1899 / 97 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Apr 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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welche an die Stadt haar Enn worden und mit... vom Hundert jährlich zu verzinsen ist.

Die Räückjablung der ganzen Schuld von 2500 000 M erfolgt nach Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans vom 1. Januar det auf die Ausgabe der Anleihescheine folgenden Jahres ab durch Ver⸗ loosung oder freibändigen Ankauf der Anleibescheine aus einem Tilgungestock, welcher mit wenigstens Ein und drei Fünftel vom Hundert des Schuldkapitals jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den gelilgten Anleihescheinen und der für Freilegung und Gat—⸗ wässerung 2c. der Straßen von den Anliegern einkommenden Beiträge

ebildet wird. Die Ausloosung geschiebt in dem Monat Augusft eden Jahres. Der Stadt bleibt jedoch das Recht vorbehalten, nach Ablauf eines mit dem 1. Jangar nach der Ausgabe der Anleihe⸗ scheine beginnenden fünfjäbrigen Zeitraumes den Tilgungsstock zu ver⸗ stärken oder auch sammtliche noch im Umlauf befindliche Anleihe— scheine auf einmal zu kündigen. Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungestocke zu.

Die ausgeloosten sowie die gekündigten Anleibescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben. Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzablung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zablungetermine in dem „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staats- Anzeiger“, in dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf, in der „Kölnischen Zeitung“, in der Berliner Börsen- Zeitung“, in dem Kreisblatt des Stadt— kreises MGladbach und in der . Gladbacher Volkszeitung“. SGeht eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Stadt⸗ verwaltung mit Genebwigung des Königlichen Regierungs⸗Prãsidenten zu Düsseldorf ein anderes Blatt bestimmt. Erfosgt die Tilgung der Schuld durch Ankauf von Anleibescheinen, so wird der Betrag der angekauften Anleihescheine alsbald nach dem Ankauf in den bezeichneten Blättern bekannt gemacht. .

Bis zu r m, an welchem das Kapital zu entrichten ist, wird es in balbjäbrlichen Terminen, am 2. Januar und am 1. Juli von beute an gerechnet, mit... Prozent jährlich verzinst.

Die Auszablung der Zinsen und des Kapitals 8. gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine beziebungsweise dieses Anlethescheins bei der Stadtkasse u M. Gladbach und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. Mit dem jur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihescheine sind auch die dazu gebörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeit termine zurückjuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kaxital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzablungetermine nicht erhoben werden, fowie die innerhalb fünf Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem fie fãllig geworden, nicht erbobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlocener oder vernichtefer Änleibescheine erfolgt nach Vorschrift der 88 338 ff. der Zivilproseßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Ja— nuar 1877 (Reichs -Gefetzblatt Site 83) beziebungsweise nach § 20 des Ausfübrungsgesetzes zur Deutschen Zivilprozeßordnung vom 24. März 1579 (Geseß⸗Samml. Seite 281). 9 J .

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zins⸗ scheinen vor Ablauf der fünsjäbrigen Verjäbrungsfrift bei der Start anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleibescheins oder sonst in glaubbafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjäbrungsfrist der Betrag der angemel⸗ deten und bis dabin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezablt werden. ;

3a. diesem Anleihescheine sind balbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres.... ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden fur jehnjäbrige Zeiträume ausgegeben werden. Tie Ausgabe einer neuen Reibe von Zinsscheinen erfolgt bei der Starttasse zu M.⸗Gladbach gegen Ablieferung der, der älteren Zinsscheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreibe an den Inbaber des Anleihe⸗ scheing, solern dessen Verjeigung rechtzeitig geschehben ist. ;

Zur Sicherung der bierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt mit ibrem Vermögen und mit ibrer Steuerkraft. ;

Dessen zu Urlunde baben wir diese Ausfertigung unter unserer Uaterschrift ertheilt.

M. Gladbach, den .. ten

(Stadtsiegel treckener Stempel —. Der Ober ⸗Bürgermeister. Die ftädtische Schuldentilgung kommission. (Fatsimile ˖ Unterschrift) (Ee ksimile· Unterschriften.] Eingetragen Kontrolbuch Seite ..... Der städtische Kontrolbeamte. (Eigenhändige Unierschrift.)

Hierzu ist die Zinsscheinteihe 1 Ne Anweisung auf die nächste Zinsscheinreihe ausgereicht.

11 . 8. Rheinprovinz. Regierungsbezirk Düsseldorf. Zinsschein zu dem Anleibescheine der Stadt M. Gladbach.. .. te Ausgabe, Buchstabe ... Nr. ...

