1899 / 31 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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schon jn einer Zeit, wo vielleicht dergleichen Gedanken and Gefũble noch nicht gangbar waren, die versöõnliche Verantwortlichleit dem Herrscher im Himmel gegenũber fühlten und dertraten. Der jweite Umstand war der, daß sie das Volt der Mãrker hinter sich batten.

Wenn wir uns in den Augenblick versetzen, wo der Landeshaupt mann und zum Furfũrsten ernannte Friedrich L sein berrliches frãnkisches Heimathland mit der Mack vertauschte, die damals in einem Zuftande war, wie wit es uns kaum nach den Beschreibungen der Sistoriker vor⸗ stellen kõnnen, so ist dieser Tausch nur so ju versteben, daß der Herr in sich den Beruf fäblte, in dieses Land ju zieben, welches ibm anxertraut war bon Kaiserlicher Huld, um bier geordnete Zuftände berbeizu⸗ fübren, nicht bloß um des Kaisers willen oder um seiner felbst willen, sonderr weil er überzeugt war, daß ibm die Aufgabe von oben ge⸗ ftellt war.

Dasselbe könnes Wir bei allen Meinen Vorfahren verfolgen. Die großen Kämpfe nach außen, die Entwickelung und die Gesetz gebung nach innen sind immer nur von dem Gedanken geleitet gewesen der Verantwortlichkeit für das ibnen untergebene Volk, für das ihnen anvertraute Land.

Der Herr Ober ⸗Prãsident bat gũtigerweise Unjerer Reise gedacht und der dort von Mir vollzogenen Thatsachen. Ich kann wobl sagen, daß manche und vielseitige Eindrücke erhebender Natur an Meinem Auge voräbergezogen find, theils religiõser theils bistorischer Art, theils auch aus dem modernen Leben. Aber von allen Eindrücken der erbabenfte und ergreifendste war doch nächst Unserer Feier in Uaserer Kirche der, auf dem Delberg ju steben und die Stãtte zu sehen am Fuße des selben, wo der gewaltigfte Kampf, der je anf der Erde ausgefochten worden ist, der Kampf um die Erlõsung der Menschheit von dem Einen ausgefochten wurde. Diese Thatsache bat Mich daju bewogen, an dem Tage gewissermaßen noch von neuem Mie den Fahneneid zu schwẽten nach oben, nichts unvdersucht ju lassen, um Mein Volk in sich iu einigen und das, woes es trennen könnte, zu beseitigen.

Beim Verweilen aber in dem fremden Lande und an den ver⸗ schiedenen Stätten, wo füt uns Germanen der uns so tbeuere Wald und das schöne Wafer so mangelten, fielen Mir die mãrkischen Seen mit ibrer dunkeln, klaren Fluth und die märkischen Gicken und Kiefernwälder ein, und da dachte Ich bei Mir, daß wir es doch, trozz dem wir in Guropa zuweilen über die Achsel angesehen werden, in der Mack weit besser baben wie in der Fremde Wenn Ich an den Baum, an die Behandlung desselben, an die Liebe für den Wald denke, so fäll! Mir dabei ein Ereigniß ein, was gerade für uns und den Anfang des Ausbaues unseres Reichs von bobem Interesse ist.

Es war nach den großen erbebenden Vorgängen des Jabres 1870671. Die Truppen waren wieder eingezogen; der Jubel und die Begeisterung batten sich gelegt, und die alte Arbeit und die

rũndung und Entwickelung des neugewonnenen Bater landes sollte nun beginnen. Da saßen die drei Paladine des großen alten Kaiserz zum eisten Mal allein bei gemeinschaftlichem Mable, der große General, der gewaltige Kaniler und der getreue Kriegs Minister, und nachdem das erste Glas auf den Landesberrn und das Vaterland geleert worden war, ergriff der Kanzler das Wort und, sich iu seinen beiden Genossen wendend, sagte er: wir baben nan alles erreicht, wofãr wir gelämpft, gestritten und gelitten baben; wir steben auf der Sritze dessen, was wir uns nur je geträumt baben; was kann für uns noch irgend. wie Interessantes und Grbeber des oder Aneiferndes kommen nach dem, was wir durchlebt baben? Eine karze Pause folgte darauf, und da sagte der alte Schlachter lenker mit einem Mal: Den Baum wachsen eren! Mnd tiefe Stille verbreitete sich im Zimmer.

Ja, meine Herten, der Baum, den wir wachsen seben und für den wir sorgen müsfen, ift die deutscke Reichseicke. Sesandes Wachẽ⸗ rbum ift ihr bestimmt. weil sie in der Hat der Märker stebt, in deren Land ib Warjeln sich besnden. Sie bat manchen Sturm durckgemacht und est ausjugeben gedrobt; aber der Stamm und das Reislein, in die märkischen Sande gesenlt, wird, so Gott will, in alle Gwigkeit balten.

