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Elfaßs⸗Lothringen.
I Der Landes- Aueschwß ert higte vothest rn die erst
Lesung des Gesetzentwurfs zur Ausführung der G ordnung. Die Vorlage wurde einer FKommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Sodann gelangte der Antrag des Abg. Rust zur Berathung, wonach die , ersucht werden soll, eine en egelung der Arbeiterverträge für die Landwirthscha ft herheizuführen. Der Antrag wurde der vierten Kommission überwiesen.
Desterreich⸗ Ungarn.
Bei ,,,, zum Reichsrath für den oberõsterreichischen roßgrundbesi z wurde an Stelle des Grafen Falkenhayn Graf Dürkheim mit allen abgegebenen Stimmen gewählt.
ö Frankreich.
er Untersuchungsrichter Pasques verhörte gestern nochmals Dérgulé de und Habert. Beide r ter 1 sie von ihren früheren Aussagen nichts zurückzunehmen, den⸗ selben auch nichts hinzuzufügen hätten. Infolge dessen wurde die Untersuchung endgültig abgeschlossen. Die Akten werden nunmehr der Staatsanwaltschaft übergeben werden, damit diese über die weitere Verfolgung der Sache ihre Entscheidung treffe.
Italien.
Der König und die Königin sind gestern Vormittag
an Bord der Savoja“ unter dem Salut der italienischen und französischen Kriegsschiffe in Cagligri eingetroffen. Unmittelbar darauf begab sich, wie „W. T. B.“ berichtet, der Kapitän Cardier, Generalstabs-Chef des französischen Geschwaders, mit einer Dampfschaluppe nach der „Savoja“, um dem König den Gruß der französischen Regierung zu über— bringen. Die Majestäten, welche von dem Minister-Präsidenten Pelloux und dem Minister der öffentlichen Arbeiten Lacava begleitet waren, wurden am Lande von den Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden sowie dem Eizbischof empfangen und von einer ungeheuren Menschenmenge jubelnd begrüßt. Auf dem ganzen Wege bis zum Königlichen Palast bildeten hre Vereine Spalier. Die Menge durchbrach die polizei⸗ ichen Absperrungen, umringte den Wagen und begrüßte die Majestäten mit begeisterten Zurufen. Sodann begleitete sie den Wagen bis zum Königlichen Palast, wo der König und die Königin auf dem Balkon erschienen und Allerhöchst⸗ denselben neue Ovationen dargebracht wurden. Am Nachmittag machten der König und die Königin eine Fahrt durch die Hauptstraßen der Stadt und wurden überall mit großem Enthusiasmus begrüßt, der in der Römischen Straße seinen Höhepunkt erreichte. . Wie die „Tribuna“ meldet, wird Italien bei der Konferenz im Haag durch den Botschafter Grafen Nigra, den italienischen Gesandten im Haag Grafen Zannini, den General Zuccari und den Schiffskapitän Bianco vertreten sein.
Spanien.
Der Kriegs⸗Minister, General Polavieja hat, wie W. T. B. aus Madrid meldet, die wichtigen Punkte der Provinzen Valencia und Catalonien mit starken Truppen⸗ abtheilungen besetzen und die Garnisonen mehrerer Orte ver⸗ stärken lassen. Der Kreuzer „-Venadito“ ankert zur Ueber⸗ wachung der Küste bei Los Pasajes.
Die Regierung hat den General Rios beauftragt, sich mit dem General Otis wegen der Räumung Zamboangas und des Sulu⸗Archipels in Verbindung zu setzen.
. Griechenland.
Das Kabinet hat, dem „W. T. B.“ zufolge, nunmehr seine Entlassung gegeben; der König hat beschlossen, Theotokis mit der Bildung eines neuen Kabinets zu beauftragen. Der⸗ selbe wird beute Audienz haben. Es heißt, Theotokis werde das Portefeuille des Innern und Romanos das der aus— wärtigen Angelegenheiten übernehmen.
In der gestrigen Sitzung der Deputirten kammer wurden bei der Wahl des Präsidenten 225 Stimmen ab⸗ gegeben; hiervon erhielten Asam ados (Trikupist) 128 Stimmen, der Regierungekandidat Topalis 28 und der Delyannist Roma 37 Stimmen.
Amerika.
Die Regierung von Uruguay hat einen Erlaß ver— öffentlicht, durch welchen im Kriegsbudget eine jährliche Er— sparniß von 50 000 Doll. erzielt werden soll.
Polynesien.
Das „Reuter'sche Bureau“ hat aus Apia nachstehende Meldung erhalten: Eine gemischte britisch⸗amerikanische Truppe von 1065 Mann gerieth am 1. April in einen von Mataafa⸗-Leuten gelegten Hinterhalt; sie war gezwungen, sich nach dem Strand zurückzuziehen. Drei Offiziere, nämlich der Leutnant Freeman vom britischen Kreuzer „Tauranga“, welcher die Abthei⸗ lung befehligte, und zwei Amerikaner vom Kriegsschiff „Philadelphia“, wurden getödtet. Ihre Leichen wurden später enthauptet aufgefunden. Zwei hritische und zwei amerikanische Matrosen wurden ebenfalls getödtet. Der Hinterhalt befand sich auf einer deuischen Plantage, deren Geschäftsführer verhaftet wurde. Derselbe wurde an Bord des britischen Kriegsschiffes „Tauranga“ gebracht und dort in Haft gehalten infolge der Abgabe eidlicher Erklärungen, daß man gesehen habe, wie er Mataafa-Leute zum Kämpfen ermuntert habe. Die an dem Kampfe theilnehmenden Mataafa⸗ Leute waren etwa 8090 an Zahl. In einem früheren Gefechte wurden 27 Mataafa⸗Krieger getödtet, während die Europäer keine Verluste erlitten.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ weiter berichtet, war, den aus Auckland eingegangenen Nachrichten zufolge, der Kampf in der Nähe von Apia am 1. April sehr zh Die amerika⸗ nischen und britischen Matrosen wurden wiederholt von den An⸗ greifern, welche sie durch ihre numerische Uebermacht zu be⸗ wältigen suchten, zurückgeschlagen. Die Leichen der gefallenen Offiziere und Matrosen wurden mit milltärischen Ehren in Mulinuu bestattet. Vierzig Mataafa⸗Leute wurden getödtet und eine Anzahl verwundet. Die letzteren wurden von den Aufständischen mitgenommen.
