1899 / 79 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Apr 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Stettin, der Amtsrichter Blankenstein in Bialla an das Amtsgericht in Tilsit, der Amtsrichter Lüttig in Bochum als Landrichter an das Landgericht daselbst, der Amtsrichter Lüders in Altona als Landrichter an das Landgericht daselbst und der Amtsrichter Rudzinski in Lands⸗ berg O.⸗Schl. an das Amtsgericht in Namslau, ferner der Staatsanwaltschafts⸗Rath Pult vom Landgericht in Köln an das Ober⸗Landesgericht daselbst, der Staatsanwalt Mittag in Glogau an das Landgericht U in Berlin, der Staatsanwalt Engel in Ratibor an das Landgericht J in Berlin und der ö Ackermann in Gleiwitz an das Landgericht in res lau.

Dem Notar Nehring in Oschersleben ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.

Dem Notar Reusch in Magdeburg⸗Neustadt ist der Wohnsitz in Magdeburg⸗Altstadt angewiesen.

Der Rechtsanwalt Hausmann in Berlin ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts mit der Verpflichtung, innerhalb der Stadtbezirke 35 und 36 zu wohnen und seine Geschäftsräume zu halten, ernannt worden.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz⸗Rath Richter bei dem Landgericht in Koblenz und der Rechtsanwalt Scholz bei dem Landgericht in Breslau.

31 die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Gerichts ⸗Assessor Liedke bei dem Ober⸗Landesgericht in Kiel und der Gerichts⸗Assessor Geutebrück bei dem Ober⸗Landes⸗ gericht in Naumburg.

Der Amtsgerichls-Rath Panzer in Naugard ist gestorben.

Angekommen: der Ministerial⸗Direktor im Ministerium des Innern, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. von Bitter, vom Urlaub.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden ein Allerhöchster Erlaß vom 22. März d. J., betreffend ander weite Ab⸗ grenzung der Verwaltungsbezirke mehrerer Eisen⸗ bahn-Direktionen, und eine Verfügung des Ministers der öffentlichen Arbeiten, betreffend anderweite Fest⸗ stellung des Grenzpunktes zwischen den Eisenbahn⸗ Direkt ionsbezirken Breslau und Posen bei Station Glogau, veröffentlicht.

Die Personal⸗Veränderungen in der Armee ꝛc. befinden sich in der Ersten Beilage.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. April.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen am ersten und zweiten Osterfeiertage Rachmittags den Unter⸗ Staatssekretär im Auswärtigen Amt Freiherrn von Richthofen und gestern Abend den Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Bülow zum Vortrag. .

Heute Vormittag hörten Seine Majestät die Vorträge des Chefs des Mililärkabinets, Generals von Hahnke, des den General-Inspekteur des Ingenieur⸗ und Pionier⸗Korps und der Festungen vertretenden Generalleutnants Freiherrn von der Goltz, sowie des Chefs des Admiralstabes der Marine, Kontre⸗Admirals Bendemann.

Am 31. März verschied zu Charlottenburg der Kaiserliche Geheime Regierungs⸗Rath, frübere Telegraphen⸗Ingenieur im Reichs⸗Postamt, Dr. Philipp Wilhelm Brix im 82. Lebene⸗ jahre. Geboren zu Berlin, studierte er hier und in Königsberg Mathematik und Naturwissenschaften, um Lehrer zu werden. Nach⸗ dem im Jahre 1842 eine Abhandlung von ihm „Ueber die latente Wärme der Dämpfe verschiedener Flüssigkeiten bei deren Siedetemperatur“ erschienen war, übertrug ihm 1847 das Königlich preußische Handels⸗Ministerium durch Vermittelung des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes „Unter⸗ suchungen über die Heizkraft der wichtigeren Brennstoffe“, die ihn bis 1851 beschäftigten; sein darüber geschriebenes Werk (gedruckt 1853) wird noch jetzt in der Wissenschaft geschätzt. Die entscheidende Wendung in seinem Leben brachte das Jahr 1853: der deutsch⸗österreichische Telegraphenverein übertrug ihm die Redaktion seiner Zeitschrift, der ersten wissenschafilichen Zeitschrift auf dem Gebiete der Tele⸗

raphie, welche Brix von 1854 bis 1869 herausgab. Im . 1861 trat er in ein engeres Verhältniß zur preußischen Telegraphen⸗Verwaltung, indem er als Lehrer an der Telegraphen⸗ Schule angestellt wurde. Zugleich war er Lehrer der elektrischen Telegraphie an der Bau⸗Akademie, später an der Technischen eb gulf. eine Stellung, die er bis 1882 bekleidete.

ls in der Mitte der siebziger Jahre die zunehmende Aus⸗ breitung des elektrischen Telegraphen an die Telegraphen⸗ Verwaltung auch in wissenschaftlicher Beziehung erhöhte An⸗ forderungen stellte, wurde Brix im Jahre 1876 zum Ingenieur beim General Telegraphenamt mit dem Rang der Räthe vierter Klasse ernannt. Als technisch⸗wissenschaftlicher Beirath der Tele⸗ graphen⸗ Verwaltung hat er sich um die Entwickelung der deutschen Telegraphie große Verdienste erworben, namentlich auch durch seine Mitwirkung bei der Herstellung des großen Netzes unter⸗ irdischer Leitungen während der Jahre 1876 bis 1880. Als im Jahre 1877 das Kaiserliche Patentamt errichtet wurde, übernahm Brix eine Stelle als nichtständiges Mit⸗ glied, in welcher Eigenschaft er bis 1882 thätig blieb. r r. 18831 wurde er als Mitglied der Jury an der elektrischen Ausstellung nach Paris entsandt. 2 Vollendung des siebzigsten Lebensjahres erbat Brix seine Entlassung aus dem Dienst, die ihm im Jahre 188 unter Verleihung des Charakters als Geheimer Regierunge⸗Rath gewährt wurde. Seitdem lebte er zurückgezogen in Charlottenburg.

