1899 / 27 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Jan 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Dasseldors, 29. Januar. Nachbem Seine Maßestät der Kön ig die Zusammenb ng des Pr ovinzial⸗Land⸗ tages der Rhein provinzauf den heutigen Tag zu genehmigen geruht hatte, eröffnete heute Mittag 12 Uhr, nach eendigung des in der katholischen und in der evangelischen Kirche abgehaltenen Gottesdienstes, der Königliche Landtags- Kommissarius, Ober— Präsident der Rheinprovinz, Wirkliche Geheime . Nasse im Ständehause den 41. Rheinischen Provinzial⸗-Landtag mit nachfolgender Ansprache:

Hochgeehrte Herren!

Den von Seiner Majestät dem Kaiser und Könige hierher ent⸗ botenen 41. Provinzial Landtag der Rheinprovinz als Vertreter der Könia⸗ lichen Staatsregierung e nr begrüßen zu dürfen, gereicht mir zur hoben Ehre und Freude. In Ihren Reiben, meine Herren, werden Sie manche bochangesehene Männer vormissen, deren freuer Mitarbeit für das Wohl der Provinz heute dankbar zu gedenken uns Allen Pflicht und Heriensbedürfniß ist. Die entstandenen Lücken sind durch Neu⸗ wahlen ausgefüllt, über welche Ihnen die Verhandlungen werden vorgelegt werden.

Zahlreiche und bedeutsame Vorlagen auf dem Gebiete der staat⸗ lichen und provinziellen Verwaltung barren in der bevorstehenden Tagung Ihrer sachkundigen Begutachtung und Entscheidung.

Die Königliche Staatsregierung nimmt Ihre Mitwirkung, ab⸗ e,. von den Ihnen obliegenden Wahlen für die Ober ˖ Ersatz⸗ ommissionen, in sofern in Anspruch, als sie von Ihnen eine gutacht⸗ liche Aenßerung über den Entwurf eines Gesetzes erbittet, das die Ausdehnung verschiedener Bestimmungen des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 auf die Dachschiefer, Traß⸗ und Basaltlavabrüche in den linksrheinischen Landesth bezweckt.

Unter den Ibrer eigenen Veiwaltung anvertrauten Gegenständen wird der Haushaltsplan für die Etats jahre 1893 und 1900 Ihnen ein klar gezeichnetes, sorgfältig ausgearbeitetes Bild von der fort- schreitenden Entwicklung der provinziellen Aufgaben vor Augen führen und Ibnen Gelegenheit geben, die Mittel der Provin in den Dienst gemeinnütziger Bestrebungen, sowie von Kunst und Wissenschaft ju stellen. Von den sonstigen Vorlagen, welche seiteng des Provinzial ⸗Ausschusses an Sie gelangen, hebe ich hervor die auf eine Verbesserung der Lage der Provinzial⸗ beamten und der Wittwen und Waisen der Kommunal⸗ beumten der Rheinprovinz abzielenden Vorschläge sowie die Er⸗ gänzungen und Abänderungen, welche die für verschiedene Provinial⸗ Anstalten bestebenden Reglements und Ordnungen erfahren sollen. Ibr besonderes Interesse darf ferner der Bericht des Provinzial = Aus— schusses über die Fürsorge für die Geisteskranken und Epileptiker der Provinz und die nach dem Bericht in Aussicht genommene, weitere Bethätigung dieser Fürsorge beanspruchen. Von bervorragender Wichtigkeit für unsere Heimatbprovinz wird sodann der Beschluß werden, der über den Bau einer Wasserstraße vom Dortmund ⸗Ems⸗ Kanal nach dem Rhein von Ihnen zu fassen ist. Ich gebe mich der freudigen, durch Ihre bisherige Stellungnahme gefestigten Hoffnung hin, daß dieser Beschluß das bhochbedeutsame Unternebmen zu fördern und seiner endgültigen Ausführung näher zu bringen

eeignet sein möge. Dem besonderen Interesse der Landwirth⸗ chaft dient die geplante Errichtung einer iweiten Wein und Okstbauschule, bezüglich deren Ibre Entscheidung erbeten wird. Die Verbesserung des Arbeiterwohnungswesens und der Kampf gegen schweres, menschliches Siechthum sollen durch die über die Mündelsicherbeit binausgebende Beleihung von. Arbeiter Wohnungen und Lungen -Heilstätten aus Mitteln der Invaliditäts. und Alters versickerungg Anstalt Rheinprovin“ eine wirksame Unterstützung erfabren. Freudiger Zustimmung der ganzen Provinz darf, der Ihnen unterbreitete Antrag des Provinzial ⸗Ausschuffes gewiß sein, der die Erhaltung des jedem xbeinischen Deren tbeuren Sieben⸗ gebirges in seiner, bedrohten landschaftlichen Schönheit sichern bilft. Erwäbne ich dann noch die Wahlen, die Sie für den Vorsitz und einen Theil der Mitglieder des Provinzial ⸗Ausschusses, sowie für die Stelle des Landeshauptmannes und des Leiters der Rheinischen Landesbank vorzunebmen haben, so darf ich wobl sagen, daß Ihrer Arbeitsfreudigkeit und Pflichttreue ein reiches Feld der Bethaͤtigung barrt.

Mögen Sie mit bewährtem Eifer an die Lösung der gestellten Aufgaben herantreten, möge Gottes Segen alljeit auf Ihrer Arbeit ruben!

Auf Allerböchsten Befehl erkläre ich den 41. Rbeinischen Provinjial⸗ Landtag für eröffnet.

Darauf fand die Wahl des Vorsitzenden des Provinzial⸗ Landtages sowie eines Stellpertreters desselben statt. 76 Vorsitzenden wurde der Fürst Wilhelm zu Wied, zum Stellvertreter desselben der Königliche Kammerherr und Schloß⸗ hauptmann Graf von Fürstenberg-⸗Stamm heim gewählt.

Oe sterreich⸗Ungarn.

Wie die, Wiener Abendpost/! meldet, wurde gestern Vormittag im Auftrage Seiner Majestät des Deutschen Kaisers am Sarge des Kronprinzen Rudolph ein prachtvoller Kranz niedergelegt.

Großbritannien und Irland.

