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Denutsche Kolonien.
Ueber die 13 =ostafrikanische Station Moschi am Kiliman djaro berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“:
Die ganze Station ist prachwoll angelegt. Der Hauptpunkt und auch der Hauptschmuck der Boma ist das Wohnhaus der Offiziere. Es ist das ein großes zweistöckiges Gebäude, einem stolzen süddeutschen Bauernhause ziemlich äbnlich. An das Wohnhaus der Offiziere reihen sich die Nebengebäude, das Unteroffizierhaus ꝛc. Diese Gebäude, welche mit dem Wohnhaus der Offiziere die eigentliche Boma bilden, sind mit einem Graben und mit Stacheldraht umgeben. Links vor dem Gingangethor liegt das neue Lazaretb für Schwarze. Dagsselbe ist recht praktisch eingerichtet und umfaßt neben den Krankensälen für Weiber und Männer ein Operationslofal und ein Zimmer, das zur Aufbewahrung von chirurgischen Gegenständen dient. Rechts vor dem Thore stebt eine große transportable Baracke, welche zur Zeit als Fremdenzimmer dient. Weiter, dicht an der Hauptstraße, liegen die Kasernements der 130 Mann starken Truppe. Eine eigentliche Kaserne existiert noch nicht, soll aber nächstens gebaut werden. Einstweilen hat jeder Ackari sein eigenes Haus. Dort lebt er mit Frau und Kind und mit seinen Boys. Die großen Maisfelder, die jetzt den ganzen Moschihügel bedecken, gebören den Askaris. Von der Hauptstraße zweigen sich nach rechts und links andere Straßen ab. Länge dieser Straßen wohnen Leute von fast allen ostafrikanischen Stämmen. Man trifft da Wasuaheli, Wanyamwesi, Manyema, Massai u. a. m. Auch Inder und Ban janen, ja selbst ein Chinese wohnt daselbst. Auch drei Griechen haben sich in Moschi angesiedelt und machen als Kauf- leute bedeutende Geschäfte. Man kann bei ihnen allerlei Waaren ein⸗ kaufen: Baumwollstoffe, Decken, Perlen, Eisen. und Messingdraht, Zucker, Kaffee, Bier, Wein, Cognak, Taback ꝛc. Natü(lich sind die Preise enorm hoch. Der ganze Häuserkomplex mit der Militärstation als Mittelvunkt liegt auf einem isolierten gan und bietet einen überaus wohlgefälligen Anblick dar. Unter der kundigen Leitung des , , Johannes hat der Wege⸗ und Brückenbau große
ortschritte gemacht. Das ganze Kilimandjarogebiet ist von einem Netze breit ausgeschlagener, gut unterhaltener Wege durchzogen. Der Weg von Taveta nach Moschi gleicht einer deutschen Heerstraße. Der Brückenbau steht auf gleicher Höhe. Früher konnte man während der Regenzeit die reißenden Gebirgsbäche garnicht passieren. Der Markt- besuch und der Verkehr im allgemeinen litt dadurch sebr. Durch . praktischen Brückenbau ist nun auch diesem Uebel abgeholfen worden.
Frankreich.
Der 1 der Französischen Republik Felix Faure ist nach einer Meldung es W. T. B.“ aus Paris gestern Abend 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles gestorben. Eine noch am gestrigen Tage ausgegebene Note der „Agence Havas“ besagt: Der Minister-Präsident Du puy, welcher beim Ableben des Präsidenten zugegen war, theilte den Präsidenten des Senats und der Depu⸗ tirtenkammer sowie den Ministern die Trauernachricht mit de. . an die Präfekten und Unter⸗Präfekten folgende epesche: pam babe Ihnen die traurige Rachricht von dem beute Abend 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles erfolgten Ableben des Präsidenten der Republik mitzutheilen. Ich ersuche Sie, alle Vorkehrungen zu treffen, daß die Bevölkerung unverzüglich von dem Trauerfalle, der die Republik getroffen hat, benachrichtigt wird. Die Regierung rechnet auf Ihre ganze Wachsamkeit ö dieser schmerzlichen Lage der Dinge. Ueber die letzten Stunden des Präsidenten Faure wird
dem „W. T. B.“ Folgendes berichtet:
Der Präsident batte in den letzten Tagen, da nichts seinen nahen Tod voraussehen ließ, in keiner Weise seine täglichen Gewohnbeiten geändert. Er arbeitete und machte seinen Spanerritt wie gewöhnlich, er schlief und aß regelmäßig. Mehrere Male hatte er aber zu feinem Sekretär Le Gall gesagt: Wie meine Beine schwankend werden, ich kann mich kaum aufrechthalten'. Vorgestern (Mittwoch) verließ er sein Arbeitszimmer zur gewöhnlichen Zeit, nämlich gegen 7 Uhr. Er hatte seinem Piqueur Montjarret sagen lassen, daß er gern 7 Uhr Morgens ausreiten würde. Später zog er sich in seine Privatgemächer zurück und dinirte mit seiner Familie. Er ging wie gewohnlich gegen 10 Uhr zu Bett. Gestern (Donners⸗ tag) Morgen stand er um 6 Uhr auf und ließ sagen, daß er keinen Spazierritt machen werde. Sekretãr Le Gall wurde gerufen, und diesem theilte der Präsident dann mit, daß er sich zwar nicht unwohl fühle, aber von jeder ermüdenden Leibesübung doch lieber absehen wolle. Faure begab sich nach seinem Arbeitszimmer, nabm Kenntniß von den Nachts eingetroffenen Depeschen, dem Inhalt der Blätter der Agence Hava“ und der Morgenzeitungen, um alsdann wie ge wöhnlich den Vorsitz im Ministerrath zu führen. Der Ministerrath trat um 9 Uhr zusammen. Faure führte mit ungetrübter Geistes⸗ Uarheit den Vorsitz. Kein Minister hatte eine Ahnung davon, daß er Faure zum letzten Male die Hand reichte. Faure frühstückte gegen 12 Uhr und begab sich um 2 Uhr nach dem Arbeite nimmer Le Gall's, wo er den ganzen Nachmittag, vor dem Kamin sitzend und sich mit Le Gall unterhaltend, verbrachte. Gegen 5 Uhr bat ihn Le Gall um Erlaubniß, sich auf eine Stunde entfernen zu dürfen, und verließ ihn. Faure befand sich noch immer ganz wohl. Um 6 Uhr kehrte Le Gall zurück und traf den Präsidenten dabei an, wie er gerade Dekrete unterzeichnete, welche ihm der General Baillaud unterbreitete, wie er das an jedem Abend zu thun pflegte. Nachdem die Schriftstücke unterzeichnet waren, zog sich der General zurück. Einige Mi- nuten darauf kam der Präsident aus seinem Arbeitszimmer an die Thür des anstoßenden Bureaus seines Kabinets. Direktors Le Gall und jagte zu diesem: Ich fühle mich unwohl, kommen Sie zu mir! Le Gall eilte sofort auf den Präsidenten, der sich noch sehr
ut aufrecht hielt, zu und geleitete ihn, indem er ihn am rm stützte, zu dem kleinen Soyha in dem Arbeitszimmer des Präsidenten. Letzterer griff sich mit der Hand nach dem Kopf und wiederholte, indem er sich die Stirne rieb: Mir ist schlecht! Auf die Frage Le Gall's, was er am Sitze des Uebels empfinde, erwiderte der Präͤsident, der bei vollem Bewußtsein geblieben war: Es ist eine allgemeine Schwäche, mir wird schwindlig. Le Gall ließ sofort den Chef des Militärstaats, General Baillond, sowie den Kabinets—⸗ Unterdirektor herbeirufen und bat den letzteren, rasch einen Arzt holen zu laffen. Gleichzeitig hörte er, daß sich zufällig Dr. Humbert dei seinem Bruder, dem Major Humbert, im Elvsse befand. Dieser richtete die ersten Fragen an den Präͤsidenten, gab ihm Schwefeläther zu athmen und machte dem Präsidenten, dessen Zustand anfänglich nicht besonders ernst erschien, eine Koffein⸗ Ginsprißung. Der Praͤsident erholte sich jedoch nicht, sondern sagte wiederholt: Mit mir geht's zu Ende; ich bin verloren, sicher verloren. Er sprach den Wunsch aus, seine Frau und seine Kinder zu sehen. Da 6 sein Zustand von Minute zu Minute verschlimmerte, wurden teleyhonisch die Dektoren Lannelongue und Cheulot herbeigerufen. Diese, zu denen noch Dr. Bergeron kam, erkannten bald, daß die Lage, War der . dauernd bei Bewußtsein blieb, äußerst ernst war. Erst gegen 8 Uhr Abends wurden die Frau sowie die beiden Töchter des Präsidenten durch die Aerzte von dem verzweifelten Zustande Faure sz benachrichtigt. Sie erschienen e,. bei dem 2 denten, der auf seinem in ein Feldbett verwandelten Divan ausgestreckt blieb. Wenige Minuten nach ihrem Eintreffen kam Dr. Lannelongue, der Le Gall vertraulich von seiner pessimiftis Auffassung unterrichtete. Le Gall hielt es für seine Pflicht, sogleich den Minister⸗⸗Präsidenten Dupuy hiervon in Kenntniß zu setzen. Letzterer erklärte sich zum so4 fortigen Kommen bereit; Le Gall bemerkte Jedoch, daß sein Erscheinen vielleicht die Familie erschrecken und ihr die ganze were der Lage klar machen würde. Darauf erklärte Dupuy, er werde,
wellerer Ben
ewaärtig, im Ministeri vas blelben und ließ den ö , ,
J 4 2 die Nachricht zugehen. Inzwischen nahm der Präsident . der zu erkennen gab, daß er den Ausgang dieses Anfalls keiner Täuschung bingebe, herzlich Abschied von seiner Ferm ffin⸗ der er für ihre beständige Liebe und ire, dankte, sowie von seinen Kindern. Dann rerabschiedete er sich von Le Gall, dem er für seine innige treue Mitarbeit dankte, und von seinem Haus—⸗ hofmeister, den er zu vergessen bat, daß er manchmal rauh mit ihm gewesen war, und schließlich bon seinem Kammerdiener Bridier. Um Uhr sank der Praͤsident Faure zusammen und verlor das Bewußtsein. Vergebens wurden Blutegel angelegt. Der Minister ⸗Präsident Dupuy war nunmehr gleichfalls, nachdem alle Hoffnung aufgegeben war, herbeigeeilt. Trotz aller angewandten Mittel verschied der Präͤsident Faure genau um 19 Uhr, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am Gehirnschlag. Einige Augenblicke vorher war auf wieder⸗ holtes dringendes Bitten der Gemahlin und der Familie des Präst⸗ denten nach einem Priester gesandt worden. Major Moreau traf einen Abbé auf der Straße, bat ihn, nach dem Elysse mitzukommen, und dieser ertheilte dem Präsidenten der Republik die Sterbesakramente.
Der Ministerrath trat heute früh 9 Uhr zusammen, um den Tag der Einberufung des Kongresses 3 ver⸗ fassungsmäßigen Wahl des neuen Präsidenten zu bestimmen. Bis dahin ist die Exekutiogewalt auf den Ministerrath über⸗ gegangen. Wahrscheinlich wird der Kongreß morgen in Versaillles zusammentreten.
