1899 / 69 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

6. 20. März. des Posenschen Provinzial⸗Landtages wurde mit der Berathung über einen 6 der Landwirthschafts kammer auf. Erhöhung der von der Provinz für dieselbe gezahlten laufenden Beiträge begonnen. Nach längerer Dehatte würde dem Provinzial⸗Ausschuß ein Betrag von jährlich 6000 (S0 e Verfügung gestellt, welcher für Zwecke der Landwirth⸗ schaft verwendet werden soll, falls enisprechende Beträge für diese Zwecke aus Szaatsmitteln bewilligt werden. Nachdem sodann über einen Antrag auf Abänderung der Kreisordnung berathen war, welcher durch eine motivierte Tagesordnung seine Erledigung fand, wurde die Wahl eines Mitgliedes des Provinnal-Ausschusses sowie von Miigliedern und Stellver⸗ tretern der Ober⸗Ersatzkommission der 8. Infanterie⸗Brigade vorgenommen.

Kiel, 20. März. Die Einstellung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Waldemar, aͤltesten Sohnes Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der P i fn Heinrich von Preußen, in die Marine erfolgte heute Minag 12 Uhr vor den Kasernen der Matrosen-Division und des See⸗ Bataillons in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers, Ihrer Majestät der Kgiserin, der aus Plön hier ein⸗ getroffenen Prinzen Söhne Ihrer Majestäten, sowie des Gefolges und zahlreicher hoher Offiziere. Seine Majestät der Kaiser hielt dabei eine kurze Ansprache, welche mit einem Hurrah auf Seine Königliche Hoheit den Prinzen Heinrich schloß. Alsdann brachte der Admiral Köster ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, worauf die Truppen präsentierten und die Musik die Nationalhymne spielte. Dann folgte eine Parade der Marinetruppen, bei welchen Seine Königliche Hoheit der Prinz Adalbert als Leutnant eingetreten war. Seine Majestät der Kaiser begab Sich hierauf mit dem Gefolge zur Frühstückstafel nach dem Marine⸗Offizierkasino. Nach der Tafel besichtigte Seine Majestät der Kaiser in Be⸗

leitung des Staatssekretärs des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗

inisters Tirpitz auf der Kaiserwerft den neuen Kreuzer Gazelle“. Alsdann fuhr Allerhöchstderselbe an Bord der hach een in, um die neue Galerie am Heck des Schiffes in Augenschein zu nehmen, und später nach dem Linienschiff „Kurfürst Friedrich Wilhelm“. Während der Fahrt salutierte die im Hafen liegende Flotte. Ihre Majestät die Kaiserin und die Prinzen 6. Ihrer Majestäten besuchten Rachmittags das Seemannshaus, wo Ihre Majestät alle Einrichlungen in Augenschein nahm. Um 5 Uhr begab Sich Ihre Majestät die Kaiserin mit Ihrer Hoheit der Herzogin . Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücksburg und den Prinzen Söhnen an Bord des Linienschiffs „Kurfürst geen Wilhelm“ zum Thee⸗Abend, zu welchem zahlreiche Ein⸗ ladungen ergangen waren. Um 6 Uhr kehrten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit den Prinzen Söhnen unter dem Salut der gesammten Flotte in das Schloß zurück, wo um 8 Uhr im Weißen Saale ein Galadiner von 46 Gedeckten stattfand. Seine. Majestät der Kaiser führte Ihre Hoheit die Herzogin Friedrich Ferdinand zur Tafel; neben Seiner Majestät saß der Admiral Köster, neben diesem der Ober-Präsident, Staats⸗-Minister von Köller, neben Ihrer Hoheit der Herzogin der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗-Minister Tirpitz. Seiner Majestät dem Kaiser gegenüber hatten Ihre Majestät die Kaiserin und Seine Hoheit der Herzog Friedrich Ferdinand, neben Ihrer Rajestät der Kaiserin der kommandierende General des Garde⸗ Korps, General von Bock und Polach Platz genommen. Die Tafelmusik stellte die Kapelle der J. Matrosen⸗-Division.

Oe fterreich⸗ Ungarn.

Das ungarische Oberhaus hat gestern, wie die „Wiener Abendpost“ meldet, das Ausgleich s⸗Provisorium ohne Debatte angenommen.

Großbritannien und Irland.

Im Oberhause erklärte eller wie W. T. B.“ meldet, der remier⸗Minister Lord Salisbury auf eine an ihn gerichtete An⸗ age: der Hauptjweck der Expedition deg Majors Macdonald sei ge⸗

