vom Landw. Bezirk Desterlen vom 2. Feld. Art. Regt, Nr. 29 Prinz⸗Regent Luitpold vom Feld ˖ Art. Versetzung in das 2. 29 Prinz Regent Luitpold Dberärzten, Dreger, Unterarzt im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen Rr. 125, zum Assist. Arzt, — befördert. Den ller der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uni— Müller (Ernst) der Landw. 2. Aufgebots
Stabtärzten: Bezirk Gmünd, mit der form, Dr. Haidlen, Dr. vom Landw. Bezirk Stuttgart, Dr. 1. Aufgebots vom Landw. 2. Aufgebots vom La 2. Aufgebots Allgayer Bezirk Biberach, Dr. Rall Bezirk Ravensburg Dr. Vo Bezick Um, Dr. Fischer Bezirk Leonberg, Bezirk Gmünd; i vom Landw. Bezirk Reutlingen, ür * pom Landw. Belirk Calw, — der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär-Verwaltung. Den Ober ⸗Apothekern der Landw. 2. Aufgebots: Benrk Hall, Dr. Baur vom Lande. Bezitt ch, Dr. di Centa vom Landw. Bezirk Hall, Schreiber vom Tandw. Bezirk Um, Dr. Goldmann vom Landw. Bezirk Heil bronn, — der Abschied bewilligt.
Kaiserliche Marine. Ernennungen, Beförderungen und Ver⸗
Landw. Bezirk Biberach, ndw. Bezirk Gmünd, Dr. Reichert
Dr. Gaupp der
ot vom Landw.
t Offiziere ꝛe. etzungen. enn zur See, „Oldenburg“ als übergetreten.
ert sind: Die Korv. Kapitäns: zur Bienstleistung im Reichs⸗ ommission und Komm
mit Außerdienststellung S. M. ommandant auf S. M.
Marineamt, Franz, Pr andant S. M. Spezialschiffs Pelikan“, kommandiert zum Admiralstabe der Marine, — zu Freg. Kinderling, ñ Kommandant S M. Kanonen⸗ Stabe S. M. Vacht
Winkler, Kapitãnlts.: Kanonenboots „Jaguar“, Weber, Grumme kommandiert fur Kutter vom Stabe S. M. Linienschiffs „Kurfürst Krüger (Ernst), kommandiert zur Dienst— karine Art, — zu Korv. Kapitäns; die vom Stabe S. M. Trotha (Adolf vom Stabe der 2. Div. des v. Keyserlingk, Lange vom Stabe S. M. kleinen Kreuiers Führer bei der 1. Matrosen Div., Heuser kleinen Kreuzers Zieten“, Hahn vom
Marineamt, Friedrich Wil belm leistung bei der Insp. der Oberlts. zur See: Deutschland , v. Kreuzer · Geschwaders, Admiralstabe der Marine, Tim me, Komp. vom Stabe S. M. ' . 1. Torpedo⸗Abtheil., Stabe S. W. vom Stabe S. M. Linienschiffs
helm“, Engels vom Stabe S. M. großen Scheunemannn vom Stabe S. M. Linien
Blũcher Friedrich Wilbelm .
— Charlotte), Condor, Schuur 3m Witt vom S
kleinen Kreuzers Torx edo Diotsions boots M. Torr edo⸗Divisions boots die Fähnriche zur See: 1 boot Jaguar, Kett ler vom S Fisfcher (Robert) vom — ju Lts. zur See, Hempel, Maschinen. Ober ⸗Ingen. vor der Marine Station der Nordsee, zum Stabe ingen.; die Maschinen. St isegel von der Marine Station der Nordsee Zirpel Ost ee. = zu Maschinen Ober ⸗ Ingenieuren; die üm mel von der Marine Station der
Frithjof ? schiffs Beowulf“, Tt nisses der Reife zum Seeoffijzier;
Ingenieure: vor der Marine Station d. Maschinen · Un Oster wald v r don der Marine Station der Nordsee, Station Ter Ostsee, Bock M rich, Bergmann ven der Maschinen Ingerieuren; den der Marine. Station der Norziee, Station der Neumann,
ter Ingenieure: el von ger er Marine⸗Station der Oftsee,
seines
Maschiriften: ifse, Thom sen ren der Macine⸗
ven der Marine Station der)
& 8 J ** 73
X 8 F 71 . J ö X *
Hartig, den ter Marine⸗ Station der
Personal⸗-Beränderung en.
X. (Königlich Württembergisches) Armee ⸗ Korps.
Im Sanitäts- Korps. T. April. Die Assist. Aerzte: Dr. Friederich der Res. vom Landw. Bezirk Leonberg, Pr. Gutt-⸗ mann der Res. vom Landw. Bezirk Stuttgart, Dr. Zeller der Res. vom Landw. Bezirk Heilbronn, gebots vom Landw. Bezirk Um, Dr, Wagner der
Sonn tag der Landw. 1. Auf⸗ Krailsheimer Dr Walcker, Stuttgart, Dr. Regt. König Karl
Feld ⸗ Art. von Bayern, — zu
Moosbrugger der Landw. Pr. Eppler der
Landw. Bezirk
r Eßlingen, 2. Aufgebots vom
Landw.
der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Iz der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. der Landw. 2. Aufgebets vom Landw. Landw. 2. Aufgebots vom Landw. den Oberärzten: Dr. Hückel der Landw. 2. Aufgebots Dr. Lütje der Landw. 2. Aufgebots
10. April. Wahren dorff, Linienschiffs
Linienschiff Sachsen“
Friedrich, kommandiert Franz, Präses der Minen
Kommandant S. M.
Hohen Reichs
Dienstleiftung im großen Kreuzers kommandiert zum
Meurer von der Linienschiffs
Schul schiffs. Blücher, Beowulf“, Leon⸗
S. M. Schulschin s S. M. kleinen Kreuzers
Stabe S. M. kleinen Kreuzers Cormoran“, 2. Din. I. Toꝛpedo Divisionèẽboots M. Torpedo⸗Divisionsbootz D777, M. kleinen Kreuzers . füeinen Kreuzers Hela„,. Weine (tarh Greif, Quaet⸗Faslem vom Breithaupt dom . h Pochbammer vom Stabe S. M. Kanonen.