Der Erste Lord des Schatzamts Balfour gab, wie „W. T. B.“ berichtet, geftern in einer Rede zu Manchester der Ueberzeugung Ausdruck, daß Großbritanniens Rüstungen die größten Sicherheiten für den allgemeinen Frieden gewährten. Vor wenigen Monaten sei man auf dem Kontinent der Meinung gewesen, Großbritannien müsse sich in alles fügen, jetzt glaube man, es suche mit Ungestüm einen Streit vom Zaune zu brechen. Beide Auffassungen seien durchaus un⸗ ene . Was immer aber für Mißverständnisse Groß—

tannien * in Europa vorhanden sein möchten, er, Balfour, sei der festen Ueberzeugung, daß Großbritannien in den Vereinigten Staaten Verständniß finde, und dieses Ein⸗ verstãndniß sei die beste Sicherung des Weltfriedens.

Frankreich.

Der Senat hat geftern, wie W. T. B.“ meldet, den von der Kammer angenommenen Gesetzentwurf über die Ab⸗ änderung der Weinzölle genehmigt.

In der Deputirtenkammer brachte gestern der Justiz⸗ Minister Lebret den Gesetzentwurf ein, nach welchem Re⸗ visionesachen von den vereinigten Kammern des Kassationshofes entschieden werden sollen, und verlangte die Ueberweisung des Geseßzentwurfs an die Kammerkommifsion, die bereits mit der Prüfung ähnlicher Anträge betraut ist. Der Justiz⸗Minister verlas sodann unter lautloser Stille den Mativen⸗ bericht zum Gesetzentwurf, in welchem betont wird, daß es sich hier nicht um ein Gelegenheitsgesetz handele, sondern vielmehr um ein Gesetz eine Nothwendigkeit ge⸗

und dazu bienen werde, eine allg e .

̃ im Lande herbeizuführen. Lebret befürwortete li als di ĩ . . * ie , des Gesetzentwurfs an

ug

t ; Der Deputirte Berry be⸗ merkte, die Kammer kenne die Grunde nicht, welche die Regierung zur Einbri . rh, ige en, , . sei es nothwendig, gebnisse der Untersuchun Prãsidenten Mazeau amtlich veröffentlicht würden. k

Dupuy erwiderte, er wolle nicht, daß die Kammer in Unkenntniß der Sachlage ihre Entscheidung irc und werde deshalb der Kommission gleich in ihrer ersten Sitzung die ge⸗ e, Akten der Untersuchung zustellen laͤssen. Der Minister⸗

räsident forderte sodann die Kammer auf, die Berathung des Budgets fein use gen, Der Deputierte Ma ssabuau (Nationalist äußerte seine Verwunderung darüber, daß die Kriminal⸗ kammer die Prüfung der Revision fortsetze. Der Deputierte Millerand wa der n g, vor, daß sie den Gang der Justiz unterbreche. araus, daß die An⸗ gelegenheit in die Hand der Deputirtenkammer gelegt werde, folge, daß es künftig unmöglich sein werde, der Oeff lichkeit etwas vorzuenthalten; man werdezalso alles veröffent⸗ lichen müssen. Die Mißhelligkeiten, welche, wie es geheißen habe, zwischen dem Justiz-Minister und der Kriminalkammer bestanden hätten, könnten nicht mehr vorhanden sein. Der Minister⸗Präsident Dupuy erwiderte, die Kom⸗ mission werde unbeschränkte Vollmacht haben, die Veröffentlichung der Untersuchungsakten zu verlangen, die Regierung werde sich dem nicht widersetzen. Was die Mißhelligkeiten anlange, von denen der Deputirte Millerand gesprochen habe, so gebe es solche nicht. Wenn die Kammer die Vorlage annehme, werde es sich als nothwendig erweisen, allen Räthen des Kassationshofes die Untersuchungsakten mitzutheilen. Man werde später die Sache gründlich be⸗ sprechen, und die Regierung werde dann auf alle Einwendungen antworten. Der Deputirte Faure (QNationalist) forderte die Verweisung der Vorlage an eine besondere Kommission und sagte, die Mitglieder der Kriminalkammer des Kassations⸗ hofes, welche verdächtigt seien, dürften an der Entscheidung über die Revision nicht theilnehmen. Der Justiz-Minister Lebret erwiderte, die Schlußfolgerungen der Untersuchung berührten die Ehrenhaftigkeit und Aufrichtigkeit der Richter nicht. Der Antrag auf Verweisung der Vorlage an eine besondere Kommission wurde hierauf mit 346 gegen 189 Stimmen abgelehnt. Dieselbe ist demnach der be⸗ stehenden Kommission überwiesen. Hierauf schritt die Kammer zur Weiterberathung des Budgets, genehmigte das Budget des Innern und begann die Berathung des Kultusbudgets. Der Deputirte Allard verlangte dessen Streichung; der Deputirte Pelletan sprach sich dagegen aus, daß die Unterdrückung dieses Budgets bei Gelegenheit der Budgetberathung erfolge. Der Antrag Allard's wurde schließ⸗ lich mit 335 gegen 188 Stimmen abgelehnt und die Sitzung sodann aufgehoben.

Die Koömmission der Deputirtenkammer, an welche die Vorlage, betreffend den Kassationshof, gestern ver⸗ wiesen wurde, wird heute zusammentreten, den Justiz⸗Minister Lebret hören und die Aktenstücke über die Enquéte, betreffend die Kriminalkammer, in Empfang nehmen. Mehrere Mitalieder der Kommission wollen verlangen, daß die beschuldigten Justiz- beamten von der Kommission verhört werden.