wesen, die einige Zeit vorher vereinbarte Grenze zwischen dem Gebiete, welches damals zur italienischen Einflußsphäre gehört babe, und der britischen genauer festzustellen. Das sei jedoch nicht der einzige Zweck der Crxvedition gewesen. Gerüchte von Aksichten auf den oberen Nil, die an r nicht völlig unbegründet gewesen seien, bätiten die Regierung veranlaßt, darauf bedacht zu sein, britische Truppen⸗Abtheilungen an einigen Punkten des oberen Nils aufzustellen. Die unter den suda—⸗ nesischen Solraten ausgebrochene Meuterei babe diesen Theil der Expedition zu einem frühzeitigen Ende geführt. Die Nieder werfung der Meuterei habe mebrere Monate in Anspruch ge⸗ nommen und die unter Major Macdonald stehenden Streitkräfte so sebr geschwächt, daß dieser es nicht für klug gehalten habe, die ursprünglich geplante Unternehmung in ihrer gamen Ausdehnung zu Ende zu führen. Ein beträchtlicher Theil der Truppen unter der an ng Martyr's habe eine Expedition von den Quellflüssen des tils flußabwärts unternommen. Diese Expedition sei im Großen und Ganzen von Erfolg gekrönt gewesen. Ihr Hauptzweck sei ge⸗ wesen, die Derwische in Bor am rechten Nilufer ju bekämpfen. Als Martyr dort angekommen sei, habe er erfahren, daß die Derwische verschwunden seien, sobald sie gehört hätten, daß britische Truppen im Anmarsche seien. Das letzte, was man von Martyr gehört habe, sei, daß er sich in Bedden befinde. Lord Camperdown erklärte, er nehme an, daß Maedonald's Aufgabe nunmehr beendet sei. Lord Salisbury erwiderte, er glaube auch, daß dies der Fall sei, wenn nicht unvorhergesehene Umstände einträten Auf eine Anfrage des Garl of Kimberley erklärte Lord Salisbury, das Haus werde sich am nächfsen Montag auf 3 Wochen vertagen. Im Unterhause brachte gestern bei der Berathung des Budgets für den Ziwildienst Ashmead Bartlett die Frage der Behandlung der Uitlanders durch die Transvaalreglerung zur Sprache und sührte über diese Behandlung Klage. Der Staatssekretär für die Kolonien Cham berlain fragte, was Bartlett, angenommen, daß seine Angaben richtig seien, von der britischen Regierung if Solle die Re⸗ gierung unter Stellung eineg Ultimatum auf Reformen dringen und im Falle der Nichtbestiedigung ihrer Forderungen einen Krieg be⸗ nnen? Wenn diefer Weg eingeschlagen werde, würden die Uitlanders selbst mit der Reglerung wegen ihrer Einmischung hadern. Richtig ei, daß der ent Krüger nach dem Einfall. Jameson's gewifse Versprechungen gemacht habe und daß bis jetzt keine einzige derselben erfüllt sei. die Beschwerden eher ljugenommen als abgenommen hätten. Weder in der Frage des Unterrichts für die englisch sprechende Bevölkerung, noch in der des Dynamitmonopols, noch in der Frage des Wahlrechtz sei etwas geschaben. Es fel ja richtig, daß man heute dag habe, waz er einen Fortschritt jur Abftellung der Be⸗ chwerden der Uitlanders nennen ju können hoffe. Seweit er aber ehen könne, seien diese Versprechen illusorisch. Er glaube nicht, daß

Die heutige (6) Plenarsitzung

dle vorgenommene Aenwverung des Wahltrechtg den en. Wert habe. Dynam monopol beflebe immer noch. Er sehe au keinen Fortschri't in der Abstellung der übrigen Beschwerden. Ter Be⸗ völkerung von Johannesburg eine wirkliche Stadtverwaltung zu geben, das würde ein geeigneter Weg sein, diesen Beschwerden abzuhelfen, ohne die Interessen und die Würde der Regierung von Transvaal zu beeinträchtigen; aber er sei sicher, daß keine Aussichten auf eine solche n vorhanden seien. Was solle nun geschehen? Eine Inter⸗ vention sei nur gerechtfertigt im Falle eines Bruchs der Londoner Konvention oder einer Verletzung der internationalen Höflichkeit. Die Regierung könne der Regierung von Transvaal freundschaft⸗ liche Rathschlaͤge im Interesse des Friedens in Süd ⸗Afrika geben, sie habe es auch zur Zeit des Einfalls getban. Aber nichts, was seitdem geschehen, lasse ibn hoffen, daß solch ein Rathschlag unter den gegen⸗ wärtigen Umständen wirksam sein würde. Er glaube nicht, daß es würdig wäre, solche Rathschlaͤge zu geben, wenn man schon vorher der Ansicht sei, daß sie keine freundliche Erwägung finden würden. Solange der gegenwärtige Stand der Dinge an, bilde er eine wirkliche Gefahr. Die Regierung habe die Situation wachsam im Auge und habe Vertrauen auf den Takt und die Besonnenheit Sir Alfred Milner'z, des Gouverneurs der Kapkelonie. Der ,,,, , des Aeußer Brodrick erklärte, die türkische egierung babe noch keinen Theil der geforderten Entschädigungen britischer Unterthanen in Konstantinopel für Verluste während der Metzeleien im August 1896 gejahlt; sie bleibe dabei, ihre Haftpflicht in Abrede zu stellen. Des weiteren bemerkte Brodrick, über die Aus⸗ wahl der Vertreter Englands in der Friedenekonferenz könne er nichts sagen, bevor nicht die formelle Einladung eingegangen und der Zeitpunkt des Zusammennitts der Konferenz festgesetzt sei. Es würde nicht angebracht sein, in Betreff der der Kon—⸗ ferenz zu unterbreitenden Vorschläge dem Hause bindende Zusagen zu machen. Die britische Regierung werde ihr Bestes thun, um den Grund⸗ satz des Schiedsgerichts und der Vermittelung zum Zwecke der Ver⸗ hinderung von Kriegen zu fördern. Ferner erklärte Brodrick, die italienische Regierung habe die britische R gierung

von ihrem Wunsche, eine Kohlenstation und eine Einflußsphäre

in China ju erlangen, in Kenntniß esetzt, ehe sie sich an die chinesische Regierung gewandt . Von der britischen , sei Italien der Rath ertheilt worden, die Ange⸗ legenheit divlomatisch zu behandeln und keine Gewalt anzuwenden. Ueber die Nachricht, daß unter die russischen Truppen in der Nähe der indischen Grenze Dum⸗Dum ⸗Geschosse vertheilt worden seien, be⸗ sitze die britische Regierung keine Information. Auf eine Anfrage Ashmead Bartlett'g, ob er 14 Auskunft über ein Ueberein⸗ kommen zwischen den Mächten hinsichtlich Chinas erhalten könne, er Brodrick, es sei kein allgemeines Abkommen China interessierten ächten in Aussicht genommen. Er sei gegenwärtig nicht in der Lage, eine Erklärung abzugeben. Auf weitere Anfragen erwiderte Brodrick, der britische Gesandte in Peking sei am 25 Februar angewiesen worden, das Verlangen Italiens nach einer Kohlenstation an der Küste von TscheKiang und nach Erlangung der Einflußsphäre über die öst⸗ liche Abdachung der Provinz nach dem Meere zu diplomatisch zu unter⸗ stũtzen. Die n,. kenne nicht den Wortlaut der Forderungen Italiens, verstehe sie aber so, daß sie sich nicht auf die Chusan⸗Inseln eastreckten, welche der Gegenstand von Vertragsverpflichtungen zwischen England und China seien, sondern sich auf die östliche Abdachung der Provinz, welche keines wegs zum Yang · tse Becken gehöre, beschrãnkten. Bei dem Etat des Auswärtigen Amts beantragte Walton, 160 Pfund zu streichen. Redner führte Klage darüber, daß die Politik der offenen