Ich karn semit beute nur von neuem geloben, alles ju thun, was Ich damn dermag. Auch die Reije an die gelobten Stätten und die gebeiligten Orte wird Mir bebilflich sein, um diesen Baum m beschützen und iu fördern und zu pflegen, wie ein guter Gãrtner die Zweige mruckfuschneiden, die überflésfig find, auf die Thiere ju gekenn, die seine Burzela benagen wollen, um sie aus zurotten. Ich boffe dann das Bild ju seben, daß der Baum sich berrlich eatwickelt, und vor ibm stebt der deutsche Michel, die Hand an Sckwertknauf, den Blick nach außen, um ibn im beschirmen. Sicher ift der Friede, der binter dem Schild und unter dem Schwert des dentschen Michel stebt

Es ist ja ein berrliches Beginnen far alle Völker, den Frieden berbeifebren ju wollen; aber es wird ein Febler bei den ganzen Be- recht ur gen angestellt. So lange in der Menschbeit die unerlöste Sünde berrscht, so lange wird es Krieg und Haß, Neid und Zwietracht geben, und so lange wird ein Mensch versuchen, den arderen zu überortheilen. Das aber nater den Menschen, das ist auch unter den Völkern Gesetz. Dee wegen wollen wir trachten, daß wir Germanen wenigstens jujammer balten wie ein fester leck. An diesem roeher de bronze des dentschen Vell, draußen weit über die Meere und bei uns ju Saus in Garera, möge sich jede den Frieden bedräuende Welle brechen

Wer Mir dajn juerst ju belfen berufen ist, das ist die Mark, das stand die Märker, vnd da Ich annebre, daß es Ihnen nicht schwer fallen kann, dem schwarmeeißen Sanrer und Ihrem rothen, dem der Markgrafen, zu folgen, so boffe Ich, daß Ich dafür Ver ˖ ftändriß nnter Ihnen finde, daß Ich Mich auf die Mark ju stũtzen beabfichtige nach wie vor, und daß Ich dabei auf Ihre getreue Mit- arbeit rechne.

Daber erbebe Ich das Glas und rufe: Es lebe die Mark Brandenberg and ibte Mitglieder! Hurrah! Hurrabh! Hurrah!

In der am 1. d. M. unter dem Vorsiz des Staats⸗ Mini ters, Staatssekretãrg des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗ Wehner abgehaltenen Plenarfißung des Bundes raths wurden der Entwurf von ungen uber Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit im Gewerbebetriebe und der Entwurf einer Kaiserlichen Ver⸗

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t. eren hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes raths . öl- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie sschuß für Zoll- und Steuerwesen Sitzungen.

Der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisu äber die in den Monaten Ot iober bis Dezember 1898 au den größeren n Eisenb ahnen (ausschließlich der banerischen) bei den fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beföͤrderung vorgekommenen Verspä tung en ist Folgendes zu entnehmen: . . . der in Vergleichung gezogenen Bahn⸗ 4 ef Gesammtlänge Ende Dezember 1896 10 570 Km, davon zweigleisig wd . Befoͤrdert wurden Schnellzũge 381 484 Versonenzüge J7S83 328 gemischte Züge 374454 Geleistet wurden

] im? auf 1 Rm im Ganzen im Sag 2 K 38 im durchschnitt nya r n

Zugłkilometer 55 152 7465 599 4585 15 Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sich verspãtet: *

Sanzen

, und zwar durch Abwarten verspäteter Anschlußzüge 8772 Vorkommnisse bei den verspãteten Zügen e n Von den Verspätungen der letzteren Art entfallen auf:

1 Million Zugkilometer 10 Die Anzahl der versäumten Anschlüsse betrug k

Die Nr. 1 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. Januar 189 enthält a us dem Gebiet der Unfallversicherung eine Nachweisung über die gesamm ten Rechnungsergebnisse der Berufe⸗ genossenschaften, Ausführungsbehörden ꝛc. für das Jahr 1897.

Auf dem Gebiet der Invaliditãts⸗ und Alters versicherung werden eine Nachweisung der Geschäfts⸗ und Rechnu ngs⸗ ergebnisse der Versicherungsanstalten für das Jahr 1837, sowie folgende Revisions⸗Entscheidungen ver— fffentlicht:

Eine Person, die vor dem 1 Januar 1891 das 70. Lebene⸗ jahr vollendet und die vorgesetzliche Zeit von 141 Wochen ver⸗ sicherungspflichtiger Beschäftigung aus den Jahren 1888, 1889 und 1890 erfüllt hat, erwirbt den Anspruch auf die Altersrente mit der Verrichtung der ersten versicherungs⸗ pflichtigen Thätigkeit unter der Herrschaft des Invaliditäts- und Alters versicherungsgesetzes auch ohne Beitrageleistung; der so erworbene Anspruch ist weder einem Erlöschen nach s 32 noch einer Verjährung nach § 137 des Ge— setzes auegesetzt (.00).)

Die Hin⸗ und Rückbeförderung zum und vom Garnisonort ist auf die Zeit einer militärischen Dienstleiftung im Sinne des 5 17 Absaß 2 des Invaliditäte⸗ und Alters⸗ versicherungsgesetzes anzurechnen ( IOI). )

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Der Kommunal⸗Landtag der Kurmark entschied in seiner gestrigen 7) Plenarfizung über zwölf Gutachten seines I. Ausschusses, welche Unterstũtzungsgesuche milder Stiftungen betrafen; davon wurden zehn im Gesammtbetrage von S7õ0 S bewilligt, die beiden übrigen wegen nicht genugend nachgewiesener Unterstũtzungsbedürftigkeit abgelehnt. Seine Schlußsitzung wird der Landtag am 6. d. M. halten.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kom mando der Marine sind S. M. Schiffe Charlotten, Kommandant: Kapitän zur See Büllers, und „Stosch“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitãn Ehrlich, am 3. Februar in Algier ange⸗ kommen und werden von dort am 7. Februar nach Tunis wieder in See gehen.