Ueber diesen Vorfall, welcher sich an demselben Ort er⸗ eignet zu haben scheint, wo im Dezember 1888 der Zusammen⸗ 8 zwischen dem Landungskorps der deutschen Kriegsschiffe „Olga“, „Adler“ und „Eber“ stattfand, liegt aus amtlicher
deutscher Quelle folgende, aus Apia vom 5. d. M. datierte
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des Eigenthum. Am 1. April ist eine britisch⸗amerik
Landungstruppe von 79 Mann in einen Hinterhalt bei Vailele gerathen, wobei drei Offiziere gefallen und zwei Landungs⸗ ges 8. genommen worden sind. Die Kriegsschiffe haben die Beschießung erneuert. Das „Reuter sche Bureau“ meldet ferner aus Apig vom 3. April: Bei der Ankunft des britischen Kriegsschiffes „Tauranga“ erließen der britische und der amerikanische Konsul eine Proklamation, um Mataafa eine Kitzte Gelegen⸗ heit zum Einlenken zu geben. Die frgnzösischen Geist⸗ lichen versuchten gleichfalls, ihren nf geltend zu machen, aber alle Anstrengungen schlugen fehl. Die Auf— ständischen fuhren in der Plünderung fremden Eigenthums fort, zerstörten Brücken und verbarrikadierten die Wege. Nach dem Gefechte am 29. März wurden mehrere Aufstän⸗ dische von den Anhängern Malietog's getödtet und verwundet, worguf die letzteren die Köpfe der Gefallenen im Triumph durch Apia trugen. Kapitän Stuart, der Besehlshaber der „Tauranga“, war hierüber außer sich, ging zu Malietoa und drohte, jeden Mann niederzuschießen, 6 er hierbei betreffe. Malietoa erließ eine diesbezügliche Proklamation. Der deutsche Konsul schrieb an den Admiral Kautz und frggte, ob zwei große christliche Nationen einen solchen barbarischen Mißbrauch billigten, der gegen die christlichen Gesetze und gegen den Beschluß des obersten Gerichtshofes ver— stoße. Der Admiral, sandte eine spitze Erwiderung: er sei völlig damit einverstanden, daß der Gebrauch unmenschlich sei, müsse aber darauf hinweisen, daß, wenn der deutsche Konsul den Bescchluß des obersten Gerichtshofes vom Januar aufrechterhalten hätte, kein Blutvergießen noth⸗ wendig gewesen wäre, und daß, obschon es ein alter Brauch auf Samoa sei, er doch erst vor zehn Jahren der Welt be— kannt geworden sei, als die Köpfe einiger ehrlicher deutscher Soldaten von dem barbarischen Häuptling Mataafa abge— schnitten worden seien, welchen der Vertreter der großen christlichen Macht Deutschland jetzt unterstütze. — ie Samoaner erzählen, Mataafa sei bei drei Gelegenheiten entschlossen ge⸗ wesen, sich zu ergeben, aber der deutsche Konsul habe ihm ge⸗ rathen, es nicht zu thun. Jetzt erkläre Mataafa, er werde sich nie ergeben, sondern bis zum Tode kämpfen.
In Washängton sind, dem „Reuter'schen Bureau“ zu⸗ folge, die Nachrichten aus Samoa mit großer Besorgniß aufgenommen worden. Der britische Botschafter bedauerte auf das tiesste, daß die Kollision in dem Augenblick eingetreten sei, wo er gehofft habe, daß die Verwickelung auf dem Wege zur Regelung sei. Die britischen Beamten hegien indessen das Vertrauen, daß hiermit die Aussichten auf eine Verständigung nicht vernichtet seien. In diplomatischen Kreisen sei man geneigt, die Nachrichten als sehr ernst zu behandeln. Es werde erklärt, daß scharfe Differenzen zwischen dem britischen und dem deutschen Auswärtigen Amt bezüglich der Ab⸗ reise der Kommission am 19. April beständen. Groß⸗ britannien habe neue Einwendungen so verwickelter Art erhoben, daß dieselben nicht auf telegraphischem Wege ver— handelt werden könnten. Deutschland halte sich unter diesen Umständen für berechtigt, mit der Ernennung seines Kommissars noch zurückzuhalten. Die ganze Samoa⸗Frage schwebe gegenwärtig nicht zwischen den drei Mächten, sondern zwischen Deutschland und Großbritannien. Die Nachrichten aus Samoa seien von der Regierung und den Departements nahezu mit Bestürzung aufgenommen worden, die höheren amtlichen Kreise weigerten sich, über die Sache zu sprechen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (64) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-Postamts von Podbielski beiwohnte, wurde zunächst die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend einige Aenderungen von Bestimmungen über das Postwesen, fortgesetzt.
Erster Redner war der Abg. Fischbeck (fr. Volkep.. Bei Schluß des Blattes nahm der Staatssekretär des Reichs— Postamts von Podbielski das Wort zur Erwiderung.
— Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (54) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staate⸗ Ministeriums, Finanz Minister Dr. von Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein bei⸗ wohnten, die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Bau eines Schiffahrtskanals vom Rhein bis zur Elbe.
Zur Begründung desselben nahm zunächst der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen das Wort, dessen Rede beim Schluß des Blattes noch fortdauerte und morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.