„oo Zinsen über ieses Zinsscheins empfängt gege w ab an halbjäbrlichen

aus der Stadtkasse zu

M. Gladbach, den. ö T

Der Ober⸗Bürgermeister. Die städtische Schuldentilgung kommission. (Taksimile der Unterschristen. ) Der städtische Kentrolbeamte. (Eigenhändige Unterschrift.) Fällig am. Ungültig nach dern Ungültig, wenn der Geldbetrag nicht innerhalb Ablauf des Kalenderjabres der Fälligkeit erhoben wird. Regierungsbezirk Düsfseldorf. Anweisung zum Anleihescheine der Stadt M. Glaꝛ bach, ö

er dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe erannten Anleihescheine die.. . Reibe von Zinsscheinen . . m , tkasse zu M.⸗Gladbach, sofern nicht rechtjeitig von dem als solchken sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspruch erhoben wird. ; M. Gladbach, den. Trockener Stemxel ) Der Ober ⸗Bůürgermeister. Die stärtische Schuldentilgung kommission. (Faksimile der Unterschriften.) Eingetragen Seite... des Kontrolbuchs. Der stãdtische Kontrolbeamt⸗ (Eigenbärdige Unterschrift.) Anmerkung. Die Anweisung ist zum Unterschied auf der ganjen Blattbreite anter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstebender Art abzudrucken:

ter Zinsschein. ter Zins schein. Anweisung.

Rheinprovinz.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗Angelegenheiten. Der außerordentliche Professor an der Universität Bonn Dr. Richard Schmitt ist in gleicher Sigenschaft in die philofophische Fakultät der Friedrich⸗Wilhelms⸗-Unwersität zu Berlin versetzt worden. Der Dr. phil. Karl Brunner ist zum Direktorial— Assistenten bei den Königlichen Museen in Berlin ernannt

worden.

Angekommen:

der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Ober⸗Baudirektor Schröder, von der Dienstreise.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten im Jagdschlosse Kaltenbronn heute den Vortrag des Ver⸗ treters des Auswärtigen Amts, Gesandten Grafen Wolff— Metternich.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind gestern Abend wieder in Berlin eingetroffen Bei der Abreise von Primkenau, welche Nachmittags 4 Uhr erfolgte, gaben, wie „W. T. B.“ meldet, Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Ernst Günther zu Schleswig-Holstein Ihrer Majestät das Geleit nach dem Bahnhof. Auf dem Wege dorthin brachte eine große Volksmenge Allerhöchstderselben begeisterte Hul— digungen dar.

des Bundesraths für

Die vereinigten Ausschüsse und für Elsaß⸗

Justizwesen, für Zoll- und Steuerwesen Lothringen hielten heute eine Sitzung.

Der Kaiserliche Gesandte in Bern von Bülow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurücksekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Dem Regierungs-Assessor Dr. Witte zu Arnsberg ist vom 1. Mai d. J. ab die kommissarische Verwaltung des Land⸗ rathsamts im Kreise Koschmin übertragen worden.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats-Anzeigers“ werden die im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellten Nachrichten über den Saatenstand im Deutschen Reich um die Mitte des Monats April veröffentlicht.

Eine Besondere Beilage zu der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ enthält 1) die Vorschriften des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung in der vom 1. Januar 1900 an geltenden Fassung, 2) die Vorschriften zur Ausführung des Geseßzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließunz, 3) Erläuterungen zu den Ausführungsvorschriften.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog hat sich, wie die „Goth. Itg.“ meldet, gestern von Gotha nach Oberhof begeben und wird heute von dort die Fahrt nach Coburg fortsetzen. Die Herzogliche Familie siedelt heute von Gotha nach Coburg über. Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Connaught sind mit den Prinjlichen

Kindern am Sonntag von Gotha nach Cassel abgereist

Oefterreich⸗ Ungarn.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Ober— hauses wurde der Staatsvoranschlag nach kurzer Debatte angenommen. Im Verlaufe der Diskussion dankte der Minister⸗Präsident von Szell für das Entgegenkommen des Hauses, das in der raschen Erledigung des Budgets zum Ausdruck komme. Auf Bemerkungen des Grafen Majlath über die volkswirthschaftliche Politik der Regierung er⸗ klärte der Minister-Präsident, die Regierung werde die Interessen der Landwirthschaft stets im Auge behalten, doch müsse parallel damit auch die harmonische Entwickelung der anderen Zweige der Volkswirthschaft berücksichtigt werden. Die Regierung habe eine Verwaltungsreform in ihr Programm aufgenommen. Die Verwaltung müsse auf ein höheres Niveau gehoben werden; einerseits müsse dieselbe durch richtige Dezentralisation den praktischen Anforde⸗ rungen genügen, andererseits müsse eine einheitliche Leitung ermöglicht sein und die Staatseinheit in der Verwaltung ihren Ausdruck finden. Im Unterhause theilte der Präsident bei Eröffnung der gestrigen Sitzung mit, daß der Minister⸗ Präsident von Szell die Interpellation über China morgen beantworten werde.

Großbritannien und Irland.

Das Oberhaus genehmigte gestern, wie W. T. B.“ berichtet, ohne besondere Abstimmung die zweite Lesung des Gesetzentwurfs über die Errichtung einer Zentralbehörde für das Mittelschulwesen.

Im Unterhause theilte gestern der Parlaments⸗ Sekretär des Acußern Brodrick mit, daß mit Ausnahme Frankreichs und Rußlands die Seemächte den Vorschlag, daß die egyptische Regierung Feuerschiffe im südlichen Theile des Rothen Meeres stationiere, angenommen hätten. Die fran⸗ zösische Regierung habe im Februar 1898 erklärt, sie

bisher ohne Erfolg geblieben.