Geschwmwaders, Bruns vom D, Hagedorn vom Döhring vom
„Zieten Krah vom Stabe S. M.
vom Stabe S. M. Stabe S. M. Stabe Oberlts. zur See;
S M. Lüften · Paazerschiffs Stabe S. M. Küsten ⸗ Panzer unter Ertbeilung des Zeug⸗
3 Dito Junker von der Marine⸗
r, Crisler, Eckert, Fried? Marine Station der Nordsee, ber · Maschiniften:
—— iu Köser, Nelles Haböck von der Marine⸗
Maschinen ⸗ Unter ⸗ Ingenieuren; Torpedo Dber Mechaniker unter Feststellung schiner⸗ Unter ⸗Ingen. Sey kum, jum Torpedo Unter- Ritter von der Marine Station
von der Marine Station Dien stalters unmittelbar
der Dstsee,
Nortsee, Fratel
12 3 . narine⸗
1
lascinen⸗Unter · Ir
ren? = —
Totvede / Ingen.
Naschinen-· Obm vo NMüller
— * — Hlee,
Ghrav tom eki
de. Beiõ dert sind: Da m mann, Dberlt.
* 1 4.
695 2 in seiten
über Samoa versagte.
Abschiedsbewilligungen. Berlin, Schloß, 10. April. ö Freg. Kapitän, auf sein Gesuch mit der gesetzlichen ension zur Visp. gestellt und gleichteitig zum Bureguchef und Bibliothekar der Marine Alademie und Schule ernannt. Gerstung, Korv. Kapitän, auf (ein Gesuch mit der gesetzlichen Pension der Abschied bewilligt. Sonnefeld, Ober⸗Maschinist a. D, ͤuletzt bei der 1. Werft Diy., ausnahmsweise der Charakter als Maschinen⸗ Unter- Ing. bewilligt.
Im Sanitäts- Korps. Berlin, Schloß, 10. April. Befördert sind: Die Marine⸗Ober-Stabsärzte 2 Kl.: Dr. Dam mann, Dr Koch von der Marine⸗Station der Nordsee, Dr. Davids, Dr. Grotrian von der Marine⸗Station der Ostsee, Lerche von der Marine · Station der Nordsee, Dr. Arendt von der Marine⸗ Station der Ostsee, — zu Marine⸗Ober-⸗Stabsärzten 1. Kl; Dr. Tobenberg, hr. Spüiering, Marine-⸗Stabsärite don der Marine— Station der Ostsee, zu Marine Ober. Stabzärzten 2. Kl; die Marine⸗ Sber . Assist. Aerzte: Hr. Senf, hr. Mix ius von der Marine Station der Nordsee, Dr. Rich ter, Dr. Fröse, Dr. Wang von der Marine⸗ Station der Ostsee, Or. Ottow von der Marine. Station der Nordsee, — zu Marine Stabsärzten; die Marine ˖ Assist. Aerzte: Steinbrück, Dr. Mac Lean von der Marine⸗Station der Nordsee, Dr. Oloff von der Marine Station der Oftsee, Dr. Schmidt. Dr. Fricke (Karl von der Marige . Station der Nordsee, — ju Marine Ober- Assist. Aerzten. Dr., Buschmann, Oberarzt der Res. a. D. im Landw. Bezirk Hamburg, Dr, Gebse, Oberarzt der Res. a. D. im Landw. Beurk 111 Berlin, M im aktiven Marine⸗Sanitäts Korps und zwar als Marine⸗Ober-Assist. Aerzte mit einem Patent vom 14. März 1899, Dr. Hau sch, Assist. Arzt der Res. der Marine Sanitätsgffiziere im Landw. Bezirk Landsberg a. W., unter Beförderung zum Marine⸗ Ober ⸗Assist. Arzt, im aktiven Marine · Sanitãts. Korps, — angestellt. Pr. Heinemann, Marine-Unterarzt von der Marine Station der Nordsee, zum Marine ⸗ Assist. Arzt besördert. Dr. Mediger. Assist. Atzt der Res. 4. D. im Landw., Bezirk Posen, im aktiven Marine—⸗ Sanität, Korps und zwar als Marine Assist. Arzt angestellt.
Beförderk sind: Dr. Stöve, Marine, Assist. Arzt der Res. im Landw. Bezirk Königsberg, zum Ober Assist. Arzt der Res. der Marine Sanitäteoffiziere, Dr. Kiefer, Marine - Assist. Arzt der Seewebr 1. Aufgebots im Landw. Bezirk Mannheim, zum Ober⸗ Assist. Arzt der Seewehr 1. Aufgebots der Marine ⸗Sanitäts offiziere; die Marine - Assist. Aerzte der Reserve: Sta de im Landw. Bezirk Bochum, Br. Schrader im Landw. Bezirk Wiesbaden. Dr. Keßler im Landwehr⸗Bezirk Stade, Dr. Hübner im Landw. Bezirk Mülheim a. d. Ruhr, Dr. Siegele im Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Ringhardtz im Landw. Bezirk Essen, Dr. Landaraff im Landw. Benk 1 Bremen, Dr. Flachs im Landw. Bezirk Dresden Altstadt, — zu Ober, Assist. Aerzten der Res. der Marine⸗Sanitätsoffijiere, Or Meier, Marine⸗Assist. Arzt der Secwebr 1. Aufagebots im Landw. Bez. L Oldenburg, zum Ober Assist. Arzt der Stewebr J. Aufgebots der Marine · Sa nitãte offt tere; die Marine Afsist. Aerzte der Res. Dr. Kasbaum im Landw. Bezirk Heidelberg, Pr. Kraufe im Landw. Bezirk Hamburg, Dr. DOxenius im Landw. Bezirk III Berlin. — zu Ober ⸗Assist. Aerzten der Res. der Marine—⸗ Sanitãtsoffiziere, Dr. Jaerisch, Marine ⸗Unterarzt der Res. im Landw. Bezirk Rybnick, unter Festsetzung seines Dienstalters unmittelbar binter dem Rarine⸗Assist. Rin der Res. Dumas, Dr. Klug, Marine⸗ Unterarzt der Res. im Landw. Bezirk Kiel, — zu Assist, Aerzten der Ref. der Marine ⸗Sanitãts offt iere. Dr. Die sing, Qber⸗Assist. Arzt der Res. der Marine · Sanitãts offiziere im Landw. Bezirk Magdeburg, behufs Ucbertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika der Aöschied mit dem 18. April d. J. bewilligt. Dr. Aren dt. Marine; Sber.Stabsarzt 2. KL, bisher kommandiert zum Reichs-Marineamt, mit dem 15. Juni d J. von Berlin nach Kiel versetzt. Dr; Runkwitz, Marine. Ober ⸗Stabsarzt 1. Kl., unter Versetzung von Wilhelmshaven nach Berlin, mit dem 1 Mai d. J. zum Reichs⸗Marineamt kom- mandiert. Pr. Dobberkau, Marine ⸗Assist. Arzt, auf sein Gesuch aus dem aktiwen Sanitätg, Korps ausgeschieden und zu den Marine⸗ Sanitätsoffizieren der Res. übergetreten.