Brix war ein Mann von lauterem Charakter, großer Einfachheit, Bescheidenheit und Freundlichkeit, ein pflichttreuer Beamter; er erfreute sich sowohl bei den Angehörigen der Telegraphen⸗Verwaltung, als bei den fachwissenschaftlichen Vereinen, denen er angehörte, der größten Beliebtheit.

Der Kaiserliche Botschafter in Rom, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Saurm a⸗Jeltsch hat einen ihm Aller⸗

13 ewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesen⸗

eit desselben fungiert der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft, Legations⸗Rath Erbgraf zu Castell⸗Rü den⸗ hausen, als Geschäftsträger.

Der Kaiserliche Gesandte in Brüssel, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesen⸗ heit desselben fungiert der etatsmäßige Legations⸗Sekretär der Kaiserlichen Gesandtschaft, Legations⸗Rath Rücker⸗Jenisch als Geschäftsträger.

Der Königliche Gesandte in München Graf von Monts ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.

Der hiesige Königlich . Gesandte Graf von Lerchen feld-Köfering hat Berlin mit kurzem Urlaub ver⸗ lassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations⸗ Rath Freiherr von Guttenberg als Geschäftsträger.

Der hiesige Königlich schwedisch-norwegische Gesandte von Lagerheim hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations⸗Sekretär von Trolle als Geschäftsträger.

Der Regierungs⸗Assessor Dr. ie ni zu Meseritz ist der Königlichen Regierung zu Marienmerder und der Re⸗ gierunge⸗Assessor von Loeper der Königlichen Regierung zu ee, e. zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Hoffmann, z. 3. in Lübeck, ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Neu⸗ stettin und der Regierungs⸗-Assessor Kleinau zu Lehe dem Landrath des Landkreises Trier zur Hilfeleistung in den land⸗ räthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Nach telegraphischen Mittheilungen an den Admiralstab der Marine ist S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Jacob sen, am 1. April in Callao angekommen und beabsichtigt, am 10. April nach Panama in See zu gehen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant von Levetzow, ist am 2. April in Jaffa eingetroffen und wollte von dort heute nach Port-Said in See gehen; S. M. S. „Deutschland“, Kommandant: Kapitän zur See Müller, ist am 3. April in Kiautschou angekommen.

Baden.

. Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin begaben sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, am 1. d. M. Vormittags von Karlsruhe nach Baden⸗Baden, um dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe persönlich Ihre Glückwünsche zum Geburtstage darzubringen. Mittags kehrten Ihre Königlichen Hoheiten nach Karlsruhe zurück.

Oldenburg.

(H.) Der Landtag ist am 29. v. M. geschlossen worden. Die nächste Veranlassung zu der 1 lichen Berufung des Landtages war die Berathung des Ausführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch und der infolge des letzteren erforderlich werdenden Landesgesetze; es ist dem Landtage indeß auch eine Reihe anderer Vorlagen gemacht worden. Von diesen wurden angenommen die k betreffend! die Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des Handelsgesetzbuchs, die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung, die Ausführung der Grundbuchordnung, das Grunderbrecht, die Enteignungsgesetze, die Angelegen⸗ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, das nutzbare Eigen⸗ ihum an Grundstücken, die neue Gesindeordnung. Abgelehnt wurde der von der Staatsregierung vorgelegte Gesetzentwurf über Einführung des Notariats.

Deutsche Kolonien.

Ueber meuterische Vorgänge auf der Station Busa im Schutzgebiet Kamerun berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“ Folgendes:

Am 26. Januar d. J. erfubr der Stationeleiter Leu schner durch Anzeige eines schwarzen Peolijeisoldaten, daß die sämmtlichen Soldaten (12 Mann) geschworen hätten, bei nächster Gelegenheit die Weißen der Station zu ermorden, den Kassenschrank zu erbrechen und nach Old Calabar zu entfliehen. Leuschaer erbat infolge⸗ dessen vom Kaiserlichen Gouvernement sofortige Ablösung der Ttuprpe. Am Tage ror Ankunft dieser Ablösung sah sich Leuschner infolge der drobenden Haltung einzelner Soldaten veranlaßt, die ganze Besatzung zu entwaffnen und zu verhaften. Er wat zu diesem Vor—⸗

ehen gejwungen worden durch mehrfache Drohungen, welche einzelne

oldaten gegen den Kaufmann Lubke ausftießen. Leuschner ver stãndigte die Weißen und beschloß, am Sonntag, den 29. Janvar, beim Nachmittagsarpell zur Festnahme der Soldaten zu schreiten. Die jusammengerufenen Weißen versammelten sich möglichst unbemerkt in Leuschner's Wohnung. Um 3 Uhr ließ Leuschner die Truppe vor seinem Hause zum Appell antreten, ließ die Gewehre durch den Gärtner Schönfeld untersuchen und begab sich selbst ins Palaverbaus, an-= geblich zur Kleiderausgabe. Schönfeld ließ die Gewehre zusammen⸗ setzen, die Seitengewehre ablegen und die Soldaten zum Empfang der Kleider in die Halle des Palaverbauses treten. Die Soldaten gehorchten ohne weiteres, nur beim Ablegen des Seitengewehrs soll der Unteroffizier John son einen Augenblick gejögert haben. Als die Soldaten in die Palaverballe traten, bemächtigten sich die Weißen der Waffen. Leuschner eröffnete nunmehr den Soldaten, daß sie gefangen seien. In demselben Moment aber setzten die sämmt⸗ lichen Soldaten über die die Halle an ihrer offenen Seite begrenzende Barriere, um zu entfliehen, nur der Schwarze Jammamu stüärzte auf Leuschner zu und wurde von diesem mit einem Revolverschuß nieder⸗ gestreckt. Als die Soldaten über die Barriere setzten, gaben die Weißen Feuer. Außer Jammamu blieben noch auf dem Platze die Weysungen Momobesse, Ambuley und Beyma. Die übrigen eatkamen. Leuschner bewaffnete die Togoleute der Station und ließ durch diese die Wachen besetzen, biz die Abläsung eintraf.