Baues von Leuchtthürmen bereits an die Pforte gewandt habe. Die bezüglichen Verhandlungen in Konstantinopel seien Andererseits habe aber auch die französische Regierung dem nunmehr von britischer Seite gemachten Vorschlage, daß Egypten mit Zustimmung des

Sultans Leuchtthürme errichten solle, noch nicht zugenimmt. Sodann nahm das Haus mit 263 gegen 93 Stimmen den

Antrag der Regierung auf Einsetzung eines Ausschusses zur Prüfung der Frage der Alterspensionen an. Im weiteren Ver⸗

lauf der Sitzung beantragte Dillon einen AÄbstrich bei dem

Posten „Vermehrung der Kasernenbauten in Süd⸗Af ika“ und behauptete, die früheren Darlegungen des Ersten Lords des Schatzamts Balfour seien ungenügend gewesen. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain führte aus: die Vermehrung ergebe sich aus dem allgemeinen Grundsatz, welcher für die Regierung bei Einbringung der Vorlage maßgebend gewesen sei, nämlich aus ihrer Pflicht, die britischen Besitzungen gegen einen eiwaigen Angriff zu schützen. Ihr Vorgehen richte sich nach dem Vor⸗ gehen anderer Länder. Was die Flotte betreffe, so werde von der Regierung in dem Falle, daß irgend eine andere Macht, so freundlich ihrẽ Beziehungen zu Großbritannien auch sein möchten, ihre Flottenstärke erhöhe, in gleicher Weise eine Flotten vermehrung vorgenommen, wobei sie nicht den Gedanke an ein offensives Vorgehen, sondern nur defenfive Grundsätze im Auge habe und von der Annahme ausgehe, daß sie ver⸗ pflichtet sei, eine gewisse Proportion zwischen der bri— tischen und den Flotten der anderen Länder aufrechtzuer⸗ halten. In Süd Afrika handele es sich um eine Landarenze, und auf die Landstreitkrafte seien dieselben Grundsätze anzu⸗ wenden. Wenn die Nachbarn Großbritanniens, wie freundlich immer sie gesinnt sein möchten, ihre militärischen Rüstungen ver⸗ mehrten, so sei Großbritannien verpflichtet, die seinigen gleich⸗ falls zu vermehren Es sei dies eine Thatsache, die er nicht beklage, aber Transvaal habe in jüngster Zeit seine Streit⸗ kräfté? zur Offensioe oder Defensive ganz gewaltig ver⸗ mehrt; unter solchen Umständen sei die Streitmacht, welche die Regierung früher zur Vertheidigung für ausreichend ge— halten habe, jetzt völlig unzureichend geworden. Dles sei der einzige Grund für die Vermehrung, auf welcher die Regierung bestehen müsse, solange sie für den Frieden in Süd⸗Afrika ver⸗ antwortlich sei. Labouchäre und andere Liberale verurtheilten den Ton Chamberlain's scharf. Der Antrag auf Abstrich wurde mit 103 gegen 22 Stimmen verworfen.

Frankreich.

Déroulséde und Marcel Habert haben, dem „W. T. B.“ zufolge, an die Anklagekammer eine Denkschrift gerichtet, in welcher sie darzuthun versuchen, daß sie vor einen Staatsgerichtshof gestellt werden müßten, weil sie es unternommen hätten, die Regierungsform abzuändern.

In Tunis fand gestern die feierliche Enthüllung des Jules Ferry errichtelen Derkmals in Anwesenheit des Ministers der öffentlichen Arbeiten Krantz und zahlreicher ge⸗ ladener Gäste aus Frankreich, unter welchen sich die Unter⸗ Staate sekretäre Mougeot und Legrand befanden, statt. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Krantz hielt eine Rede, in welcher er sagte, die Regentschaft Tunis trage heute eine Dankesschuld ab. Die französische Regie⸗ rung habe es für ihre Pflicht gehalten, sich dieser Huldigung anzuschließen. Der Minister gab dann einen geschichtlichen Ueberblick über die Einmischung Frankreichs in Tunis, legte die Schwierigkeiten dar, welche Jules Ferry im Inland und Aus⸗ land zu überwinden gehabt habe, und erklärte: das Werk Ferry's sei jetzt fest begründet. Dieser habe an die Nothwendigkeit der Ausdehnung der kolonialen Macht Frankreichs geglaubt, und die Thatsachen hätten ihm Recht gegeben.

Italien.

Im Senat gelangte gestern die Interpellation der Senatoren Camporeale und Vitelleschi, betreffend das britisch-französische Abkommen über das Hinter⸗ land von Tripolis, welche am 8. . M. eingebracht, aber auf Ersuchen des Minister⸗Präsidenten Pelloux vertagt worden war, zur Berathung. Der Minister des Auswärtigen Canevaro gab, wie W. T. B.“ meldet, dabei folgende Er⸗ klärung ab:

Ich muß zunächst eine kurze geschichtliche Darlegung der Frage geben, bevor ich das britisch-französisch' Abkommen vom 21. Marz bespreche. Nach der Occupation von Tunis wurde es klar, daß Frankreich den Plan zabe, seinen Einfluß über die Südgrenze von Tunis bindus ausjudebnen in die Gebiete, wo das Hinterland von Algier mit dem von Täpolis zasammenstößt. Die Tuärkei hingegen, die einerseits nicht mit Frankreich über eine klare Abgrenjung von Tripolis verhandeln wollte, da sie fürchtete, es könne dann so scheinen, als ob sie die Souveränetät Frankreichs über Tunis an⸗ erkenne, that andererseits nichts, um von dem Hinterland von Trixolis Besitz zu ergreifen. Somit fonnie Frankteich ungestört fortfahren, feine Einflaßsrpbäte allmählich südwärts auszudehnen. Das bririsch französische Abkommen vam 5. August 1890 hat die Grenze nach Osten bin iwischen dem französischen Sudan und dem Nigergebiet nicht scharf fefigestellt; die franzésische Einflußsphäre reichte in diesen Gegenden is an die Linie vom äufersten Südwesten von Trivolis nach Bernn am Tschad See. Tripolis verlor somit eine Handelsstraße nach Zentral Afrika. Frankreich erklärte zwar, es wolle die Rechte der Türkei respektieren, aber im Grunde genommen bedeutete diese Erklärung nur die Achtung der Rechte des Sultans auf Fezian, aber nicht die Achtung seiner Rechte

uf das Hinterland ven Tripolis. Italien und die anderen Regie⸗ rungen, die sich für verr flichtet hielten, die Integrität der Türkei auf⸗ rechtjuerhalten, begannen nunmehr, sich mit dem Geschicke von Tripblis zu beschäftigen, da sie fürchteten, daß der Handel von Tripolis, wenn nicht direkt, so doch allmählich durch das Vorrũcken Feankreichs im tripolitanischen Hinterland erstickt werden könne. Italien war naturgemäß an der Angelegenheit mehr interessiert als andere Staaten, aber das Einverständniß der Mächte, das freilich für den Schutz des eigentlichen Tripolis wirksam erschien, war nicht ebenss gänstig fär den Schutz des Hinterlandes, da die anderen Mächte in dieser Beniehung einen unmittelbaren Zu⸗ sammenhang mit der Mittelmeer⸗Frage nicht für vorliegend erachteten. Die Note der Pforte vom November 1390 bat den Begriff des Hinter⸗ lands, auf welches der Sultan ein Recht zu haben glaubte, in so übertriebener Weise festgelegt, daß dadurch auch die von Frankreich, Deutschland und Großbritannien erworbenen Rechte verletzt würden. Diese Länder haben sich auch um die tmkischen Ansprüche nicht ge—⸗ kümmert und durch das Abkommen vom 15. März 1894 die Lage um den Tschad· See durch Festlegung der Grenzen jwischen Kamerun und dem französischen Congo geordnet, wobei Frankreich das nördliche und sstliche Ufer des Tschad. Ses erbielt. Das von der Türkei begnspruchte Hinterland war somit betrachtlich zusammengeschmoljen, und Frankreich blieb der Weg nach den Nilgegenden offen. Ebenso versuchte man 1834, die Aufmerkfamkest der Türkei auf die durch das französisch⸗deutsche Abkommen geschaffene Lage zu lenken, aber man erreichte nichts. Seitdem war es natürlich, daß der französische Sudan und das französische Kongogebiet sich nördlich und öftlich des Tschad⸗Sees zu