Der ursprüngliche, von dem Ministerrath in seiner Sitzung am Sonnabend festgesetzte Gesetzentwurf, betreffend die Entscheidung über Revisionssachen, ist dahin ab⸗ geändert worden, daß an Stelle der Bestimmung, nach welcher die Entscheidung dem ganzen Kassationshofe nur in bestimmten Fällen übertragen werden solle, die Bestimmung tritt, daß sie in allen Fällen dem Kassationshofe zu übertragen sei. Die Begründung des Gesetzentwurfs geht von langen juristischen Erwägungen aus und schließt: „Der neue Gesetzentwurf wird . auf eine Angelegenheit An⸗ wendung finden, welche eine tiefe Spaltung in allen Gemüthern hervorruft. Man wird ohne Zweifel einwenden, daß dies ein Gelegenheitsgesetz sei; es ist aber vor allem ein Gesetz der Nothwendigkeit und der Beruhigung. Wir meinen, der Beschluß, den der vollständige Kassationshof fassen wird, wird allen Geistern mit unwiderstehlicher Kraft als zwingend sich aufdrängen und den Spaltungen und der Agitation, die seit langer Zeit das Land beunruhigen, ein Ende. machen.“

In den Wandelgängen der Kammer verlautete, der Deputirte Poincaré sei entschlossen, den Gesetzentwurf über die Abänderung des Artikels 445 der Sirafprozeßordnung zu be⸗ kämpfen, und Bourgeois habe erklärt, er werde allen seinen Freunden anrathen, diesen Gesetzentwurf abzulehnen, wenn nicht der Bericht Mazeau's die absolute Nothwendigkeit des⸗ selben erweise; aber in diesem Falle müsse man auf dem Wege der Umwälzung, den man zu beschreiten scheine, bis zum Ende gehen und Maßnahmen gegen die beschuldigten Justizbeamten ergreifen, welche die Regierungsvorlage nicht in sich schließe. 2

Der Deputirte Millerand hat angekündigt, daß er bei der Berathung des Budgets einen Antrag auf Erhöhung des Etats der Nationaldruckerei einbringen werde, weil der Justiz⸗ Minister Lebret für die Ablehnung der von der Kriminal—⸗ kammer verlangten Drucklegung aller in der Revisionsenquéte abgegebenen Zeugenaussagen Ersparnißrücksichten geltend ge⸗ macht habe.

Das „Echo de Paris“ veröffentlicht einen Artikel Quesnay de Beaurepaire's in welchem es heißt: Die von der Regierung eingebrachte Vorlage, betreffend die Re⸗ vision in Prozessen, sei nur ein Auskunftsmittel. Denn wenn die Richter verdächtig seien, wie durch die Vorlage anerkannt werde, so sei auch die von denselben geführte Untersuchung verdächtig. Diese Untersuchung sei geeignet, der Gerech⸗ tigkeit einen Stoß zu versetzen; denn sie sei planmäßig und in, wohlüberlegter, tendenzibser Weise aufgebaut worden; Picquart sei der Punkt gewesen, um den sie sich gedreht habe, und alles sei geschehen, um zu verhindern, daß die Wahrheit an den Tag komme.

Die „Liga zur Vertheidigung der Menschen⸗ und Bürgerrechte“ veröffentlicht ein Mani fest, in welchem sie erklärt: Von der offenbaren Unschuld Dreyfus über⸗ zeugt, protestiere sie mit allen Kräften gegen die beabsichtigte Verletzung der Grundsätze der Gerechtigkeit und des Rechts. Einer Gerichtsbehörde am Vorabend der Urtheilsfällung die gr, , . aus den Händen nehmen sei gleichbedeutend damit, daß man einen Bürger seinen gesetzmäßigen Richtern entziehe und einen wesentlichen Artikel der Menschen⸗ und Bürgerrechte sowie die Rechte Gerechtigkeit werde es dann nicht

der Vertheidigung verletze. mehr geben. h

Italien.

Im Senat brachte gestern, wie W. T. B.“ berichtet, der Finanz Minister Carcano den Gesetzentwurf, be das italienisch⸗französische Handelsabkommen, ein g und der en n andels⸗ vertrãge überwiesen. 8

2 der Deputirten kammer erwiderte . der Minister des Auswärtigen Cane varo auf eine nstage des Deputirten Frascati, daß er es für rathsam halte, keine Dokumente über die erythräische Kolonie zn veröffentlichen. Glücklicherweise ständen die Angelegenheiten in Afrika hit und die Thatsachen hätten die Erwartungen und die ichtigkeit der Haltung der Regierung bestätigt. Der Minister⸗Präsident und Minister des hun, Pel loux erklärte in Beantwortung einer Interpellation des Deputirten Prampolini, er werde im Laufe der Woche einen Gesetz= entwurf, betreffend die Regelung des Vereins und Versamm⸗ lungsrechts, vorlegen. Diese Erklärung wurde beifällig auf⸗ n,. Im weiteren Verlauf der Sitzung beantwortete er Minister des Auswärtigen Canevaro eine Anfrage der Deputirten Socci und Barzilai wegen einer in Pola seitens österreichisch⸗ ungarischer Marineoffiziere veranstal⸗ teten Vorführung von Episoden aus der Schlacht bei Lissa dahin, daß es sich um absolut unbe⸗ deutende, politisch werthlose Thaisachen handle; zu reinen Erwerbszwecken seien photographische Projektionen von einzelnen Begebenheiten ausgestellt worden, welche als ehrenvoll für Oesterreich angesehen würden; diese Projektionen seien dann zu wohlthätigen Zwecken in einigen Städten, auch in Pola von seiten österreichisch⸗ ungarischer Marine⸗Offiziere, wiederholt worden, ohne daß dabei dem italienischen Patriotismus irgendwie nahegetreten worden wäre.

Schweiz.

Der Direktor des Weltpostvereins Höhn „W. T. B.“ meldet, gestern in Bern gestorben.

ist, wie

Bulgarien.

Die Fürstin von Bulgarien ist, wie „W. T. B.“ . gestern in Sofia von einer Prinzessin entbunden worden.

Das Wiener „Telegr.⸗Corresp⸗Bureau“ meldet aus Sofia: Stoilow habe es abgelehnt, die Neubildung des Kabinets, die ihm angeboten worden sei, zu übernehmen. Greksw unter⸗ handele neuerdings wieder über die Bildung des Ministeriums.

Schweden und Norwegen.

Der König ist, dem W. T. B.“ zufolge, wieder soweit hergestellt, daß Allerhöchstderselbe gestern einen Spaziergan im Freien unternehmen konnte. Ende der Woche geden Seine Majestät sich nach Saltsjöbaden zu begeben.

Asien.

