1899 / 68 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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„Sophie“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitän Kretschmann, am 18. März in Cuxhaven ange⸗ kommen und beabsichtigt, am 25. März nach Kiel in See zu gehen; S. M. S. „Deutschland“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitän Müller, mit dem Geschwader-Chef Prinzen Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, an Bord, ist am 18. März in Tsintau eingetroffen und beabsichtigte, gestern nach Nagasaki in See zu gehen; S. M. S. „Irene“, Kom⸗ mandant: Fregatten⸗Kapitän Obenheimer, ist an demselben Tage in Tsintau angekommen und beabsichtigte, gestern nach Hongkong in See zu gehen; S. M. S. „Condor“, Kom⸗ mandant: Korvetten⸗Kapitän von Dassel, ist am 17. März in Port Elisabeth eingetroffen und beabsichtigt, am 27. d. M. nach Natal in See zu gehen.

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Posen, 18. März. Die heutige (5) Plenarsitzung des Posenschen Provinzial-Landtages begann mit der Bera⸗ thung über die Gewährung einer Beihilfe zur Einrichtung von e e n . und Lehrwerkstätten in Posen. Dem

rovinzial⸗Ausschuß wurde zu diesem Zweck bis zum nächsten Provinzial⸗Landtage ein Betrag von jährlich 4000 6 zur Ver⸗ fügung gestellt. Nachdem von dem Bericht über die Entwickelung des Kleinbahnwesens Kenntniß genommen war, beschloß die Ver⸗ sammlung, zur Ergänzung des Kleinbahnfonds der Provinz ein Darlehn von zwei Millionen Mark von der Provinzial⸗Hilfs⸗ kasse , Hierauf wurden die Etats der Provinzial⸗ Erziehungsanstalten zu Schubin und Zerkwitz sowie mehrere Anlagen zum Landes⸗Hauptetat festgesetzt, ferner wurde ein Gesuch um Nachbewilligung einer Beihilfe zur Pflasterung des Weges Posen —Kobylepole dem Provinzial⸗Ausschuß zur Er⸗ ledigung überwiesen und einer Anzahl geprüfter und von dem Provinzial-Ausschuß für richtig befundener Jahresrechnungen Entlastung ertheilt. Von dem Jahresbericht der Provinzial⸗ , . wurde Kenntniß genommen, dem Verein „Zoologischer

arten“ zu Posen eine Beihilfe von jährlich 1000 M bis zum Zusammentritt des nächsten Provinzial-Landtages bewilligt und eine größere Anzahl von Unterstützungs⸗ 2c. Gesuchen erledigt. Schließlich wurde über die Einführung der Milz— brandversicherung berathen, ein definitiver Beschluß in dieser Angelegenheit aber noch nicht gefaßt.

Honnef, 17. März. Ihre Majestät die Königin von Schweden und Norwegen ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, heute zur Kur hier eingetroffen.

Sigmaringen, 19. März. Ihre Majestät die Königin

von Sachsen ist zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Fürstin⸗Mutter von Hohenzollern hier angekommen.

Renß ä. E. Seine Durchlaucht der Fürst ist nach mehrtägigem Auf⸗ enthalt in Bückeburg vorgestern wieder in Greiz eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

Der revidierte Voranschlag für Indien auf das Jahr 1898/99 weist einen Ueberschuß von 40 Millionen Rupien auf.

Frankreich.

Der Präsident der Republik Loubet empfing, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnabend Nachmittag, umgeben von dem Minister⸗Präsidenten Du puy, dem Minister des Aus⸗ wärtigen Delcasss sowie dem Zivil⸗ und Militärstaat, das diplomatische Korps, welches die Glückwünsche der fremden Regierungen anläßlich der Wahl Loubet's zum Präsidenten überbrachte. Der großbritannische Botschafter war durch Krankheit am Erscheinen verhindert; auch der deutsche Bot— schafter Graf zu Münster war nicht zugegen, da derselbe sich in Cannes aufhält. Die Ansprache hielt der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Graf von Wolkenstein, welcher, nach⸗ dem er den Tod des Nuntius Clari berührt hatte, ausführte, die Botschafter die getreuen Dolmetscher der Gefühle der Sou⸗ veräne, Staatgoberhäupter und Völker drückten dem neuen Präsidenten ihre Glückwünsche und Huldigungen aus. Ihre Wünsche für das Gedeihen Frankreichs und für das persönliche ln . Loubet's seien ebenso lebhaft wie aufrichtig. Der Botschafter fuhr dann fort: Wir können die 1 große wie erhabene Rolle nicht vergessen, welche Frankreich in der Geschichte der Menschheit spielt, und mit immer wachsendem Vertrauen blicken wir in die Zukunft; hat doch das französische Volk soeben neuerliche Beweise seines unerschütterlichen Fest⸗ haltens an den Werken des Friedens und Fortschritts gegeben. Der Botschafter wies sodann auf die Aus⸗ stellung von 1905 hin und hob die persönlichen Vorzüge Loubet's hervor unter Hinweis auf dessen Thätigkeit als Senats⸗Präsident. Zum Schluß gedachte der Botschafter des verstorbenen Präsidenten Faure, welcher mit so viel Takt die Geschicke Frankreichs gelenkt habe. Präsident Loubet dankte dem Redner und sprach zunächst seine Trauer über das Ableben des Nuntius sowie des Präsidenten Faure aus und erinnerte an die rührenden Beweise des Mitgefühls, welche anläßlich des Todes Faure's aus dem Auslande eingegangen seien. Der Tod Faure's scheine das Werk seines Lebens gekrönt zu haben, da die Trauer um ihn in den aus der gesammten Welt herrührenden Kundgebungen sich in herzlicher und herzbewegender Theilnahme an der Trauer Frankreichs kundgebe. Der Präsident dankte dem BVotschafter für die ihm ausgesprochenen freundschaftlichen Gefühle und schloß mit dem Ausdruck des Vertrauens zum Gelingen der kommenden Weltausstellung, bei welcher der edle Wettstreit der Völker zu einer immer engeren Annäherung derselben untereinander beitragen werde. Der Präsident unter- hielt sich darauf mit allen Chefs der Missionen, welche ihm die Mitglieder ihrer Botschaft bezw. Gesandtschaft vorstellten.