Düsseldorf, 3. Februar. Der rhein ische Rro⸗ vinzial-Landtag stimmte gestern, wie die Köln. Itg.“ berichtet, dem Antrage des Provinzial⸗Ausschusses zu, zur Er⸗ n des Siebengebirges aus den Mitteln der Provinz 200 6 aufzuwenden.

Braunschweig.

Wie W. T. B. meldet, theilte der Staats⸗Minister von Otto gestern im Landtage mit: es werde die Frage erwogen, ob anstatt des auf 10 Millionen Mark Kosten ver⸗ anschlagten Stichkanals eine Stichbahn von BSraunschweig nach dem Mittellandkanal zu bauen sei. Er habe darüber mit dem preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten verhandelt und großes Entgegenkommen gefunden.

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el 8 r 1899, wel 9 ein Ew von Schraut eingeleitet wurde.

Der Kaiser besuchte Nachmittag die Erzherzogin Maria Immaculata öchstwelche seit einiger Zeit leidend ist. ungarische Minister für die e l Freiherr von Fejsrväry ist gestern Abend in Wien einge⸗ troffen und heute von dem Kaiser in Audienz empfangen

worden.

Der Stellvertreter des Landeshauptmanns von Mähren und Abgeordnete zum Neichsrath Dr. Promber ist in Brünn gestorben. 3 Der Polenklub beschloß einstimmig, entsprechend den wiederholten Landtagsbeschlüssen und der Adresse der Majorität, im Jateresse des Siaats, des Landes und des Volks die un⸗ unterbrochene Erhaltung und ruhige Entwickelung des kon⸗ stitutionellen Lebens zu fordern sowie bei dem zur Verwirklichung seiner Grundsätze geschlossenen Bündniß mit der Rechten u verharren. Er hebt in seinem Beschluß die Schäden und Her der Hemmung des parlamentarischen Lebens hervor und sehnt aufs wärmste die baldigfte Rückkehr zum vollen konstitutionellen Leben herbei. Ueberzeugt von der Noth⸗ wendigkeit, daß die die parlamentarische Thätigkeit hemmenden nationalen Streitfragen baldigst ohne Berührung der Rechte der Landtage geregelt werden, druckt der Polenklub seine Be⸗ reitwilligkeir aus, die darauf abzielende Aktion der gegen⸗ wärtigen Regierung zu unterstũtzen.

Ein einstimmig beschlossenes Communigus der deut⸗ schen Volkspartei fpricht sich gegen die verfassungswidrige Anwendung des S 14, welche wieder begonnen habe, sowie gegen den durch Erlaß der Sprachenverordnungen für Böhmen und Mähren und durch eine Reihe sonstiger Maßregeln verübten rechtswidrigen Angriff auf den nationalen Besitzstand des deutschen Volls aus und fordert die Deutschen auf, r, Muths im Widerstande zu verharren, bis die entscheidende Wendung zum Besseren eingetreten sein werde. Ferner warnt das Communiquè vor übertriebener Zuversicht und entsagender Soffnungelosigkeit und weist auf die Nothwendigkeit hin, daß in so erregter Zeit jedes kleinliche Gezänk schweige und alle Parteien, denen die Wohlfahrt des deurschen Volksstammes am Herzen liege, sich in der Vertheidigung der Rechte desselben zusammen anden. Die Partei werde die Aufstellung der national⸗ politischen Forderungen der Deutschen mit Nachdruck betreiben und fordere zu fessem Zusammenhalten und unbeugsamem Wider stand auf. .

Der deutsche Hochschüler Biber le, welcher am 16. Januar den czechischen Hochschüler Linhart durch einen Revolverschuß tödtlich verwundete, wurde gestern in Prag von dem dortigen Landesgericht wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu 3 Monaten strengen Arrests verurtheilt.

Das ungarische ‚Telegr. Korresp. Bureau. meldet aus Buda pest, daß die liberale Partei am nächsten Dienstag eine Konferenz abhalten werde, in welcher der Minister⸗ Präsident Baron Banffy über den Verlauf der Kompromiß⸗ verhandlungen, die zur Sanierung der parlamentarischen Lage gepflogen worden seien, berichten werde Die Aussichten für das Kompromiß hätten fich mittlerweile un⸗ günstiger gestaltet, da die Dpposition derzeit auf dem Standpunki verharrte, daß dem Kabinet Banff eine Indemnitãt nicht bewilligt werden könne. Die Oppofinion wolle sich vielmehr gegenüber dem eventuellen Nachfolger des Barons Banff volle Ilktionsfreiheit vorbehalten, sodaß der nãchfte Kabinets Chef. falls er nicht eine der Opposition genehme Persõnlichkeit sei, ebenfalls der Gefahr der Obstruttion ausgesetzt sein und Indemnitãt nicht erhalten würde. Der den Frieden vermittelnde Abg. Kolgman von Szell hoffe jedoch, die Minoritãt von diesem Stand⸗ punkte abbringen zu können. Die von der Opposition formu⸗ lierten und zwar, wie verlautet, weit gehenden Forderungen follen dem Minister⸗Präfidenten heute mitgetheilt werden.