Dentscher Reichstag.
65. Sitzung vom 14. April 1899, 1 Uhr.
Zur Verlesung gelangt die von den Abgg. Dr. Lehr (nl. ), Dr. von Leveßow (d. kons . Rickert fr. Vgg.), Dr. Scha edler (Zentr), Graf von AÄrnim (Rp.) und Schmidt⸗ Elberfeld (fr. Volkép) und Genossen eingebrachte Inter⸗ pellation:
„Ist der Herr Reichskanzler bereit, über die Vorgänge vor und anf Sam da, fowie über die von der Regierung getroffenen und beabsichtigten Maßnaßmen Auekunft zu geben?“
Nachdem der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow sich zur , . Beantwortung bereit erklärt hat, nimmt zur Begründung der Interpellation das Wort der
Abg. Dr Lehr: Eine allzu freundliche Osterstimmung war es nicht, die durch die dentschen Lande ging, als die Nachrichten aus Samoag eintrafen. Die Frregung mußte bei uns um so größer sein, as man in weiten Kreisen auf etwas ganj Andere gehofft batte, auf eine gründliche Aenderung der Samoa ⸗Akte, die zur Alseinberrschaft Deutichlands über Samoa führte. Die Nach⸗ richten über die Beschießung würden einen noch wunderbareren Crarakter erbalten, wenn sich die weitere NacEricht bewahr- beitet, daß die Beschießzung schon eine halbe Stunde vor dem angesetzten Anfange stattfand. Die Erregung im Volke ist viel nä ker als es den Anschein hat. Einen Schuldigen zu suchen in diestm' Stadium der Dinge, wäre müßig. Aber angesichts der vielen Vorwürfe, die jeßt gegen die Regierung erboben werden, muß daran Tinnert werden, daß man seinerjeit bier im Reichstage dem Fürsten Bismarck die Mittel zur friedlichen Gtablierung der deutschen Herrschaft Die Zustimmung zum Zusammentritt der Kom⸗ mifsion, die diefe Wirren regeln soll, hat England jezt wunderbarer Weise an die Bedingunz geknüpft, daß die Beschluüffe nicht einstimmig, sondern mit Mebrheit gefaßt werden sollen. In Amerika hat
sich erfreulicher Weise schon eine sebr kräftige Reaktion gegen die
amerikansichen Ansprüche seitens der Deutsch Amerikaner gejeigt. Es wird wesentlich zur Berubigung beitragen, wenn die Vertretung des Auswärtigen Amts uns Klarheit varschafft über die Wahrheit der uns zugegangenen Nachrichten, über das Eingreifen des Oberrichters in die Tonigewabl, über das Verhalten des amerikanischen Admirals Kautz, über dessen Bebauptung, taß er in völlig⸗ Ueberein⸗ stiamung mit allen Konsuln und Schiff⸗kommandanten handle, iter die Bea icßung von Avia, welche noch unlãngst di⸗ Norrdeutsche Allgemeine Zeitung“ als Vertragsbruch beieichnet kat. Kir Fören jeßt vlätzlich auch ven der Etablierung der englischen Scha gberrschaft über die Tonga⸗Inseln, welche auch einen Bruch der Verträge bedeutet. Herr FKaußz soll auch dem deutschen Schiffe ver⸗ beten Faken, Len Hafen von Apia ju verlassen. Diese ganz unglaub⸗ lik Nachricht bedarf der Aufklãrung; wie sie unt hier ãberkom men ist, fann fie vnra sg lich wahr fein. Lir achten un sere Marine und hre Offijiere viel ju boch, als daß wir an die Mögzlichkeit eines solchen Voraangetz glauben. Tah in deni cher Tf ier dem ur bececktigen Befehle eines fremden Orff ers folgen sollt⸗, halten wir einfach für unmöglich. Beschuldigt
wird ein deatscher Tlantagenbec * ter, t ie Mataafa⸗ Leute aufgehetzt zu
haben.
Die Bessz. Teser Ylantagen siad bekannte Hamburger . 6er * -
Firmen, ihre Termier find alt gecilrete Legte befannt, die sich aftip
a rem Ram, friihen Samoanern und Engländern nicht betheiligten. Ich besfe, a3 der Mana mit Unrecht beschultigt und schwer bedroht
Teiden it ved Gengagihunag erhalten wird. Von Angriffen gegen am z anisck? Valtchea weiden die Amerikaner weil sie ung im Jahre 1855 ja den⸗
In dem Vorgeben gegen die Deutschen der und Amerikaner scheint mir Tystem zu liegen. Wie d nicht berichtigt,
6 F 23 wehrlose
96 2 assteßen,
sich in die Königswahl elnzumischen, die korrekt vor a
mit großer Mehrheit erfolgt ist; wir glauben 16 4 n * schießung Apias geradezu ein en,, , . war, denn das einseitige Vorgeben einer einzelnen der drei Mächte wird durch den Vertrag untersagt. Ich betone ausdrücklich, daß niemand von uns daran denkt, wir möchten England und Amerika aus diesem Anlaß den Krieg erklären. Sie können es uns glauben, wir hegen solche Absichten nicht; aber eine klare Auskunft erbitten wir, und eine entschiedene Haltung der Reichsregierung erwarten wir, wie sie namentlich England gegenüber nothwendig ist. Wir haben boffentlich endlich etwas von dem bewunderngwerthen, gesunden, nationalen Cgoismus der Engländer gelernt. Den Dank weiter Kreise würde sich die Regierung endlich verdienen, wenn sie die Willkür der Amerikaner beantworten würde mit der Ablehnung weiterer wirthschaftlicher Konzessionen. Höchst bedauerlich ist, daß wir von unseren Schiffen kein einziges dorthin entsenden können. Deutschland muß zur See stark sein. Hätten wir rechtzeitig für die Vermehrung der Flotte gesorgt, dann würde uns diese schmerzliche Erfahrung erspart geblieben sein. Aber, Gott sei Dank, wir befinden uns seit Annahme des Flottengesetzes auf dem richtigen Wege. Eine starke Flotte ist für uns eine Notbwendigkeit, seitdem wir zu einer kolonialen Welipolitik übergegangen sind. Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser'; von diesem Standpunkte aus muß auch die Samoafrage betrachtet werden, die Großmacht stellung des Deutschen Reichs wird dadurch erst ihre Besiegelung er- balten. Darum haben wir auch die heutige Inteipellation gestellt, die uns Klarheit bringen soll über das, was gescheben ist, und dem . gigen soll, daß die Zeiten des deutschen Weltkürgerthums
rüber sind.
