eine Verordnung zu erlassen, die in aller- nächster Zeit publiziert werden wird. Ich glaube, daß in dieser Ver⸗ ordnung den Wänschen der Industriellen, soweit das möglich war, vollkommen Rechnung getragen wurde.
Ich möchte, ehe ich hierauf näber eingebe, zunächst hervorbeben, daß die Auffaffung der Techniker im Gesundheitsamt, der medizinischen wie chemischen Sachverständigen, doch wesentlich anders war in vielen Punkten als die Auffassung der Fabrikanten. Dlese haben allerdings jmmer behauptet, daß die Verarbeitung der Schweins borsten noch in keinem nachweisbaren Falle eine Erkrankung an Miljbrand bei Menschen herbeigeführt habe. Die Sach verständigen im technischen Sinne waren aber anderer Ansicht; sie waren namentlich der Ansicht, daß auch durch Schweins borsten unter Umständen der Miljbrand auf Menschen übertragen werden könne.
Gestatten Sie mir, der Kücze halber, mit Genebmigung des Herrn Präsidenten, aus der Begründung der Verordnung des Bundes raths einen karzen Passus vorzulesen. Es ist dort gesagt, daß aller ⸗ dings ein Theil der aus dem Auslande kommenden Borsten in ge— reinigtem und präpariertem Zustande bezogen würde und da keine Uebertragung des Milzbrands, wie es scheine, vorgekommen sei. Dann heißt es aber weiter:
Solchen günstigen Erfahrungen steht aber die Thatsache gegen über, daß in anderen Gegenden, z. B. in Emden, Schwelm, Rothenkirchen, bei Aue und in Lübeck, auch bei der Verarbeltung pon Borsten in Bürstenbindereien wiederholt Mil brandkrankheiten vorgekommen sind, und daß ferner in den Pinselfabriken zu Nürn— berg in den letzten Jahren eine Reihe von Eckrankungen beobachtet worden ist, die mit aller Wahrscheinlichkeit auf die Bearbeitung ausländischen Borstenmaterials umsomehr zurückzuführen waren, als dort das gleichzeitig verarbeitete Material an Roß⸗ und Rinder⸗ haaren bereits seit 1894 durch eine Verordnung des Stadtmagistrats der Desinfektion mittels strömenden Dampfes in der öffentlichen Desinfektionsanstalt unterlegen hat.“
(Es kommen zwei Sorten von Borsten in Betracht, die besonders dies Desinfektionsperfabren nicht vertragen sollen, das sind die weißen! Borsten und die langen braunen Borsten, die vorzugsweise Pinseln verarbeitet werden. Aber auf diese Waaren — und davon wird sich der Herr Vorredner gewiß äberzeugen — ist voll kommen Rücksicht genommen. Es heißt in der Verordnung:
„Der Unternehmer braucht diejenigen weißen Borsten nicht dekinfizitren zu lassen, welche er einer weiteren Bearbeitung unter- wirst, oder welche er in bereits gebleichtem Zustand als so genannte prãparierte französische Borsten bezogen und abgesondert von nicht det infiziertem Material aufbewahrt hat.
Von der höheren Vawaltungsbehörde können Ausnahmen von den Bestimmungen des 52 für solche Materialien zugelassen werden, welche ) nach den bisherigen Erfahrungen keinem der nach S 2 juge⸗ lassenen Desinfektionsberfahren unterworfen werden können, ohne einer erheblichen Beschädigung ausgesetzt zu sein, oder welche 2) nach⸗ weislich bereitö im Auslande eine Behandlung erfahren haben, welche als der vorschriftsmäßigen inländischen Desinfektion gleich⸗ werihig anzusehen ist.“
Ich glaube, daß damit den Interessen der Industrie vollkommen Rechnung getragen ist, ich glaube aber auch, daß wir im Interesse der Arbeiter den Erlaß einer solchen Verordnung nicht länger verzögern durften. ;
Abg. Beckh Hestreitet, daß in Nürnberg jemals ein Fall der Uebertragung des Milibrandes darch Schweinsborsten konstatiert sei.
bg. Br. Endemann (ul.) kommt auf die Agitation der Impfgegner gegen das Reichs⸗Impfgesetz zurück. Die Statistik zeige eine wunderbar rückläufig Bewegung in den Zahlen der Pockenerkrankungen. Unsere animale Lymphe sei im Laufe ber Jahre immer vorzüglicher geworden. An den Grundlagen des Impfgesetzes dürfe, daher nicht gerüttelt werden. Ferner geht Redner auf die Frage des Frauenstudiums ein und tritt der Forderung, daß die heutige Universität und in specie die medizinische Fakultät dem weiblichen Geschlechte geöffnet werde, energisch entgegen. Man möge doch nach amerikanischem Muster eigene Universitäten für das andere Geschlecht errichten. Der so ver⸗ diente Billroth habe ganz dieselbe Auffassung vertreten. Unsere ganze Frauenbewegung müsse in andere Bahnen gelenkt werden.
Abg. Pr. Krufe (al) geht auf die vorjährige Debatte über die Reformberürftigkeit der Irrenvflege zutück, bleibt aber bei seinem schwachen Organ und der Ünruhe im Hause auf der Tribüne unverständlich.
Aog. Lenzmann (fr. Vollep.) bedauert lebhaft, daß gerade durch das Verschulden des Vorrednens diese brennende Frage verflacht und in einen Parteistrelt ausgeartet sei. Die bestehenden Zustände in ren Privat. Irrenaustalten und die gegenwärtigen Voischriften über das Entmündigung erfahren würden immer unhaltbarer. Ez müsse ein ffaatlsch organisiertes Institut vorhanden sein, welches über die Aufnohme in eine Irrenanstalt Entscheldung zu treffen habe. Redner sührt neuere Fälle an, ia denen nach feiner Mteinung willkürlich vor⸗ gegangen worden sei. ;
Staatssekretär des Innein, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsty⸗Wehner:
In der Impffrage kann ich zunächst entgegnen, daß die verbündeten Regierungen auch heut noch der Ansicht sind, daß das Reich? · Impfgesetz in allen seinen wesentlichen Theilen aufrecht zu erbalten ist. Es baben
gewiesen werde, 1
indessen sachverständige Berathungen stattgefunden über eine Regelung