Nr. 15 der ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundbeitsamts‘ vom 12 April hat folgenden Inhalt: Personal⸗ Nachrichten. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankbeiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Desgl. gegen Pecken. — Aus dem statistischen Jahrbuche von Paris, 1895. — Mittheilungen aus Britilch. Ostinz ien, 1897. — Gesezgebung u. s. w. Preußen.) Zlegel eien. — Desterreich. Kärnten.) Torten beschau. — Masern. —= (Italien,) Unterricht in der Hygiene 2c. — (Schweiß. Kanton, Zürich Milch und Milchprodukle. — (Rußland.) Tokayer Wein. — Sanitas Hygienic Embrgeation. S. 284. — (Serbien.) Essigessenz. — (Congostaat. . Wermutzbaltige Spirituosen. — (Argentinische Republik) Branntwein, Wein, Del. — Gang der Thierseuchen im Deuischen Reiche, 31. März. — Viehquarantäne Anstalten im Deutschen Reiche, 4. Vierteljabr. — NViaulserche in Dänemark. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Schweiz.) — Verhand- lungen von gesetzgebenden Köiperschaften. (Uagain.) Thierärztlicher öffentlicher Dienst. — Vermischtes. (Bavern.) Vieh versicherung, 1897698. — (Hamburg.) Verwaltungshericht, 1897. — (Oesterreich) Vieh- und Fleischbeschau. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Des gl, in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenbäusern deutscher Grotzstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezlrken. — Witterung. — Beilage: Gerichtliche Entschei 6 dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitepflege (Kur⸗ pfuscher).
Nachricht vor:
diefer für alles
CEtatiflik und Volkswirthschaft.
6 nder Stadt in Württemberg. it einiger Zeit bildet der Zug nach der Stadt“, unter d man im wesentlichen den 26 nach den größeren Wohnoꝛten 6 ein oft wiederkehrendes Thema für Erörterungen in Wiffenschaft und Vresse. Leider ist dieser Zug“ statistisch garnicht unter Beobachtung gestellt. Mit Aufhebung aller eschränkungen der Freijügkeit sind auch alle Bestimmungen gefallen, weiche eine ver⸗ waltungsmäßig geordnete statistische Anschreibang der Ab., und Zugüge betrafen, obschon 6 in r , rein H Ersassung die kffentliche Leben so wichtigen Bewegungen die Freiheit des Einzelnen keinerlei Eink e i de,, . Selt 1871 ist es daher nur ich, jener . mittelbar, d. h. in seinem Ergebniß an einem bestimmten Zeitpunkt, ju fässen, nämlich bei, den Volkszählungen. Dies geschieht dadurch, daß man die Gehurten und Todesfälle, welche innerhalb eins bestimmten Zeitraums. zwischen je 2 Volke zählungen, in einer Stadt“ ꝛc. vor sich . bucht, an den Zählungstagen alle Ortsann esenden nach ihrem Geburtgort fragt und guf diese Weise feftstellt, inwieweit die betreffende „Stadt; ꝛc. durch eigenen Zuwachtz und inwieweit sie durch Cinwande⸗ rung sich vergrößert hat. Auch diese Berechnung hat jedech bedauer⸗ liche Lücken; einmal kann sie die von der betreffenden Stadt“ c. fortgezogenen Personen weder nach ihrer Zahl nech nach ihrer Ge— bürtigteit fassen, sodann kann sie die Identijät der Personen nicht fest— stellen und überhaupt keinerlei Bewegungsbild geben. Wenn asfo bei⸗ spiel'weise am 2. Deztmber 1895 in Berlin 27 103 Ausländer fest⸗ gestellt worden sind, am 1. Dezember 1850 aber nur 17 886, so ist nicht anzunchmen, daß in der Zwischenzeit einfach zu den 17 886 weitere 8217 hinzugekommen sind, sondern daß ein steter Ab- und Zu— ang stattgefunden hat, welcher am 2. Pejember 1895 mit der
iffer 27 163 balanciert hat. Dieser rege Menschenwechsel', ‚Be⸗ völkerungsaustausch“, oder wie man das Ab, und Zugehen vorüber gehend oder dauernd Anwesender nennen mag, gleicht aljo in der That dem Strom, dessen Wassermasse und Wassertheilchen sich stets ändern. Bis jetzt ist daher dieses Gebiet der Massenbeobachtung auch nur von einzelnen Städten aus gepflegt worden, und zwar besonders von den Gꝛroßstãdten, welche angesichts ihres starken Wachs thums ein großes Interesse an einer genauen Untersuchung ihrer Berölkerungselemente nehmen müfssen und welche großentheils in ihren eigenen statistischen Aemtern die hier unbedingt erforderlichen geschulten Organe besitzen. Wenn so der gründlichen Untersuchung erhebliche Hindernisse durch die Unzulänglichkeit der Beobachtungsmittel e wachfen, so läßt sich doch schon aus den allgemeinen Umrissen manche wichtige Schlußfolgerung ziehen, was auch seiner Zeit an dieser Stelle nach den endgültigen Ergebnissen der letzten Voltszählung für Preußen gescheben ist. Vor kurzem sind in den amtlichen württembergischen ftanistischen Veröffent lichungen auch für das Kanigreich Württemberg einige Ergebnisse vor⸗ geführt worden, die außerhalb desselben ein nicht geringeres Interesse rean pruchen dürfen. Nach dem „Statistischen Handbuch für Wärttem—⸗ berg“ (Jahrg. 1897) zählte das Königreich im Jahre 1895 9388 be— sonders benannte Wohnplätze, und zwar: 145 Städte, 1289 Pfarr. dörfer, 436 Dörfer, 109 Plarrweiler, 3201 Weiler. 2671 Höfe, 1527 sonstige Einzelwohnsitze. Diese 8388 Wohnplätze sind zu 1911 poli— tischen Gemeinden“ zusammengefaßt. Es würde zu weit geführt haben, wenn man für alle 9388 Wohnplätze die Zu. und Abnahmen u. s. w. jeweils hätte berechnen wollen. Man hat sich daher damit begnügt, die polittschen Gemeinden nach den Veränderungen und eigenartigen Zusammensttzungen ihrer Volkszahlen zu betrachten. Am 2. Dezember 1895 wurden gezählt:
Oits. Nicht. 6, , anwesende ortsgebůrtige . 168 321 98 658 623
119 386
b8 120 57,1 266 404 1283 266 48, 537010 410971 267
*
in Stuttgart... Gemeinden von 20 000s( 10090000 . Gemeinden von 5000/20 000 Gemeinden unter 5000 Einw. tm Königreich Württemberg 2081151 706 015 33,9
Nach Ortsgrößenklassen betrug am 2. Dezember 1895 die / on das Eisen⸗ bahnnetz 1. Dezember 1890 ange⸗ ꝛ schlossene ö Bevoͤlke⸗ ie, — 3 ö in ( der sin Oo der überbaupt mittl Ge⸗ Bevölk. sammt⸗ bevölk. 18 303 * 24,853 100 10 755 0 18,87 100 93244 15,05 95, 8ð 2316 4 7, 63 93.3 27064 5356 306056 3 2934 4,63 56,4 502 581 1189 — 0, 47 34,9 502 253 6 3427 — 2,51 15,2 unter 500 6956 232173 — 4752 — 45665 6, Schon diese Allgemeinbilder sind hochbedeutsam. In allen größeren Gemeinden des Landes ist noch nicht einmal die Hälfte der Ortsanwesen en ortsgebürtig; in den kleineren Gemeinden von unter 2069 Einwohnern dagegen dürften die Ortsgebücigen durchschnittlich erheblich über 75 So hinausgehen. Eine Einzeldarstellung der 35 größeren Gemeinden (Stat. Handbuch, Jahrgang 1896) zeigt, daß die Zahlen der Garnisonstädte naturgemäß durch die zahl- reichen nicht orte gebürtigen Militärpersonen beeinflußt werden, doch sind diese Einwirkungen, wie aus. den enisprechenden Verhältnißzahlen für das weibliche Geschlecht allein hervorgebt, nicht in erster Reibe wirksam; denn die Prgzentzahlen der Nichtortsgebürtigen waren bei den ann, e, n, . bei den weiblichen überhaupt: Personen: Stuttgart. 8939 60.9 n, , . 55,0 Galnenn . 565, Ludwigsburg.. 74,4 63,0 . 49,5 Tübingen... 57.2 53,9 Dagegen in den nicht mit Militär belegten Städten: Gan statt 59,3 Göppingen... 268,38 56.1 Ravensburg.. . 61, 60,1 k . 54,0 u Diese eigenartige Zusammensetzung kann naturgemäß nicht ohne starken Einfluß auf den Charakter der größeren Gemeinden sein. Mit welcher Schnelligkeit die Veränderungen vor sich gehen, zeigt die zweite der oben gegebenen Uebersichten. Die Gemeinden von unter 2000 Einwohnern nahmen in den 5 Jahren 1890/95 durchschnittlich um so rascher ab, je kleiner sie waren; umgekehrt nahmen die größeren Gemeinden durchschnittlich um so rascher zu, je 57 sie waren. Die Verhältnißzahlen der an das würtiembergische Eisenbahnneß an= geschlessenen Bepölkerungen zeigen einen ganz ähnlichen Aufbau,. —— In den 5 Jahren 1890/95 hat die Gesammtbevölkerung Württem⸗ ßergs um K S279 Köpfe zugenommen. Der Ukberschuß der Geborenen über die Gestorbenen betrug aber in dem jwischen den 2 Volks zählungen liegenden Zeitraum 95 479, es fehlten somit 50 8650 Köpfe. G52 von diefen Fehlenden sind ais über deutsche Häfen und über
orts⸗ anwesende Bevõöl ke⸗
rung
in den Gemeinden mit
168321 119386 266 4904 61 891 94151 143 821
über 100 009 Einw. 20 - 100 009), 5 — 20000 30 1— 5000 14
3 — 4 000 28 230090 60 1—2 000 376 500 - 1000 703
.,
22 Antwerpen, Rotterbam, Am sterdam (überseeisch Ausgewanderte nach⸗
eren. die übrigen 28 798 sind spurlos verschwunden. Sie würden
den umliegenden Ländern und sonst in Eurspa aufgefunden worden fein, wenn man dort im Jahre 1805 überall eine Volkszählung ge⸗ kabt und dabel auch nach dem Geburtsort gefragt und die betreffenden
ablen auch fär daß Königreich Württemberg festgestellt hätte. Dies ff jedoch nicht der Fall; nicht einmal für das Deytsche Reich war bei der Volkszäblung vom Jahre 1895 die Frage nach dem Geburts- ort vorgeschrieben. ö
Nach dem Befunde der Volkszählung allein könnte es den Anschein gewinnen, als ob von 18939 bis 1895 nur in den Gemeinden von 5000 und mehr Einwohnern Menschen zugewachsen wären; denn die 35 Gemeinden von je über 5000 Einwohnern haben allein um 48 583 Köpfe zugenommen, während das ganze, übrige Land um 39564 Köpfe abgenommen hat. Thatsächlich ist aber gerade das Gegentheil der Fall. Der durchschnittliche jährliche natürliche Zuwachs durch Geburkenüberschüsse bat in den letzten 10 Jahren bei den 35 größten Gemeinden 8,9 oO oo der mittleren Bevölkerung beiragen, bei dem Landesreste dagegen 9,7 / o0. Die Landbevölkerung hat also abgenommen, obschon sie in derselben Zeit mehr Menschen geliefert hat. Die Zunahme der größeren Gemeinden sst demnach eine noch bedeutungsvollere (desgleichen die Abnahme der kleineren), als die Zahlen erscheinen lassen, weil bei den Verschiebungen zu Gunsten der größeren Gemeinden die nur zu einem kleinen Theil“ mitgenommenen kleinen Kinder nicht voll zur Geltung kommen; es sind also weit mehr Erwachsene nach den gu ößeren Gemeinden gezogen, als die Zunahme erkennen läßt. .
Tkatsache ist, daß auf dem 86 790 ha großen Landgebiet der 35 Gemeinden von über 5e 00 Einwohnern seit 1890,95 sich wiederum die Menschen enger zsammengedrängt baben, sodaß am 2. Dezember 1895 6,27 Menschen auf 1 ha kommen gegen b [1 am 1. Dezember 1890, während im Landesrest auf 1 ha am 1. Dejember 1890 0383, am 2. Dezember 1895 nur noch O, se Menschen entfallen. „Die Landfläche des Königreichs Württemberg“, sagt das Statistische Landetzamt, „fängt tharsächlich an zu veröden, die früber gleichmäßigere . der Menschen auf die Bodenfläche ist im Schwinden begriffen.