könne diesen Plan nicht unterstützen, da sie sich wegen des

vereinigen suchten, indem fie den französischen Einfluß auf das ganze

triwolltanische Hinterland ausdehnten und auf den Karawanenstraßen kJ inden. rankre a ; vo Deutschland erlangt hatte, auch von Großbritannien. Ein drittes französisch britijches Abkommen vom 14. Juni 1899 an,, ,,, 36 Ufer n . nor g und . des j Sees als zu seiner influßspbäre gehörig zu. Diese kurze Darlegung kigt, daß Srohbritannien seit 1890 sich ni. 3 e. , zu , . 3. wãbren Frankte offen vor sich sah, ohne auf den Widerstand irgend jemandes ju stoßen. Zu allem diesem schwieg die Tückei und beschäftigte sich nur damit, das Vilajet, welches fie durch uns bedroht glaubte, an der Seeseite zu befestigen. Ebenso hat uns der Umstard z ee 36 . . offen e, . an, 3 . ei abe ie übrigen egierungen. Viellei aben 646 übereifrige Agenten w cf ö. Aufmertsamkeit der Pforte auf Tripolis gelenkt, um sie besser von dem ablenken ju können. was in der Wüste vor sich ging Indessen be— sestigte sich bei uns immer mehr die Ueberzeugung, daß es Italien mehr als den übrigen Nationen zukomme, die Integrität von Tripolis ju wahren und seine Handels verbindungen mit dem Innen unzersehrt ö zu 8 , . ö . abinette, welche sich bei uns ablösten, sich nicht re mi Erfolg dem französischen Einfluß enge enftellen, welcher all⸗ ,. i 9 kin ke n, . . baben unsere dwlomatischen Noten besũzli es Hinterlande ein weniger direktes Interesse , Fran subt J, , . beftändig fort, die dur as interland führenden ege von wissenschaftlichen, kommerziellen und militärischen Expedition en durchkreuzen zu lassen und mit den im Hinterlande ansãssigen , J. 1 1 w k. *. Lage, als die Engländer ibren Sieg bei DOmdurman erfochten un Marchand in Faschoda eintraf, eine Lage, welche die schreckliche Gefabr eines französisch-britischen Krieges hervortreten ließ, welcher nur durch die Abgrenzung der beiderseitigen Einflußsphären in Afrika vermieden , 5. a a e Frage, betreffend 1 nische Hinterland, höchst wahrscheinlich in einer für uns nachtheiligen Weise . werde . 6 that , . Schritte; aber 6 war schon zu sxät. er französisch⸗britische Krieg konnte nur dur 6 w dem N irhar und den Iced! Tes 2 schworen werden. . vi ,, wenn sa, nicht , , die Konvention vom 21. März. bwohl dieselbe einen durchaus nega⸗ tiven Charakter hatte, da 5 Großbritannien und Frankreich nur Ver pflichtungen auferlegte, so machte sie doch in Italien großen Eindruck Auch die Regierung beschäftigte sich mit der Sache, obwohl sie sich bewußt war, daß von ihrer Seite keine Schuld und kein Mangel an Voraussicht vorliege. Um also zu einem Endergebniß 6. . . fi . an . gůnstigen Gelegen eit. ziese fan i in der efürchtung eines großen Krieges, welchen man um jeden Preis permeid'en wollte. gc wir 2 bei den ie, . befreundeten Regierungen, was wir vermochten, um die Kriegsgefahr zu vermeiden, die die Zivilisation be—⸗ drohte. Wir dürfen uns nicht zu sebr beklagen, . daraus fũr das Hinterland von Tripolis ein Nachtheil erwuchs, den wir ubrigens nicht verhindern konnten. Die Regierung ermangelte nicht, don ,. 4. Grab tz mien um hafte Aufschlüsse zu er⸗ inen, die ihr in reichlichem Maße und in der Art gegeben wurden, des jeder Zweifel an den durchaus woblwollenden Absichten die ser Mächte Aausgeschlessen ist. Die der Regierung gegebenen Versicke⸗ , . hann 69 . in . e. m mung Frankrei un nglands gegen Tripolis zu be— fürchten sei, ) daß richts gescheben erde, was die Sandels beziehungen . 27 , 1 , , K öõnne. offe, das diese freimüthige Darlegung die Frage der britisch ⸗französischen Konvention vom 21. März, 8 sie gal betrifft, auf ihren wabren Werth zurückführen wird, und daß meine Eiklärungen beweisen, daß die Regierung ibrte Pflicht gethan hat und daß si die Interpellanten und den Senat befriedigen, sowie die öffent- e , mg gerede, wird. Ich wünsche im Interesse der Wärde und der Erõße des Vaterlandes daß man in den Wechelfãllen der auswärtigen 16 Ne,. . en n ee, eischeinen, m Bei viel der Völker Frankreichs un roßbritanniens folgen wöge, wo, anstatt die politischen Männer anzuklagen und zu vernichten, alle Parteien, von der Presse und der öffentlichen Meinung unter- stũtzt, 3 a, r . wer 936 die . sind, und wo dieser Zusammenbalt und diese geschlossene Einigkeit der , diejenige Stärke e n, . er, und anzerschiffe wenig vermögen, nämlich die moralische Kraft, die unerläßliche Bedingung des Erfolges im Frieden wie im Kriege. Nachdem Vitelleschi und di Camporeale auf diese Erklärung erwidert hatten, wies der Minister Canevaro 1 des letzteren zurück welcher geäußert hatte, er Ae 2 einen Franzosen reden zu hören, nichk einen Italiener. Der Minister sagt. Wenn di Camporeale dem Vaterlande k n, 6 ar, . we er, dann dürfe er ein Urtheil, wie das vorstehende, abgeben. , der Minister die Behauptung zurück, daß er über ee, ,,, geurtheilt habe, und versicherte Vitelleschi . 6. die auswärtige Politik Italiens sei keine schwankende. ,. 2. Verbündeten Italiens hege gegenüber der Politik des Landes in der Gegenwart Argwohn. Wenn man sage, , Großbritannien handelten zu Italiens Nachtheil, ; ; ke 8 Ef. n eifel che , n, ; ; * nt Pe o voll un ganz den von dem Minister des Auen mn. im . . Regierung abgegebenen Erklärungen an und sagte, es fei unnüß, sich in grörterungen darüber zu ergehen, wen während dieser langen Reihe von Jahren die Verantwortlichkeit treffe; man . wahrscheinlich in der Frage der Verantwortlichkeit zu m Schluß kommen müssen, daß ein Jeder ein wenig Ver— n,, . habe. Vitellegchi's Wunsch sei berechtigt, daß ke Regierung sage, sie werde ihre Pflicht thun. Der Pänister— Präsident bestrift schließlich, daß die Politik der Regierung kit dem Jahre 1882 eine schwankende gewesen sei. = Darauf ö Erörterung geschlossen; ein Antrag wurde nicht ein

Spanien.

Vie „W. T. B.“ meldet, fand gestern in Madrid eine mntiklerikale Versamm lung siatt, in welcher heftige den gegen die Mönche und. Jefuiten gehalten wurden. lich mehrere Damen nahmen das Wort. Beim Verlassen ö Versammlungslokals versuchten die Theilnehmer eine Kundgebung in Scene zu setzen, wurden aber von der Polizei srätreut. In La Coruña wurde ebenfalls eine antiklerikale etsammlung abgehalten.

Griechenland.