Die Nachricht von dem Tode des Präsidenten der Republik verbreitete sich sehr schnell in der Stadt. In fast allen Theatern wurde die Nachricht vor Beendigung der Aufführung bekannt und verursachte lebhafte Er⸗ regung. Das EGlysée ist dauernd von einer sehr großen Menschenmenge umlagert; Sicherheitsbeamte halten die Ordnung aufrecht. Wagen von Würdenträgern und Privatpersonen fahren in ununterbrochener Reihenfolge am Elysée vor. Im Fauburg St. Honors und den benachbarten Straßen stauen sich weitere Wagen. Um 121½ Uhr Nachts wurde die Weisung ertheilt, daß niemand mehr das Elysée betreten dürfe. Um 1 Uhr 45 Minuten traf Loubet ein; sein Wagen fuhr auf den Hof des Elysse. Auf den Boulevards rief die Nach⸗ richt gleichfalls lebhafte Erregung hervor. Die Zeitungsver⸗ käufer hielten sofort mit ihrem Verkauf inne und begaben sich nach der Rue du Croissant, um die Ausgabe von Extrablättern abzuwarten. Um 1 Uhr Morgens waren bereits Ausgaben von mehreren Blättern erschienen, welche in kurzen Zügen die letzten Augenblicke und den Tod des Präsidenten schilderten. Die Volksmenge riß sich um die Blätter und las dieselben in Gruppen unter den Gaslaternen stehend.
Auf dem Elysée⸗Palaste wurde alsbald, nachdem die erste Bestürzung gewichen war, die Flagge auf Halbmast gehißt. Der Präsident Faure liegt in seinem Arbeitszimmer auf einem messingenen Feldbett. Die i. sind nicht entstellt und tragen einen heiteren Ausdruck; die Hände sind auf der Brust ge⸗ kreuzt. Zwei Schwestern wachen zu beiden Seiten der Bahre. Die Leiche sollte heute früh einbalsamiert werden. — Den offiziellen . war erst nach 11 Uhr Nachts der Tod des Präsidenten bekannt geworden. Darauf trafen die Minister und zahlreiche andere politische Personen vor dem Elysée ein. Doch waren strenge Absperrungsmaßnahmen ge⸗ troffen worden, und nur die Minister wurden in das Palais eingelassen.
In dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrath theilte der Kriegs⸗Minister de Freycinet mit, daß er seine früheren Instruktionen erneuert habe, in welchen darauf hingewiesen worden war, daß die Offiziere sich jeder Theil⸗ nahme an Vereinen politischen Charakters zu enthalten hätten. — Nach der Beendigung des Ministerraths wurden mehrere Minister über die Mittheilung einiger Zeitungen befragt, nach welcher der Justiz-Minister Lebret beabsichligen sollte, den Ober⸗Staatsanwalt Manau abzusetzen. Die Minister ant⸗ worteten, die Regierung habe sich mit dieser Angelegenheit nicht zu beschäftigen gehabt.
Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge hat die französische Regierung mit der englischen eine freund⸗ schaftliche Besprechung eingeleitet, um die Angelegenheit der an der Küste von Mas kat zu errichtenden Kohlenstation auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen. —
Die Bureaux des Senats haben gestern die Kommission zur Prüfung des Gesetzentwurfes über die Abänderung des Revisionsverfahrens gewählt. Fünf Mitglieder der Kommission, nämlich: Leglüdie, Bisseuil, Duvrier, Gusrin und Pauliat, sind fuͤr den Gesetzentwurf, vier Mitglieder, nämlich: Cazot, Lecomte, Bérenger und Morellet, sind gegen denselben.
Großbritannien und Irland. 2
Die Regierung wird, wie „W. T. B.“ erfährt, am Montag im Unterhause einen Antrag einbringen, in welchem das Mitgefühl mit der französischen Regierung und dem französischen Volk aus Anlaß des Todes des Präsidenten Faure zum Ausdruck gebracht werden soll.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte, dem⸗ 353 Bureau zufolge, der Parlaments⸗Untersekretär Brodrick:
ie Konferenz zur Bekämpfung des Anarchismus habe be⸗ schlossen, die Verhandlungen als geheime zu betrachten. Es sei daher nicht möglich, Schriftstücke darüber vorzulegen. Uebrigens hätten bei den Schlußabstimmungen die englischen Delegirten 3 der Abstimmung enthalten. Großbritannien sei daher durch die vereinbarten Beschlüsse nicht gebunden. — Lawrence fragte an, ob mit Deutschland wegen der neutralen Zone im Hinterlande der Goldküste Verhandlungen stattfänden, und ob jenes Gebiet jetzt für den Handel geöffnet sei. Brodrick erwiderte, Verhandlungen fänden egenwärtig nicht statt, aber das bestehende Abkommen ö. durchaus nicht, daß dort Handel getrieben werde. —
uchanan richtete an die Regierung die . ob der Sultan von Oman an Frankreich einen Hafen oder eine Kohlenstation abgetreten habe oder abzutreten im Begriff sei. Brodrick erklärte, soweit er unterrichtet, sei dies nicht der Fall. — Im weiteren Verlauf der Sitzung verwarf das Haus ohne Abstimmung einen Unterantrag Seton Karr's zur Adresse, nach welchem eine Untersuchung über die steigende Abhängig⸗ keit Großbritanniens von der Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Auslande und die daraus im Kriegsfalle sich ergebenden Zustãnde i. werden sollte. Der Präsident des Handels⸗ amts Ritchie erklärte; das Handelsamt, die Admiralität und das Landwirthschafts⸗Ministerium hätten jene Frage unter⸗ sucht. Das Ergebniß dieser Untersuchung gebe indeß der Re⸗ gierung keine Veranlassung, die vom Antragsteller er⸗ warteten schlimmen Folgen zu fürchten. Der Ackerbau sei in England niemals eniwickelter gewesen als jetzt. (Rufe: Ohoh Ein Arrangement, durch welches England eine größere 59 hr
von Nahrungsmitteln aus den Kolonien erhalten könnte,
1 sei wünschenswerth, aber wenn ein sol
ches nur m einer Einrichtung in der Art von Schutzzöllen möglich sei, so sei dies eine so eingreifende e e, von der Politik, welche die große Mehrheit des Landes adoptiert habe, daß das gewünschte Resultat unerreichbar sei. Eine 1 mächtige Flotte sei der Hauptfaktor . Schutze er Lebensmittelzufuhr aus dem Auslande. Keine Regie⸗ rung sei des Vertrauens würdig, welche nicht die Sicherung der Handelswege zum Hauptziel ihrer Politik mache. Was die Kohlenvorräthe betreffe, so würden fremde Kreuzer Schwierigkeiten bei der Erlangung von Kohlen zu bewältigen haben, mit denen die britische Flotte nicht zu rechnen brauche. England müsse, wenn es blockiert würde, nicht der Gefahr der Hungersnoth ausgesetzt sein; die hohen Preise würden Getreide aus allen Welttheilen anlocken, so lange das Getreide nicht als Kriegskontrebande erklärt werde und auf neutralen Schiffen zugeführt werden könne. Würde eine fremde Macht das Getreide als Kriegskontrebande er⸗ klären, so würde dies auf die Gegnerschaft Amerikas und vielleicht auch anderer Länder stoßen. Das System der Prämien für einheimisches Getreide sei unpraktisch, auch das System nationaler Assekuranz sei undurchführbar. Ritchie verwarf auch die Idee der Errichtung nationaler Gꝛetreidesilos. — Bei der Adreßdebatte wurde ferner ein Antrag John Redmond's zu Gunsten der Selbstoerwaltung in lokalen Angelegenheiten in Irland mit 300 gegen 43 Stimmen abgelehnt. Italien.