Auf die Kunde von den Erxeignissen batte sich der stellvertretende Gouverneur Dr. Seitz ebenfalls nach Bada begeben und war am 2. Februar daselbst eingetroffen. Es hatten sich zu dieser Zeit bereits wei der geflüchteten Soldaten, der jn die Schalter geschossene Wey⸗ junge Mlla und der Uateroffizter Johnson, in Victoria bei dem Polljeimeister Brückner wieder gestellt und im Laufe der nächsten Tage kamen auch sämmtliche übrigen Flächtlinge bis auf drei, welche sich vermuthlich ach dem Mungoflussẽ gewandt haben, wierer zurück. Bei der Untersuchung des Vorfalls hat der stellvertreten de Gouverneur die Ueberzeugung gewonnen, ö. es sich nicht um einen bestimmten Plan der Meyjungen handelte, daß vielmehr der schwarze Unteroffisier Johnson die Agitatien nur angezettelt hatte, um die sämmtlichen

Soldaten schwören zu lassen, alle Palaver vor ihn und nicht vor Leuschner zu bringen und sich somit eine nie versiegende Geldquelle zu verschaffen. Bei der seitens des stellvertretenden Gouverneurs sofort eingeleiteten Untersuchung wurden, nachdem die Rädelssübrer bei dem . gefallen waren, die sämmtlichen übrigen Betbeiligten zu ängeren Freiheitsstrafen verurtheilt und aus der Polizeitruppe aus- gestoßen. Die Angelegenbeit ist jedenfalls als erledigt zu betrachten, und Weiterungen sind nicht zu befürchten.

Oesterreich· Ungarn.

Der Erzherzog Exnst, der zweite, am 8. August 1824 zu Mailand geborene Sohn des am 16. Januar 1863 ver⸗ storbenen Erzherzogs Rainer und der am 25. Dezember 1856 verstorbenen Erzherzogin Elisabeth, geborenen Prinzessin von Savoyen⸗Carignan, ist, wie W. gangenen Nacht in Arco verschieden.

Frankreich.

Der Admiral Fournier hat, dem „W. T. B.“ zufolge, den Befehl erhalten, zur Begrüßung des Königs und der Königin von Italien anläßlich Allerhöchsideren Reise nach Sardinien mit einem Geschwader von Toulon nach Cagliari in See zu gehen. .

Der General Archinard, Oberkommandierender der Truppen in Indochina, ist schwer erkrankt und hat sich am 30. März in Saigon nach Frankreich eingeschifft. .

Der Untersuchungsrichter Fabre hat die Einstellung des Verfahrens gegen den Obersten Monteil und andere Mit⸗ glieder der Liga der nationalen Vertheidigung be⸗ schlossen, weil diese Liga weniger als 22 Mitglieder umfasse.

Der „Figaro“ fahrt heute mit der Veröffentlichung der Untersuchungsakten in der Angelegenheit Dreyfus fort und bringt die Aussagen des früheren Ministers Poi ncars und des Generals Roget.

Rußland.

Wie der „Politischen Korrespondenz“ aus St. Peters⸗ burg gemeldet wird, stände eine offiziöse Mittheilung an den Vatikan in dem Sinne unmittelbar bevor, daß eine Einladung zur Beschickung der Abrüstungskonferenz nicht er⸗ folge, da zur Betheiligung an der Konferenz nur Staaten eingeladen würden, welche stehende Heere unterhielten. Die Mittheilung werde in freundschaftlichstem Tone gehalten sein und die waͤrmste Anerkennung für die Wirksamkeit des Papstes Leo XIII. und dessen Eintreten für die Friedensidee ausdrücken.

Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus St. Petersburg ist es auch unter den Studenten des Berginstituts wiederholt zu Unruhen gekommen, sodaß eine regelrechte Lehrthätigkeit nicht mehr möglich sei. Sämmtliche Studenten seien exmatrikuliert worden. Ueber die Bedingungen der Wiederaufnahme seien der Institutsobrigkeit Instruktionen ertheilt.

Italien.

Die Aerzte des Papstes, Doktoren Mazzoni und Lapponi entfernten, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Abend einen kleinen, fünf Zentimeter langen Streifen kranker Haut an der operierten Stelle. Der Papst empfand hierbei keinerlei Schmerz. Die operierte Stelle, welche fast völlig vernarbt ist, wurde . mittels eines Pflasterstreifens geschlossen. Der ganze Verband wurde entfernt. Das Allgemeinbefinden des Papstes ist gut. Dr. Mazzoni wird erst am nächsten Donners⸗ tag den Papst wieder besuchen.

Spanien.

Der Herzog von Vistahermosa ist, dem „W. T. B.“ zufolge, zum spanischen Gesandten in St. Petersburg ernannt worden.

Schweiz.

Der Bundesrath bestimmte als Delegirte zu der Konferenz im Haag den schweizerischen Gesandten in Berlin Dr. Roth, den Armee⸗Korps⸗-Kommandanten, National⸗Rath Künzli und den National-⸗Rath Odier in Genf.

Griechenland.

Wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet, hat das Ministerium seine Entlassung eingereicht, welche von dem König angenommen worden 4. Was der Anlaß zur Demission, die völlig überraschend erfolgte, gewesen, sei un⸗ bekannt. Man glaube allgemein, daß ein Beschluß der Deputirtenkammer, welcher auf die Ungültigkeit der Wahl Zaimis' in Kalavryta abziele, die Ursache gewesen sei.

Rumänien.