( Wie das Wiener „Telegr⸗Korresp-Bureau“ aus Athen deldet, stellt der von dem österreichisch⸗ungarischen Delegirten penheimer verfaßte Jahresbericht über die Kontrole 41 Staatseinnahmen fest, daß letztere sich auf äs C09. Drachmen und 5s O)0 Francs beliefen. Das . sei ein sehr günstiges, es überschreite den Voranschlag i gestatte einen reinen Ueberschuß von 2 419 802 Drachmen den Schuldendienst zu verwenden, und zwar zur Hälfte he e, der Verzinsung, zur anderen Hälfte zur Er⸗ ung der Amortisation.

Amerika.

Der „Times“ wird aus Buenos Aires vom gestrigen Tage gemeldet, daß in der Provinz Buenos Aires zwischen der ö und der gesetzaebenden Körperschaft wegen des Vorgehens des Gouverneurs Irigoyen, welcher die Wahlen für die Provinzialkammern wegen vorgekommener Wahlfälschungen für ungültig erklärt habe, ein Konfl kt aus— gebrochen sei. Wenn derselbe auch einige Beunruhigung hervorrfe, so werde er doch kaum ernste Folge haben. In⸗ dessen werde ein Einschreiten der Bundesregierung voraussicht⸗ lich nothwendig sein.

Afien.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Peking, daß ein Kaiserlicher Erlaß das Revenuenamt angewiesen habe, 400 000 Tasëls zur Bescheffung des Materials für die Arbeiten zur Verminderung der Ueberschwemmungsgefahr am Gelben Flusse und 600 000 Tasls für die Kosten zur Er— richtung von Dämmen an den wichtigsten Stellen desselben zur Verfügung zu stellen. Außerdem sollen die Schatzämter des Reichs eine Zahlung von 2 Millionen Tasls zur Vertiefung der Flußmündung leisten. Der Erlaß befehle den Vize⸗Königen und Gouverneuren der Provinzen, ihr Aeußerstes zu thun, um das Geld aufzubringen, und beauftrage den Gouverneur von Schantung, sofort die Aufsicht über die Arbeiten zu übernehmen.

Aus Shanghai vom gestrigen Tage erfährt die Times“, daß der General-Inspektor der Zölle di- Absicht ausgesprochen habe, die Uebernahme der direkten Zollamts⸗Kontrole über die Likinsteuer-⸗Eintreibung in den Bezirken, deren Likin-Einkünfte für den Dienst der 1898 er Anleihe verpfändet sind, zu ver— schieben; derselbe empfehle, die Perioden der allgemeinen Ober— aufsicht auf 5 oder 6 Jahre zu erstrecken, aber die faktische Eintreibung in chinesischen Händen zu belassen.

Ueber das Gefecht bei Guingua auf Luzon ist in Washington eine Meldung des Generals Otis aus Manila eingetroffen, der zufolge die amerikanische Streitkraft aus 4 Bataillonen In— fanterie mit 4 Kanonen bestand. Der Feind sei mit schweren Verlusten aus seinen starken Verschanzungen vertrieben worden. Von den Amerikanern seien 2 Offiziere und 4 Mann gefallen, 3 Offiziere und 40 Mann verwundet worden.

Afrika.

Wie die „Agence Havas“ aus Pretoria erfährt, haben Tausende von Üitlanders eine an die Regierung der Südafrikanischen Republik gerichtete Petition unter— zeichnet, in welcher es heißt, daß keine Intervention irgend einer fremden Macht und besonders nicht die der britischen Regierung nöthig sei, um die Annäherung zu überstürzen, welche sich zwischen den Afrikandern und den Uitlanders anbahne. Weiter wird in der Petition gesagt, es sei vollkommen un— richtig, daß es in der Südafrikanischen Republik keine Sicher— heit für Leben und Eigenthum gebe, wie in einer jüngst an die Königin von Großbritannien abgesandten Adresse behauptet worden sei.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (71) Sitzung des Reichstages stand zunächst die erste Berathung des von den Abgg. Liebermann von Sonnenberg (Reformp.) und Ge— nossen eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend das Betäuben der Schlachtthiere, auf der Tagesordnung.

Zur Begründung des Antrags nahm das Wort der Abg. Dr. Vielhaben (Reformp.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des . der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.

Nr. 16 des Centralblatts für das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 21. April, hat fol⸗ genden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen; Ermächtigung zu Vornahme von Zivilstands⸗ Akten; Ableben eines Konsuls. 2) Finanz ⸗Wesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom L April 1898 bis Ende März 1899. 3) Allgemeine Verwaltungs⸗ Sachen: Bekanntmachung, betreffend das Verieichniß der Weinbau— berirke. 4) JustizWesen: Nachweisung der zur Vertretung des Militär Fiskus bei Pfändung des Diensseinkommens von Militär personen berufenen Militärbehörden im Ressort der Königlich sächsischen Militärverwaltung 5) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Roheisenproduktion.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen, und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen— produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat März 1893 auf 716 725 t; darunter Puddelroheisen und Srxiegeleisen 146 343 t, Bessemerroheisen 54 619 t, Thomasroheisen 387 323 t, Gießereirobeisen 125 419 t. Die Produktion im Februar 1359 betrug 632045 t, im März 1898 625130 t. Vom 1. Januar bis 31. März 1899 wurden produziert 2013758 t gegen 1 809 525 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Arbeiterausschüsse der Viersener Sammet— webereien beschlossen, der „Köln. Ztg. zufolge, da sich der Krefelder Ausstand dem Ende nahe, nunmehr ebenfalls erhöhte Lohn— forderungen zu stellen.