widerte jzwischen den in

Thür in der Mandschurei aufgegeben sei und daß Rußland infolge

der schwachen und schwankenden Politik der Regierung sich in andere Theile Chinas Ian,. Nach dem Vertrage von Tlentsin hätten die Engländer dasselbe Recht wie Angehörige anderer Nationen, Eisen . bahn⸗ und Bergwerks Unternebmungen ing Werk zu setzen. Dieses wichtige Recht sei hingegeben worden, ohne daß irgend etwas dafür erlangt sei. Großbritannien sollte von China eine ausschließliche Sphäre der Konzessionen verlangen und beanspruchen, daß auch andere besondere Interessensphären genau abgegrenzt würden, in denen andere Nationen die Priorltät oder Vorzugsrechte für jetzt vielfach umstrittene Konzessionen autznüben könnten. Großbritanniens Stellung im Jangt tse Thale lasse sich, wag die Eisenbabnen betreffe, nicht mit derjenigen Rußlands in ber Mandschurei vergleichen. Drage trat energisch für eine Verständigung mit Ruß⸗ land ein. Nach längerer Debatte nabm der Parlamente Sekretär Brodrick das Wort zu einer Vertheidigung der Regierungs⸗ politik in China. Er bezeichnete die im Laufe der Debatte gemachten Vorschläge als unpraktisch und erklärte, daß die Regierung auch auf den internationalen Anstand Rücksicht zu nehmen habe. Groß⸗ britannien betrachte es als seine erste Aufgabe, keine Eifersucht gegen andere Mächte zu zeigen, sondern die kommerziellen Interessen zu geen die erlangt werden könnten, und auf die politischen ortheile bedacht zu sein, an deren Erhaltung in der britischen Einflaͤßsphäre am meisten gelegen sei. Was die Klage betreffe, daß bei Verpachtung gewisser Gebietstkeile an andere Nationen die Souperänetät Chinas über diese Theile weggefallen sei, so müsse er darauf hinweisen, daß dasselbe auch bei den an Groß britannten vervachteten Territorien Hongkong und Wei⸗Hai⸗Wei der . sei. Was Jünnan betreffe, so sehe er keinen Grund, weshalb roßbritannien, oder vielmehr diejenigen, denen Chinas Integrität so am Herzen liege, dagegen Einspruch erbeben sollten, daß sich China gegenüber irgend einer Macht verpflichte, eine bestimmte Pro= vin nicht zu veräußern oder abzutreten. Die Thatsache, daß die chinesische Regierung sich Frankreich gegenüber verpflichtet habe, Jünnan nicht zu veräußern, während sis sich im gleichen Augen blick verpflichtet habe, überhaupt keine der Provinzen zu veräußern, die an den Jang-tse⸗Kiang stießen, und zu denen Jünnan ebenfalls gehöre, lasse die zuerst eingegangene Verpflichtung nicht als aufgehoben er⸗ scheinen. Redner vertheidigte sodann die Politik, direkt mit dem Tsungli⸗Jamen zu verhandeln; Großbritannien müsse sich an das Tsung ⸗li Jamen, eine Körperschaft, welche sich ausgezeichnet auf ihre eigenen Interessen verstehe, direkt wenden. Der Vorschlag, Groß⸗ britannien solle sich statt an das Tsung li Jamen gleich an die übrigen Mächte wenden, sei angesickts der gegenwärtigen Sachlage in China durchaus unhaltbar. Das kürzlich veröffentlichte Blaubuch zeige nicht, daß die Regierung auch nur in einem einzelnen Falle geschwankt habe. Alles, was Großbritannien in Bejug auf die der chinesischen Regierung gewährte Anleibe gefordert habe, sei zugestanden worden, ausgenommen die Eröffnung von Talienwan als Vertragshafen. Lord Beregford vertriste die Ansichten der Regierung nicht. Wir müssen hinsichtlich der extremen Gesichtspunkte, die im Verlauf der Debatte zum Ausdruck gekommen find, äußerst porsichtig sein; wir müssen uns hüten, daß wir nicht durch die Forderung von Konzessionen, durch die 6 die Aufrechterhaltung derselben und durck das Betreiben einer organisation des Heeres und der gen Chinas die Verantwortlichkeit für die ganze Leitung des chinestschen Reichs übernehmen. Das Blaubuch äußert sich über die Verhandlungen bejüglich der Eisenbahnen in der Mand⸗ schurei deshalb nicht, weil die Verhandlungen in Angelegenheit noch nicht völlig abgeschlossen sind. wird sich aber jeigen, daß Großbritannien seine Interessen in jeder Her , gewahrt hat. Wir halten es für äußerst wünscheng⸗ werth, nach Möglichkeit zu einer Verständigung mit Rußland zu kommen, und die Hoffnung ist nicht ausgeschlofsen, daß eine ich Verstãndigung werde erzielt werden. Bisher bat sich auf beiden Seiten eine durchaus freundliche und versöhnliche Stimmung sagt, Wir sind peinlich darauf bedacht, daß wir und die anderen en in China Handelsfreibeit haben. Nachdem hierauf noch Sir Gdward Grey gesprochen, zog Walton seinen Antrag jurück. In Grwide⸗ rung auf eine kin e bemerkte Brodrick, er gebe ju, daß der usammentritt einer Konferenz zur Regelung der Fischerei in der lordsee dringlich sei. Er . die schwedisch ⸗narwegische Regierung dringend ersucht, den Zusammentritt der Konferen möglichst ju e . und es sei nunmehr feftgesetzt worden, daß die Kon ferenz im Kha beginne. Unter den Deieglrten der verschledenen betheiligten

N ke würden sich Mönner der Praxis befinden. Mer Ctat d n, 261 wurde schließlich f 136 gegen 32 Stimmen 3.

nehmigt. Frankreich.