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer richtete der Deputirte La sies (Nationalist) eine Anfrage an die Regierung über die Hausse in Kupfervitriol, welches für die Weinbauer so nothwendig sei. Der Redner schrieb diese Hausse einem wucherischen Manöder zu und ver⸗ langte die Anwenbung des Gesetzes gegen den Börsen⸗ wucher. Der Justiz⸗Minister Lebrei erklärte, er werde eine Untersuchung anstellen und erforderlichen Falls das Gesegz in Anwendung bringen. Der Deputirte Narbonne beantragte, die Anfrage in eine Interpellation umzuwandeln Der Minister⸗Präsident Du pun verlangte, die Berathung hierüber bis nach der Budgetberathung zu vertagen. Die Rammer stimmte diesem Vorschlage mit 217 gegen 1886 Stimmen zu. Hierauf wurde die Berathung des Budgets wieder auf⸗ genommen. . r. ; ;

Die Revisionskommissisn hielt gestern Nachmittag eine Sitzung ab und hörte den Minister⸗Präsidenten Dupun und den Justiz Minister Lebr et. 2

Die n ,, des Kassationshofes ver⸗ nahm gestern den General Roger.

; * Marseille kam es gestern Abend, wie W. T. B. meldet, bei der Ankunft Rochefort s und Max Réêgis, welche sich nach Algier begeben wollen, zu Kundgebungen, bei denen zwei Personen verletzt wurden. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor.

Italien.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Diskussion über den Bericht det Wahlprũfungskommission fort, welcher vorschlägt, einen Sitz in Mailand und einen zweiten in Ravenna wegen Verurtheilung der Deputirten Turgti und de Andreis für erledigt zu erklären. Der Minister⸗Präsident Pellouxz wie 23 1. B.* . die 2. ordnungen, we uffor g an Regierung enthielten, eine Amnestie vorzuschlagen, agicht annehmen. Die Regierung behalte sich vor, dem König den passenden Zeitpunkt für einen neuen Akt der

Gnade zu , . . heißen, was wang gedeutet werden kõnne. Die Kammer habe das Recht, das Verhalten der Regierung

ordnung über die Hauptmãngel und Gewährfristen beim K

Die Zablen geben die Nammern an, unter denen die Ent- scheidangen in den Amtlichen Nachrichten abgedruckt sind.

zu kontrolieren, nicht aber die Berechtigung, die Regierung

könne aber keinesfalls etwas gut⸗

Man msse Ministerium überlassen, darũber urtheilen, wann Zeitpunkt gekommen sei, i

Regie

billige den Vorschlag der Wahlprüfungskommission. Der Deputirte Lazzaro beantragte, über die beiden Theile diefer Tagesordnung getrennt obzustimmen. Der Minister⸗ Prãsi ent . bemerkte, er widerspreche dem nicht, er⸗ färe jedoch, in Betreff beider Theile der Tagesordnung die Vertrauensfrage zu stellen. Der Deputirte Giolitti bemerkte, er werde fuͤr die Tagesordnung Riccio stimmen, da er die Ueberzeugung habe, daß die Regierung bemühi sein werde, die in der Thronrede und den Erklãrungen der Minister —ᷓ— Versprechen zu halten. Der Deputirte Sonnino erklärte ebenfalls, für diese Tagesordnung stimmen zu wollen, weil er die innere Politik der Regierung billige, In namentlicher Abstimmung wurde darauf der erste Theil der Tagesordnung Riccio mit 244 gegen 65, der zweite mit 220 gegen 50 Stimmen angenommen.

Bulgarien.

Die Leiche der verewigten Fürstin Marie Luise wurde, wie W. T. B. aus Sofia berichtet, gestern auf dem Katafalk aufgebahrt; der Körper ruht auf einem Paradebett, und 2 in einem offenen Metallsarge. Bevor der Zutritt freigegeben wurde, fanden eine Messe und ein Requiem am Sarge statt, denen der Fürst Ferdinand und der Prinz Philipp von Sachsen⸗Coburg und Gotha, sowie defsen Sohn, der Prinz Leopold, beiwohnten. Dann erschienen das diplomatische Corps, alle aktiven und früheren Minister sowie das Offizier⸗ Korps der Garnison von Sofia. Ihnen schloß sich die gesammte Bevölkerung an, welche ohne Unter- brechung an dem von unzähligen Kränzen umgebenen Katafalk vorbeidefilierte. In der Kathedrale zu Philippopel wird die Leiche der Fürstin so lange bleiben, bis das Mausoleum er⸗ richtet ist. Das Befinden der neugeborenen Prinzessin Nadesch da ist gut. .

Die a ufer Correspondenz meldet aus Sofia: Da die neue Regierung in der Angelegenheit des Vertrages mit der Orientbahngesellschaft und des Konversionsũbereinkommens mit der Banken pe freundschaftliche Verstãndigungen mit der Pforte herbeizuführen bestrebt sei, so dürften neue Ver⸗ handlungen wegen dieser beiden Angelegenheiten, wahrscheinlich in Wien, demnaͤchst eröffnet werden.

Amerika.