Das Gesetz, durch welches das am 1. März d. J. mit Deutschland geschlossene Abkommen, betreffend den Eisen⸗ bahn⸗, Post⸗ und Telegraphenverkehr, genehmigt wird, ist, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern amtlich bekannt gemacht worden.

Bulgarien.

Wie die „Agence Bulgare“ aus Sofia meldet, hat der Fürst ein Dekret unterzeichnet, durch welches die Abberufung des diplomatischen Agenten in Konstantinopel Markow ver⸗ fügt wird. ;

Das Wiener „Telegr⸗Korresp-Bureau« berichtet, es ver⸗ laute in Sofia aus guter Quelle, daß bei Kizil-⸗Ayatsch an der Bahnlinie Jamboli Adrianopel ein ernsterer Zusammen⸗ st zwischen türkischen und bulgarischen Grenztruppen statigefunden habe. Die Türken hätten die schwachen bulgarischen Grenzposten angegriffen, seien jedoch mit Hilfe der bewaffneten Bevölkerung zurückgeworfen worden. Der Kampf habe vier Stunden gewährt, auf beiden Seiten seien Verluste an Todten und Verwundeten zu verzeichnen. Anlaß zum Kampf habe der von türkischer Seite gemachte Versuch geboten, sich einer bisher in bulgarischem Besitz befindlichen Anhöhe zu be⸗ mächtigen.

Dänemark.

Bezüglich der Ab sendung eines dänischen Kreuzers nach Ost⸗Asien stellt „Ritzau's Bureau“ 6 daß dieselbe lediglich den Zweck habe, die gegenwärtige Handelsposition Dänemarks in Siam und China zu befestigen, und daß man keinerlei politische Ziele damit verfolge.

Amerika.

Aus Manila ist, wie das „Reuter 'sche Bureau“ berichtet, eine Depesche des Generals Gtis vom gestrigen Tage, in Washington eingetroffen, welche besagt: Die gegenwärtigen Anzeichen deuteten darauf hin, daß dle in. der Auf⸗ ständischen sich in bedenklicher Lage befinde. Die Aufständischen seien geschlagen, entmuthigi und zersprengt. Sie kehrten in

T. B.“ meldet, in der ver⸗

ihre Wohnstätten in den Städten und Ortschaften zwischen

Manila und den nördlich von Malolos gelegenen Punkten, bis zu denen die amerikanischen Rekognoszierungspatrouillen vor⸗ ö zurück und suchten den Schutz der Ameri⸗ aner nach.

Das spanische Kasino in Matanzas auf Cuba ist in der Nacht zum Montag durch Feuer zerstört worden. Der mexikanische Kongreß ist am Sonnabend mit einer Botschaft des Präͤsidenten Por firio Diaz eröffnet worden in wescher eg, dem . W. T. B zufolge, heißt: Der Abschiuß des Staatshaushalts pro 1897/98 habe einen Ueberschuß von 1 Million Pesos ergeben. Das Budget pro 1898/99 werde sich voraussichtlich günstiger gestalten, da die regelmäßigen Einnahmen für das erste Halbjahr den Betrag von 28 Millionen Pesos über⸗ stiegen, d. h. A e Millionen Pesos mehr als für die gleiche Periode des vorangegangenen . betrügen, was als eine natür⸗ liche Folge der befriedigenden Entwickelung des Landes anzusehen sei. Die Werthsteigerung aller mexikanischen Fonds lasse die Möglichkeit einer Verringerung der für den Dienst derselben erforderlichen Aufwendungen in absehbarer Zeit erwarten. Die günstige Aufnahme der keine e len Sicher⸗ heiten besitzenden mexikanischen Silber-Anleihen auf den europäischen Märkten beweise die zunehmende Beliebtheit, deren sich die mexikanischen Fonds im Auslande erfreuten.

Assien.

Li⸗Hung⸗Tschang hatte, wie die „Times“ erfährt, am Sonntag eine längere Audienz bei der Kaiserin⸗Wittwe und wurde mit großer Auszeichnung empfangen.

Dasselbe Blatt meldet, die chinesischen Behörden hätten dem britischen Konsul in Tientsin amtlich mitgetheilt, daß der ganze Uferrand an dem kürzlich eröffneten Hafen von Tschinwan tao für die chinesische Maschinenbau⸗ und Bergwerksgesellschaft zuruͤckbehalten sei. Dieses Vorgehen mache die Eröffnung des Hafens unwirksam, da es der Gesellschaft ein Monopol gebe.

Afrika.

Aus Djibuti vom 1. d. M. wird berichtet, daß die Mission Marchand am 11. März in vorzüglicher Ge⸗ sundheit in Adis Abeba eingetroffen sei. Die Ankunft der⸗ . in Djibuti werde voraussichtlich Ende dieses Monats erfolgen. .

Der Präsident Krüger ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, am Sonnabend in Johannesburg eingetroffen und mit großer Begeisterung empfangen worden. In Beantwortung verschiedener Ansprachen . der Präsident aus, daß die Ausübung der bürgerlichen Rechte von ihm den Fremden deshalb nicht früher zugestanden worden sei, weil er befuͤrchtet habe, die alten Burghers, deren Zahl zur Zeit der Eröffnung der Gold⸗ felder nur 10000 betragen habe, könnten ganz untergehen. Da dieselben aber ieh zwischen 30 000 und 40 000 zählten, so beabsichtige er, dem Volksraad eine Herabsetzung der Frist zur Erlangung der bürgerlichen Rechte vorzuschlagen. Jedoch solle eine gleichzeitige Zugehörigkeit zu zwei Nationalitäten unter⸗ sagt sein, und die neu Hinzukommenden müßten ihre bisherige Stkaatsangehörigkeit aufgeben, bevor sie Burghers werden könnten.

Kunst und Wissenschaft.