Die Deputirtenkam mer setzte gestern Vormittag die , des Marinebudgets fort. Der Deputirte Admiral Rieunier führte, wie ‚W. T. B.“ berichtet, seine kritische Besprechung des Lockroy'schen Programms zu Ende. Er bestritt die Wirksamkeit des Kaperkrieges und befürwortete den Bau von Panzerschiffen und Kreuzern. Dem Schiffsbestand der französischen Flotte zollte er volles Lob. In der Nachmittags⸗ sitzung richtete der Deputirte Prinz Arenberg eine Anfrage an die Regierung über die beiden jüngsten Explosionen in Bourges und ersuchte um Mittheilung der Ergebnisse der eingeleiteten Untersuchung; denn es handele sich nicht nur um die Sicherheit der Arbeiter, son⸗ dern auch um die Sicherheit der nationalen Vertheidigung. Der Kriegs⸗Minister de Freyci net erwiderte, die wahre Ursache der Explosion vom Sonnabend sei noch nicht festgestellt, doch handele es sich bei derselben nicht um eine Bögswilligkeit. Er habe angeordnet, die Ueberwachung überall zu verdoppeln, um die Wiederkehr ähnlicher Ereignisse zu vermeiden. Die Kammer nahm sodann einen Gesetzentwurf an, nach welchem den diplomatischen Agenten und Konsuln das Recht ertheilt werden soll, im Auslande die Eheschließung wischen einem französischen Staatsangehörigen und einer Ausländerin vorzunehmen. Hierauf wurde die Berathung des Marinebudgets fortgesetzt. Der Deputirte Claudinon führte aus, daß das Unterseeboot Frankreich dem Auslande gegenüber nicht einen so großen Vorsprung gewähre, wie man glaube. Die Indie kretion des Marine⸗Ministers über das Boot würde Großbritannien ver⸗ anlassen, sich mit dem Bau von Unterseeboten zu beeilen. Der Marine⸗Minister Lockroy erwiderte, er habe keine In⸗ diskretion begangen, und warf Claudinon aor, daß er durch die Behauptung, Frankreich habe keinen Vorsprung gegenüber dem Auslande, das Verdienst der französischen Flotte herabsetze; der „Zédé“ sei0 den Unterseebooten anderer Länder bei weitem überlegen. Die Generaldiskussion über das Marinebudget wurde hierauf geschlossen.

Italien.

Der Minister des Auswärtigen Cane varo stattete, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag dem chinesischen Gesandten einen Besuch ab. Heute wird der Ge⸗ sandte von dem König empfangen werden. Wie die Abendblätter melden, hätte der ien ü; Gesandte dar⸗ gelegt, das Tsung⸗liamen habe, als es die Note des stalienischen Gesandten de Martino zurücksandte, Italien nicht beleidigen wollen, und hinzugefügt, er habe den Auftrag, aus⸗ reichende Entschuldigungen vorzubringen und anzukündigen, daß das Tsung-⸗li⸗amen, wenn Italien seine Nofe erneuern würde, dieselbe in freundschaftlichem Geiste prüfen werde.

Türkei.

Der Oberst Heintze von Krenski und der Leutnant Sturdza wurden, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, am Sonntag von dem Sultan empfangen und über⸗ gaben das für Allerhöchstdenselben von Seiner Majestä dem Deutschen Kaiser als Geschenk bestimmte, mit sechs Pferden bespannte n, . im Garten des Hildiz— Palastes. Der Sultan, der von den Leistungen des Geschützes sehr befriedigt war, beauftragte den deuischen Boischafter , arschall von Bieberstein, dem Kaiser einen Dank zu übermitteln. Gestern Abend fand im Yildiz Palast ein Galadiner für die preußischen Offiziere statt, welchem 3 Botschafter und die Mitglieder der Botschaft bei⸗ wohnten.

Rumänien.

Wie „W. T. B.“ aus Bukarest berichtet, hat die Re⸗ gierung im Senat einen Gesetzentwurf, betreffend die Ge⸗ nehmigung der im Haag am 15. März abgeschlossenen Handelskonvention mit den Niederlanden, eingebracht.

Unter den Studierenden der Bukarester Unmversität giebt sich eine gewisse Beweg ung gegen den vom Senat jüngst angenommenen Gesetzentwurf über die Rekrutierung kund. Eine Abordnung der Studenten wurde von dem Minister⸗Präsi⸗ denten, dem Unterrichts-Minister und dem Präsidenten der Kammer empfangen.

Amerika.

Nach einer in New York eingetroffenen Meldung aus Havanna fand dort am Sonnabend Abend ein ernster Zu⸗ samm en stoß zwischen einer Volksmenge und der Polizei statt, welche letztere, seitdem sie gegen die Kundgebungen zu Gunsten Maximo Gomez eingeschritten war, von der Be⸗ völkerung fortdauernd verhöhnt wird. Der Zusammenstoß entstand durch den Versuch eines Polizisten, eine Ansammlung auseinander zu treiben. Es wurden Reyolverschüsse zwischen der Menge und den inzwischen eingetroffenen Polizeimann⸗ schaften gewechselt; 30 bis 50 Personen wurden verwundet, darunter ein Polizei⸗Hauptmann lebensgefährlich; zwei Zivilisten sollen ihren Wunden erlegen sein. n fn ruppen wurden zu Hilfe gerufen und zahlreiche Verhaftungen vor⸗

enommen. Ein weiterer Zusammenstoß fand am Sonntag Abend statt, bei welchem 2 Polizisten getödtet wurden. Seit Sonntag sind in Havanna 57 Cubaner verhaftet worden. Gestern früh explodierte vor der Kathedrale eine Bombe, welche die . derselben beschädigte. Die Polizei erhielt Befehl, alle Waffen, welche die Cubaner trügen, mit Beschlag zu belegen.

A sien.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Kalkutta meldet, at der Gesetzgebende Rath den Gesetzentwurf, betreffend den J oll auf Prämienzucker, angenommen.

us . vom gestrigen Tage meldet das Reuter sche Bureau“, daß die britischen Marinesoldaten den Befehl er⸗ halten hätten, Peking zu verlassen.