] Einiges Licht auf die den Bewegungen etwa zu Grunde liegenden tieferen Ursachen vermögen einige bei anderer Gelegenheit gewonnene Ziffernreihen zu werfen. Schon aus dem. Zusam men halt der Er⸗ scheinungen mit der Größe der Gemeinden ist zu schließen. daß die Abnahmen hauptsächlich auf Abnabmen der landwirthschafilichen Be⸗ völkerung zurückzuführen sind; diese Abnahme erhält ihre Bestätigung durch die Thatfache, daß ven der am 14. Juni 1895 gezählten orte anwesenden Bevölkerung auf die Land. und Forstwirthschaft entfielen in den Gemeinden von über
I. 100 000 Einwohnern (Stuttgart) ... II. Gemeinden von 20 000/100 000 III. . 5000/20 000 IV. , 2000/65000 V. ö unter 2000 Einwohnern Würde man die unter V. befaßten Gemeinden noch weiter unter⸗ shellen, fo würde der Prozentsatz bei den Gemeinden mit 500 und weniger Einwohnern wohl bis über 980 0 steigen. Eine weitere Be⸗ stͤtigung dafür, daß die Abnahmen mit der Lage der landwirtbschaft⸗ lichen Bevölkerung zufammenbängen, bildet die Thatsache, daß gerade diejenigen Oberämter, welche am 14. Juni 1895 die ver⸗ bältnißmäßig. zahlreichste landwirtbschaftliche Bevölkerung auf= weisen, mit denjenigen Oberämtern zusammenfallen, welche von 189095 verhältnißmäßig am stärksten abgenommen haben. Die infolge der allgemeinen Verkehrsentwickelung veränderte Lage der landwirthschaftlichen Erwerbsarbeit bringt naturgemäß auch eine un⸗ günstigere Lage des Kleingewerbes und des Kleinhandels mit sich; diese letzteren haben sowobl unter veränderter Kaufkraft ihrer Kunden⸗ kreise als unter der großen Erleichterung aller Arten von auswärtigem Waarenkauf zu leiden. J Bisher baben wir uns mit den Verschiebungen beschäftigt, welche durch Betrachtung der an den „Stichtagen. der Volkszählungen „ortè. anwesenden Perfonen festgesteilt werden können. Man muß sich aber bewußt bleiben, daß die Beziebungen zwischen Bevölkerung und Wohnort noch reichere und merkwürdigere sind, als aus jenen Zahlen hervorgeht. So gut man unterscheiden kann zwischen Orts geburtigen und Zugezogenen, zwischen Ortsdürgerlichen und Nichtbürgerlichen, zwischen wirklichen Ortsbemohnern (mit festem Wohnsitz) und vorüber⸗ gebend Anwesenden, so aut kann man auch unterscheiden zwischen Orts arbeitenden und Ortsnächtigen den. In der That giebt es für sehr viele Gemeinden des Landes eine Arbeits bepöllerung, welche sich nach Schluß der Arbeitszeit in die umliegenden Orte zerstreut, und diese Arbeits bevölkerung giebt uns auch den Schlüssel zum Verständniß für diese ganze eigenthümliche Bewegung der Menschen. Der freibende innere Grund ist das Streben nach Verwerthung der Arbeitskraft bezw. nach rentablerer Verwerthung der Arbeitskraft. Zunächst geht die arbeitsuchende Person zu Fuß zur Arbeitsstätte und kommt, Mittags und Abends wieder keim; wenn die Entfernung größer wird, nur noch Abends, und jwar theils ju Fuß, theils durch die Eisenbahn. Wird die Ent⸗ fernung noch größer, so wird täglich die Fahrt nach der Arbeitsstätte und zurück mit der Eisenbahn gemacht; werden die Veihältnisse noch ver. wickelter, so wird die Hinfahrt am Montag früh und die Rückfahrt am Sonnabend Abend bewerkstelligt und in der Zwischenzeit am Arheitzort enächtigt. Wir haben in den einzelnen Orten die verschiedensten ischungen von derartigen Fällen vor uns: von vorũbergehendem Befuch, ron vorübergehendem Aufenthalt bis zur endgültitzen und völligen Verlegung des Wohnsitzes in die Nähe des Arbeite plates. Die „Arbeits. bezw. Tagesbevölkerung' der Wohnorte deckt sich noch in vielen Fällen mit der Nichtbevölkerung, in vielen aber nicht mehr (besonders nicht in größeren Städten mit ihren Stadttheilen und Vor ⸗· orten). Einige Anhaltspunkte über die statifindenden Bewegungen in Würitemberg geben die von der Eisenbahnverwaltung ausgegebenen Arbeiter- Wochenkarten nach einer oder beiden Richtungen, sowse die fogenannten Arbeiter ⸗Rückfahrkanten; erstere berechtigen zu ein. oder jweimaliger Fahrt an sechs Tagen in der Woche, letztere zu einmaliger Hin. und Rückfahrt am Anfang bezw. am Schluß der Weche. In den Mittheilungen des König⸗ sichen Slatistischen Landeßamts“ fisden sich Nachweisungen über die Zahl der Arbeiter⸗Wochentarten und der Rückfahr⸗ karten, welche in und nach Stuttgart gelöst worden sind Danach ist die Zahl der Arbeiter⸗Wochenkarten für ahrten nach beiden Richtungen in allen württembergischen Eisenbahnstarionen zu⸗ sammen in' den Jahren 1890/93 von 220 893 auf 417 494 gestiegen, die Zahl der Karten nach nur einer Richtung in den Jahren 1893/96 von 7 173 auf 75 368. Die Arbeiter⸗Rücksahrlarten mit einmaliger Gültigkeit hin und zurück in der Woche sind erst am 15. Augusi 1897 elngeführt worden. Alle diese Karten werden naturgemäß von solchen Personen benutzt, welche in oder bei den Abgangè stationen wohnen, (ber in oder bei den AÄntunstsstationen arbeiten. Im Jahre 1897/98