Aus Peking vom . Tage meldet das „Reuter sche Bureau“: Chinesischen Berichten zufolge habe die Kaiserin⸗ Witt we einen Thronfolger bestimmt. Verschiedene Mel⸗ dungen stimmten darin überein, daß eine Palastrevolution bevor⸗ stehe. Der Kaiser sei noch immer streng von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen. Kang⸗yü's Einfluß sei der vor⸗ herrschende; er habe auf die Kaiserin⸗Wittwe seine fremden⸗ feindlichen Vorurtheile übertragen. Der Staatsrath und das Tsung⸗li⸗amen würden von der Kaiserin⸗Wittwe jetzt that⸗ . ignoriert. In 2 ug auf die Verhandlungen mit em Tsung⸗li amen wegen der Zusammensetzung des Di⸗ rektoriums der Nordbahn herrsche ein vollkommenes Einver⸗ ständniß zwischen der britischen und der deutschen Gesandtschaft.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (22) 326 des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats ⸗Minister Dr. Graf von Posado wsky, der Staatssekretär des Reichs⸗ Marineamts, Staats⸗Minister, Kontre⸗Admiral Tirpitz, der Staats sekretãr des , . von Podbielski und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, stand auf der Tages⸗ ordnung die erste Berathung des von den Abggzg. Dr. Bachem (Zentr) und Münch⸗Ferber (nl) ein⸗ gebrachten Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abände⸗ rung des Zolltarifs (Herabsetzung des Zolles für un⸗ gemusterte, taffetbindige Gewebe aus Seide des Maulbeer⸗ spinners Pongees von 800 auf 3090 6).

In Verbindung damit wurde der Antrag des Abg. Münch⸗Ferber berathen, der in einer Resolution die Zu⸗ me , Veredelungsverkehrs für die bezeichneten Stoffe verlangt.

Nach dem Abg. Münch⸗Ferber, der als erster Redner die Annahme beider Anträge befürwortete, nahmen die Abgg. Dr. Bachem und von Kardorff (Ry) das Wort.

Die von dem Abg. Münch⸗Fer ber vorgeschlagene Re⸗ solution sowie der von den Abgg. Dr. Bachem und Genossen eingebrachte Gesetzentwurf wurden darauf einstimmig an⸗ geno we uz des Blattes ing das Haus Fortsetz

ei de attes ging das Haus zur Fortsetzung . Berathung des Reichshaushalts-Etats für über.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen 99 Sitzung, in welcher der . , des Staats⸗

nisteriums Inn, ⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. , . von 2 stein zugegen waren, die zweite Berathung des Etats der landwirthschaftlichen Verwaltung fort,

Bis zum Schluß des Blatts nahmen der Abg. Gamp (fr. kons ), der Minister für Landwirthschaft ꝛc. . von Hammerstein, der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Muelter, der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Conrad, der Abg. von Mendel⸗Steinfels (kons) und der Vize⸗ Präsident des Staats Ministeriums, Finanz ⸗Minister Dr. von Miquel das Wort.

Nr. 4 des Centralblatts für das Deutsche Reich“ berausgegeben im t des Innern, vom VN. Januar, folgenden Inhalt: 1) Konsulat Wesen: Erm nns zur Vornahme von Zivilstands⸗ Akten; Ableben eines Konsuls; Gre

Griheilung. A Allgemelne Verwaltungs. Sachen

aus Nußholj mit Intarsien, die aus Gubbio

ö. 4 GErscheinen des bbuchs für das Deutsche Reich auf das Jahr 1899. 53) Finanz 8 Na sung der Einnahmen des Reichs für die Zeil vom J. April 1895 bis Ende Dezember 1898. 4) Zoll. und Steuer⸗ Wesen; Aenderung des Post - Zollregulativs. 5) Polizei. Wesen: uswelsung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Kunst und Wissenschaft.

Ausstellung der neuen Erwerbungen des Kunstgewerbe— Museums.

Im Schlüter⸗ Zimmer des Kunstgewerbe⸗ Museums sind zur Zeit die Erwerbungen des letzten Jahres ausgestellt. Die Jahresernte ist diesmal so reichlich ausgefallen, . der zur Verfügung stehende Raum kaum hinreicht, die Kunstgegenstände zu bergen. .

Vor allen hat die c,. Abtheilung des Museums eine bedeutende Bereicherung erfahren. An chinesischem Porzellan sind eine Anzahl Stüde ersten Ranges erworben worden, die theils der Blütbezeit der chinesischen Porzellankunst unter der Regierung des Kaisers Kanghi (1662 1722), theils der Zeit der Kaiser Jung tscheng (1723-355 und Kienlong (1736 95) angehören. Zwei vier⸗ kantige große Flaschen zeigen auf dunkelgrünem, fast schwarzem Grunde

flaumenzweige mit ihren weißen Blüthen, bei den Chinesen das Symbol der neun erwachenden Nater im Frühling. Sie sind in einer der europäischen Porjellankunft unbekannten Technik gemalt, nämlich mit bleihaltigen farbigen Glasuren auf Biseuitgrund, eine in der Zeit der Ming⸗Dynastie (1368 = 1643) beliebte Art der Dekoration, die im 17. und 18. Jahrbundert nachgeahmt wurde. Nur die Sammlung Grandidier im Louvre zu Paris, die Sammlung Salting im Kensington⸗ Museum zu London, sowie einige amerikanische Privatsammlungen besitzen ähnliche Stücke, von denen aber keines sich mit Sicherheit in jene frühe Zeit setzen läßt. In derselben Technik, aber auf gelbem Grunde, ist eine Konfektschale bergestellt. Sie besteht aus mehreren kleinen Schalen, die zusammengesetzt die Form einer stilisierten Lotosblüthe bilden. Unter den nur mit Blau unter der Glasur bemalten Sefäßen zeichnet sich besonders eine hohe zylindrische Flasche aus, bei der der Grund mit einem tiefen leuchtenden Blau bedeckt ist, das man durch ein vorn mit einer dünnen Gaze verschlossenes Bambusrohr aufgeblasen hat (bleu soufflé), sodaß die Oberfläche mit feinen Pünktchen besäet erscheint. In den beiden weiß ausge⸗ sparten Feldern sind Familienscenen dargestellt. Der Maler hat es verstanden, die eine Farbe in den verschiedensten Nuancen, vom bellsten bis zum tiefsten Ton, zu verwerthen, sodaß fast die Wirkung mehrerer Farben erzielt wird. Auch die zwelte bei den Chinesen vorkommende Untergkasurfarbe, das schwierigere Kupferroth, ist bei einer langhalsigen Flasche, auf der Drachen en. stilisierten Wellen und Wolken er⸗ scheinen, gut gelungen. Unter den mit farbigen Emails auf der Glasur bemalten Gefäßen ist eine große Vase, vorherrschend mit Grün (famille verte) bemalt, mit phantaftischen Vögeln auf Felsen in alterthüm⸗ licher Zeichnung. sowie ein stattlicher Kübel, der mit grogen Päonien zweigen bedeckt ist, bemerkenswertb. Von der großen Fertigkeit der chinesischen e, , in der Behandlung der aus Kupferorydul gewonnenen