Nach einer Depesche des Generals Otis vom Sonntag befinden fich die amerikanischen Kanonenboote im vollen Besiß der Laguna de Bay. Die an der Pasigfluß⸗Linie stehende Brigade unter General Wheaton hat die n n . nach der Provinz Morong zurückgetrieben. m Sonnabend Abend vi die letzteren einen Theil der Truppen des Generals Wheaton südlich von Pasig an, wobei zwei Amerikaner fielen und 20 verwundet wurden. Am Sonntag frü n trieb der General Wheaton die . fünfzehn engl ische Meilen weit nach Süden zurück, wobei sie zweihundert Todte zurůckließen. Der verlustꝰ der Amerikaner war gering.

Nach elnem Telegr amin des Reutter ichen Breu. aus

Manila vom gestrigen Tage waͤre Aguinaldo mehr als e entschlossen, ven Unabhängigkeitskrieg fortzusetzen; er unter⸗ keien, streng [n. gegentheilige Kundgebung unter den Auf⸗ sländischen. Kürzlich habe Aguinaldo den General Lagarda in Malolos enthaupten lassen, weil derselbe Vorstellungen wegen der Aussichtslosigkeit einer Fortsetzung des Kampfes gemacht habe.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich

in der Ersten Beilage.

In der heutigen (61) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Staais⸗-Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Kriegs-Minister, General⸗ leutnant von Goßler, der Staatesekretär des Aus⸗ wärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow, der Staatssekretär des Reichs⸗-Justizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, erbat und erhielt zunächst der Präsident Graf von Ballestrem die Ermächtigung, dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe zum 31. März dieses Jahres, an welchem derselbe sein achtzigstes Lebensjahr vollendet, die Glückwünsche des Reichstages darbringen zu dürfen. fag, Haus erledigte sodann die gestern in zweiter Lesung angenommenen Rechnungs vorlagen in dritter Lesung und setzie darauf die dritte Berathung des Reichshaushalts⸗ Etats für 1899 bei dem Etat des Auswärtigen Amts fort. .

Auf eine Anfrage des Abg. Richter (fr. Volksp.), be⸗ treffend projektierte Eisenbahnbauten in Afrika und eventuelle diesbezügliche Abmachungen mit Herrn Cecil Rhodes, ant⸗ wortete der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister von Bülow in längerer Rede, welche morgen im Wortlaut . werden wird.

Zu dem Etat der o is Sine lag folgender Antrag der Abgg. von Kardorff (Kp.) und Genossen (unterstützt von allen Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten und der Freisinnigen) vor:

den Reichskanzler zu ersuchen, noch während der gegenwärtigen Tagung des Reichstages denjenigen Betrag in Anforderung zu bringen, welcher zur Entschädigung der Gebrüder Denhardt für den durch Abtretung des Sultanats Witu an England denselben er wachsenen Schaden nothwendig ist.

Der Antrag wurde nach einer Debatte, an welcher sich der Direktor der Kolonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amts Dr. von Buch ka und die Abgg. Dr. Lieber (Zentr.), Graf von Oriola (nl) und Werner (Reformp.) betheiligten, ,. angenommen.

(Schluß des Blattes.)

Die heutige G6) Sitzung des Herrenh auses, welcher der Minister der . Arbeiten Thielen und der Minister für Landwirthschaft . Freiherr von Hamm erst ein beiwohnten, eröffnete der Erste Vize⸗Präsident Freiherr von Manteuffel mit der Mittheilung, daßr der Präsident Fürst zu Wied in San Margareta nicht unerheblich erkrankt sei und an die Heimreise nicht denken könne. Das Haus ermächtigt den amtierenden Vize⸗Präsidenten, an den Fürsten zu Wied ein Telegramm mit den besten Wünschen für seine Genesung he den ; .

Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten in Friedrichsruh hat der Vize⸗Präsident Freiherr von Manteuffel das Herrenhaus ver⸗ tresen und am Sarge des Fürsten Bismarck und seiner Ge⸗ mahlin Kränze namens des Herrenhauses niedergelegt.

Das Andenken des am 1. d. M. verstorbenen Mitgliedes ö von Eckardste in, Vertreters des Landschaftsbezirks

ittelmark, wird in der üblichen Weise geehrt.

Neu berufen sind für die Universität Marburg der Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Küster, auf Grund erblichen Rechts Graf Max von Landsberg.

Eingegangen ist eine Interpellation des Grafen von Mirka betreffend die Vorlegung eines Fideikommißgesetzes und die Herabsetzung des Fideikommißstempels.

Nach diesen Mittheilungen tritt das Haus in die Tages⸗ ordnung ein.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (50) Sitzung zunächst in dritter Berathung den Staatsvertrag zwischen Preußen und Hamburg vom 26.17. Februar 1899 an und beschäftigte sich dann mit Wahl prüfungen. Die Wahl des Abg. Dr. Kersten (kons) wird für ungültig erklärt und folgende Resolution angenommen: die Staatsregierung zu ersuchen, den Landrath des Kreises Schlochau n,, . künftig den 5 5 der Verordnung vom 30. Mai 1849 zu beachten, sowie bei Bestimmung der Wahlorte die größeren Gemeinden zu berüdsichtigen.

( f fr. Volksp.), iepholz (nl), und von J ) erklärt. wird ebenfalls für

Schluß 11 Uhr 20 Minuten. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr. (Antrag von Mendel-Steinfels, betreffend die Be⸗ erde ung der Viehzucht, und Antrag Langerhans, betreffend ie fakullatide Feuerbestattung.)

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Au gf ud run gs gef etz es zum Reichsgesetz über die Zwang e ,,. unddie Zwangsverwaltung, nebst Begründung,

begegnet sein.