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow:
Ich bin gerne bereit, meine Herren, mich über eine Angelegenheit auszusprechen, welche die öffentliche Meinung mit Recht lebhaft be schäftigt und die für die Regierung seit Wochen ein Gegenstand ernster Aufmerksamkeit ist. Auf der anderen Seite werden Sie es verstehen — und ich denke, auch der Herr Antrag— steller wird es verstehen (sehr gut) — wenn ich in meiner amtlichen und verantwortlichen Stellung nicht Dinge sagen werde, welche eine friedliche Beilegung der entstandenen Schwierigkeiten in Frage stellen könnten. (Sehr wahr Ueber die Vorgeschichte der jüngsten Wirren auf Samoa habe ich mich in der Budgetkommission ausgesprochen. Ich babe namentlich darauf bingewiesen, wie es seit dem Inkrafttreten der Samoa . Akte dort selten weder an Unruben noch an Reibungen zwischen den Vertretern der drei betheiligten Regierungen gefeblt bat.
Was unser Verhalten gegenüber diesen Verwickelungen angeht, so kann ich dasselbe zusammenfassen in den einfachen Satz: Fest⸗ halten an der durch die Samoa Akte gegebenen Rechtslage, solange diese Akte nicht durch übereinstimmenden Beschluß der unterzeich- nenden Mächte modifiziert ist (sebr richtig), also Achtung der Anderen auf Grund dieser Akte zustehenden Rechte, aber auch volle und unbedingte Aufrechterbaltung unserer eigenen deutschen Rechte. (Sehr richtig) Im Interesse der Ruhe auf Samoa wie im Interesse ruhiger Beziehungen zwischen den be— theiligten Regierungen würden wir es an und für sich nützlich finden, wenn die nach und nach unzureichend ge wordene Samoa ⸗Akte ersetzt werden könnte durch eine der gegen⸗ wärtigen Situation besser entsprechende Neuregelung.
In diesem Sinne habe ich seiner Zeit im Hinblick auf die mannigfachen Unzuträglichkeiten, welche die Dreiherrschaft in Samoa mit sich bringt, in der Budgetkommission gesagt, wir wären geneigt, wie ich mich ausdrückte, in eine reinliche Scheidung zu willigen; da sich aber die Nachtheile des gegenwärtigen Zustandes der Dinge für die beiden anderen betheiligten Mächte ebenso füblbar machen wie für uns, so haben wir keine Veranlassung und empfinden auch kein Bedürfniß, in dieser Richtung aus eigener Initiative mit besonderen Vorschlägen hervorzutreten. So lange aber die Samoa⸗Akte zu Recht besteht, muß dieselbe von allen Betheiligten loyal beobachtet werden, dem Buchstaben nach und dem Geiste nach. Wortlaut und Tendenz der Samoa. Akte fordern, daß auf Samoa nur solche endgültige Entscheidungen getroffen werden, welche auf einstimmigen Beschlüssen der drei betheiligten Regierungen beruhen. Wir haben deshalb von vornherein in London und in Washington keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir solche Ver⸗ änderungen in Samoa, zu denen wir unsere Zustimmung nicht ge⸗ geben hätten, als rechtZunverbindlich betrachten müssen. Wir konnten nicht zugeben, daß entgegen dem jweifellosen Text der Samoa Akte, im Widerspruch mit dem Vertragsrechte ohne uns oder gar gegen uns über Samoa entschieden werde. Dieles von uns auf⸗ gestellte und vertretene Prinziv der nothwendigen Einstimmigkeit ist zuerst von Amerika und schließlich auch von England angenommen worden. Ein anderer leitender Gesichtspunkt für uns war, uns nicht in die Streitigkeiten der eingeborenen Häuptlinge einjumischen. Den verschiedenen Thronkandidaten auf Samoa stehen wir an und für sich ohne parti pris gegenüber. Da aber die provisorische Regierung des Häuptlings Mataafa von den drei Konsuln anerkannt worden war, so mußte sie unserem Konsul als der legale status quo so lange erscheinen, bis durch einstimmigen Beschluß der drei Mächte eine neue Regierung eingesetzt war. Schon weil wir uns den internen Vor gängen auf Samoa gegenüber neutral verhalten, haben wir das Eingreifen englischer und amerikanischer Schiffe in diese Streitig⸗ keiten weder mitgemacht noch gebilligt.
Ueber die letzten Zusammenstöße auf Samoa liegen bisher nur ver⸗ stümmelte und lückenhafte Telegramme unseres Konsuls und mehr oder weniger glaubwürdige Berichte dus ländischer Telegraphen · Agen⸗ turen vor, so daß Über dieselben ein abschließendes Urtheil noch nicht möglich ist. Ueber einen Konflikt zwischen dem amerikanischen Admiral und dem Kommandanten von Sr. Majestät Schiff Falle“ ist uns nicht das mindeste bekannt (hört, bört! links), und ich halte in MNebereinstimmung mit meinem verehrten Freunde, dem Herrn Staate sekrefär des Reichs. Marineamtt, einen solchen Konflikt für vollständig unbegründet. Jedenfalls bin ich überzeugt, daß das Verhalten, daß das Ehrgefühl, der Takt, die Selbstbeberrschung unserer Sce-Offtziere ebensosehr über allet Lob erhaben war, wie die Manntzzucht der Leute. (Bravo!)
Was den in Samoa verhafteten Reichtzangehörigen angeht — eg handelt sich augenscheinlich um den Leiter der Pflaniung Vailele, Herrn Hufnagel — so haben wir soögleich in ernster Weise die Aufmerlsamkeit der englischen Regierung auf diesen Voriall gelenkt und der bestimmten Erwartung Ausdruck ge⸗
rverselbe, wie
geben, daß unserem Landtzmann kein Leid geschehen werde, sofern wir bestimmt annehmen, unschuldig sein sollte. Durch bdiese lolalen Vorgänge auf Samon kann übrigen
der endgültigen präjsudiziert werden. n Stelle, sondein sie kann nur bervorgehen aus der Vereinbarung der drei betbeiligten Kabinette. zufũbren, in Vorschlag gebracht kommission Einstimmigkeit gefordert und nach Ueberwindung nicht unerbeblicher Schwierigkeiten auch durchgesetzt. (Bravo!)