Bei der Firma Becker u. Co. in Leutzsch bei Leipzig haben, wie die „Lyz. Zig.“ mittheilt, am Sonnabend Vormittag ungefähr 150 Eisengießereiarkeiter die Arbeit niedergelegt, weil die von den Gehilfen aufgestellten und der Firmenleitung vorgelegten Forderungen von der letzteren als unannehmbar abgelehnt worden sind. Die Forderungen lauteten auf. 93 siündige Arbeitszeit, 30 3 Mindeststundenlohn für die Gießereibilfsarbeiter und 32 3 Mindest⸗ stundenlohn für die Schlosser und Kernmacher.

Zu der Ausstandsbewegung in Böhmen vgl. Nr. 965 d. Bl.) meldet W. T B.. vom gestrigen Tage aus Budweis, daß, obwohl über die Forderungen der Arbeiter bisher eine volle Einigung nicht erzielt worden ist, gestern auf 141 Barplätzen 709 Mann arbeiteten. Nach Eipel wurde, da sich in der ausstänsigen Arbeiterschaft eine gereijte Stimmung bemerkbar wachte, eine Kompagnie Militär zur Auftechterhaltung der Ruhe und Ordnung beordert. Auch in Hronov dauert dez Ausftand fort.

Aus dem beltzischen Ausstandsgebiet wird dem, W. T. B.“

gemeldet: In Mons ist die Zahl der Ausständigen gestern auf 10700 gestiegen, d. i. J000 mehr als am Sonnabend. In Ver⸗

sammlungen, die am Sonntag abgehalten wurden, erklärten die Arbenigeber allgemein, sie könnten die verlangten Lobnerböhungen nicht bewilligen, da sie seit 13965 eine mehr als 25 projentige Lobn⸗ erböbung bewilligt haben. Im Zentralbecken und in Char⸗ leroi ist die Lage dieselbe wie am Sonnabend. Im Becken von Lüttich hat die Zabl der Ausständigen um etwa tausend ab= genommen. Wie verlautet, beschlossen die Slasarbeiter im Becken von Charleroi, gemeinsame Sache mit den Grubenarbeitern zu machen. Der Industrierath ist auf ,. nach Charleroi einberufen. Allem Anschein nach wird der Ausstand noch die ganze Woche bin⸗ durch dauern.

In Cartagena sind, dem W. T. B.“ zufolge,

600 Hafenarbeiter in den Ausstand getreten. gestern

Kunst und Wissenschaft.

In Goslar ist, wie die „Goslar'sche Zeitung“ meldet, der Maler Professor Hermann Wislicenus, der ö. Schöpfer der Gemälde im dortigen Kaiserhause, heute früh gestorben. Er war am 20. Sertember 1825 in Eisenach geboren, besuchte vom Jahre 1844 ab die Akademie zu Dresden und wurde später Schüler Bendemannis, dann Schnorr'3. Sein erstes Bild: „‚Ueberfluß und Elend“ wurde für die Dresdner Galerie angekauft (Karton im Maseum zu Leipzig) Im Jahre 1853 begab er sich mit einem Reisestipendium nach Ftassen, wo er sich in Rom besonders an Cornelius anschloß. Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Weimar nieder. Er führte hier ver— schiedene Aufträge aus, wie den großen Karton „Götter. bacchanal zu einem Deckengemälde für ein Haus in Leipzig und zie Oelbilder. Die Nacht für Seine Königliche Hoheit den Großherzog), Die Phantasie! (für den Grafen von Schack in München), „Die vier Evangeliften“ (für die Grabkapelle der Groß⸗ heriogin Maria Paulowna in Weimar), sowie mehrere Zeichnungen, wie Ruhmeshalle deutscher Dichter (im Maseum zu Welmar). „Die Deukalion'sche Fluth. (ebendaselbst, Die Prometheussage“ (im Museum zu Leipzig) Für das Treppenhaus des Römischen Sauses in Leipzig malte er Brutus Urtheilsspruch“ und ‚Die Mutter der Gracchen⸗ Im Jahre 1868 folgte Wi licenus einem Rufe als Professor an die Akademie zu Düsseldorf. Hier entstanden die großen Gemälde „Die vier Jahreszeiten? (in der biesigen Königlichen National. Galerie), Germania auf der Wacht am Rhein“, „Die Lurlei? u. a. Im Jabre 1377 erhielt Professor Wielicenus den Ersten Preis in der Konkurren; um die Ausmakung des Taisersaales in der Pfalz zu Goslar mit Gemälden aus der deutschen Ka:sergeschichte und Sage, deren Ausführung ihn bis zum Jabre 1897 in Gemeinschaft mit Schülern und Gehilsen beschättigt hat. Seine Bilder zeichnen sich durch edlen Stil. Schönheit der Formen und Linien, treffliche Zeichnung sowie gedankenreiche Kompositign aus.