lafur, die je nach der Regulierung der Feuers bald eine glänzend rothe Farbe, bald ein reizvolles Spiel von mannigfachen rothen, blauen, violetten und grünch Farbtönen entwickelt, geben mehrere Vasen Zeugniß. Bei einem kleinen Gefäß ist es sogar gelungen, die Wirkung des unregelmäßig geäderten Marmors zu erzielen.

Unter den ausgestellten europäischen Porzellanen über⸗ wiegt die Plastik. Ein Tafelaufsatz von Meißen ist mit der Figur der Venus und Amoretten getiert. Einer ähnlichen Bestimmung als Tafelschmuck scheint auch ein kleiner Deckelnapf, neben dem eine

erserin sitzt, gedient zu haben. Von den übrigen Meißner Figuren

nd ein kleiner Kabalser und eine Spitzenklöpplerin besonders reizvoll.

n Arbeiten der Berliner Manufaktur sind unter anderem die alten Nachbildungen dreier Figuren erworben worden, Theile des Tafel ; auffatzes, den Friedrich der Große 1772 für die Kaiserin Katharina II. anfertigen ließ. Sie stellen russiche Unterthanen vor, die der thronenden Kaiserin ihre Huldigung darbringen. Eine Gruxpe der drei Parzen gehört zu dem Besten, was überhaupt die Berliner Manufaktur an plastischen Arbeiten geliefert bat. Von den sütdeutschen Fabriken sst Nymphenburg durch zwei Figuren von hohem künstlerischen Werth vertreten: eine Dame, deren Kleid von einem Hund zerrissen wird, und einen Chinesen. Beide stammen aus der Sammlung Hirth. Sie zeigen jene effektvolle Darstellung der momentanen Bewegung und jene wundervolle Behandlung der Gewandmassen, die einen Theil der Nymphenburger Porjellanfiguren vor anderen ähnlichen Erzeugnissen auszeichnen. Auch von Höchst, wo der Bildhauer Meschslor, der Freund Goethe's, eine fruchtbare Thätigkeit als Modelltur ausübte, sind mehrere Figuren vorhanden, die der Formen⸗ auffaffung jenes Künstlers nahestehen. Eine Figur der trauernden Artemista aus Ludwigsburger Porzellan läßt sich mit Bestimmtheit auf den Bildbaner Ludwig Beyer zurückführen; dieselbe Gestalt ist auch in Rarmor für den Schönbrunner Park ausgeführt worden. Zu den besten Leistungen der Frankenthaler Fabrik darf man die allegorische Figur des De ember rechnen, eine in Pelz gehüllte Gestalt, die mit vollen Backen in einen Kohlentopf bläst. Außergewöhnlich groß ist auch der Erwerb an französischem Porzellan: unter anderem ein Deckelnapf in chinesischer Art von Chantilly in Broncefassung, eine Kanne von Syres mit königsblauem Grund, verziert durch Perlen farbiger Schmelje auf unterlegten Goldblätichen, reizende Biscuitfiguren von Mädchen aug dem Jahre 785 und eine große Vase in Marmor Imitation mit Biscustreliefs, die Thaten des Herkules darstellen.

Ein Majolikatel ler aus Gubbio mit prachtvollem Rubinlüster zeigt einen Wappenherold des Herjogs von Urbino. Eine Ente und ein Cberkopf in Lebensgröße, die ursprünglich als Pastetenbüchsen ge dient, stammen aus der Fayencefabrik zu rf wo in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ähnliche Gefäße in Gestalt von Thieren und Gemüsen in Menge hergestellt worden sind. Zwei ausgezeichnete tarkische Fayenceteller werden gemeiniglich Damaskus als Fabrikationt⸗ ort zugeschrleben. Die modernen dänischen und französischen Porzellan- und Stein jeugarbeiten sind schon durch die keramische Ausstellung des vorigen Jahres bekannt. ;

Auch die Goldschmiedekunst ist gut vertreten. Aus der Sammlung Heckscher find eine gothische Silberkapsel mit Niello, die ein bemaltes Glfenbeinrelief birgt, ein Haufebecher vom Jahre 15532 mit eingrapierten biblischen Scenen, sowie ein Riechbüchschen erworben worden. Eine Silberkapsel mit getriebener Darstellung zeigt ein Brautpaar, dessen Bund auf der einen Seite durch Amor, auf der anderen Seite durch Christus eingesegnet wird. Von kulturbistorischem Interesse sind zwei in Kupfer getriebene und vergoldete Attachen in Form eines Ackleybechers und eines Ringes, bezeichnet mit der . zahl 1606. Sie wurden als Embleme der Nürnberger Goldschmiede, zunft bei Todtenfeiern . Ackleybecher, Ring und Petschaft waren die Meisterstücke des Närnberger Goldschmieds.

Unter den Bronze⸗ und Me . in arbeiten gebührt der Ehren⸗ platz den großen Kaminböcken aus Bronze mit Jagdstücken, französische Arbeit aus ber Mitte des 18. Jahrhundertg. Das große Vorlege⸗ messer mit Bernsteingriff in vergoldeter Bronzefassung stammt eben falls aus der , . Heckscher. Durch vortreffliche Arbeit zeichnet

ein aus Messing geschnittener Kesseluntersatz aus, etwa um 1840

n Veutschland gefertigt, der die Inschrift trägt: ‚Der uns den simel hat besessen, der gesegne uns das Trincken und Essen.“ Eine Blei gegossene Ee vj des Giovanni de Bologna stellt den Raub der Dejanira dar (1580 bis 90.