Die Deputirtenkammer begann gestern die erste Lesung der Gesetzentwürfe, betreffend die öffentliche Sicherheit, die Presse, den Militärdienst der Angehörigen des Beurlaubten⸗ standes, welche im Eisenbahn⸗, Post- oder Telegraphendienst beschäftigt sind, und die rückfälligen Verbrecher. Die Redner⸗ liste weist, dem ‚W. T. B.“ zufolge, 50 Namen auf.
Schweiz.
In seiner Antwort auf die Einladung zur Theilnahme an der Abrüstungskonferenz lenkt der Bundesrath, wie der Berner „Bund“ meldet, die Aufmerksamkeit der russischen Regierung auf die Nothwendigkeit einer Revision der Be⸗ stimmungen der Genfer Konvention und nicht allein einer Ausdehnung derselben auf den Seekrieg. Der Bundesrath weist darauf hin, daß gewisse Bestimmungen der Konvention nicht mehr der gegenwärtigen Anschauungsweise entsprächen, und daß man in die Konvention auch Bestimmungen hin⸗ lig der Kriegsgebräuche aufnehmen müsse. Als die Ab⸗ icht Rußlands, eine Konferenz einzuberufen, bekannt geworden sei, habe der Bundesrath in der That nicht nur einen Ent⸗ wurf für die Anwendung der Konvention auf den Seekrieg, sondern auch ein Programm und eine Vorlage, betreffend die Revision der Konvention, ausgearbeitet.
Amerika.
Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika verwarf nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Washington gestern mit 127 gegen 1069 Stimmen den Antrag Hepburn's, seinen Gesetzentwurf über den Nicaragua⸗Kanal dem Budgetentwurf für verschiedene Aus⸗ gaben als Unterantrag anzureihen. Dieser Beschluß macht es unmöglich, daß in der gegenwärtigen Session des Kongresses ein Entwurf über den Nicaragua⸗Kanal zur Annahme gelangt.
Asien.
Ein gestern aus dem Persischen Golfe in Bombay ein⸗ er , Dampfer bringt, dem „Reuter schen Bureau“ zufolge, die Meldung, daß dem Sultan von Oman am Sonnabend seitens Großbritanniens ein Ultimatum überreicht worden sei. Es heißt, die pachtweise Ueberlassung von Bandar Jissar an Frankreich gelte für ein Jahr. — Ein Telegramm der „Times of India“ aus Maskat besagt, man hat kaum Grund, daran zu zweifeln, daß die Nachricht von der geplanten Abtretung einer Kohlenstation an Frankreich richtig sei. Oberst Meade, politischer Resident am Golf von Persien, sei am 6. Februar in Maskat angekommen und habe täglich mit dem Sultan lange Unterredungen gehabt. Die Antwort desselben auf das Ultimatum sei noch am 11. Februar
erwartet worden. Das Amsterdamer „Handelsblad“ erhielt folgendes
Telegramm seines Korrespondenten in Niederländisch⸗
Indien: Ein hoher Beamter in Melaboeh (Atschin) berichtet, Tu ku Umar, der Führer der aufständischen Atschinesen, sei am 10. d. M. bei dem Kampf in der Nähe von Melabseh getödtet und der Leichnam nach Pasirmogat geschafft worden, woselbst die Grabstätte der Mutter Tuku Umar's sei.
Einer Depesche der Times“ aus Manila zufolge hat gestern Vormittag in der Nähe von Manila ein Gefecht stattgefunden. Die Eingeborenen rückten danach von Paleros aus vor und griffen die Amerikaner in ihrer Stellung an. Die Eingeborenen zogen sich, nachdem ihr Angriff dreimal ab⸗ i enn worden war, zurück und nahmen ihre Todten und
erwundeten mit. Afrika.
Der Volksraad der Südafrikanischen Republik be⸗ schäftigte sich, nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aus Pretoria, gestern mit den Voranschlägen, nach welchen am Ende des Jahres ein Ueberschuß von einer Viertelmillion Pfd. Sterl. erwartet wird. Man glaubt, daß die Goldabgabe dem Staatsschatze 200 000 Pfd. Sterl. eintragen werde.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (35) Sitzung des Reichstages, welcher . hig rr f, Gn ö. 9 o henlohe 66 Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow . . erhielt vor Eintritt in die Tages⸗ ordnung das Wort der
Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst:
Ich habe dem hohen Hause die Mittheilung zu machen, daß der Präsident der Französischen Republik, Herr Felix Faure gestern Abend an einem Schlaganfall plötzlich verschieden ist. Ich bin gewiß, daß die Vertretung des deutschen Volkes sich eins weiß mit Seiner Majestät dem Kaiser und den verbündeten Regierungen in dem Ausdruck aufrichtiger und herzlicher Sympathie für die französische Nation, welche den Heimgang eines Mannes beklagt, der
als ihr Staatz ober haupt unentwegt die großen Interessen des Frie⸗ dens, der Eintracht und der Wohlfahrt der Völker gefördert hat.