Regelung der dortigen Verhältnisse nicht Diese Regelung erfolgt nicht an Ort und
Um eine solche Neuregelung herbei⸗
haben wir die Entsendung einer Spezialkommission und für die Beschlüsse dieser Spezial⸗
Ich freue mich, mittheilen zu können, daß die englische Regierung
durch ihren hiesigen Botschafter mir nunmehr amtlich erklärt hat, sie acceptiere die Vorschläge der deutschen Regierung binsichtlich der Ver⸗
band lungsweise und der Funktionen der Spezialkommission. Die Funktionen und Befugnisse der Spezialkommission kann ich in Kürze, wie folgt, zusammenfassen:
Die im Hinblick auf die in Samoa ausgebrochenen Unruhen und zum Zweck der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung da⸗ selbst durch die drei Signatarmächte der Berliner Samoa · Akte ernannte Kommission wird die provisorische Regierungsgewalt über die Samoa⸗Inseln übernehmen.
Zu diesem Zwecke soll die Kommission die höchste Amtsgewalt in den Inseln ausüben. Alle und jede anderen Amtspersonen da⸗ selbst, sei es, daß deren Amtsgewalt aus den Bestimmungen der Berliner General ⸗Akte oder anderweit hergeleitet ist, haben den Befehlen der Kommission ju gehorchen, und die drei Mächte werden ihre konsularischen und Marinevertreter zu entsprechender Unter—
ordnung anweisen.
Keine Maßnahme, welche von den Kommissaren in Gemäßheit ihrer vorbezeichneten Amtsgewalt getroffen wird, soll rechtsgültig sein, wenn nicht alle drei Kommissare der Maßnahme zustimmen.
Es gehört zu den Aufgaben der Kommissare, zu erwägen, welche Bestimmungen sie für die zukünftige Landesregierung oder die Abänderung der Berliner Schlußakte für nothwendig erachten, und an ihre Regierungen über die Auffassungen, zu denen sie schließlich gelangt sind, zu berichten. ü
Meine Herren, wir geben uns der Hoffnung hin, daß es der Spezial kommission gelingen wird, zu einer gerechten, billigen und für alle Theile annehmbaren Regelung der Verhältnisse auf Samoa zu ge⸗ langen. Wir werden nur solchen Beschlüssen unsere Zustimmung geben, durch welche die klaren deutschen Rechte und die gewichtigen deutschen Interessen auf Samoa nicht beeinträchtigt werden. ᷣ
In einem Theile der ausländischen Presse ist darauf hingewiesen worden, daß der Werth von Samoa nicht im Verhältniß stehe zu der Bedeutung, welche diese Inselgruppe in der internationalen Politik und für die internationalen Beziehungen gewonnen habe. Gewiß, meine Herren, auch wir Deutschen glauben, daß wegen einer Inselgruppe in der fernen Südsee, die von 30 000 Wilden bewohnt wird, unter denen kaum 500 Euroväer leben, mit einem Gesammthandel von kaum 3 Millionen Mark, zwischen drei großen und gesitteten und christlichen Völkern den Krieg zu entfesseln, im höchsten Grade ruchlos sein würde. Ich bin auch davon durchdrungen — und rathe, dies auf keiner Seite zu vergessen —, daß es in der aus⸗ wärtigen Politik vor allen Dingen darauf ankommt, sich nicht das richtige Augenmaß beeinträchtigen zu lassen und jede Frage nach ihrer realen Bedeutung einzuschätzen. Dabei dürfen wir aber zweierlei nicht vergessen: Einmal, daß wir die Pflicht haben, Handel und Wandel, Eigenthum und Erwerb unserer Landetleute auf Samoa zu schützen, dann aber, daß wir auf Samoa vertragsmäßige Rechte be⸗ sitzen, deren Aufrechterhaltung das deutsche Volk als eine nationale Chrensache empfindet. (Sehr richtig! Bravo) Wir ver— langen auf Samoa nichts mehr, als uns dort vertragsmäßig zusteht. Diese unsere vertragsmäßigen Rechte aber dürfen und werden wir nicht verkürzen lassen. (Lebhafter Beifall.)
Abg. Rich ter (fr. Volksp.) zur Geschäftsocdnung; Nach diesen Erklärungen des Staatssekretärs habe ich keinen Anlaß, eine Be⸗ sprechung der Interpellation zu beantragen. Dagegen halten sich meine Freunde für verpflichtet, zu erklären, daß sie mit der Art der Begründung absolut nichts gemein haben wollen. Nach dein Wort. sauß handelte es sich um eine einfache Anfrage über den unklaren Thatbestand ohne irgend welche Anschuldigungen nach irgend welcher Seite. Hätten wir gewußt, daß die Gelegenheit benutzt werden würde, dem spezifischen Chauvinismus des Alldeutschen Verbandes Ausdruck ju geben, so hätten wir die Unterzeichnung abgelehnt.
Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Auch wir halten den Augenblick nicht für gegeben, um in eine Besprechung einzutreten. Wir verzichten darauf. Im übrigen stehen wir auf dem Standpunkt des Abg. Richter, halten aber nicht für nöthig, ausdrücklich zu erklären, was selbstverständlich ist: für die Worte der Begründung wird man durch die Unterzeichnung der Interpellation nicht verantwortlich gemacht.
Abg. Rickert (r. Vgg ): Auch wir haben nicht den Wunsch einer Besprechung. Wir erklären nur: wenn wir eine Ahnung von dieser Art der Begründung, gehabt hätten, von diesen Angriffen auf den Reichstag, so wären wir anders verfahren.
Abg. Dr. von Levetzow (d.kons.); Wir halten die Besprechung augenblicklich für schädlich. Selbstverständlich übernehmen auch wir nicht die Verantwortung für jedes Wort des Interpellanten.
Abg. Graf von Arnim (Rp); Auch meine Fraktion ist der Meinung, daß angesichts der politischen Lage und der eben gehörten Erklärung man gut thun wird, abzuwarten, wie die Dinge sich ent ⸗˖ zickeln werden, und auf die Besprechung vorläufig zu verzichten. Vaß jedes Wort des Begründers von jedem einzelnen Unterzeichner uaterschrieben werden soll, hat der Antragsteller garnicht erwartet.