1. April bis 31. März) haben 92942 Arbeiter. Wochenkarten im Lin en Haupt oder Westbahnhof ihren Endpunkt gehabt, wäbrend nur 23 294 von Stuttgarts Bahnhöfen aus abgegangen sind. Nimmt man an, daß auf jede Person 50 Karten kommen, waß sehr hoch gerechnet sst, so bätte man mindestens 1800 bis 2000 Per onen, welche täglich durchschnittlich auf den verschiedenen Bahn⸗ böfen mit verschledenen Zügen eintreffen, während nur etwa 55606 bis 600 die Stadt verlassen, um aus warts zu arbeiten; bei den Rückfahrkarten würden sich etwa 310 bis 350 bezw. 20 bis 25 ergeben, sodaß einer Ankunft von etwa 2000 bis 5000 Per⸗ sonen ein Abgang bon etwa 600 bis 660 entsprechen würde. Diese Zahlen würden aber das Minimum nach unten ergeben. Dabei sind diejenigen Personen, welche aus der Umgebung zu Fuß ankommen, und diejenigen, welche z. B, die Straßenbahn, ein Zwetrad benutzen, uh gerechnet. Die Stationen, aus welchen täglich Leute mit Arbeiter⸗Fahrkarten, nach Stuttgart fahren, ver— theilen sich auf die 14 Oberämter Stuttgart Land, Cannstatt. Eßlingen, Göppingen, Kirchheim; Nüningen, Reutlingen, Böblingen, Leonberg. Ludwigsburg, Besigheim, Walblingen, Backnang, Schorndorf. Man sieht, die Zufahrtszone ist etwa der vierte Theil des ganzen Königreichs; die nur einmal wöchentlich Zu und Zurück ⸗
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fahrenden **. eine noch weitere Zone. Es wird anzunehmen sein, daß die aus Stuttgart hinausfahrenden Inhaber von solchen Karten sollal in anderer Lage sind als die bineinfahrenden, und daß es ch dabei vorzugsweise um solche Geschäfte handelt, welche regelmäßig einjelne Arbeitekräfte auf längere oder kürzere Zeit entsenden. ierüber können naturgemäß nur Vermuthungen aufgestellt werden. erarti , welche den Tag in der hier liegenden Arbeits flätte, die Nacht in der dort liegenden Wohnstätte verbringen, ind gan; neue Erscheinungen im alten Rahmen des Gemeindelebenk, a des volklichen Zusammenlebens überbaupt. Die alte Gemeinde—⸗ einheit ift da und dort in Auflösung begriffen, die veränderten Arbeits und Lebensverhältnisse baben alte Sitten und Gewohnheiten gesprengt, der „Zug nach der Stadt‘ besteht nicht etwa bloß in Wohnsitz verlegungen von der einen Gemeinde in die andere, er ift vielmebr ein Ausdruck ganz neuer Kombinationen jwischen Arbeits- und Wohn stätten. Die Rufe nach gemeindlicher, staatlicher, sogar „nationaler“ Wohnungsreform, nach „Industriestraßen', nach Verlegung der Industrie aufs Land u. s. w. sind die Symptome der veränderten Gesammtlage. Der Staatsbürger, der 5 bis 20 km von iedem Bahnnetz entfernt ist und vergebens seine Arbeitskraft anzuwenden strebt, und derjenige, der im Landesmittelpunkt seinen Grundbesitz an Werth sozusagen von selbst steigen siebt, sind die Endglieder einer verzweigten Personenkette, deren Einzelglieder von dem Verkebre⸗ umschwung in verschiedener Art und in verschiedenem Grade be⸗— troffen werden.
Rech bliebe übrig, darüber Rechenschaft zu geben, welche Folgen die Verschiebungen im sozialen Leben mit sich bringen. Darüber, welcherlei Volksbestandtheile sich nach der Stadt drängen, sind neuer⸗ dings jahlreiche Vermuthungen aufgestellt worden. Was die alten Geschichtsschreiber berichten, daß z. B. in Rom zur Kaiserzeit von überall her die jweifelbaften“ Elemente zusammengeströmt seien, das sagen manche Schriftsteller der Gegenwart auch von den Großstädten unseres Zeitalters; andere sagen das Gegentheil. Einzelne allgemeine, merkwürdige, soziale wie anthropologische That⸗ sachen lassen sich einwandsfrei feststellen, so beispielsweise das Zu—⸗ sammenströmen von Israeliten in den Städten beiw. Großstädten. Von den 12 245, 13 331, 12 639, 11 887 Israeliten, welche z. B. in Württemberg bei den Volkszählungen von 1871, 1880, 1890, 1895 gezählt wurden, waren 1817, 2486, 2758, 2718, also 14, 84 9, 18,4 0e, 21,82 9 und 22, S ίο0 in Stuttgart gezählt worden, im Jahre 1871 war also nur 1, im Jabre 1895 dagegen beinahe 1 aller Ifraeliten Württembergs in Stuttgart ortsanwesend. Ferner ist Thatsoche, daß die Verlegung fast aller höheren Unterrichts- und Erziehungsanstalten, der Kunst- und Wissenschaftsinstitute und Sammlungen aller Art u. s. f. in größere Orte die Einwohner dieser Srte, wie der bekannte Statistiker Georg von Mayr dies zutreffend nennt, unterrichtsgelegener macht, woraus z. B. die starke prozen⸗ iuale Betheiliqung der Israeliten, die verhältnißmäßig schwache der Katholtfen sich vielfach erklären mag, da naturgemäß ortsansässige Eltern ihre Kinder leichter in solche Anstalten schicken können. Gerade diefer Gesichtspunkt ist beispielsweise für den „Zug nach der Stadt bei densenigen Kreisen sehr wirksam, welche nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind.
Zur Arbeiterbewegung.
In Dresden haben, wie die Lpz. Itg. berichtet 109 Schmied e⸗ gebilfen am Montag wegen Lohnstreites die Arbeit eingestellt. Vgl. Nr. 73 d. Bl.) .