In der Deputirtenkammer h, . vorgestern bei der weiteren Berathung des Marinebudgets der Deputirte Piou aus, daß besonders die Ereigniss⸗ vom Oktober die Nothwen i. nachgewiesen hätten, 9 einen Seekrieg bereit u sein. roßbritannien erhöhe ohne Unterlaß sein Marine⸗ udget; das Marinebudget des Dreihundes übersteige e Frankreichs; man müsse energisch dahin wirken, das ißverhältniß zwischen den Seestreitkräften Frank⸗ reichs und denen Großbritanniens und insbesondere denen des Dreibundes nicht größer werden zu lassen. Der Redner erinnerte sodann an die jüngsten Zwischenfälle mit Groß⸗

britannien, ne,, Zu n 33. ear fen Flotte zer .

Besprechung, ver Flotten der aus

Maͤchte . Frankreich besitze eine unzureichende Flotte, die Regierung müsse das erforderliche Geld von dem Lande verlangen, welches dasselbe nicht verweigern werde, und müsse dieses Geld schnell und gut anwenden. Der Deputirte Raiberti erwiderte, Frankreich sei eine kontinentale Macht; es genüge, eine Marine zu haben, welche der des Dreibundes leichkomme. Der Deputirte Admiral Rieunier tadelte in ängerer Rede den Marinc⸗Minister Lockloy, dem er vorwarf, 64 dem Beifall einiger Lobhudler zu haschen. In Wirklichkeit habe Lockroey in nichts die Lage verändert. Seine Rede habe nur erreicht, daß man die französische Marine mißachte. Rieunier fuhr dann in seiner Kritik des Lockroy'schen Programms fort, spottete über das Unterseeboot und befürworte lebhaft den Bau von Panzerschiffen. Endlich erhob Redner gegen den Geist der Verleumdung Einspruch, der in einem gewissen Theil der Presse im Hinblick auf die Armee und die Marine herrsche; er griff die dem Zivilstande angehörenden Mitarbeiter Lockroy's an, bezeichnete ihre Thaten in längerer Ausführung als Hanz⸗ lungen voll Phantastereien und warf ihnen Günstlingswirth⸗ schaft vor. Rieunier brach hierauf seine Rede ab und wird heute weitersprechen.

Italien.

In der vorgestrigen Sitzung des Senats erklärte, wie W. T. B.“ berichtet, auf eine Anfrage des Senators Camporeale der Minister des Auawärtigen Canevaro:

Es sei unzulässig, einen Vergleich der Polizik der Regierung in China mit den Mizerfolgen in Abesspeien anzustellen. Dieser Ver⸗ gleich diene nur dazu, das Land grundlos zu alarmieren. Niemand babe nach Abessynien gehen wollen. Alle hätten den Stolj der Abesspnier und die Armuth des dortigen Bodens gekannt. Selbst die Engländer, die Sieger gewesen, hätten diesen Boden verlassen; sie

ingen dagegen nach China, um ihre Besitzungen dort zu arrondieren. esn wir jenen folgen, die, wie die Engländer, in China. vortheilhafte Beziehungen und. Handelzverbindungen zu erreichen suchen, so glauben wir, daß wir damit Nützliches für das Land thun. Unsere Inter ssen in China sind namentlich in den letzten Jahren gewachsen. Das Parlament wünschte eine genügende Erhöhung des Marine ⸗Badgets, um in China eine Schiffs didision erhalten zu können. Die chinesischen Häfen sind fast vollständig ieitens der fremden Nationen besetzt, welche dort Koblenstationen habes. Wenn die europäischen Mächte sich in einem Kriege, in welchen wir verwickelt würden, neutral erklären sollten, so würden unsere Schiffe keine Kohlen- und Lebensmittel. Station finden. Unsere Schiffsdivision würde im Fall eines Konflikts vollnändig verloren sein. Des malb '. wir, klug zu handeln, uns eine Seestation zu verschaffen. Wir leiteten Unterbandlungen ein, um die Sanmun⸗Bay, welche dem Zwecke vollkommen entspricht, in Pacht zu bekommen und tbeilweise auch andere Vortheile ju erreichen, die uns für die Zukunft den Weg offen erhalten könnten. ohne daß wir uns in militärische Unter⸗ nehmungen einließen. Der Minister wies hierauf die Anschuldigung zurück, daß er das Terrain nicht vorbereitet habe, und sagte, er babe im Gegentheil mit viel Voraussicht das Terrain vorbereitet, doch sei es nicht leicht gewesen, das gesteckte Ziel in erreichen, weil alle Nationen sich in China ansiedelten. Wenn wir uns daselbst binein⸗ gedrängt hätten, so hätten dadurch die Interessen anderer curopäischer Nationen, welche ung bei unserem bescheidenen Unternebmen die Hand boten, tangiert werden knnen. Wir mußten daher bestrebt sein, keine dieser Interessen zu verletzen, denn eine solche Verletzung hätte auf Europa zurückwirken können. Der Minister gab dann eine historische Darftllung der Angelegenheit und sagte: Alle wissen aus den im britischen Parlament abgegebenen Erklärungen, daz Großbritannien, welches unsere Initiative billigte, uns bat, keine Gewalt anjuwenden, weil Gewaltanwendung der Funke sein könne, welcher das Puloerfaß im äußersten Orient, aber auch in Guropa zur Explosion ringe. Wir mußten um so mehr den Wänschen Greßbritanniens entsprechen, weil wir dadurch unsere Ziele nicht nur nicht gefährdet, sondern piel⸗ mehr die größte Sicherheit erlangt gaben, daß wir sie erreichen. Angesichtz der Beleidigung seitens Chinas glaubten wir unserer Verrflicktungen entbunden ju sein. China muützte uns jedeafalls Genusthunng geben. Wir beauftragten daber unseren Gesandten de Martino, daß er dre Genugthuung innerhalb einer bestimmten Frist iu erlangen suche. Goßbritannien bot uns sodann seine Intervention an, damit uns diese GSenugibuung zu theil werde, und wir verschoben desbalb die Ueberreichung des Ultimatums und jede militärische Demonstration, indem nir darauf vertrauten, daß die freundschaf: liche Aktion Großbritanniens ein gutes Ergebniß baben werde. Es ereignete sich sodann der bekannte Zwischenfall. Wäbrend wir telegraphiert hatten, daß die Uberreichurg des Ultimatumsz aufgeschoben werden solle, fragte der britische Botscharter bei uns an, ob die Nachicht des Reuter'schen Bureaus“, be. treffend die tbat ächlich Ueb-rreichung des Ultimatums. auf Wahrheit beruhe. Wir zögerten nicht, dies formell ju dementieren. Die Befeble der Regierung waren kategorisch, da wir die Verpflichtung ü ternommen batten, daß wir unsers Attioneafreiheit erst dann wieder erlangen sollten, wenn uns die verlangte Genugthunng durch die Vermittelung des britischen Gesandten nicht zu theil werden sollte. Nachdem wir den ganzen Tag binduich die Nachricht des Reuter'schen Bureaus“ dementiert hatten, erbieltn wir um 11 Uhr Nachts ein Telegramm de Martino's, in welchem er mittheilte daß er das Altimatum Tags vorher Abends thatsächlich überreicht habe. Wir konnten nicht z59gern und beschlossen, ze Martino zu desgronieren, indem wir ihn be—⸗ auftragten, die Wabrung der italienischen Interefsen dem britischen GSesandten ju ũbertragen und nach Italien ju kommen, um über seine Haltung Aufklärungen ju geben. Unser rascher Entsichluß trug. dazu bei, die Unterbandlungen wieder ins richtige Gleis jzu bringen. Nachdem de Martino dezavouiert worden war, konnte er nicht gut in China bleiben. Die Unter- suchung wird übrigens Aufflärungen bringen. Sicherlich stebt zu er⸗ warten, daß China noch Widerstand leiften werde. Doch boffe ich, daß wir die Verhandlungen obne Anwendung von Gewalt zu einem guten Ende werden führen können. Der Minister erklärte schli⸗ͤlich, er baue darauf, daß der Senat Vertrauen zur Regierung haben werde, welche ihrerseits das Gefühl habe, sich auf dem richtigen Wege zu befinden.