(Allseitiges Bravo.
Gingedenk des gemeinsamen Bandes, welches alle gebildeten Völker umschlingt, geben auch wir unserer Trauer Ausdruck über den Verlust des französischen Volkes, das zu keiner Zeit aufgehört hat, einer der großen Träger der Zivilisation zu sein. (Lebhaftes, all⸗
seitiges Bravo.) Präsident Graf von Ballestrem: Der Reichstag hat sich erhoben, um seiner Sympathie Ausdruck zu geben; ich konftatiere das.
Als der Präsident Graf von Ballestrem darauf erklärt, daß das Haus in die Tagesordnung eintrete, verlassen der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Staatssekretär von . den Saal.
Die Besprechung der Interpellation der Abgg. Joh annsen (b. k. F.) und Genossen, betreffend die Aus⸗ weisungen in Nordschleswig, wird fartgesetz
Das Wort erhält zunächst der 3 Dr. Hänel (fr. Vga.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fort⸗
dauert.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (22) Sitzung, in welcher der Minister des Innern Freiherr von der Recke zugegen war, die zweite Be⸗ rathung des Etats des Ministeriums des Innern bei den Ausgaben für landräthliche Behörden und Aemter
ort.
f Abg. Kop sch (Er. Volkep ): Die Stellung der Landräthe ist eine Vertrauenestellung; sie dürfen in die Selbstverwaltung der Kreise nicht störend eingreifen und müssen sich von der politischen Agitation fernhalten. Bei den letzten Landtagswahlen sind im Wahlkreise Hagen jwei Wahlmänner nicht in die Wählerliste aufgenommen worden, weil sie nicht selbständige Preußen seier. Die beiden Personen haben allerdings kein eigenes Salär gehabt; das ist aber kein Grund, sie auszuschließen. Es wäre Pflicht des Landraths ge— wesen, sich über die Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen zu ver— , m,. Ein 25 jähriger Mann, der Steuern bejablte, wurde nicht n die Wählerliste aufgenommen, weil er zu seiner Ausbildung die Gewerbeschule zu Holiminden besuchte. Mit demselben Rechte müßten auch die Juristen ausgeschloffen werden, die zum Studium des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach der Hauptstadt sich begeben. Im Wablkreise Kottbus wurden konservative Stimmzettel zugleich mit den Unterstützungsgeldern für die Ueberschwemmten von den Ge— meindevorstebern vertheilt. Das ist auf das entschiedenste zu miß⸗ billigen. Aus den Waählerliften wurde ein separater Abdruck der konserpativen Wahlmänner veröffentlicht. Das war un⸗ gesetzlich, und der Landrath bat sich nicht einmal ent⸗ schuldigt. Der Landratb im Kreise Pinneberg kündigte seinem Schreiber die Stelle, weil derselbe freisinnig gewählt hatte. und entzog einem Revisor von Maß und Gewichten seine Funktion mit der ausdrücklichen Motivierung, daß er freisinnig gewählt habe; die frei⸗ sinnige Partei sei eine Partei, die von den Sozialdemokraten unter⸗ stüßt werde. Ich denke, der Herr Landrath ist ein Vertrauensmann des Kreises und hat sich jedes volitischen Einflusses zu ent- balten. Sie (rechts) verlangen die öffentliche Stimmabgabe, damit jeder seinen Mannesmuth beweisen könne; dann muß der Land rath auch die entgegengesetzte politische Ueberzeugung achten. Herr Rickert bat bereits das antisemitische Flugblatt des Amts vorstehers Grafen Pückler vorgelesen. Der Graf hat von der jüdischen Synagoge gesagt, diese gleiche mebr einem Theater als einem Gottes. haug. Das ist Herabwärdigung einer Religions genossenschaft. Graf Pückler ist Amtevorsteber, und der Minister weiß von der ganzen Sache nichts. Graf Pückler veranstaltete auch einen Aufzug um III Uhr an einem Sonntag, ohne ihn polizeilich anzumelden. Von einer Rektifikation des Grafen durch den Landrath hat man nichts gehört. Sogar Kavallerieattacken hat er mit seinen in Uniformen gefteckten Bedienten unternommen und dadurch rubestörenden Lärm verursacht. Der Landrath hat aber den Grafen 6 nicht in Strafe genommen. Wir als Diener des Volkes fühlen uns be= rufen, diese Schäden zur Sprache zu bringen, damit sie in Zukunft beseitigt werden können.
Abg. Graf zu Lim burg ⸗Stirum (kons): Ich bin erstaunt über die Winzigkeit der von dem Vorredner vorgebrachten Be⸗ schwerden. Wenn nicht schlimmere Dinge vorgekommen sind, dann ist es bei den letzten Wablen sehr korrekt zugegangen. Die Wahl- prüfungskommission wäre doch die richtige Stelle zur Prüfung dieser Dinge. Vorläufig liegt mindestens ein non UÜüiquSt vor. Ber be— treffende Landrath hatte sich nicht zu entschuldigen; denn Wahlmänner⸗ versammlungen sind nicht seine Vorgesetzten. Daß der Landrath von Pinneberg Leuten gekündigt habe, weil sie freisinnig gewählt hätten, ist garnicht erwiesen. Ich bin durch meine Erfahrungen in dieser Beziehung ungeheuer skeptisch geworden. Denken Sie nur, wie wenig, die Sozialdemokraten von ihren Beschuldi⸗ gungen gegen die Kriegsverwaltung haben beweisen können. Was die Angelegenheit des Grafen Pückler mit den Wahlen zu thun hat, begreife ich nicht. Die Disziplinargewalt über den Amtsporsteber stebt la garnicht dem Landrath zu, sondern dem Kreigausschuß. Im Plenum lassen nur Behauptungen aufftellen, Beweife kann man allein in der Wablprüfungskommission fũühren. Ich bleibe dabei, daß es dem deutschen Charakter entspricht, bei den Wahlen offen sich hinzustellen und seine Meinung zu sagen. Wird dies erft durchgeführt, so wird eg mit der Zeit dahin kommen, daß niemand wegen der freien Stimmabgabe geschädigt wird. Uebrigens haben die Freisinnigen am wenigsten Veranlassung, über Terrorismus sich zu beschweren; sie führen selbff ein sehr strenges Regiment. Die freisinnige Presse bauscht die Vorkommntsse auf und macht künstli Stimmung gegen die Regierung. Erst wird ein Stroh— feuer ange facht, dann wird interpelliert, um die Beunruhigung zu besaͤnftigen. Die Presse braucht solche Verhandlungen, um? ihre Spalten zu füllen; aber eine Aufregung im Volke exiftiert garnicht. Warum erwähnen Sie nicht auch die Vorkommnisse im Kreise Guben no ein Brief des Reichskanilers zu Gunsten des Prinzen Schsngich⸗ Carolath gegen den Herrn von Heydebrand bei den Reichstagswahlen benutzt wurde? . ;
An der weiteren Debatte betheiligen sich bis zum Schluß des Blattes noch der Minister des Innern Freiherr von der Recke sowie die Abgg. Rickert (fr. Vgg) und Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons).