Abg. Fürst Herbert von Bismarck (b. k. F.): Als Mitunter zeichner der Samoa Akte wollte ich nach den kurzen Reden, die wir gebört haben, auch meinerseits erklären, daß ich es für angemessen halte, vorläufig die Besprechung nicht eintreten zu lassen. Ich hätte sonst Anlaß genommen und nehmen müssen, auf einige Dinge einzu⸗ gehen, die der Staat sekretär berührt hat, und auch als früherer Fach⸗ mann einigen Aeußerungen des Interpellanten widersprechen müssen, da es Lehrsatz des izmarck'schen Systems war, wirthschaftliche Dinge nicht mit politischen zu vermengen.
Abg. Liebknecht (So)) erklärt ebenfalls, seine Partei sehe von einer Besprechung keinen Nutzen, bedauere aber sehr, daß man nicht ausführlich gegen die Begründung prolestieren könne.
Damit wird der Gegenstand verlassen.
Hierauf wird die erste Lesung des Entwurfs einer Fer nsprech-Gebührenordnung fortgesetzt.
Abg. Dr. Hasse (nl) erklärt, er habe zwar nichts dagegen, daß dag platte Land und die kleineren Städte mehr als bisher berück⸗ sichtigt würden, halte aber dag Gebührenspstem für unpraktisch. Cbenso sei es itrafionell, die Uosten für Neuanlagen aus den Ein— nahmen! des Betrsebez zu decken. Anzuerkennen sej, daß der Satz bon 1 M für Gespräche auf weite Gntfernungen erböht werden müsse. Eine Reihe weiterer Wünsche könnte in der Kommission erörtert werden. Seien auch nicht alle Wünsche ersüllt, 8 bedeute die Vor⸗ lage immerhin einen Forischritt. Am besten wäre (6, die Vorlage einer besonderen Kommission iu überweisen.
en Dr. Ser tel Gachsen (. kons j: Nicht nur auf uns, sondern zum thell auch in Handeletreisen hat die Vorlage den Eindruck eines
immerbin gelungenen Versuchs des Augaleichs zwischen den Städten und dem platten Lande im Sinne der Gerechtigkeit gemacht. Das so· genannte Indizidualsystem halte ich peisönlich für das richtige, vor- ausgesetzt, daß ein zuverlässiger aulomatischer Gesprächezäbler ge⸗ funden wird. Der ö, Art der Benutzung des Fern⸗ sprechers würde am ehesten auf diesem Wege entgegengetreten werden können. Wir wünschen eine unterste Stufe für die Grundgebühr bis 500 Tbeilnebmer von 50 M; diese Anregung wird nicht etwa nur von agrarischer Seite, sondern auch aus Handelskreisen gegeben. Für die nächsten Entfernungen soll bis 50 km der Tarif von 25 9 gelten; vielleicht läßt sich für 20 km ein Satz von 10 bis 15 3 ein führen. Daß jedes angefangene Hundert Gespräche abgerundet wird, scheint uns auch zu wejt zu gehen, namentlich wenn die Gespräche registriert werden. Auch nach unserer Meinung wird bier dem Reichskanzler zu viel zur Feststellung überlafsen; man sollte doch im Gesetze Bestimmungen über den Vorortsberkehr und eine Grenze für die Vororte festsetzen. Bei den Bestimmungen über die Zuschläge für Anschlüsse auf Ent sernungen über 5 kin und die Gebühren für Anschlüsse in Orten ohne Fernsprechnetz muß der Reichskanzler jedenfalls großes Woblwollen zeigen; denn gerade diese beiden Dinge kommen für den Landwirth draußen sehr erheblich in Betracht, wenn ihm der Fernsprecher etwas nützen soll. Im Ganzen begrüßen wir das Gesetz mit Freuden als Abschlagszablung und erwarten bezüglich dieser Zuschläge das ver⸗ sprochene und eigentlich auch selbstverständliche Wohlwollen.
Abg. Das bach (entr.): Ich stimme mit dem Abg. Singer darin uͤberein, daß der Tarif zu kompliziert ist. Wenn die . der Theilnebmeranschlüsse ein Grund für höhere Gebühren sein soll und die Zahl der Gespräche ebenfalls, so wird. es alle drei Jahre zu neuch Sätzen kommen, und das Publikum bat also eine beständige Gebührenerböhung zu erwarten. Rach der gestrigen Auftlärung läßt sich ja darüber reden, ob wir für die größeren Städte wirklich eine kleine Erhöhung zugestehen sollen; aber auch dann muß das Material für die Begründung dieser Forderung ganz erheblich überzeugender sein. Hoffentlich wird in der Kommission Aufschluß gegeben. Die weitgebenden Vollmachten für den Reichskanzler sind für uns unannehmbar trotz alles Vertrauens, das wir in den Reichskanzler setzen. Die Sätze, die in Zukunft gelten sollen, sollten uns in der Kömmission mitgetheilt werden, damit wir sie prüfen und in das Gesetz bineinschreiben können. In Berlin bestehen zur Zeit allerdings noch viele Mängel im Fernsprechwesen, Mängel, an denen mehrfach auch die Beamten schuld sind, besonders in der Kontrole der richtigen Anschlüsse. Wir beantragen die Ueberweisung der Vorlage an die Postkommission, die gestern eingesetzt ist.
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Ich möchte dem Herrn Vorredner nicht auf seine Kritik des vor⸗ liegenden Gesetzentwurfs antworten, weil, wie er selbst ausgeführt hat, diese Dinge in der Kommission eingehend zu erörtern sein werden, wo seitens meiner Verwaltung das Material zur Beurtheilung der einschlägigen Fragen zur Verfügung gestellt werden wird. Dagegen möchte ich auf zwei Punkte eingehen, die zwar nicht im direkten Zusammenhang mit diesem Gesetz stehen, die aber der Herr Vorredner gestreift hat, und zwar zunächst auf den Wunsch, daß überall, wo Fernsprechanlagen in den Städten und auf dem Lande vorhanden sind, diese auch zu öffentlichen Fernsprechstellen eingerichtet werden möchten. Ich gestatte mir, dabei auf meine vorjährige Er⸗ klärung zurückzugreifen, die dahin ging, daß es in meiner Absicht läge, die Fernsprechanlagen in kleineren und mittleren Städten und auf dem flachen Lande in erhöhtem Maße für einen solchen Verkehr auszubilden. Ich habe damals ausgeführt, daß zum öffentlichen Sprechverkehr ungefähr 9000 solcher Anstalten eingerichtet werden würden; nach der jetzigen Feststellung werden es im Reichs ⸗Postgebiet etwa 10 000 sein, und schon innerhalb eines Jahres sind nahezu bobo öffentliche Sprechstellen und Umschaltestellen eingerichtet. Wo es also noch nicht geschehen ist, dürfen Sie sich versichert halten, daß in nächster Zeit mit der Einrichtung vorgegangen werden wird. Sie ersehen daraus, meine Herren, daß die Verwaltung nicht müßig gewesen ist; aber in so kurzer Zet hat sich naturgemäß nicht das Ganze durchführen lassen. Ich hoffe aber, daß der Abg. Dasbach anerkennen wird, daß wir nach der Richtung wirklich den berechtigten Wünschen des Landes in jeder Beziehung entgegenzukommen be— müht sind.