In Wilsdruff sind nach einer Mittheilung desselben Blattes am Sonnabend 160 Holzarbeiter in den Ausstand eingetreten, da ihre Forderungen — 58stündige Arbeitszeit in der Woche, Er— köhung der Löhne durch Einführung eines entsprechenden Tarifs mit ? bis 160, Zuschlag, 18 „606 Mindestlohn für gelernte Arbeiter, Arbeitesckluß und Lohnzahlung Sonnabends Nachmittags 4 Uhr — nicht bewilligt worden sind. Mit Ausnahme des Besitzers einer Möbelfabrik, der die Forderungen bewilligte, haben die Meister und Fabrikanten sich durch Vertrag gegenseitig verpflichtet, keinen 1 von einem dortigen Arbeitgeber während des Ausstands ein⸗ ustellen.
Aus Crimmitschau wird der „Geraer Ztg.“ geschrieben: Die biesigen Textilarbeiter haben dem Spinner⸗ und Fabrikanten, verein folgende Forderungen unterbreitet: Verkürzung der Arbeitszeit von 11 auf 10 Stunden, dabei gleichbleibender Lohn für die im Tagelohn und 10 0nͤ09 Lobnerhöhung für die im Aecgrd⸗ sohn Arbeitenden, Bejablung der Nebenarbeit und Be⸗ schaffung guten Trinkwassers. Begründet, werden diese Forderungen damit, daß nabezu 17 Jabre vergangen seien, seit die Arbeitszeit ver⸗ küärst worden ist, und daß der beutige Maschinenbetrieb für den Arbeiter aufreibender geworden sei.
In Nürnberg baben, wie die Münch. N. N. melden, die Zimmerleute keichlossen, bei solchen Arbeitgebern, welche nicht 13 3 Lohn für die Stunde zahlen, die Arheit einzustellen.
Aus Karlsbad berichtet ein Wiener Telegramm des, W. T. B.“ Nachdem vorgestern eine Anzahl Bauarbeiter die Arbeit niedergelegt haben, hat sich, wie die Blätter aus Karlsbad melden, der Ausstand ju einem allgemeinen entwickelt. Der Bezirlsbauptmann verbot An- sammlungen und Umzüge; mehrere Ansammlungen von Arbeitern wurden durch die Gendarmerie zerstreut. Im Laufe des gestrigen Tages wurden drei Personen verhaftet. Auf Ansuchen der Behörden ist au? Eger ein Bataillon Infanterie eingetroffen. Bisher sind keine Ruhestörungen vorgekommen. t
Aus Seraing wird dem ‚W. T. B.“ gemeldet: Dreitausend Grubenarbeiter sind in den Ausstand getreten und verlangen eine 15 ooige Lohnerhöhung. Man befürchtet, daß der Ausstand sich auf den ganzen Lütticher Grubenbezirk ausdehnen werde.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Rumänien.
Bukarest, den 1. April. Der in den letzten Wochen reichlich gefallene Schnee und Regen haben dem Ackerboden die zur Bebauung ersorderliche Feuchtigkeit zugeführt, sodaß die Frühlingseinsaat unter normalen Verhaͤltnissen vor sich geht. .
Die Herbftsaat stebt im allgemeinen gut. Die anhaltend kalte Temperatur ist insofern günstig, als sie das unerwünschte zu schnelle Wachsthum auf den Feldern verhindert.
Der Stand des Rapses ist ein besonders guter.
Saatenstand und Getreidehandel in Bulgarien.
Varna, den 5. April 1899. Die Herbstsaaten baben im allgemeinen sehr gut überwintert; durch die ausgiebigen Niederschläge und warmen, sonnigen Tage des letzten Monats ist auch das neue aufkeimende Sommergetreide äußerst günstig beeinflußt worden, sodaß die Landwirthe auf . des jetzigen Saatenstandes eine ergiebige Ernte für dieses Jahr erwarten. ; ͤ
31 Monat . hat das Varnaer Getreidegeschãft erheblich zu genommen, dessen Aufschwung hauptsächlich dem Weizen zu gute kam. Während die Getreideausfuhr nach den griechischen Inseln nachgelassen hat, fanden die bulgarischen Zerealien an den englischen und belgischen Getreldemärkten größeren Abfatz als bisher. —
Vas Haupterportprodukt bildete Mais, welcher trotz seiner steigen⸗ den Prelgnotierungen in großen Mengen ausgeführt werden konnte, und dessen Stocks man in Höhe von eiwa 10 O60 t noch abzustoßen edenkt. . ĩ x Das Baltschiker und Kowarnaer Getreidegeschäft ist für diese Saison nahezu beendet; die dortigen geringen Hartweizen. und Gerste⸗ voörräthe werden von Spekulanten in Erwartung besserer Preise
ückgehalten. . lh altz tee de. Dutthschn tte presse betrugen pro Doppelientner
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Im letzten Monat wurden ausgeführt: aus Varna Weizen nach der Türkei... EGEngland Belgien Mais nach der Türkei. nach Frankreich. nach Italien. Gerste . nach der Türkei.
afer deln Frankreich Hirse
nach der Türkei.
In den die Berichterstattung der land⸗ und forstwirthschaftlichen Sachderständigen bei den Kaiserlichen Vertretungen im Auslande ent— haltenden Beilagen ju den Nrn. 6 und 7 der Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts- Gesellschaft. . führt der Sachverständize für die südamerikanischen Staaten in Buenos Aires feinen eingehenden Bericht über den chilenischen Ackerbau zu Ende und schließt daran den ersten Theil einer Abhandlung über die
chilenische Viehzucht.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 15 vom 12. April 1899.)
. Pest und Cholera. . .
Britisch-Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 5 bis
11. Mär; starben 15 Personen an Cholera, 5 an Pocken und 249 an Fiebern; an Pest erkrankten 83 und starben 68.
Pest.