Statiftik und Volkswirthschaft.
Die deutsche überseeische Auswanderung
über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sich nach den Srmittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts für Januar 1899 und den gleichen Zeitraum des Vorjahres folgender
maßen: Es wurden befördert ũber 1899 1898 — k . 3 k andere deutsche Häfen (Stettin) — — deutsche Häfen zusammen D VT — 7 auswärtige Häfen. 134 181 überbaup't N F . d ht lar g in, nr. im ,,. . den vor⸗ nderern n e d Een befördert. Davon gingen über Bremen . .
im Januar
Die Fahrradsteuer in Frankreich.
(Stat. Korr.) Zu den mannigfachen, den direkten Staats fteuern in Frankreich gleichgestellten Abgaben — taxes assimiles aux Contributions directes — gehört seit dem 1. Juni 1893 auch eine
ahrradsteuer, die, wenn sie auch nicht zu den einträglichsten ihrer rt zu rechnen, denngch immerhin beachtenswerth 4. indem sie z. B. 1896 8,40 v. H. des Gesammtertrages sämmtlicher taxes assimiléss erbracht bat.
Da die Frage der Finführung einer derartigen Steuer auch in DVeutschland mehrfach Gegenstand von Erörterungen gewesen ist, theilen wir unseren Lesern nach kurzer Inbaltzangabe des betreffenden französischen Gesetzes Einiges über das Ergebniß jener Steuer mit. Nach dem Gesetze vom 28. April 1893 sst für jedes Fahrrad oder jede ähnliche Maschine von dessen Besitzer eine Jahressteuer von 10 Fr. ju entrichten, wovon lediglich die im Besitze von Händlern be⸗ findlichen, ausschließlich jum Verkaufe bestimmten Fahrräder sowie diejenigen für militäͤrische und Verwaltungsiwecke befreit sind. Die Steuer wird am 1. Januar oder bei Anschaffung eines steuerpflichtigen Fabrrades im Laufe des Jahres am 1. des jenigen Monats fällig, in welchem die Anschaffung erfolgt ist, wobei eine Anrechnung der bereits vom Vorbesitzer für das laufende Jahr gezablten Steuer nicht statt⸗ haft ist. Zum Zwecke der Besteuerung müssen die steuerpflichtigen , . pätestens am 31. Januar jeden Jahres und im Falle der Begründung der Steuerpflicht innerhalb des Jahres spätestens 30 Tage nach jenem Zeitpunkte seitens der Besitzer bei der zuständigen Ge= meindebehörde mit der Maßgahe angemeldet werden, daß im Falle unterlassener oder verspäteter Anmeldung eine Verdoppelung der ö ö buiß dieser z
Was das Ergebniß dieser Fahrradsteuer anbetrifft, so hat nach amtlicher Quelle ') im Jahre 1897 die Anzahl der besteuerten Fahr⸗ räder im ganzen Staat 408 867 und der Gesammtertrag an Steuer 4960 800,69 Fr. betragen, sodaß auf jedes Fahrrad durchschnittlich 293 Fr. Steuer entfallen sind, wobei die Thatsache, daß dieser Durchschnittssteuersatz nicht genau 10 Fr. beträgt, dem Umstand zuzuschreiben ist, daß einerseits zwar für einen Theil der Fabrräder wegen nicht oder nicht rechtzeitig erfolgter Anmeldung oder infolge Wechsels der Besitzer innerhalb des Kalenderjahres der zwei. oder mehrfache Steuerbetrag entrichtet worden, andererseits aber bei einer großen Zabl von Fahrrädern wegen erst im Laufe des Kalenderjahres erfolgter Begründung der Steuerpflicht nur ein Theil der Steuer in diesem zur Anrechnung gelangt ist. Die auf die einzelnen Departements entfallenden Steuerbetraͤge haben zwischen 786 845, 53 Fr. (Dẽpartement Seine) und 1617.20 Fr. (Département Corse) geschwankt. Höhere Steuerbeträge als 809 050 Fr. haben 8 Departements aufzuweisen ge⸗ habt, und zwar hat betragen
. . n der Ge⸗ wohnerza ; ammtertrag
nach der . der Zählung von gahrraͤber Steuer
r. 79 389 786 ö 18 074 177 007,24 1811868 14567 140 971,80 359 044 11157 109 085,40 S37 24 10182 102 404, 10 809 902 9227 95 455, 06 8 888 87 85,98 8 889 87 09223 : 36 517 975 d4os 869 4 060 800 60 und es sind mithin durchschnittlich entfallen ; auf je 100 auf je 100 in den Einwohner Einwohner Departements besteuerte Fr. ⸗ Fabrrãder Steuer Fr. Steuer
Seine 23,55 9, 91
26,45 979
3. 33
ö ; 9, 78
Seine Infrieure .. x 12.22 1006
Gironde 11,B79 10, 35
. 19,99 9,89
21.53 980
im Staate 1.06 1054 885. Auf die Anzahl der Fahrräder in jenen Departements ist, wie. eine Prüfung ergiebt, neben der Gesammteinwohnerzahl vor allem das Vorhandensein großer oder doch größerer Städte von Einfluß gewesen. So sind im Departement Seine die Städte Paris und St. Donis mit 2536 834 bejw. 54 432 Einwohnern gelegen, im Derxartement Seine et ⸗Dise Versailles mit 54 8574 Einwohnern, im Departement Nord Lille, Roubaix und Tourcoing mit 216 256, 124 661 bezw. 73 353 Einwohnern, im Departement Seine⸗Infsrieure le Havre und Rouen mit 119 470 bezw. 113219 Einwohnern, im Departement Gironde Bordeaux mit 256 906 Einwohnern und schließlich im Departement Marne Reims und Chälons mit 107 5653
bezw. 26 630 Einwohnern.