Der Kaiser FriedrichMuseums⸗Verein berichtet über seine neuesten Eiwerbungen Folgendes:

Im Sommer 1898 wurde der lange schon in Aucsicht stebende Verkauf der niederländischen Bilder des Lord Francis Pelbam Clinton Hove durch Gerichtsbeschluß gestattet. Mit dem Direktor der König⸗ lichen Gemälde⸗ Galerie war der Vorstand des Kaiser Friedrich Museums⸗ Vereins der Ueberzeugung, daß sich hiermit eine der letzten Gelegen beiten böte, eine Anzabl ganz hervorragender Gemälde der besten helländischen Kleinmeister des 17. Jahrhunderts, wie auch ein Paar Landschaften des P. P. Rubens, der als Landschafter in Berlin gar⸗ nicht vertreten war, für die Berliner Galerie zu erwerben.

Nach Einverleibung der Peel Kollektion in die Londoner National Gallery, nach Verwandlung der Sar mlungen der Lady Wallace in ein öffentliches Museum konnte die Clinton Hope Sammlung, die wesentlich schon im 18. Jabrhundert in Holland zusammengebracht worden war, für die namentlich an Meisterwerken der holländischen Genremalerei reichste Privatgalerie gelten. Auf Anregung und nach Auswahl des Direktors der Königlichen Gemälde. Galerie, mit Rücksicht darauf, daß die Berliner Galerie verhältniß⸗ mäßig arm an Meisterwerken der holländischen Kleinmeister ist, daß aber Mittel zur Erwerbung derartiger Gemälde der Königlichen Sammlung für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen, beschoß der Vorstand des Kaiser Friedrich ⸗Museums⸗ Vereins, seine Mittel sür Ankäufe aus der Hove Sammlung vollständig aufzuwenden und darüber hinaus eine größere Summe, die seitens eines Mitglieds des Vereins dargeliehen wurde, einzusetzen. Die Wahl fiel auf die sieben im Folgenden aufgezählten Gemälde:

1) P. P. Rubens. Kleine Landschaft. Ebene bei Sonnen⸗ untergang. Von freier Kühnheit der Behandlung und leuchtender Farbigkeit. .

2) Adriaan van de Velde. Die Farm. Große, reiche, im⸗ portante Komposition mit Figuren und Thieren. Bezeichnet und datiert von 1666 Vielleicht das schönste Bild des Meisters.

3) Jan van der Meer van Delft. Interieur mit zwei Figuren. Eines der reichsten Bilder dieses besonders seltenen und hochgeschätzten . Von glänzender Farbigkeit und außerordentlicher Raum

usion.

4) Nicolaas Maes. Alte Frau beim Aepfelschälen. Eines von den guten und frühen Werken dieses später entarteten Rembrandt Schülers Um 1560 entstanden.

5) Jan Steen. Die Kindstaufe. Bezeichnet mit dem Namen des Meisters. Besonders sorgsam und liebevoll durchgeführtes Ge—⸗ mälde dieses sehr ungleichen Malers.

Jan van der Heyde. Das Kirchdorf. Bezeichnet mit den etsten Buchstaben des Meisternameng. Die Figuren von Adriaan van de Velde. Von diesem vornehmsten hollaͤndischen Architekturmaler besaß die Berliner Galerie bisher nichts.

7) P. P. Ruben tz. Der Schiffbruch des Aeneas. Heroische Landschast. Von Bolswert e, unter dem angegebenen Titel. (Das zuletzt genannte Gemälde ift dem Kaiser Friedrich⸗Museums⸗ Verein von einem deutschen, in England lebenden Kunstfreunde geschenkt worden)

Aus München wird geschrieben: Die von der Münchener , Münchener Jahres

Aus stellung 1899 im Königlichen Glagspalanst wird auch in

diesem Jahre am 1. Junk eröffnet werden. Der Termin für die Anmel dungen schließt am 30. 2 die Einsendung der Kunstwerke hat in der Zeit zwischen dem 10. und 30. April zu erfolgen. Aus den jetzt schon vorhandenen Anmeldungen ist mit Sicherheit zu ersehen, daß der Jahresausstellung 1899 seitens der Künstlerschaft Deutschlands und des Auslandes dasselbe rege Interesse zu theil wird, wie solches immer zu ver⸗ zeichnen war.

In Stockholm ist, dem W. T. B.“ zufolge, von dem Assistenten Martin, welcher nach Sibirien gereis sst um die Zuverlaͤssigleit der letzten Gerüchte, betreffend Andre, zu untersuchen,

folgendes Telegramm eingetroffen: Tom sk, 31. März: Habe Ljalin auggefragt. Er versichert, mehrere Tungusen berichteten, daß sie drei Lichen gefunden sowie einen großen, stoffüberzogenen, ziemlich langen Gegenstand, woran Gestell mit Metallstangen befeftigt war. Leichen waren in belle Kleider gekleidet, welche russischer Kleidung nicht äbnlich. Stiefel mit Fell gefüttert. Ich reise nach Krasnojarsk und weiter nach Goldfeldern. Alles wobl. Martin.“

Literatur.

Aus Dresden vom 3. April wird dem W. T. B.“ berichtet: In dem benachbarten Lindenhof in Coswig starb am Oster⸗ sonntag im 889. Lebensjahre nach kurzer Krankheit die Dichterin und Novellistin Caroline Pierson, Wittwe des Komponisten und Universitäts⸗Professorz H. H. Pierson. In den vierziger Jahren war die Verstorbene als deutsche Improvisatorin unter dem Namen Leonhardt ⸗Luser hochgefeiert; u. A. richtete Friedrich Rückert ein Gedicht an sie mit der Aufschrift , Deutschlands Corinna“. Bis in ihr hohes Alter war Caroline Pierson schriftstellerisch erfolÜg⸗ reich thätig. Von ihren Söhnen sind der Verlagsbuchbändler G. ierson, der Pspchiater Dr. R Pierson und der Theater⸗Intendantur- ; . Geheime Regierungs⸗ Rath H. Pierson in weiteren Kreisen ekann

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundbeitsamt gemeldet worden von den Schlacht— Viehhöfen zu München und Regensburg am 1. April 1899.