Das Transportschiff Sherman“ ist, wie W. T. B.“ meldet, von New York in See gegangen, um sich über Suez nach Manila zu begeben. An Bord befinden sich das requläre 3. Infanterie⸗Regiment und das 2. Bataillon des 17 Regiments.

Asien.

Das Reuter sche Bureau“ meldet aus Peking, daß das Tsung⸗li⸗HYamen gestern die Eröffnung Nanning⸗fu's als Vertragshafen genehmigt habe; es sei dies von den Handelsleuten in Canton für nothwendig gehalten worden, um die Erschließung des Westflusses vollständig zu machen. Hu⸗yü⸗fen habe eine Dentschrift eingereicht, in welcher er auf die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen antworte. Die Entscheidung der Angelegenheit werde in kurzer Zeit erwartet.

Afrika.

Das Journal Etoile Belge“ meldet, daß der frühere

gommandant Lothaire dem Stamme der Bunjas eine

blutige Niederlage beigebracht habe. Dieselben verlangten Frieden zu schließen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gesirigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (25) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Pod⸗ bielsk i und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thiel mann beiwohnten, beantragte die Geschäftgordnungskommission, entsprechend dem Antrage der Sozialdemokraten, die Genehmigung zur srafrechtlichen Verfolgung des Abg. Schmidt— Aschers leben (Soz.) zu eriheilen.

Das Haus trat diesem Antrage bei.

Darauf wurde die zweite Berathung des Reichsha uzs⸗ halts⸗-Etats für 1899 bei dem Etat der Reichs-Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung, und zwar bei dem Titel Gehalt des Staatssekretãrs fortgesetzt.

Sierzu lag folgender Antrag der Abgg. Dr. Müller⸗ Sagan (fr. Volkep) und Genossen vor:

1) ji erklãren, daß Disziplinarmaßregeln gegen Post · Unter⸗ deamte wegen Abonnierens auf die Wochenschrift Deutscher Post⸗ dete oder wegen Inserierens don Familien und Vereinsnachrichten in dieser Wochenschrift unzklässig sind. 2) den Reichskanzler zu er⸗ rchen, jede Beschränkung der Postbeamten bezüglich ihrer außer- dien lichen Lektũre zu untersagen

Ferner beantragte der Abg. Basserm ann (nl):

die Erwartung auszusprechen, daß gegenäber dem an sich berechtigten Gebalisanspruche der Postbeamten von der Reichs ˖ derwaltung die Ginrede der Verjãbrung nicht geltend gemacht wird.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Basser⸗ mann und Dr. Müller⸗Sagan zur Begründung ihrer Antrãge das Wort.

In der heutigen (12) Sitzung des Hauses der Abgeordneten in welcher der Minister der geistlichen 2ꝛc. An⸗ gelegenheiten D. Dr. Bosse zugegen war, gelangte der Gesetz⸗ entwurf, betreffend die ärztlichen Ehrengerichte, das Umlagerecht und die Kafsen der Aerzte kammern, zur

Berathung.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen der 5 Virchow (fr. Volksp.), der Minister der ö . Unter⸗ r . . ö 2 1 g.

ons ), Dr. Langerhans fr. Ninisteriat: Di zr e germ e, ;

Etatistik und Volkswirthschaft. Ländliche Fortbildungsschulen in Preußen.

3 1897/98 bestanden in 975 ländliche Fort⸗ bildungs schulen, darunter 6 (im Regierungsbezirk Oppeln), in denen ver. fuchz werfe auch fachlicher Unterricht errbeilf wird. Von der Sefammmtz ahl der Schulen entfielen auf Ofstyreußen 8. Westyreußen 19, Brandenburg k S, Posen 17, Schlesien 38, 833 43, Sch Holstein 78,

nover 161, Westfalen 19. en. Nassau 305, die Rbeinprovin 225, die Hohenzollern chen Lande 51. Zabl der Schüler betrug 14139, die der Lehrer 1323: von letzteren waren Geistliche 52, Landwirth⸗ schaftelebrer 6. Volksschullebrer 1246, andere Personen (Zandwirthe, Thierärzte ꝛc) 19. Die Baaraufwendungen betrugen 102 558 , wovon bestriiten wurden durch Schulgeld S352, durch Private, Stiftungen. Legate, andere alg landwirthschaftliche Vereine 18513, durch landwirtbschaftliche Vereine 5535, durch die Gemeinden 20 545, durch die Kreise 17705, durch die Probinzen 553, endlich durch den Staat 35 837 6 Außerdem wurden von letzterem 349 Æ für Heijung, Beleuchtung und Reinigung verausgabt.

Wohlfahrtseinrichtungen.

Am 5. Dezember v. J. wurde in Hechingen eine Spei se an stalt für Fabrikarbeiter und Arbeiterinnen eröffnet, welche sich eines starken Zuspruchs erfreut.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Lübeck wird der Köln. Itg. unter dem J. . M. be- richtet: Der Ausstand der Tabagdarbeiter in der Fabrik von Rose n. Schweighoffer, der Anfang November v. J. zum Ausbruch kam, ist nunmehr beendet. Die Ausftändigen beschloffen, die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aufzunehmen, doch wurde ihnen von der Firma bedeutet, daß nur solche Arbeiter angestellt würden, die auz dem Verbande bezw. der Organisation ausgetreten seien. Dieser Forderung kamen etwa 40 Arbeiter nach. ⸗—

Aus Rbeydt wird der Rbein. ⸗Weftf. Ztg.“ geschrieben: Bei der Firma Jakob Struck baben am Donnerstag morgen die aus⸗ ständigen Färkereiarbeiter die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem eine Verständigung jwischen dem Firmeninhaber und den Arbeitern stattgefunden bat und den letzteren eine Lohnerhöhung zu⸗ gesagt wurde. (Vgl. Nr. 29 d. BI.)