Was das zweite Moment anlangt, nämlich die Klagen über einen nicht immer einwandfreien Betrieb bei den Fernsprech · Vermittelungs⸗ anstalten in Berlin, daß man namentlich nicht selten unrichtige Ver bindungen eihält, so ist dies zum theil darauf zurückzuführen, daß bei der enormen Ausdehnung und Frequenz, die das Fernsprechwesen in Berlin genommen hat, es sich nicht vermeiden läßt, gelegentlich auch jüngere Telephongehilfinnen zum Dienst heranzuziehen, die noch nicht die volle Sicherheit und Umsicht besitzen, und daß vielleicht auch manchmal die genaue Ueberwachung der Apparate versaͤumt wird. Die Mängel sind mir bekannt. Sie können sich aber ver⸗ sichert halten, daß die Verwaltung bestrebt ist, diese Mängel abzustellen, und wir hoffen auch, daß es gelingen wird, Ber⸗ sehen mehr und mehr einzuschränken. Aber immerhin werden wir bei dem großen Personal und bei der gewaltigen Aus⸗ dehnung der ganzen Anlage mit gewissen Fehlern rechnen müssen, und wir hoffen nach dieser Richtung hin auf Nachsicht. Auf der anderen Seite aber seien Sie überzeugt, daß die Verwaltung bestrebt ist, den besten Betrieb auch hier in Berlin anzubahnen und aufrecht ju er—⸗ halten. (Bravo h
Abg. Blell (fr. Volksp. j: Die Vorlage autzgefallen, als man fast allgemein geglaubt hat. Angenommen war, es würde eine allgemeine Verbilligung eintreten. Der bisherige Pauschalsatz foll wegfallen und an seiner Stelle eine Staffelung ein geführt werden. Wie dieses differenzierte System wirken wird, darüber fann man sich gar kein Bild machen. Für eine große Masse von 8 . ist es doch ganz gleich, ob sie mit 800 oder mit 36 O00 An-; geschlossenen sprechen können, da sie nur mit einem bestimmten, begrenzten Kreife Fernsprechverbin dungen Pflegen. Es könnte daraus eine Vermehrung der Einzelgespräche erfolgen, die garnicht in der Absicht lag. Jede Vereinfachung und Verbilligung des Tarifs hat Be⸗ sebung des Verkehrs jur Folge Diese alte Wahrheit würd sich auch auf diesem Gebiet bewähren. Um nun die Differenzierung plausibel zu machen, welst man darauf hin, daß nur 16 Slädte mehr zu be⸗ zahlen haben werden, Eg kommt aber auf, die Zahl der Theil⸗ nehmer an, und da stellt sich heraus, daß nicht weniger als 60 0; der bisherigen Thellnehmer mehr bezahlen sollen als bisher. Jedenfalls müssen die Gebühren danach eingerichtet werden, daß für keinen der bisherigen Theilnehmer die bisherige Gebühr von 150 ½ überschritten wird. In jehn verfchiedenen Punkten soll dem Belieben des Reiche kanzlers die Festsetzung der Gebühren überlassen bleiben. Das halten wir sür ganz ungnnehmbar. Unter allen Umständen muß die Gebũhr ür Srt. und Nachbarortverkehr gesetzlich festgesetzt werden. Die Mittel für die Neuanlage von Fernsprechanstalten müssen aus An⸗ seihen, nicht aus laufenden Einnahmen, bestritten werden.
bg. Graf von Bern storfs⸗- Lauenhurg (Rp. ) erklärt sich im allgemeinen für die Vorlage. Den Anschluß der Privatyersonen an das Fernsprechnetz in großen Städten sollte man nicht erschweren, sondern thunlichst erleichtern. Die Möglichkeit der Einzelsäblung der Gespräche für den Angeschlossenen sollie s'denfalls im Gesetz erbalten blelben. Äug praktischen Gründen empfeble sich die Beratbung in
ist doch anders
der Poslkommission.
mehr als die Hälfte war es nicht, was man erwartete. die Enttäuschung auch ziemli Ausdruck in den an uns gelangten Eingaben gefunden. Das Gebühren- system muß jedenfalls gänzlich umgestaltet werden. auf die Einrichtung des Telephonbetriebes in Schweden hin.
betreffend meines Kollegen in Schweden, selbe lautet dahin, daß in Schweden die Herstellung sämmt⸗ licher Apparate im Staatsbetriebe erfolgt. Sie sehen, Sie nicht unterlassen, Sie besondere Verhältnisse, die dort zusammenwirken, daß in jenen immer⸗ hin kleinen Verhältnissen ein sehr intelligenter Herr, wie es mein Kollege dort ist, unendlich viel bat erreichen können und auch vielleicht in Zukunft noch erreichen wird, während ich z. B., wenn ich einen Staatsbetrieb für alle die Sachen einrichten wollte, die bier in der Privatindustrie hergestellt werden, gerade von ihrer Seite Widerstand finden würde.