Theater und Mufik.

Berliner Theater.

Am Sonnabend ging ein französischer Schwank „Platz den Frauen!“ von A. Valabrsögue und Sennegquin in der deutschen Uebertragung von Bolten-⸗Bäckers erstmalig in Scene. Die Verfasser 6. die moderne Frauenbewegung zur Zielscheibe ibres Witzes gewäblt und sind vor keiner Ueber treibung zurückgeschreckt, um glaubhafte Gründe aufzuführen für die Verkehrung aller Familien- und gesellschaftlichen Verhältnisse, wie sie sich im Hause Cascadier, einer Bruistätte der Frauenemanzipation, entwickeln. Die Damen des Hauses widmen sich künstlerischen und gelehrten Berufen; sie malen, heilen Kranke und plaidieren vor Gericht, während der Ehegatte und Familienvater mit umgebängter Küchenschürze die Wäsche zählt. Waz sich aus solcher Sachlage an übermütbigen Verwickelungen ergeben kann, haben die Verfasser mit scharfem Spür— sinn herausgefunden und derb possenbaft verwertbet. Zum Schluß der Farce kehrt wenigstens ein Mitglied der Frauenliga reu⸗ und demüthig zu ibrem jungen Ebeherrn und der alten, guten Sitte zurück. Auf treffende Charakteristik der handelnden Personen ist wenig Gewicht gelegt worden. Die Autoren bezweckten nur drastische Wirkungen, und diese werden natürlich mit lustigen Karikaturen leichter erzielt. In der Darstellung zeichneten sich besonders die weiblichen Mitglieder der Bübne durch die Trefflichkeit ibrer Leistungen aus. Frau Prasch⸗Grevenberg als kicke Malerin trug die Launen der Kuͤnstlerin und der Frau mit groteskem

umor vor. Fräulein Frauendorfer stolzierte zu allgemeinem Ergötzen als weiblicher Arzt mit männlicher Sicherheit und Un— geiwungenheit umber, und Fräulein Wenck fand sich als plaidierender Adtokat ausgezeichnet in den schwungbaften Vortrag und die über— raschende Schlagfertigkeit des Dialektikers binein. Den anmuthigen Gegensatz zu diesen drei streitbaren Damen bildete Fräulein von Pazatka als zärtliche Gattin und treu pflegende Mutter. Die Rolle des beklagenswerthen Ehegatten der Malerin, Pontgirard, svielte ein Gast, Herr Homma, mit etwas schwersälliger Komik, aber, seweit er die Manier des rrn Alexander glücklich nachahmte, doch nicht ohne Wirkung. Die Herren Hansen (Gerichts ˖ Präsident) und Haßkerl (Advokat) trugen in der Gerichtsseene durch ihre drollige Laune nicht unbeträchtlich zur Erheiterung der Zuschauer bei.

Metropol · Theater.

Das gegenwärtig stattfindende Gastspiel des französischen Schau spielers Mr. Ss verin in dem Mimodrama „Ghand d'habits“ (⸗Der Kleiderhändler)) von Catulle Mendés ist ein erneuter Versuch, der fast außer Kurs gesetzten Kunstgattung einer wirklich ernst zu nebmenden künstlerischen Pantomime wieder Bedeutung ju geben. Da gerade diese Art der Komödie mit der Fähigkest des Darstellers steht und fällt, ja sogar für ihre voll— endete Darstellung ein Spezialistenthum erfordert, so war man umsomehr gespannt, was geboten werden würde, als Mr. Sverin ein bedeutender Ruf voranging. Dieser Schauspieler verfügt in der That über eine außerordentliche mimische Fähigkeit; seine Augen, sein Mund, seine Hände, ja sein ganzer Körper arbeiten mit einer schier unglaublichen Eindringlichkeit des Ausdrucks. Er ist im stande, zuweilen die feinsten se lischen Regungen nur durch die Bewegung einer Wimper dem Beschauer zu vermitteln; und das geschieht, ohne daß die Gesammtleistung den großen Zug verlöre und kleinlich würde. Die Indioidualität, die er vor Augen führen will, steht virlmehr geschlofsen, in tragischer Größe da, nicht beschränkt durch, die Zufälligkeiten und engen Grenzen des Wortes, ganz Anschauung; ganz nur bis ins allerfeinste gesteigerter Ausdruck. Die Gestalt, die er verkörpert, ift die des Pierrot, eine in der Pantomime tvypisch gewordene Figur, welche die menschliche Seele mit all ihrer Sehnsucht, mit ihrem Leid und ihrer Lust, mit ihrer näcrischen Einfalt und ihren dämo— nischen Trieben versinnbildlicht. Das Ganze huscht an dem Zu— schauer vorüber wie ein lautloser Spuk, dessen tiefere Bedeutung er ahnend begreift. Der Inhalt des von Catulle Mendss ver— n Mimodramas ist kurz folgender: Pierrot, von seiner Ge— liebten verlassen, aller Geldmittel bar. bat sich an einem Laternen⸗ pfahl aufgehängt. Da kommt eine lustige Schaar herangetollt, mit ihr die. Tänzerin Musidore, welche, zurückbleibend, Pierrot entdeckt und ihn mit Silfe eines Kutschers aus seiner peinlichen Lage befreit und ins Leben zurückruft. Pierrot will fortan nur für sie leben. Um sich Geld und prunkende Kleider zu verschaffen, ersticht und beraubt er einen alten, des Weges kom⸗ menden Kleiderhändler. Jetzt ist er reich und will sich mit Musidore einem Leben der Liebe und des Genusses bingeben. Aber da beginnen die Gewissensbisse ihn zu peinigen. Ueberall hört er den Ruf des Kleiderbändlers, ‚„Chand d'habits“, änd überall siebt er dessen furchtbare Gefpenst leibhaftig vor sich. Wenn er mit der Geliebten trinet, reißt ibm das Gespenst das Glas aus der Hand; will er t umfangen, tritt ihm das Gespenst entgegen. Bei einem . te in der Wohnung der Musidore schlägt er in blinder uth und Verzweiflung auf einen anderen Gast ein, weil das Gespenst sich ihm kurz zuvor in dessen Gestalt gezeigt hat. teraus entftebt ein Duell. Er ficht; aber wieder steht statt des