Britisch-⸗Ostindien. Vom Ausbruch der Pest im Herbst 1896 an bis einschl. Januar 1899 sind bei den Bebörden zur Meldung gelangt: aus der Stadt Bom bay über 36 000 Erkrankungen, aus dem Dharwar⸗Bezirk 36 459, Satara. Bezirk annähernd 26 000, Belgaum⸗Bezirk 33 800. Kolapur-Staat 13 009, den übrigen Staaten und Bezirken der Präsidentschaft Bom bay (ausschl. Pasaöna mit 9397) 50 000, der Stadt Kurrachee 6608, und sonft aus der Probinz Sindh ungefähr 2000, aus dem Hosbiarpur⸗Bezirk des Pua nja b 837, Jullunder ⸗ Bezirk 2691, aus Saharanpur in den Nordwestprovinsen 275, dem Wardha—⸗ Bezirk in den Zentralprovinzen 163, den Benken der Provinj Madras mebr als 1000, dem Staate Hyderabad 5000 (davon aus dem Lingsugar⸗ Bezirk 3200), dem Sirohi-Staate in Rajputang IUi7,6, aus Mysore ungefähr 98000 Havon aus Bangalore 3300, aus dem dortigen Kantonnement 3837). Die Zahl der Pestlodesfälle für die angegebene Zeit ist nicht genau fest⸗ zustellen, doch beträgt sie wabrscheinlich gegen Million, über 200 000 Peststerbefälle sind behördlich angemeldet. . )
In der Zeit vom 26. Februar bis 4. März hat die Seuche in der Stadt Bombay mit N78 Todesfällen gegen 934 in der Vor woche noch eine weitere Zunahme erfahren. In der gleichnamigen Präsidentschaft ist die Zahl der an Pest Gestorbenenen von 1500 auf 30G gefallen, in Kurrachee von 8 auf 36 gestiegen. Im Jul lunder— Bezük kamen 9 Erkrankungen zur Kenntniß, in Kal kutta 29 mit 21 Todesfällen (darunter einige verdächtige). Eine Zunahme der Seuche wurde in den Kolar⸗Goldfelder bezirken und iim nördlichen Arcot⸗ Bezirk der Provinz Madras festgestellt. Ein merklicher Wechsel hat im Staate Hyderabad nicht stattgefunden, im ÄAnantapurbezirk (Prov. Mabras) war eine Besserung zu ver— eichnen.
. Einer Meldung vom 10. März zufolge ist die Pest in 2 Dörfern der Provinz Bengalen im Faridpur⸗ und Vacca⸗Bezirk aus⸗ gebrochen. ; ⸗ ; x
In Kurrachee zeigte die Seuche neuerdings eine weitere Zu⸗ nahme; sie verursachte in den Tagen vom 8. bis 14 März 7, 19, 12, 12, 15. id, 21 Erkrankungen und 5, 9, 6, 10, 10, 13, 15 Todesfälle.
Nach einer andeten Meldung sind innerbalb der am 5. März endenden? Woche an Pest gestorben: in der Präsidentschaft Bombay einschl. der Probin? Sindh 2493 Personen (davon in der Stadt Bombay 1036), in Kurrachee 52, in Thanga 142, in Sataxra Bo, in der Praͤsidentschaft Madras 128 (davon im nördlichen Arcot⸗ Bezirke 69), im Staate My sore 180, im Staate Hyderabad 88,
in Kalkutta 21. . Gelbfieber.
In der Woche vom 21. bis 27. Januar sind in Rio de Janeiro 28 Todesfälle an Gelbfieber und 10 an accesso pernicioso gemeldet; von hier aus ist Gelbfieber nach Victoria (Espirito Santo) ver⸗ schleppt worden, woselbst vom 12. Dezember v. J. bis 4 Februar 5G Erkrankungen mit 20 Todesfällen gezählt wurden.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Antwerpen 2, Moskau 8 Todesfälle; Antwerpen (Krankenhäuser), Paris je 5, St. Petersburg 36 Erkrankungen; Genickstarre: New Jort 12 Todesfälle; Tollwuth: Rem l Todes⸗ fall; Milzbrand: Moskau 1 Todesfall; Varizellen: München 39, Wien 53 Erkrankungen; Keuch hu sten; London 5 Todesfälle; Reg.⸗ Bez. Schleswig 70, München 509, Wien 100 Erkrankungen; Influenza: Berlin, Hamburg je 123, Altona, Frankfurt a. M., Leipzig je 4, Braunschweig, Bremen, Bretlau, Kotthus, Magdeburg je 3, Barmen, PBanzig, Hildesbeim je 2. Kopenhagen 9. London 10, Motkau 5, New York 8, Paris 70, St. Petersburg, Prag, Wien je 3 Todesfälle; Nürnberg 555, Hamburg ?71, RKopenhagen 131, St. Petersburg 30, Stockbolm 43 Gikrantungen; Lungenentzündung: Reg. Bei. Schleswig 121. München 78 Er⸗ krankungen. — Mehr als ein Zehniel aller Gestorbenen starb an Mafern (DDurchschnitt aller, deutschen Berichtsorte 1886/89: 15 oo: in Halberstadt — Erkrankungen kamen vor in Berlin 43, im Reg.-Bez. Aachen 224, in Budapest 130, Edinburg 188, Kopenbagen 106, Nem Jork 280, St. Petersburg 97, Prag 22, Stockholm 26, Wien 325 — desgl. an Scharlach in Berlin 19, Breslau 42, im Reg. Beg. Arneberg 153, in Budavest 33, Kopenhagen 84, London (Krankenbäuser) 165, New Vork 182, Paris 156, St. Petersburg 40), Wien 59 — dergl. an Divhthe rie und Croup in Berlia 82, im Reg. Ben. Arnsberg 137. in München 57, Kopenhagen 45, London (Krankenbäuser 121, Rew York 203, Paris 70. St. Petersburg 87, Stockholm 26, Wien 66 — desgl. an Unter ˖ seibetypbus in Budapest 25, Paris 41, St. Petersburg 205.
Der Ausbruch der Maul und Klauen uche ist dem Kaiserlichen Gesundbeitsamt gemeldet worden vom stãdtischen Vieb⸗ hofe zu Stettin am 11. April.
Hinter ⸗- Indien.
Wegen Auftretens der Beulenvpest in Nonakong ist der dortige Hafen durch Bekanntmachung, der Kolonial- Wegierung in Singapore dom 18. März d. J. für verseucht erklärt worzen. .
Alle von dort kommenden Schiffe werden bis jum ngunten Tage nach der Abfabrt oder 1 Auftteten dez letzten an Bord vorge- kommenen Falles der Krantbeit oder bis zur Freigabe durch den Ge.
. der Kolonie bis auf weiteres unter Qunarantãne ge- ellt werden.