Wie die „Krefelder Zeitung“ meldet, hat die Vereinigung der Krefelder Kunstfreunde einen ansehnlichen Theil der bekannten Sammlung von Bildwerken der italienischen Renaissance don Adolf von Beckerath in Berlin für 70006 M als Seschenk für das Kaiser Wilhelm Museum zu Krefeld angekauft.

Aus Venedig vom 24. April meldet W. T. B.: Heute Vormittag eröffnete Seine Königliche Hoheit der Herzog won Genug die oritte internationale Kunstausstellung. Der Sindaco und der Minister der öffentlichen Arbeiten Lacada hielten Reden. Letzterer sprach hierbei den Wunsch aus, daß das berühmte Dogen ⸗Schiff „Bueintoro“ wieder hergestellt werde. Die Ausstellung ist glänzend beschickt. In der Stadt herrscht reges Leben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul; und Klauenseuche ist dem Faiserlichen Gefundheitsamt gemeldet worden vom Viehbofe zu Essen a. Ruhr am 24. April, ebenso unter einem Rindvieh⸗ bestand vom Schlachtviehhofe zu Berlin an demselben Tage; da Erlöschen der Maul und Klauenseuche unter den Schweinen vom Viehhofe zu Berlin wurde gemeldet am 24. April, der Au. bruch und das Exlöschen der Maul. und Klauensenche unter Ueber- ständern vom Viehhofe zu Nürnberg am 22. April.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

In der gestrigen Aufführung von Donizetti's Oper Lucia von Lammermoor“ setzte Frau Alma Fohström in der Titel rolle, welche einen wichtigen Bestandtheil im Repertoire aller Koloratursängerinnen bildet, ihr Gastspiel fort. Die zarte und, wie neulich schon hervorgehoben wurde, noch immer unge— mein ansprechende Stimme der Sängerin vollführte in den großen Arien des ersten und dritten Akts wabre Wunder an birtuoser Kehlfertigkeit; die Staccati gelangen glänzend, und die Läufe waren ven perlender Reinheit und Klarheit; nur die Triller waren nicht immer einwandfrei. Trotzdem ist die Sängerin noch immer eine hervorragende und hörenswerthe Künstlerin auf dem Gebiete des Koloraturgesanges, und man vergißt über ihrem bedeutenden gesanglichen Können das fast allzu kühle Gleichmaß ihres Spiels, welche von der heißblütigen Leidenschaftlichkeit des musikalischen Ausdrucks etwas absticht. Der zweite Gast des Abend, Herr Ottfried Hagen vom Hoftheater in Coburg, konnte weniger befriedigen. Es gebricht seinem Organ an Wohllaut und Schulung und seinem Spiel an Vornehmbeit. Herr Laria in der Rolle des brüderlichen Böfe— wichts Lord Asthon erfreute wieder durch den Glanz seiner Stimme und die Kraft seines Vortrags.

Residenz⸗ Theater.

Die jetzigen Repertoirestücke, der Einakter Zum Einsiedler“ von Benno Jakobson und der von demselben Verfasser aus dem Französischen übersetzte Bisson'sche Schwank Der Schlafwagen⸗ Kontroleur“ („Le contröleur des wagons-lits“), erlebten gestern das Jubiläum der häanderisten Aufführung. Nach dem ausverkauften Hause zu schließen, erfreuen sich dieselben noch immer einer großen Beliebtheit und unverminderten Zugkraft. An Beifall und Hervorrufen feblte es ebensowenig wie an zahlreichen Blumenspenden. Neben den Mitwirkenden, dan Damen Thaller, Sorger, Steinheil, Becker und den Herren Rickelt, Böttcher, Georg, Pansa, Seldeneck,

Werner u. A., theilten sich der Verfasser und Uebersetzer Herr Jakobson und Direktor Lautenburg in die Ehren des Jubiläumsabends. der voraussichtlich nicht der letzte sein dürfte, welchen die lustigen Werke zu verzeichnen haben werden.

Im Töniglichen Opernbause geht morgen Wilhelm Tienzl's musikalisches Schauspiel Der Evangelimann“ zum b4. Male unte? Mitwirkung der Herren Bulß, Spkva, Mödlinger, Lieban, Tnüpfer, Stammer, Philipp und der Damen Goetze und Egli in Sæene, Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Hierauf folgt das Ballet m ,

mn Königlichen Schauspielhause wird morgen Hebbel's Tragůdle „Herodetz und Maxtamne“ mit Fräulein Poppe und Herrn Matkowtky in den Hauptrollen gegeben; außerdem wirken die Damen Ellmenreich und Lindner sowse die Herren Ludwig, Kraußneck, Pohl, Molenar, Arndt, Junker und Heine darin mit. Im Berliner Theater gelangt morgen „Ein Wintermärchen“ mit Frau Veresina Geßner (Hermione) und Herrn Otto Sommier⸗ storff (Leontes) zum letzten Mal in dieser Spieljeit zur Auffübrung.

In der ain Donnerttag stattfindenden Erstaufführung von Anzen« ruber's Volksschauspiel „Der Guwissenswurm“ im Lessing⸗ heater wid die Horlacherlies von Fräulein Jenny Groß und der

Dusterer von Herrn Ferdinand Bonn gespielt werden. Ferner sind noch in hervorragender Weise die Herren Jarno, Pagay und Pfeil,