Aus Nebeim (reis Arnsberg) wird demselben Blatt jum Ausstand der Klempner weiter berichtet: Auf der Lampen brennerfabrik von Wilb. Brökelmann, Jäger u. Busse, welche 450 Arbeiter beschäftigt. sind von 115 Klempnern 109 aus- stãndig geworden. Der Auestand wird damit begründet, daß den Arbeitern durch plötzliche Entziebung einer Nebenarbeit der 14 tägige Arbeite verdienst um 7 M geschmãälert worden sei. Die Fabrikanten bejeichnen diesen Grund als unjutreff end und erblicken in der hiesigen Bewegung den Beginn eines allgemeinen Ausftandes der Metall arbeiter, der auf Erhöhung der Arbeitslöhne gerichtet ist. Für den nächsten Sonntag ift von den Ausständigen eine Versammlung ein⸗ berufen worden. ; ö.

Aus Brüssel schreibt man der Veff. Ztg. unter dem 1. Februar: Der seit drei Monaten ununterbrochen andauernde Aus⸗ stand der Antwervener Schriftsetzer und Steindrucker bat geftern endlich seinen Abschluß gefunden. Der Ausstand endete mit einer vollftändigen Niederlage der Arbeiter; sie haben keine ihrer Forderungen durchgesetzt, dech baben die meiften Ausständigen zu den alten Bedingungen Arbeit gejunden.

Kunft und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbe⸗Musenm sind gegenwärtig die Ent- würfe für eine Einbanddecke ausgeftellt, welche die Verlags buchbandlung E. Wasmuth bierselbst für die Zeitschrift Ber⸗ liner Architekturwelt“ auf Grund einer Konkurren; erhalten bat. Von den urspruünglich eingelieferten fiebzig Entwürfen sind dreißig ausgeftellt, unter denen die Entwürfe des Malers F. Nigg den erften und einen zweiten, der des Architekten H. Schlicht einen zweiten Preis erhalten haben. Es ist sebt bemerkenswerth, daß auch auf diesem, vornebmlich für Architekten beftimmten Gebiet von fast allen Bewerbern die moderne Kunftrichtung eingeschlagen worden ist.

Bauwesen.

Der Verein deuntscher Ingenieure erläßt folgendes YDreisausschreiben:

BVon seinem im Jahre 1897 verstorbenen Mitgliede Ernst Paul Känffer ift dem Verein deutscher Ingenieure ein Legat zum Gtlaß eines Preisausschreibens gemacht worden, und zwar innerhalb des Rahmens: Welche praktisch brauchbaren Verfabren stehen derzeit zu Gebete, um Wärme auf direktem Wege (obne Motoren) in elektrodyngmische Energie umjuseten?“ und mit der Bestimmung: daß der erste Preis 3000 M, der jweite Preis 1509 4 betragen soll. !

Der Vorstand des Vereins dentscher Ingenieure bat das Legat angenommen und jur Ausfũhrung der daran geknũͤpften Bestimmungen ein Preis gericht gebildet, welches besteht aus den Herren; Baurath O. Bissinger, technischer MNrektor der Glekirizitäts Aktien. Gesellschaft vorm. Schuckert S Co, Närnberg, als dem derzeitigen Vorsitzenden des Bereins deutscher Jagenieure; Dr. Borchers. Profefsor an der Technischen Hochschule, Aachen; Br. Dietrich, Professor an der Tech⸗ niscen Hochlchule. Stuttgart; G. Kapp, General⸗-Sekretãr des Ver⸗ bandes deutscher Elektrotechniker, Berlin; Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Koblrausch, Profeffor an der Technischen Hochschule, Hannover. Vorsitzender des Preisgerichts ift Herr Baurath H. Bissin ger. Nürnberg.

Bas Preisausschreiben wird bierdurch gemäß den Bestimmungen des Legatffifters erlassen, indem im Einvernehmen mit dem Preis⸗ gericht die folgenden Bedingungen daran geknüpft werden:

I Die Bewerbungen sollen in dentscher Sprache an die Ge⸗ schäftestelle des Vereins deutscher Ingenieure in Berlin NW., Char- lottenstraße 45, bis jum 31. Dejem ber 1899 eingesandt werden.

2) Die Preis bewerbung ist unbeschtänkt, ins besondete weder an die Mitgliedschaft des Vereins deutscher Ingenieure, noch an die dertsche Staats angebõrigkeit gebunden.