Gin schmiedeeisern es Oberlichtgitter in Rococoformen zeigt noch die Spuren alter Bemalung. Man ließ dag Eisen in früherer Zest felten ohne Farbe, man bemalte eg oder gab ihm durch Per⸗

oldung ein glänzenderes Aussehen. Beispiele , Eisengerathe . die e. neben dem Fenster angebrachten leuchter und die Laterne, die mit Porzellanblumen verziert ift.

Von ben ausgeftellten Holjarbeiten verdienen eine Flügelthür

stammt und um 1460

gearbeitet ist, und die Vorderwand eines framösischen Stollen schlankes aus dem 15. Jabrhundert besondere Erwäbnun d

Gigenartig ist die Polsterung eines Lehnstubls aus Mahagonibolz. n er g en leben;

aus der

Bucheinbände mit Goldpressung verziert ist.

weise als Grabplatte gedient haben.

mpirezeit. Sie besteht aus eg, Leder, das in der Art der

Eine große Marmor⸗

tafel mit Mosaikeinlagen aus Venedig (16. Jahrh.) kann möglicher Der darüber hängende

Gobelin

(Flandern 16. Jahrh.) mit Blumen und Vögeln ist von trefflicher

dekorativer Wirkung. Schließlich sei noch au

f die ausgeftellten Buch⸗

einkände sowie zwei ältere chinesische Lacktafeln mit eingeschnittenen gefärbten Blumenzweigen auf schwarzem Grunde hingewiesen. Bg.

A. F. Die außerordentliche Sitzung der Berliner Gesell⸗ schaft für Anthropologie am Sonnabend v. W. brachte zwei von

Lichtbildern begleitete Voꝓtraäͤge. In dem ersten Dr. M. Bartels die Grenzvölker d

schilderte Sanitãts Rath es Kaukasus“. Der

Redner sprach aus eigener Anschauung, die er bei Gelegenheit einer vor zwei Jahren ausgeführten Reise gewonnen und durch jablreiche

Augenblicks Photographien festgehalten hatte.

ibn mit der Krim, dem südlichen Rußland

Seine Reise machte zwischen Asowschem und

Kaspischem Meer, dem Kaukasus und mit dem russischen Armenien

bekannt.

Viele der aufgenommenen Volkstypen entstammen dem

Straßen. und Marktgewirr von Baku und Tiflis, das man sich nicht entfernt so vielgestaltig vorstellt, als es durch diese photographischen Aufnahmen veranschaulicht wird. Denn hier berühren sich mongolische,

arische und semitische Elemente in buntem

Durcheinander, in Baku

Chinesen und Kalmücken mit den Wolga⸗Tartaren, den Bewohnern des Kaukasus und den Juden, in Tiflis Kirgisen mit Armeniern,

Georgiern, Persern, Turkmenen, Tscherkessen. Eine interessante Bemerkung

Teke . Turlmenen,

Juden und war es, daß, während

die Rirgisen Muhammedaner, die Kalmücken zumtheil Buddhisten sind und einem vom Kaiser von Rußland ernannten Groß⸗Lama geborchen. Als ein begabter Volksstamm erscheinen die Tartaren in den Gouvernements

Samara und Saratow bis hinauf nach

Kasan. Sie haben ihre

nomadijchen Gewohnheiten beinahe, die Tartaren der Krim sogar

ganz aufgegeben. Hier, wo i Serai die Hauptstadt des erst seit 150 tartarischen Chanats mit dem im Anfang des 1

sie seit lange seßhaft sind und in Baktschi ahren von den Russen eroberten

6. Jahrhunderts erbauten,

vollständig erhaltenen Palast des Chans verehren, haben sie mit den bürgerlichen Hantierungen auch westliche Zivilisation angenommen. =

Eine recht nachahmenswerthe Vorsicht übte Sanitätt.

ath Bartels

bei seinen anthropologischen Aufnahmen, indem er stets zwei solcher,

eine von vorn, eine im Profil,

anfertigte. folche Photographien den Werth wissenschaftlichen Materials.

So erst gewinnen

Den zweiten Vortrag des Abends hielt Pr. Joachim zthal „über Swen gwacht hd gennant Da Fb mer nn gern, ie sehr

interessanten Mittheilungen erhrachten durch eine Reihe als

icht bilder ver⸗

größert vorgeführter Röntgen Photographien an normalen, durchsichtigen Gliedmaßen in ibrer Entwickelung vom ersten bis zum zehnten Lebens jahre im Vergleich zu solchen von Zwergen den anschaulichen Beweis, daß die Zwergenhaftigkeit mit einem Stillstand der e, mf im kindlichen Stadium zusammenhängt, aber doch sehr verschieden i

pon einer äbnlichen, als englische Krankheit bekannten Erscheinung. In

beiden Fällen gelangt die Umbildung der im kin lenken vorhandenen Knorpel in Knochenmasse ; aber die Knorpelmasse zugleich zu krank

dlichen Körper an den Ge⸗ um Stillstand, im zweiten

hafter Wucherung. Die

Anomalie des Zwergenwachsthums braucht deshalb keine dauernde zu

sein, ja es sind eine Menge Fälle bekannt, wo we. entwickelten . Größe einstellte.

en noch Wachsthum bis zu So find nach sorgfältigen Messungen sämmtliche

sich viel später als beim normaler

Nitalieder der bekannten Lilivutaner⸗Trupvpe trotz ihrer go bis 386 Jahre in se ee. Wacht thum. Die vorgeführte Durchleuchtung der Glied⸗ maßen rbachitischer Kinder ließ es als ein halbes Wunder erscheinen, wenn diese Krankheit zuvor noch geheilt wird.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe hielt am Mitt woch voriger Woche Herr Direktor Schultz: Hencke einen inter— essanten Vortrag über die Photographie in den natürlichen

Farben?. Nachdem Redner durch einige

phyfikallsche und physto⸗

fogische Experimente das Wesen der Farben erlautert hatte, bezeichnete

er zwei Wege

als die bisher zur Crlangung von Photographien in

natürlichen Farben beschrittenen, von denen der elne sich zu dem sogenannten

Dreifarben⸗System, der andere zu einem

sich an die Daguerreotypie

anschließenden Verfahren gestaltet hat. Nachdem Redner der Ver⸗

dienfte Zenker's um das besprachene Gebiet, besserungen durch den kürzlich verstorbenen den er als den Vater der farbenempfind zeichnete, gedacht hatte, farben⸗System Über.

ging er zu

sowie der wichtigen Ver⸗ Professor H. W. Vogel, lichen Photographie be⸗ dem eigentlichen Drei⸗

Dieses System ist im Anschluß an Die

dung Selmholtz sche Theorie, wonach im menschlichen Auge eine Art e n n . ist, welche je nach ihrer Empfindlichkeit für die drei Grundfarben Roth, Grün und Violett in drei Gruppen getheilt

werden kann, auf diesen drei Grundfarben aufgebaut.