Nach einer kurzen Replik des Senators Camporeale und nach Erklärungen der Senatoren Odescalchi und Pierantoni, welche sich gegen die Aktion Italiens in China aussprachen, wurde die Sitzung aufgehoben.

Die Deputirtenkammer genehmigte mit großer Majorität die Grundprinzipien des Sesetzentwurfs, betreffend die Autonomie der Universitäten, und beschloß, in die zweite Lesung einzutreten. Die Spezialdebatte wird nach den Dster⸗ ferien e,.

Der chinesische Gesand te ist gestern früh von London in Rom eingetroffen. Spanien.

Der Ministerrath hat, wie ‚W. T. B.“ meldet, einen außerordentlichen Kredit genehmigt, welcher zur Bezahlung der ien der cubanischen Schuld bestimmt ist. Derselbe belauft ich auf 15 Millionen Pesetas.

meldet, ist in Sevilla eine

Wie der Imxarcial“ republikanische Verschwörung entdeckt worden. In

Ecija wurden drei Verhaftungen vorgenommen. Daaselbe Blatt berichtet ferner über karlistische Umtriebe in der Nähe von Perpignan.

Tüũrkei. V

Dem Wiener „Telegr⸗Korresp- Bureau“ wird aus Ko stantinopel vom heutigen . emeldet: Lord Ge ere habe der Pforte die formelle e britannien den Sudan nicht in Besitz genommen habe und daß es die Souveränetätsrechte des Sultans über den Sudan weder eingeschränkt habe, noch dies 9 thun beabsichtige. Die Pforte habe diese Versicherung mit Befriedigung zur tniß . d ch Abhaltu l

on anesen wurden na altung von lokal Versammlungen mehrere ger den mn mr fen an . Sultan abgesandt, in denen sie erklärten, sie hätten Be— schlüsse gefaßt, gute Beziehungen mit den Christen pflegen und niemals Feindseligkeiten oder Angriffe gegen diefel unternehmen zu wollen.

Griechenland.

Nach einer Meldung des Wiener Telegr.⸗Corresp.⸗ Bureaus“ aus Athen schließt das griechische Fi er für 1899 in Einnahme mit 103 655 6568, in Ausgabe mit 103 311 974 Drachmen ab.

Bulgarien. Der Fürst hat, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, am 17. d. M. das Dekret unterzeichnet, durch welches die

Sobranje aufgelöst wird. Die Neuwahlen sollen am 7. Mai statifinden.

Amerika.

Bei dem definitiven Austausch der Friedensratifikationen wird, dem W. T. B. zufolge, der fran zösische Botschafter Cambon Spanien und der Staatssekretär Hay die Ver— einigten Staaten vertreten.

* französische Boischafter Cambon hat im Namen Spaniens bei der Regierung der Vereinigten Staaten die Lage der spanischen Gefangenen auf den Philippinen zur Sprache gebracht und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Schritte gethan werden würden, um die Freilassung derselben sicherzustellen.

Asien.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die . sin Heinrich sind vorgestern auf dem Kreuzer „Deuischland“ in Kiautschou eingetroffen und haben im Jamen des Gouver⸗ neurs Wohnung genommen.

Die „Times“ meldet aus Peking: Der britische Ge— sandte habe am letzten Freitag die Gewährung der von Belgien geforderten Konzession in . befürwortet. Das Tsung⸗li Jamen habe seine Verwunderung darüber ausz⸗ gesprochen, daß Großbritannien das belgische Vorgehen unter⸗ stütze. China sei bereit, belgischen Unternehmern Land abzu⸗ treten, aber es weigere sich, die verlangte werthvolle Fluß⸗ uferstelle abzutreten.