Nr. 15 deg Gisenbabn-Vergrdnung sblatts“, b ö segeben im Ministerium der Bffentlichen Arbeiten, vom 14. März, 6 n, f. Inhalt: Allerböchste Konzesstong⸗Urkunde, betr. den Bau eb der Nebeneisenbahnen von Köln über Wesseling nach Bonn und von Godorf und Wesseling nach Brühl und

ochem, sowle der Abzwelgungglinien von Godorf nach Sürth und von Drangdorf nach dem Staats bahngüterbahnhofe Bonn durch die Aktien gesellschaft der Köln Bonner Krelsbabnen (Attiengesellschaft der Vor⸗ gebirgsbahn Köln == Bonn), vom 15. August 1898. Allerböchfte Kon lessions · Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer vollspurigen Neben⸗ eisenbabn von Derenburg über Silstedt nach Minsleben durch die Halberstadt · Blankenburger Eisenbahngesellschaft, vom 25. Oktober 1898. Bekanntmachung des Reichskanzlerg, betr. die dem inter⸗ nationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, vom 19. Februar 1899. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 22. Februar 1899, betr. Ausübung des stagtlichen Auf⸗ sichts rechts über die Eisenbahn von Derenkurg über Silstedt nach Minsleben; vom 1. Mär 1899, betr. Ausübung des staatlichen Auf⸗ sichtgrechts über die Eisenbabnen von Köln über Wesseling nach Bonn Rheinuferbahn) und von Godorf und Wesseling nach Brübl und

ochem, sowie der Abzweigungslinien von Godorf nach Sürth und 1 nach dem Staatsbahngüterbahnhofe Bonn. Nach⸗ richten.

Nr. 21 des Cen tralblatts der Bauverwaltung“, beraus⸗ gegehen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. Mär; bat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst ⸗Nachrichten. Nichtamt⸗ liches: Hof Baudirektor a. D. Josef von Egle 5. Der Kaiserthurm auf dem Karlsberge im Grunewald bei Berlin. Der Plan einer neuen Technischen Hochschule in Danzig. —. Die Eröffnung der Großen Zentralbaha in England. Brückenträger mit darchbrochenen Wandungen. Vermischtes: Schinkelfest des Berliner Architekten Vereins Preisbewerbung um Wobnhausentwürfe für Ober⸗ kassel a. Rh. Weichenlineal. Aufnahme der deutschen Bauern⸗ häuser in Schleswig⸗Holstein. Patente. Gebrauchs muster.

und heinuferbahn

Etatiftit und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Arbeitseinstellng der Schneider Hamburgs und Um⸗ gegend ist, dem W. T. B. zufolge, gestern proklamiert worden; etwa 1500 Schneidergesellen sind an dem Ausstande betheiligt. 65 Ge⸗ schäfte mit etma 450 Gesellen haben die neuen Lohnbedingungen an⸗ erkannt. Am Mittwoch wird die Schneiderinnung Stellung zu dem Lohntarif nehmen. Man hofft, daß im Laufe der Woche der Ausstand beigelegt werden wird.

Kunst und Wissenschaft.

Ueber die Neuerwerbungen ꝛc. der Königlichen Museen im letzten Quartal des vergangenen Jahres (s. a. Nr. 66 des R. u. StA.) ist noch Folgendes zu berichten:

Unter den für die Egyptische Abtheilung durch Ankauf erworbenen Gegenftänden verdienen Hervorhebung: die Mumienbülle eines Knaben mit dem Ramen Peinacht, aus römischer Zeit (so gedacht, als ob der Todte mit Kopf und Bruft aus der in egyptischem Stil gehaltenen Hülle heraussehe; das Gesicht bekränzt, mit Glasaugen und halb geöffnetem Munde); das Besatzftück eines Tuches aus spätrömischer Zeit, mit eingewebter bunter Darstellung eines . ein Tintenfaß aus Fayence in Form eines Kästcheng (aus optischer Zeit). Die ältesfte der Grabkammern, die des sogenannten Amten (richtiger Meten), die in völligem Zerfall begriffen wer, wurde in dem bisherigen Gipssaal wieder aufgestellt. Das Salj, mit dem die Blöcke der Kammer durchsetzt waren, wurde durch Auslaugen entfernt, und die zerfallenden Oberflächen sind durch eine Tränkung wieder gefestigt worden. Die Sammlung hat sich damit eines ihrer werthpollsten Besitzthümer gesichert, denn diese Kammer ist noch älter als die Zeit des sogenannten Alten Reiches, der die großen

vyramiden und die Gräber von Gizeh entstammen. Von diesen etzteren unterscheidet sie sowobl das Alterthümliche ihres Stiles als auch der ungewöhnliche Inhalt der Inschriften, die mit der amtlichen Laufbahn des Verstorbenen bekannt machen und von den Bauten und Gärten erzäblen, die er sich angelegt hat. Amten lebte gegen Ende der dritten Dynastie (um 3000 v. Chr.) und bekleidete am Hofe das Amt des Ober JJãgermeisters.

Ii das Kupferstich⸗Kabinet wurden neu erworben Bücher mit Holjschnitten und Kupferstichen, ferner Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte und Lithographien auz eit, letztere zum tbeil aus Mitteln des Landeskunstfonds. Als Geschenk erhielt das Kunstkabinet 398 Blätter Kupferstiche, Holzschnitte, Reproduk⸗ tionen z. als Vermächtniß des Geheimen JustizRatbs Professor Dr. von Cuny, ferner 71 Blätter Kupferstiche, Holzschnitte und Litho⸗ gHiplien moderner Meister als Vermächtniß des Geheimen Bauraths

eitmeyer.

Für die National⸗Galerie wurden im letzten Quartal 1898 angekauft die Oelgemälde Selbstbildniß (mit dem fiedelnden Tod) von A. Böcklin und „Ein Sorgenkind“ von H. Freiherrn von Habermann. Von den auf der Großen Berliner Kunst⸗ Ausstellung 1898 erworbenen fünf kleineren Bronze⸗Bildwerken wurden die von Fr. Klimsch (. Tänzerin“), Konstantin Stark (. Träumerei“), Th. von Gosen ( Geigenspieler ') abgeliefert. Auz dem Nachlaß des Pro⸗ fessors Geselschaz wurde eine größere Anzahl von Kartons und Studien zu seinen Wandgemälden und Entwürfen für die Ruhmes⸗ halle des Zeughauses in Berlin, die Friedeng Kirche in Potsdam, das

älterer und neuerer

Kaiserhaus in Gotlar und das Rathhaus in Hamburg erworben.