ührung dieses Verfahrens geschah zuerst

. h n mittels des Lichtdrucks. einige Bilder, Ve 1895 hergestellt hatte und die die Farbe wiedergaben.

Die Ein⸗

ebenfalls durch Professor Dazu zeigte Redner

welche er im Verein mit Alb. Frisch im Jahre

n in vorzüglicher Weise

Die Herstellung geschieht dadurch, daß drei Aufnahmen

gemacht werden, und zwar jedesmal im Anschluß an eine Grundfarbe, sodaß diese drei Aufnahmen, in Druckvlatten angewendet, hintereinander

und übereinander in drei Grundfarben abgedruckt werden.

Dasselbe

System liegt auch dem von der deutschen Chromoskop⸗Sesellschaft in den Verkehr gebrachten Elbisch'schen Chromostoy zu Grunde, dessen prächtige Farbenbilder zu bewundern Gelegenheit gegeben wurde. Nach dem Schluß der Experimente ging Redner zur ,, . mit

Hilfe des Skioptikons über. . bildern von Dr. Selle in e, ,,, die sehen erregten. Dr. Selle hat das Verf

vervollkommnet, was Redner

ausgezeichneten neueren Bildern darzulegen vermochte. eigenthümliches Linlen· System charakterisierte

Er zeigte eine Reihe von

ahren an einigen durch Naturwahrheit

reifarben s. Zt. schon großes Auf⸗ nzwischen noch sehr

Das durch ein Selle'sche Verfahren

elangte ebenfalls in 3 Projektionsbildern zur Vorführung. Den chluß des Vortrages bildete die Erläuterung des Lippmann'schen

graphische Forschung von Dr. Neuhaus die

Zenker'sche Theorie der

Verfa . bei welchem in neuerer Zeit durch die mikrophoto—

ellen bestätigt wurde.

Schulwesen.

In Aschersleben haben die städtischen einer Jateinischen Realschule und de Gymnastum beschlossen.

stehenden

Behörden die Einrichtung ren Verbindung mit dem

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wa shington, 30. Januar. 6 T.

B.) Der Schlußbericht

des Rckerbaubureaus glebt für die Schätzung der Ern teergeb-=

nisse des Jahres 1888 folgende Zahlen: Mais 1924 185 600, Hafer 730 go6 000, Rog

Weizen 675 149 000, en 25 658 000 Busphels.

Die in diesem Jahrẽ mit Winterweljen bestellte Fläche wird auf

29 954 000 Aeres geschaͤtzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul und

Klauenseuche ist dem

g, Gefundheitßz amt am 29. Januar gemeldet worden vom e

hofe zu Metz.

Verdingungen im Auslande. Oe sterreich⸗ Ungarn

9g. Februar, 9 Uhr Vormittags. Bauten in Lemberg: Vergebung von Arbei

Sirektlon der

le. ten und Lieferungen für

die städtische Wasserleitung. (Hydranten, Gebäude für 2 Pump- ftationen. Wasserbe aus Beton, Maschin enfundamente aus Beton für die Pumpftationen, Resffelfchornfteine, , mit den er⸗ forderli Erdarbeiten.) Näheres bei der genannten Direktion.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite 6? Post über Ostende vom 36. Januar in Koͤln den

Anschluß an Zug 31 nicht erreicht. Grund: Zugverspätung in England.

Die Harzquerbahn Wernigerode Nordhausen i,. ibrem Abschluß entgegen und soll am 1. Februar gan dem Verkehr übergeben werden. i Theilstrecke bis zum Brocken ist bereits landes⸗ polizeilich abgenommen.

Bremen, 30. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Wittekind, v. La Plata kommend, 28. Jan. Las Palmas, Elisabeth Rickmerg-. n. Baltimore best6, Dover passiert. Prinz Heinrich, von Ost.Asien kommend, 29. Jan. Reise v. Port Said n. Reapel fortgef. . Willehad“ 29. Jan. v. Baltimore in Bremerhaven angek. „Barbaroffa⸗ 29. Jan. v. Bremen in Adelaide angel. „Maria Rickmers“ 29. Jan. v. Fayal n. Baltimore abgeg. Coblenz“ 25. Jan. v. Brasillen in Rotterdam angek. „Trier“ 29. Jan. v. Santos n. Bremen abgeg. „Kaiser Wilhelm II.“ v. Genua und Saaler v. Bremen 28. Jan. in New Jork angek. ‚Trave“ 28. Jan. v. Genua direkt n. Bremerhaven abgeg. „Arensburg“, von Brasilien kommend, 29. Jan. St. Vincent pafssert. Bremen“, v. Australien kommend, 28. Jan. in Aden eingetroffen.

31. Januar. (W. T. B.) Dampfer „Halle“, nach dem La Plata best.. J0. Januar Ouessant passtert. „Heidelberg! 30. Januar von Port Said abgeg. „Prinz Regent Luitpold! 30. Januar Reise von Suez nach Aden fortgesetzt. Bayern“, nach Ost ⸗Asien best., 30. Januar Beachy Head passsert. Löwenburg“ 30. Januar Reise nach Oporto fortgesetzt.