Das amerikanische Schlachtschiff Oregon“ ist vorgestern in Manila angekommen.

Afrika.

Nach einer dem W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Pretoria erklärte der Präsident Krüger in einer am Freitag in einer öffentlichen Versammlung zu Heidelberg gehaltenen Rede, er sei nicht gewillt, das Dynamit mit einer neuen Steuer zu belasten, bevor er von dem Finanzexperten, welchen die Regierung aus Europa kommen lasse, einen Bericht in der Angelegenheit erhalten habe. Der Praͤsident äußerie die Absicht, eine Faktorei der Dynamit⸗-Gesellschaft sobald als möglich zu übernehmen und diese zum Vortheil des Landes zu betreiben. Er betonte mit Nachdruck die Noth—⸗ wendigkeit, daß mit dem gegenwärtigen Stande des Monopolsystems gebrochen werde. In Bezug auf die Minen⸗ . sagte der Präsident, er werde den Volks—⸗ raad bitten, seinen Beschluß vom verflossenen Jahre nach der Richtung wieder in Erwägung zu ziehen, daß solche Rechte nicht an Fremde verkauft werden dürften, sondern nach billiger , den jetzigen Gesellschaften, welche Eigenthümer der Oberfläche seien, ein Vorzugsrecht auf den Untergrund gegeben werde. Bezüglich des Anspruchs der Fremden auf die bürgerlichen Rechte sagte der Präsident, er werde dem Volksraad eine Abänderung des Gesetzes vorschlagen, nach welcher die Fremden nur noch neun Jahre zu warten haben würden, bis ihnen die volle Ausühung der bürgerlichen Rechte gestattet werde, jedoch nur gegen Leistung eines Unterthanen⸗ eides unter denselben Bedingungen, die in den Vereinigten Staaten beständen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichle über die vorgestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (60) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretũr des Innern, Staats⸗Mmister Dr. Graf von Posadowsky, der Kriegs⸗Minister, General⸗ leutnant von Goßler, der Staatesekretär des Aus⸗ wärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow, der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieberding und der Staatesekretär des Reichs⸗-Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, erledigte das Haus junäͤchst ohne Debatte die allgemeine Rechnung für 1894/95, die Uebersichten für die r, die Rech⸗ nungen der Kasse der Ober⸗Rechnungskammer und den Bericht der Reichs⸗Schuldenkommission sowie die Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für 1896/97 in zweiter Berathung.

Darauf folgte die dritte Berathung des Reich shaus⸗ halts⸗Etats i 1899.

In der Generaldiekussion nahmen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Schwarze (Zentr), Freiherr von Schel e⸗ Wunstorf (b. E. F) und von Salisch Id. kons) das Wort.

Das Haus der Abgeordneten erledigte in der heutigen (49) Sitzung zunächst in dritter Berathung die Vereinbarung vom 4. Juni 1898 zwischen den Rheinschiffahrts⸗ ,, . ten von 3 Baden, Bayern, Hessen, Elsaß⸗Loihringen und den Niederlanden, 6 die Abänderung des Schlußprotokolls zu Artikel 15 der ,, ,, Rheinschiffahrts⸗ akte vom 17. Oktober 1858, und den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Vergütung der Umazu gtkosten der Geistlichen im Konsistorialbezirk Wiesbaden,

cherung ectheilt, da ng ß Groß⸗ .

die dritte Berathung des Ges urfs, . Aufhebung einiger in den zirken ber⸗ erichte zu Köln, Hamm und Frankfurt a. M. jagdpolizeilichen Stralbestimmungen, vorläufig der betreffende Kommissar nicht anwesend war, nahm in erster und zweiter Berathung den Staatsvertrag zwischen Preußen und Hamburg, betreffend Abänderung einiger durch frühere r,, getroffenen Vereinbarungen, vom 25/17. Februar 1899 an ging sodann zur Berathung von Petitionen über. Gemeinde Vorsteher C. Han sen und Genossen in Karnskoppel bei Sonderburg und Schobüllgaard bei Avenrade pttitionieren um Rückjlablung von Grund steuerentichä digung. Berichterstatter Abg. Freiberr von Dobeneck beantragt namens der Kommission Uebergang jur Tagesordnung. Das Haus beschließt

demgemãß. . die Petition der Landwirthschaftskammer ju

Ueber Wiesbaden um Abänderung von Bestimmungen des Stafgesetz

. und Forstpolireigesetzes und des S ucheg, betreffend das Erforderniß des Strafantrages. gebt das Haus jur Tagegordn ung über, benso über die Petition von Koch und Genossen in Breglau um Erlaß einer Gebübren⸗ ordnung für die Rechtskonsulenten und über die Petition des Rentiers Junge in Posen um Einfübrung des russischen Sprachunterricht an den Eymnasien, Real und Mittel schulen.

Die Pet tion des Pastors Schädla und Genossen in Lebe um gesetzliche Regelung der Schulunterhbaltungespflicht wird auf Antrag des Berichterstatters Abg. von Kölichen der Regierung als Material überwiesen. .

Auf Antrag des selben Berichterstatters wird die Petition des Lehrers Rose in Herjberg, Kreis Namslau, um Gleichstellung im Gehalt mit den Namslauer Le hrern durch Uebergang zur Tages⸗ ordnung erledigt. .

Die Fleischer⸗ Innung in Schlochau bittet um Abände⸗ rung der Gesetze vnm 18. März 1868 und 93. Märi 1881, be⸗ treffend die 6 öff en tlich er. aus schlie glich zu be⸗ nußtzender Schlachthluser. Die Fleischer in Schlochau finden es unbillig, daß sie Fleisch, welches aus dem öffentlichen Schlachthause ibrer Gemeinde stammt uad durch einen Sachberständigen untersucht worden ist, nach einem kurzen Trant vort zu erneuter Untersuchung vorlegen und abermals Gebühren entrichten müssen. . .

as Haus geht über diese Petition zur Tagegordnung über, weil die reiche gesetzliche Regelung der Untersuchung des Fleisches durch den dem i. e jugegangenen Gesetzegtwurf, betreffend Schlachtvieh und ier hann zu erwarten ist. . .