Das Museum für Völkerkunde hatte wiederum socwohl in der ethnologischen Abtheilung wie in derlenigen der vorgeschichtlichen Alterthümer mannigfache Bereicherungen zu verzeichnen, sowohl durch Ankäufe und Geschenke wie (in der letzten Abtheilung) durch die im Auftrage der General Verwaltung der Königlichen Museen ver⸗ anstalteten Ausgrabungen.

A. FE. Vor Eintritt in die Tagegordnung der März Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie legte Herr Busse eine Anzahl von ihm in der Gegend von Lebus gesammelter eiserner Fisch⸗Speere vor, Geräthe, die bis zum gesetzlichen Verbot des Fischstechens im Anfang des Jahrhunderts bei den Fischern im Gebrauch waren. Sie muthen uns jetzt wie die barbarischen Jagdgeräthe der Indianer an; denn sie sind meistens nicht einfache, sondern Bündel von 8 bis 9 gabelartig angeordneten Speeren, ede einzelne Spitze mit Widerhaken versehen. Nur für en Aal, den man in seinem Winterschlaf im Moor durch

das Aufsteigen schwacher Luftblasen zu finden wußte, gab es

einfache Speere mit langer Spitze und seitwärts angebrachten, federnden Klemmen zum Festhalten des glatten . wenn er troLtz des ibm im Leibe sitzenden Widerhakens entwis wollte. Als Ergänzung seines vor einigen Wochen gehaltenen Vortrages über Cypern tbeilte Dr. Ohnefalsch⸗Rich ter mit, daß es durch Entnfferung einer bei Tamassos aufgefundenen zweiprachigen Inschrift in Marmor aus dem Jahre 374 v. Chr. gelungen sei, nachzuweisen (was längst aus anderen Schriftdenkmälern vermuthet wurde), Cypern im Alter- thum Alasia hieß. Zugleich scheint aus dieser Inschrift hervorzugehen, daß die Insel zu ibrer Blüthezeit, um 1400 v. Chr., von Königen griechischen Stammeg beherrscht war. Professor von Luschan legte drei aus Vorderasien stammende eiserne Geräthe vor, welche große Aehn⸗ lichkeit mit als Waldmesser gekennzeichneten, beim 663 benutzten

alterthümlichen Geräthen besitzen, die heute noch sich in den Alpen⸗ ländern voꝛfinden. 6 Seeler will ganz ahnlichen auch in Mexico

nter den hierauf 9 enden zahlreichen Mitthei⸗ lungen vom Vorstandstisch war der Bericht eines Comitos von Interesse, daz sich zur Grrichtung eines Denkmals für den um die Erforschung von Togo verdienten, seinem Forschungsdrang zum Opfer gefallenen Dr. Fes Bug tz laß vor langerer Zeit gebildet hatte und nun die P zin hie deg in der Nähe von Lome, am Meere, errichteten

(Don Jua

würdigen Denkmals einsandte. Den Vortrag des Abends bielt eng Karl von den Steinen über das Stein steräth der Markesas“ unter Vorlegung der bemerkenswertbesten Stücke seiner üÜberaug rei mmlung. Der Vor⸗ tragende hat bei allen diesen auf der Inselgruppe schon recht selten werdenden Geräthen nicht eng bis er mit Sicherheit ihre Bestimmung ergründet hatte. Dabei ist es ibm gelungen, die wunder⸗ ö Zusammenhänge ju ermitteln und so mittelbar einer künftigen Geschichte Polvnesiens vorzuarbeiten. Viele dieser Steingerät he dienten oder dienen juweilen noch Bestimmungen, die man viel weiter zu suchen geneigt ist. während sie nahe liegen, nämlich zu häuslichen und kandwerlsmäßigen Zwecken, jur Herstellung der Rahrung aus der Kokogsnuß, der Frucht des Brotbaums, zur Bereitung des zum Täta⸗ wieren erforderlichen Rußes u. dergl. Aber das Steinmaterial gerade der für kostbar und selten erklärten Stücke findet auf den Markesas⸗Inseln nicht und verräth einen alten ndelsverkehr mit entfernten Eilanden. Mit besonderen Schwierigkeiten war die Beschaffung einer Steinschleuder ver⸗ knüpft, derjenigen Waffe, in deren Führung die Markesaner vor ihrer Berührung mit den Weißen, vornehmlich im Kampf auf dem Wasser, Meister waren. Ueberraschend war dem Vortragenden, die Ein⸗ geborenen im Besitz der bekannten Bohrspindel oder Bohrleier zu finden, an der jum Schwunggeben ringförmige (in der Mitte aus. gebohrte) Steine Verwendung finden, deren Zweck dem Forscher lange verborgen blieb, bis er das Geräth als Feuer bohrer in Anwendung sah. Professor von den Steinen glaubt an eine europdische Ig ru und Anpassung des Geräths für werk⸗ technische Benutzung. Auch eine wunderbare Beziehung zwischen der Inselgruppe und Neu⸗Seeland gelang es dem Vortragenden fest⸗ justellen. Bei den Maoris auf Neu- Seeland begegnet man häufig einer Art von Talisman oder Amulet, welche bei den Eingeborenen für sehr heilig gilt und in den verschiedensten Aus—= führungsformen, von sehr rohen bis zu sehr kunstreichen, vorkommt, während der dargestellte Gegenstand stets der gleiche ist, nämlich das Bild eines anscheinend verkrüppelten Weibeg mit schief gehaltenem Kopf und heraufgezogenen Beinen. Das Räthsel dieses Hae Tikki“ genannten Gegenstandes, dem man mythologische Beziehungen zuschrieb, hat nun eine unvorhergesehene Beleuchtung durch die Auffindung eines steinernen Kolossalbildes auf einer der Markesat« Inseln gefunden, das bei Vergleich der vorliegenden Photographie mit jenen neuseeländischen Talismanen jweifellog als das Urbild der letzteren anzusprechen ist. Zugleich läßt das Kolossalbild auch keinen Zweifel darüber, daß es eine gebärende Frau darstellt.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe wird morgen, Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr, im Lichthofe des Königlichen Kun stgewerbe⸗ Museums die Sonder⸗Ausstellung der von Herrn Dr. e e. Sarre in Persien und Kleinasien (1895 1898) angefertigten Aufnahmen und gesammelten Gegenstände besichtigen; Herr Professor R. Borrmann wird die Erläuterungen dazu geben. Im Anschluß an die Ausstellung hat Herr Dr. Sarre einen Projektiongvortrag über seine Reisen und Aufnabmen für Mittwoch, den 79. März, Abends 8 Uhr, im Künstler⸗ hause (Bellevuestr. 3) zugesagt.