egners der Kleiderbändler vor ihm, dem die Spitze des Degens, mit dem er von hinten erstochen worden war, aus der Brust hervorragt. Das Gespenst verlangt von Pierrot einen Kuß, drückt ihn an sich und zieht ihn mit in die Tiefe. Mr. Soverin wird von dem ersonal des Metropol ⸗Theaters auf das beste unterstützt, so ganz esonders von Fräulein Robertine als Musidore und Herrn Helmerding als Kleiderhändler. Die die Vorgänge begleitende Musik von Jules Bouvalt ist sehr charatteristisch und fein durchgearbeitet und hat in Herrn Kapellmeister Einödshofer einen gewandten Inter- preten gefunden.

Morgen findet auf Allerhöchsten Befehl im Neuen König⸗ lichen Spern-Theater ein einmaliges Gastspiel der Mitglieder des Kaiserlichen Alexandra Theaters in St. Petersburg . Gawrilowna Saæwina) unter persönlicher Leitung des Hof ⸗˖

beater Direktorß A. Dolinoff statt. Zur Aufführung enn, „Wassilissa Melentjiewa“. Drama von Ostrowsly; vorher geht das Lustspiel ‚Der weibliche Unsinn! von J. Tschezloff in Seene.

Preise der Plätze: J. Rang 1. Reihe und Mittel⸗Parquet 1. bis

3. Reibe 135 Æ; J. Rang 2. bis 4. Reihe und Mittel ⸗Parquet 4. bis 6. Reihe 10 S; Mittel ⸗Parquet 7. bis 15. Reihe 6 S6; Mittel⸗ Parquet 16. bis 22. Reihe 4 ; Seiten ⸗Parquet und Seiten. Balkon 3 *; Tribüne 2 . Stebplaßz! 6 Der Billetverkauf findet in der üblichen Verkaufszeit im Königlichen Schauspielhause statt. Aufgeld wird nicht erhoben.

Die zehn Symphonie⸗Abende der Königlichen KaLelle unier Kapellmeister Weingartner's Leitung im nächsten Winter finden an folgenden Tagen statt: am 29. September, 18. Oktober, 6. November, 11. und 22. Dezember, 3. und 22. Januar, 9. und 22. März und 14. April.

Das Programm des Konjerts, welches zum Besten des

ensionsfonds des Pbilharmonischen Orchesters unter Leitung von Arthur Nikisch am 19. April in der Ph ilbarm onie stattfindet, ist, wie folgt, festgesetzt: Vorspiel 3. Parsifal! ven R. Wagner; Tripelkonzert von J. S. Bach für diel Klaviere, gespielt von den Damen Emma Koch, Wanda Landoweka und Martha Siebold. Den zweiten Theil bildet die Auffübrung des Schumann'schen Man⸗ fred! unter Mitwirkung von Dr. Ludwig Wüllner, eines auserlesenen Soloquartetts (Damen: Susanne Triepel und Therese Behr, Herren: Ludwig Heß und Frevtag⸗Besser) und des Philharmonischen Chors (Dirigent: Siegfried Ochs). . .

Bei dem morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marienkirche statifindenden Drgelvortrage des Musikdirektors Otto Dienel werden mitwirken: Fräulein Gertrud Mauksch, Fräulein Lotte Dienel, Herr Alexander Curth, der norwegische Sänger Herr Albert Simonsen (Tenor), die Biolin ⸗Virtuosen Herren Akos Läszls und Bruno Keib sowie Herr Franz Schmidt. Zur Aufführung gelangen: ein Terzett, zwei Duette, Arien und Orgelkompositionen von Bach, Händel, Mendelssohn, Dienel u. A. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges.

Von der Direktion der Diakoni ssen⸗Anstalt in Kaisers⸗ werth erhalten wir folgende Zuschrift:

Wie belannt, haben Ibre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin kei Ihrer Anwesenbeit in Jerusalem die dortigen Zweiganstalten des Diakonissenhauses zu Kaisers⸗ werth, das Mädchen - Erziehungs⸗ und Waisenhaus „Talitba kumi“! und das Diakonissen Hospital mit Ihrem Be⸗ suche beehrt. Am diesjährigen Geburtstage Seiner Majestät ging dem Vorstande des Krankenbauses die Mittheilung zu, daß Ihre Majestäten die Einrichtung für den Operations saal gestiftet und die Kosten für die Einführung der Wasserleitung in diesen Saal bewilligt haben. Nun ist auch das Waisenbaus mit eirer reichen Kaiserlichen Gabe bedacht worden. Am ersten Ostertage lief in Kaiserswerth die Nachricht ein, daß Ibre Majestäten geruht baben, die Mittel jum Ban eines Saales für die 139 Kinder Talitha kumis. zu gewähren. Dieses Allerböchste Gnadengeschenk, welches ein lange schmerzlich empfundenes Bedürfniß befriedigt, verpflichtet die Kaiserswerther Diakonissen⸗Anstalt aufs neue zur tiefsten Dankbarkeit, welche sie durch treue Weiterarbeit auf den eingeschlagenen Bahnen zu betbätigen baben wird. Wenn aber in solch bochherziger Weise Seine Masestät der Kaiser Seine Worte in Bethlehem, „daß die Ausübung der christlichen Liebe auch gegen die Muhamedaner einfach unsere Pflicht ist‘, durch Unterstützung der evangelischen Liebesanstalten mit der That bekräftigt, so werden heffentlich diesem Beispiel der Majestäten Viele solgen und den mannigfachen Bestrebungen der deutsch evangelischen Arbeit im Morgenlande eine regere Theilnahme zuwenden als bisher.