Um so mehr muß es auffallen, wenn andere Devartements, abwobl größere und verkehrsreiche Städte in ihnen liegen, dennoch Fahrräder in verhältnißmäßig nur geringer Anzahl aufweisen. So entfielen durchschnittlich auf je 100 Einwohner
n trotz J,, in.
3 mit Ein⸗ ahrräder 8 epartement der Städte er , . nn,, 74 538 0.29 aute Vienne. Limoges... 77703 0.35 St. Etienne 136 930 0,465 Cherbourg. 40783 0.48 Toulouse ... 149 963 0. 54
die Anzahl in den Departements
Seine · Infõrieure Gironde
auf je ein besteuertes Fabrrad
, ö ar Toulon... 25 276 95651 Loire Infsrieure. Nantes 123 902 0,79 Bouches du Rhone 4899 0, So Rhöne Ly 466 0, 91. die geringe
während der glei
, an ahre 18965 gede
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Hamburg wird der Voss. Itg.“ gemeldet: Ueber das Ergebniß er gestrigen Verhandlungen, die unter Vermittelung des Senators O 'Swald zur Beilegung, des Streites zwischen Schauer⸗ leuten und Stauern geführt wurden, wird nach Mit⸗ . unterrichteter Stauer gemeldet, daß die Angelegenheit voraus sichtlich eine friedliche Beendigung finden werde; ein Ausstand ; erscheine berelts jetzt als ausgeschlossen. — Der „Frkf. Ztg. wird vom gestrigen Tage berichten: Sãm mtliche
) Bullstin 46 Statistique et de Legislation compare,
iedschaften des Hafenarbeiter · Verbandes erklärten ihre Solidarität mit den Schauerleuten in der Frage des Arbeitsnachweises. Von feft⸗ angestellten 2000 Schauerleuten lösten bisber 935 Karten darch ihre Stauerbase, von etwa 2500 Hilfzarbeitern bisher 113.
Kunst und Wissenschaft.
In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen« schaften vom 9. Febrr ar (vorsitzender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr Munk Weiteres über die Ausdehnung der Sinnessphären an der Groß- hirnrinde!'. Auf Grund der Versuchsergebnisse wird in diefer Abhand⸗ lung die neuerliche Behauptung Schäfer'z, daß die sogenannte pfycho= motorische Region nicht die Füblsphäre sei, widerlegt und die anatomische Lehre, daß besondere Assoliationszentren zwischen den Sinnessphären gelegen seien, urückgewiefen. — Herr Klein legte eine Mittheilung des korrespondierenden Mitglieds Herrn Rosenbusch vor „Ueber Euktolith, ein neues Glied der theralitischen Gffusivmagmen“‘. Der Verfasser giebt die Beschreibung des Euktolith, eines bisber unbe= kannten, wesentlich aus Leuclt, Melilith und Olivin nebst Biotit zu— sammengesetzten Gliedes der theralitischen Effusiomagmen aus der Gegend bon San Venanzo in Umbrien. — Herr Möblus überreichte bon den „Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. das dritte Heft 2. Bandes, Herr Hirschfeld von dem „Corpus Inscriptionum Latinarum- Tol. XIII1 en,, Aduitanias et Lugdunenses“, ed. Q Hirschfeld. — Die Akademie hat die Herren Oskar Brefeld, Professor der Betanik an der Akademie zu Münster, demnächft an der Universitãt Breslau, Ernst Pfitzet, Professor der Botanik an der Universitãt Heidelberg und Eugentus Warming, Professor der Botanit an der Unizersität Kopenhagen, zu korrespondierenden Mit= gliedern in der phystkalisch⸗ mathematischen Klaffe gewählt. — Die phyhilosophisch historische Klasse
errn Mommsen zu Vorarbeiten fur die Herausgabe des Theodosianus
oder; 1200 6 Herrn Dr. Franz Eulenburg in Breslau zu Unter⸗ suchungen über die Frequenz der deutschen Univerfitäten in früherer Zeit; 1500 6 Herrn Dr. Ernst Schäfer in Roftock i. M. zu einer Reise nach Spanien zum Zweck von Forschangen auf dem Gebiet der spanischen Reformationsgeschichte im 16. Fahrhundert.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nachdem gestern Nachmittag eine Sitzung des Gesammtausschusses der Deutschen Landwiribschafts-Geseilschaft abgehalten worden war, in welcher der Geschäftsbericht des Direktoriums für die Zeit dom 1. Oktober 1898 bis 31. Januar 1899 und der Bericht über die Ausstellung ju Frankfurt a. M. 1899 erstattet, sowie über Preisausschreiben und Prüfungen fre gefaßt wurde, fand heute im großen Saale des Architektenbauses die Haupt⸗ bersammlung statt. Dieselbe wurde von dem bayerischen Gesandten, Reichsrath Grafen von Lerchenfeld⸗Köfering mit einem Hoch auf Seine Majestãt den Kaiser eröffnet. Oc konomie⸗Rath Woelbling gab sodann einen Ueberblick über den Besuch des Kongreffes, der 100 eingetragene Personen mehr aufweife als der vorjährige. Der Geheime Regierun 48. Rath, Professor Dr. Maercker (Halle) hielt kierauf eine längere Sedächtnißrede auf den verstorbenen Landes⸗ Oekonomie ⸗ Rath Dr. Schultz Lupitz. Er schilderte die Entwickelung der Lupißzer Wirthschaft und rühmte die zähe Thatkraft, mit der der
zerstorbene unter schwierigen Verhältnissen der Verwirklichung seiner Ziele nachgestrebt babe. Freiherr von Freyberg, Jetzendorf wies auf die einschneidende Bedeutung hin, die das neue Bürgerliche Gesetzbuch auch für die Landwirthschast babe. Zum Schkuß sprach Herr von Winterfeld ⸗ Karwe über Schweinezucht und „Haltung.