Hamburg, 30. Januar. (W. T. B.) Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Syria“ Sonnabend in Colon, „Croatia“ gestern, „Hungaria“ heute, v. St. Thomas kommend, in Hamburg eingetr. „Pretoria“ gestern v. Hamburg n. New York, Fuͤrst Bismaick“ v. Gibraltar n. New Jork, Bengalia“ v. Hamburg n. Baltimore, Asturia! Sonnabend v. Singapore, Bulgaria“ v. New Jork abgeg. „Knight of St. George“ gestern v. Baltimore kommend, „Sardinia“, n. Westindien best., gestern Dover passiert.

London, 30. Fanuar. (W. T. B.) Castle Linie. Dampfer „Braemar Castle“ Sonnabend auf Ausreise v Southampton abgeg. „Harlech Castle“ gestern auf Ausreise in Delagoa ⸗Bay angekommen.

Union⸗Linke. Dampfer ‚German“ gestern auf Ausreise in Kapstadt angekommen.

Rotterdam, 30. Januar. (W. T. B.) Holland ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Stalendam Sonnabend Vorm. v. New Pork nach Rotterdam abgegangen. ;

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Gerhart Hauptmann's fünfaktiges Schauspiel Fuhrmann Henschel“ wurde gestern bereits zum fünfzigsten Mal aufgeführt, und zwar in der gleichen Besetzung wie bei der Premiore. Dieses durch die Einfachheit der darin angewandten Kunstmittel, durch seine Tendenzlosigkeit und durch seinen klaren Aufbau tiefergreifende bürgerliche Trauerspiel übte sichtlich wieder einen starken Eindruck auf die das Haus in allen Theilen füllenden Zuschauer aus. Viel trug dazu auch das jetzt durch die mehrfachen Wiederholungen fast bis zur Vollkommenheit ausgebildete Zusammenspiel bei, welches zu Zeiten fast vergessen ließ, 2 man sich im Theater befinde. Die Leistungen der Damen Lehmann, Sarrow und Eberty, der Herren Rittner, Reicher, Sauer, Müller, Reinhardt, von Winterstein, Valentin u. A. waren von so absoluter Naturtreue, daß kaum ein Ein⸗ wand gegen sie erhoben werden könnte. Nur Herr Fischer 9 sich in der Rolle des fächselnden Kellners zuweilen in der Verfolgung komischer Wirkungen zu n n, . verleiten, die sich trotz lbrer Geringfügigkeit bei der feinen künstlerischen Abtönung des Gesammt-⸗ bildes doch fühlbar machten. Der äußere Erfolg des Schauspiels kam mehr in der tiefen Ergriffenheit des Publikums denn in lauten Beifallsãußerungen zum Ausdruck.

Ronzerte.

Die Königliche Kapelle brachte gestern, an ihrem siebenten Symphonie⸗Abend, an erster Stelle Berlion Ouvertüre zu König Lear“ zur Aufführung. In der Instrumentierung, wie im Aufbau und Zusammenhang der Melodienführung tritt das Streben nach einfacher Größe, nach schlichtem, aber anmuthigem Augdruck der musikalischen Gedanken hervor, durch welche der alte, grandiose Sagenstoff charakterisiert werden soll. Die Ouverture, welche vom Orchester mit allen Fein⸗ heiten und Schönheiten siegreich zur Wirkung gebracht wurde, rauschte so gleichsam wie ein alter Bardensang am Qhr vorüber. Der Duverture folgte Lisit's Symphonie zu Dante's „Divina Gommedia“, deren erfter Theil „Inferno“ mit. seiner glanzvollen zwar unruhigen, aber mächtigen grchestralen Breite und Wuchtigkeit, mit seiner treffenden Tonmalerei und feinen eigenartigen Klangwirkungen den mustkalischen Hörer wohl zu fesseln vermag, ohne doch eine volle künstlerische Befriedigung zu gewähren; Aehnliches gilt auch von dem weitschweifigen, zuweilen öden zweiten Tdeif „urgatorio“, der erst mit seinem Schlußchor, welcher von Fräulein Destinn und dem Sopran. und Alt. Chor mit schönem Stimmklang vorgetragen wurde, das ungetheilte Interesse der Hörer gewann. Der zweite Theil des Abends brachte nur Werke von Richard i . das Vorspiel zu den „Meister⸗ singern', das „Siegfried. Iwvll.· und den „Kaisermarsch“, die unter Kapellmeister Weingarkner's Leitung glanzvoll und mit be⸗ geifternder Wärme und Empfindung zu Gehör gebracht wurden. In der Philharmonie fand gleichzeitig unter Mitwirkung der Kapelle des Hauses ein Rufsisches Konzert, unter der Leitung des Herrn Alexander Winogradsky, Direktors der Kaiserlich russischen Mustkgesellschaft in Kiew, statt. Das Konzert begann mit einer Sn n (d-moll) von Kalinnikow, die im ersten Satze originelle Motive und stilgerechte Durchführung erkennen läßt. Das Andante, im Pastoralstil he de. wiederholt einen eigenthümlich klingen · den Kuckucksruf unausgesetzt bis zu Ende des Satzeg. Das Scherzo ist ein munteres Capriccio und bildet mit dem Finale des Werkes ent- schieden den Höhepunkt der ganzen Komposttion. Es folgte hierauf eine Cavatine aus der Oper „Fürst Igor“ von Borodin die, von dem Hofopernsänger Herrn Kurt Sommer trefflich vorgetragen, eg . beifälllg aufgenommen wurde. Ein gleiches Lob 1 bührt der Phantasie ‚„Kosatschok von Dargomissly, die ein kosakisches Thema geschickt behandelte. Im jweiten Theil des Konzerts gelangte ein Tongemälde, Sado“ von Rimsky Korsakow zu Gehör. Der Inhalt schildert die Gefahren eines Schiffeg, das dem Untergang nahe ist und nur durch das n n. adko'z, das den Meerkönig bewegt,

erettet wird. Die Tonmalerei giebt charakteristisch die beabsichtigte timmung wieder und läßt zugleich eine große Begabung in der Behandlung der Orchestereffekte erkennen. Diesem Werke schloß sich ein hier bereits belanntes Intermeßzo von Tschaikowsky ibi Art der Instrumentierung n Tanz, im aul

eint. höchst origineller cirkassischer

aus der er Der Gefangene

n Allen Vortragenden, dem n Dr

2 e genten wurde wohlverdiente Anerkennung fur ihre stungen zu theil.