3) Jede Emsendung ist mit einem stennwort n versehen un ihr ein versiegelter Briefumichlag beizufügen, welcher außen dasselbe Kenn- wort trägt und innen Namen und Adresse des Einsenders enthält. Einsendungen, bei denen der Verfafser obne Oeffnen des beigefügten 4 6 kenntlich gemacht ift, nehmen an der Preis bewerbung nicht t

4) Durch die Preisertheilung erwirbt der Verein deutscher In= genienre das Recht, die preis gekrönte Arbeit zu veröffentlichen. Will der Verein von diesem Rechte keinen Gebrauch machen, fo wird der Verfasser davon benachrichtigt und ibm die Veröffentlichung freigegeben. Bevor der Urtheilsspruch des Preisgerichtz erfolgt ift, dürfen die Ver⸗ fasser die eingesandten Arbeiten nicht veröffentlichen.

5 Jede Ginsendung, welcher ein Preis nicht zuerkannt worden ift, wird auf Verlangen an die im geöffneten Umschlage gefundene Adresse murũückgesandt; anderenfalls bleiben diese Umschläge uneröffnet und werden nach Ablauf eines Jahres veibrannt. Hinsichtlich der be⸗ treffenden Einsendungen selbst wird angenommen, daß sie von diesem Zeitpunkt an dem Verein ju beliebiger Verwendung überlassen werden. 6) Das Preisgericht bat im Fall- des Auescheiden; eines Mit. gliedes das Recht, J durch freie Wahl zu ergänzen. Sein Urtheil ist bindend für den Verein.

Berlin, den 1. Januar 18939.

Der Verein deutscher Ingenieure.

Bissinger, V der. H. Rietschel, ge m mn, ,. Pe ters, Direltor.

Auf der Insel Norderney ist der Um bau des ib nn. werkes und die Befeftigun des Weftftrandes fertiggeftellt . zu . . , n

raße hor eneinfa urchgefũb e Filteran jur Beschaffung guten Trinkwassers hergestellt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Anschließend an die große landwirthschaftliche Woche finden bei der Landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin vom Montag, den 20., bis einschl. Sonnabend, den 25. Februar, die Un ter⸗ richts kurse fũr praktische Landwirthe statt. balten Vor⸗ träge die nachstebenden Herren: Aereboe, Delbrück, Fleischer, Frank, Frentzel. Gruner, Kottmeier, Lebmann, Lindemuth, C. Müller, Nehring, Drth, Remy, Sering, Schottl, Schiemenz, Schütz, Sohnrey, Werner,

Wittmack. Verkehr õ⸗Anftalten.

Brem en, 3. Februar. (W. T B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Prin rich, von Ost⸗Asien kommend, 2. Februar Reise von Neapel nach Bremen fortgesetzt. Bremen“ 2. Februar von Auftralien in Suez, Trave 3. Februar von Genua in Bremerhaven, Sachsen! 2. Februar von Bremen in Singapore angekommen. Coblenz*, v. Brasilien kommend, 2. Februar Vlissingen vassiert.

Yam burg, 3. Februar. (W. T. B.) Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Auguste Victoria gestern in Funchal, Marcomannia , v. St. Thomas kommend, in Hamburg angek. Hercynia“ 1. Febr. von St. Thomas n. Hamburg abgeg. Rugby 1. Febr., v. Philadelphia kommend, St. Catherines Point vassiert.

London, 3. Februar. (W. T. B.) Castle⸗-Lin ie. Dampfer Raglan Castle! beute auf Heimreise in Delagoa⸗ Bay, „Tantallon Caftle· Donnerstag auf Auẽreife in Durban angek. Braemar Gafstle Donnerstag auf Ausreise Canarische Inseln passiert. Avon⸗ dale Castle Mitwoch auf Ausreise in Durban angek. Dunottar Cafstle heute auf Ausreise v. London, Garth Castle“ gestern auf Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Schiller Theater.

Gestern Abend gelangte Die Bürgermeisterwahl“, eine „ländliche Komödie in drei Akten von Max Burckhard, mit be⸗ scheidenem Erfolge zur Aufführung. Der Komödie ist trotz ihrer geringen Bübnenwirkung ein literarischer Werth nicht ab⸗ zusprechen; alle Zustandlichkeitsschilderungen darin sind der Natur getreu nachgebildet und mit feiner Ironie getränkt. Wenn aber einem Theaterflück, wie es bier der Fall ift, eine ge⸗ schloffene Handlung feblt, so bleibt die Theilnahme des Zuschauers an dem Schicksal der vorgeführten Personen, trotz der vollkommensten Schilderung der Zustãnde und Umstände, natürlich aus. Schon der erste Aft mit seinen breit angelegten, ländlichen Wirthshausscenen blieb unklar und fand Widerspiuch; der zweite Aufzug brachte durch einige drollige Gerichtsscenen etwas Bewegung und . in die Handlung, während der letzte Aufzug die kaum geweckte

beilnabme wieder mehr schwinden ließ. Weder der feine Witz des Verfasfers noch seine an sich interefsante, aber stark pessimiftisch ge⸗ färbte Schilderung des Volkecharakters konnten dem Stäck ju einer tieferen Wirkung und jum rechten Erfolge verhelfen. Die Darstellung der Komödie war trotzdem vortrefflich im Einielnen wie im Ganzen. Herr Pategg gab einen trinkfesten Bezirksrichter mit vielem Humor; in der Rolle seines jmngen liebelnden Adjunkten entwickelte Herr Olmar viel natürliche Frische und heitere Laune. Herr Schmasow spielte einen Notar, der in den wildesten Schimpf und Raufscenen korrekt um Anstand bittet, sehr beluftigend, und Thurner bot eine ergötzliche Leiftung dar als einfältiger Derflerbub. Die Rolle einer klugen Kellnerin mit romantischer Ver 6 gab Fräulein Roesner sehr gewandt, und Frau Grete Meyer weckte laute Fröhlichkeit durch ihr drolliges Spiel in einer kurzen Gerichtsscen: als bräutliche Magd.