K Getreidehandel in Rußland. os kau, den 31. Januar 1899. Die Witterungsverhältnisse sind hier in diesem Winter so ungewöhnliche, daß 6 6. . sinnen kann, etwas derartiges schon erlebt zu haben. Mit geringen Unterbrechungen berrschte bis vor kurzem fast beständig Thauwetter; der Schnee ist daher auch auf dem Lande beinahe ganz verschwunden, und der nunmehr eingetretene Frost dürfte den Wintersaaten erheb⸗ lichen Schaden gethan haben. Die Schwierigkeit der We everbindung mit dem Lande und das massenhafte Verderben der ee m. Vorräthe hat in Moskau große Noth hervorgerufen. Die Fleischpreise sind sehr gestiegen. Gegenwärtig ist übrigens starker Schneefall ein⸗ getreten, der, falls nicht in seinem Gefolge wieder Thauwetter ein- setzen sollte, manchen Schaden wieder gut machen kann.
Des weiteren liegt aus Sargtow folgende Nachricht vor:
Das Wetter war bis zur Mitte des Monats November sehr schön, dann erfolgte ein Umschlag. Bei beständigem Wechsel zwischen Frost, Schnee, Regen und Thauwetter wurden die Wege fo grundlos, daß jede Verbindung zwischen der Stadt und der Landbevölkerung auf⸗ hörte, und der Getreidemarkt ganz verwaiste. Es wurden vielfach Be⸗ fürchtungen laut, daß die neue Saat verderben würde; doch soll die⸗ selbe nach neueren Nachrichten im Gegentheil infolge des milden
erbstes sehr gut stehen. Die Witterungsverhältniffe haben auch in⸗ ofern vielen Besitzern Nutzen gebracht, als sie ihr Vieh langer auf die Weide treiben konnten, was besonders im Hinblick auf den fast pollständigen Mangel an Futter von Wichtigkeit war.
Die Getreidevreise zeigen keine wesentlichen Veränderungen, sie steigen und fallen je nach der Menge der Zufuhr; Futter ift im all= gemeinen theurer geworden. Für den Monat März werden Preis. teigerungen in Weizen und Roggen erwartet. Die größeren Hutz. besitzer, welche noch Vorräthe haben, halten daher mit dem Verkauf zurück. Die Bauern sind von Vorräͤthen entblößt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die sseben erschienene, im Reichsamt des Innern herausgegebene Amtliche Liste der Schiffe der deutschen rr, n,. Handels- Marine mit ihren Unterscheidungs- Signalen für 1899 bildet einen Anbang zu dem amtlichen Werke, welches in erster Auflage unter dem Titel „Signalbuch für die Kauffahrtesschiffe aller Nationen! 5370 und in zweiter Auflage unter dem Titel Internatignales Signalbuch! 1881 herausgegeben ist.
Das Signalbuch gewährt den Schiffen die Möglichkeit, durch Signale sich zu erkennen zu geben und sonstige Mittheilungen unter einander sowie mit Signalstationen auch dann auszutauschen, wenn die signalisierenden Theile verschiedener Sprachen sich bedienen. Zu diesem Zwecke enthält das Signalbuch eine große Anzahl sowobl vol stãndiger Sätze, als auch jur Verbindung mit einander geeigneter Satztheile, einzelner Wörter, Namen, Silben, Buchsfaben und Zahlen, welche durch Gruppen von je 2, 3 oder 4 der 13 Signalbuchstaben 8, O, D, E, d, H, J, K, L, A, N, P, Q, R, S, T, V und W bezeichnet sind. Solcher Gruppen, deren jede anders geordnete oder andere Buchstaben enthält als alle übrigen, giebt es 3096 von je 2 Signalbuchstaben (B O, B B, B EB B Gd u. L. w. bis V V), 48965 von je 3 Signalbuchstaben (B C D, BC F, B C G, B G H u. s. w. bis WV) und 73 440 von je 4 Signalbuchstaben (B CDF, BCO DG, BCO PH, BC DJ u. s. w. bis W V E S). Alle 306 Gruppen von 2 Signalbuchstaben, alle 4896 Gruppen von 3 Signalbuchstaben und von den Gruppen von 4 Signalbuch⸗ staben die ersten 18 960 (B CD F bis G P WM V ödienen zur Be- zeichnung der in das Signalbuch aufgenommenen Sätze, Satzthelle, i. u. J. w. ; 9
on den übrigen Gruppen von 4 Signalbuchstaben sind die 1440 Gruppen von G QGB G bis G W VT zur . der Schiffe der Kriegs⸗-Marinen und die letzten 53 040 Gruppen von H. B. G D. bis N. . E S jur Bezeichnung der Schiffe der Handels. Marinen in der Art bestimmt, daß jedem Kriegs. und beziebungs⸗ weise Kauffahrteischiff eins dieser (1440 — 33 00 — 34 Ro Signale als Unterscheidungs. Signal zuzutbeilen ist. Von den letzigenannten 53 O40 Gruppen sind die Signale von S B G D big SB DW für die den Kaiserlichen Kolonialverwaltungen in Afrika unterstellten Fahrzeuge bestimmt, soweit diese nicht zu den Kriegsfahr⸗
burg 2356.
vingt-(deuxiòme année, Octobre 1898, p. 385 et 351.
zeugen gehören.
bewilligte: 1200 9
85 . ⁊ 1