Nachdem die bisher in der Perlebergerstraße belegene Sanitäts⸗ wache 13 sich aufgelöst hat und einige ibrer Vorstandsmitglieder in das Comité der Unfallstationen übergetreten sind, ist am 1. April für den Stadttbeil Moabit im Hause Huttenstraße 11 die Unfall⸗ station XIX durch die Direktoren B. Knoblauch und Max Schlesinger eröffnet worden. Die ärztliche Leitung der Station hat der bisherige Assistent des Professors Sonnenburg, Herr Dr. Israel übernommen.

Die Schülerwerkstätten des Vereins für Knaben handarbeit“ eröffnen am Mittwoch, den 11. April, ibre Som mer⸗ kurse in der Hobelbankarbeit, der m . der Papparbeit und

den leichteren Papier und Holzarbeiten. Unter der Leitung werk kundiger Lehrer können sich in diesen Kursen Knaben vom 7 bis zum 14. Lebensjahre in den für ihr Alter passenden Handfertigkeiten üben. Dieser Handarbeitsunterricht dient zur Erholung und als Gegengewicht gegen die geistige Anspannung im Schul⸗ unterricht, leitet die Schüler zur nützlichen Ausfüllung ihrer Muße⸗ stunden an und hilft sie für das Leben praktisch geschickt zu machen. Nähere Auskunft ertheilen die Vorsteber der fünf Werkstätten, die Lehrer Füllgraf (8W. Mariendorferstraße 15), Groppler (N. Choriner= straße 23), Wackerow (O. Menelerstraße 50), Golisch (0. Große Frankfurterstraße 15) und Rosenberg (8 W. Großbeerenstraße 56 b.

Magdeburg, 1. April. (W. T. B.) Heute Mittag wurde

hier das von der Bürgerschaft errichtete Denkmal für den ver⸗ ewigten Fürsten Bismarck feierlich enthüllt. Der Feier wohnten der Ober Präsident, der Regierungs. Präsident, die Generalität, die Spitzen der städtischen Bebörden und zahlreiche Deputationen von Vereinen und Schulen bei. Der Vorsitzende des Denkmals⸗ Ausschusses Dr. Schwabe hielt eine begeistert aufgenommene Ansprache. Die Stadt war reich beflaggt.

Kiel, 3. April. (W. T. B.) Eine Feuersbrunst zerstörte in der vergangenen Nacht das Logierhaus „Zum grünen Jäger“. Die Feuerwehr fand beim Aufräumen des Schuttes die verkoblte Leiche eines Invaliden, Namens Steffens. Ein italienischer Handels— mann, der während des Brandes aus dem Fenster sprang, wurde schwer verletzt nach dem Krankenhause geschafft.

Weimar, 1. April. Die Deutsche Shakespeare⸗Ge⸗ sellsch aft bält ihre dies iäbrige Generalpersammlung am Sonnabend, den 22. April, Vormittags 1 Uhr, im Saale der Armbrustschützen⸗ Gesellschaft hierselbst ab. Den Festoortrag wird Professor r. A Brandl halten, und zwar über Shakespeare's Vorgänger“. Die Vor⸗ standssitzung findet am Freitag, den 21. April, Nachmittags 4 Uhr, im Schillerhause statt. Am 22. April, Nachmittags 3 Uhr, ist gemeinschaft⸗ lichez Festmabl im „Hotel zum Erbprinzen'; Abends 7 Ühr wird im Hof Theater, neu einstudiert, Cymbelin“ gegeben.

Hamburg, 1. Apeil. (. T. B.) Bei herrlichem Sonnen⸗ schein verließen zur Begrüßung der Bulgaria“ beute früh 8 Ubr die beiden dichtbesetzten Dͤompfer Silvana“ und ‚Blanke nese“ den Hamburger Hafen. An Bord befanden sich der Admiral ster mit vielen hohen Marine⸗Offijieren, der kommandierende General dez IX. Armee Korps von Massow, der Kom mandant von Altona und der in Hamburg garnisonlerenden Truppen, Generalleutnant don Schleinitz, sowie die Qbersten und viele andere O fijiere deg Infanterie Regiments Graf Bose (1. Thüringisches7 Nr. 31 und des 2. Hanseatischen Infanterie, Regiments Nr. 7.76, ferner der vreußische Gesandt? Graf Wolff . Metternich, der Wirkliche Geheime Admiralitäts: Rath Dr. Neumayr, der Senior Dr. Behrmann, der Präsident der Bürgerschaft Hinrichsen, die Vorsitzenden des Aufsichtgrathes der Hamburg Amertka - Linie, Tietgens und 3, die übrigen Mitglieder des Aufsichts raths, die Direktoren, viele Mii⸗ glieder der Bürgerschaft und Andere, im Ganjen etwa 700 Personen. Um 9 Uhr kam die „Bulgaria“ bei Bruns hausen in Sicht; die Mastk spielte die Hamburger Nationalhymne. Kapitän Schmidt, umgeben von den Offizieren und Mannschaften, stand auf dem Oberdeck und wurde mit . begrüßt. Während die dicht besetzten Ver⸗ gnügungsdampfer die „Bulgaria“ umfuhren, begaben sich sämmtliche Passagiere der Silvana“ und „Blankenese! an Bord der . Bulgaria“, wo auf dem Oberdeck eine Begrüßungsfeier stattfand. Nachdem

der Kapitän, die Offiziere, Mannschaften und die Ehrengäste sich im

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