Die Petition von katholischen Familienbätern in Ließau bei Dir scha u, betreffend die lm wandlung der dortigen Simultan schule in zwei konfessionell getrennte Schulen, wird der Regierung zur Erwägung überwiesen.

(Schluß des Blattes.)

Etatistik und Volkswirthschaft.

Beihilfen jzu den Hochwasserschäden vom So mmer 1897.

(Stat. Korr.) Eine dem Hause der Abgeordneten zugegangene Denkschrift des Finanz- Ministers, des Ministers für Landwfrthschaft ꝛc. und des Ministers des Innern erstattet einen vorläufigen Bericht über die Verwendung von Staatsmitteln, welche das Gesetz vom 20. April 1898 zur Beseitigung der durch die Hochwasser des Sommers 1897 herbei⸗

efübrten Schäden n öhe von 5 Millionen Mark bereitgestellt hatte. * Ober Präsidenten der Provinien Schlesien, Brandenburg und Pommern steben noch rund 360 000 A für erforderliche Nach⸗ bewilligungen jur Verfügung, und für die Provim Sachsen ist in den Vorlagen eine Bedarfssumme von 401 100 M berechnet; serner sind zu Vorarbeiten für den Ausbau hochwassergefäbrlicher Flüsse (S 18 des Gesetzes in Schlesien 261 130, in Brandenburg 66 6900 und in Sachsen 12 000 bisber angewiesen worden. Diese dreierlei Beträge feblen in den folgenden Nachweisungen, in denen andererseits die aus Provinzialmitteln für Schlesien mit 1109 00, für Branden burg mit 350 060 und fär Pommern (Wiesenbesitzer an der Oder in den Kreisen Greifenhagen und Randow) mit 47566 M bewilligten Beihilfen inbegriffen sind. Daß hauptsächlich die Ober-⸗Präsidenten innerhalb der von den juständigen Ministerien festgesetzten Grenzen nach Anhörung der Kreis ⸗Ausschüsse ꝛc. sowie im Einverständniß mit dem Provinzial. Ausschuß mit den Bewilligungen betraut wurden, ift inebesondere auf die Erfahrung zurückzuführen, daß die Einzel bewilligung durch den zuständigen Minister bei fräheren Nothständen sich nicht als prattisch erwiesen hatte.

In den Lsten war ein Gesammtschaden von 22 244 874 Æ (iu §5 1a d des Gesetzes) einschließlich der Kesten nachgewiesen, worauf aus öffentlichen und privaten Mitteln inzwischen 3 569 955 (laut Mittheilung in der XIII. Kommission des Abgeordnetenbauses über- baupt außer 16 Millionen aus der Staatskasse noch an Liebesgaben 3 837 C90) * als Unterstützung gewährt waren, sodaß 18 674 919 * ungedeckt blieben. Zu fernerer Beihilfe hatten die Kreis-Ausschüsse bejw. Magistrate 8538 830 M in Vorschlag gebracht. und hierauf sind bisber 6190 792 , darunter 121 400 als Darlehen, bewilligt. Begreiflicher Weise handelte es sich nirgends um volle Entschädigung des Verlusteß, sondern um die Grbaltung und Sicherung der betroffenen Privaten (8 la) und Föwerschaftten (b bis d a. a. O.) in ihrer wirth- schaftlichen Leistungs fähigkeit, wobei für jene im Durchschnitte et da J und für diese 3 des bei der Nachprüfung sich als ungedeckt herausstellenden Schadens angenommen warten. Jenen Beibilfen traten noch aus §1f des Gesetzes 185 877 * an VDeichverbänden und Wassergenossen⸗ schaften behufs Aufbringung der für 1897/88 zu ablenden Beiträge sowie endlich aus 5 19 a. a. O 59 944 4 zur Ersatzleistung bezw. Rückerstattung der für die Thätigkeit milttärischer Hilfekommandog entftandenen Unkosten hinzu, soraß die Denischrist überhaupt 8 96 M als bewilligte Beihilfen nach Vorschrift des Gesetzes nachweist.

Der 5 12 des Gesetzes hatte Beibilfen an einzelne Be— 1 zur Erbaltung im Haus, und Nahrungästande und an solche, bei denen eine Gefährdung ihrer wirtbschaftlichen Existenz vor⸗ liegt“, im Sinne. Aus der Begründung des am 3. Februar 1898 von der Staatsregierung dem Abgeordnetenhause unterbreiteten Gesetz⸗ entwurfs (Nr. 37 der Drucksachen dez Hauseg, V. Session der 18. Legis⸗ laturperiode) gebt hervor, daß die Schäden von sachyerständigen Mitgliedern der Selbfstverwaltung unter Theilnahme und Leitung der Kreizbebörden abgeschätzt worden sind, was spätere us und Absätze nicht verhinderte. Wie in früheren Fällen, blieben alle Schaden außer Betracht, welche nicht unmittelbar auf die Ueberschwemmungen des letzten Sommers zurückjuführen waren, insbesondere solche, die den überschwemmt , . Gebäuden und Grundstäcken nach ihrer örtlichen Lage durch Ueberstauung oder Druckwasser , oder doch nicht selten ju erwachsen pflegen. Ferner wurden Beihilfen nicht in Aussicht genommen „für die Falle, in denen die Vermögens- verhältnisse der Betheiligten trotz der Ueberschwemmungsschäden immer noch haltbar geblieben sind oder eine Vermögengzerrüttung nicht durch dag Hochwasser, sondern durch andere Umstände herbeigeführt ist oder vor Eintritt des Hechwasserg bereits bestanden hat.. Endlich hielt es die e, m. für empfehlenswerth, den bewilligten Betrag nicht auf einmal, sondern nach r des Bedürfnisses anzuweisen; Auch werden die Beihllfen oft . mäßig nicht in baarem Gelde, sondern in Gestalt von Lebensmitteln, Brennmaterial, Futter, Saat⸗ gut ꝛc. zu verabfolgen sein.“

Für den Regierungsbezirk Breslau war ein Gintreten mit zffent⸗ lichen Mitteln zu 36 geschädigter Privatpersonen nicht erforder⸗ li 63. auch die Kresse Angermünde und Westprignitz keine Ansprüche erhoben), weghalb er in der folgenden Nachweisung fehlt:

Benrke Kreise ar n.