Abg. Dr. Pach nicke (fr. Vgg): Die bloße Ziffer, daß 690 cso
der bisberigen Theilnebmer nach dem neuen Tarffe mehr bejablen 36 entscheidet bereits zu Ungunsten der Vorlage. i
] Eine allgemeine zerbilligung wurde gefordert und erwartet; eine Vertheucrung für Daher ist allgemein gewesen und hat deutlichen
Redner weist
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Ich möchte dem Herrn Abg. Dr. Pachnicke gleich den Wechsel, vräsentieren. Der-
(Veiterkeit links.) — dem nicht zustimmen. Ich konnte hinzuweisen. Es sind eben
würden darauf
Es ist dann öfter ausgeführt worden, daß das Gesetz nur ein
Provisorium bedeute, und wir es, wenn ein Gesprächszähler zäme, auf ganz anderen Grundlagen aufbauen müßten. sind in neuerer Zeit, namentlich seitdem ich hier die Anregung ge⸗ geben, eine Menge Gesprächszähler bei der Verwaltung eingereicht und geprüft worden; aber wenn auch der eine oder der andere davon sich bewährt hätte — ein Gesprächtz hler kostet Geld, mit seiner Einführung würde wieder eine Vertheuerung der Anlagen verbunden sein, und wir müßten doch diesem Moment bei der Gestaltung des Tarifs Rechnung tragen.
Meine Herren, es
Ich glaube, ich habe gestern schon erwähnt, der automatische Be—
trieb ist in Amerika anscheinend zu einer gewissen Vollkommenheit ge— langt; ob er sich bewähren wird, darüber ist man aber selbst in Amerika noch nicht zur Klarheit gelangt. Ich freue mich indeß, daß
in Deutschland sich Herren gefunden haben, die diesen Versuch hier machen wollen. Die Reichts⸗Postverwaltung hat ihre Bereitwilligkeit zur Prüfung des neuen Systems erklärt, und sobald die Instrumente hier sind, werden wir zunächst ein Jahr lang mit der Sache Proben anstellen. Aber, meine Herren, die Berechnungen, die seitens der Amerikaner in Bezug auf kolossale Ersparnisse aufgestellt wurden, treffen nicht zu. Täusche ich mich nicht, so werden es bei einer Theil nehmerzahl von Tausend ein paar hundert Mark, also so minimale Ersparnisse sein, daß auf den Einzelnen thatsächlich nicht viel ent- fällt. Das kommt daher, daß, wie ich schon ausführte, an Stelle der Fernsprechgehilfinnen Mechaniker treten werden, die sehr gut ausgebildet sein müssen und demnach auch sehr große Kosten ver- ursachen werden. Außerdem möchte ich noch anführen, daß das System Doppelleitungen erfordert und daß da, wo nur Einleitungen vorhanden sind, die Verwendung des Systems ausgeschlossen ist. Erst bei Doppelleitungen sind wir in der Lage, es einzurichten. Wir haben übrigens bei solchen Erfindungen auch vielfach erlebt, daß im einzelnen die Sache klappt, nachher aber, wenn die rauhe Wirklichkeit kommt, eine Menge von Umständen eintreten, die Veranlassung sind, daß die Apparate nicht so funktionieren, wie man glaubte erwarten zu dürfen. Denn, meine Herren, es kommen, abgesehen von sonstigen Zufällen, an die Apparate nicht bloß Leute heran, die alles Einzelne genau beachten und nach der Vorschrift verfahren, sondern wir müssen auch mit der rauhen Hand eines Dienstmädchens oder des Hausknechts rechnen: da wird nicht sanft verfahren und mit der Neuerung ist es dann oft sehr vlel schneller zu Ende, als wie man es vielleicht im ersten Moment geglaubt hat. Die Vorlage wird an die Postkommission überwiesen. Bei der darauf folgenden ersten Berathung des Ent⸗ wurfs eines Tele graphenwegegesetzes bemerkt der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski: Meine Herren! Ich möchte junächst zur Kenntniß des hohen Hauses bringen, daß dank der Bewilligungen, die das Haus im laufenden Etat gemacht hat, auch vorgesehen war die Verbindung von Deutsch⸗ Südwestafrika durch Kabel mit Deutschland. Seit gestern Abend funktioniert diese Verbindung; Swakopmund und somit Deutsch ⸗Süũdwestafrika ist jetzt mit der Heimath auf telegraphischem Wege verbunden. (Bei⸗ fall Wenn ich nun auf das Gesetz selbst eingehe, meine Herren, so möchte ich zunächst darauf binweisen, daß die deutsche Telegraphen verwaltung auf ein halbes Jahrbundert ihrer Thätigkeit in diesem Jahre zurücksieht. Naturgemäß trat in den ersten Jahren und Jahrzehnten ein dringendes Bedürfniß nicht hervor, viele Wege für die Anlage und Unterbringung der Telegraphendrähte zu benutzen, indem es sich baupt⸗ sächlich darum handelte, die Telegraphenlinien im engeren Sinne — im Gegensatz zu den Fernsprechlinien — mit einer jiemlich be⸗ schtänkten Zahl von Dräbten oberlrdisch an der einen Seite der Eisenbahnen oder Chausseen entlang zu führen und in gtopᷣen Städten wenige kurze Stadtkabel bis jum Telegrapbenamt zu legen. So lange ergaben sich für die Telegraphenverwaltung keine nennenä- werthen Schwierigkeiten. Zwei Bundesratbabeschlũffe sind es aus den Jahren 1868 und 1868, die für das Sediet des Norddeutschen Bundes die Bedingungen festgesetzt denen die Benutzung der Eisenbahnen Kunststraßen außerhalb der Städte für Telegraphenzwecke zalässig sein sollte. Die im Bunde vereinigten Staaten nabmen diese Bedingungen fũr alle Staatsbahnen und Staatsstraßen an und lesgten sie den Unternebmern von Privatbabnen und Privatstreßen dei der Konzessionie⸗ rung auf. Die Städte selbst atten ja wmweifellos ein großes Interesse daran, daß sie an da? allgemeine Telegraxy ben ˖ netz angeschlofssen wurden, und tafolge dessen legten sie auch nach keiner Richtung bin Schwierigkeiten in den Weg. Es ging alles ruhig und friedlich ab, bis um Beginn der Sber Jahre das Fern- sprechwesen, der Fernsprechverkebt in die Erscheinung trat und natur⸗ gemäß elne Unruhe in dieses Stillleben bineinbrachte. Die rapide Ausdebnung des Fernsprechwesens junächst in den großen und dann in den mittleren Städten, die Herstellung der Verbindun gslinien jwischen den verschiedenen Netzen nötbigte die Verwaltung dazu, eine weit größere Anzabl von Wegen wie bisber für ibre Anlagen ju benntzen. Die in technischen Rücksichten begründete Unmoglichkeit. Fernsprech · und Telegraphendrãbte an denselben Geftãngen anzubringen, drängte die Telepbonlinien auf die Landstraßen, don denen deide Seiten, wie Sie sich auch überall überzeugen kSanen, in
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