Theater des Westens.

Das Liederspiel Am Wörther Seen von Thom at Koschat, dem beliebten Kamponisten zablreicher Lieder im kärntner Volkzton, wie z. B. des allbekannten Verlassen“, ging gestern zum ersten Male in Scene und wurde von dem zahl⸗ reichen Publikum mit lebbaftem Beifall aufgenommen. Die darin entbaltene harmlose Handlung bildet gewissermaßen nur den Rahmen ju einer musikalischen Illuftration des Lebens der tan und sangesfroben Gebirgsbewohner Kärntens; sie beschränkt sich auf das Liebesleben Moizi's, der schmucken Tochter des See⸗ wirthes, welche die Hand des von ihrem Vater zum Schwiegersohn gewũnschten, reichen aber beschrãnkten Stöfel ausschlaͤgt, um ihrem Hans treu zu bleiben, der zum Militär eingeiogen war, aber lange nichts von sich hat höcen lassen. Selbstverftändlich kehrt Hans rechtzeitig jurück, um den Nebenbubler aus dem Felde zu schlagen, den Vater zu rersöbnen und die Braut beimzuführen. In diesen schlichten Vor- gang hat der Komponist eine Reihe seiner beliebteften Lieder und Tanz- weisen verflochten, in welchen einerseits die Gemütbstiefe, andererseits die Lebens freude des lärntnerischen Volkes treffend zum Ausdruck kommen. Frau Schuster Wirth (Moin), die Herren Battisti (Hans), Pater (Stöfel) und Ehrl (Seewirth) machten sich um die schausvielerische und gesangliche Wiedergabe der einzelnen Rollen verdient. Auch die Chöre, Jodler und Schubplattltänze gelangen vortrefflich und trugen das Ibrige zur charakteristischen Gestaltung des Gesammtbildes bei. Auf das Liederspiel folgte eine woblgelungene Aufführung von Adam's komischer Oer Der Postillon von Lonjum eau. mit dem von Gastspielreisen zurückgekehrten Herrn Alberti in der Titelpartie.

Im Königlichen Orpernhause gebt morgen Leoncavallo'z Qrer „Bajani' in folgender Besetzung in Scene; Canio: Splva; Nedda: Fräulein Destinn; Tonio: Herr Bulh; Beppo: Pbilivy; Silvio: Herr Hoff mann. Kapellmeister Sucher dirigiert. Hierauf folgt das Tanmmãärchen Vergißmeinnicht. Am Montag wird Boieldieu 's Oper Die weiße Tame“ in nachsteben der Besetzung gegeben: George Brown: Herr SGrũning; Anna: Fräulein Hiedler; Jenny Fräulein Dietrich; Gavefton: Herr Mödlinger. Kapellmeister Br. Muck dirigiert Am Sonnabend, den 11. d. M, findet die erfte Aufführung von Gugen XAlbert's musikalischem Luftspiel Die Abreise statt. Die Herren Hoffmann, Sommer und Fräulein Dietrich sind darin beschãftigt. Kapellmeister Hr. Muck studiert das Werk ein.

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Shake= speare s Trauerspiel Julius Caesar. gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von Heinrich von Kleist's Schauspiel Prinz Friedrich von Homburg! in folgender Besetzung statt; Kurfürst: Herr Melenar; rfürstin. Frau Ellmenreich; Prinjessin Natalie: Träulein Poppe; Prin von Homburg: Herr Christians; Oberst Kottwitz:; Herr Kraußneck; Graf von Hohenzollern Derr Keßler; Graf von Sparren; Herr Ludwig. Verr Georg Droescher ist als Regiffenr mit einstweiliger Wahrnehmung der Ge- schäfte des Dramaturgen soeben für das Königliche Schauspielhaus verpflichtet worden.

Im Neuen Königlichen Orvern-Theater wird morgen zu ermãßigten 8 das Lastspiel ‚Auf der Sonnenseite“ gegeben. 6. Das Dentsche Theater bat in nächster Woche folgenden Srielrplan! Morgen Abend, am Montag. Mittwoch, Freitag und Sonnabend: Fuhrmann Henschel“; Dienztag und nächsten Sonntag Abend: Cyrano von Bergerac; Donnerstag: „Die drei Reiher⸗ federn. Als Nachmittags. Vorstellung wird sowohl morgen als am nãchftfolgenden Sonntag Johannetz gegeben.

Im Berliner Theater wird Familie Jensen', nachdem Herr Adolf Link seine anderweitigen Gastspielverpflichtungen gelöst bat, wieder in den Sxielplan aufgenommen und am Montag und Mitt woch nächster Woche gegeben. Sewitternacht? wird morgen, Zaja. am Dienstag und Sonnabend, Das Erbe am Donners wledcrhoĩt. Die Erstaufführung von Vicky, Schauspiel in 3 Aufzügen von

Taleb, ist eitag (26. Ab ts. Vorstell * . 2 a ne ——— 9 533

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