Oppeln.. 2 329 599 Liegnirtt 17 38654 822

rankfurt. . 17 5065571

ots dam. 3 671983 121 434 S6 115 Stettin.. 2 418131 30 4859 1728954

zu sam men . 41 1514 106 2742955 3644 591 datuater als Darleben in den Kreisen Bunilau 20 0900, Görlitz Stadt 30 009, Lauban jwel zu je 6000 und Löwenberg 3000 M an Groß⸗ grundbesitzer und Inhaber größerer gewerblicher Unternehmungen, die erhebliche Schäden erlitten hatten.

In 5 1 handelte eg sich um Beihilfen an Gemeinden und

Kreise jur Wiederberstellung und notbwendigen Verbesserung ibrer beschädigten gemeinnützigen Anlagen, und jwar kamen ia Betracht

chon ge⸗ noch vor⸗ in den Bezirken Kreise Schaden währt geschlagen bewilligt 610 M MS Oppeln... 2 148 499

161 11300 123 802 79 909 Breslau... 6 1953 352

17 641 75 950 73 950 Liegnitz... 14 1 885 960 126785 1279364 931089 . K 317748 otsdam . . 1

17793 216 605 103100 14450 14 450 4590 zusammen 37 2520 009 1713520 1710 171 1192548,

darunter ein Darlehn an den Kreis Kommunalverband Landesbut mit 50 000 und eins an die Gemeinde Flinsberg im Kreise Löwenberg mit 6100 4 Die Kreisverbände Bolkenbain und Sprottau empfingen Geschenke von 58 500 und 26 000 Abgesetzt wurden für Her⸗ stellung eines unter Drängewasser leidenden Weges im Kreise Lebus 13 000 und für chausseemäßigen Ausbau eines h en Weges im Weft havellande 9950 4

Wie aus einer Grklärung des Regierung vertreters in der XIII. Kommission (Aktenstück 72 des Hauses der Abgeordneten, 1898) hervorgeht, ist die Königliche Staateregierung mit äußerster Beschleu⸗ nigung eingeschritten, und alle Landräthe sowse sonstigen Lokalbebörden baben bei der Besichtigung im August erklärt, daß sie vorläufig Geld genug in Händen bätten und an seine Vertbeilung auch bis auf weitercz, d. h bis sie nähere Ermittelungen über Art und Umfang der Schäden und der davon betroffenen Persönlichkeiten angeftellt bätten, nicht herangehen könnten, namentlich da schon vielfach durch planlose Vertheilung von Liebesgaben unjweckmäßig vorgegangen sei; bäufig seien dabei Leute beräcksichtigt worden, die gar nicht den er, forderlichen Grad von Bedürftigkeit besessen bätten, und umgekehrt.“

66. 119 863 1985 849 1279 810

1674478 S0 84d

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand der linksrheinischen Textilarbeiter liegen vom Sonnabend folgende Nachrichten vor; In Odenkirchen (val. Nr. 61 d. Bl) baben, der Rhein. Westfäl Ita. jufolze, die Weber der Firma Paul Michels u. Co. ibre Kündigung jurück⸗ enommen. Sie erklärten sich mit den Vorschläͤgen der

irma im allgemeinen einverstanden. In Düren CGgl.

Nr. 57 d. Bl) ist, wie die Keln. Ztg.“ berichtet, die Lohnstreitigkeit der Firma Karl Bäcklerg u. Cie. mit ihren Arbeitern und Arbeiterinnen erledigt. Die Arbeiter baben die Kändigung jurücksejogen. In Wassenberg (ogl. Nr. 66 d. Bl) ist es, demselben Blatte jufolge, den Bemühungen des Landraths von Scheibl er ju Heinsberg und des Bäürgermeisters Beckers gelungen, die Lohn streitigkeiten in der 3 Weberei von Krahnen und Gobbers in beiderseits befriedigender Weise zu schöichten. (

In Kopenbagen sind, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, alle Arbeiter im Freihafen in den Ausftand getreten.

In Madrid beschlossen, demselben Blatt zufolge, 2000 Droschkenkutscher am Donnerstag, in einen Ausstand einzutreten, um höheren Lohn zu erlangen.

Kunst und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunst gewerbe Wuseum ist zur Zeit eine Gedenktafel aus Schmiedeeisen, mit Inschrift auf getriebener Kupferplatte, ausgestellt, welche, von der Berliner Schlosser⸗ Innung dem verewigten Fürsten Bismarck als ibrem Ehren— NMeister gewidmet, für das Mausoleum in Friedrichsruh gestiftet werden soll. Die Tafel wird von einem Wappenadler bekrönt, die Widmung von einem Eichen. und Lorbeerkranze umschlossen. Ent⸗ wurf und Ausführung rühren von dem Königlichen Hof. Kunstschlosser Herrn P. Marcus her; die Kupferplatte ist von dem Ziseleur Roh⸗ meyer getrieben.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Saaten stand und Getreidebandel in Syrien. Beirut, den 6. Mär 1859. Die Witterung ist bis Jetzt den Saaten günstig gewesen. Der Ausfall der diesiäbrigen Ernte wird wesentlich davon abhängen, ob im März ausreichender Regenfall ein⸗ treten wird. In einigen Distrikten der Provinz Damaskus (in Oldschlun

und besonders in der Becka) baben sich die Heuschrecken gezeigt. Getreideausfubr fand im vergangenen Monat nicht statt. Die reise für Weijen fangen an, eiwas zurückzugehen; der Doppel⸗ entner kostet ea. 20 Franken f. a. B., doch finden sich keine Käufer. 's sollen in den Propinzen Beirut und Damaskus noch ungefähr 600 6090 Keles Weizen (1 Kele 37 Liter) vorhanden sein. Gerste ist selten geworden; was davon im Sommer noch vorhanden ist, ge⸗ ant r. für den Lokalkonsum; der Doppel⸗Zentner kostet 15 Franken

.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßszregeln.

Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul, und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachthofe ju Essen a. d. Ruhr am 18. Mãr.

Italien.

Duich sersanitaͤtepolizeiliche Verordnung vom 21. v. M. ist die Verordnung vom 1. Dezember 1895. betreffend Schutzmaßregzeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera aus dem Orient, wieder aufgehoben worden. (Vgl.. R. Anz.“ Nr. 38 vom 12. Februar 1896.)

Oscheddab, 18. Märi. W. T. B) Vom 23. Februar bis gestern kamen bier 26 Todesfälle an der Pest vor; in der Qua— rantänestatlon auf der Insel Caraman war vorgestern ein ver⸗

däch tiger Fall zu verzeichnen. ;

Verdin gungen im Auslande.

Belgien.

27. Mär, 11 Uhr. Arsenal in Antwerpen, Rempart d'hobeken B. M. 68: Lieferung von 1) Chemischen Produkten, 2) Steinkoblen, 3) Bürsten und hin fn, H. Stärke, Keren, Seife, Krügen und Töpfen, 5) Blusen, Flaggen, Tuch, Flanell, Handtüchern, Packleinwand, 6) Werg, Band, Bindfaden, 7) Lumpen, 8) Nägel und Krampen, 9) Del und .. l0) Petroleum, 11) Reifen für Pulver⸗ fässer, 12) Bureauberürfnissen.

Nächsteng. Stadthaus in Osten de: Lieferung von 4000 Hand- tüchern und 1800 , ng,

umänien.

7. April. Kriegs. Ministerium (Zentralverwaltung) in Bu ka rest: 12 000 kg grauer ,, är Strümpfe; 21 io Kg Woll⸗ garn; 11 250 kg Schweineborsten.

10. April. Daselbst: 2830 Kg gehechelter Hanf. ;

11. April. Dafelbst: NM 006 Stück verschiedene Stricknadeln und 56 600 Häkelnadeln.

12. Aprif. Daselbst: 10 000 Stück Gurtschnallen, 12 000 Stück Stlfte für Kardätschen, 128 009 Stück Schrauben und Kapseln hierm, 10 750 Hefteln, sowie kleinere Quantitäten von Feilen, Ahlen ꝛe.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 18. Marz. (W. T. B.) Rorddeutscher Lloyd. Dampfer Em- 17. Mär Reise v. Neapel n. New Nork fortges. ö , n. Oft Asuen best. 17. März in Aden anget. „‚Kaiser Wilbelm II.“ IJ. Mär v. Gibraltar n. New Jork abge Welmar⸗ i153. Mär; v. Baltimore in Bremerhaven angek. Kön Laie 18. Mär v. Australien in Bremerhaven angekommen.

3. När;. (W. T. B) Dampfer Saale 18. März Reise v. Neapel n. Alexandrien fortges. Barbarossa“ v. Australien kommend. 18. Mäc in Colombo angekommen. Aller 18. März in New Jork angekommen. Ham burg, 18. März. (W. T. B.) Hamburg ⸗Amerika⸗Linie. Dampfer Yalatia. geftern in New Jork, Polynesia“ in New Orleans, Alemannia“ heute, v. St. Thomas kommend, in Damburg angek. „äuguste Victoria gestern v. Palermo n. Neapel, Assyria v. Portland n. Hamburg abgegangen.

Theater und Mustk.

Deutsches Tbeater.

Die vorgestrige erste Auffübung des tragischen Märchens Die 6 der Sobel de“ von Hugo von g ane de machte einen besonders tiefen Eindruck auf das Publikum. Der Verfasser bat sich auf dem Gebiete der lvyrischen Dichtung durch seine fein- sinnigen Naturschilderungen und jart empfundenen Stimmungsbilder unter den jüngeren Wiener Poeten schon längst einen klangvollen Namen erworben. In seiner Scene welche unter dem Titel Madonna Dianora“ vor nicht langer Zeit am Deutschen Theater zur Darstellung kam, gelang ibm neben dem lyrischen Ausdruck auch der dramatische, so daß man noch bervorragende Leistungen erwartete. Dat tragische Märchen Die Hoch;ieit der Sobe de bereitete daber den Eingeweihten eine kleine Guttäuschung. Der sonst so leicht fließende Ausdruck der Gefüble wurde von der dramatischen Be⸗ wegung, welche sich selbst nur mühselig vorwärts schleppte, in Fesseln elegt. Sebr selten konnte sich eine Empfindung frei entfalten; die Ker. schienen gekünstelt, das Gefübl matt, der Gedanke alltäglich. Weder die Großmutbh des reichen Kaufmannz, der sein junges Weib am Hochjeitsabend frei giebt, konnte rübren, noch das Herzeleid der bräutlichen Sober de, welche ihren jungen Geliebten in eines andern Weibes Armen findet und sich deshalb selbst den Tod giebt. Die Zuhsrer wurden deg, unaufbörlichen ein⸗ förmigen Grübelns und Sinnens müde, das in endlosen Monologen des Kaufmanns und seines jungen Weibes jum Ausdruck gelangte. Gegen die allgemeine Abspannung der Zubörer vermochte selbst die Kunft von Josepb Kainz in der Rolle des ältlichen, edelmüthigen Ebeherrn nicht erfolgreich anzukämpfen und noch viel weniger das Darstellungs vermögen des Fraͤuleins Heims (Sobeide), welche ihre reichen Ausdrucksmittel erst noch maßvoll zu verwenden lernen muß. Mit größerem Woblwollen als das tragische Märchen wurde des⸗ selben Verfa sser⸗? Scene Der Abenteurer“ aufgenommen. Hier bat der Dichter wieder wie in Madonna Dianora“ den Stimmunge⸗ gehalt erschöpfend jur Wirkung gebracht. Der tolle Wagemuth des Abenteurers, sein Spielen mit allen Gefahren, sein wollüstiges Grausen beim Uebergang von qualvoller Todesfurcht zu neu aufstrebender, nimmersatter Lebenslust, verbreitete einen unruhigen, schillernden Glanz über diese dramatische Scene. Ver⸗ wer, e, und Gegenwart begegneten sich einen Augenblick in aufleuchtenden Funken, um in der nächsten Minute in dem Dunkel zu versinken, welches das Leben des Abenteurers umgiebt. Joseph Kalnz gab diesen ruhelosen, von Genuß ju Genuß taumelnden Geist mit sieghafter Natürlichkeit und Eindringlichkeit. Die 4 standen denn auch fast mehr unter der Macht des darstellenden Künstlers als unter der des Dichtert. Lessing ⸗Theater.