Aus Dresden wird geschrieben: Die deutsche Kun sstaus⸗ stellung Dresden 1899 wird in ihrem Aeußern ein wesentlich anderes Bild bieten als die des Jahres 1897. Die gesammten Ein⸗ bauten werden diesmal von den bekannten Dresdner Architekten Schilling und Gräbner geleitet. Ganz eigenartig wird zunächst die Vorhalle wirken, welche durch stilistisches Holzwerk in eine Art Blumengarten verwandelt ist; von Kunstwerken wird hier nur die Büste Seiner Majestät des Königs Albert von Rudolf Baumbach aufgestellt werden. Die große Mittelhalle, welche 1897 als Gartenanlage behandelt war, gegenwärtig aber edielt ist, wird mit Holzeinbauten in kräftigen Farben (der ußboden roth, die Wände orange⸗gelb) ausgestattet sein. Die Ge⸗ maͤldesäle werden mannigfache Grundfarben (roth, blau, gold, grau, grün) aufweisen. Max Klinger erhält einen besonderen Saal, in dem sein großes Bild ‚„Christus im Olymp“ aufgestellt wird. Die malerische Ausschmückung der drei Porzellan Zimmer hat der Direktor der Königlichen Kunstgewerbeschule, Geheime Hofrath Graff über nommen. An der Ausstattung der weiteren kunstgewerblichen Zimmer werden sich Rudolf Eckmann. Berlin, Paul Schultze Naumburg, die Münchener Pankok, Riemerschmied und Dülfer, die Dresdner Große, Grote, Gußmann, Kreis und Rose u. A. betheiligen.

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

Arsenal von Ferrol: Anstreichen der Kriegsschiffe und Lieferung der hierzu nöthigen Farbwaaren und Materiallen für die Zeit bis zum 30. Juni 1901. Kaution (in baar oder spanischen öffentlichen Papieren) 2500 Pesetag. Bedingungen u. s. w. liegen in der Secretaria de la Comandancia General del Arsenal de Ferrol sowie im Ministerio de Marina in Madrid aus. Der Tag der Verdingung wird in der Gaceta de Madrid“ veröffentlicht werden.

Theater und Mufik.

Schiller ⸗Theater.

Interessanter fast als der Versuch, Christian Dietrich Grabbe' s Drama Rapoleon“ aufzuführen, ein Experiment, welches das Belle⸗Alliance · Theater mit Glück ausführte, war das Unternehmen des Schiller Theaters, der Tragödie Don Juan und Faust“ die Bühne ju erobern. Dies Weik, in welchem sich der Dichter bekanntlich das eigenartige Problem gestellt hat, die beiden en Märchengestalten:: Don Juan, den im Genuß Unersättlichen, und Fauft, den im Forschen Unbe⸗ friedigten, einander gegenüberzuftellen, mutbet wie die Arbeit eines modernen Titanen an, der sich, wie seine Vorbilder der griechischen Sage, seine Kraft überschätzend, vermaß, den Olymp zu stürmen, dabei aber unterlag. Aber auch ein großes Wollen verdient Beachtung, und dieses große Wollen ift das, was die Grabbe'sche Dichtung trotz aller ihrer Unzulänglichkeiten so ammiebend macht. Grabbe n die beiden

Iden seiner Tragödie nicht; was groß an ihnen ist, nahm er, wie er es chon fertig in der Dichtung vorfand, und was er neuschaffend hinzufügte, jeigt nur alljudeutlich, daß er einer so gewaltigen Aufgabe nicht ge⸗ wachsen war. In Kürze ist der Inhalt der Tragödie, deren Schauplatz Rom ist, folgender: Don Juan tödtet den Octavio, den Bräutigam der Donna Anna, und ihren Vater, den Gouverneur, am Tage der Hochzeit; während er aber durch diese Gewaltthaten Donna Anna erobert zu haben glaubt, wird sie von Faust auf das Zauber⸗ schloß entführt, dag ihm der Ritter“, der Abgesandte der ölle, auf dem Montblanc errichtet hat. Donna Anna aber liebt im nnerften ihres Herjens den Don Juan, und da Faust erkennt, daß es ibm nie gelingen wird, ihre Liebe ju gewinnen, tödtet er sie in rasender Leidenschaft durch die Zauberkraft eines Wortes. Der Ritter vermag sie nicht mebr zum Leben zu erwecken, denn ihm gehört nur, was der Hölle verfällt. Da ergiebt sich Fauft der höllischen Gewalt, die auch den Don Juan mitten im Taumel des Genusses erfaßt. Ob man den literarischen Werth der Tragödie hoch oder niedrig ein⸗ schätzt, dem iller Theater wird man fer sein muthiges agen, dieselbe zur Aufführung gebracht zu . die Anerkennung nicht ver⸗ sagen können, zumal da es damit au he t hat, daß es trotz der großen Schwierigkeiten, welche hier zu bewältigen waren, seiner Auf⸗ abe vollkommen gewachsen war. Gbenbürtig standen sich die beiden ar⸗ eller der Hauptrollen, Herr Gregori (Faust) und Herr Froboese n) gegenüber. Der Grftgenannte wußte namentlich die

Seene im Studlersimmer, in dem man von Goethe's Geist einen uch zu verspüären meinte, durch die Kraft und Gindringlichkeit einer Rede zu großer Wirkung im bringen. Aber auch sein Werben um Donna Anna in der phantastischen Um⸗ ebung des Zauberschlosses wußte er packend zu gestalten. Herr 6e je war ein Don Juan von. elegantem, echt ritterlichem Gebaren,