Die Grziehnng zur Ghe“, eine Komödie in drei Aufzjügen von Otto Grich Hartleben, fand bei ihrer gestrigen Erst⸗ aufführung starken, wenn auch nicht ganz unwidersprochenen Beifall. Der Verfasser bewegt sich auch bier wieder auf dem ihm vertrauten Gebiet der gesellschaftlichen Satire, indem er, freilich in nicht ganz tendenzfreier Weise, an einem konkreten all darzulegen art, wie verworren die Begriffe von Pflicht und Moral

ei einem jungen Mann aus reichem Hause geworden sind, dessen bene , . Neigungen von denjenigen, die seine Erziehung zu überwachen berufen sind, bestärkt, wäbrend die Regungen seines An⸗ standsgefübls gewaltsam unterdrückt werden. Hermann Günther, o heißt der junge Mann, hat ju der Buchhalterin Meta Huͤbcke Bejiebungen angeknüpft, die seiner Mutter, welche davon erfahren hat, insofern Besorgniß einflößen, als sie be fürchtet, Hermann könnte dem Mädchen die Ehe versprochen haben und könnte durch eine Neigungsbeirath ihre eigenen Chestiftungs⸗ projekte durchkreuzen. f brutaler Weise verlangt sie von ihm die Lösung seines Verhältnisses zu der Buchbalterin, eine Forderung, auf welche derselbe nur allzuwillig eingeht, froh, aus dem Munde seiner für ihn als Autorität geltenden Mutter zu hören, daß er gegen das Mädchen keinerlei Verpflichtungen habe, froh auch, aus dem Gespräch zu entnehmen, daß ein moralischer Lebenswandel von ihm nicht verlangt werde, sondern nur, daß er sich nirgenda binde, damit er später die reiche Fabrikantentochter Bella König heirathen könne. Noch ein⸗ dringlicher werden dem jungen Manne diese k von seinem Onkel Otto eingeschärft, der auf telegraphisches Ersuchen der . Günther aug Sachsen herbeigeeilt ist, um mit Hermann ein offenes Wort über seine Erziehung jur Ehe“ ju sprechen. Das sind in wenigen Strichen die Grundzäge des Stückes, welches seine scharfen satirischen Geißelhiebe gegen vorbandene Schaden richtet, obne dabei in das Didak⸗ tische zu verfallen. Was den Aufbau der Komödie betrifft, so vollzieht sich die angedeutete Handlung eigentlich nur im ersten und dritten Akt während der jzweite, welcher Meta Hübcke uad ihre Umgebung in recht lebhaften Farben schildert, fast für sich allein bestehen könnte. Die Darstellung ließ nichts ju wünschen. Herr Grunwald gab den Hermann recht glaubwürdig, ebenso schufen Fräulein Jona als seine Mutter und Herr Waldow als sein Onkel aus Sachsen lebens⸗ wahre Gestalten. Die Buchhalterin Meta Hübcke wurde von Frau Sauer ergreifend verkörpert. In den übrigen Aufgaben jeichneten sich die Damen Clemens, Gisenhut, Hohenthal und Sydow, die Herren Halm, Sentus und Leigner aus. Der Verfasser wurde nach jedem Akt mehrmals vor den Vorhang gerufen. Der Komödie ging das durch frühere Aufführungen im Residenz-⸗Theater bekannte einaktige Lustsipiel „Die Frage an das Schicksal“ von Arthur Schnitzler vorauf, eine harmlose dramatische Kleinigkeit, welche, von Fräulein Jäger und den Herren Jarno und Grunwald recht gut gespielt, den Abend erfolgreich einleitete.

Im Königlichen Opernhause geht morgen auf Aller⸗ höchsten Befebl zum ersten Mal Regina, oder: Die Marodeure“, romantische Oper in drei Akten von Albert Lortzing (Um-⸗ arbeitung des Textes von Adolph L'Arronge) unter Kapell= meister Hr. Muck's Leitung in Scene. Die Besetzung lautet: Jobst 2. herrschaftlicher Verwalter: Herr Mödlinger; Regina, seine

ochter: Fraͤulein Hiedler; Reinhard, Gutsinspektor: Herr Grüning; Wolfram, Waldhüter: Herr Hoffmann; Steffen Balder und Lise (in Zadeck's Dienstenʒ; Herr Lieban und Frau Gradl; Wittwe Balder, Steffen's Mutter: Frau Gottze; Ruprecht, ein Land⸗ streicher: Herr Krasa; Feldarbeiter: die Herten Alma, Grün, Jansen u. J. Zelt der Handlung: Die 96 Tage des Monats Augqust im Jahre 1513. Ort der Handlung: Das Hirschberger Thal in Schlesien. Daz Werk ist vom Ober -Regssseur Tetzlaff in Scene gesetzt, die dekorative Einrichtung hat der Vber ⸗Inspekior Brandt besorgi.

Im Kontglichen Schauspielbause findet morgen elne Auffübrung von Ernst von Wildenbruch's Drama „Die Quitzows in folgender Besetzung statt: Burggraf riedrich 1: Herr Ludwig; , n. Herr Fe Otto: 63 Keßler; Barbara von Bug: Fräulein Poppo; Dietrich von Quitzow: Molenar; Hanz

Dannewiß: Herr Heine; Kaͤthe: Fräulein Mallinger; Stroband: Derr